Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Sa 16. Jan 2016, 10:39 
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Die Sonne war vor etwa einer dreiviertel Stunde hinter dem Horizont versunken. Die Leute gingen in den Straßen der Stadt noch immer ihrem Tagwerk nach, die ersten machten sich langsam auf den Weg nach Hause. Alle atmeten tief ein, spürten zum ersten Mal in diesem Jahr die warme Luft, die die Winterkälte vertrieb und selbst in der Nacht nicht verschwand. Die Bauern hatten ihre Wintermäntel abgelegt, die Adeligen die Pelze, die Bürger ihre tief ins Gesicht gezogenen Mützen. Kinder liefen johlend einem Ball hinterher. Man konnte sogar den Gesang von einigen Vögeln zur Abendstunde vernehmen, der seit scheinbaren Ewigkeiten nicht mehr zu hören gewesen war. Das Kommen und Gehen der Jahreszeiten, war schon immer ein Schauspiel gewesen, dem Leif eine ganze Menge abgewinnen konnte. Frühling war insbesondere interessant zu beobachten und es war interessant zu beobachten, wie die Stimmung der Menschen ebenso erwachte wie, wie die im Schlaf liegende Natur. Der Salubri ließ sich treiben und beobachtete was sich um ihn herum abspielte. Er hatte im Moment eine ganze Menge Zeit, insbesondere weil er im Moment keiner feste Arbeit nachging. Aber das war auch gut so, denn es war Zeit sich wieder ein wenig mehr auf sich selber zu besinnen und die turbulenten Zeiten hinter sich zu lassen. Schließlich atmete der Nordmann die Frühlingsluft einmal tief ein und ging in Richtung des Marktplatzes mit dem Belfried, der zu jeder Tages- und Nachtzeit einen schönen Anblick bot. Nicht, dass er wüsste wie der Turm im Sonnenschein aussah, dachte Leif schmunzelnd. Einige Marktstände an denen Bauern gerade ihre Ware verkauft hatten wurden langsam zusammen geklappt und die Tische und Bänke auf Wagen geladen. Für die Bewohner des Umlands bedeutete der Abend noch eine kürzere oder weitere Heimreise. Einige Bürger waren glücklich über die erfolgreich erledigten Einkäufe. Einige Frauen waren um einen Blumenstand versammelt und bewunderten die neuen Pflanzen, die seit einigen Jahren im Zentrum von Brügge auf dem ehemaligen Schlachtfeld des Krieges wuchsen und zum ersten Mal in diesem Jahr ihre Blüten zeigten.

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In der Nähe des Belfrieds erkannte Leif Jan van Hauten und den jungen van de Burse, die gerade das Gebäude verlassen hatten und über irgendetwas debattierten. Hinter einem der Stände bewegte sich kaum merklich eine Gestalt und kam nach einem kurzen Zögern auf ihn zu. Alidas ehemaliger Ghul Georg. Leif beobachtete seine Umgebung zwar genau, aber aber dabei beließ er es auch für das Erste. Die Blumen waren schön, allerdings hatte Leif an Pflanzen ehr ein Interesse wenn sie einen Nutzen hatten, sei er heilkräftiger oder ernährender Natur. Er kannte die Gewächse von seinen Reisen durch den nahen Osten und war überrascht, dass sie überhaupt in diesem Klima gediehen. Als er die anderen Kainiten sah, die gerade aus dem Belfried kamen zog sich Leif ein wenig mehr in die Schatten zurück. Jan van Hauten und Frederik. Der Salubri überlegte. Sie waren die nächste Generation von Brügge, beide mit bereits mit Ämtern und Würden versehen, hatten ihre eigenen Rechte und Pflichten in dieser Stadt und doch waren sie noch so jung. Er schüttelte kurz den Kopf. ‘Jugend’ war wohl ehr eine Frage der Perspektive. Dann war da noch Georg, Alidas Kind. Leif erinnerte sich noch an sein letztes Zusammentreffen mit dem Mann, damals als Andrei in Brügge gerichtet wurde. Der jugendlich aussehende Mann kam auf ihn zu und blieb in Armeslänge stehen. Sein Mund war zu einem skeptischen Strich verzogen und der Blick drückte Skepsis, wenn nicht Besorgnis aus. „Leif?“ Er ließ seinen Blick über das Treiben auf dem Marktplatz streifen fixierte dann den Nordmann. „Ich hoffe, du verzeihst, aber ich schenk mir hier in der Öffentlichkeit das mit dem Verbeugen. Würden die Leute wohl etwas befremdlich finden…“ Keiner beachtete den braunhaarigen Mann näher und das schien ihn ein wenig zu beruhigen. “Georg.” Leif nickte nur kurz mit dem Kopf. “Verbeugungen bedeuten mir nichts und ich vermute Alida ebensowenig, weswegen ich von ihrem Kind eine ähnliche Einstellung erwarten. Ich schlage vor, jetzt und für die Zukunft sparen wir uns diese Höflichkeiten einfach.” Leif schaute Georg kurz interessiert an. “Kann ich dir irgendwie helfen?” Georg nickte. Er sah so aus als hätte er nichts anderes von seinem Gegenüber erwartet. „Alida hat mich gebeten nach dir zu suchen.“ Man konnte Georg ansehen, dass es irgendetwas an der Geschichte gab, dass ihm ganz und gar nicht zu gefallen schien. „Hast du einen Moment um dich mit ihr zu treffen?“ Leif hatte den wagen Eindruck, dass der ehemalige Ghul es begrüßen würde, wenn Leif einfach kurz verneinen würde.

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“Alida?” Erst hatten sie jahrelang nichts mehr miteinander zu tun und jetzt in letzter Zeit so viel. “Es wäre wohl kaum höflich eine solche Bitte abzuschlagen, weswegen ich es auch nicht tun werde.” Er schaute sich Georg inzwischen ein wenig interessierter an. “Du musst mich aber nicht eskortieren. Ich bin sicher du hast etwas Besseres zu tun, als mich durch die Stadt zu führen.” Es war offensichtlich, dass Leif Georgs Unmut bemerkt hatte und vermutete das es mit dem Botengang zu tun hatte. Georg seufzte, ließ ein nachdenkliches Nicken folgen. „Ich dachte mir, dass ihr ja sagen werdet. Nun denn.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und schritt fast etwas zu hastig über den weiten Marktplatz vorbei am Belfried. „Ich weiß, dass Ihr keine Eskorte braucht, aber vielleicht ‚nen Stadtführer… Die van de Burse haben überall in der Stadt ‚nen Schuppen, ‚en Lager oder ‚n Geschäftsgebäude. Da kann man als nicht Eingeweihter gern mal ‚n wenig durcheinander kommen.“ Sie ließen das Zentrum der Stadt schnell hinter sich, durchquerten die wohlhabenden Viertel der Stadt, dann diejenigen der Handwerker. Man roch das Feuer von Schmieden, die Chemikalien der Färber und Tuchwalker, frisch gebackenes Brot. In der Nähe des Hafenviertels blieb der Tsimisce kurz stehen, beobachtete seine Umgebung und hielt schließlich auf ein mehrgeschossiges altes Fachwerkhaus zu. Die Fensterläden waren geschlossen und soweit man erkennen konnte brannte in keinem der Fenster ein Licht. Georg zog einen Schlüssel aus der Tasche und schloss die hölzerne Eichentür auf. „Das alte Handelskontor der Familie. Hier werden täglich die Geschäfte getätigt. Das gute Haus is’ wohl an die 150 bis 200 Jahre alt… und steht immer noch.“ Er hielt Leif die Tür auf, ließ den Heiler eintreten, folgte und entzündete in dem dunklen Raum fast blind eine Kerze, die er sogleich hinter einen Glasschirm stellte.

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Leif sagte nichts und gab Georg nur zu verstehen, dass er ihm folgen würde. Schließlich als sie das Haus erreichten antwortete er kurz. “Du würdest dich wundern was nach 150 bis 200 Jahren sonst noch so stehen kann.” Schließlich trat er mit dem Tzimisce in das Fachwerkhaus ein. Tzimisce...warum waren es eigentlich immer Tzimisce dachte er sich noch im Stillen. Der ehemalige Ghul stieg im spärlichen Licht der Flamme eine Holztreppe hinauf, wandte sich an deren Ende nach links und öffnete die zweite Tür auf der rechten Seite. Er tat dies mit so routinierten Bewegungen wie sie Blinde in ihren eigenen vier Wänden aufwiesen. Keine Frage: Hier kannte sich der braunhaarige Mann aus. Wieder hielt er Leif die Tür auf. „Nur herein spaziert in die gute Stube.“ In seinem Tonfall lag ein Hauch von Sarkasmus. Leifs Augen gewöhnten sich in einer einzigen Sekunde an die dämmrige Umgebung. Große Bücherregale waren an den Wänden angebracht und beinhalteten gigantische Wälzer mit Verträgen, Lieferbeständen, Notizen, Kosten, Nutzen… eine eigene Sprache, die die Familie van de Burse für gewöhnlich fast fließend beherrschte. Georg schritt an ihm vorbei und platzierte die Kerze auf einem breiten Schreibtisch, der wohl tagsüber für Verhandlungen genutzt wurde. An einem gegenüberliegenden Fenster verharrte Alida und sah in die Nacht hinaus. Als die beiden Männer sich umwandten versuchte die ein freundliches Lächeln, aber es schien ihr nicht so ganz zu gelingen. Sie nickte Georg dankbar zu, der mit skeptischem Gesichtsausdruck nach einem der dick gepolsterten Stühle griff, diesen zur Seite zog und dann ohne zögern darin Platz nahm. Die blonde Frau trat auf Leif zu. „Danke, dass du Zeit hast und Georg hierher gefolgt bist.“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe, wie immer ein Zeichen dafür dass sie nachdachte.

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Er folgte Georg über die knarrenden Treppen und hielt sich vorsichtig an seinen Führer, der sich in den Räumlichkeiten so gut auskannte. Schließlich erreichten sie den Raum und Leif war sofort ein wenig besorgt, oder zumindest vorsichtig. Wenn Alida ihn sprechen wollte, ging es normalerweise um etwas wichtiges. Beide waren nicht gut im gegenseitigen Smalltalk. “Alida.” Leif nickte ihr kurz zu. “Was gibt es?” Alidas und Georgs Nervosität schien ihn inzwischen ein wenig anzustecken und er war nicht mehr ganz so ruhig wie zu Beginn des Abends. „Du fragst dich sicher, was diese Nacht- und Nebelaktion soll, oder? Nun… Es geht um diesen Tsimisce, der vor einigen Jahren die Stadt heim gesucht hat.“ Sie deutete auf den braunhaarigen Mann. „Georg hat mir damals berichtet, dass dieser Andre 20 Wachmänner abgeschlachtet hat, dazu viele andere Bewohner Brügges, Frauen Kinder, Verbündete von ihm, die Stadt ausgeraubt haben. Er ist nachdem er für 50 Jahre aus der Stadt verbannt wurde weiter gereist, hat Paris, Frankreich, Spanien besucht…Sie verschränkte die Hände vor der Brust. „Er ist wieder hier. Ungefähr 30 Meilen von hier um nicht unsere Grenzen überschreiten zu müssen.“ Es war an der Reaktion des Nordmannes offensichtlich, dass ihn diese Nachricht überraschte. Er setzte sich ebenso wie zuvor Georg auf einen der gepolzerten Stühle und atmete einmal unnötigerweise aus. “Andrei?” Leif schüttelte kurz den Kopf. “Was ist es eigentlich was die Mitglieder deines Clans so sehr an dieser Stadt interessiert? Sie scheinen fast besessen von diesem Flecken Erde zu sein.” Leif sprach offensichtlich seine Gedanken laut aus. “Was will er denn? Hat er dich etwa kontaktiert? Ihr hattet ja damals nicht das Vergnügen.”

„Der gute Andre war damals anscheinend recht enttäuscht darüber mich nicht angetroffen zu haben. Und diesen Umstand möchte er gerne korrigieren. Er hat mich zu sich eingeladen, mich um ein Treffen gebeten.“ Leif schwieg für eine ganze Weile und schaute Alida nur zweifelnd an. "Und? Gehst du? Und wenn du gehst, was versprichst du dir denn davon?" Sie ließ sich ebenfalls in einen freien Stuhl sinken. „Ich bin alles andere als erbaut darüber. Ich will mich nicht mit diesem Unhold treffen, aber… nun ja… wie drück ich das am Besten aus? Ich habe nicht unbedingt einen guten Stand im Osten und ich vermute es wäre für Brügge und alle Bewohner besser wenn ich versuchen würde Frieden mit den Tsimisce im Osten zu schließen. Andrei verfügt über viele Kontakte, Verbündete…“ Leif konnte ein wenig begeistertes Schnauben aus der Richtung von Georg vernehmen. Offensichtlich war er ganz anderer Meinung. Alida fuhr fort. „Er hat mich eingeladen, sichert freies Geleit zu. Für mich und eines meiner Familienmitglieder. Das einzige kainitische Familienmitglied, das ich habe ist Frederik.“ Sie schluckte. „Frederik ist ein fähiger Toreador, aber er ist kein Kämpfer und wäre schneller Asche als ich zuschauen könnte.“ Wieder schwieg sie. „Ich wollte fragen ob du mit mir gehen würdest.“ "Deine Intention ist nobel Alida, aber Tzimisce aus dem Osten spielen immer nach ihren Regeln, insbesondere solche wie er. Das hat er beim letzten Mal klar gemacht als er hier war. Sie werden sich nehmen was sie wollen, Frieden oder nicht." Leif schien nachzudenken und schüttelte nur mit dem Kopf. Auch er schien eine ganz eigene Meinung bezüglich dieses Themas zu haben. "Ich glaube deine Reise ist vergebens, aber wenn du denkst das es hilfreich ist habe ich keine Einwände dagegen...Was deine Begleitung angeht - ich bin keines deiner Familienmitglieder Alida. Ich hätte kein Problem damit mit dir zu gehen, aber wenn man die Bedingungen des Tzimisce genau auslegt..." Er ließ den Rest des Satzes ungesagt und hob nur kurz die Schultern. Alida sah zögernd in Richtung Georg, der die Fäuste geballt hatte, dann wieder zu Leif. „Ich bin in der Lage dich wie Frederik aussehen zu lassen. Und von allen Kainiten hier in dieser Stadt bist du derjenige, der nach einigen Nächten wieder ganz der alte sein ist. Du bist der Einzige hier, der vom Blut her stärker ist als die fleischformerischen Kräfte, die ich wirken kann.“

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Leif sagte lange Zeit nichts und schüttelte schließlich nur mit dem Kopf. "Es tut mir Leid Alida. Aber unter diesen Umständen muss ich leider Ablehnen. Ich lasse niemanden mit dieser Disziplin an mir herumspielen. Das hat nichts mit dir zu tun, aber auch wenn ich in ein paar Tagen wieder aussehe wie vorher ist das keine Option für mich." „Es gibt Schlimmeres als das… Aber ich verstehe was du denkst… ich habe mich auch lange gegen diese Disziplin gewehrt.“ Georg beugte sich nach vorne. „Und das war auch gut so. Diese Disziplin bringt nichts und auch wirklich gar nichts Gutes mit sich. Wenn du schon der Meinung bist, dass du gehen solltest, dann nimm’ Frederik oder mich mit. Dann brauchst du auch gar nicht erst an solche Perversionen zu denken. Alida, Netter Nachmittag mit Kuchen und Tee? Das ist Irrsinn. Einem Unhold wie Andrei kann man nicht trauen.“ Alida schüttelte vehement den Kopf. „Nein, die Disziplin ist nicht nur schlecht. Sie eröffnet einem viele Möglichkeiten… Das solltest du mittlerweile auch einsehen, Georg.“ Sie funkelte ihn an, doch er blickte nur wütend zurück und schließlich wandte sich Alida wieder Leif zu. „Ich kenne jemanden, der mir geraten hat zu diesem Treffen zu gehen. Diese Person weiß genug über Andrei um zu der Erkenntnis gelangt zu sein, dass er in seinem seltsamen Rahmen ein Ehrenmann ist… Und Tsimisce ist die Gastfreundschaft heilig.

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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Verfasst: Sa 16. Jan 2016, 10:39 


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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Sa 16. Jan 2016, 11:44 
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Leif beobachtete den Austausch zwischen Alida und ihrem Kind mit Interesse, aber ohne sonderliche Überraschung. Er kannte Georgs Meinung bezüglich seiner Herkunft bereits seit ihrem letzten Treffen und im Stillen gab er ihm sogar recht. “Oh ich habe keine Zweifel bezüglich Andrei’s Gastfreundschaft. Er hat eine Menge von einem friedlichen Treffen zu gewinnen, mehr als von einer Falle, aber ich will mich nicht fleischformen lassen. Weder von dir, noch von sonst irgendjemandem.” Leif stand wieder auf und ging ein wenig auf und ab es schien in ihm zu arbeiten. Die kleinen Rädchen in seinem Kopf waren fast sichtbar. Schließlich boxte er ohne Vorwarnung mit seiner Faust gegen einen der alten Balken und es war nicht ganz klar ob dabei das Knacken von Knochen oder Holz zu hören war. Dem Salubri schien das ganze aber nichts weiter auszumachen, denn er fuhr sich danach mit mit der gleichen Hand über die Augen. “Aber gut, ich werde es tun. Ich schulde es der Stadt und ich vertraue dir inzwischen mehr als ich es je gedacht hätte Alida." Er setzte sich wieder. "Auch wenn ich natürlich schon jetzt hoffe, dass ich diese Entscheidung später nicht doppelt und dreifach bereuen werde. Ich habe mir einmal gesagt ich werde nie wieder einen Tzimisce Hand an mich legen lassen....” Er sagte nichts weiter und schloss einfach die Augen. “Also fang an. Mach was du machen musst, je weniger ich von dieser Höllendisziplin sehe, desto besser.” Seine Abneigung gegen das was folgen würde war alles andere als subtil. “Eine Frage habe ich aber noch, hast du eigentlich Erfahrung damit? Hast du schon einmal jemanden exakt kopiert? Ich kann nämlich gerne darauf verzichten, dass Andrei mich in vier Teile zerhackt, weil ich versucht habe ihn zu täuschen. Dazu kommt, dass er recht schlecht auf mich zu sprechen zu wahr bei unserem letzten Treffen.”

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Mi 20. Jan 2016, 21:55 
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Die letzte Frage schien die blonde Tzimisce zu verunsichern. Sie senkte den Blick, fixierte dann fast entschuldigend Georg, dann wieder Leif. „Sagen wir’s mal so: Ich hatte einen guten Lehrer.“
Der Verwalter der Van de Burse erhob sich in erstaunlich raschem Tempo von seinem Stuhl. Seine Stimme war voller unterdrückter Wut. „Nichts für ungut, Alida. Aber der Plan is‘ Irrsinn! Dieser Unhold hat‘s nicht verdient, dass ihr euch mit ihm trefft. Wenn er euch die Köpfe abschlagen lässt, unabhängig davon, ob er Leif jetzt erkannt hat oder nit, könnt er einfach wieder brav im Osten verschwinden und keiner hier in Flandern oder Frankreich würd‘ ‚nen Finger krumm machen um ihn aufzuhalten. Und dafür zu Fleischformen zu greifen ist… abartig…“

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Er ging Richtung Tür. „Verzeih mir, Alida. Aber ich schau bei diesem Plan nit länger zu.“ Er nickte kurz in die Richtung von Leif um der Höflichkeit Genüge zu tun, dann ließ er laut die Tür ins Schloss fallen.
Alida sog tief die Luft ein.

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Zuletzt geändert von Alida am Fr 1. Jul 2016, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Do 21. Jan 2016, 13:28 
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Leif hielt sich nach wie vor aus dem Streit der beiden Tzimisce raus. Es war nicht sein Platz hier seine Meinung zu äußern und noch dazu gab Georg eigentlich von Herzen Recht bei allem was er sagte. Es war nämlich absoluter Irrsinn und ein gefährlicher noch dazu, aber wahrscheinlich wäre es noch dümmer Alida alleine zu Andrei gehen zu lassen. Auch Leif seufzte tief. Der ganze Plan fing schon unheilbringend an. Trotzdem musste es weitergehen und ein paar ermutigende Worte würden jetzt sicher nicht schaden. Nachdem Georg den Raum verlassen hatte räusperte sich der Salubri. “Also irgendwann ist ja immer ein erstes Mal, nicht wahr Alida? Lass dir ruhig Zeit und Sorge dich nicht, viel kaputt machen kannst du nicht was nicht wieder hin zu biegen wäre.” Leif zuckte bei diesen Worten innerlich zusammen. Er bot sich als freiwilliges Opfer für die ersten Fleischformversuche einer Tzimisce an. Herzlichen Glückwunsch dachte er sich noch einmal grimmig. Er hatte nun offiziell den Verstand verloren.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Do 21. Jan 2016, 21:42 
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Alida sah dem ehemaligen Ghul hinterher. „Das ist nicht mein erstes Mal, Leif…“ Sie wandte sich ihm wieder zu. „Mein erstes Mal… das war Georg… Das alles ist über hundert Jahre her. Mein Erzeuger hat an ihm geübt und ich habe versucht den Schaden so gut ich konnte wieder zu beseitigen… Die beiden mochten sich nicht wirklich. Georg ist nicht gut darauf zu sprechen und das kann ich verstehen.“ Sie trat näher an Leif heran. „Nichtsdestotrotz: Danke für dein Vertrauen.“ Sie hielt einen Moment inne. Dann fragte sie: „Bist du dir sicher?“ Sie wartete auf sein Nicken und zögerte erneut lange. Ihre blauen Augen musterten seine Gestalt, sein Haar, sein Gesicht… wie ein Barbier bevor er die Haare mit der Schere bearbeitete, ein Bildhauer bevor er den Meißel ansetzt…

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Dann berührte sie mit den Fingerspitzen die Haut seiner Schläfen, den Haaransatz, den Rücken. Sie verschob Muskeln, massierte das untote kainitische Fleisch an ungewohnte Stellen, ging dabei vorsichtig aber mit fast geübter Hand vor. Es fühlte sich fremd, ungut und verstörend an, schmerzte aber nicht. Leif kannte die Wirkung von betäubenden Substanzen mit denen man das Gefühl entfernte, Haut mit seinen Nervenenden vom Rest des Körpers abkoppeln konnte um kleine oberflächliche Operationen durchführen zu können. Die Empfindung musste ähnlich sein: Das war sein Körper und gleichzeitig war er es auch wieder nicht.
Schließlich hielt Alida inne und rieb sich die Hände. Dann nickte sie. Sie griff in ihre Tasche und zog einen kleinen Spiegel hervor. Das Ergebnis war ein Ebenbild von Frederik und gleichzeitig war da noch etwas anderes: ein fremder Ausdruck auf dem bekannten Gesicht.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Fr 22. Jan 2016, 13:09 
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Leif ließ die Augen während des gesamten Prozesses geschlossen und unterdrückte das Gefühl von Ablehnung und Ekel, welches sich in ihm aufbaute wann immer Alida einen seiner Muskeln formte, Haut verschob oder sein Fleisch wie nassen Ton formte. Alles fühlte sich unnatürlich an und er musste sich zusammenreißen seine Vitae nicht zu verbrennen um die Veränderungen sofort rückgängig zu machen. Seine eigene Disziplin Valeren schien das Gefühl der Abnormität noch zu verstärken, denn er spürte durch sie umso intensiver welche der umgeformten Teile nicht seine eigenen waren. Schließlich nahm er den angebotenen Spiegel und betrachtete sein neues Gesicht. "Ich sehe zwar aus wie Frederik, aber irgendwie ist es schon anders." Er befühlte sein eigenes Gesicht und sah die Unterschiede. Er erkannte die Augen die sehr viel mehr Zweifel ausstrahlten, als die von Frederik. Dies war jedoch kein Zweifel bezüglich ihres Plans, sondern eine generelle Vorsicht die Leif immer verspürte. Außerdem hatte er einen harten Zug um die Lippen, an den er sich bei dem Toreador selbst nicht erinnerte. Ein Gesicht war eben nur ein Gesicht und wurde von den Emotionen des Trägers ebenso geformt wie von Augenbrauen, Nase und Mund. Leif seufzte. "Das ist dir doch gut gelungen Alida. Es sollte mehr alls ausreichend sein für das Treffen. Sag mal kennt Andrei Frederik eigentlich? Muss ich auf irgendetwas bestimmtes achten?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Sa 23. Jan 2016, 15:57 
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Alida sah ihn etwas irritiert an. Die vertraute Stimme ihres Neffen schien sie kurzzeitig zu verwirren. Dann schüttelte sie den Kopf. „Der Unhold hat sich nicht im Geringsten für Frederik interessiert. Toreador scheinen in seinen Augen wohl weder ernst zu nehmende Feinde noch potentielle Freunde zu sein. Und über die genauen sterblichen Familienbande der einzelnen Kainiten in Brügge ist er wohl nicht informiert. Ich hab Frederik gebeten in den nächsten Tagen das Haus nicht zu verlassen. Bis du alle…“ Sie suchte nach dem richtigen Wort. „… Verletzungen heilen kannst. Ich hab Balduin gebeten Alyssa nach London zu begleiten. Ich hoffe, das war in Ordnung? Nach dem Blutentzug kann sie sich dort um die Organisation des Kontors unserer Familie dort kümmern.“ Sie sah das vertraute und doch fremde Gesicht an, biss sich auf die Unterlippe. „Du wirst in den nächsten Nächten klar kommen, oder?“

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: So 24. Jan 2016, 16:14 
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Leif nun mit dem Gesicht von Frederik löste sich langsam von seinem Spiegelbild und nickte Alida zu. Es war wohl als Zustimmung auf die Frage nach Balduin gemeint. "London?" Er klang überrascht. "Ich wusste nicht einmal das das eine Option war. Hättest du etwas gesagt, dann hätte ich Charlotte mit den beiden mitgeschickt. Ich werde sie nämlich ebenfalls bald nach London an Mithras Hof schicken. In den Baronien von Avalon kann sie sicherlich noch eine ganze Menge lernen und es schadet Brügge auch nicht ein paar Augen und Ohren dort zu haben." Leif erhob sich schließlich und ging einige Schritte auf und ab. "Wenn du willst kann sie ab und an ein Auge auf Alyssa haben, dann ist sie zu Beginn der Umgewöhnung nicht ganz so allein und sie ist ein wenig sicherer vor den anderen Kainiten." Leif berührte noch einmal seine neue Nase. "Was den Rest angeht komme ich schon klar, auch wenn ich denke das es klug ist wenn Frederik den Kopf die nächsten Tage ein wenig unten hält, zumindest bis das Treffen vorüber ist. Ist ansonsten alles geklärt? Wollen wir uns auf den Weg machen?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Mo 25. Jan 2016, 18:14 
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Alida verzog bei Leifs Bemerkung, Charlotte zu Alyssas Sicherheit mit nach London zu schicken das Gesicht, als hätte sie einen unangenehmen Geschmack im Mund. „Ich halte das nicht für eine so gute Idee. Charlotte ist deine Vertraute und mit Sicherheit vertrauenswürdig, aber ich denke, Alyssa wäre mehr damit gedient, wenn sie in Zukunft den Kontakt zur kainitischen Welt auf ein Minimum reduzieren würde. Sie ist nicht dafür geschaffen und es frisst sie über kurz oder lang auf. Es war ein großer Fehler, sie zum Ghul zu machen, den ich noch lange Zeit bereuen werde. Sie soll ihr eigenes Leben führen können, so wie sie es für richtig hält.“
Alida ging Richtung Ausgang und öffnete die Tür. „Ich habe hier in der Nähe, bei unserem ersten Vorarbeiter, zwei Pferde abstellen lassen. In einer halben Stunde müssten wir aufbrechen können. Ich hab ein paar Kleidungsstücke von Frederik mitgebracht. Sie liegen da drüben auf dem Schrank.“ Alida deutete zu einem Kasten auf der rechten Seite in der Nähe der Regale mit den Geschäftsbüchern. „Er ist sicher eine Handbreit kleiner als du und hat weniger breite Schultern. Brauchst du noch etwas bevor wir aufbrechen?“

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Di 26. Jan 2016, 09:04 
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"Was immer du meinst Alida. Ich hielt es lediglich für höflich dir das Angebot zu machen, ich sehe nun das ich falsch damit lag. Vergiss es einfach. Vielleicht solltest du trotzdem vorsichtig sein. Es bedarf keines Genies eine Verbindung zwischen euch herzustellen, da die van de Burses ja nicht gerade unbekannte in diesem Teil der Welt seid. Wenn einer der englischen Kainiten mehr über deine Familie und damit dich erfahren will, dann wäre Alyssa die erste Wahl und sie war immerhin einmal Teil des engeren Kreises." Leif begann sich ungeniert vor Alida auszuziehen um Frederiks Sachen anzulegen. "Ich weiß nicht ob mir diese Frage zusteht, aber ich stelle sie trotzdem. Fühl dich aber frei sie einfach zu ignorieren, es ist mir nicht daran gelegen erneut Streit zwischen uns herbeizurufen. Wird Alyssa eigentlich irgendwann einmal aus ihrem Exil wiederkehren dürfen? Ich frage vor allem weil ich weiß das Balduin diese Frage beschäftigen wird." Als Leif sich fertig umgezogen hatte tastete er an seine Seite. "Das einzige was ich gebrauchen könnte wäre ein Schwert. Ich will nicht mit meiner Axt zu Andrei gehen und in dem Aufzug auch nicht noch einmal in meine Zuflucht gehen. Das...das könnte dumme Fragen aufwerfen."

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