"Wie ihr wünscht Lord Andrei." Leif verbeugte sich leicht und ging in Richtung Tür während er auf dem Weg nach draußen Alida kurz zunickte. Sollten die Drachen ihre Geschäfte unter sich regeln, er hatte keinerlei Interesse irgendetwas damit zu tun zu haben. "Eine Sache noch." Er drehte sich zu Andrei um. "Ihr könnt euren Leibwächter hier lassen. Ich brauche niemanden der mich an die Hand nimmt für einen kleinen Spaziergang am Meer. Ihr habt mein Wort das ich hier bleibe." Leif war es eigentlich relativ egal ob Ivan ihn nun begleiten würde oder nicht, aber schließlich trat er wieder aus der ärmlichen Hütte und nahm einen tiefen Atemzug der salzigen Nachtluft. Seltsam. So sehr er das Meer liebte, aber er hatte das Gefühl, dass die bloße Anwesenheit des Tzimisce diesem Ort etwas von seiner Unschuld nahm, ihn irgendwie besudelte. Leif wusste zwar das er sich das aller Wahrscheinlichkeit nur einbildete, aber wohl fühlte er sich trotzdem nicht. Schließlich hörte er einfach nur noch dem Meeresrauschen zu und wartete darauf wieder in die Hütte gerufen zu werden.
Die Männer, die um das Haus herum ihren eigenen Geschäften nachgingen, ließen den Bewohner von Brügge nicht aus den Augenwinkeln und schielten dann und wann in seine Richtung. Ein seltsames Gefühl schließlich ließ ihn in die Höhe blicken. Auf der Spitze des hohen Turmes, der vielleicht noch vor einigen Wochen als Leuchtturm gedient hatte konnte er eine hochgewachsene Gestalt gegen den dunkelblauen Nachthimmel ausmachen, die ihn beobachtete. Er erkannte nur dessen Umrisse, aber sie musste von beträchtlichem Wuchs sein.
Es dauerte eine ganze Weile bis sich die Tür der kleinen Kate wieder öffnete. Alida trat als erstes aus der niedrigen Pforte, gefolgt von Andrei, der sich verheißungsvoll die Hände rieb. Alida nahm ihn im ersten Moment nicht recht wahr. Auf ihren Zügen las er Unsicherheit und Wut, die sich schließlich in eine für sie typische Entschlossenheit wandte.
In seinem Rücken konnte Leif schwere Schritte vernehmen. Als er den Kopf in die Richtung wandte erkannte er die Gestalt von der er zuvor nur die Umrisse wahrgenommen hatte. Es handelte sich um einen schwer bewaffneten, breitschultrigen Mann von wohl fast 2 Metern Größe. Der Hüne schien fast nur aus Sehnen und Muskeln zu bestehen und sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske ohne jegliche Regung.
Alida trat näher an Leif heran und folgte dem Blick des Heilers.
Die Nacht hatte so vielversprechend begonnen und jetzt durfte sich Leif einmal mehr mit Fleischformern und ihren Kreationen, die dieses Monster von Mann wohl unweigerlich war herumschlagen. Er seufzte innerlich, wandte den Blick von dem Hünen ab und schaute wieder in die Richtung von Alida und Andrei. “Also Lord Andrei. Wie können wir euch zu Diensten sein?”
Andrej nickte dem Hünen wohlwollend zu und lächelte dann mit der gleichen Hingabe in die Richtung der Brügger. „Dies hier ist mein Schüler Jaropolk. Er ist ein ausgezeichneter Kämpfer, phänomenaler Stratege, ein Kriegsfürst der ersten Reihen. Kein Gegner erscheint ihm zu mächtig, keine Nacht zu dunkel, kein Opfer zu teuer… ein Voivode, wie er im Buche steht.“ Er nickte wieder in die Richtung des östlichen Ritters, dem man trotz des regungslosen Gesichts ansah, dass ihm das Flandrisch in dem sich sein Meister verständigte nicht geläufig war und ihn die Komplimente auch nicht erreichten.
„Von gleicher Art war sein Bruder im Blute, Volgar.“
Er machte eine bedeutungsschwere Pause. „In all den Nächten, die folgten nachdem man, … nachdem ihr beide Volgar im Kampf geschlagen und vernichtet habt, hat ihn ein Gedanke nicht ruhen lassen und seinen Geist in Besitz genommen. Jaropolk lässt die Frage nicht los, ob er im Kampf gegen euch ebenso gescheitert wäre, oder ob er damals in der entscheidenden Minute den Sieg davon getragen hätte. Eine schwierige Frage und meine Antworten sind ihm leider nicht ausreichend genug. Ich fordere hiermit im Auftrag von Jaropolk euch beide, Leif Thorson und Alida van de Burse zum Zweikampf heraus. Sollte es euch gelingen ihn zu besiegen bis er am Boden liegt werde ich euch einen kleinen Gefallen tun, der euch mit Sicherheit gelegen kommen wird. Ich werde im Osten bei meinem Clan dafür eintreten, dass man eure kleine flandrische Stadt in Zukunft in Frieden lassen wird. Solltet ihr verlieren, kostet euch das nichts weiter als eure Ehre, in diesem Moment in einem Kampf gegen einen Voivoden versagt zu haben.“
Leifs Augen weiteten sich in der Dunkelheit kurz vor Überraschung als er den großen Mann mit den neuen Informationen die er gerade erhalten hatte betrachtete. “Es scheint offensichtlich zu sein das ihr einen bestimmten Typen bevorzugt Lord Andrei.” Er starrte den Mann namens Jaropolk von unten bis oben an. “Was den Kampf angeht - ich habe euch bereits gesagt das ich euch nichts abschlagen kann unter den gegebenen Umständen, deshalb stimme ich für meine Wenigkeit zu. Frau van der Burse wiederum wird ihre Entscheidung allerdings selber treffen müssen.” Er schaute Alida kurz an. “Eine Frage hätte ich aber noch. Es ist kein Geheimnis, dass der Osten weit davon entfernt ist ein geeintes Gebiet zu sein. Daher auch wenn ich euren Einfluss in den alten Landen nicht anzweifele - ist es doch schwierig den Schutz Brügges zu garantieren, insbesondere wenn man die Tatsache bedenkt, dass in diesem Moment eine andere Voivodin in oder um Brügge haust.” Leif lächelte Andrei kurz zu und schien keine Antwort auf das eben Gesagte zu erwarten da er bereits mit einem neuen Thema begann. “Was sind die Regeln des Kampfes? Welche Waffen stehen zur Verfügung?”
Bei dem von Leif Gesagten senkte Andrej kurz das Haupt um ihn direkt im Anschluss wieder zu fixieren. „Auch wenn ich mir wünschte, dass es anders wäre, und wir einen uns einigenden Anführer hätten, so muss ich euch doch zustimmen, dass unser geliebter Osten bisher noch nicht geeint wurde. Vielleicht mag es Rustovich gelingen dieses Meisterstück zu vollbringen. Ich traue es ihm zu.“ Er sah zu Alida, dann zu Jaropolk. „Ich gebe euch in keinster Weise eine Garantie für die Sicherheit eurer kleinen friedlichen Stadt Brügge. Dies liegt nicht in meinen Möglichkeiten. Ich gebe euch nur mein Wort dafür, dass ich in den nächsten Jahren meine Stimme dafür einsetzen werde unsere Ressourcen ganz auf den Kampf gegen die wirklichen Feinde meines Clans zu konzentrieren und unnötige Anstrengungen um eine Stadt, die viele Wochen entfernt von unserem Kernland liegt, unterbinden werde.“
"Ein großer Preis für einen Kampf, in der Tat." Leif beugte leicht das Haupt und musste sich fast zwingen so viel Unterwürfigkeit zu zeigen. "Eine Frage aber bleibt immer. Was ist eigentlich so interessant an Brügge für den Osten, einer wie ihr selbst sagt viele Wochen entfernte Stadt vom Kernland." Leif schaute inzwischen seine Brügger Begleitung an. "Alida? Was sagst du?"
Andrej blickte über den Küstenstreifen und das Meer. „Brügge und auch ganz Flandern sind eine reich gefüllte Schatztruhe auf die bisher noch kein kainitischer Fürst Anspruch zu heben gewagt hat. Weder die Höfe der Liebe, noch Mithras noch unsere Feinde der deutschen Lande haben bisher ihre Finger ausgestreckt um sich Flandern zu ihrem Herrschaftsbereich einzuverleiben.“ Er legte die Finger ineinander und schuf damit eine Geste der berechnenden Überlegenheit. „Draga hat uns in Aussicht gestellt, dass es ein Kinderspiel wäre mit ihrer Hilfe die Stadt einzunehmen. Sofern sie die wenigen dafür nötigen Ressourcen bekäme. Sie hat sich überschätzt und das hat sie, so wie ich gehört habe, den Kopf gekostet. Ansonsten hätten wir das wohl erledigt. Uns hat es bis auf einige wenige Truppen, ein paar Voidz und den leider von mir hochgeschätzten Volgar nichts gekostet. Es war ein bedauerlicherweise gescheiterter Versuch unseren Einfluss im Westen zu stärken. Von beiden Seiten umzingelt hätten die deutschen Lande uns nicht den Widerstand entgegenbringen könne, den sie derzeit liefern.“
"Ein wahrlich interessanter Ansatz Lord Andrei. Aber offensichtlich ist es der Stadt vergönnt noch eine gewisse Zeit als Zankapfel zwischen Westen und Osten zu fungieren. Wohl ehr ein Fluch als ein Segen." Leif nachte sich gar nicht die Mühe auf Andrei's größenwahnsinnige Einschätzung einzugehen. Ein anderer und wichtigerer Kampf wartete in Form von Volgars abscheulichem Bruder. "Also wenn es nach mir geht kann es weitergehen. Die Nacht wird nicht jünger."
Andrej schien erfreut über den Entschluss des Nordmannes zu sein. „Als Waffen mögt ihr die gleichen zu wählen wie beim letzten Mal. Es geht meinem Schüler Jaropolk nicht darum euch zu vernichten…“ Andrej ließ führ einen Augenblick die langen weißen Zähne im Mondlicht aufblitzen. „Er wünscht nur heraus zu finden, ob ihm der Sieg gelungen wäre…“
Alida sah Andrei entschlossen an und hob das Kinn. „Ich stelle mich ebenso dem Kampf. Ich würde alles dafür tun euch ein für alle Mal aus Brügge und Flandern fern zu halten.“
Der östliche Unhold schüttelte den Kopf. „Tse, tse, tse.“ Er nahm die Haltung eines Vaters ein, der sein aufbrausendes uneinsichtiges Kind schalt. „Alida? Ihr solltet euer Temperament ein wenig zügeln und die Höflichkeiten nicht außer Acht lassen. Auch wenn ihr beginnt Verbündete in unseren Reihen zu finden solltet ihr doch stets bedenken, dass das Unrecht eurer Linie nach wie vor nicht gesühnt ist. Es gilt die Ehre von Rustovichs Erzeuger Kosczecsyku, und damit von Rustovichs Linie selbst wieder herzustellen. Niemand erlaubt sich solche Anmaßungen ohne dafür die entsprechenden Konsequenzen zu erfahren.
Aber das hier ist eure Heimat und ich bin heute nicht hier um euch in diesem Sinne heraus zu fordern. Verzeiht mir also, Clansschwester.“ An seinem Tonfall war unschwer zu hören, dass es sich um eine reine Höflichkeitsfloskel handelte. „Ich danke euch, dass ihr meinem Schüler diesen Gefallen tun möchtet und gebe euch mein Wort wie zuvor besprochen.“
Alida zog ihr Schwert aus der Scheide und das Mondlicht brach sich auf der schmalen Schneide. Dann begann auch Jaropolk sich auf den Kampf vorzubereiten. Seine Züge verschwammen, nahmen strenge unmenschliche Formen an. Er wuchs vor ihren Augen zu einer grässlichen Monstrosität, die sich gegen den Himmel abhob. Seine Haut verfärbte sich von fast lebendig wirkendem Rosa zu schuppigem, kränklich wirkenden Grün, seine Hände verkrampften sich zu mit schwarzen Nägeln versehenen Klauen und widerliche kantige Wirbel bohrten sich aus seinem Rückgrat nach außen. Auch er zog das Schwert und die raubtierhaften Augen blitzen unter wulstigen Augenbrauen hervor. Er fixierte seinen Meister, wartete.
Verabscheuungswürdige Tzimisce dachte sich Leif nur im Stillen und zog das Breitschwert welches er von Alidas Vorarbeiter erhalten hatte und trat auf das Monster zu. Die Perversionen des Ostens kannten eben keine Grenzen und weder Tremere noch Tzimisce nahmen sich viel wenn es um die Wahl ihrer Waffen ging. Macht und Magie waren alles was zählte. Leif gestand sich ein, dass er Angst hatte. Er machte sich wenige Illusionen über ihre Chancen, denn er erinnerte sich noch gut daran wie sie Volgar damals den Gnadenstoß versetzt hatten - und zwar nachdem er schon von Gerrit durch die Mangel genommen wurde und mit einer Kompanie Bogenschützen im Rücken. Was für ein perverser Zeitvertreib das doch war und ein gefährlicher noch dazu.
Andrej trat mehrere Schritte zurück und Leif konnte erkennen, dass die Diener der Kainiten nach anfänglichem Zögern den Kopf einzogen, in Deckung gingen und sich in den Schatten der Nacht zu verstecken begannen. Wie immer auch dieser Kampf ausgehen mochte: sie würden versuchen weit weg zu sein, wenn es soweit war.
Andrej öffnete die Arme: Nun denn: Möge der Bessere gewinnen und auf den Füßen bleiben.“ Er lächelte sanft. „Dawai!“ Selbst Alida verstand das russische Wort. Der Kampf konnte beginnen.
Leif machte sich bereit, schickte Blut in sein System und umklammerte das Breitschwert. Es gefiel ihm gar nicht kein Schild in der Hand zu haben und nahm seinen Dolch als ehr schlechten als rechten Ersatz. Ludi incipiant auf Latein oder mögen die Spiele beginnen.
Alida ging in Verteidigungsstellung. Sie schien damit zu rechnen, dass der erste Schlag gegen sie gerichtet sein würde.
Leif ging ebenfalls in Verteidigungshaltung, machte sich bereit zum Ausweichen. Das, was der Voivode sah schien ihm sehr zu gefallen. Keiner der ihm gegenüberstehenden Gegner machte eine ernsthafte Kampfgeste. Mit rasender Geschwindigkeit hieb er zunächst auf Alida ein um im Anschluss seine Klinge auf Leif niederfahren zu lassen.
Mit gigantischer Kraft vollführte er seinen Streich. Die Klinge fuhr auf Alidas dünne doch gut gearbeitete Rüstung hernieder und ein lauter glockenartiger Klang war zu vernehmen. Jeder Mensch wäre sofort niedergestreckt worden, doch Alida trug nur eine Stramme am linken Arm davon.
Das breite Schwert des Unholds traf auch Leif mit einer Wucht, die ihn fast von den Füßen warf und er spürte das eiskalte Metall auf seiner Haut, das sich bereits hinein zu bohren begann. Doch Leif hatte in den Jahrhunderten zu kämpfen gelernt und blieb standhaft wie eine Statue.
Ohne, dass es in irgendeiner Weise hätte vorhergesehen werden können drehte sich Alida zur linken Seite und kaum für das kainitische Auge sichtbar hieb sie nach dem gigantischen überraschten Unhold ohne ihn jedoch verletzen zu können. Ihre Klinge prallte an der schier unverwundbaren Haut des Monsters ab.
Der Tzimisce ließ seine beiden Gegner nicht aus den Augen. Er schätze die Gefahr nachdem es ihm gelungen war, Alida zu verletzen und Leif trotz der gewaltigen Kraft nicht einmal einen Kratzer zugefügt hatte ein und seine schmalen dunklen Pupillen fixierten nun Leif. Er ging in einen Angriff über um sich danach mittels Parade verteidigen zu können.
Anscheinend hatte der Voivode in Leif einen Gegner seines Formats gefunden. An dem leichtenm ein wenig verbissenen Grinsen, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete konnte man erkennen, dass ihm der Kampf Freude zu machen begann. Alida selbst wirkte dabei eher wie ein ablenkendes Hindernis, das ihn von seinem eigentlichen Widersacher abhielt. Er ließ das Metall auf Leifs Beine krachen, so dass der Stahl vibrierte. Der Nordmann spürte wie sich die Waffe seine Kniekehlen einritzte
Leifs ganzer Körper erzitterte. Die Schläge des Voivoden waren so heftig das er jede Sekunde befürchtete sein Körper würde nachgeben und in zwei Teile geschlagen werden. Genau das, was damals Volgar Liliana angetan hatte. Die Angst des Nordmannes wuchs und könnte er noch schwitzen, dann würde sich jetzt Angstschweiß mit dem Schweiß der Anstrengung mischen. Er musste in die Offensive gehen, sonst hatten sie keine Chance.
Der Angriff der darauf folgte wurde leider spielerisch von dem Tzimisce abgelenkt und Leif war langsam mit seinem Latein am Ende. Auch wenn er es nie zugeben würde, wäre er am liebsten weggelaufen.
Auch Alida hatte ein zweites Mal mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit ausgeholt, die ihr Liliana in den finsteren Nächten des letzten Jahres beigebracht hatte, doch wieder ging der Angriff ohne Schaden zu hinterlassen auf der gestählten Haut des Mannes unter. Sie kam sich klein, sterblich und unfähig vor. Sie wusste, ihre einzige Möglichkeit in diesem Kampf wirklich etwas zu bewirken wäre es ebensolche Kräfte wie ihr Gegner einzusetzen. Aber das hatte sie damals bei Volgar auch nicht getan… und dieser Kampf war nichts als eine Wiederholung alter Schlachtenerinnerungen…
Es blieb Leif keine Wahl. Er musste eine andere Strategie einsetzen. Er musste Jaropalks Dominanz durchbrechen, oder zumindest stören. Er verbrannte noch einmal Blut um seinen Angriff vorzubereiten. Er spürte wie seine Bewegungen schneller, seine Muskeln größer und sein Fleisch härter wurde. Er war vollgepumpt bis zum Blut und lange würden er und Alida nicht mehr durchhalten.
Jaropalk wo jede Regung, jedes Muskelzucken seines Gegners ab und man sah ihm an er wusste genau, was Leif vorhatte. Auch er spannte sich an, wurde noch größer als zuvor, kräftiger. In dieser Runde schien es um alles zu gehen.
Sowohl von Alida als auch von Leif gingen Schlag für Schlag auf den Unhold nieder ohne ihn jedoch auch wenn es im ersten Moment so aussah verletzen zu können.
Es hatte keinen Sinn dachte sich Leif. Nichts was sie aufzubieten hatten würde das Monster in die Knie zwingen. Er begann langsam zu verzweifeln griff aber weiter an, denn ihm blieb keine andere Möglichkeit.
Der Unhold konzentrierte sich in der nächsten Runde vermehrt auf die blonde Frau, die ihn einfach nur während des Kampfes störte. Er wollte sie endlich aus dem Spiel nehmen um sich seinem wirklichen Gegner stellen zu können.
Er wich ihrem Schlag geschickt aus bevor sie wirklich in seine Richtung zielen konnte, duckte sich und holte mit der stumpfen Seite der Klinge aus um das Schwert auf ihrer Schläfe niederschmettern zu lassen. Es gab einen dumpfen Ton als er sie am Kopf traf und Alida in hohem Bogen gegen die Wand der kleinen Kate flog. Reglos blieb sie dort liegen während Blutspritzer wie rotes Feuerwerk auf dem weißen Verputz aufleuchteten.
Es war als würde man auf eine steinerne Wand mit einem Spielzeugschwert eindreschen. Es machte absolut keinen Sinn mehr. Er würde seine Ehre so oder so verlieren und Leif beschloss nach dem nächsten Schlagabtausch aufzugeben. Er wusste wann er verloren hatte.
Das Gesicht des Unholds nahm einen im ersten Moment undefinierbaren Zug an. Leif war voll und ganz mit dem Kampf beschäftigt und erkannte erst im zweiten Augenblick die Regung, die sich auf der hässlichen, kaum menschlichen Fratze auszubreiten begann: Erleichterung.
Der Unhold trat einen Schritt zurück und konzentrierte sich voll und ganz auf die Parade um die Angriffe abwehren zu können, die kommen würden.
Die Stimme, die Leif während dem metallischen Zischen der Klingen, die aufeinander prallten, hören konnte war eher das Knurren eines Raubtiers als die Stimme eines Menschen dennoch gelang es ihm, das Russisch, das sein Gegner sprach während er nach hinten ausschritt zu verstehen: „Respekt! Wo habt ihr so zu kämpfen gelernt?“
Der Schlagabtausch der folgte wirkte fast wie eine Art von Verschnaufpause, denn beide Opponenten schienen in die Defensive zu gehen während Leif's Schläghe seinen Gegner mehr schlecht als recht trafen. Leif antwortete auf die Frage seines Gegners. "Wie so viele vor mir. Im Krieg, in der Not, während der Verfolgung." Etwas in diesem Gespräch gab Leif den Antrieb weiter zu kämpfen.
Der Voivode trat wieder einen Schritt nach hinten und schreckte schließlich die mit schwarzen Nägeln verformte krallenartige Hand aus um den Kampf für eine Sekunde zu beenden. Seine Formen veränderten sich erneut, die Gestalt schrumpfte zusammen und überragte ihn dennoch um einen halben Kopf. Der Tzimisce kehrte in seine ursprüngliche Gestalt zurück.
Aus der Entfernung war schwach die Stimme Andrejs zu hören. „Was tust du, Jaropolk?“ doch der Angesprochene schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Stattdessen wandte er sich in Russisch an Leif. „Ihr habt mir mit diesem Kampf meine Frage beantwortet und mir damit meine größte Angst genommen, auch wenn die Umstände von Volgars Vernichtung durchwegs andere waren als diejenigen in dieser Nacht. Volgar war schon immer zu hitzköpfig und zu unbedacht…
Ich hätte dank der Kräfte meines Blutes eine Chance im Zweikampf gegen euch zu bestehen. Wir sollten den Kampf fair beenden, findet ihr nicht?“ Ein amüsiertes Lächeln breitete sich um seine Mundwinkel und die grauen Augen aus. Dann griff er an.
Wieder folgte ein Schlagabtausch der beiden diesmal ebenbürtigen Männer ohne dass einer der beiden einen Sieg zu erringen schien.
Sein Gegner schien es ein für alle Mal wissen zu wollen. Mit einem lauten Kampfschrei warf er sich dem Nordmann entgegen. Unentschieden ging Hieb für Hieb hernieder. Ein zweites Mal gelang es dem Krieger aus dem Osten Leif an der Wade zu verletzen und zum ersten Mal spürte der Nordmann ein winziges Nachlassen seiner Kräfte.
Der Schlag, den er an der Wade erhielt ermöglichte es ihm jedoch endlich den entscheidenden Treffer zu landen. Er stach mit dem Schwert in die Seite seines Gegners und spürte wie seine Waffe in das Fleisch eindrang
Wieder ging die Klinge auf den Unhold hernieder und hieb ihm dieses Mal ein Stück des linken Armes ab.
Blut spritzte aus der Wunde und kurz weiteten sich die Augen des Angegriffenen. Leif konnte erkennen, dass sich sein Gegner zusammenriss, in die Verteidigung ging und mit rasender Geschwindigkeit begann seine Wunden zu verschließen.
Noch ein bisschen mehr dachte sich Lef und betete zu seinen alten vergessenen Göttern auf das sie ihm noch einmal beistehen mögen. Es konnte jetzt jederzeit vorbei sein. Für ihn oder für seinen Gegner und griff den Gegner weiter an. Vorher heilte er aber seine Verletzungen und konzentrierte sich auf seine Wunden. Alles auf Anfang dachte sich Leif mit einem inneren Seufzen.
Während sich der Mann aus dem Osten voll auf die Verteidigung konzentrierte gelang es Leif erneut einen Treffer, diesmal an die Schläfe seines Opfers, zu landen. Sein Gegenüber schien abzuwägen und plötzlich lag eine eiserne Entschlossenheit in seinem Blick.
Er konzentrierte sich auf dieses eine alles entscheidende Manöver, vollführte einen Ausfallschritt nach rechts, näherte sich Leif, so dass beide nur noch um Haaresbreite voneinander entfernt standen und schlug auf das Schwert um ihn zu entwaffnen. Der Schlag misslang knapp.
Eine letzte Salve Schläge. Leif hatte noch nie so viele Bewegungen in so kurzer Zeit vollführt und spürte wie die Vitae in seinen Adern verbrannte wie Feuer. Jaropolk hatte einen Fehler gemacht. Er hatte allen Fokus auf die Entwaffnung gelegt die nur knapp misslang und seinem Arm immer noch schmerzte. Dadurch hatte sein Gegner sich verwundbar gemacht. Er schlug zu und der letzte Schlag saß. Der Tzmisce wurde böse getroffen und fiel auf eines seiner Knie. Für Leif aber war das mehr als genug. Der Kampf ging schon zu lange. In genau diesem Moment warf er sein Breitschwert auf den Boden. "Genug." Leif reichte seinem Opponenten die Hand um ihm aufzuhelfen. "Ich habe genug von diesem Spiel." Leif schaute zu Andrei. "Was auch immer ihr gehört habt Lord Andrei oder über mich zu wissen glaubt. Ich genieße Kämpfe bei weitem weniger als ihr euch vorstellen könnt. Insbesondere wenn sie nichts anderem als Unterhaltung dienen" Er half Jaropolk auf, aber seine Worte waren noch immer an Andrei gerichtet. "Es ist ein unentschieden. Keiner von uns ist zu Boden gegangen. Ich schlage vor wir gehen auseinander wie wir hergekommen sind. Wir schulden euch nichts und ihr habt keine Verpflichtungen euch für Brügge einzusetzen." Leif fuhr sich mit der Hand über das Gesicht er war zutiefst erschöpft sowohl seelisch als auch körperlich wie ein lebender Toter nur sein kann.
Andrej trat näher heran, musterte den Krieger, der den Blick gesenkt hielt mit einem abschätzenden Schulterzucken und verbeugte sich vor Leif. „Ich danke euch, dass ihr meinem Schüler diese kleine Bitte erfüllt habt. Ihr habt ihn in einem mehr als fairen Kampf entwaffnet und zu Boden gezwungen und selbstverständlich stehe ich zu meinem Wort. Sofern es mich, meine Sippe und meine Verbündeten angeht, behaltet ihr euer beschauliches Brügge.“
Er wandte sich an Jaropolk. „Geh und beschaff der Frau van de Burse eine Erfrischung. Falls sie sich noch heute auf die Rückreise in ihre geliebte Heimatstadt machen möchte, dann wird sie das wahrscheinlich brauchen. Und euer erfolgreicher Gegner hier wahrscheinlich auch. Irgendwo wird sich schon einer unserer Diener versteckt halten.“
Der hochgewachsene Unhold blickte Andrej nicht an, nickte jedoch. „Ja, Herr. Ich danke euch, dass ihr euch für meine Belange eingesetzt habt.“ Er drehte sich in Leifs Richtung und vollführte ebenfalls eine Verbeugung ohne den Blick zu heben. „Auch euch meinen Dank.“ Dann verschwand er in der Nacht um wie befohlen zu handeln.
"Ich brauche keine Erfrischung, aber danke für die Aufmerksamkeit Lord Andrei." Leif verbeugte sich leicht. Er wusste wo die potentielle 'Erfrischung' herkam und Leif wollte heute Nacht niemanden sterben sehen. Es war bereits zu viel Blut verschwendet worden, wenn auch nur für einen Kampf. "Euer Kind ist über alle Maßen hinaus beeindruckend Herr. Ich danke euch für diese einzigartige Ehre die dunkeln Kräfte erproben zu dürfen." Die nächste Verbeugung fiel ein bisschen tiefer aus. Leif mochte es zwar nicht so zu Kreuze zu kriechen, aber er wusste einfach nicht wie er diese Situation anders handhaben sollte.
Andrej sah dem Mann, der in der Dunkelheit verschwand einen Augenblick nach. „Der Auftrag wurde damals sowohl Volgar als auch Jeropolk angeboten aber selbstverständlich war es Volgar, der sich um die Ehre stritt die Truppen anführen zu können und manchmal vermute ich gar, dass sein Bruder froh war, dass man ihm diese Bürde abgenommen hat. Nun denn… wie dem auch sei… Ihr habt einen ausgezeichneten und langen Kampf geliefert. Solltet ihr Brügge noch erreichen wollen, dann müsst ihr demnächst aufbrechen. Vielleicht solltet ihr nach eurer Kampfgefährtin sehen. Im Gegensatz zu euch verfügt sie wohl nicht über das nötige Kampfgeschick einem Voivoden außerhalb ihrer Mauern gegenüber zu treten.“
Die Worte des Voivoden machten Leif irgendwie wütend und er wusste auch wenn Alidas und seine Beziehung des Öfteren angespannt war, durfte doch niemand so über sie reden. "Lord Andrei erlaubt mir euch zu widersprechen." Er musste sich konzentrieren um seine Stimme ruhig klingen zu lassen. "Alida mag Pech in diesem Kampf gehabt haben, aber ihr tut schlecht daran sie zu unterschätzen. Vergesst nicht 'SIE' ist die Tzimisce, die seit Jahren das Bild eures Clans in dieser Stadt bestimmt. Darüber hinaus hat SIE die Stadt zu einer der wohlhabendsten der westlichen Welt gemacht und eine starke, gesunde Herde hervorgebracht." Leif hasste es Menschen als 'Herde' zu bezeichnen, aber er wusste dass Andrei es nur so verstehen würde. "Ihr solltet eure Clansschwester nicht unterschätzen, den Fehler hat euer anderes Kind schon einmal gemacht und ihr wisst welche Konsequenzen das damals hatte."
Andrej nickte Leif zu. „Selbstredend habt ihr Recht, Leif Thorson. Sie mag über einige Fähigkeiten verfügen, die es zu schätzen und zu berücksichtigen gilt. Nicht jeder Drache taugt zum Voivoden. Dennoch kann jeder Drache seinen Zweck für die Sache des Clans erfüllen, so er es denn wünscht.“
Leif ging in Richtung der blonden Tzimisce um nach ihrem Zustand zu sehen und Andrej folgt ihm in gemächlichem Tempo.
Es gelang Leif bereits nach kurzer Zeit die Brüggerin wieder zu Bewusstsein zu holen. Der Schlag, den sie an den Kopf erhalten hatte war von der Gewalt eines Klöppels der gegen eine gewaltige Kirchturmglocke stieß gewesen, aber sie war eine Kainitin und so dauerte ihre untote Existenz weiter an.
Sie war überrascht und fiel Leif fast vor Freude um den Hals als er ihr verkündete, dass es ihm gelungen war den Voivoden zu Boden zu ringen.
Es dauerte nur einige Minuten bis Jero mit zwei Dienern bei ihnen angekommen war. Er ließ die Männer, die ängstlich nach vorne in ihre Richtung spähten stehen und vergewisserte sich mit einem festen Blick davon, dass sie nicht von der Stelle weichen würden. Dann trat er näher heran und verbeugte sich auch vor Alida. Das Russisch klang melodisch doch war, wie man an Alidas Zug um den Mund herum erkannte, für die Angesprochene schwer zu verstehen. „Frau van de Burse. Auch euch gilt meine Achtung für den Kampf zu dessen Gelingen ihr beigetragen habt. Ich danke euch ebenso wie eurem Kampfgefährten für die Ehre dieses Gefechts.“ Er sah zu der blonden Frau, dann noch ein Mal zu Leif. „Diese Männer würden es als Ehre betrachten euch ein wenig von ihrer Vitae zur Verfügung zu stellen um euch eine gute Heimreise zu ermöglichen.“ Er wandte sich zu den Dienern. „Ich würde mir jedoch wünschen, dass ihr sie nicht ernsthaft beschädigt?“
Leif schüttelte nur den Kopf. "Ich brauche nichts. Aber ich danke euch." Der Nordmann ließ Alida aber trinken wenn sie wollte. "Dann bleibt uns nur noch eins zu tun und zwar uns zu verabschieden." Lord Andrei. Leif nickte ihm zu, dann wandte er sich noch einmal zu Jaro. "Ihr seid ein Mann von Ehre mit einzigartigen Talenten. Ich bete, dass wir uns nicht wiedersehen werden, zumindest nicht auf unterschiedlichen Seiten des Schlachtfeldes..."
Ein kaum merkliches Zucken um die Mundwinkel war zu erkennen. „Es würde ein langer, langer Kampf werden und wahrscheinlich würde uns nur das Licht der Sonne zum Aufgeben zwingen.“
"Ich wünsche euch eine gute Heimreise in den Osten." Das war alles was Leif noch zu sagen hatte.
Wieder folgte eine Verbeugung. „Euch ebenso viel.“
Die Heimreise mussten die beiden Kainiten in ungeheurer Geschwindigkeit zurücklegen, denn beiden saß das Morgengrauen bereits im Nacken. Sie verlangten den Pferden einiges ab, doch die Tiere waren trittsicher und wendig und der Schnee bereits geschmolzen. Es blieb ihnen keine Zeit für Gespräche und als sie durch das Tor der Stadt ritten war bereits ein schwacher roter Streifen am Horizont zu sehen. Der Wachmann ließ beide ohne Zögern passieren. „Frederik und Alida van de Burse…?“ Er nickte wohlwollend.
Sie kamen zunächst am Anwesen der van de Burse vorbei und Alida schwang sich aus dem Sattel. „Willst du mit hinein kommen und diesen Tag hier verbringen oder kehrst du nach Hause zurück?“
"Ich gehe nach Hause, danke Alida." Er lenkte das Pferd schon in eine andere Richtung. "Ich werde morgen aber noch einmal vorbeischauen. Ich glaube wir sollten besprechen was heute Nacht passiert ist." Dann ritt er in Richtung seiner Zuflucht. In der nächsten Nacht würde er wieder zu Alida van de Burses Anwesen reiten.
Leif kämpfte sich durch die drohende Morgendämmerung und spürte die Müdigkeit mit der gleichen Eindringlichkeit wie das nadelspitze Reißen der ersten Lichtfetzen. Der Sonnenaufgang lag nur noch wenige Minuten entfernt. Er glitt aus dem Sattel, schlug dem Tier, das den Weg genau kannte kurz auf die Flanke, so dass es in den Stall trottete. So schnell ihn seine Beine trugen, hastete er durch das Eingangstor, das wie meist nicht verschlossen war, denn kaum jemand traute sich bei der gestandenen Frau, von der man wusste, dass sie sowohl den Schwertkampf genauso gut wie die Schmiedekunst beherrschte unangekündigt einzudringen. Er fiel halb die Treppe in sein Zimmer im Keller, ließ sich von der willkommenen absoluten Dunkelheit umfangen und schmiss die Tür hinter sich ins Schloss. Dann fiel er auf das weiche Bett während draußen die Sonne in herrlichstem Rot aufging und ihre Strahlen über die strohgedeckten Dächer der Stadt ausschickte und alles in goldenes Licht tauchte
Ein vorsichtiges Klopfen rüttelte ihn mit einer beharrlichen Dringlichkeit aus seinen verworrenen Träumen. „Leif? Bist du da?“ Es folgte eine Pause. Dann erneut das Klopfen.
Leif reagierte recht schnell und war sofort an der Tür, die er dann öffnete. "Was ist passiert??" Seine Eingeweide verkrampften sich, denn er wusste Andrei befand sich noch immer in der Gegend.
Die Augen des jungen Mannes, der ihm gegenüber stand, und der zunächst noch gelassen gegen die Tür geklopft hatten, weiteten sich für einen kurzen Moment entsetzt.
„Frederik?“ Er starrte den Mann an, den er nicht im Zimmer des ihm so vertrauten Mannes erwartet hatte, schüttelte dann jedoch nach langem Zögern den Kopf.
„Leif?“ Die Stimme klang zögernd.
Leif, im Moment mit Frederiks Gesicht schüttelte nur kurz den Kopf. "Keine Sorge, Karl, ich bin es. Alida hat mich für eine Mission verändert und ja du musst nichts hinzufügen es war eine blöde Idee." Der Salubri schwieg kurz und fügte dann noch einen Satz hinzu. "Mistelzweige blühen nicht. Alles klar?" Damit sollten alle Fragen vom Tisch sein. "Also was gibt es Karl? Ist irgendwas passiert???"
Der junge Mann zog noch immer ungläubig die Augenbrauen hoch. Er wusste, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gab, als für die meisten offensichtlich zu erkennen war, dass vor allem in seinem Umfeld einiges geschah, dass sich nicht so ohne weiteres erklären ließ, aber seinen Vertrauten Leif in einer anderen Gestalt vor sich zu sehen geschah nicht alle Tage.
Karl trat in Leifs Gemächer und schloss die Tür hinter sich. „Steht dir gut. Fröhliches neues Lachen… und dieser professionelle Haarschnitt… wann warst du beim Barbier? Gestern?“ Ein breites Grinsen machte sich auf seinen Zügen breit. „Ganz im Ernst: Du siehst ausgesprochen bescheiden aus. Auch mit dem Gesicht von Frederik…“
"Ich musste mich zum Spaß mit einem Artgenossen prügeln..." Leif wandte kurz den Blick ab. "...für einen anderen wahnsinnigen Artgenossen. Dabei war lange nicht klar wie es ausgeht und dementsprechend sehe ich nun aus." Dann lächelte er. "Glaub mir ich bin froh wenn der ganze Spuck wieder vorbei ist und ich mein altes Gesicht wieder habe." Er lachte zufrieden wurde aber gleich wieder ernst. "Also was gibt es? Du kommst doch nicht ohne guten Grund so aufgeregt hierher?"
Nachdenklich sah sich Karl in dem dunklen Zimmer um als würde er nach einer Antwort suchen. „Nein, selbstverständlich hätte ich dich nicht zu so früher Stunde gestört. Die Sonne ist erst vor wenigen Minuten untergegangen und es ist fast noch hell draußen.“
Er kratzte sich verlegen an der Stirn. „Oben ist ein Mädchen. Sie will zu Brunhild, aber die ist nicht da. Keine Ahnung, wo sie im Moment ist. Weder im Haus, noch in der Schmiede, noch im Lager.“
Leif war nun gänzlich wach. "Ein Mädchen? Wir sollten einmal nachschauen wer es ist." Er ging Richtung Tür. "Was Brunhild angeht sollten wir uns im Moment noch keine Sorgen machen, sie kann schon auf sich aufpassen." Leif öffnete die Tür zum oberen Teil des Hauses.
Karl zuckte mit den Schultern. „Das ist mir schon klar, dass sie auf sich aufpassen kann. Aber das Ding da oben ist ausgesprochen hartnäckig, weigert sich mit verschränkten Armen das Haus zu verlassen auch wenn ich ihr schon mehrmals gesagt hab, das sich nicht weiß wo Brunhild ist und sie doch einfach ein anderes Mal wieder kommen soll. Feuriges Temperament, um keine Antwort verlegen… und ausgesprochen hübsch.“ Die letzten Worte fügte er so beiläufig hinzu als würde er über das Wetter der letzten Woche sprechen.
"Ich schaue mir das Mädchen einmal an." Leif ging nach oben.
Karl folgte mit hastigem Schritt.
Leif ging durch die Räume des bescheidenen doch gemütlich eingerichteten Wohnhauses und trat schließlich in den eigentlichen Wohnbereich. Tatsächlich lehnte das Mädchen wie Karl bereits angekündigt hatte mit verschränkten Armen am Kamin. Sie war groß und blond, hatte das Haar traditionell zu vielen Zöpfen geflochten und trug ein einfaches, dicht gewebtes braunes Kleid.
Sie verzog abschätzig die Lippen als sie Karl erblickte. „Der Herr hier sieht mir aber nicht wirklich nach Brunhild aus. Das mit den Merkmalen von Frau und Mann müssen wir wohl noch üben…?“
Karl zog eine Schnute und grinste breit zurück. „Wenn du meinst?“ Dann verschränkte auch er die Arme, lehnte sich lässig an den Türrahmen und beobachtete das Schauspiel. Er war gespannt darauf, wie es Leif gelingen würde, das Mädchen aus dem Haus zu vertreiben.
Das blonde Mädchen sah Leif an, deutete dann eine spöttisch eine Verbeugung an. „Und ihr müsst dann wohl der van de Burse sein? Ich hab gehört auf meinem Weg hierher gehört, dass Brunhild mit euch zusammen wohnt.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber was kümmert‘s mich?“ Ihr Blick drückte ein gewisses Maß an Misstrauen aus.
Leif hatte sofort ein Gefühl, eines bei dem ihm alle Haare zu Berge standen. Das Mädchen war eines seiner Nachkommen, er war sich beinahe sicher. Die Kleidung, die Haare...und damit war sie eines der Kinder von Vidarr und damit gefährlich. Welch‘ Glück das er noch ein anderes Gesicht als sein eigenes trug. Leif antwortete fest aber vorsichtig, "Wie ihr schon sagt, was geht es euch an." Er schmunzelte. "Brunhild ist nicht hier wie ihr sehen könnt, aber ich kann ihr gerne etwas ausrichten." Leif ging zur Tür und öffnete dies, ein unmissverständliches Zeichen. "Ihr könnt auch gerne in der Stadt warten. Es gibt ein paar nette Herbergen mit dem Namen 'Zur blutigen Jungfrau' wenn ihr auf unsere Schmiedin warten wollt." Leif lächelte auch wenn sich innerlich seine Gedanken bereits überschlugen.