Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
Aktuelle Zeit: So 19. Mai 2024, 12:35

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde





Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 151 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6 ... 16  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Di 2. Feb 2016, 21:36 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1371
"Wie ihr wünscht Lord Andrei." Leif verbeugte sich leicht und ging in Richtung Tür während er auf dem Weg nach draußen Alida kurz zunickte. Sollten die Drachen ihre Geschäfte unter sich regeln, er hatte keinerlei Interesse irgendetwas damit zu tun zu haben. "Eine Sache noch." Er drehte sich zu Andrei um. "Ihr könnt euren Leibwächter hier lassen. Ich brauche niemanden der mich an die Hand nimmt für einen kleinen Spaziergang am Meer. Ihr habt mein Wort das ich hier bleibe." Leif war es eigentlich relativ egal ob Ivan ihn nun begleiten würde oder nicht, aber schließlich trat er wieder aus der ärmlichen Hütte und nahm einen tiefen Atemzug der salzigen Nachtluft. Seltsam. So sehr er das Meer liebte, aber er hatte das Gefühl, dass die bloße Anwesenheit des Tzimisce diesem Ort etwas von seiner Unschuld nahm, ihn irgendwie besudelte. Leif wusste zwar das er sich das aller Wahrscheinlichkeit nur einbildete, aber wohl fühlte er sich trotzdem nicht. Schließlich hörte er einfach nur noch dem Meeresrauschen zu und wartete darauf wieder in die Hütte gerufen zu werden.
Die Männer, die um das Haus herum ihren eigenen Geschäften nachgingen, ließen den Bewohner von Brügge nicht aus den Augenwinkeln und schielten dann und wann in seine Richtung. Ein seltsames Gefühl schließlich ließ ihn in die Höhe blicken. Auf der Spitze des hohen Turmes, der vielleicht noch vor einigen Wochen als Leuchtturm gedient hatte konnte er eine hochgewachsene Gestalt gegen den dunkelblauen Nachthimmel ausmachen, die ihn beobachtete. Er erkannte nur dessen Umrisse, aber sie musste von beträchtlichem Wuchs sein.



Es dauerte eine ganze Weile bis sich die Tür der kleinen Kate wieder öffnete. Alida trat als erstes aus der niedrigen Pforte, gefolgt von Andrei, der sich verheißungsvoll die Hände rieb. Alida nahm ihn im ersten Moment nicht recht wahr. Auf ihren Zügen las er Unsicherheit und Wut, die sich schließlich in eine für sie typische Entschlossenheit wandte.
In seinem Rücken konnte Leif schwere Schritte vernehmen. Als er den Kopf in die Richtung wandte erkannte er die Gestalt von der er zuvor nur die Umrisse wahrgenommen hatte. Es handelte sich um einen schwer bewaffneten, breitschultrigen Mann von wohl fast 2 Metern Größe. Der Hüne schien fast nur aus Sehnen und Muskeln zu bestehen und sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske ohne jegliche Regung.
Alida trat näher an Leif heran und folgte dem Blick des Heilers.

Bild

Die Nacht hatte so vielversprechend begonnen und jetzt durfte sich Leif einmal mehr mit Fleischformern und ihren Kreationen, die dieses Monster von Mann wohl unweigerlich war herumschlagen. Er seufzte innerlich, wandte den Blick von dem Hünen ab und schaute wieder in die Richtung von Alida und Andrei. “Also Lord Andrei. Wie können wir euch zu Diensten sein?”
Andrej nickte dem Hünen wohlwollend zu und lächelte dann mit der gleichen Hingabe in die Richtung der Brügger. „Dies hier ist mein Schüler Jaropolk. Er ist ein ausgezeichneter Kämpfer, phänomenaler Stratege, ein Kriegsfürst der ersten Reihen. Kein Gegner erscheint ihm zu mächtig, keine Nacht zu dunkel, kein Opfer zu teuer… ein Voivode, wie er im Buche steht.“ Er nickte wieder in die Richtung des östlichen Ritters, dem man trotz des regungslosen Gesichts ansah, dass ihm das Flandrisch in dem sich sein Meister verständigte nicht geläufig war und ihn die Komplimente auch nicht erreichten.
„Von gleicher Art war sein Bruder im Blute, Volgar.“
Er machte eine bedeutungsschwere Pause. „In all den Nächten, die folgten nachdem man, … nachdem ihr beide Volgar im Kampf geschlagen und vernichtet habt, hat ihn ein Gedanke nicht ruhen lassen und seinen Geist in Besitz genommen. Jaropolk lässt die Frage nicht los, ob er im Kampf gegen euch ebenso gescheitert wäre, oder ob er damals in der entscheidenden Minute den Sieg davon getragen hätte. Eine schwierige Frage und meine Antworten sind ihm leider nicht ausreichend genug. Ich fordere hiermit im Auftrag von Jaropolk euch beide, Leif Thorson und Alida van de Burse zum Zweikampf heraus. Sollte es euch gelingen ihn zu besiegen bis er am Boden liegt werde ich euch einen kleinen Gefallen tun, der euch mit Sicherheit gelegen kommen wird. Ich werde im Osten bei meinem Clan dafür eintreten, dass man eure kleine flandrische Stadt in Zukunft in Frieden lassen wird. Solltet ihr verlieren, kostet euch das nichts weiter als eure Ehre, in diesem Moment in einem Kampf gegen einen Voivoden versagt zu haben.“

Bild

Leifs Augen weiteten sich in der Dunkelheit kurz vor Überraschung als er den großen Mann mit den neuen Informationen die er gerade erhalten hatte betrachtete. “Es scheint offensichtlich zu sein das ihr einen bestimmten Typen bevorzugt Lord Andrei.” Er starrte den Mann namens Jaropolk von unten bis oben an. “Was den Kampf angeht - ich habe euch bereits gesagt das ich euch nichts abschlagen kann unter den gegebenen Umständen, deshalb stimme ich für meine Wenigkeit zu. Frau van der Burse wiederum wird ihre Entscheidung allerdings selber treffen müssen.” Er schaute Alida kurz an. “Eine Frage hätte ich aber noch. Es ist kein Geheimnis, dass der Osten weit davon entfernt ist ein geeintes Gebiet zu sein. Daher auch wenn ich euren Einfluss in den alten Landen nicht anzweifele - ist es doch schwierig den Schutz Brügges zu garantieren, insbesondere wenn man die Tatsache bedenkt, dass in diesem Moment eine andere Voivodin in oder um Brügge haust.” Leif lächelte Andrei kurz zu und schien keine Antwort auf das eben Gesagte zu erwarten da er bereits mit einem neuen Thema begann. “Was sind die Regeln des Kampfes? Welche Waffen stehen zur Verfügung?”
Bei dem von Leif Gesagten senkte Andrej kurz das Haupt um ihn direkt im Anschluss wieder zu fixieren. „Auch wenn ich mir wünschte, dass es anders wäre, und wir einen uns einigenden Anführer hätten, so muss ich euch doch zustimmen, dass unser geliebter Osten bisher noch nicht geeint wurde. Vielleicht mag es Rustovich gelingen dieses Meisterstück zu vollbringen. Ich traue es ihm zu.“ Er sah zu Alida, dann zu Jaropolk. „Ich gebe euch in keinster Weise eine Garantie für die Sicherheit eurer kleinen friedlichen Stadt Brügge. Dies liegt nicht in meinen Möglichkeiten. Ich gebe euch nur mein Wort dafür, dass ich in den nächsten Jahren meine Stimme dafür einsetzen werde unsere Ressourcen ganz auf den Kampf gegen die wirklichen Feinde meines Clans zu konzentrieren und unnötige Anstrengungen um eine Stadt, die viele Wochen entfernt von unserem Kernland liegt, unterbinden werde.“
"Ein großer Preis für einen Kampf, in der Tat." Leif beugte leicht das Haupt und musste sich fast zwingen so viel Unterwürfigkeit zu zeigen. "Eine Frage aber bleibt immer. Was ist eigentlich so interessant an Brügge für den Osten, einer wie ihr selbst sagt viele Wochen entfernte Stadt vom Kernland." Leif schaute inzwischen seine Brügger Begleitung an. "Alida? Was sagst du?"
Andrej blickte über den Küstenstreifen und das Meer. „Brügge und auch ganz Flandern sind eine reich gefüllte Schatztruhe auf die bisher noch kein kainitischer Fürst Anspruch zu heben gewagt hat. Weder die Höfe der Liebe, noch Mithras noch unsere Feinde der deutschen Lande haben bisher ihre Finger ausgestreckt um sich Flandern zu ihrem Herrschaftsbereich einzuverleiben.“ Er legte die Finger ineinander und schuf damit eine Geste der berechnenden Überlegenheit. „Draga hat uns in Aussicht gestellt, dass es ein Kinderspiel wäre mit ihrer Hilfe die Stadt einzunehmen. Sofern sie die wenigen dafür nötigen Ressourcen bekäme. Sie hat sich überschätzt und das hat sie, so wie ich gehört habe, den Kopf gekostet. Ansonsten hätten wir das wohl erledigt. Uns hat es bis auf einige wenige Truppen, ein paar Voidz und den leider von mir hochgeschätzten Volgar nichts gekostet. Es war ein bedauerlicherweise gescheiterter Versuch unseren Einfluss im Westen zu stärken. Von beiden Seiten umzingelt hätten die deutschen Lande uns nicht den Widerstand entgegenbringen könne, den sie derzeit liefern.“
"Ein wahrlich interessanter Ansatz Lord Andrei. Aber offensichtlich ist es der Stadt vergönnt noch eine gewisse Zeit als Zankapfel zwischen Westen und Osten zu fungieren. Wohl ehr ein Fluch als ein Segen." Leif nachte sich gar nicht die Mühe auf Andrei's größenwahnsinnige Einschätzung einzugehen. Ein anderer und wichtigerer Kampf wartete in Form von Volgars abscheulichem Bruder. "Also wenn es nach mir geht kann es weitergehen. Die Nacht wird nicht jünger."
Andrej schien erfreut über den Entschluss des Nordmannes zu sein. „Als Waffen mögt ihr die gleichen zu wählen wie beim letzten Mal. Es geht meinem Schüler Jaropolk nicht darum euch zu vernichten…“ Andrej ließ führ einen Augenblick die langen weißen Zähne im Mondlicht aufblitzen. „Er wünscht nur heraus zu finden, ob ihm der Sieg gelungen wäre…“
Alida sah Andrei entschlossen an und hob das Kinn. „Ich stelle mich ebenso dem Kampf. Ich würde alles dafür tun euch ein für alle Mal aus Brügge und Flandern fern zu halten.“
Der östliche Unhold schüttelte den Kopf. „Tse, tse, tse.“ Er nahm die Haltung eines Vaters ein, der sein aufbrausendes uneinsichtiges Kind schalt. „Alida? Ihr solltet euer Temperament ein wenig zügeln und die Höflichkeiten nicht außer Acht lassen. Auch wenn ihr beginnt Verbündete in unseren Reihen zu finden solltet ihr doch stets bedenken, dass das Unrecht eurer Linie nach wie vor nicht gesühnt ist. Es gilt die Ehre von Rustovichs Erzeuger Kosczecsyku, und damit von Rustovichs Linie selbst wieder herzustellen. Niemand erlaubt sich solche Anmaßungen ohne dafür die entsprechenden Konsequenzen zu erfahren.
Aber das hier ist eure Heimat und ich bin heute nicht hier um euch in diesem Sinne heraus zu fordern. Verzeiht mir also, Clansschwester.“ An seinem Tonfall war unschwer zu hören, dass es sich um eine reine Höflichkeitsfloskel handelte. „Ich danke euch, dass ihr meinem Schüler diesen Gefallen tun möchtet und gebe euch mein Wort wie zuvor besprochen.“
Alida zog ihr Schwert aus der Scheide und das Mondlicht brach sich auf der schmalen Schneide. Dann begann auch Jaropolk sich auf den Kampf vorzubereiten. Seine Züge verschwammen, nahmen strenge unmenschliche Formen an. Er wuchs vor ihren Augen zu einer grässlichen Monstrosität, die sich gegen den Himmel abhob. Seine Haut verfärbte sich von fast lebendig wirkendem Rosa zu schuppigem, kränklich wirkenden Grün, seine Hände verkrampften sich zu mit schwarzen Nägeln versehenen Klauen und widerliche kantige Wirbel bohrten sich aus seinem Rückgrat nach außen. Auch er zog das Schwert und die raubtierhaften Augen blitzen unter wulstigen Augenbrauen hervor. Er fixierte seinen Meister, wartete.

Bild

Verabscheuungswürdige Tzimisce dachte sich Leif nur im Stillen und zog das Breitschwert welches er von Alidas Vorarbeiter erhalten hatte und trat auf das Monster zu. Die Perversionen des Ostens kannten eben keine Grenzen und weder Tremere noch Tzimisce nahmen sich viel wenn es um die Wahl ihrer Waffen ging. Macht und Magie waren alles was zählte. Leif gestand sich ein, dass er Angst hatte. Er machte sich wenige Illusionen über ihre Chancen, denn er erinnerte sich noch gut daran wie sie Volgar damals den Gnadenstoß versetzt hatten - und zwar nachdem er schon von Gerrit durch die Mangel genommen wurde und mit einer Kompanie Bogenschützen im Rücken. Was für ein perverser Zeitvertreib das doch war und ein gefährlicher noch dazu.
Andrej trat mehrere Schritte zurück und Leif konnte erkennen, dass die Diener der Kainiten nach anfänglichem Zögern den Kopf einzogen, in Deckung gingen und sich in den Schatten der Nacht zu verstecken begannen. Wie immer auch dieser Kampf ausgehen mochte: sie würden versuchen weit weg zu sein, wenn es soweit war.
Andrej öffnete die Arme: Nun denn: Möge der Bessere gewinnen und auf den Füßen bleiben.“ Er lächelte sanft. „Dawai!“ Selbst Alida verstand das russische Wort. Der Kampf konnte beginnen.
Leif machte sich bereit, schickte Blut in sein System und umklammerte das Breitschwert. Es gefiel ihm gar nicht kein Schild in der Hand zu haben und nahm seinen Dolch als ehr schlechten als rechten Ersatz. Ludi incipiant auf Latein oder mögen die Spiele beginnen.
Alida ging in Verteidigungsstellung. Sie schien damit zu rechnen, dass der erste Schlag gegen sie gerichtet sein würde.
Leif ging ebenfalls in Verteidigungshaltung, machte sich bereit zum Ausweichen. Das, was der Voivode sah schien ihm sehr zu gefallen. Keiner der ihm gegenüberstehenden Gegner machte eine ernsthafte Kampfgeste. Mit rasender Geschwindigkeit hieb er zunächst auf Alida ein um im Anschluss seine Klinge auf Leif niederfahren zu lassen.
Mit gigantischer Kraft vollführte er seinen Streich. Die Klinge fuhr auf Alidas dünne doch gut gearbeitete Rüstung hernieder und ein lauter glockenartiger Klang war zu vernehmen. Jeder Mensch wäre sofort niedergestreckt worden, doch Alida trug nur eine Stramme am linken Arm davon.
Das breite Schwert des Unholds traf auch Leif mit einer Wucht, die ihn fast von den Füßen warf und er spürte das eiskalte Metall auf seiner Haut, das sich bereits hinein zu bohren begann. Doch Leif hatte in den Jahrhunderten zu kämpfen gelernt und blieb standhaft wie eine Statue.
Ohne, dass es in irgendeiner Weise hätte vorhergesehen werden können drehte sich Alida zur linken Seite und kaum für das kainitische Auge sichtbar hieb sie nach dem gigantischen überraschten Unhold ohne ihn jedoch verletzen zu können. Ihre Klinge prallte an der schier unverwundbaren Haut des Monsters ab.
Der Tzimisce ließ seine beiden Gegner nicht aus den Augen. Er schätze die Gefahr nachdem es ihm gelungen war, Alida zu verletzen und Leif trotz der gewaltigen Kraft nicht einmal einen Kratzer zugefügt hatte ein und seine schmalen dunklen Pupillen fixierten nun Leif. Er ging in einen Angriff über um sich danach mittels Parade verteidigen zu können.
Anscheinend hatte der Voivode in Leif einen Gegner seines Formats gefunden. An dem leichtenm ein wenig verbissenen Grinsen, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete konnte man erkennen, dass ihm der Kampf Freude zu machen begann. Alida selbst wirkte dabei eher wie ein ablenkendes Hindernis, das ihn von seinem eigentlichen Widersacher abhielt. Er ließ das Metall auf Leifs Beine krachen, so dass der Stahl vibrierte. Der Nordmann spürte wie sich die Waffe seine Kniekehlen einritzte
Leifs ganzer Körper erzitterte. Die Schläge des Voivoden waren so heftig das er jede Sekunde befürchtete sein Körper würde nachgeben und in zwei Teile geschlagen werden. Genau das, was damals Volgar Liliana angetan hatte. Die Angst des Nordmannes wuchs und könnte er noch schwitzen, dann würde sich jetzt Angstschweiß mit dem Schweiß der Anstrengung mischen. Er musste in die Offensive gehen, sonst hatten sie keine Chance.
Der Angriff der darauf folgte wurde leider spielerisch von dem Tzimisce abgelenkt und Leif war langsam mit seinem Latein am Ende. Auch wenn er es nie zugeben würde, wäre er am liebsten weggelaufen.
Auch Alida hatte ein zweites Mal mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit ausgeholt, die ihr Liliana in den finsteren Nächten des letzten Jahres beigebracht hatte, doch wieder ging der Angriff ohne Schaden zu hinterlassen auf der gestählten Haut des Mannes unter. Sie kam sich klein, sterblich und unfähig vor. Sie wusste, ihre einzige Möglichkeit in diesem Kampf wirklich etwas zu bewirken wäre es ebensolche Kräfte wie ihr Gegner einzusetzen. Aber das hatte sie damals bei Volgar auch nicht getan… und dieser Kampf war nichts als eine Wiederholung alter Schlachtenerinnerungen…
Es blieb Leif keine Wahl. Er musste eine andere Strategie einsetzen. Er musste Jaropalks Dominanz durchbrechen, oder zumindest stören. Er verbrannte noch einmal Blut um seinen Angriff vorzubereiten. Er spürte wie seine Bewegungen schneller, seine Muskeln größer und sein Fleisch härter wurde. Er war vollgepumpt bis zum Blut und lange würden er und Alida nicht mehr durchhalten.
Jaropalk wo jede Regung, jedes Muskelzucken seines Gegners ab und man sah ihm an er wusste genau, was Leif vorhatte. Auch er spannte sich an, wurde noch größer als zuvor, kräftiger. In dieser Runde schien es um alles zu gehen.
Sowohl von Alida als auch von Leif gingen Schlag für Schlag auf den Unhold nieder ohne ihn jedoch auch wenn es im ersten Moment so aussah verletzen zu können.
Es hatte keinen Sinn dachte sich Leif. Nichts was sie aufzubieten hatten würde das Monster in die Knie zwingen. Er begann langsam zu verzweifeln griff aber weiter an, denn ihm blieb keine andere Möglichkeit.
Der Unhold konzentrierte sich in der nächsten Runde vermehrt auf die blonde Frau, die ihn einfach nur während des Kampfes störte. Er wollte sie endlich aus dem Spiel nehmen um sich seinem wirklichen Gegner stellen zu können.
Er wich ihrem Schlag geschickt aus bevor sie wirklich in seine Richtung zielen konnte, duckte sich und holte mit der stumpfen Seite der Klinge aus um das Schwert auf ihrer Schläfe niederschmettern zu lassen. Es gab einen dumpfen Ton als er sie am Kopf traf und Alida in hohem Bogen gegen die Wand der kleinen Kate flog. Reglos blieb sie dort liegen während Blutspritzer wie rotes Feuerwerk auf dem weißen Verputz aufleuchteten.
Es war als würde man auf eine steinerne Wand mit einem Spielzeugschwert eindreschen. Es machte absolut keinen Sinn mehr. Er würde seine Ehre so oder so verlieren und Leif beschloss nach dem nächsten Schlagabtausch aufzugeben. Er wusste wann er verloren hatte.

Das Gesicht des Unholds nahm einen im ersten Moment undefinierbaren Zug an. Leif war voll und ganz mit dem Kampf beschäftigt und erkannte erst im zweiten Augenblick die Regung, die sich auf der hässlichen, kaum menschlichen Fratze auszubreiten begann: Erleichterung.
Der Unhold trat einen Schritt zurück und konzentrierte sich voll und ganz auf die Parade um die Angriffe abwehren zu können, die kommen würden.
Die Stimme, die Leif während dem metallischen Zischen der Klingen, die aufeinander prallten, hören konnte war eher das Knurren eines Raubtiers als die Stimme eines Menschen dennoch gelang es ihm, das Russisch, das sein Gegner sprach während er nach hinten ausschritt zu verstehen: „Respekt! Wo habt ihr so zu kämpfen gelernt?“
Der Schlagabtausch der folgte wirkte fast wie eine Art von Verschnaufpause, denn beide Opponenten schienen in die Defensive zu gehen während Leif's Schläghe seinen Gegner mehr schlecht als recht trafen. Leif antwortete auf die Frage seines Gegners. "Wie so viele vor mir. Im Krieg, in der Not, während der Verfolgung." Etwas in diesem Gespräch gab Leif den Antrieb weiter zu kämpfen.

Der Voivode trat wieder einen Schritt nach hinten und schreckte schließlich die mit schwarzen Nägeln verformte krallenartige Hand aus um den Kampf für eine Sekunde zu beenden. Seine Formen veränderten sich erneut, die Gestalt schrumpfte zusammen und überragte ihn dennoch um einen halben Kopf. Der Tzimisce kehrte in seine ursprüngliche Gestalt zurück.

Bild

Aus der Entfernung war schwach die Stimme Andrejs zu hören. „Was tust du, Jaropolk?“ doch der Angesprochene schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Stattdessen wandte er sich in Russisch an Leif. „Ihr habt mir mit diesem Kampf meine Frage beantwortet und mir damit meine größte Angst genommen, auch wenn die Umstände von Volgars Vernichtung durchwegs andere waren als diejenigen in dieser Nacht. Volgar war schon immer zu hitzköpfig und zu unbedacht…
Ich hätte dank der Kräfte meines Blutes eine Chance im Zweikampf gegen euch zu bestehen. Wir sollten den Kampf fair beenden, findet ihr nicht?“ Ein amüsiertes Lächeln breitete sich um seine Mundwinkel und die grauen Augen aus. Dann griff er an.
Wieder folgte ein Schlagabtausch der beiden diesmal ebenbürtigen Männer ohne dass einer der beiden einen Sieg zu erringen schien.
Sein Gegner schien es ein für alle Mal wissen zu wollen. Mit einem lauten Kampfschrei warf er sich dem Nordmann entgegen. Unentschieden ging Hieb für Hieb hernieder. Ein zweites Mal gelang es dem Krieger aus dem Osten Leif an der Wade zu verletzen und zum ersten Mal spürte der Nordmann ein winziges Nachlassen seiner Kräfte.
Der Schlag, den er an der Wade erhielt ermöglichte es ihm jedoch endlich den entscheidenden Treffer zu landen. Er stach mit dem Schwert in die Seite seines Gegners und spürte wie seine Waffe in das Fleisch eindrang
Wieder ging die Klinge auf den Unhold hernieder und hieb ihm dieses Mal ein Stück des linken Armes ab.

Blut spritzte aus der Wunde und kurz weiteten sich die Augen des Angegriffenen. Leif konnte erkennen, dass sich sein Gegner zusammenriss, in die Verteidigung ging und mit rasender Geschwindigkeit begann seine Wunden zu verschließen.
Noch ein bisschen mehr dachte sich Lef und betete zu seinen alten vergessenen Göttern auf das sie ihm noch einmal beistehen mögen. Es konnte jetzt jederzeit vorbei sein. Für ihn oder für seinen Gegner und griff den Gegner weiter an. Vorher heilte er aber seine Verletzungen und konzentrierte sich auf seine Wunden. Alles auf Anfang dachte sich Leif mit einem inneren Seufzen.
Während sich der Mann aus dem Osten voll auf die Verteidigung konzentrierte gelang es Leif erneut einen Treffer, diesmal an die Schläfe seines Opfers, zu landen. Sein Gegenüber schien abzuwägen und plötzlich lag eine eiserne Entschlossenheit in seinem Blick.
Er konzentrierte sich auf dieses eine alles entscheidende Manöver, vollführte einen Ausfallschritt nach rechts, näherte sich Leif, so dass beide nur noch um Haaresbreite voneinander entfernt standen und schlug auf das Schwert um ihn zu entwaffnen. Der Schlag misslang knapp.
Eine letzte Salve Schläge. Leif hatte noch nie so viele Bewegungen in so kurzer Zeit vollführt und spürte wie die Vitae in seinen Adern verbrannte wie Feuer. Jaropolk hatte einen Fehler gemacht. Er hatte allen Fokus auf die Entwaffnung gelegt die nur knapp misslang und seinem Arm immer noch schmerzte. Dadurch hatte sein Gegner sich verwundbar gemacht. Er schlug zu und der letzte Schlag saß. Der Tzmisce wurde böse getroffen und fiel auf eines seiner Knie. Für Leif aber war das mehr als genug. Der Kampf ging schon zu lange. In genau diesem Moment warf er sein Breitschwert auf den Boden. "Genug." Leif reichte seinem Opponenten die Hand um ihm aufzuhelfen. "Ich habe genug von diesem Spiel." Leif schaute zu Andrei. "Was auch immer ihr gehört habt Lord Andrei oder über mich zu wissen glaubt. Ich genieße Kämpfe bei weitem weniger als ihr euch vorstellen könnt. Insbesondere wenn sie nichts anderem als Unterhaltung dienen" Er half Jaropolk auf, aber seine Worte waren noch immer an Andrei gerichtet. "Es ist ein unentschieden. Keiner von uns ist zu Boden gegangen. Ich schlage vor wir gehen auseinander wie wir hergekommen sind. Wir schulden euch nichts und ihr habt keine Verpflichtungen euch für Brügge einzusetzen." Leif fuhr sich mit der Hand über das Gesicht er war zutiefst erschöpft sowohl seelisch als auch körperlich wie ein lebender Toter nur sein kann.
Andrej trat näher heran, musterte den Krieger, der den Blick gesenkt hielt mit einem abschätzenden Schulterzucken und verbeugte sich vor Leif. „Ich danke euch, dass ihr meinem Schüler diese kleine Bitte erfüllt habt. Ihr habt ihn in einem mehr als fairen Kampf entwaffnet und zu Boden gezwungen und selbstverständlich stehe ich zu meinem Wort. Sofern es mich, meine Sippe und meine Verbündeten angeht, behaltet ihr euer beschauliches Brügge.“
Er wandte sich an Jaropolk. „Geh und beschaff der Frau van de Burse eine Erfrischung. Falls sie sich noch heute auf die Rückreise in ihre geliebte Heimatstadt machen möchte, dann wird sie das wahrscheinlich brauchen. Und euer erfolgreicher Gegner hier wahrscheinlich auch. Irgendwo wird sich schon einer unserer Diener versteckt halten.“
Der hochgewachsene Unhold blickte Andrej nicht an, nickte jedoch. „Ja, Herr. Ich danke euch, dass ihr euch für meine Belange eingesetzt habt.“ Er drehte sich in Leifs Richtung und vollführte ebenfalls eine Verbeugung ohne den Blick zu heben. „Auch euch meinen Dank.“ Dann verschwand er in der Nacht um wie befohlen zu handeln.
"Ich brauche keine Erfrischung, aber danke für die Aufmerksamkeit Lord Andrei." Leif verbeugte sich leicht. Er wusste wo die potentielle 'Erfrischung' herkam und Leif wollte heute Nacht niemanden sterben sehen. Es war bereits zu viel Blut verschwendet worden, wenn auch nur für einen Kampf. "Euer Kind ist über alle Maßen hinaus beeindruckend Herr. Ich danke euch für diese einzigartige Ehre die dunkeln Kräfte erproben zu dürfen." Die nächste Verbeugung fiel ein bisschen tiefer aus. Leif mochte es zwar nicht so zu Kreuze zu kriechen, aber er wusste einfach nicht wie er diese Situation anders handhaben sollte.
Andrej sah dem Mann, der in der Dunkelheit verschwand einen Augenblick nach. „Der Auftrag wurde damals sowohl Volgar als auch Jeropolk angeboten aber selbstverständlich war es Volgar, der sich um die Ehre stritt die Truppen anführen zu können und manchmal vermute ich gar, dass sein Bruder froh war, dass man ihm diese Bürde abgenommen hat. Nun denn… wie dem auch sei… Ihr habt einen ausgezeichneten und langen Kampf geliefert. Solltet ihr Brügge noch erreichen wollen, dann müsst ihr demnächst aufbrechen. Vielleicht solltet ihr nach eurer Kampfgefährtin sehen. Im Gegensatz zu euch verfügt sie wohl nicht über das nötige Kampfgeschick einem Voivoden außerhalb ihrer Mauern gegenüber zu treten.“
Die Worte des Voivoden machten Leif irgendwie wütend und er wusste auch wenn Alidas und seine Beziehung des Öfteren angespannt war, durfte doch niemand so über sie reden. "Lord Andrei erlaubt mir euch zu widersprechen." Er musste sich konzentrieren um seine Stimme ruhig klingen zu lassen. "Alida mag Pech in diesem Kampf gehabt haben, aber ihr tut schlecht daran sie zu unterschätzen. Vergesst nicht 'SIE' ist die Tzimisce, die seit Jahren das Bild eures Clans in dieser Stadt bestimmt. Darüber hinaus hat SIE die Stadt zu einer der wohlhabendsten der westlichen Welt gemacht und eine starke, gesunde Herde hervorgebracht." Leif hasste es Menschen als 'Herde' zu bezeichnen, aber er wusste dass Andrei es nur so verstehen würde. "Ihr solltet eure Clansschwester nicht unterschätzen, den Fehler hat euer anderes Kind schon einmal gemacht und ihr wisst welche Konsequenzen das damals hatte."
Andrej nickte Leif zu. „Selbstredend habt ihr Recht, Leif Thorson. Sie mag über einige Fähigkeiten verfügen, die es zu schätzen und zu berücksichtigen gilt. Nicht jeder Drache taugt zum Voivoden. Dennoch kann jeder Drache seinen Zweck für die Sache des Clans erfüllen, so er es denn wünscht.“
Leif ging in Richtung der blonden Tzimisce um nach ihrem Zustand zu sehen und Andrej folgt ihm in gemächlichem Tempo.
Es gelang Leif bereits nach kurzer Zeit die Brüggerin wieder zu Bewusstsein zu holen. Der Schlag, den sie an den Kopf erhalten hatte war von der Gewalt eines Klöppels der gegen eine gewaltige Kirchturmglocke stieß gewesen, aber sie war eine Kainitin und so dauerte ihre untote Existenz weiter an.
Sie war überrascht und fiel Leif fast vor Freude um den Hals als er ihr verkündete, dass es ihm gelungen war den Voivoden zu Boden zu ringen.
Es dauerte nur einige Minuten bis Jero mit zwei Dienern bei ihnen angekommen war. Er ließ die Männer, die ängstlich nach vorne in ihre Richtung spähten stehen und vergewisserte sich mit einem festen Blick davon, dass sie nicht von der Stelle weichen würden. Dann trat er näher heran und verbeugte sich auch vor Alida. Das Russisch klang melodisch doch war, wie man an Alidas Zug um den Mund herum erkannte, für die Angesprochene schwer zu verstehen. „Frau van de Burse. Auch euch gilt meine Achtung für den Kampf zu dessen Gelingen ihr beigetragen habt. Ich danke euch ebenso wie eurem Kampfgefährten für die Ehre dieses Gefechts.“ Er sah zu der blonden Frau, dann noch ein Mal zu Leif. „Diese Männer würden es als Ehre betrachten euch ein wenig von ihrer Vitae zur Verfügung zu stellen um euch eine gute Heimreise zu ermöglichen.“ Er wandte sich zu den Dienern. „Ich würde mir jedoch wünschen, dass ihr sie nicht ernsthaft beschädigt?“
Leif schüttelte nur den Kopf. "Ich brauche nichts. Aber ich danke euch." Der Nordmann ließ Alida aber trinken wenn sie wollte. "Dann bleibt uns nur noch eins zu tun und zwar uns zu verabschieden." Lord Andrei. Leif nickte ihm zu, dann wandte er sich noch einmal zu Jaro. "Ihr seid ein Mann von Ehre mit einzigartigen Talenten. Ich bete, dass wir uns nicht wiedersehen werden, zumindest nicht auf unterschiedlichen Seiten des Schlachtfeldes..."
Ein kaum merkliches Zucken um die Mundwinkel war zu erkennen. „Es würde ein langer, langer Kampf werden und wahrscheinlich würde uns nur das Licht der Sonne zum Aufgeben zwingen.“
"Ich wünsche euch eine gute Heimreise in den Osten." Das war alles was Leif noch zu sagen hatte.
Wieder folgte eine Verbeugung. „Euch ebenso viel.“

Bild

Die Heimreise mussten die beiden Kainiten in ungeheurer Geschwindigkeit zurücklegen, denn beiden saß das Morgengrauen bereits im Nacken. Sie verlangten den Pferden einiges ab, doch die Tiere waren trittsicher und wendig und der Schnee bereits geschmolzen. Es blieb ihnen keine Zeit für Gespräche und als sie durch das Tor der Stadt ritten war bereits ein schwacher roter Streifen am Horizont zu sehen. Der Wachmann ließ beide ohne Zögern passieren. „Frederik und Alida van de Burse…?“ Er nickte wohlwollend.
Sie kamen zunächst am Anwesen der van de Burse vorbei und Alida schwang sich aus dem Sattel. „Willst du mit hinein kommen und diesen Tag hier verbringen oder kehrst du nach Hause zurück?“
"Ich gehe nach Hause, danke Alida." Er lenkte das Pferd schon in eine andere Richtung. "Ich werde morgen aber noch einmal vorbeischauen. Ich glaube wir sollten besprechen was heute Nacht passiert ist." Dann ritt er in Richtung seiner Zuflucht. In der nächsten Nacht würde er wieder zu Alida van de Burses Anwesen reiten.
Leif kämpfte sich durch die drohende Morgendämmerung und spürte die Müdigkeit mit der gleichen Eindringlichkeit wie das nadelspitze Reißen der ersten Lichtfetzen. Der Sonnenaufgang lag nur noch wenige Minuten entfernt. Er glitt aus dem Sattel, schlug dem Tier, das den Weg genau kannte kurz auf die Flanke, so dass es in den Stall trottete. So schnell ihn seine Beine trugen, hastete er durch das Eingangstor, das wie meist nicht verschlossen war, denn kaum jemand traute sich bei der gestandenen Frau, von der man wusste, dass sie sowohl den Schwertkampf genauso gut wie die Schmiedekunst beherrschte unangekündigt einzudringen. Er fiel halb die Treppe in sein Zimmer im Keller, ließ sich von der willkommenen absoluten Dunkelheit umfangen und schmiss die Tür hinter sich ins Schloss. Dann fiel er auf das weiche Bett während draußen die Sonne in herrlichstem Rot aufging und ihre Strahlen über die strohgedeckten Dächer der Stadt ausschickte und alles in goldenes Licht tauchte





Ein vorsichtiges Klopfen rüttelte ihn mit einer beharrlichen Dringlichkeit aus seinen verworrenen Träumen. „Leif? Bist du da?“ Es folgte eine Pause. Dann erneut das Klopfen.
Leif reagierte recht schnell und war sofort an der Tür, die er dann öffnete. "Was ist passiert??" Seine Eingeweide verkrampften sich, denn er wusste Andrei befand sich noch immer in der Gegend.
Die Augen des jungen Mannes, der ihm gegenüber stand, und der zunächst noch gelassen gegen die Tür geklopft hatten, weiteten sich für einen kurzen Moment entsetzt.

Bild

„Frederik?“ Er starrte den Mann an, den er nicht im Zimmer des ihm so vertrauten Mannes erwartet hatte, schüttelte dann jedoch nach langem Zögern den Kopf.
„Leif?“ Die Stimme klang zögernd.
Leif, im Moment mit Frederiks Gesicht schüttelte nur kurz den Kopf. "Keine Sorge, Karl, ich bin es. Alida hat mich für eine Mission verändert und ja du musst nichts hinzufügen es war eine blöde Idee." Der Salubri schwieg kurz und fügte dann noch einen Satz hinzu. "Mistelzweige blühen nicht. Alles klar?" Damit sollten alle Fragen vom Tisch sein. "Also was gibt es Karl? Ist irgendwas passiert???"
Der junge Mann zog noch immer ungläubig die Augenbrauen hoch. Er wusste, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gab, als für die meisten offensichtlich zu erkennen war, dass vor allem in seinem Umfeld einiges geschah, dass sich nicht so ohne weiteres erklären ließ, aber seinen Vertrauten Leif in einer anderen Gestalt vor sich zu sehen geschah nicht alle Tage.
Karl trat in Leifs Gemächer und schloss die Tür hinter sich. „Steht dir gut. Fröhliches neues Lachen… und dieser professionelle Haarschnitt… wann warst du beim Barbier? Gestern?“ Ein breites Grinsen machte sich auf seinen Zügen breit. „Ganz im Ernst: Du siehst ausgesprochen bescheiden aus. Auch mit dem Gesicht von Frederik…“
"Ich musste mich zum Spaß mit einem Artgenossen prügeln..." Leif wandte kurz den Blick ab. "...für einen anderen wahnsinnigen Artgenossen. Dabei war lange nicht klar wie es ausgeht und dementsprechend sehe ich nun aus." Dann lächelte er. "Glaub mir ich bin froh wenn der ganze Spuck wieder vorbei ist und ich mein altes Gesicht wieder habe." Er lachte zufrieden wurde aber gleich wieder ernst. "Also was gibt es? Du kommst doch nicht ohne guten Grund so aufgeregt hierher?"
Nachdenklich sah sich Karl in dem dunklen Zimmer um als würde er nach einer Antwort suchen. „Nein, selbstverständlich hätte ich dich nicht zu so früher Stunde gestört. Die Sonne ist erst vor wenigen Minuten untergegangen und es ist fast noch hell draußen.“
Er kratzte sich verlegen an der Stirn. „Oben ist ein Mädchen. Sie will zu Brunhild, aber die ist nicht da. Keine Ahnung, wo sie im Moment ist. Weder im Haus, noch in der Schmiede, noch im Lager.“
Leif war nun gänzlich wach. "Ein Mädchen? Wir sollten einmal nachschauen wer es ist." Er ging Richtung Tür. "Was Brunhild angeht sollten wir uns im Moment noch keine Sorgen machen, sie kann schon auf sich aufpassen." Leif öffnete die Tür zum oberen Teil des Hauses.
Karl zuckte mit den Schultern. „Das ist mir schon klar, dass sie auf sich aufpassen kann. Aber das Ding da oben ist ausgesprochen hartnäckig, weigert sich mit verschränkten Armen das Haus zu verlassen auch wenn ich ihr schon mehrmals gesagt hab, das sich nicht weiß wo Brunhild ist und sie doch einfach ein anderes Mal wieder kommen soll. Feuriges Temperament, um keine Antwort verlegen… und ausgesprochen hübsch.“ Die letzten Worte fügte er so beiläufig hinzu als würde er über das Wetter der letzten Woche sprechen.
"Ich schaue mir das Mädchen einmal an." Leif ging nach oben.
Karl folgte mit hastigem Schritt.
Leif ging durch die Räume des bescheidenen doch gemütlich eingerichteten Wohnhauses und trat schließlich in den eigentlichen Wohnbereich. Tatsächlich lehnte das Mädchen wie Karl bereits angekündigt hatte mit verschränkten Armen am Kamin. Sie war groß und blond, hatte das Haar traditionell zu vielen Zöpfen geflochten und trug ein einfaches, dicht gewebtes braunes Kleid.

Bild

Sie verzog abschätzig die Lippen als sie Karl erblickte. „Der Herr hier sieht mir aber nicht wirklich nach Brunhild aus. Das mit den Merkmalen von Frau und Mann müssen wir wohl noch üben…?“
Karl zog eine Schnute und grinste breit zurück. „Wenn du meinst?“ Dann verschränkte auch er die Arme, lehnte sich lässig an den Türrahmen und beobachtete das Schauspiel. Er war gespannt darauf, wie es Leif gelingen würde, das Mädchen aus dem Haus zu vertreiben.
Das blonde Mädchen sah Leif an, deutete dann eine spöttisch eine Verbeugung an. „Und ihr müsst dann wohl der van de Burse sein? Ich hab gehört auf meinem Weg hierher gehört, dass Brunhild mit euch zusammen wohnt.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Aber was kümmert‘s mich?“ Ihr Blick drückte ein gewisses Maß an Misstrauen aus.

Bild

Leif hatte sofort ein Gefühl, eines bei dem ihm alle Haare zu Berge standen. Das Mädchen war eines seiner Nachkommen, er war sich beinahe sicher. Die Kleidung, die Haare...und damit war sie eines der Kinder von Vidarr und damit gefährlich. Welch‘ Glück das er noch ein anderes Gesicht als sein eigenes trug. Leif antwortete fest aber vorsichtig, "Wie ihr schon sagt, was geht es euch an." Er schmunzelte. "Brunhild ist nicht hier wie ihr sehen könnt, aber ich kann ihr gerne etwas ausrichten." Leif ging zur Tür und öffnete dies, ein unmissverständliches Zeichen. "Ihr könnt auch gerne in der Stadt warten. Es gibt ein paar nette Herbergen mit dem Namen 'Zur blutigen Jungfrau' wenn ihr auf unsere Schmiedin warten wollt." Leif lächelte auch wenn sich innerlich seine Gedanken bereits überschlugen.

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Di 2. Feb 2016, 21:36 


Nach oben
  
 

 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Mi 3. Feb 2016, 20:22 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1371
Das Mädchen ließ sich von der Geste der offenen Tür nicht beeindrucken und rollte nur mit den Augen. „Vielleicht solltet ihr die Tür wieder schließen? Das Wetter draußen ist zwar recht angenehm, aber ihr Städter tendiert ja dazu nichts zu vertragen. Wir wollen doch nicht, dass ihr euch ‚nen Schnupfen holt, nicht wahr?“ Sie blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Karl stieß sich vom Türrahmen ab und trat mit festem zielstrebigem Schritt auf sie zu. „Hör mal zu, Thea, oder wie auch immer du heißt. Ich bin normalerweise die Freundlichkeit in Person, aber langsam reicht es. Brunhild ist nicht hier, also hör auf hier herumzulungern… sonst…“ Er baute sich vor ihr auf.
Das blonde Mädchen beugte sich näher zu ihm heran, reckte das Kinn nach vorne bis sie nur noch eine Handbreit von dem Gesicht des Knappen trennte. Sie schenkte ihm ein spöttisches zuckersüßes Lächeln. „Sonst Was? Ziehst du dann dein Schwert und versohlst mir den Hintern?“
Selbst ein gestandener Bursche wie Karl war von so viel Dreistigkeit überrumpelt. Er öffnete den Mund. „Ich…“ Und schloss ihn wieder.
Die blonde Frau zog eine Augenbraue in die Höhe. „Nur damit du’s weißt, ‚Herr Ich bin schon fast ein Ritter‘. Ich hab schon Jungs verprügelt bevor ich laufen konnte.“ Sie fuhr sich kurz mit der Zungenspitze über die Oberlippe. „Ich mach dir ein Angebot: Wenn du mich im Kampf schlägst, verschwinde ich.“ Sie klopfte mit der flachen Hand zwei Mal auf die Schwertscheide an ihrer linken Seite. „Aber ich würd mir an deiner Stelle nicht zu viele Hoffnungen machen.“
Ein Feuer loderte in Karls Augen auf, das Leif schon oft genug gesehen hatte: die Vorfreude auf einen Kampf. „Die Herausforderung gilt! Aber stell dich schon mal auf ‚ne vernichtende Niederlage ein, denn im Gegensatz zu den meisten Männern schlag ich mich auch mit Frauen, wenn sie mich so offen herausfordern.“ Mit dem Kinn deutete er in Richtung Hinterhof, grinste dann breit und verbeugte sich höhnisch. „Nach euch, Mylady.“
Das Mädchen streckte die Schultern nach hinten und folgte ohne mit der Wimper zu zucken der Aufforderung. Bevor Karl ihr hinterherging blickte er noch einmal zu Leif und sprach in leisem, verschwörerischen Tonfall. „Ich hab das Gefühl es wird echt Zeit, dass ihr mal jemand Respekt beibringt.“

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Do 4. Feb 2016, 11:59 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1421
Es war sinnlos noch etwas zu sagen. Das Duell stand und konnte nun nicht mehr abgebrochen werden, ohne weitere Probleme mit dem, zugegeben recht impertinenten Mädchen zu kreieren. Auch Leif gestikulierte dem Mädchen dem Weg zum Übungsplatz auf dem Hinterhof und flüsterte Karl ins Ohr. "Zwei Sachen Karl. Was habe ich dir beigebracht? Sei nicht so überzeugt von dir. Du kennst das Mädchen nicht. Sie ist selbstsicher, beinahe arrogant was bedeutet das sie es gewohnt ist zu gewinnen. Ich vermute der Kampf wird schwerer als du denkst. Das Andere: Denk an deine Verteidigung und lass dich nicht von ungewöhnlichen Manövern aus der Ruhe bringen. Kraft kann durch Geschick ausgehebelt werden, dass weißt du, also vergiss es nicht." Schließlich nickte er dem jungen Mann zu und stieß ihn sanft in Richtung der Hintertür. "Du packst das schon." Eine letzte Motivation. Der Salubri kannte die Stärken und Schwächen von Karl, aber das war es nicht was ihm Bauchschmerzen bereitete. Die Anwesenheit der Kinder von Vidarr in Brügge bedeutete Probleme. So oder so.

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Do 4. Feb 2016, 14:02 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1371
Bild

Karl sah dem Mädchen hinterher, nickte Leif dann mit einem einnehmenden Lächeln zu und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist sie es da wo sie herkommt, in der abgelegenen Wildnis, gewohnt zu gewinnen, aber das ist bei weitem nicht der erste Kampf, den ich bestreite. Mal schauen wie viele Schläge ich brauche bis sie einsieht, dass sie den Mund nicht gar so weit aufmachen sollte.“ Er sah die Mahnung in Leifs Gesicht, unterdrückte ein Seufzen und fügte dann beschwichtigend hinzu. „Ja, ja… ich bin vorsichtig. Aber: Was hab ich zu verlieren? Im schlimmsten Fall sitzt sie halt die ganze Nacht bei uns vorm Kamin, prahlt damit es mir so richtig gegeben zu haben und schlürft unsere Suppe. Ich kann damit notgedrungen leben.“
Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus und er trat auf den Hinterhof.
Das Mädchen hatte bereits Schild und Schwert gezogen. Sie reckte den Kopf in Richtung Himmel, überprüfte den Stand des Mondes und das schwache Rot der Wolken am Abendhimmel, die Richtung des Windes. Dann legte sich ein siegessicheres Lächeln auf ihre Züge. „Na? Packt dich schon der Angstschweiß? Du kannst es dir gerne noch anders überlegen und den Schwanz einziehen.“

Bild

Karl riss ein Schild aus einer Verankerung an der Hauswand und begab sich ebenfalls in Kampfstellung. „Hättest du wohl gern. Damit du weiter deine prahlerischen Reden schwingen kannst. Zeig‘ lieber was du kannst, statt den Mund zu voll zu nehmen.“
Sie grinste. „Gerne.“ Dann holte sie aus.
Vorsichtig, in gebückter Haltung, umrundeten sich die Kämpfenden. Ab und an wagte einer der beiden einen Ausfall, der vom anderen sofort pariert wurde. Als erfahrenem Kämpfer war Leif sofort bewusst, es war ein gegenseitiges Austesten, ein Kennenlernen, ein Überprüfen der Stärken und Schwächen des Anderen.
Der Himmel über Brügge klarte langsam auf und Leif spürte die warme Frühlingsluft, von einer solchen Klarheit wie reines Glas.

Bild

Er hörte die Schläge der aufeinander treffenden Schwerter, dann begann der eigentliche Kampf. Beide Kontrahenten hieben aufeinander ein, schenkten sich nichts, testeten ihre eigenen Kampftechniken aneinander aus. Karl kämpfte mit mehr Kraft und Standfestigkeit, das Mädchen mit einer Mischung aus Geschmeidigkeit und plötzlicher, unerwarteter Heftigkeit. Leif kannte den nordischen Kampfstil nur zu gut, doch auch Karl ließ sich sehr zur Überraschung des Mädchens wie der Heiler an ihrem Gesicht ablesen konnte, nicht aus der Ruhe bringen. Er kannte fast jede einzelne ihrer Paraden, jeden Hieb, jedes Verteidigungsmanöver von Brunhild, seiner Lehrerin, und er war nicht gewillt, in dieser Nacht klein bei zu geben.
Leif spürte die Anwesenheit der Frau an seiner Seite bereits Augenblicke bevor sie ihm die Hand auf den Unterarm legte. Für einen Sekundenbruchteil durchdrang ein warmes, fast elektrisierendes Pochen seine Haut, dann nahm Brunhild die Finger fort. Sie lehnte sich neben ihn an die Brüstung und sah auf die Kämpfenden hinunter.
„Bei Loki. Dein neues Gesicht ist wahrlich gelungen. Ich war im ersten Moment etwas verwirrt, Frederik hier zu sehen. Der junge Van de Burse betritt unser Haus in der Regel nur dann, wenn er Schmiedewaren zu kaufen wünscht und dann kündigt er sich für gewöhnlich an.“ Sie verschränkte die Finger ineinander und musterte den Zweikampf.
„Karls Bewegungen sind etwas zu ausladend. Davor hab ich ihn schon zig Mal gewarnt. Dafür muss sich Thyra viel zu oft um ihre Balance bemühen. Ein zu kräftiger Schlag und er hat gewonnen…“ Sie blickte ihn an und in ihrem Blick lag unsagbar viel mehr als in den paar Worten, die sie soeben mit Mühe an ihn gerichtet hatte.

Bild

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Zuletzt geändert von Alida am Di 26. Jul 2016, 13:36, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Do 4. Feb 2016, 20:01 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1421
Der Junge war halsstarrig wie ein Esel und erinnerte Leif öfter an sich selber als an seine Eltern, die beide ehr besonnener Natur waren. Er konnte ihm nicht einmal böse sein, denn er wisst wie schnell man sich an etwas festbeißen könnt und dieser Kampf gehörte für Karl sicher dazu.

Leif beobachtet die Vorbereitungen des Kampfes von seiner erhören Position und und biss sich auf die Lippen. Die Kinder von Vidarr - über 150 Jahre ging ihre gemeinsame Geschichte nun schon zurück. Es war einschüchternd zu sehen, welche Folgen dieser eine zugegeben riesige Kontrollverlust gehabt hatte. Leif merkte erst gar nicht das sich Brunhild zu ihm gesellt hatte und nickte ihr leicht zu, während er die Berührung der blonden Frau erwiderte. Er hörte ihr aufmerksam zu als sie begann den Kampf zu beschreiben und stockte kurz bei dem Namen des Mädchens und des detaillierten Wissens, welches die über ihren Kampfstil hatte. Thyra, Thyra...der Salubri überlegte und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er erstarrte und seine Stimme war kaum hörbar als er Brunhild ansprach. "Thyra! Deine Tochter oder?" Der Nordmann blickte geschockt aus dem Gesicht welches nicht sein sein eigenes war.

Bild

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Do 4. Feb 2016, 21:04 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1371
Brunhilds Augen verengten sich leicht während sie auf den Übungsplatz hinunter auf den jungen Mann, den sie quasi wie einen Ziehsohn mitaufgezogen hatte und die fast erwachsene Frau, in deren Leben eine Mutter so gut wie nicht vorgekommen war, sah. Für beide gab es nichts als diesen einen Kampf und keiner war sich in diesem Moment der unbemerkten Zuschauer bewusst.
Sie nickte ohne Leif anzusehen, scheinbar gebannt durch das Geschehen unter ihnen. Aber an der Art wie sie die Lippen aufeinander presste, erkannte Leif nur zu gut, dass in ihrem Kopf tausend Gedanken und wohl auch Gefühle gleichzeitig miteinander rangen. „Ja, das dort ist Thyra, meine Tochter.“ Sie holte tief Luft.
Karl holte in diesem Moment mit dem Schwert aus, machte einen angetäuschten Ausfall nach links, zog dann aber das Schwert zurück und trat ihr mit dem rechten Fuß gegen das Schienbein, so dass das Mädchen kurz aufschrie und ins Straucheln geriet. Sie schnaubte empört auf. „Von einem angehenden Ritter erwartet man für gewöhnlich einen ehrenvolleren Kampf.“
Der Junge trat einen Schritt zurück uns grinste breit. „Und von einem Mädchen, das uns Städter für verweichlicht hält, erwarte ich, dass es mit sowas umzugehen weiß.“ Er ließ das Schwert einmal lässig um das Handgelenk kreisen und parierte dann mit Mühe mit dem Schild ihren nächsten Hieb.
Brunhild blickte zu Leif und ein Schatten legte sich auf ihre hellen grauen Augen, das Merkmal, dass fast alle Mitglieder der Familie Thorson miteinander vereinte. „Ich war im letzten Sommer bei ihnen. Ich habe Erik und Thyra gesucht und sie wie erwartet bei Asbjorn gefunden. Bei Balder, ich wollte den Versuch unternehmen sie von dem ganzen Irrglauben abzubringen, der meine…“ Sie zögerte kurz. „… unsere Familie über all die Jahrhunderte immer weiter zerstört und auffrisst. Ich ahnte, dass ich keinen Erfolg haben würde, aber ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte.“
Unten im Übungsring gelang es dem Mädchen mittlerweile ihren Gegner immer weiter zurück zu drängen, ihm einige ordentliche blaue Flecke zuzufügen bis er schließlich mit dem Rücken an einem Gartenzaun stieß, der ein frisch angelegtes Gemüsebeet abtrennte. Leif hörte ihn fluchen.
Brunhild seufzte leise. „Ich war nicht sehr erfolgreich. Thyra eifert zu sehr ihrem Vater und dem Rest unserer Familie nach und schien den Kampf gegen… den Dämon… mit allem, was dazu gehört aufnehmen zu wollen, so wie es von ihr erwartet wird. Erik war nachdenklicher, nahm sich meine Worte zu Herzen. Aber auch er blieb bei der Familie als ich ging. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.“
Bild

Sie sah Leif an. Ein kurzes Schmunzeln erhellte ihr Gesicht für einen Moment. „Einen Vorteil hat dein hübsches Gesicht ja nun, auch wenn mir das andere um Welten besser gefällt. Sie wird so ohne weiteres nicht wissen, wer du bist.“ Wieder folgte eine kurze Pause. „Hat sie gesagt, was sie hier in Brügge will?

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Zuletzt geändert von Alida am Di 26. Jul 2016, 13:43, insgesamt 3-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Fr 5. Feb 2016, 12:11 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1421
Kinder und Elternschaft. Leif fühlte sich bei diesem Thema immer ein wenig unwohl, nicht nur wegen all dem was damals während der Raserei passiert war bei dem er fast seine gesamte Familie ausgelöscht hatte, sondern auch weil er zu Lebzeiten ein miserabler Vater gewesen war. Er hatte es nicht einmal geschafft eine engere Bindung zu einem von ihnen aufgebaut, abgesehen von seinem mittleren Sohn Björn und wurde mit nichts als einem frühen Tod belohnt, weil er in die Mühlen der politischen Ambitionen seines Vaters geraten war. Die Erinnerung tat weh, nicht nur wegen dem Bedauern welches Leif verspürte, sondern auch weil ihm die Sammlerin damals im Osten die Erinnerung an Björns Aussehen genommen hatte. Familienbande waren für Leif immer schon mit Schmerz, Schuld und Opfern verbunden gewesen und es schien als würde es seinen Nachkommen in diesem Zusammenhang nicht besser ergehen als ihm selbst. Leif wandte sich an Brunhild.

"Ich glaube ich bin die letzte Person die in dieser Stadt einen elterlichen Rat geben sollte, aber sie ist hier was bedeutet das sie den ersten Schritt gemacht hat. Sie wollte dich sehen und vielleicht solltet ihr euch einfach noch einmal zusammen setzen und reden? Es ist doch möglich das sie inzwischen Zeit hatte über alles nachzudenken und hat neue Schlüsse gezogen." Leif beobachtete weiterhin den Kampf der beiden jungen Leute die beide über viele Generationen seiner sterblichen Linie entstammten. Er schüttelte kurz den Kopf. All das war irgendwie eigenartig. "Egal was sie hier will, es wäre gut das herauszufinden und auch ob noch andere Mitglieder deiner..." Er stockte kurz und berichtigte sich dann mit einem entschuldigenden Lächeln. "...unserer Familie hier sind, auch wenn ich natürlich nur das Beste hoffe."

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Sa 6. Feb 2016, 10:42 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1371
Mittlerweile war Thyra näher an Karl heran geschritten, der noch immer versuchte sich aus dem Schlamm aufzurappeln. Ein siegessicheres Lächeln erschien auf ihrem Gesicht als der Mond hinter einer Wolke hervorbrach. Doch Karl zögerte keinen Augenblick. Er griff nach einer Gartenharke, die er gerade noch mir der Rechten erreichen konnte und schlug nach den Fersen des Mädchens, die er prompt erwischte. Sie verlor das Gleichgewicht und landete ebenfalls im Matsch. Der junge Knappe ließ keine Sekunde verstreichen sondern stürzte sich sofort auf sie und drückte sie mit seinem Gewicht nach unten. Thyra, das Gesicht am Boden, bekam Schlamm in den Mund und prustete, doch Karl ließ nicht locker. Er brummte mit dem letzten Atem, den er noch zur Verfügung hatte. „Und? Gibst du auf?“
Das blonde Mädchen wehrte sich noch immer heftig, konnte aber nicht aus der Umklammerung ausbrechen oder ihren Gegner selbst umwerfen. Wieder konnte Leif Karl hören. „Gibst du auf?“
Ein schwaches, kaum hörbares. „Ja, du hast gewonnen.“ folgte.
Völlig erschöpft, von oben bis unten verdreckt und schwer atmend ließ sich Karl neben Thyra in den Schlamm fallen. Beide Kontrahenten rührten sich nicht.
Leif verfolgte den inzwischen absolut spannenden Kampf und zuckte kurz bei dem dreckigen Ende zusammen. Nicht schlecht dachte er sich. Von beiden Kontrahenten. Der Salubri dachte, dass es das Beste wäre die beiden zu trennen und Thyra einen Moment mit Brunhild alleine zu lassen. Er räusperte sich. "Karl du solltest dich waschen gehen, ich bin mir sicher im Anwesen der van de Burses können Sie ein wenig Wasser für doch erübrigen. Ich komme mit, ich war eh dorthin unterwegs, dann können wir die Frauen unter sich lassen, während sie sich entschlammen." Leif blickte recht intensiv zu Karl und hoffte, dass der Junge den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen würde.
Karl rappelte sich mühsam auf, stütze sich auf die Ellenbogen und sah zu Leif auf. Auf dem Gesicht lagen Skepsis und Unglaube. Die Gedanken des Jungen waren eindeutig. ‚Du willst doch nicht ernsthaft, dass wir jetzt verschwinden???“
Er versuchte eine gleichgültige Mine aufzusetzen. „Wenn du denkst…“ Er stand auf und streckte dem Mädchen mit einem breiten Grinsen die Hand entgegen. „Ich hab noch nie ein Mädchen so kämpfen sehen wie dich. Vor einer Woche, als hier noch nicht alles frisch umgegraben war, hättest mit Sicherheit du gewonnen.“ Leif war klar, diese Bemerkung galt in erster Hinsicht dem Stolz des Mädchens. Thyra schien jedoch nicht im Mindesten gekränkt, griff nach der Hand des Knappen und ließ sich nach oben ziehen. Sie lächelte verschmitzt. „Deine Attacken haben es wirklich in sich und deine Beinarbeit ist ausgesprochen gut. Außerdem, im Gegensatz zu den meisten, weißt du wirklich wie man kämpft… fast wie ein Nordmann.“ Sie nickte ihm respektvoll zu.
Neben sich hörte Leif die leise Stimme von Brunhild, die nur für seine Ohren bestimmt war. „Bevor ihr verschwindet: Ich muss mit dir über was Wichtiges reden und ich denke, Karl sollte es auch mitbekommen.“
Leif nickte nur und seufzte kurz besorgt als er Brunhilds Tonfall hörte. "Karl komm lass uns durch das Haus gehen und uns von Brunhild verabschieden." Der Salubri machte eine Geste zu Thyra. "Auf bald Kriegerin." Dann ging in das kleine Haus.
Karl hatte die Augen noch immer begeistert auf das Mädchen gerichtet. „Das Kämpfen hab ich von Brunhild gelernt.“ Er deutete mit einem gewissen Stolz zu der blonden Frau, die noch immer an der Brüstung lehnte. Die hellen Augen Thyras nahmen eine fast schwarze Farbe an als ein Schatten auf ihr Gesicht fiel. Der Blick der jungen Frau war finster während sie die Schultern nach hinten schob und das Kinn vorreckte. Sie wischte das Schwert an ihrem Kleid ab und schob es in die Scheide. Dann kam sie auf Brunhild zu und blieb in einem Meter Entfernung stehen. „Mutter.“
Brunhild nickte ihr zu. „Thyra…“ Leif konnte sehen, dass Karl den Mund öffnete und ihn nur mit Mühe wieder schließen konnte.
Eine gefühlte Ewigkeit standen die beiden Frauen sich gegenüber ohne einen Ton zu sagen. Karl ertrug das Schweigen schließlich nicht mehr länger und meinte nur „Vielleicht sollten wir einfach nach drinnen gehen? Ich werd‘ mal Wasser aufsetzen gehen…“ Er wirkte überfordert und Leif konnte hören wie seine Schritte an Geschwindigkeit zunahmen als er hinter dem Heiler her ins Innere eilte.
Tja irgendwie hatte Leif einen Moment wie diesen genau vermeiden wollen. Irgendwie war das schief gegangen und zu sagen die Stimmung wäre angespannt war eine absolute Untertreibung. Leif räusperte sich. "Ich werde dir helfen Karl..." Es stand ihm nicht zu hier vermitteln einzugreifen, schon gar nicht in der Aufmachung von Frederik van de Burse, aber irgendwie fühlte er sich trotzdem schlecht in der Situation und würde Brunhild gerne beistehen. Ohne ein weiteres Wort ging er in das Haus.
Karl holte tief Luft und griff nach einem Stück Stoff, dass neben der Tür hing und wischte sich den gröbsten Dreck aus Gesicht und Haaren. Dann schmiss er das Tuch auf den Boden und stapfte in Richtung Küche. Er hängte einen schweren Kessel über das Feuer in dem er Wasser erhitzte und fand irgendwo noch Brot, Käse und Schinken, die er gemeinsam mit einem Messer auf die Tischplatte warf so wie einen Tontopf mit einem deftigen Eintopf, den er in die Glut stellte. Mit dem Daumen zeigte er zur Hintertür, die zum Übungsplatz führte. „Kannst du mir mal sagen, was da draußen gerade los ist?“
Leif sah die Verwirrung des Jungen und konnte sich seine Gefühle gut vorstellen. Er setzte sich auf einen Stuhl und begann dann zu erzählen. "Also die kurze Version ist die: Das da draußen ist Thyra, Brunhilds Tochter die bei ihrem Vater im Königreich Dänemark geblieben ist. Sie hat auch noch einen Zwillingsbruder namens Eric." Leif machte eine entschuldigende Geste, die zu sagen schien, dass er auch ein wenig überfordert mit der Situation war. "Ja und jetzt stehen sie sich gegenüber, nachdem das Treffen im letzten Jahr wohl nicht so gut gelaufen ist. Ich weiß auch nicht so genau was sie hier will, aber ich vermute das werden wir noch früh genug herausfinden."
Karl schüttelte ungläubig den Kopf. Er presste die Lippen aufeinander um sich selbst zum Schwiegen zu bringen, sprach dann jedoch das, was ihm auf dem Herzen lag aus. „Wenn das Mädchen da draußen ihre Tochter ist, warum war sie dann nicht all die Zeit hier bei uns? Bei ihrer Mutter…“
"Dieser Teil der Geschichte ist leider recht kompliziert." Er schüttelte entschuldigend den Kopf. "Gib dich im Moment bitte einfach damit zufrieden, dass du den Rest noch erfährst, aber gerade ist nicht der Moment dafür." Im Stillen war sich Leif auch nicht sicher, ob er berechtigt war Brunhilds Geschichte an Karl weiterzugeben. Die Situation wurde mit jeder Minute komplizierter.
Wieder presste Karl nur die Lippen aufeinander. Er rührte in dem Top mit dem Eintopf als gelte es darin einen Gegner zu Tode zu rühren und Leif konnte spüren, dass sich die Gedanken des jungen Mannes überschlugen und was auch immer ihm im Kopf herum spukte. Es war nicht unbedingt guter Natur.
Es dauerte wohl eine weitere Minute bis Brunhild herein kam, gefolgt von Thyra, die diesmal deutlich zögernder den Raum betrat. Brunhild warf einen kurzen Blick über die Küche, erblickte das Brot auf dem Tisch und nahm schließlich Platz. Sie machte eine einladende Geste auf die freien Stühle. „Setzt euch doch!“
Thyra verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich stehe lieber.“ Karl musterte Brunhild, dann Thyra einen Augenblick, schließlich nahm er ein sauberes Handtuch, reichte es dem Schlamm verdreckten Mädchen und schob es bestimmt in Richtung Tisch.
Thyra begann zu protestieren, aber Karl kam ihr mit fester Stimme zuvor. „Vorhin wolltest du nicht gehen. Unbedingt zu Brunhild. Jetzt hab ich gewonnen und sage an, dass du bleibst.“ Er drückte sie auf einen der Stühle und stellte einen Becher mit Gewürzwein vor ihr ab. Dann ging er zurück zum Herd, füllte auch den anderen etwas von dem warmen mit Nelken, Zimt und Kardamom versetzen Wein in Tonbecher und positionierte alle in der Mitte des Tisches. Dann nahm er ebenfalls Platz.
Leif beobachtete die Situation die sich hier gerade abspielte und fühlte sich mit jeder Minute unwohler in seiner Haut. Es fühlte sich an wie ein Topf, der jeden Moment überkochen könnte. Er wartete darauf, dass jemand etwas sagte und schenkte sich selbst, nur um etwas zu tun zu haben einen Becher von dem heißen Wein ein.
Brunhild musterte ihre Tochter erneut lange. „Was machst du hier in Brügge, Thyra?“
Das Mädchen blickte zu den beiden Männern und ihr Blick sah feindselig aus. Brunhild schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ich habe nicht viele Geheimnisse vor den beiden, aber wenn du es willst, dann werden beide gehen.“
Thyra funkelte sie wütend an. „Wie schön für dich, dass du keine Geheimnisse vor diesen beiden hast. Ich freue mich riesig für dich.“ Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. Vielleicht hätte sie zu einem anderen Zeitpunkt darauf bestanden, dass die beiden Männer gingen, aber sie hatte sich schon zu sehr in Rage geredet. „Glaub bloß nicht, das sich wegen dir hier bin. Nur weil du ein einziges Mal in zehn Jahren im letzten Sommer vor unserer Tür gestanden hast bedeutet das nicht, dass sich irgendetwas zwischen uns ändern würde.“ Sie sah sich im Raum um. „Ich bin wegen Erik hier. Er ist verschwunden und keiner weiß wohin.“
Wieder funkelte sie böse in Brunhilds Richtung. „Ich habe nichts gesagt, weil ich ihn nicht vor dem Rest unserer Familie in Schwierigkeiten bringen möchte, aber ich weiß ganz genau, dass du letztes Jahr großen Eindruck bei ihm hinterlassen hast. Du hast ihm Gedanken eingepflanzt, die nicht gut für ihn, nicht gut für unsere Familie sind. Nur weil du abgehauen bist und uns alle im Stich gelassen hast, heißt das nicht, dass jeder es dir gleicht tut.“
Leif sah Tränen in den Augen des Mädchens funkeln aber sie blinzelte sie zornig weg.
Das war also der Grund ihrer Anwesenheit dachte Leif überrascht. So viel zu einem einfachen Mutter-Tochter Gespräch. Thyra war nicht gut auf Brunhild zu sprechen, allerdings war sich Leif fast sicher, dass es auch um etwas Persönliches ging. Wahrscheinlich ging es um Ablehnung und Zweifel, denn Thyra würde sich immer fragen wieso ihre Mutter es vorgezogen hatte sie im Stich zu lassen, auch wenn sie es wohl nie zugeben würde. Das ganze hatte etwas Deprimierendes, das in tiefsten menschlichen Gefühlen verankert war. Leif stand auf und griff nach einer Flasche lokalem Branntwein. Normalerweise nutze er diesen um Wunden auszuwaschen, aber das Zeug war überraschenderweise gut genug um auch als Getränk zu dienen und kostete sehr viel weniger als andere Getränke dieser Art. Er goss einen Fingerbreit in ein paar Tonkrüge und stellte sie ohne weitere Worte auf den Tisch. Er war sich zwar nicht sicher ob jemand in der Stimmung für Schnaps war, aber würde er noch leben wäre er es auf jeden Fall dachte sich der Salubri. Er ließ Brunhild den Vortritt auf Thyra zu antworten, aber er würde trotzdem irgendwann das Wort an Brunhilds Tochter richten. “Wo ist er denn verschwunden? Hast du irgendwelche Anhaltspunkte? Wann habt ihr ihn denn zum letzten Mal gesehen?” Leif hatte das Gefühl, dass es schon genug Emotionen an diesem Tisch gab und beschloss, wenigstens dieses eine Mal als Stimme der Vernunft zu agieren. Zumindest so konnte er Brunhild im Moment unterstützen.
Thyra blinzelte ihn ungläubig an. Sie schien im ersten Moment wütend, dann einfach nur irritiert darüber, dass sich dieser Städter zum ersten Mal an diesem Abend in ihr Gespräch einmischte. Eine scharfe Bemerkung lag ihr auf der Zunge, aber sie schluckte sie hinunter.
„Wir hatten einen heftigen Streit…“ Sie zögerte und ging in Gedanken wohl die Ereignisse des Abends noch ein Mal durch. „Wir beide sind volljährig und es ist an der Zeit unseren Schwur abzulegen. Erik hat mir erklärt, dass es falsch wäre für alle Ewigkeiten einem Dämon für ein Verbrechen hinterher zu jagen, dass vor Jahrhunderten geschehen ist. Dass es unsere Familie zerstören und nicht zusammen halten würde…, dass unsere…“ Das Mädchen schluckte schwer. „… ‚Praktiken‘ falsch seien und uns nichts als Elend bevorstünde. Er würde sein eigenes Leben wollen, ein Leben ohne auferlegte Zwänge, Riten und Gesetze denen er nicht glauben und folgen wolle. Und deshalb würde er gehen.“ Sie schloss kurz die Augen. „Ich habe ihm Vorwürfe gemacht, ihm gesagt, dass es nicht nur um ihn ginge, sondern die ganze Familie, um alle unsere Vorfahren. Der Schwur, den ihr geleistet habt, Generation für Generation… er verpflichtet uns so lange weiter zu machen bis der Dämon erlegt ist. Ansonsten wird kein einziger unserer Vorfahren je Ruhe finden.“
Thyra riss den Ärmel ihres Gewands nach oben und entblößte die Innenseite ihres Oberarmes. Eine schwarze Tätowierung war zu erkennen.

Bild

Sie sah ihre Mutter fest an. „Und, Brunhild? Hast du vergessen, wofür es steht?“
Karl sah sie fragend an. Er wagte kaum dazwischen zu reden. „Ich verstehe nicht ganz.“
Das Mädchen ließ ihre Mutter nicht aus den Augen. „Dieses Symbol vereint die Mitglieder unserer Familie, die sich im Kampf gegen den Dämon verschworen haben. Wir geloben zu kämpfen so lange bis das Monster von dieser Erdoberfläche getilgt wurde. Versagen wir, dann werden wir aufgrund unseres Schwurs so lange in der Unterwelt ausharren müssen bis unsere Schuld durch eines unserer Kinder gesühnt wurde. Unser Schwur ist nicht nur eine Kampfansage an den Dämon, sondern ein Bekenntnis an all diejenigen, die vor uns gekämpft haben.“
Für Brunhild würde all das nichts Neues sein, aber Leif machte sich Sorgen um Karl. Er suchte den Blick des jungen Mannes und hoffte ihm klar machen zu können, dass er sich zurückhalten möge. Es betrübte den Salubri all den Hass und die Überzeugung zu sehen. Der brennende Eifer von Thyra war mehr als nur furchterregend. Leif räusperte sich noch einmal. "Wir können dir helfen ihn zu finden wenn du es denn wünscht Thyra." Er wollte das Gespräch gerne in eine andere Richtung lenken hatte aber das Gefühl damit nur leidlichen Erfolg zu haben.
Thyra zog den Ärmel wieder hoch und verbarg damit das V förmige Symbol. Ihre Stimme klang beherrschter. „Selbstverständlich möchte ich ihn finden. Ich muss ihn davon überzeugen, dass er mit mir zurück zu unserer Familie kommt, dass er wie alle unserer Familie bereit ist zu kämpfen, er seine Pflicht erfüllt. Erst wenn wir beide den Schwur abgelegt haben, haben wir unsere Schuld an der Familie beglichen.“
Karl schluckte. „Warum?“
Sie blickte diesmal fest in seine Richtung. „Weil es dann kein Zurück mehr gibt.“
Leif hatte es kurz auf der Zunge zu sagen das man immer eine Wahl hatte, besann sich dann aber eines Besseren. Mit den Kindern von Vidarr war nicht zu spaßen und noch weniger könnte man mit Ihnen über ihre Überzeugungen diskutieren. Leif wollte sich gar nicht ausmalen was Thyra tun würde, wenn sie wüsste das sie mit eben jenem Dämon den die sterbliche Familie seit über 150 Jahren jagte gerade an einem Tisch saß. Wahrscheinlich würde sie ihn über den Tisch anspringen und nicht aufhören zu kämpfen bis sie selbst oder ihr verhasster Ahne tot war. Ein wahrlich furchtbarer Gedanke, den Leif zugleich abschüttelte. "Also Thyra hast du irgendeinen Hinweis wo dein Bruder sein könnte? Eine Idee wo er hingegangen sein mag?"
Das Mädchen schüttelte stumm den Kopf. „Nein, ich weiß nicht wo er ist. Aber ich spüre, dass er hier ist.“ Sie sah Brunhild mit einem fast flehenden Blick an. „Du spürst es auch, oder?“
Die blonde Frau nickte nur.
"Wenn er hier ist dann sollten wir ihn finden. Wir haben eine Menge Kontakte und Bekannte in der Stadt." So, so, er war also bereits hier und die beiden konnten ihn spüren. Leif fragte sich welche Fähigkeit Thyra besaß wenn sie ihren Bruder spüren konnte. Das Ganze war gefährlich und sie würden vorsichtig vorgehen müssen um sich nicht vor dem Mädchen zu verraten.
Brunhild sah alle am Tisch sitzenden an. „Wir helfen Erik zu suchen. Was er später zu tun gedenkt, das entscheidet er allein…“ Thyra öffnete kurz den Mund um eine heftige Antwort zu geben, schloss ihn dann aber wieder.
Karl griff nach einem Krug mit Branntwein und goss ihn mit einem einzigen Zug nach unten. Er sah kurz in Leifs Richtung, zuckte entschuldigend mit den Schultern und leerte auch den Krug des Heilers ohne Zögern. „Das hab ich jetzt echt gebraucht.“
Brunhild holte tief Luft bevor sie zu berichten begann. „Es gibt da noch etwas anderes, das ihr wissen solltet. Ich bin vor wenigen Stunden vom Blutrichter Claude von Paris in den Schuldturm bestellt worden. Es ging um einen Mord an drei Männern und ich wurde zum Übersetzen hinzugezogen. Ganz kurz erzählt: Im Hafenviertel von Brügge wurden drei Seeleute aus Dänemark ermordet aufgefunden. Der einzige Überlebende, ein Finne, der ebenfalls auf dem gleichen Schiff angeheuert hatte, spricht nur wenige Brocken Dänisch und sonst keine Sprachen. Er hat mir berichtet, dass die Männer in der letzten Nacht alle zusammen ihren Sold der letzten Woche in einer Taverne verprassen wollten. Sie haben sich einen Humpen Bier nach dem nächsten bestellt, dazu viele, viele Flaschen Branntwein und Korn. Selbst als ich den Mann vorhin befragen sollte war er noch nicht ganz nüchtern… Aber die Todesangst, die nur ein Mann kennt, der Schreckliches gesehen hat, stand ihm in den Augen geschrieben. Er meinte, er habe einen Schatten gesehen, der seine Kumpane ermordet hat, eine gigantische dunkle Gestalt, die sich aus der Schwärze der Nacht erhoben hat… Der Blutrichter sah über diese Details gar nicht erfreut aus. Als ich ihn darauf ansprach, erzählte er mir, dass sich bereits vor zwei Wochen ein ähnlicher Mordfall auf einem Schiff ereignet haben soll, das in den Brügger Hafen einlief. Zehn Seemänner wurden erschlagen an Bord aufgefunden und niemand wusste, was geschehen war. Nur ein altersschwacher Greis, dem man aus Mitleid die Überfahrt gewährt hatte, stammelte etwas von einem schwarzen Schatten. Wenige Stunden später starb er. Der Blutrichter meinte, die Angst wäre zu viel für sein schwaches Herz gewesen…“
"Tote Seemänner im Hafen? Das klingt nicht gut, insbesondere wenn irgendwelche Schatten involviert sind." Er schaute sich um. "Der Hafen ist dann wohl eh unser erster Anhaltspunkt. Wenn Eric in der Stadt ist, dann ist er am wahrscheinlichsten mit einem Schiff eingelaufen. Dieser Weg ist der schnellste und kürzeste." Leif erhob sich. "Wir sollten dann aufbrechen, damit der Junge nicht noch ein Opfer dieses Schattens wird."
Thyras Augen verengten sich fragend. „Ein Schatten…?“ Sie biss kurz auf ihren Lippen. „Ich weiß nicht, wo er ist, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es mich zum Hafen zieht. Ich hab eher das Gefühl… Ich weiß nicht, denn ich kenne mich hier nicht aus. Das Zentrum der Stadt?
Und du?“ Ein fragender Blick ging in Richtung ihrer Mutter, die langsam den Kopf schüttelte.
„Ich weiß es auch nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass er in der Nähe des Hafens ist.“
Sie musterte die beiden jungen Leute, die noch immer schlammverkrustet am Küchentisch saßen. „Ihr solltet euch ein wenig frisch machen, euch was anderes anziehen. Danach können wir aufbrechen.“ Sie sah in Karls Richtung. „Zeig Thyra wo sie alles findet und gib ihr ein paar Kleidungsstücke von mir.“ Ihr Blick war eindringlich und drückte noch etwas anderes aus. ‚Lasst uns einen Moment allein.‘ Der junge Mann verstand sofort, erhob sich, griff nach einem Laken und nahm den schweren Kochtopf mit dem heißen Wasser vom Herd. Er wartete bis das Mädchen ihm, der die Hände voll hatte, notgedrungen die Tür geöffnet hatte und ging dann nach draußen. Er sah sie an. „Kommst du mit?“ Er zeigte mit dem Kopf zum anderen Ende des Ganges. „Wir haben einen Raum mit einer Wanne. Da findest du alles, was du brauchst.“
Ein letztes Nicken ging in die Richtung des Heilers und der Schmiedin. Dann wurde die Tür geschlossen.
Leif schaute Brunhild mit besorgtem Blick an. "Was denkst du? Wie kann ich dir helfen?" Der Salubri fühlte sich irgendwie schuldig an all dem was sich in der letzten Stunde abgespielt hatte.
Brunhild schüttelte den Kopf. „Die Nornen haben ihre Fäden schon lange vor unserer Geburt gesponnen und nur sie haben gewusst welche Entscheidungen wir treffen würden. Meine Entscheidungen waren mein Schicksal und ich kann und würde sie nicht rückgängig machen.“ Sie sah ihn fest an. „Die einzige Frage, die bleibt, ist die, was uns die Zukunft bringt.“

Bild

„Was immer das sein mag, ich will nicht, dass es dich in Gefahr bringt. Wünschst du zu gehen?“
"Nein." Leif's Antwort kam prompt und ohne das kleinste Zögern. Er lächelte ihr zu. "Unser Schicksal hat sich vor Jahren verwoben und doch warst immer du es die etwas aufgeben musste, einen Vertrauensvorschuss geben musste oder mir geholfen hast. Es ist Zeit das ich dir endlich einmal helfe und möge Hel mich in ihr dunkles Reich holen wenn ich dich jetzt mit dieser Bürde alleine lasse." Er griff ihren Arm. "Außerdem habe ich gerade dieses neue Gesicht, da kann ich es auch noch ein wenig benutzen." Er lachte und sprach dann ein wenig leiser. "Suchen wir deinen Sohn und um alles weitere kümmern wir uns wenn es soweit ist."
Ein schmales Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Danke.“ Sie grinste. „Außerdem wäre es wirklich eine Schande das schöne Gesicht nicht zu nutzen. Loki hätte sicherlich einige Idee parat um dem guten Frederik ab morgen die ein oder andere erheiternde Geschichte nachzusagen… “ Sie wurde wieder ernst. „Ich denke, wir sollten uns aufteilen. Thyra und ich sind in der Lage zu spüren wo Erik ist und desto eher wir ihn finden umso besser. Was schlägst du vor? Wie sollen wir uns aufteilen?“
Leif grinste Brunhild schelmisch an. "Du hast gar keine Ahnung wie sehr ich mich zusammenreißen muss um dieses Gesicht nicht für ein paar Späßchen zu nutzen, aber ich vermute Frederik würde vor Scham sterben bevor er es schafft mich zur Rede zu stellen." Leif erhob sich und schnappte sich den Mantel der ihm in Frederiks Gestalt ein wenig zu groß war. "Ich schlage vor ich gehe mit deiner Tochter. Es ist nicht so, dass ich mich unbedingt darum reiße, aber du solltest mit Karl reden. Er hat glaube ich eine Menge Fragen und irgendwie verdient er ein paar Antworten, insbesondere wenn er bei der Suche hilft. Ich hätte ein paar Bedenken wenn Thyra ihm auf ihre... ganz spezielle Art weitere Details verrät."


Auch Brunhild erhob sich und begann Brot, Speck und Geschirr wegzuräumen. „Ja, ich denke auch, ich sollte mit Karl gehen. Aber nur Odin mag so viel Weisheit besitzen zu wissen, was ich ihm erzählen sollte. Meine Familiengeschichte ist die deine…“ Sie warf ihm einen zögernden Blick zu. „Was denkst du, sollte er wissen?“
Brunhild wartete seine Antwort ab und bat ihn dann zu sehen ob Karl und Thyra bereits fertig waren. Leif hatte in dem Zimmer des Jungen nachgesehen, der Wohnstube, auf dem Übungsplatz- ohne jemanden zu finden. Schließlich spähte er im Flur um die Ecke in Richtung Badekammer und hatte plötzlich ein ausgesprochen ungewöhnliches Bild vor sich.
In dem schmalen Gang auf dem Holzfußboden saß Karl-Christian. Er hatte die Knie angezogen und den Kopf nach hinten an die getünchte Steinwand gelegt. Offensichtlich war er gewaschen, denn sein Haar und hing ihm noch nass in die Stirn und seine neuen Kleider waren sauber.
Die Tür zur Kammer war bis auf einen schmalen Spalt durch den man sich unterhalten konnte geschlossen. Drinnen plätscherte Wasser.
Karls Stimme war von einer entschiedenen Bestimmtheit. „Du kennst Brunhild vielleicht nicht, aber wenn es jemanden gibt, den man in der finstersten Nacht oder im alles entscheidenden Kampf an seiner Seite wissen möchte, dann ist sie es. Sie ist tapfer, mutig, immer für einen da und die beste Lehrerin, die man sich nur vorstellen kann. Was auch immer es gewesen sein muss, dass sie damals dazu geführt hat euch allein zu lassen, es müssen gute Gründe gewesen sein. Aber ich verstehe dich, wenn du das Gefühl hast, dass du sie hassen möchtest.“
Die Antwort von drinnen kam nach kurzem Zögern und klang bei weitem nicht mehr so heftig wie zuvor in der Küche. „Was weiß ein angehender Ritter wie du schon von so etwas?“
Karl schloss die Augen, suchte nach einer Antwort. „Meine Mutter hat meinen Vater und mich verlassen als ich noch ein kleiner Junge war. Man hat sie damals als Hure angeklagt und ihr die Wahl gelassen in ein Kloster einzutreten oder sich dem Richter zu stellen. Sie hat sich ohne langes Zögern für das Kloster entschieden, ihre Ehe zu meinem Vater, da sie nicht von der Kirche in Rom sondern von einem byzantinischen Priester vollzogen wurde für nichtig erklären lassen und ist die Braut Christi geworden. Ich habe sie danach noch ein, zwei Mal gesehen und sie hat versucht mir zu erklären, dass sie es für uns getan hat, damit wir als angesehene Leute in Brügge bleiben können, da hier unsere Heimat sei.“
Karl hob den Blick und starrte auf den Lichtschein an der Wand, der durch die Badezimmertür fiel. „Aber ich habe es so viele Male durchgedacht… Die Familie meines Vaters verfügt über viel Geld und Einfluss, ich selbst habe damals belauscht, wie eine von ihnen zu meinem Vater ging und ihm anbot, meine Mutter aus dem Kloster entführen zu lassen damit wir fliehen und irgendwo in der Fremde zusammen neu anfangen könnten, Brunhild und … ihr Freund, der van de Burse sind formidable Kämpfer denen sich so schnell keiner in den Weg stellen kann… Unsere Familie brach auseinander, mein Vater begann zu trinken und das, was er in der Zeit getan hat…“ Der Junge zögerte kurz und strich sich das Haar aus der Stirn. „ach, lassen wir das… Ich wurde quasi von Brunhild und dem Van de Burse groß gezogen.“ Karl biss sich auf die Lippen. „Meine Mutter hat es mittlerweile sogar schon zur Äbtissin gebracht. Ist das nicht toll?“
Er seufzte leise. „Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Sie hat es so gewollt. Ihr Gott hat es so gewollt. Ich hasse sie dafür von ganzem Herzen. Und ich verachte diesen heuchlerischen Christengott, der Liebe predigt und solche Opfer verlangt, der Familien auseinander reißt.“
Wut war in den Augen des jungen Mannes zu erkennen. „Durch Brunhild weiß ich von den Göttern des Nordens und wenn ich des Nachts zu einem Gott bete, dann trägt er den Namen Odin, Thor, Freya oder Tyr. Diese Götter haben mich nie enttäuscht, nie betrogen…“
In der Badekammer war es still geworden. Nicht einmal das Plätschern von Wasser war mehr zu hören. Die Stimme des Mädchens war leise „Karl?“
Der Junge schüttelte den Kopf, er war noch nicht fertig. Wieder war glühende Wut in seiner Stimme zu hören „Du magst dich vielleicht über mich lustig machen, dass ich als Ritter mit dem Schwert in der Hand ins Heilige Land ziehen will. Aber für mich gibt es keine bessere Möglichkeit meine Wut auf diese ganze beschissene Welt raus zu lassen als einen fairen Kampf. Und was ich an der Sache ganz besonders schätze ist die Ironie dahinter: Ich ziehe als Ritter dieses Gottes der Nächstenliebe und Eintracht ins Heiligen Land und bin dort in der Lage mit hunderttausender anderer Kämpfer zu zeigen wie das wahre Gesicht dieses heuchlerischen Gottes aussieht.“
Leif konnte das erneute Plätschern von Wasser hören und ihm war klar, dass das Mädchen drinnen aus der Wanne stieg und nach einem Handtuch griff. „Karl…? Das ist nicht gut. Das…“
Der junge Mann sah wieder zu dem Lichtstreifen an der Wand, lächelte schwach und unterbrach sie. „Wieso? Du erklärst einem Dämon den Krieg, ich verachte einen Gott?“ Sein Lächeln wurde eine Spur breiter. „Meinst du ich soll mir einen etwas weniger mächtigen Feind aussuchen?“
In diesem Moment erblickte er Leif. Er rappelte sich so schnell er konnte auf die Füße und wurde im ganzen Gesicht rot. „Ich…“ Er stammelte, suchte schuldbewusst nach einer Antwort. „Ich hab ihr nur ein paar Kleider von Brunhild gebracht.“

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Zuletzt geändert von Alida am Di 26. Jul 2016, 13:52, insgesamt 3-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Sa 6. Feb 2016, 13:52 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1421
Leif überlegte bevor er Brunhild antwortete. “Ich glaube er hat ein Recht darauf alles zu erfahren was er wissen will. Beantworte seine Fragen und wenn das ganze vorbei ist setzen wir uns zusammen und erzählen ihm die komplette Geschichte von Beginn an.” Der Salubri erhob sich und ließ Brunhild einen Moment um sich fertig zu machen und schaute wie von ihr gewünscht nach Karl und Thyra. Er nährte sich rech leise, eben wie er sich immer bewegte und kam nicht umhin den Ausführungen des jungen Mannes zu lauschen.

Das Gefühl der Schuld welches Leif durchströmte, hatte er nicht zum ersten Mal aber gerade war es besonders stark. Karl sprach nicht oft über seine Gefühle, eigentlich nur mit Marie weswegen dem Salubri diese Offenheit überraschte und er sich für einen Moment fühlte als sei er ungefragt und unerlaubt mit Auspex in die Gedanken seines Verwandten eingedrungen. All das war vor so vielen Jahren geschehen, aber die Folgen waren noch immer spürbar. Leif ballte die Faust und presste die Zähne aufeinander. Es durfte nie jemand erfahren, dass er für Catherinas Anklage verantwortlich war die die Familie auseinander gerissen hatte. Es war irgendwie falsch, dass er Karl ihn in diesem positiven Licht sah, aber die daraus resultierenden Schuldgefühle waren wohl der Preis den er für die Verhinderung der Prophezeiung hatte zahlen müssen. So viel Wahnsinn in einer einzigen Familie. Es war irgendwie traurig und die Gedanken des Salubri kreisten um Götter, Schuld und Schwüre. Schließlich verbannte er diese Überlegungen in einen dunklen Teil seines Kopfes und hustete kurz um sich bemerkbar zu machen und zeigte mit einer Geste, dass es keiner Entschuldigung bedurfte nachdem Karl gesprochen hatte. Leif sprach ein bisschen lauter, damit auch Thyra ihn verstehen konnte. “Seid ihr zwei fertig? Wir sollten dann aufbrechen. Karl am Besten gehst du mit Brunhild, ich gehe mit Thyra und wir treffen uns dann später wieder, hoffentlich mit ein paar mehr Informationen über den Verbleib von Erik.”

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: So 7. Feb 2016, 12:18 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1371
Karl sah einen Moment zögernd zu der bis auf einen winzigen Spalt geschlossenen Tür. Er streckte die Finger in Richtung des Lichtscheins, schloss sie dann jedoch zur Faust und zog sie zurück.

Bild

Sein Blick ging zu Leif, er nickte, machte auf dem Absatz kehrt und schritt in Richtung seines Zimmers. Wenige Minuten später erschien er vollständig seinem Rang entsprechend gekleidet bei Brunhild und Leif in der Küche.

Bild

Er schenkte sich noch ein Mal einen großen Becher Gewürzwein ein und verzog sich auf einen klapprigen Stuhl an den Küchentisch. Schweigend und mit nachdenklichem Gesichtsausdruck stierte er zu dem Becher, sog das würzige, süße Aroma ein und langte nach einem Stück trockenen Brot, das er in den Mund schob. Was immer ihm durch den Kopf ging, er behielt es für sich.
Es dauerte wohl nur eine Minute bis sich die Tür erneut öffnete und Thyra den Kopf hindurch schob. Ihr Haar war noch immer nass und nach hinten geflochten. Sie hatte eines von Brunhilds Kleidern angelegt, dessen Blau ihr genauso gut stand wie der eigentlichen Besitzerin. Etwas zögernd sah sie in die Runde.

Bild

Brunhild blickte alle der Reihe nach an, verharrte dann einen längeren Augenblick bei Karl und Thyra. „Wir haben uns überlegt, Karl und ich werden uns im Hafenviertel umhören, ihr beide versucht um den Marktplatz und Belfried etwas über Erik heraus zu finden.“ Sie griff nach Schwert und Schild und hängte sich beides um. „Wir treffen uns drei Stunden nach Mitternacht wieder hier, besprechen das, was wir erfahren haben und machen falls wir nicht erfolgreich waren, neue Pläne.“ Sie bediente sich wieder dem direkten, befehlsgewohnten Tonfall, den sie als jahrelange Anführerin innehatte.
Karl lehrte den Gewürzwein, den er zuvor noch nicht angerührt hatte, mit einem Zug, erhob sich und trat zu Thyra. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und sah sie eindrücklich an. „Viel Glück. Ich hoffe, wir finden deinen Bruder.“
„Danke“ In der Stimme des Mädchens lag Unsicherheit.
Karl nickte und ging dann festen Schritts Richtung Tür. Er war kein Mann der lange zögerte.
Brunhilds warf einen festen Blick zu Leif. „Seid vorsichtig.“ In ihrem Blick konnte Leif aber noch eine andere vorsichtige Bitte lesen. ‚Pass auf Thyra auf wenn du kannst…‘

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 151 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3, 4, 5, 6 ... 16  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde



Wer ist online?

0 Mitglieder


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Chat, NES, Erde, Essen, Haus

Impressum | Datenschutz