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Re: Drachen und Einhörner

Di 26. Jan 2016, 19:10

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Alida blieb der Mund offen stehen als Leif sich auszuziehen begann. Sie schluckte deutlich hörbar und es war offensichtlich, dass sie zu sterblichen Zeiten knallrot angelaufen wäre „Ich… äh…“ Die blonde Frau war eindeutig überfordert, schwieg und versuchte schließlich mit Mühe sich zu sammeln. Sie konzentrierte sich auf die Geschäftsbücher und starrte mit eisernem Blick zu den dunklen Regalen.
„Dass sich Alyssa in London aufhält ist nicht als Exil gedacht. Sie hat sich selbst für die englische Stadt entschieden. Ich dachte nur, es wäre nicht gut, wenn sie sich weiterhin in der Nähe von Frederik, Georg oder mir aufhält. Es ist hart vom Blut eines Kainiten weg zu kommen und es sollte nicht schwerer als nötig sein. Außerdem verdient sie ein eigenes Leben ohne unsere Einmischung. Und das wird sie hier in Brügge wohl nie haben…“ Kurz sah sie in Leifs Richtung, der gerade die Hose zusammen schnürte, dann schnell wieder weg.
„ich warte unten im Flur auf dich. Ein Schwert sollte sich bei Andros sicher auftreiben lassen.“ Hastig schloss sie die Zimmertür und Leif konnte hören wie sie die Treppenstufen hinunter eilte.
Leif zuckte nur mit den Schultern und zog sich fertig um. Er griff das angesprochene Thema nicht weiter auf und traf Alida schließlich unten im Flur. "Gut wir sollten gehen."
Wie Alida bereits angekündigt hatte, fanden sich wenige Straßen weiter in einem etwas beengten Stall zwei angebundene Pferde mit dem Brandzeichen der van de Burse. Sie verschwand nach Anklopfen auf das ein großer breitschultriger Mann mit schwarzem Bart öffnete, kurz im Inneren des Hauses und war wenige Minuten später mit einem Reisesack über der Schulter und einem in ein Tuch eingebundenes Schwert wieder da. Sie reichte die Waffe an den Salubri weiter und schwang sich ohne langes Zögern in den Sattel des grauen Pferdes.

Sie verließen die Stadt über das Ostttor und überholten auf ihrer Reise viele bäuerliche Karren, Ochsenpflüge auf dem Nachhauseweg und fröhlich pfeifende Tagelöhner.

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Das Leben begann nach dem langen Winter wieder in Flandern einzukehren und die Menschen, den erstarrenden Hauch des Winters noch immer in den Knochen, begannen endgültig zu begreifen, dass das Leben wieder weiter ging: Felder mussten gepflügt und bestellt werden, Dächer gehörten ausgebessert, Obstbäume geschnitten, das Vieh auf die wieder grünen Weiden getrieben. Es war genug Arbeit für alle da.
Leif gemerkte, dass sie Alida immer nach Nordwesten anhielt. Sie ließen die breiten ausgefahrenen Straßen hinter sich, hielten irgendwann sogar Richtung Küste zu. Der Nordmann hörte das Rauschen des Ozeans, das stete An- und Abschwellen. Wasser, das einen bis ans andere Ende der Welt zu tragen vermochte oder einen in die Tiefe zog und für immer verschluckte.
Schließlich, es musste wohl um Mitternacht sein, lenkte Alida ihr Pferd über eine der hohen durch die Winterstürme aufgepeitschten Dünen und Leif erkannte in der Mitte der kleinen Bucht eine Insel. Weit und breit war kein Licht zu erkennen, kein Haus war in diesem Flecken Flanderns erbaut worden mit Ausnahme des dunklen Gebäudes, das vor ihnen lag. Es war wohl ein Leuchtturm, der nächtlich reisenden Schiffen ursprünglich den Weg nach Gent oder Brügge hatte weisen sollen.

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Leif beobachtete die Natur um sich herum und verhielt sich grundlegend recht schweigsam. Er sog die frische Luft Flanderns ein und betrachtete ein weiteres Jahr welches sich nun vor ihnen ausbreitete und sie willkommen hieß. "Der Leuchtturm?" Mehr sagte der Salubri nicht und schaute Alida fragend an.
Alida nickte. Sie hielt die Zügel so fest umklammert, dass die Knöchel weiß wurden. „Offensichtlich. Im Schreiben war die Schwarzbucht erwähnt und ich sehe kein anderes Haus. Vor einigen Jahren lebte hier ein Leuchtturmwärter mit seiner Familie. Gent hat dem Mann ab und an etwas Geld zukommen lassen, damit er den Leuchtturm instand gehalten hat.“
Leif sog scharf die Luft ein und schaute besorgt auf den Turm. "Dann hoffe ich inständig, dass er der Familie nicht ein ähnliches Schicksal hat zuteil werden lassen wie zuvor den Dorfbewohnern im Wald." Er schaute abwechselnd zu Alida und dem steinernen Gebäude. "Aber ich vermute wir finden es nur heraus wenn wir es uns ansehen oder? Also dann." Er trat seinem Reittier in die Flanken und lenkte es in Richtung des Meeres.

Es gelang ihnen die kleine Halbinsel über einen Pfad zu erreichen, der sie bei Flut gänzlich vom Land abtrennte. Algen, Schlick und Muschelreste verhinderten, dass sie weiter reiten konnten und so führten sie die Tiere schließlich hinter sich her.
Weit und breit war kein Sterblicher zu sehen und es war still. Nur das immerwährende Geräusch der Wellen war zu hören.
In der Mitte der Insel lag ein großes jedoch ärmliches Haus. Anhand der Netze, die Draußen zum Trocknen aufgehängt waren konnte man schließen, dass sich die Familie den Lebensunterhalt mit Fischen verdiente. Ein winziger Streifen Ackerland neben dem Haus war frisch gepflügt, das Haus zur Hälfte mit Kalk getüncht.
Unschlüssig blieb Alida neben dem hohen, sich schwarz gegen den Nachthimmel abhebenden Leuchtturm stehen. Eine Gestalt löste sich aus den Schatten der Umgebung und trat auf sie zu. Es handelte sich um einen Mann in Lederrüstung mit fettigem Haar, das er streng zu seltsamen Zöpfen geflochten hatte und einem struppigen Bart. Er verbeugte sich mit abfälligem Gesichtsausdruck, der eine gewisse Verachtung beinhaltete und sprach die beiden Neuankömmlinge in einer slawischen Sprache an, die keiner von beiden verstehen konnte.
Er wechselte schließlich in etwas, das wie Russisch klang. „Es freut mich, euch meine Aufwartung machen zu dürfen. Frau van de Burse, nehme ich an? Und euer Begleiter?“
Alida war etwas überrumpelt, schien Schwierigkeiten zu haben, den breiten, nuschelnd vorgetragenen Dialekt zu verstehen.
Leif genoss die raue Gewalt des Meeres. Das Geräusch von sich brechendenden Wellen und die unnachgiebige Kraft der Gezeiten. Er war im Herzen noch immer ein Seemann, eine Wahrheit die im immer wieder bewusst wurde wenn er an der Küste oder auf einem Schiff war. Leif sah schließlich den Mann mit den fettigen Haaren und hatte ebenso wie Alida zuerst Schwierigkeiten den Dialekt zu verstehen. "Alida van de Burse, in der Tat" antwortete er auf Russisch. "Sowie Frederik van de Burse, ihr Begleiter." Es war mehr als komisch sich als Frederik auszugeben und fühlte sich irgendwie falsch an. Dann wiederholte er noch einmal das eben Gesagte auf Flandrisch damit es keine Missverständnisse gab.
Der Mann schien etwas überrascht, hatte er doch erwartete, dass bestenfalls die Frau antworten würde. Der misstrauische Ausdruck nahm ein wenig an Ausprägung ab und so etwas wie Respekt war stattdessen auszumachen.
„Mein Herr erwartet euer Kommen. Ich soll euch zu ihm führen.“ Er ging vor ihnen her ohne sich nach ihnen umzuschauen. Irgendwann pfiff er in die Dunkelheit und Leif konnte zwei Gestalten am Wasserrand ausmachen, die ein großes Bündel an beiden Enden gepackt hatten und es gerade in hohem Bogen im Meer versenkten. Erschrocken wandten sie sich in seine Richtung und nahmen den Befehl entgegen. „Hey! Ihr Idioten. Neuer Auftrag. Wache halten!“
Der Hüne führte sie in das Wohnhaus und riss dazu die Tür so feste auf, dass sie aus den Angeln gehoben wurde. Er lehnte sie einfach dagegen. Mit einer Handbewegung hielt er die beiden Brügger zu warten und trat ein. Wenige Sekunden später war er wieder da und ging weiter ins Zimmer am Ende eines schmalen Flures.
Es handelte sich um ein kleines Wohnzimmer mit schäbigen Möbeln, wohl selbst zusammen gezimmert aus den Gegenständen, die das Meer täglich anspülte. Der einfache Holzboden war abgewetzt, es gab ein paar wenige Stühle, einen winzigen Schrank, sonst nichts außer einem geschlossenen Kamin, in dem am Knistern und an der Wärme, die davon ausging, zu erkennen war, dass man darin ein Feuer entzündet hatte. Ein breiter Schatten drehte sich zu ihnen um und ein milchiger alter Spiegel an der linken Wand reflektierte das Antlitz des Unholdes Andrei.

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Der strichförmige Mund verzog sich mit etwas Mühe zu einem herzlichen Lächeln. Mit seinem breiten russischen Dialekt sprach er sie an. „Alida van de Burse. Es ist mir eine große Ehre euch endlich kenne lernen zu dürfen.“ Er nickte ihr zu und dann in die Richtung des braunhaarigen Mannes. „Mit wem habe ich die Freude?“
Leif beobachte seine Umgebung mit Misstrauen und er hatte einen Verdacht was dort gerade im Meer versenkt wurde, der sich wie Eiswasser in seinen Eingeweiden ausbreitete, sagte aber nichts. Schließlich erreichten sie den Unhold. Andrei in seiner ganzen unheiligen Glorie. Leif achtete darauf sich völlig neutral zu verhalten, auch wenn er das ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Schließlich räusperte er sich und antwortete auf die gestellte Frage. "Frederik van de Burse. Wir hatten damals nur kurz das Vergnügen." Er verbeugte sich leicht.
Die Augen des Mannes aus dem Osten verengten sich leicht. „Ist dem so? Ihr seid mir leider nicht sehr eindrücklich im Gedächtnis geblieben… Verzeiht. Wir hatten damals andere Belange zu bereden, nicht wahr?“ Er deutete auf einen der schiefen Stühle. „So tut mir doch den Gefallen und nehmt Platz. Seid meine Gäste in dieser bescheidenen Behausung!“
"In der Tat. Euer letzter Besuch in Brügge war recht aufregend." Leif schaute immer zu Alida und würde sich dann auf den angebotenen Platz setzen.
Auch Alida trat näher, doch Andrei schüttelte sacht den Kopf. „Frau van de Burse? Ich möchte mich gerne ausführlich mit euch besprechen, aber es gibt jemanden, der euch unbedingt kenne lernen möchte und ich kann ihm diese Bitte nicht länger ausschlagen, da ihr euch nun schon in seiner Nähe befindet. Tut mir doch bitte den Gefallen und macht meinem Schüler kurz die Aufwartung. Er würde sich sehr darüber freuen. Ich versichere euch, ihr seid hier so sicher wie…“ Er überlegte kurz. „… in Abrahams Schoß? Sagt man das nicht im Westen? Darauf habt ihr mein Ehrenwort“ Dann blickte er zu Leif. „Wartet doch kurz mit mir hier und lasst uns ein wenig Konversation betreiben bis eure Verbündete wieder hier ist.“
Leif gefiel die Situation ganz und gar nicht. Die Tatsache, dass er sie trennte, dazu noch in dieser kleinen Häuschen war irgendwie eigenartig aber es gab nichts was er dagegen tun konnte. Sie waren seine Gäste und hatten sich deshalb auch an gewisse Regeln zu halten. Leif schluckte. "Sehr gern, Meister Andrei. Worüber möchtet ihr sprechen? Vielleicht schaffe ich es ja dieses Mal einen bleibenderen Eindruck zu hinterlassen." Der Salubri biss sich auf die Zunge noch in den Moment indem er den letzten Satz ausgesprochen hatte. Er glaubte kaum, dass Frederik es ihm danken würde wenn er einen bleibenden Eindruck bei dem Unhold Andrei für ihn hinterlassen würde - was auch immer das heißen mochte.
Alida schüttelte bei dem Gesagten den Kopf. Man konnte ihr ansehen, dass sie alles andere tun wollte, als einem unbekannten „Guten Tag“ zu sagen, aber sie drehte sich ohne ein Widerwort um und verließ den Raum, dicht gefolgt von dem breitschultrigen Diener.
Andrei rückte seinen Stuhl ein wenig mehr in Leifs Richtung. Er musterte die Gestalt des jungen Mannes eindringlich. Leif kannte den Blick ganz genau. Es war der Blick der Unholde, der immer in ihre Augen trat wenn das Wesen ihres Gegenübers unwichtig wurde und nur das Fleisch noch Bedeutung hatte. Den gleichen Blick, den er bei Alida gesehen hatte, bevor sie das seltsame fleischformerische Werk begann.
„Frederik van de Burse, also? Ich muss schon sagen, ich bin beeindruckt. Nach allem, was ich gehört habe hätte ich nicht erwartet, dass eine Unholdin aus dem Westen ein solches Werk zu Stande bringen mag.“ Mit einem faszinierten Lächeln führte er grübelnd den Finger ans Kinn. „Lasst mich raten? Leif Thorson, nicht wahr? Ihr Kampfgefährte…“

Di 26. Jan 2016, 19:10

Re: Drachen und Einhörner

Mi 27. Jan 2016, 12:36

Die Überraschung war in Leifs Kopf und Gliedern nicht so groß wie man vielleicht erwarten könnte. Es war von Anfang an ein dummer Plan gewesen, Georg hatte völlig richtig gelegen und jetzt würden sie den Preis für ihre Dummheit bezahlen müssen was auch immer es war. Leif ärgerte sich im Inneren maßlos über sich selbst, dass er diesem absoluten Hirnriss überhaupt zugestimmt hatte. Dem Salubri viel es aber leicht seine Mimik neutral zu halten, da er irgendwie mit all dem gerechnet hatte und schließlich antwortete er. "Offensichtlich war das 'Werk'..." Das letzte Wort hatte einen eigenartigen Klang als es aus dem Mund des Nordmannes Mund kam. "...aber trotzdem nicht gut ober überzeugend genug. Also 1 Punkt für den Osten. Was hat mich denn verraten verehrter Andrei? Meine innere Schönheit? Mein unwiderstehliches Lächeln? Die tiefen Abgründe meiner verstümmelten Seele?" Leif blieb in seinem Stuhl sitzen und seufzte gut hörbar. "Aber ich denke es gibt jetzt wichtigeres zu bereden. Köpft ihr mich gleich hier? Werdet ihr mich anklagen so wie wir es mit euch getan haben, weil ich euch getäuscht habe und unter falschem Namen und Gesicht in eure Zuflucht eingedrungen bin oder schließt ihr mich in einen Keller ein und quält mir den Verstand aus dem Körper bevor ihr eine der vorherigen Varianten in Betracht zieht? Was sicherlich am verlockendsten klingt, oder? Ich meine es gibt sicherlich recht wenig Abwechslung in dieser ärmlichen, für euren Stand wenig angemessenen Zuflucht jetzt wo die ehemaligen Bewohner tot sind." Leif stand kurz auf, warf das gegürtete Schwert das er trug vor Andrei auf den Boden und setzte sich wieder. "Was auch immer ihr vorhabt ich werde mich nicht widersetzen, ich würde nur gerne mit einem eigenen Gesicht sterben wenn ich diese Bitte noch vorher äußern darf." Leif war innerlich wie äußerlich absolut ruhig, was jetzt kam das kam eben, der Salubri war gerade aus ihm unbekannten Gründen sehr mit sich selbst im Reinen und fühlte sich dadurch trotz der bedrohlichen Situation so gut wie schon lange nicht mehr. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Re: Drachen und Einhörner

Do 28. Jan 2016, 18:31

Der blasse Mann ihm gegenüber machte eine beschwichtigende Geste mit beiden Händen bevor er in seinem breiten russischen Dialekt fortfuhr. „Aber nicht doch, junger Nordmann. In euch brennt noch immer die Ungestümtheit der Jugend.“ Mit einer erhabenen Geste faltete er die schmalen Hände als wolle er beten. „Ich beabsichtige in keinster Weise euch töten zu lassen. Meine Aufforderung an Alida van de Burse mit einem Familienmitglied zu erscheinen hat mir viele Erkenntnisse über meine…Clansschwester…“ Er probierte das Wort im Mund als handele es sich um einen undefinierbaren Geschmack. „… erbracht. Sie ist unseren familieneigenen Fähigkeiten in überdurchschnittlichem Maße fähig, ist also entweder ein Naturtalent oder verfügt über einen meisterlichen Lehrer. Sie schätzt die Fähigkeiten ihrer eigenen kainitischen Familienmitglieder nicht sehr hoch ein, will sie beschützen und darin mag eine Schwäche verborgen liegen. Sie ist bereit für ihre Stadt unvorhersehbare Risiken einzugehen und sie hat Verbündete, die diese Risiken mit ihr tragen, die bereit sind an ihrer Seite zu kämpfen, gar unsere außerhalb des Clans so verachtete und gefürchtete Disziplin des Fleischformens über sich ergehen zu lassen; bereit sind einen anderen Körper anzunehmen. Ihr habt euch meine Anerkennung verdient, Leif Thorson!“ Er nickte wohlwollend.
„Woran ich euch erkannt habe? Ich verfüge über ein ausgesprochen scharfes Auge, wenn ich mir dieses Eigenlob erlauben darf. Habt ihr den jungen Van de Burse einmal genau beobachtet? Er hat dieses junge Strahlen in seinem Blick und etwas fast Lebendiges in seine Bewegungen. Der Toreador ist noch bei weitem mehr Sterblicher als Untoter, wenn ihr so wollt. Ich bezweifle, dass er je einen Menschen getötet, in dessen Blut gebadet hat, je mit seinen eigenen Abgründen frontiert wurde. Frederick van de Burse hat noch niemals verraten, belogen, betrogen und gemordet, nur weil er seine hehren Pläne zu verwirklichen suchte. Ihm fehlt der berechnende Egoismus und die kalte Perfektion eines wahren Raubtiers. Alles Eigenschaften, die ein Leif Thorson sich über die Jahrzehnte seiner niemals endenden Existenz mit Gewissheit aneignen konnte."

Re: Drachen und Einhörner

Fr 29. Jan 2016, 16:35

Ungestüm der Jugend. Pah - dachte sich Leif. Dieser Begriff wird interessanterweise von Kainiten immer nur dann verwendet, wenn jemand auf subtile Weise klar machen wollte das er überlegen war. Dabei sagt das Alter aber recht wenig über die Fähigkeiten eines Kainiten aus, genauso wenig wie die Generation. Sie mögen ein Indikator sein, aber sicherlich keine absolute Wahrheit.

Andrei. Tzimisce und meisterlicher Fleischformer, aber offensichtlich konnte er was seine Ansichten angeht doch nicht aus seiner Haut fahren. Irgendwie musste Leif darüber schmunzeln. Dann kam er zu dem Gespräch zurück und wurde wieder ernst. “Wenn ich ehrlich bin kann ich nur mit nein antworten. Ich habe Frederik van de Burse noch nie beobachtet. Aber ich kenne seine Art von Kainit. Es sind solche die nie schwierige Entscheidungen treffen mussten und das hat im Zweifel nichts mit dem Alter zu tun, sondern bedeutet lediglich das dieser jemand das Glück hat andere zu haben, die sie vor allen moralisch verwerflichen Entscheidungen beschützen wie ein Kleinkind. Mit dem Silberlöffel im Mund geboren - schon als Lebender und dann noch einmal als Toter.” Leif legte sich die Hände auf das Gesicht, verbrannte Blut und strengte seinen Willen an das dritte Auge geschlossen zu halten. Dann heilte er die Veränderungen, die Alida im zugefügt hatte und stellte sein ursprüngliches Aussehen wieder her. “Ihr habt mit etwas Recht. Ich habe wahrlich wenig für die Tzimisce oder ihre ‘Kunst’ übrig. Aber eine Eigenschaft gibt es die ich an den Drachen hoch schätze. Ihr tut was nötig ist egal was es kostet und habt dabei keinerlei Skrupel euch selber die Hände schmutzig zu machen wenn es nötig ist. Ich denke genauso, was euch sicherlich auch erklärt warum ich dem ganzen Plan überhaupt zugestimmt habe. Ich wollte mit eigenen Augen sehen ob ihr eine Gefahr für Brügge seid oder nicht, auch wenn die Durchführung dieser Scharade wohl mehr als schlampig war. Wenigstens habe ich meine Antwort erhalten." Die Stimme des Salubri war ruhig, höflich und äußerst analytisch während er mit dem Tzimisce sprach. "Was meinen ‘berechnenden Egoismus’ oder die ‘kalte Perfektion des Raubtiers’ angeht könnt ihr euch sicherlich nur schlecht ein Bild machen. Denn zumindest ich kann mich nicht entsinnen, dass wir etwas miteinander zu tun hatten was über den letzten Besuch in Brügge hinausging. Ich bin aber gerne bereit mich eines besseren belehren zu lassen.” Leif bewegte sich ein wenig unbehaglich in der zu kleinen Kleidung. Allerdings war diese geringe Irritation tausendmal dem fremden Gesicht vorzuziehen. “Also wie geht es jetzt weiter Lord Andrei wenn ihr mich nicht umbringen wollt?”

Re: Drachen und Einhörner

Sa 30. Jan 2016, 16:50

Während Leif versuchte die ihm von Alida zugefügten Veränderungen rückgängig zu machen bemerkte er sofort die ungeheure Anstrengung, die ihn dieses Vorhaben kostete. Er konnte sehen, wie sich seine Hände veränderten, die langen Finger kürzer und kräftiger wurden, einzelne vor Urzeiten zugefügte Narben erschienen.

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Doch gelang es ihm vorerst nicht ohne Unmengen von Vitae zu gebrauchen sein eigentliches Aussehen zurück zu gewinnen.
Andrei betrachtete ebenfalls die Veränderung der Muskeln und der Haut des Nordmannes, faltete dann die Hände vor dem Kinn zusammen und ließ die den Zeigefinger abwägend auf der Unterlippe ruhen. „Selbstverständlich junger Nordmann, sind mir nur Gerüchte zu Ohren gekommen. Und Gerüchte sind meist größer als die Wahrheit. Ihr sollt ein ausgezeichneter Heiler sein und als solcher obliegt euch sowohl die Verantwortung über Leben als auch über den Tod, denn beide sind zwei Seiten ein und derselben Medaille und keiner mag das eine beherrschen ohne das andere zu kennen. Ihr sollt schnell mit dem Schwert zur Hand und schier unverwundbar sein und euer Stolz mitunter so grenzenlos, dass ihm ganze kainitische Regierungen zum Opfer gefallen sind. Es gehen Gerüchte um, dass ihr keine Mühen scheut euch über die Diablerie, das Blut der Alten, zu neuer Stärke zu erheben und da ich euch jetzt vor mir sehe darf ich diesem Gerücht zustimmen. Eine unliebsame Leidenschaft, die ihr mit den Ursupatoren zu teilen scheint, obwohl es sich beim Clan der Hexer um einen gemeinsamen Feind handelt, was ich ausgesprochen begrüße. Wie ihr in Konstantinopel bewiesen habt, müssen wir uns nicht immer als Feinde in die Augen blicken.“
Seine Mundwinkel verschoben sich um wenige Millimeter nach oben ohne dass der Ausdruck sich in den dunklen Pupillen widerspiegelte. „Und…“ Er machte eine Pause, die schwer und lang im Raum hing. „Für einen jahrhundertealten Kappadozianer wirkt ihr ausgesprochen lebendig…“ Er strich mit dem Zeigefinger über sein Kinn. „ …in der jugendlichen Haut des van de Burse.“

Re: Drachen und Einhörner

Sa 30. Jan 2016, 19:06

Der Nordmann hörte Andrei mit der gebotenen Höflichkeit zu, auch wenn ihm der in süßeste Worte verpackte Spott langsam gegen den Strich ging. “Konstantinopel also?” Es lag echtes Interesse in Leif’s Stimme. “Wann waren wir denn zur gleichen Zeit in der Stadt? Ich kann mich nämlich nicht an euch erinnern und ich habe die Stadt zu verschiedenen Gelegenheiten besucht.”

“Was aber meine Person angeht kann ich nicht viel mehr sagen. Ihr scheint euch ja eh schon eine Meinung gebildet zu haben, was natürlich euer gutes Recht ist. Aber lasst mich euch an eure eigenen Worte erinnern: Gerüchte sind oft größer als die dahinter liegende Wahrheit und sobald man einen gewissen Ruf erworben hat - verdient oder nicht - ist es nun einmal schwer diesen wieder loszubekommen egal was man tut." Leif zuckte mit den Schultern. "Was ich jedoch noch hinzufügen kann ist das ich lieber ruhig und behaglich in meinem bescheidenen Heim sitze als irgendwelche kainitischen Regierungen zu stürzen.”

Leif schlug die Beine übereinander. “Eine Kleinigkeit wenn ihr erlaubt. Etwas das euch in euren 'Studien' vielleicht helfen wird, denn ihr missversteht leider die Natur der kappadozianischen Clansschwäche. Die leichenhafte Erscheinung hat nichts mit dem inneren Feuer zu tun das uns antreibt. Die verschiedenen Pfade der Erleuchtung haben nach wie vor einen Einfluss auf uns und unser Auftreten. ich wandle seit meiner Erschaffung auf dem Pfad des Lebens vielleicht hilft das eure Verwunderung zu erklären. Abgesehen davon ist dieser 'jugendliche Hautton' nichts weiter als ein Resultat von Alidas großartigen Künsten als Formerin. Morgen sehe ich wieder genauso bleich aus wie immer. Aber ich vermute das ist euch natürlich schon bekannt verehrter Andrei.” Leif lächelte den Tzimisce an und suchte seinen Blick. Seine Stimme wurde plötzlich eiskalt. “Noch etwas. Ihr solltet euch vorsehen welche Anschuldigungen ihr hervor bringt mein Lord, selbst in dieser Situation, denn manche sind schwerwiegender als andere. Diablerie ist ein teuflisches Verbrechen in unserer Kultur. Wie ihr selber gesagt habt und wenn ihr auch nur eine solche Andeutungen macht, dann untermauert ihr eure Aussagen besser mit Beweisen, denn als ich meine Aura das letzte Mal gesehen habe, war diese nicht von schwarzen Schlieren durchzogen.” Leif brach den Blick zu dem Tzimisce nicht ab, aber das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden.

Re: Drachen und Einhörner

Mo 1. Feb 2016, 16:19

Während das Lächeln auf den Zügen von Leif verschwand, erschien es um die Mundwinkel des Unholds. Sanft, wissend und mit einer gewissen gönnerhaften Erhabenheit. Er machte mit beiden Händen eine beschwichtigende Geste. „Nicht doch, nicht doch.“ Er senkte kurz den Blick und fixierte Leif dann mit wachsamen Pupillen. Er sprach mit dunkler Stimme und breitem russischen Akzent weiter. „Es lag mir fern euch beleidigen zu wollen. Ihr habt nach dem Bild gefragt, dass von euch existiert und ich habe mich dazu hinreißen lassen euch zu schildern, was in der kainitischen Welt für Gerüchte umgehen. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich bin mir sicher, die Gerüchte sind euch selbst wohl besser bekannt als mir. Und nichts weiter als das Gerede und Geschichten von Unsterblichen, die sich die zu langen Nächte vertreiben… Nicht wahr?“ Er zog kurz eine Augenbraue in die Höhe und wandte den Kopf leicht zur Seite.
Er klopfte sich auf beide Knie, schmunzelte und erhob sich anschließend. „Ich bin hier um Alida van de Burse Auge in Auge gegenüber zu stehen. Ihre… Blutlinie… hat bei uns im Osten auch ihren ganz besonderen Ruf… Gerüchte, Geschichten und mit Sicherheit auch interessante Wahrheiten. Ich wünsche mir ein Gespräch mit meiner… Clansschwester… und würde sie und euch danach im Namen meines Schülers gern um einen winzigen Gefallen bitten.“ Er deutete zur Tür

Re: Drachen und Einhörner

Mo 1. Feb 2016, 19:39

Nicht beleidigen...nicht beleidigen mein Arsch dachte sich Leif nur und konnte gerade noch ein verächtliches Auflachen verhindern. Allerdings unterdrückte er alle weiteren Erwiderungen die ihm auf der Zunge lagen. Es würde sowieso nichts bringen auch wenn er dem Tzimisce das gönnerhafte Lachen am liebsten aus dem Gesicht geschnitten hätte. "Also Lord Andrei vielleicht sollten wir zum geschäftlichen Teil übergehen, denn so sehr ich diesen Plausch genieße, ich interessiere mich leider wenig für eure offenen Rechnungen bezüglich Alida und ihrer Linie." Er lächelte dem Tzimisce entschuldigend zu.

"Es gibt ein Sprichwort in Brügge das lautet Zeit ist Geld. Ich bin mir sicher ihr versteht den Sinn der Worte auch im übertragenen Sinne. Mir sind die umgekehrten Rollen dieses kleinen Gesprächs nicht entgangen und sicherlich genießt ihr diese Ironie des Schicksals, trotzdem sollten wir fortfahren. Also nennt mir eure Wünsche um fühlt euch nicht genötigt sie nett zu verpacken. Ich bin nicht in der Position euch irgendwas abschlagen zu dürfen, ohne das ihr irgendetwas von mir abschlagt. Also was wollt ihr?"

Re: Drachen und Einhörner

Mo 1. Feb 2016, 20:35

Andrei hielt an der Tür inne. „Erlaubt mir euch nur noch ein klein wenig länger in Anspruch zu nehmen, Leif Thorson. Wie ich bereits sagte, wünsche ich mir eine kurze Unterredung mit Frau Alida van de Burse. Danach trage ich euch meine kleine Bitte vor. Nichts, was derzeit der Rede weiter wert sein sollte. Darf ich euch bitten einen Moment draußen zu warten? Die Küste bietet zu dieser Stunde gar wunderschöne Einblicke auf Land und Meer. Wäret ihr ein Clansbruder würde ich euch selbstverständlich wie es sich geziemt eine Erfrischung anbieten, aber ich schätze, ihr werdet dankend ablehnen, nicht wahr?“ Die Frage, das merkte Leif sofort war rein rhetorischer Natur.
Er machte zu Leif gewandt eine einladende Geste den Raum zu verlassen und wandte sich an einen Wachmann, der in wohl 15m Entfernung am Eingangsportal seinen Dienst versah. Der Unhold sprach ihn in galantem Russisch an. „Igor? Wäret ihr so freundlich, Frau van de Burse zu mir zu geleiten.“
Ein Nicken des Kriegers war Antwort genug. Er verschwand kurz darauf und schob Alida etwas grob vor sich her. Wut, Angst und Stolz zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab als sie in das Wohngemach geführt wurde und Leif einen letzten Blick zuwarf. Der Krieger gebot Leif ihm nach draußen zu folgen.

Re: Drachen und Einhörner

Di 2. Feb 2016, 07:30

"Wie ihr wünscht Lord Andrei." Leif verbeugte sich leicht und ging in Richtung Tür während er auf dem Weg nach draußen Alida kurz zunickte. Sollten die Drachen ihre Geschäfte unter sich regeln, er hatte keinerlei Interesse irgendetwas damit zu tun zu haben. "Eine Sache noch." Er drehte sich zu Andrei um. "Ihr könnt euren Leibwächter hier lassen. Ich brauche niemanden der mich an die Hand nimmt für einen kleinen Spaziergang am Meer. Ihr habt mein Wort das ich hier bleibe." Leif war es eigentlich relativ egal ob Ivan ihn nun begleiten würde oder nicht, aber schließlich trat er wieder aus der ärmlichen Hütte und nahm einen tiefen Atemzug der salzigen Nachtluft. Seltsam. So sehr er das Meer liebte, aber er hatte das Gefühl, dass die bloße Anwesenheit des Tzimisce diesem Ort etwas von seiner Unschuld nahm, ihn irgendwie besudelte. Leif wusste zwar das er sich das aller Wahrscheinlichkeit nur einbildete, aber wohl fühlte er sich trotzdem nicht. Schließlich hörte er einfach nur noch dem Meeresrauschen zu und wartete darauf wieder in die Hütte gerufen zu werden.
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