Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: So 7. Feb 2016, 14:10 
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Je ehr sieErik fanden, desto schneller würde Thyra wieder verschwinden dachte sich Leif und begrüßte deshalb die Initiative von Brunhild sehr. Das Mädchen war eines jener welches Ärger anzog, gewollt oder ungewollte da war sich der Salubri inzwischen sicher. Auch er kleidete sich schließlich in ein paar mehr schlecht als recht passende Sachen und nahm sich ein Breitschwert aus Brunhilds beachtlicher Waffensammlung, da er Angst hatte das eine Axt Thyra auf falsche Gedanken bringen würde. Etwas erledigte er aber noch vorher und kramte dafür ein altes Stück Pergament aus einer Kiste hervor. Die Qualität war minderwertig und die Zeichnungen oder Buchstaben die darauf geschrieben standen waren schon mehrmals abgekratzt worden. Schließlich schnappte er sich noch ein dünnes Stück Holzkohle anstelle von Tinte und begann seine Nachricht zu verfassen. Er wollte Alida wenigstens Bescheid geben, dass er noch immer Frederiks Gesicht trug.


Alida,

Ein kurzfristiger Umstand zwingt mich dazu noch einen Moment mit meinem neuen Aussehen zu verweilen. Ich verspreche mich zu beeilen und der Familie keine Schande zu bereiten, aber es ist dringend. Sag dem kleinen Freddy das es mir Leid tut und ich ihm etwas schulde, aber er wird sich noch ein klein wenig gedulden müssen.

Frederik



Alida würde sich zusammen reimen können, dass der Brief von ihm war dachte sich Leif. Schließlich versiegelte er den Zettel mit ein paar Tropfen grauem Wachs und begab sich mit dem Rest der Gruppe auf die Straßen der Stadt. Er würde einen Weg über den Marktplatz zum Hafen einschlagen, da man dort immer ein paar junge Burschen fand die als Boten dienen konnten. Selbst zu so später Stunde. Leif gab eine Münze und den Brief an einen von ihnen und lächelte ihm kurz zu als er. "Bringt das bitte zu Alida van de Burse." sagte. Boten gingen gerne diesen Weg, da sie nicht selten ein Trinkgeld, einen Schluck Bier oder ein Stück Brot als zusätzliche Entlohnung für ihre Dienste erhielten. Alida wusste durchaus wie man sich einen guten Ruf aufbaute und die Leute die für einen arbeiteten an sich band musste Leif neidlos zugeben. Dann wandte er sich an Thyra und wenn er sich sicher war, dass niemand ihnen lauschte würde er das Wort an sie richten. "Also Thyra...Ihr jagt also einen Dämon?" Er versuchte sich an einem entschuldigenden Lächeln und fuhr fort. "Was ist das denn für ein Dämon?" Die Situation war zwar mehr als makaber, aber er war auch neugierig was Brunhilds Tochter zu diesem Thema eigentlich wusste und dachte.

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 7. Feb 2016, 14:10 


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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: So 7. Feb 2016, 17:26 
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Thyra war viele Minuten lang schweigend neben Leif her geschritten. Sie hatte stets die Hand auf dem unter einem weiten fellbesetzen Mantel verborgenen Knauf ihres Schwertes liegen und ihre Augen suchten mit dem Blick einer geübten Jägerin die dunkle Nacht ab. Sie betrachtete den Himmel an dem sich nach und nach immer mehr Wolken vor den Mond schoben und die Sterne verdunkelten und zog die Stirn in Falten.
Als ihr Begleiter sie ansprach blickte sie zum ersten Mal in seine Richtung. Sie wirkte etwas verwundert, so als hätte sie nicht damit gerechnet. Kurz fixierte sie ihn genau und erneut erkannte Leif das große Misstrauen, dass ihm entgegen schlug. Dann schüttelte sie den Kopf, mehr zu sich selbst gerichtet. Sie schien zu überlegen und der Schatten verschwand von ihrem Gesicht.
„Ihr seid ein Van de Burse, …so wie Karl… Wie soll ich euch eigentlich anreden?“ Sie grinste herausfordernd. „Meister van de Burse?“
Thyra wartete seine Antwort ab und fuhr dann fort. „Karl hat erzählt, ihr wäret Brunhilds bester Freund, ihr engster Vertrauter… Dass es fast keine Geheimnisse zwischen euch gäbe.“ Sie schloss kurz die Augen und Leif konnte ihr ansehen, dass sie nicht sonderlich erbaut darüber war, sich aber damit abfand. „Ich würde eine Krone darauf verwetten, dass sie wegen euch hier in dieser flandrischen Stadt ist. Auch wenn es, so scheint mir, nicht Liebe oder Begierde sind, die euch aneinander binden.“ Sie sah ihn genauer an, musterte die rosane Haut, die braunen glatten Haare, die grauen Augen.

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„Ich würde vermuten, ihr kennt unsere Geschichte, wünscht aber meine Ausführung davon zu hören. Nicht wahr?“ Sie lächelte ihn von der Seite an während sie, ohne weiter darauf einzugehen, einem Hund, der auf der Straße lag, an einem alten Knochen nagte und nach ihren Knöcheln schnappte, auswich. „Vor vielen Jahrhunderten wurde unsere Familie von einem Dämon heimgesucht, der alle bis auf eine einzige junge Frau, tötete. Er war der Großvater dieser Frau und sie musste mitansehen wie er im Blut jedes einzelnen Menschen, den sie liebte, badete. Warum er sie verschonte, weiß ich nicht. Sie war es, die Rache schwor und alle ihre Kinder taten es ihr gleich. Keiner sollte im Leben oder im Tod je wieder Ruhe finden, bis der Dämon ein für alle Mal von Boden dieser Erde getilgt sei. Unsere Familie, die Kinder des Vidarr, kämpfen so lange für dieses Ziel bis sich der Schwur erfüllt.“
Der Tonfall in dem sie redete enthielt nicht den brennenden Eifer, den sie noch vor wenigen Stunden in Anwesenheit von Brunhild an den Tag gelegt hatte, sondern war eine schlichte Erklärung.

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Zuletzt geändert von Alida am Sa 27. Aug 2016, 10:48, insgesamt 2-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: So 7. Feb 2016, 17:39 
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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: So 7. Feb 2016, 20:10 
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Leif hörte den Erklärungen von Thyra mit gebannter Faszination zu und glich sie in Gedanken mit den Versionen ab die er bereits gehört hatte - insbesondere jene die er selber erlebt hatte. Er wusste natürlich mehr, aber er konnte schlecht mit dem Mädchen über diese Dinge reden ohne sich verdächtig zu machen. "Ihr könnt mich Freddy nennen." Seine Antwort war kurz gehalten, denn er war immer noch in Gedanken bei der jungen Frau die neben ihm schritt und über den Schwur redete der eine ganze Familie über anderthalb Jahrhunderte auf einen Kreuzzug führte. Einen Schwur für den er mit seinen Taten verantwortlich gewesen war. Leif beobachtete das nächtliche Brügge und seufzte. "Thyra es steht mir sicherlich in keinster Weise zu Fragen zu stellen, aber etwas interessiert mich sehr." Er suchte ihren Blick. "Was würdet ihr, was würde eure Familie tun wenn ihr den Dämon erlegen solltet? Wie würde es weitergehen?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: So 7. Feb 2016, 21:06 
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Das Mädchen sah ihn an und ihre Augen verengten sich. Mit allem hatte sie wohl gerechnet aber nicht mit dieser Frage. Sie blieb mitten im Schritt stehen, schloss für einige Sekunden die grauen Augen und ließ sich das Mondlicht, das in diesem Moment durch die Wolken brach, auf die helle Haut scheinen

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„Wahrscheinlich hofft jedes Mitglied meiner Familie darauf, dass es eines Tages vorbei ist… aber keiner wagt, wirklich daran zu glauben. So wie Brunhild, vermute ich… Sie hat den Glauben daran verloren und sich deshalb von uns abgewandt… weil der Preis, den wir zahlen müssen hoch ist. Aber, Freddie…“ Sie probierte den neuen Namen auf der Zunge und ein Leuchten unabhängig vom Mondlicht erhellte ihre Züge. „Wir wären frei. Wir hätten unseren Schwur und den unserer Vorväter erfüllt, wir hätten nach all den Jahren nicht versagt, unsere Pflicht erfüllt. Die Seelen unserer Vorväter wären nicht länger an den geleisteten Schwur gebunden, könnten vielleicht sofern sie es sich zu Lebzeiten verdient haben nach Walhall einkehren.... Wir wären wieder stolz auf unseren Namen Thorson, denn es gäbe keinen Vornamen mehr dazu, der uns Nacht für Nacht wenn wir zusammen sitzen und Pläne schmieden daran erinnern würde.“ Auf ihren Zügen erschien ein fast kindliches Lächeln. „Ich könnte gehen wohin mich die Winde treiben und niemand würde mich aufhalten…“

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Zuletzt geändert von Alida am Sa 27. Aug 2016, 10:50, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Mo 8. Feb 2016, 15:43 
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Leif hörte Thyra zu und seufzte tief. "Weißt du, wahrscheinlich wirst du gleich sagen, dass ich nichts von all dem verstehe aber ich denke du solltest gehen wohin du willst, denn du hast das Recht dazu. Ihr alle habt das Recht frei zu sein." Er blieb stehen und suchte den Blick der jungen Frau. "Es ist abscheulich und unverzeihlich, was der Dämon deiner Familie angetan hat, keine Frage. Aber genauso grausam und unverzeihlich ist es was sich deine Familie mit diesem Schwur antut. Wie lange kämpft ihr schon gegen den Verfluchten? Einhundert, zweihundert Jahre?" Seine Stimme war leise aber durchdringend und inzwischen war er auch stehen geblieben und suchte den Blick seiner Gesprächspartnerin. "Sag mir Thyra wie viele deiner Verwandten sind diesem Schwur seitdem zum Opfer gefallen? Wie viel Streit, Schmerz und Tod habt ihr alle durchlitten wegen einer Jagd vor der ihr Angst habt, dass sie jemals endet? Beantworte mir eine Frage, was hat mehr Leid und Elend und Zerstörung über deine die deinen gebracht? Der Angriff des Dämons vor all den Jahren in jener verfluchten Nacht, oder der Schwur den eure Ahnin damals in Wut und Rache geleistet hat und der euch nun seit Jahrhunderten bindet?" Er ging wieder weiter und in Leif's Kopf schwirrten die Gedanken. "Kannst du es deiner Mutter verdenken, dass sie sich von diesem Wahnsinn abwenden wollte? Das sie versucht hat den Kreis des Hasses zu durchbrechen? Die Zeiten ändern sich und nichts ist ewig, nicht einmal ein Schwur." Er schüttelte den Kopf. "Aber wer bin ich eine Meinung zu all dem haben zu dürfen." Er lächelte entschuldigend."Denn ich bin mir sicher ich verstehe nichts von all diesen Dinge." Das Innerste des Salubri war durch das Gespräch erschüttert und er musste sich selbst beherrschen damit nicht mehr von seinen Gedanken und Überlegungen die er über all die Jahre getätigt hatte aus seinem Mund strömten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Di 9. Feb 2016, 09:26 
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Das Mädchen strich sich die blonden Haare nach hinten, sah ihren Gesprächspartner mit leicht schräg gestellter Miene lange an als würde sie etwas suchen. „Ihr seid kein Nordmann sondern ein stolzer Bewohner dieser Stadt. Ich denke nicht, dass es mir gelingt zu erklären…“
Sie wartete einen Moment und überlegte. „Unsere Heimat ist der hohe Norden. Im Sommer erstrahlt das Licht der Sonne bei Tag und bei Nacht, treibt uns aus unseren uralten hölzernen rußgeschwärzten Hallen. Wir jagen, kämpfen, handeln, betreiben Ackerbau, fahren über die windgepeitschte See wie kein anderes Volk... Die Kälte zwingt uns zurück in die warmen Hallen unserer Vorväter. Gemeinsam erduldet man den Winter in seiner eisigen dunklen Schönheit, sitzt am Feuer, schnitzt und erzählt Mythen und Legenden so alt wie unser Geschlecht. In manch sternklarer Nacht fesseln uns die Lichter am sternklaren Nachthimmel.

Blaues Nordlicht zuckt übers Firmament,
streichelt dem Adler zärtlich das Gefieder
an seinem Schrei nur der Ase erkennt
dass ein Mann sein Selbst verlor, mal wieder
bei der Suche, beim verzweifelten Versuch
sein wahres Selbst zu finden...“

Sie lächelte einen kurzen Moment gedankenverloren, schmunzelte dann.

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„Das ist von meinem Bruder, aber ich sag ihm immer, er sollte lieber beim Schwert bleiben. Das liegt ihm besser in der Hand als Laute und Schreibfeder… Wir Nordmänner halten zusammen. Die Familie ist alles, denn sie ist es, auf die man zählen kann. Im hellen Sommer, wie im ewig dauernden schwärzesten Winter. Wir sind ein stolzes Volk aber der Kern darin ist die Familie. Und so wie sich die Familie sich jederzeit für einen aufopfern würde so ist man auch selbst verpflichtet sein Opfer zu bringen.“ Sie sah ihn an. „Wenn wir scheitern, dann wäre all das Leid, das unsere Ahnen aufgenommen und ertragen haben, vergebens gewesen.“
Sie legte ihre Hände waagrecht in den kaum zu spürenden Wind als würde sie nach einem unsichtbaren Stück Stoff tasten. Dann nickte sie nach rechts. „Ich denke, wir sollten es in dieser Richtung probieren. Sagt mir, Freddie. Was für ein Mann seid ihr? Welche Eigenschaften wohnen euch inne, dass Brunhild euch nach Flandern gefolgt ist? Ich weiß bereits, ihr seid ein großartiger Heiler und ein formidabler Krieger…“

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Di 9. Feb 2016, 18:20 
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"Es geht nicht um mich. Ich bin, wer ich bin, aber ihr müsst verstehen, dass mir eure Mutter nicht gefolgt ist." Er lächelte. "Sie trifft ihre Entscheidungen gerne selbst und braucht ganz sicher keinen Mann dafür. Unsere Wege verlaufen im Moment aber auf den gleichen Bahnen und mit einem Weggefährten ist es immer besser in die Zukunft zu schreiten als ohne." Der Salubri schien weitersprechen zu wollen, musste aber nach Worten zu suchen. "Es steht mir nicht zu eure Beziehung zu eurer Mutter in irgendeiner Art und Weise zu kommentieren, aber ich tue es trotzdem. Ihr solltet ihr eine Chance geben. Sie ist eine starke und gutherzige Kämpferin, die versucht das Richtige zu tun. Aber sie auch noch mehr. Sie kreiert lieber als zu zerstören und das trotz ihrer...besonderen Begabungen. Deshalb hat sie sich auch des Schmiedehandwerks angenommen und vielleicht hilft es auch zu verstehen, wieso sie dem Kreuzzug eurer Familie den Rücken gekehrt hat, trotz der Verpflichtungen des Schwurs. Bitte behaltet diese Dinge im Hinterkopf bevor ihr mit ihr ins Gericht geht." Er machte sich nicht viele Hoffnungen Thyras Haltung bezüglich ihrer Mütter zu ändern, aber er musste es wenigstens versuchen
Thyra presste die Zähne aufeinander und ihr Gesicht verfinsterte sich merklich. „Ihr habt Recht. Es steht euch nicht zu! Sie hat sich dazu entschieden ihr eigenes Leben zu führen und uns den Rücken zu kehren. Dann soll sie das auch tun. Ich hindere sie nicht daran.“
Wenn das Mädchen zuvor noch Interesse an ihrem Begleiter gezeigt hatte, so hatte sich dieses im selben Moment gelegt. Eine Windbö fegte durch die Straße und bäumte den Mantel der jungen Kriegerin auf. Sie sah steif nach vorne und schritt weiter ohne sich noch einmal umzusehen.

Die beiden erreichten den Hauptplatz der Stadt, der von dem mächtigen Belfried überthront wurde. Unrat und verwelkte Blätter wurden mit horrender Geschwindigkeit von einem Ende zum nächsten geweht und die vereinzelten nächtlichen Bewohner zogen die Köpfe ein und hasteten nach Hause. Leif konnte in weiter Ferne ein Wetterleuchten erkennen. Thyra sah zum Himmel und fing ein paar Regentropfen mit der Hand auf.
Leif bemerkte einen bärtigen, untersetzen Mann, der mit weit geöffneten Augen auf ihn zutrat. Er hatte die Hand auf einen Dolch an seiner Seite gelegt und ließ seinen Blick in rasender Geschwindigkeit von dem Heiler zu dem Mädchen wandern. „Sagt mir bitte, ihr guten Leute: Wo finde ich die Stadtwache? Schnell.“

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"Dort entlang. Aber es sollten überall ein paar Wachmänner zu finden sein." Leif deutete in die Richtung in welcher die Stadtwache lag und räusperte sich. "Guter Mann, warum? Was ist denn vorgefallen?"
Der Mann wandte sich bereits in die angegebene Richtung. „Ein Tumult am Hafen. In der Spelunke ganz im Westen. Ich weiß auch nichts Näheres, aber die Leute sind von dort geflohen und einige waren übel zugerichtet. Ich denk mal, eine Wirtshausschlägerei mit bösem Ausgang…“ Damit rannte er weiter.
Leif schaute interessiert zu Thyra. "Wollen wir da mal vorbeischauen? Ist vielleicht ein guter erster Anhaltspunkt. Außerdem zieht es die meisten Männer nach einem Schiffsaufenthalt in eine Taverne und ins Bordell. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge."
Das Mädchen drehte sich bereits in die Richtung aus der der Passant gekommen war, machte einen Schritt und hielt dann jedoch inne. Sie sah sich weiter in den Straßen um, deutete schließlich nach rechts in eine etwas dunklere Gasse. „Ich habe das Gefühl, wir müssen hier lang.“
In der kleinen Straße wurde ihr Weg nicht von dem heftigen Wind behindert, der jetzt über den Dächern hinwegfegte. Dennoch nahm der leichte Regen zu und durchnässte ihre Kleidung.
Schließlich zeigte sie auf eine breite Tür am Ende einer Sackgasse. „Hier… Das muss es sein.“

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Über dem Portal hing ein breites Schild. „Goldblatt Brauerei.“ Jemand hatte mit Kreide in bereits verwaschenen Lettern „Frischgezapftes Aldur Bräu“ an die Wand gepinselt.
Drinnen war es stickig und warm. Es roch nach gebratenem Keiler, deftigem Eintopf und über allem hing der Duft von schwerem, frisch gezapftem Bier.

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Das Mädchen drückte sich etwas fester in den Mantel von Brunhild und sah Leif mit einer ungewohnten Unsicherheit an. „Ich spreche das Flandrisch nicht wirklich gut… Könntet ihr euch bitte nach Erik umhören?“
Er nickte. "Bleib am Besten hier." und begab sich an die Theke und hielt nach einer Bedienung Ausschau. "Ein Bier bitte guter Mann." Er legte dem Mann eine kleine Münze hin. "Außerdem suche ich einen...Bekannten von mir. nordischer Typ, jung mit blondem Haar. Hört auf den Namen Erik. Könnt ihr mir da weiterhelfen?" Er legte eine zweite Münze auf die Erste.
Leif konnte nach wenigen Blicken eine Wirtin ausmachen, die am Tresen gigantische Humpen mit Bier füllte, sich noch ein, zwei Teller mit Wildbret zwischen Händen und Ellbogen auflud und dann zu den Gästen schlenderte, denen sie mit herzlichem Gesichtsausdruck das Essen servierte

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Sie trug den Kopf hoch und Leif war klar, dass sie entweder ihre Arbeit ausgesprochen gern tat oder eine formidable Schauspielerin abgegeben hätte. Sie schob ihm die Münzen wieder lächelnd zu, deutete auf einen Tisch in der Nähe des Feuers. Ihre Stimme war tief und rauchig. „Hat euch das schaurige Wetter da draußen überrascht? Nehmt nur Platz, wärmt euch und lasst es euch gut gehen. Ich bin gleich bei euch.“
Leif ging wieder zu Thyra und deute mit dem Kopf in Richtung des freien Tisches. "Wir kriegen sicherlich gleich eine Auskunft, aber am Besten setzten wir uns erst einmal."
Thyra wunderte sich ein wenig, folgte Leif aber mit kurzem Zögern an den Tisch. Sie schlug die Kapuze nach hinten und sah sich in der Wirtsstube um.
Sie rutschte ein wenig näher an den Kamin heran während die Wirtsfrau herantrottete.
„Ich wünsche euch einen guten Abend. Frau Hansen ist mein Name.
Die Frau nahm gegenüber von Leif auf einem der Stühle Platz, wischte sich die vom Bier nassen Finger an der Schürze ab und schnaufte erstmal durch. Sie drückte das Kreuz durch, das sofort verdächtig knackte. „Wollt ihr einen Humpen Bier? Oder vielleicht Gewürzwein bei dem Wetter? Was kann ich euch Gutes tun bevor wir zu euren Fragen kommen?“
"Bier ist gut, danke. Immerhin kann man sich keinen guten Humpen Aldur Bräu entgehen lassen." Leif setzte mit seinem falschen Gesicht ein freundliches Lächeln auf. "Danach wären wir für jede Information bezüglich unserem Freund mehr als nur dankbar."
„Zwei Mal Aldurbräu also?“ Etwas mühsam erhob sich die alte Dame um erneut zum Tresen zu gehen. In ihren Augen war Erheiterung zu erkennen.
„Was hat der junge Bursche, von dem ihr redet, denn ausgefressen? Ist es ein Verwandter von euch? Warum sucht ihr ihn denn?
"Wir wollen eigentlich nur sichergehen, dass es ihm gut geht. Er ist in der Tat ein Verwandter und in letzter Zeit haben wir von einer Mordserie gehört die sich am Hafen abspielen soll und da macht man sich als Freund der Familie schon so seine Gedanken."
Sie nickte ihm beruhigend zu. „Na, dann braucht ihr euch mal keine Sorgen machen. Wenn es sich wirklich um den gleichen jungen Mann handelt von dem wir reden, dann geht es ihm gut.“ Sie lächelte ihm verschmitzt zu und ging zum Tresen um das bestellte zu bringen
"Das freut mich ja zu hören. Wo kann ich ihn denn finden? Da könnt ihr mir nicht zufällig weiterhelfen?" Leif verließ sich in diesem Fall nicht auf sein Überredungstalent, sondern würde den Geist der Frau zusätzlich noch mit Auspex durchsuchen.
Es war nicht schwer die Aura der Frau zu lesen. Sie war eine einfache Sterbliche mit dem Herz am rechten Fleck, gutmütiger Natur und mit genug Grips um sich und ihre Familie in jeder Misere über Wasser zu halten.
Frau Hansen stellte die Bierhumpen gemeinsam mit etwas Brot vor den Besuchern ab, warf einen Blick durch die Wirtsstube zu den ungefähr 15 anderen Gästen und entschied, dass alle ausreichend versorgt waren. Wieder nahm sie auf einem der Stühle Platz und sah zu Thyra, die nach dem Bier griff. „Da hat wohl jemand Durst, was? Das Bier hier ist das Beste der Stadt, da könnt ihr euch sicher sein, Kindchen.“
Die Kriegerin wischte sich den Schaum von den Lippen, mühte sich dann mit einigen Brocken Flandrisch ab. „Verzeiht. Ich verstehe nicht gut die Sprache hier.“
Die Wirtin schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Macht ja nichts. Kannst du ja lernen. Außerdem hast du ja einen Landsmann bei dir.“ Sie fixierte wieder Leif. „So, ihr sucht also einen guten Freund. Dann beschreibt mir den Jungen doch mal genauer, damit ich weiß, dass es auch der gleiche ist.“
Leif wandte sich an Thyra. "Beschreib einmal bitte deinen Bruder. Ich übersetzte für dich." Er lächelte der alten Frau zu.
Thyra sah zu der Wirtin, dann zu Leif. „Hm, Erik ist so groß wie ich, kurze blonde Haare, oft einen kurzen Bart. Er ist eher nachdenklicher Natur, versteht sich zwar auch aufs Schwert, lässt es aber lieber in der Scheide ruhen.“Leif übersetze die Worte von Thyra so knapp und präzise er konnte und suchte dann im Geist der Frau nach Antworten, die sie nicht ohne wieteres zu geben bereit war.
Im Geist der Frau erkannte er das mit mehreren Wunden versehene Gesicht eines Jugendlichen auf der Schwelle zum Mann

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Auf den Zügen sah er noch immer etwas Kindliches und in den Augen lag mehr Zweifel als Zuversicht.
Er saß auf einer Pritsche, beschrieb einen Bogen Papier. Die Wände waren ebenso wie der Fußboden aus einfachen Holzbalken und nirgendwo war ein Fenster zu erkennen.

Die Frau verschränkte die Finger ineinander und näherte sich den Köpfen der Besucher verschwörerisch. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich so jemanden schon gesehen habe. Aber ich möchte‘ ehrlich mit euch sein. Denjenigen, den ich meine, der hat mir ziemlich überzeugend mitgeteilt, dass er hier in Brügge niemanden kennt.“

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Zuletzt geändert von Alida am Sa 27. Aug 2016, 10:51, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Do 11. Feb 2016, 10:56 
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"Damn hat euch der junge Mann eben sehr überzeugend angelogen. Seine Mutter lebt in dieser Stadt und seine Schwester kam hierher auf der Suche nach ihm." Leif verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich möchte nicht unhöflich sein, aber dies ist eine Familienangelegenheit und es steht euch nicht zu euch in diese Dinge einzumischen, aber ich mache euch einen Vorschlag. Wir suchen den jungen Mann auf und ihr überzeugt euch ob diese junge Frau hier wirklich eine Unbekannte für ihn ist. Keiner hat dabei etwas zu verlieren." Leif war ein wenig verärgert über die Eigensinnigkeit der alten Frau, denn auch wenn sie sicherlich nicht aus dunklen Motiven handelte ging sie das Ganze einfach nichts an.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Do 11. Feb 2016, 21:03 
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Die Augen der Frau verengten sich leicht und Leif erkannte, dass er etwas gesagt hatte, das der Wirtin zu missfallen schien. Nichtsdestotrotz setzte sie ein Lächeln auf. „Guter Mann. Wenn es wirklich so ist wie ihr es mir gerade mitteilt, dann verstehe ich, dass ihr euch Gedanken macht.“ Das Lächeln nahm an Herzlichkeit zu. „Aber für mich steht, … wie sagen das die studierten Leute bei Gericht immer ‚Aussage gegen Aussage‘ und ich bin ‚im Zweifelsfall für den Angeklagten…‘? Ich kenn mich da ja nicht so gut aus, versteh mich eher auf die Braukunst dieses guten Tropfens. Aber der junge Bursche hat für mich nicht den Eindruck eines Lügners gemacht. Auch nicht den eines Vagabunden, der sich durch die Mildtätigkeit seiner Gastgeberin kostenlos im Hinterstübchen mit Speis und Trank aushalten lässt…“ Sie seufzte. „Und sollte es dennoch so sein wie ihr sagt, dann mag der Junge vielleicht seine Gründe haben von zu Hause fortgelaufen zu sein…“
Sie steckte die glänzenden Münzen ein, die Thyra als Bezahlung für das Bier auf die Tischplatte gelegt hatte. „Ich mache euch folgenden Vorschlag: Ihr nennt mir euren Namen und eure Adresse und wenn die Gäste später alle gegangen sind, ich den Laden für heute zumache, geh ich zu den Wohnräumen in unser Hinterzimmer und frag unseren Gast. Wenn er sich mit euch treffen möchte, kann er das ja morgen oder die nächsten Tage tun. Was haltet ihr davon?“ Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

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