Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Mi 15. Mär 2017, 21:53 
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April 1228 - Brügge / Flandern

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Es war wieder eine jener Nächte, in der man ungern den Fuß vor die Tür setzen wollte. Nicht deshalb, weil es gar regnen würde, denn in letzter Zeit hatte es häufig und besonders ausgiebig geregnet, sondern weil als Resultat des anhaltenden Dauerregens, ein paar Flüsse und mehrere Sickergruben im Umland über die Ufer getreten waren. Selbst die Kanäle in Brügge waren bedenklich gestiegen und die Stadtverwaltung zankte sich seit geraumer Zeit, ob der Beschluss einen neuen Abflusslauf zu errichten für den Geldbeutel der Stadt überhaupt tragbar wäre. Immerhin war der Bau des Doms mittlerweile wieder zügig vorangeschritten und nachdem ein unbekannter Freund und Gönner der Stadt, den berühmten italienischen Sakralbaumeister Alessandro Martinelli von den Vorzügen der flandrischen Lebensart überzeugen hatte können, waren beinahe wöchentlich große Wagenladungen feinsten Marmors und Basalts eingetroffen. Sowohl Architekt, als auch Baumaterial verschlangen selbstredend Unsummen, genauso wie das schlammverschmierte Erdreich im Umland den unvorsichtigen Wanderer oftmals auch ein paar zusätzliche Zentimeter in den gluckernden Morast zog. Festes Schuhwerk und ein langer Atem waren in diesen Tagen und Nächten also wieder einmal mehr denn je gefragt, was den Wirtsstuben und Schustern der Domäne einen ungeahnten Aufschwung verschaffte. Hin und wieder konnte man in der feuchten Aprilluft des flandrischen Städtchens schwitzende Tagelöhner ausmachen, die mithilfe von Sandsäcken, bedrohlich angestiegene Kanäle abzudichten versuchten, während eine ganze Heerschar alter Weiber sich mit Genuss über die Schwerfälligkeit der Politik beschwerten. Kurzum: Wer nicht zwingend nach draußen musste oder die gepflasterten Straßen benutzen konnte, machte es sich so lange wie möglich im eigenen Haushalt bequem – bis der Arbeitgeber nach einem rief oder die Ehefrau einen zum Holz holen vor die Tür jagte. Immerhin hatten die umliegenden Bauern ihren alten Weisheiten zu urteilen mehrfach bekräftigt, dass sich die ersten, warmen Sonnenstrahlen bald schon wieder zeigen würden.


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Leif Thorson, stadtbekannter Feldscher, Heiler, Trankmischer und Studiosus der Conditio Humana, saß in seiner bescheidenen Behausung in Brügge und konnte durch ein halb mit Vorhängen verdecktes Fenster, ein formidables Beispiel der Auswirkungen von Alkohol auf den Menschen beobachten: Zwei lallende Tagelöhner schwankten unbeholfen die Gasse entlang. Einer versuchte sogar wankend sich an einer mit Efeu überrankten Mauer zu erleichtern, während sein Kumpane lauthals lachte. Es hätte ein so ruhiger Abend werden können aber augenblicklich lag seine Konzentration nach langer Zeit wieder auf einen Patienten den er zu versorgen hatte. Zwar war er nicht mehr der offizielle Leiter des Krankenhauses oder eng mit der medizinischen Versorgung der Stadt verbandelt aber sein Name hatte sich im Umland über die Jahre hinweg selbst in unwegsame Gehöfte und Siedlungen verbreitet. Fast jeder der irgendwie mit Brügge zu tun hatte, wusste über kurz oder lang, dass es nur eine Anlaufstelle gab, wenn einen wirklich ernste Krankheiten plagten. Natürlich hatte der Nordmann die alltäglichen medizinischen Aufgaben längst anderen überantwortet aber immer öfter ergab es sich einfach, dass jemand seiner Fähigkeiten bedurfte und es erwies sich als äußerst schwierig, freundliche, spendable oder einfach nur mitleidenswerte Bittsteller noch vor der Tür abzuweisen. So hatte er sich also auf einem kleinen Tablett, Nadel und Faden zurechtgelegt und betrachtete in jener Nacht die blutende Schnittwunde auf dem Rücken des Nachtwächters Leon. Ein randalierender Gast, hatte am Hafen den Wirt als auch die Wache bedroht und in einem unbeobachteten Moment den guten Leon rücklings einen scharfkantigen Dolch in den Rücken gerammt. Dafür, das er Gerüchten zufolge wohl anständig gebechert haben musste, hatte wohl der Teufel höchstpersönlich seine Hand gelenkt als die Klinge ihren Weg vorbei am Rüstgeschirr des guten Mannes fand. Leon saß auf einem kleinen Hocker und biss die Zähne zusammen; sog scharf die Luft ein und schüttelte beim Anblick der Trunkenbolde den Kopf.


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„Es ist ja nicht so, als ob ich was gegen Fremdländer und fleißige Arbeiter hätte Meister Thorson aber wenn genug davon zusammenkommen und der Wirt, großzügig wie er ist eine extra Runde spendiert, werden die Dinge meist recht hässlich. Diese Südländer haben einen merkwürdigen Stolz, den sie um jeden Preis verteidigen. Ich hoffe der Herr findet Gefallen an unserem Dom, bei allem was wir wegen dem Ding hier mitmachen müssen.“ Ein raues Seufzen entfuhr seiner geschundenen Kehle. Offenbar hatte er in dieser Nacht schon mehrfach und langanhaltend gebrüllt, kommandiert und befohlen.

„Verzeiht das ich euch um diese Stunde belästige aber Rupert meinte das Messer wäre rostig gewesen und hätte vermutlich wohl vorher genauso gut in einem verrottenden Hund stecken können; da wollte ich kein Risiko eingehen. Außerdem seid ihr der Beste.“ Der Mann lächelte wohlwollend und am leuchtenden Ausdruck in seinem müden Gesicht, war ihm anzusehen, dass er dieses Kompliment zutiefst ernst meinte.

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Verfasst: Mi 15. Mär 2017, 21:53 


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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Fr 17. Mär 2017, 11:56 
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Dicke Regentropfen klatschten gegen die kleinen Butzenscheiben, während Leif die Wunde seines neusten Patienten begutachtete. Ursprünglich hatte er sich aus den Aufgaben des Hospitals herauszuhalten wollen, aber gelegentlich übernahm er doch noch ein paar Fälle. Der Tod von Balduin hatte für Chaos im Hospital gesorgt und auch wenn sich in den letzten Monaten alles wieder etwas normalisiert hatte, wollte er doch zumindest helfen das Loch was in der Gesundheitsversorgung der Stadt entstanden war zu stopfen. Außerdem war Leon ein recht brauchbares Mitglied der Wache und bei allen Göttern, Leif wusste dass sie ein paar fähige Leute brauchten. Im Schein einiger flackernder Kerzen schaute sich Leif die Wunde an, während er zu seiner linken ein Tuch in eine Kupferschale mit heißem Wein tunkte. “Es ist gut, dass ihr hergekommen seid Leon. Jetzt beißt kurz die Zähne zusammen, denn es brennt vielleicht etwas.” Leif wusch die Wunde mit dem heißen Wein aus um den Schnitt zu reinigen, während die Luft von einer fruchtigen Säure erfüllt wurde.

“Ich versorge jetzt den Schnitt, aber wenn ihr später irgendwelche Probleme bekommt, dann sucht mich bitte wieder auf.” Leif nahm eine Nadel und knotete ein dünnes Stück Seidenfaden daran. Dann begann er die Haut zusammenzunähen. Die Erfahrung war für Leon sicherlich unangenehm, aber ein Mann seiner Statur und Profession konnte mit ein bisschen Schmerz umgehen. Er hatte nur wenige Mittel die Schmerzen aktiv lindern konnten und diese hob er lieber für schlimmere Fälle auf. Nach ein paar wenigen Stichen war er fertig und nickte kurz. Nähen war eine alte Heiltechnik, die schon von den alten Griechen angewendet wurde. Leider war diese Methode in den meisten Teilen Europas in Vergessenheit geraten und auch wenn man wenigstens im Brügger Hospital mit dieser Methode arbeitete, hatte Leif doch noch immer die Hoffnung das man irgendwann mehr Menschen so helfen konnte.

Als er fertig war und sich gesäubert hatte, legte er noch einen kleinen Verband an bevor er Leon die Anweisung gab sich wieder anzukleiden. “Keine Sorge ihr stört mich nicht. Ich werde dem Hauptmann eine nette Rechnung schreiben.” Er lächelte und legte die Nadel in den Wein, während er die restlichen Utensilien in den dafür vorgesehenen Schrank räumte. Dann wandte er sich noch einmal an seinen Patienten. “Wie ich bereits sagte, sollte die Wunde heiß werde, schmerzen oder irgendwie anfangen komisch auszusehen dann sucht mich wieder auf. Bei rostigen oder dreckigen Waffen kann man nie vorsichtig genug sein.” Leif wusch sich die Hände in Essigwasser und trocknete sich an einem alten Handtuch an. Der Raum war von einem sauren Geruch nach erfüllt und irgendwann fragte er doch aus Neugier. “Redet ihr von den Südländern die mit Meister Martinelli gekommen sind? Gibt es häufiger Ärger mit Ihnen?” Was Bewohner der Stadt, Tagelöhner oder Handwerksmeister mit ihrer Zeit machten interessierte ihn eigentlich weniger, aber falls es Unruhe in der Stadt gab sollte man dem nachgehen bevor es zu Problemen gab. Vielleicht sollte er bei Gelegenheit einmal mit Liliana oder Alida sprechen ob sie von ihren sterblichen Verbündeten etwas über Konflikte in der Stadt gehört hatten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Fr 17. Mär 2017, 16:59 
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Leon beugte sich leicht weiter auf seinem Sitzschemel nach vor und nickte knapp bei den Worten des Heilkundigen. Selbstredend war ein Mann der kämpferischen Profession seines Alters und seiner Erfahrung nicht selten mit kleineren und größeren Verletzungen verschiedenster Art konfrontiert, dennoch änderte wohl auch diese Tatsache nichts daran, dass tiefe, verunreinigte Stichwunden einfach höllisch schmerzten und mitunter kräftig bluteten. Er biss die Zähne zusammen und stöhnte leicht auf, als Leif mit seinem Werk begann. Ein kundiger, über die Jahrhunderte geschulter Blick teilte dem Salubri glücklicherweise mit, dass die Wunde an und für sich schlimmer aussah als es dem unbedarften Laien vorgekommen sein musste. Die Untoten und namenlosen Schrecken der finsteren Nächte hatten glücklicherweise ja weniger mit brandigen Schnitten und eitrigen Aussonderungen zu tun. Dennoch, dass wusste er, hatte Leon richtig gehandelt. Wie oft war er an den Schlachtfeldern der Weltgeschichte vorbeigekommen, nur um mitzuerleben wie ein siegreicher Feldherr an einer lächerlichen Kleinigkeit wie beispielsweise einem rostigen Nagel frühzeitig verschied ohne sich seines Sieges erfreuen zu können? Das Stöhnen des Wachmannes, kam aber sicher nicht nur aus unterdrücktem Schmerz, sondern gewiss ebenfalls aus einer gewissen, ganz und gar alltäglichen Resignation bezüglich seines Aufgabenfeldes. Betrunkene Gäste, randalierende Räuber, zeternde Huren und belehrungsresistente Freier waren nur ein Bruchteil dessen, womit sich die Stadt- und insbesondere die Nachtwache, tagaus tagein herumschlagen musste. Wachmann in Brügge zu sein, war mitnichten eine Goldmine aus üppigem Sold und sozialer Anerkennung. Mit einem aber hatte der Salubri wirklich recht gehabt: Leon war tatsächlich einer der verlässlichsten Männer, die der Brügger Wachhauptmann dieser Nächte zu seiner Belegschaft zählen durfte. Andererseits konnten wohl auch einfach nicht alle Wächter bestechungsfreudige, unaufmerksame und vor allem hoffnungslos dumme Tölpel sein. Sonst gäbe es die von ihm erwählte Domäne wohl schon gar nicht mehr. Als der straffe Verband sich um die frische Naht schloss, versuchte Leon sich ein wenig damit zu bewegen und seine Miene hellte sich sogleich wieder um ein gutes Stück auf.


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„War weniger schmerzhaft als erwartet“, meinte der Wachmann grinsend. „Aber was war von einem Meister seines Fachs auch anderes zu erwarten? Habt vielen Dank Meister Thorson, ihr seid nach wie vor die hiesige Autorität auf dem Gebiet der Heilung. Und jetzt da der Herr Balduin sich von den Aufgaben im Krankenhaus abgewandt hat… “ Noch während er sich erhob, machte er einen Schritt auf die kleine Kommode in der Nähe des Kamins zu und begann sich im flackernden Licht des Kerzenscheins anzukleiden. Leon unterließ es die Tatsache, dass Balduin sich bis auf Weiteres aus den Belangen und Aufgaben des Brügger Krankenhauses zurückgezogen hatte weiter zu vertiefen. Es war ein offenes Geheimnis, das dem guten Mann der Tod vieler wichtiger, ihm nahestehender Personen, in eine nachvollziehbare Schwermut hatte verfallen lassen. „Falls die Wunde sich irgendwie in eine eher ungünstige Richtung verändern sollten, werde ich euch umgehend konsultieren Meister.“ Mit einem breiten Lächeln fügte er beinahe spitzbübisch hinzu: „Ich werde den Hauptmann später bitten mir beim Wechseln des Verbandes zu helfen, da kann ich ihm auch gleich eure Rechnung überreichen. Ich bin überzeugt, er wird sich über euren Einsatz zur Erhaltung meiner Gesundheit und Kampfkraft freuen… er ist ja ein sehr…“. Begriffe wie ‚cholerisch‘ oder ‚Menschenschinder‘ kamen ihm in den Sinn, schlussendlich endete er aber mit: „… fähiger und vorausschauender Vorgesetzter.“

Leons Augenbrauen hoben sich kurz nach oben, als er den schweren, ledernen Waffengurt anlegte nachdem er sorgfältig prüfte, ob das Rüstgeschirr nicht allzu fest auf die frisch vernähte Wunde drückte. „Oh die Südländer…“ Er hob abermals seufzend die Schultern. „Im Grunde tun sie nichts, was nicht auch ohne ihre Anwesenheit immer wieder mal vorkommen würde. Allerdings haben sie ein sehr… impulsives Gemüt; neigen dazu nach Ende eines Tages ganz besonders viel zu trinken und belästigen hin und wieder auch die tugendhaften Damen, wenn ab einem gewissen Punkt, selbst die Huren ihrer überdrüssig werden. Der Hauptmann hat daher das Hafenviertel verstärkt überwachen lassen was… zusätzliche Manneskraft und Schichten bedeutet.“ Leon räusperte sich leicht.


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„Aber es ist abgesehen davon das wir einfach aufmerksamer und vorsichtiger sein müssen, sind die Tagelöhner nichts mit dem wir nicht fertig werden würden. Gerüchten zufolge, hat dieser Martinelli einfach nur darauf bestanden, zwischen all den Arbeitern und Handwerkern der Umgebung, auch ein gutes Dutzend seiner eigenen Leute vor Ort zu haben. Ich persönlich glaube ja, damit er nachts seine italienischen Weisen trällern kann und ein paar vertraute Gesichter um sich hat. Das nördliche Klima scheint ihm trotz fürstlicher Entlohnung nicht ganz zuzusagen.“ Der Wachmann lachte auf und schüttelte den Kopf.

„Angeblich kommen noch ein paar, habe ich mir sagen lassen. Irgendwo zwischen Brügge und Italien, werden die Karren mit den Baumaterialien umgeladen und mit feinstem flandrischen Tuch vollgepackt. Die gehen dann wieder zurück in den Süden, während Arbeiter und Marmor weiterreisen. Man hat wohl darauf bestanden, sich die Transportkosten ein wenig zu teilen.“ Leon straffte sich und knackte mit den Knochen. Zufrieden sah er den Meister der Heilkunst an; seine Wunde würde ihn vorerst nicht in der Ausübung seines Dienstes behindern. „Waren harte Verhandlungspartner die Italiener aber ein geschickter Vertreter der Stadt; es war sogar ein van de Burse wenn ich mich recht entsinne, hat nicht locker gelassen. Na, auf jeden Fall ist unser neuer Dom dann ein nicht ganz so großes Fass ohne Boden. Ich würde ja gern noch die Fertigstellung erleben aber ich glaube, da müsste man schon sehr alt werden oder ewig leben, um dann noch in den heiligen Brügger Hallen unseres Herrn Jesus Christus wandeln zu können.“ Leon streckte dem Salubri freundlich die Hand entgegen um sie zu schütteln und verneigte sich zeitgleich. Gewiss war es ein wenig unüblich einem Meister seiner Zunft und obendrein gelehrten Herrn, einfach die Hand zu schütteln aber die Kameraderie in der Nachtwache, hatte dank des alten Wachhauptmanns einiges an Etikette und Eitelkeiten eingebüßt, dafür jedoch umso mehr an Zusammenhalt und einfacher Direktheit gewonnen.


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„Habt noch einmal vielen Dank für eure Mühen Meister Thorson, ihr solltet vielleicht irgendwann daran denken noch einen Lehrjungen einzustellen. Es wäre doch eine Schande, wenn euer Wissen und euer Andenken so spurlos verloren gehen würden. Diese Stadt schuldet euch bereits jetzt sehr viel und die Gebrechlichen und Kranken werden euch stets in ihre Gebete einschließen.“ Er kramte ein wenig in einem kleinen Lederbeutel, den er fest verschlossen an der Seite trug und überreichte Leif ein Silberstück. „Die Stadtwache kommt natürlich für meine Behandlung auf aber das hier ist von mir persönlich. Ich würde mich freuen, wenn ihr ihn euch aufbewahrt und nach Dienstschluss einmal mit mir und den Kameraden auf ein paar Humpen mitkommen würdet. Ich bin sicher, ihr könnt neben eurer formidablen Heilkunst auch einige abenteuerliche und spannende Geschichten erzählen.“ Leon verbeugte sich erneut knapp vor Leif und wandte sich dann in Richtung Tür, um die Behausung des Salubri zu verlassen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Fr 17. Mär 2017, 18:37 
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Leif nahm das Silber, die Hand der Wache und lächelte ihm offen zu. “Ich danke euch Leon, sowohl für eure Worte als auch für euren Dienst in der Stadt. Die Wunde sollte gut verheilen und ich werde sicherlich bei Gelegenheit einmal die Taverne mit euch und euren Kameraden aufsuchen. Es gibt bei diesem elenden Regen ja auch wenig anderes zu tun. Kommt sicher zurück bei diesem Sauwetter und versucht auf der Straße nicht zu ertrinken.” Leif musste schmunzeln. Er genoss es sich zur Abwechslung einmal mit einer Wache zu unterhalten, der kein kompletter Trottel war. Er fragte sich oft im stillen wie Lucien es eigentlich zwischen all diesen 'besonders begabten' Sethskindern aushielt, aber wahrscheinlich hatte es einfach etwas mit Gewöhnung zu tun - und Gruppenkoller.

Seine Gedanken wanderten zu dem Baumeister und seinen italienischen Handlangern zurück. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Meister wie Martinelli mit seinen eigenen Lehrlingen und Handwerkern reiste, insbesondere wenn sie als Gilde oder Gemeinschaft besondere Kenntnisse beschützen wollten. Das Wetter welches seit Wochen in Flandern vorherrschte, schlug darüber hinaus nicht nur den Italienern auf den Magen. Er hatte schon von so vielen Stadtbewohnern gehört, die sich konstant über den Regen und die Kälte beschwerten. Im Grunde war dies das einzige Thema mit dem sich die Leute im Moment beschäftigten, da Marktbesuche kurz und Reisende selten waren, was die Masse an interessantem Klatsch und Tratsch selbst in einer großen Stadt wie Brügge einschränkte. Trotzdem ging Leif die Kathedrale nicht aus dem Kopf. Es war komplett an ihm vorbeigegangen, dass der Bau schon wieder so an Fahrt aufgenommen hatte. Das war natürlich verständlich, da die meisten Leute die er kannte das Thema aus naheliegenden Gründen nicht ansprachen. Balduin, Katharina, Erik und Alyssa waren nur ein Teil der Opfer jener infamen Hochzeit gewesen und als er an die verhängnisvolle Nacht dachte wurde er wieder traurig. Nur Brunhild hatte dank seines Blutes in ihrem Körper überlebt und auch sie hatte in diesen verhängnisvollen Stunden Verluste erleben müssen, an denen geringere Geister zerbrochen wären. Sie waren sich gegenseitig eine Stütze gewesen und nach einigen Wochen der Trauer und stumpfen Verzweiflung hatten sie irgendwie wieder ins Leben zurückgefunden um weiter zu machen. Keiner der Toten wäre zurückgekommen, wenn der Kummer sie übermannt hätte und so ging es irgendwann, beinahe unbemerkt weiter während der Verlust erträglicher wurde. Schwerter wurden wieder neu geschmiedet, Verwundete versorgt und an Erinnerungen festgehalten, die sonst in Vergessenheit geraten wären. Leif schüttelte die dunklen Gedabken ab und schnappte sich einen Mantel. Ihm kam plötzlich eine Idee, eine die er mit Alida diskutieren wollte. Außerdem wollte er im Moment nicht alleine, dunkel und brütend in seiner Kammer sitzen.

Die Tzimisce arbeitete oft bis in die frühen Morgenstunden, daher war es wahrscheinlich dass Leif sie in ihrem Anwesen finden konnte. Er zog ein paar verschlammte, aufgequollene Stiefel an die auch schon bessere Tage gesehen hatten und wagte sich in kalte, feuchte Nacht hinaus. Zum Glück war der Weg zum van de Burse Anwesen gepflastert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Fr 17. Mär 2017, 21:33 
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Der Weg war in der Tat gepflastert und in all den Jahrzehnten, in denen Brügge mittlerweile immer wieder unter zahlreichen Entbehrungen, harten Wintern, heißen Sommern, Kriegen, Überschwemmungen und den ewigen politischen Machtspielen sowohl der Lebenden als auch der Toten zu leiden hatte, war der Begriff ‚Stadterneuerung‘ ein wiederkehrendes Thema gewesen. Spätestens als der Osten in Flandern eingefallen war und die tapfere Bevölkerung der Stadt trotz großer Verluste ihre Heimat gehalten hatte, war man auf die kluge und zugleich verschwenderische Idee gekommen, selbst die kleineren Wege und Zufahrtstraßen, Gässchen und Abkürzungen mit solidem Stein auszulegen und sauber zu verarbeiten. Josef war begeistert gewesen und hatte immer wieder von Aquädukten und alten Kanalsystemen im alten Rom geschwärmt; Gerrit hatte missmutig die Bauvorhaben des Magistrats unterstützt. Oben waren die Straßen nunmehr recht gut befahrbar und niemand musste mehr durch schlammigen Morast waten, was nicht zuletzt auch der Wirtschaft zugutekam. Unter der Erde war der Handwerker der örtlichen Brut begeistert dabei gewesen, der darauffolgenden Überflutung Herr zu werden und Kobalt hatte einen Monat lang in knietiefem Wasser gestanden. Kein Vorteil ohne Nachteil aber wie man so schön sagt: Die Zeit heilt alle Wunden und davon hatten die Unsterblichen in der Tat ausreichend zur Verfügung. Und auf das Individuum bezogen, waren die Vorteile auch für Leif in dieser Nacht wieder einmal mehr erkennbar. Weder mussten seine ohnehin in Mitleidenschaft gezogenen Stiefel weiterhin unter der schlammigen Feuchtigkeit leiden, noch waren seine Schritte besonders auffällig oder weithin zu vernehmen, solange er sich mit Bedacht fortbewegte. Für einen Jäger der Nacht und nichts Anderes war auch Leif Thorson der Salubri und Heiler, eine höchst willkommene Tatsache.

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So dauerte es auch nicht weiter lange und seine sicheren Schritte lenkten ihn ohne viel Mühe durch das regendurchwirkte Brügge, dessen Aufbau er mittlerweile blind beherrschte. Zwar kamen und gingen die Sterblichen mit den Jahren; Geschäfte verwaisten andere wurden eröffnet, Lehrjungen wurden selbst zu Meistern und die Gilden stritten sich immer um eine neue Kleinigkeit aber im Kern war seine Stadt noch immer so, wie er sie dazumal vorgefunden hatte. Größer vielleicht und wohlhabender, paranoider und zynischer mit den Jahren womöglich. Ja, auch besser befestigt und verteidigt mit weiten Ausläufern in Form von Gehöften und Mühlen im Umland sowie einer eigenen Garnison in Blenheim aber nichtsdestotrotz wurde aus der beschaulichen Handelsmetropole kein irrwitziges Labyrinth wie beispielsweise Paris oder London. Außerdem stank es hier noch nicht so penetrant, hatte er sich von Gerrit sagen lassen. Und gerade der musste es ja nun wirklich wissen, sooft wie dieser auf ‚Auslandsreise‘ ging um wichtige ‚Amtsgeschäfte‘ zu tätigen.


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Die Straßen waren ruhig und für die Uhrzeit; es war gegen zehn Uhr nachts, verhältnismäßig ereignislos. Hie und da bellte ein Hund und von der Ferne klangen die eher amateurhaften Klänge eines Spielmanns, der wohl gerade in einer Schenke zum fast schon totgespielten ‚Ein alter Krug-ein fröhlicher Krug‘ anstimmte. Gedämpft grölende Stimmen lachten und sangen lauthals und vor allem falsch mit, während aus dem ersten Stock eines Hauses eine Mutter ihr weinendes Kind mit einer alten Waise zu beruhigen versuchte. Ein paar Minuten später fand sich der Meister seiner Zunft auch schon vor dem dicht an einem breiten Kanal gelegenen Anwesen der Handelsfamilie van de Burse wieder. Auf dem dunklen Nass, trieben ein paar Seerosen die wohl aus wärmeren Gefilden stammen mussten. Immerhin würde ja bald wieder die Sonne scheinen, wenn man den Bauern Glauben schenken wollte. Für Leif würde das wohl noch etwas länger dauern. Ohne Umschweife klopfte er an die massive Eingangstür. Von innen her brannte in einigen Zimmern noch Licht und sogar aus der Küche hörte man noch einen leichten Singsang. Womöglich einer der vielgelobten Pasteten von Berta, die sie nach einem angeblich uralten Geheimrezept von ihrer Großmutter mit besonderer Sorgfalt zubereitete.

Auf dem Treppenabsatz, bemerkte Leif noch nach dem Klopfen, einen zunächst seltsam anmutenden Gegenstand, der matt im Halbdunkeln glänzte. Es handelte sich bei näherer Betrachtung, um ein etwa münzgroßes Amulett ohne Lederriemen, das bei Bedarf jedoch um einen solchen ergänzt und als Anhänger getragen werden konnte. Es hatte gar nicht wenig an Gewicht und die dargestellte Sonne mitsamt Mond, schienen golden respektive Silber zu glänzen. Offenbar hatte ein besonders versierter Feinschmied die beiden Werkstoffe zu diesem schmucken Kleinod kombiniert. Ganz eindeutig eine herausragende Leistung auf höchster Meisterschaft. Auf der Rückseite war in feinen Lettern eine lateinische Inschrift eingraviert, die folgenden Wortlaut verkündete: ‚Fata viam invenient‘.


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Die Tür zum Familienanwesen wurde mit dem altbekannten Knacken mechanischer Schlösser und verstärkter Riegel geöffnet und im Schein des gedämpften, indirekten Lichts einer fremdländisch anmutenden Wandlampe, kam Georg zum Vorschein. Er kniff misstrauisch die Augen zusammen und betrachtete den späten Besucher mit unsicherem Interesse. Leif kannte den ehemaligen Diener von Alida, der mittlerweile in den Stand eines Untoten erhoben und somit das erste und bisweilen einzige Kind von Frederik van de Burse geworden war. Der Toreador hatte den Kuss an ihn weitergegeben und was er von früheren Begegnungen mit dem vorsichtigen, pessimistischen Mann ins Gedächtnis rufen konnte, war er damals bereits in einem stattlichen Alter gewesen. Offenbar hatte der Fluch Georg nicht run rein innerlich verändert. Ein Drache musste wohl oder übel ein wenig nachgeholfen haben, den guten Diener ein paar großzügige Jährchen jünger wirken zu lassen. Es war eine fantastische Arbeit geworden. Und zutiefst verstörend. Natürlich kannte man einander und so hielt sich der schroffe Mann nicht lange mit unnützem Geplauder auf.

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"Ah ihr seid das Meister Thorson, wie schön euch wieder einmal zu sehen." Man konnte annehmen, dass er diese Floskel ohne auch nur mit der Wimper zu zucken bei jedem Besucher zum Besten geben konnte. Gregor war und blieb selbst als untote Leiche ein zutiefst misstrauischer Mann. "Ich nehme an ihr wollt zu Alida ja? Nun, da muss ich euch leider enttäuschen, die Dame des Hauses ist ausgegangen. Es findet ein Fest zu Ehren der baldigen Vermählung zweier wohlhabender Familien statt, die auch im Handel tätig sind. Ein gewisser van Aiken heiratet Ilse Brandstätter, die Tochter von Alois Brandstätter, dem Besitzer eines größeren Forstbetriebes." Der Diener lächelte gutmütig und verneigte sich knapp. "Bedaure sehr aber sie wird so bald..."

Weiter kam er nicht, denn schon konnten beide Schritte hinter sich auf den regenverwaschenen Pflastersteinen hören, das von hellem Kinderlachen begleitet wurde.

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Zuletzt geändert von Spielleiter am Mo 20. Mär 2017, 08:40, insgesamt 2-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Fr 17. Mär 2017, 21:59 
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Auch für Alida waren die vergangenen Tage eher von trübseliger Natur gewesen. Naturgemäß lag dies gewiss nicht daran, dass die Sonne sich partout nicht zeigen wollte, denn das war selbstredend ein Umstand, den sie mittlerweile auch schon einige Jahrzehnte gewohnt war. Der nicht aufhören wollende Regen jedoch, lies selbst die sonst so konzentrierte Arbeit an den Büchern und das Inspizieren der aktuellen Handelsverträge, Klauseln und Fallstricke des Geschäfts mit dem lieben Geld ein wenig eintönig werden. Das regelmäßige Klopfen und Trommeln der dicken Tropfen auf das solide geschindelte Dach ihrer Familienresidenz, lud weder dazu ausgedehnte, nächtliche Streifzüge zu machen, noch sich den Zahlen und dem Schriftverkehr zu widmen. Das würde in dieser Stadt wohl derzeit nur einer in Angriff nehmen: Der Hauptmann der Nachtwache, dem aktuell Gerüchten zufolge der ganze ‚Papierkram‘ wieder einmal bis zum Hals stand und der die Wachmannschaften mit neu entbranntem Frust durch die Gassen scheuchte. Wenigstens konnte er immer einen passenden Grund vorgeben. So kam es ihr ausnahmsweise also ganz gelegen, dass sie als Vertreterin ihres Hauses zu der Vermählung zweier Kinder aus gutem Hause und noch tadelloseren Geschäftsbeziehungen eingeladen worden war. Zunächst wollte sie schon ablehnen aber es ergab sich gerade in diesem Moment, dass Florine und Hendrik zugegen waren, die unbedingt mit auf das Fest wollten. Und weil die Kinder gar so unnachgiebig bettelten und die Tzimisce besonderen Wert auf die Bande ihrer Familie und erweiterten Familie legte, ließ sie sich schlussendlich lachend dazu überreden. Ein wenig Ablenkung konnte nicht schaden und da Emilian ihr gerade in einem Brief offenbart hatte, dass er plane den italienischen Palazzo in Genua weiter auszubauen und Frederic im Süden von Flandern geschäftlich zu tun hatte, machte sie sich beide Kinder an der Hand auf zu der abendlichen Veranstaltung. Das heißt, Florine gab ihr artig die Hand, Hendrik bestand darauf alleine zu gehen, was man ihm aufgrund seines Alters und seiner ohnehin beinahe jede Nacht stattfindenden Mitternachtsausflüge, kaum verwehren konnte. Allzu spät durfte es aber dennoch nicht werden, darauf hatte gerade Marlene noch ausdrücklich bestanden.

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Die Vermählung an und für sich, fand gewiss erst später statt und das Fest war kaum eines Adeligen oder Fürsten würdig, wohl aber unterschied es sich hinsichtlich der aufgetragenen Speisen und Getränke zur ländlichen Bevölkerung. Wo ein gewöhnlicher Bauer nur den besonders dicken Eintopf servierte und eventuell noch einen eigens gebackenen, wenig ausgefallenen Kuchen, so gab es für Alida als auch ihre kleinen Begleiter eine sehr breite Auswahl an allerlei deftigen und süßen Köstlichkeiten. Von saftigen Früchten und Obst, bis hin zu gebratenem und gefüllten Schwein, Fisch, Wild und Gans zu sättigenden Brei mit Gewürzen aus dem fernen Arabien. Es gab sogar Senf. Dazu reichte man frisches Brot aus feinstem Mehl der van Aiken Mühle und himmlisches Gebäck, getunkt in zarten Honig und Feigen. Edle Weine und süffiges Bier wechselten mit Kräuterschnaps und Met. Man hatte sogar das eben erst gebraute ‚Aldur Festbock‘ aufgewartet und der Gastgeber selbst hatte den schäumenden Anstich vorgenommen. Allgemein war man sich einig, dass dieser Tropfen dem Meister ganz besonders gelungen wäre und die Bürger sich nach diesem formidablen Stück Braukunst bald verzehren würden. Ohne Frage hätte Aldur selbst diese Bier nach dem Sieg über die Russen in einem randvollen Humpen zur johlenden Menge erhoben.

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So ging die Zeit beinahe wie im Fluge dahin und zwischen Gesang, Tanz, verschiedenster Reden der Brautleute als auch der jeweiligen Brauteltern und dem ausgiebigen Schlemmen, blieben dennoch einige wenige Augenblicke in denen sich Alida mit dem einen oder anderen Kaufmann oder Handwerker unterhalten konnte. Die Themen waren für Uneingeweihte gähnend langweilig aber dem raffinierten Kaufmann, zauberten sie einen unnachahmlichen Glanz in die freudigen Augen. Florine und Hendrik tanzten ebenso und klatschten als, zum gefühlt zwanzigsten Male die wirklich alten Trink- und Tanzlieder aufgespielt wurden. Hendrik duellierte sich mit anderen Jungen seines Alter in der gespielten ‚Schlacht um Brügge‘, obgleich ihm störenderweise die Rolle des Volgar zufiel. Er selbst wäre viel lieber Aldur der Edle gewesen. Unglücklicherweise gewann Volgar in dieser Version der Geschichte jedes einzelne Duell, woraufhin Alida ihn sogar ein wenig einbremsen musste. Florine war mitunter an den schönen Kleidern und den geschickt geflochtenen Frisuren der Damenwelt interessiert; zeigte sich aber ebenso fasziniert als der Brautvater sie auf seinen Schoß nahm und in einem dicken Wälzer blätterte, der verschiedenste flandrische Schiffstypen- und Modelle abbildete. Zu jedem Bild, fiel ihm eine passende und spannende Geschichte ein und Florine träumte bereits jetzt davon einmal zur See fahren zu können. Natürlich wäre sie dann der Kapitän und würde mit Schätzen beladen zurück in den Hafen von Brügge einlaufen.

Kurz vor zehn Uhr machte, sich die Tzimsice dann mit beiden Kindern wieder auf den nach Hause Weg. Nachdem man Geschenke, kleine Aufmerksamkeiten und Höflichkeiten ausgetauscht hatte, war die blonde Händlerin zusammen mit ihrer abendlichen Festbegleitung auch schon nach wenigen Gehminuten vom Stadtzentrum aus, wieder vor den Toren ihres Anwesens angekommen. Hendrik hatte wie üblich verweigert irgendjemandem die Hand zu reichen und empörte sich abermals darüber, dass er beim Spielen immer die Rolle des Schurken übernehmen müsse und das die anderen Kinder ihn merkwürdig und seltsam fänden. Dabei wäre er doch ganz eindeutig um einiges besser im Kämpfen als der Rest; schließlich bekäme er gelegentlich Unterricht vom Hauptmann der Nachtwache. Florine indessen, hatte Alida den ganzen Weg über mit Fragen über Schiffe und Seefahrt bedrängt und sich die Begriffe ‚Tonnage‘ und ‚stillschweigende Vereinbarung‘ so gut es eben ging erklären lassen. Gelegentlich war es sogar nicht Alida sondern Hendrik, der dem Mädchen das eine oder andere über die Seefahrt beizubringen versuchte; eine Leidenschaft die sie wohl seit dem heuteigen Abend miteinander teilten. Als die Händlerin zur Eingangstür blickte, erkannte sie dort im Türrahmen ihren etwas griesgrämigen aber dennoch ungebrochen loyalen Majordomus Georg wieder, der offenbar mit Leif ins Gespräch vertieft schien. Ersterer sah bei ihrem Näherkommen lächelnd auf und schien geradewegs in diesem Moment, einen Satz beenden zu wollen.

„… oder vielleicht doch“, meinte Georg etwas überrascht an den Heiler gerichtet.


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- Alida verfasst den nächsten Post

- Leif kann Antworten

- Die Interaktion geht zwischen beiden abwechselnd hin und her

- Die SL greift nur ein wenn es notwendig oder passend sein sollte (postet gegebenenfalls nach mir einfach in der Reihenfolge weiter)

- Kleinere Beschreibungen von Orten oder Personen dürft ihr selbst verfassen/darstellen

- Ihr könnte alles besprechen und überall hin gehen, alles tun und es darf so lange dauern, wie es euch Spaß macht

- Wenn ihr fertig seid, gebt mir Bescheid bzw. wenn es stimmig ist, werde ich das Augenmerk wieder Richtung Main-Storyline lenken

- Einzige Bitte: Versucht nicht allzu weit und/oder lange voneinander getrennt zu sein; Dual-verzweigende Einzelsettings sind über das Forum anstrengend

- Habt Spaß ! (???)


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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


Zuletzt geändert von Spielleiter am Mo 20. Mär 2017, 08:42, insgesamt 2-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Sa 18. Mär 2017, 20:08 
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Alida erblickte den Heiler neben ihrem obersten Gutsverwalter und wollte schon überrascht den Namen des Salubri sausprechen, doch jemand anderes kam ihr zuvor.
„Leif?!“ Mit einigen hastigen Schritten war Hendrik neben dem Nordmann zu stehen gekommen und strahlte übers ganze Gesicht, auch wenn Georg ihn wie gewöhnlich kritisch musterte. In diesem Moment schien ihn das ganz offensichtlich nicht zu kümmern, denn seine Aufmerksamkeit galt voll und ganz dem nächtlichen Besucher. „Das ist toll, das du hier bist, Leif. Wir kommen gerade von einem Fest.“
Die siebenjährige Florine sah den Besucher mit neugierigen, großen Augen an, wich aber zunächst nicht von Alidas Seite. Der Blick, den sie Hendrik zuwarf, sprach Bände: ‚Das also ist er?‘
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Georg trat einen Schritt auf Hendrik zu. „Meister Thorson ist hier um Frau Alida aufzusuchen. Also überfall den Gast nicht!“
Hendrik sah für einen Moment ein wenig enttäuscht aus, aber es waren wohl eher die etwas harschen zurechtweisenden Worte des Verwalters, die seinen Unmut erregten, als der Umstand, dass Leif wohl zu Alida wollte.

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Er wusste selbst, wo man Leif nachts antreffen konnte…
Die Händlerin trat nun ebenfalls zur Tür und auf die Männer zu. „Guten Abend, Leif. Komm doch rein!“ Während man nach drinnen ging, beugte sie sich ein wenig näher zu dem Nordmann. „Willst du mich unter vier Augen sprechen?“

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: So 19. Mär 2017, 11:39 
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Leif drehte sich um als er die ihm bekannten Stimmen hörte und lächelte der blonden Tzimisce und ihren beiden jungen Begleitern zu. “Alida! Dein Zeitgefühl ist wieder einmal perfekt. Ich war gerade auf dem Weg zu dir.” Danach schaute er zu Hendrik, der inzwischen schon wieder ein ganzes Stück größer geworden war und lächelte auch ihm zu. “Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen, wie geht es dir Hendrik?” Noch während der Salubri den Jungen begrüßte, fiel sein Blick auf Marlenes und Jeans Tochter die er ebenso mit freundlichem Gesicht betrachtete. “Und das muss Florine sein. Es ist schön auch dich endlich einmal kennen zu lernen.” Leif ging an Georg vorbei und schaute zu den anderen. “Ich hätte nichs dagegen, wenn wir uns aus dem Regen raus machen.” Leif legte seinen vom Wasser schweren Mantel ab und wandte sich dann noch einmal an Hendrik. “Ich hätte eine Idee. Warum gehst du nicht mit Florine in die Küche und fragst eure liebe Berta ob sie etwas heißes zu trinken und vielleicht eine Kleinigkeit zu Essen für uns hat? Dann kannst du mir alles über die Hochzeit erzählen und was du sonst noch so in letzter gemacht hast. In der Zwischenzeit kann ich mich kurz mit deiner Tante Alida unterhalten. Ich brauche nämlich ihren Rat und ihre Meinung bezüglich ein paar Bauvorhaben in der Stadt.”

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: So 19. Mär 2017, 13:28 
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Hendrik sah Leif kurz bei seiner Frage nach etwas zu essen und zu trinken mit etwas skeptischem Gesichtsausdruck an. Er ließ sich die Worte durch den Kopf gehen als würde er nach einem Sinn dahinter suchen, dann nickte er. Er lächelte erneut und griff fast etwas überschwänglich nach Leifs Mantel. „Den häng‘ ich auf. Komm Florine. Wir gehen in die Küche.“
Das kleine Mädchen schien noch etwas unschlüssig, ob es tatsächlich diese wohl interessante Zusammenkunft so ohne weiteres verlassen sollte, folgte dann aber nach kurzem Zögern. Sie schenkte sowohl Leif als auch Georg ein strahlendes Lächeln. „Bis später.“ Dann verschwand sie hinter dem Zwölfjährigen her Richtung Innengebäude.
Auch Georg nickte den beiden Kainiten noch einmal zu. An Alida gewandt meinte er nur knapp. „Frederik hat mich gebeten die Listen der letzten Marmor- und Basaltlieferungen noch ein mal durchzugehen. Ich tu ihm den Gefallen. Er hat im Moment eh genug zu tun.“ Sein Blick ging zu Leif. „Euch eine angenehme Nacht, Meister Thorson.“ Dann ging auch er.
Alida führte Leif in eine Art Lesestube, bot Leif einen Sessel an und nahm dann auf dem gegenüberliegenden Stuhl Platz.
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„Wir sind gerade von der Hochzeit des jungen Van Aiken zurück. Er hat sich gut in alles einfinden können, nach allem, was er erlebt hat. Es ist ihm gelungen die Mühle und die Ländereien wirklich effektiv zu bewirtschaften.“ Sie nickte anerkennend, wechselte dann aber rasch das Thema, da sie sich noch genau daran erinnerte, wie sehr das alles Leif damals aufgewühlt hatte. „Was führt dich denn zu uns? Ein trockener Platz am warmen Feuer? Erscheint mir der beste Grund in diesen Nächten.“ Sie schmunzelte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: So 19. Mär 2017, 16:04 
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Noch während sich Leif für die Abnahme seines Mantels bei Hendrik bedankte rief er ihm hinterher: “Wir sehen uns gleich.” Dann folgte er Alida in die ihm schon so lange bekannte Stube. Er setzte sich mit gebührendem Abstand zum Feuer, in einen der alten Ledersessel und streckte die Füße aus, bevor er auf Alidas Frage antwortete. “Du weißt wie wenig ich mir aus Komfort und Luxus mache, aber ich gebe zu nach all dem Regen in der letzten Zeit weiß auch ich eine warme Kammer und…” Er schaute auf seine immer noch recht durchweichten Stiefel. “...und zumindest nicht völlig nasse Füße. Aber nein deswegen bin ich nicht hier, sondern weil ich eine Idee habe. Ich weiß nicht ob es wahnsinnig ist, aber ich hatte heute einen Patienten von der Stadtwache der mich auf etwas aufmerksam gemacht hat und zwar auf den Dom.” Leif ließ das Gesagte kurz im Raum stehen und schien nach Worten zu suchen bevor er fortfuhr. “Ich habe mich nicht viel um die Ruine gekümmert nach allem was passiert ist, aber mir ist erst heute klar geworden das es keine Ruine ist. Der Bau hat wieder begonnen und irgendwann wird dieser massive, unverschämt teure Bau einmal das ganze Stadtbild bestimmen. Trotzdem wird die Baustelle vorher Unsummen verschlingen und eine kleine Ewigkeit dauern.” Leif hatte sich inzwischen erhoben und lief auf und ab. Dann suchte er Alidas Blick. “Vielleicht können wir diesen ganzen Prozess ein wenig beschleunigen…” Dann brach es aus ihm heraus, vorsichtig aber trotzdem voll von Begeisterung. “Wir brauchen ein Wunder Alida. Ein Wunder welches dem Dombau eine neue Richtung, eine neue Identität gibt und zusätzlich dazu eine Menge Geld, Pilger und guten Willen in die Stadt spült.” Leif setzte sich wieder hin und schaute die Tzimisce erwartungsvoll an. “Was denkst du Alida? Bevor du die Idee verwirfst, spiele sie für einen Moment in deinem Kopf durch. Wenn wir für ein Wunder sorgen könnten, eines dass man mit dem Dom assoziiert, glaubst du nicht dass alle davon profitieren könnten?”

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