Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Di 25. Apr 2017, 15:02 
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Georg hielt das Pergament, das Alida aufgesetzt hatte, in der Rechten. Mit Widerwillen sah er auf das Siegel, das Alida daruntergesetzt hatte und warf das gegerbte Leder schließlich auf einen niedrigen Schrank im Flur. An Emilian, das Kind aus dem Osten, das er zu Recht stets mit Misstrauen beäugt hatte, das sich selbst, indem es sein Können durch schauerliche Praktiken perfektioniert hatte, wider der Natur zum Mann geformt hatte, seinen Erzeuger. Er fröstelte und versuchte den Gedanken zu vertreiben.

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Ihm widerstrebte die Vorstellung zutiefst dafür Sorge zu tragen, dass Hendrik sicher in Gent ankam. Der Junge hatte das kainitische Blut des Ostens in seinen Adern, das so oft in den seltsamen, meist abartigen Widergängerfamilien Russlands zu finden war. Er hatte Geschichten gehört von Müttern, die sich selbst mit einem scharfen Messer in die Brust schnitten um ihren Säugling zusätzlich zur Milch mit der eigenen Vita zu stillen. Was von all dem trug Hendrik in sich?
Es würde Zeit kosten für eine sichere Reise zu sorgen. Vor allem wenn die Tore wirklich bereits verschlossen waren. Er schnaubte. Als ob es hier in Brügge nicht genug zu tun gäbe… wenn wirkliche eine Seuche in Flandern ausbrechen würde. Nicht auszudenken. Er hatte in der Zeit seines langen Lebens genug Missernten und Seuchen erlebt. Hungersnöte führten unweigerlich zu Krankheiten und umgekehrt. Er erinnerte sich an so viele, die das Fleckfieber, ein steter Begleiter von Hunger und Elend, dahingerafft hatte und mit Grauen dachte er an die hungernde Landbevölkerung, die in kilometerlangen Bettelzügen von Kloster zu Kloster zog, immer auf der Suche nach Essbarem wie eine Heuschreckenplage und dabei die Seuchen von Tor zu Tor schleppte. In diesen Jahren brach alle soziale Ordnung zusammen, Raubzüge waren an der Tagesordnung und da die Felder nicht mehr bestellt werden konnten, hielt die Not auch in den weiteren Jahren an.
Georg schluckte. Verdammt! Er hatte keine Zeit zu verlieren. Es gab genug Vorbereitungen zu treffen.
Mit festem Schritt ging er zur Wohnstube in der Hendrik wartete. Er riss die Tür auf und trat ein. Ein kurzer, suchender Blick streifte den Raum und bestätigte den Verdacht, der sich sofort in ihm geregt hatte: Hendrik war fort.
Wütend ballte er die Fäuste, dann wandte er sich um. Konnte der Junge nicht ein einziges Mal das tun, worum man ihn gebeten hatte? Tief sog er die Luft ein, suchte nach dem Geruch des Jungen. Er lag noch immer wie ein feiner Nebel im Raum: das schwache Schwelen wie von niederbrennendem Feuer, der Geruch von Papier und Leder, Stroh, Stall und Pferd, das kindliche Aroma von Florine, die, wann immer man sie ließ, versuchte die Erlaubnis für die gleichen Absonderlichkeiten wie ihr Ziehbruder zu ergattern. Ihr Duft hing längst in den Haaren des Knaben. Und dann ein anderer, kaum wahrnehmbarer kalter Geruch nach rohem Fleisch, der ihm unweigerlich Übelkeit verursachte. Georg ging schneller.

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Er ließ die Pforte zum Anwesen der van de Burse hart hinter sich ins Schloss fallen, dann sputete er durch die dunklen Straßen Brügges. Er wusste, es würde nicht lange dauern der Spur zu folgen.
Obwohl Hendrik sich in Sicherheit wähnte als er über eine schulterhohe Mauer von einem Garten auf das Pflaster der dunklen Straße sprang, zuckte er heftig zusammen als er sich plötzlich Georg gegenübersah, der mit ineinander verschränkten Armen und versteinertem Gesichtsausdruck auf ihn wartete. Der Junge sah so aus als würde er sich jeden Moment dazu entscheiden, die Flucht zu ergreifen.

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Georg zögerte keine Sekunde länger und griff nach dem Hemdkragen des Knaben. „So, Hendrik, es reicht! Was verstehst du nicht, wenn dir jemand aufträgt zu warten?“
Der Zwölfjährige versuchte sich zu befreien, doch Georg zog noch fester und griff nach seinem Arm. Hendrik wand sich. „Das ist nicht richtig! Ihr wollt nicht, dass Jean weiß, was in Geraldsbergen passiert. Das könnt ihr nicht machen! Er muss selbst entscheiden können, was er tun will.“
Georg schüttelte den Kopf. „Und da willst du dich auf den Weg durch die Stadt machen, ihn suchen und ihm alles, was du belauscht hast, erzählen?“
Hendrik presste wütend die Zähne aufeinander. „Ja, genau das, will ich tun.“
Georg schnaubte verächtlich. „Es wäre wohl besser, wenn man das nächste Mal das Zimmer abschließt. Dann geht man sicher, dass du mal gehorchst. Dass du gehorchen musst, denn nur mit freundlichem Bitten scheint man bei dir ja nicht weiter zu kommen.“
Hendrik sah aus als würde er jeden Moment nach Georg treten wollen. Auf seinem Gesicht lag pure Verzweiflung. „Marlene stirbt vielleicht und keiner von uns wird sie je wiedersehen. Jean muss ihr doch helfen…“
Der Verwalter der Van de Burse riss Hendrik mit einem Ruck nach oben, so dass dessen Gesicht nur eine Armeslänge von seinem entfernt war. „Und hast du dein Handeln mal weitergedacht? Was passiert, wenn du ihm das mitteilst? Jean wird Florine und dich hier bei Marlenes Familie, den van de Burse, lassen und sofort nach Geraldsbergen aufbrechen. Wenn dort wirklich eine Seuche ausgebrochen ist, Marlene schwach und sterbend darniederliegt, er an ihrem Lager weilt, sie pflegt, ihre Hand hält… was wird dann geschehen?“ Hendrik hörte auf sich zu wehren während Georg mit harter Stimme weiter sprach. „Er wird ebenfalls erkranken und wahrscheinlich auch sterben… Niemand wird mehr an seinem Lager sitzen. Dafür wartet die kleine Florine jedoch jeden Tag auf ihren Vater, rennt bei dem Getrappel jedes Hufschlages vor die Tür um irgendwann einsehen zu müssen, dass niemand mehr da sein wird, der sich um sie kümmert.“ Er ließ Hendrik los, stieß ihn fast von sich. Der Junge machte einen Schritt nach hinten und sah den braunhaarigen Mann mit Bestürzung an. Es war nicht so, dass er sich dazu keine Gedanken gemacht hätte, aber nun in so eindringlichem Maße die möglicherweise grauenhaften Folgen seines vermeintlich guten Handelns vorgehalten zu bekommen, schien auch für ihn ein Schock zu sein.
Der Zwölfjährige schüttelte den Kopf. „Warum bist du so? Warum bist du immer so gemein? Das machst du nur bei mir.“

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Der Verwalter sah das Kind, das vor ihm stand, an. Statt einer ruppigen Antwort überlegte er tatsächlich einen kurzen Augenblick. „Du bist ein Junge, der über Fähigkeiten verfügt, die er nicht haben sollte, Möglichkeiten, die einem Sterblichen nicht zustehen sollten. Du bist nicht in der Lage, sie zu kontrollieren, sie sinnvoll einzusetzen. Das, was du tust, ist eine Gefahr für dich und die Menschen um dich herum und du lässt dir von niemandem etwas sagen. Du belauschst Gespräche ohne zu verstehen, was vor sich geht, bildest dir Urteile ohne eingeweiht zu sein, widersprichst deinen Lehrern, bist in der Lage deine Haut in grauenhafte Formen zu verschieben. Die Inquisition hätte vor 10 Jahren wegen ihrer Vermutungen fast einen Teil der van de Burse hinrichten lassen, darunter Marlene, Jean, Alida und mich. Was glaubst du, passiert, wenn sie von einem Jungen mit dem Namen van de Burse hören, der so groteske Fähigkeiten hat?“ Er machte eine Pause. „Ich versuche seit fast 150 Jahren jede größere Gefahr von der Familie van de Burse abzuwenden. Ich bin schon damals gescheitert als wir die Gefahr aus dem Osten mitgebracht haben, als all das begann, was wohl besser nie geschehen wäre. Und nun, so kommt mir vor, beginnt alles von Neuem. Der Osten versucht mit Gewalt in Flandern Fuß zu fassen, führt Krieg, schlachtet unzählige Brügger Bürger ab und versucht es zu guter Letzt mit Einschmeicheln und Freundschaftsangeboten sein Ziel zu erreichen. Natürlich schicken sie dafür jemanden, dem Alida vertrauen wird…“
Das von Hendrik geflüsterte Wort „Emilian“ beachtete Georg nicht weiter. Der Erwachsene sah den Knaben an. „Wie soll man Menschen schützen, wenn sich das Blut aus dem Osten bereits im Kern des Menschen selbst verankert? Im Kreis derer, die den Namen van de Burse tragen… Du trägst es in dir, ob du das willst oder nicht. Du bist anders. Und es heißt, du wärest böse.“
Hendrik sah erschüttert aus, aber er ballte dennoch die Fäuste und versuchte den Blick weiter zu heben. „Ich bin nicht böse.“
Georg zögerte erneut, sprach dann jedoch mit leiser Stimme weiter. „Noch bevor du geboren warst, hat der beste Medicus der Stadt deiner Mutter prophezeit, dass in ihr ein Monster heranwachsen würde.“
„Der beste Medicus der Stadt ist Leif…“
Georg widersprach nicht. „Das war einer der Gründe, wegen denen sie eigentlich einen Trank nehmen wollte, der die Folgen dieser einen unüberlegten Nacht, endgültig wegwischen würde. Alida war es, die auf sie eingeredet hat damit sie das Kind doch noch ausgetragen hat. Alida hatte schon immer ein zu mildes Urteilsvermögen, wenn es um Gefahren geht, die mit unschuldigen Gesichtern daherkommen… ein untoter, kleiner Junge mit harmlos wirkenden, doch blutroten Augen, dem sie unter den Mitgliedern ihrer Familie ein Heim geben will, der sich als Unhold entpuppt, ein friedlich schnurrendes grotesk zusammen gesetztes Geschöpf, das sie aus den Hallen der ehemaligen Feinde mitbringt, und die Aussicht auf ein ‚Monster‘, das sie zu den Mitgliedern ihrer Familie zählt…“
„Ich bin kein Monster!“ Hendrik schwieg und Tränen glitzerten in seinen Augen, die er hastig mit Zorn über sich selbst, über so viel Schwäche, wegwischte.

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Der Junge musste sich sammeln bevor er die nächste Frage hervorstieß. „Wer ist meine Mutter?“
Der Verwalter schüttelte den Kopf. „Es ist nicht wichtig, Hendrik. Und sie wollte nie, dass du es weißt…“
Hendrik sah ihn an. Die Wut wich einer zögernden Verzweiflung. „Wer ist sie? Ich will es wissen.“
Georg seufzte. „Alyssa.“
Hendriks Augen verengten sich ungläubig. „Tante Alyssa?“ Leiser fügte er mehr zu sich selbst hinzu. „Ich dachte immer, sie würde mich mögen…“
Georg trat einen Schritt näher und fixierte den Knaben, der mit hängenden Schultern vor ihm stand. „Das hat sie auch.“ Er schwieg einen Moment. „Hör zu, Hendrik. Ich weiß nicht, was von den Dingen, die gesagt wurden, wahr ist. Aber ich habe einst einen Schwur geleistet, dass ich auf diese Familie aufpassen werde als wäre sie meine eigene. Ich werde nicht zulassen, dass du oder irgendjemand Schande oder Verderben über diese Familie bringt. Weder jetzt noch irgendwann.“
Er wechselte das Thema. „Ich wurde gebeten, dafür zu sorgen, dass du nach Gent gebracht wirst. Vielleicht bist du dort in den nächsten Tagen tatsächlich besser aufgehoben.“
Ungläubig starrte Hendrik Georg an. Er war noch immer viel zu perplex um die richtigen Worte zu finden. In seinem Kopf ratterten tausend Gedanken gleichzeitig.
Georg griff nach der Schulter des Knaben und drückte ihn mit Bestimmtheit in Richtung des Anwesens der van de Burse und Hendrik folgte. Er führte ihn zurück in die Wohnstube, in der der Junge noch vor wenigen Stunden mit Florine Murmeln über Türme aus Büchern und selbstgebaute Brücken hatte kugeln lassen. Dann sprach der Erwachsene ihn wieder an und er versuchte einen versöhnlicheren Ton zu finden. „Ich werde jemanden organisieren, der dich nach Gent bringt, wo du in den nächsten Tagen bleiben kannst. Nach allem, was ich gehört habe, bist du doch bisher immer recht gerne dort gewesen.“

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Hendrik zögerte kurz mit einer Antwort, dann sah er den Mann, der ihn um mehrere Köpfe überragte, fest an. Ein harter Ausdruck lag in seinen hellen Augen. „Ich gehöre hierher… Zu Marlene und Jean, zu Florine, zu Lucien, zu Onkel Frederik. Und zu Leif und Alida. Du kannst mich nicht wegschicken. Du bist nicht mal ein van de Burse!“
Georg zuckte bei Hendriks letztem Satz unmerklich zusammen. Er schien sich einen Augenblick sammeln zu müssen, dann wandte er sich ab und ging ohne ein weiteres Wort zu verlieren nach draußen. Er griff nach der Türklinke, schloss die Tür hinter sich. Seine Hand fuhr zum Schlüssel, berührte das kalte Metall und verharrte. Eine kurze Drehung und die Tür wäre verriegelt. Dann ließ er die Hand wieder sinken und ein langer Seufzer entwich seinen untoten Lungen. Er machte den ersten Schritt, spürte den alten, schneidenden Schmerz, der sich seit Jahrhunderten von seinen Oberschenkeln bis in die Fersen ausbreitete, der ihn begleitete wann immer er einen Fuß vor den anderen setzte. Er ignorierte ihn und setzte seinen Weg fort.

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Di 25. Apr 2017, 15:02 


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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Mi 26. Apr 2017, 12:02 
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Leif war kein Christ und er würde auch nie einer sein, dennoch und nicht zuletzt durch den Einfluss seiner Umgebung und einer gewissen Toreador hatte er das eine oder andere aufgeschnappt um einer trauernden Seele Trost zu spenden. Er kniete sich hin und verschränkte die Arme zum Gebet. Der Heiler wusste, dass er rhetorisch nicht unbegabt war und mit fester, ruhiger Stimme begann er die Worte zu sprechen.

“Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele;
er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück,
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.”

Leif legte Carlas Onkel eine Hand auf die Schulter und suchte seinen Blick. “Mein Freund hier wird euch helfen.” Er zeigte auf Kobalt. “Nehmt euch die Zeit die ihr braucht und beerdigt eure Nichte angemessen. Sie mag nun vor Gott getreten sein, aber eure Aufgabe ist noch nicht erfüllt.” Der Heiler erhob sich wieder und schaute auf den immer noch trauernden Mann. Der Schmerz den er empfand würde wahrscheinlich nie ganz verschwinden, aber es würde besser werden. Viele dachten, dass er nicht viel für die Christen übrig hatte aber das stimmte so nicht. Er verabscheute die Priester und Bischöfe die mit Arroganz und Unbeugsamkeit, anderen eine Wahrheit aufbürden wollten die sie als richtig empfanden. Wenn aber einfache Männer Trost und Hilfe in den Worten Gottes fand, dann hatte er weder das Recht, noch den Wunsch ihm diesen kleinen Lichtblick zu geben. Leif wandte sich noch einmal an Carlas Onkel. “Ich weiß es ist schwer. Auch ich habe schon Menschen verloren, die ich liebe und deren Zeit noch nicht gekommen war, aber ich verspreche euch das es irgendwann leichter wird. Ihr dürft euch nur nicht aufgeben. Eure Nichte würde das nicht wollen und irgendjemand muss ihr Andenken waren. Wer wäre dafür besser geeignet als ihr?” Mit einem mitfühlenden Druck auf die Schulter des Mannes verabschiedete sich der Salubri schließlich. Er musste weiter.

(Theologie: 2 Erfolge, Ausdruck: 5 Erfolge, Medizin: 2 Erfolge)

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Fr 28. Apr 2017, 13:15 
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Leifs gemeinsames Gebet an den gekreuzigten Heiland der Christen, als auch seine gewählten Worte wirkten tatsächlich wie wohltuender Balsam auf der bitteren Seele des trauernden Onkels. Er mochte selbst vielleicht an andere Götter und Wunder glauben; vielleicht glaubte er in Wahrheit auch an gar keine höhere Macht mehr aber das spielte für die Verzweifelten und Schmerzerfüllten niemals eine wirkliche Rolle. Sein Mitgefühl und seine Anteilnahme, kamen in diesen simplen und dennoch so bedeutungsvollen Gesten ehrlich und aufrichtig zum Ausdruck und genau das brauchte Bernhard von Salzbrand in diesem Augenblick wie ein Verdurstender das Wasser. Es gelang dem Mann sogar seine von Tränen aufgequollenen Augen zu trocknen und ein leichtes Lächeln auf seine spröden Lippen zu legen, als er sich abschließend gemeinsam mit dem Heiler erhob und einen kurzen Blick über die Schulter warf, wie um sich zu vergewissern das da tatsächlich noch jemand wäre, der ihn stützte. Kobalt erwiderte den fast sehnsüchtigen Blick mit einem freundlichen Lächeln. „Ich danke euch für das gemeinsame Gebet und für eure Mühen Meister Thorson. Ich weiß, ihr habt zweifelsfrei euer Bestes gegeben und wenn es überhaupt jemanden gibt, der auch nur die leiseste Chance hätte einer Krankheit wie der meiner Carla entgegenzutreten, dann seid dies ohnehin ihr. Wir haben alles versucht und natürlich habt ihr vollkommen recht: Jetzt ist nicht die Zeit für lähmende Verzweiflung. Ich und meine Frau… die ganze Familie wird stark sein und sich um eine anständige Beerdigung kümmern, wie sie einer tugendhaften und liebevollen Frau wie meiner Carla zusteht. Vielen Dank Meister; wir werden euch in unsere Gebete einschließen.“

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Mit einem letzten Lächeln, verabschiedete sich der Mann ebenfalls von Leif und trat ein paar Schritte auf die Hütte zu, während er tief ein und aus atmete. Offenbar wollte er sich noch ein wenig sammeln, bevor er den Heimweg antrat und die Beisetzung in die Wege leitete. Es war zu dieser Jahreszeit noch recht kühl und der rasselnde Atem des Mannes kondensierte in der frischen Nachtluft. Was aber viel bedenklicher schien und dem Salubri schon gleich nach dem Gebet aufgefallen war: Bernhard Salzbrand schwitzte sehr stark und das, obwohl er lediglich ein wenig Holz gesammelt hatte. Gewiss war er schon ein wenig älter und hatte seine Jugend weit hinter sich gelassen aber eine derartige körperliche Anstrengung, dürfte selbst ihm nicht derartige Schweißtropfen aus den Poren sickern lassen. Eine psychosomatische Reaktion, aufgrund des langen, quälenden Wartens auf eine Nachricht vom angekündigten Heiler, schloss Leif ebenfalls aus. Somit blieb bedauerlicherweise nur eine weitere Möglichkeit offen: Bernhard Salzbrand, zeigte bereits die ersten Symptome dieser merkwürdigen und todbringenden Seuche. Kobalt trat seufzend neben Leif und nickte knapp; ließ den Blick dabei Richtung Salzbrand gleiten. „Keine Sorge, ich passe schon auf ihn auf“, versicherte er dem Heiler.

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[Du kannst noch kurz etwas antworten wenn du willst, danach fasse ich die Reise zusammen :)]

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: So 30. Apr 2017, 09:53 
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Alida ließ die Hütte im Wald hinter sich. Auf dem Rücken des jungen Hengstes preschte sie über den schmalen Pfad, spürte kaum die noch kahlen Zweige, die in ihr Gesicht peitschten. Es war hart genug gewesen dem Mädchen beim Sterben zuzusehen, sowie Leif, den das Geschehen trotz seiner Arbeit, bei der er tagtäglich mit dem Leiden der Sterblichen zu tun hatte, mehr als nur ein wenig zu berühren schien. Sie musste nicht noch anwesend sein, wenn der Onkel der Waldläuferin bei der Nachricht des Verlustes des geliebten Menschen zusammenbrechen würde. Das hatte sie in den Zeiten ihrer Existenz zu häufig gesehen…
Sie verdrängte mit schmerzhafter Entschlossenheit die Gesichter, die vor ihrem inneren Auge erschienen: ihre Mutter, schwach und blass wie die gekalkten Wände der Schlafstube, nach der Geburt ihres dritten Kindes, ihren Vater, der nach dem Schlaganfall innerhalb kürzester Zeit verstorben war, ihren Bruder, der hustend dahingeschieden war, die letzten Atemzüge ihrer Schwester im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel. Ihre Finger verkrampften sich um die Zügel des Zaumzeugs.
Sie versuchte sich auf das zu konzentrieren, was vor ihr lag: Gerhardsbergen, die Seuche, Marlene, Frederik, Hendrik, den Schutz von Brügge…
Sie machte in Brügge einen kurzen Halt um an die Tür der Malkavianerin zu klopfen, die seit einigen Jahren in Brügge eine Zuflucht gefunden hatte. Für Alida gab es in Brügge nur zwei Personen, die sich mit Okkultem und Naturwissenschaftlichem soweit auskannten, dass sie vielleicht etwas über dieses seltsame schwarze Blut wissen konnte: Theresa und Gretlin. Es war nicht so, dass sie der seltsamen bücherverliebten jungen Frau großes Vertrauen entgegenbrachte, aber ihre Wahl würde dennoch auf das Kind des Mondes fallen bevor sie die Ursurpatorin behelligen würde.
Alida schilderte Gretlin kurz die groben Geschehnisse, drückte ihr den Tiegel mit dem schwarzen, geronnenen Blut in die Hand und bat sie um Auskunft. Sie würde vor der Abreise noch einmal kurz bei der jungen Frau vorbeisehen. Vielleicht gab es dann bereits neue Erkenntnisse.
Dann kehre sie nach Hause zurück um Hendrik zu holen. Auf dem Weg nach Gerhardsbergen konnte sie, wenn sie einen kurzen Umweg in Kauf nahm, den Jungen selbst mitnehmen. Sie wusste, dass Georg diese Entscheidung mehr als nur befürworten würde.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: So 30. Apr 2017, 13:58 
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Nachdem Alida und Leif die versteckte und nur schwer zugängliche Waldhütte von Lucien verlassen hatten, machten sich beide getrennt voneinander in ihre jeweiligen Zufluchten auf, um sich auf die bevorstehende Reise nach Gent vorzubereiten. Carla war von der mysteriösen und todbringenden Seuche dahingerafft worden, ohne dass selbst der Salubri noch etwas hatte ausrichten können. Manche Krankheiten und Leiden, waren einfach nicht mehr behandelbar und der Tod war unausweichlich. Die Ratsmitglieder waren jedoch fest entschlossen, die drohende Gefahr, die auch ihre Domäne heimzusuchen drohte noch am Ort ihres Ausbruches aufzuhalten oder zumindest an einer weiteren Ausbreitung zu hindern. Seuchen waren zu jener Zeit nicht unüblich und es kam nicht selten vor, das ganze Landstriche gesäumt waren von den verfaulenden Leichen unschuldiger Bürger. Marlene und auch Frederik, die sich derzeit ebenfalls in Gerhardsbergen aufhielten sollten um keinen Preis Opfer dieses Verfalls werden.

Die blonde Händlerin hatte Hendrik auf die Reise nach Gent mitgenommen, der leider ein wenig zu neugierig gewesen war, als das man ihn noch guten Gewissens in Brügge hätte lassen können. Die an und für sich richtige, moralische Verpflichtung, Jean umgehend von Marlene zu berichten, wäre zwar löblich und äußerst tugendhaft gewesen, hätte in dieser besonderen Situation allerdings nur zu weiteren Problemen geführt. Und davon hatte man derzeit ohnehin im Übermaß. Alidas spontaner Besuch bei Gretlin, erwies sich zudem als äußerst sinnvoller Gedanke und lieferte innerhalb kurzer Zeit, tatsächlich ein paar neue Details zu der merkwürdigen, übelriechenden Schlacke. Die belesene Malkavianerin war ohne Frage die hiesige Autorität in Sachen Okkultismus und wundersame, übernatürliche Begebenheiten, wenn man vom Neuankömmling Theresa einmal absah, die jedoch bei weitem weniger Vertrauen in der Stadt genoss und derzeit ohnedies nicht in der Domäne weilte. Gretlin war offenbar schon über die aktuellen und möglicherweise noch bevorstehenden Umstände in Brügge unterrichtet worden und hatte bereits ohne Alidas zutun, ein wenig in ihren Schriften geforscht. Ihre Ergebnisse klärten einiges und warfen dennoch wieder neue Fragen auf, da es sich laut der Malkavianerin bei der schwarzen Flüssigkeit um verfaultes Blut bzw. Vitae handelte. Über die Krankheit selbst, wusste sie keine verbindliche Aussage zu treffen aber es schien wohl so, dass binnen einiger Minuten ein Großteil von Leifs Vitae verfaulte und vergammelte; dadurch eine ungeahnte, reflexive Übelkeit auslöste, die schließlich zum Erbrechen führte. Die verfaulte Vitae bzw. auch Carlas Blut, würden weder einem Untoten als Nahrung dienen, noch den Kreislauf eines Sterblichen weiter aufrechterhalten. Mögliche Rückschlüsse und eventuelle Zusammenhänge aus diesen Erkenntnissen, konnte sie in der knappen Zeit nicht mehr ableiten; versprach aber kontinuierlich weiter nachzuforschen.

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Der Weg nach Gent, war sowohl Alida als auch Leif wohlbekannt. Viel zu oft waren sie unter anderem auch mit den innerpolitischen Problemen und Bedürfnissen der flandrischen Domänen untereinander beschäftigt, nicht nur was das Gesundheitswesen oder die Warenwirtschaft betraft. Jeremiah hatte es einmal salopp folgendermaßen formuliert: ‚Politik ist ein schleichender Schimmel, gegen den man zwar immer wieder ankämpfen kann aber dessen man sich nie vollständig wird entledigen können.‘ Der Genter Rat, mit Madame Borluut an dessen wechselnder Führungsspitze, war ein vertrauter Verbündeter und ein insgeheim manchmal doch auch kritisch betrachteter Freund. Wie üblich war man sich auch untereinander gerade solange wohlgesonnen, solange die Bedrohung und der Druck von außen zu groß waren, als dass man diesen alleine hätte die Stirn bieten können. Allen Unkenrufen zum Trotze, war das flandrische Städtebündnis dennoch ein Paradebeispiel dessen, was kontinuierlich unterdrückte Paranoia und das Bedürfnis nach gemeinschaftlichem Zusammenhalt in den Kreisen der Unsterblichen hervorbringen konnte. Ein kleines, bescheidenes Karthago mit der heimlichen Hoffnung, dessen Schicksal nicht doch noch eines nachts ebenfalls teilen zu müssen. Die kainitische Raubtiernatur, fand leider immer öfter Einzug in die trügerisch friedlichen Hallen der Macht.

Die Nächte waren zu dieser Jahreszeit noch recht frisch; mitunter gar regnerisch und nebelverhangen, daher war die gesamte Reisegruppe in dicke Mäntel mit Kapuzen gehüllt und mit festem Schuhwerk an den Füßen aufgebrochen. Hendrik hatte für kurze Reise sogar ein eigenes Pferd aus den Stallungen der Familie von Erzhausen zur Verfügung gestellt bekommen, da die Rösser der sich mittlerweile langsam etablierenden Zucht des Rosensiegels zu Brügge, immer größerer Beliebtheit erfreuten. Das Mündel der van de Burse, war aber entgegen seiner aufgeweckten und neugierigen Natur, auffällig schweigsam und wortkarg in jener Nacht. Während die Hufe der Reittiere über den teils gefrorenen, teils schlammigen Handelsweg galoppierten, sprach er nur selten und vermied sogar den direkten Augenkontakt mit Alida und Leif. Es hatte den Anschein, dass er sich wohl eher einfach nur widerwillig und resignierend in sein Schicksal die Unholdin und den Heiler nach Gent zu begleiten fügte. Selbst die kurze Rast beim Speckfürst, mit rauchigen, gut abgehangenen Würsten, Käse und dampfendem Eintopf, konnten ihm kein noch so kleines Lächeln entlocken.

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Die Wirtsstube selbst hatte überdies mittlerweile einen neuen Besitzer bekommen: den Sohn des alten Hannes, Reinhard. Der alte Speckfürst war mittlerweile zu gebrechlich für die tägliche, harte Arbeit in der Wirtschaft geworden und hatte die Geschäfte an seinen Sohn abgetreten. Man munkelte, dass der alte Herr seinem Buben die geheimen Rezepte für seine vielfach umschwärmten Fleischwürzungen und Bratensoßen, erst auf dem Sterbebett verraten wollte. Bis dahin gab er sich damit zufrieden den liebevollen Großvater für seine Enkel zu geben und das Personal herum zu scheuchen.

Gent lag im Nebel, als sie es erreichten. Eine dicke, zähe Schleiersuppe lag über der Stadt und den Straßen, die sich durch die gewundenen Häuserzeilen schlängelten. Vom Stadttor aus, das sie mühelos passieren durften, gelangten sie an den Nachtwächtern und Gardisten vorbei in Richtung des Anwesens von Sergej Belinkov, alias Emilian Viktorovich. Es handelte sich um ein alteingesessenes Herrenhaus, das edel aber nicht zu überladen mit Prunk und üppigem Geschmeide auf sich aufmerksam zu machen gedachte. Wichtig war dem Unhold wohl eine großzügige Unterkellerung gewesen, genauso wie eine vorteilhafte Raumaufteilung mit genügend Schlaf- und Aufenthaltsmöglichkeiten für sich und seine gesamte Dienerschaft. Und davon besaß der russische Kaufmann, wie man mittlerweile wusste mehr als ausreichend. Ein dunkel gekleideter Wachmann, stand neben einer an der Wand hängenden Sturmlaterne am breiten Eingangstor, das in einen kleinen Innenhof führte und spähte zu den herannahenden Reitern.

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Nur wenige Augenblicke später, sah man ihn auch schon etwas in den Innenhof hineinrufen, das eindeutig nach der russischen Sprachmelodie klang. Er schenkte den Reisenden ein freundliches, wenn auch recht herbes Lächeln und fasste Alidas Pferd am Zügel. Mit einer tiefen Verbeugung, begrüßte er die Brügger Delegation.

„Herrin Alida, es ist uns eine große Freude und ein besonderes Vergnügen euch wieder bei uns begrüßen zu dürfen. Der Herr wird gewiss sehr angetan sein von eurem frühzeitigen Besuch, erwartete er euch doch eigentlich nicht vor nächster Woche bezüglich der Wareneinkäufe aus Athen.“ Lächelnd sah der Mann in den Hof, wo sich bereits eine weitere Gestalt aus der Dunkelheit schälte – Meister Girland der ebenfalls lächelte und doch eine leichte Besorgnis in seinen Gesichtszügen deutlich werden ließ. Der Majordomus wusste besser als der Wachmann am Tor, das die Tzimisce unangekündigte Besuche ohne vorangehende Schreiben, nur dann für nötig empfand, wenn ernsthafte Probleme drohten. Girland verneigte sich tief vor Alida und den beiden Mitreisenden und schickte eilig weitere Wachleute, um der Gesellschaft die Tore zum Innenhof zu öffnen. „Alida, es ist schön, dass ihr uns wieder mit eurer Anwesenheit beehrt.“ Sein Blick glitt zu Leif, dem er ebenfalls respektvoll zunickte. „Und umso mehr freut es mich, dass ihr hohen Besuch aus der Domäne mitgebracht habt – Leif Thorson wenn ich mich nicht irre? Ihr seid uns selbstverständlich auch herzlich willkommen.“ Mit einem Zwinkern, schloss er auch Hendrik in seine Begrüßung mit ein. „Und sogar Hendrik ist mit dabei; Kostja und Svetlana haben dich schon vermisst Junge.“ Dann gewann sein Blick etwas mehr an beunruhigtem Interesse, als er sich kurz räusperte und erneut die Händlerin fixierte. „Diese Nacht verspricht also entweder sehr amüsant und unterhaltsam oder aber… ernst zu werden.“

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[Postingreihenfolge wie gehabt ;)]

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Mi 3. Mai 2017, 17:51 
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Auf ihrer Reise durch die Dunkelheit gab Leif wenige Worte von sich. Normalerweise war er ein weniger brütender Reisegefährte, aber der Zustand in dem er und Carla sich vor ihrem Tod befunden hatte, besorgte ihn immer mehr. Genauso wie die Informationen, welche Gretlin zusammengetragen hatte. Eine Krankheit oder Seuche war eine Sache, ganz für sich alleine schon schlimm genug. Doch die Implikation, dass eine übernatürliche Macht ihre Finger im Spiel hatte, brachte eine zusätzliche und besorgniserregende Dimension in alles. Leif seufzte innerlich. Sie mussten so schnell wie möglich nach Gerhaardsbergen, vorher würden sie keine weiteren Antworten finden. Einmal mehr durchquerten sie die altbekannten Stadttore von Gent und Leifs Stimmung hellte sich nicht sonderlich auf. Erhielt nicht viel von Boorluts lustigem Zirkus, aber der Teufel den man kannte war immer besser als ein neuer. Das Städtebündnis war ein notwendiges Übel und der Salubri wusste, dass es schlimmer hätte kommen können. Als sie schließlich die Tore zur Heimat des örtlichen Tzimisce passiert hatten, hielt Leif sich im Hintergrund. Auch wenn Alida ihre Wurzeln als Unhold inzwischen nicht nur anerkannte, sondern im Gegenteil ganz und gar darin aufzugehen schien gefiel ihm zwar nicht, aber wahrscheinlich konnte niemand den Ruf und das Erbe seines Blutes auf ewig zum Schweigen bringen. Leif sattelte von seinem Maultier ab und schaute sich um und dann Alida direkt an. „Tu was immer du tun musst, aber bitte halte dich nicht so lange auf. Ich möchte sobald wie möglich wieder aufbrechen.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Do 4. Mai 2017, 19:37 
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Alida hatte sowohl Hendrik als auch Leif beobachtet. Beide waren ungewöhnlich schweigsam, tief in ihren eigenen Gedanken versunken. Irgendetwas setzte beiden zu, aber es war nicht der Zeitpunkt um einen von beiden in Anwesenheit des Anderen darauf anzusprechen.
Leifs Worte an sie gaben schließlich den Ausschlag um sich zu einer Entscheidung durchzuringen. Natürlich wollte sie sich ausgiebig mit dem in fleischformerischen Künsten bewanderten Russen unterhalten. Die Ereignisse in Venedig brannten ihr auf der Zunge und er war erst vor wenigen Tagen, nach Monaten, aus dem Osten, in den seine Familie ihn beordert hatte, zurück gekehrt. Es gab viel, was sie wissen wollte, was sie schon seit Längerem beschäftigt hatte, aber die Seuche, die in Gerhardsbergen ausgebrochen war, da hatte Leif Recht, bedingte rasches Handeln. Es blieb keine Zeit für eine lange Unterredung, auch wenn es ihr mehr als schwer viel. Sie nickte dem Salubri zu und wandte sich dann an den Major Domus ihres Erzeugers. „Girland…“ Ein entschuldigendes Lächeln begleitete ihre Worte. „Ich wünschte wahrhaftig, wir hätten mehr Zeit, aber dem ist nicht so. Die Nacht ist schon weiter fortgeschritten.“ Sie blickte Leif fragend an. „Wir haben wohl drei Stunden für die Reise hierher benötigt… Weitere drei wird die Reise nach Gerhardsbergen mindestens in Anspruch nehmen. Sollen wir noch in dieser Nacht weiterreisen oder hier in diesen Hallen den Tag verbringen?“ Sie wusste, beides war möglich. Balduin, da war sie sich sicher, würde, wenn sie ihn antreffen konnten, dafür sorgen, dass ihnen eine sichere Zuflucht zur Verfügung stehen würde. (Bitte Antwort dr Leif ;) )


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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: So 7. Mai 2017, 09:24 
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Leif schaute sich in dem geräumigen Innenhof um, bevor er sich ein leichtes Lächeln abrang. Bevor er im überlegten Tonfall antworte, strich er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. “Die Nacht ist in der Tat weit vorangeschritten. Weiter als mir lieb ist und wir wissen nicht was uns auf dem Weg nach Geerhardsbergen noch für Probleme über den Weg laufen werden.” Leif malte sich Gruppen von patrouillierenden Soldaten, ängstliche Bauern und all jene aus die vielleicht dachten einen Vorteil aus der Situation ziehen zu können. “Ich schlage vor wir brechen morgen Nacht so früh wie möglich auf und schicken einen Boten zu Balduin um uns anzukündigen. Ich glaube das wird uns dann Zeit sparen.” Leif beäugte das wuchtige Gebäude und kam nicht umhin zu bemerken, wie sich die feinen Haare an seinem Nacken aufstellten. Die Gastfreundschaft eines Tzimisce war irgendwie immer sehr viel intensiver als ihm lieb war. “Natürlich nur wenn wir hier willkommen sind. Ansonsten reiten wir weiter.” Dem Salubri war nicht entgangen, dass Alida es begrüßen würde ein wenig Zeit mit dem seltsamen Händler zu verbringen und wahrscheinlich war es auch besser Hendrik nicht einfach so gleich wieder alleine zu lassen.

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: So 7. Mai 2017, 22:45 
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Girland verfolgte das Zwiegespräch der beiden Kainiten sowohl mit neugierigem Interesse als auch mit deutlich erkennbarer Besorgnis denn für gewöhnlich, kündigten sich Besucher bei seinem Herrn bereits eine überschaubare Zeit früher an. Dies gebot selbstredend nicht nur die Höflichkeit, sondern ermöglichte dem Personal zudem eine adäquate Vorbereitung auf den Aufenthalt des Besuches. Tzimisce genossen ja im Allgemeinen den Ruf ganz besonders hervorragende Gastgeber zu sein. Selbstredend bildete Alida, was die Etikette ihrer nahen Verwandtschaft anbelangte, diesbezüglich eine kleine Ausnahme aber auch ihr unangekündigtes Erscheinen, ließ bereits jetzt auf einen eher unangenehmen Grund ihres Besuches schließen. Der Majordomus des hiesigen Drachen nickte kurz während er sich grübelnd über das Kinn fuhr und blickte zu Leif. „Ihr habt euch ganz offensichtlich nicht nur wegen der erquickenden Genter Nachtluft und der einnehmenden Präsenz meines Herrn auf den weiten Weg zu unserem bescheidenen Anwesen gemacht. Noch dazu mit dem kleinen Hendrik. Was immer ihr auch benötigt, sollt ihr bekommen.“ Kurzweilig fiel sein Blick dabei zu Alida, bevor er eine knappe Verbeugung in die Richtung der beiden Ratsmitglieder andeutete. „Mein Herr, Sergej Belinkov wird gewiss hocherfreut sein euch bereits jetzt empfangen zu dürfen Herrin Alida und selbstverständlich, gilt diese Einladung auch für euch Meister Thorson. Es gibt ganz sicher einiges, das ihr mit ihm besprechen wollt nehme ich an?“ Girland wartete keine Antwort ab, sondern führte die beiden mit einer einladenden Geste über den dämmrig ausgeleuchteten Innenhof, hin zu einer breiten, fein gearbeiteten Treppe die ins Obergeschoss führte. Im Hintergrund hörte man das sanfte Wiehern und Schnauben der eingestallten Pferde, zu denen sich auch die Reittiere der Brügger Gäste gesellen würden. Vereinzelte Wachleute in bedrohlich wirkendem Rüstgeschirr östlicher Machart, flankierten hie und da das weitläufige Anwesen des Drachen. Unter ihnen war auch Ivan, Hauptmann der Wachmannschaften, welcher der Tzimisce und dem Heiler im Vorbeigehen respektvoll zunickte. Womöglich hätte der grimmig dreinblickende Mann wohl auch noch einige Worte an sie verloren, doch sah er bereits den Majordomus eilig voranschreiten, was eine gewisse Dringlichkeit des überraschenden Besuches implizierte.

„Selbstverständlich seid ihr uns beide herzlich willkommen; die Mägde werden gleich zwei Gästezimmer für euch vorbereiten lassen. Was immer ihr auch benötigt, zögert nicht euch vertrauensvoll an die Dienerschaft zu wenden“, führte der Hausvorsteher noch im Gehen aus. Über einen kurzen Rundgang, erreichten sie schließlich einen hohen Rundbogen und dahinter lag eine gleichsam solide Eingangstür, die ebenfalls von zwei gerüsteten und bewaffneten Wächtern flankiert wurde. Auf den geschwärzten Wamsen, prangte ein blutroter Drache. Girland klopfte bestimmt an die Tür und kurz darauf, hörte Alida schon die vertraute und gedämpfte Stimme ihres Erzeugers im Raum dahinter. „Tretet ein…“, erklang es in einem freundlichen Tonfall, woraufhin der Majordomus die Tür schwungvoll öffnete und die beiden Ratsmitglieder eintreten ließ. „Ich werde unseren schnellsten und verlässlichsten Botenreiter benachrichtigen. Wen immer ihr benachrichtigen müsst, er wird dafür Sorge tragen das eure Nachricht ihren Bestimmungsort in Windeseile erreicht.“ Noch halb in einer höflichen Verbeugung verharrend, schloss Girland die Tür wieder hinter den beiden und machte sich auf das Dienstpersonal über die soeben eingetroffenen Gäste zu benachrichtigen.

Alida und Leif fanden sich in einem großen und geschmackvoll eingerichteten Studierzimmer wieder, das zahlreiche, hohe Bücherregale aufwies die mit allerlei Pergamentrollen, Büchern und Aufzeichnungen gefüllt zu sein schienen. Es gab eine kleine Sitzecke mit Beistelltisch und Sitzgarnitur, die ebenfalls mit zusammengebundenen Stapeln aus Dokumenten und Schreiben übersäht war. Ganz offensichtlich, handelte es sich um die Buchführung und den Schriftverkehr des Drachen, der ja wie Alida selbst ganz besonders eifrig mit Handelsgeschäften, insbesondere natürlich im Osten zu tun hatte. Sergej Belinkov selbst, saß an einem dunklen, aus solider Eiche gefertigten Schreibtisch, der von mehreren Kerzen erhellt wurde und brütete wohl gerade über einigen Dokumenten, als er freundlich lächelnd und offenbar sehr angetan von ihrem gemeinsamen Besuch, den Blick hob und den Stuhl nach hinten rückte um sich zu erheben. In seinen hellen, neugierigen Augen, spiegelte sich der Glanz des flackernden Kerzenlichtes. Wie immer war die Erscheinung des Tzimisce ein Stück weit verstörend und surreal. Nicht was die Kleidung betraf, da hatte der Händler aus dem Osten mittlerweile einen recht passablen, flandrischen Stil eingeschlagen; sein Gesicht jedoch, trug nach wie vor die leicht widernatürlichen Merkmale der Fleischformer seines Clans. Sergej Belinkov war weder hässlich noch besonders attraktiv aber er besaß diese gewisse Ausstrahlung, die einem unentwegt das Gefühl vermittelte, irgendetwas an ihm wäre nicht ganz richtig. Ein wenig zu ebenmäßig die Haut, ein wenig zu kantig die Wangenknochen; der Drache war seiner Abstammung mehr als würdig.

Mit wohlplatzierten Schritten, kam er auf seine beiden Gäste zu und umarmte zunächst sehr herzlich und unter Verwandten durchaus üblich Alida; reichte dann Leif mit kräftigem Händedruck die Hand. „Es freut mich sehr euch beide hier bei mir begrüßen zu dürfen, obgleich ich mit deiner Ankunft erst nächste Woche gerechnet hatte.“ Seine Augen glitten bei diesen Worten zu seiner Verwandten; hefteten sich dann ohne zu Blinzeln auf den Salubri. „Und euch habe ich, wie ich gestehen muss, überhaupt nicht erwartet Meister Thorson, genauso wenig wie den jungen Hendrik. Demnach fällt es mir recht leicht anzunehmen, dass ihr beide mich heute Nacht aus einem bestimmten Grund aufgesucht habt. Ich hoffe es gibt keine größeren Probleme in Brügge?“ Mit einer leichten Handbewegung, deutete er auf die kleine Sitzgruppe und lud die beiden Kainiten ein ebendort Platz zu nehmen. Etwas verschmitzt lächelnd, räumte er jedoch zuvor noch einige Unterlagen zur Seite. „Tja die Arbeit, was soll ich sagen? Es ist ein immerwährender Papierkrieg.“ Kurz nachdem er sich gesetzt hatte, zuckte er fragend mit den Schultern. „Kann ich euch vielleicht etwas bringen lassen? Ein wenig Vitae womöglich?“

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Di 9. Mai 2017, 21:29 
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Alida hatte sich ohne Zögern von Girland in die Schreibstube geleiten lassen. Ihr gelang ein kurzes, dankbares Nicken bevor der Major Domus bereits wieder aus dem Raum geeilt war. Der Herr des Hauses konnte froh darüber sein einen solchen Mann zum Vorstand seines Haushalts ernannt zu haben.
Sie legte nach der kurzen Umarmung den Mantel ab und über eine Stuhllehne und nahm in dem dargebotenen Sessel Platz. Sie wünschte sich das erste Treffen nach Monaten könnte unter anderen Umständen stattfinden. Sie hätte zu gern erfahren, was sich im Osten ereignet hatte, welche Auswirkungen Gebrüder Rustovich dem Friedensvertrag beimaßen, welche Konsequenzen im besten oder schlechtesten Fall für ihre Clansmitglieder folgen mochten. Aber das war nicht der rechte Zeitpunkt. Sie sah kurz zu Leif, dann in die wasserblauen Augen des Tsimiske.
„Ich hoffe, es ist kein allzu großer Umstand, dass wir zu so später Stunde angereist sind. Wir befinden uns auf der Durchreise nach Gerhardsbergen…“ Sie seufzte. „Es ist wohl wichtig, dass jeder Kainit in Brügge, Gent, Brüssel oder Antwerpen in nächster Zeit erfährt, was sich möglicherweise abspielen wird.“ Sie machte eine Pause um dem Gesagten die angemessene Bedeutung zukommen zu lassen. „Nach den Berichten des Brügger Hauptmannes, Lucien Sabatier, ist eine Seuche in Gerhardsbergen ausgebrochen, die derzeit dadurch in Schach gehalten wird, dass man die Tore verschlossen hat und jeden am Herauskommen hindert. Wir haben eine Erkrankte aufsuchen können, aber Leif Thorson hier, unser Heiler, vermag besser als ich zu berichten, wenn es um Krankheiten und Symptome geht.“ Sie nickte zu Leif.
Leif ergab sich seinem Schicksal und folgte Alida wie ein lautloser Schatten in das dunkle Anwesen ihres Clansmitglieds. Er konnte noch immer nicht sagen, dass er sich in der Nähe eines Tzimisce sonderlich wohl fühlte, aber gewöhnen konnte und musste man sich irgendwann an alles. Belinkov hatte eine ganze Menge Glück, dass Alida sich so für ihn verbürgte, denn ohne ihren Einfluss hätten wahrscheinlich ein paar Kainiten mehr ein Problem mit einem linientreuen Unhold so direkt vor den Brügger Stadttoren - ihm selbst eingeschlossen. Den Blick starr nach vorne gerichtet folgte der Nordmann der blonden Händlerin und unterdrückte dabei das Bedürfnis sich ständig umzudrehen. Er wusste nicht genau was er erwartete… eine perverse fleischgeformte Skulptur, Tormentoren oder Menschen, die wie Vieh in Ketten gebunden von der Decke hingen, aber er war froh nichts davon zu entdecken. Soviel zu deiner Paranoia und deinen Vorurteilen, Leif Thorson, dachte sich der Salubri im Stillen. Diese unangebracht dunklen Gedanken vertreibend, zwang er sich eine halbwegs freundliche Miene auf und folgte Alida und dem Majordomus schließlich in die Schreibstube. Er erwiderte den Händedruck, lehnte wortlos die angebotene Vitae ab und wartete darauf, dass Alida das Eis brach. Erst als Alida von der Seuche zu berichten begann, schob Leif seine streunenden Gedanken bezüglich fleischformerischer Vorlieben beiseite und war wieder ganz beim eigentlichen Problem und dem Grund ihrer Reise angelangt. Er trat einen Schritt vor, als er von Alida aufgefordert wurde zu sprechen und erklärte dem Tzmisce mit kurzen, knappen Worten was sich zugetragen hatte. “Ich bin erst von einem Fieber oder einer Art Vergiftung ausgegangen. Etwas, dass man sich zum Beispiel von verdorbenem Essen holt. Allerdings glaube ich inzwischen, dass eine übernatürliche Macht ihre Finger im Spiel hat. Das, was wir erleben mussten, war über alle Maßen ungewöhnlich und besorgniserregend.” Leif überlegte kurz ob er das schwarze Blut erwähnen sollte und entschied sich dann dafür. Lediglich sein eigenes Erbrechen erwähnte er nicht weiter. “Keine Krankheit, die ich in all den Jahren beobachtet habe, ging mit einem solchen Verlauf einher. Das Ganze lässt nur zwei Schlüsse für mich zu. Entweder jemand ist sehr vorsichtig, oder - und das wäre noch schlimmer - jemand greift die Bewohner Flanderns absichtlich an.” Er hatte während des ganzen Rittes über ihre Lage nachgedacht und beide Varianten schienen ihm am wahrscheinlichsten.
Sergej Belinkov, der wohl tatsächlich schon allein aufgrund seiner Abstammung des Öfteren den einen oder anderen kritischen Blick von Seiten sowohl der Genter, als gewiss auch der Brügger Gesellschaft der Nacht hatte über sich ergehen lassen müssen, machte zunächst lediglich eine wegwerfende Handbewegung. Es stand wohl tatsächlich außer Frage, dass der östliche Händler sich zunächst hatte mehrfach in der Stadt beweisen müssen und Alida wohl ohne Zweifel das eine oder andere gute Wort beim hiesigen Rat für ihn eingelegt hatte. Da er sich aber bis jetzt nichts Unredliches oder Verwerfliches hatte zu Schulden kommen lassen, war man mittlerweile sogar geneigt dem russischen Wirtschafter ein uneingeschränktes Bleiberecht einzuräumen. Das freundliche Lächeln und sein offensichtliches Interesse am Grunde des überraschenden Besuches der Ratsmitglieder, war nach wie vor ungebrochen. „Ihr macht überhaupt keine Umstände“, meinte Belinkov zuvorkommend und lehnte sich aufmerksam zuhörend in die Sitzgarnitur, als Alida zu erzählen begann. Ohne die Händlerin in ihren Ausführungen zu unterbrechen, folgte er ihrem Bericht und man konnte sukzessive beobachten, wie seine Mundwinkel sich mit jeder gesprochenen Silbe senkten und gegen Ende hin, gar nur mehr eine schmale, neutrale Linie bildeten. „Eine Seuche in Gerhardsbergen? Die Stadt der Tuchmacher und Feinweber? Und es gibt bereits eine Erkrankte in Brügge?“ Belinkov saß mit einem Mal aufrecht und lehnte sich mit ernstem Blick weiter nach vorne, während Alida das Wort an Leif übergab. Dessen Ausführungen zur Symptomatik und dem Verlauf der angeblichen Seuche, verfolgte er ebenso aufmerksam und stillschweigend. Der Drache wirkte nun in gewisser Weiser ernüchtert und sog tief die Luft in die toten Lungen. Kopfschüttelnd blickte er für einen Augenblick in die Leere und es war ihm anzusehen, wie seine Gedanken sich zu überschlagen schienen.

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„Ich bin zwar in gewisser Weise mit dem menschlichen Körper vertraut; manche würden sogar behaupten, es gäbe niemanden, der sich intensiver mit der sterblichen Physis auseinandergesetzt hätte als ich, aber diese Symptomatik übersteigt völlig meine Kompetenzen und ist auch mir ein Rätsel.“ Er nickte Leif ernst und bekräftigend zu. „Hier ist kein Former gefragt, sondern ein Medicus, ganz ohne Zweifel. Gut, dass ihr euch gleich mit auf den Weg gemacht habt.“ Sergej Belinkov hob kurz den Kopf und starrte grübelnd an die sorgfältig weiß getünchte, hohe Decke. „Schwarzes Erbrochenes und ein krampfhafter, schmerzvoller Tod. Auch ich habe in meiner bisherigen Existenz nichts Vergleichbares gesehen, weder in den zugeschütteten Sickergruben der russischen Schlachtfelder, noch in den Höllennestern der Leichenschänder und Quacksalber von Prypjat.“ Seine wasserblauen Augen senkten sich allmählich wieder und fixierten nacheinander Leif und Alida. „Das erklärt allerdings auch, warum ein paar meiner bestellten Tuchlieferungen bereits überfällig sind. Eine Abriegelung der Stadt ist auf jeden Fall unvermeidlich. Denn wenn sich diese Pest weiter ausbreitetet, ist nicht absehbar welche Verwüstung sie anrichten wird, vor allem wenn wir davon ausgehen können, dass sie als widernatürliche Waffe missbraucht wird, die man gegen eure Domäne richtet. Eine große Hilfe werde ich euch wohl nicht sein und dennoch danke ich euch für die Warnung, geschätzte Ratsmitglieder; Madame Borluut wird selbstverständlich umgehend von mir unterreichtet werden, dessen seid euch gewiss. In dieser Notlage, muss der Städtebund stärker denn je zueinanderstehen. Alles was ich an Hilfe aufbringen kann, sollt ihr erhalten.“ Belinkov nickte entschieden und fest, bevor er eine kurze Pause machte. „Diese Seuche… wenn diese Krankheit dazu gedacht ist, uns und vor allem Brügge zu vernichten, also mit voller Absicht über unsere Landesgrenzen gebracht wurde, gibt es auch einen Urheber dieses Wahnsinns. Habt ihr einen Hinweis oder Verdacht? Gibt es Spuren, die nützlich sein könnten?“
Alida überlegte schweigend und begann wie so häufig gedankenverloren auf ihrer Unterlippe zu kauen. „Wir haben in Venedig gegen, hm, eine seltsame Gruppierung gekämpft. Ich bin mir sicher, dass Andrei Rustovich einen ausreichen informativen Bericht über die Vorfälle in Venedig während der Unterzeichnung der Friedensverträge abliefern konnte, oder? Während dieser Ereignisse kam es zu einem Gefecht mit einem Werwolf, der seltsam ausgezehrt, aufgefressen wirkte. Durch eine einzige Berührung zweier Krieger konnte er diese zu etwas Ähnliches wie Werwölfe ‚formen‘. Als wir sie vernichtet hatten, blieb nichts als eine ähnliche schwarze Blutlache übrig…“ Sie sog tief die Luft durch die Nasenflügel in ihre toten Lungen. Gedankenverloren hatte sie die Linke über ihren Rock fahren lassen und blieb an etwas Hartem hängen. Überrascht zog sie den seltsamen, silber-goldenen Anhänger aus ihrer Tasche hervor, den Leif ihr in den frühen Abendstunden gegeben hatte da er ihn auf den Stufen des Brügger Anwesens gefunden hatte. Sie hatte ganz vergessen, dass sie ihn eingesteckt hatte. Nachdenklich ließ sie die Finger über das kalte Metall streifen. Sie würde sich das kostbare Schmuckstück später ansehen. Wer deponierte so etwas auf einer Treppenstufe. Sie riss ihren Blick von dem Anhänger los um dem Gespräch weiter zu folgen.
Lediglich pure Willenskraft ließ Leif nicht zusammenzucken, als er den Namen Andrej Rustovichs hörte. Also hatte Belinkov auch mit diesem Scheusal zu tun. Leif war irgendwie nicht einmal überrascht. Er schaute zwischen den beiden Unholden hin und her, folgte aber trotzdem aufmerksam dem Bericht des anderen Brügge Ratsmitglieds. "Alida hat recht. Ich bin mir trotzdem unsicher, ob die Vorfälle in Venedig etwas damit zu tun haben. Es könnte sein, dass eine Gruppe Italiener, die an der Dombaustelle arbeiten, etwas mit all dem zu tun haben, allerdings erklärt das noch nichts warum die Krankheit in Gerhardsbeergen ausgebrochen ist." Leif fuhr sich mit der linken Hand über den leichten Bartschatten, während er nachdachte. "Es könnte auch immer noch ein Kollateralschaden sein. Jemand, der nicht einmal weiß, dass er diese übernatürliche Seuche verbreitet. Es gibt Kainiten, die zum Beispiel zu Pestträgern werden, ohne es überhaupt zu ahnen." Leif wollte sich dem Gedanken noch nicht hingeben, dass ihnen Venedig bis nach Brügge gefolgt sein sollte. Wenn das der Fall wäre, dann wäre das nur ein Vorgeschmack auf das, was da kommen würde. Nein, bevor er diese Wahrheit auch nur in Betracht zog, würde er sich selber ein Bild in der Stadt machen.

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Der Drache nickte weiterhin nachdenklich und schien zeitgleich bereits die für ihn selbst notwendigen Schritte zur Gewährleistung der Sicherheit für sich und seine Dienerschaft zu überdenken. Gewiss wäre er nicht der Einzige in der Stadt sobald diese erschreckenden Neuigkeiten erst einmal den Weg zu Madame Borluut und dem örtlichen Rat gefunden hatten. Höchstwahrscheinlich war anzunehmen, dass Gent es Brügge bei der Handhabung zur Bekämpfung und Prävention der Ausbreitung der Seuche gleichtun würde. Dies war einerseits natürlich zu begrüßen, andererseits würde es das Aufrechterhalten der Scharade, der Umtriebe einer lokalen Diebesbande in Brügge, beträchtlich erschweren. Wenn nacheinander alle flandrischen Städte ihre Tore mit fadenscheinigen Argumenten für alle Welt schlossen und nicht einmal die Handelstransporte mehr durchließen, würden die drängenden Fragen und das Misstrauen der Bürger bei weitem schneller zu wachsen beginnen. Die Zeit arbeitete wie so oft gegen sie. Ein tiefes Seufzen unterbrach die Gedanken des Gastgebers. „Ja, Andrej Rustovich hat mir bereits eine kleine Zusammenfassung zukommen lassen. Bisher ist noch fraglich, wobei es sich bei diesem merkwürdigen Wofling gehandelt haben könnte. Genauso wie die Frage nach dieser schwarzen Galle, die offenkundig Sterbliche in schattenhafte Zerrbilder ihrer selbst verwandeln konnte. Es gibt Parallelen zu euren Begegnungen in Venedig, das stimmt. Aber soweit ich informiert bin, war die Gefahr in der Serenissima keineswegs eine ominöse Krankheit. Und doch scheinen diese südländischen Handwerker, irgendwie in die Angelegenheit verwickelt zu sein. Unwissend oder nicht.“ Sergej Belinkov erhob sich und rückte sein dunkles Wams zurecht. „Einer der unseren, der sich an den Italienern oder jemand anderem gelabt hat, könnte genauso gut aus Versehen diese Plage eingeschleppt haben… oder mit Absicht. Nach wie vor aber werde ich das Gefühl nicht los, dass diese Krankheit, selbst wenn sie Menschen nicht in Teerwölfe verwandelt, doch einem übernatürlichen und zutiefst unnatürlichen Entstehungsprozess zugrunde liegt. Schwarzes Erbrochenes ist selbst für eine ‚gewöhnliche‘ Seuche wirklich atypisch und ich möchte sogar sagen: ausgeschlossen. Möglicherweise gäbe es da jemanden in Gerhardsbergen, den man fragen könnte, falls ihr nicht ohnehin schon eure okkulten Gefährten um Rat gebeten habt…“ Der Drache Belinkov, tat es Leif gleich und rieb sich das Kinn, auch wenn es in dem scharf geschnittenen Gesicht wohl kein noch so kleines Haar mehr geben mochte, das sich Bart schimpfen durfte.
„Warum habt ihr im übrigen Hendrik mitgebracht? Ich hoffe doch nicht, er…“, der Tzimisce schluckte kurz und ließ den Blick vom einen zum anderen wandern. „… ist infiziert?“
Alida schüttelte rasch den Kopf. „Nein, Hendrik hätte keine Möglichkeit gehabt sich zu infizieren. Er wäre, da er ein Gespräch von uns belauschen konnte, in der Lage Unruhe in Brügge zu verursachen und dem möchte ich gerne zuvorkommen. Wenn er ein paar Tage hier verweilen dürfte, wäre ich sehr dankbar.“ Sie fuhr ein letztes Mal mit dem Finger über das Schmuckstück und steckte es dann zurück in die Tasche. Sie wechselte das Thema erneut zu dem zuvor Angesprochenen. „Wen könnte man in Gerhardsbergen befragen, der möglicherweise nähere Auskünfte zu geben bereit wäre?“
Leif mischte sich direkt in das Gespräch ein und antwortete Alida. "Zuerst einmal reden wir mit Balduin, da er die Stadt im Moment zumindest von außen unter Kontrolle hat. Vielleicht kann er uns schon bald ein paar Informationen geben. Sobald wir es in die Stadt g schafft haben, sollten wir uns einen Überblick verschaffen und dann Marlene und Frederik suchen. Wenn die beiden uns nicht mehr sagen können, dann bleibt uns immer noch die Möglichkeit die Stadtwache oder vielleicht ein paar Wirtsleute zu befragen." Leif schaute sich in der Stube ein wenig um und sog den Weg den erdigen Geruch von Holz und Pergamenten ein. Kein Blut, das war irgendwie beruhigend. Er schaute zu Belinkov und adressierte ihn mit ruhiger, höflicher Stimme. "Wir wollen noch einen Boten schicken, der unser Kommen für morgen Nacht ankündigt wenn es euch keine Umstände macht. Aber wir versuchen so viele Probleme wie möglich zu vermeiden um so schnell wie irgendwie möglich in die Stadt vordringen zu können. Eure Unterstützung in dieser Sache, wäre daher mehr als willkommen falls ihr einen geeigneten Mann zur Hand habt."
Ein wenig erleichtert stieß ihr Gastgeber die Luft aus seinen toten Lungen. Ob er sich tatsächlich Sorgen um den jungen Hendrik machte oder lediglich beruhigt zu sein schien, dass seiner eigenen Dienerschaft vorerst kein Unheil durch die Krankheit drohte, war schwer zu sagen. Wie immer man diese knappe Geste interpretieren mochte; es folgte ein bekräftigendes Nicken in Richtung der blonden Händlerin. „Euer Ansinnen ist verständlich, verehrte Gäste. Es dürfte ohnehin schwierig sein eine drohende Epidemie lange vor den Augen und Ohren der Bevölkerung zu verstecken, da ist niemandem geholfen, wenn ein kleiner Junge, der es aus jugendlichem Leichtsinn nicht besser weiß, zusätzlich Öl in den bevorstehenden Flächenbrand gießt. Hendrik kann solange bleiben, wie es erforderlich ist. Girland wird sich gut um ihn kümmern, das verspreche ich.“ Er wollte noch weiter ausholen, um Alidas Frage zu beantworten, da setzte aber auch bereits der Salubri an. Der Drache klappte den Mund wieder zu und zog die Augen fragend zusammen, während er dem Gespräch konzentriert folgte. Schlussendlich hob er erstaunt beide Augenbrauen. „Ah, dann ist der Fürst bereits dabei die Stadt unter Quarantäne zu stellen? Umsichtig und zügig reagiert, das muss man dem Herrscher von Zeebrügge lassen. Weitaus bedenklicher empfinde ich die Tatsache, dass eine eurer sterblichen Verwandten, genauso wie ein Mitglied eurer Domäne sich derzeit dort aufhalten. Der Kainit dürfte vorerst recht sicher sein, was man von Marlene wohl nicht behaupten kann. Doch selbst für ihn droht möglicherweise Gefahr. Eine ungute Situation.“ Mit einem festen Blick, hefteten sich seine hellen Augen auf den Heiler. „Ihr bekommt sowohl den Boten, den ich gleich entsenden lasse, als auch alles andere, das euch nützlich sein kann, sofern ich es euch in dieser kurzen Zeit zu beschaffen vermag, Meister Thorson. Darauf habt ihr mein Wort. Zwar bin ich nicht im Bilde, wie sich diese ‚Belagerung‘ oder Quarantäne gestaltet und ich selbst habe so niemanden direkt vor Ort. Eine gute Möglichkeit in die Stadt zu kommen, dürften aber vielleicht die Nahrungstransporte sein; schließlich glaube ich nicht, dass euer Fürst die Leute verhungern lässt, trotz des allgegenwärtigen Todes. Möglicherweise bekommt ihr aber auch einfach einen Freibrief ausgehändigt.“ Seine Schultern hoben sich kurz. „Soweit ich weiß, seid ihr ja gute Bekannte.“
Belinkov räusperte sich knapp. „Was die andere, mögliche Form der Hilfe angeht…“ Er sah zu Alida, dann zu Leif. „… so ist es mehr oder weniger nur Klatsch und Tratsch, den sich die Wachleute und Bediensteten erzählen. Als Händler und Reisender schnappt man ob gewollt oder ungewollt so einiges auf, aber es heißt, in oder um Gerhardsbergen lebe eine weise Kräuterfrau. Böse, christliche Zungen würden sie womöglich eher eine Hexe schimpfen. Angeblich ist sie recht beliebt bei der armen Dorfbevölkerung und auch einige Städter begeben sich zu ihr um Rat einzuholen oder Medizin zu erwerben, selbst wenn sie es nie offen zugeben würden. Der springende Punkt an der Geschichte ist: Die Leute schwören, dass sie tatsächlich über magische Kräfte verfügt. Das mag nun stimmen oder nicht, aber wenn sie in der Tat über Magie verfügt und das okkulte Handwerk erlernt hat, dann könnte so eine sterbliche Zauberin vielleicht eine große Hilfe sein. Unter der Prämisse natürlich, diese Plage ist handgemacht und kein unvorsichtiger Kainit.“
Alida nickte zustimmend. „Ist der Name dieser Kräuterfrau allgemein bekannt?“ Sie wartete die Antwort ab und sah dann zu Leif. „Dein Vorschlag bezüglich unseres Vorgehens in Gerhardsbergen ist sinnvoll und gut durchdacht. Balduin, Gerhardsbergen, Frederik und Marlene sofern wir sie hoffentlich ausfindig machen können und dann die Befragung der Bevölkerung. Vielleicht wäre es zielführend der Kräuterfrau zuvor einen Besuch abzustatten, da wir nicht sichergehen können, dass wir genauso schnell aus der Stadt hinaus wie hineinkommen können? Und vielleicht ist tatsächlich eine Untererdung mit ein paar der Infizierten nützlich um die Art der Ansteckung zu erfahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um einen Kainiten handelt, der mittels Biss eine Krankheit überträgt… Carla hätte sicherlich irgendetwas Auffälliges berichtet so lange sie zum Sprechen in der Lage war…“
Leif schaute Alida lange an bevor er die nächsten Worte sprach: "Es gibt ein paar Krankheiten, die sich sogar über die Luft übertragen. Dann reicht ein Biss um jemanden zu infizieren und er steckt fast alle an mit denen er Kontakt hatte." Er wollte die Implikation in all dem ungesagt lassen und zum ersten Mal dachte Leif daran, was sie in der Stadt vorfinden mochten. Was wäre, wenn es den meisten Menschen dort ergehen würde wie Carla? Er bedachte die blonde Händlerin mit einem aufmerksamen Blick. Wie würde Alida reagieren, wenn sie Marlene vorfinden würde wie ihre letzte Patientin in der Waldhütte? Leif stellten sich bei dem Gedanken die feinen Haare im Nacken auf. Wahrscheinlich würde Alida Sinn und Verstand verlieren und ein solcher Kontrollverlust wäre gefährlich für alle Beteiligten. Er wandte sich an die beiden Unholde um das Thema auf etwas Anderes zu lenken. "Wenn wir diese Frau finden können, dann sollten wir in der Tat mit ihr reden. Wenn sie wirklich übernatürlich ist, dann hat sie die Krankheit bestimmt bemerkt, oder..." die Stimme des Nordmannes dunkel und verschwörerisch. "...oder vielleicht hat sie sogar etwas damit zu tun."
Belinkov wandte den Blick zwischen dem Gespräch der beiden Kainiten abwechselnd hin und her; wirkte dabei zunächst höflich interessiert, danach sogar ein wenig entsetzt, als der Salubri über tödliche Krankheiten berichtete, die sogar über die Luft übertragen werden konnten. „Der Besuch bei der Kräuterhexe ist zumindest einen Versuch wert, würde ich meinen. Was habt ihr zu verlieren? Im schlimmsten Falle etwas Zeit, im besten Falle bekommt ihr genau jene Hilfe, auf die wir alle hoffen.“ Der Unhold pausierte kurz. „Oder ja, so die sieben Höllen wollen, hat sie womöglich auch etwas damit zu tun. Wenn ihr nach der Hexe suchen wollt, so fragt nach Helena. Das ist zumindest der Name, der mir zugetragen wurde; selbst habe ich sie bislang auch noch nicht gesehen, fürchte ich.“ Mit eiligen Schritten, stapfte der Hausherr in Richtung seines Schreibtisches und zog ein frisches Stück Pergament von einem kleinen Stapel. Mit Blick zu den Gästen, tauchte er die Feder ins Tintenfass. „Ich werde noch heute Nacht an Madame Borluut schreiben und meine eigenen Vorbereitungen treffen. Vermutlich wird es daraufhin gleich morgen eine Ratsversammlung geben. Eure Pferde werden gestriegelt und gefüttert, wenn ihr möchtet, kann mein Waffenmeister noch einmal eure Waffen überprüfen. Ansonsten werde ich Girland bitten, euch zu euren Unterkünften zu geleiten, wo ihr auch Pergament und Feder finden werdet. Ein Bote wird sich um eure Nachricht kümmern und noch zu dieser Stunde den Weg nach Gerhardsbergen zum Fürsten Balduin einschlagen. Ich hoffe, dass wir uns allesamt dieser Bedrohung erwehren werden können, denn einen gepanzerten Gegner mit dem Schwert zu erschlagen ist eine Sache. Ein völlig unsichtbarer Feind, eine gänzlich andere. Benötigt ihr sonst noch etwas?“
Alida erhob sich zögernd, deutete eine kurze höfliche Verbeugung an. „Vielen Dank für die Gastfreundschaft und die Unterstützung. Derzeit fällt mir nichts weiteres ein… Ich denke, das was wir brauchen werden, erschließt sich uns wohl just in dem Moment in dem wir es vermissen.“

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