Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Do 25. Jun 2015, 21:01 
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Brügge, 6 Wochen nach Abreise der Inquisition

Gretlin spürte den Schmerz, der an ihr riss, sie aus dem Traum aufweckte in den sie sich geflüchtet hatte. Sie wollte die Augen öffnen, doch die bleierne Müdigkeit, die noch immer auf ihr lag, hielt sie geschlossen. Sie bewegte die Finger, krümmte sie. Das Gefühl war seltsam taub. Sie schloss die Hand, und bewegte schließlich vorsichtig die anderen Extremitäten. Kein Schmerz- nur die Erinnerung an einen seltsamen Traum, die schon zu verblassen begann, wie immer wenn man den Traum besonders festhalten wollte.
Sie öffnete die Augen- um sie herum war Nacht

Der hagere Mann klopfte zwei Mal kurz aber deutlich an die Tür bevor er öffnete. Er betrat das kleine dunkle Arbeitszimmer und sah zum Schreibtisch. Ein abwägendes, leicht spöttisches Lächeln auf den Zügen, deutete er eine Verbeugung an.
„Leif. Du hast mich gebeten, dich zu benachrichtigen, wenn das Mädchen erwacht. Die Malkavianerin hat offensichtlich diese Nacht gewählt um in die Reihen der Untoten zurückzukehren.“


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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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Verfasst: Do 25. Jun 2015, 21:01 


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BeitragVerfasst: Do 2. Jul 2015, 12:14 
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Der Nordmann hörte den Engländer lange bevor dieser eintrat, trotz der weichen Ledersohlen unter dessen Schuhen. Jeder seiner Schritte trug Intensität und Anschuldigung in sich, so als sollten sie Leif an seine letzte Tat, seine letzte Eskapade, den Angriff auf Gretlin berichten. Nichts hatte er daraus gewonnen - ganz im Gegenteil, den jetzt musste er sich mit dem Mädchen auseinandersetzen ob er wollte oder nicht. Schließlich hörte Leif das Klopfen und schaute von dem Buch auf über das er noch bis vor kurzem gebeugt war und dessen raschelnde Seiten aus Pergament er mit vorsichtigen Fingern umgeblättert hatte. Es handelte sich um eines von Gretlins Büchern und er hatte jedes einzelne von diesen in den vergangenen Nächten begutachtet und gelesen sowie interessante Teile und Informationen aus diesen kopiert.

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Die Räumlichkeiten die John Constantine, der englische Ghul von Leif Thorson schließlich betrat waren durchtränkt von einer Myriade an Gerüchen und ließen den grau melierten Mann geräuschvoll einatmen. Die meisten waren angenehm frisch und duften nach medizinischen Salben, jungen Kräutern und ätherischen Ölen. Aber hin und wieder erreichte die Nase auch weniger einladende Düfte wie etwa Blut oder unbearbeitete Wolle, welche wie in einem Versteck darauf lauerten hervorzutreten. Alles in allem waren die Räumlichkeiten die Leif hier bezogen hatte aber sauber und gut ausgestattet. Es handelte sich ursprünglich um das Haus eines wohlhabenden Wollhändlers, der aber leider mit seiner Familie bei der Schlacht um Brügge den Tod fand. Der Keller diente früher dazu die großen Mengen an Vliesen aufzubewahren bis sie auf den großen Wollmessen verkauft werden konnten. Daher auch der Geruch nach diesem Rohstoff. Leif hatte sich hier eingerichtet um Forschung betreiben zu können, während der oberirdische Teil nun als Lagerhaus des Hospitals diente.

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Der Salubri forschte an Arzneimitteln und Heilpflanzen um deren Wirksamkeit zu erhöhen oder neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden. Vor allem aber hatte er zusätzlich noch mit einem größeren Unterfangen begonnen, da er inzwischen Heilmittel und Therapien in einem großen Buch sammelte. Jetzt aber war nicht der Zeitpunkt dafür, denn Leif wusste das gerade etwas viel wichtigeres auf ihn wartete um das er sich kümmern musste. Er erhob sich langsam und ging zu einem kleinen Tisch auf dem er schon alles für diesen Moment vorbereitet hatte. Ein einfaches blaues Kleid aus Leinen, das dem Schnitt nachempfunden wurde, dass Gretlin trug als Leif sie in Starre schlug, sowie ihr kleines Notizbuch. Der Nordmann seufzte und machte sich auf den Weg zu Gretlin während er seinem Ghul mechanisch zunickte um für die die Nachricht zu danken. Leif war definitiv gespannt was nun passieren würde.

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


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BeitragVerfasst: Sa 4. Jul 2015, 11:19 
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Leif ging mit den Sachen, die er zurechtgelegt hatte, an seinem Ghul vorbei in Richtung des kleinen Abstellraums, den er für Gretlin zurechtgemacht hatte. Zugegeben, der Raum war nicht sonderlich groß, aber die Pritsche diente ihrem Zweck, ebenso die fensterlosen Mauern. Er hatte auch eine Laterne für etwas Licht dabei, die mit ein wenig Pergament abgedunkelt wurde um dem immer möglichen Rötschreck vorzubeugen. Ohne zu Klopfen trat er schließlich ein. "Ich habe gehört du bist erwacht, Gretlin. Keine Angst dir wird hier und heute nichts geschehen."
Das Mädchen, das auf der Pritsche lag, zuckte bei dem Geräusch der sich plötzlich öffnenden Tür zusammen. Sie richtete sich halb auf und ihre Hand schnellte nach oben wie um einen Schlag abzuwehren. Als sie den Nordmann erblickte ließ sie den Arm wieder sinken und rutschte mit dem Rücken an die Wand. Leif konnte erkennen, dass ihr die Bewegung Mühe bereitete. Als wären die Muskeln steif oder durch zu lange körperliche Arbeit erschöpft.
„Leif Thorson?“ Sie senkte den Kopf zu einer Verbeugung.
Leif hatte durchaus Mitleid mit der Kainitin. Sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und hatte ihm vertraut, dachte er mit einem leisen Stich von Schuld. Schließlich sprach er mit fester Stimme weiter. "Verbeugungen sind weder nötig noch lege ich gesonderten Wert auf diese Form der Begrüßung, Gretlin. Euer Körper wird sich früher oder später wieder völlig normal anfühlen, keine Angst. Ein Teil von ihm ist zu Asche zerfallen als ihr in Starre gefallen seid und wurde erst wieder neu hergestellt. Deswegen dieses komische Gefühl." Er legte ihr das Kleid, welches sie einfach überstreifen konnte, auf das ihr entgegengesetzte Ende der Pritsche. Das Notizbuch setzte er daneben. "Jede Frage die du stellen willst kannst du jetzt gerne stellen, ansonsten kann ich nicht mehr tun als dich zu entlassen."
Sie ließ seine Worte auf sich wirken, bedachte ihre Bedeutung. Dann schüttelte sie vehement den Kopf. „Wenn ich hier bin bedeutet das, dass ihr geholfen habt mich zu heilen. Umso mehr sind Zeichen des Dankes angebracht und eine Verbeugung ist da nichts.“ Sie lächelte zögernd, bewegte vorsichtig die geheilten Finger. „Danke.“ Ein nachdenklicher Ausdruck machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Was ist geschehen? Ist die Inquisition fort? Geht es allen gut?“ Ihre Worte überschlugen sich am Ende fast. Dann merkte sie, dass sie zu hastig sprach und schwieg.
Für einen Moment war Leif verwirrt. Spielte Gretlin ein Spiel? Er zog die Augenbrauen misstrauisch zusammen und ging in eine innere Verteidigungsposition. Lucien hatte ihm zwar schon gesagt das das Mädchen komisch war, aber das hier...nun ja er beschloss das ganze anders aufzuziehen. "Die Inquisition ist fort, wenn man das so nennen will, aber eine andere Frage ist viel wichtiger. Die Tremere haben euch gejagt." Eine Feststellung, keine Frage. "Wisst ihr warum? Darüber hinaus, was sagt euch der Name Sebastian von Augsburg und warum hat er euch im Teufelsturm geholfen?" Leifs Stimme war nicht aggressiv, eher geschäftsmäßig, allerdings lächelte er nicht. Die Situation, die sich hier abspielte war ihm sehr unangenehm.

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Gretlin setzte sich weiter auf und ließ die Beine von der Pritsche baumeln. Sie faltete die dünne Decke, die über ihr gelegen hatte vorsichtig zusammen und legte sie neben sich. Sie nickte. „Das ist gut, wenn die Leute der Inquisition fort sind. Mir scheint, sie haben hier genug Chaos gestiftet.“ Sie sah zu dem Mann auf, der immer noch vor ihr stand. „Ich weiß nicht warum man mich gejagt hat. Euer Sebastian hat mir ein paar seiner Vermutungen mitgeteilt…“ Sie presste nachdenklich die Lippen zusammen. „Ich glaube, er hat Lucien und mir nur geholfen, damit wir seinen Feind Cunradis für ihn aus dem Weg räumen… Ich hab zu Lucien gemeint, er solle den vorlauten Hexer doch einfach am Leben lassen. Der junge arrogante Schnösel hätt‘ eurem Sebastian sicher noch die Hölle heiß gemacht.“
Leif glaubte ihr nicht so recht. Vielleicht sprach sie die Wahrheit, vielleicht aber auch nicht. Der Salubri seufzte, auch wenn er mit einer solch schwierigen Situation irgendwie gerechnet hatte. Trotzdem war alles anders. Nun denn, es half niemanden den Kern des Gespräches weiter heraus zu zögern. "Also Gretlin. Du erinnerst dich doch sicherlich wie du in Starre gefallen bist oder?"
Das Mädchen schluckte schwer, senkte fast beschämt den Blick und schüttelte den Kopf. „Nein. Irgendetwas muss gewaltig schief gelaufen sein…“
Leif traute ihr im Moment noch weniger als zuvor. Schließlich fasst er einen Entschluss. Diese Sache müsste geklärt werden, denn selbst wenn sie wirklich ihre Erinnerung verloren hatte konnte niemand garantieren, dass diese nicht irgendwann wiederkommen würde. "Gut, dann werde ich euch wohl ein wenig helfen müssen, was den Ablauf der Dinge angeht." Leif schluckte unnötigerweise bevor er fortfuhr. "Ihr wart mit mir unterwegs. Schließlich habe ich euch in eine alte Ruine gelockt, angegriffen und in Starre geschlagen als ihr euch nicht freiwillig von mir habt pflocken lassen und fliehen wolltet. So viel zu den Details die ihr wissen könntet." Er beobachte Gretlins Reaktionen genau. "Aber ich schulde euch das Wissen was danach geschah. Sebastian von Augsburg, jener Tremere der irgendeine Verbindung zu euch hat, hat mich mit Magie versklavt. Er wollte euch unbedingt haben und ich hatte die Hoffnung euch gegen meine Freiheit eintauschen zu können, aber leider war es nicht genug. Das ist die Geschichte in Kurzfassung. Also es war nichts Persönliches, Gretlin, allerdings solltet ihr vorsichtig sein wem ihr dankt - gerade wenn ihr euch offensichtlich nicht an sehr viel erinnern könnt." Damit endete er seine Ausführung.
Die Augen der jungen Frau weiteten sich, zunächst vor Unglauben, dann vor Entsetzen. Sie wich auf ihrer Pritsche zurück, schien Abstand von ihm zu suchen. Ihre Augen suchten in dem kleinen Raum nach etwas, das sie zur Not als Waffe einsetzen konnte, fanden aber außer einem hölzernen Tablett auf dem ein paar Wald- und Wiesenblumen standen, nichts. Schließlich reckte sie zögernd das Kinn nach vorne. Ihre Stimme war bitter. „Wenn er euch, wie ihr sagt, mit Magie versklavt hat, warum habt ihr ihm nicht einfach das gegeben, was er wollte?“

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"Weil auch ein Sklave gegen sein Schicksal aufbegehren kann." Leifs Stimme war recht emotionslos. "Weil meine Freiheit alles ist was mir in diesen nächsten und nach all den Jahren geblieben ist auch wenn der Preis dafür an meiner Seele frisst." Leif sah die Bewegungen des Mädchens, er wusste wonach sie suchte. "Ihr seid nicht meine Gefangene und wenn ihr gehen wollt, steht euch das frei." Der Salubri machte demonstrativ einen Schritt zur Seite von der Tür weg.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich lebe noch. Demnach ist es vorerst nicht euer Ziel mich an Tremere zu verkaufen, scheint mir…“ Sie sprach eher zu sich selbst. „Ich verstehe das nicht…“ Dann sah sie wieder in seine Richtung. Ihre Stimme war leise. „Also hat er euch blutsgebunden?“
"Wie ich bereits gesagt habe es ist nichts Persönliches. Ich bin noch nicht so alt und so verrückt, dass ich Dinge ohne triftigen Grund tue. Ob ihr mir glauben wollt oder nicht, aber ihr habt vor mir nichts mehr zu befürchten. Ihr ward Sebastian zu wenig für meine Freiheit und mit anderen Tremere habe ich keinen Grund zu verhandeln." Er schaute sein gegenüber an und lachte bitter. "Ein Blutsband wäre schön, wäre einfach. Nein Sebastian hat mich in einen Blutsvertrag getrickst, der ihm nun auf alle Ewigkeit und wie es ihm gefällt Macht über mich gibt."
Ihre Augenbrauen verzogen sich zu einem nachdenklichen Strich. „Ein Blutsvertrag? Ein mächtiges Stück Hexenwerk… Was will der Tremere von euch?“ Die Angst hatte einer anderen Regung Platz gemacht, die bei dem Mädchen deutlich ausgeprägter zu sein schien: Interesse und Neugier.
"Leider weiß ich nicht, was er wirklich will. Er war nie sonderlich gesprächig was seine Pläne oder Absichten anging und bevorzugte es in den ungünstigsten Gelegenheiten aufzutauchen und sich im Hintergrund überlegen den Bart zu zwirbeln. Aber die Bedingung von der ich weiß ist, dass ich ihm immer dann Zuflucht gewähren muss wenn er es wünscht." Leif wusste nur vage warum er dieses Wissen mit einer völlig Fremden teilte, allerdings war ihm klar das die Hauptmotivation die Schuld für seine Tat war und sie als Unbeteiligte in die ganze verkorkste Verbindung zwischen ihm und Sebastian mit hineingezogen wurde.
Das Mädchen nickte. „So viel habe ich mittlerweile mitbekommen: Der Gute muss in den eigenen Reihen genug Feinde haben. Sollte er je wieder hier auftauchen ist das doch perfekt für euch: Gib ich Zuflucht und dann setz ihn gefangen oder tu, was immer dir beliebt mit ihm…“ Wieder schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich vermute, der Kerl ist schlauer und hat vorgesorgt. Mit sowas rechne ja selbst ich.“ Sie grinste schief.
"Ich will ihn weder festsetzen, noch vernichten, noch möchte ich sonst irgendetwas mit dem Kerl zu tun haben. Sicher er hat vorgesorgt - nette Details Kleingedrucktes, dass er wohl vergessen hat zu erwähnen als er mir den Vertrag als "Rettung" und "gegenseitiges Geschäft" vorgeschlagen hatte, als ich im Folterkeller der Tremere gefangen war." Bei den Worten 'Rettung' und 'Geschäft' spuckte Leif beide Male Blut auf den Boden. "Ich will nur, dass der Kerl mir meine Freiheit zurück gibt und dann aus meinem Leben verschwindet - aber das wird er wohl nie tun, weil er zu sehr fürchtet, dass ich mich rächen würde." Leif schlug auf eine der Wände ein. "So, dies ist meine Geschichte. Wenn du keine weiteren Fragen hast kannst du gerne gehen - deine Bücher habe ich auch noch hier."
Gretlin war bei diesen Worten bereits an seiner Seite. Mit erwartungsvollem Ausdruck nahm sie ihre Bücher entgegen als wären es heilige Schätze. Liebevoll strich sie über einen der Einbände.

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„Ich hatte schon Angst, ich würde sie nie zu lesen bekommen. Ich habe soviel für diese fünf riskiert. Es wäre eine Schande…“ Sie stand vor dem Nordmann, der sie wohl um Haupteslänge überragte und sah zu ihm hoch. „Ich schlage dir etwas vor: kein Geschäft oder irgendwas, aber vielleicht sowas wie einen Handel: Du versuchst nicht mehr mich in zwei Hälften zu hacken oder mir sonst ans Leder zu wollen, versuchst nicht mich an wahnsinnige Tremere zu verkaufen, lässt mich in Zukunft unversehrt… und sollte ich irgendwann herausfinden, wie man aus einem Blutvertrag raus kommen kann wirst du der erste sein, dem ich dieses Wissen mitteile. Einverstanden?“
Leif nickte nur, er reagierte weder auf ihren intimen Umgang mit den Büchern, noch auf ihre Aktionsfreude. Gretlin konnte eins klar werden. Der Mann vor ihr war irgendwie abgestumpft und gebrochen und es schien ihn nicht sonderlich zu interessieren, wem sie die Wahrheit erzählte über das, was mit ihr passiert war. Aber er schien ihr nichts Böses mehr zu wollen. Er nickte noch einmal und zeigte ihr dann den Ausgang aus dem Keller.
Das Mädchen betrachtete ihn lange, schien etwas zu suchen, schüttelte dann wieder wie zu sich selbst den Kopf. Ein Geräusch ließ sie herumfahren.
Leif hörte eilige Schritte hinter sich. „Karl- Christian!“ Von irgendwoher war die eisige Stimme von John zu hören, der mit Mühe die Wut unterdrückte, die in ihm zu brodeln schien. Der blonde Junge erschien wenig später in der Tür, lehnte lässig am Türrahmen und hielt Leif schließlich ein geöffnetes, ehemals versiegeltes Dokument hin. Er zog bei Gretlins Anblick eine Augenbraue in die Höhe und verzog abschätzend die Lippen. Seine hellen Augen richteten sich auf den Heiler. „Der Absender sollte mal besser Lesen und Schreiben lernen, scheint mir.“ Mit diesen Worten entwischte er bereits wieder aus dem Raum und duckte sich geschickt als Johns Arm nach ihm greifen wollte und schoss durch den langen Flur davon.
Der alte Ghul war außer Atem. Er sah hinter Karl-Christian her, dann in Richtung der beiden Kainiten. „Verzeih, Leif. Ich hatte beabsichtigt dir den Brief in einem günstigeren Moment zu geben. Er wurde heute bei uns hinterlegt.“ Wieder ging sein Blick in Richtung Flur. Er verkniff sich die Worte, die ihm auf der Zunge lagen.
Leif war nicht überrascht von der Reaktion des Jungen. Er hatte diese Dinge schon häufiger erlebt. Wortlos nahm er den Brief entgegen, öffnete ihn aber nicht gleich. Mehr zu sich und zu John sprach er die nächsten Worte, auch wenn Gretlin ihn gut verstehen konnte. "Sobald der Junge 12 Jahre alt ist werde ich ihm irgendeinen Ritter zum Knappen geben. Dort wird er vielleicht ein wenig Disziplin lernen und, wer weiß, vielleicht wird er sogar einmal sein eigenes Gut mit Land haben. Er ist klug und sein martialisches Talent kann er als Ritter am besten positiv nutzen." Dann schüttelte er den Kopf, wie um die Gedanken an den Jungen zu vertreiben und las den Brief der ihm übergeben wurde.

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Leif
Verzei mir, das ich so lange Zait benötigt hab diese Zailn zu schraibn. LangZeit erschin mir di Ferbindung di den Prif uiberbringd nischt sischer. Nun jedoch habe ich gewishait, wende misch jedoch als Middler an disch, da isch di toire Rose nischt in gefaa bringn moischte. Ich bin in maine Haimat zuruig gekert unt obwol ich misch sischer wente schaind auch hir di Situatjon ales andere als rosig zu sain. Ich benoitige tringent Hilfe. Bite uiberpring ir diese Zailn. Si sol, wen es ir moiglisch ist, zu Noimond zur Mitde der Nachd auf dem Margtplats von Richmond auf misch wartn. Ich werde da sain.

Hochachdungsfol
Will Adale

Mit einem hatte Karl wohl Recht, dachte sich Leif im Stillen. Will sollte vielleicht wirklich mal besser Lesen und Schreiben lernen, aber sei es drum. Er hatte öfters an seinen Clansbruder gedacht und war innerlich froh von diesem zu hören. Leider würde es zu lange dauern erst Lilliana, die schon seit langem abgereist war, zu finden. Man würde das Zusammentreffen in Richmond verpassen. In weniger als ein paar Sekunden hatte Leif einen Entschluss gefasst. Er würde gehen und schauen ob er seinem Clansbruder helfen konnte. Schließlich blickte er auf. "John?" Er wartete bis er die volle Aufmerksamkeit seines Ghuls hatte. "Pack ein paar Sachen für eine Reise zusammen, wir brechen noch heute Nacht nach England auf."
John zog eine Augenbraue in die Höhe. „Nach England?“ Er schwieg wie meist und behielt seine Gedanken für sich. Er senkte eine Sekunde lang die Lider um seinem Herren verstehen zu geben, dass er bereit war umgehend den Befehl auszuführen. Dann trat er wieder aus dem Raum, ein kurzer Blick nach rechts, wohin der Junge verschwunden war, dann schritt er nach links Richtung Ausgang.
Gretlin zögerte einen Moment. „Gibt es irgendwelche Probleme, da ihr so zügig aufbrechen müsst? Kann ich euch irgendwie behilflich sein?“
Er drehte sich zu Gretlin um. "Nein, ihr könnt mir wohl nicht helfen. Ich muss nach England, da ein Freund von mir vielleicht in Gefahr ist."
Sie nickte, schien zu verstehen. „Ich war schon seit einigen Jahren nicht mehr in England, aber die politischen Begebenheiten, die derzeit dort im Land herrschen sind alles andere als ungefährlich. Das Land war so kurz vor einem Bürgerkrieg… nun ja, die Plantagenets waren ja auch schon immer eine sehr hitzköpfige Familie. Richards Schwester Mathilde, Ottos Frau, hatte ganz den Charme und das Äußere ihrer berühmten Mutter…“ Gretlin schwieg abrupt, biss die Lippen aufeinander, schüttelte den Kopf. Dann schluckte sie. „Ich habe, so scheint mir, schon lange kein Englisch mehr geredet.“ Sie nickte Leif zu um sich zu verabschieden.
Er nickte Gretlin zu. Die Zeit würde zeigen wie sich ihre Verbindung zueinander entwickeln würde. Aber wenigstens gab es so keine Lügen. Die Karten lagen offen und das war gut so. "Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, Gretlin. Wir werden sehen."
Das Mädchen ging Richtung Ausgang, blieb an einem der Bücherregale stehen, bewunderte die vielen Werke über Heilkunst, die dort aufgereiht standen. Sie berührte mit dem Zeigefinger einen der ledernen Einbände in der Reihe „Heilkräuter des Nordens“. Ihr Blick wanderte zu Leif. „Verzeiht meine Dreistigkeit, aber darf ich mir das hier ausleihen?“
Leif nickte nur. "Ihr könnt es sogar behalten, denn ich habe noch eine weitere Kopie in meiner Zuflucht. Seid aber vorsichtig. Die Eintragungen zu Wacholder und Scharfgabe sind nicht wirklich vollständig in diesem Buch erfasst und alle Wunderwirkungen, die der Mistel darin zugeschrieben werden sind sogar gänzlich falsch. Wir werden uns wohl Wiedersehen, Gretlin." Mit diesen Worten drehte sich Leif zu einem Tisch auf dem allerlei Heilgegenstände lagen und packte eine Tasche für die Reise zusammen.
Gretlins Augen strahlten. „Ein altes Werk. Sicher schon einige Tatsachen, die längst überholt sind. Ich bin gespannt, was es zu erzählen hat.“ Sie wandte sich zum Gehen und verschwand wenig später. Leif war allein in den steinernen Gemäuern

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Die Gedanken von Leif drehten sich nicht mehr lange um Gretlin sondern planten bereits die Reise. Er musste vorher noch Lucien, Gerrit und die Seinen unterrichten, aber das konnte er schnell per Nachricht erledigen. Viel wichtiger war die Frage von wo man auf die Insel übersetzten würde, vielleicht von Calais aus.
Es dauerte wohl rund eine Stunde bis John erneut in den Kellergewölben erschien. „Verzeih, dass ich dich stören muss, Leif, aber ich würde empfehlen die Abreise auf den Beginn der morgigen Nacht zu verschieben. Es ist bereits jetzt zwei Stunden nach Mitternacht und da ich annehme, dass es sich um eine längere Reise handeln mag, benötige ich noch ein wenig Zeit um alles für eine Abreise fertig zu machen. Sollte es jedoch dein Wille sein kurz vor der Dämmerung aufzubrechen, dann werde ich selbstverständlich alles organisiert haben.“
John nickte. "Es wird alles für die Abreise bereit sein." Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand.
Leif bereitete noch einige Nachrichten vor, damit die, die es etwas anging auch wüssten wo er war und machte sich dann bereit die Reste für seine Reise zu organisieren.



Die nächste Nacht brach an. Leif spürte gleich, dass sich eine laue Septembernacht über die Stadt legte. Die Luft war noch warm, versprach jedoch schon etwas von der Kühle des kommenden Herbstes in ihren Tiefen. Tausend Gerüche lagen in der Luft. Der Pferdemist aus dem benachbarten Stall, der betörende Duft von Herbstastern irgendwo in einem Garten, gärender Apfelmost und irgendwo frisch gebackenes Brot. Und über allem das intensive Aroma des fließenden Wassers der Kanäle, die die Stadt wie Adern durchzogen. Leif merkte sofort, dass alles für die Abreise bereit war. Alle waren zu seiner Verabschiedung zusammen gekommen. Nur das Gesicht von Karl-Christian fehlte. Zwei Pferde waren gesattelt, ein drittes trug den Ballast der Reise auf seinem Rücken. John stand bereit
Leif verabschiedete sich ohne großes Federlesen. Es war nicht das erste Mal und würde auch nicht das letzte Mal sein dass er auf Reisen ging. Die Abwesenheit von Karl bemerkte er zwar, kommentierte er aber nicht weiter. Außerdem würde Brunhild schon durchgreifen wenn der Junge es übertreiben würde. Mit einem weiteren und letzten Nicken verschwand Leif in die Nacht, zusammen mit seinem Ghul John.

Leif war noch nicht weit geritten, als er bereits das Geräusch eiliger Schritte vernahm. Aus dem Schatten einer dunklen Gasse löste sich der Umriss einer Frauengestalt, schmal und eher zierlich. Die grauen Augen des Mädchens, das er gestern noch aus seinem Kellerzimmer entlassen hatte, sahen zu ihm auf. Sie verbeugte sich leicht, fixierte ihn dann erneut. „Verzeiht, dass ich eure Abreise verzögere, aber könnte ich euch kurz unter vier Augen sprechen?“
Leif stieg mit einer Anmutigen Bewegung vom Pferd und nickte nur kurz. Sie gingen in eine Seitengasse. Er fragte schließlich neugierig. "Worum geht es denn?"
Sie fasste ihn vorsichtig am Ärmel seines Hemds und zog ihn ein wenig näher zu sich heran. Dann drückte sie ihm mit einer festen und bestimmten Geste das Buch in die Hand, das er ihr gestern geschenkt hatte. Es trug den Titel „Heilkräuter der nordischen Inseln“. Leif hatte es schon seit so langer Zeit in seinem Besitz, dass er sich kaum noch erinnern konnte, woher er es hatte. Das Buch war abgewetzt und vergilbt.

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Sie legte mit einer merkwürdigen Geste seine Finger um den Einband. „Das Buch kennt euch. Bücher, die einen kennen sollte man besser behalten.“
Leif nickte nur. Er hatte Verrückteres gehört als diese Dinge und wusste auch das Gretlin eine Obsession mit Büchern hatte. Sei es drum. Ein wenig Lektüre für den Weg mochte nicht unbedingt schaden. "Danke Gretlin. Ich werde es mitnehmen. Gibt es sonst noch etwas?"
Es dauerte einen Moment bis sich Leif erinnerte. Er öffnete den Buchdeckel und las die Widmung in der Sprache seiner Heimat. „Zu Ehren des Einäugigen und des Blitzeschleuderers. Und für den einzigen und besten Anführer, den man sich auf einer Reise vorstellen kann.“ .Das Werk war von einem jungen Heiler verfasst worden, der sie damals auf ihren Reisen nach Island und zu den anderen Inseln begleitet hatte. Der Arbeit des Mannes war von mittelmäßiger Qualität gewesen, aber er war mit einer Inbrunst bei der Sache, die seinesgleichen suchte. Er war wenige Monate nach dem Kampf in dem viele Männer und auch Knut verwundet worden waren an einem Fieber verstorben.
Gretlin sah ihn eindrücklich an, schwieg jedoch
Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Leifs Zügen aus und ließ ihn trotz seiner alterslosen Erscheinung irgendwie jünger wirken. Wie hatte er das nur vergessen können. Immer noch mit einem Lächeln nahm er das Buch an sich, dieses Mal fester und verstaute es in seiner Tasche. Leif nickte Gretlin noch einmal zu, dieses Mal freundlicher und irgendwie glücklicher.
Sie presste die Lippen aufeinander, unschlüssig, ob sie noch etwas sagen, oder lieber schweigen sollte. Schließlich entschied sie sich für Ersteres. „Es muss eine spannende Reise gewesen sein. Mit einer guten, seetüchtigen Mannschaft, guten, verlässlichen Kameraden…“ ein schwaches Lächeln legte sich über ihre Lippen. „Auch wenn mich die ganzen Kräuter dazwischen mitunter verwirren.“
Leif war verwirrt, holte das Buch noch einmal heraus und blätterte darin.

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Das Buch war nach wie vor das gleiche, das er vor über einem Jahrhundert von dem Heilkundigen geerbt hatte, der gewollt hatte, dass Leif, der das Wissen, das er angesammelt hatte zu schätzen wusste, es erhalten sollte. Leif überflog die Buchseiten und betrachtete die Seiten, bei denen jede einem anderen Kraut gewidmet war. Bis auf die Widmung ganz zu Beginn enthielt es keine persönlichen Informationen.
Leif packte das Buch wieder ein und verabschiedete sich schließlich von Gretlin. Er wollte nicht noch mehr Zeit verlieren als eh schon. "Ich werde die Augen offen halten ob ich etwas Interessantes für dich auf der Insel finde, Gretlin." Dann stieg er wieder auf sein Pferd auf.
Das Mädchen sah zu ihm hinauf, schien noch etwas sagen zu wollen, schloss dann jedoch den Mund, verkniff sich ihre Worte und nickte nur. Sie blieb im Schatten der Straße zurück während Leif davon ritt.

John wartete bereits auf ihn und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.

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Leif sah die Frage in Johns Augen und antwortet gleich. "Gretlin hat mir nur ein Buch wiedergegeben, da es eine Widmung enthielt von der sie dachte, dass sie mir wichtig sein könnte." Leif blickte zur Straße. "Also was denkst du? Calais?"
John blickte geradeaus auf die Straße. „Calais ist wahrscheinlich eine gute Wahl. Ist man des Französischen mächtig, eröffnen sich einem dort gute Überfahrtsmöglichkeiten. Die Schiffe legen dort häufig an und es gelingt ohne großes Aufsehen zu erregen überzusetzen.“ Seine Stimme war tief und ruhig, beherrscht wie immer.
"Dann auf nach Calais, würde ich sagen. Je weniger Zeit wir verlieren desto besser." Sie ritten einige Zeit bis Leif schließlich das Wort ergriff. "Ich habe dich nicht gefragt John, aber wie fühlst du dich ob der Tatsache das du nach England zurückkehrst?"
Der alte Mann hielt sich etwas gerader, saß so hochgewachsen im Sattel, dass man seine Jahre nicht hätte erahnen können, wenn man ihn von weitem gesehen hätte. „Der Weg führt einen dahin, wohin er einen nun einmal führt. Ich war des Öfteren in England und des Öfteren fort von dort. Ich vermute meine Schritte werden noch ein ums andere Mal den Boden der Insel berühren und sie auch wieder verlassen.“
Leif blieb eine ganze Weile stumm und schien zu überlegen. "Wahre Worte." Auch wenn nicht viel damit anzufangen war, wie der Salubri sich im Stillen dachte. "Eine andere Frage hätte ich allerdings auch noch. Wer war eigentlich der Kainit, dem du gedient hast, bevor wir ich auf dich gestoßen bin?"

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Nach wie vor war der Blick des Ghuls in die Ferne gerichtet. „Ich habe in meinen Jahren dem einen und anderen Kainit gedient. Es waren viele. Manchen diente ich lang, anderen nur wenige Tage, so wie es das Schicksal für sie vorherbestimmt hatte.“ Sein Blick ging zu Leif und seine grauen Augen schienen ihn kurz zu durchdringen. „Bis ich in dir meinen neuen Herren fand hat es dieses Mal lange gedauert. Ich habe kostbare Zeit vergeudet. Wenn man jung ist geht man oft fälschlicherweise davon aus, dass dem ewig so sei. Verzeih mir eine Frage meinerseits, Leif. Du konntest das Mädchen von deiner Harmlosigkeit überzeugen, oder?“
Leif überlegte eine Weile und dachte dabei über die Worte seines Ghuls nach. "Hm, ich denke schon, dass ich sie im Moment überzeugen konnte. Ich dachte die ganze Zeit, sie spielt ein Spiel, aber ich glaube nicht mehr, dass es so ist. Die Zeit wird zeigen ob wir die Situation vergessen können oder nicht."
Das Gesicht wandte sich ihm wieder zu und der Anflug eines Lächelns zuckte um den linken Mundwinkel. „Es hätte mich auch ein wenig enttäuscht, wenn es dir nicht gelungen wäre.“
Leif schaute noch einmal eine Weile in den Sternenhimmel. "Zeit ist in der Tat kostbar, auch als Kainit, denn nur weil man nicht mehr altert heißt es nicht, dass die Zeit um einen herum still stehen bleibt. Sag mir John - strebst du den Kuss an? Den letzten, den finalen Schritt in das Ungewisse?"
Sein Mitreisender schürzte leicht die Lippen, schmunzelte. „Leif? Möchtest du mir in dieser Nacht gar noch einmalige Angebote unterbreiten?“ Der seltsame Humor war unüberhörbar.
Den ersten Teil der Worte Johns ließ Leif unkommentiert, ging aber direkt auf den zweiten ein. "Nicht in dieser Nacht. Auch nicht in diesem Jahr. Einige der Kainiten der Stadt könnten etwas dagegen haben, wenn ich sie mit meinen Kindern überfluten sollte." Leif schwieg für einen Moment. "Davon abgesehen, würde ich nie wieder jemanden verwandeln, der nicht darum gebeten hat und es stellt sich die Frage, ob du in einen aussterbenden Clan ohne Aussichten auf eine bessere Zukunft hineingeboren werden möchtest." Gerade im letzten Satz war auch Leifs Galgenhumor nicht zu überhören.
„Welch rosige Zukunftsperspektiven, nicht wahr? Eine Frage stellt sich für dabei in erster Folge: Nicht, ob ICH den Kuss möchte, sondern, was DU dafür möchtest? Oder vergibst du die von Gott, unserem Herrscher, an seinen braven Sohn Kain verschenkten Gaben einfach aus christlicher Nächstenliebe?“ In seinem Schmunzeln lag ein tiefer Sarkasmus.
Leif lachte. Erst leise und dann herzhafter so dass es dumpf über die dunklen Straßen schallte. "Oh John, du kennst mich nun schon all diese Jahre und vielleicht sogar besser als jeder andere." Der Salubri wurde schlagartig wieder ernster. "Deswegen frage ich dich - hast du mich je erlebt, dass ich ein Krämer oder Marktschreier bin? Handel ist Alidas Domäne, nicht die meine. Ich tue die Dinge, die ich will. Glaubst du wenn du etwas hättest, das ich haben möchte, dass ich es mir nicht schon längst genommen hätte? Nein, der Kuss ist keine Münze die ich eintausche oder Zeichen meiner Mildtätigkeit - es ist ein Akt, so viel intimer und bindender als alles andere, den ich nur dann jemanden gebe, wenn ich denke, dass es hier und jetzt an der Zeit ist. Und lass mich dir etwas verraten: erst ein Mal habe ich den Kuss auf diese Art und Weise verschenkt- alles war richtig und einmal war es ein Fehler." Leif war so offen zu John wie zu sonst niemandem - die schicksalshafte Nacht in Dover hatte für immer ihre Spuren hinterlassen, ebenso wie das Geheimnis, das beide teilten.
John zog die Brauen in die Höhe und wieder lag das Lächeln auf seinem Gesicht. „Leif, es mag sein, dass Handel die Domäne eines anderen Kainiten ist, da sprichst du wahre Worte. Du bist aus einem gar anderen Holz geschnitzt. Und dennoch, man mag mir meine Anmaßung verzeihen, vermute ich doch, dass jeder ob sterblich oder unsterblich seine persönliche Gegenleistung anstrebt und einfordert. Aber die Zukunft wird mich mit Sicherheit eines Besseren belehren. Er blickte zum Zenit und blickte zu den Herbststernbildern Pegasus, Andromeda und Perseus, dann wieder auf die Straße.“ Ich werde deine Worte überdenken, Leif Thorson.“
"Wir werden sehen, John, wir werden sehen. Viele Dinge mögen passieren zwischen Heute und morgen aber genau diese Ungewissheit bringt auch einen Reiz. Im Moment sollten wir uns darauf gefasst machen das wir auf Probleme stoßen. Was auch immer Will Adele zugestoßen sein mag - es betrifft uns nun bald auch." Leif schaute sich die Sternbilder an, die in seiner alten Sprache so anders hießen als bei den Griechen und setzte seinen Weg fort. Welch Wahnsinn trieb ihn eigentlich an, dachte der Salubri ruhig und ein wenig resigniert? Welch Wahnsinn hat einen Giftmörder und einen Mann, der seinen Enkel für ein paar extra Lebensjahre getötet hatte, nur auf die Reise geführt, jetzt einen hoffentlich Unschuldigen retten zu wollen. Die Welt selbst schien wahrlich verrückter zu sein als sich so mancher Malkavianer in seinen kühnsten Träumen auszumalen traute...

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Zuletzt geändert von Alida am Mo 6. Jul 2015, 10:10, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sa 4. Jul 2015, 11:41 
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Die nächsten Nächte verliefen zunächst ohne besondere Vorkenntnisse. John war schweigsam wie immer, kein Mann, der belanglose Gespräche über Nichtigkeiten schätzte. Er sorgte sich tagsüber um das Wohl und die ungestörte Ruhe seines Herrn und ging ansonsten ungefragt seinen eigenen Geschäften nach.
Dann bemerkte es der Salubri zunächst als unbestimmtes Gefühl der Anspannung im Nacken desto weiter sie in den Westen vordrangen. Ein Gefühl wie das Drohen eines demnächst über ihnen zusammen ziehenden Gewitters obwohl der Himmel noch wolkenlos war. Er war nicht der einzige, der davon etwas zu bemerken schien. Die Bauern hielten sich in ihren Gehöften auf, die teilweise fest verbarrikadiert waren, die ungewöhnlich wachsamen Hofhunde bellten schon wütend auf sobald sie sich im Umkreis von 500 Schritt einer Behausung näherten und schließlich fanden sie auch Gehöfte vor, die von ihren Bewohnern eilig mit Getier, Sack und Pack verlassen worden waren.

Es gelang weder Leif noch John viele Informationen von den einfachen Menschen zu erhalten. Die Leute, die sie trafen waren verängstigt, ließen sich nicht weiter auf Gespräche ein, sondern eilten weiter oder fühlten sich bedroht wenn man sich ihren Häusern näherte. Der Nordmann verstand die Anzeichen, die er sah: Er hatte sie zu oft in seinem Leben wahrgenommen: Im Westen zeigten sich Anzeichen eines bevorstehenden Krieges. Die Bauern flohen, ab und an sah er einen kleinen Tross Ritter doch zogen auch diese, sofern sie flandrische Banner mit sich trugen gen Osten ab. Leif wusste einiges von der Politik des westlichen Europa. Es musste einen Zusammenhang zwischen den ständig brodelnden Konflikten zwischen dem derzeitig regierenden Spross der Plantagenets, John, und dem französischen König Phillip II geben. Wahrscheinlich würden hier im Westen Flanderns die Heere aufeinander stoßen, ungeachtet der Tatsache, dass sich beide Heere in unabhängigem Gebiet befanden. Den Adeligen von Flandern blieb keine Wahl als dieses grobe Vergehen zuzulassen. Weder mit Frankreich noch mit England konnte die Grafschaft einen offenen Konflikt riskieren.
Auch John schien sich in diesen Belangen recht gut auszukennen, doch behielt er wie es seine Art war sein Wissen, es sei denn, man sprach ihn direkt an, lieber für sich. Leif hatte das wage Gefühl, dass es dem englischen Ghul gelang selbst hier auf der Reise seinen eigenen Geschäften nachzugehen, doch musste es sich dabei, sofern er dessen Verhalten richtig deutete, um Kleinigkeiten handeln
Etwas anderes machte ihm mehr Bedenken. Bereits in der dritten Nacht bemerkte er weit hinter sich eine dunkle, vermummte Gestalt, so weit entfernt, dass es unmöglich war näheres zu erkennen. Diese Gestalt blieb ihnen auch in den nächsten Tagen auf den Fersen, hielt jedoch immer genug Abstand um im Verborgenen zu bleiben.

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BeitragVerfasst: Sa 4. Jul 2015, 17:23 
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Könige, Grafen, Barone, Ritter – sie alle sind nur wie die Speichen eines Rades, dachte sich Leif grimmig. Erst ist der Eine oben, dann der Andere und es dreht sich immer weiter während es die kleinen Leute auf dem Boden überrollt. Bauern und einfache Menschen hatten immer den Löwenanteil des Preises zu zahlen den ein Krieg kostet. Sie waren es nämlich die an den Frontlinien starben und deren Felder verbrannt wurden. Es wunderte Leif aber auch nicht sehr, dass die Zeichen wieder auf Konflikt standen. Flanderns Gräfin war jung und darüber hinaus noch eine Frau. England und Frankreich würden beide testen wie weit sie mit ihr gehen konnten und Leif bezweifelte, dass sie irgendeine Form von Vergeltung fürchteten. Mit einem traurigen Kopfschütteln und ebenso leisen Seufzen vertrieb Leif diese Gedanken und konzentrierte sich wieder auf die Straße, denn im Moment gab es andere, dringendere Dinge die seine Aufmerksamkeit forderten.

John kochte wie immer irgendwie sein eigenes Süppchen auch wenn Leif das weniger Sorge bereite. Der Mann war nicht dumm und im Grunde überschritt er nie seine Grenzen. Sollte das je passieren – nun ja dann war das eine Sache um die er sich dann den Kopf zerbrechen würde. In der dritten Nacht der Reise überfiel ihn jedoch ein ungutes Gefühl das nichts mit Politik und auch nichts mit Krieg zu tun hatte. Irgendjemand folgte ihnen und es war relativ sicher anzunehmen, dass es sich dabei nicht um einen anderen Reisenden handelte, da die vermummte Gestalt immer genau auf Abstand zu bleiben schien. Leif legte sich schließlich einen Plan zurecht, den er bei passender Gelegenheit mit John teilte. Die Struktur war denkbar einfach, John ritt mit beiden Pferden weiter und man würde eine kleine Attrappe aus Decken bauen die man schließlich in Leifs Mantel hüllte. Diese Puppe würde dann suggerieren, dass auch Leif nach wie vor auf seinem Pferd saß obwohl er in Wirklichkeit verborgen am Wegesrand auf die Gestalt wartete um sie dann mit der Überraschung auf seiner Seite stellen zu können.

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BeitragVerfasst: Mo 6. Jul 2015, 10:07 
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Leif wartete lange. Ihr Verfolger war ausgesprochen vorsichtig, tat anscheinend keinen Schritt ohne ihn vorher genau zu überdenken. Doch schließlich war es soweit: Der Mond war von dicken Wolken verhangen und es war fast stockfinster. Dennoch bemerkte er die Gestalt, die gewandt und heimlich wie ein Geschöpf des Waldes an ihm vorbei huschte. Er wartete nicht lange und warf sich von hinten auf die Gestalt, die sich als ausgesprochen behände und geschickt erwies. Ein Messer zuckte in der Hand des Mannes auf, dass seinen Weg in Richtung Leifs Rippen fand, doch fast übersinnlich im letzten Moment abprallte statt in Richtung Lunge durch den Brustkorb zu dringen. Der Heiler schlug ihm das Messer aus der Hand und hielt ihn mit aller Kraft am Boden fest. Dann drehte er den Verhüllten zu sich herum und blickte in das Gesicht eines ihm unbekannten Mannes mit dunkelblondem Haar, der ihn feindselig anstierte.

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Dann vernahm er die tiefe raue Stimme: „Was wollt ihr von mir, Mann?“ Die Drohung war unverkennbar

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BeitragVerfasst: Mo 6. Jul 2015, 10:55 
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Leif passte auf das er den Mann im sicheren Griff hatte und blieb darüber hinaus extrem vorsichtig da der Mann sicherlich schon überlegte, wie er aus dieser Situation fliehen konnte. Mit neutraler Stimme antworte er dem Mann schließlich in Form einer Gegenfrage. „Da ich im Moment die Oberhand habe, habe zuerst ich eine Frage. Warum verfolgt ihr mich und meinen Begleiter? Ihr reitet unsere Spur nach, achtet aber peinlich genau darauf Abstand zu halten und uns nicht zu verlieren. Ein wenig verdächtig denkt ihr nicht? Außerdem scheint ihr, schaut man eure Fähigkeiten im Schleichen an, solch ein Unterfangen nicht das erste Mal durchzuführen was weiterhin darauf deutet das ihr von jemandem angeheuert worden seid. Also sprecht und überlegt euch genau was ihr mir sagen wollt.“

Der Salubri blieb ruhig. Er hatte zwar kurz überlegt den Geist des Mannes mittels Auspex zu untersuchen, allerdings entschied er sich dagegen. Das Eindringen in einen Geist war nach wie vor eine extreme Verletzung der anderen Person wenn auch nicht unbedingt körperlich und vielleicht zeigte sich der Fremde ja kooperativ. Wenn dem nicht so sein sollte, konnte man immer noch schwerere Geschütze auffahren.

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BeitragVerfasst: Mo 6. Jul 2015, 19:48 
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„Ich weiß überhaupt nicht wovon ihr redet, Mann. Ich bin auf dem Weg zu meiner Familie nach Lens und wollte die Nacht durchwandern um schneller bei ihnen zu sein. Jetzt wo die Schlacht kurz bevor steht ist es gar nicht gut bei Tags auf den Straßen zu reisen.“ Seine Lüge war gut und man hätte sie ihm fast abnehmen können. Leif bemerkte den festen Blick, der seine Augen taxierte, das minimal herausfordernd nach vorne gereckte Kinn. Dieser Mann war geübt darin zu lügen Wieder vernahm er die Stimme des nun ruhig, aber angespannt unter ihm liegenden Mannes. „Hört zu, wer auch immer ihr sein mögt: Ihr lasst mich gehen, nach Hause zu Frau und Kind, und wir tun uns gegenseitig nicht weh. Na? Was haltet ihr davon? Klingt doch nach nem vernünftigen Vorschlag zwischen zwei zivilisierten Menschen.“
Der Nordmann zögerte nicht länger. Dieser Mann hatte zu viel Erfahrung in dem was er tat um freiwillig irgendeine Information Preis zu geben. Leif fasste ihn etwas fester, fixierte ihn dann mit seinen Augen und versuchte in das Innere seines Kontrahenten einzudringen. Der Wille des Mannes war stark, wehrte sich, kämpfte dagegen an. Leif spürte Überraschung und furchtsames Erstaunen, dann hatte er die Grenze überwunden und erblickte die seltsamen Gedankenfetzen. Leif sah marschierende Truppen, das blaue Banner mit den gelben Lilien der Franzosen, einen Mann, dem es gelang durch die morastigen Sümpfe Flanderns zu fliehen, Schweiß, Hast, blutige Stiefel… die Angst als Deserteur gefangen genommen zu werden, die großen mächtigen Stadttore Brügges, eine Frau mit blau geschlagenen Augen, die sich in eine Ecke kauerte, über viele Monate heimliche nächtliche Attacken aus dem Hinterhalt auf reich gekleidete Bürger, die es wagten zu später Stunde noch durch die Straßen zu schlendern, ein blutiges Messer, blendendes Sonnenlicht, ein Gesicht, aus dem Schatten einer rabenschwarzen Straße, das ihn an irgendetwas erinnerte

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und eine dazu gehörende tiefe, rauchige Stimme, die ein Angebot unterbreitete. Eines, das so gut bezahlt wurde, dass man es nicht ablehnen konnte: einen Mann und seinen alten Begleiter bis zur Küste, bis zu einer Überfahrt nach England zu verfolgen, einen Mittelsmann, den er in Dover treffen sollte… einen großen Humpen reinen Branntwein und einen angebissenen Apfel, nicht mehr, einen Mond, der einen hellen Weg beleuchtete, die so ertragreiche Stadt, die er fast bedauernd wieder verließ, eine andere Frau mit grellen, blau geschminkten Augen, die sich an ihn presste, ein rotes Kleid auf dem Boden eines billigen Bordells, zwei Gestalten zu Pferd, immer in vorsichtigem Abstand

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BeitragVerfasst: Do 9. Jul 2015, 17:14 
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Leif verschaffte sich einen Überblick über die Bilder die er vom Geist des Mannes empfing. Sicherlich ein Schicksal wie das seine war heutzutage nichts Besonderes, aber der Salubri hatte doch irgendwie Mitleid mit dem Mann trotz der fragwürdigen Entscheidungen, die er getroffen hatte. Nun ja, er wusste nun sicher, dass etwas im Busch war und vielleicht konnte er die gerade gewonnen Informationen nutzen um noch ein wenig mehr herauszubekommen. Mit fester Stimme und ausdrucksloser Mimik sah er den Mann an. „Also von eurem Talent zu Lügen ausgehend, eurem Alter, dem Akzent und Ausbildung ist es klar, dass ihr ein französischer Deserteur seid. Ich würde sagen, es ist recht praktisch, dass wir uns auf dem Weg in dieses Königreich befinden, nicht wahr, mein Freund? Was zahlt man denn heute für einen wie dich? Sicherlich nicht schlecht, denn an Männern wie dir kann man immer ein gutes Exempel statuieren.“ Leif grinste den Mann mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers an. „Und doch bin ich natürlich bereit über ein besseres Angebot nachzudenken. Also mein Freund – Sage mir wer dich angeheuert hat, was genau deine Aufgabe war und stelle mal eine Mutmaßung darüber an warum dein Auftraggeber, dieser junge Mann diese ganze Sache in Gang gesetzt hat. Wenn du dir Mühe gibst lasse ich dich gehen, andernfalls übergebe ich dich dem ersten Richter in Calais. Deine Entscheidung.“ Leif schaute den Mann gespannt an und wartete auf dessen Reaktion.
Angst blitze in den Augen des Mannes auf, dann eine wilde, fast panische Entschlossenheit, die er jedoch zurück drängte. „Verdammt, wer seid ihr?“
Leif lächelte weiter verschmitzt. "Dies könnte vielleicht eine Lektion für eure Zukunft sein. Fragt das nächste vorher um wen es sich handelt, den ihr verfolgen sollt. Lasst mich euch ein kleines Geheimnis verraten. In der Regel hat es einen Grund wenn man einen Mittelsmann anheuert und eine Aufgabe nicht selbst erledigt. Meist ist der Grund dass die Aufgabe mit nicht unerheblichen Gefahren verbunden ist." Leif ließ schließlich einen Dolch aufblitzen den er in seinem Stiefel zu tragen pflegte und der mehr zum Schneiden von Kräutern diente, als dazu Schaden anzurichten.
Der Mann schluckte, wich nach hinten aus. Sein Blick glitt zu seinem Gürtel, an dem ebenfalls ein Dolch hing, den er aber, da er fest im Griff des Salubri war, nicht erreichen konnte. Er leckte sich über die aufgeplatzten Lippen. „Hört zu, ich weiß nichts. Ich sollte euch zur Küste verfolgen, mehr nicht. Die Bezahlung war gut und ich habe es nicht in Frage gestellt. Ich sollte euch weder ausrauben, noch töten, also: eigentlich ein harmloses Geschäft“ Wut legte sich über seine Züge bei der Erkenntnis seines eigenen Versagens
"Geschäfte dieser Art sind nie 'harmlos'. Was glaubt ihr warum ein Mann euch so gutes Geld, wie Ihr selbst sagt, bezahlt wenn es lediglich um eine 'harmlose' Information geht? Nein so funktioniert die Welt nicht, mein Freund, nicht so." Leif entließ den Mann aus seinem Griff und stand auf. "Ihr könnt gehen. Sagt eurem Auftraggeber was ihr wollt, diese Sorge werde ich euch nicht abnehmen. Aber seid gewiss, dass ich es herausfinden werde wenn ihr uns weiter verfolgt und in diesem Fall bin ich vielleicht nicht so nachsichtig." Leif nickte dem Mann noch einem kurz zu und machte sich dann dazu bereit im Dauerlauf zu John und den Pferden aufzuschließen.
Die Hand des Mannes fuhr zu seinem Dolch, überlegte kurz ob er sein Gegenüber attackieren sollte, dann hielt er jedoch inne. Er stand in abwartender Verteidigungsposition, taxierte Leif und beobachtete schließlich wie der Nordmann davon rannte. Er schüttelte ungläubig den Kopf.
Leif rannte im Dauerlauf in Richtung seines Ghuls und den Pferden, dachte aber weiterhin an den Mann. Sicherlich er war ein Feigling einfach aus der Armee zu desertieren und doch - Angst war ein natürliches menschliches Gefühl und er wollte auch nur Überleben. Gerrit oder Lucien hätten sicherlich wieder etwas zu diesem Punkt beizutragen und Armee und Krieg war etwas von dem er sich eine geistige Notiz machte um das Thema mal mit ihrer Sichtweise zu diskutieren.

Leif und John gelang es relativ mühelos weiter zu reisen. Obwohl es für Leif mitunter schwierig war unterwegs zu jagen, da das Misstrauen der Bauern jede Suche nach Blut erschwerte, war zumindest das Wetter gut und die Straßen frei.
John blieb wie gewöhnlich schweigsam. Er fragte kurz nach dem Zwischenfall und überlegte, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den Mann einfach ins Jenseits zu befördern. „Nur ein toter Mann schweigt mit Gewissheit“ waren seine Worte diesbezüglich.
Es dauerte bis zu den ersten Abendstunden der nächsten Nacht als Leif erneut das Gefühl hatte verfolgt zu werden. Eine Gestalt zu Pferde ritt wohl in 500 Schritt Abstand hinter den beiden Männern
Leif war genervt. Zumindest war dieses Gefühl das erste das seine alten Knochen durchflutete. Allerdings disziplinierte er sich, denn vielleicht war es gar nicht ihr alter Verfolger sondern ein neuer. Der Auftraggeber hätte mehr als einen Mann anheuern können - oder es handelte sich schlicht und ergreifend um einen Reisenden. Aber das würden sie gleich herausfinden oder zumindest ihre Vermutungen einschränken. Leif gab John ein Zeichen und flüsterte ihm kurz zu dass sie Rast machen würden um die Reaktionen ihres neuen, möglichen Verfolgers auf die Probe stellen zu können. Dann warteten sie direkt am Straßenrand, wie zwei Reisende die nach langem Ritt vielleicht auf der Suche nach einer trockenen Kuhle zum Schlafen waren.
Die Gestalt, die sich ihnen rasch näherte, war in einen dicken dunkelroten Mantel gehüllt und hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Das Pferd war von einem unsauberen Schwarz mit grauer Mähne, die Satteltaschen beidseits schwer beladen. Schließlich hatte der Reiter die beiden Männer eingeholt. Er glitt aus dem Sattel, verbeugte sich leicht und schob die Kapuze zurück. Vor Leif stand Gretlin und musterte ihn abwartend.
„Verzeiht. Ich hoffe, ihr kommt euch nicht von mir verfolgt vor“ Sie nickte auch zu dem alten Ghul.
"Nicht mehr und nicht weniger als bereits zuvor." Leif nickte ihr trotz allem freundlich zu. "Was führt euch hierher in diesen gottverlassenen Teil der Welt wenn ihr uns nicht verfolgt, Gretlin?" Leifs Stimme war freundlich und klang in keinem Falle anklagend. Er war lediglich interessiert und wartete gespannt auf ihre Reaktion.
„Ich hatte gehofft, euch auf dem Weg anzutreffen. Ihr seid unterwegs nach England und ich habe nun das gleiche Ziel wie ihr.“ Sie ließ sich neben die Männer ins Gras sinken und zog eine versiegelte Lederbulle heraus. „Nachdem ihr aufgebrochen seid, ist ein Mann, der sich als Michel vorstellte bei mir gewesen und hat mir diese Nachricht übergeben. Er meinte, er sei Ghul von Liliana von Erzhausen und hat mich gebeten, da es ihr nicht möglich wäre, den Brief selbst nach England zu bringen, diese Aufgabe zu übernehmen.“ Sie wich seinem Blick aus, betrachtete das taunasse Gras. John zog eine Augenbraue in die Höhe.
Leif schaute das Mädchen mit aller Skepsis und Vorsicht, welches doppelte Spiel sie hier spielen könnte an. Schließlich aber seufzte er nur und beschloss ihr zu vertrauen. "Gut meinetwegen - wenn Ihr das gleich Ziel habt wie ich können wir auch zusammen reisen so ihr es denn wünscht. Eine Bedingung aber. Ich muss mich um interne Dinge meinen Clan betreffend kümmern, deswegen wundert euch nicht wenn ich euch von hier auf gleich aus meinem Zirkel des Vertrauens ausschließe oder euch nicht an Wissen oder Gesprächen teilhaben lasse."
John war nicht ganz so leicht zufrieden zu stellen. Er nickte dem Mädchen zwar wohlwollend zu, richtete aber dennoch das Wort an die Kainitin. „Mögt ihr mir verzeihen, Gretlin, wenn ich euch als einfacher Ghul direkt anspreche?“ Als sie nickte fuhr er fort. „Warum schickt sie nicht einen Ghul oder gibt meinem Herrn die Botschaft direkt mit.“
Gretlin kaute etwas zerknirscht auf der Unterlippe. „Michel meinte, ich solle meinen Wert für die Stadt beweisen und mich für die Kainiten nützlich machen. Und seine Herrin, nun ja, sie ist als Mitglied des großen Rates eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Stadt.“
Johns Intentionen waren gut gemeint, aber der Trick an dieser Situation war schlicht und ergreifend, dass es kein richtiges oder falsches Handeln gab. Es war möglich, dass sie log oder die Wahrheit sagte, aber das würde man erst später herausfinden. Im Moment war die Stimmung eh schon aufgeladen, denn es gab Verfolger und Leute, die sich offenbar für seine Reise interessieren. Wenn Gretlin eine Verbündete war könnte es nur helfen. Wenn sie eine Feindin war, was Leif im Moment nicht glaubte, dann war es gut sie im Auge zu behalten. So oder so die Entscheidung war getroffen. Leif nickte seinen Ghul noch einmal zu und sprach dann. "In Ordnung. Schauen wir, dass wir noch ein wenig Straße hinter uns bringen solange die Nacht jung ist. Gretlin wir wollen in Calais übersetzten, hast du irgendwas dagegen oder einen andren Vorschlag?"
Die junge Frau überlegte. „Calais ist ein großer Hafen. Dort fahren viele Schiffe. Aber ich hoffe, dass wir unbehelligt dort ankommen mögen ohne, dass wir in die Fronten eines Krieges geraten. Ich hab einen Mann unterwegs getroffen, der mir von einer bevorstehenden Schlacht erzählt hat. Es wird eine gewaltige Schlacht geben, wenn dem nicht vorher Einhalt geboten wird. England hat sich mit Deutschland unter Braunschweig verbündet, Frankreich mit Deutschland unter den Staufern. Das reißt alle bisherigen Bündnisse, Verträge und Landesgrenzen auseinander. Wir müssen darauf achten nicht dazwischen zu geraten.“

Leif fiel nichts Besseres ein und auch wenn er sich Gedanken um den nahenden Krieg machte dachte er doch, dass der direkte Weg manchmal der bessere war. Und dies bedeutete in diesem Fall auf der Hauptstraße in Richtung Calais, den Weg den er mit seinen beiden Begleitern auch einschlug.
Leif führte die Gruppe über die Hauptstraße. Mehrere Tage geschah nichts Ungewöhnliches. Gretlin war eine eher ruhige Reisegefährtin, las sogar während dem Reiten in einem der dicken Bücher, die sie in ihren Satteltaschen hatte, machte sich immer wieder Notizen und berichtete nur dann lang, ausführlich und mit glänzenden Augen, wenn sie etwas neues, interessantes gelesen hatte. Dann schien sie ein wenig aufzutauen.
Schließlich vernahm Leif das Geräusch von Hufgetrappel. Es war mehr ein Stampfen, das den Boden durchdröhnte als ein einfacher Hufschlag. Das pulsierende Geräusch schien von direkt vor ihnen zu kommen.
Leif horchte auf und verstärkte die Töne noch mit den Kräften seines Auspex. Die ganze Sache, die sich da gerade vor ihnen zusammenbraute behagte ihm ganz und gar nicht. Schließlich fasste er einen Entschluss und drehte sich zu seinen Begleitern. "Was auch immer da auf uns zukommt. Es gefällt mir überhaupt nicht und ich denke wir sollten es umgehen wenn wir irgendeine Chance haben!" Er drehte sich nach links und rechts und sprach dann weiter. "Wir sollten uns im Unterholz verstecken, vielleicht sogar einen Umweg gehen. Folgt mir!" Mit diesen letzten Worten drehte er nach links ab, weg von der Straße.
Es gelang den drei Reisenden mit ihren Pferden im Unterholz zu verschwinden und so weit hinein zu reiten, dass sie nicht weiter gesehen wurden. Zwar schnaubte Gretlins Pferd kurz, aber über den ohrenbetäubenden Lärm, der durch das vorbeiziehende Heer verursacht wurde, war nichts zu vernehmen. Das Mädchen stand mit weit aufgerissenen Augen und leicht geöffnetem Mund wie erstarrt da.

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Leif konnte die im Mondlicht glänzenden Rüstungen ausmachen, die blauen Banner der Franzosen. Er konnte wohl an die 50 schwerstbewaffnete Ritter erkennen, muskulöse Schlachtrösser, für den tödlichen Kampf und nichts weiter gezüchtet, dahinter ein Heer aus unzählbaren Fußsoldaten.
Leif seufzte tief und sprach dann, auch um Gretlin ein wenig von ihrer Überraschung zu nehmen. "So sieht es aus in diesen Tagen und man kann wenig dagegen tun. Ein Konflikt wie dieser war nur eine Frage der Zeit." Leif machte sich schließlich wieder bereit als das Heer vorbeigezogen war. "Nun denn, wir müssen weiter, denn unsere Auflage in diesen Nächten ist eine Andere." Im Stillen fragte sich Leif jedoch was wohl Alida und Lilliana über die Dinge dachten, die hier gerade passierten. Zugegeben sie waren gerade nicht in Flandern aber der Salubri war sich sicher, dass sie sich für die Neuigkeit, dass ein gut ausgerüstetes Heer in Richtung Flandern unterwegs war, interessierten.



Es dauerte eine weitere Woche bis die die Tore von Calais erreichten. Sie waren noch des Öfteren an Fußtruppen vorbei gekommen, die zu dem großen Heer aufstoßen wollten. Die Stimmung in der Stadt war bedrückt, feindselig und man verwehrte ihnen bereits an den Toren den Zugang zur Stadt. Der bärtige Mann und seine fünf weiteren Wachleute ließen nicht mit sich reden. „Ohne Papiere keinen Zugang! Und wenn ihr nach England wollt, braucht ihr es ohne Papiere auch nicht zu versuchen. Kein Schiff würde euch mitnehmen!“

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Klar nie würde es einmal einfach sein. Leif ließ sich von dem ganzen aber nicht die Stimmung vermiesen. Gut der Mann wollte Papiere? Dann sollte er solche bekommen. Leif zog sich mit seinen Begleitern in aller Ehrerbietung zurück und sprach dann mit John und Gretlin. "Gut dies ist ein kleines Hindernis. Aber das wird schon. Sie wollen Papiere und wir werden Ihnen Pakete liefern. Ich werde über die Stadtmauern klettern und uns irgendwo die benötigten Papiere stehlen oder fälschen sobald ich in der Stadt bin. Das sollte funktionieren." In noch der gleichen Nacht machte Leif sich daran die Stadtmauern von Calais zu erklimmen.
Leif gelang es mit Mühe in die Stadt zu kommen. Die ständig patrouillierenden Wachen machten es ausgesprochen schwer ins Innere zu gelangen und vorsichtig hangelte er sich von Mauervorsprung zu Stein, zu Gebüsch, zu Schatten. Schließlich war es ihm jedoch gelungen. Er war drinnen. Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Auch hier waren die Häuser verbarrikadiert, kaum jemand war auf der Straße und wenn überhaupt dann nur kurze Zeit und in Begleitung.

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Der Nordmann schaute sich um. Eine Taverne würde ihren Zweck erfüllen, ebenso eine Unterkunft in der Betten für die Nacht vermietet wurden oder auch ein Bordell.
Er erkannte eine heruntergekommene Taverne in wohl 200 Schritt Entfernung. Ein Schild über der Tür zeigte einen Apfelbaum. In verwaschenen Lettern stand darunter. ‚De Appel felt nit weit vom Stam‘. Das Gasthaus war nicht beleuchtet, drinnen brannte nur spärlicher Kerzenschein. Er trat ein und fand sich in einer kleinen Wirtsstube wieder. Ein dicker Wirt spielte hinter der Theke mit einem anderen Mann Karten. Er grummelte in Leifs Richtung. „Wir haben geschlossen. Kommt in einigen Monaten wieder, wenn ihr euch dann noch unter den Lebenden befindet.“

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Die Stadt litt bereits jetzt unter dem aufkeimenden Konflikt und irgendwie macht das Leif betroffen, erinnerte es ihn doch an die Starre in der sich Brügge bis vor kurzem befunden hatte und zum Teil immer noch manchmal befand. Leif überlegte, dass ein freundlicher Ansatz vielleicht trotz allem die besten Ergebnisse erzielen würde. "Verzeiht guter Mann. Ich will euch gar nicht lange stören. Ich habe nur gedacht dies ist eine Taverne und ich war auf der Suche nach ein paar Informationen. Ich suche nach einem Ort an dem man sich etwas 'Erleichterung' verschaffen kann, wenn ihr versteht, was ich meine." Er zwinkerte dem Wirt zu. Ich kann euch mit purer Münze bezahlen oder euch untersuchen mit garantierter Linderung eurer Gebrechen, da ich Medikus von Brief bin um für die Information zu bezahlen." Leif lächelte freundlich um dann im Plauderton weiterzusprechen. "Wahrlich eine interessante Stadt wenn man gute Bekannte braucht um das örtliche Bordell zu finden. Was ist hier passiert, guter Mann?"
Der Wirt musterte den Eingetretenen misstrauisch. „In dieser Stadt geschieht das, was in jeder Stadt vor sich geht. Wir versuchen uns vor dem beginnenden Sturm in Sicherheit zu bringen. Selbst wenn die Heere, wer auch immer da mitkämpfen mag, noch nicht hier vor unseren Toren stehen, so weiß man doch nie, welche reiche Stadt sie als nächstes plündern, wenn ihr Beutezug nicht so erfolgreich verlaufen ist, wie sie vielleicht gehofft haben. Es kommen keine Reisenden mehr. Deshalb hab ich meinen Koch und die Schankmägde entlassen und hab geschlossen. Bordelle gibt’s auch keine mehr. Viel zu viel Schiß, dass die Obrigkeit sich einmischt. Im Moment haben die es mit ihren Papieren und welches leichte Mädchen läuft schon mit Papieren durch die Gegend?“ Er grinste seinem Mitspieler zu.
"Trotzdem ist dies eine Handelsstadt und ein Knotenpunkt für Reisende nicht wahr? Man kann ein edles Kriegsross zwar vor einen Pflug spannen wenn die Not es verlangt, aber trotz allem wird es immer ein Kriegsross bleiben. So oder so, guter Mann, ich wünsche euch, dass die Situation der Belagerung bald vorbei ist und wieder Leben und klingende Münze in eurer Stube Einzug halten." Leif machte einige Schritte durch die Stube und schien das Innere zu betrachten. "Ihr habt mir mit diesen Informationen bereits geholfen, guter Mann, was wollt ihr als Entlohnung? Münzen oder Heilung? Wählt rasch denn ich werde mir diese Nacht noch woanders eine Unterkunft suchen müssen und morgen im Zweifel meine Papiere erneuern wenn hier alles nur mit Papieren funktioniert."
Der Mann zog misstrauisch eine Augenbraue in die Höhe. Seine Hand schnellte unter den Tisch als Leif sich näherte. „Ich brauch weder Heilung noch Geld für das Gewäsch, das ich den lieben langen Tag von mir geb‘. Ich hab doch gesagt, wir haben geschlossen!“ Sein Ton war fest.
Plötzlich erklang von hinten, anscheinend einem anderen Raum, dessen Tür im Schatten lag eine lachende Stimme: „Rudi! Bring uns noch ne Runde Bier, ja?“ Der Wirt sah zur Theke hinab, verbarg sein kopfschüttelndes Haupt in seiner großen Pranke und seufzte über so viel Blödheit. Er warf einen Blick Richtung Leif und begann dann sechs Tonkrüge voll zu zapfen. Fast entschuldigend sah er zu Leif. „Verzeiht…“

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BeitragVerfasst: Fr 10. Jul 2015, 15:18 
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Leif schaute den Mann nur kopfschüttelnd an. Pure Enttäuschung war auf seinen Gesichtszügen zu lesen. Mit immer noch freundlicher aber weit distanzierteren Stimme als zuvor wandte er sich noch einmal an den Wirt. "Wenn ihr mich, aus welchen Gründen auch immer nicht bedienen wollt, dann sagt mir das wenigstens ehrlich ins Gesicht. Ich denke soviel Respekt verdient ein jeder einfache Reisende der in eure Stadt kommt. Aber vielleicht geschieht es Calais ja ganz recht was hier passiert, wenn Offenheit und Freundlichkeit auf diese Art entlohnt werden. Guten Tag Meister Wirt." Leif hatte genug von dem Mann und ging wieder hinaus auf die Straße um weitere Überlegungen anzustellen. Gut er brauchte Papiere und glaubhaft waren diese Papiere immer nur mit einem Siegel. Wahrscheinlich war dieses aber im Besitz des Vogtes, eines Kommandanten oder dergleichen. Nun denn es machte keinen Unterschied er brauchte noch mehr Informationen und wandte sich dem Hafenviertel zu. Die Gerüche wurden sofort strenger, als Fisch und Dung in seine Nase stieg. Das ganze wurde von dem Regen noch verschlimmert, während der Nordmann leise fluchend seinen rechten Stiefel in einer unappetitlich aussehenden Pfütze versenkte. Hier war er richtig und hielt die Augen auf. Der Wirt meinte zwar alle Bordelle waren geschlossen, aber vielleicht hatte er auch in diesem Falle einfach gelogen. Selbst wenn nicht, dachte sich Leif im Stillen es gab immer irgendwie Prostituierte und leichte Mädchen die sich ein paar Münzen verdienen wollten. Recht und Gesetz spuckte auf sie also spuckten sie im Gegenzug auf die Dinge die Recht und Gesetz ihnen vorschreiben wollten. Leif hielt nach einem solchen Mädchen Ausschau und hoffte ein paar mehr Informationen darüber zu erhalten was hier eigentlich gerade vorging.

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