Do 30. Jul 2015, 15:24
Gretlin entschied sich relativ rasch dazu, ihr Zimmer in der Herberge aufzusuchen. John saß noch eine Weile auf dem Baumstamm, starrte in die Glut des Feuers. Dann sah er sich noch einmal um, dass keiner in der Nähe war und richtete das Wort an seinen Meister. Das Gesicht war wieder die Maske, die Leif so gut kannte. „Die Malkavianerin ist ausgesprochen vertrauensselig. Das ist eine riskante Eigenschaft für eine Kainitin. Ich hoffe, es bringt dich nicht in Schwierigkeiten, Leif. Sie vergisst zwar anscheinend tatsächlich alles, wie man unschwer an ihren Reaktionen ablesen kann, aber dennoch verfügt sie über interessantes Detailwissen. Vom Dialekt her dürfte sie aus Franken oder Nassau stammen, zu Lebzeiten hat sie etwas mit dem Königshof der Deutschen zu tun gehabt. Dieses Detail dient uns leider nicht all zu viel. Im Gegensatz zu den Fürsten der anderen Länder tendieren die Deutschen dazu in regelmäßigen Abständen ihren gesamten Hofstaat einzupacken, auf ihre Pferde zu verpacken und im nächsten Fürstentum wieder aufzuschlagen.. Eine interessante Art und Weise für einen Fürsten immer präsent zu sein, findest du nicht? Aber so aufwendig… Gretlin, so schätze ich, dürfte nicht länger als 50 oder 60 Jahre Kainitin sein. Sofern sie nicht eine phänomenale Schauspielerin ist und ich mich unvorstellbar irre, sollte es keine allzu große Herausforderung sein, sie für die Ziele von Brügge zu motivieren. Oder deine Ziele…“ Wieder breitete sich ein schmales Lächeln über seine Züge aus.
„Ich gebe dir Recht was deine Einschätzung mit Gretlin angeht. Gute Arbeit, danke. Behalte sie bitte im Auge. Ich glaube ihr diese ganze Sache mit dem Brief noch nicht so ganz der plötzlich nach England muss. Ist ein wenig viel Zufall oder?“ Die Betonung des Salubri ließ keinerlei Zweifel daran, dass er eigentlich keine Antwort auf die Frage erwartete. „Sie hat genug Geheimnisse und ihre verwirrte Art hilft wohl meistens darüber hinwegzutäuschen. Wir müssen einfach vorsichtig sein.“ Leif war inzwischen fertig und verstaute die blutige Kleidung in einem Rucksack. „Wir haben hier ein Zimmer oder? Denn ich denke wir sollten nicht vor morgen Nacht aufbrechen oder was sagst du John?“
John sah zum Horizont, der sich bereits gräulich färbte. „Morgen Nacht sollte ein geeigneter Zeitpunkt sein um aufzubrechen. Ich werde, sofern es dir recht ist, morgen früh ein Schiff suchen, das uns übersetzen kann. So sollte einer Abreise nichts im Weg stehen.“
Die beiden Männer betraten schließlich die Herberge. Durch eine mittlerweile leere Gaststube gelangten sie zu den Zimmern der Gäste. Der Schankraum war außergewöhnlich dreckig. Überall standen leere, umgeworfene Flaschen, Teller auf denen sich Essensreste stapelten, ein angegessener Apfel. In einer Ecke lag ein altes, hässliches, löchriges Paar Stiefel. Der Boden war schlammig und die Dielenbretter lose. John ging voran und führte seinen Herren in ein ruhiges Zimmer im Keller. „Leider waren nur noch die allerletzten Zimmer hier in der kalten Dunkelheit frei. Wie schade…“
Leif war von dem Anblick des Gasthauses nicht sonderlich überrascht oder abgestoßen. Er hatte auf seinen Reisen schlimmeres gesehen – sowie besseres aber das spielte im Moment keine Rolle. Dann betrat er das Zimmer mit seinem Ghul und wartete bis fertig war mit sprechen. "...Wie Schade in der Tat." Auch wenn Leicht nicht grinste konnte man doch von seinem Tonfall annehmen, dass er es zumindest innerlich tat. „Danke John das ist eine großartige Idee.“ Leif griff unter sein Wams und gab ihm die für ihn gefälschten Papiere. „Damit solltest du es etwas leichter haben. Am besten treffen wir uns direkt im Hafenviertel sobald wir aufgewacht sind. Die Wache könnte ansonsten vielleicht Problem verursachen und genau das wollen wir umgehen.“ Leif überprüfte das Zimmer kurz, bezüglich der Tatsache ob es als Zuflucht taucht und würde es sich dann auf dem wohl flohzerfressen Bett, dass man eigentlich ehr ein Gestell nennen müsste bequem machen. „Gute Nacht John.“
Es dauerte nicht lang bis Leif die bleierne Müdigkeit spürte, die ihn übermannte.
In der nächsten Nacht wurde er von lauten Stimmen geweckt, die in der Gaststube sangen und stampfenden Schritten, von tanzenden Stiefeln über ihm. Leif packte seine Sachen zusammen und betrat schließlich die mittlerweile wieder aufgeräumte Gaststube. In einer hinteren Ecke erkannte er seinen Ghul und das Mädchen, die sich erneut angeregt unterhielten. Gretlin lachte und zeigte dabei ihre weißen Zähne. John deutete eine Verbeugung an, als hätte er ein Kunststück oder ähnliches präsentiert. Die beiden erkannten und begrüßten ihn.
Jahn hatte bereits seine Habseligkeiten zusammen gerafft und neben sich verstaut. Er berichtete kurz, dass er ein Schiff, die „Mertin“ gefunden hatte, die in drei Stunden auslaufen würde.
Leif kommentiere die Tatsache das John hier war und nicht im Hafenviertel auf sie wartete nicht weiter. Im Grunde wusste der Ghul eigentlich immer was er tat. Er nickte beiden zu und sagte dann recht kurz angebunden. „Sollten wir gehen oder lieber warten bis uns noch einer der anwesenden Gäste hier versucht abzustechen?“ Er machte sich in jedem Falle auf den Weg nach draußen und wartete bis seine beiden Reisebegleiter folgten, während er die kühle und besonders im Gegensatz zu drinnen frische Nachtluft einsog. Leif konnte sich eines Gedankens nicht erwehren, denn er hofft ernsthaft und zu seiner eigenen Überraschung, dass Konstanze ihr Mädchen gefunden hatte oder es sich selbst hatte befreien können.
John trat näher an seinen Meister heran. „Leif. Ich war überrascht. Heute im Laufe des frühen Abends war ein Mädchen in der Herberge. Hübsches, junges Ding, blond. Sie hat das hier für dich abgegeben.“ Der Ghul drückte ihm ein in ausgewaschenes Leinen gehülltes schweres Paket in die Hände. Beim Aufschlagen des Stoffes konnte der Salubri sofort erkennen um was es sich handelte. Vor ihm lag seine Axt, gereinigt und im Mondlicht glänzend. Daneben ein kleiner Beutel, bis oben angefüllt mit Silbertalern.“ Der alte Mann an seiner Seite zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
Leif atmete einmal tief durch ohne etwas zu sagen. "Die hatte ich verloren." Die Gefühle des Nordmannes waren im Konflikt über diese Geste. Leider war er zu sehr Pragmatiker um sie abzulehnen und steckte das Gold ein während er die Axt an seinem Gürtel befestigte. Der bittere Nachgeschmack der blieb war der, dass er nicht wusste wie Konstanze seine Zuflucht gefunden hatten. Aber er schob diesen Gedanken beiseite und lächelte, wohl ein bisschen gezwungen und sprach dann seine Begleiter an. "Also los." Mit diesen Worten drehte er sich um und bewegte sich in Richtung Calais.
John quittierte seien Antwort mit einem stoischen Blick. Leif, der seine Axt verloren haben sollte? Während sie sich auf den Weg in die Stadt machten und es ihnen ohne große Schwierigkeiten gelang die Torwächter zu passieren konnte Leif laute Rufe ausmachen. „Der Krieg ist aus. Der Krieg ist aus.“ Einige Männer waren auf Pferden angeritten gekommen, schwangen sich aus den Sätteln und riefen laut ihre Nachrichten aus. Einige umstehende Passamten verfielen in einen Freudentaumel und umarmten die Glücksboten
Der Krieg war aus dachte sich Leif überrascht? Das waren gute Neuigkeiten in der Tat und das lag nicht nur an der Tatsache, dass es weniger Gemetzel gab, sondern vor allem daran das die Leute wohl weniger paranoid reagieren würden. John ignorierte er bezüglich der ganzen Geschichte mit dem der Axt. Vielleicht hatten sie irgendwann später die Gelegenheit darüber zu sprechen. Mit Erwartung und Vorsicht ging Leif schließlich in Richtung des Stadttores von Calais.
Gretlin wandte sich kurz zu den beiden Männern. „Entschuldigt mich. Ich folge euch gleich. Sie lief zurück Richtung Stadttor.“
Leif und John fanden die Hafenmole recht zügig, an der das Schiff wenige Stunden später ablegte. Gretlin folgte in wohl dreißig Minuten Abstand. Ganz im Gegensatz zu der gefährlichen Überfahrt wenige Jahrzehnte zuvor war das Meer ruhig, der Wind verlieh ihnen zusätzliche Geschwindigkeit und das Schiff schoss wie ein Pfeil dahin. Gretlin stand vorne am Bug der Mertin, malte die Klippen in ihr Notizbuch und unterhielt sich dann und wann mit einem der Seemänner in fast perfektem Englisch, jedoch mit einem ungewohnt näselnden Akzent. Dennoch dauerte es bis in die frühen Morgenstunden bis sie den Hafen von Dover erreichten. Viel hatte sich hier verändert: alles war auf Krieg programmiert. Man fand Schmiede, die Rüstungen notdürftig reparierten, Halsabschneider, die sich als Wundärzte priesen, Schlachter, die den verletzen Tieren den Gnadenstoß versetzten und sei danach weiter verarbeiteten. Das Dover von früher war kaum wieder zu erkennen. Not und Elend hatten Einzug gehalten.
Leif war zu seiner eigenen Überraschung ein wenig bestürzt die Stadt in einem solch jämmerlichen Zustand vorzufinden, aber Krieg half in seltensten Fällen die Situation zu verbessern. Abgesehen davon wenn man der Gewinner war natürlich. Nun denn der Morgen war nicht mehr fern. „John, Gretlin, wenn wir irgendwie können würde ich gerne eine Zuflucht außerhalb Dovers finden. Außer du hast einen Einwand John. Schließlich hast du hier mal gelebt.“ Die Augen des Salubri trafen die von seinem Ghul und offenbarten so viel mehr an Gefühlen und unausgesprochenen Gedanken als Worte je fassen konnte. Dann sprach er weiter. „Dann würde ich vorschlagen, dass wir uns ab morgen Nacht nach Richmond durchschlagen.“ Sein Blick fiel plötzlich auf die Kainitin die ihn begleitete. „Gretlin wo musst du eigentlich genau hin? Immerhin sind wir jetzt in England.“
Gretlin nickte bei seinem Vorschlag für eine Zuflucht zur Nacht. Sie wirkte etwas verwirrt als er seine Frage stellte. „Nach Richmond. Zu jemanden namens Will Adale. Allerdings habe ich keine Ahnung, wo dieses Richmond liegt“
"Ich auch nicht Gretlin. Aber lass und erst einmal eine Zuflucht für heute Nacht finden." Ohne weitere Worte begann Leif sich umzusehen. Richmond. Er kann die Städte von England ein wenig, zumindest die, die es zur Zeit der Invasion von Knuts Vater Sven Gabelbart gegeben hatte, aber Richmond wirkte nicht vertraut. Sie würden sich durchfragen müssen.
Die kleine Gruppe begann sich nach einer Herberge und nach einer Stadt namens Richmond zu erkundigen. Die Bewohner Dovers waren jedem äußerst misstrauisch gegenüber eingestimmt doch gelang es Leif aufgrund seines charismatischen Äußeren die Leute um Hilfe zu bitten. Richmond, das konnte Leif nach langem und beschwerlichen Nachfragen schließlich in Erfahrung bringen war eine Stadt hoch oben im Norden Englands in North Yorkshire. Es war deutlich einfacher eine Herberge zu finden. Allerdings, so kündigte der Wirt an, würden sich die Preise in den nächsten Wochen wohl verzehnfachen, da aufgrund der heimreisenden Krieger die Nachfrage nach Zimmern drastisch steigen würde.
Leif beschloss sich um die Preise der Herbergen Gedanken zu sobald es soweit war. Im Moment bezahlte er das Zimmer von dem Silber, welches er von Konstanze erhalten hatte. Wie gesagt er war schon immer pragmatisch gewesen, egal was vorher gewesen sein mochte. Der Norden also dachte sich der Salubri grimmig. Sie stießen weiter in das die Baronien von Avalon vor als ihm lieb war, aber er hoffte dass sie sich nicht mit anderen Kainiten auseinandersetzen mussten.
Die Reise der kleinen Gruppe verlief recht ruhig. Das Land, so erkannte Leif war ausgeblutet, die Bevölkerung verarmt. Ritter oder einfache Soldaten, die teilweise auch dem Schutz der Bevölkerung dienten, sah man so gut wie nie. Dafür jedoch geplünderte Höfe, verbrannte Felder. Neben dem Krieg, so mutmaßte Leif mussten auch politische Gegebenheiten eine Rolle spielen, da es überall im Land ähnlich aussah. Sie übernachteten in Herbergen oder verfallenen Bauernhöfen ohne groß aufzufallen. Und wenn es doch einmal zu Schwierigkeiten kam, verhalf Leifs Instinkt der Gruppe das Schlimmste zu vermeiden.
Gretlin war still, taute jedoch jedes Mal, wenn John sich um sie bemühte auf, lachte, erzählte Geschichten ohne genau zu wissen, ob diese einen Kern Wahrheit enthielten oder nur aus einem ihrer Bücher stammten. Sie notierte in ihr Buch, wann immer es ihr möglich war. John, der England gut zu kenne schien, schlug Routen vor, die in der nächsten Nacht begangen wurden.
Sie waren mittlerweile an die zwei Wochen gewandert. Das liebliche England des Südens, mit seinem warmen Klima lag langsam hinter ihnen und machte dichten Wäldern, grünen Hügeln und von Schafen bevölkerten Weiden Platz. Es fiel Leif schwerer und schwerer Beute zu finden und seinen Durst zu stillen.
Je weiter sich ihre Gruppe von der Küste bewegte und ihre Richtung gen Norden einschlug desto heimischer fühlte sich Leif in dieser Region lustiger weise. Hier, nicht genau hier, aber einen Ort ähnlich diesem hatte Leif schon besucht. Damals als sie England mit ihren Schiffen eroberten bis hin zu Themse auf der Suche nach neuem Land und Siedlungsgebiet. Leif schüttelte diese Gedanken kurz ab und er realisierte etwas das ihn kurz schaudern ließ. Auch wenn es hier überall schlimm aussah, den Pfad der Zerstörung den Knuts Armee hinterlassen hatte war...weit zerstörerischer gewesen auch wenn die Farmen und Höfe danach alle wieder aufgebaut wurden, nur eben mit Wikingern. Nur aufkeimende Freundschaft, so es denn eine war, kommentierte Leif wortlos und versuchte auch nicht diese zu verhindern. Schließlich und endlich hoffte er aber am Ort seiner Bestimmung irgendwann eh früher als später anzukommen.
Leif bemerkte, dass sich die Nacht, die sie bisher gut vorangekommen waren, dem Ende zuneigte. Der Himmel begann sich langsam zu verfärben und weit und breit war nirgendwo ein Haus oder ein sonstiger Unterschlupf zu erkennen. Gretlin sah sich nervös um und John murmelte mehrmals fast entschuldigend: „Vor nicht mal zehn Jahren gab’s hier noch Häuser…“ Das Mädchen klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen, John. Wir finden schon was Passendes. Wir sind ja nicht anspruchsvoll.“
"Wir sind nicht anspruchsvoll, aber auch nicht sonnenfest." bemerkte Leif nur trocken, machte sich aber bereit auf die Such nach einem Unterschlupf für die kommende Nacht.
Schließlich erkannte Leif einen Hügel in einigen Meilen Entfernung und darauf ein mächtiges Gebäude. „Fountain Abbey…“ quittierte John, der in Leifs Richtung sah die Szenerie und man sah das plötzlich aufkeimende Leuchten in den Augen des Mädchens. „Ein Kloster?“
Leif schien ernsthaft mit sich zu hadern, entschied sich dann aber wohl doch. ""Einen Versuch ist es in jedem Falle wert. Wir sollten uns beeilen um vielleicht noch im Zweifel noch etwas Zeit für andere Alternativen zu finden." Mit diesen Worten ging er in Richtung des Klosters.
Sie mussten den steilen Hügel erklimmen und erreichten schließlich das große Eichenholztor just in dem Moment in dem ein heftiger Regenschauer auf die Ankömmlinge nieder zu prasseln begann.
Am Tor hielten zwei Wachmänner Stellung, die sie musterten und ihnen eine gute Nacht wünschten.
Leif liebte Regen brachte es für ihn seinem untoten Zustand nunmehr nur noch Frische und keinerlei Kälte oder Unbehagen mehr. Allerdings war dies im Moment zweitrangig, brauchten sie doch einen Unterschlupf. "Guten Abend, oder sollte ich besser sagen Guten Morgen? Wir sind Reisende auf der Suche nach einer Herberge. Ich hoffe wir sind hier nicht gänzlich falsch." Leif versuchte das Verhalten der Männer bei ihrer Antwort zu deuten.
Der Wachmann lächelte gutmütig. „Das hier ist ein Kloster, guter Mann. Keine Herberge.“
"Dann muss ich mich wohl für meine Anmaßung Entschuldigen." Mit eben jener Antwort drehte er sich auch schon um und ließ die Augen über seine Umgebung schweifen. Vielleicht gab es ja irgendwo eine Höhle oder im Zweifel sogar ein Gewässer in welchem man sich versenken konnte. Falls alle Stricke rissen würde Leif ein Loch graben müssen und hoffen dass die Erde weich genug wäre um sich dick genug einzugraben.
Gretlin schüttelte verwundert den Kopf als sie Leifs Reaktion sah, zuckte mit den Schultern und wandte sich selbst an die Männer. „Verzeiht, dass wir zu so später Stunde stören, aber wir scheinen uns verlaufen zu haben. Wir kommen aus Boroughbridge und sind auf dem Weg in den Norden. Gibt es eine Möglichkeit für Reisende in diesem Kloster zu nächtigen, guter Mann?“
Der Angesprochene nickte. „Reisende und Hilfsbedürftige sind gegen eine kleine Spende für unseren Heiligen Edmund, sofern es ihre Börse gestattet, immer gern willkommen.“ Er deutete einladend nach Innen. Gretlin sah Leif fragend an. Er konnte sich noch immer entscheiden wieder zu gehen.
Linguistische Haarspaltereien waren Leif schon immer ein Graus gewesen. Leute sollten sagen was sie wollten und sich klar ausdrücken. Immerhin war er der der die Fremdsprache sprach und nicht der Wachmann, weswegen er sich von Gretlin und John verabschiedete. "Ich sehe euch später wieder, vorher muss ich noch auf die Suche nach einer Herberge gehen. Spätestens morgen Nacht treffen wir uns dort wieder von wir uns entschieden haben hierher zu gehen." Mit diesen gesprochenen Worten ging Leif vom Kloster weg. Sie hatten seine Neugier erfasst. Er wollte noch immer hier unterkommen, dieses mal aber nach seinen Bedingungen weshalb er über die Klostermauern klettern würde. Es hatte den Vorteil, dass er noch Geld sparen würde.
Sowohl Gretlin als auch John sahen ihn etwas irritiert an, dann griff der Ghul jedoch nach dem Mädchen und zog es weiter. Er hatte verstanden. Einer der Wachmänner führte die beiden ins Innere des Klosters. Leif trat von der Pforte weg und entfernte sich
Der Nordmann begab sich außer Sichtweise der Wachen des Klosters und begann da der Mauer hochzuklettern. Es war kein einfaches Unterfangen, aber durchaus machbar und nach kurzer Zeit und ohne gefährlichen Zwischenfall war er oben angekommen. Grimmig fragte er sich im Stillen ob seine Landsleute diesen Ort seinerzeit geplündert hatten.
Weder die Steine noch der Wind gaben ihm eine Antwort auf seine Frage. Er blickt ein den verschachtelten Hof, die Gemäuer, den Kreuzgang, die Schlafsäle, den Speisesaal. Dort stieg eine dünne Rauchwolke aus einem Kamin. Das Kloster war mächtig. Eher eine Festung als ein geistliches Gebäude.
Leif würde sich durch die Gänge schleichen, auf der Suche den Gästequartieren in denen wohl John und Gretlin untergebracht worden waren.
Er durchschritt das große Eingangsportal und fand sich in einer dunklen Säulenhalle wieder. Das Gewölbe über ihnen war atemberaubend gearbeitet und voller Kunstfertigkeit
Es gelang Leif sich den Weg zu merken. Soweit er vermuten konnte, war alles hier so konzipiert, dass ein Teil des Gebäudes im Inneren des Berges eingebaut war um die Kälte des Winters besser draußen halten zu können. Er vernahm plötzlich von draußen kommend das Geräusch von Fußschritten auf schlammigem Grund. Er hörte die ängstliche Stimme von Gretlin. „Wohin bringt ihr uns, guter Mann?“
Jemand, dessen Stimme Leif nicht kannte, antwortete, in seinen Bart nuschelnd, „zu Euresgleichen, Mylady.“ Dann war es wieder still.
Leif spitze die Ohren und wurde in einem Augenblick noch vorsichtiger als eh schon. Mit leisesten Schritten und absoluter Aufmerksamkeit folgte er den Schritten des Wachmannes und Gretlin. Nun ja sie hatten zwei Wochen Ruhe gehabt, dachte er sich im Stillen. Es war wohl nun Zeit für ein wenig neue Aufregung.
Als es Leif schließlich gelungen war das Gebäude wieder zu verlassen fand er sich im strömenden Regen wieder. Er sah keine Menschenseele, bemerkte jedoch die Spuren der Passanten im Matsch. Hier waren Leute erst vor einer Minute vorbei geschritten. Vorsichtig schlängelte er sich durch den Hof, nahm jeden Schatten wie eine zweite Haut an, verbarg sich in der Nacht und war fast unsichtbar. Zu guter Letzt führten ihn seine Schritte vor das prächtige Portal eines schönen Gebäudes: Die Refugien des Abtes, so vermutete Leif. Er befand sich noch im Schatten als die Tür wieder aufgerissen wurde und ein großer breitschultriger Mönch mit dunklem Bart heraustrat und zurück zum Speisesaal schritt.
Den Spuren folgenden würde er sich in die Refugien des Abtes begeben, während er darauf Acht gab so wenige Spuren wie möglich durch Matsch oder tropfende Kleidung zu hinterlassen.
Der Salubri schritt durch die Gänge. Feine weiche Wandteppiche waren an den Wänden angebracht, die das Werk Gottes lobten.
Am Ende des Flures befand sich eine verschlossene Tür. Dahinter, so vermutete er, waren die Privatgemächer des Abtes. Als er sich näherte hörte er ein lautes schallendes Lachen, das gar nicht abzuebben schien. Dann ein halb ersticktes Prusten „John Constantine??? Ich glaube es nicht! Dass ich diese Freude noch erleben darf.“
Mit aller Vorsicht und unter zu Hilfenahme seiner Auspex Kräfte lauschte Leif dem Gespräch. was sich hier abspielte war in jedem Falle interessant und er wollte sich nicht davon entgehen lassen. Ein alter Bekannter aus Johns Jugend? Nun da stellte sich im Moment nur die Frage ob es sich um einen Kainiten oder einen Ghul handelte. Leif hoffte im Stillen fast, dass es sich um einen Kainiten handelte den mit den Dienern der Untoten hatte er in den letzten Tagen bereits mehr als genug zu tun gehabt,