Vampire: Die Maskerade

Leif setzte sich auf den angebotenen Schemel und ließ sich langsam nieder. Er suchte den Blick des Brujah. "Ich bin mir unsicher wie sehr es meinem Bekannten gefallen würde, wenn ich seinem Namen einfach überall erwähnen würde. Allerdings sollte das ja keine Rolle für einen möglichen Verkauf spielen." Leif bot Trajan noch einmal das Schmuckstück zur Untersuchung an. "Also? Seid ihr interessiert?"
Der Brujah zog die Broche näher zu sich heran und beäugte sie genauestens. Prüfend musterte er jede Kerbe, jeden Winkel, die alten Buchstaben.
„Ein wunderschönes Stück… Wenn mich nicht alles täuscht aus den Zeiten der Konsulschaft von Cicero.“ Er seufzte ein Mal kurz. „Ich glaube euch… Eure Geschichten mit dem Bekannten und so weiter. Ich biete euch zwei Goldstücke für das Heereszeichen.“
Leif gelang es den Preis ein wenig in die Höhe zu treiben und man einigte sich auf vier Goldstücke. So konnte sich Leif gewiss sein, dass dem Brujah ein gutes Geschäft gelungen war und er dennoch einen halbwegs angemessenen Betrag erzielt hatte.
Der Mann erhob sich schließlich mit einer beruhigenden Geste.
„Auf gelungene Geschäfte sollte man anstoßen, pflegte mein Vater immer zu sagen. Wartet einen Moment hier. Ich habe irgendwo im Keller noch einen alten Roten, den man entkorken sollte. Wer weiß, welche Zeiten noch kommen, nicht wahr?“ Er trat zur Tür. „Ich werde den vereinbarten Preis besorgen. Es wird nur einige Minuten dauern.“ Er verließ den Raum mit einem Nicken.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri

Den Namen Cicero kannte sogar Leif und er hörte Armenius aufmerksam bei seiner Beschreibung des Schmuckstücks zu. Der Handelsprozess war sehr viel ruhiger als er gedacht hatte und schließlich kamen sie sogar zu einer zufriedenstellenden Übereinkunft. Leif nickte irgendwann und schlug ein. "Es freut mich mit euch Geschäfte zu tätigen." Während dieser ganzen Zeit ließ er seinen Blick über die Mosaike die den Raum schmückten schweifen und suchte nach einem Löwen. Unter dem Auge des Tieres würde er den von Trajan gesuchten Gegenstand finden. Leif lächelte seinen Gesprächspartner an. "Ich bin gespannt auf was immer ihr anzubieten habt mein Freund." Leif ließ den Blick weiter unschuldig schweifen und sobald Armenius den Raum verließ, würde er sich daran machen das Geheimversteck zu finden. Zu diesem Zweck aktivierte er die feinen Sinne seines Auspex. Ein übermenschlicher Tastsinn würde ihm sicherlich helfen die kleinsten Unebenheiten einer verborgenen Vertiefung oder dergleichen zu entdecken.

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Leif konnte nirgendwo ein Löwenmosaik entdecken. Schließlich jedoch schob er mit dem Fuß einen Teppich ein wenig zur Seite und konnte die feinen Steine ausmachen, die die Gestalt eines Löwen andeuteten.


Leif untersuchte das Auge und es gelang ihm den Onyx, der die Pupille bildete, mit den Fingern vorsichtig zu entfernen. Nichts war darunter. Erst nachdem er den alten Zement ein wenig zur Seite gekratzt hatte und darunter eine Holzvertiefung ausmachen konnte, konnte er tatsächlich darauf hoffen fündig zu werden. Er zog an einem winzigen Stück Holz, das sich mit etwas Vorsicht entfernen ließ und fand darunter eine gläserne Phiole, nicht größer als der Nagel eines kleinen Fingers, in deren Inneren es dunkelrot schimmerte.



Rasch steckte er das Schmuckstück ein und setzte alles wieder an seinen Platz. Er erhob sich um den Teppich zu Recht zu rücken als Armenius die Tür öffnete und hereintrat. Er sah zu Leif, trat an seine Seite und atmete tief ein. „Die Mosaike sind mein ganzer Stolz. Das sind alles Orginale. Wunderschön, nicht wahr?“

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"In der Tat." Leif bückte sich und ließ seine Fingerspitzen sanft über das Mosaik gleiten. "Ich hoffe ihr habt nichts dagegen, aber die Neugier hat mich gepackt. Leif versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben und nicht an den winzigen Anhänger in seiner Tasche zu denken. Er fuhr vorsichtig über die Mähne des Tiers. "Das ist ein Löwe oder?" Der Salubri schwieg für einen Moment so als müsste er über etwas nachdenken. "Ich habe einmal einen gesehen, in einer Menagerie in Konstantinopel. Leider war er schwach und dünn und hatte wenig mit diesem königlichen Geschöpf zu tun." Leif erhob sich wieder und setzte sich zurück auf seinen Schemel. "Es ist eine Schande, dass solch schöne Dinge wie dieses Mosaik nicht mehr hergestellt werden. Oder eben nicht in dieser Qualität, denn euer Fußbodenschmuck ist in der Tat wunderschön."

(MAN + Ausflüchte; 1 Erfolg)

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„Danke, Danke.“ Der Brujah schien vor Stolz mehrere Zentimeter zu wachsen. Ganz offensichtlich bedeuteten ihm diese Dinge tatsächlich so einiges. „Das ist ein Löwe, ganz recht. Ich habe auch nicht oft einen zu Gesicht bekommen. Bis ins hohe Germanien haben sie die Tiere selten transportiert. Hier oben gab’s in den Arenen nicht genug Publikum als dass es sich den kostspieligen Aufwand gelohnt hätte. Auch damals galt: „Geld regiert die Welt!“ Und hier habt ihr euren Anteil.“ Er reichte Leif einen kleinen Beutel aus grünem Samt in dem die blankpolierten Goldstücke um die Wette glänzten. Dann nahm er erneut Platz, griff nach zwei Bechern und schenkte aus einer bauchigen Flasche eine rote Flüssigkeit ein, die mehr an Honig als an Blut erinnerte. Er hielt Leif den Becher hin. „Auf gute und rechtschaffene Geschäfte, auf Kain, unseren Vater und seine Kinder und auf die Nacht!“ Er stieß an.

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Leif nahm den Beutel entgegen und schaute kurz nach dem glänzenden Inhalt, allerdings ohne diesen zu zählen und ließ das grüne Samt dann in seinem Mantel verschwinden. Er wusste nicht ob es unhöflich war die Bezahlung nachzuzählen oder nicht, also hatte er sich für eine Variante dazwischen entschieden. In Brügge würde er bei nächster Gelegenheit einmal Alida zu all den kleinen Ritualen und Schrullen der Händler befragen. In diesen Zeiten hatte man es so häufig mit Pfeffersäcken zu tun, dass solches Wissen nur nützlich war. Der Nordmann nahm das Glas entgegen um Aroma und Bukett auf seine Sinne wirken zu lassen. Er atmete tief ein um den Duft zu genießen. Dies war wahrlich ein guter Tropfen, ohne jeden Zweifel und etwas wofür ein Kenner sicherlich bereit wäre eine hübsche Summe Geld zu bezahlen. Er prostete dem anderen Mann zu. "Zum Wohl Armenius. Mögen eure Nächte friedlich und eure Geschäfte ertragreich bleiben!" Schließlich kostete Leif von der Flüssigkeit, die er sich noch einige Minuten schmecken ließ um die einzigartigen Aromen so gut es ging auszukosten. Er hatte schon lange nicht mehr etwas so köstliches getrunken. Dann erhob sich der Nordmann. "Ich würde mich nun von euch verabschieden." Er reichte dem Brujah die Hand. "Lebt Wohl." Wenn der andere Kainit nichts mehr hinzuzufügen hätte, würde sich Leif wieder auf den Weg zu Trajan machen.

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Das Blut, das Armenius Leif gereicht hatte war dickflüssig wie Sirup und rann ihm langsam die Kehle hinab. Der Geschmack war intensiv, fast wie konzentriert und eine Mischung aus bitter, schwer und süß. Wer immer auf die Idee gekommen war, menschliches Blut wie ein Winzer abzufüllen, er hatte es vor langer Zeit getan.
Der Brujah reichte Leif zum Abschluss die Hand und brachte ihn zur Tür.
Armenius hielt noch ein Mal inne als er Leif die Pforte zur Verabschiedung öffnete. „Oh, ich hätte beinahe noch etwas vergessen…“ Er zog einen kleinen Beutel hervor. „Das hier hat vor drei Wochen ein Gast bei mir vergessen. Vielleicht mögt ihr etwas damit anfangen. Wenn nicht, verschenkt es einem Bettler oder verbrennt es.“ Und drückte Leif den Gegenstand in die Hand bevor er die Tür schloss. Als Leif den Beutel öffnete, ertastete er das weiche Leder eines Gürtels.



Die kalte Nacht hatte ihn wieder.
Leif fand den Weg zurück mit einiger Mühe, da der Schnee die Fußspuren des Tieres zugeweht hatte. So, das war ihm bewusst, wäre es auch alles andere als einfach, ihm zu folgen.
Es gelang ihm den seltsamen Mechanismus in den alten römischen Ruinen zu betätigen und fand sich im Handumdrehen in den warmen Räumlichkeiten des unterirdischen Geheimverstecks wieder. Leif fand den andere Salubri in der Bibliothek in der er über einem alten Dokument brütete. Er begrüßte Leif als er sich dessen gewahr wurde mit einem warmen Lächeln. „So seid ihr wieder da, mein Freund? Das ist gut.“

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Erleichterung durchflutete den Salubri, nachdem er die Behausung des Brujah verlassen hatte. Zugegeben Armenius war offensichtlich ein guter Mann, aber er machte dem Temperament seines Clans mehr als nur Ehre. Es wäre nicht auszudenken was er mit ihm gemacht hätte, wenn er den Grund seines eigentlichen Besuchs erfahren hätte. Der kleine Anhänger brannte beinahe in seinem Lederwams und als Leif endlich Trajans unterirdische Zuflucht erreicht hatte, legte er ihm das Schmuckstück sofort auf den Schreibtisch. Auch die Münzen in dem Samtbeutel händigte er seinem Gegenüber aus. Der Salubri verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. "Es war haarscharf. " Leif lächelte. "Aber alles ist gut gegangen, auch wenn Armenius ein ausgefuchster Händler ist." Der Nordmann kratzte sich kurz am Hinterkopf, ließ aber den Anhänger nicht aus den Augen. "Worum handelt es sich bei diesem Gegenstand eigentlich Trajan? Ist es die Vitae eines Kainiten?" Leif überlegte. Wenn es sich wirklich um Blut handelte, dann wahrscheinlich um sehr potentes, denn sonst hätte sein aktueller Gefährte nicht all diese Anstrengungen unternommen um es all die Jahre zu schützen. Außerdem musste die Vitae erhebliche Macht beinhalten, wenn ein einzelner Tropfen etwas bewirken sollte. Sein Clansbruder hatte offensichtlich eine ganze Menge an Geheimnissen und zu seiner eigenen Überraschung fühlte sich Leif ein einziges Mal in seinem Leben von diesem Umstand nicht bedroht. Im Gegenteil er war gespannt was er von dem alten Vampir noch lernen mochte.

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Trajan streckte die Hand nach der Phiole aus und griff sacht mit den Fingerspitzen danach. Er hielt sie gegen das Licht des langsam vor sich hin brennenden Wandfeuers und nickte sacht wie in Gedanken verloren. „Ja, es ist die Vita eines Kainiten.“
Dann traf sein Blick wieder Leif und ein Schmunzeln zuckte um seine Mundwinkel. „Und? Wie war das Treffen mit Armenius? Geht es dem alten Haudegen gut?“

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"Ich glaube Armenius geht es sehr viel besser als den meisten anderen Kainiten in diesen Zeiten. Er ist wild, emotional, gebildet und hat doch seine Menschlichkeit über all die Jahre die er offensichtlich schon auf dieser Welt wandelt nicht eingebüßt. Ich glaube unter seiner harten Schale ist ein ehrlicher und guter Kainit verborgen." Leif lächelte und nickte Trajan zu. "Euer Freund hat bei mir definitiv Eindruck hinterlassen und es ist schade das diese Nächte nicht mehr Kainiten wie ihn gibt die die Nächte durchwandeln." Er suchte schließlich den Blick des anderen Mannes. "Gibt es sonst noch etwas? Wollen wir mit dem Training weitermachen, oder soll ich mich für einen Moment zurückziehen."

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