Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
Aktuelle Zeit: Sa 4. Mai 2024, 17:32

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde





Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 211 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20 ... 22  Nächste
Autor Nachricht
BeitragVerfasst: Fr 17. Mär 2017, 17:16 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1417
Leif griff den ihm angebotenen Arm und schüttelte ihn. "Auch euch viel Glück Matthias. Sollten wir es beide hier herausschaffen würde es mich freuen wenn wir unsere Bekanntschaft noch einmal von vorne beginnen. Mir wird langsam klar das ich euch unrecht getan habe." Nachdem der andere Salubri sich schließlich nach Süden aufgemacht hatte, verließ Leif den Unterschlupf und ging nach Norden.

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Fr 17. Mär 2017, 17:16 


Nach oben
  
 

BeitragVerfasst: Fr 17. Mär 2017, 21:14 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1371
Bild
Die Nacht war dunkel und kalt. Frost lag in der Luft und hätte bei Sterblichen den Atem zu kleinen hellen Wolken verwandelt. Leif erkannte niemand im Burghof. Nur die Augen der stets wachsamen Krähen suchten stechend nach allem, was sich bewegte. Ihre kurzen heiseren Schreie wurden von den Wänden wiedergeworfen. Leif fand einen Stein, den er in hohem Burgen über die Burgmauer warf und sofort flatterten einige der nachschwarzen Vögel los um dem Geräusch des Aufpralles zu folgen.
Mit einem Mal hörte Leif wie hastig eine Tür geöffnet wurde und eilige, stapfende Schritte in schweren Stiefeln. Ein Mann kam auf ihn zu. Ihm blieb keine Zeit eine Waffe zu ziehen oder sonst wie zu handeln als er bereits den Schlag einer flachen Hand auf seinem Hinterkopf spürte. „Verdammt! Claude, du alter Schwachkopf, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht mit Steinen nach den Viechern werfen sollst? Ich find diese beschissenen Dinger auch widerlich und würd‘ ihnen am liebsten die Flügel abhacken und sie dann unter meinem Stiefel zertreten, aber Meister Gerhard findet sie nützlich: Also???“ Er wartete keine Antwort ab, sondern stieß Leif noch einmal fest ins Kreuz. „Außerdem hab ich dir befohlen, dein nasses Gewand abzulegen. Du triefst nach dem letzten Regenguss als wärst du gerade aus dem Badezuber gestiegen. Bring deine verdammten Unterlagen ins Archiv und dann hau ab! Ich will dich vorher nicht wieder sehen, …“ Leif konnte hören, wie der Sprecher böse grinste. „…sonst schauen wir mal, was die Krähen so mit dir anstellen können.“ Der Salubri kannte die Stimme ebenso wie die Gestalt, die sich aus der Dunkelheit schälte, an ihm vorbei trat und dann kurz anhielt. „Verdammt, Claude, bist du dort festgewachsen? Du warst ja noch nie der hellste…“ Der Mann, den Leif zum ersten Mal in der Köhlerhütte angetroffen hatte, Leonhardt, seufzte.

Bild

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

BeitragVerfasst: Sa 18. Mär 2017, 16:43 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1417
Leif erstarrte, als die bekannte Stimme ihn das Mark in den Adern gefrieren ließ. Auch den Klaps auf den Hinterkopf realisierte er erst einen Moment nachdem es eigentlich passiert. Normalerweise hätte Leif dem verdammten Tremere gerne eine Lektion erteilt, aber er wusste dass dies im Moment nicht die Priorität war. Wenn es sein musste hatte Leif eine meisterliche Selbstbeherrschung weswegen er den so jung aussehenden Hexer nur mit über den Kopf gezogener Kapuze zunickte und dann schnell in Richtung der Archive ging.

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

BeitragVerfasst: So 19. Mär 2017, 17:23 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: So 21. Jun 2009, 20:25
Beiträge: 1399
Der Mann mit den an den Seiten kurz geschorenen Haaren schritt mit vorgerecktem Kinn und straffer Körperhaltung neben ihm her Richtung Archive. Es war sofort zu erkennen, dass ihm schon seit Jahren die Rolle des Anführers zustand. „Du hast die Mitschriften vom Verhör dieser irischen Hure, Ryanne, oder wie auch immer diese Dämonenbeschwörerin sich nennt? Soll sehr interessantes Zeug mit dabei sein. Ich bin echt gespannt… Auch auf die Analyse ihres Blutes. Meister Gerhard vermutet 6. Oder 7. Generation. Die wär‘ was für mich… Wenn sich sein Verdacht erhärtet, hat er mit diesem Neuzugang, diesem Trajan, einen echt großen Fang gemacht. Dann braucht er ‚Kleinkram‘ wie jemanden der 7. Generation nicht mehr. Überleg dir einmal, wie mächtig uns das alte Blut machen wird! Allerdings müssen wir abwarten bis wir alle Informationen aus dem Alten rausbekommen haben und so wie ich gehört hab, ist der Hund mehr als zäh. Bisher hat er nichts, absolut nichts preisgegeben.“ Er seufzte theatralisch. „Ich hasse es, abzuwarten.“ Der Hexer versuchte umzuschwenken. „Nun ja: Meister Gerhard wird ihn schon noch klein kriegen. Das gelingt ihm immer.“ Er riss eine große, eisenbeschlagene Tür auf.

Bild

Sofort schlug Leif der Geruch von altem Pergament, Kerzenwachs und Ruß, Papier und Tinte entgegen.

Bild

Er befand sich gemeinsam mit dem Mann, der wohl Leonhardt hieß, in einer riesigen von oben bis unten mit Bücherregalen vollgestellten Bibliothek. Er erkannte Gestalten in weiten Roben, die durch die Gänge schritten, sich Abschriften aus den Regalen nahmen, Kopien anfertigten, Schriften studierten und in Flüsterton mit ihrem Gegenüber kommentierten.
Der laute Ruf des jungaussehenden Hexers an seiner Seite brachte schlagartig alle Anwesenden zum Verstummen. „Rufus? Bring Claude hier in den hinteren Teil und schließ ihm auf. Danach wischst du den Boden hinter ihm. Ich will mich nicht später bei Meister Gerhard über dich beschweren müssen, dass wir Moder in den Kammern haben… „
Alle verhüllten Gestalten, die sich in der Bibliothek aufhielten, wandten rasch den Blick ab oder traten sogar nach draußen. Ganz offensichtlich fürchtete man die Aufmerksamkeit des Hexers zu erregen. Ein sich heftig verbeugender Mann mit fettigen Haaren und von alter Tinte blaugefleckten Fingern kam auf sie beide zu. Er zog sofort einen Schlüssel aus seiner Tasche um Leonhardt zu zeigen wie eifrig er zu gehorchen dachte. „Ich bin schon dabei. Kommt nur mit, Herr Claude… Ja, ja… ich bin ganz rasch und mache alles auch gleich wieder sauber.“
Leonhardt schlug Leif ein letztes Mal fest auf die Schultern. „Sieh zu, dass du hier fertig wirst und dann, wenn du die Kleider gewechselt hast, kommst du in den Turm, du Lump. Ich will jemanden, der beim Verhör mitschreibt und der tattrige Heinrich ist mir einfach zu langsam.“
Die duckmäuserische Gestalt, die wohl auf den Namen Rufus hörte, begann bereits in den hinteren Bereich zu schlurfen. „Wenn ihr mir folgen wollt, Herr Claude?“

_________________
"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


Zuletzt geändert von Spielleiter am Do 23. Mär 2017, 19:05, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

BeitragVerfasst: So 19. Mär 2017, 20:08 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1417
Leif folgte einfach nur den Anweisungen und versuchte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen. Innerlich kochte er bei den Ausführungen des Hexers und musste so manches Mal seine Empörung unterdrücken oder seine Verzweiflung, denn beide Gefühle brodelten ähnlich lähmend unter seiner Oberfläche. Leonhardt war ein Schwein so viel war offensichtlich, aber im Moment war dieser Mann nicht seine Aufgabe. Er hatte etwas wichtigeres zu tun und hielt den Kopf gesenkt. Aus den Augenwinkeln betrachtete Leif die Bibliothek mit all dem gesammelten Büchern und Schriften. Wie viele Geheimnisse und wie viel Wissen aus alter Zeit mochte hier wohl verborgen liegen? Es machte ihn traurig zu wissen, dass diese Bücher dieses Archiv nie verlassen würden und nur den verdammten Hexern helfen würde ihre Machtansprüche zu sichern. Das war nicht nur eine Verschwendung, sondern tragisch noch dazu. Mit einem kurzen Nicken zeigte er Rufus, dass er bereit war diesem zu folgen und trat vor.

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

BeitragVerfasst: Do 23. Mär 2017, 19:43 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: So 21. Jun 2009, 20:25
Beiträge: 1399


Der fragliche Bibliothekar trippelte vor ihm auf und ab und begann die Stille mit unsinnigen Belanglosigkeiten über das Wetter, die Herrlichkeit der Hexer und die ausgesprochene Überlegenheit und Macht der Obersten zu füllen. Als der verhüllte Mann, der ihm folgte, nicht antwortete, entschied er sich wohl etwas unzufrieden dazu ebenfalls zu schweigen.
Er blieb schließlich vor einem großen stählernen, verstärkten Tor stehen, zog den Schlüssel erneut aus seiner Tasche und machte sich an dem Schloss zu schaffen. Dann zog er die Tür nach außen und ein langgezogenes, uralt klingendes Quietschen, das Ähnlichkeit mit einem Klageschrei hatte, erklang.

Bild

Er verbeugte sich tief. „Ich bin nur ein einfacher Bibliothekar, Herr Claude. Ich darf nicht ins Heiligste eintreten. Ich warte hier auf euch. Verzeiht, aber ihr wisst ja, es ist mir vorgegeben euch und jeden anderen Eintretenden erneut daran zu erinnern, dass ihr ohne Sondergenehmigung des Regenten nur drei Minuten in diesen Mauern verweilen dürft.“ Er hielt den Blick gesenkt und drehte eine Sanduhr um, die sich hinter ihm befand. „Ich warte am Eingang, mein Herr.“ Er machte sich daran die Tür hinter Leif wieder zuzuziehen.

Der Heiler konnte einen Blick ins Innere erhaschen, auf das, was der duckmäuserische Diener als das ‚Heiligste‘ bezeichnet hatte. Leif erkannte Wände voller Regale, die bis zur Decke mit Schriften, Pergament und Papyri gefüllt waren.
Bild

Ganz offensichtlich wagte so gut wie niemand freiwillig, diese Räumlichkeiten zu betreten. Der Verputz blätterte von den Wänden und hohe Bäume hatten bereits begonnen ihre Wurzeln tief in das ehemals edle Parkett zu graben. Die Luft war von einer seltsamen Spannung erfüllt, als wenn sich langsam ein Gewitter zusammenbrauen würde und jeden Moment eine winzige unvorhersehbare Begebenheit ausreichen mochte um den Blitz aus dem Nichts zu schaffen. Leif wusste genug von Okkultismus um zu begreifen, dass hier noch immer Magie vorhanden war, die wie Stab auf den Möbeln, Bildern und Teppichen lag. Nicht den in Blut gebundenen faden Abklatsch von Zauberei, sondern die pure, reine Essenz, die nur durch wahre Meister der Magie geschaffen werden konnte.
Er hörte hinter sich die Schritte des Bibliothekars, die sich untertänigst entfernten.

_________________
"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

BeitragVerfasst: Fr 24. Mär 2017, 11:02 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1417
Drei Minuten...Die Zahl leuchtete warnend rot in Leifs Geist auf. Das war sehr viel wenige Zeit als er gehofft hatte, aber immer noch besser als nichts. Er drehte sich ein Stück zu dem Bibliothekar und nickte kurz zu. “In Ordnung.” Er wollte fast ‘Danke’ sagen, aber vorher biss er sich auf die Zunge. Irgendwie hatte er nicht das Gefühl, dass ein Claude danke zu einem ‘einfachen Bibliothekar’ sagte wie er sich selber bezeichnet hat. “Ich werde wahrscheinlich gar keine drei Minuten brauchen.” Dann trat er ein und auch wenn der Raum etwas beeindruckendes, beklemmendes und auch wunderbares hatte riss sich Leif zusammen. Er hatte wenig Zeit und er musste zumindest versuchen ein paar der Dokumente über die Salubri zu finden.

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

BeitragVerfasst: Fr 24. Mär 2017, 23:23 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1371
Das seltsam elektrisierende Gefühl pulsierte in dem hohen Raum wie das stete Schlagen eines Herzens, schwoll an und ebbte ab. Leif konzentrierte seine übersinnlichen Fähigkeiten auf die seltsamen Wellen. Er sah sich im Raum um und erkannte ein Regal, dass durch die Maserung des Holzes und die Einlegearbeiten besonders hervorstach. Der verwischte Staub am Boden ließ ihn sofort schlussfolgern, dass dort vor einiger Zeit Schritte hingeführt hatten.
Leif trat näher. Es handelte sich um eine hohe, gläserne Vitrine, in deren Inneren zahlreiche fest versiegelte Dokumente lagen. Manche hatten multiple Versiegelungen, die die Schlussfolgerung erlaubten, dass sie durch mehrere Hände gehen würden, bis sie den eigentlichen Bestimmungsort erreichen würden.
Leif erkannte zunächst keine Öffnung.
Dann jedoch fiel ihm an einer der Seiten ein Siegel aus Eisen auf, das mit ausgesprochener Kunstfertigkeit hergestellt worden war. In dessen Mitte erkannte er Blut.

Bild

Er war töricht gewesen, dachte sich Leif im Stillen. Natürlich lagen die Dokumente nicht einfach offen zugänglich herum, sondern wurden wieder von einer Hexerei der Tremere beschützt. Er hatte über die Jahre eine ganze Menge über die okkulten Geheimnisse dieser Welt erlernt, aber er war weit davon entfernt die arkanen Geheimnisse von Magi oder Tremere wirklich zu verstehen. Trotzdem musste man wie bei jedem Schloss irgendwie Zugriff auf das erhalten können was man zu beschützen dachte. Es brachte alles nichts. Er musste etwas versuchen, denn er hatte nicht viel Zeit. Das Blut in der Mitte des Siegels war vielleicht ein Hinweis. Vielleicht musste man ein Opfer bringen. Das war die beste Spur die Leif hatte. Ohne zu zögern biss er sich mit seinen Fängen ins Handgelenk und ließ einige Tropfen seiner Vitae auf das Siegel tropfen.
Mit einem Klacken sprangen die Verstrebungen der Vitrine auf und gaben ihren Inhalt frei. Die Dokumente lagen frei zugänglich vor ihm.
Ein Stein der Erleichterung fiel dem Salubri von der Brust. Leif hatte nur diese eine Chance, weshalb er nicht lange zögerte und die Dokumente einsteckte um sie unter seine Kleidung zu schieben. Es war wie Glücksspiel, da er nicht wusste, ob er wirklich etwas erbeutet hatte, was von Nutzen war, aber es war die einzige Chance. Er schaute sich um und ergriff die Flasche mit dem magischem Pulver was er zuvor aus den Räumlichkeiten des Regenten mitgenommen hatte. Es war Zeit ein wenig für Ablenkung zu sorgen. Ohne groß zu überlegen begann er kleine Mengen der Substanz auf ein nahegelegenes Bücherregal zu werfen, in der Hoffnung das sich die Schriften, Papyri und Dokumente Feuer fangen möchten.

Bild

Er verteilte das Pulver, das sofort alles mit einem weißen Glanz überzog. Doch nichts geschah.
Leif hielt nach etwas Ausschau mit dem er das Pulver entzünden konnte. Er spähte nach Kerzen und konzentrierte sich in diesem Moment auf das schwache Glühen, das den Raum erhellte.

Bild

Auf einem Kamin aus seltsam weiß schwarzem Stein glühte eine runde Kugel von Innen heraus. Als Leif seine Hand näherte konnte er keine Wärme ausmachen.

Bild

Er war unter Zeitdruck. Wieviel von den drei Minuten war wohl noch übrig? Leif wusste es nicht und machte sich auf die verzweifelte Suche nach etwas womit er die Bibliothek würde anzünden können. Die kleine Kugel, die er schließlich fand, wirkte unscheinbar und doch fremdartig. Was hätte er in diesem Moment nicht für eine normale Kerze oder ein Stück glühende Holzkohle gegeben. Zu verlieren hatte er allerdings nichts, weshalb er die Kugel aus dem Kamin nahm und schließlich mit voller Wucht auf das mit Magnesium behandelte Bücherregal schleuderte. Vielleicht war das magische Feuer das offenbar in der Kugel brannte genug um ihm zu helfen, selbst wenn es nicht heiß war.
Es war zum Verzweifeln. Es geschah wieder nichts. Die Glaskugel zersprang nicht, sondern rollte wie die Murmel eines Kindes unter eines der Bücherregale.
Auch wenn ein kleiner Stich der Enttäuschung durch Leif zuckte, war er nicht sonderlich überrascht. Die Hexer waren subtiler mit ihren magischen Spielzeugen. Er fischte die Kugel unter dem Bücherregal hervor und drehte sie in der Hand. Blut hatte ihm schon zuvor geholfen, vielleicht war dies wieder der Preis den man zu bezahlen hatte. Ohne zu zögern legte er die Sphäre auf den Boden und tropfte Blut aus seinem Handgelenk über das Artefakt.
Wieder geschah nichts. Leif konnte sich denken, dass dies noch Magie der alten sterblichen Meister gewesen sein musste. Tremere verfügten soweit er wusste nicht über die Möglichkeit Gegenstände zum leuchten zu bringen. Aber wer kannte schon alle Geheimnisse der kainitischen Hexer?
Nirgendwo war ein brennender Gegenstand zu erkennen. Dennoch hatte Leif das Gefühl, dass es irgendwie die Möglichkeit geben musste, das Pulver zu entzünden. Er war sich fast sicher.
Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Der Kamin… Der ganze Kamin bestand aus Feuerstein, den er nur zu gut aus seiner Heimat kannte.
Irgendwann hatte er doch noch einen Einfall. Vielleicht könnte er ja ein Feuer auf dem altbekannten Weg erzeugen. Der Kamin war seine letzte Chance.
Leif suchte aus dem nächsten Bücherregal ein Papyrus und begann die Feuersteine aufeinander zu schlagen. Ein paar Funken würden wahrscheinlich reichen um das trockene Schriftstück anzuzünden. Es dauerte nicht lange bis die Flamme groß genug war und kurz darauf warf er das Papier in Richtung des Magnesiums.

Bild

Das kleine Stück Papyrus verzehrte sich zunächst, dann wuchs die kleine Flamme zu einem leuchtend weißen, gleißenden Ball an. Das Licht war so hell, dass Leif für einen Moment die Augen schließen musste. Die Hitze, die plötzlich mit rasender Geschwindigkeit rund um ihn herum entstand war verzehrend.
Leif legte den Arm über Augen und Gesicht um sie vor dem Licht und der Hitze zu schützen und zog sich zurück. Er hatte die Ablenkung, die er wollte, aber noch war er nicht ganz fertig. Er hatte noch ein wenig des Pulvers übrig und begann es auf den weitere Bücher mit dem weißen Staub zu überziehen bis die Phiole alle war. Dann suchte er nach einem Versteck. Er würde wohl nicht mehr lange dauern, bis jemand die sich anbahnende Katastrophe bemerkte.
Leif hatte Angst. Große Angst. Sein Tier übernahm die Kontrolle ohne sich lange aufbäumen zu müssen, doch im Gegensatz zur Gewalt und dem Wahnsinn zu dem es sonst bereit war wollte es jetzt nur weg. Ohne Sinn und Verstand rannte Leif von dem Feuer weg in Richtung des Teils der Bibliothek die noch nicht in Flammen stand. Der Salubri hatte im Moment keine Kontrolle über das was mit ihm oder um ihn passierte.
Noch während er hinaus rannte, kam ihm der geduckt vor sich hin trippelnde Bibliothekar entgegen. „Herr Claude? Was ist geschehen?“ Er sah besorgt aus.
Alles war rot. Leif hielt weder an noch konnte er dem Bibliothekar antworten. Jetzt ging es nur um ihn, darum sein eigenes Unleben zu retten.
Hinter sich konnte Leif das Aufschreien des Mannes hören. „Oh, mein Gott. Was um alles in der Welt?“ Was der Alte im Anschluss tat, darüber konnte Leif nur mutmaßen, denn er war schon zu weit weg um noch ein Wort zu hören. Nur das lodernde Knacken und Zischen des Feuers hallte wie Donner in seinen Ohren.
Er durchquerte die Eingangshalle und ein einzelner rot gewandeter Schreiber sah ihm verdutzt hinterher als er hinaus hetzte. Allerdings wagte er nicht das Wort an den Gefolgsmann von Meister Leonhardt zu wenden. Er setzte seine Feder erneut auf dem Dokument ab, das er gerade verfasste und schrieb weiter.
Endlich erreichte Leif die rettende Dunkelheit der Nacht. Er war im Innenhof angelangt.
Es gab wenig, dass er im Moment tun konnte dem Feuer zu helfen oder die Schreiber daran zu hindern die Ausbreitung zu verhindern. Feuer war der Erzfeind seiner Art und es war besser eine Naturgewalt wie diese nicht herauszufordern. Er musste den Plan weiter verfolgen. Die Ablenkung war geschaffen und jetzt ging es darum Trajan zu befreien. Alles andere war sowieso nur ein Bonus gewesen.
Leif schlich langsam über den menschenleeren Hof. Das plötzlich einsetzende Gekrächzt der Krähen machte ihm bewusst, dass er zumindest von deren scharf blickenden Augen gesehen worden war. Einer der Vögel erhob sich von seinem Platz am Dachfirst und ließ sich im Sinkflug wenige Meter von Leif entfernt auf einer hölzernen Tonne nieder. Mit schiefem Kopf beäugte er die graue Kutte, in die Leif gehüllt war.

Bild

Leif ging einfach weiter. Er hatte keine Möglichkeiten oder Fähigkeiten sich das Tier gewogen zu machen. Seine einzige Chance blieb mit geradem Rücken in Richtung des Gefängnisses zu gehen. Vielleicht würde das Tier ja von seinem Verdacht ablassen...
Tatsächlich sah der Vogel Leif hinterher, hüpfte ein paar Schritt in seine Richtung, erhob sich um auf einer Mauer schräg vor Leif zu landen, verharrte dann jedoch und sah dem Vermummten nach ohne sich weiter zu rühren. Leif hatte den Turm erreicht.
Der Salubri wusste das er schon genügend Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, also suchte er nach einem Fenster durch das er einsteigen könnte. Die Türen wurden sicherlich bewacht und vielleicht konnten seine Fertigkeiten als Dieb ihm hier ein wenig weiterhelfen würden.
Es gab nur in zwanzig Metern Höhe ein winziges Fenster. Also blieb nur eine Möglichkeit: Leif stieg eine steile Wendeltreppe mit hohen Stufen hinauf. Niemand stellte sich ihm in den Weg. Schließlich erblickte er vor sich eine schwere Eichentür. Dahinter waren Stimmen zu vernehmen, die ihm bekannt vorkamen. Der Klang war beherrscht und amüsiert.
„Trajan, mein Freund… Falls das überhaupt dein Name ist… Es wird Zeit, dass du dein Wissen mit uns teilst. Ich bin bereit jeden einzelnen in diesen Kerkern vor deinen Augen so lange zu foltern bis er zu Asche zerfällt, wenn du nicht kooperierst. Auch wenn es eien Schande wäre. Es soll Kainiten gegeben haben, die aus diesen Mauern wieder hinaus gekommen sind… Du könntest einer davon sein…“
Schwiegen folgte.
Der Ton des Mannes aus der Ostmark, verlor ein wenig an der gewohnten Beherrschung als Gerhard weiter sprach. Er klang drohend. „Ich verbringe jetzt schon so viele Tage mit dir, Trajan. Ich weiß alles über deine Jugend und Kindheit in diesem verfluchten kleinen Garnisionsstädtchen Xanten, aber alles danach… Bei Kain! Ich will wissen, wie du das machst… Wie schaffst du es, diese Dinge zu verbergen?“ Der Schlag einer Faust auf einen Tisch folgte. „Ich könnte mit deinem Freund beginnen… Wie heißt der Kerl? Arminius? Würde es dir gefallen seine Asche vor dir liegen zu sehen?“
Es machte Leif wütend diese Unterhaltung zu verfolgen. Wieder ein Tremere, der sich die Dreistigkeit herausnahm Leute zu bedrohen, zu verängstigen und zu foltern. Möge die ganze Brut der Hexer doch in der Hölle schmoren. Er griff an seine Seite, unter den schmutzigen Mantel und hielt die wohlvertraute Form seines Axtgriffs in der Hand. Meister Gerhard... verdammter Usurpator...es war genug. Er zog die Kapuze über den Kopf und ohne weitere Vorwarnung trat er ein: "Meister Gerhard, es gibt etwas das eurer Aufmerksamkeit bedarf." Er ging die wenigen Schritte in beinahe gebückter und respektabler Haltung vor. Dann schlug er ohne Vorwarnung auf den Mann ein.
Leif gelang es die Tür aufzureißen und unter seiner Kapuze einen Blick ins Innere zu erspähen. Auf einer Truhe zu seiner Rechten saß Leonhardt, die Füße lässig übereinandergelegt und entfernte mit einem Dolch Dreck unter den Fingernägeln. Er war voll in seine Beschäftigung vertieft und sah irritiert auf Leif, als dieser ohne abzuwarten eintrat. „Was? “ Ihm gegenüber hatte sich ein älterer Schreiber an einem Pult niedergelassen und mit der Dokumentattion begonnen, die er mit Tinte und Feder festhielt. Bei Leifs Eintreffen fuhr er ruckartig nach oben, so dass die Tinte überall hin schwappte und sein Gewand von oben bis unten bekleckerte.
In einer Art eisernem Käfig hatte man Trajan befestigt. Das Metall war so eng, dass es ihm Beine und Brustkorb einschnürte und eine Bewegung absolut undenkbar war. Direkt davor war die dünne Gestalt von Gerhard auszumachen, der sich abrupt umwandte und Leif mit seinen hellen Augen fixierte.

Bild

Er regierte um einiges rascher und machte einen Sprung nach hinten. Obwohl Leif nicht in der Lage gewesen war, den Schlag präzise zu platzieren, war das Geräusch seiner Axt, die in den Boden eindrang, erschütternd. Gerhard schenkte Leif ein erfreutes Lächeln. „Ein weiterer Besucher? Welche Freude. Jetzt muss man nicht mal mehr nach den Einhörnern Ausschau halten- sie kommen schon zu einem. Wenn es nur immer so einfach wäre…“ Er sah zu dem Jüngeren. „Leonhardt? Schreiber! Ich bin hier beschäftigt. Kümmert euch um unseren Neuzugang.“
Leonhardt war sofort dabei sein Schwert zu ziehen. Der Schreiber war noch immer etwas perplex, griff jedoch auch zu seiner Klinge.
Verfluchter Wahnsinn!! Seit wann hatte er Probleme jemanden mit seiner Axt zu treffen? Das alles war alles andere als ideal und wo zur Hölle war eigentlich Matthias? Zwei Gegner waren schwieriger als einer, aber Leif hatte sich schon größeren Gefahren entgegengestellt. Es war wichtig seine Unterzahl aufzuheben, weshalb er begann auf den Schreiber einzuschlagen. Leonhardt konnte warten...hoffentlich...
Gerhard wandte sich um. Ganz offensichtlich war er davon überzeugt, dass seine beiden Handlanger mit Leif mühelos fertig werden würden. Er konnte die eindringliche Stimme des Mannes aus den Salzburger Landen hören. „Und der da? Liegt dir an dem etwas? Ein Schüler von dir? Wir werden jeden einzelnen deiner Schüler erwischen, sofern noch einer der Strauchdiebe draußen rumschleicht. Bis eure ganze dämonische Brut ausgelöscht ist. Und es wird mir eine Freude sein auch das letzte bisschen Seele und Verstand aus seinen Adern zu saugen, glaub mir. Das, was ihr nicht mehr braucht wird uns stärken… Ihr seid verdammt und euer Untergang gewiss. Glaubst du wirklich, Trajan, dass du hier heute Nacht raus kommst? Nichts weiter als ein neuer hoffnungsloser Versuch!“ Er lachte gewinnend auf.
Die Stimme Trajans war ruhig und überlegt. „Gerhard von Salzburg. Ihr könnt mich nicht besiegen, ganz gleich, was ihr tut. Versucht mich zu vernichten, ihr werdet scheitern.“
Erneut folgte das Lachen Gerhards. „Ob das wohl auch Saulot kurz vor seiner Vernichtung zu Tremere gesagt hat?“
Dieses Mal war es an Trajan zu lächeln. „Vielleicht sollten wir Saulot fragen, wenn er Tremere besiegt und ihn endgültig unterworfen hat.“ Er fixierte den Hexer. „Vernichte mich, wenn du glaubst, du vermagst es, aber damit wirst du mich nur stärker machen.“
Eine plötzliche Erkenntnis machte sich auf den überraschten Zügen des Usurpatoren breit. „Das könnt ihr nicht! Das wagt ihr nicht“
Die Antwort folgte nach einigen schicksalsschweren Sekunden. „Doch, das tue ich.“
Derweil ging Leifs Axt auf den noch immer völlig überrumpelten Schreiber nieder, der vergeblich versuchte sich mit einem Sprung auf die Seite zu retten. Leifs Axt traf ihn am Arm. Der Angriff von Leonhardt, obwohl perfekt gezielt, prallte an seiner fast unverwundbaren Haut ab.

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

BeitragVerfasst: Do 30. Mär 2017, 15:22 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1417
Gerhards Gesicht hatte sich von der ansonsten so gern zur Schau gestellten Überheblichkeit zu einer Maske der Wut gewandelt. „Macht diesen Eindringling fertig! Pflockt ihn! Ich will ihn lebend. Wir wollen doch mal sehen, was ich aus dem Alten noch alles rausbekommen kann, wenn dieser hier unter unserer Kontrolle gekrümmt und sich windend am Boden liegt…“ Er kümmerte sich nicht weiter um den Kampf, der im Eingangsbereich stattfand, und wandte sich zu Trajan um. „So…Was weißt du von Golconda?“
Die Klingen von Leif und Leonhardt trafen sich mit lautem Krachen. Von links und rechts gingen die Angriffe auf Leif nieder. Der Salubri traf eine schwere Entscheidung und konzentrierte sich zunächst auf den wenig kampferprobten Schreiber. Leif wusste, dass er im Nachteil war. Ein Umstand den er schnellstmöglichst ausgleichen wollte, auch wenn das Glück nicht auf seiner Seite zu sein schien. Der Schreiber wich immer wieder aus, während die Angriffe des Nordmannes öfter als nicht in die Leere gingen, oder hallend am Stein des Turms abprallten.

Bild

Immer wieder wagten die Hexer Ausfälle, gingen in Verteidigungsposition und Angriff. Leif erkannte die Panik im Blick des Schreibers, der sich nichts sehnlicher zu wünschen schien als einfach wegzurennen, doch wäre die Bestrafung seines Meisters Gerhardt wohl um so vieles schlimmer als alle Verwundungen, die ihm dieser Kampf wohl einbringen konnte.
Er hörte das Lachen Leonhardts. „Endlich kriegen wir dich. Dies ist das dritte Mal, dass wir einander begegnen. Und vielleicht das letzte Mal.“
Leifs Wut über den arroganten Hexer, wurden von der Ernsthaftigkeit der Situation in Schach gehalten. Es gab keinen Platz für überschwappende, verzehrende Gefühle. “Du kannst es gerne versuchen du Dreckskerl. Ich laufe bestimmt nicht weg.”

Bild

Dann stach er mit dem Schwert nach Leifs ungeschützten Bauch ohne ihn jedoch zu treffen.
Leif gelang es schließlich den Schreiber erneut am Arm zu verletzen. Mit vor Angst geweiteten Augen sprang der Gelehrte nach hinten außer Reichweite und duckte sich im Schutz eines Schreibtischs.
Leif spürte den brennenden Schmerz als Leonhardts Schwert seinen Rücken traf und ihm einen tiefen Schnitt einbrachte. Erfreut lachte der junge Hexer voller Gehässigkeit auf. „Ich hab‘ mal gehört, ihr Einhörner wäret gute Kämpfer. Das war wohl ein Märchen! Dreck seid ihr, sonst nichts!“
Die Attacke, die Leif auf Leonhardt niedergehen ließ, enthielt so viel Wut und Abscheu, dass es seinem Gegner nicht gelang auszuweichen und er einen schweren Hieb auf die Schulter in Kauf nehmen musste. Überrascht wich er nach hinten aus, seine Hand wanderte zu der Verletzung und er fluchte lautstark. Er versuchte die blutende Wunde zu schließen, doch es gelang ihm in der Eile nicht, was zu einem neuen heftigen Fluch führte. Rotes Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor.
In diesem Moment wandte sich auch Gerhardt wieder zu den Kämpfenden um. „Meine Herren, meine Herren. So etwas möchte ich von meinen Männern aber nicht gern sehen. Wenn ich euch einen Auftrag gebe, sollte der doch eigentlich gleich ausgeführt werden… Und mein Auftrag war eindeutig! Macht diesen Dämonenanbeter unschädlich.“ Er schnipste mit den Fingern und gab dem Schreiber damit ein unmissverständliches Zeichen sich unmittelbar am Kampfgeschehen zu beteiligen. Dann wandte er sich wieder dem eisernen Käfig zu. Er hatte mittlerweile ein Fläschchen herausgezogen aus dem er eine grünliche Mixtur förderte. Langsam ließ er sie auf Trajans Hände tropfen, verteilte sie mit der stumpfen Seite eines Dolches auf dessen Unterarm und stieß dann mit der Spitze in die Haut und zog durch. Trajan biss vor Schmerz die Zähne aufeinander und ein seltsames Brodeln war zu hören als dunkler Rauch aus der Wunde aufstieg.
Leonhardt ging erneut auf Leif los und blinde Wut machte seine Angriffe rasend aber unpräzise. Gleichzeitig hatte der Schreiber seine thaumaturgischen Kräfte aktiviert und ein schwerer Eichenholzschreibtisch erhob sich in die Luft und raste mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf Leif zu. Erneut spürte Leif Schmerz und es fiel ihm für einen Augenblick schwer sich auf den Kampf, das hier und jetzt zu konzentrieren. Mit Mühe schaffte er es sein Blut zu den Verletzungen zu lenken und sie zu schließen.
Erneut drehte sich der derzeitige Regent der Hexer zu den Kämpfenden um. Seine Stimme hatte jegliche aufgesetzte Freundlichkeit verloren und er stieß wütend hervor „Jetzt reicht es mir aber. Erledigt ihn oder ich kümmere mich selbst um die Angelegenheit!“ Er streckte die Hand aus und langsam begann sich in der blassen Handfläche ein hell glimmender Ball zu formen, der immer größer und größer wurde.
Die Angriffe auf Leif wurden schneller und härter und dennoch gelang es ihnen nicht ihn niederzuwerfen. Der Schreibtisch fiel schließlich mit einem heftigen Knall zu Boden, da die Kräfte des Hexers nicht mehr ausreichten, und zerbrach durch die Wucht in viele kleine Stücke. Die beiden Kämpfenden wichen hastig aus. Sowohl Leif als auch diesem Leonhardt war mittlerweile bewusst, dass das hier kein kleines Scharmützel war, sondern dies sich als ein Kampf herausstellte, der die eigene untote Existenz kosten konnte. Leonhardt lenkte seine Angriffe konzentriert auf Leifs Herz und nur durch seine Seelenstärke gelang es dem Heiler den letzten Angriff abzuwehren. Der heftige Schlag riss ihn trotzdem verletzt zu Boden. Er wusste, er hatte nur diese eine letzte Möglichkeit und suchte erneut in seinem Inneren nach den Kräften um seine Wunden zu schließen. Er rappelte sich wieder in die Höhe.
Der Schreiber sah wie erstarrt auf den immer größer werdenden, bedrohlich anschwellenden Feuerball und ihn erfasste Panik. Er hetzte Richtung Tür und verschwand so schnell ihn seine Füße tragen konnten über die in die Tiefe führende Treppe. Welche Strafe auch immer auf ihn warten mochte: Wenig konnte schlimmer sein als die Aussicht hier in diesem Turmzimmer zu verbrennen.
Leif gelang der entscheidende Schlag gegen Leonhardt und der Hexer sank getroffen zu Boden. Mit angstgeweiteten Augen kroch er nach hinten.
Die Stimme von Gerhardt klang dröhnend. „Jetzt ist es genug.“ Er schloss die Faust und das gigantische, brennende Geschoß ging auf die beiden Kämpfer nieder. Sofort stand alles um sie herum in Flammen. Leonhardt rollte sich in letzter Sekunde zur Seite und kroch weiter Richtung Tür während Leifs wütende Hiebe auf ihn nieder gingen. Der Salubri spürte die Hitze, die sich in seine Haut fraß und mit unvorstellbarer Geschwindigkeit von dem Turm Besitz ergriff. Dem völlig entsetzten, verkrüppelten Leonhardt gelang es sich mit allerletzter Kraft aufzurappeln und Richtung Treppe zu stolpern. Er überschlug sich als er die Stufen hinunterfiel und in der Dunkelheit verschwand.
Hasserfüllt sah Gerhardt Leif, der am anderen Ende der Flammenwand stand, an. „Ich hoffe, ihr brennt in der Hölle, die ich euch beschert habe.“ Er sah zu Trajan, der in dem eisernen Käfig gefangen saß. „Euer Versuch der Rettung war vergebens. Nie bekommt ihr die Schlösser auf. Seht zu, wie er brennt, wenn ihr daran Gefallen findet!“ Er lachte schallend und sprang dann aus dem kleinen Fenster, das sich hinter ihm befand in die Tiefe.
Leif riss sich zusammen. Er wollte dieser Feuersbrunst entkommen, wegrennen, aber etwas hielt ihn fest, gab ihm genug Kraft um nicht den letzten Mut zu verlieren und er trat mit einem festen Schritt durch die Flammen. Innerhalb eines Augenblickes war er an den Käfig herangetreten und inspizierte die alten, schweren Schlösser. Über das Zischen des Feuers hinweg konnte er Trajans Stimme hören. „Es tut gut dich hier zu sehen, mein Freund. Aber es wäre ein herber Verlust, wenn ihr hier in dieser Nacht mit mir vergehen würdet…“ Leif konzentrierte sich auf alles, was er je über Schlösser gelernt hatte, griff nach einer dünnen Nadel, die auf dem neben ihnen stehenden, vollgestellten Schreibtisch lag und begann damit die Verriegelung zu öffnen. Mit einem Knarren brach das Schloss auf und er riss die Tür beinahe aus den Angeln.
Trajan stolperte mit einiger Mühe hinaus.

Bild

Der eiserne Käfig schien ihn geschwächt zu haben, doch er straffte die Schultern und richtete sich auf. Er nickte zu Leif und ein Lächeln legte sich auf seine Züge. „Es macht mich stolz zu sehen, wozu Mitglieder unseres Clans, wie ihr, noch immer fähig sind.“ Er griff dankbar nach Leifs Unterarmen und drückte sie: der alte Gruß eines Kriegers, das wusste Leif.
Dann sah er zu dem Schreibtisch und griff nach zwei Phiolen, die umgeworfen dort zwischen all dem anderen Sammelsurium lagen. Er drückte eine davon in Leifs Hand. „Das hat mir dieser Hexer abgezapft. Nehmt es! Es ist nicht das Blut Saulots, sondern nur meines, aber es nährt gut. Und zusätzlich vermag es wohl…“ Ein brennender Dachbalken ging neben ihnen nieder und das laute Getöse verschluckte seine Worte.

Bild

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

BeitragVerfasst: Do 30. Mär 2017, 15:49 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Fr 24. Jul 2009, 01:13
Beiträge: 1417
Der Turm stand in Flammen und jede Faser in Leifs Körper wusste, dass sie entkommen mussten. Der Nordmann griff Trajans Arm, während er eine der Phiolen entkorkte um den stärkenden, köstlichen Inhalt zu trinken. Mit dem Handrücken wischte er sich den Mund ab und suchte Trajans Blick. “Wir müssen hier weg so schnell wir können. Es wird nicht lange dauern bis sie die Kavallerie schicken. Habt ihr eine Ahnung wo Armenius oder Ryanne festgehalten werden?” Der Kampf hatte ihm härter zugesetzt als Leif lieb gewesen war, aber noch waren sie nicht aus dem Schneider. Er schaute beinahe panisch auf das Fenster und den Durchgang zur Wendeltreppe und versuchte abzuwägen welcher Weg der gangbarste wäre.

_________________
- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 211 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20 ... 22  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde



Wer ist online?

0 Mitglieder


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Chat, NES, Erde, Essen, Haus

Impressum | Datenschutz