Diverse Chat & Forenplays
Antwort schreiben

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

Di 14. Feb 2017, 22:09

Der Salubri nickte. „Ich schließe mich eurer Meinung vollends an. Allerdings: Wir sollten versuchen die große Handelsstraße zu nehmen und dort anderen Reisenden aus dem Weg zu gehen. Unsere Spuren wird man dort im Schlamm im Gegensatz zum Schnee auf den Feldern nicht ausfindig machen können. Wir verlieren damit wohl eine Stunde, aber es mag sicherer sein bedenkt man unsere möglichen Verfolger.“ Sein Blick schweifte über die Umrisse der deutschen Stadt, die man in der Ferne ausmachen konnte und seine Augenbrauen zogen sich düster zusammen. „Brechen wir auf!“
Die beiden Männer fanden den Weg zur Haupthandelsstraße mit einiger Mühe. Schwerer Regen ergoss sich über die Winterlandschaft und schmolz den Schnee zu eisigen schollenartigen Klumpen, die das Vorankommen nicht einfacher machten. Matthias schien sichtlich mit sich zu kämpfen um sich weiterhin auf dem Pferd im Sattel halten zu können. Die Wunde schien mehr an ihm zu zehren als er eingestehen mochte.
Auf der Straße gelang es ihnen im Gestrüpp und im Dickicht umliegender Wälder seltenen Passanten auszuweichen. Leif spürte das Näherrücken des beginnenden Tages immer deutlicher in den Knochen. Eine bleierne Müdigkeit senkte sich langsam herab, die seine Konzentration zu lähmen begann.
Schließlich verließen sie die Straße und bogen in ein Stück dicht umwucherte Wildnis ab. Der Pfad schien seit längerem nicht gerodet und ganz offensichtlich wurde er nur selten benutzt. Wenn überhhaupt verirrte sich einfaches Fußvolk hierher.
Leif erkannte bereits einen schwachen silbernen Streifen am Horizont als schließlich, thronend auf einem kahlen Felsen, die Festung vor ihnen aufragte.

Bild

Matthias hob schwach den Kopf. „Wir sind da… Ich war seit wohl 70 Jahren nicht mehr hier… Es hat sich… verändert…“

Di 14. Feb 2017, 22:09

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

Fr 17. Feb 2017, 19:21

Der dunkle Schatten der Burg wirkte auf Leif wie ein Raubtier, welches nur darauf wartete sie zu verschlingen und er musste leicht Grinsen als er bemerkte wie seine Fantasie mit ihm durchging. Sleipnir scharrte vorsichtig mit den Hufen und schien auf weitere Anweisungen seines Reiters zu warten, aber dieser überlegte und wurde dabei von einer immer größer werdenden bleiernen Müdigkeit eingeholt. Er riss sich zusammen und versuchte sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. "Matthias gibt es hier in der Umgebung vielleicht einen Ort an dem wir den Tag überdauern können?" Er selbst begann damit den teil des Landes den er im Schein des Mondes ausmachen konnte nach einer sonnendichten Zuflucht abzusuchen. "Ich würde ungern gleich in die Burg einkehren. Insbesondere mit der Sonne so nah am Horizont. Es würde mir erheblich besser gefallen, wenn wir uns morgen mit allem Anstand und Vorsicht anmelden könnten." Er ließ die Schultern hängen und spürte das es nicht mehr viel Zeit gab sich zu entscheiden. Er lächelte Matthias schwach zu. "Aber ich überlassen euch die Entscheidung. Ihr kennt euch hier entschieden besser aus als ich."

Bild

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

Sa 18. Feb 2017, 12:38

Matthias Mundwinkel nahmen einen bedauernden Zug an. „Ich wünschte, Ihr hättet Recht. Ich war mehrere Jahrzehnte verborgen als Brujah Geißel in Augsburg, zwei Tagesritte südlich von hier, aber habe leider seit Jahren keinen Fuß mehr in der Nähe von Nürnberg gesetzt und war seit Jahrzehnten nicht mehr in der Umgebung dieser Burg. Diesen Mann namens Gabriel habe ich nie kennen gelernt. Ihr habt erwähnt, dass er sich als Toreador ausgibt. Folglich ist er wohl ein Clansbruder.“ Er schnaubte kurz und es klang fast wie ein Lachen. „Heutzutage gibt es keinen mehr von uns, der unter seinem eigenen Namen, seine Existenz verbringen kann. Ich frage mich manchmal wie viele da draußen als Brujah, Ventrue, Toreador ihr Unleben leben und unerkannt bleiben. Ich hoffe, ihre Zahl möge groß sein.“ Er riss sich aus seinen Gedanken. „Wohl zwanzig Minuten von hier befand sich damals ein Dorf mit dem gleichen Namen: Kahlstein. Ein trostlose Ansammlung vereinzelter Häuser, die für die Versorgung der Feste zuständig war, aber mit etwas, das man mit Mühe als Wirtshaus bezeichnen mag und zwei Schmieden. Vielleicht finden wir dort Unterschlupf, aber der Pfad dorthin ist ein Umweg und zweigt vom eigentlichen Hauptweg ab.“ Er wartete kurz auf Leifs Nicken, dann schlug er den Weg dorthin ein.

Im beginnenden Tageslicht, das durch dichten Nebel abgeschwächt wurde, erkannten sie schließlich die Umrisse der Ansiedlung, die damals den Namen Kahlstein getragen hatte.

Bild

Das Dorf war seit Jahrzehnten verlassen, die Häuser zum größten Teil eingestürzt und das Stroh der Dächer schimmelte langsam vor sich hin. Matthias Gesicht verzog sich zu einem abfälligen, harten Ausdruck.

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

So 19. Feb 2017, 01:12

Leif hörte den Worten seines Begleiters nur mit einem Ohr zu und beobachtet das Umland skeptisch. Lediglich die Erwähnung der Stadt 'Augsburg' ließ ihn kurz innerlich zusammenzucken, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Seine Gedanken kreisten sowieso wenige Minuten später wieder um dringendere Probleme, als er analysierte was er vor sich sah. Das Umland war oft ein Indikator für den allgemeinen Zustand einer Region und wenn man sich das verlassene Dorf anschaute, war klar das hier irgendetwas wahrscheinlich nicht ganz stimmte. Aber er hatte keine Zeit für weitere solcher Gedanken, denn der Tag war gefährlich nahe. Er trieb Sleipnir in Richtung des größten Gebäudes mit einem Steinfundament. Vielleicht würden sie dort einen Keller für die Nacht finden, oder zumindest hoffte der Nordmann das.
Leif konnte geschwärztes Holz erkennen. Ganz offensichtlich hatte hier in diesem Dorf ursprünglich ein Feuer gewütet. Er besah sich die Streben und Pfeiler genau und da Pfeile, sonstige Kampfspuren, oder viele zum gleichen Zeitpunkt ausgehobene Gräber im gesamten Dorf fehlten, schloss er, dass die Flammen aus Nachlässigkeit entstanden sein mussten. Ein unbewachtes Küchenfeuer, ein Backofen, dessen verrußter Kamin plötzlich lichterloh brannte... innerhalb weniger Minuten konnte die Zukunft von ganzen Städten dahingerafft werden.
Leif sah sich um. Nirgendwo war ein Keller zu entdecken und die Hausmauern und Dachbalken, da war er sich fast sicher würden wenig Schutz gegen das schwache Licht des Tages mit sich führen. Es überraschte ihn fast, dass er nicht müder war. Zu solchen frühen Morgenstunden ruhte er für gewöhnlich längst.
Langsam wurde Leif panisch und er war froh noch nicht völlig von bleierner Müdigkeit überrumpelt worden zu sein. Er schaute, beinahe entschuldigend zu Matthias, aber er konnte dem anderen Salubri jetzt auch nicht mehr helfen. Er musste für sich selber sorgen und hatte schließlich eine letzte verzweifelte Idee. Er schaute sich um und suchte nach einem Platz mit möglichst weicher Erde. Ein alter Gemüsegarten oder etwas dergleichen würde für den Anfang zumindest reichen.
Matthias sah ihn an und schien anhand von Leifs suchendem Blick seine Gedanken zu erraten. Wut und Auflehnung waren in seiner bleichen, hageren Miene zu erkennen. „Wir haben nicht seit Jahren fanatischen Usurpatoren die Stirn geboten um jetzt hier im Dreck zu verrecken!“ Er deutete zu einem Grundstück von dem nur noch ein paar Mauerreste übrig waren. „Das war ursprünglich mal ein Wirtshaus und dazu gab es einen Weinkeller…“ Er sah sich um und tatsächlich war einige Meter entfernt eine eingefallene, halb von Schneematsch verborgene Tür aus verfaulten Holzblanken zu erkennen die in die Tiefe zu reichen schien. Er sprang vom Pferd und versuchte das verzogene Holz herauszureißen, scheiterte jedoch schlichtweg, weil ihm aufgrund seiner Verwundung die Kraft dazu fehlte.
Matthias schüttelte ungläubig den Kopf über so viel verdammendes Schicksal. „Wir kriegen diese vermaledeite Tür nicht auf… Bei Gott und allen alten Göttern: Das kann doch nicht wahr sein!!!“ Seine Stimme wurde leise und schwang voll unterdrücktem Zorn mit als er zum grauen Himmel blickte. Wieder folgte das Kopfschütteln, dann trat er mit mühsamem, jedoch festen Schritt auf das nächste, halbwegs erhaltene Haus zu. Er zog einen schwarzen Gegenstand aus einem Beutel hervor. „Wenn Ihr nicht über die wunderbare Fähigkeit der Gangrel verfügt mit der Erde zu verschmelzen, tretet ein. Diese verdammte gefrorene Erde bekommen wir niemals so gelockert, dass wir uns dort verbergen können.“ Er begann mit dem Gegenstand über die Türrahmen zu fahren und kaum hörbare Flüche vor sich hinzumurmeln.
"Was habt ihr vor? Dieses Haus bietet nicht viel Schutz." Leif wandte sich von Matthias ab und begann so schnell er konnte ein wenig Schnee zu einem Berg aufzuschütten.
Matthias antwortete grimmig während er seiner Tätigkeit weiter nachging: „Noch nicht. Aber das wird sich ändern.“ Leif erinnerte sich daran, dass er etwas Ähnliches schon einmal erlebt hatte. Er kannte dieses vermaledeite Hexerritual, das Schutz vor Sonnenlicht gewährte.
Leif drehte sich zu Matthias um und seine Augen verhärteten sich. Er drehe sich einfach nur ohne ein weiteres Wort um und ging in die Richtung von Sleipnir. Er wusste was der andere Salubri vorhatte und er würde daran keinen Anteil haben. Er konnte einige Minuten in der Sonne überleben, dank seiner Kräfte des Valeren und der Seelenstärke. Trotzdem würde ihm diese zusätzliche Zeit nur Minuten und eine weitere Chance schenken sich endlich etwas einfallen zu lassen. Er hatte einen letzten verzweifelten Plan den er noch in die Tat umzusetzen konnte. Der Nordmann suchte nach einem kleinen Flecken Erde der sich vielleicht bearbeiten lassen würde, wurde aber schnell durch den gefrorenen Boden eines besseren belehrt. Nun denn, es müsste dann so gehen. Er ging zu Sleipnir und legte die Hand an den Hals des stattlichen Tieres, welches ihn schon all die Jahre begleitet hatte. Er führte ihn ein wenig abseits des Weges hinter ein Haus. Dann flüsterte er dem Hengst sanft ins Ohr: "Es tut mir leid, alter Freund." Noch während er die die Worte sprach tötete er das inzwischen uralte Ghulpferd mit einem entschiedenen Stich ins Herz. Er wusste nicht, ob das Pferd den Verrat verstanden hatte oder nicht, aber trotz allem durchfuhr ihn Schmerz und Trauer. "Es tut mir ehrlich leid, Sleipnir." Eine tiefe Leere breitete sich in ihm aus und doch schnitt er den Bauch des Tieres auf, gerade weit genug um hineinklettern zu können. Hoch im Norden hatten Reisende so schon die schlimmsten, eisigen Nächte überlebt und Leif hoffte das dieses Opfer ihn nun vor den sengenden Strahlen der Sonne beschützen würde. Er entfernte die meisten der Organe bis er genügend Platz hatte sich im Kadaver des Tieres zu verstecken. Er betete, dass sein Plan funktionieren würde und zog das tote Fleisch um sich so dicht zusammen wie es irgendwie ging.
Noch während er das Tier ausweidete, änderte sich die Umgebung fast unmerklich und die Schatten in den Ruinen der winzigen Hütte begannen sich zu verdichten. Wären seine übersinnlichen Fähigkeiten nicht mittels Auspex geschärft, es wäre ihm wohl kaum aufgefallen. Hatte er zuvor die Umrisse des Salubri noch gut erkennen können, so waren sie nun im Inneren des Hauses verschwunden. Durch das laute Geräusch, das mit einem Mal zu hören war, konnte Leif leicht vermuten, dass Matthias vor Erschöpfung zusammen gebrochen sein musste.
Es gelang ihm mit Mühe in das warme Fleisch des toten Pferdes zu kriechen und dort auf das Aufgehen der Sonne zu warten. Leif wartete in dem immer noch dampfenden Körper seines ehemaligen, töten Pferdes. Die nächsten Stunden waren entscheidend und er sprach ein letztes Gebet zu den Göttern.

Die Erschöpfung kam so wie sie jeden Tag von ihm Besitz nahm und ihn von Morgen bis Sonnenuntergang über wie die Leiche, die er eigentlich war, erstarren ließ. Erst mit dem Verblassen der letzten Sonnenstrahlen kam wieder das unnatürliche Leben in ihn, das seine Existenz nun war. Er schälte sich stinkend und überströmt von altem geronnenen Pferdeblut aus dem Kadaver seines tierischen Ghuls. Der Tag hatte einen großen Teil des Schnees weiter schmelzen lassen überall war das Geräusch von tropfendem und fließenden Wasser zu hören. Von dem anderen Salubri konnte Leif auf den ersten Blick keine Spur ausmachen.
Es war noch ein wenig unwirklich und die Trauer um seinen alten Begleiter klebte an Leif genauso wie die Unmengen an Blut. Der Salubri sah nur noch ein einziges Mal zu den toten Überresten von Sleipnir, die ihm das Leben gerettet hatten, bevor er sich für immer von seinem alten Freund abwandte. Notdürftig versuchte er sich ein wenig mit dem angetauten Schnee zu säubern, auch wenn er wusste, dass diese Prozedur nicht sonderlich viel helfen würde. Schließlich schaute er zu dem Haus in welchem Matthias Zuflucht gefunden hatte, allerdings war es ihm inzwischen egal ob der andere Salubri noch hier war oder nicht. Der Krieger war nicht mehr vertrauenswürdig, oder zumindest nicht mehr so uneingeschränkt wie früher und letztendlich hatte er offensichtlich genug versteckte Talente um sich selber zu helfen.
Leif tat ein paar Schritte in Richtung des verfallenen Hauses. Die seltsamen Schatten waren mittlerweile verschwunden und nichts erinnerte mehr an das unselige Ritual. Er warf vorsichtig einen Blick in die Ruine. Er erblickte den Salubri, den er und Trajan in der letzten Nacht aus Nürnberg gerettet hatten, auf dem matschigen, feuchten Boden im Schlamm. Der dunkelhaarige, hagere Mann lag wohl noch genauso da wie er gestern zusammen gebrochen sein musste und.
Der Heiler haderte mit sich. Er hatte nach der letzten Nacht nur noch wenig Vertrauen in den anderen Salubri, aber er ließ keinen verwundeten Mann zurück, der sich nicht um sich selber kümmern konnte. Zum Teufel, darüber hinaus wollte er Trajan nicht enttäuschen. Warum musste nur immer alles so kompliziert sein? Er suchte nach Trajans Pferd um Matthias damit zur Burg bringen zu können und hoffte, dass sie dort ein wenig Rast finden würden.

Es gelang ihm ohne große Mühe den anderen Salubri auf das Pferd von Trajan zu hieven. Matthias kam auch mit den ganzen Manövern, die Leif durchführen musste, nicht zu Bewusstsein. Der Nordmann wanderte den Pfad zurück und machte sich an den Aufstieg zu der alten Feste. Schließlich ragte das Tor nach der letzten anstrengenden Biegung dunkel und bedrohlich vor ihm auf.

Bild

Die Zugbrücke hatte man hochgezogen und ein Fallgitter hinab gelassen. Obwohl die Mauern fest und ursprünglich wohl uneinnehmbar gewesen sein mussten, fraß der Zahn der Zeit auch an dieser Festung.
Die Mauern ragten für Leifs Geschmack bedrohlicher auf als ihm lieb gewesen wäre. Er hatte sich Erleichterung und Schutz versprochen aber irgendwie...er schüttelte nur mit dem Kopf. Er hatte keinen anderen Spielraum und führte das Tier in Richtung der hochgezogenen Brücke. Ohne weitere Verzögerung machte er auf sich aufmerksam und bat um Einlass.
Er stand vor der Zugbrücke und rief nach den Bewohnern der Feste. Nichts geschah. Als er schon die Hoffnung aufgeben wollte, überhaupt Gehör zu finden, erschien auf einmal ein missmutig dreinblickendes Gesicht auf der gegenüberliegenden Seite. „Wer will was?“ Die Stimme war genauso freundlich wie das Wetter.

Bild

"Ich bin auf der Suche nach Ludwig. Ein Freund von mir mit dem Namen Trajan, meinte ich könnte hier auf meinem Weg nach Osten um ein Bett und eine warme Mahlzeit bitten." Er wusste nicht, ob es klug war oder nicht den Namen des alten Salubri zu erwähnen, aber die Umstände ließen ihm wenig andere Möglichkeiten. Dann wurde er ernster. "Darüber hinaus wurden wir leider unterwegs von Räubern angegriffen und ich sowie mein Weggefährte bräuchten ein wenig Gastfreundschaft nun umso mehr. Ich bitte euch daher also um Einlass." Er wollte nicht lügen und da Wahrheit war schon immer ein dehnbarer Begriff gewesen, ebenso wie das Wort 'Räuber'.

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

So 19. Feb 2017, 21:09

Die Miene des ‚Torwächters‘ war grimmig. „Meister Ludwig empfängt keine Besucher zu dieser Nachtzeit. Zieht von dannen.“ Er zögerte einen Moment als er den leblosen Körper auf dem Rücken des Pferdes bemerkte. Seine Stimme wurde zu einem Grummeln. „Nun gut. Ich werde ihn fragen, ob er euch empfangen mag. Aber wenn er ablehnt, wandert ihr weiter!“ Er verschwand in den Schatten der Feste und ließ die beiden Männer in der Kälte der Nacht allein. Minute um Minute verstrich ohne dass ein einziger Ton zu hören war. Dann jedoch wurde die Zugbrücke mit einer beinahe beschaulichen Langsamkeit, die kaum ein Geräusch verursachte herunter gelassen und das Tor dahinter geöffnet.
Statt des Mannes von eben erkannte Leif einen hochgewachsenen Jungen von wohl 15 Jahren, der beide etwas misstrauisch ansah, dann jedoch mit raschen Schritten auf Leif zugestapft kam.

Bild

„Wenn ihr hier draußen auf Bodo warten wollt, bis er wieder hier ist, dann ist euer Freund bis dahin Futter für die Würmer. Meister Ludwig ist bis Mitternacht in seine Meditation vertieft und so lange wird Bodo geduldig wie der treue Diener, der er nun mal ist, vor seiner Tür stehen und warten.“ Er sah den blutüberströmten Leif an und öffnete entsetzt den Mund. „Was um alle Welt ist da draußen geschehen?“ Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern begann sofort nach dem Verletzten zu sehen. Mit einigen gekonnten Griffen, das erkannte der medizinisch versierte Leif sofort, überprüfte er dessen Bewusstsein. Ein kurzer Griff seiner kräftigen Finger ging zur Halsschlagader des Verwundeten und er schluckte kurz. Dann jedoch sah er Leif fragend an und die Stimme wurde leiser. „Er atmet nicht und ebenso hat das Herz aufgehört zu schlagen… Besteht für euren Freund dennoch Hoffnung?“
Wie sehr Leif unbeholfene, langsame und dumme Diener verabscheute wurde ihm erst wieder in diesem Moment klar. Er war dem Jungen, der sie eingelassen hatte, daher mehr als nur dankbar, dass er diese elende Scharade mit Bodo abgekürzt hatte. Er führte das Pferd langsam über die heruntergelassene Brücke und lächelte dem jungen Mann schwach, aber dankbar zu. “Wir wurden überfallen, überrascht und mussten uns mit allerlei Problemen rumschlagen.” Dann wurde er ernster und schaute zu Matthias. “Er ist schwach, aber ich glaube er hat noch eine Chance wenn er schnell Hilfe bekommt. Der Mann ist zäh und sein Herzschlag ist auch wenn er wach ist kaum wahrzunehmen.” Leif hoffte, dass seine Worte dem anderen Mann genug verrieten um eventuelle Fragen über ihre Natur zu beantworten, oder falls er doch kein Eingeweihter war, zumindest halfen, seine Verwirrung über den Kainiten zu zerstreuen. Beides war ihm recht.
Schließlich schaute sich der Nordmann im Inneren der Burg um und wandte sich wieder an ihren Begleiter. “Ich würde es zu schätzen wissen, wenn ihr uns nach drinnen führen könntet. Vielleicht habt ihr ein wenig Wasser, Licht und sauberes Leinen damit ich mir die Wunde anschauen kann solange wir darauf warten, dass Meister Ludwig seine Meditation beendet. “Verzeiht die mangelnde Höflichkeit. Mein Name ist Leif. Wie ist der eure?”
Der Junge griff noch auf dem Weg ins Innere wie selbstverständlich nach den Zügeln des Pferdes. Ganz offensichtlich musste er eine ganze Zeit lang als Stallbursche gedient haben. „Ich bringe euch hinein. Das bringt mir zwar später eine ordentliche Tracht Prügel von Bodo ein, aber damit werd‘ ich wohl leben können. Im Gegensatz zu eurem Freund, wenn er nicht bald medizinische Versorgung erhält. Wir haben einiges da, und ich hoffe, es wird auch was dabei sein, dass jemandem wie ihm helfen mag.“ Er ging neben Leif her über die Zugbrücke ins Innere der Feste.
Burg Kahlstein musste einst eine bedeutende, prächtige Festung gewesen sein, aber vom ehemaligen Ruhm war außer den breiten, fast uneinnehmbaren Mauern nichts mehr geblieben. Das Mauerwerk bröckelte an vielen Stellen, ganze Wände waren eingestürzt und die Dächer löchrig. Einige Gebäude waren noch ganz gut in Schuss, wie Leif feststellte. Er hörte das Quieken von Schweinen, das Muhen von Kühen, aus einem Ferch äugten ein paar verängstigte Rehe zu ihnen hinüber.
„Ihr könnt mich Locus nennen, wenn ihr wollt.“ Er deutete auf einen größeren Gebäudekomplex, der wohl das Haupthaus darstellte und aus dessen Schornsteinen Rauch empor stieg. „Bringt euren Freund die Treppe hinauf und in den ersten Stock. Gleich zur Rechten beginnt die große Halle. Dort ist es warm und ihr findet Leinen und heißes Wasser dort. Ich bringe euer Tier in den Stall und folge euch dann sofort.“
Der Salubri hörte Locus aufmerksam zu und prägte sich die Anweisungen ein, während er mit seinen Blicken an dem Zustand der Burg hängen blieb. Die Feste schien zwar tatsächlich ihre besten Jahre hinter sich gelassen zu haben, allerdings hatte er nicht das Gefühl, dass seine Bewohner bereits am Hungertuch nagten. Wie auch immer es hier weitergehen würde, Leif hoffte, dass Trajan bald auftauchen würde und er diesen trostlosen Ort hinter sich lassen konnte. Er verabschiedete sich von dem Jungen im Moment und ohne viele weitere Worte zog er Matthias vom Pferd und begann mit ihm den Aufstieg in die inneren Räume des Haupthauses. Es wurde Zeit sich diese Wunde einmal anzusehen, auch wenn Leif übles schwante. Eine nicht verheilende Wunde, geschlagen von einem magischen Feuer, heiß wie nichts was man zuvor gesehen hatte...Das klang nicht sonderlich vielversprechend, auch wenn Leif die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte.
Die Hall von der Locus geredet hatte war nicht groß, aber warm. Über einem Feuer briet ein Schwein und man hatte einen großen Waschzuber in die Nähe der Flammen gerückt, damit sich das Wasser erhitzte. Eine alte, gebeugte Dienerin saß am Feuer und rupfte ein Huhn.

Bild

Als die sie beiden Männer erblickte, sprang sie mit einer für ihr Alter unerwarteten Behändigkeit auf und verließ verängstigt ohne Huhn den Raum. Es gelang Leif den leblosen Körper auf einem leeren Tisch in der Nähe der wärmenden Feuerstelle abzulegen und ihm die Rüstung abzunehmen. Der Junge war mittlerweile wieder erschienen und half Leif indem er die Rüstungsteile vorsichtig entgegen nahm und abstellte. Ein entsetztes Kopfschütteln von Seiten des Jungen folgte als Leif die Hose mit einem Messer aufschlitze um die Wunden freizulegen.

Bild

Das ganze Bein war mit schwarzen, verkohlten Streifen übersäht, die sich in die Tiefe fraßen und dabei Muskel und Knochen zerkochten. Nach wie vor waren die seltsamen zerstörerischen Kräfte am Werk, denn er konnte erkennen, wie sich die Ausläufer der Wunde langsam Richtung Bauch und zum anderen Bein hin fraßen.
Wie er vermutete hatte. Die Wunde sah nicht nur besorgniserregend aus, sondern regelrecht tödlich. Sogar für einen Kainiten und das machte ihm Sorgen. Er brauchte jetzt Ruhe und ließ sich nicht von dem jungen Mann ablenken. Dann versuchte er mit der Hilfe seiner Blutskräfte mehr über die Verwundung herauszufinden.
Die Wunde, das konnte Leif anhand der Berührung von Matthias kalter Haut spüren, musste durch ein durch Magie verstärktes Feuer ausgelöst worden sein. Mochte sie zu Beginn vielleicht noch klein gewesen sein, so fraß sie sich doch kontinuierlich weiter. Matthias musste in den letzten Tagen alle Kraft, die er hatte aufbringen können, dafür eingesetzt haben, das Fortschreiten der Verbrennung aufzuhalten. Durch die Starre, in der er sich jedoch jetzt befand, war der Weg für das vernichtende Werk frei.
Locus neben ihm schüttelte nach wie vor ungläubig den Kopf, dann zog sich seine Stirn in nachdenkliche Furchen. Er war so in Gedanken vertieft, dass er nicht mitbekam, wie hinter ihnen die Tür aufgerissen wurde und der Diener, den der Junge am Tor Bodo genannt hatte, kam herein gestürzt. Ein Blick auf die Beteiligten und ihm war klar, wer die Reisenden hereingelassen haben musste. Wütend kam er auf den Jungen zu und ballte die Fäuste. „Wie kannst du es wagen, du nichtsnutziger Trottel, Fremde in unsere Mauern zu lassen? Dafür setzt es Prügel, das schwör ich dir!“
Der Junge drehte sich um und reckte trotzig das Kinn nach vorne.

Bild

„Wenn dir der Sinn danach steht, kannst du mich gerne später als Sack zum Reinschlagen missbrauchen! Jetzt haben wir Wichtigeres zu tun.“
Bodo warf einen Blick auf den leblosen Körper. „Der ist doch eh schon tot. Das sieht doch jedes Kind. Warte nur, bis Meister Ludwig davon erfährt!“ Wütend stapfte er wieder davon.
Locus atmete schwer ein. Es schien ihm nicht leicht zu fallen sich zusammen zu reißen. Dann fixierte er den Salubri. „Es gibt hier eine Bibliothek. Ich glaube, ich habe dort einmal etwas über eine solche Wunde gelesen. In den Schriften von Meister Ludwig. Ich werde danach suchen. Viel Glück mit eurem Freund.“ Er nickte noch ein letztes Mal zu Leif, dann verschwand auch er aus der schweren Eichenholzpforte.
Leif wich nicht direkt zurück, aber er wusste nicht ob er dem anderen Salubri bei einer magischen Wunde dieser Art noch auf irgendeine Weise helfen konnte. Ein Gedanke, der vielleicht genauso bitter wie grausam war durchfuhr ihn als er sich das so ansah. Vielleicht war dieses Ende ja die gerechte Strafe, die sein Clansbruder erhielt, da er sich mit Thaumaturgie eingelassen hatte. Das Schicksal hatte immer höchst interessante Wege auf einen zurückzukommen. Welch törichte Ideen er doch manchmal hatte, dachte sich Leif im Stillen und besah sich weiter das tote und geschwärzte Fleisch, während er versuchte sich daran zu erinnern ob er von solchen Verletzungen schon einmal gelesen hatte.
Während Leif die Wunde studierte und das, was er von Matthias gehört hatte mit dem verglich, was er in der Zeit seiner Existenz erlebt hatte, wurde ihm eines plötzlich bewusst. Das Heimtückische an der Art und Weise wie diese Wunde arbeitete war ihre Beharrlichkeit. Es half nichts sie zu unterdrücken, sie zurück zu drängen oder anzuhalten. Eine Verletzung dieser Art konnte man nur dann heilen, wenn das innerhalb von kürzester Zeit geschah: in dem man sie aus dem Körper drängte und keine Wunde zurückließ. Aber das war Leif klar, konnte bei einem Verletzten wie Matthias nur mit kainitischem Blut in hoher Dosis und Potenz geschehen.
Seine Gedanken überschlugen sich. Er könnte dem Verletzten vielleicht mit einem Teil von Saulots But helfen, aber etwas in ihm begehrte gegen diesen Gedanken auf. Es war noch immer unklar welche Rolle Matthias mit seinen thaumaturgischen Gaben wirklich in all dem spielte und es erschien ihm falsch auch nur einen Bruchteil vom Blut ihres Vorsintflutlichen für jemanden wie ihn zu verwenden. Zwei Stimmen stritten in Leifs Kopf für das für und wider aber letztendlich wandte er sich von dem Gedanken ab. Es musste bewahrt werden, aber genauso sollte es den Interessen des Clans zugutekommen. Er konnte diese Entscheidung nicht ohne Trajan, den eigentlichen Besitzer dieses unbezahlbaren Artefakts treffen, weshalb er den Mantel über den Verletzten zog und sich umdrehte. Das Blut Saulots war keine Lösung, es hatte ihn auf eine Visionsqueste geschickt und für eine solche hatte er im Moment mit Matthias keine Zeit. Im Gegenteil es war sogar gefährlich noch mehr Aufmerksamkeit auf sie zu ziehen.
Er konnte nichts für ihn tun und seine einzige Chance schien es zu sein durchzuhalten bis Trajan auftauchte. Vielleicht wusste dieser einen Rat, falls - und selbst der pure Gedanke schmerzte Leif - falls dieser den Angriff der Tremere überstanden hatte. Er seufzte und wandte sich dem Waschzuber zu. Es gab niemanden den er fragen konnte, aber Leif entschied sich trotzdem ein wenig des heißen Wassers zu nutzen um sich das Blut Sleipnirs abzuwaschen. Er konnte es nicht. Er konnte niemandem Hilfe verweigern, wenn es in seiner Macht stand diesem vielleicht zu helfen. Er ging wieder mit schnellen Schritten auf Matthias zu und vergewisserte sich in dem Raum alleine zu sein. Trajan hatte das Blut Saulots bereits an ihn verschwendet und wenn er dieser Gabe mit all seinen Sünden und Verbrechen würdig war, dann spielten auch Matthias Thaumaturgie keine Rolle. Trajan würde es verstehen. Leif holte die kleine Phiole hervor und kratzte mit einem kleinen Werkzeug einen winzigen Bruchteil ab um es in den Mund des Verletzten zu geben. Jetzt konnte er nur noch warten was geschehen würde und er hoffte sehr gerade nicht etwas ausgesprochen Törichtes getan zu haben.
Es geschah gar nichts. Während Leif wartete wurde ihm klar, dass es Matthias in Starre nicht gelingen würde die Kraft des Blutes in sich aufzunehmen. Mit einer ungewöhnlichen Leichtigkeit, die ihm das Blut von Saulot selbst vor wenigen Tagen verliehen hatte und die nach wie vor in ihm ruhte, aktivierte er ohne dass es in irgendeiner Weise an ihm zehrte Valeren. Diese Fähigkeit war die ureigenste Kraft seines Clans und mit der Quintessenz seines Seins bis ins kleinste verbunden. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil bis sie zu wirken begann. Die leblose Hülle vor ihm auf dem Tisch rührte sich nach wie vor nicht, doch konnte er erkennen wie sich die schwarzen, verderblichen Ausläufer der Wunde langsam zurück zu ziehen begannen. Das verkohlte Fleisch nahm eine bleiche rosane Farbe an und drängte die verkohlten Striemen nach und nach zurück. Matthias Finger zuckten kaum merklich während sein Körper das glühende Gift bekämpfte und vernichtete. Mit einem Ruck schoß sein Oberkörper in die Höhe und er sog in einem einzigen heftigen Atemzug tief die feuchte nach Schweinebraten riechende Luft der Halle ein. Mit geweiteten Augen sah er sich um, sah zu Leif, ungläubig zu seinem Bein, dann wieder zu dem dunkelblonden Nordmann. „Was um alles in der Welt habt ihr gemacht? Was habt ihr mir gegeben?“ Seine Stimme war leise und er wirkte nach wie vor irritiert.
Leif verengte nur die Augen und seufzte dann. Auch wenn er froh war, dass er Matthias helfen konnte, änderte das nichts an seinem Misstrauen und seiner Ablehnung. "Medizin." Er sagte nichts weiter. Zumindest die Offenbarung, dass er einen Tropfen vom Blute Saulots bei sich führte, lag bei Trajan. Was überhaupt gerade geschehen war, war Leif nicht gänzlich klar, aber es hatte ganz sicher mit der mächtigen Vitae zu tun. "Ihr solltet euch sammeln, Matthias. Wir sind in der Burg Ludwigs und wir sollten nicht mehr Aufmerksamkeit auf uns ziehen als irgendwie nötig."
Matthias schloss die Augen und rieb sich durch den Haaransatz. „Bei den alten Göttern und dem Neuen…“, murmelte er kaum hörbar. Dann sah er Leif fest an und griff kurz nach seinem Arm. „Leif? Was auch immer du getan hast… Die Tatsache, dass ich jetzt hier in diesen Mauern auf meinen eigenen Beinen stehe, verdanke ich dir und Trajan. Und solche Taten vergesse ich nicht. Hab Dank!“ Er nickte bekräftigend.
"Ihr schuldet mir nichts. Wir gehören zur selben Familie, und ich vermeide es mit Blutmagiern, die ich nicht kenne irgendeine engere Verbindung zu schmieden." Er ließ die Worte im Raum stehen und wandte sich schließlich wirklich von dem anderen ab und dem Waschzuber zu. "Entschuldigt mich, aber werde die Gelegenheit nutzen mich etwas zu säubern."
Matthias Augen verengten sich für einen Moment fragend, dann schien er zu begreifen worauf Leif hinaus wollte. Er überlegte einige Sekunden bevor er antwortete. „Bevor ich mich da draußen wie dieses Schwein am Spieß von der Sonne brutzeln lasse, bin ich bereit so einiges zu tun. Und auf der anderen Seite: So mancher Hexer da draußen will mich endgültig tot sehen. Mir gefällt der Gedanke ihnen mit ihren eigenen vermaledeiten Kräften einen Strich durch diese Rechnung zu machen.“ Er folgte Leifs Beispiel, griff nach einem schmierigen Lappen, den die alte Vettel neben dem Huhn liegen gelassen hatte und rieb sich den Schlamm in dem er gelegen hatte von Gesicht und Armen. Sein Blick ging fragend zu dem von oben bis unten mit Blut besudelten Leif. Er schwieg abwartend.
Leif wusch sich langsam das Blut aus Haaren, Gesicht und Händen und schluckte ein paar Worte, die er für Matthias hatte, hinunter. Stattdessen bemühte er sich so neutral wie möglich zu klingen. Allerdings sprach er sehr leise: "Es gibt eine ganze Menge anderer Waffen dort draußen, die man gegen die Tremere nutzen kann ohne ihr Blut zu trinken um ein paar Kunststücke zu erlernen oder sich in die Schuld der Schinder zu begeben." Wahrscheinlich tat er Matthias mit seiner Ablehnung Unrecht. Das schien sogar ziemlich sicher, aber Leif war zu sehr an seine eigene Geschichte erinnert um keine Meinung zu all dem zu haben. Er wandte sich ab und schrubbte seine Arme mit einem Lappen. "Am Ende bezahlt man nur sehr viel mehr als der Preis gekostet hat, aber ich bin mir sicher das all eure kleine Tricks es in euren Augen wert sind."
Während Leif seine Worte sprach, hielt der andere Salubri inne und sah ihn stumm an. Es schien ihn Überwindung zu kosten den Lappen zu nehmen, ihn auszuwaschen und sich über den anderen Arm zu reiben. „Ihr urteilt schnell. Und auch wenn ihr mir vielleicht nicht glauben mögt, ihr schätzt mich nicht recht ein, wenn ihr mich für jemanden haltet, der sich für ein paar kleine Zaubertricks in die Schuld eines Usurpatoren begibt.“ Er warf den ausgewrungenen Lappen zurück neben das gerupfte Huhn und griff nach den Teilen seiner Rüstung. Er kleidete sich wieder komplett an, griff nach seinem Schwert und hielt es mit beiden Händen fest.

Bild

"Ich mag vielleicht schnell urteilen, aber diese Einstellung kommt nicht aus der leeren Luft." Leif war innerlich so wütend, dass es ihn zum Teil selbst erschreckte wie sehr der Hass auf Sebastian sich in seinem Leben festgesetzt hatte. Dieses unlöschbare Gefühl verzehrte ihn wie die Wunde seinen Clansbruder zuvor, nur von innen, sehr viel langsamer und ohne erkennbare Medizin. Trotzdem drehte er sich um und schaute Matthias noch einmal an nur um einen Teil von sich selber in dem anderen Salubri zu erkennen. Er schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht hier euch zu überzeugen, daran liegt mir nichts. Aber glaubt mir in diesem Fall oder nicht aber ihr habt wahrscheinlich noch nicht einmal im Ansatz herausgefunden, was euch dieser kleine Handel wirklich gekostet hat." Dann wandte er sich ab und wusch die letzten Reste seines alten Freundes von sich. Leif fühlte sich leer und alleine. Im Moment würde er beinahe alles dafür geben wieder in Brügge zu sein, den regelmäßigen Schlägen aus Brunhilds Schmiede zu lauschen und die zehrende Wahrheit um Schuld, Sühne, Salubri und Tremere einfach für einen Moment zu vergessen.
Matthias hatte offensichtlich mit sich selbst gerungen, war dann jedoch ein paar Schritte näher getreten. „Wir alle haben unsere Gründe, warum wir so oder so urteilen, in die eine oder andere Richtung handeln. Ich möchte jedoch, dass ihr eines wisst: Ich bin weder ein Spion der Tremere, noch ein leichtgläubiger Narr und in keinster Weise ein Feind von euch oder irgendeinem Salubri da draußen. Der Kampf, der seit Jahrzehnten tobt, die sinnlose Vernichtung, die um uns herum geschieht: Ob wir wollen oder nicht: das ist unser Kampf. Und wenn wir nicht zusammen halten, dann wird es wohl auch sonst keiner tun.“
Leif zuckte nur mit den Schultern und sagte nichts mehr. Die Aussage war trotz allem klar zu verstehen. Denkt was ihr wollt, aber ich habe vor langer Zeit eine Entscheidung getroffen an der sich so schnell nichts mehr ändern wird.

Während die beiden Männer sich anschwiegen, öffnete sich leise wieder die Tür. Der Junge von der Zugbrücke, Locus, stand dort und hielt eine Schriftrolle in der Hand. Sein erstaunter Blick ging zu Matthias, der auf beiden Beinen, fest auf den Steinfliesen der großen Halle stand. Dann schob er die Schriftrolle zurück in seine Tasche. Er verbeugte sich in Richtung des zuvor Verwundeten. „Locus ist mein Name. Ich wünsche, dass euch alle Gastfreundschaft der Welt unter diesem Dach widerfährt.“ Er schien einen Moment nicht Recht zu wissen, was er nun als nächstes tun sollte, sammelte sich dann jedoch. „Meister Ludwig empfängt für gewöhnlich keinen Besuch. Diese Worte von Bodo waren korrekt. Aber ich denke, bei euch wird er mit Sicherheit eine Ausnahme machen. Mögt ihr mir folgen?“
Leif nickte dem jungen Mann freundlich zu und erhob sich. "Ich danke euch für eure Dienste, Locus. Ich freue mich darauf euren Meister kennen zu lernen." Es war gut, dass sie endlich ein sicheres Dach über dem Kopf hatten und ihnen ein wenig Freundlichkeit widerfuhr. Die letzten zwei Tage waren ereignisreich genug gewesen.
Der schwarzhaarige Junge ging recht vorsichtig vor ihnen her die Treppe hinab und man konnte an seinen leisen Bewegungen unschwer den Eindruck gewinnen, dass er versuchte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sie zu ziehen.
Im Schatten der Gebäude und umggestürzten Mauern gingen sie über den Burghof. Von irgendwoher war der immer wiederkehrende Ruf von Bodo zu hören. „Locus, du vermaledeiter Kerl. Wo zur Hölle steckst du? Warte nur, bis ich dich erwische…“, aber der Junge tat so als habe er ncihts gehört und setzte seinen Weg fort.
Schließlich blieb er am Rand der Burgmauern stehen. Vor ihnen im Nebel erkannten sie die Hügel der Umgebung. Und eine Gestalt, die in der Dunkelheit nur schwerlich auszumachen war.

Bild

Leif trat vor und schaute zu Locus. Würde er vorgestellt werden? Trat die Gestalt auf sie zu? Oder sollte er selbst seinen Namen nennen? Alles hier war ein wenig esoterisch und schließlich fasste sich Leif ein Herz. "Herr Ludwig?" Er suchte nach einer Reaktion der Gestalt. "Mein Name ist Leif Thorson und es tut mir leid, dass ich hier auftauche eure Meditation störe, doch ich wollte mich gerne persönlich mit meinem Begleiter bei euch vorstellen." Zur Hölle ob er den anderen bei irgendetwas störte. So oder so war es ein guter Aufhänger.
Die Gestalt rührte sich nicht und Matthias sah fragend zu Leif, dann zu Locus. Der Junge hatte wohl auch gehofft, dass ein Lebenszeichen seines Meister zu erkennen gewesen wäre. Schließlich schenkte er ihnen nur ein aufmunterndes Lächeln. „Ich hoffe, er wird euch wohlwollend empfangen.“ Ein kurzes ängstliches Zweifeln war auf seinen Zügen zu erkennen. Wenn dem nicht so wäre, dann, das war klar, wäre er dran und welche Art der Bestrafung man sich in diesem Landstrich für einen ungehörigen Diener ausdenken mochte, das ließ man am besten nicht in seine Gedanken kommen, wollte man die nächsten Nächte ruhig ruhen.
Matthias schenkte Leif noch einen unschlüssigen Blick, wartete einen Moment auf seinen Clansbruder und trat dann nach vorne, auf die Gestalt zu. Seine Stimme war nur ein Flüstern. „Wollt ihr unsere Vorstellung übernehmen? Meister Ithuriel ist mit euch gereist… und er vertraut euch.“
Leif trat noch einen Schritt nach vorne und begann etwas lauter zu sprechen, wartete aber bis Locus gegangen war. Er räusperte sich. “Meister Gabriel?” Wenn der Mann vor ihnen nicht reagierte musste er schwerere Geschütze auffahren, weshalb er auch kein schlechtes Gewissen verspürte als er den echten Namen des Salubri benutzte. Er hatte durchaus die Möglichkeit gehabt etwas zu sagen, oder zumindest sich wenigstens zu bewegen. “Es tut mir Leid euch in eurer Ruhe und Abgeschiedenheit zu stören, aber ich und mein Begleiter Matthias brauchen eure Hilfe.” Er überlegte und wählte vorsichtig seine nächsten Worte. “Meister Ithuriel meinte wir würden bei euch Zuflucht finden, bis der aktuelle Sturm sich wieder gelegt hat. Es war nie unsere Absicht einzudringen, aber unsere Möglichkeiten sind erschöpft. Daher bitten wir um euren Schutz für die nächsten Tage.”
Der unbekannte Mann drehte sich nach wie vor nicht zu ihnen um. Erst als Leif geendet hatte, folgte eine winzige Reaktion, ein winziges Zucken im Schulterbereich. Dann nach einer gefühlten Ewigkeit wandte sich der Mann um.

Bild

E war das Gesicht eines kräftigen Mannes in den besten Jahren, der die Kleidung eines Eremiten trug. Er sah sowohl Leif als auch Matthias viel zu lang an als würde er in deren Inneres blicken wollen. „Ich hatte gehofft, solchen wie euch nicht erneut zu begegnen…“
Leif überlegte, ob er den Mann von irgendwo her kannte, konnte sich aber beim besten Willen nicht daran erinnern. Er drehte sich schließlich kurz zu Matthias um und ließ diesem eine Gelegenheit zu Reaktion um in der zusätzliche Zeit darüber nachzudenken ob er den Mann vielleicht doch irgendwann einmal begegnet war.
Leif war sich recht sicher, dass er den Anderen noch nie zuvor begegnet war. Matthias fiel in eine tiefe Verbeugung. „Verzeiht, dass wir euch in eurer Abgeschiedenheit stören. Es war nicht unsere Absicht.“
Gabriel machte eine wegwischende Handbewegung um ihn zum Schwiegen zu bringen. „Manche Namen sollten nicht genannt, manche Wege vergessen werden. Vergessenheit ist das, was besser schon jetzt geschieht. Eure Schritte führen in all den Nächten, die kommen werden, das Verderben mit sich. Was wollt ihr also hier?“

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

Mo 20. Feb 2017, 17:19

Leif bemühte sich seinen Mimik neutral und ausdruckslos zu halten. Es war eine Sache sich aus dem nächtlichen Unleben herauszuhalten und eine ganz andere hilfesuchenden Clansmitgliedern so zu begegnen wie Gabriel. Es gab wahrlich nicht mehr viele von ihnen und wenn man sich in Zeiten der Not nicht einmal mehr auf die eigensten uralten Blutsbande verlassen konnte, dann waren die Einhörner wahrlich am Ende. Leif konzentrierte sich und lächelte leicht, während er versuchte so höflich zu klingen wie irgendwie möglich. “Mein Herr wir wünschen lediglich uns unter eurem Dach für ein paar Nächte aufhalten zu dürfen. Wir mussten uns leider von dem Meister der mit uns gereist ist aufgrund eines Hinterhalts der Hexer trennen. Wir waren nicht die Ziele, aber um nicht noch mehr aufmerksam auf uns zu ziehen haben wir uns getrennt. Er nannte uns eure Burg als dann Ort an dem wir uns wieder treffen sollen. Wir würden daher gerne hier auf seine Ankunft warten, wenn ihr uns die Erlaubnis erteilt.”

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

Di 21. Feb 2017, 12:21

Gabriel schloss für einen Moment die Augen und ließ das Mondlicht über seine bleichen, starren Züge wandern. „Ihr seid in einen Hinterhalt der Hexer geraten? Dann ist Ithuriel wahrscheinlich längst vernichtet oder gefangen genommen… und damit ist er ebenfalls Asche. Einer weniger…“ Er seufzte schmerzhaft. „Ein Jammer. Er war einer der Besten.“
Er blickte zu den beiden Männern und er sah sie mit einem Ausdruck an als sähe er sie zum ersten Mal. „Bleibt bis zum Heranrücken der nächsten Nacht, dann lasst euch wieder von den Schatten da draußen verschlucken und hastet bis das Schicksal euch einholt.“ Gabriel deutete mit dem Kinn zurück zur Burg, wandte dann den Blick ab, faltete die Hände vor der Brust zusammen und schritt langsam und gleichmäßig, als wäre bereits jetzt das Leben aus ihm gewichen, zu einem der höheren Gebäude. Er wartete darauf, dass man ihm folgte.
Matthias blieb einen Moment unschlüssig stehen und sah Leif mit ungläubig und missmutig zusammen gekniffenen Augenbrauen an. Er flüsterte: „So habe ich mir eine Begegnung mit Gabriel nicht vorgestellt.“ Er ballte kurz die eisernen Fäustlinge um sie gleich darauf wieder mit einem Zögern zu entspannen und folgte dem Mann.
Gabriel ging voran, betrat schließlich das ehemalige Herrenhaus und stieg, nachdem er eine mehrfach gesicherte schwere Eisentür geöffnet hatte, eine breite, eine scheinbare Ewigkeit in die Tiefe führende Wendeltreppe hinab.

Bild

Am Ende eines langen Ganges schwang eine Tür auf und gab den Blick auf ein verstaubtes, hallenartiges Zimmer frei. Überall um sie herum waren Regale mit Schriftrollen und Pergamenten, Papyrus und Leder. Es roch nach Tinte, Gilb und vergangenen Jahrhunderten.

Bild

Was aber über alle Maßen erstaunte waren zum einen mehrere durchaus eindrucksvolle Gemälde mit gerader Pinselführung, die an den Wänden hingen.

Bild

Bild

Zum anderen war die riesige Halle angefüllt mit hunderten, vielleicht sogar tausenden von Sanduhren. Leise und unaufhörlich rieselte der darin enthaltende graue Sand nach unten. Erst beim näheren Hinsehen erkannte Leif, dass es sich gar nicht um solchen handelte. Das, was darin langsam und unausweichlich herniederrann, war Asche. Am hölzernen Fußsockel der Sanduhren waren griechische Buchstaben eingeschnitzt worden.
Gabriel blieb vor einem der Gemälde stehen und betrachtete die Männer, die darauf abgebildet waren bis sein Blick an einem hängen blieb, der ein wenig Trajan ähnelte „Eure Namen sind also Leif und Matthias… Das Schicksal der Götter hat euch bisher nicht zu sich gerufen… Wie kommt das? Wer seid ihr?“ Seine Stimme war fragend und fordernd.

Bild

Matthias stand neben Leif und sein Blick schweifte die Gemälde, die Regale und besonders intensiv die Sanduhren. Seine Augen verengten sich als er versuchte die Schrift zu entziffern, aber offensichtlich war er des Griechischen nicht mächtig. Er wartete einen Augenblick ob Leif zuerst sprechen würde, ergriff dann jedoch das Wort. „Mein Name ist Matthias, jüngster Sohn des französischen Ritters Pierre de Anoet, der unter dem Kaiser Karl diente und Bilhildis von Grauwald. In die Nacht geholt wurde ich von meinem Meister Ottin. Ich…“ Der hochgewachsene Mann schien nicht recht zu wissen, ob seine Worte das waren, was Gabriel hören wollte, doch als dieser auffordernd nickte, fuhr er fort. „Meine Ausbildung erfolgte durch ihn und nach seiner Vernichtung durch Meister Ithuriel. Ich habe einige Länder und Höfe bereist, versucht die Vernichtung meines Meisters zu rächen.“ Wieder zögerte er und er schluckte seine Worte hinunter. Mit hartem, herausfordernden Blick sah er den alten Salubri an als er mit tonloser, kalter Stimme weiter sprach. „Dabei habe ich versagt.“

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

Di 21. Feb 2017, 21:35

Leif richtete sich auf presste die Lippen aufeinander als er Gabriel dabei zuhörte wie er über Trajans mögliches Ableben philosophierte. Er wollte ihn schon unterbrechen, ihm sagen dass es genauso wahrscheinlich sein konnte, dass der alte Salubri bereits auf dem Weg zu Ihnen war. Aber Leif hielt sich zurück. Er glaubte nicht daran das Ludwig oder wie immer sich sein Clansbruder gerade nannte, von seiner Sichtweise würde abbringen lassen. Der Nordmann wandte den Blick ab und folgte den anderen beiden schließlich in die Burg.

Die Umgebung die er dort vorfand, war zu gleichen Teilen faszinierend und auch abschreckend. Genie und Wahnsinn schienen wie so oft nah beieinander zu liegen, war alles was Leif in den Sinn kam als er die riesige Kammer mit den Sanduhren passierte. Allerdings durfte man auch nicht vergessen welchem Druck die meisten Salubri über die letzten Jahre ausgesetzt waren. Einsamkeit, Paranoia und Misstrauen waren ständige Begleiter die wie Leif selber nur zu gut wusste ihren Tribut forderten. Als Leif aber die Asche in den gläsernen Körpern der Sanduhren erkannte, blieb er für einen Moment wie vom Blitz getroffen stehen und studierte die griechische Inschrift auf dem Sockel. Gabriel...seine Gedanken überschlugen sich. Wahrscheinlich war der Mann wahnsinniger als ein Malkavianer und selbst wenn nicht, schien es offensichtlich das er eine Zukunft für seinen Clan schon vor langer Zeit aufgegeben hatte. Leif nahm sich vor noch vorsichtiger als eh schon zu sein und folgte den anderen beiden Männern wieder.

Als Matthias schließlich seine Geschichte erzählte hörte er diesem ohne größeres Interesse zu. Ein großer Teil der Umstände war ihm dank Trajan bereits bekannt und der Rest inklusive der Schuld die er sich eingestanden hatte, war wenig überraschend. Seine Gedanken drifteten ab und er überlegte wo, von wem und wann Matthias seine magischen Tricks eigentlich gelernt hatte. Es war paradox und er hatte die letzten Stunden dazu genutzt ein wenig über seine Ablehnung was Thaumaturgie betraf nachzudenken. Er kam dabei zu der für ihn sehr überraschenden Erkenntnis, dass er im Grunde nichts gegen die Disziplin an sich hatte. Sie war einem Schwert welches zum Angriff, zum Schutz oder einfach als Zierde dienen konnte nicht unähnlich, aber das war es auch nicht was seine Ablehnung so stark machte. Es waren Männer und Frauen die keine Tremere waren und trotzdem solche verbotenen Kenntnisse hatten, die Angst und Ekel in ihm auslösten. Von einem Tremere erwartete man, dass er sich seiner ureigenen Blutskräfte bedient. Aber jemand von einem anderen Clan war eine ganz andere Geschichte. Ihre mystischen Kräfte war der größte Vorteil den die Hexer ihr eigen nannten und den gaben sie nicht einfach so auf. Zumindest nicht ohne eine große Gegenleistung und jeder nicht Tremere der in eine solche Schuld auf sich genommen hatte war einfach gefährlich und ein möglicher Verräter. Leif wusste wovon er sprach, denn als er noch an Sebastian gebunden war konnte er sich nicht einmal selber trauen.

Er seufzte innerlich und wandte seine Gedanken wieder den anderen beiden Salubri zu. Welch eine Ironie dachte sich der Heiler im Stillen. Hier sind wir, so viele von uns zusammen und doch traute er keinem von beidem weiter als er sehen konnte. Die Usurpatoren hatten ganze Arbeit geleistet den Clan der Einhörner zu zerstören und dessen Mitglieder zu diffamieren, sogar gegen einander. Verdammte Tremere. Seine Faust schloss sich krampfhaft und er merkte das Matthias zum Ende gekommen war, während sich Gabriels Aufmerksamkeit langsam auf ihn richtete. Er räusperte sich kurz und sprach dann über sich. "Ich bin ein Nachkomme von Achmet dem Träumer, gezeugt lange vor der Vernichtung von Saulot und gebe mich seit jenem Tag als Kappadozianer aus um dem Pogrom der Tremere zu entgehen." Er verstummte und überlegte, aber ihm viel nichts mehr ein was er dem zufügen konnte.

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

Mi 22. Feb 2017, 17:40

Ein kurzes Funkeln erschien in den Augen von Gabriel als Leif den Namen Achmet erwähnte. Seine Augen wanderten mit neu entflammtem Interesse über den Nordmann. „Achmet, der Träumer, war einer der Großen unseres Clanes. Seine Visionen waren erfüllt von so viel Wahrheit, dass ein einfacher Kainit darüber nur staunen konnte. Das, was er vorhergesehen hat, trat ein und wird noch geschehen. Ich habe ihm berichtet, welche Antworten ich erhielt als ich fragte und er wusste, dass, auch das, was ich sah, geschehen wird. Unser Blut ist verdammt und nichts wird uns retten. Nur sieben werden die Ankunft Kains erwarten. So entschied sich Achmet dazu, sein Selbst denen zu überlassen, die überleben werden. Verdammt, alle verdammt.“
Sein Blick glitt über die Sanduhren und Leif konnte die kleinen Inschriften in griechischen Hieroglyphen, die unter jeder einzelnen angebracht waren, entziffern: Es waren Namen: Vekis, Madiel, Nahum ben Enosh, Orpheus, Marius, Genevieve, Bahjat… hunderte von Namen, die ihm mehr oder weniger bekannt vorkamen und die man in feiner Schrift hinzugefügt hatte.
Gabriel sah Leif eindringlich an. „Wahrscheinlich habt ihr, sein Schüler, seine Träume geteilt. Ich war dort in meinen Träumen, in anderen Zeiten, ich habe den Göttern meine Fragen ohne Worte gestellt, Fragen, die man mit Klötzchen formuliert und die wieder verschwinden, sobald man sie aussprechen möchte. Sie haben in langen Textpassagen geantwortete, auch wenn ihre Antworten nicht einfach zu verstehen waren. Und die Wahrheiten… Alles wird geschehen: Saulot ist nicht tot: Er ist Tremere, ist Goatrix und der betrachtet sich selbst aus dem Spiegel heraus. 1998… Doch er hat uns im Stich gelassen, kann uns nicht retten… Es werden nur sieben sein.“ Gabriel wandte den versteinerten endgültigen Blick ab und sprach monoton als rezitiere er eine Bibelpassage. „So viel wird sich ändern: Unsere kainitische Welt wird sich aufspalten in zwei Feinde, Camarilla und Sabbat. Während der Sabbat rebellisch und ziellos das Alte zu zerstören trachtet und sich dabei nur selbst verzehrt, regiert und unterdrückt die Camarilla schlimmer als jeder Tyrann… 1435… Oh, wie die Usurpatoren sich die Hände reiben werden. Tsimiske wird vernichtet, Lasombra 1405 diableriert, Kappadozius 1444 von seinen eigenen Kindern.“ Seine geweiteten Augen wanderten zu Leif, zu Matthias, suchten darin nach Begreifen und Erkenntnis. „Ich habe all das gesehen und so viel mehr. Doch wer von uns wird übrig bleiben… zu guter Letzt? Ihr? Ich? Unser Schicksal ist verfasst, geschrieben von den Göttern. Wer sind wir die Götter herauszufordern, unsere eigene Geschichte zu schreiben? Wir sind nichts… Ihre Kreaturen, ihre Gedanken, Striche aus Papier, Imaginationen, so schnell wieder verschwunden, wie erdacht und allem, was sie planen, auf ewig ausgeliefert.“ Er machte eine lange Pause. „Jetzt sehe ich die Zukunft nicht mehr, kann nicht mehr darin wandeln ohne die Kraft unseres Vorsintflutlichen, erhalte keine Antworten, auch wenn ich noch so sehr meditiere oder hungere… so wie Achmet… Seht ihr noch?“ Mit einem ertrinkenden Hoffnungsschimmer in den dunklen Augen sah er wie ein Süchtiger zu Leif.

Re: Werde fort und fort, der, der du bist

Sa 25. Feb 2017, 16:53

All die unbekannten Namen und Daten, die weit entfernt in der Zukunft lagen sowie die Warnungen die Gabriel aussprach wuschen über Leif wie eine Welle die drohte ihn umzureißen. Leif konzentrierte sich auf die Prophezeiungen des Salubri vor sich, aber ein Gefühl des Zweifels nagte an ihm. Wie viel hatte er wirklich gesehen und was waren lediglich die Auswüchse eines wirren alten Geistes? Drei weitere der Ältesten würden noch fallen, genauso wie einst Saulot und auch wenn die Welt der Kainiten bereits von ähnlich weitreichenden Katastrophen erschüttert worden war, fiel es Leif unendlich schwer diesen Vorhersagen glauben schenken zu können. Prophezeiungen, Träume und Visionen begleiteten Leif schon sein ganzes Unleben und machten dieses um ein Vielfaches komplizierter. Der Heiler schaute Gabriel mit zweifelnden Augen an, die sich schließlich aber nur in ein trauriges Lächeln und kurzes Kopfschütteln verwandelten. "Ich träume nicht." Es war schon irgendwie ironisch, dass er das komplette Gegenteil des großen Achmet war wenn es um diese Themen ging und so viele dachten er würde diese Traditionen weiterführen. "Ich träume nicht..." Leif wiederholte die Worte langsam und klar. "...ich bevorzuge es zu handeln und mein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen." Der Nordmann straffte sich und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Ein Gefühl brannte in ihm, wurde genährt wie ein Feuer und wuchs. Erst dachte er es war Wut. Kalte, berechnende Wut wie er sie in den letzten Jahren so oft gespürt hatte, aber es war etwas anderes. Trotz, Widerstand und Mitleid pflanzten einen Samen in seine Brust der ihm das Gefühl gab, das erste Mal seit langer Zeit, eine Aufgabe zu haben. Er ließ Gabriel nicht aus den Augen.

"Ich werde mich nicht zurücklehnen und einfach aufgeben Gabriel. Die Zukunft kann noch immer verändert werden und ich werde nicht zulassen, dass einer nach dem anderen, unsere Brüder und Schwestern aus den Nächten verschwinden. Das ihre Lieder und Geschichten für immer verstummen bis wie nichts sind als eine falsch erzählte oder vergessene Fußnote unter den Kindern der Nacht." Leif wusste plötzlich das ihn all das und mehr schon so lange beschäftigt hatte, er aber jetzt zum ersten Mal diesen Gedanken Ausdruck und Wort verlieh. "Erzählt mir nichts von Verdammung, alter Meister. Jeder Kainit ist auf seine Weise verdammt und sich einfach dem Strom der Zeit, oder das was ihr dafür haltet zu ergeben ist nicht weise, sondern einfach nur feige." Leif atmete unnötigerweise einmal tief ein. Er wollte sich nicht in Rage reden und er wusste wie schnell sein Blut in Wallung geraten konnte. "Ich hatte immer eine Hoffnung, klein aber stark und hell leuchtend das ihr, die alten Meister einen Plan habt. Das ihr uns beschützt wie es die Löwin von Jerusalem tut, aber ich sehe nun das dies ein Trugschluss war, dass wenn ihr uns nicht beschützen wollt wie es selber tun müssen." Leif schüttelte mit harten Miene seinen Kopf und betrachtete Gabriel beinahe enttäuscht. "Ich lasse nicht zu, dass nur noch 7 von uns übrig bleiben. Verdammt seien Kain, Saulot und all die anderen wahnsinnigen Mütter und Väter der Clans. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir aufhören für die Sünden und Intrigen Kains und seiner Enkel den Preis zu bezahlen und unser Schicksal in die Hand zu nehmen." Die Fäuste des Nordmanns hatten sich zu steinharten Kugeln geformt. Er glaubte die Dinge die er sagte und hatte das Gefühl das sich ein großes Gewicht von seiner Brust gelöst hatte. Er war faul gewesen, hatte sich in Inaktivität verloren und vor der Welt versteckt. Aber er hatte nie aufgegeben und bei allen Höllen das würde er auch nie tun. Diese Offenbarung gab Leif Sicherheit und seine Fäuste lockerten sich, während ein ehrliches, beinahe fröhliches Lächeln auf seinen ebenmäßigen Gesichtszügen erschien. "Sollte das was ihr sagt wirklich stimmen. Wenn wir wirklich keine Chance haben all dem zu entkommen, es egal ist was ich tue um, dann kann ich mich wenigstens dazu entscheiden kämpfend unterzugehen. Das ist allemal besser, als in dunklen Kammern auf den Tod zu warten oder eine Absolution herbeizusehnen die nie erteilt wird." Schließlich wurde Leif stumm er hatte sehr viel mehr gesagt als er wollte und doch bereute er es nicht.
Antwort schreiben



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Chat, NES, Erde, Essen, Haus

Impressum | Datenschutz