Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Fr 20. Mai 2016, 10:30 
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Leif nickte nur kurz mit einem schlecht deutbaren Gesichtsausdruck zu Erik. "Wir können morgen weiter reden. Ich werde gleich nach Sonnenuntergang noch einmal nach Thyra schauen, bis dahin wird sich Balduin weiter umsieht kümmern." Dann war er auch schon aus der Kammer verschwunden. Leif spürte wie die Müdigkeit begann seinen Geist zu umnebeln. Er hatte das Gefühl das er im Moment ohne Probleme ein Jahrzehnt schlafen könnte. Vielleicht waren es solche Situationen die Ahnen dazu trieb sich in Starre zu begeben. Sich einfach dem Schlaf für ein paar Jahre hinzugeben und hoffen in einer besseren Zeit wieder aufzuwachen hatte durchaus seine Attraktivität. Leif wusste aber das diese Form der Passivität und des Glücksspiels einfach nicht seiner Art entsprachen, weshalb eine solche Lösung für ihn nicht in Frage kam. Schließlich war er so in Gedanken versunken, dass er fast mit Hendrik zusammengestoßen wäre. Leif schenkte dem Jungen nach seinen hastigen Ausführungen ein Lächeln, eines das nicht gezwungen war sondern absolut ehrlich gemeint war. Immerhin konnte er nichts für die Müdigkeit des Heilers. "Das ist ganz hervorragend, danke Hendrik." Auf den beschämten Blick des Jungen ging er gar nicht ein, auch wenn sich immer öfter fragte wer eigentlich dafür verantwortlich war, dass sich heutzutage alle Welt für jeden Mist schämte. Leif überlegte kurz und zeigte dann in Richtung Haupthaus mit einer kurzen Bewegung seines Kopfes. "Komm mit mir mit. Das mit den Lindenblüten hast du schon ganz richtig herausgefunden, aber wir müssen noch ein paar Sachen dafür vorbereiten. Wenn du willst kannst du mir in der Küche helfen." Leif schaute kurz zu Hendrik und legte dann noch etwas nach. "Sollte die Köchin Bea...Erna oder wie auch immer sie heißt irgendwelche Einwände haben, dann kann sie sich gerne mit mir anlegen."

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Verfasst: Fr 20. Mai 2016, 10:30 


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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Fr 20. Mai 2016, 12:54 
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Hendrik senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe. „Das wäre toll… ich würde sehr gerne… aber ich glaube, das ist keine so gute Idee.“ Einen Moment überlegte er, ob er weiterreden sollte. Dann sah er Leif an und entschied sich dafür. „Georg, das ist hier einer der Verwalter, hat mich ins Bett geschickt… na ja, er hat nicht gesagt, dass ich auch dort bleiben soll“, fügte der Junge rasch hinzu. „Aber wenn Berta mich in der Küche sieht, erfährt’s morgen sicher auch Georg und dann bekomm ich Ärger.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: So 22. Mai 2016, 10:35 
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Leif nickte Hendrik zu. "Wenn Georg gesagt hat, dass du ins Bett gehen sollst kann ich leider nicht viel machen. Ich habe dir heute erst gesagt, dass die Herrin des Hauses Alida und ich keine Freunde sind und deshalb glaube ich nicht das sie es gut heißen würde, wenn ich mich einfach über die Anweisungen die von ihren Leuten gegeben werden hinwegsetze. Es tut mir Leid Hendrik, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Vielleicht gibt es zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal eine Gelegenheit, denn es wird noch eine ganze Weile dauern bis Thyra wieder ganz gesund ist."

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: So 22. Mai 2016, 19:11 
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Hendrik sah ein wenig enttäuscht aus, nickte dann aber. „Ich weiß… Alida hätte nichts dagegen, dass ich lieber nachts unterwegs bin. Sie schickt mich nie ins Bett. Alida hat mal gesagt, manche Dinge sind halt so wie sie sind. Aber sie ist leider gerade nicht in Brügge.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich wünsche euch viel Glück, dass eure Freundin wieder gesundwird. Und wenn ich irgendetwas für euch tun kann, dann sagt mir vielleicht Bescheid?“ Der Junge lächelte ein letztes Mal verhalten mit einem winzigen Hoffnungsschimmer im Blick, dann verschwand er durch die Tür zurück in die Dunkelheit der Nacht aus der er gekommen war.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Mi 15. Jun 2016, 21:55 
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Epilog

Ein bitterer dickflüssiger Saft brannte sich den Weg durch Thyras Kehle. Sie hatte Schmerzen die sie wie ein Blitz bei jeder Bewegung durchfuhren und noch während sie dabei war zu erfassen wo sie eigentlich war hörte sie sich selber stöhnen. Dafür mussten sie ihr den ekligen Saft gegeben haben dachte sie sich, während ihr gleich wieder einfiel wie sehr sie diese verdammte Medizin hasste. Das Mittel half ihr mit ihren Schmerzen, aber er benebelte auch ihren Geist und verursachte eine dunkle, traumlose Leere die sie bis ins Mark fürchtete. Lieber würde sie alle Qualen der Welt erdulden, als sich dieser Situation hier so hilflos ausgeliefert zu fühlen. Sie wollte spucken, sich befreien, aber alles was sie zustande brachte war es sich zu verschlucken und wie eine Wahnsinnige zu husten. Ihre Brust brannte wie Feuer durch den Anfall und eine dunkle Furcht ergriff sie wie jedes Mal wenn sie ihren Körper nicht unter Kontrolle hatte. Sie verabscheute ihre Schwäche, sowie die Tatsache das ihr eigenes Fleisch ihr nicht gehorchte und sie hier liegen musste wie eine alte, hilflose Frau. Wenigstens war Erik war am Leben, denn sie hatte seine Stimme gehört als er mit ihr gesprochen hatte, aber auch diese Erkenntnis half nur wenig dabei die Schande die sie verspürte erträglich zu machen hatte sie selbst doch nicht viel zu seinem Überleben beigetragen. Sie musste über so vieles nachdenken. Wie es jetzt weitergehen sollte und was die letzten Tage wirklich bedeuteten, aber im Moment wollte sie einfach nur schlafen und ihre Sinne zogen sich mehr und mehr zurück bis da schließlich nichts mehr war als diese tiefe und dunkle Schwärze.

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Irgendwann wurde sie bewegt. Die Schmerzen waren beinahe unerträglich, aber ihre abgestumpfen Sinne gewöhnte sich auch bald an diese neue Erfahrung und durch eine weitere Dosis der bitteren Medizin dämmerte ihr Geist schließlich wieder zurück in die dunkle Welt. Sie hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war. Tage? Wochen?. Es gab nichts als Schlaf und Schmerz, Schmerz und Schlaf während sie sich in ihrem eigenen Dreck wälzte. Was für eine Kriegerin sie nur war, war alles woran sie voller Abscheu und Ekel in ihren kurzen wachen Phasen denken konnte. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen, denn ihr war auch in ihrem Delirium klar das sie sich vielleicht nie wieder ganz von ihren Verletzungen erholen würde. Dann hätte sie keinen Wert mehr. Sie wäre nur eine andere, hässliche, versehrte Frau. Heiße Tränen brannten sich den Weg in ihre Augen und sie ließ diese beinahe krampfhaft geschlossen bis dieses Gefühl verebbte. Ein kalter Lappen streifte schließlich vorsichtig ihre Stirn und verschaffte ihr Erleichterung. Das kühle Wasser fühlte sich gut an auf der fiebrigen Haut während ihre Sinne ein wenig klarer wurden. Sie schlug die Augen auf und über ihr sah sie eine unbekannte, dunkelhaariges Frau die überrascht schien, aber sofort lächelte.

Eine Edelfrau dachte sich Thyra sofort wie sie an ihrer feinen Kleidung und weißen Haut erkannte. Ihre Freundlichkeit hatte etwas beruhigendes, ebenso wie ihre warmen braune Augen und doch zuckte Thyra sofort zusammen auch wenn es keinen Grund dafür gab, außer der Schande so hilflos zu sein. Die junge Frau sagte etwas in der flandrischen Sprache, die Thyra nur in losen Bruchstücken verstand, aber sie erkannte einen Namen: Karl. Sie hörte das quietschende Holz welches unter dem Gewicht von Schritten nachgab und der Knappe kam mit einem Lächeln in das Zimmer. “Du bist wach.” Er sprach ihre Sprache und sie hätte gerne gelächelt, aber ihre Verletzungen quittierten den Versuch mit nichts als Schmerzen. “Bleib liegen alles wird gut. Verstehst du was ich sage?” Sie schaffte es schließlich mit einem leichten Nicken zu antworten, aber sie spürte sofort die Erleichterung die von Karl und dem fremden Mädchen ausgingen. Hatte es etwa so schlecht um sie gestanden? Die andere Frau erhob sich und drückte Karls Arm. Sie verstand nicht worüber sie sich unterhielten aber sie verließ schließlich das Zimmer und Karl setzte sich zu ihr. “Du musst dich ausruhen. Mein Vater wird bald hier sein und nach dir schauen bis dahin interessiert dich sicher was in den letzen Tagen passiert ist. Allen geht es soweit gut, wir haben uns nur Sorgen um dich gemacht…” Sie konnte nicht antworten, aber die Worte taten ihr gut und irgendwann fühlte sie wie ihre Sinne wieder von der Dunkelheit umschlungen wurden.

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Thyra wachte zu der ihr bekannten Stimme auf, die nicht die von Erik oder der Frau war die sich ihre Mutter nannte sondern die von Karl. An den niedrigen, goldenen Strahlen der Sonne konnte sie erkennen, dass es später Nachmittag sein musste und auch wenn sie wieder den ganzen Tag geschlafen hatte, hatte sie doch seit langem einmal wieder gute Laune. Ihre Schmerzen waren inzwischen schon ohne die bittere Medizin erträglich und es ging ihr den Göttern sei Dank mit jedem Tag besser auch wenn ihre Genesung nach allem was sie von Balduin erfahren hatte noch eine ganze Weile dauern würde. Sie hielt die Augen noch für einen Moment geschlossen um den Geschichten zu lauschen die der Knappe ihr erzählte. Sie mochte die Erzählungen von fernen Landen und neuen Erfahrungen die Karl erlebt hatte. Es gab so viel, wie die Reisen durch den ungezähmten, wilden Osten als er noch ein Kind war, oder die das Wunder das ihn überkam als er zum ersten Mal einen Fuß durch die Stadttore Brügges, die Geburtsstadt seiner Eltern gesetzt hatte. Manchmal, wie heute erzählte er ihr auch Geschichten von den Familienfesten im Anwesen der Familie seines Vaters und seiner Tante, denen er zwar inzwischen nur noch selten beiwohnte, die wohl aber immer fröhliche und besondere Ereignisse waren. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und schließlich signalisierte sie mit ihrer Antowort das sie wach war. “Nimmst du mich mal mit zu einem der Feste wenn es mir wieder gut geht?” Plötzlich fiel Thyra etwas ein und ihre gute Laune wurde erstickt wie ein Feuer von einem Eimer kalten Wasser. “Auch wenn man dieses Gesicht nicht in der Öffentlichkeit zeigen sollte.” Sie drehte ihren Kopf ein Stück zur Seite. Vor einigen Tagen hatte sie nach einem Spiegel verlangt und erst nach einigen eindringlichen Worten hatte man ihr einen solchen gereicht. Aber auf Anblick der ihr entgegen sprang war sie einfach nicht vorbereitet gewesen, denn es war der eines wahren Monsters.

Sie brauchte den ganzen Tag um das was sie gesehen hatte zu verarbeiten und wusste auch Tage danach nicht ob sie sich jemals mit den Narben und den Entstellungen würde abfinden können. Karl holte sie ins hier und jetzt zurück. Er lachte. “Mach dir doch darüber keine Gedanken. Wenn du wüsstest wie meine Tante Inga aussieht würdest du dir solche Gedanken gar nicht machen.” Er biss sich auf die Lippen und sie merkte, dass er verunsichert war, weil er nicht wusste ob er sie mit dieser Aussage verletzt hatte. Um ehrlich zu sein konnte sie es selbst nicht genau sagen, denn im Moment fühlte sie gar nichts. Hastig, aber nicht weniger herzlich und überzeugt fügte er dann noch etwas an. “Außerdem ist es egal. Weder ich noch irgendjemand hier oder in der Familie van der Burse würde jemals jemanden wegen Mut, Tapferkeit oder einer erfahrenen Ungerechtigkeit verstoßen oder ablehnen. Was mich dazu bringt das wir deine Wunden reinigen müssen.” Sie wusste er wollte das Thema so schnell wie möglich wechseln und das störte sie nicht weiter auch wenn seine Worte es schafften ein wenig von ihrer Unsicherheit zu nehmen. Sie hörte wie eine Flasche entkorkt wurde und ein scharfer, medizinischer Geruch erfüllte sofort den kleinen Raum in dem sie lag. Sie seufzte. “Der schönste Teil des Tages.” Karl antwortet während er bereits einen sauberen Lappen mit der Flüssigkeit tränkte. “Ich weiß es ist schmerzhaft, aber wir müssen die Wunden sauber halten sonst…” Er sprach nicht weiter und das brauchte er auch nicht. Thyra wusste wie solche Dinge normalerweise abliefen. Offenen Wunden begannen sich zu entzünden und zu Nässen. Schließlich starb man am Wundbrand wenn man den infizierten Teil des Körpers nicht amputierte und leider konnte man in ihrem Fall schlecht den Kopf vom Rest des Körpers trennen, auch wenn ihr der Tod mit Sicherheit lieber gewesen wäre als irgendeine Form von Amputation. Sie versuchte trotz der trüben Gedanken einen leichten Tonfall beizubehalten.

“Mach schon, ich habe schlimmeres erlebt zum Beispiel ein Unentschieden im Zweikampf gegen dich.” Sie lächelte ihm ermutigend zu. “Übrigens bin ich beeindruckt das du nicht nur dem Schwert sondern auch der Heilkunst mächtig bist.” Karl prustete und lachte. “Wenn du meinen Vater fragst würde er dir etwas ganz anderes erzählen. Er hat jahrelang versucht mich für Pflanzen und Prozeduren zu begeistern, aber ich habe mich immer erfolgreich gewährt.” Sie sah im Licht der untergehenden Sonne, dass er wie ein kleiner Junge grinste, der voller Stolz mit einem lieb gewonnen Spielzeug oder einem neuen Kleidungsstück umhermarschierte. “Aber meine Tante Alyssa hat es einmal treffend formuliert. Selbst für den größten Trottel wäre es unmöglich mit zwei Heilern unter einem Dach zu leben und nicht auch das ein oder andere zu lernen ob man nun will oder nicht. Außerdem musste Leif mich auch das eine oder andere Mal nach einem Training zusammen flicken und hat es sich dabei nicht nehmen lassen mir genau zu erläutern was er gerade macht. Ich denke hat es nur gemacht um mich zu…” Ärger stieg in der jungen Frau aus dem Norden auf, ebenso wie eine gewisse Verzweiflung. Auch Karl verstummte sofort. Sie wusste beide das er eine Grenze überschritten hatte. Thyra konnte und wollte nicht über ihren verräterischen Ahnen reden, insbesondere nicht in ihrem jetzigen Zustand.

“Thyra es tut mir..” Sie fiel ihm ins Wort. “Ist schon gut Karl. Den Rest mache ich einfach selbst. Ich habe den Spiegel, es ist noch hell und ich bin mir sicher das du eine ganze Menge an anderen Pflichten zu tun hast.” Sie spürte das ihre Stimme kalt und abweisend war. Oh wie sehr sie sich gerade dafür hasste, aber sie konnte nicht anders. “Sag Bescheid wenn du etwas brauchst...Ich…” Dann schüttelte der Knappe nur ganz kurz den Kopf und verließ das Zimmer. Sie wusste das ihn ihre Haltung überforderte und das tat ihr im Herzen weh, aber sie konnte einfach nicht vergessen wer sie war. Nein und das wollte sie auch nicht, nur um dann wie ihr Bruder der schlimmer noch Brunhild zu Enden, die den Feind ihrer eigenen Familie vorzogen. Das goldene Licht welches in das Zimmer drang wirkte plötzlich wie eine spottende Erinnerung daran, dass sie versagt hatte und der Ahn vor ihrer Nase umher lief, während sie nichts weiter tun konnte als abzuwarten und ihre verworrenen Gedanken zu sortieren. Schließlich schloss sie überfordert die Augen und dieses mal wünschte sie sich beinahe, dass die bittere Medizin sie in die dunklen, traumlosen Weiten tragen würde, egal wie hilflos sie das machte. Immerhin war sie das ja sowieso schon. Welchen Unterschied machte es also?

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Mi 29. Jun 2016, 14:00 
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Es war beinahe erschreckend wie schnell die Zeit verging dachte sich Thyra, während sie lustlos in dem dünnen Haferbrei herumrührte der seit Stunden auf dem kleinem Nachtisch neben dem Bett stand. Einige Wochen waren inzwischen vergangen und ihre Genesung hatte zwar sichtbare, nichts desto trotz aber leider nur langsame Fortschritte gemacht. Sie erhob sich von ihrem Bett, welches schon seit einiger Zeit eher ein Gefängnis für sie war als eine Ruhestätte. Das offene Fenster ließ die frische, kalte Nachtluft in das kleine Zimmer und sie konnte am silbrigen Licht welches die Wand streifte sehen, dass der Mond inzwischen aufgegangen war. Sie hatte immer noch keinen Hunger und beobachte nur teilnahmslos wie der halbfeste Brei immer wieder von dem Holzlöffel zurück in die kleine irdene Schüssell kleckerte. Sie bewegte das Besteck noch einmal mit einer lustrosen Drehung und stellte das Gefäß dann beiseite um schließlich aufzustehen. Das ging schon erheblich einfacher als noch vor ein paar Tagen und Thyra freute sich über diesen kleinen Fortschritt. Sie seufzte leise und stand von dem Bett auf an das sie für so viele Wochen gebunden war. Das Gefühl zu laufen und sich selbst und ohne große Schmerzen zu bewegen war bereits ein Geschenk an sich und sie dankte ihrer zunehmenden Unabhängig mit jeder Faser ihreres geschundenen Körpers. Mit nackten Füßen ging zu dem kleinen Fenster, welches sie inzwischen so gut kannte und schaute auf die Dächer und Häuser der in Mondlicht getauchten Stadt.

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Hierher hatte sich also Leif all die Jahre versteckt und jetzt hatte sie ihn gefunden. Alles könnte bald ein Ende haben, aber Brunhild und schlimmer noch ihr eigener Bruder weigerten sich die Jagd zu Ende zu führen. Sie verstand diesen Weigerung einfach nicht und im Moment wusste sie auch nicht wie dieser Wahnsinn weitergehen sollte. Sie war alleine, zu schwach um etwas zu unternehmen und wenn sie ihrem Vater und den anderen Familienmitgliedern berichtete was sie wusste, dann würden sie Erik und Brunhild als Verräter bestrafen und töten. Wie jedes Mal wenn sie über die Situation nachdachte brach ihre Verzweiflung wieder hervor. Manchmal, in den besonders dunklen und einsamen Nächten wünschte sich Thyra, dass die Hexe sie einfach getötet hätte. Dann müsste sie diese Last nicht mehr tragen und alle Probleme wären gelöst. Ihr Blick fiel auf ihren Dolch der sauber und scharf auf einem kleinen Tisch lag. Sie könnte auch...Nein! Ein heißes Gefühl des Ekels stieg in ihr auf und sie war wütend auf sich selbst für ihre zerstörerischen Gedanken und die Tatsache, dass sie auch nur einen Moment über eine solche Feigheit nachgedacht. Nicht nur wäre ihre Ehre für immer verloren, sie würde auch keine Chance haben an Odins hoher Tafel zu sitzen, sondern würde in Hel’s dunkles Reich gehen und genauso wie all die anderen Schatten dieses Reiches ausharren müssen bis die Welt nach Ragnarök neu geschmiedet wurde. Sie ballte die Fäuste im Trotz. Das war nicht sie und das würde auch nie sie sein, egal was passierte. Sie lief wie ein gefangenes Raubtier auf und ab. Das Zimmer trieb sie noch in den Wahnsinn, ebenso wie diese ganze Scharade. Sie musste von hier verschwinden. Nach einer längerer Zeit als ihr lieb war, hatte sie sich schließlich angekleidet. und die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht um ihre immer noch sichtbaren Narben zu verbergen.

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Ein Klopfen an der Tür ließ sie erstarren und der entstehende Luftzug der durch die geöffnete Tür entstand ließ die beiden Kerzenstummel die das Zimmer ein wenig erleuchteten kurz aufflackern. Balduin, Karls Vater stand in der Tür und hielt eine dampfende Schüssel in der Hand. Er lächelte ihr zu. “Ein wenig Abendessen Thyra?” Er ging in Richtung des Nachttisches und wollte das Essen bereits abstellen, als er die unangerührte Schüssel sah. “Aber du scheinst gar keinen Hunger zu haben. Nun denn die Nachtluft ist sehr angenehm im Moment, ich verstehe also wenn du ein wenig nach draußen gehen willst. Erlaubst du das ich mich deinem Spaziergang anschließe? Auch mein Tag war lang und ich könnte ein wenig Bewegung gebrauchen.” Thyra erstarrte in ihrer Bewegung und fühlte sich ertappt, sah der Heiler doch klar das sie sich angekleidet hatte. Für einen Moment wusste sie nicht was sie tun sollte und nickte dann einfach nur. “Na dann komm. Es gibt eine ganze Menge Dinge in dieser Stadt die bei Mondlicht noch schöner sind als am Tag” Balduin stellte die Schüssel zu der anderen und bot ihr seinen Arm an. Thyra ging an ihm vorbei sie wollte es alleine schaffen. “Danke Balduin. Aber ich glaube ich kriege das inzwischen alleine hin.” Sie lächelte ihm zu. Sie mochte den Heiler sehr. Er war unaufdringlich, freundlich und hatte immer etwas lustiges oder interessantes zu erzählen und schien einer der wenigen Menschen zu sein die immer ruhig und ausgeglichen schienen, auch wenn um sie das Chaos regierte. Er wirkte irgendwie glücklich und sie beneidete ihn darum.

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Die frische Luft tat Thyra gut und sie spürte wie sie ein wenig Leben in ihren geschundenen Körper hauchte. Sie zog die Kapuze tief ins Gesicht um ihre Narben zu verbergen, trotz der Dunkelheit und der Tatsache das sicherlich nicht viele Leute auf der Straße unterwegs sein würden. Aber sie wusste man konnte nie vorsichtig genug sein. Das Laufen war zwar nicht ganz einfach aber zumindest konnte sie sich wieder ohne Stock und Hilfe bewegen. Balduin lief neben ihr und erklärte ein paar der Besonderheiten der Stadt. Thyra gestand sich ein das Brügge eine wunderschöner Ort war und sie freute ehrlich einmal mehr davon zu sehen. Die Häuser, die Kanäle die Brunnen...es war alles so anders als bei ihr zu Hause wo weniger Augenmerk auf Schönheit, als auf Funktionalität gelegt wurde. Schließlich kamen sie an einem Apfelgarten vorbei, der am Rande eines großen Kanals lag. Auf der anderen Seite konnte man ein wunderschönes Haus erkenenn, dessen Fenster im warmen, einladenden Licht erstrahlten, während leise Musik zu hören war. Thyra merkte bis sie die Worte ausgesprochen hatte gar nicht das sie etwas gesagt hatte. “Das ist wunderschön Balduin. Was ist das?”

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Sie wusste nicht ob der Heiler kurz einen traurigen Ausruck auf dem Gesicht hatte, oder ob sie sich das nur eingebildet hatte. Seine herzliche und beinahe zärtliche Stimmlage ließ in jedem Falle nichts Entsprechendes Vermuten. “Das ist das Anwesen der van der Burses, meiner Familie und der größte Teil meiner Verwandten lebt in diesen Mauern.” Thyra spürte wie Faszination in ihr aufstieg. Es erinnerte sie ein wenig an ihre eigene Heimat, immerhin lebten die meisten der Kinder von Vidarr auch am gleichen Ort, aber hier wirkte alles irgendwie...nun ja friedlicher und auch gemütlicher. Sie schaute zu Balduin. “Karl hat mir eine ganze Menge erzählt. Von all den Verwandten und den schönen Festen. Dem leckeren Essen der Köchin dessen Namen ich vergessen habe, der Musik und dem Spiel mit der weißen und schwarzen Königin, die ihr am warmen Kamin mit heißen Apfelmost oder Wein spielt.” Sie zögerte ein wenig, blieb stehen und suchte Balduins Blick. “Es klingt alles so schön. Darf ich dir eine Frage stellen?” Ihr Gegenüber quittierte die Frage nur mit einem leichten Nicken und sie fuhr fort. “Versteh mich nicht falsch aber warum wohnst du nicht einfach dort mit deiner Familie? Karl hat mir erzählt das ihr nur zu Besuch dort hingeht? Hat das einen besonderen Grund?” Thyra mied Balduins Blick. Er schien ein wenig abgelenkt und stattdessen beobachte sie die dunklen, gepflasterten Straßen dieser für sie so beeindruckenden Stadt.

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Balduin krazte sich am Kopf und er wirkte ein wenig überrumpelt. Thyra spürte das sie den Heiler an einem wunden Punkt getroffen hatte, was ihr ehrlich leid tat. Sie hatte nicht vor ihn in eine unangenehme Situation zu bringen. “Du musst nicht antworten das ist schon in Ordnung…” Balduin lächelte nur und schüttelte leicht den Kopf. “Nein das ist schon in Ordnung. Hmm wo fange ich an? Als ich etwa in deinem Alter war dachte ich müsste die Welt verändern. Ich wollte es so sehr, dass ich eine ganze Menge verrückte Ideen hatte um meinen Teil für eine bessere Welt beizutragen. Weißt du ich hatte eine wunderschöne Kindheit. Ich bin zwischen gutherzigen, intelligenten und lustigen Menschen aufgewachsen. Viele der van der Burses sind dank der Matriarchin Alida zu besonderen Individuen herangereift, da sie jeden fördert und fordert der auch nur einen Funken Interesse oder Talent zeigt. Ich wollte mich beweisen und habe mich mit viel Herz, aber wenig Verstand in eine ganze Menge Dinge hineingestürzt. Um eine lange Geschichte kurz zu machen - ich habe während dieser Zeit leider einige sehr fragwürdige Entscheidungen getroffen und viele in meiner Familie bitterlich enttäuscht. Als ich vor den Scherben meiner Konsequenzen stand war ich feige und bin lieber weit weg gegangen, als mich meiner Verantwortung zu stellen.” Er seufzte. “Diese Entscheidung war damals zwar sicherlich irgendwie richtig, aber ich hätte mich verabschieden und wenigstens entschuldigen müssen. Das wäre das mindeste gewesen, was meine Familie verdient hätte nach den Dingen die sie wegen mir durchleiden mussten, aber alles was ich gemacht habe, war mich wie ein Feigling davon zu stehlen.” Thyra bemerkte den gequälten Blick mit dem Balduin sie ansah und ging einen Schritt auf ihn zu. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. Sie wollte ihm signalisieren, dass sie bei ihm war. “Was ist dann passiert?” Er lächelte ihr ihr zu. “Naja danach vergingen fast zehn Jahre bis ich wieder zurückgekommen bin. Karl war inzwischen geboren worden und als ich wieder hier war habe ich leider mit meinen falschen Entscheidungen weiter gemacht.” Thyra war fasziniert und sie hätte nie vermutet, dass so viel Bedauern hinter dem freundlichen Heiler steckt. “Ich hätte zurückkommen können. Meine Verwandte Alida bot mir alle Hilfe an. Aber da ich mich noch immer geschämt habe und vielleicht auch als falschem Stolz habe ich diese Hilfe abgelehnt. Ich wollte alles selber schaffen und am Ende habe ich nur einmal mehr die Früchte meines unüberlegten Handelns geerntet.”

Thyra wusste nicht so recht was sie auf all das antworten sollte. Sie spürte wie ihre Gedanken sich in Richtung ihrer eigenen Familie bewegte, etwas dem sie sich in letzter Zeit so oft verschlossen hatte. Balduin schaute sie an. “Weißt du ich habe so oft gut gemeinte Hilfe von mir gestoßen. Entweder aus falschen Stolz oder purer Dummheit. Mach nicht den selben Fehler wie ich Thyra. Du bist noch jung. Lass dir von Leif helfen, er kann dich wieder gesund machen.” Thyra spürte wie ein bekanntes Gefühl in ihr aufwallte auch wenn dieses mal nicht Ärger war sondern Entschlossenheit. Balduin hatte sich ihr gegenüber geöffnet und sich die gleiche Ehrlichkeit verdient. “Nein Balduin das geht nicht. Du hast es selber gesagt du hast falsche Entscheidungen getroffen und deine Familie mit Unüberlegtheit enttäuscht. Das verfolgt dich bis heute und ich werde nicht meine Familie für einen persönlichen Vorteil verraten, indem ich einen Pakt mit dem Dämon eingehe, den wir über all diese Jahre bekämpft haben und der für so viel Leid gesorgt hat. Ich würde alles verraten wofür wir stehen.” Sie spürte wie der Brustton der Überzeugung sie erfasste und sah wie Balduin nur nickte und eine ganze Weile nichts sagte. Sie wusste das er ihre Worte bedauerte, aber trotz allem akzeptierte. Diese Feingefühl schätzte sie sehr an dem Heiler. “Du kennst meine Meinung zu diesem Thema bereits, aber ich werde nicht versuchen dich von irgendetwas anderem zu überzeugen. Trotzdem wäre ich ein schlechter Heiler wenn ich dir diese Möglichkeit nicht wenigstens noch einmal vor Augen geführt hätte.” Thyra sah eine niedrige Steinmauer und sie spürte das sie eine Pause brauchte. Sie setzte sich langsam auf den kalten Stein und beobachte aus der Entfernung das fröhliche Treiben im Anwesen der Familie van der Burse. Sie wünschte in diesem Moment sie könnte einfach dort Anklopfen und an der Feier teilnehmen um nicht so alleine sein zu müssen, wo sich ihre Gedanken immer um ihre Verletzungen oder die Verpflichtungen drehte die sie gegenüber ihrer Familie hatte. Am schlimmsten war aber immer noch das sie keine Ahnung hatte wie es nun weitergehen würde.

Balduin setzte sich neben sie und sie spürte wie sich ein dünnes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie war ja gar nicht alleine wurde ihr plötzlich bewusst. “Weißt du Balduin die letzen Wochen waren für mich nichts als Wahnsinn und...und ich weiß im Moment einfach nicht wie es weitergehen soll. Alle erwarten immer nur von mir das ich stark bin, aber schau mich an. Wie kann ich so heruntergekommen wie ich jetzt bin je wieder stark sein?” Ihre Narben schienen plötzlich zu brennen und ihre Stimme war beinahe ein Flüstern so als schämte sie sich selber diese dunklen Gedanken zum ersten Mal laut auszusprechen und das auch noch vor jemand anderem. Balduin drehte sich zu ihr um suchte ihren Blick und lächelte ihr breit zu. “Weißt du was Thyra? Hör mir einmal genau zu. Es ist einfach stark zu sein wenn man alles hat und keine Sorgen die Seele belasten. Aber dann ist man nicht stark sondern hat einfach nur Glück oder ist privilegiert. Erst wenn du ganz unten warst kannst du zeigen das wahre Stärke in dir steckt. Glaube mir ich weiß wovon ich spreche denn ich war selbst an diesem dunklen Ort an dem du jetzt bist.” Balduin seufzte tief. “Als das Schicksal zugeschlagen hatte und unsere Familie zerrissen wurde, habe ich mich dem was vor mir lag nicht gestellt. Ich habe mich in Wein und Einsamkeit zurückgezogen und es hat eine ganze Weile gedauert bis ich aufgehört habe zu jammern und mein Leben wieder in die eigenen Hände genommen habe. Und das habe ich wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig gemacht. Ich habe soviel Zeit und Energie damit vergeudet mich darüber zu beklagen was ich verloren habe, dass ich vergessen hatte was mir geblieben ist.”

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Balduin wandte sich ab und erhob sich. “Mach nicht die gleichen Fehler wie ich Thyra. Das Schicksal wirft manchen von uns gerne Steine in den Weg aber wir wissen nicht wofür es manchmal gut ist. Weißt ich trauere darüber das meine Familie damals zerbrochen ist, aber trotzdem geht es uns heute sehr gut. Meine frühere Frau Katherina hat das örtliche Nonnenkloster zu einem der reichsten und mächtigsten der Grafschaft gemacht, mein Sohn wurde vor kurzem zum Ritter geschlagen und ich kann voller Bescheidenheit behaupten das ich eines der besten Hospitäler der bekannten Welt leite. Aber wirklich wichtig für mich selbst ist folgendes. Wirkliche Freiheit von all dem Druck kann man erst erlangen wenn man mit sich selbst ins Reine kommt. Wenn man die Dämon die die eigene Seele plagen konfrontiert. Weißt du es gab einen Moment der mir die Augen geöffnet hat und zwar als ich erkannt hatte das ich vielleicht gar nichts Besonderes bin, insbesondere aber auch nicht auf biegen und brechen sein muss. Weder Held noch Opfer und als ich diesen Druck endlich hinter mir gelassen hatte konnte ich wählen einfach nur Balduin zu sein mit den Stärken und Schwächen die mich eben ausmachen. Das hat mir geholfen endlich Frieden zu finden und jetzt versuche ich einfach jedem Tag so positiv und aufgeschlossen wie irgendwie möglich zu begehen und ich sage dir ich war selten glücklicher.” Er schaute sie lächelnd an. “Du hast noch dein ganzes Leben vor dir und es liegt allein in deinen Händen was du daraus machst, egal wie hilflos und schwach du dir gerade vorkommst.”

Die Worte von Balduin füllten Thyra mit einer gewissen Zuversicht von der sie nicht erwartet hätte, dass sie diese so schnell wieder empfinden würde. “Danke Balduin.” Sie drückte seine Hand. Danke das du dich in all der Zeit um mich gekümmert hast und damit meine ich nicht nur deine Heilkünste.” Thyra spürte wie Balduin ihren Händedruck erwiederte. “Weißt du Thyra als dein Arzt sollte ich dir zwar dazu raten wieder ins Bett zu gehen, aber ich habe auch noch eine andere Idee.” Er schmunzelte. “Hast du Lust das Anwesen mal von Innen zu sehen? Ich bin mir sicher meine Familie würde sich über zwei weitere Gäste freuen und du hast heute ja auch noch nichts gegessen. Ich kann dir versichern das die Bratäpfel in Sahne himmlisch sind.” Ohne groß zu überlegen antworte Thyra. "Ja das würde ich wirklich gerne." Dann spürte sie wieder wie sich ihr Magen krampfhaft zusammen zog und wie als würde eine fremde Macht ihre Gedanken kontrollieren berührte sie die Narben in ihrem Gesicht. Eine ohnmächtige Hilflosigkeit erfüllte sie plötzlich. "Vielleicht ein anderes Mal Balduin." All die Zuversicht von zuvor war wie weggeblasen aber Balduin ließ nicht locker. "Ich glaube Karl hat es dir schon einmal erzählt. Niemand in meiner Familie wird dich je unfair dafür behandeln, dass du eine derartige Ungerechtigkeit erleiden musstest. Komm mit mir, lern die Familie kennen und sobald du gehen willst werden wir das tun." Er hielt ihr seine Hand hin und sie spürte zu ihrer eigenen Überraschung, dass sie diese mit neuem Mut ergriff. "In Ordnung." Sie merkte beiläufig wie sie erst nickte und sich dann langsam ein Lächeln auf ihre Züge legte. Balduin hatte recht. Was jetzt kommen mochte lag allein in ihrer Hand und sie wollte nicht mehr schwach sein. Vielleicht gab es ja doch einen Ausweg aus diesem ganzen Dilemma, aber für solche Überlegungen würde auch noch später Zeit sein. Mit einer Handbewegung schob sie ihre Kapuze nach hinten. Wenn Balduin es schaffte sich seiner Familie nach all diesen Vorfällen zu stellen, dann könnte sie auch ein paar fremden Leuten auf einer Feier zu begegnen. Egal ob sie nun diese Narben trug oder nicht.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Do 30. Jun 2016, 18:57 
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Das Lied welches Thyra auf der Feier gehört hatte lag ihr noch immer auf den Lippen und sie summte leise die markante Melodie während sie dabei breit lächelte. Ein Mann den sie nicht kannte hatte es auf seiner Flöte gespielt und es schien hier recht bekannt zu sein, denn eine ganze Reihe der Gäste hatte sofort mit Klatschen und Gesang eingestimmt. Sie hatte den Text zwar nicht verstanden, aber der fröhliche Rhythmus hing für sie noch immer genauso präsent in der Luft, wie der Geruch der gebratenen Äpfel und des heißen Weins. Sie hatte nicht viel davon getrunken, aber in ihrem Kopf verspürte sie eine angenehme Leichtigkeit. Langsam ging sie neben Balduin einher in Richtung der Schmiede die fühlte sich beschwingt und sie hatte das erste Mal seit langer Zeit nicht das Gefühl, dass irgendetwas ihre Stimmung betrübte. “Ich danke dir für den Spaziergang Balduin. Ich habe gar nicht bemerkt wie sehr ich ein bisschen Abwechslung gebraucht habe.” Er nickte ihr als Antwort breit lächelnd zu als sie schließlich um eine Ecke bogen und damit ihr Ziel schon fast erreicht hatten. Thyra hatte das Gefühl sich noch ein bisschen frische Luft gönnen zu müssen. Ob es an dem Wein lag, oder einfach nur so konnte sie nicht genau sagen. “Geh ruhig schon rein Balduin. Ich brauche noch einen kleinen Moment.” Mit einem Handzeichen verabschiedete sich Balduin für eine kleine Weile und Thyra setze sich auf den gemauerten Rand eines Brunnens der in einer abgelegen Ecke der Straße lag, welche beinahe die Größr eines kleinen Platzes hatte an dem man Frischwasser zu Tage förderte.

Ein kurzes Seufzen entwich ihrer Kehle als sie sich setzte. Der Tag war am Ende doch recht anstrengend gewesen. Während sie ihren Blick hinauf in die klare Nacht lenkte und begann nach ein paar Sternbildern zu schauen, zog sie ihren Mantel ein wenig fester um den Körper und spürte wie ihre Gedanken wieder um die Kinder von Vidarr kreisten als sie durch Zufall die Konstellation das Rachegottes erspäht hatte. Sie hatte Verpflichtungen und in nicht allzu langer Zeit würde sie ihren Eid in jener feierlichen Zeremonie ablegen, der sie dazu binden würde ihren mörderischen Vorfahren bis ans Ende ihrer Tage zu jagen. Welch wahnsinnige Ironie, dass das Ende so nah und doch so fern war. Leif war ihr allerdings in der ganzen Phase ihrer Genesung kein einziges Mal begegnet und das war zwar gut so, aber es bedeutete auch das sie keinerlei Ahnung hatte was er gerade tat oder ob er noch immer in der Stadt weilte. Sie schloss für einen Moment die Augen. Sie hatte eine Entscheidung getroffen. Sie würde ihn warnen, dass die Kinder von Vidarr kommen würden. Das schuldete sie ihm, aber dann war ihre Schuld beglichen und die Jagd würde weitergehen. Bis zum bitteren Ende. So oder so würde sie aber ihrem Vater Bericht erstatten müssen. Sie war sich sicher, dass er schon ungeduldig auf eine Nachricht, oder zumindest ein Lebenszeichen von ihr wartete. Einmal atmete Thyra noch die saubere, frische Nachtluft ein als sie ein Kichern hörte. Sie wollte sich gerade nach drinnen begeben, aber sie wartete die Passanten lieber ab. Thyra spürte das sie nicht das Bedürfnis hatte heute Nacht noch irgendjemandem zu begegnen und zog sich daher ein wenig tiefer in den Schatten zurück. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau die ziemlich schnell zu laufen schienen um mit großen Schritten näher kamen. Nach wenigen Augenblicken merkte sie allerdings, dass sie die Stimmen kannte. Es handelte sich um Karl und das hübsche Mädchen, Marie welches sie gepflegt hatte. Beide rannten in Richtung des Eingangs wie zwei Kinder die um die Wette liefen und ein freudiges “Erster!” von Marie als sie die grobe Türklinke berührte machte aus dem Verdacht eine Tatsache. Die beiden atmeten schwer und tief, sie schienen ein ganzes Stück zurückgelegt zu haben und Thyra wunderte sich wie Marie in dem filigranen Kleid überhaupt eine solche sportliche Meisterleistung zustande gebracht hatte.

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Sie wollte sich schon zu erkennen geben als sie pötzlich erstarrte. Mit geweiteten Augen beobachtete sie wie Karl die Hände von Marie nahm und sanft küsste. “Ich verspreche dir das es das letzte Mal war das ich dich habe gewinnen lassen. Ehrenwort.” Thyras Flandrisch war nach wie vor schlecht aber sie war sich sicher den Inhalt des Satzes korrekt verstanden zu haben. Er kicherte als Marie entrüstet und wie zum Protest ihre Hände wegzog. Aber selbst Thyra konnte aus ihrem Versteck sehen, dass sich die beiden nur gegenseitig neckten, denn plötzlich waren beide in einem innigen Kuss versunken und traten dann so schnell wie sie gekommen waren in die warme Stube der Schmiede ein. Thyra blieb einen Moment stocksteif stehen, denn sie hatte das Gefühl das jemand einen Eimer eisiges Wasser über ihr ausgeschüttet hätte. Sie fühlte sich taub und sie spürte wie ihr heiße Tränen die Wangen hinunter liefen. Dummes, kleines Mädchen scholte sie sich selber in ihren Gedanken. Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein? Mit einer trotzigen Handbewegung wischte sie sich die Augen trocken. Natürlich waren die beiden zusammen, wie war sie nur auf die idiotische Idee gekommen, dass Karls Fürsorge mehr gewesen sein könnte als pure Pflichterfüllung? Insbesondere wenn sie so aussah wie jetzt mit all den Narben und wenn er ein hübsches reiches, adeliges Mädchen wie Marie haben konnte? Sie fühlte sich als hätte ihr jemand eine Faust in den Magen geschlagen, aber sie würde sich keine Blöße geben. Sie spürte wie eine trotzige Haltung sie erfasste, die zwar mehr Schauspiel als Realität war sie aber trotzdem mit genug Zuversicht erfüllte die Stufen bis zur Eingangstür zu erklimmen. Nein sie würde nicht schwach sein, nicht jetzt.

Mit einem Knarren öffnete sie den schweren Riegel und trat durch die Tür durch die die beiden zuvor verschwunden waren. Sie wollte sich eigentlich nur in ihr Zimmer stehlen, aber die gefüllte Stube überrumpelte sie ein wenig, denn als sie gegangen waren war noch niemand da gewesen. Aber jetzt wirkte der Raum als fände eine kleine Versammlung statt. Erik, Brunhild, Balduin und natürlich Karl und Marie waren hier was sie eigentlich nicht so sehr hätte überraschen sollen. Schließlich sah sie aber auch noch jemand anderen. Leif. Als sie ihren Ahnen sah ballte sie wie aus Instinkt die Fäuste. Sie verabscheute es wie er dunkel brütend, mit ausdruckslosem Gesicht in einer Ecke stand und das Geschehen beobachtete. Er erinnerte sie immer an eine Spinne im Netz, die nur darauf wartete zuzuschlagen wenn sich die Beute in seinen Fäden verfing. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken, während sie sich einmal mehr fragte wieso ihn nur niemand so wahrnehmen wollte oder konnte wie sie es tat.

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Erik sah sie zuerst und er umarmte sie vorsichtig. Sie spürte seine Berührung kaum. Es fühlte sich an als wären plötzlich alle ihre Sinne taub, oder als ob ihr kaputter Körper ihr nicht ganz gehorchen wollte. Alles schien in diesem Moment über ihr zusammen zu brechen, aber sie versuchte sich zu beherrschen und schaffte es soagr, wie das wussten nur die Götter selbst, sich ein Lächeln abzuringen. An Eriks Blick sah sie das er spürte, dass irgendwas nicht mit ihr in Ordnung war, aber sie war sich auch sicher, dass er ihren Zustand auf Leifs Anwesenheit schieben würde was ja schließlich auch nicht gänzlich falsch war. Im gleichen Moment umarmte Karl Marie und trotz ihres tauben Zustandes spürte sie die Traurigkeit erneut in sich aufsteigen. All die Geschichten und Lieder, die Witze und die Aufmerksamkeit hatten also wirklich nichts bedeutet. Sie war wirklich nur ein dummes Gör. Schließlich hörte sie Eriks Stimme, die ihr glücklicherweise half sich aus ihrer peinlichen Trance zu befreien. “Hast du die guten Nachrichten schon gehört? Karl wird heiraten!” Erik grinste sie breit an. Fast so als hätte er ihr erzählt das er in seinem Nachttopf Gold gefunden hätte. Oh was für eine gutmütige Seele ihr Bruder doch war. Er freute sich wahrlich von Herzen für jeden dem Positives zu Teil wurde, egal ob er ihn ein ganzes Leben oder nur ein paar Minuten kannte und trauerte mit ihnen beim Gegenteil.
Sie liebte ihren Bruder für diese Eigenschaft und seine sanfte Art sehr, aber im Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher als das er aufhören würde zu reden. Plötzlich stand ihr Karl gegenüber und grinste sie breit mit seinem verschmitzten Lächeln an, welches ihr sonst immer ein Grinsen entlockte, im Moment aber nichts weiter als einen Stich ins Herz gab. “Thyra du musst zur Hochzeit bleiben. Es wird eine großartige Feier werden! Alle werden kommen. Wir werden natürlich eine kirchliche Trauung haben müssen, aber zusätzlich wird uns auch Leif nach alter Tradition den Bund schmieden lassen. Vielleicht kannst du ja…” Sie wusste nicht genau ob sie ihn einfach unterbrochen hatte oder ob sie den Rest seiner Worte nicht mehr gehört hatte, aber als Karl Leif erwähnte zerbrach plötzlich etwas in ihr und das bisschen an Haltung das sie sich aufgebaut hatte brach in sich zusammen.

Sie spürte wie sie schrie konnte sich aber einfach nicht beherrschen. “Seid ihr eigentlich alle wahnsinnig geworden?!” Thyra befreite sich von Karls und Eriks direkter Näher indem sie einen Schritt zurück trat. Die beiden jungen Männer die noch vor kurzem neben ihr gestanden hatten schauten sie plötzlich an wie zwei geprügelte Hunde. “Eine Hochzeit? Mit ihm?!?” Sie zeigte unverhohlen auf Leif. “Hat denn jeder von euch hier vergessen was er angerichtet hat? Er war schon einmal Gast einer Hochzeit nur um seine Kinder, Kindeskinder und alle Verwandten zu ermordern denen er habahaft werden konnte!” Thyra sah, dass sich Marie ob des Stimmungsumschwungs einfach nur verwirrt nach einer Erklärung umschaute. Sie war der nordischen Sprache nicht mächtig aber das war ihr egal. Karl ging einen Schritt auf sie zu. “Hör auf Thyra. Das ist so lange her. Du musst endlich Frieden mit all dem schließen. Bitte.” Sie war nicht einmal wütend ob seiner naiven Worte. Er verstand es nur einfach nicht und Thyra spürte wie sie noch immer in Rage war. “Wollt ihr es denn alle wirklich nicht verstehen?? Oder hat euch dieser Dämon den ihr Leif nennt schon so weit manipuliert das ihr die Wahrheit nicht mehr seht?? Ihr könnt doch nicht einfach mit einem Monster am Tisch sitzen und so tun als ob alles in Ordnung wäre! Habt ihr ihr je darüber nachgedacht was passiert wenn er wieder die Beherrschung verliert??” Sie schaute sich hilfesuchend um, insbesondere zu ihrem Bruder, zu Balduin ja sogar zu Brunhild. Irgendjemand musste doch der Logik ihrer Argumente folgen können. Brunhild trat schließlich vor und sprach mit fast flehender Stimme.

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“Thyra hör auf. Leif hat dich gerettet vergiss das nicht. Du bist von Hass und Rache zerfressen begreifst du das nicht? Es gibt einen anderen Weg! Glaub mir doch?” Thyra spürte das sie von der Haltung der Frau vor ihn nicht überrascht war und schleuderte ihr nun das entgegen was sie schon immer sagen wollte. “Ich sollte nicht verwundert sein das du die Partei des Monsters ergreiftst. Selbst gegenüber deinen eigenen Kindern. Aber was erwartet man auch von einer Frau die ihre gerade geborenen Säuglinge im Stich lässt? Man mag vielleicht meine eine solche Frau hätte einen guten Grund und oh ja den hatte sie nicht wahr? Ich frage dich Brunhild wie sehr muss man seine Kinder eigentlich verabscheuen, wenn man einen wahnsinnigen Mörder den die eigene Familie seit einem Jahrhundert auf der Fährte ist diesen vorzieht??”
Brunhild ging einen Schritt zurück. Ihre Worte hatten offensichtlich genau dahin getroffen wo sie hingezielt hatte. Gut. Die Frau vor ihr blieb stumm und sagte nichts weiter. Thyra wandte sich angewidert ab. “Genau das habe ich mir gedacht.” Sie schaute zu ihrem Bruder. “Komm Erik pack deine Sachen zusammen. Wir gehen.” Thyra spürte wie sie der Streit mehr und mehr erschöpfte, aber als sie sah wie Erik demonstrativ die Arme verschränkte und mit dem Kopf schüttelte durchflute sie noch einmal eine neue Welle des Zorns. “Nein Thyra. Mutter hat recht. Hass und Rache müssen endlich aufhören sonst verzehren wir uns am Ende nur selber. Diese destruktive Jagd muss endlich ein Ende finden! Begreifst du das nicht?” Sie konnte es einfach nicht glauben was sie da hörte und blieb wie erstarrt stehen. Ihre Stimme war beinahe brüchig und sie könnte fühlen wie die Narben aufgeplatzt waren, da warmes Blut an ihre Wange herunterlief und in der Wunde brannte, ebenso wie ihr rechtes Auge. Trotzdem war der Schmerz belanglos, gemessen an dem was sich gerade in ihrem Inneren abspielte.

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“Wie kannst du das nur sagen Erik? Wie kannst du einfach so alles hinter dir lassen wofür wir stehen, wofür unsere Familie steht?” Sie spürte wie sie in absolutem Unglauben den Kopf schüttelte. “Und wie kannst du diese Frau nur Mutter nennen?” Sie sah kurz zu Brunhild die sich inzwischen hingesetzt und eine Hand über das Gesicht gelegt hatte. “Sag mir Erik wo war deine ‘Mutter’ als du schreiend mit Alpträumen in der Nacht aufgewacht bist?” Wo war sie als Vater dich grün und blau geschlagen hat weil du lieber eine Harfe gebaut hast, anstelle mit den anderen Jungen auf die Jagd zu gehen? Wo war sie als du beinahe am Fieber gestorben bist und im Delirum immer wieder nach ihr gerufen hast?” Thyra war klar das sie immer noch schrie, auch wenn sie nicht genau wusste ob aus Trauer oder aus Verzweiflung. “Die Frau die du Mutter nennst ist deiner Treue und deiner Vergebung nicht würdig. Komm mit mit mir mit Erik du gehörst nicht hierher!.” Leise fügte sie noch etwas hinzu und sie hörte selbst das es wie eine Bitte klang und auch eine war. “Lass mich nicht allein.” Erik schaute sie mit seinen traurigen grauen Augen an aus denen inzwischen Tränen flossen und wandte dann den Blick ab. “Es tut mir Leid Thyra aber ich kann das einfach nicht mehr. Ich kann nicht zurück gehen, nicht wenn ich weiß das es einen anderen Weg gibt.”

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Sie wusste nicht ob das was sie empfand Wut war, oder ob all die widersprüchlichen Gefühle in ihr inzwischen zu einer einzigen tauben Empfindung verschmolzen waren und ohne ein weiteres Wort stampfte sie in die kleine Kammer in der noch immer ihre Sachen lagen um die wenigen Habseligkeiten einzusammeln, die sie nicht bereits am Leib trug. Als sie wieder hinaus treten wollte stand Balduin in der Tür und sie sah wie er eine Ledertasche in beiden Händen hielt. Als er sie bewegte klang es als würden Glasfläschen klirren. Sie hatte nicht genügend Zeit zu überlegen was sie sagen wollte, denn er sprach bereits. “Ich werde dich nicht aufhalten Thyra. Aber bitte nimm das hier mit. Du brauchst es.” Mit diesen Worten ging er ihr aus dem Weg hielt seine Hand mit der Tasche aber demonstrtiv ausgestreckt. Mit einen Nicken nahm sie ihm diese ab und dankte dem Mann der so gut zu ihr war mit einem letzten Flüstern für alles was er für sie getan hatte. Sie wusste nicht ob er es gehört hatte, hoffte es aber aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz. Sie wusste bereits jetzt das sie Balduin vermissen würde.

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Schließlich war sie wieder fast am Ausgang. Erik stand daneben und sie kannte ihren Bruder gut genug um zu wissen, dass er versuchen würde sie aufzuhalten. Das musste sie verhindern. “Weißt du was Erik?” Thyra merkte das ihre Stimme fast ein Flüstern war und eine Kälte gewonnen hatte die ihr selbst unheimlich war. “Vielleicht bist du doch genau der Feigling für den Vater dich immer gehalten hat.” Ihr Bruder zuckte zusammen wie zuvor Brunhild und ein letztes Mal richtete sie ihre Worte an die versammelten Individuen. “Ihr werdet eure Entscheidung noch alle bereuen. Denkt an meine Worte und verlasst dieses Irrenhaus bevor es zu spät ist. Leif Thorson wird euch alle zu eurem Ende führen, ob er will oder nicht.” Dann stürzte sie nach draußen und die kalte Nachtluft wehte ihr wieder ins Gesicht und kühlte ihre heißen Wangen und brennenden Augen. Das Krachen mit welchem die schwere Holztür schließlich wieder einhakte war wie eine Erlösung und ein tiefes Schluchzen entwich ihrer Kehle, gefolgt von den Tränen die sie in der Stube gerade noch so unterdrücken konnte. Mit ihrem verschleierten Blick und einem Gefühl absoluter Leere ließ sie die Schmiede hinter sich ohne sich noch einmal umzudrehen, während ihre Füße sie beinahe ohne ihr zutun in Richtung des Hafens lenkten. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und spürte irgendwann nur das intensive Prickeln, welches ihre Kräfte ankündigte. Ohne Vorwarnung begann es in Strömen zu Regnen ganz so als wollte der Himmel bis zum Ende aller Tage mit ihr Trauern oder ihr zumindest helfen die verräterischen Tränen zu verschleiern. irgendwann gelang es ihr wieder einen einigermaßen klaren Kopf zu bekommen. Sie wusste was zu tun war. Es war Zeit. Zeit zu ihrer Familie zurückzukehren, Zeit nach Hause zu gehen, denn hier gab es nichts mehr für sie.

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Di 12. Jul 2016, 16:15 
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Thyra verließ das leicht wankende Schiff mit einem behertzten Sprung und landete auf einem knarrenden Pier aus dunklem, vom Wetter gezeichneten Holz. Der strenge Wind trieb ihr dabei die nur notdürftig geflochtenen Haare, oder zumindest das was noch davon übrig war in alle Richtungen davon. Ein Stich von Schmerz durchfuhr sie plötzlich und zeigte ihr das sie noch nicht wieder auf dem Höhepunkt ihrer Kräfte war. Ganz im Gegenteil sogar, denn die kalten und feuchten Nächte auf See hatten ihr mehr zugesetzt als sie sich gerne eingestehen wollte. Ein Gedanke fuhr ihr dabei durch den Kopf, der ihr sie in einem Moment des puren Entsetzens erstarren ließ, der nichts mit der Kälte zu tun hatte. Der Gedanke der ihr durch die Knochen fuhr war Grund genug dafür. Was wenn sie nie wieder richtig gesund werden würde? Wenn Sie nicht mehr kämpfen konnte und dann mit den Kindern, den Alten und Ehefrauen zurückbleiben musste um am Herd auf die Rückkehr der Männer zu warten damit sie Ihnen das Essen servieren und Met nachschenken konnte? Verdammter Leif! Hass und Abscheu durchfluteten sie und wurden von einem leichten Stechen begleitet, als sich die Nägel ihrer verkrampften Finger in das Fleisch ihrer Handfläche bohrte. Aber das war es nicht was sie auf ihren dunkeln Gedanken riss. Die blonde Frau nahm die unangenehme Stimme des rattengesichtigen Kapitäns erst nach einigen Worten wahr. "Ey? Du! Hey! Träumst du etwa? Wir sind da wie du vielleicht schon bemerkt hast." Er hielt die Hand auf, die in einer dicke, behelfsmäßige Bandage gewickelt war. Mit einer Bewegung schnippte sie ihm ein kleines Goldstück mit dem nicht mehr erkennbaren Profil eines vergangenen Königs zu, was aber nichts am Wert der Münze änderte. Der zweite Teil seiner Bezahlung. Die Ratte hatte es sich doch tatsächlich erdreistet seine Bezahlung in Naturalien einfordern zu wollen. Ein gebrochener Finger hatte ihn schnell gelehrt die fettigen und von der rauhen Seeluft geschundenen Hände bei sich zu lassen. Der Zwischenfall hatte sogar noch den Vorteil gehabt, dass er ihr auf dem Rest der Reise aus dem Weg gegangen war. Was für ein Ekel dachte sich Thyra noch einmal mit Abscheu, als sie sich in Richtung des festen Landes drehte. Vor ihr lag ein kleines Fischerdorf und wie um sie zu begrüßen legte sich der Geruch von frischem Fisch und Seetang auf ihre Nase. Ich bin zu Hause dacht sie schlicht und ein leichtes Lächeln, das erste seit langer Zeit legte sich um ihre Lippen. Thyra zog ihren Mantel und ihre Kapuze tief ins Gesicht und begann in Richtung ihres eigentlichen Ziels aufzubrechen. Sie hätte direkt nach Hause segeln können, aber dann wäre ihre Ankunft bemerkt worden und das wollte sie in ihrem jetzigen Zustand nicht. Sie hasste es sich die bittere Wahrheit einzugestehen, aber sie schämte sich. Nicht nur wegen ihren Verletzungen und ihrer momentanen Schwäche, sondern auch weil Sie versagt hatte. Der Verdammte war nicht nur ihrem Urteil entkommen, sondern hatte auch noch Erik auf seine Seite gezwungen, von Brunhild - sie weigerte sich diese Frau als ihre Mutter anzuerkennen - ganz zu schweigen. Ihren Gedanken folgten wütende Tränen die sie mit aller Willenskraft unterdrückte.

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Thyra schüttelte nur den Kopf. Sie wusste das es an der Zeit war aufzubrechen, denn hier zu stehen und dunklen Gedanken nachzugehen würde niemanden weiter bringen, sie selbst schon gar nicht. Mit einigen schnellen Schritten, die sie mehr aus dem Atem brachten als sie sich eingestehen wollte ließ sie das Fischerdorf hinter sich. Es gab einen kleinen Pfad der nach Aros, ihrem Ziel führte. Die Stadt war vor beinahe 200 Jahren überfallen und bis zum Grund niedergebrannt worden, zumindest hatte man ihr das erzählt. Das neue Aros war aber schnell wieder zu beachtlicher Größe herangewachsen und verschrieb sich nunmehr nur noch dem Handel. Die alten Zeiten der Raubzüge und Eroberung waren endgültig vorbei und der Reichtum der Stadt fußte nun nicht mehr auf Blut und Tod sondern auf dem Meer und seinen Schätzen. Die Heide schien die blonde Wanderin begrüßen zu wollen, denn der verhangene Himmel brach auf um einige Sonnenstrahlen durchzulassen, während der Wind ihr eine frische, nach Salz duftende Brise entgegen wehte. Thyra erlaubte sich das erste Mal ein kleines Lächeln. Sie liebte die Länder ihrer Heimat. Die struppig-rauhen Heiden mit ihren Mooren und kleinen Wäldern oder das eiskalte, klare, nach Eisen schmeckende Wasser der Quellen sowie die endlosen Sanddünen die sich weiß dem grauen Himmel und dunklem Meer entgegen zu stellen schien. Wahrscheinlich würden die meisten Menschen dieses Land eher als rau, unerbittlich und trostlos empfinden, aber für sie gab es keinen schöneren Platz auf dieser Welt. Deshalb war sie auch so verwundert als sie in der Ferne die hölzernen Wälle der Stadt ausmachen konnte und sich ihr Magen zu einem schmerzhaften Klumpen zusammen krampfte.


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Sie zog die Kapuze tiefer ins Gesicht, als sie schließlich die salzverkrusteten Wälle passierte, die sich seit jeher dem rauhen Wetter der See entgegenstellen. Thyra wollte nicht erkannt werden, nicht so schwach und verunstaltet wie sie jetzt war. Das war auch der Grund gewesen wieso sie sich nicht direkt in Aros hatte absetzen lassen, denn der Hafenmeister war Teil ihrer Familie und hätte sie sofort erkannt und dann sofort nach jemandem schicken lassen. Nein so viel Aufmerksamkeit ertrug sie im Moment nicht und Thyra konnte nur seufzen. Sie wusste einfach nicht wie es weitergehen sollte. Was würde mit Erik geschehen und auch Brunhild wenn die Familie von ihrem Verrat erfahren würde? Je näher sie ihrem Ziel kam, desto weniger wusste sie was sie überhaupt erzählen würde und das Gefühl das damit einherging machte ihr mehr zu schaffen als ihr physisches Unbehagen. Sie seufzte und trat durch das mit Schnitzereien verzierte Tor. Die Stadt war voller Leben und ein absoluter Gegensatz zu seiner menschenleeren Umgebung. Thyra musste ungewollt ein wenig Lächeln als sie zwei junge blonde Frauen, mit milchweißer Haut am Rand des Marktplatzes sitzen sah um ein paar letzte Sonnenstrahlen zu genießen, die der graue Himmel gnädigerweise aus seinem Wolkengefängnis entkommen ließ. Der Moment der Freude war aber schnell wieder verflogen, als ihr bewusst wurde wie wenig diese Mädchen doch von der Dunkelheit wussten die die Nacht beherrschte und nur auf einen Moment hoffe um zuzuschlagen. Vielleicht in einem anderen leben Leben dachte sie gedankenverloren. Sie folgten den sauberen Straßen die zur Stadtmitte führten und schließlich erreichte sie die große Halle in welchem sie ihre Familie finden. Das Gebäude selbst war eher wuchtig als schön, aber trotz allem reich mit Runenmustern und verschiedensten Schnitzereien verziert. Hier in Aros waren Holz und Felle bei weitem prominentere Baumaterialien als die Ziegel und Steine die in Brügge so beliebt waren.

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Die schweren Türen wurden ihr ohne weitere Fragen von zwei großen, blonden Kriegern geöffnet die sie ins Innere der Halle geleiteten. Vertraute Gerüche von heißem Fett das in Kohle tropfte, frisch vergorenem Met und Rauch aus den offenen Talglampen erfüllten ihre Sinne. Die Lautstärke der Umgebung resultierte aus ihren feiernden Verwandten, die sich alle an der großen Tafel versammelt hatten und ihr Mahl genossen. Das Bild was sich ihr bot erfüllte sie mit neuer Zuversicht, denn sie kannte diese Menschen und wusste wofür sie standen. Sie war endlich zu Hause und mit schnellem Schritt ging sie zum Ende der Halle wo sie aller größter Wahrscheinlichkeit nach ihren Vater finden würde. Sie sollte sich nicht täuschen und da war er. Genauso groß und aufmerksam wie eh und je beobachtete er das Treiben und schien wie immer alles unter Kontrolle zu haben.

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Etwas irritierte sie aber an seinem Anblick. Er saß auf dem Thron, der eigentlich dem Oberhaupt der Familie vorbehalten war und das war immer noch Ulfarth. Zugegeben der Anführer der Kinder von Vidarr war schon alt, aber noch immer von scharfem Geist und eisernen Willen. Ihrem Vater stand diese Anmaßung seinen Platz einzunehmen, wenn auch nur für kurze Zeit einfach nicht zu und sie wunderte sich wo der alte Mann eigentlich war. Ihre Gedanken widmeten sich aber schon bald anderen Themen, denn im Moment spielte das keine Rolle. Die Kapuze noch immer tief ins Gesicht gezogen ging sie in Richtung der Erhöhung auf der er sich befand und verbeugte sich. “Vater. Ich bin zurück.” Ihre Stimme klang hölzern und zitterte ein wenig, das hörte sie sogar selbst. Warum verunsicherte sie dieser Mann nur so sehr? Sollte er als ihr als ihr Vater nicht eigentlich ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben? Zwei stechend blaue Augen suchten ihren Blick und ein breites Lächeln, eher das eines Jungen als eines erwachsenen Mannes breitete sich auf seinen Zügen aus.

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Mit einer schwungvollen und geschickten Bewegung auf die wohl selbst ein junger Krieger neidisch sein konnte erhob er sich von dem Thron. Sein Alter war ihm wahrhaft nicht anzusehen. Ohne weitere Vorwarnung schloss er sie in die Arme. Das Zeichen der Zuneigung war recht wild und Thyra konnte spüren wie sie unter Schmerzen zusammen zuckte. Der Mann ließ von ihr ab und schaute neugierig. Etwas blitzte in seinen Augen auf und schließlich griff er nach ihrer Kapuze, aber wie geschlagen zuckte sie vorher zusammen. “Vater bitte…” Sie suchte nach Worten. Die Präsenz des Mannes vor ihr schüchterte sie nach wie vor ein und sie musste sich zusammenreißen um ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen. “...es ist eine Menge passiert und ich habe noch sehr viel mehr zu berichten.” Sie seufzte tief. “Ich habe Mutter und Erik gefunden...und...und ebenso den Ahnen.” Sie wandte ihren Blick vor Scham ab, denn ihre Wortwahl würde ihrem Vater signalisieren was sie meinte. Sie hatte den Ahnen nämlich nicht besiegt, getötet oder in die Knie gezwungen sondern einfach nur gefunden. Ihr Vater wurde schlagartig ernst und sie spürte wie sein stechender Blick zum ersten Mal die Schatten der Narben wahrnahm die inzwischen ihr Gesicht zeichneten. Er nickte. “Ich verstehe.” Mit sanftem Druck den sie in ihrem Rücken spürte wurde Thyra in einen angrenzenden Raum dirigiert. Er war weniger imposant mit Waffen und Fellen eingerichtet als zuvor die Haupthalle, aber er war gemütlich, in der Mitte befand sich eine offene Feuerstelle und vor allem konnten sie hier offen reden. Eine blonde Frau die Thyra nicht kannte, vielleicht eine Dienerin stand in der Ecke während sie auf ein Handzeichen ihres Vaters verschwand. Dann setzte sie sich auf eine mit grauem Wolfsfell ausgelegte Bank und suchte nach Worten um ihre Erzählung zu beginnen. Gerade als sie zu einer ersten Erklärung ansetzten wollte sah sie wie ihr Vater eine Hand hob und ihr gebot zu schweigen. Er beobachtete sie einfach nur, ihre Narben, ihre Kleidung und sie fühlte sich als würde sie auf der Anklagebank eines Richters und nicht bei ihrer Familie sitzen. Wie sehr sie solche Momente hasste. Schließlich wurde die Spannung aufgelockert als die Dienerin mit einem Teller zurückkehrte. Haferbrei, Nüsse, Blaubeeren, rote Früchte und Skyr.

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Thyra spürte erst in diesem Moment wie sehr ihr Magen knurrte. Ihr Vater lächelte, beinahe als wollte er sich entschuldigen. “Ich dachte mir du hättest vielleicht Hunger. Alles was wir zu besprechen haben kann auch noch einen Moment länger warten.” Thyra wusste das es nie sonderlich viel brachte die Entscheidungen des Mannes vor ihr zu hinterfragen oder zu diskutieren deshalb lehnte sie sich einfach zurück und schloss die Augen, während sie den säuerlich-cremigen Geschmack des Skyrs und die Frischen Früchte auf ihrer Zunge genoss. Mit einem Seufzer beendete sie ihre Mahlzeit. Wie sehr sie das vermisst hatte, dann setzte sie sich wieder auf und sah das ihr Vater sie keinen Moment aus den Augen gelassen hatte. Er hatte etwas von einem Raubtier und sie spürte wie ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken glitt. Dann gab er ihr die Erlaubnis zu beginnen. “Jetzt erzähl mir alles Thyra. Erzähl mir was passiert ist und lass kein einziges Detail aus. Jede einzelne Information die du uns geben kannst ist Gold wert und mag am Ende darüber entscheiden ob wir gewinnen oder verlieren.” Ihr Vater war angespannt und freudig ob all jener Dinge die sie zu berichten hatte, egal wie geduldig und zurückhalten er sich geben mochte. Sie atmete tief ein. Es gab keinen Grund all das noch länger herauszuzögern und so begann sie zu erzählen. Sie ließ nichts aus, nicht das kleinste Detail. Sie begann mit allem das passiert war als sie in Brügge angekommen war, ihrer Jagd nach den Schatten, die Zusammenkunft mit Brunhild und Leif sowie ihre lange Genesungszeit und all die Geschichten die ihr Karl und Balduin ihr erzählt hatten. Bis zum bitteren Ende stellte ihr Vater keinerlei Fragen und unterbroch sie auch nicht im Gegenteil, er forderte sie nur mit verschiedensten Handzeichen auf fortzufahren bis sie alles berichtet hatte.

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Schließlich schwieg sie und die Stille die sich im Raum ausbreitete wurde beinahe unerträglich. Sie wusste nicht wie er jetzt reagieren würde, ob in Freude, Ärger oder irgendeiner Gefühlsregung dazwischen, denn die Pläne die hinter den blauen Augen entwickelt worden konnte niemand erraten außer er selbst. Dann lehnte er sich vor und das Grinsen eines Jungen dem man gerade ein lange gewünschtes Spielzeug geschenkt hatte breitete sich auf seinen Zügen aus. Sie spürte wie er seine Hand auf die ihre legte. “Thyra.” Sie wusste, dass er ihre volle Aufmerksamkeit verlangte und sie zwang sich daher ihm in die Augen zu schauen.. “Alles was du erfahren hast, alles was du mir erzählt hast darfst du niemals irgendjemandem erzählen. Du redest nur mit mir über das was geschehen ist, insbesondere bezüglich deiner Mutter und deinem Bruder. Hast du mich verstanden?” Sie war überrascht, fast schockiert. Wollte er die Sache etwa unter den Teppich kehren? Trotzdem nickte sie nur, beinahe mechanisch. Irgendwann war sie wieder gefasst genug um sich ein paar Worte abzuringen. “Aber warum? Willst du denn nichts unternehmen wir wissen wo er ist wir…” Er unterbrach sie mit einem Kuss auf die Stirn und einem Lachen. “Oh meine kleine dumme Thyra.” Er tätschelte ihren Kopf wie den eines Hundes. Sie fühlte sich gedemütigt, denn anscheinend hatte sie etwas Offensichtliches übersehen. “Natürlich werden wir etwas unternehmen. Aber jetzt ist nicht die Zeit die Dinge zu überstürzen. Was glaubst du warum Leif Thorson noch immer in dieser Welt wandert? Wie er es geschafft hat deine Mutter und deinen Bruder in seinen Bann zu ziehen bis sie alles verraten wofür unsere Familie steht? Nein eine direkte Konfrontation bringt uns nicht weiter nur Klugheit und gut durchdachte Pläne, aber darum musst du dich nicht kümmern. Ich bin sehr stolz auf dich, denn nur du meine starke und unabhängige Tochter hast ihm wiederstehen können.” Thyra fühlte sich schlecht trotz des Kompliments und der lobenden Worte. Nur ihr Vater schaffte es das sie sich so konfliktet fühlen konnte. Er hatte sie in einem Atemzug als dumm und stark zugleich bezeichnet, aber wahrscheinlich schlossen sich beide Eigenschaften in seiner Wahrnehmung nicht einmal aus. Allerdings hatte sie keine Zeit mehr ihren Gedanken weiter nachzuhängen, denn ihr Vater sprach weiter. “Jeder einzelne Schritt den wir nun unternehmen muss genau durchdacht und ausgeführt werden. Ich habe einen Plan mein Kind aber du musst dich nicht weiter sorgen. Tu einfach nur was ich sage und diese Jagd wird bald ein Ende finden.” Sie nickte wieder und spürte wie die Entäuschung wie eine Welle über sie herein brach. Natürlich würde ihr Vater sie nicht in seine Pläne einweihen. Das tat er ja niemals, aber sie konnte das Gefühl trotz allem nicht abschütteln das er sie auch für ihr Versagen bestrafte. Dann erhob er sich. “Komm mit Tochter.” Seine Stimme war entschlossen. Thyra folgte ihm, strich sich den Mantel einigermaßen glatt und zog sich die Kapuze wieder über den Kopf. Sie spürte an dem Blick ihres Vaters im Rücken das er das Versteckspiel nicht gut zu heißen schien, auch wenn er nichts weiter dazu sagte. Sie erreichten wieder die lärmende Haupthalle und ihr Vater lud sie dazu ein die Szenerie kurz zu beobachten. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen als sie sah wie die Männer und Frauen ihren Spielen nachgingen und frisches Bier tranken, oder einander Geschichten erzählten und manchmal einfach nur zuhörten. Sie hatte diese Zusammenkünfte vermisst und die Vertrautheit der Situation verursachte ein wohliges Gefühl in ihrem Magen das nichts mit dem Met zu tun hatte welches sie zu ihrer Mahlzeit getrunken hatte.

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Plötzlich zuckte sie zusammen, genauso wie der Rest des Raumes. Ein Tonkrug wurde auf dem Boden zerschmettert, dann noch einer und ein weiterer. Ihr Vater warf schließlich den letzten auf den Boden den er noch in der Hand hielt und grinste dann. Sie wusste er hatte etwas vor. “Brüder und Schwestern hört mir zu es gibt etwas das ihr wissen müsst.” Eine Stille die man fast schneiden konnte breitete sich in der Halle aus. Thyra war einmal mehr fasziniert als ihr Vater mit seiner Rede begann. Sie kannte wenige Menschen die sich seinem Charisma entziehen konnten, denn sie wusste, dass die Ruhe die sich ausbreitete nichts mit dem zerbrochenen Geschirr zu tun hatte, sondern mit Respekt vor seiner Person. Dann ohne Vorwarnung riss er ihr die Kapuze vom Kopf und auf Raunen ging durch die Menge. Der Schock hielt sie aufrecht, aber trotz allem fragte sie sich wieso er das getan hatte? Er musste doch wissen wie verraten und nackt sie sich gerade fühlte und sich nicht einfach umzudrehen und dieser Situation zu fliehen kostete sie einiges an Kraft. Sie hörte die donnernde Stimme.. “Meine Tochter ist eine Heldin.” Er schrie beinahe. “Sie hat gegen unseren Ahnen gekämpft und ist mit wertvoller Kunde und unter großen Anstrengungen zu uns zurückgekommen während ihr hier gesessen und getrunken, gerauft und euch vergnügt habt.”

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Sie erkannte das Muster hinter seiner Taktik. Er wollte das sich ihre Verwandten schuldig fühlten, denn dann wäre es einfacher sie zu etwas zu bewegen was sie vielleicht sonst nicht gerne tun würden, insbesondere wenn er ihnen einen Ausweg anbot die vorherige Scham wieder gut zu machen. Ihr ganzes Leben hatte sie erlebt wie gut ihr Vater mit Worten umgehen konnten und wie einfach die meisten Menschen ein paar wohlgewählten Formulierungen erliegen konnten, einfacher sogar als einem Schwert oder einer Axt. Er sprach mit seiner tiefen und melodischen Stimme weiter, die der ihres Bruders so sehr glich. “Doch trotz allem was passiert ist haben wir nun eine Chance, eine die nah ist und reif geerrntet zu werden! Eine Gelegenheit von der wir schon seit Jahren nicht mehr zu träumen wagten.” Er verstummte und Thyra konnte spüren wie die Spannung stieg. Inzwischen hätte man in der zuvor lärmenden Halle eine Nadel fallen hören. Er sprach weiter, aber dieses Mal sehr viel leiser und Thyra sah wie sich selbst jene Köpfe die zuvor nur höfliches Interesse gezeigt hatten inzwischen gespannt das Schaupiel verfolgten und keine Silbe durch Unaufmerksamkeit verpassen wollten. “Ich und meine heldenhafte Tochter werden zum nächsten Vollmond mit unseren Getreuen nach England reisen um die Jagd zu beginnen.” Plötzlich sprang er mit einem Schlusssprung auf und den Tisch und ging auf den Mittelpunkt der Tafel zu. Tönernerne Becher und glasierte Teller zerbrachen in lautem Scheppern unter den eisenbeschlagenen Stiefeln. Er flüsterte fast und wurde langsm aber stetig immer lauter bis er schrie. “Wollt ihr das die Drachenschiffe wieder zur See fahren um die Dunkelheit die überall lauert zurück zu drängen? Nehmen wir unser Schicksal wieder an und hören auf uns in dieser Halle zu verstecken? WERDET IHR MIR FOLGEN UND EUREN SCHWUR ERFÜLLEN?” Er riss sich sein Hemd vom Körper und auf seiner nackten Schulter konnte man das schwarze, tätowierte ‘V’ als physisches Zeichen ihres Schwurs sehen. Er grinste überzeigt. “Ich Ragnarson werde diese Jagd beenden. Ich Ragnarson werde nach dem Tod von Ulfarth als neuer Anführer unsere Familie gegen unseren Ahnen und seine Verbündeten in den Krieg führen. Also WERDET IHR MIR FOLGEN? FÜR FAMILIE? FÜR UNSERE VERPFLICHTUNGEN? FÜR UNSERE EHRE?” FÜR DIE KINDER VON VIDARR UND ALLES WOFÜR WIR STEHEN?” Wie aus einem gemeinsamen Mund brach Jubel und Zustimmung aus und Thyra konnte nur noch ein Wort unter all der Aufregung ausamachen. Ragnarson! Ragnarson! Ragnarson! Sie hörte aber all das schon nicht mehr denn ihre Gedanken überschlugen sich wie heute schon so oft. Ihr Vater war der neue Anführer? Und was wollte er in England? Warum wollte er dort hin und nicht nach Brügge? Das machte doch überhaupt keinen Sinn, was hatte er nur vor? Die Schreie der Zustimmung und Euphorie die das junge blonde Mädchen umgaben waren wild, beinahe einschüchternd - insbesondere aber ansteckend. Trotzdem fiel es ihr schwer sich der Situation einfach so hinzugeben. Warum fühlte sich nur alles so falsch an? Sie musste sich wieder hinsetzten und nutze das allgemeine Chaos der Situation sich ihre Kapuze wieder über den Kopf zu ziehen. Sie sollte sich gut fühlen, glücklich sein aber warum überwog dann nur das Empfinden gerade einen riesigen Fehler begangen zu haben?

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Di 19. Jul 2016, 23:35 
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Feuchtigkeit lag wie eine schwere Decke in der Luft und am östlichen Horizont konnte Thyra ein leichtes Blau ausmachen, welches die aufgehende Sonne ankündigte. Ihre Augen wanderten über die leere Heide die sie nun schon seit über zehn Tagen in ihrer kleinen Hütte bewohnte. Noch in der Nacht der großen Ankündigung hatte ihr Vater sie in die Einsamkeit geschickt, offiziell um ihre Fähigkeiten zu trainieren aber Thyra wollte das Gefühl nicht verlassen das es noch darum ging sie vom Rest der Familie fernzuhalten bis er all seine Vorbereitungen abgeschlossen und Pläne in Bewegung gesetzt hatte. Sie seufzte sie wusste nicht was gerade eigentlich wirklich vor sich ging, allerdings hatte sie jetzt wenigstens eine Aufgabe was ihr zumindest etwas Sicherheit gab. Sie konzentrierte sich auf den Morgentau und schloss die Augen. Ein typisches Prickeln durchfuhr sie von Kopf bis Fuß und als sie schließlich ihren Blick wieder auf die Umgebung richtete war sie von einer dichten Nebelwand eingehüllt. Zugegeben Nebel heraufzubeschwören, insbesondere während des Morgentaus war recht einfach aber sie hatte das Gefühl langsam etwas Kontrolle über ihre Talente zu gewinnen. Jede Veränderung war mit ihren Gefühlen verbunden so viel wusste sie nun immerhin. Starke Emotionen oder Konzentration aktivierten ihre Fähigkeit, aber das Wetter in die Richtung zu lenken die sie gerade wollte war gelinde gesagt schwierig. Thyra lehnte sich zurück und nach wenigen Minuten und etwas Anstrengungen herrschte wieder eine klare Sicht. Die Nordfrau gönnte sich ein zufriedenes Lächeln ob ihrer Fortschritte und genoss ein paar ruhige Minuten in welchem die Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne ihre letzten Nebelschwaden vertrieben.

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Sie wussste das sie nicht mehr alleine war und hörte ihren Mentor bevor sie ihn sah. Rungald der alte Seher schleppt sich mit schlürfenden Schritten zu ihr. Seine rauhe Stimme durchbrach den Frieden des Morgens, aber das störte sie nicht weiter. Sie war begierig darauf mehr zu erlernen. Sie drehte sich zu dem Mann um. Niemand wusste wie alt er wirklich war, im Grunde war er schon immer da solange sich die meisten Mitglieder ihrer Familie zurückerinnern konnten, aber das war es nicht was ihn zu einem Einzelgänger oder wenn man so wollte beinahe Ausgestoßenenen selbst in ihrer eng verwobenen Gemeinschaft machte. Rungald war verunstaltet und das war noch nett gesagt. Das war im Grunde nicht ungewöhnlich, denn es handelte sich um einen manchmal auftretender Nebeneffekt der durch den Inzest in der Familie heraufbeschworen wurde welcher dazu dient die Blutlinien und Fähigkeiten stark zu halten. Aber meistens äußerte es sich in ein paar Macken oder einer kleinen Behinderung, aber niemand war je mit so offensichtlichen Merkmalen verflucht worden wie Rungald. Er war ein starker Seher und damit ein wertvolles Mitglied für die Familie. Trotzdem gingen ihm die Kinder von Vidarr aus dem Weg und ihn schien das nicht weiter zu stören, denn konnte sich an wenige Situationen erinnern in welchem er freiwillig zusammen mit den ihren in der großen Halle aufhielt. Die meisten Familienmitglieder waren froh über sein Fortbleiben und Thyra vermutet inzwischen stark, dass dies nicht nur mit seiner Hässlichkeit zusammen hing sondern auch weil er ein lebender Beweis für den Preis war den die Kinder von Vidarr für ihre Kräfte bezahlen mussten. Früher war auch sie von seiner Erscheinung abgestoßen, ja beinahe angeekelt aber nach allem was in den letzten Wochen geschehen war kam ihr das so weit weg und unwichtig vor. Der alte Seher war mit ihr gekommen um ihre Fortschritte zu überwachen und Fragen zu beantworten. Er war allerdings nicht der gesprächigste Wegbegleiter, trotzdem hatte sie in der kurzen Zeit unter seiner Anleitung einiges gelernt und dafür dankte sie ihm.

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Er grunzte beinahe nur um ihren morgigen Erfolg anzuerkennen und sprach dann mit seiner tiefen Stimme und wie splitternder Stein klang. “Setz dich zu mir Vidarrskind.” Sie tat was er verlangte und nahm seine alten Roben war die nach Staub, Moder und Schweiß rochen. “Du entwickelst dich gut aber wir werden keine Zeit haben deine Ausbildung zu beenden.” Sie vernahm die Worte und nickte leicht. Sie hatte sich etwas dergleichen bereits gedacht, denn Ragnarsson wollte beim nächsten Vollmond nach England aufbrechen und sie würde an seiner Seite reisen. Ihre Neugier überrumpelte sie und sie stellte eine Frage. “Seher warum habt ihr erst jetzt mit meiner Ausbildung begonnen? Ich hätte schon vor Jahren das Wetter beherrschen können. Die Fähigkeit ist nützlich und hätte den unseren schon so manches Mal einen Vorteil verschaffen können.” Runglad schaute sie an und Thyra meinte Überraschung in dem augenlosen Gesicht zu erkennne, dann begann er zu lachen. Es war beinahe ein dunkles, tiefes Bellen, welches aber in keinster Weise höhnisch klang, sondern eher amüsiert. “Oh mein Kind er hat es dir nicht verraten, natürlich nicht.” Auf dem gezeichneten Gesicht des alten Mannes breitete sich etwas aus das man nun tatsächlich als Lächeln bezeichnen konnte. Die schwarzen Lippen kräuselten sich wie zwei glänzende Schlangen. “Dein Vater hat es angeordnet. Es gibt jene in unserer Familie die glauben das Kontrolle und Beherrschung nur das natürlich Wachstum der Kräfte drosseln und ihre volle Entfaltung verhindern.” Thyra hörte ihm mit geweiteten Augen zu. “Was glaubst du? Stimmt das?” “Oh mein Kind es spielt keine Rolle was ich glaube. Ich spiele nur den Part die mir zugedacht ist:” Er spuckte weißen Speichel beim Sprechen. “Dein Vater aber glaubt daran und er wollte das du dich entwickelst. Das du stark wirst. Eine Waffe. Was auch immer der Preis sein mag um die Jagd zu vollenden.” Thyra unterbrach ihn nicht, aber die Direktheit von Rungald überrumpelte sie nur für einen Moment, ebenso alles was sie gehört hatte. Es passte zu Ragnarsson seine Tochter als das aufzuziehen was den größten Vorteil bringen würde. Ein Instrument der Rache, ein Messer das möglichst scharf geschliffen werden muss um tief schneiden zu können. Sie spürte erst zu spät wie ein Seufzer ihre Kehle verließ. Die Dinge waren nun einmal wie sie waren und es lag an ihr die ihr zugeteilten Aufgaben in der Familie zu erfüllen. Deshalb antwortete sie nur kurz. “Ich verstehe. Aber wieso will er das ich mit niemandem über die Dinge spreche die ich gesehen habe? Warum isoliert er mich hier?” Der Seher schwieg und für ein Moment war nur sein röchelnder Atem wahrzunehmen. Es klang als wäre er krank, was von dem Gestank der aus seinen Poren drang nur noch unterstrichen wurde. “Kind dein Vater ist ein Mann der Macht. Du weißt warum er dich hierher gebracht hat, denn was würde passieren wenn die Kinder von Vidarr erfahren würden das seine eigene Schwester und sein eignener Sohn sie verraten hätten?” Natürlich! Es traf sie beinahe wie ein Schlag. Wie blind sie doch gewesen war. Die Schande von Brunhild und Erik wäre auch die seine und eine solche Bloßstellung musste er um jeden Preis verhindern. Er war an die Wand gedrängt und suchte nun einen Ausweg indem er sich die Kontrolle über die Situation sicherte - mit Wissen. Ihrem Wissen. Etwas wurde ihr plötzlich klar. Auch ihr Name stand auf die Spiel und der einzige Ausweg aus all dem war die Jagd erfolgreich zu Ende zu bringen. Egal wie und mit welchen Mitteln.

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Ihre Gedanken rasten und schließlich baute sich etwas in ihr auf. Fragen auf die sie antworten suchte und ermutigt durch die überraschende Offenheit und Redseligkeit des alten Sehers traute sie sich weiterzusprechen. ”Rungald du siehst die Zukunft, die Dinge die da kommen werden. Du musst wissen wie all das enden wird. Warum sagst du uns nicht was wir wissen müssen.” Er schwieg eine ganz Weile, so lange das Thyra bereits fürchtete ihn verärgert zu haben doch dann hörte sie schließlich seine tiefe Stimme. “Oh mein Kind ich sehe viel. Das Schicksal selbst zeigt mir sogar so viele Dinge das ich manchmal gar nicht weiß ob diese bereits waren, noch sind oder erst kommen werden. Das Wissen alleine über die Zukunft wird dir aber niemals einen Vorteil verschaffen da du nicht weißt wie sie eintreten wird. Das was du zu verhindern versuchst mag erst dadurch in Gang gesetzt werden und umgedreht.” Thyra spürte überraschenderweise Ärger in sich aufsteigen. Der Seher sagte so viel und am Ende doch nichts. “Soll das dein Beitrag zur Jagd sein alter Mann? Wo sind deine Orakel und deine vielgerühmten Weisheiten? Wofür ist aller Zauber da wenn es nicht einmal eine simple Prophezeiung über die Zukunft unserer Familie erlaubt?” Sie verschränkte die Arme zügelte aber ihre Zunge. Sie wusste sie war zu weit gegangen auch wenn Rungald sich nichts anmerken ließ. Im Gegenteil. Zu ihrer Überraschung lag eine ungewohnte Emotion in seiner Stimme. War das etwas Angst? “ Still Kind, denn du weißt nicht wovon du sprichst! Visionen, Träume und Omen sind Fingerzeige des Schicksals. Warnungen und Informationen für jene die ihm dienen und die Zeichen zu deuten wissen. Sie erlauben einen Blick auf das was kommen kann oder am wahrscheinlichsten kommen wird." Er kam näher an ihr Ohr heran und dabei konnte sie seinen fauligen Atem riechen. Der Seher sprach jetzt sehr leise. "Echte Prophezeiungen aber...” Seine Stimme wurde beinahe ein Flüstern. “Echte Prophezeiungen sind selten da sie von Mächten weit jenseits unserer Vorstellung in die Welt gebracht werden. Im Gegensatz dazu was die meisten glauben wollen sind sie aber nicht dafür da das zu sehen was da kommen wird oder als Warnung zu dienen. Nein ganz im Gegenteil, denn eine Prophezeiung erschafft die Zukunft selbst. Nenn es ein Werkzeug der Nornen und des Schicksals oder auch nur einen grausamen Scherz oder eine sogar eine mächtige Waffe aber sie wird immer nach einem Weg finden in Erfüllung zu gehen. Auf die eine oder andere Art und Weise und damit seine Spuren in der Welt hinterlassen. Jene die sichtbar und jene die unsichtbar sind.” Rungald erhob sich mit mit langsamen Bewegungen und unter Ächtzen von dem großen Stein auf dem er gesessen hatte. Dann spürte Thyra den liedlosen Blick seiner verstümmelten Augen. Erst auf ihrem Körper und schließlich auch auf ihrer Seele.

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“Du willst wirklich wissen was ich gesehen habe?” Er lachte einmal und doch war noch immer kein Hohn in seiner Stimme sondern nur Mitleid nachdem sie seine Frage mit einem Nicken bejaht hatte. Die Stimme des Mannes war heiser. “Ich habe deine Zukunft in der Tat gesehen Tochter von Vidarr, doch deine Zeit bei den deinen ist bald abgelaufen. Du wirst untergehen, ein Ende finden aber nicht durch einen ehrenhaften Kampf sondern durch deine eigene Hand in einem Sturm aus Trauer, Wut und Einsamkeit der dich im endlosen Getöse des Meeres verschlingt mit allem was dir einst lieb und teuer war. Doch zuvor wirst du dir selbst die letzte Möglichkeit versagen deinen Bruder noch einmal in dieser Welt wiederzusehen nur um dann in einer allerletzten Konfrontation mit dem Ahnen, beim endgültigen Streich doch noch zu versagen. Danach wird die Jagd endlich ihr Ende finden, doch du wirst nicht mehr hier sein um das zu erleben. Der Wind hat geheult und geschrien Tochter. Oh ja so sehr. Es war als wäre ich selbst dort gewesen. Taub und blind, aber der Sturm wollte erst verstummen als du schließlich in Hels dunkles Reich eingekehrt bist um unter jenen zu wandeln die tot sind, bis du vergessen hattest was Schmerz und Verlust und Rache sind. Nein Frieden war dir erst vergönnt als du dein dir zugedachtes Schicksal akzeptiert hattest.” Thyra spürte schließlich nur wie ihre Stimme beinahe verzweifelt in der Umgebung wiederhallte, auch wenn es nur ein Flüstern war. “Nein!” Das konnte und durfte nicht sein, aber schließlich umgab sie nichts als Stille die nur von Rungalds langsamen, schlürfenden Schritten durchbrochen wurde der sie verließ ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Sie wusste nicht wie lange sie dort in der Heide saß während sie wieder und wieder über die gerade gehörten Worte nachdachte. Handelte es sich um eine Vision oder eine Prophezeiung? Sie wagte es nicht zu fragen. Es konnte sich um Stunden oder auch nur Minuten gehandelt haben, aber schließlich erhob sie sich. Es spielte keine Rolle was der Seher ihr offenbart hatte. Sie wusste nun was sie war und welchem Zweck sie diente. Das gab ihr eine neue Bestimmung, ein Gefühl das sie schon so lange nicht mehr verspürt hatte. Tief in sich suchte sie das berauschende Gefühl und pumpte all ihre miteinander ringenden Gefühle und Gedanken in den endlosen Himmel. Schließlich fand sie es. Das Prickeln als der Horizont sich verdunkelte und dicke Wolken aufzogen, während strahlend helle Blitze, gefolgt von tiefstem Donnergrollen über die Landschaft fegten. Ein Wind kam auf und sie legte die Arme um sich während sie die Augen schloss. Mit jeder Welle an Gefühlen die sie selbst frei ließ, fegte der Sturm weiter und heftiger über das Land. Das war sie. Thyra Vidarrsdottir, eine Waffe und sie würde ihre Rolle erfüllen auch wenn das nur bedeutete, dass ein anderer die Jagd beenden konnte. Ein Blitz der in einen nahen Baum einschlug schien ihren Entschluss besiegeln zu wollen. So sei es also. Sie war bereit es zu Ende zu bringen. Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehrt waren die Zweifeln etwas neuem und anderem gewichen. Entschlossenheit und Ergebenheit in ihr Schicksal.

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 Betreff des Beitrags: Re: Drachen und Einhörner
BeitragVerfasst: Sa 23. Jul 2016, 23:14 
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Barrow Castle dachte sich Thyra im Stillen als ihr Blick über das Wasser schweifte und bei der Befestigung hängen blieb, die auf einer kleinen Insel in der Mitte des Sees aufragte. Die Sonne stand hoch am Horizont und man konnte inzwischen selbst hier im Norden erkennen, dass es langsam Sommer wurde. Auf ihrer Stirn glitzerten Schweißperlen. Wochen hatten sie damit verbracht diesen Ort zu finden und jetzt war es endlich soweit. Sie hatte zwischendurch gezweifelt, dass ihre Mission zum Erfolg führen würde doch ihr Vater hatte wieder einmal Recht behalten. Vier Wiedergänger hatten sie in London aufgespürt, befragt und exekutiert bevor sie endlich genügend brauchbare Informationen zusammengetragen hatten, die es ihnen erlaubten ihre Reise hierher fortzusetzen. Von ihrem Ausgangspunkt in der Hauptstadt Englands waren sie schließlich nach Norden aufgebrochen und hatten gestern hier ihr Lager aufgeschlagen um die Gegend auszukundschaften und die finalen Schritte zu planen. Leider hatte sich ihr Vater gleich wieder abgesetzt und keiner wusste genau wohin er unterwegs war und es schmerzte Thyra ihre Ahnungslosigkeit so offen zuzugeben. Immerhin zeigte es jedem das er sie nicht in seine Pläne einweihte. Glücklicherweise konnte sie trotz allem ein Gefühl von freudiger Erregung unter den Mitgliedern ihrer Familie verspüren, denn alle waren nach den Wochen der Geduld mehr als nur bereit wieder auf die Jagd zu gehen. Sie wandte den Blick ab und zu ihrem Lager hin. Insgesamt waren elf Männer und vier Frauen Ragnarsson nach England gefolgt. Alle waren Mitglieder ihrer Familie entweder gesegnet mit besonderen Talenten wie sie selbst oder versehen mit erheblicher Kampfkraft so oder so aber handverlesen von ihrem Vater. Als sie ihren Blick über die versammelten Leute schweifen ließ weiteten sich ihre Augen für einen Moment. Ihr Vater musste gerade zurückgekehrt sein, denn sie sah wie er sich am Feuer nieder ließ. Er unterhielt sich leise mit Sigarda, die ihm auf seinem geheimnisvollen Ausflug gefolgt war. Die Frau war eine recht entfernte Verwandte von ihnen, deshalb hatte Thyra sie in Aros auch nicht auf Anhieb erkannt als sie ihr die Mahlzeit servierte. Trotzdem hatte sie sich bereits als wertvolles Mitglied der Gesellschaft entpuppt, denn ihre Fähigkeit immer genau zu wissen wann jemand die Wahrheit sagte oder nicht hatte ihnen bei der Befragung der Londoner Wiedergänger bereits unschätzbare Dienste geleistet. Thyra wusste nicht ganz was sie von der Frau halten sollte, und ertappte sich immer wieder dabei wie sie Abneigung gegen sie empfand. Sie scholte sich dann immer selbst sofort, denn zum einen war die Frau wenn auch entfernt ein Teil der Familie und zum anderen war sie wahrscheinlich nur eifersüchtig weil sie das Vertrauen Ragnarssons genoss und sie nicht. Sie schüttelte nur kurz den Kopf um die dunklen Gedanken zu vertreiben. Das spielte jetzt keine Rolle, oder zumindest sollte es das nicht. Sie hatten sich um wichtigere Dinge zu kümmern.

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Ihr Vater sah sie vielleicht ein paar Sekunden nachdem sie seine Anwesenheit bemerkt hatte, aber trotzdem deute er bereits mit einer Geste zu ihr. Er wollte das sie sich zu ihm setzte. Sie folgte seiner Aufforderung ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, den Ragnarsson ließ man noch warten. Es waren nur ein paar Schritte zu dem kleinen Lagerfeuer und noch bevor sie sich gänzlich auf einem der großen Steine um die Glut niedergelassen hatte, reichte ihr Vater ihr einen Schlauch. Sie nahm ihn dankend und trank, nur um sich beinahe zu verschlucken, als sie bemerkte, dass es sich um eine Art Apfelwein handelte und nicht etwa um Wasser wie sie erwartete hatte. Das ergab keinen Sinn. Warum trank ihr Vater kurz vor dem Angriff Alkohol? Das passte nicht zu ihm denn er war es immer der predigte wie wichtig scharfe Sinne und ein klarer Kopf bei einem Unterfangen wie dem ihren heute waren. Noch während sie ihren Gedanken nachhing, grinste Ragnarsson sie breit an und deutet auf drei großen Fässer die sich auf einem Ochsenkarren hinter ihm auftürmten. Dafür war er einen ganzen Tag verschwunden? Was sollte das alles? Ihr Blick musste Bände sprechen, aber Ragnarsson dachte gar nicht daran ihr die Situation zu erklären. Im Gegenteil sogar, denn er übernahm das Gespräch, während Sigarda sich erhob um den beiden einen privaten Moment zu ermöglichen. Die Stimme die sie adressierte war spielerisch und fröhlich, was bedeute das er schon wieder etwas vor hatte. “Tochter du hast unser Ziel gesehen. Jetzt sag mir wie würdest du vorgehen? Du kennst unsere Truppenstärke und hast die Burg gesehen. Sag mir wie du die Nuss knacken würdest." Ragnarsson verschränkte die Arme und schaute sie immer noch grinsend an. Das war ungewöhnlich dachte sich Thyra. Normalerweise traf er Entscheidungen immer selbst. War das also ein Test? Oder eine Lektion? Egal, ihr Vater erwartete eine Antwort und sie war nicht in der Position seine Wünsche zu hinterfragen. Auf dem feuchten Boden sah sie einen Stock mit dem zuvor das Feuer geschürt wurde und sie nutze ihn um einen Kreis in die feuchte Erde zu zeichnen. Dann malte sie noch einen kleineren in den gerade gezeichneten hinein. “Nun wen wir davon ausgehen das hier die Burg ist…” Sie tippte mit der Spitze des Holzes auf den kleineren Kreis. Dann ist sie ist besser befestigt als wir dachten, größer als angenommen und von Wasser umgeben was ihr noch zusätzliche Sicherheit verleiht. Oder besser gesagt verleihen sollte.” Ragnarsson sah aufmerksam zu und nickte nur. Ein Stein fiel ihr vom Herzen bis jetzt hatte sie noch nichts falsch gemacht. “Realistisch gesehen haben wir keine Chance die Festung traditionell zu belagern, denn wir haben weder die Maschinen, die Männer noch die Vorräte für ein solches Unterfangen. Daher bleibt uns eigentlich nur ein Weg.” Sie atmete tief ein, Sie hoffte jetzt das Richtige zu sagen. “ Wir müssen uns in die Burg schleichen und zuschlagen bevor uns irgendjemand bemerkt.” Mit einer Geste gebot Ragnarsson ihr fortzufahren, während er sie interessiert mit seinem stechenden Blick beobachtete.

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Sie zeichnete zwei Kreuze in den Erdboden, immer noch im Radius des größeren Kreises. Einen nördlich und einen südlich der Burginsel. “Nun der See soll zwar als zusätzliche Verteidigung dienen, aber wir können ihn zu unserem Vorteil nutzen.” Sie zeigte mit dem Stock auf die nördliche Markierung. “Wenn wir hier in der Nacht ein Ablenkungsmanöver starten, sagen wir ein kleines brennendes Boot um die Aufmerksamkeit der Wachen zu binden, dann könnten wir mit den anderen Schiffen im Süden anlegen und die dortige Mauer erklimmen. Ich…” Sie schluckte einmal um ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen. “Ich werde in jener Nacht einen Nebel heraufbeschwören, der unsere Bewegungen verbirgt und uns hilft unser Ziel einzunehmen.” Thyra spürte wie sie Selbstvertrauen gewann, aber sie hätte es ahnen können das dieses Gefühl nicht lange anhalten würde. Ragnarsson lächelte noch immer aber seine Stimme hatte einen leicht kalten Unterton angenommen. “Und dann?” Was meinte er mit 'Und dann'? Thyra spürte wie sie versuchte sich eine Antwort zurechtzulegen. Sie wurde unsicher, alles Selbstvertrauen von zuvor verflogen. “Dann werden wir die Wälle erklimmen und ich denke…” Ihr Vater unterbrach sie. “Du denkst? Was denkst du? Das wir entdeckt werden? Denn ich vermute das es so ablaufen könnte. Vielleicht von einer Köchin die den Abfall herausbringt, einem streunenden Kind oder einem Wachen der seinen Posten doch nicht wegen einem komischen Licht verlassen hat. Zu viel muss in deinem Plan perfekt ablaufen um zum Erfolg zu führen.” Er schaute sie mit inzwischen harter Mine an. “Würdest du wirklich das Leben deiner Familienmitglieder verwetten und sie in einen möglichen Tod schicken nur, weil dort oben ‘vielleicht’ niemand mehr Wache hält? Weil du 'denkst' das es klappen könnte?” Thyra schaute auf ihre Füße und schluckte. “Nein,” Ihr fiel selber auf wie leise sie sprach. “Ich kann dich nicht hören.” Die Stimme ihres Vaters donnerte ihr in den Ohren auch wenn er nicht einen Ton lauter gesprochen hatte. “Nein Vater.” Sie antwortete jetzt um einiges fester.

Ragnarsson nickte nur. “Gut.” Er lehnte sich wieder zurück und ein Lächeln war auf seine jugendlichen Züge zurückgekehrt. “Wie gut das das auch nicht nötig ist.” Er trank einen großzügigen Schluck aus dem Weinschlauch. “Wir werden trotzdem so fortfahren wie du vorgeschlagen hast. Mit einer Abwandlung.” Thyra traute ihren Ohren kaum und hörte nur gespannt zu. “Sigarda und ich werden uns als Weinhändler ausgeben um ins Schloss eingelassen zu werden. Von dort können wir sicherstellen, dass die Südmauer heute Nacht in der Tat tatsächlich unbewacht ist.” Sie nickte als sie die Worte hörte. Das machte Sinn und jetzt verstand sie wieso er den ganzen Tag damit verbracht hatte diesen Wagen mit den Fässern zu finden. “Du Tochter!” Er zeigte mit dem Finger auf sie, eine Geste die sie unweigerlich zusammen zucken ließ. “Du wirst das Kommando über unsere Männer und Frauen haben. Traust du dir das zu?” Die Worte ihres Vaters trafen wie ein unvorbereiteter Schlag. Sie sollte die Truppe anführen? “Ja Vater.” “Ich kann dich schon wieder nicht hören.” Thyra hustete einmal kurz um ihren Hals zu klären. “Ja Vater!” Er nickte und nahm ihre Entscheidung an. “Vergiss nicht das ihr Leben nun in deiner Hand liegt. Jeder ihrer Erfolge wird der deine sein, genauso wie du jedes Versagen und jeden Tod mitzuverantworten hast. Das ist deine Chance dich mir zu beweisen. Enttäusche mich nicht wie dein Bruder es wieder und wieder getan hat Thyra.” Mit diesen letzten Worten erhob er sich. “Ich werde in der nächsten Stunde mit Sigarda aufbrechen. Der Rest liegt in deiner Hand, ebenso die Zeitpläne des Angriffs. Unterrichte mich sobald du eine Entscheidung getroffen hast.” Sie hatte es sich immer gewünscht sich beweisen zu können und ihr Vater hatte ihr eine weitere Möglichkeit dafür gegeben, eine letzte. Sie wusste das sollte sie dieses Mal versagen würde er Konsequenzen für sich ziehen. Ein Druck begann sich in ihrer Brust aufzubauen als sie sich in ihrem Kopf schon alles um die Planung der Attacke drehte, aber sie würde nicht daran zerbrechen. Sie würde auch nicht versagen, nicht hier denn sie wusste was sie war. Eine Waffe, eine mit einer Aufgabe.

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