Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: Mi 6. Mär 2024, 19:14 
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Hector ignorierte den Smalltalk, setzte sich nach kurzer Überlegung aber auf das Sofa. Dennoch konnte für Dominik kaum ein Zweifel bestehen, dass dies kein freundschaftlicher Besuch war. Die Gestik und Mimik von Hector sagte alles. Schließlich brach der jüngere Mann die Stille. „Ich werde gewiss keine Zeit verschwenden.“ Er suchte Dominiks Blick. „Hast du einen Brief an dich genommen, den Bram in einem Bild versteckt hat?“

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Verfasst: Mi 6. Mär 2024, 19:14 


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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: Mi 6. Mär 2024, 22:04 
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Dominik, der zuvor ebenfalls Platz genommen hatte, machte eine beschwichtigende Geste mit seinen großen langgliedrigen Händen. Die Nägel wirktenelegant und waren sicherlich von einem speziellen Herrenkosmetiker perfekt in Form gebracht worden. Dominik überließ wenig dem Zufall. Nicht mal den Zufall selbst. „Aber, aber, mein Freund. Was für ein Zeitpunkt für so weitreichende Fragen! Ich glaube, heute ist wirklich nicht der Augenblick um so etwas zu thematisieren. Es ist fast Mitternacht…“ Er sah an Hectors entschlossenem Gesichtsausdruck, dass der junge Ekstatiker nicht daran dachte die Diskussion so rasch als beendet zu erklären.
Mit einem langen Seufzen ergab sich der Mann im perfekt sitzenden Anzug seinem Schicksal. Er erhob sich, öffnete die Bürotür und gab einer vorbeieilenden Kellnerin ein Zeichen, die sich augenblicklich näherte und auf seine Aufforderung Mattai zu bitten noch ein wenig zu warten, eifrig nickte. So wie viele Menschen, er früher wahrscheinlich selbst, erkannte Hector, dass die junge Frau dem Charme des Mannes kaum widerstehen konnte.
Dominik kam wieder näher nachdem die Tür leise ins Schloss gefallen war und nahm auf der schwarzen Ledergarnitur Platz. Er faltete die Finger ineinander während er sich leicht zu ihm neigte. „Hector… Ich war um dich besorgt. Um deine Sicherheit und das Erbe von Bram, seine Ideen, Gemälde, Werke. Lass dir gesagt sein, dass es nicht gut ist, wenn an dem Ort an dem du lebst Briefe mit dem Adressat Rot Cir gefunden werden. Dein Club läuft derzeit sehr gut, dank dem neuen DJ, den du eingestellt hast und den Poetry Slam Turnieren auf die die Studenten so abfahren.“ Hector fiel ein, dass es letzte Woche noch ganz anders um seinen Club bestellt gewesen war, aber auch diese Erinnerung hatte sich leicht gewandelt- zum Besseren. Dominik fuhr fort. „Du solltest dich darauf konzentrieren, dass es so gut weiter geht. Glaub mir, das mit dem Brief war zu deinem Besten und in diesem Fall ist es tatsächlich so: Desto weniger du weißt, um so besser ist es für dich.“ Sein Ton war beschwichtigend und überzeugend. „Vertrau mir ein Mal und belass es dabei!“

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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: Do 7. Mär 2024, 21:47 
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Hector hörte Dominik bei seinen Ausführungen zu, wenn auch nicht ohne eine gewisse Ungeduld, wollte diese aber ungern zeigen. Als sein ehemaliger Mentor schließlich geendet hatte, seufzte der braunhaarige Magus tief, bevor er antwortet. „Dominik, ich möchte dir nichts unterstellen, dennoch hattest du kein Recht, diesen Brief wegzunehmen. Es sollte immer noch meine Entscheidung sein, ob ich ihn lesen will oder nicht, und das hat auch nichts mit Bram und seinem Erbe zu tun.“ Hector überlegte einen Moment und entschloss sich, seine Ausführungen noch ein wenig weiterzuführen. „Ich habe die letzten Tage mehr durchgemacht, als du vielleicht denkst und von meiner Perspektive, habe ich Bram gerade erst gesehen … und dann wieder verloren.“ Der braunhaarige Mann ließ die Worte verklingen, bevor er Dominik mit wenigen Worten von der Zeitreise und seinen Erfahrungen der letzten Tage berichtete. „Ich muss wissen, was Bram mir mitteilen wollte und du solltest nicht darüber entscheiden, ob das gut ist oder nicht. Du bist nicht mehr mein Mentor, noch sowas wie mein Schwiegervater und vor allem genauso wenig objektiv wie ich.“
Es kam nicht oft vor, dass der junge braunhaarige man den Besitzer einer der angesehensten Locations in Prag sprachlos erlebte, aber für einen kurzen Moment saß Dominik mit offenem Mund da, dann lehnte er sich zurück und hörte seinem ehemaligen Schüler zu. Hector sah ihn mit dem Kopf schütteln. „Ich hätte nie gedacht, dass…“ Wieder schwieg er lange Zeit, bevor er erneut begann. „Du bist nicht der erste, der mir eine solche Geschichte erzählt. Ich habe immer meine Zweifel gehabt, dass sie wahr war, obwohl vieles darauf hingedeutet hat, dass es sich um mehr als eine fantastische Geschichte handelt.“ Er sah zu Hector. „Was hast du derzeit mit dem ganzen Kram zu schaffen? Mit der Tor Cir und ihren Gegnern?“
Jetzt war es an Hector, überrascht zu sein. Irgendwie hatte er immer gedacht, dass Dominik über alles Bescheid wusste und seine Finger in allem hatte, so unwahrscheinlich es auch sein mochte. Hatte er seinem ehemaligen Mentor etwa wirklich unrecht getan? Hector schob diesen Gedanken so schnell beiseite, wie er gekommen war und begann ebenso schnell über das Paradox der ‘Tor Ceh’ zu berichten. Schließlich endete er, ohne sich sicher zu sein, dieses Rätsel je gänzlich verstanden zu haben. „Ich weiß nicht wie es passiert ist, aber ich glaube, all dieser Mist mit der ‘Roten Gilde’ war nichts anderes, als ein riesiges Missverständnis. Es gibt keine Mitglieder, keine große Verschwörung, lediglich gefährliche Menschen, die so denken.“
Dominik zögerte lang bevor er antwortete. „Doch es gibt sie mittlerweile. Diese Rote Gilde. Sie hat sich nach der Geschichte, die dir damals im alten Prag passiert ist, gegründet. Ich halte mich soweit ich kann, aus gutem Grund aus all dem raus, aber ich weiß, dass ich ihre Mitglieder in Gefahr bringe, wenn ich weiter rede. Oder irgendwo Zettel mit ‚Tor ceh‘ hängen lassen, wenn die Anhänger der wahren Magie, sie nennen sich auch gerne die Feinde des Paradox, nach ihnen Ausschau halten.“
Hector war mit der eben erhaltenen Information überfordert und wusste nicht so recht, wie diese einordnen sollte. Wer war eigentlich Freund, wer war Feind? Es war zum Verzweifeln. „Du weißt, ich wollte nichts mehr mit der Politik der Magier zu tun haben. Du warst der, der damals diese Gruppe herrenloser Magier bei mir abgeschleppt hat.“ Eine Gruppe, auf die er nicht mehr verzichten wollte, aber das sagte der Ekstatiker nicht laut. “Aber all das spielt keine Rolle. Gib mir bitte den Brief von Bram, denn nur deshalb bin ich hier.”
Dominik schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Darin sind zu viele Informationen, die andere in Gefahr bringen können. Diese an die entsprechenden Stellen weitergeleitet und du hättest morgen früh schon ein Blutbad. Bram war ein Narr, dass er dir unbedingt eine Nachricht zukommen lassen wollte.“ Einen Moment schien er in Gedanken versunken. „Ich habe viele seiner Beweggründe nicht mehr verstanden als er mit der Schule fertig war. Auch seine Abkehr von der Magie nicht.“ Hector sah an dem verhärmten Zug um die Mundwinkel des recht mächtigen Ekstatikers, dass ihn der Gedanke an den jungen kompetenten Mann, der sich geweigert haben musste Zauberei anzuwenden, schwer enttäuscht hatte.
„Du bist ein Narr, Dominik.” Hector schüttelte den Kopf. Da war er wieder, der Dominik, den er kannte. Den arroganten, überheblichen und von jeder Empathie befreiten Hochmagier des Kults der Ekstase. „Bram konnte keine Magie mehr einsetzen, ohne sich in ernste Gefahr zu bringen.” Hector war erschöpft. Es waren lange Tage gewesen und er brauchte Ruhe und Zeit nachzudenken. Dennoch sprach er weiter. „Du magst mir nicht ermöglichen, einen Abschluss mit all dem zu finden, aber ich bin nicht wie du, schon gar nicht so grausam.“ Mit ebenso knappen Worten, wie zuvor, beschrieb Hector alles, was Bram in der Vergangenheit widerfahren war und erhob sich dann. „Du hättest ihn fragen können, warum er die Dinge entschieden hat, die dich so enttäuscht haben. Du hättest ihm vielleicht sogar helfen können, aber dafür hättest du für einen Moment deine Ambitionen hinten anstellen müssen und versuchen, deinen Sohn zu verstehen.“ Hector ging in Richtung Ausgang, bevor er sich noch einmal umdrehte. „Ich will dich nicht länger aufhalten, ich habe gehört, der Bürgermeister kommt gleich.“ Dann verließ er das Büro.

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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2024, 13:54 
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Hector blieb in dieser Nacht nicht mehr viel Zeit um über all das Geschehene nachzudenken oder sich über Dominik zu ärgern.
Die MItglieder seiner Kabale waren aus dem Norden Tschchiens zurück gekehrt und beabsichtigten gleich am nächsten Morgen wieder aufzubrechen um die Übergabe von INformationen an einen Hexenmeister zu verhindern. Es blieb der Gruppe nicht viel Zeit um Hector zu erklären, was genau geschehen war und einen Teil verstand er auch nicht recht, aber er machte sich dennoch auf den Weg zum Nachbargipfel der Schneekoppe.
Indem sie verzwickte Rätsel lösten, fanden sie den Weg zu einem magischen Zeitportal, das sie im Anschluß zerstörten, vereitelten den Austausch und konnten den Wiedergänger Pik, der Hector und Bram damals auf dem Hexermarkt im barokken Prag verraten hatte, gefangen nehmen und denjenigen, der sich als Meister Reineke ausgab schwer verwunden. Hector musste auch am nächsten Tag nach wie vor gegen die Wut ankämpfen, dass es ihm nicht gelungen war dem Erzmagier endgültig den Rest zu geben. Der braunhaarige Mann war es gewesen, der Bram mit dem verfluchten Pfeil hatte treffen lassen, so dass sein ehemaliger Gefährte beinahe gestorben und der Magie hatte abschwören müssen. Wie hatte Karst damals gesagt? Der Zauber war eine Art Ortungsmagie. Sobald jegliche Art von Magie vom Verfluchten verwendet wurde, ging die Peilung los. Selbst vor 400 Jahren hatte man vergeblich nach ihnen gesucht und auch jetzt waren diese 'Anhänger der wahren Magie' oder 'Feinde des Paradox' hinter ihnen her. . Dabei lag es überhaupt nicht in Hectors Absichten sich in die weltverändernden bösen Pläne dieser Gruppe einzumischen oder sie gar zu vereiteln. Zwei von sechs hätten sie ausgeschaltet, hieß es in dem Brief, den sie gefunden hatten. Bram lebte nicht mehr, Apollonia, Hector und anscheinend Simon, der gerade erst geboren worden war, hatten sie nicht erwischt. Das bedeutete Charlotte oder Tia mussten tot sein. Vielleicht war die Macht der GRuppe auch mit der Vernichtung des Zeitportals gebrochen. Anscheinend war es dieser Ort gewesen, der es dem Mann aus der Zukunft, Enki', möglich gemacht hatte Nachrichten und Anweisungen in die Vergangenheit zu schleusen. Mit dessen Vernichtung war nun vielleicht alles ein für alle Mal vorbei.
Hector saß in Gedanken versunken da, als es an seiner Tür klingelte. Als er öffnete stand davor ein hochgewachsener, gutaussehender Mann, der leicht verlegen wirkte und sich nervös durch die von selbst perfekt fallenden blonden Haare fuhr. Mattai. An seinen Kleidern klebte noch dunkles Maschinenöl von seinen letzten Experimenten, die er in seiner Freizeit, wann immer es sich ergab, durchführte.
Bild
Er zog etwas Schwarzes, Verkokeltes aus seiner Tasche und der Ruß färbte seine Finger schwarz, ohne dass es ihn zu kümmern schien. "Äh... Hi Hector... GUten Morgen. Ich..." Mattai wusste offensichtlich nciht so recht wie er beginnen sollte. "Ja... Ich dachte mir, es wär' wahrscheinlich gut, wenn ich dir das gebe."

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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2024, 17:56 
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Als es klingelte, war Hector zwar schon wach, lag aber immer noch im Bett. Er war wirklich erschöpft und hatte das Gefühl, eine Woche durchschlafen zu können. Es war viel geschehen in diesen letzten Tagen und es würde sicherlich noch eine ganze Weile dauern, bis er all das wirklich verarbeitet hatte. Noch in Gedanken versunken, zog sich Hector etwas über und ging zur Tür. Mit Matej hatte er nicht gerechnet, aber er freute sich wie immer, den Etheriten zu sehen. „Komm rein. Ich mache Kaffee.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er kurz in die Küche und setzte Wasser auf, bevor er sich – nicht ohne zumindest ein bisschen Neugier – den Gegenstand anschaute, den Matej in der Hand hielt. „Was ist das?“

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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: Sa 9. Mär 2024, 23:00 
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Mattej ließ sich ohne große Scheu in die Polster von Hectors Sofagarnitur fallen und griff nach einer Zeitschrift über Clubbing, die auf dem Couchtisch lag und in der sich Hector Inspirationen für zukünftige Programmpunkte seines Clubs erhoffte. Wahllos musterte er die Fotos nach etwas für ihn Interessantes durch bis der Ekstatiker mit dem Kaffee zurück kam. Mattej trank seinen Kaffee immer schwarz, das wusste mittlerweile jeder der Kabale und so sah er zu wie der großgewachsene Mann mehrmals pustete und das heiße Getränk dann mit einem Satz hinunter goss. „Danke, der war wirklich gut“, murmelte er als er die Tasse wieder auf dem Tisch abstellte. Dann legte er das verkohlte Etwas daneben. „Ich…“ Erneut griff er nach der Tasse, die er zuvor bereits komplett geleert hatte und führte sie an die Lippen. „Ich war vor zwei Tagen kurz vor Mitternacht im ‚Brahms‘. Mein Boss wollte eigentlich was wegen dem Besuch vom Bürgermeister besprechen und hat mich trotz Protest um Mitternacht ins Café beordert. Ich war auf dem Weg ins sein Büro als ich eure Stimmen drin gehört hab. Ich hab mich zu den Mädels in die Küche verzogen und bin 15 Minuten später wieder aufgetaucht als du weg warst um den Job zu klären. Dominik war nicht gut drauf und hat mich trotz der Verabredung gar nicht bemerkt. Er hat mich einfach im Cafe stehen gelassen und ist nach draußen abgehauen, was mir bei so einem Kerl wie Dominik echt strange vorkam. Ich bin ihm nach und hab ziemlich Mühe gehabt ihn aufzuspüren, weil er Magie eingesetzt hat um zu verschwinden und allein zu sein. Ich hatte Glück und hab ihn trotzdem wieder gefunden als er den Friedhof betreten hat. Domink hat echt verstört ausgesehen, war kalkweiß und so ein Zeug. Kenn ich nicht von ihm. Dort ist er eine ganze Zeit lang rum gestanden, dann hat er einen Brief raus geholt, großzügig angezündet und in den nächsten Mülleimer geschmissen. Dann ist er wieder abgehauen. Ich hab Magie eingesetzt und den Brandt gelöscht, ohne dass es wer gemerkt hat, weil ich wissen wollte, was da abgeht.“ Er zuckte mit den Schultern und schob das Papier weiter in Hectors Richtung. „Ich konnte die Schrift nicht lesen und hab dann später zu Hause ein bisschen rum geforscht. Der erste Satz ist an dich gerichtet, also dachte ich mir, ich reich das Teil besser an dich weiter. Du wirst schon wissen, was man damit anstellen soll.“ Er schien erleichtert die Verantwortung für das Dokument an jemand anderen abgeben zu können.


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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: So 10. Mär 2024, 19:25 
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Hector war überrascht von Matejs Geschichte, da der junge Etherit normalerweise überhaupt nicht zu den Menschen gehörte, die – ähnlich wie er selbst – ihre Nase in Angelegenheiten steckten, die ihn nichts angingen. Dennoch konnte er die Reaktion des anderen Mannes irgendwie nachvollziehen. Dominik konnte diese Wirkung auf andere haben und je früher Matej begriff, dass mehr hinter seinem Arbeitgeber steckte, als es den Anschein hatte, umso besser, dachte sich Hector im Stillen.

Der Erwähnung des Friedhofs versetzte Hector einen kurzen Stich. Er wusste, wohin Dominik gegangen war, ließ diesen Aspekt allerdings unkommentiert und wandte seine Aufmerksamkeit dem verkohlten Brief zu. „Ich weiß zwar nicht genau, worum es geht, aber ich habe eine Vermutung.“ Der Ekstatiker nickte zuerst seinem Gesprächspartner zu und schaute dann auf das Schriftstück und versuchte, etwas darauf zu erkennen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: Mo 18. Mär 2024, 21:56 
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Obwohl der Rand verbrannt war, waren die meisten Stücke des Briefs gut lesbar

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Mein liebster Freund,

ich schreibe dir diesen Brief, um dir Lebewohl zu sagen. Ich wünschte, ich könnte es dir erklären. Ich weiß von Apollonia aus dem Jahr 2017, dass ich in großer Gefahr bin und dass ich bald sterben werde.
Ich weiß, wer mich töten will oder warum, aber ich habe nicht einmal eine Vermutung durch wen oder wie es geschehen wird. Ich habe versucht, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um es zu verhindern, aber ich habe manchmal das Gefühl, dass es unvermeidlich ist. Vielleicht ist es mein Schicksal, vielleicht ist es eine Prüfung, vielleicht ist es ein Fehler. Ich weiß es nicht.
Du warst so lange Zeit an meiner Seite und dennoch habe ich dir nie alles erzählt, nie den Mut gehabt es erzählen können. Verzeih mir bitte dafür. Ich habe zu viel Angst davor, dass die Karten von Juras Schwester wirklich die Zukunft aufgezeigt haben, als sie mir an den Kopf warf, dass ich an dem Tag sterbe an dem ich jemandem meine magische Natur offenbare. Ich hoffe, dass du eines Tages einfach vor mir stehst und es wissen wirst, dich genau so erinnerst wie ich mich erinnere und Worte überflüssig sein werden.
Ich hoffe, dass sich Lydits andere Worte als wahr erweisen werden und ich nach dem zweiten Tod tatsächlich meinen dritten selbst wählen kann, was auch immer das heißen mag. Aber oft bete ich ihre Worte in Gedanken wie ein Mantra ab und hadere damit wie die Philosophen Pascal oder Nietzsche mit der Existenz Gottes.
Ich habe längst nicht alles verstanden, was sich bei dieser Reise nach Prag des 17. Jahrhunderts ereignet hat. Aber vielleicht kann ich dir ein paar Antworten geben, die ich herausfinden konnte.
Wir selbst haben damals auf Burg Kriechstein diesen Raum geschaffen, der eine Reise durch die Zeit möglich machte und ihn mit unserem vereinten Zauber so aufgeladen, dass er uns selbst Jahrhunderte später noch zugänglich war. Und ich bin mir recht sicher, dass er diese Magie beherbergt bis Simon wieder in seine Zeit zurück gekehrt sein wird.
Tia, die nicht im Laufe der französischen Revolution unter der Guillotine hingerichtet wurde, ist es gelungen Teile dieser Magie zu verwenden. Ich habe Briefe gefunden in denen sie erwähnt hat, dass sie das kleine Mädchen, das damals zu unserer Gruppe gehört hat, wieder dorthin zurück gebracht hat, wo es hingehörte. Ich wüsste gerne, was aus ihr geworden ist.
Tia hat im Laufe der Zeit, die sie hatte, ein paar Magier gefunden, die ihre seltsame Geschichte von der großen Verschwörung einer Sekte in der Zukunft geglaubt haben. Zugegebenermaßen: es waren nicht viele. Diese paar haben sich selbst den Namen ‚Blutrote Gilde oder Rot Ceh‘ gegeben. I
Ich denke mir manchmal, wie seltsam es doch ist, dass
Die ‚Wahren Magier‘ beabsichtigten in ein paar Jahrzehnten den größten Teil der Menschheit auszulöschen um nur noch diejenigen übrig zu lassen, die an Magie glauben. Sie wollen eine Welt schaffen, in der Magie die einzige Religion ist und sind überzeugt damit das Paradox so zu verändern, dass es ihnen nicht länger im Weg zur ultimativen Kraft stehen wird. Das Abstruse dabei ist, dass sie ihre Feinde, die rote Gilde, quasi selbst geschaffen haben. Hätten sie uns in Krumau nicht gejagt, nicht versucht uns mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in Prag aus dem Weg zu räumen würden wir heute nicht einmal wissen, dass es sie gibt.
Meine Mutter Antonia, die in ihrer Jugend immer nur Tia gerufen wurde, hat versucht die Schlüssel, die ich damals geschaffen habe, aufzuspüren und dafür gesorgt, dass wir sie erhalten. Ein Obskuritätszauber liegt auf ihnen, wenn sein Besitzer ihn trägt und ich hoffe, dass deiner dich zu schützen vermag.
Mein Vater Dominik hat sie, auch nachdem sie sich getrennt haben, auf seine Art unterstützt. Ich dachte immer, sie hätten sich, wie die meisten Elternpaare auseinander gelebt, aber Tia hat, so wie ich damals, eine nicht allzu positive Weissagung erhalten, die ihr mitteilte, dass sie für den Tod ihres Kindes verantwortlich sein, sollte sie je ein eigenes Mädchen oder einen eigenen Jungen großziehen. So entschloss sie sich dazu zu gehen.
Mein Vater weiß viel, aber es ist wichtig, dass er nicht alles weiß. Er nutzt seine Kontakte gut und es ist ihm gelungen Kontakt zu einigen Mitgliedern der ‚Wahren Magier‘ zu bekommen. Es wäre gefährlich, wenn er zu viel wüsste, sollte sein Geheimnis je auffliegen. Auch wenn ihr nie wirklich Freunde geworden seid, bitte ich dich für uns alle vorsichtig zu sein. Ich vertraue dir!
Da Tia leider bei dem Zauber, der mich in die Vergangenheit geschickt hat, den Verstand verloren hat, habe ich gemeinsam mit den anderen daran gearbeitet mehr über diese ‚wahren Magier‘ heraus zu bekommen und wir haben einige Informationen zusammen tragen können, die uns mit Sicherheit nutzen werden. Ich möchte dich nicht in die Angelegenheit mit hineinziehen. Das wollte ich nie. Es gibt für dich wenig, was dir so kostbar ist wie dein freier Wille, deine Selbstbestimmung. Deine Freiheit deinen eigenen Weg zu gehen, deine eigenen Entscheidungen zu treffen, aus ihnen zu lernen und nichts hasst du so sehr, wie wenn jemand die deinen Weg vorgibt.
Lass dir von niemandem sagen, wohin du deine nächsten Schritte setzt!
Was ich aber weiß, ist, dass du der beste Freund bist, den ich je hatte. Du warst immer für mich da, in guten und in schlechten Zeiten. Du hast mir geholfen, zu wachsen, zu lernen, zu lachen, zu lieben. Du hast mir gezeigt, was wahre Freundschaft bedeutet. Du hast mein Leben bereichert und verschönert.
Ich bereue nichts, was ich in meinem Leben getan habe, denn alles hat mich zu dir geführt. Ich bin dankbar für jede Stunde, die ich mit dir verbringen konnte, für jedes Gespräch, jedes Abenteuer, jedes Erlebnis. Du bist mein Bruder im Geiste.
Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich immer lieben werde, egal was passiert. Ich möchte, dass du glücklich bist, dass du deine Träume verwirklichst, dass du dein Leben in vollen Zügen genießt. Ich möchte, dass du dich an mich erinnerst, aber nicht traurig bist. Ich möchte, dass du lächelst, wenn du an mich denkst.
Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen, in dieser oder einer anderen Welt, in diesem oder einem anderen Leben. Ich hoffe, dass wir dann wieder Freunde sein können, so wie wir es jetzt sind. Ich hoffe, dass du mir verzeihst, dass ich dich verlassen werde, aber ich glaube, ich habe keine Wahl.
Ich werde dich immer im Herzen tragen, mein liebster Freund. Lebe wohl.

Dein Freund für immer
Bram


An den Brief war ein kleiner hastig hin gekritzelter Zettel beigelegt.
‚Ich weiß nun, was passieren sollte und nun passiert ist… Eine winzige Bagatelle für jeden Magier. Ich bin Richtung Karlsbrücke spaziert, wo wir uns treffen wollten um das neue Sushi-Ya auszuprobieren. Du hast an der Ecke gewartet, mich noch nicht gesehen. Mir fiel eine Autofahrerin auf, die während dem Fahren ständig wütend auf ihrem Smartphone rumtippte und sich in keinster Weise auf die Fahrbahn konzentrierte. Ich konnte sehen, dass sie in wenigen Sekunden direkt in dich hinein fahren würde. Um dich im letzten Moment von der Straße wegzureißen, habe ich wie aus einem Reflex heraus Magie angewandt um meine Geschwindigkeit zu beschleunigen. Und ich würde es in jedem Moment meines Lebens wieder genau so tun. Ich habe damit diesen verfluchten Zauber aktiviert, der damals mit diesem Pfeil in mich eingedrungen ist und stehe jetzt wohl auf der Abschussliste der Helfer der ‚Wahren Magier‘. Ich hoffe, ich bin in der Lage zu tun, was getan werden muss.

Hector konnte sehen, dass die letzten Zeilen kleiner und enger geschrieben waren. Der Zettel war voll und offensichtlich stand dem Verfasser kein weiterer zur Verfügung.

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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: Fr 22. Mär 2024, 17:16 
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Hector las den Brief. Wieder und wieder, bevor er ihn mit zitternder Hand auf den Küchentisch legte. Er schwieg. Lange. Schließlich sah er zu Mattej hinüber, der die ganze Zeit geduldig geschwiegen hatte. Seine Stimme kam ihm merkwürdig vor und auch wenn er es war, der sprach, fühlte sich Hector eher, als würde er alles nur als Beobachter wahrnehmen. „Mattej ich danke dir. Das du mir das ermöglicht hast, bedeutet mir mehr, als du vielleicht weißt. Du hast sicher Fragen, glaub mir, die habe ich auch, aber ich muss dich bitten jetzt zu gehen. Wir reden später, OK?“

Hector begleitete den Etheriten zur Tür und ging dann wieder in seine Wohnung. Sein Blick fiel sofort auf einige von Brams Bildern, den roten Sessel, den er einmal vom Flohmarkt mitgebracht hatte, und die hässliche Vase aus einem gemeinsamen Griechenlandurlaub, die als Staubfänger auf dem Bücherregal stand. All das war im Moment zu viel für ihn. Kopflos, griff er seine Jacke und rannte aus der Wohnung. Wahrscheinlich hechtete er noch an Mattej vorbei und trat schließlich in die Morgensonne. Er musste jetzt erst einmal seine Gedanken ordnen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Prag I: Hector
BeitragVerfasst: Sa 23. Mär 2024, 17:48 
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Die nächsten Tage brachten zwar keine neuen Erkenntnisse, aber die zusätzliche Zeit half Hector so gut er konnte sein Leben wieder so weiterzuführen, wie er es vor seinem „Ausflug“ ins vergangene Prag getan hatte. Dennoch wartete er ungeduldig auf die Rückkehr von Apollonia, der einzigen Person, die zumindest ansatzweise nachvollziehen konnte, wie er sich im Moment fühlte.

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