Vampire: Die Maskerade

Wiewohl die Blicke aus Louisas leuchtenden Augen regelrecht zärtlich über Theresas Gestalt zu streicheln schienen, verhielt sich die Brujah für ihre Verhältnisse sehr zurückhaltend, fast förmlich. Es machte den Eindruck, als wolle sie den neuen Anfang mit der Tremere um keinen Preis gefährden. "Ihr müsst mir davon berichten, wenn ich damit nicht zu tief in Eure Geheimnisse eindringe", sagte sie mit samtweicher Stimme. "Zwar kann ich mich kaum als Gelehrte bezeichnen, doch bin ich sehr neugierig. Man sagt Eurer Blutlinie wahrlich faszinierendes Wissen nach, und um der meinen gerecht zu werden, sollte auch ich wohl mehr danach streben." Nun lächelte sie entschuldigend, auch wenn es bei ihr leichthin wirkte, verglichen mit Theresas befangenem Gebaren. "Ich teile Eure Hoffnung, meine Liebe. In der Tat hoffe ich, dass wir zum Wohl der Domäne und zu unserer beiderseitigen Freude gut zusammenarbeiten werden." Sie schlug ihren Umhang halb zurück, griff an den Ausschnitt ihres Kleids und zog das kleine Seidentuch hervor, das sie am Herzen getragen hatte. "Mögen wir den rechten Pfad finden zwischen zu viel Leidenschaft... und zu wenig davon. Möge zwischen uns ein Band wachsen und erblühen wie ein Rose..." Womit sie das Tuch mit der eingestickten Rose Theresa reichte. "Bitte, nehmt dies als Zeichen meiner Freude und meines Wunsches an, dass es so sein wird."

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~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~

Theresa schien mit viel gerechnet zu haben, aber sicherlich nicht mit einem Geschenk. Es war offensichtlich, dass die Brujah sie aus dem Konzept gebracht hatte, als die Tremere unbeholfen das kleine Tuch entgegennahm. „Danke…“ Die Hexe schien nach Worten zu suchen. „Welch freundliche Geste, um unsere neue Freundschaft zu untermauern…leider habe ich nichts von…von gleichem Wert für Euch, doch seid versichert, dass ich einen Weg finden werde, mich für diese aufmerksame Geste zu bedanken.“ Theresa räusperte sich und obwohl sie noch immer ein wenig zerstreut wirkte, schien sie langsam zu ihrem eigentlichen Selbst zurückzufinden. „Bezüglich Eures Angebotes habe ich lange nachgedacht und muss gestehen, dass mich der Gedanke seitdem nicht mehr losgelassen hat. Ich gestehe, ich bin ein wenig überrascht, dass Charlotte Erembald mich in Betracht zieht, aber dies ist eine Chance, deren Potenzial sowohl für mich, als auch für meinen Clan gewaltig wäre.“

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -

Ein kurzes Lächeln huschte über Louisas Züge. "Hätte ich ein Gegengeschenk erwartet, ich hätte dem meinen jeden Wert genommen. Lasst es eben das sein, als was Ihr es bezeichnet: eine Geste." Sie fasste Theresas Hand, vielmehr legte sie nur ihre schlanken Finger darunter, und hob sie leicht an, um sich darüber zu beugen und sie bis fast an ihre Lippen zu führen, ohne sie indes zu berühren – ein symbolischer Handkuss, wie ihn ein Edelmann in allen Ehren gegeben haben würde. Eine weitere Geste. "Ein Zeichen meiner Wertschätzung für Euch. Nicht weniger, aber auch nicht mehr." Damit schien sie ihren leidenschaftlichen Regungen genug Ausdruck verliehen zu haben, denn sie kehrte zum Gebaren von einer Dame zur anderen zurück und neigte leicht den Kopf.

"Es ist in der Tat eine gewaltige Chance, da stimme ich Euch zu. Und ich bin überzeugt davon, dass Herrin Erembald sich sehr sorgfältig überlegt hat, wen sie in den jeweiligen Positionen sehen möchte. Das Elysium ist ein Unternehmen, in das sie bereits viel investiert hat und noch mehr investieren wird, ohne Zweifel. Indem sie Euren Namen nannte, hat sie demnach ein gewisses Vertrauen dahinein, dass Ihr der Aufgabe gerecht werdet. Womöglich", sinnierte die Brujah und bot Theresa den Arm, damit sie miteinander am Wasser lustwandeln könnten, "ist Euer Geschlecht auch ein Argument für sie. Einem Mann bieten sich auf ganz natürliche Weise viele Möglichkeiten des Aufstiegs. Eine Frau, selbst mit den Vorzügen unserer Art, wird stets um ihre Autorität kämpfen müssen – und es darum auch entschlossener tun."

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Theresa wirkte zuerst unbeholfen, als die Brujah ihre Hand ergriff, beinahe verschreckt, allerdings entspannte sie sich schnell wieder und die initiale Regung der Tremere war ebenso schnell verschwunden wie ein Windhauch.

„Ich denke…“ In dem Moment, in dem die andere Frau begann zu sprechen, wurde Louisas Aufmerksamkeit jäh von der anderen Frau abgezogen. Ein Rascheln in den nahen Bäumen und Gebüschen schien für einen Moment unerwartet.

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Es kam plötzlich, tatsächlich aus dem Nichts und Louisa hatte wahrscheinlich nur einen Augenblick, um zu reagieren. Mehrere Wurfgegenstände, Messer wahrscheinlich flogen aus dem Gebüsch in ihre Richtung, ohne dass die Brujah genau sagen konnte, wen diese ultimativ zum Ziel hatten...

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Louisas Blick ruhte mit einem leichten Lächeln auf der Tremere, die sich so zögerlich und verlegen zeigte wie eine junge Klosterschülerin. "Theresa--" begann sie sanft, wurde von ihrem Gegenüber unterbrochen... und nahm das Rascheln wahr. Ein metallenes Blitzen, zu rasch für das Auge, dann plötzlich brandete eine Woge der Vitae in ihrem toten Leib auf, raste wie Feuer durch ihre Glieder, und der Flug der Messer verlangsamte sich **. Ohne sich zu besinnen, warf sich die Brujah mit einem lauten Schrei gegen Theresa, schlang einen Arm um sie und suchte sie zu Boden zu werfen, indem sie ihren eigenen Körper wie einen Schild nutzte.

Zeitgleich fuhr eine schlanke Hand in die Falten zwischen ihren Röcken und fand den Griff ihres Dolches, einer einfach wirkenden Waffe mit schmaler Klinge und lederumwickeltem Griffstück, die jedoch bestens ausbalanciert und aus einem guten Stahl geschmiedet war und sich wie von allein an ihre Finger schmiegte. Noch während die beiden Frauen zu Boden gingen, begann sie eine Drehung, um sich seitwärts abrollen und wieder auf die Füße kommen zu können. Unendlich langsam schienen sie zu fallen, wie durch zähen Sirup, als ihr Blick suchend in die Richtung glitt, aus der die Wurfgeschosse gekommen zu sein schienen.

[** An dieser Stelle würde ich einen Blutpunkt für Celerity ausgeben.]

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Die Brujah reagierte beinahe instinktiv und bevor sie wieder klar denken konnte, war sie auch schon wieder in Position auf der Suche nach ihrem Angreifer. Die Vitae in ihrem Körper brannte machtvoll und hell. Die Zeit um sie stoppte vielleicht nicht komplett – wer wusste schon, ob solche Dinge überhaupt möglich waren? - aber dennoch passierte alles plötzlich erheblich langsamer und verschaffte ihr einen übernatürlichen Vorteil, der tief in ihrer Blutlinie verankert war. Der Sand der Zeit, sonst so unaufhaltsam, dass er nur zwischen den Fingern hindurchrinnen konnte, kroch plötzlich nur so dahin - ebenso wie die beiden anderen Wurfgeschosse, die aus dem Unterholz auf sie zugeschossen kamen. Dieses Mal wurden sie allerdings aus einer anderen Richtung geworfen und es waren auch keine Messer, sondern zwei Kugeln, groß wie ein Kinderkopf und aus einem erdigen Material. Louisa wurde in diesem Moment klar, dass es mindestens zwei Angreifer geben musste.

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Sie sah die Kugeln, und der Gedanke durchzuckte sie, dass der Ton oder woraus diese Wurfgeschosse sonst bestehen mochten, einem Untoten kaum zu schaden vermöchten, beim Aufprall aber mit Sicherheit bersten und etwas freigeben würden, das sehr viel tödlicher sein könnte. Die Lektionen des vielseits gebildeten Hidalgo hatten bei weitem nicht alle vermocht, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln, doch entsann sich die Brujah warnender Worte bestimmte Mixturen von Alchimisten betreffend. Feuer, das selbst auf dem Wasser schwimmen konnte, statt zu verlöschen, an Haut und Kleidung klebte und einen Kainiten binnen einer kleinen Zahl von Atemzügen vernichtete... Instinktiv verzichtete sie auf den Versuch, die Geschosse abzuwehren, sondern bog ihren schlanken Körper aus dem Weg, um ihnen auszuweichen. Sodann suchte sie die Distanz zu dem Werfer so rasch wie möglich zu überwinden, um ihn mit ihrer Waffe anzugreifen, denn er erschien ihr sehr viel gefährlicher für ihre Existenz wie auch die Theresas als derjenige, der die beiden Frauen mit metallenen Klingen attackiert hatte.

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Aus den Augenwinkeln konnte Louisa sehen, dass sich Theresa inzwischen ebenfalls aufrichtete, auch wenn dies aus ihrer Perspektive noch immer schleichend-langsam geschah. Während die Brujah ihrem Ziel entgegen sprintete, hörte sie schließlich auch das Bersten der irdenen Kugeln, die wie Geschirr auf den Steinen am Rand des Sees zerschellten, von dem sie sich immer weiter in Richtung des Unterholzes entfernte. Die Kainitin konnte spüren, wie die Vitae, derer sie sich für ihre übernatürliche Geschwindigkeit bedient hatte, langsam aber sicher ausbrannte. Dennoch erreichte sie ihr Ziel in Windeseile und Louisa konnte nun vor sich einen Mann erkennen, der Ausrüstung und dem Auftreten nach ein Söldner zu sein schien. Von plötzlichen Auftauchen der Brujah wirkte er mehr als überrascht, was beutete, dass er ihrem nächsten Angriff wenig entgegensetzen konnte, da er überhaupt erst einmal versuchte seine Waffe zu ziehen.

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Obwohl sie die erschreckende Geschwindigkeit verspürte, mit der die Vitae durch die Glieder ihres Leibes rasend evaporierte, sich in Nichts auflöste, schürte die Kainitin das innere Feuer weiter und sprang auf den Attentäter zu, ihren Dolch zum Stoß hebend. Mit einem Fauchen entblößte sie ihre Fänge und zielte auf den Arm des Mannes, um ihn zu durchbohren und so den Fremden nach Möglichkeit kampfunfähig zu machen, ohne ihn zu töten. Ein winziger Teil ihres Bewusstseins registrierte erleichtert, dass Theresa nicht kritisch verletzt schien, wenn überhaupt. Dennoch fühlte sie mit der Glut aus der rasch sich verzehrenden Macht des Blutes auch ihren Zorn wachsen – Angst um ihre Existenz, um die Theresas, aus der das Biest Wut destillierte und sie derart zum Handeln befähigte.

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