Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Zusammenkommen ist ein Beginn
BeitragVerfasst: So 27. Dez 2015, 17:27 
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Der Hexer schien ihn nicht zu bemerken. Nach und nach deckte er eine Karte nach der nächsten auf, fuhr sich mitunter nachdenklich über das stopplige Kinn. Der Anblick einer Karte ließ ihn kurz auflachen und ungläubig den Kopf schütteln.

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Leif seufzte um sich bemerkbar zu machen. "Hallo Sebastian. Was sagen dir denn die Karten? Das ein alter Feind auftauchen wird und du dich in Gefahr befindest? Versuchst du deshalb wieder ein paar Versprechen von deiner Umgebung zu erpressen?" Die Wortwahl des Salubri war bissig, auch wenn sein Tonfall völlig neutral war.
Der am Boden sitzende Mann blickte sich um. Für den winzigen Bruchteil einer Sekunde erkannte Leif ein kurzes freudiges Aufblitzen in dessen Augen. „Leif?“
Dann riss die Erkenntnis den Hexer zurück in die Wirklichkeit. Mit einer fast unmenschlichen Geschwindigkeit sprang er auf und griff zu einem Dolch an seiner Seite. Etwas wie Entsetzen und Unglaube waren auf den Zügen des Mannes zu erkennen. Er tat einen Schritt nach hinten, blickte sich abwägend im Raum um bis er das Schwert entdeckte, das in seiner Scheide neben der Kommode an die Wand lehnte.
Leif erkannte, dass sich sein Gegenüber zusammen riss, konzentrierte und auf einen Kampf vorbereitete.
„Willst du kämpfen, Sebastian von Augsburg?“ Leif zog eine Axt unter seinem Mantel hervor und fuhr mit dem Finger über die Schneide. „Ich bin überrascht. Dolch und Schwert? Ich dachte die Waffen deiner Wahl währen eher Feuer und Schwefel.“ Er ging einen Schritt auf den Tremere zu. „Nett hast du dich hier eingerichtet, alter ‚Freund‘.“ Das Wort Freund spie er geradezu aus und auch Leif schien sich vorzubereiten, während sich langsam ein Grinsen auf seinen Zügen bildete.
Der Hexer tat mehrere Schritte nach hinten ohne den Nordmann aus den Augen zu lassen bis er mit dem Rücken an die Wand stieß. Mit der Linken griff er nach der Schwertscheide.
„Du willst es also endlich hinter dich bringen, Leif?“ Er blickte zur Wand, durch die Leif materialisiert war. „Und dafür benutzt du meine eigenen Tricks? Respekt.“ Er ließ den Dolch fallen und zog die Klinge.

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Das dünne Metall schimmerte orange rot im Licht des Feuers.
"Vielleicht ist es wirklich an der Zeit es endlich hinter uns zu bringen, Sebastian von Augsburg. Du kannst es nicht lassen nicht wahr? Du musst immer wieder unsere Pfade kreuzen, oder? Hast du keine anderen Aktivitäten, die du in deiner Freizeit unternehmen könntest? Keine anderen Orte, die du mit deiner netten Erscheinung heimsuchen kannst?" Leif zog nun auch noch den Rundschild, den er auf dem Rücken trug hervor und ging in Kampfstellung. "Egal wie. Unsere Geschichte kann heute Nacht endlich sein Ende finden. Vielleicht ist es das, wozu ich doch all die Jahre bestimmt war. Eine Ironie des Schicksals: gefällt und vernichtet von dem Tremere der so viele meines Clans gerettet hat. Die Welt schreibt wahrlich die interessantesten Geschichten.“
Das Lachen, das er vernahm klang eher wie ein abfälliges Schnauben. Die Augen des Hexers verengten sich zu Schlitzen voller Verachtung. Die Gedanken konnte Leif auch lesen ohne übernatürliche Kräfte zu benötigen. ‚Wem willst du hier etwas vormachen, Leif? Wer vernichtet hier wen?‘ Sebastian trat einen Schritt näher an die Tür heran. Er biss die Lippen aufeinander, verzichtete auf das, was er vielleicht zu sagen hatte. Er war bereit, die Angriffe, die kommen würden abzuwehren.

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Leif schüttelte kurz mit dem Kopf. Er schien etwas anderes erwartet zu haben. „Dann bringen wir es zu Ende. Auf die eine oder andere Art und Weise.“
Leif hatte einen Vorteil. Er wusste er konnte zuerst zuschlagen weil er in einer besseren Situation war als Sebastian. Dann warf er Axt und Schild auf den Boden. Er war verwundbar und schaute Sebastian nur kopfschüttelnd an.
„Als ob ich dich hier abschlachten würde, Sebastian. So waghalsig und dumm bin ich nicht egal wie stark mein Hass brennt. War es das, wovor du Angst hattest? Wolltest du deshalb dein blödes Versprechen? Dann sollte dir auch klar sein, dass dich Worte nicht schützen würden, wenn ich wirklich versuchen würde dir etwas anzutun.“ Leif stellte sich wieder normal hin. „Du erhältst von mir keine Versprechen mehr. Keine Absicherungen, denn ich traue dir jederzeit zu, dass du etwas planst. Wenn ich dir jetzt versichere, dass ich dir nichts tue – was passiert dann, wenn sich herausstellt, dass du doch hinter all diesem Mist hier steckst? Nein, Sebastian, ich kenne deine Methoden Abmachungen zu treffen und ich habe genug davon.“ Er schaute Sebastian fest an. „Tu wofür du hier bist, lass uns diese vermaledeite Stadt befreien, so dass wir sie wieder verlassen können und uns nie wiedersehen müssen. Wenn du das nicht willst oder kannst ohne deine ‚heiligen Versprechen‘ dann hab wenigstens den Anstand verschwinde von hier. Verschwinde aus Flandern und komm nie wieder zurück und lass uns in Ruhe.“
Sebastians Augen weiteten sich voller Unglaube. Es dauerte einige Sekunden bis er realisiert hatte, was sich hier abspielte. Er schüttelte verständnislos den Kopf, ließ dann das Schwert sinken, lehnte den Kopf an die Eichentür, schloss die Augen und atmete tief aus. Dann ließ er erschöpft die Schultern nach vorn sinken und sah Leif an.
„Ich wollte dein Wort, weil ich vermute, dass es nichts gibt, das dich aufhalten kann, wenn du mich wirklich vernichten willst. Ob dein Wort etwas wert ist? Ich weiß es nicht. Aber ich habe darauf gehofft… das mit den schriftlichen Verträgen haben wir ja hinter uns.“ Ein winziges ironisches Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Mein Wort gilt zumindest mir selbst etwas. Ich habe nichts mit dem, was sich hier in dieser Stadt abspielt, nichts mit den Versuchen den Rat zu stürzen, zu tun. Sollte es anders sein, so hast du gerne die Erlaubnis es wirklich ein für alle Mal hinter dich zu bringen.“
Leif hob die Waffe und den Schild vom Boden auf, verstaute beides wieder an seinem Körper und ging in Richtung Tür, hielt aber trotz allem Abstand zu Sebastian. "Wenn du glaubst, dass es nichts gibt was mich aufhalten kann dir den Kopf von den Schultern zu trennen, dann wird auch mein Wort nichts ändern, egal wie viel es mir oder dir wert ist. Zumindest wenn es nach deiner Logik geht.“ Er fügte noch etwas hinzu. „Ich will weder deine Erlaubnis noch sonst irgendwelche Versicherungen von dir, Sebastian. Mach einfach wofür du hergerufen wurdest und trag die Unsicherheit wie der Mann als der du immer erscheinen willst und je eher wir die gute Boorlut wieder auf ihren Thron gesetzt haben, desto eher trennen sich unsere Wege wieder und ich kann versuchen dich zu vergessen und du kannst machen was auch immer du in deinem magischen Keller so tust.“
Sebastian straffte sich. „Verdammt, Leif? Was willst du überhaupt von mir? Ich hab nicht darum gebeten mit dir an einen Verhandlungstisch gesetzt zu werden. Wenn ich gewusst hätte, dass ihr hier auftaucht, hätt‘ ich jemand anderen geschickt. Am besten einen meiner clansinternen Feinde. Der wär dann nämlich mit Sicherheit, ganz im Stil der Brügger Tradition Asche!“ Sein Tonfall war lauter geworden und Leif konnte sehen, dass sich der Tremere zusammen reißen musste. „Ich bin hier, weil ich zum einen darum gebeten wurde, aber das ist dir genauso wie mir im Grunde gleichgültig. Das eigentliche Problem ist, dass ein Mitglied meines Clans aus der Reihe tanzt, gegen die Vorgaben der höheren Zirkel verstößt und dabei mitwirkt die Kainiten von Gent zu stürzen. Wenn das gelingt, bricht das ganze Gefüge in Flandern zusammen: Antwerpen und Brügge werden die nächsten Städte sein, die man ganz wie hier vorgemacht, von den derzeitig herrschenden Kainiten befreit, und das Prinzenamt unter der Herrschaft der hohen Clans wieder einführt.
Die Oberen meines Clans sind derzeit dank mir und einigen Gleichgesinnten der Meinung es nützt uns mehr in Flandern gemeinsam mit den herrschenden Kainiten Verbindungen aufzubauen um in den Reihen dieser Kainiten Verbündete zu gewinnen, die wir dringend gebrauchen können. Aber wenn es einem Tremere gelingt, die herrschenden Kainiten einer Stadt auszutauschen, einen Sitz im Rat zu gewinnen und mit den neuen Herrschern zu kooperieren, dann bekommt er bestenfalls eine kleine Rüge, mal kurz als Mahnung auf die Finger geklopft, behält aber seinen Regentensitz und die Anerkennung, die man ihm für seine großartige Leistung zuschreibt.“
Leif konnte sehen, dass es noch etwas anderes gab, das ihm auf der Zunge lag, aber der Hexer schwieg einige Zeit bevor er schließlich weiter sprach.
„Also tu mir den Gefallen und spar mir deine Vorwürfe. Ich bin nicht hier um dir mal wieder in die Suppe zu spucken.“

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Leif konnte sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen. „Ich bin wenigstens froh zu wissen, dass ich dich genauso aus der Ruhe bringe wie du mich.“ Dann wurde er wieder ernster. „Und doch bist du gekommen. Brügge ist nicht einmal einen Tagesritt von dieser Stadt entfernt und die Tatsache, dass einer von uns hier auftaucht ist sogar relativ wahrscheinlich. Das weißt du auch.“ Leif verschränkte die Arme. „Ich denke, es ist recht anmaßend davon auszugehen, dass alles zusammenbricht wenn Gent fällt und sollte es wirklich so kommen, dann ist das alte System vielleicht wirklich besser. Dann kann sich das Ratssystem eben nicht durchsetzen. Wir haben etwas Neues versucht und vielleicht ist dieser neue Versuch so fehlerhaft, dass er abgelöst werden muss. Wer weiß das schön. Ich maße mir nicht an über die Zukunft Flanderns Bescheid zu wissen.“
„Und was ich will, Sebastian? Ich will nur eine Sache und zwar, dass du aus meinem Leben verschwindest. Du erinnerst mich wieder und wieder an all die furchtbaren Dinge, die ich getan habe wegen diesem Alptraum von einem Vertrag, die Gedanken die ich deswegen hatte, das Misstrauen was mir entgegengebracht wurde als mir und den anderen klar wurde worauf ich mich eigentlich eingelassen hatte. Du hast mich in eine Richtung gedrängt, die ich wieder loswerden will und jetzt wo ich endlich frei von dir bin kann ich versuchen für meine Sünden zu bezahlen, aber wenn du in der Nähe bist steuere ich immer in Richtung Abgrund weil mein Hass so stark ist, dass er immer wieder Oberhand gewinnt. Ich bin ein besser Mensch wenn du nicht in der Nähe bist, deswegen ist deine Abwesenheit alles was ich von dir will.“
Sebastian trat einen Schritt auf Leif zu. „Ich kann es nicht mehr ändern, Leif. Ob ich es will oder nicht… Ich habe alles versucht, was ich konnte und den Preis dafür gezahlt.
Diese Stadt hier ist nicht Brügge. Ich wurde gebeten die Scheiße, die eines meiner Clansmitglieder gerade verzapft, zu beenden und demjenigen die dafür gebührende Strafe zukommen zu lassen. Deshalb bin ich hier. Ich schätze deine Fähigkeiten in jeglicher Hinsicht, Leif und ich weiß, wozu du im Stande bist. Aber ich weiß nicht, ob es euch gelingt diesen Hexer aufzuhalten. Du hast recht: Vielleicht bleibt das derzeitige System erhalten oder ihr bekommt das gute alte System zurück mit einem netten neuen Oriundus, der euch Blut abzapft und einen Marionettenprinz auf den Thron setzt. Ist es wirklich das, was du willst?
Wenn du nicht mit mir zusammen arbeiten willst, haben wir zwei Möglichkeiten: ich verlasse Gent und ihr schaut, wie ihr mit meinem netten Hexerfreund klar kommt. Oder du gehst wenn du meinen Anblick nicht mehr ertragen kannst?“ Leif hörte am Klang der Worte, dass diese eher eine Herausforderung als eine wirkliche Option enthielten. „Du hast absolut recht: das würde mich auch weniger aus dem Konzept bringen. Ich müsste nicht ständig um meinen Kopf fürchten…“
"Versteh mich nicht falsch Sebastian. Ich gebe dir nicht mehr gänzlich die Schuld an dem was passiert ist." Dann fügte der Nordmann noch etwas hinzu. "Nicht mehr zumindest. Aber ich kann auch nicht vergessen was mich dieses kleine Intermezzo über die Jahre gekostet hat und in welche persönlichen Abgründe es mich geführt hat, oder die Jahre des Misstrauens die damit einhergingen. Ich weiß nicht, ob es eine Zukunft gibt in der wir die Vergangenheit hinter uns lassen könne, ich habe nicht die Gabe in die Zukunft zu sehen, aber das spielt im Moment auch keine Rolle." Leif verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere und sprach weiter. "Du gehst von absoluten Wahrheiten aus Sebastian. Räte sind gut und Prinzen böse. Die Welt ist nicht so schwarz und weiß. Es gibt korrupte Räte und wohlmeinende Prinzen und die Führung einer Stadt hängt von vielen Faktoren ab. Das weißt du so gut wie ich" Dann schaute er Sebastian direkt an. "Was unsere Zusammenarbeit angeht...was glaubst du? Sei ehrlich zu mir, sind wir zu sowas überhaupt in der Lage? Ich bezweifle es, ja." Er schaute sein Gegenüber fragend an.

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Sebastian sah Leif lang an. „Ob wir zu einer Zusammenarbeit fähig sind?“ Er seufzte. „Diese Frage kannst du leider nur selbst beantworten. Denn ich habe schon in all den Jahrzehnten leider den Fehler begangen dir meine Zusammenarbeit und Unterstützung aufzudrücken, ob du wolltest oder nicht. Sehr, sehr schlechte Idee. Tja, selbst ein sturer Esel wie ich lernt notgedrungen dazu.“ Sebastian trat zur Seite und gab die Tür frei. Er ging wieder neben dem Kamin in die Knie und begann die Karten aufzulesen. Das gelegte Muster war zerstört und mehrere schwarz verkokelte Tarotkarten hatte das Feuer im Kamin verzehrt.
"Wahrscheinlich kann ich es nicht." Die Antwort von Leif war emotionslos. "Also wie regeln wir das Problem? Ich habe Verpflichtungen hier genauso wie du, aber auch ich kann jemand anderen schicken. Wer von uns beiden geht? Wollen wir Strohhalme ziehen?" Die Frage schien der Nordmann halb ehrlich und halb im Scherz zu sprechen.
Sebastian musterte eine Karte besonders lang und verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen: Von der Karte des Magiers war kaum noch etwas übrig. Er warf sie mit den anderen auf den Tisch, der neben der Sitzgruppe stand. Er blickte zu Leif, nickte dann.
„Viel von dem, was ich tun kann, ist nicht räumlich gebunden. Ich muss nicht unbedingt aus diesem Zimmer um mich nützlich zu machen. Ich würde vorschlagen, sofern du es willst, tut, was ihr für richtig haltet um Gent zu unterstützen. Solltet ihr tatsächlich meine Hilfe brauchen, könnt ihr nach mir schicken. Wenn du nicht mit mir zusammen arbeiten kannst… Ich denke Sabatier und Liliana sind in der Lage mich für die Dauer der Notwendigkeit zu ertragen.“ Ein schiefes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
Er schien einen Augenblick zu überlegen, ging dann zu einer kleinen Tasche, die auf einem Tischchen neben dem Bett stand und zog etwas daraus hervor. Er trat wieder auf Leif zu, blieb in Armeslänge Entfernung stehen und hielt ihm etwas hin. Es sah aus wie ein ungefähr kleinfingernagelgroßer roter Stein.
„Hier! Auch wenn du mich verabscheust: Vielleicht kannst du es irgendwann einmal gebrauchen. Tu mir den Gefallen und nutz es nicht um mir den Kopf abzuschlagen, ja? Mal‘ damit einen Kreis auf die Erde. Wenn du hinein trittst und meinen vollständigen Namen nennst, bringt dich das im Umkreis von 500 Schritt zu mir…“
Leif schaute mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck auf den Stein als würde er der Tremere ihm einen abgeschlagenen Kopf hinhalten. Dann schüttelte er leicht den Kopf. „Ich will dich nicht beleidigen, Sebastian. Aber solcherlei Geschenke, die freiwillig gegeben werden, haben meist einen unsichtbaren Preis...und auch wenn ich dir vielleicht sogar glaube, das an diesem Stein keine Bedingung geknüpft ist, will ich es doch nicht darauf ankommen lassen.“ Er wandte sich schließlich und endgültig in Richtung Tür. „Wir werden sehen was die kommenden Nächte bringen. Ebenso alles weitere, was die Zukunft bringt.“
Sebastian nickte, sparte sich einen weiteren Kommentar. Er griff zur Türklinke, drückte diese hinunter. „Tu mir doch bitte das nächste Mal den Gefallen und klopf an und benütz den eigentlichen Eingang, ja?“ Damit zog er die Tür auf.
"Wenn es ein nächstes Mal geben sollte, dann werde ich es vielleicht tun." Schließlich ließ Leif den Hexer ohne ein weiteres Wort hinter sich.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 27. Dez 2015, 17:27 


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 Betreff des Beitrags: Re: Zusammenkommen ist ein Beginn
BeitragVerfasst: So 27. Dez 2015, 22:05 
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Gespräch mit dem Herrn der Camarque

Lilliana stand nachdem Lucien sie mit seinen letzten Worten stehen gelassen hatte, für einen Moment lang mit leicht gesenktem Kopf vor der Tür des Hexers, ehe sie entschlossenen den Blick wieder erhob. Sie schritt zurück in den Saal der Madame Borluut um zu sehen, ob die Gastgeberin noch anwesend war.
Lilliana fand den Besprechungsraum leer vor. Weder von Leif noch von der Gastgeberin Margarethe war etwas zu sehen. Nur ein Diener, der begonnen hatte den Raum auszufegen, hielt bei ihrem Anblick inne und senkte beschämt und demütig das Haupt.
"Bitte, nein, senke nicht dein Haupt. Diese Form der Ehre haben wir, die wir die Gäste deiner Herrin waren, nicht verdient." Lilliana blieb in der Tür stehen und wartete einen kurzen Moment ehe sie fortfuhr. "Sofern deine Herrin Zeit findet, möchte ich die Gelegenheit nutzen um mich in aller Form bei ihr zu entschuldigen. Bitte richte ihr mein Anliegen aus und wir werden zu unserem Wort stehen. "
Er nickte ohne sie anzublicken. „Ich werde ihr ausrichten, dass ihr ein Gespräch mit ihr sucht. Sobald sie wieder zu sprechen ist, werde ich einen Boten zu euch schicken lassen. Euer Diener ist Michel von hohenstein, nicht wahr?“
"Michel von Hohenstein, das ist korrekt." sie nickte ihm noch einmal zu und machte sich dann auf den Weg in Richtung des Gasthauses in dem sie und ihr Ghul sich einquartiert hatten.
Lilliana hielt sich nicht lange am Gasthaus auf. Sie schaute nur kurz nach ihrem Ghul, sah aber das er friedlich am Schlafen war und beschloss ihn nicht zu wecken. Sie wusste nicht wer von ihren Begleitern aus Brügge, ob Leif oder Lucien, ihr gefolgt war,aber noch hatte sie einen gewissen Vorsprung. Sie ließ Michel eine Nachricht auf dem Nachtkasten zurück in der stand, wo er sie finden könnte. Dann ließ sie Tarbas und die mitgebrachte Stute fertig machen, während sie in der Zeit die Chance ergriff sich etwas frisch zu machen und die Bekleidung zu wechseln. Sie nahm die leichte Lederrüstung ab und wählte ein … Kleid.

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Dann machte sie sich auf den Weg.
Ein Diener des Wirtshauses bot ihr gegen ein kleines Entgelt an, sie direkt zum Palast des Ventrue zu bringen. Er selbst hatte ein altes Ross, dass sich nur mit Mühe durch die Straßen schleppte, bestiegen und berichtete während des Rittes von allen Sehenswürdigkeiten, an denen sie vorbei kamen. Gents Verteidigung, davon berichtete er stolz, bestand aus mehreren Mauerringen mit direkt davor gelagerten Kanälen. Um in das Zentrum der Stadt zu gelangen musste man drei solcher Verteidigungseinheiten überwinden. Dafür gab es mehrere Brücken mit Wachtürmen. Er führte Lilliana auch gleich über eine solche und zeigte auf das direkt danebengelegene Wasserschloss Grafensteen, den Herrschersitz der flandrischen Grafen.

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Schließlich erreichten sie den Palast des Franzosen, der sich etwas außerhalb der Stadt befand.
Ganz eines Dieners würdig, kündigte ihr Begleiter sie an und verbeugte sich tief als er sein bescheidenes Entgelt entgegen nahm.

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Lilliana wurde durch die weiten im Vergleich zu seinem ehemaligen Brügger Palast eher dunkel gehaltenen Gänge geführt. Schließlich schritten zwei Wachmänner mit der Toreador durch einen Flur, der in einer breiten Flügeltür endete. Bevor der Wachmann anklopfen konnte wurden die Türen bereits aufgestoßen und ein bekanntes Gesicht wurde von den an den Wänden befestigten Kerzen erleuchtet.

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Man konnte die Freude erkenne, die sich auf seinen Zügen ausbreitete als er die dunkelblonde Brüggerin erblickte.
Er versank in einer tiefen Verbeugung und ergriff ihre Hand zu einem formvollendeten angedeuteten Handkuss.
„Lilliana. Viele Jahre sind seit unserem letzten Treffen vergangen…“ Er gab den Dienern eine abfällige Geste mit der Hand damit sie sich entfernten. Dann griff er wie selbstverständlich ihren Arm und führte sie ins Innere des Zimmers. „Darf ich?“

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Er trat mit ihr gemeinsam an ein weites Fenster an dem sich wie zur Begrüßung der Toreador wunderschöne Eisblumen gebildet hatten und hieß sie höflich sich in einen roten, weich gepolsterten Sessel setzen. Dann nahm er ihr gegenüber Platz und sah sie lang und mit strahlendem Lächeln an.
Lilliana ließ sowohl die Stute als auch Tarbas in den Händen der Diener von Jaques, wobei sie ihrem Pferd noch einmal sanft über die Schulter streichelte und klopfte. Bezüglich der Stute unterrichtete sie einen der anwesenden Stallknechte, dass diese ein Geschenk für seinen Herrn wäre und von Tarbas ihrem schwarzen Hengst gedeckt worden war.
Ihre Begrüßung mit Jaques fiel so warm aus, wie sie es konnte. Man sah ihr an, dass auch sie sich über das Wiedersehen mit ihm gefreut hatte, wobei ein trauriger Blick in ihren Augen zurückblieb, während sie in die Referenz zur Begrüßung versank und ihm dann ihre Hand für den Handkuss reicht. "Viel Zeit ist vergangen, doch in unserer Zeitspanne nicht mehr als ein Wimpernschlag." damit ließ sie sich von ihm an das Fenster führen und geriet beim Anblick der Eisblumen in die Verzückung. "so rein, so wunderschön, so unschuldig." wisperte Lilliana, als könnten ihre Worte allein die Schönheit des Momentes zerstören.
Die Blumen schienen zu wachsen, sich dem Mondlicht entgegen zu strecken. Etwas so Schönes, Zerbrechliches… ein Zeichen des Zeit, der menschliches Existenz… nur ein Wimpernschlag bis die Sonne des nächsten Morgens sie wieder zerstören würde.

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Aus weiter Ferne drang eine Stimme zu ihr und eine starke Hand berührte ihre Finger.
„Lilliana? Ist alles in Ordnung mit euch?“
Lilliana spürte im Nebel die Berührung an ihrer Hand, doch noch immer war ihr Blick auf das Bild vor ihr gerichtet. "etwas vergängliches und einzigartiges, man kann es nicht erhalten, selbst wir nicht." wisperte sie erneut.
Sie spürte wie jemand sacht nach ihrem Kinn griff und ihr Gesicht vorsichtig drehte. Sie blickte in die blauen Augen des blonden Mannes nur wenige Zoll von ihrem entfernt. „Lilliana? Es sind nur Eisblumen… In einer Nacht wie dieser gibt es Wichtigeres…“ Er sah sie intensiv an. „Und Schöneres als dieses Gespinst aus Wasser.“
Er konnte sehen wie sich ihr Blick klärte und ihre rechte Hand kurz ihrem Kopf näherte und dann wieder sank. So intensiv wie heute Abend war es jahrzehntelang nicht mehr gewesen. Sie schloss kurz ihre Augen, öffnete sie wieder und ein gehauchtes "Danke" entkam ihren Lippen, während dessen sie ihm weiter in die Augen sah.
Er lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück. „Ich hatte gehofft euch schon gestern empfangen zu können. Diese Stadt ist derzeit alles andere als ein Ort an dem eine Edeldame wie ihr sich aufhalten sollte. Verzeiht meine Einladung aber zu dem Zeitpunkt als ich sie schrieb, konnte ich noch nicht ahnen welche Ausmaße all dies entwickeln würde. Gent… die zweitgrößte Stadt der westlichen Welt…“ Er schüttelte den Kopf und blickte sie wieder fest an. „Ist es euch gut ergangen?“
Lilliana beugte sich aus dem Sessel, in den sie sich vor wenigen Sekunden hineingesetzt und die Beine überkreuzt hatte etwas weiter vor. "Ich konnte direkt aufbrechen, ansonsten hätte ich euch noch einen Boten geschickt, nachdem ich wahrscheinlich nur einen bisher kleinen Teil der derzeitigen Ausmaße kennenlernen durfte. Bisher beschränken sich diese jedoch in großen Teilen nur auf die kainitische Welt. Bis heute." sie brach kurz den Blickkontakt, ehe sie ihn wieder aufnahm. "Jaques." sie setzte an und machte aber eine Pause, während sie ihre Wörter sortierte. "Es liegt an mir euch um Verzeihung zu bitten. Ihr habt Brügge helfen wollen, als es nach dem Krieg am Boden lag. Ich hab eure Arbeit nicht ausreichend gewürdigt, weil ich die Methoden, die ihr dazu eingesetzt habt nicht gut zu heißen vermag. Und dennoch hegt ihr keinen Groll gegen mich, nachdem ihr aus Brügge verschwunden seid, sondern empfangt mich mit offenen Armen Jaques de Camarque, ganz eures hohen Standes würdig." Sie zeigte ihm ein warmes Lächeln, während dessen sie sich aus dem Sessel erhob. "Es war ein Fehler meinerseits an ein Ratssystem zu glauben, den Spiegel dieser Entscheidung bekomme ich hier in Gent wieder vorgehalten." sie drehte sich zu ihm um. "Handlung ist geboten, ihr seid in Gefahr, wegen eurer Person, aber auch wegen eures Clans Jaques de Camarque."
Er schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts zu verzeihen, Lilliana. Ihr habt an das Ratsystem geglaubt und vielleicht mag dereinst eine Zeit kommen in der Menschen selbst edel und frei sind, es keine Kriege und Zwistigkeiten gibt. Aber bis dahin ist es unsere Aufgabe zu führen, zu richten und zu lenken. Zum Wohle der Sterblichen und der Kainiten. Bevor sie sich gegenseitig zerfleischen“ Er nickte ihr zu. „Ja, ihr habt Recht. Handlung ist geboten.“
Sie setzte sich wieder in den Sessel und lehnte sich erneut zurück, während dessen sie ihm zuhörte und bei seinen Ausführungen ernst nickte, zum ersten Mal an diesem Abend aber der traurige Blick aus ihren Augen verschwindet. "Ihr wisst sicher, dass der Sheriff dieser Stadt und Mitglied eures Clans unschuldig im Kerker sitzt. Das Dokument, das ihn weder be- noch entlastet liegt sicher verwahrt und er erwartet die Ankunft von Carminus aus Deutschland."
Jaques sah sie ernst an. „Er ist ein Mitglied meines Clans. Ich schätze, dass er unschuldig ist und dass die Beweise bald eintreffen werden. Es wird sicher nicht mehr allzu lange dauern bis all dies beendet ist. Er wird, so hoffe ich, auf unserer Seite stehen, wenn dieses lächerliche Ratssystem beendet ist.“
"Ich kann nicht für ihn sprechen, aber genau wie ihr ist er bereit für seine Ehre einzutreten. Das Ratsystem, welches hier herrscht ist spätestens seit heute Nacht ausgehebelt worden, weswegen Handlung vonnöten ist. Madame Borluut ist mit der Situation überfordert und hat bereits nach Hilfe verlangt. Die Menschen ahnen noch nichts davon, jedoch..." Lilliana hielt den Blick des Ventrue. "Der Kuss, der einen Menschen in unsere Welt führt, sollte niemals leichtfertig gegeben werden nur um eine größere Brut zu errichten."
„Absolut. Diese Nosferatu brauchen eine starke Hand, die sie führt, ihnen zeigt, wo sie hingehören. Wir werden uns der Sache annehmen, wenn es soweit sein wird.“ Hoffnungsvoll griff er nach ihrer Hand. „Lilliana? Ich habe schon damals in Brügge darauf gehofft, dass ihr die Stadt mitführen werdet. Ich würde mich unsagbar glücklich schätzen, wenn ihr den Posten der Primogen der Toreador annehmen würdet, wenn die Zeit gekommen ist.“
Es war dieser Moment der Stille, der alles bedeuten konnte. Ablehnung, Annahme, Enttäuschung, Überraschung. Doch dann endlich erlöste die Lilliana den Ventrue und umschloss seine Hand mit der ihren und schenkte ihm ein reines, warmes Lächeln und nickte ihm zu.
„Damit erfüllt ihr mir meinen größten Wunsch.“ Er beugte sich kurz zu ihr hinunter. Seine kalten Lippen berührten unmerklich die ihren, deuteten einen Kuss an. Dann sah er sie wieder eindringlich an. „Ich möchte, dass ihr euch solange es in diesen Straßen so gefährlich ist besser aus allem raus haltet.“ Er sah nach draußen, schüttelte den Kopf. „Wirklich kein Ort für eine Dame. Wollt ihr nicht bis wieder Frieden eingekehrt ist hier bei mir verweilen? Ich werde für alles sorgen nach dem euch verlangt sofern es in meiner Macht steht.“

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Lilliana erstarrte etwas und schien hin und her gerissen seinen Kuss zu erwidern, doch in ihrem Inneren fühlte sie einen deutlich sichtbaren Zeigefinger und ein Bild von Will Adale tauchte vor ihren Augen auf und sie atmete ein wenig aus, während sie seinen Blick hielt. "Eure Sorge um mich Jaques ist ehrbar, doch habe ich diese Stadt nicht alleine betreten. Der Hilferuf der Madame Bourlout erklang laut und zwei weitere Brügger sind ihm gefolgt. Zwei Personen..."sie schloss die Augen. "Lucien Sabatier, unser Sheriff und Leif Thorson, unser Heiler. Sie beide...sie beide haben Scheuklappen auf, was euch betrifft und sehen in euch ein großes Unheil." Lilliana blickte ihn dabei ernst an und legte die linke Hand an seine Wange. "Ich nehme gerne euer Angebot an, wenn die Zeit des Friedens gekommen ist eine Weile bei euch hier in Gent zu verweilen, jedoch muss ich heute Nacht wieder fort. Zum einen würde es mir keine Ruhe lassen zu wissen, dass Menschen in diesen Nächten von den Nosferatu verwandelt werden und gleichzeitig ein Hexer dieser Stadt schadet. Ich stehe zu meinem Wort, dass ich Madam Bourlout Hilfe angeboten habe und meine Fähigkeiten können nützlich sein die Brut aufzuspüren. Zum anderen Jaques." Lilliana brach auch weiterhin nicht den Blickkontakt zum Ventrue. "sind die Tage des Friedens noch nicht erreicht und bis sie das sind, ist mein Platz nicht hier, sondern bei den Leuten, die meine Führung benötigen, damit sie nicht die falschen Schlüsse ziehen und am Ende euer Kopf rollt."
Jaques lachte amüsiert auf. „Mein Kopf sollte rollen? Durch den Kappadozianer und euer Tier? Seid unbesorgt. Das wird nicht geschehen. Ich bin hier um die rechtmäßige Ordnung wieder herzustellen und ich habe genug Verbündete“ Er schenkte ihr ein gutmütiges Lächeln. „Eure Sorge rührt mich dennoch zutiefst. Ich werde dafür sorgen, dass die Tage des Friedens schneller kommen als wir uns vorzustellen wagen “ Er küsste ihre Hände. „Dennoch behagt mir der Gedanke nicht euch in die Nacht zu entlassen.“ Er sah sie fest an und seufzte. „Erinnert ihr euch an diesen englischen Gesetzlosen? Diesen Ravnos? Auf ihn wurde eine Blutjagd ausgerufen und ich hoffe, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird bis wir ihn fassen und vernichten werden, aber bisher strolcht er noch immer durch die Gassen dieser Stadt, verbirgt sich in ihren Schatten. Er hatte damals eine ungesunde Faszination für euch entwickelt, daran erinnre ich mich gut.“ Er erhob sich, ging ein paar Meter und griff in eine Schublade. „Das hier hat er verloren als er floh. Ich weiß, es ist das eure und ihr hängt sehr daran.“ Jaques legte zärtlich ein silbernes Medaillon in ihre Handfläche.
Das Lächeln, das sie ihm eben noch geschenkt hatte wich einem zunächst ungläubigen Blick, der dann durch eine neutrale Miene ersetzt wurde. Sie nahm das Medaillon, welches er ihr in die Handfläche gelegt hatte und betrachtete es für einen Moment länger, während dessen Emotionen auf sie einprasselten, die begannen sie aufzuwühlen. Es war der Innere Zeigefinger, der sich erneut aus ihren Tiefen erhob und sie wiederum lehrte. Lilliana schloss die Hände liebevoll und sanft um das Medaillon und ihre Miene drückte ihm wie schon zuvor Dankbarkeit aus. "In der Tat ist dieses Medaillon wertvoll für mich und so hoffe ich euch auch eine kleine Freude zu bereiten mit einem Geschenk, das ich bereits euren Dienern im Stall gab. Eine Stute aus meiner Zucht, die bereits tragend ist mit einem Fohlen meines Pferdes Tarbas. Ich denke ihr werdet an beiden Freude empfinden Jaques."
Er sah sie erfreut an. „Welch königliches Geschenk, da bin ich mir sicher. Ich werde gegen Ende der Nacht die Stallungen ansehen und mir das prachtvolle Geschöpf ansehen.“ Wieder drückte er eindringlich ihre Hände. „Seid vorsichtig, wenn ihr des Nachts durch die Straßen wandelt. Versprecht mir das. Es ist nicht sicher da draußen: Nosferatu, Ravnos, aufgewühlte Bürger, die Kontore anzünden und dann dieser Markt auf dem sich erst recht alles Gesindel herum treibt…“ Er sah sie traurig an. „Lilliana. Es tut mir sehr leid, aber ich habe noch ein Treffen mit einem Mitglied des derzeitigen Rats geplant, das ich für unsere Ziele gewinnen möchte. Einen einflussreichen Malkavianer. Möchtest du mich vielleicht begleiten?“
"Ich verspreche euch, dass ich auf meine Person aufpasse, ebenso wie mein Auge auf allen anderen Kainiten dieser Stadt ruht. Im Gegenzug versprecht mir Vorsicht walten zu lassen, wenn ihr das Ratsmitglied empfangt? Ich kann euch dorthin nicht begleiten, aber Madame Bourlout hat beunruhigende Sachen über die anderen Ratsmitglieder geäußert. In der Tat herrscht in dieser Stadt bereits das Chaos auf der kainitischen Ebene, wie ich es bereits erwähnte Jaques und es benötigt nur einen Funken um das Chaos sich weiter ausbreiten zu lassen." Sie entzog ihm vorsichtig die Hände und glitt in die Abschiedsreferenz.
„Lilliana, ich…“ Ein dröhnendes Pochen an der Tür ließ ihn inne halten. Er sah sie entschuldigend an. „Verzeiht, meine Teuerste… Mein Besuch. Herein!“ Seine Stimme war fast ebenso volltönend wie das Pochen. Die Flügeltüren öffneten sich und ein Mann wurde, flankiert von zwei Wachen, durch die Tür geleitet. Jaques de Camarque erhob sich, reichte auch Lilliana die Hand, damit sie sich erheben konnte. Die Wachen blieben stehen doch statt es ihnen gleich zu tun, kam der schwarzhaarige Mann auf den Ventrue und die Toreador zu. Er machte eine nachlässige jedoch akkurate Verbeugung in die Richtung der Kainiten. Jaques deutete auf den breitschultrigen Mann. „Das, meine Teuerste ist Hermann von Grauenstein, ein Landsmann von euch. Herr von Grauenstein?“ Er deutete auf die dunkelblonde Toreador. „Das hier ist…“ Der Besucher kam ihm zuvor und schritt auf Lilliana zu und sah sie eindringlich an.

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Er verschränkte die Finger in einer seltsamen Pose. „Lilliana von Erzhausen.“ Seine Stimme war dunkel und rau, und hatte den seltsamen Nachhall einer tiefen Glocke. Etwas in seiner Aura ließ die feinfühlige Toreador einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen. „Es freut mich ungemein, euch endlich kennen zu lernen. Ihr seid eine Schönheit und man hat bereits viel von euch gehört.“ Auch er griff nach ihrer Hand und führte die Finger an seine eiskalten Lippen. Tief sog er den Duft ihrer Haut ein. „Gut…“
Lilliana wartete ohne ein weiteres Wort an der Seite von Jaques. Ganz kurzzeitig erwog sie sich schnell zu verabschieden, da war jedoch dieser Herr, dessen Gang sie bis zu ihr selbst mit einer leichten Spannung verfolgte bereits im Raum anwesend. Sie ging in die Referenz und entzog ihm danach die Hand nicht, wenngleich es sie leichte Mühe kostete und sie sich bemühte ein Lächeln auf ihre Lippen zu bringen. So warm und herzlich wie bei Jaque de Camarque wurde es jedoch nicht. "Herr von Grauenstein. Es freut mich einen Landsmann hier in Gent anzutreffen. Es ist interessant wohin uns die Wege des Herren führen." Lilliana nahm den Blick wieder zu Jaques de Camarque auf, während sie wartete, dass der fremde Herr nun auch dem Gastgeber seine Aufwartung machte. Es wurde für sie Zeit zu gehen und doch wollte ein kleiner Teil bleiben um mehr über diesen Landsmann zu erfahren, der von ihr schon in der Welt gehört hatte.
Der schwarzhaarige Mann hatte nur Augen für die Frau aus Deutschland. Noch immer hielt er ihre Hand, fuhr mit dem Daumen darüber als wollte er aus ihrer Haut lesen und fixierte sie mit seinen stahlgrauen Augen. Eine Iris wieder Himmel kurz vor einem alles erfrierenden Schneesturm. In seinen Zügen lag ein sanftes Lächeln. Sein Blick schien ebenfalls etwas in ihr zu suchen und Lilliana hatte das Gefühl, dass er ihr Innerstes nach außen kehrte, jedes einzelne ihrer Geheimnisse aus den tiefsten Tiefen hervorzerrte um es zu analysieren und zu skelettieren.
„Ja, mein Kind,. Die Wege Kains sind unergründlich und mitunter führt er das wieder zusammen, was zusammen gehört, nicht wahr?“ Er warte nun wieder die Höflichkeit, ließ ihre Hand los. Ein dunkler Schatten hatte sich über die Züge des Ventrue gelegt, der jedoch wieder verschwand als der Malkavianer sich nun ihm zuwandte. Es wird Zeit über Geschäftliches zu sprechen, mein teurer Jaques de Camarque.“ Er rieb sich die Hände.
Jaques sah sie erleichtert an, schien froh zu sein, dass die Aufmerksamkeit seines Besuchers nun wieder von ihr abgelenkt war. „So nehmt doch Platz.“ Er deutete auf die Polster und gab den beiden Wachen ein Zeichen Lilliana zu begleiten. Sein Blick war hart und der Ton seiner Stimme befehlsgewohnt. „Tragt dafür Sorge, dass sie heil in ihrer Herberge ankommt. Wenn ihr dabei versagt, zahlt ihr entsprechend.“ Beide Wachen nickten, griffen fester zu ihren Waffen. Jaques schenkte Lilliana noch ein sanftes entschuldigendes Lächeln, dann führten die Wachen sie hinaus. Lilliana spürte den scharfen durchdringenden Blick zweier Augen in ihrem Rücken, die durch ihre Kleider, ihre Haut, ihr Herz zu sehen schienen.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
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 Betreff des Beitrags: Re: Zusammenkommen ist ein Beginn
BeitragVerfasst: Di 29. Dez 2015, 21:41 
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Noch mehrere Male, nachdem sie den Raum mit den beiden anderen Kainiten verlassen hatte, drehte sich die junge Toreador nach hinten um, als würde Herr von Grauenstein ihr hinterherlaufen wollen und bereits dicht hinter ihr sein. Die Wachen bemerkten natürlich diese Eigenart sehr leicht und warfen sich gegenseitige Blicke zu.
Lilliana wusste, dass man in die Gedanken eines fremden Menschen, ja eines fremden Kainiten eindringen konnte. Sie selbst hatte dies schon getan, ebenso ihr eigener Erzeuger Georg bei ihr selbst und mehreren anderen Personen, aber nie hatte sie dabei dieses Gefühl gespürt, dass alle ihre Geheimnisse, nicht nur ihre eigenen nach außen hin gekehrt wurden. Wie tief hatte er vordringen können?
Sie beschleunigte ihre Schritte in Richtung der Stallungen. Herr von Grauenstein, Malkavianer. Sie hatte noch nicht so viel mit den Mitglieder dieses Clanes zu tun gehabt. Gretlin hieß es, wäre eine Malkavianerin, aber Gretlin war anders, freundlich und vernarrt in jedes Buch, dass sie bekommen konnte. Tarbas schnaubte zur Begrüßung. Es gefiel ihm nicht, die Stute in der anderen Box zurückzulassen, aber noch weniger gefiel ihm die Unruhe seiner Herrin. „Zurück zur Gaststätte mein Guter! Wir haben es eilig!“


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 Betreff des Beitrags: Re: Zusammenkommen ist ein Beginn
BeitragVerfasst: Sa 6. Aug 2016, 22:14 
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Zwei Nächte später:
Die Wärme des drückenden Sommertages lag noch immer in den Straßen Brügges und wich langsam der Schwärze der Nacht. Es hatte einige Stunden gedauert bis es soweit erträglich war, dass sich die Sterblichen nicht länger mit ihren Taschentüchern den Schweiß von der Stirn wischen mussten und mittlerweile waren bis auf wenige Ausnahmen fast alle Bewohner der Stadt erschöpft in ihre Betten gesunken. Es gab wenige Tage von solcher Hitze im Jahr und man war einfach nur erleichtert, wenn endlich ein wenig Kühle Einzug hielt.
Auch Leifs Familie war längst zu Bett gegangen. Erik schon vor einigen Stunden, Brunhild erst vor kurzem nachdem Leif sich mit einem Blick auf die völlig erschöpfte Ghulin bereit erklärt hatte die letzten Körbe des selbst angebauten Gemüses zu putzen, waschen und einzulegen. Derzeit ging es der Familie finanziell nicht so gut wie in den vergangenen Jahren und da machte es Leif nichts aus, sich soweit als möglich, nützlich zu machen.
Leif schaute über die frühe Ernte. Gurken, Lauchzwiebeln und ein paar wilde Beeren. Er schmunzelte innerlich ein wenig darüber, dass er sich um die Haltbarmachung von Essen kümmerte, auch wenn er selber schon so lange keine Nahrung mehr brauchte. Trotzdem war die Zubereitung des Gemüses doch irgendwie meditativ und er hatte nichts dagegen sich am Haushalt zu beteiligen, insbesondere da er ja im Moment eh nicht viel zu tun hatte. Den paar Leuten denen er mit seinen Heilkünsten half, brachten nicht viel Geld ein, insbesondere in einer Stadt wie Brügge, in der man sich im Hospital behandeln lassen konnte welches selbst den Ärmsten ohne viele Mittel Hilfe zugute kommen ließ. Balduin hatte das veranlasst, denn es gab genug reiche Adlige und Bürger, die für ein wenig Privatsphäre und eine bevorzugte Behandlung eine gute Menge Geld bezahlten. Dieser Überschuss konnte dann benutzt werden um jenen zu helfen deren finanzielle Möglichkeiten weit weniger üppig waren. Das Konzept war gut und Leif dachte einmal mehr Balduin war unter all seinen Unterschieden im Herzen doch ein van de Burse.
Gerade bearbeitete er eine Gurke mit einem scharfen Messer aus Brunhilds Schmiede. Ein Schritt aus dem Innenhof der Schmiede ließ ihn aufhorchen. Offensichtlich war jemand auf dem Weg zum Haus.

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Wie aus einem Traum aufgeschreckt hörte er Geräusche im Innenhof vor der Schmiede und runzelte die Stirn. Was war da los? Alle die etwas dort zu suchen hatten, waren im Bett. Ohne lange zu zögern zückte er seine Axt, die neben dem Kamin stand und ging vor die Tür. “Wer ist da?” Seine Stimme war laut. “Die Schmiede ist geschlossen. Kommt morgen wieder.”

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Im Innenhof des Gebäudes, mehrere Meter vom noch immer glühend heißen Schmiedeofen entfernt, erkannte er eine schlanke Gestalt, die er wohl nicht in Brügge erwartet hatte. Sie schälte sich aus dem Schatten der Nacht in den schwachen Schein der Glut und warf die Kapuze ihres dünnen Mantels zurück. Leif erblickte Margarethe Borluut.
Die braunhaarige Frau zog die rechte Augenbraue fragend einen winzigen Hauch nach oben. Sie hob die Hand und klopfte sachte an den Türpfosten, der zum Lager führte ohne den Blick von ihrem mit einer nordischen Axt bewaffneten Gegenüber zu nehmen. Ein entschuldigendes Lächeln erschien auf ihren Zügen. „Verzeiht mir meine Dreistigkeit, Leif Thorson. Bisher blieb mir noch keine Gelegenheit anzuklopfen.“ Das Lächeln nahm an Herzlichkeit zu.
Auch Leif zog die Augenbrauen nach oben. Er erinnerte sich noch gut an die Ratsherrin aus Gent. Er steckte die Axt beiseite und antwortete: “Guten Abend Frau Boorlut. Verzeiht die stählerne Begrüßung aber ich denke ihr versteht es schon diese Geste nicht falsch zu verstehen.” Die Wohnstube und Küche lag in der ersten Etage und eine kleine Treppe führt zum Innenhof, wo die Brujah stand. Leif sprang direkt über das Geländer und landete auf dem durch die Sommerhitze ausgetrockneten Lehmboden. Ein wenig Staub wirbelte auf. “Ich würde euch ja helfen zu eurem Bruder zu finden, aber ich vermute ihr seid nicht zufällig hier gelandet. Also wie kann ich euch weiterhelfen?”
Sie schüttelte sacht den Kopf, lachte dann leise. „Oh, mitnichten. Ich schätze ‚stählerne Begrüßungen‘ von den rechten Männern und zur rechten Zeit über alle Maßen. Und ein guter Mann schützt Heim und Herd.“ Sie schmunzelte und deutete auf das fast erloschene Schmiedefeuer. Sie trat ein wenig näher, so dass ihre Worte nicht mehr von jedem auf der Straße verstanden werden konnten. „Es ist sehr freundlich, dass ihr mir helfen wollt, meinen Bruder zu suchen, da ich selbstverständlich darauf brenne ihn hier in Brügge aufzusuchen und mich mit ihm über die Geschehnisse der letzten Wochen auszutauschen. Selbstverständlich ist das der Grund für meinen Besuch in eurer Domäne…“ Sie trat noch ein paar Schritte näher und ein verschmitzter Ausdruck erschien auf ihren Zügen als sie in noch leiserem Tonfall hinzufügte. „Aber mein geliebter Bruder weilt derzeit nicht in Brügge, sondern begleitet Kobald auf eine dreitägige Reise nach Lille.“ Ihre Stimme wurde wieder lauter. „Ich wollte euch, Leif, den Unterstützer unserer Städte, aufsuchen. Sagt, wisst ihr nicht einen Platz an dem es sich gut plaudern lässt?“ Leif wusste sofort, dass sie damit einen Ort meinte, an dem man ungestört reden konnte.
Leif war der Politik nicht so fremd wie er manchmal gerne tat. Er wusste das dies kein reiner Höflichkeitsbesuch war und nickte nur leicht. “Kommt mit in die Stube. Sie ist ein wenig unaufgeräumt, aber wir werden dort ungestört sprechen können.” Er gestikulierte ihr den Weg zu den Stufen in die erste Etage. Sobald sie eingetreten waren bot der Salubri der Frau einen Stuhl an, von dem er aber zuvor noch ein Bund Zwiebeln entfernte und setzte sich dann selbst auf einen großen Tonkrug. “Ich kann euch leider nicht viel anbieten, Frau Boorlut, und darüber hinaus bedauere ich, dass ihr hier keine Diener vorfinden werdet, die ihr schocken könnt.” Es war wohl allen Beteiligten klar auf welchen Vorfall mit Lucien er anspielte. “Also wie kann ich euch weiterhelfen?”
Margarethe folgte ihm in den ersten Stock und nahm dankbar die dargebotene Sitzgelegenheit wahr. Sie nickte anerkennend. „Ihr bewohnt einen ruhigen, beschaulichen Flecken in dieser hektischen Stadt.“ Sie schmunzelte erneut als Leif auf den Vorfall im letzten Winter zu sprechen kam. „Nun ja, ich denke, es ist immer hilfreich sich mit den Sitten und Gepflogenheiten von anderen zu beschäftigen. Ganz besonders, wenn es sich dabei um Gäste handelt und erwarte dieses Verhalten in besonderem Maße von der Dienerschaft. Egal, wie irritiert sie im ersten Moment vielleicht sein mag.“ Wieder folgte das diskrete Lachen und dann ein abwägender, ruhiger Blick in seine Richtung. „Mir ist eine kleine, gar merkwürdige Geschichte zu Ohren gekommen, von der ich euch kurz berichten mag. Ich möchte wissen, was ihr davon haltet, denn ich schätze eure Meinung selbstverständlich sehr…“
Sie verfiel in einen melodischen Tonfall, den wohl auch Geschichten- oder Märchenerzähler verwendeten.
Einst, da lernte eine Adelige einen Ritter kennen. Er war gutaussehend und galant und sie begann von ihm zu schwärmen. Viele Jahre später jedoch musste sie sein wahres Wesen erkennen und merken, dass derjenige für den ihr Herz eigentlich schlug nicht dieser strahlende Ritter war, sondern ein einfacher Mann. Doch dem Ritter blieb es nicht verborgen, dass sie einen anderen liebte und so beschloss er den Rivalen loszuwerden.
Getrennt verzehrten sich die Liebenden nacheinander. Gleichzeitig durfte sie den Ritter nicht verärgern und so ließ sie alle im Glauben, dass ihr Herz wohl wieder dem Ritter gehörte.
Aber es passierte ein Missverständnis. Der Ritter, er brüstete sich damit, sie bald nach dem Bund der Ehe zu fragen. Dies hörte ihre Liebe und vergaß die Gefahren. Doch statt der Frau seines Herzens, traf er in den Mauern seines Rivalen auf eine andere Adelige. Der Ritter sah die Gelegenheit und ergriff sie um ihn endlich loszuwerden. Er klagte den Geliebten an und dieser wurde verfolgt.
Die Frau, die um den Verfolgten fürchtete, überredete einen Vertrauten, den einzigen, der wusste, wie ihre Gefühle standen, die Verfolgung als beendet erklären zu lassen, indem er vorgab den Geliebten getötet zu haben. Stattdessen ersann er einen Weg ihn aus der Stadt zu schmuggeln.“ Ihr Lächeln nahm einen amüsierten Zug an. „Eine schöne Geschichte, nicht wahr? Voller Liebe, Heldenmut, Tapferkeit und Zusammenhalt. Nichtsdestotrotz, nichts weiter als eine Geschichte, wie sie die Dichter ersinnen…“
Leif lauschte den Worten der Brujah und wusste am Anfang nicht ob er amüsiert sein sollte oder angewidert ob all des romantischen Firlefanzes. Er schüttelte mit dem Kopf und ergriff dann das Wort. “Nun in der Tat handelt es sich hier um eine schöne Geschichte.” Das letzte Wort betonte er so sarkastisch er nur irgendwie konnte. “Aber wir würden diesen kleinen Austausch nicht genießen, wenn nicht mehr dahinter stecken würde.” Leif erhob sich und schaute in die kalte Asche des nicht brennenden Kamins. “Aber machen wir es kurz, denn ich weiß worauf ihr hinaus wollt. Es geht um die Blutjagd von Will Adele in Gent.” Leif schaute sie wieder an. ”Die gute Liliana hat euch ein schönes Märchen erzählt, auch wenn es so nicht wahr ist.” Er verschränkte die Arme vor der Brust. “So oder so wisst ihr bereits alles, sonst wärt ihr nicht hier. Ja, ich habe den Verurteilten aus der Stadt geschafft, aber nicht für Liliana. Sie hatte mit meiner Entscheidung so gut wie nichts zu tun. Aber ich kann euch hier und heute etwas versprechen, denn ich würde unter den gleichen Umständen genauso wieder handeln. Die Verurteilung von Will Adele war unrecht und gefährlich für alles wofür unsere Städte und das Leben was wir in ihnen aufgebaut haben stehen.”
Margarethe schüttelte wieder mit ruhiger Bestimmtheit den Kopf. „Nicht doch, nicht doch, Leif.“ Sie sah ihn eindringlich an. „Auch wenn diese Geschichte unsere Phantasie beflügeln mag, ist es doch wichtig, dass wir uns der Wirklichkeit stellen und die Wahrheit verbreiten bevor tatsächlich irgendwelche Gerüchte, und mögen sie auch noch so lieblich oder romantisch sein, die Runde machen. Denn so wie ihr es überaus treffend formuliert habt: Eine solche Geschichte mit ungerechter, übereilter Verurteilung und Verfolgung widerspricht allem wofür unsere Städte stehen und würde eine unberechtigte Rufschädigung mit sich führen, die weder von Brügger noch von Genter Seite gewünscht werden kann. So sehr ich auch romantische Prosa schätze…“ Sie nickte. „Deshalb sollte endlich die Wahrheit verkündet werden und um Missverständnisse zu vermeiden, wollte ich mich noch einmal mit euch zusammen setzen um sich gemeinsam zu erinnern und die Ereignisse zu rekapitulieren. Ich habe mich mit unserem Sheriff, Alvarr, und den beiden anderen damals anwesenden Kainiten unterhalten. Man muss selbstverständlich erwähnen, dass unser hochgeschätzter Kappadozianer seine Erinnerung erst nach einem intensiven Gespräch mit unserem Ventrue wiedererlangte, nun jedoch dafür durchs Feuer gehen würde. Unser Malkavianer tendiert schon immer dazu Visionen mehr Gewicht als der Wahrheit beizumessen, und das eine mit dem anderen, ebenso wie Zukunft und Vergangenheit, zu verwechseln. Sein Wort wird demnach, wie immer, zu schwer zu deuten sein.“ Wieder schmunzelte sie verschmitzt. „Sofern ich mich erinnere, hegte Gent schon damals, als man begann die Rädelsführer des Aufstandes ausfindig zu machen, arge Vermutungen, dass John Constantine und Jaques de Camargue böswillige Pläne zur Übernahme der Stadt hegten. Allerdings fehlten uns damals die Beweise um zu einem endgültigen rechtskräftigen Urteil schreiten zu können. Um diese zu erlangen, beauftragten wir den Ravnos, Will Adale, einen zu Lebzeiten sehr geschickten Trickbetrüger und Dieb, in die Häuser der beiden eben genannten einzubrechen um Beweise zu sichern, was ihm auch gelang. Allerdings wurde er bei dem Einbruch in die Gemächer von de Camargue entdeckt und dieser bestand darauf die Blutjagd auf Adale ausrufen zu lassen. Da die Beweise zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesichert und ausgewertet waren, gab man der Aufforderung nach um den Feind in Sicherheit zu wiegen und ließ ihn mit Hilfe unseres treuen, langjährigen Verbündeten, Leif Thorson, euch, aus der Stadt schaffen. Dann widmete man sich wieder der Verschwörung, konnte durch die tatkräftige Unterstützung von Brügge die Treibenden dahinter ausfindig machen und verjagen oder vernichten. Die schriftlichen Dokumente, die Adale bergen konnte, befinden sich hier und untermauern, sollte tatsächlich jemand lieber Geschichten und Gerüchte statt der Wahrheit Gehör schenken, meine Worte.“ Sie deutete auf eine lederne Büchse, die sie an ihrer Seite trug und in der offensichtlich Dokumente aufbewahrt wurden.

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Leif seufzte tief und suchte nach Worten. “Es ist nicht das ich eurer Form der Wahrheit nichts abgewinnen kann, ganz im Gegenteil denn sie klingt sehr überzeugend. Aber unabhängig von all dem müssen anfangen darauf acht zu geben wofür wir als Domänen und Städte stehen trotz aller Schadensbegrenzung die zum Beispiel hier in diesem Moment gerade betrieben wird.” Er schaute sie eindringlich an und schüttelte mit dem Kopf. “Es sind Leute wie Will Adele, euer Brüder und die anderen niederen Clans, die neben all den anderen Unterpriviligierten den Preis für das zu zahlen haben was die hohen Kaniniten verzapfen, die wir mit offenen Armen in unseren Domämen empfangen.” Er erhob sich. “Der Krieg um Brügge, die beinahe Übernahme von Gent...Wir müssen anfangen wirklich stark zu sein und für unsere Leute und das woran wir glauben einzutreten.” Er seufzte. “Versteht mich nicht falsch, mir sind die Feinheiten der Diplomatie vertraut, aber ihr solltet inzwischen selber wissen das es in der Zukunft um mehr geht als nur darum irgendwelchen Angriffen auszuweichen, oder uns gegen Feinde zu wehren. Wenn wir nicht für irgendetwas stehen, dann werden all eure Versuche das zu verteidigen was ist bedeutungslos sein.”
Margarethe beugte sich wenige Zoll näher zu ihm heran, sah ihn mehrere Augenblicke nachdenklich an und nickte dann wieder. „Ich kann mich euren Worten nur vollständig anschließen. Wir kämpfen Nacht für Nacht einen harten Kampf, den jeder Kainit noch vor wenigen Jahrzehnten als völlig aussichtslos bezeichnet hätte. Er ist hart, denn er wird sowohl mit scharfer, stählerner Klinge, wie bei euch als der Osten angriff, als auch mit Intrige und Verrat, wie bei uns im letzten Winter, geführt. Die Zeit wird uns hoffentlich lehren, in den entscheidenden Momenten die rechten Waffen zu wählen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bis dahin bleibt uns nichts Anderes übrig als unseren Verstand und unsere Stärken zu nutzen und zur Not aus unseren Fehlern zu lernen.“ Sie lächelte und erhob sich aus ihrem Stuhl. „Ich vertrete dabei die Ansicht, dass dies mit Verbündeten auf die man sich in der Not verlassen kann, leichter sein mag. Dies mag eine unserer stärksten Waffen sein.“
"Leider, aber das wisst ihr sicherlich gibt es DIE Verbündeten nicht. Wir können froh sein unsere eigenen Räte zusammen zu halten ohne uns gegenseitig ob unserer unterschiedlichen Ansichten an die Kehle zu gehen, denn trotz allem sind wir alle immer noch Individuen." Leif zuckte mit den Schultern. "Unendlich starrsinnige Individuen um genau zu sein, und doch dürfen wir nicht in die Falle tappen zu herrschen wie Prinzen, die ihre Probleme mit Ungnade und Willkür lösen. Das mag oft schwer genug sein, aber diese Einzigartigkeit ist es, die uns stark und besonders macht." Leif schaute die Brujah an. "Aber nun zum eigentlichen Kern unseres Zusammenkommens. Was wollt ihr für eure Wahrheit, Frau Boorlut? Wir haben noch nicht über den Preis eures Angebots gesprochen. Nennt mir eure Bedingungen."

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Margarethe lächelte amüsiert und schüttelte wieder den Kopf. Sie trat kurz Richtung Tür, dann wieder zu dem Nordmann. „Einen Preis für die Wahrheit? Das wäre traurig, oder? Die Wahrheit setzt sowohl Brügge als auch Gent ins rechte Licht, ebenso wie die Mitglieder eurer Stadt und die der meinigen. Das sollte Preis genug sein. Wir haben euch damals in der Not zur Seite gestanden, ebenso wie ihr uns. Ich wünsche mir, dass es so bleibt. Und wie heißt es im Volksmund so schön? Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Sorgen wir also dafür, dass alle Glieder so weit wir einen Einfluss darauf haben, aus bestem Eisen, gute geschmiedet und fest miteinander verbunden sind.“

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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