Gretlin kramt ein ihren Habseligkeiten, schien etwas zu suchen. Dann erkannte sie den Heiler. „Leif? Die Freunde von Will geben heute Abend ein kleines Fest. Weil alle wohlbehalten wieder zurück sind. Ich werde auch hingehen. Wie sieht’s mit dir aus?“ Sie zog eine Tasche aus einem Reisesack. „Alle würden es verstehen, wenn du zu erschöpft wärst.“
Leif nahm die Kleidung ausdruckslos entgegen und nickte John nur dankbar zu, während er den Apfel in eine Tasche seiner Hose verstaute. "Nein danke John." Leif nahm die Sachen entgegen und begann sogleich sich umzuziehen während er sich Gretlin zuwandte. "Ich komme gerne mit. Das Gute daran tot zu sein ist ja man nicht so schnell erschöpft ist. Wo findet der ganze Spaß denn eigentlich statt?" Er schaute sie an während das Mädchen in ihrer Tasche kramte. "Suchst du etwas?" Fügte er dann noch hinzu. Der Salubri lächelte und wandte sich dann auch noch einmal an John. "Kommst du auch mit?" Er schaute seinen Ghul direkt an und begann ihm mit Auspex in die Gedanken zu sehen. Sein Misstrauen gegenüber jedem der Reisebegleiter und darüber hinaus war inzwischen geweckt. Geräuschvoll biss er dabei in den Apfel den er die noch hatte und blickte abwechselnd zu seinen beiden Begleitern.
John hob zynisch eine Augenbraue. „Ein Fest?“ Leif erkannte die bunte Vorstellung von lustig und gedankenverloren um ein Feuer tanzenden grölenden Menschen und die tiefe Abneigung, die sofort in seinem Ghul aufstieg war unverkennbar. „Wenn du es mir gestattest, Leif, würde ich die Zeit lieber damit zubringen meine alten Knochen zu schonen.“ Weitere Gedankenfetzen waren erkennbar: eine dralle Bäuerin, die die Äpfel gestern in der Wirtstube vorbei gebracht hatte sowie Gretlin, die herzhaft hineinbiss und das Fruchtfleisch fast im selben Moment wieder voller Ekel ausspie. Ein grotesker Anblick.
Gretlin legte ihre Tasche wieder zur Seite. „Hm, ich hab das Gefühl, dass ich irgendwas gesucht habe, aber ich hab leider vergessen, was es war.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Kommt vor.“ Dann breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. „Wills Freunde feiern oben in der Wirtsstube ein wenig. Nur die Truppe. Nichts Großes…“
Es brauchte Konzentration die Eindrücke zu verarbeiten und alles weiter um sich herum wahrzunehmen. Leif überlegte kurz und biss weiter in den Apfel, darauf achtend das das spritzende Fruchtfleisch seine neuen Sachen befleckte. "In Ordnung bleib hier. Morgen werden wir eh wieder von hier aufbrechen." Leif ließ seinen Ghul dann gewähren und wandte sich Gretlin zu. "Wollen wir gehen oder brauchst du noch Zeit?" Leif warf den Rest des Apfels in den Mülleimer.
Gretlin schüttelte den Kopf. „Nein. Bin fertig.“ Sie legte ein Buch zu den anderen, die sich auf dem Nachttisch angehäuft hatten und ging mit Leif nach oben. John machte es sich auf einer notorisch eingerichteten Pritsche bequem und sah den beiden hinterher als sie aus dem Raum gingen.
Oben angekommen wurde Gretlin bereits von einem der Männer gepackt und in einem undefinierbaren Tanz über die Dielen gezogen. Das Mädchen lachte überrascht laut auf. Das Sarazenenmädchen und der alte Mann, den Leif im Gefängnis angetroffen hatte, waren dabei auf einigen nordenglischen Instrumenten mehr schlecht als Recht Musik zu machen. Die schiefen Töne waren ihnen egal und taten der ausgelassenen Stimmung keinen Abbruch. Will saß mit John und dem braunhaarigen Mann über ein Pergament gebeugt. Offensichtlich nutzten sie die Zeit bereits wieder zum Schmieden von weiteren Plänen.
Leif ging direkt auf die drei Männer zu die über ihren Ideen brüteten und legte Will die Hand auf die Schulter während er John kurz mit Namen begrüßte und den dritten im Bunde zunickte. "Will kommst du bitte mal kurz mit? Ich muss mal kurz mit dir reden. Komm einfach mal kurz mit raus. Entschuldigt bitte die Unterbrechung." fügte er dann noch für die andern beiden hinzu und lächelte dabei unverkrampft.
Will zog die Stirn in Falten, wandte einen entschuldigenden Blick an John, der nickte. Dann folgte er Leif in die weiter hinten gelegene Küche in der eine blonde Frau gerade einen Eintopf mit einem großen Stapel Teller packte und in die Wirtstube trug. Die beiden Männer waren für einige Minuten allein.
„Leif? Alles in Ordnung? Du siehst etwas angespannt aus.“
Leif seufzte nur kurz. "Vielleicht besteht sogar Grund dazu aber wir werden hoffentlich sehen." Leif sah sich kurz im Raum um sicherzugehen das sie auch wirklich alleine waren. "Denk bitte mal genau nach Will. Vor unserer Abreise nach York. Wer hat da genau Mit dir gesprochen? Irgendwer ungewöhnliches? Oder mein Ghul? Abgesehen davon hat dir irgendwer etwas mitgegeben? Eine Tasche oder etwas dergleichen beziehungsweise hat jemand deine Sachen gepackt?"
Will seufzte. „Nein. Niemand hat meine Sachen gepackt. Ich hatte mich eigentlich dazu entschlossen, bei Jaques de Camarque in den Dienst zu treten um zu verhindern, dass er etwas über mich, meine Herkunft oder was auch immer ausplaudert. Bei einem seiner feste wurde mir klar, dass ich seine ständigen Demütigungen nicht würde ertragen können. Deshalb floh ich. Es war mir lieber fernab von Brügge zu leben als weiterhin solche Erniedrigungen auszuhalten. Deinen Ghul habe ich nicht angetroffen. Nur Liliana, die versuchte mit mir telepathisch zu reden. Oh, ich bereue zutiefst, dass ich es nicht getan habe.“
Ein trauriger Ausdruck legte sich auf seine hellen Augen.
„Und bevor wir nach York aufgebrochen sind? Nein. Da war niemand in meiner Nähe und meine Sachen hab ich auch selbst gepackt. Mit John hab ich nicht viele Worte gewechselt. Er war meist in der Nähe von diesem Mädchen, Gretlin.“
Entsetzen legte sich auf seine Züge. „Was?“ Seine Stimme war leise und voller Unglauben. Er schüttelte den Kopf. „Nein… ich mag keine Äpfel. Und ich würde auch keine Spur legen… Warum sollte ich eine Spur für Assamiten legen, die dich und mich umbringen wollen?“
"Vielleicht weil dir jemand gesagt hat, dass die Spur nicht für unsere Feinde sondern für unsere Freunde ist damit man uns findet oder uns im Notfall beistehen kann. Was weiß ich. Die Frage wirft noch eine andere auf und bitte verzeih wenn sie dumm ist, aber ich stelle sie nicht aus Bösartigkeit. Wie lange ist das Sarazenenmädchen schon bei euch?"
„Aisha? Gute Frage… zwei Jahre? Sie war eine Gefangene, für die Mienen vorgesehen.“ Noch immer schüttelte er den Kopf. „Nein. Keine Äpfel.“
Leif nickte war aber immer noch kein Stück weiter. Er hatte tausend Puzzleteile und keins schien mit irgendeinem anderen zusammenpassen zu wollen. "Hat Aisha sich je auffällig gezeigt? Wieso ist sie nicht in den Mienen gelandet? Wo kommt sie her? Ich will niemanden falsch beschuldigen aber kulturell würde eine Verbindung zu den Assamiten passen. Abgesehen davon fällt mir momentan nämlich nur einer ein der dich oder mich umbringen will und das ist Jacques und auch der bräuchte einen Handlanger soweit hier oben in England."
Will widersprach heftig. „Aisha ist über jeden Zweifel erhaben. Sie hat immer an unserer Seite gekämpft.“ Er blickte in Richtung Gaststube. „Was ist denn mit dem Mädchen. Weißt du genug über sie um sicher zu sein, dass sie nicht diejenige ist, die uns verrät? Wenn es tatsächlich einen Verrat gibt. Vielleicht hab ich das mit den Äpfeln auch nur falsch verstanden.“ Leif konnte sehen, dass sich die blonde Frau wieder der Küche näherte
Leif sah die blonde Frau nur an und sagte. "Geh bitte!" Dann würde er sich wieder zu Will zuwenden. "Ich weiß nicht wer es war aber jemand HAT und bereits verraten Will. Diese Killer waren kein Zufall. Es war auch kein Zufall, dass sie uns gefunden haben und alles hat irgendwie mit diesen dämlichen Äpfeln zu tun. Sie sind ein Erkennungszeichen Oder weiß der Geier was. Und nein ich weiß nicht ob meine Leute vertrauenswürdig sind. Ich vertraue keinem von Ihnen. Schon die ganze Reise nicht. Aber deine Leute könnten genauso mit drinnen stecken. Also sag mir was du über Aisha weißt. Ich will mir nur ein Bild machen, ansonsten befrage ich sie selbst. Meine Leute sind danach dran, keine Angst." Der vorletzte Satz war keine Drohung lediglich eine Feststellung.
Die blonde Frau ignorierte Leif mit einem zweideutigen Augenaufschlag. „Das hier ist die Küche. Und unsere Leute da draußen bekommen heute, das Beste, was diese Küche aufbieten kann. Und dafür bin ich zuständig. Das haben sie sich redlich verdient.“ Der englische Heiler nickte ihr zu und versuchte ein Lächeln
Will blickte wieder zu Leif. „Sie ist in Ordnung. Du hast mein Wort“ Er wusste sofort, dass von Aisha und nicht der neu eingetretenen die Rede war.
Leif verlor die Geduld. "Was auch immer. Du weichst meinen Fragen offensichtlich bewusst aus. Schön wie du willst, obwohl ich mir gar nicht sicher bin wen du hier eigentlich beschützen willst. Ich bin eigentlich hergekommen weil ich mir sorgen gemacht habe und gehofft habe das du zurück nach Brügge kommst. Wenn du nicht willst ist auch in Ordnung. Deine Leute sind frei, der Auftrag erfüllt, dann kann ich ja auch wieder verschwinden. Ich lasse mir bestimmt nicht den Kopf von Schultern trennen, weil du so leichtgläubig bist Will oder vielleicht sogar selber in der scheiße drinnen steckst." Leif ging in Richtung Ausgang. "Ich bin morgen Nacht weg." Die blonde Dame beachtete er erst gar nicht und wandte sich dann aber wieder zu ihr. "Ihr habt eure Küche wieder. Mögen alle lieber an einem Bissen ersticken als einen ignorierten Dolch durch den Rücken zu bekommen."
Die Frau starrte ihm mit weit aufgerissenen Augen hinterher und auch Will blieb der Mund offen stehen. Leif konnte noch ein zögerndes, etwas empörtes „Leif“ vernehmen als er aus der Küche stapfte.
Leif ging mit schnellen Schritten zurück in ihr Zimmer. Er musste nachdenken und wollte sich weder von Musik noch von unnützen gebrabbelt abhalten lassen.
John setzte sich auf als Leif ins Zimmer stürzte und zog die Decke zurück.
„Der Abend scheint nicht so gelaufen zu sein, wie du es dir vorgestellt hast? Du bist schon zurück.“
Leif nickte nur. "Ein kleines Missverständnis. Ich bin aber auch gleich wieder weg. Eine Frage John. Was weißt du über das Sarazenenmädchen? Aisha ist ihr Name, dass das in unserm Zimmer war bevor wir nach York aufgebrochen sind? Irgendwas Auffälliges?"
John lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und dachte nach. „Es tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss, aber ich denke, mein Wissen ist sehr beschränkt. Sie brach noch vor euch, gemeinsam mit dem braunhaarigen Mann, gen York auf. Sie ist eine Heilerin, versteht sich angeblich ausgezeichnet auf wirksame Tinkturen, interessiert sich für Sprachen und hatte ganz offensichtlich eine Faszination für die Schriften der Malkavianerin Gretlin. Sie scheint offensichtliche ein Sterbliche zu sein.“
Er nickte wieder wie so oft an diesem Abend ohne dass es ihn je weiterbrachte. "John verzeih wenn ich so frei heraus frage, aber du hast nicht zufällig zwei Meuchelmörder in deinem, oder dem Auftrag eines anderen Kainiten angeheuert oder?" Leif war dieses Katz und Maus Spiel so leid. Er wollte endlichen wissen was hier gespielt wurde und langsam lief Ihnen die Zeit für Subtilität davon.
Wieder verengten sich die Augen des alten Mannes nachdenklich. „Leif? Auch wenn es dir vielleicht nicht immer so erscheinen mag: Meine Solidarität gehört dir. Was auch immer ich getan habe, plante…, niemals war das Leben eines meiner Herren durch mein Tun in ernster Gefahr. Und das kann ich guten Gewissens schwören: Dabei werde ich es bis zu meinem Lebensende belassen!“ Seien Worte waren fest gesprochen und Leif hörte, dass es der griesgrämige Mann ernst meinte.
"Ob du es mir glaubst oder nicht, aber die Frage war weniger ernst gemeint als du vielleicht glauben willst. Immerhin könntest du mich einfacher aus dem Weg räumen als über Meuchelmörder. Ich stecke nur in einer Sackgasse irgendjemand will mir oder Will an den Kragen, die ganze Sache mit der Nachricht von Lilliana stinkt zum Himmel und der einzige Hinweis den ich habe sind diese blöden Äpfel die immer wieder auftauchen und sogar von den Mördern erwähnt wurden. Das schlimmste dabei ist, dass ich keinerlei Ahnung warum das alles passiert." Leif warf sich einen Mantel über und schien es sich dann zu überlegen, denn er zog ihn wieder aus. "Ich gehe zurück um die Gruppe zu beobachten." Mit diesen Worten war er auch schon wieder aus dem Zimmer getreten. Es war wirklich unmöglich irgendwann mal alleine zu sein.
Kaum hatte Leif die Türklinke in die Hand genommen als auch schon Will vor ihm stand. „Leif?“ Er erkannte den Ghul hinter dem Heiler und schwieg kurz. Dann holte er Luft. „Ich werde morgen mit dir zurück zum Festland kommen. John wird auch mitkommen, wenn es dir recht ist. ER beabsichtigt sich mit den wichtigsten Männern in London zu treffen und, sollte König John nicht bereit sein mit uns zu verhandeln, weiter an den Hof von Frankreich zu reisen.“
Leif nickte nur und murmelte etwas von: "Unsere Reisegruppe ist ja eh sowas wie eine öffentliche Fähre auf der Jeder zu- und absteigen kann wie ihm beliebt." Dann verließ er den Raum endgültig, aber er ging nicht zurück zum Fest, sondern in die Räume von Wills Leuten. Vielleicht fand sich dort etwas brauchbares, zumindest was Aisha anging hegte er Hoffnung, auch wenn es wenig war. So oder so er wollte noch etwas aus dem heutigen Abend machen, bevor sie dann morgen nach London aufbrechen würden. London. Wer hatte eigentlich beschlossen, dass sie in Richtung London gehen würden, fragte er sich im Stillen. Die Logik kam es ihm in den Sinn. Sie waren auf einer Insel und Richtung Süden und damit in Richtung London war der einzige sinnvolle Weg zurück zum Festland. Leif seufzte tief und dachte sich verstimmt, wenn auch nicht im vollen Ernst dass er nie wieder irgendwem helfen sollte. Das schlug ihm einfach zu sehr aufs Gemüt, insbesondere weil schon wieder Stahlklingen involviert waren.
Leif gelang es nicht irgendwelche Informationen aus dem Zimmer zu gewinnen, die in irgendeiner Art und Weise hilfreich gewesen wären. Auch intensive Suche brachte kein Licht in die unerklärlichen Umstände.
Am nächsten Tag brachen Will, John, Leif und sein Ghul sowie Gretlin auf. Heftige Umarmungen folgten, auch die ein oder andere Träne, wussten die Mitglieder der Gesetzlosen doch, dass sie Will wahrscheinlich eine lange Zeit nicht sehen würden.
Die Reise ging wieder gen Süden und so wie sie den Norden verließen besserte sich das Wetter. War in Yorkshire fast schon der Herbst angebrochen, herrschte im Süden noch Altweibersommer, der mit seinen Spinnweben und den leuchtenden Früchten fast etwas Magisches an sich hatte. Von Meuchelmördern oder dunkelheutigen Mauren war weit und breit keine Spur zu erkennen.
In London, dem gewaltigen Moloch römischer Herkunft, nahm John gemeinsam mit Will, der als Diener auftrat an mehreren geheimen und offiziellen Treffen teil. Sein größtes Ziel war es gemeinsam mit anderen Baronen die City of London zu überzeugen sich endlich dem König entgegen zu stellen. Eine anfängliche Euphorie, als kund wurde, dass sich König John bereit erklären würde die Magna Charta und damit die Rechte der Adeligen anzuerkennen löste sich wenige Tage später bereits in Luft auf. Sobald der König die Stadt verlassen hatte, nahm er Verbindungen zu Papst Innozenz auf, der in seinem Auftrag die Magna Charta für nichtig erklären ließ und alle Teilnehmer des Widerstands exkommunizierte.
John kochte vor Zorn. Das Maß war voll.
Noch in der gleichen Nacht reiste er weiter zur Küste um nach Calais überzusetzen. Er bereitete sich auf eine Audienz beim Hof von Frankreich vor. Will begleitete ihn
Die Rückreise war ereignislos und Leif bemühte sich ein angenehmer Reisegefährte zu sein. Er suchte Holz, hielt Ausschau nach Wasser und unterhielt sich mit jedem Mitglied der Reisegruppe über dies und das. Die Mission war abgeschlossen und alles was in Richmond und York passiert war ließ er für das Erste auch da um sich nicht weiter die Laune zu vermiesen. Aber er spürte inzwischen auch, dass er zurück nach Brügge wollte. Zurück in sein Hospital um Salben zu mischen und Knochen zu richten und was auch immer sonst gebraucht wurde. Diese Arbeit gehörte zu Leifs Unleben wie das Blut das er jede Nacht brauchte und er war schon zu lange fort gewesen.
Aus den ganzen Angelegenheiten in London hielt er sich raus. Er wollte so wenig mit den Baronien von Avalon und ihrem Herrscher Mithras zu tun haben wie irgendwie möglich und bezog deswegen ein kleines Zimmer vor den Toren der Stadt. Abgesehen davon hätte er eh nicht viel zur aktuellen Situation beitragen können. Dafür kannte er sich zu wenig mit den Details aus. Während der Reise hatte er auch über John nachgedacht. Er war schon einmal gen London mit einem Mann gezogen der diesem hier in Erscheinung und sogar Temperament sehr ähnlich war, aber damals kamen sie nach England für Eroberungen und nicht für Diplomatie und Verträge. Leif war überzeugt davon, dass die Nornen sich gelegentlich einen Spaß mit dem Schicksal erlaubten um ihre eigene Ewigkeit ein wenig unterhaltsamer zu gestalten. Dieser kleine Umstand hier mag ein Teil davon gewesen sein und Leif spielte bereitwillig seine Rolle. Er war schließlich froh zu hören, dass sie wieder aufbrechen würden, auch wenn der Grund dafür kein Guter war und die Wut der beiden Männer unüberschaubar war. Er hörte sich Johns und Wills Ausführungen an und nickte gelegentlich an den richtigen Stellen, auch wenn ihn das alles nicht so leidenschaftlich interessierte wie die beiden Männer. Zugegeben die Magna Charta war in der Tat ein interessantes Dokument, aber Leif war zu lange von englischer Politik getrennt gewesen um sich eine wirkliche Meinung über alles zu bilden. Vielleicht würde er die Entwicklungen in Brügge ein wenig weiterverfolgen. Schließlich erreichten sie Calais und Leif meinte schon die Luft vom Festland riechen zu können. Bezüglich Wills Frage mit nach Calais überzusetzen nickte er nur. "Wir müssen eh nach Brügge weiter. Calais ist der beste Hafen dafür."
Will stand schließlich mit Leif auf den weißen Klippen von Dover und sah in den Hafen hinunter. Große Kriegsschiffe lagen überall vor Anker, aber sie waren verlassen und die Seemänner, die durch den Hafen schlenderten unschlüssig. Keiner wusste, welches Segel in der nächsten Schlacht gehisst werden würde. Das der Plantagenets? Das der Capets? Die französischen Lilien? Die englischen Löwen? Das, was in England vor sich ging war ein beginnender Bürgerkrieg- ein Aufstand des Adels und der Bevölkerung gegen den König. Und zum ersten Mal, das wurde auch Leif bewusst, erwachte in den Menschen der Wille nicht jedes Unrecht als gottgewollt anzusehen. In den Männern und Frauen wuchs die Erkenntnis, dass sie in der Lage waren etwas zu verändern, eine Willkürherrschaft vielleicht beenden zu können, die zu lange andauerte, zu viel Blut gekostet hatte. Aber dennoch lag Zweifel und Unglaube in den Mienen. Und eines: Unentschlossenheit.
Eine Eigenschaft, die dem jungen John Braose definitiv fehlte.
Will sah den Heiler an. „Danke, für all deine Unterstützung. Ich hätte nie gedacht, dass ich außerhalb von England einen Freund wie dich finden könnte. Darf ich dich um einen letzten Gefallen bitten?“
Leif sah sich um und war einmal mehr von den Klippen beeindruckt, die sich weiß wie Schnee und königlich in den Nachthimmel erhoben. Er sah aber auch noch andere Dinge, die sich vor ihm abspielten, Dinge die er mit gemischten Gefühlen betrachtete. Er wünschte den Engländern nur das Beste, insbesondere den einfacheren Leuten aber Leif war inzwischen zum Realist geworden. Eine Revolution zu entfachen ist einfach und selbst sie zu gewinnen ist nicht der schwere Teil an all dem. Was wirklich kniffelig ist, ist dann etwas Neues und Besseres auf der Asche des Alten aufzubauen. Etwas das nicht die gleichen Fehler macht wie zuvor. Brügge hatte es ihnen bewiesen wie schwierig dieses Unterfangen sein konnte aber sei es drum. Leif wandte sich an Will. „Sprich ruhig Will. Wenn es in meiner Macht steht, dann werde ich tun was ich kann.“
Er zog ein versiegeltes Dokument in einer hölzernen Bulle unter seinem Mantel hervor.
„Übergibst du das bitte an Liliana. Ich vertraue dir und ich weiß, es wird sicher bei ihr ankommen.“
Leif nickte kurz. "In Ordnung. Ich werde es ihr übergeben sobald sie zurück nach Brügge kommt." Leif ließ den Blick über die Schiffe schweifen, die vor Anker lagen und wandte sich dann noch einmal an Will. "Du weißt du wirst immer in Brügge willkommen sein. Mehr als es Jaques je war." Die Interpretation seines letzten Satzes ließ er bewusst offen.
Will nickte. „Ja, ich weiß, dass ich bei dir und Liliana immer willkommen sein werde. Aber ihr beide seid nicht die einzigen Kainiten in Brügge.“ Er seufzte leise und überlegend. „Wenn Jaques wirklich etwas über unseren Clan weiß und nicht nur vorgibt Dinge zu wissen, dann bringe ich nicht nur mich in Gefahr, wenn ich mich in Brügge aufhalte. Das ist dir bewusst, oder?“ Er sah den Nordmann von der Seite an und schwieg.
Ein Windstoß ging durch seine kurzen Haare und er atmete die salzige Seeluft ein. „Ich begleite John an den Hof von Frankreich zu Kronprinz Ludwig. Der junge Mann hat sein eigenes persönliches Hühnchen mit König John zu rupfen, da dieser den eigentlichen Thronfolger Artus, seinen Neffen umgebracht hat. Artus und Ludwig sind zusammen aufgewachsen wie Brüder. Er wird nicht zögern sofort nach England zu segeln und den König nach seinem Ermessen zu bestrafen… Dann müssen wir Engländer schauen ob wir das tatsächlich wollen. Eine Willkürherrschaft des letzten Plantagenet Sohns abgelöst durch die Wut eines jungen Franzosen… Nun ja… ich halte mich da besser raus.“
Wieder glitt sein Blick über das flandrische Festland auf der anderen Seite des Kanals. „Ich werde in Paris auf Liliana warten. Auch wenn du deine Zweifel bezüglich der Echtheit des Dokuments hast ist Paris dennoch eine der gigantischsten Metropolen in Europa und es ist einem Kainiten wie mir dort möglich besser unterzutauchen als ich es je in Brügge könnte. Vielleicht gibt es da eine Zukunft für mich und…“ Er schwieg.
Leif hörte sich an was Will zu sagen und antwortete kurz und bündig. "Es ist dein Unleben Will nicht das meine. Mach was immer du für richtig hältst. Ich kann und will dich zu nichts zwingen. Ich finde nur du solltest kritisch mit den Dingen umgehen, die dir über den Weg laufen. Seien es Kainiten, Menschen oder auch nur Nachrichten." Der Nordmann wartete keine Antwort von Will ab und bewegte sich in eine andere Richtung während er die Bulle unter seinem Wams verstaute. Leif war inzwischen ehrlich wütend. Nicht auf Will sondern auf Jaques und damit eigentlich eher auf Lilliana. Wann immer man ihr einen Gefallen tat, trug das Ganze Blüten, die Ausmaße eines Jaques de Camarque annahmen. Der Ventrue sollte dankbar sein, dass man ihn gerettet hatte und sich um ihn gekümmert hatte und nun erpresste er andere Kainiten auf so niedere Art und Weise. Was für ein Schwein er doch war.
In Calais trennte sich die Gruppe schließlich. John schlug Leif mit seiner Pranke auf den Rücken. „Leif? Das was, du für uns, für mich getan hast, werd ich dir nie vergessen. Ich dachte schon, ich hör die Engel auf ihren himmlischen Wolken singen. Ein Glück warst du zur Stelle. Ich bin nicht der Mann für Ruhe und lieblichen Gesang.“ Er grinste breit.
Will schloss ihn noch einmal fest in die Arme. „Danke. Wir sehen uns wieder. Da bin ich mir sicher. Pass gut auf dich auf.“
Auch Gretlin wirkte etwas bedrückt. Sie schien die Männer auf der Reise irgendwie ins Herz geschlossen zu haben und drückte Will einen ihrer größten Schätze in die Hand: ein kleines abgeledertes Buch über die Absurdität skurriler heidnischer Heilmethoden.
Auch Leif verabschiedete sich von dem großen Mann. „Mögt ihr Erfolg haben mit eurer Mission, John. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann einmal wieder.“ Auch von Will verabschiedete er sich mit einer Umarmung. Er war sich ehrlich nicht sicher ob sie sich wirklich je wieder sehen würden, denn wenn noch immer die beiden Sarazenen auf seiner Fährte waren, dann würde auch eine Metropole wie Paris nicht viel Schutz bieten. So oder so er hatte seinen Weg gewählt und das stand ihm zu wie jedem freien Menschen auf dieser Welt. Dann wandte er sich an Gretlin und den anderen John. „Also dann los. Ich will so schnell wie möglich wieder in Brügge ankommen. Ich habe genug davon ständig auf der Straße unterwegs zu sein.“
Auch der Rest der Fahrt verlief glücklicherweise ereignislos. Endlich war es soweit und Leif konnte in weiter Ferne die hohen Mauern von Brügge ausmachen auf deren Zinnen die Männer der Nachtwache patrouillierten. Angewiesen durch Lucien oder Jean, Männern, denen man vertrauen konnte. Die Stadt ging wie immer ihrem Treiben nach. Bauern, die ihre Ware auf dem Markt feil geboten hatten malträtierten ihre Esel um schneller nach Hause auf ihre Gehöfte zu kommen, Handwerkergesellen schlenderten nach Hause und unternahmen noch fröhlich und schief grölend einen gemeinsamen Umweg über die Tavernen der Stadt, Nachtwächter, in dicke Mäntel gehüllt entzündeten die Talglichter, die die Fassaden der alten Häuser erleuchteten und den Weg auch im Dunkeln der Nacht wiesen. Leif hörte das sanfte Rauschen der Kanäle.
Am Osttor trennte sich Gretlin von den beiden Männern. Sie freute sich darauf wieder nach Hause zu kommen, freute sich auf Lucien, die Wärme eines Zimmers, die trockene Sicherheit für sich selbst und ihre Bücher.
Leif ging in seine Zuflucht blieb dort aber nicht lange sondern machte sich dann auf die Jagd, nachdem er die Bulle für Liliana sicher verstaut hatte. Er wollte sich zwar ausruhen aber im Moment ging noch zu viel in seinem Kopf herum.
Leif ging noch in Reisekleidung, genauso wie er in die Stadt gekommen war zum Anwesen von Jaques de Camarque. Den Dienern würde er sagen, dass er zu ihrem Meister wollte, denn er hatte Nachricht von Liliana von Erzhausen.
Die Hellebarden der Wachmänner überkreuzten sich in einer galanten aber durchaus ernstzunehmenden Bewegung vor seiner Brust und verhinderten den Durchlass. Der Wachmann sah den staubigen, ärmlich gekleideten Heiler abfällig an.
Er räusperte sich. „Ihr wollt zu seine Erlaucht Jaques de Camarque? Dies ist ohne Termin selbstverständlich nicht möglich. Des Weiteren gilt zu bezweifeln, dass er jemanden wie euch empfangen wird wenn ihn nicht gerade ein Leiden plagen mag. Wir werden nach seinem Kammerdiener schicken, dem ihr die Botschaft übergeben mögt.“
Leif musste sich arg zusammenreißen um nicht völlig auszurasten ob dieser Antwort aber er lächelte nur und nickte. "Das verstehe ich natürlich. Nun leider habe ich die Nachricht nur mündlich erhalten, da ich mich mit der edlen Dame getroffen habe, aber seine Durchlaucht kann sicherlich noch ein wenig warten. Ich werde einen Termin machen. Guten Abend die Herren." Mit diesen Worten würde Leif die Wachen verlassen. Dann halt die harte Tour indem er die Fassade erkletterte dachte er sich.
Leif umrundete die Fassade des Gebäudes und fand schließlich, was er suchte: an der rechten Ecke des Gebäudes war das Mauerwerk etwas bröckelig und gab die Möglichkeit Hände und Füße darin zu verkanten und nach oben zu klettern. Er kam an einem verschlossenen Fenster heraus, dass er aufbrach und stieg in ein dunkles Zimmer ein. Im Mondlicht machte er eine einfache Pritsche aus. Offensichtlich das Zimmer eines Wachmannes. Er schlich näher Richtung Tür und hörte das Geräusch von Schritten.
„Ich sag dir, ich hab was Verdächtiges gehört.“ Eine andere krächzende Stimme antwortete. „Du leidest unter Paranoia. Erst Letzens hast du mich das Gästezimmer aufschließen lassen indem die Familie van Indastadt ruhte. Die waren alles andere als erbaut über die Ruhestörung und mir wurde das vom Sold abgezogen.“ Die Türklinke wurde nach unten gedrückt.
„Siehst du. Verschlossen. Also: Weiter mit unserer Runde. In 30 Minuten ist Wachablösung.“ Leif war klar, dass in wenigen Minuten die nächste Patrouille vorbei kommen würde.
Er hatte wenig Zeit, also ging es weiter in Richtung der herrschaftliche n Räume. Leif wusste eigentlich gar nicht was er hier genau suchte, hoffte aber trotzdem auf irgendetwas mit dem er Jaques eins auswischen konnte. Man konnte den Kerl einfach nicht mehr schalten und walten lassen wie es ihm gerade beliebte.
Es gelang Leif mühelos das Schloss leise zu öffnen. Er schlich hinaus und sah sich um. Der Flur war prächtig anzusehen mit den kostbaren Wandvertäfelungen, dem edlen blauen Teppich auf dem Boden und der Stuckdecke, aber es fehlte in seinen Augen an Dekorationsobjekten. Dieser Teil des Palastes war sicherlich für die einfacheren Gäste und eventuell die Dienerschaft bestimmt. Er schlich weiter zur Mitte des Gebäudes. Eine Treppe, breit und prächtig angelegt führte in diesen Flügel, der offensichtlich für repräsentative Treffen, Audienzen und Bälle gedacht war. Leif wandte sich jedoch nach links, den Bereich in dem er die Privatgemächer des Fürsten vermutete.
Er war vorsichtig bei seinen Bewegungen und hatte wenig Augen für die schönen Details und Verzierungen die ihn umgaben. Leif fragte sich gerade ernsthaft warum er hier sein Unleben riskierte. Es war dumm so viel war klar, aber wenigstens nahm er so aktiv am Geschehen teil. Tat wenigstens irgendetwas. England hatte es ihm gezeigt. Er hatte genug davon nur stiller Beobachter zu sein und eine Figur auf jemandes anderen Schachbrett zu sein und immer nach deren Regeln zu spielen. Er möchte kein Mitglied des großen Rates sein aber das Problem Jaques ging alle etwas an.
Er blickte vorsichtig um die nächste Ecke und erkannte einen Wachmann, der auf ihn zu schritt. Seine Rüstung glänzte im Schein der Kerzen, die Hellebarde hielt er fest in der Hand. Nur mit Mühe gelang es Leif hinter einem Vorhang zu verschwinden und unbemerkt zu bleiben. Schließlich war er am Ende des Ganges angelangt. Drei Türen links, mittig und rechts führten in die privaten Fürstengemächer. Leif vernahm keine Stimmen. Es war still und nur das leise Knistern der Kerzen bildete eine angenehme Geräuschkulisse.
Mit Leichtigkeit gelang es dem Heiler auch dieses Mal wieder die Schlösser zu knacken Er hätte Meister der Diebesgilde werden sollen. Doch war das Ergebnis seines Erfolges dennoch frustran. In keinem der reich geschmückten, edlen Zimmer war irgendjemand anzutreffen. Sie waren leer. Eigentlich ein verständlicher Gedanke. Hätte sich Jaques de Camarque hier aufgehalten wären sicher Wachen vor der Tür positioniert worden.
Er ließ sich nicht entmutigen. Wenn der Ventrue nicht hier war, dann vielleicht im mittleren Flügel. Er schlich wieder an dem Wachen vorbei und trat so leise wie nur möglich die Treppe nach oben. Es fiel ihm schwer den Überblick zu behalten. Es wimmelte von Türen. Auch war die Anzahl der Diener hier deutlich höher, die mit Weinflaschen, Tabletts und Gebäck durch die Gänge huschten. Von irgendwoher roch er den Duft einer Küche.
Er sah sich die großen Pforten an, aber er hatte keine Ahnung welche Zimmer sich dahinter befinden mochten. Es gab eine gigantische Pforte, in der Mitte der Treppe, eine große Tür rechts, zwei kleinere Türen am Ende des linken Ganges
Leif ging nach rechts, zur großen Tür. Er drückte die Klinke nach unten und befand sich in einem ca 10x 5 Meter großen Flur. Am anderen Ende des Raumes war eine Tür zu erkennen, prächtig mit teuren Intarsien aus edlem Gehölz. Davor standen zwei Wachen, die vor sich hinstarrten und offensichtlich den Befehl hatten jeden am Eindringen zu hindern. Leif vernahm schwache Stimmen dahinter. Mit letzter Mühe und nur wegen der bereits erloschenen Kerzen gelang es ihm unbemerkt zu bleiben. Der leere Blick der Wachen zeigte ihm, dass sie ihn noch nicht entdeckt hatten.
Leif hörte die Stimmen und konzentrierte sich. Eine gehörte eindeutig Jaques: volltönend, angenehm, melodisch. Die andere war die einer Frau: Madame Levalle. Die etwas ruhigere Stimme, wahrscheinlich einem Mann in den mittleren Jahren gehörend, konnte er nicht zuordnen, obwohl ihm vorkam, er hätte sie schon mal gehört. Höfliches Lachen war zu hören. Offensichtlich amüsierte man sich über etwas.
Zwei Wachen und ein enger Flur. Leif fluchte innerlich. Wieder hatte er nichts erreicht. Eine Wache wäre vielleicht noch gegangen, aber zwei konnte er nicht leise ausschalten. Weder mit Schlaf, noch mit anderen Möglichkeiten. Aber dann regte sich doch noch etwas in ihm. Er wollte nicht aufgeben und eine kalte Wut entfachte in seinem Körper. Er würde nicht zulassen, dass ein paar französische Emporkömmlinge mit dieser Stadt machten was sie wollten. Sie hatten ihr Blut nicht für die Freiheit dieser Mauern gegeben und in einem schmerzhaften Prozess das aus dieser Stadt gemacht was es jetzt ist. Sie wollten sich einfach nur ins gemachte Nest setzen. Leif aktivierte eine Kraft die er selten benutze. Die Macht der Schattenspiele und formte den leichten Schatten den die Kerze warf um sich herum um sich etwas besser zu verstecken. Er musste näher an die Männer ran und es war gut dass sie nicht bereits alarmiert waren.
Leif kroch vor. Zentimeter für Zentimeter um näher an die beiden Wachen heranzukommen. Schließlich bediente er sich wieder der Schatten und ließ sie über die Wand an der Tür gleiten. Ganz so als ob sich etwas bewegte. Etwas, dass vielleicht nicht nur das Flackern der Kerze war? Was war es ein zahn? Ein Auge? Gar ein ganzes Gesicht? Die Übergänge waren fließend und Leif hoffte damit Aufmerksamkeit auf die andere Seite des Raumes zu ziehen.
Die Männer griffen fester nach ihren Hellebarden. Ihr Flüstern war leise. „Verdammt, was ist das???“
„Keine Ahnung. Oh mein Gott.“
Der Mann schluckte. Beiden war die Angst ins Gesicht geschrieben.
Leif projizierte ein weiteres Bild und bediente sich allem was Helheim und die christlichen Fegefeuer zu bieten hatten. Einmal war da eine Klaue und ein anderes Mal ein Stück von einem Flügel. Schließlich verschwanden die Figuren aber auch wieder und Leif nutze die Pausen um sich einer zweiten Kraft zu bedienen die er selten nutzte. Irrsinn. Mit dem übernatürlichem Einfluss der verseuchten Brut Malkavs versuchte er die Angst der beiden Männer nur noch zu steigern.
Die Männer griffen fester nach ihren Waffen und begannen laut zu schreien. Dann ergriffen sie panisch die Flucht nach vorne, rannten an Leif, den sie nicht bemerkten, hinaus. „Die Hölle!!! Der Satan!!!“ hallte im weiten Treppenhaus wieder. Leif vernahm noch Geschepper von draußen. Wahrscheinlich hatten die Wächter eine Magd umgerannt.
Leif konnte noch andere Stimmen vernehmen. „Verdammt. Was war das? Madame? Verzeiht.“ Er hörte wie Stühle zurück geschoben wurden. In diesem Momemnt begann er zu rennen und die Fqackeln im Gang erloschen durch den dabei entstehenden Wind. Dann wurde die Tür mit einem heftigen Ruck aufgerissen. Drei Gesichter wandten sich dem leeren Gang zu: Jaques de Camarque, Madame Lefalle, Richard Bennington, einer der mächtigsten Adeligen Brügges