Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Do 9. Jun 2022, 12:12 
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Tatsächlich schien er das richtige getan zu haben, denn die Heftigkeit ihrer Reaktion erwies sich als recht kurzlebig: Schon nach wenigen Augenblicken begannen ihre kaum merklich rosig angehauchten Züge wieder die marmorne Blässe des Todes anzunehmen. Louisas Finger, die durch ihre Krümmung eine beunruhigende Ähnlichkeit mit den Fängen eines Raubvogels angenommen hatten, verwandelten sich zurück in schlanke Hände mit wohl gepflegten Nägeln und ebenmäßiger, ebenfalls bleicher Haut, die sich friedlichen Tauben gleich auf ihrem Schoß niederließen. Sogar ihr Lächeln, durchmischt mit einem Anflug von Traurigkeit, wirkte nun wieder gewinnend.

"Entschuldigt, falls ich Euch beunruhigt haben sollte" erwiderte sie irgendwann ganz übergangslos. "In Euren Worten liegt mehr Weisheit, als Ihr vielleicht selbst ahnt..." Womit sie aufstand und zu ihm ging, wieder ganz die gefühlsbetonte Frau, als die man sie in der Domäne kennengelernt hatte, deren Leidenschaften sich jedoch in anderer Weise zeigte als in gewaltsamen Ausbrüchen. Die Brujah hob eine Hand und legte sie dem Ghul an die Wange – eine kalte, aber zarte Berührung. "Womöglich wäre es in der Tat leichter, wäre ich Euresgleichen" sinnierte sie, das Lächeln allmählich verblassend, aber noch immer um ihre Lippen spielend. Dann löste sich ihre Hand von ihm, fast widerstrebend. "Aber das liegt unwiderruflich hinter mir. Und Ihr habt recht: Wer seinen Weg nicht bestimmt, dem bestimmen ihn andere."

Einen Herzschlag darauf wich etwas aus ihr, oder aus der Luft zwischen ihnen. Der Ernst, die Nähe? Es war, als habe etwas anderes in ihr bis zu diesem Moment geschlafen, selbst eingeschüchtert von dem drohenden Vulkanausbruch, und erwache nun. Louisas Lächeln nahm erneut den verspielten, neckenden Ausdruck an, als sie scheinbar leichthin einen übertrieben höflichen Knicks andeutete. "Ich danke Euch für unser aufschlussreiches Gespräch, Mijnheer van Houten, und werde Euch nun nicht länger von Euren Pflichten und... anderen Vorhaben ablenken. Von welchen ich Euch wünsche, dass sie höchst produktiv seien!" Das Zwinkern, das ihre letzten Worte begleitete, hätte in seiner Zweideutigkeit vielleicht manche Dirne der höheren Kategorie erröten lassen.

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Verfasst: Do 9. Jun 2022, 12:12 


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BeitragVerfasst: Do 9. Jun 2022, 16:57 
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Arjen van Houten schien zuerst wachsam ob Louisas Berührung, entspannte sich dann aber merklich dank ihrer Sanftheit und der begleitenden Worte. Louisa konnte feststellen, dass auch ihr Gegenüber kein Anfänger zu sein schien, was zweideutige Mimik anging. Mit einem anzüglichen Lächeln, dass unter anderen Umständen wohl in der Lage gewesen wäre einen kleinen Skandal auszulösen, antwortete der Ghul auf die Neckerei und schien es sichtlich zu genießen einen gleichgesinnten Geist gefunden zu haben. „Oh, ihr habt so recht, gnädige Frau. Angefangene Vorhaben sollte man stets zu Ende bringen, insbesondere jene, die von so … delikater und erfreulicher Natur sind. Ich bin guter Dinge heute Nacht noch mehrfach produktiv sein zu können.“ Arjen trat einen Schritt zurück und ergriff ein Glöckchen, welches einen hellen Ton erzeugte. Nur wenige Herzschläge später trat ein mittelalter, grauhaariger Diener ein und wartete auf die Anweisungen seines Herren.

„Bitte geleitet die Herrin van de Voort zum Ausgang und sollte sie es wünschen, bis nach Hause.“ Arjens Stimme hatte etwas Geschäftsmäßiges und der Diener quittierte den Auftrag nur mit einem knappen „Jawohl mein Herr.“ Die Anwesenheit schöner, unbekannter Frauen zu nächtlicher Stunde, schien keine Überraschung für den Diener zu sein und wenn doch, verbarg er eine mögliche Irritation meisterlich hinter seiner stoischen Mimik. Ein letztes Mal schaute der Ghul zu Louisa, die Stimme einmal mehr freundlich und aufgeschlossen. „Ich wünsche Euch noch eine gute Nacht, gnädige Frau. Ich bedauere noch immer keine besseren Nachrichten für Euch gehabt zu haben, hoffe aber, dass nun zumindest ein Teil Eurer Fragen beantwortet ist. Ich bin mir sicher, wir werden uns in nicht allzu ferner Zukunft wiedersehen.“

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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BeitragVerfasst: Sa 11. Jun 2022, 11:58 
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Nach einem letzten belustigten, mutwilligen Aufblitzen in ihren Augen nahm die Brujah ebenfalls wieder eine sittlich einwandfreie Pose ein, die von einem höflichen, aber zurückhaltenden Lächeln begleitet wurde. Wahrscheinlich war ihr sehr bewusst, wie zweideutig ihre Gegenwart zu dieser Stunde schon erscheinen musste, doch auch sie verhielt sich, als habe es sich um ein rein geschäftliches Gespräch gehandelt. "Ich danke Euch, Mijnheer van Houten" verabschiedete sie sich mit einem leichten Neigen des Kopfes, "und wünsche Euch eine angenehme Nacht und gute Geschäfte weiterhin. Auch ich denke, dass wir unser Gespräch bei Gelegenheit fortsetzen sollten und werden." Womit sie sich nach draußen bringen lassen und sicherlich auch das Angebot annehmen würde, bis an ihr Ziel geleitet zu werden. Der Diener musste bereits Fragen genug in seinem Sinn wälzen – da gedachte sie nicht noch die hinzuzufügen, warum sich eine Bürgersfrau in der Tracht einer wohlhabenden Händlergattin ohne Begleitung durch die nächtlichen Gassen wagen sollte, in denen sie Schmuck, Unschuld und vielleicht gar das Leben verlieren könnte.

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BeitragVerfasst: Mi 15. Jun 2022, 10:58 
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Nach dem höchst aufschlussreichen Gespräch mit Arjen verbrachte die Brujah geraume Zeit damit, den Schock zu verdauen, den ihr die Nachricht van Houtens versetzt hatte. Ihre Annahme, der Hidalgo habe die Spur verloren, war nichts als eitle Selbsttäuschung gewesen! Es war klar, dass ihr Erzeuger nach wie vor das andere Ende der Kette fest in der Hand hielt, welche um ihren Hals lag, so subtil und leicht zu ignorieren sie im Moment sein mochte. In dieser Nacht erlitt sie noch mehrere Wutanfälle, die einiges zerbrochenes Geschirr, eine haltlos schluchzende Magd und etliche ausgeraufte Haare zur Folge hatten. Doch schließlich musste sie sich eingestehen, dass sie vor allem ein Gefühl beherrschte, wenn sie sich der Konsequenzen dieser Neuigkeiten bewusst wurde: Angst.

Sowie sie sich ausgetobt hatte und wieder zu Sinnen gekommen war, verspürte Louisa eine vage, formlose, aber dennoch fast lähmende Angst davor, dem Mann zu begegnen, der sie zur Kainitin erhoben hatte. Denn so stark auch der Hass auf ihn loderte, weil er sie zu seiner Schachfigur, seiner Sklavin machen wollte, so konnte sie doch nicht leugnen, dass er noch immer der faszinierendste Mann war, dem sie je auf Erden begegnet war. Eine direkte Begegnung, ein Blick in seine Augen, der Klang seiner Stimme... sie war nicht sicher, ob sie nicht vor ihm auf die Knie sinken und reumütig zurückkriechen würde, innerlich zerfressen vom Aufbegehren gegen das unsichtbare Band, das sie an ihn fesselte, aber unfähig, ihrer Leidenschaft Einhalt zu gebieten. Dieses Mal würde sie womöglich nicht wieder die Kraft finden, ihm zu entfliehen, sondern wäre ihm endgültig verfallen...

Diese Vision vor Augen, hatte sie bis zum Anbruch der Dämmerung entschieden, dass sie einer direkten Konfrontation mit Ihm aus dem Wege gehen würde, solange es ihr möglich wäre. Doch was blieb ihr stattdessen zu tun? Ihre Strategie stand bald fest: Sie würde sich einerseits in der Domäne Rückhalt zu verschaffen suchen, einflussreiche Beschützer, die ihr wenigstens den trügerischen Schild ihrer Freundschaft leihen würden. Und andererseits musste sie sich innerlich wappnen, ihren Willen stählen gegen das, was ihr unvermeidbar bevorstände, früher oder später. Während die impulsive Frau für letzteres Problem allerdings noch keine rechte Lösung wusste, ging sie beim ersteren alsbald an die Planung ihrer nächsten Schritte: Da waren genug Elysientreffen zu besuchen, auf denen man Höflichkeiten und Gefallen austauschen könnte, um ihren Stand in Brügge zu festigen. Ihr nützlicher, aber ungebärdiger Ghul war fester an die Kandare zu nehmen, das kleine Netzwerk an Informanten auszubauen.

Und dann schwebte ihr da noch ein Plan vor, mit dem sie die Kainskinder der Domäne zu beeindrucken und ihnen zu schmeicheln gedachte. Ein Schritt, mit dem sie Einfluss und Kultiviertheit zugleich unter Beweis stellen könnte und – wie sie hoffte – in den Augen so mancher ihre Stellung unterstreichen würde. Die Brujah begann ihre Fühler auszustrecken, um sich nach berühmten Sängern umzutun, die auf der Suche nach einer einträglichen Anstellung waren und deren man einen womöglich nach Brügge locken könnte, um als seine kunstsinnige Mäzenin Prestige und Ansehen zu mehren. Und, so es sich um einen jungen, gutaussehenden Mann handeln sollte, natürlich auch einem ganz persönlichen Sinnengenuss frönen..

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BeitragVerfasst: Do 16. Jun 2022, 12:01 
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Der Heimweg der Brujah verlief ereignislos. Der Diener an ihrer Seite schwieg den ganzen Weg durch die verschlungenen Gassen des nächtlichen Brügge und würde nur sehr widerwillig und äußerst kurz angebunden auf eventuelle Versuche von Konversation reagieren. Dieser sozialen Inflexibilität zum Trotz, schiene es jedoch ein fähiger Mann zu sein. Louisa erkannte, dass ihr Begleiter äußerst wachsam seine Umgebung im Auge behielt und sich erst an ihrem Ziel zu entspannen schien. Nichts schien jedoch darauf hinzudeuten, dass er irgendwelche Unannehmlichkeiten erwartete, er war wohl lediglich jemand, der seine Aufträge sehr erst nahm. Mit einem einfachen Nicken verabschiedete er die Brujah, die schließlich in den schützenden Wänden ihrer Zuflucht angekommen war. Die Ereignisse der letzten Abende noch immer in den Knochen, begann ein leichter Silberschleier am Horizont langsam das Ende der nächtlichen Offenbarungen einzuläuten und einen Tag voller neuer Möglichkeiten anzukündigen.

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