Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Trade nobilitas (Alida und Lilliana)
BeitragVerfasst: Mi 27. Mai 2015, 21:33 
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Wenige Wochen waren ins Land gezogen, als auch endlich das letzte Urteil über den Verräter Leif Thorson gesprochen worden war. Das vollzogene Gottesurteil machte einmal mehr deutlich, dass Gott in den Rechtsfindungsprozess eingegriffen, das Leben von Leif Throson abgewogen und für gut befunden hatte. Das Kapitel war abgeschlossen.
Auch die Männer der Inquisition waren wieder abgezogen und überall in Brügge hörte man die Menschen befreiend durchatmen, ehe sie sich weiter an die Aufbauarbeiten der Stadt machten. Frederik van de Burse war daraufhin ein weiteres Mal nach Italien abgereist, um teils den dortigen Handel zu überwachen und neue Wege zu ergründen, sowie an einer anberaumten Besprechung seines Erzeugers Giovanni de Medici teilzunehmen, er würde aber in den kommenden Tagen wieder zurück in Brügge erwartet. Alida merkte anhand ihrer Informationen, wie der Händlerstrom von Tag zu Tag wieder zunahm und sich die Kontore wieder mit exotischeren Sachen füllten, die ihre Schiffe von entfernteren Orten hereinbrachten.
„Alida“ ihre Ghulin und gleichzeitige Verwandte betrat zügig aber geordnet das Zimmer in dem sich die Tzimiske für gewöhnlich nach dem Aufwachen aufhielt. Die übliche Besprechung des Abends folgte. Welche Waren angekommen waren, wer welche Aufgaben zu erledigen hatte. Alyssa rieb sich dabei immer wieder über die Augen, schloss diese Mal für einen kurzen Augenblick, oder fuhr mit der Hand über die Nasenwurzel.

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„Ach ja, es mehren sich die Berichte, dass die arbeitenden Männer in den Kontoren anfangen an Geister zu glauben. Ohne, das Einbruchspuren erkennbar sind, ist jeden Morgen an einem der Kontoren etwas nicht so, wie am Abend zuvor.“
Alida sah von den Papieren auf und in Alyssas Richtung. „Hm?“
Alyssa zuckte nur kurz mit den Schultern. „Ich hab’s mir heute Nachmittag kurz angehört. John, unser Vorarbeiter im Kontor am Hafen meinte, es sei bei ihm jetzt zum zweiten Mal passiert. Abends wird abgeschlossen und am nächsten Tage sei ein Fass voll mit eingelegtem Fisch offen gewesen. Aber augenscheinlich war das Fass noch voll und nicht umgekippt.“
Alida runzelte die Stirn. „Komisch. Unsere Hunde haben nicht angeschlagen? Und die Wächter haben auch nichts bemerkt?“ Sie legte die Papiere zur Seite und faltete die Finger auf der Tischplatte ineinander. „Hat man sonst irgendetwas bemerkt?“
Alyssa schüttelte den Kopf. „Nein, die Hunde haben nicht angeschlagen, jedenfalls hätte mir das John gesagt und die Wächter hab ich noch nicht befragen können, weil heute eine verspätete Lieferung ankam.“ Alyssa schaute kurz zu Boden und sah kurz peinlich berührt aus. „Es ist nichts, wahrscheinlich nur eine kurze Frühjahrsmüdigkeit, es wird schon wieder vergehen.“
Alida schmunzelte ihr zu. „Wirst du krank oder hast du gestern einfach nur zu lange gefeiert?“ Sie sah die junge Frau noch mal lange an. „Vielleicht solltest du später kurz im Hospital vorbei gehen und Leif aufsuchen?“
Dann überreicht Alyssa noch ein Pergament an Alida. „Das hat der Bote in den frühen Morgenstunden gebracht. Es stammt vom Haus der Lilliana von Erzhausen.“
Alida nahm das Pergament an sich, entrollte es und überflog die Zeilen
Alyssa schmunzelte kurz: „Wer Feiern kann, der muss auch arbeiten können und wer arbeiten will, der muss auch schlafen. Ich achte auf meinen Schlaf.“ Sie schloss wieder die Augen und atmete wohl aus. „Wenn du es wünschst Alida, dann werde ich vorbeisehen, aber sie werden mir wohl nur ein Bett anbieten und ich…“ Alyssa schloss schnell den Mund und schluckte, doch ihr Gesicht verriet deutlich Ekel. Sie sammelte sich. „Verzeih mir Alida, ich glaube die Fischsuppe von unserer Köchin...“ damit brach Alyssa ab und drehte sich im Laufschritt um und rannte fast zur Tür und nach draußen, während sie ihre linke Hand vor den Mund hielt.
Das Pergament von Lilliana enthielt nur relativ wenig Text:

Zitat:
„Alida, lange Zeit bewohnen wir diese Stadt mit der wir so vieles erlebt haben. Ein Kapitel ist abgeschlossen und um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, möchte ich gerne unsere gemeinsame Kommunikation weiter ausbauen. So es dir genehm ist, würde ich dich gerne kommende Nacht zu einem Ausritt zu Pferd einladen. Treffpunkt ist der Belfried. Herzlichst Lilliana.


Alida überdachte kurz die Pläne für den morgigen Abend und ein Ausritt sollte dabei durchaus machbar sein. Sie verfasste kurz eine Nachricht für Liliana und schritt dann Richtung Küche um sich bei Lydia, die seit dem Tod ihrer Mutter das Kochen übernahm nachzufragen ob noch weitere Mitglieder des Hauses erkrankt seien. Sie beratschlagte sich kurz mit Georg, gab ihm die Botschaft für Liliana damit er sie einem Boten übergeben konnte und bat ihren alten Freund die Wachen in den Kontoren direkt zu positionieren und für die kommenden Nächte zu verdoppeln. Dann ging sie nach Alyssa schauen.
Lydia verneigte sich kurz, als Alida eintrat, war aber schnell überrascht und bestürzt, als sie hörte, dass es Alyssa schlecht ging. Im Gegenteil, sie hatte sich noch sehr gefreut, dass das Mädchen sich sogar einen Nachschlag gegönnt hatte und die Fischsuppe gelobt hatte, normalerweise war dies nicht ihr Leibgericht. Ob weitere Mitglieder des Hauses erkrankt waren, war ihr nicht bekannt, aber sie wurde sofort nachfragen und natürlich die Reste der Suppe vernichten. Georg fand sie schnell, er nickte nur kurz zu ihren Anweisungen und würde sie auch ausführen, sagte aber auch: „Vielleicht sind sie gerade nur etwas überdreht, eins kommt zum anderen und am Ende haben wir eine Geisterherde.“ Alyssa war ob der Gegebenheiten hinters das Haus gerannt. Alida könnte sie schnell finden, denn die Wachen hatten sich von dem würgenden Geräusch, das die Frau machte, längst etwas verzogen.
Die blonde Händlerin trat zögernd an die junge Frau heran und reichte ihr ein Taschentuch. „Puh! Das klingt wirklich nicht gut. Ich lass dich zu Leif bringen. Nicht, das es doch was Ernstes ist.“ Sie strich ihr beruhigend über den Rücken.
Alyssa zuckte bei den Berührungen von Alida wie bei einem Schlag leicht zusammen. Der Gestank ihres Erbrochenen biss sich in die Nase von Alida. Alyssa nahm das angebotene Tuch und wischte sich über den Mund. „Nein, das ist nichts. Ich sagte ja nur die Fischsuppe, ich hab wohl zu viel gegessen, aber die hat mir so lecker geschmeckt. Lydia hat die wirklich gut gekocht. Aber das soll mir eine Lehre sein. Nächstes Mal heißt es zügeln.“ Alyssa hatte sich wieder aus der gebückten Haltung erhoben und Alida würde erkennen, dass sie viel entspannter wirkte, auch wenn sie wieder unbewusst sich über die Nasenwurzel fuhr. „Sei nicht so besorgt Alida. Kleine Wehwehchen bringen mich nicht um.“
Alida insistierte kopfschüttelnd. „Auch wenn du dich jetzt lieber hinlegen möchtest, besteh ich ausnahmsweise darauf, dass du ins Hospital gehst. Fast alle haben von der Suppe gegessen und wenn du die erste bist, die es erwischt, dann sollten wir das ein oder andere Mittelchen unseres Heilers parat haben. Mit Fisch ist nicht zu spaßen. Wenn du wieder da bist, legst du dich ins Bett. Lydia kocht dir einen Kamillentee und bald geht’s dir wieder besser.“ Nachdem sich der ganze Magen der jungen Frau entleert hatte schob Alida sie zurück zum Haus und rief einen der noch wachen Knechte damit er die junge Frau heil ins Hospital bringen sollte.
Alyssa ließ sich kopfschüttelnd hineinführen, ergab sich aber ohne weitere Widerworte und zog sich kurz einen Mantel über, während der herbeigerufene Knecht bereits wartete, um sie ins Hospital zu führen. Wenn Alida die Küche betrat, um Lydia aufzusuchen, bemerkte sie diese bereits am Herd, wie sie Wasser erhitzte um augenscheinlich den gewünschten Tee bereits zuzubereiten und etwas weiches Brot zu backen. „Peter hat sich ebenfalls etwas beklagt, aber der beklagt sich immer. Bei Fisch, bei Fleisch, bei Gemüse. Er futtert immer viel zu viel und beklagt sich hinterher, dass ihm alles weh tut. Oder er beklagt sich, weil wir doch hier keine Hasen sind. Aber ich schwöre dir Alida, ich habe nur guten Fisch eingekauft und wie immer alles vorgekostet.“ Es war Lydia deutlich anzusehen, dass sie sich Vorwürfe machte, während sie weiter den Teig für das Brot bearbeitete. Lydia schüttelte nur den Kopf. „Wie konnte das nur passieren? Wie geht es ihr denn?“
Alida lächelte Lydia aufmunternd zu und versuchte eine wegwerfende Handbewegung. „Alyssa wird schon wieder. Sie ist von allen hier doch eh immer die stoischste und tapferste. Kennst sie doch. Der Fisch war sicher gut.“ Sie nickte Lydia noch einmal zu. „Gibt’s von deiner Seite noch irgendwas? Morgen stehen wieder jede Menge Arbeiten an, die Fürstin von Erzhausen hat mich zu einem Ausritt eingeladen und du weißt ja, da gehorcht unsereins besser gleich.“ Sie lachte. „Nein. Ein Ausritt mit Liliana könnte auf jeden Fall unterhaltsam werden. Ich würd mich sonst zurückziehen.“
So schnell wie sich Lydia darüber aufregen konnte, so schnell fuhr sie auch wieder runter, als sie Alida's aufmunterndes Lächeln wahrnahm. "Nein, ich mach nur schnell alles fertig. Wenn Alyssa kommt erwartet sie ein schöner Kamillentee und etwas Brot." In den folgenden zwei Stunden geschah nichts ungewöhnliches mehr, keiner ihrer weiteren Leute im Haus zeigte erste Anzeichen, auch nicht Peter, der aber natürlich sich trotzdem etwas von dem warmen Brot aus der Küche stibitzte und eine schimpfende und mit dem Kochlöffel wedelnde Lydia zurückließ, die nur noch auf die Ankunft von Alyssa wartete, ehe sie auch ins Bett steigen würde. Morgen würde ja wieder ein langer Tag werden. Irgendwann kehrte auch Alyssa wieder auf das Anwesen zurück und suchte Alida wieder in ihrem Zimmer auf. Sie etwas rosiger aus, als vorher, aber die Müdigkeit kam nun vollends durch "Ich soll mich hinlegen und ausruhen. Falls sich mein Zustand wieder verschlechtert, soll ich wiederkommen und falls jemand anderer aus der Familie erkrankt, dann sollen wir Bescheid sagen, dann gibt es durchaus noch Mittel."
Alida sah sie erleichtert an. „Gut, das auf unseren nächtlichen Heiler Leif Verlass ist.“ Sie grinste. „Also: Nix wie ins Bett mit dir, oder? Ich lass dir den Tee aufs Zimmer bringen. Erhol dich gut. Mal schauen ob morgen wieder irgendwas in unseren Kontoren nicht stimmt.“
Alyssa nickte noch kurz zu Alida und würde sich dann auf ihr Zimmer zurückziehen. Sie ging langsam, tapsend und ruhte sich auf halben Wege kurz an der Wand aus, ehe sie ihr Zimmer erreichte und ins Bett fiel, der Tee welcher ihr auf Befehl von Alida hinaufgebracht wurde und das dampfende Brot konnte sie nicht mehr anrühren, so schnell war sie im Traumland ihrer Phantasie verschwunden. Die Nacht schritt weiter voran und es wurde immer ruhiger im Haus, nur die gleichmäßigen Schritte der Wachen, die Patrouille liefen, sowie ab und zu nochmal die Schritte von Georg, wenn er von einem Raum in den anderen ging und mal hier ein Fußstampfen von den Knechten. Friedlich.
Während Alida gerade auf dem Weg zu Georg ist, der sie auf ein Problem bei den Frachtpapieren aufmerksam gemacht hatte, fiel ihr Blick aus einem der kleinen Fenster ihres Anwesens. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Braune lange Haare die im Wind flatterten und dann verschwanden, während sich Alida im Haus ziemlich sicher war, dass diese gewisse Haarfarbe und ihre Länge nur zu Alyssa gehören konnten.
Die blonde Frau stutzte verdutzt, machte sich dann aber so schnell es ihr möglich war ohne das ganze Haus aufzuwecken auf den Weg hinter der Gestalt her.
Wenn sie das Haus verlässt, sieht sie noch wie Alyssa mit normalen Schritten begann über die Brücke des Anwesens zu laufen und ihr Weg sie unweigerlich zum Ausgang führen würde, ihre beiden Hände schlackerten dabei an ihrem Körper im Takt ihres Ganges. Sie trug dieselben Sachen, die sie auch schon auf dem Weg vom und zum Hospital getragen hatte, nur ihr Haar schien etwas zerzauster.
Alida sah der jungen Frau kopfschüttelnd hinterher, griff nach Mantel und Schwert. Sie rief so leise wie möglich nach Cato. Der Hund hatte ein phänomenales Gehör und war, da sein Anblick die meisten Familienmitglieder nach wie vor verstörte fast immer draußen zu finden. Sie hatte ein mulmiges Gefühl als sie ihrer Verwandten hinterherschlich. Alyssa war von allen Mitgliedern der Familie wohl die vernünftigste und nächtliche Abenteuer waren ganz und gar nicht ihr Ding.
Cato kam leise hechelnd sofort an ihre Seite und sein Blick war die ganze Zeit auf Alida gerichtet, während er neben ihr her tapste. Die Schritte von Alyssa blieben konstant dieselben, während sie das ein ums andere Mal eine Hauswand mit dem Ärmel streifte, es jedoch keinerlei Reaktion zu beobachten gab. Vom Haus aus gingen ihre Schritte durch das Händlerviertel immer weiter in Richtung Hafen.
Alida lief in einigem Abstand hinter Alyssa her um so viel Abstand wie möglich zu halten ohne den Anschluss zu verlieren. Es fiel ihr nicht leicht, gelang ihr jedoch (1 erfolg).
Cato knurrte ein ums andere Mal leise, je näher sie dem Hafen kamen. Es war diese eigenartige Stimmung, die Gefahr, die hier mehr in der Luft lag. Alyssa schritt immer noch im gleichen Gang weiter, ihr Kopf blieb weiterhin starr geradeaus gerichtet. Ein Matrose torkelnd aus einer der Kneipen kommend grüßte Alyssa noch mit "Na, scchhöööönnnees Weseeeee" ehe er sich erbrach und auf den Boden fiel. Sie wiederum schritt weiter ohne sich augenscheinlich darum zu kümmern und irgendwann wurde Alida klar, was für ein Ziel Alyssa wohl hatte. Das Kontor am Hafen. Dessen Wachen, die durch den Befehl von Georg bereits verdoppelt waren, schauten sie nur kurzzeitig etwas genauer an, nahmen dann aber wieder ihre gewohnte Haltung ein, während die Hunde des Kontors nur ein kurzes Gähnen und Winseln übrig hatten, während sie an den Beinen des Mädchens hochsprangen, während Alyssa nach wie vor keine Reaktion zeigte. Alida konnte stattdessen beobachten wie die Tür des Kontors von ihr langsam geöffnet wurde und sie durch den kleinen Spalt hineintrat.
Wieder folgte Alida der jungen Frau, nickte den Wachen, die sie mit fragendem Gesichtsausdruck ansahen nur zu und griff fester nach dem Schwert an ihrer Seite. Sie befahl Cato sich zurück zu halten und lugte vorsichtig in das Kontor.
Die Hunde, welche das Kontor beschützten, zogen sich als sie Cato's Anwesenheit bei Alida merkten sofort zurück und traten gar nicht erst an die Kainitin heran. Als Alida in den Kontor schaute hörte sie bedingt durch ihre guten Sinne, dass Alyssa sich im Kontor schnuppernd fortbewegte, ihre Arme blieben mal hier mal dort an etwas hängen, ehe sie an einem Fass stehen blieb, dessen nur einfach drüber gelegten Deckel abhob und mit der rechten Hand einmal tief hineingriff und drei kleine Fische heraus fischte, deren Lake nach unten auf den Boden tropfte. Wieder schnupperte sie und ihre Schritte gingen in einen anderen Teil des Lagers, indem, dass wusste Alida Honig gelagert war. Alyssa öffnete eines der kleinen Gläschen, setzte sich hin mit dem Rücken zur Wand und begann in aller Ruhe, die immer noch tropfenden Fische in den Honig zu tunken und dann einzeln zu verspeisen. Da sie nun nicht mehr mit dem Rücken zu Alida lief konnte diese erkennen, dass die Augen von Alyssa geschlossen waren.
Alida kaute nachdenklich und angespannt auf ihrer Unterlippe. Welch groteskes Bild. Jeder Muskel an ihr war angespannt und wachsam. Sie wartete weiter ab
Es passierte nichts weiter bis die drei kleinen Fische aufgegessen waren. Das kleine Gläschen mit dem Honig verschwand in den vielen Ausbuchungen ihrer Kleidung, während sie sich wieder erhob und zum Ausgang des Kontors steuerte. Wieder im gleichen Gang und Rhythmus und da Alida sie jetzt von vorne sah, würde ihr bewusst werden, dass Alyssa wohl auch auf dem Weg zum Hafenkontor die Augen geschlossen gehalten haben muss. Ihr Mund war noch leicht geöffnet und man roch den Geruch des süßen Honigs an ihren Lippen, ebenso wie an ihrer rechten Hand, deren Finger sich an ihrer Kleidung abrieben, um dort Spuren zu hinterlassen.
Alida holte tief Luft, trat einen Entschluss und schritt der jungen Frau in den Weg.
Alyssa machte keinerlei Abwehrbewegungen, als sich Alida ihr in den Weg stellte. Alida funktionierte wie ein Stopper, während Alyssa versuchte weiter voran zu schreiten. Cato begann zu knurren, es gefiel ihm keinesfalls das mitanzusehen.
Die blonde Frau rüttelte Alyssa vorsichtig am Arm. „Alyssa?“
Es kam nur ein leichtes, summendes "hmhm", während ihre Augen geschlossen blieben und Alyssa weiterhin Vorwärtsbewegungen machte.
Alida holte aus und schlug Alyssa mit der flachen Hand ins Gesicht. In ihrem Körper schrie alles danach dieser grotesken Szene endlich ein Ende zu machen. Sie achtete auf Cato, damit der Hund sich zurück hielt. Ein Schlag genügte
Der Schlag löste das aus, was durch leichtes Rütteln nicht zu erreichen gewesen war. Der Kopf von Alyssa drehte sich der Kraft des Schlages angemessen nach rechts und wieder zurück, während diejenige so langsam die Augen öffnete und zunächst verwirrt "Alida" stammelte und dann ihre Umgebung in Augenschein nahm und sich fragend umsah, auch blieb ein kurzer Blick auf Cato, der sich aber während der ganzen Szenerie in Sitzposition gebracht hatte und hechelte. "Was? Wie? Wo bin ich? Ist das ein Traum?"
Alida nahm sie erleichtert in die Arme. „Verdammt, Alyssa.“ Sie betrachtete das Gesicht der Frau. „Seit wann gehörst du zu denjenigen, die Schlafwandeln?“ Das mulmige Gefühl blieb. Schlafwandler hatten für gewöhnlich die Augen offen, wenn sie Nacht und Tag verwechselten.
Die linke Wange, wo sie der Schlag von Alida getroffen hatte, begann sich langsam zu röten, während das fragende Gesicht von Alyssas überwechselte in ein überraschtes. Sie wiederholte leise "Schlafwandeln" mehr für sich selbst, blieb aber in der kurzen Umarmung von Alida, ehe sie sich selbst daraus befreite. "Ich weiß, dass ich mit den Wachen wegen den merkwürdigen Vorfällen..." Alyssa drehte sich um und blickte in das menschenleere Kontor hinein und drehte sich dann wieder zu Alida um. "Was habe ich hier gewollt Alida?"
„Ich hab keine Ahnung.“ Alida schüttelte nachdenklich den Kopf. „Alyssa? Mit wem hast du dich in den letzten Tagen oder Wochen getroffen? War ein Kainit dabei, soweit du das beurteilen kannst?“
Alyssa dachte eine Weile nach, schüttelte dann aber den Kopf. "Es waren zu viele Menschen, die meinen Weg gekreuzt haben, aber ob einer von ihnen ein Kainit ist kann ich dir nicht sagen. Ich helfe ja bei der Verwaltung und ja ich bin auch mal aus, aber..." Alyssa schüttelte wieder den Kopf "Ich gehe ja nicht alleine aus Alida und auch nicht zu lange, außerdem bin ich eh draußen anders wie drinnen im Haus. Und was die Kainiten angeht, nein niemanden und ich denke auch nicht, dass Lucien oder Leif mich anfallen würden." Sie ließ kurz eine Pause entstehen. "Oder?"
Bei der Vorstellung musste sie dann doch etwas schmunzeln. „Wenn ein Kainit jemanden so beeinflusst, dann geschieht das über den Verstand.“ Sie tippte sich mit dem Zeigefinger kurz an die Stirn. „Und keiner unserer Verbündeten würde so etwas tun, da bin ich mir sicher. Außerdem würde dein Verhalten niemanden in irgendeiner Weise nutzen. Vielleicht ist es doch nur einfaches Schlafwandeln.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Lass uns nach Hause gehen. Ich würd aber vorschlagen, dass Lydia oder Georg in den nächsten Nächten dein Zimmer abschließen. Nicht das du des Nachts davon träumst auf dem Dachfirst Seiltanzen zu wollen.“ Sie schenkte der jungen Frau ein verschwörerisches Lächeln. „Was denkst du?“ Alyssa war immer schon um einiges schneller und findiger als sie selbst gewesen wenn es darum ging logische Schlüsse zu ziehen.
Alyssa legte den Kopf schief und für einen Moment schien sie wieder zu überlegen, ehe sie in ein leichtes, erheiterndes Lachen ausbrach und danach immer noch schmunzelte. "Tja, auch des Nachts in meinen Träumen, gehe ich den Dingen nach, die mich am Tag beschäftigen." Alyssa erwiderte Alida's Blick. "Ich denke auch, dass meine Anwesenheit hier niemandem etwas nutzt, es sei der Kainit wollte unbedingt in diesen Kontor, aber da du mich wohl verfolgt hast, ist dir wohl niemand aufgefallen, der es auf unsere Waren abgesehen hat. Also dann, ich sollte mir nur angewöhnen die Dinge bevor ich Schlafen gehe aus meinem Gedächtnis zu löschen." Alyssa begann das Kontor wieder zu verschließen. "Wenn die nächsten Tage keine Vorfälle mehr gemeldet werden, dann weiß ich auch sicher, dass ich der Geist war. Warum ich dann allerdings gerne Deckel von Fässern voller Fisch öffne, muss ich mich dann aber schon noch hinterfragen."


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Mi 27. Mai 2015, 21:33 


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BeitragVerfasst: Sa 13. Jun 2015, 20:40 
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Die nächste Nacht brach an und im gleichen Rhythmus der vorangegangenen Nacht folgend betrat Alyssa das Arbeitszimmer von Alida um die tägliche Besprechung mit ihr durchzugehen. Im Vergleich zur vorherigen Nacht waren die Augen der Ghulin weit geöffnet und sie wirkte frischer, lebendiger, während sie mit Alida redete. Es gab keine weiteren Auffälligkeiten in den anderen Kontoren zumindest für diese Nacht und Georg hatte nur mit den Kopf geschüttelt und dabei gegrinst, als er von den nächtlichen Ausflügen von ihr erzählt bekommen hatte. Schlafwandeln und Fisch mit Honig essen. Als Lydia dies erfahren hatte, schlich ein Schauer über ihren Rücken. Widerlich. Alidas Anweisung das Zimmer von Alyssa zu verschließen würde heute Nacht das erste Mal erfolgen, auch wenn man in Alyssas Blick Widerwillen ablesen konnte, so hatte aber schon Georg und noch ein paar andere Menschen des Hauses bei Tage auf sie eingeredet und ihr versichert sie im Falle eines Notfalls schnell wieder hinaus zu lassen.

Alidas Pferd war ebenfalls am Anfang der Nacht gesattelt und bereit zum Ausritt in Richtung Belfried, während Cato sabbernd hechelnd sich am Rande der Pferdestallungen aufhielt und den gerade vorbeilaufenden Diener leise anknurrte, woraufhin der einen noch größeren Bogen zu machen versuchte und dabei an der Boxenwand entlang schrubbte. „Möchtet ihr den Hund mitnehmen, oder wird er hierbleiben?“
Alida lachte dem Knecht zu. „Cato? Den nehm ich besser mit. Sonst kommt der gute Hund vielleicht noch auf die Idee, dass du den Stall vielleicht noch zwei oder drei Mal heute Abend ausmisten solltest und ein Nach- Hause- Gehen eine nicht so intelligente Idee für dich ist.“ Sie gab dem Hund ein Zeichen und das Tier erhob sich. Dann sah sie ihn gespielt böse an. „Und du, Cato! Wenn du noch mal Luuk oder sonst jemanden von unseren Leuten anknurrst, dann kommst du an die Kette!“ Sie ließ sich die Zügel des Pferdes reichen. „Danke.“ Dann schwang sie sich in den Sattel.

Der Diener nickte schnell, sichtlich erleichtert als der Hund sich von seinem Platz wegbewegte und brav dem Pferd von Alida nebenher folgte und dabei aufpasste niemals in die Nähe der Hufe zu geraten. Ansonsten blickte der Hund immer nur gespannt um sich, aber bis sie den Belfried erreichten, war nichts bis auf ein aufgescheuchtes Huhn zu entdecken gewesen. Das Warten am vereinbarten Treffpunkt war nur sehr kurz, als Pferdehufe die auf dem Boden aufkamen ihre Gesprächspartnerin ankündigten. "Jaa„, da ist Cato“ diese hohe, laute Stimme gehörte definitiv nicht Lilliana, sondern dem kleinen Mädchen, was vor ihr auf dem Sattel saß und von der Toreador festgehalten wurde. „Ich hab’s doch gesagt. Ich kann heute wieder mit ihm spielen und kuscheln und rumrennen und…“ „Und erstmal werden wir jetzt zunächst hier ankommen und uns vorstellen und die Stimmen etwas drosseln.“ Die Stimme der Toreador hatte den weiteren Redeschwall unterbrochen, während ihr Kopf in Richtung von Alida schaute. Die Ohren von Cato hatten sich bereits beim ersten lauten Kinderschwall aufgerichtet und seine Augen waren danach nicht von Marie gewichen, während der verzerrte Schwanzstummel vor Aufregung wedelte.

Alida blickte leicht irritiert zu der dunkelblonden Frau und hob die Augenbraue. Liliana hatte heute Nacht das Mädchen mitgebracht? Alyssa hatte ihr geschildert, dass der Ghul von Liliana die Kleine, als die Toreador in Gefangenschaft war, zu ihnen gebracht hatte, weil er sie dort in Sicherheit wähnte. Obwohl Alyssa erzählt hatte, dass das Kind anscheinend einen Narren an dem Tier gefressen hatte, ohne dabei gebissen worden zu sein, war Alida doch etwas verstört. Außerdem? Sollte das hier ein Familienausflug werden? Alida holte tief Luft, schluckte dann jedoch eine Bemerkung hinunter. Sie gab Cato ein Zeichen sich zu setzen und ritt zu der Frau und dem Mädchen.
Sie senkte den Kopf wie zu einer Verbeugung. „Liliana. Marie.“

Lilliana hatte aufmerksam die Regung im Gesicht der Tzimisce verfolgt und ein aufmunterndes Lächeln aufgesetzt, während sie ihr Pferd zügelte und es zum Stillstehen zwang. Tarbas, ihr Pferd, sah immer wieder beunruhigt zu Cato und schnaubte, seine Ohren waren nach hinten gelegt. Cato wiederum hatte sich wie befohlen abgesetzt, behielt aber dennoch die Gruppe im Blick. „Guten Abend Alida. Ich bin mir sicher du hast einige Fragen, aber ich würde es vorziehen sie dir nicht hier zu beantworten. Es gibt eine schöne Stelle im Wald vor der Stadt und wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne mit dir dorthin reiten." Lilliana senkte den Blick hinunter zu Marie, die jedoch erst auf ein leichtes „Marie“ sich regte und ebenfalls zu Alida nun aufsah. „Guten Abend“

Die blonde Händlerin seufzte schwach, lächelte dem Kind dann aber aufmunternd zu. Warum auch immer Liliana das Mädchen mitnehmen wollte, es war jetzt nun einmal so. „Schön, dich mal wieder zu sehen, Marie. Geht’s dir gut?“

Das Mädchen schaute Alida etwas irritiert an, nickte dann aber begeistert und klatschte in die Hände, während sie ihren Blick wieder auf Cato richtete. „Ich bin schneller als du!“ Lilliana lächelte leicht und schüttelte nur sachte den Kopf während sie ihr Pferd in Richtung des nächstgelegenen Stadttores von Brügge lenkte. Ihr langer, dunkler Mantel, der sie und auch Marie vor etwaigen Blicken schützte war eng geschlungen und lag über dem Haar der Toreador. „Folge mir Alida!“

Erneut zog Alida eine Augenbraue in die Höhe, tat aber wie geheißen.

Aus der Stadt heraus ging es in Richtung Zeerbrügge noch auf der Straße, ehe Lilliana an einer Abzweigung nach rechts ritt und tiefer in den Wald hinein kam. Marie presste sich fester an sie, doch bereits nach ein paar Minuten öffnete sich der Wald und sie erreichten eine Lichtung. Die Sterne und der Mond leuchteten sie an und das Gras sowie die kleinen Büsche boten reichlich Platz zum Verstecken. Lilliana band Tarbas an einen der Bäume mit einer langen Leine, so dass er mühelos einen kleinen Bach in der Nähe erreichen konnte um dort zu trinken. Marie war bereits vom Pferd abgesprungen und wollte schon in Richtung von Cato rennen, als Lilliana sie schnell mit beiden Händen zurückhielt. „Was hatten wir abgesprochen? Erst wird höflich gefragt, ob du und Cato hier in unserer Nähe spielen dürft. Also ist dein erster Gang zu Lady Alida van de Burse.“ Der Klang der Stimme von Lilliana klang zwar belehrend aber sehr sanft, ehe sie Marie wieder freigab und eine Hand in Richtung von Alida zeigte.

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Alida sah das Kind fragend an, schüttelte dann den Kopf. „Cato ist für Fremde kein Hund zum Spielen, weißt du? Kein Kuscheltier.“ Sie fuhr dem Tier über den klobigen Kopf.

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Marie stand mit offenem Mund da, als sie eine Antwort auf ihre noch nicht ausformulierte Frage bekam. „Er ist mein Freund und wir spielen gerne.“ Es klang etwas trotzig in ihrer Stimme. „Außerdem respektiert er mich, weil ich ihn wie seine Geschwister ins Ohr gebissen habe.“ Daraufhin ging sie ebenfalls zu dem großen Hund kraulte ihn hinter dem Ohr, was er ohne weiteres akzeptierte. Lilliana hatte während des Schauspiels kurz zum Nachthimmel hinauf gesehen, während sie vor ihrem Auge die Szene um das erste Kennenlernen wieder vor Augen führte. Dann blickte sie Alida mit einer entschuldigenden Miene direkt an. „Alida, glaube mir tief in meinem Inneren schreie ich jedes Mal auf, wenn die beiden sich sehen, aber das ist eine der Fragen die ich dir beantworten werde, so du sie mir stellen willst. Nur lass mich dir versichern die beiden…“ und ihre Hände zeigten auf das Zweiergespann. „die beschützen sich eher gegenseitig, als das sie sich aneinander ein Leid antun. Selbst Tarbas“ und damit blickte Lilliana zu ihrem Pferd „liebt sie abgöttisch, aber ich denke dein Hund noch mehr.“ Marie hatte kurz irritiert zu Lilliana geblickt, als die begonnen hatte, sagte aber nichts, sondern knuffte Cato.
Alida sah ungläubig zu dem seltsamen Paar, dann zu Liliana. „Auf deine Verantwortung! Beschwer dich hinterher nicht bei mir, wenn deinem Mündel etwas geschieht.“ Ein kurzes Nicken von Alida genügte um dem Hund verstehen zu geben, dass er gehen durfte. Sie blickte dem Tier hinterher, das einen kurzen zögernden Blick in ihre Richtung warf und dann mit dem Mädchen im Unterholz verschwand.
„Nicht zu weit Marie! Ihr bleibt in der Nähe und auf dieser Lichtung. Denk an dein Versprechen!“ rief Lilliana dem Zweiergespann noch hinterher. Dann holte sie aus eine der Satteltaschen des Pferdes eine etwas größere Decke hervor und breitete sie alleine oder mit Alida’s Hilfe an einer geeigneten Stelle der Lichtung aus, während sie immer wieder sah, wie Marie mit dem Hund in der Nähe herumtobte. „Ich weiß, ich habe dich mit der Situation überfallen und glaube mir, es ist mir bestimmt nicht leicht damit gefallen.“ Lilliana legte den schwarzen Mantel, komplett ab, währen darunter ein einfaches Überkleid aus dunkelblauem Stoff zum Vorschein kam. Sie setzte sich auf die ausgebreitete Decke und wartete bis Alida ebenfalls saß, ehe sie weiter redete. „Ich mache mir Sorgen um dich, wie du die Ereignisse, die Erlebnisse der letzten Wochen wegsteckst. Ich sehe wie Brügge wieder beginnt sich zu reparieren, wie die alten Frauen aufstehen und mit den kleinen Kindern noch bis spät in die Nacht die Steine schrubben um das viele Blut zu entfernen, was in dieser einen Nacht geflossen ist, wegen uns, wegen dem alten Rat, wegen Lady Draga. Und dann sehe ich dich hinausrennen nach der ersten Gerichtsverhandlung als Lucien auf Carminus drauf ist und dann sehe ich dich gefangen in den Händen in der Inquisition und merke, dass wir beide so oft schon geeint im Kampf, doch so oft getrennt im alltäglichen Leben sind. Und dabei bist du Alida ein Vorbild, wie du Brügge aus dem Händlerviertel führst, wie du deine Familie um dich hast. Darum bin ich hier. Mein Wunsch für die Menschen ist es, dass sie nie wieder durch unsere Hand ein solches Leid erhalten sollen und ich sehe eine der Lösungen darin, endlich unsere Kommunikation zu verbessern, Pläne zu schmieden, die dem Wohl aller dienen.“ Hier endete Lilliana und ließ nun Alida ihrerseits Zeit zu antworten.

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Als Liliana die Decke ausbreitete konnte sie erneut das Seufzen der Tzimiske hören. Dennoch nahm sie notgedrungen auf der Decke Platz, wirkte jedoch irgendwie fehl an diesem Platz neben der Adeligen Toreador.
Alida lachte. „Du machst dir Gedanken um Mich??? Während DU hier mit deinem Mündel, einem fleischgeformten Tier und einer Unholdin einen Sonntagsfamilienausflug planst?“ Sie ließ sich auf die Decke zurücksinken und wandte ihren Blick zum dunklen Firmament. Ein Grinsen war zu erkennen. „Nichts für ungut, aber vielleicht sollten wir uns alle Gedanken umeinander machen, meinst du nicht?“
Lilliana zeigte keinerlei erkennbare Regung auf ihr Lachen, sondern nickte nur. „Das sagte ich bereits. Wenn wir anfangen uns Gedanken mehr untereinander zu machen als einzeln, so würde es zu manchen Vorfällen nicht kommen. Daher rede ich mit dir, daher…ist auch Marie hier.“ Lilliana ist etwas leiser. „Erzähl mir doch Alida und verspotte mich nicht. Wie kann ich dir helfen, wie können wir dir alle helfen, damit Brügge wieder erstrahlt. Der Stadt, die du Heimat nennst und die krank ist, wenn du krank bist und die erblüht, wenn es dir gut geht? Wir haben in den letzten 10 Jahren zuviel schleifen lassen, lass uns gemeinsam diesen Neubeginn wagen Alida und die Fehler von damals korrigieren. Lass uns neue Banden mit Städten flechten, die uns wirklich und aufrichtig zu beschützen vermögen und denen wir ebenso aufrichtig beistehen. Wir sind hier zwischen zwei Rädern, zwischen England und Frankreich und unsere einstigen Verbündeten haben Angst vor uns, Angst vor dem was bei uns passiert ist und ihr Misstrauen ist gerechtfertigt, weil die eine Hand nicht weiß, was die andere macht und das möchtest du genauso wenig wie ich Alida.“

Alida schüttelte den Kopf. „Wir haben in den letzten zehn Jahren nichts schleifen lassen. Wir waren wachsam, haben Bündnisse geschmiedet, Freundschaften zu Städten und deren Kainiten gepflegt, die uns in Zeiten der Not beschützt haben, wir haben so gut wir konnten versucht stets im Auge zu behalten, was Draga in ihrem Voivodat getrieben hat, haben versucht, da wir in ihr einen potentiellen Feind gesehen haben, ihr soweit es uns möglich war zu schaden ohne einen offenen Disput zu riskieren. Wir haben einander beigestanden, miteinander gekämpft, Rücken an Rücken, Loyalität bewiesen in den Momenten in denen wir an der Seite unserer Freunde standen auch wenn wir wussten, dass ihre Entscheidungen in den Augenblicken falsch waren.
Weißt du, Liliana? Wir haben versucht alles richtig zu machen. Wir waren wachsam, fleißig, verschworen, wir haben das Beste von uns gegeben doch es hat nicht gereicht. Und diese Erkenntnis macht mich einfach müde“ Sie blickte zu Liliana.

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Eine gewisse Zeit sagte Lilliana nichts, während sie in der Nähe noch immer das Hecheln von Cato und die begeisternden Rufe von Marie vernahm. „Nein Alida, wir waren und wir sind noch keine verschworene Gemeinschaft. Wir sind uns nur dahingehend einig dass wir die Anwesenheit des Clan der Tremere auf unserem Gebiet wegen diverser Gründe nicht erlauben und dass wir ein Ratsystem eingeführt haben, weil wir keine Macht nur auf einer Person haben möchten. Aber genau dort liegen auch unsere Schwäche und unsere Stärke. Unsere Stärke ist der Neubeginn, der durch die Rückkehr von Leif eingeläutet wurde, unsere Schwäche die mangelnde Kommunikation. Alles kommt im Nachhinein heraus. Pläne, Personen, des Rates die von diesen Plänen wussten oder sie zumindest sehr erahnt haben und Personen wie wir, die überrascht wurden, aber gleichsam danach bemüht wieder zusammen zu stehen und unsere Personen wieder heraus zu ziehen. Das ist auch wiederum unsere Stärke.“ Lilliana erwiderte besorgt den Blick von Alida. „Wie fast jeden von uns hat es dich auch mitgenommen, ich verstehe und dies wird lange Zeit eine Narbe von dir und der Stadt bleiben. Aber lerne daraus und schöpfe aus deinem Anker, deiner Familie neue Kraft. Sie brauchen dich. Wir brauchen dich hier in Brügge, Alida van de Burse.“ Lilliana legte eine Hand auf die Schulter der Tzimiske. „Und wir sind für dich hier. Ein jeder auf seine Art und Weise.“

„Wir Kainiten hier in dieser Stadt sind, was wir sind. Nicht mehr und nicht weniger. Zum Guten wie zum Schlechten. Jeder von uns gibt auf seine Art sein bestes. Nur darfst du eines nicht vergessen, Liliana: Wir kämpfen für unterschiedliche Dinge. Jeder von uns. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, denn unsere Interessen überschneiden sich. Aber deshalb wird es nie Einheit, Harmonie und das Wohl der Gemeinschaft geben. Zumindest nicht mehr als im Moment.
Und ich denke, es ist unser Schicksal aufzubauen und zu sehen, wie es wieder zerstört wird. Nichts außer Gott ist ewig. Jemand hat einst folgende Worte zu mir gesagt:
Jemand hat mir mal erklärt, die Zeit würde uns wie ein Raubtier ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet und uns daran erinnert, jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht wiederkommen. Was wir hinterlassen ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben. Denn letztlich sind selbst wir vergänglich.“
„Wir sind, was wir sind Alida, ein jeder auf seine Weise. Doch sollten wir uns nicht an diesen Gedankenstrukturen, die vorherrschen weiter daran halten, denn es hat sich ja gezeigt, dass dies zu Fehlern führt. Mauer dich ein Alida und wirst dich immer müde und einsam fühlen. Schmiede Pläne alleine und du wirst sehen, dass die Konsequenzen nicht nur dich betreffen werden, sondern uns alle. Höre auf die anderen und bringe dich ein und unser gemeinsames Ergebnis wird das Beste sein, so dass unsere Art wie wir gelebt haben zusammen mit unserem Ergebnis das Zeugnis unseres Unlebens darstellen wird.“ Lilliana stand von der Decke auf und ihr Blick glitt über die Lichtung und entdeckte nach kurzer Zeit wieder das Zweiergespann zusammen im dichten Gras und ein Lächeln ging über ihr Gesicht. „Marie“ zu leise, als das die Kleine das irgendwie hören könnte.
Alida schüttelte den Kopf. Irgendwie schienen sie aneinander vorbei zu reden. Alida entschloss sich dem endlich ein Ende zu machen. „Liliana? Was willst du von mir? Ich bin hier. Ich geb nach wie vor jeden Tag mein Bestes, begeb mich zum Rat, erledige, was getan werden muss. Ich kämpfe nach wie vor für diese Stadt, ihre Bewohner und alles was dazu gehört. Was also ist es, was du mir eigentlich sagen möchtest, wenn du ein solches Gespräch mit mir führst?“
„Und wo ist die Alida im Rat? Wo bist du Alida? Du wirkst nicht zufrieden mit dem was du tust.“ Lilliana hatte sich wieder hingesetzt und sah Alida direkt an.
Erneut blickte sie Liliana fest an. „Was willst du?“
„Was willst du Alida? Was willst du für dich?“ kam die Frage postwendend zurück.
„Dass es meinen Leuten gut geht. Dass sie sicher sind und das Leben führen können, dass sie wollen. Und wenn du es genau wissen willst…“ Wieder ging ihr Blick hinauf zum Firmament. „… einfach mal Zeit für mich. Meine Ruhe. Einfach mal ausruhen statt jeden Tag bemühen und kämpfen. Und…“ Sie öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. „Du hast gefragt…“
"Und...?" ein weiterer aufmunternder Blick.
Sie biss sich auf die Lippen, kaute an der Unterlippe. Ihr Blick war nach wie vor zu einem undefinierbaren Punkt in der großen Schwäre über ihnen gerichtet. „Jemanden wieder sehen, den ich mal gekannt habe und herausfinden, zu wem er in all den Jahren geworden ist.“ Sie sah zu ihrem gegenüber. „Wir haben wohl alle in unseren Jahrhunderten den einen oder anderen Kainit getroffen, den wieder zu sehen sich lohnen könnte.“ Fügte sie fast entschuldigend hinzu.
Lilliana lächelte ehrlich und verständnisvoll. „Ich danke dir für deine Ehrlichkeit Alida.“ Lilliana ließ ihre Worte bewusste einen Moment verklingen, ehe sie weiter sprach „Und wann gedenkst du deine Wünsche in die Tat umzusetzen?“
„Die Zeit wird zeigen was die Zukunft bringt. Wünsche sind Wünsche und derzeit sind, wie du selbst festgestellt hast, andere Dinge wichtig. Und was willst du? Für dich? Wenn du mal nicht grad das Wohl einer allumfassenden Menschheit im Blick hast?“
Sie grinste verschmitzt
„Lass nicht zu viel Zeit vergehen Alida, dieser jemand wird gewiss auch deine Ankunft nicht erwarten können und du würdest durch dein Fortgehen ja nicht alle Bande hierher kappen.“ Lilliana fügte diese Worte noch hinzu, ehe sie sich leicht lächelnd wegdrehte, etwas Wehmut lag in ihrem Blick, der in Richtung von Maries letzten Aufenthaltsort ging. „Ich möchte sie aufwachsen sehen, möchte sehen, wie sie sich entwickelt, wen sie kennenlernt, wen sie lieben lernt, ob sie Kinder haben wird…wobei….“ Lilliana lächelte verschmitzt und drehte sich wieder zu Alida „Hattest du je Kinder Alida?“
Wieder schüttelte Alida den Kopf. „Nein. Ich habe nie Kinder gehabt. Wobei… “ Sie lachte kurz gedankenverloren zu sich selbst. Dann konnte Liliana wieder erkennen, wie ihr Gegenüber erneut auf der Unterlippe kaute, wie jedes Mal wenn sie nachdachte. Sie ließ eine ganze Zeit verstreichen bevor sie weiter sprach. „Sowohl mein Bruder als auch meine Schwester hatten Kinder. Und die habe ich sehr geliebt.“
Lilliana nickte sachte. „Dann verstehst du, wie ich zu Marie stehe. Sie ist ein Teil meines Herzens und entstammt meiner Linie. Ich kann sie nicht ewig vor unserer Welt verstecken, denn wir beide besitzen eine Gabe, wie auch andere meiner Linie. Ich sage dir dies Alida, weil ich weiß, wie hoch du die Familie schätzt und daher vertraue ich dir dieses Geheimnis an. Bevor Marie Cato kennenlernte sah sie ihn bereits und sich selbst. Es ist beiden bestimmt worden Alida. Von Gott bestimmt und dagegen werde ich mich nicht wehren können, genauso wie gegen die Welt der Dunkelheit, die mein Schicksal bestimmt hat.“ Liliannas Stimme war ernst und fest, während sie dies sagte. „die Familie ist unser beider Stärke und auch ein Teil unserer Schwäche. Durch sie sind wir verwundbar Alida, daher will ich Marie beschützen.“
Alida hörte die Geräusche des Mädchens in der Ferne. „Sie macht den Eindruck als wenn sie ganz gut auf sich selbst aufpassen könnte. Wenn es von Gott bestimmt ist, dass sie aufwächst, liebt, Kinder hat, ihren Weg geht, dann wird es so geschehen. Und wenn er anderes vorhergesehen hat, dann wirst weder du, noch eine Gemeinschaft aller dir wohlgesinnten Kainiten oder eines Heeres von Erzengeln irgendetwas dagegen ausrichten können.
Ich würde dir den Rat geben, ein Auge auf sie zu haben, es aber ab und an auch zu schließen. Sie wird schon ihren Weg gehen. So wie alle Menschen. Aber du hast im Gegensatz zu mir Kinder gehabt. Also weißt du wohl am besten, was du alles richtig und falsch machen kannst.“
Ein sachtes Kopfschütteln seitens Lilliana. „Nein, das hätte ich nur zu gerne gewusst.“ erklang es leise und traurig, ehe sich Liliannas Blick wieder auf Alida richtete „Ich möchte aber, dass du Alida von ihrer Existenz weißt, sollte einmal meine beendet werden und ich möchte das du weißt, dass auf Leif etwas lastet, das ihn dazu bringt Dinge von sich aus in Gang zu bringen. Das Gottesurteil war kein richtiges in meinen Augen, da er es selbst erzwang…nur wegen dieser…dieser Prophezeiung Alida. Er misst ihr selbst so viel Macht zu, dass er vergisst, dass die Dinge selbst kommen werden, von Gott bestimmt und nicht von ihm. Bitte behalte es bei dir, dieses Wissen darüber. Leif ist in seinem Inneren tief gequält und ich wünsche ihm Heilung, so wie uns allen, auf das sich unsere Wunden schließen und unsere Narben verblassen.“
Alida richtete sich auf. „Erzähl mir von deinen Kindern! Und erzähl mir von dem, was du über Leif und diese Prophezeiung weißt. Deine Worte sind bei mir sicher. So wie meine bei dir?“


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BeitragVerfasst: Mi 24. Jun 2015, 19:39 
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Das leise Rascheln der Decke über dem Gras verriet wo sich die Hände der Toreador leicht abstützten, als sie das Gewicht ihres Körpers nach hinten verlagerte. Ihre Aufmerksamkeit lag indes voll und ganz auf Alida. „Wissen ist wertvoll und nur bei den richtigen Leuten aufgehoben, die den Wert auch schätzen. Du bist so jemand und ich ebenfalls, daher schwöre wir uns gegenseitig, dass all das was wir heute hier zueinander sagen, unser Geheimnis bleiben wird.“ Der Blick und der Unterton verrieten die Entschlossenheit der Toreador und sie wartete ab, ob Alida noch etwas dazu entgegen wollte beziehungsweise zustimmend nickte, ehe sie sich weiter nach hinten lehnte und in einer gewohnten Stimmlage zu erzählen begann „Leifs Erzeuger, er sprach über ihn mehr als nur eine Prophezeiung und versuchte ihn auf Grund dessen zu töten. Aber nicht durch seine eigene Hand, nein er verkaufte ihn, sein eigenes Kind, doch Leif überlebte und ich denke er fand hier eine Art von Ruhe vor vielen Jahren und Jahrzehnten. Er fand in uns eine Gruppe, eine Abwechslung, neue Freunde, doch diese Vergangenheit, sie lässt ihn nicht los, Alida. Sie liegt versteckt tief in ihm drin und nagt an seiner Seele und verursacht ihm Schmerzen.“ Lilliana atmete tief ein und aus und ließ die Nacht im Kerker an sich vorüberziehen. „ich sah diesen Schmerz, Alida, als ich ihm meine Gabe offenbarte. Er fürchtet sich und gleichzeitig will er alles dafür tun die Prophezeiungen bewusst voran zu treiben. Warum nur? Glaubt er sie damit ändern zu können?“ Die Toreador sah Alida eindringlich und gleichzeitig fragend an, während sie ihren Mund schloss und den Kopf schüttelte. "So wie es von Gott bestimmt ist, wird es geschehen und soweit es auch Leif betrifft und Gott nicht will, das etwas daran verändert wird, wird es auch geschehen. Die Wege des Herrn sind unergründlich."
Alida presste die Lippen aufeinander. „Um welche Prophezeiung handelt es sich?“
Lilliana gab in einem Flüsterton das wieder, was Leif in den Kellern ihr wiedergegeben hatte. Es waren zwei gewesen, beide düster, doch nur eine von beiden nannte den Namen von Leif ausdrücklich, während die andere in sich verschlungen selbst ein Rätsel ergab. Während Lilliana sprach verfinsterte sich zunehmend Liliannas Miene. "Du wirkst nicht so wie die anderen damals. Hast du so etwas schon einmal kennen gelernt?"

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Alida blickte nachdenklich in die Nacht, ließ eine gefühlte Ewigkeit verstreichen. „ich wirke nicht so wie die anderen damals? Was meinst du damit?“
"Wenn Menschen davon hören, dass man Visionen hat, dann pressen sie keine Lippen aufeinander Alida. Sie halten sie stattdessen mehr für Teufelswerk und nur sehr selten haben sie Verständnis, dass es andere Menschen gibt, die dazu von Gott auserwählt wurden als Boten für ihn zu dienen." Liliannas Kopf neigte sich beschämt nach unten. "Ich war nicht enttäuscht, als ich merkte, dass ich keine Visionen mehr hatte, als ich in die Welt der Dunkelheit eintrat. So überraschter bin ich, dass sie nun wieder da sind."
„Kennst du die alte Sage von Ödipus?“ Alida holte kurz Luft und fuhr dann fort. „Ein griechischer König, Laios, und seine Frau blieben lange Zeit kinderlos und eines Tages machte sich Laios auf den Weg zum Orakel von Delphi und erhielt Kunde von dem Fluch. Das Orakel sagte: „Solltest du dich je unterstehen, einen Sohn zu zeugen, so wird dieser seinen Vater erschlagen und seine Mutter heiraten.“
Seien Frau bekam tatsächlich einen Sohn. Laios ließ dem Neugeborenen die Füße durchstechen, zusammenbinden und ihn von einem Hirten im Gebirge aussetzen. Der Bote aber hatte Mitleid mit dem Neugeborenen und übergab ihn einem vorbeiziehenden Hirten. Über diesen gelangte das Kind zum König von Korinth und wurde von ihm adoptiert. Seine Frau Merope heilte seine Wunden. Sie nannte ihn wegen seiner geschwollenen Füße Oidipus („Schwellfuß“)
Ohne es zu wissen tötet er seinen Vater schließlich unbekannterweise in einem Handgemenge. Später erhält er als Belohnung dafür, dass er Theben von der Sphinx befreit die Witwe des Königs und damit seine eigene Mutter, zur Ehefrau. Erst später erfährt er, dass beide seine leiblichen Eltern sind. Wie es von einem Orakel vorausgesagt wurde, beging Ödipus also sowohl Vatermord als auch Inzest.
Das ist ein beliebtes Motiv in den antiken Sagen: Dass sich ein Fluch dann erfüllt, wenn man versucht ihn zu verhindern. Wahrscheinlich wollten die Griechen damit ausdrücken, dass dem Willen der Götter keine menschliche Macht entgegen treten mag. Unser Gott ist ein anderer und ich halte nicht viel von Flüchen und Prophezeiungen. Ich halte etwas davon, dass man seinem Gewissen entsprechend handelt, seine Taten nach diesen Maßstäben lenkt, denn zu guter Letzt ist man sich selbst am ehesten Rechenschaft schuldig.“
Sie sah zu der dunkelblonden Frau neben sich, setzte sich auf und umschlang ihre Knie. „Und? Was besagen deine Visionen. Werden sich seine Prophezeiungen erfüllen?“
Sehr weise Alida van de Burse und sehr klar in deiner Meinung. Aber wie ich selbst sagte, ich bin nur eine Botin von Gott, ebenso wie dieses Orakel in Delphi, von dem du gesprochen hast. Ich sehe und spüre etwas, wenn mich der Herr es sehen und spüren lässt. Ich spreche keine Flüche oder Prophezeiungen aus und ich habe keine Vision bezüglich der Zukunft von Leif gehabt, dies hatte nach meinem Erkenntnisstand nur sein eigener Erzeuger, welcher mich im Traum aufsuchte. Vielleicht eine Gabe von ihm, oder vielleicht sind wir, denen uns erlaubt ist einen Blick in die Zukunft zu sehen, miteinander verbunden, ich weiß es nicht." Lilliana ließ eine Weile wieder Ruhe einkehren, in der sie dem Rascheln der Bäume lauschte, sowie einer zarten höheren Mädchenstimme, die gerade laut lachte. "Aber eines weiß ich Alida. Leif wird nicht aufhören bis er auch zum dritten Mal in die Sonne gegangen ist und ich bin mir sicher, Leif weiß mit wem er seiner Ansicht nach kämpfen muss und er wird alles dafür tun dies zu verhindern."
Alida sah erneut in den Sternenhimmel, sog tief die Luft ein und hatte das Gefühl einen Hauch von wildem Flieder und tiefem Brunnenwasser zu riechen auch wenn sie sich sicher war, dass der Flieder längst verblüht war.
„Wenn Leif mich braucht, dann bin ich an seiner Seite. Wenn er in die Sonne gehen möchte, dann soll er es tun. Wenn er kämpfen will und ich seine Gründe verstehe und im gleichen Sinne handeln kann, dann gehören ihm mein Schwert und mein Bogen, mein Wissen und mein Wort.“ Sie seufzte und ihre Stimme war leise. Alida hörte den Zweifel in ihrer eigenen Stimme auch wenn sie versuchte ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. „Für sowas sind Freunde doch da, oder?“

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Zuletzt geändert von Alida am Mi 1. Jul 2015, 21:15, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Mi 1. Jul 2015, 21:14 
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Die Rose schwieg und sah einen langen Moment in den Nachthimmel, ihre Gesichtszüge zeigten das vertraute Bild der Nachdenklichkeit. „Freunde Alida. Nach meinem Kenntnisstand sind Freunde nicht nur da um an der Seite des anderen zu kämpfen. Sie müssen auch bereit sein, sich umzudrehen…und ein weiteres Paar Augen, Ohren und Mund sein. Auch Jesus Freunde stellten sich vor 1000 Jahren hin und redeten mit ihrem Freund über seine Entscheidungen….Lilliana seufzte auf. Aber Leif…in dieser Hinsicht ist er mir völlig fremd…so neu.“
Alida betrachtete die Adelige eine lange Zeit. Was bedeutete ihr wohl der Nordmann? Was ließ sie solche Worte sprechen? Schließlich schüttelte sie leicht den Kopf um ihre Gedanken zu vertreiben. „Ich bin für ihn da, wenn er mich braucht. Das ist das, was ich dazu sagen kann. Vielleicht hat er uns damals verraten, vielleicht hat er selbst nicht überschauen können, was er ausgelöst hat. Wer mag das sagen? Sofern er unser Vertrauen nicht mit Füßen tritt, oder uns in Gefahr bringt, stehe ich an seiner Seite.“ Sie drehte sich zu Liliana. „Und was ist mit dir? Wohin wird dich die Zukunft verschlagen?“
"An vielem was du sagtest ist etwas Wahres dran Alida und umso mehr freut es mich, dass Leif nun wieder hier weilt. Aus eigener Entscheidung. Er hat vieles verändert Alida, das weiß er zu gut. Seine Entscheidung zu gehen...Ich habe ihm vergeben, aber die Erinnerung daran werde ich noch eine Weile mit mir tragen, aber das ist nicht das, was meine Zukunft bestimmt. Ich werde in den nächsten Tagen aufbrechen und es wird Veränderungen bei meinem Haus geben. Ich muss jemanden finden, das hat mir Leif einmal mehr klar gemacht, ansonsten werde ich ihn verlieren." Liliannas Stimme gaben dem, was sie gerade sagte durch ihre Festigkeit weiter an Bedeutung. "Wie es sich verändert Alida" Lilliana hatte sich erneut zur Seite gedreht und suchte Alidas Blick. "Dies ist ein weiterer Grund, warum ich dich hierher geführt habe, ich möchte mich von dir verabschieden, denn das Ende meiner Reise wird ungewiss sein."
Alidas (!!!) Augen verengten sich ein wenig, fragend, zweifelnd. „Du willst fort gehen? Um Will Adale zu suchen, oder?“ Auch ihr war nicht entgangen, dass der Kainit seit langem verschwunden war und niemand näheres über seinen Aufenthaltsort zu wissen schien. Sie musterte die Frau, die neben ihr saß. Man hörte den Zweifel in ihrer Stimme. „Kannst du überhaupt fort? Es gibt hier so viele, die sich auf dich verlassen… deine Kleine…“ Alida schwieg einen Moment und man hörte die hohe Stimme des Mädchens irgendwo im Dickicht wie sie dem sturen Hund erklärte, dass er doch gefälligst den Stock holen sollte. Sie seufzte. „Denkst du nicht, wenn Will Adale gefunden werden möchte wird er es dich wissen lassen?“
Lilliana schüttelte bedauernd den Kopf. "Nein Alida, hier ist mehr als nur eine Macht am Werk und soll meine Entscheidung bleiben, was ich gedenke zu tun. Meine Kleine...ja ich weiß, es wird erstmal nicht einfach, aber ich werde nicht für immer verschwinden." Lilliana ließ sich wieder etwas nach hinten fallen und stützte sich mit beiden Armen ab, während sie den Blick mit Alida hielt, dieses Mal bewusst, jedoch nicht provozierend. "Gab es jemals jemanden in deinem Leben, egal ob es dein menschliches war oder jetzt dein kainitisches für den du ein starkes Gefühl empfunden hast? Keine Schwärmerei, sondern etwas tiefergehendes Alida?"
Alida grinste. „Ich empfinde für jeden aus meiner Familie starke Gefühle. Für den einen ein wenig mehr, für den anderen vielleicht ein bisschen weniger. Frederik ist für mich wie ein Bruder.“ Ihr Lachen war fast ein wenig zu laut für die Stille des nächtlichen Waldes. Dann wurde sie wieder ernster. Sie verzog die Lippen zu einem schmalen, fast bitteren Strich. „Ich weiß was du meinst, Lilliana. Ja, ich habe geliebt.“
"Und was ist geschehen Alida, das die Erinnerung daran nicht das Beste ist?" erklang es kurz darauf besorgt von der Rose.
Alida sah wieder in den dunklen Himmel als würde sie dort nach Antworten suchen. „Er hat mich geliebt aber bis ich in der Lage war das zu begreifen und zu verstehen, dass ich ihn auch geliebt habe, war es zu spät. Es endete alles in einer Katastrophe, die ich vielleicht hätte verhindern können, wenn ich Dinge erkannt hätte… wenn ich mehr gesehen hätte. Aber das habe ich erst als es kein Zurück mehr gab. Vielleicht war das auch besser so…?“
"Gerade weil du dir diese Frage noch stellst, bist du nicht davon vollends überzeugt davon Alida." Lilliana hielt weiterhin ihren Blick, interessiert. "Ich darf annehmen, dass derjenige ein Mensch war und nun sich in Gottes Reich befindet, an seiner Seite und auf uns herabsieht?"
Alida überlegte lang, öffnete den Mund um etwas zu sagen, bedachte ihre Worte erneut. „Nein, es war ein Kainit so wie wir. Und ich habe diesen Jungen, der vor mehr als hundert Jahren fort ging, nie wieder gesehen.“
Unwillkürlich hob sich eine Augenbraue von Lilliana und senkte sich nach kurzer Zeit wieder, während jene erstmal sprachlos blieb. "Aber warum...Alida? Wenn ihr euch beide liebt und ihr beide unsterblich seid...warum?" Lilliana schüttelte den Kopf. "Ich verstehe, dass du starke Gefühle zu deiner Familie hast. Gerade ich verstehe es. Aber in 100 Jahren kam dir nie der Gedanke auf ihn zu suchen, zu finden und eurer Liebe eine Chance zu geben? Stattdessen..."Lilliana schluckte und ein trauriger Ausdruck glitt über ihr Gesicht.
Alida lächelte schwach. „Lilliana? Das Leben oder wenn du so möchtest Unleben ist manchmal nicht so einfach, nicht schwarz und weiß. Und Dinge, die geschehen sind lassen sich nicht ungeschehen machen. Er ging in den Osten... Ich habe viele Nachforschungen nach ihm anstellen lassen und eines weiß ich mittlerweile sicher: Diesen Jungen von damals gibt es nicht mehr. “
Vorsichtig, so das Alida sieht leicht kommen sieht, legt sich die rechte Hand von Lilliana auf die Schulter der Tzimisce und drückt sie leicht. "Gib nicht auf, Alida van de Burse. Gib dich und gib eure Liebe nicht einfach so auf. Irgendwo tief in ihm ist dieser Junge von damals noch und er wartet auf dich. Er wartet auf die Nacht deiner Rückkehr." die Stimme von Lilliana wurde mehr und mehr ein wispern, doch noch war die Ehrlichkeit und kein Zweifel zu erkennen.
Alida sah die Toreador fast ungläubig an. Sie schien einen Moment zu überlegen, ihre nächsten Worte abzuwägen. „Was glaubst du, Liliana, geschieht mit einem Feind des Ostens wenn er sich quasi in die Höhle des Löwen begibt. Was glaubst du, würde mit mir geschehen, wenn ich nach Moskau oder Minsk oder was weiß ich nicht marschieren würde? Glaub mir, er war dort noch weniger gern gesehen als ich…“
"Ich habe es bemerkt Alida, oder zumindest gehört. Der Tzimisce in der Schlacht, er nannte deinen Namen, er spie ihn fast aus, was gerade für ein Mitglied des eigenen Clans doch sehr ungewöhnlich erscheint." Lilliana nahm die Hand wieder von Alida herunter. "Ich bin weder blind noch taub was meine Umgebung um mich herum betrifft, aber ich habe Vertrauen zu den Leuten mit denen ich bereits so viele Jahre meines Unlebens verbracht habe. Ja, ein wenig erscheint es mir sogar, als würden wir beginnen brüderliche und schwesterliche Gefühle zu entwickeln, auch wenn ich so manches Mal Lucien..."Lilliana schüttelte lächelnd den Kopf und wurde dann aber wieder schnell ernst. "Sollte deine Liebe wirklich in deinem absoluten Feindesland sein, so kann man ihm nur gratulieren und gleichzeitig mit dem Kopf schütteln. Aber anders herum gefragt, was macht dich sicher, dass du, der "Feind des Ostens...?" nicht wieder hier Besuch von deiner Verwandtschaft bekommst?"
Alida schüttelte den Kopf, sah Liliana mit fast gefühlslosem Gesichtsausdruck an. Ihre Worte waren leise und eisig. Genauso wie ihr Blick, der sich in die Augen der Rose zu bohren schien. „Liliana? Willst du es nicht verstehen? Der, von dem ich rede ist tot! Vernichtet! Asche!“ Sie atmete tief ein und seufzte dann lang. Dann legte sich ein boshaftes Lächeln über ihre Züge. „Was mich so sicher macht, dass sie nicht wiederkommen? Sie haben jämmerlich verloren als sie versucht haben die Stadt zu erobern. Hunderte von Soldaten sinnlos in den Tod geschickt, kostbare Ressourcen, die sie an anderer Stelle im Osten dringend benötigt hätten vergeudet. Leif und ich haben ihre geliebte Schlachtmaschine Volgar in tausende kleine bröckelige Fleischteilchen zerlegt und ich habe es geliebt. Jeden Pfeil! Jeden einzelnen Schwerthieb, den ich in sein untotes Fleisch gerammt habe, sein untotes Blut in meinem Gesicht, seine Asche zwischen meinen Fingern“ Das Lächeln wirkte fast wie eingemeißelt.
Man merkte das der Toreador noch etwas auf der Zunge lag, aber sie schüttelte nur noch einmal den Kopf und schluckte den Gedanken herunter. Die deutlichen Worte hatten sie überzeugt und ihre eigenen waren erst normal, dann nur noch ein nachhallendes Wispern. "Das ist sehr schade...sehr schade." Ihr Blick wanderte in Richtung der Stadt, die sie aber von ihrer Lage nicht wirklich sehen konnte. "Ich denke mit dieser Aktion haben du und Leif tatsächlich Eindruck geschunden und ich nehme auch nicht an, dass sie sofort zurückkommen werden, wenn sie Meldung im Osten gemacht haben. Aber auch Volgar wurde gezeugt Alida. Deswegen könntest du einmal mehr in den Fokus geraten, denn die Wahrheit wird nicht im Osten so ankommen, wie sie hier geschrieben wurde."
Alida lachte tonlos und fast mit so etwas wie Gehässigkeit auf. „Volgar wurde gezeugt, das ist richtig. Und ganz sicher mit Liebe und Zärtlichkeit zu dem gemacht, der er war.“ Sie seufzte und ihr Ton wurde wieder ruhiger, fast traurig. „Nein. Volgar war nichts weiter als eine wertvolle Schlachtmaschine. Aber wenn man so etwas Kostbares in die Schlacht schickt geht man das Risiko ein, dass sie zerstört wird. Vorerst werden sie nicht kommen und ich bezweifle, dass sie es wieder versuchen werden. Ich werde gehen, so wie du.“ Sie schenkte Liliana ein ehrliches Lächeln. „Wenn du jemanden brauchst, der auf deine Kleine aufpasst: Du kannst auf meine Familie und mich zählen. Und auf Frederik. Sie könnte gerne derweil bei uns wohnen. Mädchen werden in meiner Familie genauso unterrichtet wie die Jungen und Marlene und meine Wenigkeit sind ja dir bekannte Beispiele dafür, dass die Frauen bei uns nicht dazu neigen brav hinter dem Herd zu stehen und den Männern die Arbeit zu überlassen.“ Sie lachte.
Lilliana lachte synchron mit Alida eine Weile mit, ehe beide Frauen wieder aufhörten und Lilliana den Blick der Frau neben ihr auffing. "Du hast dich also doch schon entschieden Alida? Was werden wir beide wohl wiederfinden, wenn wir die Männer hier allein lassen?" obwohl es einen witzigen Ton hatte, war ihr Unterton mit Sorge besetzt.
„Ich hoffe doch eine gut florierende Stadt, in der es den Menschen gut geht. Immerhin hatten sie ja genug Zeit zum von uns Lernen.“ Sie lachte. „Nein. Scherz beiseite. Die Kainiten in dieser Stadt verfügen über viele gute Eigenschaften und eine Menge Potential. Und zu guter Letzt bestimmen wir eh nicht wirklich. Dafür müsste man schon alle Adeligen und Mächtigen in dieser Stadt an sich geghult haben.“ Sie lachte erneut. „Die Menschen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Wir können ab und an versuchen in die ein oder andere Richtung zu lenken, aber eigentlich machen wir uns doch etwas vor, wenn wir uns einbilden, wir hätten wirklichen Einfluss, oder? Es wird schon alles gut gehen und wenn nicht kommen wir halt verfrüht wieder und schauen, wo sich noch was richten lässt.“ Sie kaute kurz auf ihrer Unterlippe. „Frederik wird die Angelegenheiten der Familie van de Burse vertreten. Ich würde mich freuen, wenn ihr irgendwann Freunde werden könntet. Er hält viel von dir.“
"Soweit, das einer alleine alle Mächtigen ghult, soweit würde ich es nicht kommen lassen Alida, aber wer kontrolliert das schon wirklich?" Lilliana seufzte laut auf und sagte mehr zu sich. "Es muss sein." dann drehte sie sich wieder zur Seite. "Frederik ist etwas...ungestüm." sie lächelte ehrlich und grinste. "mein Haus ist ein offenes Haus und gerade Mitglieder meines eigenen Clanes dürfen es gerne betreten. Aber Marie..."und damit sah Lilliana zum wiederholten Mal in die Richtung des Kindes. "Witze betreffend Marie und ihrem Tod oder Prognosen auf Grund ihres ungestümen Wesens werden von mir generell negativ aufgenommen. Versteh mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Frederik, im Gegenteil, es freut mich, was aus ihm geworden ist, bedenkt man, das was er schon erleben musste und ich sehe viele Anlagen bei ihm, bei deren Umsetzung er wahrlich ein gutes Händchen hat, aber wie schon erwähnt. Dieses ungestüme...vielleicht werde ich einfach nur zu alt Alida." Lilliana lachte laut auf.
Alida sah sie irritiert an. „Er hat Witze über ihren Tod gemacht? Das kann ich mir absolut nicht vorstellen. So makaber ist Frederik eigentlich nicht… Vielleicht gab es da ein Missverständnis zwischen euch?“ Sie sah Liliana etwas schief von der Seite an. „Und es tut mir leid, dir mitteilen zu müssen, dass die Ausrede mit dem älter werden für dich nicht gilt.“
Lilliana lachte erneut auf. "Ich werde es verschmerzen, das muss dir nicht leid tun, aber Alida" und jetzt klang sie wieder ernster. "wir sind nicht mehr die, die wir einst zusammentrafen und das ist auch gut so." Lilliana schloss genießend die Augen. "Das hier, hätten wir schon mal viel früher machen sollen, einfach mal reden, die Zeit verstreichen lassen und in den sternenklaren Himmel sehen." Lilliana ging nun komplett nach hinten und legte ihren Kopf auf die Decke "es werden auch wieder Zeiten kommen, da werde ich mich an das hier erinnern." sie wartete ab und ließ die Worte im Raum stehen und wieder verschwinden, lauschte nur dem Rascheln. "Wie siehst du die heutige Nacht?"

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Wieder ein Grinsen. „Sternklar, würd ich mal sagen. Überleg dir das mit dem Abreisen gut, Liliana. Du wirst hier gebraucht. Die Kleine braucht dich. Und wenn dich Will liebt und du Angst hast ihn zu verlieren, dann behalt im Hinterkopf: Er wird zu dir zurückkommen. Sonst würde er dich nicht lieben. Zu seiner Zeit. Wenn er es für richtig hält.“ Sie tat es Liliana gleich und legte sich erneut auf die Decke. „Und solltest du dich doch entscheiden zu gehen: Marie wäre bei uns in den Monaten gut aufgehoben.“
"Ich danke dir Alida für dein großzügiges Angebot bezüglich Marie und glaube mir, ich werde es mir überlegen, aber zunächst muss sie mit mir gehen." Lilliana hörte das Rascheln, als sich die Tzimisce ebenfalls hinlegte. "aber so wie du, werde auch ich zurückkehren, hierher, hier in diese Stadt, die wir begonnen haben Heimat zu nennen."
Alida drehte sich leicht zu Liliana. „Beantwortest du mir eine Frage? Was liebst du an Will Adale?“
Lilliana schloss die Augen, während sich in ihrem Gesicht ein liebevolles Lächeln ausbreitete. "Sein Charakter, seine liebevollen Gesten, nicht auffällig immer verhaltend, seine Überzeugung, seinen Willen, seine Augen, wenn er mich ansieht, seine Worte "Prinzessin"." Sie öffnete die Augen wieder und drehte sich nun auch zu Alida. "Es ist diese Mischung, dieses Band tief in mir, ich fühle mich anders in seiner Gegenwart, stärker, eins mit ihm, ohne dass ich durch eine Disziplin verbunden bin Alida. Für mich ist es die Liebe, merkwürdig, dass ich sie erst jetzt fand."
Alida lächelte. „Du hast wohl einfach lang auf den Richtigen warten müssen. Ich denke, er vergöttert dich und allein deshalb wird er zurückkommen.“
"Weißt du das Alida mit absoluter Sicherheit?" Lilliana hatte sich wieder von der Seite auf den Rücken gedreht. "Ich dachte zunächst so wie du. Ich müsste ihn ziehen lassen, er hatte seine Gründe und oh ja, es ist ihm verdammt schwer gefallen. Ich dachte ich darf nicht an mich denken, erst die Menschen...doch meine Gefühle...sie zerren an mir, lassen mich nach ihm sehnen...ich kann nicht, ich fühle mich so...nicht eins Alida, ähnlich wie du nun. Die Entscheidung haben wir nun beide getroffen." sie wartete ab, ehe sie weiter sprach. "wo wirst du hingehen? Werden wir in Kontakt bleiben können?"
Alida nickte langsam. „ich gehe nach Genua. Genua ist eine mächtige Stadt am Mittelmeer, einflussreich und wohlhabend. Ich habe dort dank Lucien und Vito die Möglichkeit ein Handeskontor zu eröffnen.“ Sie schmunzelte. „Die Stadt ist fast Tzimiske frei. Die Prinz dieser Stadt, eine etwas skurrile Frau, die von allen nur Baronessa genannt wird, hat aufgrund einer kleinen Privatfehde mit einem Tsimiske der toskanischen Stadt Pisa eine Abneigung gegen den Clan der Unholde und hält alle aus ihrer Domäne fern aber dank unserer Freunde macht sie für mich eine Ausnahme.“ Sie atmete tief ein. „ich hoffe, ich kann mich in den nächsten Jahren auf das konzentrieren, was ich wirklich kann: Handel und Wandel. Es ist sicherlich nicht schlecht mein Gesicht mal ein paar Jahre aus diesen Straßen fern zu halten.“
Lilliana nicke leicht, was Alida aber nicht erkennen konnte. "Interessant Alida. Eine Stadt mit einer Baronessa, die nur für dich eine Ausnahme macht. Allerdings liegt Genua näher am Osten als Brügge. Bitte pass auf dich auf, denn ich bin sicher diese Kunde wird sich verbreiten."
Alida fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. „Der Fleischformer, der Balduin zu seiner eigenen Gestalt zurück verholfen hat, hat dies zu seiner Bedingung gemacht. Eine Ausnahmeregelung für sich, bewirkt durch die Fürsprache unserer Brügger Verbündete. Vito war so freundlich diese Regelung auf mich ausweiten zu können.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Züge. „Auf unsere Leute ist Verlass.“
"Vito. Er war nur kurzweilig hier, aber das er das getan hat." Lilliana hatte erst nach einiger Zeit wieder zu reden begonnen, dann aber erklangen ihre Sätze klar und ernsthaft, während ihr Blick weiter gen Sternhimmel ging. "Wir haben ihn nicht mehr finden können dort, wo du Erde ihn verschlungen hat, aber das weißt du. Seitdem frage ich mich, ob er nicht doch überlebt hat und wenn ja, was für Gedanken ihn umhertreiben."
Alida nickte. „Ja, ich wüsste auch gern, ob er noch unter uns weilt. Irgendwo…“
"Gibt es denn eine Möglichkeit das zweifelsfrei festzustellen Alida? Ich meine mit meinen Fähigkeiten weiß ich, dass das nicht machbar ist, aber vielleicht hast du eine Idee...?" kam es wiederum von Lilliana.
Sie zuckte nur mit den Schultern, schüttelte dann den Kopf. "Nein, ich habe keine Ahnung. Aber falls er noch lebt scheint er nicht gefunden werden zu wollen und dabei sollten wir es belassen, denke ich. Vielleicht sollten wir aufbrechen?“
Ein leichtes Klatschen, zweier Hände, dann richtete sich die verursachende Person auch schon auf. "Zwei Frauen ein Gedanke!" Lilliana lachte noch einmal auf. "Marie muss auch ins Bett, auch wenn sie inzwischen lieber nachts aufbleibt um länger bei mir zu sein." Lilliana erhob sich und aktivierte ihre Augen und Ohren mit denen es ein leichtes war die beiden Spielkameraden zu entdecken und danach aufzufordern ihr Spiel zu beenden und zurück zu kommen. Marie sah gerötet und leicht verschwitzt aus und auch Cato sabberte etwas mehr als gewöhnlich. "Für heute ist genug getobt ihr zwei. Es geht wieder zurück!" leichtes murren der Kleinen war trotzdem zu vernehmen, denn das Spiel hätte auch noch bis zum Morgen gehen können, aber Lilliana schob sie lachend weiter in Richtung der Pferde.
Alida folgte ihr, tätschelte Cato kurz den klobigen Schädel und ritt dann neben Liliana Richtung Brügge. Schließlich, an den Toren der Stadt wurde es Zeit sich zu verabschieden. „Liliana. Ich danke dir für das Gespräch. Es wird Zeit, dass ich nach Hause komme. Vielleicht kann ich Marlene ja noch für eine Übungsrunde im Bogenschießen begeistern. Ich wünsche euch beiden eine gute Nacht.“ Sie sah zu dem Kind, das vor Liliana auf dem Sattel saß. „Marie? Du bist immer gern im Haus meiner Familie gesehen. Sei unser Gast wann immer dir danach ist.“ Dann blickte sie zu Liliana. „Denk an das, was wir besprochen haben.“ Sie grinste breit. „Und vielleicht gibst du Frederik noch eine Chance? Ich bin mir sicher, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt haben muss.“
Marie klatsche auf dem Pferd vor Lilliana in die Hände und rief in kindlicher Freude laut aus "Oh ja, dann spiele ich wieder mit Cato!" Lilliana wiederum zog das bekannte Gesicht einer besorgten Mutter, ehe sich ihre Mimik wieder glättete. "Frederik ist wie erwähnt willkommen. Gib ihm einfach nur den Hinweis ein wenig aus seiner Dynamik rauszunehmen." Lilliana lenkte ihr Pferd in eine andere Richtung ließ Tarpas aber nochmal anhalten. "Eine angenehme Nacht Alida, eine ruhige Reise und...wir werden uns wiedersehen!" dann ließ sie Tarpas wieder in den Trab gehen und das sich entfernende Hufklappern unterstrich das Ende ihres gemeinsamen Abends.
„Pass auf dich auf“ hörte Liliana noch von hinten, dann war es still.

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BeitragVerfasst: Mo 13. Jul 2015, 12:33 
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Mehrere Tage und Nächte zogen nach ihrem Gespräch mit Lilliana über die Stadt Brügge, Zeit die verging, aber was war schon Zeit für einen Kainiten? Die einzige Auffälligkeit war, dass es keine Auffälligkeit gab, außer dass die Rose tatsächlich die Stadt mit dem Großteil ihres Gefolges verlassen hatte. Auch Marie war zunächst Teil dieses Trosses, würde aber schon bald zurückkommen, um einen Teil des Haushaltes von Alida zu werden…sofern das Angebot der Tzimiske noch stand. Das Haus der Lady von Erzhausen war aber nicht verweist, denn schon bald sah man eifrig Handwerker dort arbeiten, deren Aufsicht Michel, der Ghul von Lilliana hatte. Ein weiterer Hinweis auf ihre Rückkehr?

Alida erwartete heute ein Schiff aus Italien, Genua, dass Olivenöl in Fässer, sowie gegerbtes Leder geladen hatte, dass zwischengelagert wurde, ehe es zu weiteren Häfen transportiert oder an Händler verkauft wurde. Auf Grund seines sehr hohen Wertes wurde es bis zur Löschung seiner Ladung gesondert bewacht, was bereits seit der Ankunft im Hafen von Brügge am Nachmittag seit einigen Stunden erfolgte. Der Kapitän, der „Angelo“ ein alter erfahrener Seemann stopfte sich in aller Ruhe bereits zum dritten Mal seine Pfeife und murmelte in seinen Bart. „Zwei Mann verloren beim Unwetter in der See, nur mit Glück diesen Kriminellen Freibeutern entkommen und keiner der sich darum wirklich kümmert. Ich sachs ja immer wieder. Frei macht nur die See.“

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Im Haus von Alida herrschte auch heute wieder geschäftiges Treiben, Leute kamen und gingen. Cato war heute unruhiger als sonst, ihm gefielen die verschiedenen Gerüche überhaupt nicht und das Fressen, das ihm eines der Familienmitglieder hingestellt hatte, hatte er noch nicht mal im Ansatz angerührt, sondern sich stattdessen demonstrativ hingelegt. Nur seine Augen verrieten die volle Wachsamkeit des großen Hundes.

Die Anweisungen von Alida das Zimmer von Alissa bei Nacht abzuschließen hatten zumindest bis jetzt geholfen, denn es waren aus dem Kontor keine weiteren Vorfälle gemeldet worden, aber die Ghulin benahm sich immer unberechenbarer und erste Stimmen erhoben sich leise und grummelnd oder besorgt. Nachdem Alissa zum erneuten Male schlecht geworden ist, war sie in den frühen Abendstunden selbstständig und mit Begleitung einer Wache zum Hospital gegangen, während die Köchin mit ihren Gehilfen die Küche reinigte und leise mit sich selbst sprach: „Wanneer zou een vriend...” Auch Georg, der Verwalter, machte sich Sorgen und er beschloss die Abwesenheit von Alissa auszunutzen, um mit Alida über das Vergangene zu reden. Er wusste er würde sie in ihrem Zimmer finden und neben den familieninternen Angelegenheiten hatte Georg auch Papiere mitgebracht, die schlechte Nachrichten verkündeten. Freibeuter hatten eines der Handelsschiffe angegriffen, ausgeraubt und aufgerieben. 16 Seeleute waren gestorben. Die Route nach Hamburg war im Moment nicht sicher und die dafür zuständigen Adligen besaßen wegen dem Krieg nicht die Mittel und die Leute dies in naher Zukunft zu ändern. Georg wollte daher vorschlagen, dass das Kontor auch über andere Wege beispielsweise über Land nachdenken sollte.


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BeitragVerfasst: Di 14. Jul 2015, 08:58 
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Alida saß über die Papiere zur Löschung der Fracht aus Italien gebeugt, die sie später mit Frederik und Alyssa durchgehen wollte. Sie sah fast ein wenig überrascht von den Unterlagen, in die sie vertieft gewesen war, auf als sie bemerkte, dass Georg eintrat

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Ein Lächeln überzog ihr Gesicht beim Anblick des alten Freundes. Obwohl er versuchte ein freundliches Gesicht zu machen, sah sie den besorgten Ausdruck in seinen Augen.
„Alles in Ordnung, Georg?“ Sie verzog grübelnd den Mund und hörte sich seine Ausführungen bezüglich der Freibeuter genau an. Sie nickte bei seinem Vorschlag, die Waren in Zukunft über den Landweg zu transportieren, wollte die Angelegenheit jedoch am Ende des Abends mit ihren Vertrauten Frederik, Marlene, deren Vater Christian, Alyssa und Georg gemeinsam thematisieren. Sie selbst vertrat eher die Ansicht, als Bewohner der niederen, flachen Lande seien sie ausgezeichnete Seefahrer und sollten sich nicht auf den Landtransport spezialisieren. Wenn nötig wäre es sicher möglich die Schiffe besser zu bemannen und zu bewaffnen oder eventuell mehrere Schiffe als gemeinsamen Zug fahren zu lassen. Sie bat Georg Boten zu den anderen wichtigen Handelsfamilien zu schicken, um sich zu erkundigen ob es diesen derzeit ähnlich erging.

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BeitragVerfasst: Do 16. Jul 2015, 17:07 
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Georg setzte sein ihm typisches Lächeln ihr gegenüber auf und erläuterte, dass die entsprechenden Boten bereits zu den Handelshäusern unterwegs waren und er bereits mit ein einigen befreundeten Händlern und Seefahrern über dieses Problem gesprochen hatte. Nur so erhielt man weitere Informationen, immerhin war das eigene Schiff gesunken. Es war Zufall, dass es dieses Mal ein Schiff der van de Burse traf, aber die Überfälle in dieser Region hatten auch so zugenommen, immer andere Schiffe aber nur in den seltenen Fällen schafften es einzelne Seemänner dem zu entkommen. „Die verbreiten dann Gerüchte, die werden dann ausgeschmückt und am Ende hat Gottes Hand persönlich das Schiff zerstört…was mich zu etwas anderem bringt.“ Georg seufzte auf. „Ich finde Lydia ist eine sehr würdige Nachfolgerin ihrer Mutter Annie… und ihr Haferbrei, den sie mit geheimen Zutaten verfeinert ist ein wahrer Gaumenschmaus…“ er schleckte sich kurz über die Lippen „aber deine Großnichte, so gerne ich sie auch habe…in Tränen auszubrechen, vom Tisch aufzustehen…sag mir, ich weiß, von deinem Blut kann das nicht kommen, aber…es ist wie ein nicht greifbarer Schatten Alida…sie rannte nur noch und schrie jeden an, er solle sie in Ruhe lassen…ich blicke da nicht durch“ Georg schüttelte den Kopf. „Christian hat mit ihr geredet, ihr den Kopf gewaschen, aber das war nicht nötig, so schnell wie sie dann wieder in die Küche zurück ist und sich bei Lydia entschuldigt hat…und Lydia, die weiß langsam nicht mehr genau was Alyssa mag…scheinbar mag sie jetzt halbrohes Ziegenfleisch…musste dann aber wieder brechen…jeder hat sie gewarnt…“


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BeitragVerfasst: Do 16. Jul 2015, 21:24 
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Alida schüttelte den Kopf. Von allen Van de Burse war Alyssa diejenige mit dem kühlsten Kopf, fast etwas zu distanziert, zu realitätsliebend, zu logisch. Eine Van de Burse mit dem logischen Verstand ihrer geduldigen Schwester Maria gesegnet… manchmal etwas melancholisch wie ihr Bruder Balduin, aber was in der letzten Zeit vor sich ging, war für sie absolut unverständlich. „Ich hab keine Ahnung, was mit ihr los ist… Manchmal hab ich Angst, dass sie unter den unguten Einfluss eines anderen Kainiten gelangt ist, von jemand, dessen Ziel es ist uns oder mir zu schaden.“ Sie sah zu Georg hoch. „Ich hab nicht so recht eine Ahnung, was ich machen soll. Verdammt, Georg. Das ist Alyssa. Zu ihr gehen und sagen, sie solle sich zusammen reißen? Das Einzige, was ich in den letzten Jahrzehnten zu ihr gesagt habe war, dass sie ab und zu mal kurz den Verstand ausschalten, raus gehen und das Leben genießen soll.“ Sie seufzte.
Georg setzte wieder das für ihn so typische Lächeln auf. "Hat sie auch mal gemacht in den vergangenen Monaten. Mal ab und zu weggewesen, zwar nit viel und Leben genießen sieht auch noch anders aus, aber es kommt. Aber das trägt nit dazu bei und wenn ihr nen Kainit den Kopf verdreht hat, tja, das werden wir wohl bald sehen. Nu denn, ich geh mal wieder, wenn Alyssa wieder hier auftaucht, soll ich sie zu dir schicken?" Seine fragenden Augen blickten sie an und sie sah ihm an, dass es hier zwei Antworten gab. Ihm waren beide recht, aber es war ihre Entscheidung.
Die blonde Frau sah ihn fragend an. „Wo ist sie denn?“
Georg macht ein überraschtes Gesicht und murmelte leise "unverständlich ausgedrückt" er räusperte sich und redete dann wieder lauter "sie ist selbstständig und in Begleitung einer Wache nochmal beim Heiler, müsste aber bald wiederkommen. wenn man halbrohes Ziegenfleisch beinahe schon schlingt...sah komisch aus... na ja und dann ist das passiert, was mit halbrohem Fleisch passiert...die Sträucher oder das grüne Dings da draußen hat sich über den Dünger gefreut, selbst Cato hat mal aufgeblickt."
Alida presste die Handflächen auf die Tischplatte und drückte sich nach oben. „Es reicht. Ich geh zum Hospital. Ich will wissen, was da los ist. Vielleicht ist Leif ja da und hat ne Idee.“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. „Danke, Georg. Ohne dich wären wir längst den Bach runter gegangen.“ Sie schmunzelte, war sich des Wahrheitsgehalts in ihren Worten jedoch sehr wohl bewusst
"Ach quatsch, wir halten einfach nur zusammen wie Pech und Schwefel." Er klopfte ihr einmal auf die Schulter und verließ das Zimmer. Alida konnte sich ohne Umstände auf den Weg zum Hospital machen. Sie kannte den Weg und wusste in welchen Straßenecken es für sie als Frau gefährlicher werden konnte, aber da das Hospital in der Nähe der Hauptstraße stand war das kaum von Bedeutung und wenn sie Cato mitnahm war die Straße eh etwas leerer als gewöhnlich. Der Hund hatte sich auch sofort von seinem Platz erhoben, wo er die ganze Zeit flach gelegen hatte, auch wenn Alida schnell sah, dass das Fressen von ihm nicht angerührt aussah.
Alida hatte Cato zwar nicht jeden Tag beobachtet und der Hund sah ansonsten immer noch wohlgenährt aus, aber sie hatte das Gefühl, dass sein verschmähtes Essen, zumindest was den heutigen Abend angeht, wohl mit der Abreise eines kleinen Mädchens zusammenhing, an der ihr Hund wohl einen großen Narren gefressen hatte. Sie erreichte das Hospital an dem es an diesem Abend anscheinend schon etwas ruhiger zuging. Von drinnen erklangen nur vereinzelt leise Stöhnlaute nach draußen, sie hörten Türen auf und zu klappen, einmal etwas fester als gewöhnlich und dann eiligere Schritte auf dem Boden. Cato legte sich ohne Aufforderung vor dem Eingang an der linken Seite ab. Er war schon öfters hier und hatte gewartet bis seine Herrin wieder herausgekommen war. Sein Blick würde ihr folgen, bis sie das Hospital durch eine der Türen betreten hatte. Innen herrschte nicht mehr dasselbe Bild wie vor Wochen, es waren langsam wieder die alltäglichen Krankheiten und Verletzungen, die in einer so großen Stadt wie Brügge nun mal auftraten. Eine ältere Frau mit resoluter Ausstrahlung kam ihr entgegen. Ihre Kleidung, an der leicht Blutspritzer zu erkennen waren, zeigten Alida, dass sie hier eine Ordensfrau vor sich hatte, die die Kranken mitversorgte. "Sind sie krank oder haben sie eine Verletzung" es erklang ungewollt etwas ruppiger, aber die Augen sahen sie liebevoller an und sie hatte schon begonnen Alida zu taxieren.
Alida sah die Nonne direkt an, deutete jedoch eine kleine Verbeugung an. „Verzeiht, Schwester, dass ich zu so später Stunde das Hospital aufsuche. Eine Base von mir, Alyssa van de Burse, hat vor kurzem eure Hallen aufgesucht. Ich wollte nach ihr sehen.“
"Oberschwester Maria" erklang es dann automatisch abgespult von ihr auf die Vorstellung. "Ihr sagtet eure Base war heute hier gewesen. Könntet ihr sie beschreiben?"
„Alyssa van de Burse. Sie war bereits des Öfteren hier. Klagt seit langem über Übelkeit, Schlafwandeln, ausgesprochene unverständliche Stimmungstiefs… ungefähr meine Größe, braunes Haar, graue Augen.“ Sie war ein wenig erstaunt. Kannte die Nonne ihre Patienten nicht?
Die Oberschwester überlegte kurze Zeit, schüttelte dann aber den Kopf. "Von den Kranken, die hier liegen passt keiner auf eure Beschreibung, aber bin auch erst seit einer halben Stunde im Dienst. Die Nonne drehte sich um, erblickte jemanden und hieß Alida freundlich hier warten, während sie ihre Schritte in Richtung einer anderen Nonne setzte und sich leise und wispernd mit ihr besprach. Die Blicke wanderten kurz in Richtung Alida, dann entfernte sie sich wieder von ihrer Ordensschwester und kam zurück. "Nun, eure Base war hier und sie scheint vor etwas mehr als einer halben Stunde etwas überstürzt aufgebrochen zu sein. Der junge Mann, der mit ihr kam als Bewachung musste von uns von ihrem Verschwinden aufgeklärt werden und war dann ebenfalls sehr schnell weg, allerdings sehr blass um die Nase, wie mir Schwester Agnes eben sagte. Aber ich bin sicher eure Alyssa van de Burse ist auf schnellstem Wege zum Kindsvater um ihn die frohe Botschaft mitzuteilen." Die Nonne schaute vergnügt in die Augen von Alida.
Alida schluckte schwer. Wenn Alyssa tatsächlich solche Geheimnisse vor ihr hatte, dann musste etwas ganz gewaltig im Argen sein. Irgendetwas musste gewaltig falsch laufen. Sie riss sich zusammen, atmete tief ein und streckte die Schultern durch. Wieder verbeugte sie sich leicht. „Habt Dank, Oberschwester Maria. Richtet Leif Thorsson bitte meine Grüße aus.“ Mit diesen Worten wandte sie sich um, trat nach draußen und pfiff leise durch die Zähne. Sie wusste, Cato würde gleich bei ihr sein. Sie strich dem Ungetüm kurz liebevoll über den klobigen Schädel. „Cato? Such Alyssa!“ Sie wusste das Tier besaß eine seltsame Intelligenz und sie war in der Lage sich über mehr als eine Art mit ihm verständlich zu machen.
Die Nonne lächelte Alida an und versprach dem Heiler ihre Grüße auszurichten, wenn sie ihn heute Nacht sehen würde. "So fleißig wie er ist unser Heiler. Er gönnt sich kaum Pausen ist bei den Kranken. Wir können uns froh schätzen ihn zu haben und das er bei uns bleibt. Nicht wie der andere Heiler, der plötzlich verschwunden ist." Damit war Alida dann auch entlassen. Draußen kam Cato sofort an ihre Seite, schwanzwedelnd. Der Name und der Befehl folgten und er ging auf Suche. Dies war sein Spezialgebiet. Die Nase tief am Boden führte Cato Alida weg vom Hospital, machte Kreise, hielt mal an einer Seitengasse an und führte sie zunächst zum Hafen, dann wieder ins Händlerviertel und dann zurück zu einer Stelle, an der man das Anwesen der van der Burse gut im Blick hatte. Dort verblieb er einen Augenblick länger, dann wendete Cato wieder, während die Nase noch immer tief am Boden. Man könnte meinen, er vergräbt sich gleich dort hinein. Am Ende führte Alida die Spur zu einem kleinen Haus etwas am Rande der Stadt, was Alida leicht als das Wohnhaus von Balduin van de Burse identifizierte. Innen brannte etwas gedämpftes Licht, was für diese Nachtzeit doch ungewöhnlich war.
Alida blickte etwas erstaunt drein, streichelte Cato gedankenverloren über das Fell. „Gut gemacht, mein Bester.“ Sie biss sich in den Finger und ließ den Hund die Blutstropfen, die sie auf der anderen Handfläche auffing, ablecken. Sie wusste, was das Ungetüm wollte. Das seltsame Geschöpf aus Emilians Zucht.
Während Cato sich dem Haus weiter näherte, hörten sowohl er als auch Alida deutlich Schritte, zunächst auf Gras, dann auf Kies, da Cato für einen Moment länger mit dem Schnüffeln beschäftigt war, konnte Alida die dazu entsprechende Person vor ihm sehen. Sie entfernte sich mit raschen Schritten, eilig rennend und Alida erkannte durch den Schein des Mondes die Rückenansicht von Alyssa.
Kopfschüttelnd ging sie Alyssa langsam hinterher und gab Cato den Befehl an ihrer Seite zu bleiben. Sie versuchte so leise wie möglich zu sein, sich so weit es ging im Hintergrund zu halten um nicht bemerkt zu werden. Sie verstand, dass Alyssa solche Nachrichten zuerst ihrem Bruder mitteilen wollte, aber dennoch war das Verhalten der jungen Frau mehr als merkwürdig.
Alyssa rannte und rannte, sie schaute nicht zurück und ihr Vorsprung schmolz wobei Cato an Alidas Seite blieb, würde sie ihm den Befehl geben könnte er definitiv sie schneller stellen, allerdings nicht auf sanftmütige Weise. Alida war sich irgendwann sicher, dass Alyssa kein bestimmtes Ziel hatte, sondern einfach nur weg wollte. Weg von ihr, sie musste sie gesehen haben am Haus.
Alida blieb stehen, schüttelte wie so oft an diesem Abend den Kopf. Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe und zeigte schließlich in die Richtung in die Alyssa verschwunden war. „Such Alyssa, Cato. Und pass auf sie auf!“ Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und schritt den bekannten Weg zurück nach Hause.

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BeitragVerfasst: So 19. Jul 2015, 13:49 
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Der Rest der Nacht verging. Alida war ohne weitere Umstände wieder alleine zu ihrem Zuhause zurückgekommen, auch wenn ihr auf der Straße nun deutlich mehr Menschen, alles betrunkene Männer, entgegenkamen und sie das ein oder andere Mal mit einem billigen Spruch konfrontiert wurde. Jene die aufdringlich wurden, konnten schnell weggeschoben werden. Sie hatte sowieso etwas Wichtigeres zu erledigen.
Daheim in ihrem Zuhause erwartete sie schon Georg, an seiner Seite ein ziemlich zerzaust und mitgenommener Wachmann. Tim war sein Name und beim Anblick Alidas erzitterte er wie Espenlaub, senkte den Kopf tief und blickte gen Boden. Georg übernahm das Reden für ihn, nachdem er merkte, dass der Junge wohl nicht in absehbarer Zeit gegenüber Alida etwas sagen konnte ohne zu stottern oder gleich in Tränen auszubrechen. Der Knabe wäre eingeteilt gewesen und hatte Alyssa ins Hospital begleitet und dann im Hospital verloren. Er hätte sie danach versucht alleine zu finden um seinen Fehler, seine Unachtsamkeit wieder gut zu machen, aber er hatte keine Spur von ihr gefunden. Schließlich war er in vollster Demut wieder zurückgekehrt und erwartete seine Bestrafung. Bei dem Wort Bestrafung hörte Alida wie sich sein Herzschlag beschleunigte und seine Angst war förmlich zu riechen.
Georg trug diese Worte von ihm vor und schaute Alida dabei aus seinen neugierigen, alten Augen an und unterrichtete sie dann weiter, dass Alyssa bislang noch nicht wieder im zu Hause der van de Burse aufgetaucht ist und er gerne einen Suchtrupp zusammenstellen würde.
Doch ob Alida es genehmigte oder abwinkte, Alyssa blieb verschwunden. Ein Tag und eine Nacht verging, dann wieder ein voller Tag und der Beginn der nächsten Nacht. 2 Stunden, 3 Stunden, Alida war schon längst wach und wieder spürte sie die Betrübnis. Ein Mitglied der Familie war verschwunden, schwanger und allein beziehungsweise von Cato beschützt, aber ein Mitglied wollte nicht bei allen anderen sein. Lydia hatte geweint und selbst Balduin,der von dem nächtlichen Besuch seiner Schwester wegen seines Ausnüchterns nicht viel mitbekommen hatte, wusste inzwischen Bescheid und hatte sich auf die Suche nach seiner Schwester begeben.
Es war von weitem kein komisch aussehendes Grüppchen, dass sich dort zusammengefunden hatte, um durch das nächtliche Brügge zu wandern. Vornweg ein Mann in leichter Rüstung und ein sehr großer Hund an seiner Seite, ohne Leine. Hinten direkt dran eine Frau und ein Mann in normaler Kleidung, beide eng aneinandergeschmiegt, manches Mal stockend in ihrem Fluss. Erst wenn man sich dem Quartett näherte waren Spuren zu erkennen. Spuren im Fell des Hundes, die von einem Biss herrührten, Spuren an den Armen des Mädchens, die mit einem Verband bedeckt waren. Überdies waren ihre Augen vom Weinen geschwollen und gerötet. Bei den beiden Männern machte der vordere den besten Eindruck, leicht grimmig und sehr wachsam, schritt er voran, die Augen auf sein Ziel geftet, währen der Mann bei dem Mädchen etwas vom Schmutz gefleckte Kleidung trug und immer wieder sanft aber bestimmt auf das Mädchen einredete.
„Alida, Alida“ Georg kam für sein Alter verdammt schnell in ihr Zimmer. Seine gesamte Körperhaltung verriet freudige Aufregung. „Die Wachen am Rand des Gebäudes haben Alyssa gesehen. Sie ist in Begleitung von Cato und Balduin und einem weiteren Unbekannten Mann.“


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BeitragVerfasst: So 19. Jul 2015, 18:43 
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a) Zum jungen Wachmann: Alida sah den jungen Wachmann und dann Georg irritiert an. Das Erstaunen schien fast in ihre Züge eingemeißelt. Sie schüttelte ungläubig den Kopf, sah dann den Jungen erneut an. Ihre Stimme war ruhig. „Geh nach Hause, Tim, und nimm dir den Rest des Tages frei. Wenn Alyssas sich nicht von dir nach Hause begleiten lassen wollte, dann ist das ihre Entscheidung. Mach dir da bitte keine Vorwürfe!“ Sie wartete bis der Junge den Raum verlassen hatte und funkelte Georg dann fast wütend an. „Verdammt, Georg. Was soll das, dass du den Jungen hier rein holst und er dann noch was über Bestrafung faseln muss? Wenn Alyssa keine Begleitung will und sich dazu entscheidet allein durch die Straßen zu irren dann ist das so und daran können wir nichts ändern. Und der Grünschnabel kann doch erst recht nichts dafür. Hättest du ihm nicht wenigstens das sagen können? Du kennst mich doch wirklich gut genug?! Seit wann bestrafen wir unsere Angestellten für den Mist, den wir selbst verbocken?“ Sie senkte den Blick und atmete tief und lang aus. „Verzeih mir, Georg,… aber ich verstehe so einiges im Moment nicht.“
b) zum Tross: Die blonde Händlerin sah ihren alten Freund nachdenklich an und kaute, wie sie es stets tat, auf ihrer Unterlippe. Es juckte sie in den Füßen die Treppe hinunter zu hasten und zu schauen wie es Alyssa ging, aber das war nicht ihre Art. “Lass uns runter gehen. Ich hoffe, es geht ihr gut“

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