Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Mo 29. Dez 2014, 22:17 
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15. April
Liliana irrte dunkle Wege entlang. Irgendetwas trieb sie an. Sie wusste, sie musste schneller wandern, laufen, rennen. Aber es war gleich. Sie würde zu spät kommen, dessen war sie sich bewusst. Irgendwo hörte sie das Tropfen von Wasser. Gar nicht fern… wie Regen auf Blätter… war das Regen?
Es war nicht mehr weit.
Die Dunkelheit hatte sie ganz und gar umfasst. Sie tastete sich weiter und verlor dabei wieder Zeit. Sie hatte das Gefühl, dass ihr kalter Schweiß den Rücken hinab ran, aber das konnte nicht ihr, oder? Vielleicht nur die Feuchtigkeit?
Sie fuhr mit den Fingern vorsichtig über die vertrauten Rillen in der alten Steinmauer und betätigte damit den Mechanismus, der die Geheimtür in Bewegung brachte. Sie schwang lautlos auf und gab den Blick in eine niedrige fackelbeschienene Eingangshalle frei. Teppiche an den Wänden und am Boden sorgten dafür, dass sie sofort begann sich zu Hause zu fühlen. Aber dennoch… irgendwie…
Sie ging weiter und bemerkte, dass ihre Schritte langsamer, vorsichtiger, wurden. Sie schob die Tür zu ihrem Schlafgemach auf
Und stand in ihrem Zimmer. Helles Tageslicht brach durch die Fenster und malte an den Stellen, an denen es durch die dünnen Stoffe schien, bunte Farbmuster an die weißgetünchten Wände.
In der rechten Ecke stand ihr Bett mit weichen Decken und Kissen ausgelegt, duftende Blumen hingen zur Zierde darüber. Daneben stand ein großer mit Intarsienarbeiten verschönerter Schrank aus weißem Ahornholz und an der linken Seite ein großer Schreibtisch mit mehreren Büchern. Über einer Waschschüssel mit darüber angebrachtem Spiegel erkannte sie ihr Gesicht.
Dann bemerkte Liliana sie plötzlich: die Gestalt im Schatten hinter dem Schreibtisch. In einen schwarzen Mantel gehüllt. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Trotzdem wusste sie, dass sie beobachtet wurde .Die Gestalt wartete, ließ ihr Zeit ein- und ausatmen.
Dann schlug sie die Kapuze zurück. Sie wusste, wessen Angesicht ihr aus dem Dunklen entgegen blicken würde. Vor ihr stand Leif Thorson, doch sie wusste, dass es nicht Leif war. Ihr Gefühl wusste das, was ihre Augen ihr verschwiegen.
Es war Sebastian von Augsburg
>Es freut mich, dass du hierher gefunden hast. Ich habe lang auf dich gewartet.< Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und auch er trat in das Licht. Vorsichtig hielt er eine Hand in die Sonnenstrahlen und bewunderte das Spiel von Licht und Schatten zwischen seinen Fingern. Er seufzte. >Das Schicksal spielt einem manchmal interessante Streiche, nicht wahr? Dieses warme Gefühl ist so kostbar… und so unerreichbar, nicht wahr? Du hast deine Rolle noch nicht gewählt, Liliana. Feind oder Freund? Ich weiß es nicht. Die Würfel werden eines Tages fallen, nicht wahr?<
Er machte eine einladende Geste Richtung Schreibtisch. >Tritt ruhig näher. Dir wird nichts geschehen. Dies hier ist nichts… ein Sommerhauch… eben noch verspürt, im nächsten Moment dahin geweht. Doch lassen wir die Poesie.< Ein Lächeln breitete sich auf seinen blassen Lippen aus. >Dies ist nichts als ein Traum und dieser Traum wird dich an deine Grenzen führen, so wie Träume es manchmal zu tun pflegen wenn man tränenüberströmt aufwacht und sich nicht erinnert aus welchem Grund einem dies widerfährt, nicht wahr? Geh deinen Weg und du wirst wieder erwachen. Oder bleibe…… Es ist nicht wirklich. Aber um so vieles wunderbarer als die Realität, wenn man wirklich zu verweilen wünscht.<
Der Blick seiner grauen Augen bohrte sich in die ihren. >Dies hier… < Er deutete auf mehrere Gegenstände, die in zarte Seide gehüllt auf dem Schreibtisch lagen. > ist die Auswahl deiner Waffen. Wähle!< Nun stand sie Leifs Blutsbruder direkt gegenüber. Nur die Holzplatte trennte beide voneinander.
Fünf Gegenstände lagen ausgebreitet: mehrere kleine eckige Steine, eine längliche Metallstange, eine Kiste, eine Blume und ein flacher, ungefähr handtellergroßer flacher Gegenstand.
(für weitere Infos bitte ein Wurf auf Geistesschärfe und Aufmerksamkeit 7)
uhelos wandere ich durch die Nacht, etwas mir nicht vertrautes trieb mich an. Ich halte nicht an, gehe nicht die üblichen Wege. Niemand sieht und hört mein Kommen. Wo waren sie alle? Was ist mit ihnen geschehen? Meine Schritte führen mich in mein Gemach und erst hier bleibe ich stehen. Atme einmal aus und ein. Nein, jetzt weiß ich, dass es nur ein Traum sein kann, denn die Strahlen der Sonne fielen schon seit langer Zeit nicht mehr auf meine Haut. Dann bemerke ich ihn, der mir die Zeit gab dieses, sein Werk zu bewundern, ehe er mir seine Maske offenbarte. Warum als Leif Thorson? Weil ich ihn schon am längsten kenne?
Seine Worte füllen den Raum mit einem Ton und erreichen am Ende auch mich.
Ich bleibe stehen, dort wo ich war und beobachte das was er vor meinen Augen macht.
Seine Hand weist auf eine Reihe von Gegenständen, die er als meine Waffen anpreist. Ich sehe sie, so hübsch aufgereiht, doch erkenne ich nicht alles wieder (GS+Aufmerksamkeit: 1 Erfolg), zu viele Waffen benutzte ich schon während meiner Abenteuer.
Ich rühre mich immer noch nicht, wende meinen Blick ab von den aufgreihten Gegenständen, stattdessen sehe ich ihm in die Augen und halte seinen Blick:

"Die Würfel sind schon lange gefallen."
„Dies hier ist dein Traum, nicht mein magisches Werk. Oft trifft man hier in dieser Art von Traum diejenigen zu denen man ein wie auch immer geahndetes emotionales Band geknüpft hat. Ich war vor langem bereits hier und ich habe damals einen Weg aus diesem Traum gefunden. Ich kann dir nun die Richtung zum Ausgang weisen, den Weg musst du selbst gehen.“
Seine Augen fixierten die von Liliana.
Dann schwieg er und betrachtete die Gegenstände. "Ich würde euch den Spiegel oder die Rose emfehlen."
Meine Blicke hielten die seinen, wie er sprach, wie er sich erklärte. Ich überwinde langsam die Distanz lasse achtlos den Tisch mit den Gegenständen hinter mir und strecke meine Hand aus in das Sonnenlicht. Bewundere die Schattenspiele und gebe mich dem Gedanken der Schönheit gefangen. Kein Tier nichts, was sich erhebt. Wie wunderschön. Ich ertappe mich dabei, wie ich es vermisse. Es war der Preis für mein jetziges Leben. Ein hoher Preis.

"Warum seit ihr dann heute Nacht wiedergekommen? Ein Traum bleibt ein Traum. Die Sonnenstrahlen weichen wieder der Finsternis der Nacht und ich werde in meinem Bett erwachen, so wie jede Nacht...so wie jede Nacht."

mein Ton wird unterlegt von einer Warnung, ich kann hier nicht heile Welt spielen und freundlich sein, er ist in meinem Kopf und das nicht schon zum ersten Mal.

"Verschwindet!"
Sebastian nickte.
"Verzeiht. Ich wollte Euch nicht zu nahe treten."
Er sah sie noch einmal lange und nachdenklich an.
"Euer Wunsch sei mein Befehl, Mylady...."
Er wandte sich ab, Richtung Tür und ein Streifen helles Sonnenlicht fiel hinein als er sie öffnete.
"Ihr werdet die richtigen Entscheidungen treffen. Vergesst bitte nur eines nicht: Das was ihr erlebt, was euch verletzt wird euch nicht töten. Es wird euch nur stärker machen."
Er trat noch einen Schritt nach draußen, schien im gleißenden Licht zu verschwimmen, hielt dann noch einmal inne und warf ihr einen letzten Blick zu.
"Das Schwert ist ein Geschenk von Lucien. Vielleicht mögt ihr es zu eurem Nutzen zu verwenden."
Dann wurde Liliana von den Strahlen geblendet. Sie sah erneut die Gegenstände auf dem Schreibtisch: die Rose, den Spiegel und ein silbernes Schwert.
Ich sehe ihm wieder in die Augen. Lange halten wir beide diesen Blick. Sei stark,Tochter des Ritters Christian und der Freifrau Mathe, sage ich immer wieder zu mir selber. Zeige keine Schwäche, dies ist dein Traum.
Er wendet sich ab und in mir wächst der Stolz, mehr und mehr. Er öffnet die Tür, weiteres Sonnenlicht durchflutet meinen ansonsten immer nur durch Kerzen erleuchteten Raum. Freiheit schreit es zu mir, ehe meine Augen das grelle des Sonnenlichtes nicht mehr aushalten wollen. Abwendend von dem Altbekannten streift mein Blick wieder den Tisch. Darauf liegend drei Gegenstände. Rose, Spiegel und das silberne Schwert. Zum ersten Mal betrachte ich sie genauer
Die Rose, sie simbolisiert meinen Clan. Sie ist wunderschön anzusehen und so manch einer, verliebt sich darin. Doch wir besitzen auch Dornen und schlagen kleine Wunden hinein.
Der Spiegel, er symbolisert mein Selbst. Ich sehe ich mich gerne im Spiegel an, sehe was aus mir geworden ist. Ich ermutige oder verdamme andere sich ihr selbst in einem Spiegel anzusehen. Eine gefährliche Waffe, aber sie vetraut zu sehr auf die Eingebung des Bildes.
Das Schwert, Sebastian meinte ein Geschenk von Lucien. Ich ertappe mich wie ich nachdenklich beginne meinen Arm danach auszustrecken um den Knauf zu egreifen. Doch etwas in mir schreckt zurück. Schwerter verursachen starke Wunden, werden aus purer Lust zum schlagen verwendet und hinterlassen schreckliche Narben. Nein, das ist kein Geschenk, es ist eine Verführung. Sei stark, Tochter und lass es nicht zu, dass er dich auf den dunklen Pfad holt.
Mein Blick gleitet hinüber zu der Kiste und den kleinen eckigen Steinen. Sie wurden von Sebastian nicht mehr benannt und gerade das weckt jetzt doch mehr meine Aufmerksamkeit. Was macht sie für ihn so unwichtig? Ich beuge mich hinunter zu den eckigen Steinen. Steht auf ihnen etwas geschrieben? Danach die Kiste, ist sie offen, verschlossen, was gibt mir ihr Inhalt über sie preis?
Liliana betrachtete die Gegenstände aber es gelang ihr nicht mehr über die Steine oder die Tasche heraus zu bekommen ohne den Stoff anzuheben und sich damit für den Gegenstand zu entscheiden. (sorry, nur 1 Erfolg). Das Schwert lag nicht mehr, wie vor einigen Minuten auf dem Tisch, sondern stand mit einer ledernen Schwertscheide umhüllt an ein Stuhlbein gelehnt. Liliana spürte, dass diese Wahl bereits ein anderer für sie getroffen hatte. Sebastian hatte Lucien erwähnt.
Nun galt es an ihr ihre Wahl zu treffen. Die junge Frau spürte das helle Sonnenlicht warm auf der Haut ihres Rückens.
Was lernte man daraus? Beschlüsse werden von anderen getroffen als von einem selbst. Zeit das zu ändern. Was denkt ihr euch nur? Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Es ist mein Leben und es war und es ist und es wird immer meine Entscheidung sein. Ich wende mich ab, es kostet Kraft, vielleicht mag es falsch sein, doch werde ich es erst erfahren, wenn ich die Konsequenzen spüre. Mein Schritte hin zur Türe sind langsam, aber sehr bewusst gesetzt, ich will spüren, wie ich laufe, will mir klar machen, dass ich auch noch jederzeit zurückkehren kann. Und dann mache ich ihn, den letzten Schritt und trete aus meinem Zimmer...mit nichts, denn ich bin die Waffe.
Liliana verließ das Zimmer, setzte den letzen Schritt nach draußen. Irgendetwas schien sie zurück halten zu wollen, doch die junge Frau war stärker als dieses Gefühl im Nacken. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Das grelle Sonnenlicht blendete sie, doch schon nach kurzer Zeit gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit. Weiße Strahlen durchfluteten den Korridor des Wohnflügels ihres Palastes. Sie warf einen Blick nach draußen und erkannte den großen hell gepflasterten Platz mit den großen Blumenkübeln in denen sie seltene Pflanzen aus fernen Kontinenten hatte einpflanzen lassen. Einige Knechte in sauberen Anzügen führten ein paar weiße Vollblutpferde Richtung Stallungen und schienen sich angeregt zu unterhalten. Liliana spürte den weichen roten Teppich unter ihren nackten Fußsohlen und roch die Düfte von Narzissen, Hyazinthen, Krokus und Veilchen, die ihre Kammerzofen in den Gängen aufgestellt hatten: überall um sie herum hielt der Frühling Einkehr und vertrieb die Kälte und Erstarrung des Winters. Sie atmete tief ein.
Dann warf sie einen Blick in ihre Gemächer. Wie nicht anders zu erwarten lagen nun mehrere Bücher, Briefpapier und ein Briefbeschwerer statt der Gegenstände auf dem Schreibtisch. Das Schwert lehnte nach wie vor daran und wirkte irgendwie älter als noch vor wenigen Minuten.
Die blonde Frau erblickte eine ihrer Kammerzofen, Maria, die gerade mit frischen Betttüchern um die Ecke schlenderte. Ein junges Ding aus niederem Adel, sehr hübsch anzusehen und mit sanftem angenehmem Wesen.



„Herrin Liliana? Ihr seid bereits erwacht? Welche Freude. Dabei ist es doch erst früher Morgen.“ Sie legte die Wäsche auf Lilianas Bett und machte sich daran die Laken auszuschütteln und die Fenster zu öffnen um den Tag hinein zu lassen. „Doch heute, am Tag der heiligen Walpurga, dem Übergang von Frühling zu Sommer, ist es so wundervoll hell und warm… da kommt wohl jeder schnell aus den Federn, nicht wahr?“ Sie lächelte. „Habt ihr euch schon überlegt, was ihr heute zu tun gedenkt? Es sind Festivitäten im Hause der Familie van de Burse geplant, bei derer von Bennington aber selbstverständlich könnt ihr, wie bereits mit den beiden Familien abgesprochen das Fest auch in euren Palast verlegen lassen. Alles wäre vorbereitet. Sogar die musikalische Untermalung, die von eurem Kämmerer organisiert wurde ist exquisit. Ich durfte gestern bei deren Proben lauschen… „ Sie geriet in s Schwärmen. Sie sah Liliana mit erwartungsvollen blauen Augen an.
„Soll ich eure Kammerzofe Anne rufen lassen damit sie Euch beim Ankleiden behilflich sein kann? An einem Tag wie diesem solltet ihr strahlen wie ein Stern und das tut ihr ja bereits.“
Verwundert bin ich, das muss ich zugeben und gleichzeitig gefangen in der Schönheit des Morgens. Ich sehe mein Heim bei Tageslicht, kann die Blumen in meinem Garten im Glanz der Sonne bewundern und bin gerade so gar nicht adelig unterwegs. Meine Kammerzofe Maria entdeckt mich und mit geschlossenen Augen, nur den Duft einatmen lasse ich ihr liebliches Geplapper über mich ergehen. Ich nicke zu ihrem Vorschlag die Feierlichkeiten, wie schon zuvor abgesprochen in meinem Hause zu veranstalten, wie auch meine andere Kammerzofe Anne rufen zu lassen, damit sie mich in meine Gewänder kleidet. Erst dann öffne ich wieder die Augen und spreche sie an.

"Wie lieb von dir Maria für dein Kompliment. Erinnere mich auch daran, dass wir für alle Leute meines Hauses so sie es wollen einen Platz finden, damit sie nicht heimlich bei den Proben den wunderbaren Klang der Musik lauschen können."

Ich drehe mich mehr unbewusst wieder zurück und erblicke nur noch das Schwert, wie merkwürdig gealtert. Es scheint als diene es noch immer einer Art von Anker. Wie merkwürdig. Ich warte ab, bis Anne kommt und mir beim Anziehen in meine Kleider hilft, bedanke mich wie auch schon jeden Tag davor. Es ist so merkwürdig normal und doch so unnatürlich bei Tageslicht. Mein nächster Gang geht hin zu meinem Haus -und Hofmeister. Ich plaudere mit ihm über die heutige Veranstaltung, gehe mit ihm die Gästeliste durch und frage, ob es Probleme dabei gibt oder Anfragen wie auch Bestätigungen von beiden Häsuern. Als letztes sage ich ihm, das er das Schwert an sich nehmen und in der Waffenkammer meines Hauses verstauen soll. Ich nenne keinen Grund, aber wird mich auch nicht danach fragen. Ich will es einfach nicht mehr auf meinem Zimmer haben, diese dunkle Versuchung von Lucien.


Deine Zofe Anna hilft dir beim Ankleiden. Sie spricht wenig, beobachtet eher. Ihre Hände vollbringen wahre Meisterwerke mit deinen Haaren, deinen Kleidern und der dunklen Kohle und dem Pulver, dass sie Rouge nennt, in deinem Antlitz. Irgendwann blicken dich ihre dunklen Augen durch den Spiegel vor dem sie dich gerade frisiert an. Ihre Stimme ist hat einen leichten südfranzösischen oder katalanischen Akzent. "Verzeiht Ihr mir eine Frage, Herrin?" Nachdem du ihr die Erlaubnis zu Sprechen erteilst hast, fasst sie sich erneut ein Herz. "Wollt ihr euren Gemahl erst auf dem Fest oder bereits früher treffen. Er ist derzeit mit einer kleinen Jagdgesellschaft aufgebrochen und wird erst am frühen Nachmittag wieder zugegen sein. Er wird ein wenig Zeit brauchen um sich frisch zu machen."

...

Der Haushofmeister zieht verwundert eine Augenbraue hoch als du ihm das Schwert reichst, nickt jedoch und nimmt den Gegenstand ohne zu fragen an sich.
"Selbstverständlich, Lady Liliana" Er nickt erneut und ein freundliches Lächeln breitet sich auf seinem alten Gesicht aus. Die Boten sind bereits unterwegs und die Gäste werden geladen. Die meisten Familien lieben Eure spontanen Überraschungsfeste. Ich werde die Dienerschaft beauftragen zu kochen, putzen und die Speisen und Getränke aufzutragen. Außerdem müssen die Pferde und Diener der hohen Herrschaften versorgt werden. Ich habe den Beginn des Festes auf die vierte Mittagsstunde angesetzt. Ich hoffe, dies ist in eurem Sinne.
Gibt es Gäste, die ihr des weiteren einzuladen wünscht?"
Ich genieße es wie Anna mir hilft mich anzuleiden. Anders als Maria plappert sie nicht munter drauf los, vielmehr ist sie eine Person, die mehr durch Gesten und Mimiken gelernt hat sich auszudrücken. Schüchtern wie sie immer fragt, ich erteile ihr das Wort mit einem aufmunternden Lächeln. Nur zu. Ihre Frage löst in mir pure Überraschung aus und mein Blick gleitet von selbst zu meinem rechten Ringfinger. Ich bin also verheiratet? Alles in mir schreit, dass ich wissen möchte mit wem ich überhaupt verheiratet bin. Ist es eine Scheinehe? Ist es eine glückliche Ehe? Ich werde immer aufgeregter, bis ich von selbst bemerke, dass ich immer noch am Ankleiden bin und Anna auf eine Antwort wartet. Wie komisch ich wohl wirken muss?
"Nein, ich werde ihm seine freie Zeit gönnen. Erst beim Fest soll er mit mir unsere Gäste begrüßen. Mit wem ist mein Ehemann denn zur Jagd aufgebrochen?"

Ich warte ihre Antwort ab, es bringt nichts zu schnell zu sein, belehre ich mich selber. Ich werde es sowieso bald erfahren. Mit einer lieben Geste verabschiede ich Anna und mache mich auf zu unserem Haushofmeister. Die Sache mit dem Schwert scheint ihn kurzzeitig zu irritieren, aber mir ist es einfach zu wichtig. Weg mit dem Ding. Seine Vorschläge beantworte ich mit einem Nicken. Michael wusste schon immer seine Arbeit zu meiner vollsten Zufriedenheit zu gestalten.
Nach seiner Frage verbleibe ich für ein paar Gedankenzüge und mit ruhigem Atem in der Vergangenheit. Bennington, ein Name nur und doch fing es damals an. Neben Leif kenne ich niemanden solange und ihn jetzt wieder zu hören. Es fröstelt mich, hätte mich schon vorhin frösteln sollen. Ist er meine Aufgabe heute Nacht in meinem Traum? Wird er mich verletzen?
„In letzter Zeit hat sich der männliche Teil der Familie Bennington nicht uns zugeneigt gezeigt. Ich wünsche, dass ihr ein Auge auf ihn haben möget, auf das er unser Fest nicht durch das Schlagen von Schwertern stört. Ansonsten bewirtet und behandelt ihn gut, vielleicht mag er uns dadurch wohlgesonnener sein.“

Ich halte ihn, überfliege in Gedanken nochmals die Gästeliste und irgendwie fehlen sie mir. Leif, Gareth und sogar ein wenig Lucien, auch wenn ich in ihm einen Verführer zur dunklen Seite sehe. Er ist da, er ist ehrlich und nicht verschlagen wie die Tremere.
„Schickt noch drei Boten mit Einladungen an die Herren Leif Thorson, Gareth und Lucien (bei Nachnamen bitte hier denken). Wir haben Damenüberschuss und ich wünsche bei einem solchen Fest keine Mauerblümchen. Alle sollen sich erfreuen.“
Ich warte noch seine Erwiderung ab und entferne mich von ihm. Ich schlendere in Gedanken durch meinen im Inneren des Palastes angelegten kleinen Garten, bücke mich hier und da, berühre einzelne Blumen und frage mich wie es wohl den anderen ergeht. Ich merke wieder, wie ich in mein Muster zurückfalle. Ja, ich mache mir Sorgen. Sorgen, dass wir alle festgehalten werden, Sorgen, was uns die Zukunft bringt. Werden wir überhaupt eine haben…?

„Euer Gemahl hat einige seiner adeligen Freunde mit zur Jagd genommen. Den jungen Sir Bennington beispielsweise. Des weiteren einige Knechte zum Treiben des Wildes und den Hauptmann der Stadtwache, Sabatier. Dieser war wenig erfreut ob der Aussicht auf ein gesellschaftliches Jagderlebnis.“ Sie lächelte. „Ich habe gehört… wenn Ihr mir denn erlaubt zu berichten?, … er hätte laut verkündet, er sei Hauptmann und kein Wildhüter und hätte wichtigeres zu erledigen. Aber euer Gemahl hat wie immer insistiert.“

Michael, der Haushofmeister, nickt bei allen deinen Anweisungen wissend. Er versichert stets ein Auge auf alle Gäste zu haben, damit der Abend für alle zur vollsten Zufriedenheit gestaltet werden kann.

Du erlebst in den nächsten Stunden die Vorbereitungen für das Fest. Kammerzofen hasten auf leichten Füßen durch die Gänge, bringen Blumengirlanden an, stellen mit Rosenblättern gefüllte Wasserbehältnisse auf und arrangieren gekonnt wunderschön geschwungene Kerzen. Du riechst die Gerüche der nahen Küche und dir läuft das Wasser im Mund zusammen. Die Diener haben es sich nicht nehmen lassen nur die besten und frischesten Zutaten zusammen zu stellen: cremige Suppen, frische Salate, Pfannkuchen mit frischen Erdbeeren zum Nachtisch, Gewürzbrot mit Rosinen, Zimt und Koriander, zartes Fleisch und das gerade eben erlegte Wild der Jagdgesellschaft.

Während die Sonne draußen mit ihren goldenen Strahlen die Mittagsstunde ankündigt, treffen die ersten Gäste ein. Du beobachtest die ankommende Gesellschaft von einem Balkon aus auf dam man dich nicht sofort erblicken kann. Denn eigentlich ist die offizielle Begrüßung erst in zwanzig Minuten angesetzt. Dein Haushofmeister organisiert die Ankunft und den Einlass der Besucher ihrem Stand entsprechend. Zunächst die adeligen Herrschaften, gefolgt von ihrer Dienerschaft, dann die reichen Bürger der Oberschicht, dann einzelne gesondert geladene Gäste. Du erkennst etliche Mitglieder der Familie van de Burse, darunter den jungen Frederik mit einigen seiner Cousinen.



Frederik erörtert wahrscheinlich irgendwelche Geschäftskonzepte mit Einem Geschäftsmann, den du noch nie zuvor erblickt hast. Dann und wann zieht er ein Buch aus einer Manteltasche und zeigt dem anderen einige Zahlen.
Der Fremde nickt dir bei seiner Ankunft freundlich zu.



Alida steht in der Nähe der Ställe und bespricht sich mit der Dienerschaft der Familie. Sie führt ein graues Pferd am Zügel.
Leif erscheint in Anwesenheit von zwei jungen Männern, wahrscheinlich seinen Schüler, Lucien wenige Minuten später. Er hat noch immer den Schlamm und Morast der Jagd an seinen einfachen Kleidern und seine Stiefel verteilen Erdklumpen wo immer er seinen Schritt hinsetzt.





Er scheint in eine laute angeregte Diskussion mit einem Mann vertieft zu sein, den du nicht kennst. Die Männer haben dich erblickt. Der Fremde deutet mit einem Kopfnicken in deine Richtung und sie kommen auf dich zu. Lucien versucht sich mit einer kurzen ungelenken Verbeugung und an seinem schiefen sarkastischen Grinsen erkennst du, dass Spott auf die höfische Gesellschaft mit intensiver Absicht in die Bewegung gelegt wurde.
„My Lady… „ er hustet um sich ein Grinsen zu verkneifen.
Der Mann neben ihm verdreht die Augen bei dieser Geste, drängt den Hauptmann zur Seite und begrüßt dich mit einer formvollendeten Verbeugung.
„My Lady Liliana...?“



Ich würde schnurren, wenn es nicht die ungewollte und fragende Aufmerksamkeit meiner Dienerschaft auf sich ziehen würde. Für Momente lasse ich mich aber immer hinreißen, ihrem geschäftigen Treiben weiter zuzusehen, geselle mich zu einigen, spreche mit ihnen, wie sie sich fühlen, ob bei ihnen alles in Ordnung ist. Meine Dienerschaft weiß längst das ich nicht die normale Art einer Herscherin verkörpere. Ich besitze keine Peitsche und sie wissen, dass sie in Zeiten von Not gerne zu mir kommen dürfen, aber sie wissen auch, dass man mein Vertrauen niemals verspielen darf.
Als das Fest naht, begebe ich mich wie gewohnt in meine Gemächer und lasse mir von Maria und Anna in meine Gewänder helfen und mein Haar zu einem kunstvollen Knoten flechten. Während beide beschäftigt sind kommt in mir die bislang unterdrückte Neugier wieder zu Tage. Beide sollen sehen, wie unruhig ich werde und mit einem "Ich kann es nicht mehr erwarten meinen Ehemann wohlbehalten wieder bei mir zu wissen." entlasse ich beide nach getaner Arbeit und trete auf meinen kleinen Balkon.
Er ist mein heimlicher Secret Garden, hier lege ich gerne selbst Hand an und kein Blatt, kein Arrangement, dass nicht von mir entwickelt wurde. Hier finde ich Ideen für meine Geschäfte, hier komme ich gerne zu Ruhe.
Ich beobachte Frederik van de Burse. Ein Junge in meinen Augen, der es zu einem guten und fairen Geschäftspartner bringen kann. Allein weil Lady Alida immer ein wachsames Auge auf ihn richten mag und es ist offensichtlich das er es sein wird, den sie auserkoren hat in ihre Reihen einzutreten. Ich frage mich manchmal, wie er es weggesteckt hat: Seine Entführung, seine Verwundung. Ich habe mich mehrmals über ihn erkundigt aus Sorge, denn er musste Leid erfahren, weil er ein van de Burse ist.
Der Fremde bei Frederik, ich kenne ihn nicht, aber er hat mich entdeckt. Das weckt mein Misstrauen und doch gewähre ich ihm dieselbe Höflichkeit wie er mir und senke den Kopf lächelnd ihm entgegen. Als ich wieder aufblicke ist er schon mit Frederik weiter gegangen und nach einem kurzen Blick auf die ankommende Alida van de Burse gedenke ich meinen Platz aufzugeben und die ankommende Jagdgesellschaft zu begrüßen.
Mein Gemach verlassend begebe ich mich zielstrebend zur Eingangshalle in der mir schon die Mitglieder der Jagdgesellschaft entgegenkommen. Lucien ist der erste, den ich wiedererkenne und ja natürlich gibt er sich wieder so, dass in meinen Augen ein Lodern entflammt. Mein Drang ihm seine Maske abzureißen ist groß und doch muss ich mich wieder einmal zügeln. Wie lange mag dies noch gut gehen. Ich weiß er ist impulsiv, lacht mich offen aus und manchmal habe ich in den Eindruck ich bin nur auf unseren Abenteuern in seinen Augen dabei, damit ein Goldesel ihnen die Betten besorgt.
Ich schüttle die schlechten Gedanken ab und gebe Lucien eine mir schon im sterblichen Leben eingebleute Begrüßung. Nicht mehr der Höflichkeit wegen. Dann löst sich ein Fremder aus der Menge und begrüßt mich so ganz anders. My Lady Lilliana.
Ist er das? Ist das mein Ehemann? Mein Herz würde einen aufgeregten Hopser machen, so sehr bin ich gespannt. Gut sieht er aus, Bart, braune Haare und er hat ebenso erkannt, dass Lucien, nun ja Lucien ist.

"My Lord. Wie ich sehen kann, ist die Jagdgesellschaft zurück und hat frisches Wildbret gebracht. Ich darf also mit Freude annehmen das die Insistion den Hauptmann der Wache mitzunehmen von Erfolg gekrönt war."
Ich begrüße den Fremden in meiner antrainierten Referenz und halte ihn danach meinen rechten Handrücken hin, abwartend auf seinen Handkuss, den ich ihm damit gewähre. Danach lade ich die Gesellschaft ein sich zu erfrischen und sich willkommen im Hause zu fühlen. Mein Blick gleitet hinüber zu Leif und freue mich ebenso ihn zu sehen, auch wenn sich in meinem Kopf wieder eine bedrückende Stimmung bereit machen möchte. Es war Zeit. Es war Zeit mit ihm zu reden. Über eine Reflektion der Ereignisse zu sprechen. Über unsere Vergangenheit, über unsere Zukunft. Ich sehe die Veränderungen bei ihm und sie verstören mich, machen mich unruhig und lassen mich teilweise stundenlang in meinem Secret Garden verweilen. Habe ich mich auch verändert in seinen Augen? Komme ich noch an ihn heran? Fragen über Fragen...
Lucien lässt die Begrüßung über sich ergehen und, sucht während der braunhaarige Mann nach Lilianas Hand greift um nur mit seinem Atem ihren Handrücken zu streifen, nach Schmutz unter seinen Fingernägeln. Bei Lilianas Bemerkung über die Jagd tritt er einen energischen Schritt näher auf sie zu. Wieder fallen Erdklumpen von seinen Schuhen. Seine Augenbrauen verziehen sich zu einem missfälligen Balken.

„Euer werter Herr Gemahl hat statt der Tiere seine Jagdgesellschaft stundenlang durch den Wald gehetzt! Es war schwer genug überhaupt irgendein Wild aufzutreiben. Und dann hat der Gute zu allem Übermut auch noch die ganze Zeit alte französische Jagdlieder gesungen. Ich dachte nur, irgendwann rutscht mir mein Schwert aus…“

Er schnaubt verächtlich. Dann wendet er sich um und sieht Richtung Stallungen. Ein kurzer Blick geht in Lilianas Richtung.

„Ich hab den Jungen mitgebracht. Immerhin hat er drei Hasen und zwei Fasane geschossen und sich seinen Anteil an eurem Gelage mehr als verdient…“

Er pfeift kurz zwischen den Fingern und ein brauner Schopf, der gerade neben dem Stall mit einem rotblonden Mädchen tuschelt, schaut zu Lucien auf. Der junge Mann ist wohl um die 18 und scheint mit den grauen Augen, den schmalen Lippen, der markanten Nase und den dunklen Haaren eine junge Ausgabe des Hauptmanns zu sein.



Lucien ruft ihm zu:

„Hey, Jean. Hör auf Marlene abzulenken und kümmer’ dich um die Pferde!“
Der junge Mann grinst und salutiert dann leicht spöttisch in Luciens Richtung.
„Wird erledigt“, ist die knappe Antwort.

Der Fremde an ihrer Seite lächelt Liliana verschmitzt zu.
„Ja, Ja. Ganz unser Lucien, nicht wahr? Wie ein Keiler hat er das tapfere Herz am rechten Fleck und ist allseits bereit sich für seine Meute ohne lange Überlegung in den Kampf zu stürzen. Dafür hat er natürlich auch die Manieren einer Wildsau.“
Er lacht und klopft Lucien freundschaftlich auf den Rücken.
Lucien grummelt etwas vor sich hin.

„Besser die ehrlichen Manieren von Schwein und Wolf als die gespielten Höflichkeiten der Gäste hier.“
Er nickt dem Fremden kurz zu und verabschiedet sich dann mit den Worten:
„Ich geh mal schaun’, was es zu essen gibt. Und was Hochprozentiges kann ich nach den Gesängen von heute Mittag echt gebrauchen.“
Dann verschwindet er nach Innen.
Der fremde Mann grinst noch immer.
„Ich hoffe Ihr gewährt mir heute die Ehre eines Tanzes, Liliana? Ich bin zwar nicht der begabteste Tänzer, aber…“
er lässt die Worte verklingen. Die Stimme ist ihr unbekannt, tief und melodisch.
Lillianas Blick wurde gegenüber Lucien einen Ton schärfer, als sie ihm dabei zuhörte was er alles von sich gab. Ihre linke Hand streckte sich einer mentalen Barriere gleich, fast als wolle sie ihn trotz der Einladung ihr Haus zu betreten wieder aufhalten. "Bedenkt, dass Ihr Vorbild seid, Lucien. Die Diener mögen euch ein Glas gut gereiften Wein geben. Doch mich würde es betrüben, wenn ihr bei unserem arrangierten Künstlervortrag nicht mehr zuhören könntet, weil ihr vorher im hochprozentigen ertrunken seit." sie sah ihn dabei nicht an, aber die Betonung ihrer Stimme war klar und fest genug um keine anderen Rückschlüsse daraus ziehen zu können. Dann erst wendet sie sich dem ihr immer noch fremden zu. "Ich fühle mich geehrt, dass ihr mich auffordert und ich bin sicher wenn eure Füße nur halb so gut sind wie eure Diplomatie werde ich beneidet werden." sie lachte einmal melodisch auf " aber nun kommt, macht euch frisch und stärkt euch und genießt den wunderschönen Abend." ihr Blick schweift über die noch anwesenden Personen und lächelt den kleinen von Lucien erwähnten Knaben an.
Lucien grummelte erneut etwas in seinen Drei Tage Bart, das wie „nicht noch ein Vortrag… Die Jagdlieder von heute Mittag waren Folter genug.“ Seufzend drückte er sich an Liliana vorbei.
Der noch immer in der Nähe des Stalls stehende Junge lächelte freundlich zurück und nickte ihr zu, griff dann nach dem Zügel und führte das Pferd in das Gebäude. Das wohl 17 jährige Mädchen an seiner Seite, die starke Ähnlichkeit mit Alidas kleiner „Nichte“ Marlene hatte, grüßte ebenfalls in ihre Richtung bevor sie dem Jungen folgte.
"Dann werde ich mich auf euer Geheiß ein wenig Stärken und euch später noch einmal aufsuchen wenn ihr es wünscht" Er verneigt sich Leicht und folgt anschließend Lucien.
Sie sah ihm nach, während er hineinging, ihre Gefühle unterdrücken ihm hinterherzulaufen und zu küssen. Stattdessen schritt sie wieder hinein und gab Anweisungen an ihren Haushofmeister Lucien einen Becher Wein hinzustellen, ihm aber den Genuss nach Hochprozentigen zu verwehren, bis sie es selbst erlaubte. Sie seufzte in seiner Gegenwart "So, wie ich es erwartet hatte. Erst Bennington und nun möchte ich euch zusätzlich bitten ein Auge auf Lucien Sabatier zu halten. Er scheint mir noch recht aufgebracht." Sie wartete noch seine Erwiderung ab und ging dann hinaus. Der ersten Zofe oder dem erste Diener gab sie Anweisung, man möge ihr doch Bescheid geben, wenn ihr Gemahl sich frisch gemacht hat, sie möge ihn vor dem offiziellen Beginn gerne sehen und sprechen. Dann zog es sie zu den Stallungen, vorsichtig betrat sie jene, sich umsehend wo der Junge abgeblieben ist. Sollte er noch zugegen sein, würde sie ihm persönlich gratulieren wollen und ihn einladen ausnahmsweise an der Seite seines Hauptmannes zu speisen. Mit einem zwinkern würde sie ihm zu verstehen geben, dass dies seine Angebetete bestimmt beeindrucken würde. Danach ließ sie sich berichten wie viele noch fehlten und wo es Probleme gab, ob die Küche fertig war mit all den Speisen. Lilliana erinnerte sich an die Feste in ihrer Jugend und ihre Mutter bzw. die Mutter und die Wirtschafterin hatten einiges zu tun gehabt. Ein kurzes innehalten, ja so real und so geschäftig wie hier alle tun. Doch wie überbrückte man noch die Zeit, ehe man endlich den Angetrauten sehen darf?
Alles geschah wie Liliana es anordnete.
Irgendwann kam ein junger Diener, der erst seit kurzem in ihre Dienste getreten war und dessen Namen sie nicht mehr in Erinnerung hatte. „Euer Gemahl wünscht euch zu sprechen. Er wartet im Vorzimmer seiner Gemächer auf euch.“ Der Junge führte sie durch lange wunderschöne blumengeschmückte Gänge und schließlich vor eine große helle Tür. ER klopfte an, öffnete dann leise und ließ sie eintreten. Das Gemach, eigentlich nur ein Vorzimmer, war riesig und geschmackvoll eingerichtet. An einem der Fenster, nach draußen blickend, stand eine hochgewachsene muskulöse Gestalt mit blondem halblangen Haar und sah in die späte Abendsonne. Die Hände hatte er auf dem Rücken verschränkt.
Wenn sie so etwas wie einen Puls hätte, dann würde dieser je näher sie seiner Tür kam nach oben schnellen, so aufgeregt wurde sie, gleich wusste sie wer er war. Nach dem Klopfen des Dieners trat sie ein, wartete bis die Tür wieder verschlossen wurde und sog das Bild in sich auf. Wuuunnnderschhhööön. Es vergingen mehrere Sekunden, ehe sie aus dieser Trance wieder erwachte, die Augen kurz schloss und dann ansetzte: "Mein Gemahl, ich hörte eure Jagdgesellschaft war ein voller Erfolg. " sie verfolgte jede noch so kleine Bewegung des Mannes, drehte er sich um, was sah sie in seinen Augen (WH+Emph geg 6: 1 Erfolg), was trug er in der Hand. Ungewollt ging sie ihm einen Schritt näher, um dann wieder zurückzuweichen.

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Der Mann wandte sich um und ein gewinnendes Lächeln legte sich über seine Züge. Er ging mit festem Schritt auf die braunhaarige Frau zu und ergriff ihre Hände.
„Meine teure Liliana, es ist mir eine große Freude euch zu sehen. Ihr seid so schön wie die laue Aprilnacht.“ Er hauchte ihr einen Kuss auf die rechte Hand und entließ den jungen Pagen mit einer knappen Geste. „Du kannst dich entfernen!“ Dann blickten seine blauen Pupillen wieder auf Liliana. Sein Lächeln wirkte ein wenig starr, als würde es nicht seine Augen erreichen
Für einen Moment blieb die Zeit erneut stehen. ER, er ist ihr Gemahl, ihr Herz machte einen gefühlmäßigen Hüpfer, als sie sich an ihn erinnerte, seine Küsse im Mondlicht auf dem Balkon des Anwesens in Paris und eine wohlige Wärme durchdrang sie. Ja er, wer sonst, doch blieb er ihr in der Wirklichkeit verwehrt. Sie kam ihm nah und etwas erfasste sie und ließ ihre rechte Hand an seine linke Seite der Wange greifen. "Sagt mir, sagt mir" sie brach ab, nahm ihren Mut zusammen, zitternd vor Angst. "sagt mir dies ist die Realität und ich träumte nur ihr liegt erstarrt nach einem vergifteten Schwerthieb in den Katakomben von Brügge und Leif vermag es nicht euch zu heilen." ihre rechte Hand blieb auf der seinen und ihr Blick wurde bei ihm tiefer, bitte, bitte lass mich hier verweilen. Hier bei ihm. (Auspex 2: 4 Erfolge)
Sie konzentrierte sich, suchte nach Kräften, die sie kannte, die ihr vertraut waren, doch nichts antwortete außer ihrem Herzschlag und ihren gleichmäßigen Atemzügen. „Aber meine Teure? Wovon sprecht Ihr? Ich bin doch hier, hier bei Euch. Und kein vergifteter Schwerthieb hat mich getroffen. Seht selbst!“ Wie zum Beweis knöpfte er sein Hemd auf. Liliana erkannte die makellose Haut. „Ihr müsst schlecht geträumt haben.“ Er nahm sie in die Arme und drückte ihren Kopf gegen seine Schulter und streichelte beruhigend über ihr Haar.
Lilliana atmete bewusst einmal aus und ein, genoss seinen Geruch und beruhigte sich sofort, als er ihr antwortete. Es wäre auch zu schön gewesen, umso mehr genoss sie ihre Zeit mit dem Abbild von ihm. Sie lehnte sich irgendwann wieder von ihm zurück. "Verzeiht mir, doch schien es mir so real und grausam, dass es mich bis hierher verfolgte. Aber ihr mein Gemahl seit hier, an meiner Seite." ein Rätsel blieb, es ihr nicht, weshalb das Auspex versagte, sie war wieder ein Mensch und Menschen hatten nun mal keine Vampirfähigkeiten. "Was meint ihr, wie lange können wir die Gesellschaft warten lassen bis es unhöflich wird?" es war neckend gemeint, "ich genieße es gerade so sehr bei euch zu sein." Lilliana wusste, dass es nur Minuten waren, ehe sie doch vermisst würden, aber diese sollten ihr allein gehören. Nur ihr allein. Während sie ihn, oder er sie noch weiter festhielt, dachte sie an die Realität, an seinen erstarrten Körper, an das was ihm angetan wurde und nur weil man Brügge schaden wollte. Er war nur ein Bauernopfer, sein Prinz jemand dem er zwar etwas wichtig aber nicht wichtig genug war um selbst etwas für seinen Mann zu tun. Was hätte wohl der Prinz gemacht, wenn sich Brügge nicht bereit erklärt hätte, alles zu tun, um ihn zu heilen. Wenn sie wieder aufwachte, musste sie mit Leif reden, nun mehr denn je. Denn es konnte kein Zufall sein, es war eine Botschaft ihres Unterbewusstseins: Weck ihn auf, wenn du endlich wieder so in seinen Armen liegen möchtest.
Er griff mit einem Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht dem seinen entgegen. „Wir können die Gesellschaft warten lassen so lange es uns gefällt. Es werden sich wohl keine Könige oder hohen Adeligen unter den Anwesenden aufhalten. Und das niedere Gesinde kann uns gleichgültig sein, oder?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern küsste sie zärtlich dann fordernd.
sie erwiderte seinen Kuss, überließ ihm aber dabei die Führung, es weiter genießend bei ihm sein zu können. Nicht viele Männer hatte sie so nah an ihr Herz gelassen. Er war einer davon gewesen. Erst wenn er aufhörte, würde sie ihm wieder in die Augen sehen. So nicht, würde sie ihm folgen, wohin er auch wollte. "Man sagte mir, der Hauptmann der Wache habe sich sehr gesträubt euch zu begleiten und möchte jetzt seine Erlebnisse in Hochprozentigem ertränken. Ich kenne eure Stimme, sie ist fest und stark und spiegelt eure Seele wieder."
„Der Hauptmann?“ Er schien einen Moment zu überlegen von wem sie sprach. „Dieses einfach gestrickte Individuum? Der Wert der Jagd entgeht ihm völlig. Ja, man sollte ihm jede Menge Branntwein zukommen lassen. Mir scheint, das ist das Einzige, von dem er etwas versteht.“ Ein abfälliger Ausdruck legte sich auf seine Züge, dann kehrte jedoch das strahlende Lächeln zurück. „Zwei Männer der Jagdgesellschaft haben darauf bestanden, ihn mitzunehmen. Ich wollte ihnen den Gefallen tun. Und man muss ihm zugute halten, er lebt ja selbst wie ein Tier und versteht sich gut auf das Aufstöbern seiner…“ er zögerte kurz und lachte dann leicht. „…Artgenossen.“ Er sah sie wieder an und ein unschuldiger Ausdruck legte sich über seine Züge. „Verzeiht meine Erklärungen. Solche Worte sollten so schöne Ohren wie die Euren nicht erreichen.“
Lilliana musste schmunzeln "Nun, er beklagte sich das ihr es ihm heute sehr schwer gemacht hättet seine Artgenossen aufzustöbern, stattdessen erledigte wohl sein Knappe die Arbeit für das Festmahl. Er hat eine gewisse Aggression, aber wie ich hörte ist er jemand auf den Mann sich, so er denn sein Wort gegeben hat, verlassen kann." Ihr Kopf ging kurz nach hinten zur Tür, nein sie konnte nicht hindruchsehen, aber etwas in ihr rief sie langsam zur Ordnung, ehe sie sich mit einem lächelnden Blick, der sich in ihrer Mimik wiederfand wieder zu ihm umdrehte "Ich nehme einen der euren Küsse als Entschuldigung dankend an und wenn ihr mir versprecht, dass ich auf dem Fest für mindestens einen Tanz in euren Armen schweben darf."
Er griff erneut nach ihr und zog sie an sich: „Ich werde nicht zulassen, dass eine andere Hand als meine euch heute zum Tanze führt, Liliana.“ Er schmunzelte. „Sich auf den Hauptmann verlassen? Ihr beliebt zu scherzen, oder? Vertraut diesem Wilden und ihr erwacht mit einem Messer im Rücken und leerer Geldbörse an eurer Seite!“ Sein Tonfall war hart. „Ich bin hier. Verlasst euch auf mich!“ Dann küsste er sie erneut. „Meine Entschuldigung…“
Innerlich musste sie aufseufzen, während sie seinen Kuss erwiderte. Männer, und der ihre war wie alle anderen auch, wenn es um den eigenen Besitz ging, dann waren sie immer so stur und ergreifend. Keiner dufte mit den Spielsachen von ihnen spielen. Aber war nicht auch ihr Vater so gewesen? Stur? Nein, nicht ganz so besitzergreifend, er beschützte seine Frau, ihre Mutter, aber er ließ sie auch mit seinen Freunden einen Tanz auf dem Parkett machen lassen. Zeit, dass dies ihr Ehemann auch lernte. Sie beendete dieses Mal den Kuss und stellte sich an seine Seite. Bereit die Festlichkeiten zu betreten. Natürlich überließ sie ihm dabei die Vorreiterstellung, immerhin war er der Mann und so würden sie, so er denn wollte aufbrechen, um durch das geöffnete Tor die Fest zu eröffnen und zu speisen. Essen, richtiges Essen, kein Blut und dazu Wein. Ja, ein weiterer Punkt auf den sie sich freute. Schlimmer wäre es gewesen Sebastian die ganze Zeit dabei zu haben.
„Ihr möchtet tatsächlich aufbrechen.“ Er las ihren Blick. „Nun denn! Stellen wir uns der Gesellschaft!“ ER reichte ihr seinen Arm damit sie sich einhaken konnte und schritt mit ihr Richtung Ballsaal. „Neben wem werden wir dieses Mal sitzen? Wen habt ihr heute zu euren Ehrengästen erkoren?“
jetzt seufzte sie wirklich theatralisch " Ich möchte hierbleiben, hier verweilen mit..euch." Doch ihr Blick sagte ihm zugleich, dass es sie leider fortzog, doofe Etikette. Unterwegs beantwortete sie ihm seine Fragen, blickte sich dabei zugleich in der unmittelbaren Umgebung um, darauf achtend wer sie beobachtete (WH+Auf gg6: Fehlschlag), doch irgendwie zogen seine Augen sie immer wieder in ihren Bann und sie vergaß es wieder."Ich dachte an die Vertreter der Häuser Bennington und van de Burse als unsere Ehrengäste. Beide Häuser haben einen guten Stand in Brügge und sind engagiert und das in vielerlei Hinsicht." Als sie dies sagte, schaute sie wieder in sein Gesicht, wie nahm er die Mitteilung auf? Entsprach sie seiner Meinung oder gefiel ihm etwas nicht? (WH+Emp gg6: 2 Erfolge)
Er nickte und überlegte. „Die Benningtons? Eine gute Wahl. Alter Adel…“ Er kratzte sich kurz am Kinn. „Wobei… Der junge Richard Bennington hat sich heute stark für den Hauptmann Lucien eingesetzt. Seine Beweggründe wollte er mir nicht nennen. Nur, dass sich der Mann mal bei ihm verdient gemacht hätte.“ Jaque schüttelte den Kopf. „Wie auch immer… eine Händlerfamilie auf der anderen Seite? Liebste Liliana. Ihr habt eine schwäche für das einfache Volk.“ Er schenkte ihr erneut ein warmes Lächeln. „Aber Krämer als unsere Ehrengäste? Glaubt ihr nicht, die Familie Bennington könnte sich vor den Kopf gestoßen fühlen bei solchen Gesprächspartnern? Das geht es doch wohl überwiegend über Pfeffersäcke, oder?“ Er lachte charmant.
Nun ja, eine Wahl gefiel ihm, eine Wahl nicht so sehr. Aber was von ihr erlassen, war von ihr erlassen. "Seht es als Brücke an. Die van die Burse, auch wenn nicht aus einem alten Adelsgeschlecht kontrollieren die Wirtschaft. Aber seit unbesorgt, sie sitzen auf meiner Seite und damit abgestuft. Nur wenn sich als Ehrengast neben euch zu setzen vermag, der ist wahrhaftig gesegnet in euere Gesellschaft zu speisen." sie lächelte ihn dabei an, ehe ihre Miene fragend wurde "Ach wirklich, der junge Richard Bennington? Und wer war der zweite Mann, der euch Lucien Sabatier empfahl?" sie klang im Unterton leicht besorgt.

„Der deutsche Richter Carminus, falls euch der Mann etwas sagt. Ein Bote des Königs des heiligen römischen Reichs deutscher Nation. Sehr angenehme und fähige Gesellschaft und ausgesprochen einflussreich. Allerdings meidet er Gesellschaften. Eine Einladung meinerseits hat er höflich ausgeschlagen.“ Er gab einem Pagen einen kurzen flüchtigen Wink mit der Rechten und dieser öffnete das große zweiflügelige Tor in den Ballsaal. Die Gäste waren bereits eingelassen worden und erhoben sich von den Tischen an die man sie geführt hatte. Fast alle verbeugten sich tief vor dem eintretenden Paar und klatschten im Einklang mit der plötzlich einsetzenden Musik. Jaque führte Liliana durch die Halle zu den frei stehenden leicht erhöhten Sesseln am Kopf der Tafel. Die Tische waren hufeisenförmig angeordnet und nach ihrem Rang und Namen waren sie Gäste verteilt worden. Eine extra Tischreihe trennte die geladenen Gäste der niederen Gesellschaft ein wenig vom Rest ab. Liliana erkannte, dass dennoch auf allen Tischen die gleichen großartig angerichteten Speisen abgestellt worden waren. Sie roch duftenden Schweinebraten, würziges Wild in brauner Soße, helle Rüben, Erbsen und junge Salate. Links erkannte sie auf einem Tisch frisch gebackene Erdbeerpfannkuchen mit süßem Honig. Goldener und roter Wein wartete in den gläsernen Pokalen darauf nach dem Anstoßen getrunken zu werden.
Jaque wartete bis ein Diener Lilianas Stuhl zurückgeschoben hatte und sie Platz genommen hatte, dann ließ er sich selbst in die weichen Kissen sinken. Er sah sie mit mildem Blick an und wartete auf eine kurze Ansprache ihrerseits.
Lilliana nahm mit Genuss die Gerüche des Essens war. Wie lange hatte sie sich auf diese banalen Sachen schon nicht mehr konzentriert? Zu lange. Gleich wenn sie wieder aufwachte, würde sie in der drauffolgenden Nacht ihre Diener bitten ihr etwas vergleichbar duftendes zuzubereiten. Das würde zwar einiges an Kopfschütteln auslösen, aber einmal konnte man ja einfach mal vergessen, wer man war. Sie ließ sich sitsam und gelernt in ihrem Sessel nieder, auf ihn wartend, ehe sie einen Moment ausharrte bis alle merkten, dass sie etwas sagen wollte. "Verehrte Adlige, werte Gäste, es sei uns eine Freude erneut euch in unserem Hause willkommen zu heißen und das Mahl mit euch zu teilen. Speis und Trank stehen bereit, so möge der erste Teil des Abends für eröffnet erklärt sein." ihre glockenhelle, singende Stimmlage unterstrich das Bild, was sie von sich gab. Dann nahm sie sich ihren Kelch mit goldenem Wein und schaute sanft zu ihrem Mann, mit ihm anstoßend, ehe sie sich an die adlige Familie wandte und zuletzt sich auf die Seite zu ihrer linken wendete, wo die Familie van de Burse untergebracht ward. Auf ein Zeichen hin, wurden die Braten angestochen und natürlich zuerst ihr und ihrem Mann gereicht. Erst wenn sie sich etwas genommen hatte, so durften auch die anderen Essen. Es war doch immer noch ein kleiner, feiner Unterschied spürbar und ihr Blick wanderte mal wieder zu all den bekannten Gesichtern, wieder hin zum jungen Richard Bennington und tief in ihr war dort die Angst, die Angst vor ihm.
Ihr blickte streifte den jungen Mann, erwartete dort das vertraute Augenpaar zu erkennen, doch den jungen Mann im blauen Wappenrock, der ihr gut gelaunt den Pokal mit dem goldenen Wein hinhielt um ihr zuzuprosten, hatte sie noch nie gesehen. Er hatte Ähnlichkeit mit dem anderen, dem lange Verschollenen Bennington, doch war es ein anderer. Neben ihm saßen seine Frau und ein anderer Mann, wohl sein Bruder. Zu Lilianas Linken erkannte sie den wohl um die 50 jährigen Christian van de Burse, offizielles Oberhaupt der van de Burse, daneben seinen Sohn Frederik, der ihr zulachte und wiederum daneben die Nichte Alida.
„Eine gute Ansprache, Mylady.“ Ließ sich der Händler vernehmen. „Vielen Dank für die Einladung zu diesem großartigen Fest.“
Es wurde aufgetragen und gespeist. Liliana kostete die Speisen, die aufgetragen wurden und ließ das Essen im Mund zergehen. Es war gar köstlich. Immer wieder erschien ein Diener mit einem neuen Gericht und trug altes Geschirr ab. Die Leute begannen sich fröhlich zu unterhalten und genossen die lustige Musik

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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Verfasst: Mo 29. Dez 2014, 22:17 


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BeitragVerfasst: So 8. Feb 2015, 11:15 
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Irgendwann stand Jaque neben ihr auf und reichte ihr mit einer galanten, leicht verwegenen Geste die Hand zum Tanz. „Darf ich bitten, meine Teuerste?“
Lilliana lächelte fröhlich und gut gelaunt. Ein köstliches Festmahl und viele Leute, die mit ihr am Tisch saßen und sich unterhielten. Ihr Blick streifte dabei immer wieder liebevoll ihren Ehemann und das ein um's andere Mal prostete sie ihm zu. Die vortreffliche Musik wurde, wann immer ein Lied zu Ende war mit einem Klatschen bedacht. "Mir war der blaue Mann im Wappenrock noch gar nicht als Mitglied der Familie Bennington bekannt. War er bei eurer Jagdgesellschaft dabei?" erklang es leise an sein Ohr.
Jaque führte sie in die Mitte der Tanzfläche und gab dem kleinen Orchester ein Zeichen. Er beugte sich dicht an ihr Ohr und sie konnte seinen Atem spüren. „Das ist der werte Richard Bennington, der oberste der Benningtons hier in Brügge. Ja, er war auch bei der Jagd anwesend. Aber bei dieser Familie muss man sich nicht viele Namen merken. Sie nennen ihren Ältesten immer Richard.“ Er lachte herzlich. Dann klatschte er in die Hände und andere Paare stellten sich zum klassischen flandrischen Reigentanz um sie herum. Ein steter Wechsel der Tanzpartner stand bevor. Liliana kannte den Tanz gut. Er war der derzeitige gesellschaftliche Höhepunkt eines jeden Abends.
Wieder ein Richard Bennington. Auch wenn nur eine gewisse Ähnlichkeit aufwies, allein sein Name und es begann sie wieder zu frösteln, wie schon so oft davor. Irgendwann würde es soweit sein, oder war dieses Warten auf ihn die Strafe, die er für sie auserkoren hatte, damit er ihr nur noch den Gnadenstoß zu geben brauchte. Sie schüttelte sich kurz und sah wieder Jaques in die Augen und nahm sich daraus die Kraft und vor allem die Konzentration. Es war als schwebte sie durch den Reigentanz, alle Sorgen und Gedanken vergessend. Sie achtete dabei nicht auf die Gesellschaft um sie herum, sondern würde dies erst wieder tun, wenn der Tanz vorüber war, wem hatte er wohl gefallen und wer wünschte sich, sie wäre gestürzt?
Niemand schien während des Tanzes zu wünschen, dass sie stürzte. Keiner trug einen Gesichtsausdruck, der eine solche Schlussfolgerung zuließ. Ihre Augen verweilten eine Sekunde auf dem Hauptmann der Stadtwache, der sie aber gar nicht zu beachten schien und in eine fette Gänsekeule biss. Er lachte mit seinem jungen Begleiter, Jean, über irgendeine Geschichte. Während des Tanzes wurde sie als nächstes an Frederik van de Burse weiter gereicht. Der junge Mann lächelte ihr freundlich zu und richtete dann leise das Wort an sie. „Vielen herzlichen Dank für die Einladung. Wie ihr euch denken könnt ist eine solche Ehre etwas nicht Alltägliches für eine einfache Kaufmannsfamilie. Und dann noch zu eurer Rechten.“ Er lachte und verbeugte sich noch tiefer vor ihr.
Mit einem kurzen Bedauern ließ sie sich an Frederik van de Burse weiterreichen, ehe sie auch ihm ein Lächeln schenkte. "Ehre, werter Frederik van de Burse, wem Ehre gebührt. Ihr seid keine einfache Kaufmannsfamilie mehr. Macht euch nicht kleiner: das steht euch nicht. Eure Nichte Alida war mir das ein oder andere Mal eine Freundin und Unterstützung. Und so seid euch gewiss, ich vergesse niemals, das Gute wie auch das Böse im Menschen." Sie ließ sich von ihm führen, behielt ihren Tanzstil bei, während ihre Aufmerksamkeit nun auf Frederik lag. "Wie geht es euren Geschäften, gibt es etwas, was in meiner Macht liegt und ich für euch tun kann?" sie sprach in leiser Konversation.
Er lachte wieder und sah sie an. „Alida ist nicht meine Nicht, sondern meine ein wenig ältere Cousine. Sie hat mir eine Menge beigebracht.“ Er schüttelte höflich den Kopf. „Unsere Geschäfte laufen gut. Vielleicht könnten wir uns irgendwann bezüglich des Farbenhandels einmal zusammen setzen. Sofern euer Herr Gemahl dies gestattet.“ Er warf einen kurzen Blick Richtung Jaque und Liliana konnte sehen, wie er sich bei dem Anblick der wütenden, funkensprühenden Augen verkrampfte und bezüglich der Schritte durcheinander kam. Kurz musste er sich an ihr abstützen. Lilliana nickte und musste ihn dann unvermittelt abstützen, als er aus dem Takt kam. Im Vergleich zu Frederik langweilten sie die anderen Tänzer. Dann wurde Liliana schon an den nächsten Tänzer weiter gereicht. Ihr fiel auf, dass außer Frederik niemand das Wort an sie richtete. Der Tanz war zu Ende und begeistert wurde vom Publikum in die Hände geklatscht. Liliana beobachtete, wie sich Frederik zurück ziehen wollte und den Platz neben Alida ansteuerte als auch Jaque herum fuhr und hinter ihm herlief. Das Orchester begann mit der nächsten Melodie und ein Mann, den Liliana nicht kannte griff erfreut nach ihrer Hand. Ein niederer Adeliger, den sie irgendwann einmal auf einer Feier zu Gesicht bekommen hatte. „Darf ich den nächsten Tanz mit euch beginnen?“ Liliana konnte erkennen, wie Jaque den jungen van de Burse am Kragen packte und aus dem Ballsaal durch eine Hintertür in einen Flur zerrte. Alida wollte sich erheben, wurde jedoch von ihrem Onkel mit fester Hand und flehendem Blick zurückgezerrt.
Plötzlich befand sich Liliana in einer Zwickmühle wieder. Was sollte sie tun? Sie lächelte den ihr fremden Adligen an. "Es würde mich erfreuen, euch den nächsten Tanz zu schenken, ich fürchte ich bin ein wenig außer Atem gekommen und muss zudem noch eine Anweisung bezüglich des Festes geben, die keinen Aufschub duldet. Entschuldigt mich bitte. Sie senkte die Augen und neigte leicht ihren Kopf, ehe sie mit ruhigen Schrittes aber zielstrebig zur Hintertür ging, diese öffnete, hindurchschlüpfte und wieder verschloss. "Jaques?"
Vor ihr konnte sie erkennen, wie Jaque Frederik gegen die mit einem edlen Wandteppich behangene Wand presste, ihn mit hasserfülltem Blick ansah und ihm die Kehle zudrückte. „Was fällt dir einfachem Bauern ein, meine Frau anzusprechen? Hä? Ja, da bleibt dir wohl die Sprache weg, Bürschchen? Willst dich wohl an sie ran machen. Ihr einfachen Leute begreift wohl nie, wo euer Platz ist, oder?“ Mit diesen Worten ließ er seine Faust auf Frederiks Nase niedersausen.
"Jaques, NEIN!" Lilliana eilte zu beiden Männern, ihr Blick mit Sorge und Angst versetzt. Sie versuchte vorsichtig seinen Arm zu berühren, um ihn damit zu beruhigen "Ich bitte dich mein Gemahl, ich sprach ihn beim Tanz zuerst an und unser Gespräch drehte sich nur um sein Geschäft mit dem Handel und seine Cousine Alida. Mit keinem Wort und mit keiner Geste wollte er euren Platz einnehmen. Dies ist ein großes Missverständnis. Bitte beruhigt euch, mein Gemahl. Euren Platz in meinem Herzen wird keiner einnehmen können."
Er sah sie an und Liliana erkannte, dass in diesem Moment jegliche Vernunft aus seinem Blick wich. Erneut wollte er auf den jungen Händler eindreschen, holte dabei aber aus und traf sie mit voller Wucht an der Schläfe. Die blonde Frau konnte sich nicht halten, ihr wurde schwarz vor Augen und sie sank zu Boden. Aus der Ferne konnte sie Jaques Stimme hören. „Schau dir an, was du jämmerlicher Wicht angerichtet hast? Geh sofort und such den Thorson oder einen andern Heiler. Sonst wird es dir schlecht ergehen, das schwöre ich dir.“ Seine Stimme war so voller Zorn… Dann hörte sie wie der große blonde Franzose neben ihr auf die Knie ging. „Teuerste Liliana. Ich wollte nicht, dass ihr die Züchtigung eines einfachen Bürgers mitanschauen musstet. Das ist nichts für euer sanftes Gemüt. Verzeiht, dass ihr dabei solche Schmach erdulden musstet. Ich werde einen Diener suchen, der euch ein Glas Wasser und ein Handtuch bringen soll. Und vielleicht ein wenig Rouge. Ihr müsst euch ja noch einmal bei den Gästen sehen lassen bevor ihr zu Bett geht.“ Er strich ihr über die Wange und Liliana gelang es die Augen wieder zu öffnen. In ihrem Kopf dröhnte es, doch der Schmerz ließ bereits wieder nach.
"Jaques, mein Gemahl." Sie versuchte sich etwas aufzurichten und legte eine ihrer Hände auf seine Wange. "Ich wollte euch davon abhalten. Versteht es, ich liebe nur euch, also lasst Gnade walten. Der Kaufmann hat uns nichts getan und zu manchen Zeiten erinnern sich die einfachen Bürger daran, wer sie schlägt." Ihre andere Hand tastete nach der Wunde. Sie richtete sich dann mit Kopfschmerzen auf, ließ sich auch gerne von ihm helfen. "Lasst uns den Abend gemeinsam ausklingen und uns weiter an der Musik erfreuen, drinnen warten die Gäste auf uns. Ich bitte euch: dieser Vorfall soll vergessen sein und uns nicht weiter betrüben. Ich werde zu gegebener Zeit noch den Heiler aufsuchen, mein Gemahl." sie wankte leicht, wurde aber mit jedem Schritte fester, blieb dann aber stehen und rief nach ihrer Kammerzofe, auf das diese sie nochmals herrichten sollte.
Keine Zofe erschien. Ein Mädchen steckte kurz bei ihrem Ruf den Kopf um die Ecke, verschwand jedoch so schleunig wie es gekommen war als es Jaques und die sich eben aufrichtende Fürstin sah. Ihr Gemahl schob sie in eine kleine Bibliothek, die der Tür zum Ballsaal am nächsten war, drückte sie in einen Sessel und ließ die Tür offen. „Der Händler holt den Thorson herbei. Ich rufe nach einer Kammerzofe, die euch hilft. Ich selbst muss mich auch ein wenig frisch machen. So verschwitzt kann ich unmöglich der Gesellschaft entgegen treten. Verzeiht, meine Teuerste. Gleich wird Hilfe für euch parat sein. Ich werde in 30 Minuten im Ballsaal auf euch warten. Das wird euch reichen, oder?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten verschwand der Ritter und ließ sie allein zurück. Ihr Kopf pochte noch immer und sie bemerkte, dass sie ein wenig aus der Wunde an der Stirn blutete. Es dauerte nur einige Atemzüge bis Frederik van de Burse mit einem jungen Mann zurück war. Der Händler sah sie weder an noch sprach er ein Wort zu ihr. Er richtete seine Stimme an den Fremden. „Ich werde euch allein lassen. Jaques de Camarque hat sich in seine Gemächer begeben. Wenn er kommen sollte, werde ich die Tür öffnen. Dann wisst ihr Bescheid.“ Er sah den Fremden fragend an. Dieser nickte und wandte sich an Liliana. Er wartete kurz bis die Tür verschlossen war.

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Dann deutete er eine spielerische Verbeugung an. „Will Adale. Sehr erfreut. Euer Händlerfreund konnte Leif… leider nicht finden, also hat er mit mir vorlieb nehmen müssen.“ Er beugte sich hinunter und begutachtete mit wenigen Blicken ihre Wunde. „Darf ich?“ Er berührte vorsichtig ihre Wange. Seine Kleider waren eher ärmlich gehalten. „Verzeiht, dass ich mich nicht vorher vorstellen durfte aber ich sitze am… ‚niederen’ Tisch.“ Er grinste schelmisch. „Ich bin von Leif Thorson nach Brügge eingeladen worden…“ Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. „…es freut mich eure Bekanntschaft zu machen.“ Er schenkte ihr ein strahlendes, ehrliches Lächeln.
Lilliana lächelte ruhig zurück, je länger es dauerte umso weniger Schmerzen hatte sie. Die Berührung an ihrer Wange ließ sie über sich ergehen, wie auch die weitere Untersuchung des Heilers. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mr. Adale. Bitte es ist nichts Schlimmes, mein Gemahl neigt wohl zur Übertreibung, das wenige“ sie sah auf ihre Finger, welche die Wunde berührt und blutig waren "das wenige Blut lässt sich leicht kaschieren. Kümmert euch um den Kaufmann, sein Gesicht hat weit mehr gelitten, als meines. Ich muss nur zurück in meine Gemächer und ein Handtuch wäre auch nicht ganz schlecht. Zudem werde ich schon für den nächsten Tanz im Saal erwartet." Lilliana stand erneut auf, ihr Gesicht war leicht blass, ihre Hand fasste sich an die Stirn und sie schüttelte den Kopf. Menschsein bedeutet auch wieder schwach zu sein.
Der junge Heiler schob sie vorsichtig, aber doch bestimmt zurück in den Sessel. Er sprach mit leichtem englischem Akzent. „Moment, Mylady. Es ehrt euch, dass ihr euch um Frederik sorgt. Aber der ist in guten Händen.“ Er grinste verschmitzt und flüsterte. „Leif Thorson. Aber verratet’ s nicht weiter. Er wird, falls ich es für angemessen halte später noch einmal nach euch schauen, aber ich denke, das wird nicht nötig sein. Im Moment richtet er wahrscheinlich gerade eine krumme Nase.“ Er wischte ihr vorsichtig das Blut ab. „Keine Angst. In den nächsten 30 Minuten seid ihr ungestört. Euer Gemahl scheint einen ordentlichen Haken drauf zu haben, um es mal freundlich auszudrücken.“ Er versuchte ein Lachen.
Lilliana ließ sich leicht verwundert in den Sessel zurückfallen, ehe sie resignierend lächelte "Er ist stark ja, doch wie mir scheint heute leicht gereizt und besitzergreifend. Passt auf euch auf." Sie schloss einen Augenblick die Augen und ließ es geschehen, so der Heiler weiter an ihrem Kopf sein Werk tat. Dann öffnete sie die Augen wieder unvermittelt "Woher kennt ihr Leif Thorson? Verzeiht mir, aber er hat euch mir gegenüber nie erwähnt."
Wieder lachte er. „Macht euch um mich mal keine Sorgen. Ich habe gelernt wenn es Not tut so schnell zu verschwinden wie ich gekommen bin.“ Er suchte in einer kleinen Ledertasche nach einem Tiegel, den er öffnete. Liliana roch Pfefferminz und Lavendel. Vorsichtig strich er die Paste auf ihre Stirn und drückte ihr dann den kleinen Gegenstand in die Hand. „Das hilft gegen die Schwellung. Eigentlich kannte ich Leif gar nicht. Er hat wohl ein gutes Herz und hat jemanden wie mich in die Stadt eingeladen. Ich hatte… nun ja… sagen wir mal… ein kleines Problem. Und ein Glück gibt es euren Heiler.“ Er grinste wieder schelmisch. „Doch sagt an, Prinzessin. Ihr habt auch einen leichten Akzent. Was führte euch nach Brügge?“
"Eine Reise werter, geheimnisvoller Heiler. Eine lange Reise voller Abenteuer, Gefahren, Kriege, Frieden, Verfolgungen und Geheimnisse. Und nein, ich bin keine Prinzessin" Lilliana mühte sich zu einem schiefen Lächeln ab. "Da wo ich herkomme, da herrschte Missgunst und Gewalt. Ich hoffe, hier in Brügge mein Glück gefunden zu haben. Ein Haus, ein Gemahl und eine Stadt, in der ich mit meiner Hilfe die Menschen erreichen kann, denen sonst keiner helfen will. Adlig zu sein, sollte niemals ein Vorwand sein, die Augen vor der Welt zu verschließen." Sie seufzte und lächelte ihn dann richtig an "ich bin stärker als ihr ahnt, ich muss stärker sein als ihr ahnt, ich sah zuviel und erlebte zuviel, als das es nur für ein Leben reicht. Ich wünsche mir heute Abend einmal zu feiern, nur einmal mein Glück zu genießen."
Er blickte sie nachdenklich und ein wenig traurig an. „Das klingt als wäret ihr unglücklich…?“ In Wills Feststellung schwang eine leichte Frage mit.
Sie schwieg einen Augenblick "Nur sehr wenigen ist es vergönnt, dass man über sie sagt ‚und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende’. Wir wünschen es uns, doch kann es nie passieren. Ich bin nicht durch den Kuss eines Prinzen erweckt worden." Lilliana schwieg wieder und sah sich um, die Schmerzen waren nur noch ein dumpfes Pochen "Wenn ihr der Meinung seid, dass eure Arbeit beendet ist, würde ich mich gerne in meinen Gemächern so schnell es geht frisch machen. Das Fehlen der Gastgeber ist sicherlich schon bemerkt worden und ich möchte die Gäste nicht noch länger warten lassen."
Der junge Heiler verstand ihre Aufforderung. Sie wollte das Gespräch beenden und wünschte zu gehen. Er nickte. Will sah sie nachdenklich an. „Ich kannte einst einen Adeligen, der auf sein Hab und Gut, seine Macht und seine Titel verzichtete um Gutes tun zu können. An seiner Seite habe ich gekämpft bis er fiel. Seitdem bin ich ohne Heimat. Vielleicht werde ich hier eine finden. Ohne Verfolgung, Not, Hunger und Elend.“ Hoffnung lag in seinem Blick. „Und vielleicht kann ich mich hier nützlich machen. Ich hab einiges an Erfahrung in Sachen Wundversorgung aufzuweisen und Leif meinte, jemand, der fest mit anpackt ist im Hospital immer gern gesehen.“ Er erhob sich und streckte ihr eine Hand entgegen. „Mylady? Wer sagt, dass es für euch kein: „und sie lebten glücklich bis zum Ende aller Tage gibt? Das Schicksal ist ein seltsam verwobenes Band und niemand weiß wo es endet.“
Sie drehte sich noch einmal herum zu ihm und nahm Blickkontakt auf, ihr Gesicht zierte ein herzliches Lächeln. "Obwohl ich euch nur wenige Minuten kenne, seid ihr mir willkommen, Will Adale. Willkommen in Brügge!" Dann drehte sie sich wieder um und schritt hinaus aus der Bibliothek in ihre Gemächer und ließ unterwegs die Diener wissen, dass sie ihre Kammerzofe Maria bräuchte. Es sollte auch nicht sehr lange dauern, ehe die Spuren der Auseinandersetzung beseitigt bzw. kaschiert waren und Lilliana den Rückweg zum Fest antrat bzw. den Rückweg zu Jaques. Maria wäre es auch, die von Lilliana noch zuvor befragt worden wäre, was von den Leuten gemunkelt wird. Sofern die Geschichten nicht zu abstrus würden, wird sie nichts dazu sagen, ansonsten dagegen intervenieren.
Der junge Arzt war tatsächlich so schnell wieder verschwunden wie er angekündigt hatte. Liliana konnte sich in ihren Gemächern mit der Unterstützung der eher schweigsamen Kammerzofe Maria frisch machen und dann zurück zu den Festlichkeiten gehen. Durch die klaren Fensterscheiben erkannte sie, dass die Sonne draußen gerade unterging und warme rote Strahlen über den weißen Marmor ihres Anwesens gleiten ließ. Sie konnte ohne groß auf sich aufmerksam zu machen zurück zum Ballsaal gehen. Maria schüttelte den Kopf. „niemand wagt derzeit zu munkeln, Herrin.“ War ihre knappe Aussage. Drinnen musizierten die Spielleute wie vorher. Gäste tanzten, andere aßen. Liliana erkannte den englischen Heiler neben Leif stehend. Als die Fürstin eintrat nickte er ihr nur kurz und kaum merklich zu, bevor er das angeregte Gespräch wieder aufnahm, doch sein Blick verfolgte sie noch ein wenig. Jaque stand von seinem erhöhten Sessel auf und schritt auf sie zu. Er sah so gut aus wie zuvor. „Teuerste Liliana. Wunderschön seht Ihr aus. Wünscht ihr noch etwas zu speisen? Ein Tanz vielleicht?“ Er sah nach draußen Richtung Sonnenuntergang und seine Stimme wurde leiser. „Außerdem wird es bald Zeit für Euch ins Bett zu gehen.“
"Werter Gemahl. Ich wünsche noch mit euch einmal zu tanzen, einen Abschlusstanz, allerdings erst nachdem ich meine Schuld eingelöst und mit dem werten Herrn getanzt habe, den ich vorhin auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten musste." sie kam näher an ihn heran "ich fühle mich wohl und der Heiler riet mir nicht mein Bett aufzusuchen, zumal es leer sein wird, wenn ihr hier bleiben werdet." sie sprach leise zu ihm zurück und verlieh dem letzten Satz eine leichte Frage. "Die Sonne von Gott gewollt wird untergehen und morgen wieder auf."
Er sah sie irritiert an: "Was meint Ihr, Mylady?"
"In Bezug auf was mein Gemahl? Die Sonne?" kam es von ihr zurück
"Alles?" Er war verstört und an seinem Blick erkannte sie, dass sie ihre Worte einfacher wählen musste, wenn er sie verstehen sollte.
"Es ist unser Fest, mein Gemahl. Dieser Unfall hat keine Spuren hinterlassen: Ich wünsche den Abend mit euch ausklingeln zu lassen unabhängig des Sonnenunterganges. Ich bin weder müde oder anderweitig erschöpft. Stattdessen freue ich mich darauf wieder mit euch tanzen zu können. Doch muss ich zuvor eine Schuld begleichen, habt keine Sorge" jetzt senkte sie wieder die Stimme "er stammt aus adligen Kreisen." sie rief dann einen Diener herbei, der den fremden Herrn die Botschaft überbringen sollte, dass er sie nun auffordern könnte.
Jaques sah sie an, griff sie jedoch fest am Unterarm. „Ihr könnt noch diesen Tanz beenden, wenn es euch beliebt. Dann habt ihr euch zu Bett zu begeben wie jede Nacht. Unsere Herrin wird es nicht dulden, wenn ihr noch auf seid und ich möchte nicht, dass euch etwas geschieht.“ Wut und auch ein wenig Angst schwangen in seinem Blick mit. „Seid vernünftig, Liliana.“ Er ging zurück zu seinem Platz und der Adelige kam mit vor Freude ganz rotem Gesicht auf sie zu um sie aufzufordern.
Lilliana wollte ihm noch etwas erwidern, konnte aber nicht, als der Adlige in ihr Gesichtsfeld trat. Sie zeigte ihm ihr schönstes Lächeln und sagte noch "Verzeiht, wenn ich euch habe warten lassen." Dann ging sie mit ihm und konzentrierte sich auf das Tanzen doch so wie mit Jaques war es nie mit den anderen und es wollte ihr nicht so ganz gelingen, denn ein Verdacht keimte in ihr auf. Nach dem Tanz ließ sie sich wieder von ihm an ihren Platz führen und aß und trank noch einige Kleinigkeiten, dabei beugte sie sich zu Jaques "Soviel ich weiß, gibt es nur eine Herrin von Erzhausen und das bin ich, Jaques. Ich sitze neben euch und esse und trinke Speis und Trank. Ich tanze, lebe und liebe euch. Doch werde ich gespannt sein, welche Herrin von Erzhausen ihr meintet und so führt mich zu ihr." Sie sprach die Sätze mit Bedacht und sehr leise, nur für seine Ohren bestimmt aus. Dann ergriff sie seine Hand als Aufforderung.
Jaque war erneut irritiert und sah sie mit großen Augen an. „Warum wollt ihr zu ihr? Es ist jede Nacht das gleiche: Ihr geht zu Bett. Sie genießt die Nacht. So hat jeder das was ihm zusteht.“
"Weil ich sicher bin, dass sie diese Nacht nicht genießt." ihre Miene blieb ernst. Verfluchter Sebastian!
Jaque zuckte mit den Schultern. „Wenn es euer Wunsch ist bringe ich euch zu ihr. Aber sagt hinterher nicht ich hätte euch nicht gewarnt.“ Er erhob sich und führte sie galant am Arm mit sich nach draußen. „Aber danach geht ihr bitte wirklich in eure Gemächer.“ Er ging lange Gänge entlang, vorbei an duftenden Blumenbestecken. Die Dienerschaft war so beschäftigt mit den Festlichkeiten, dass sie kaum beachtet wurden. Er trat in seine eigenen Gemächer und begab sich zur Wand. Mit wenigen Griffen betätigte er einen geheimen Mechanismus, öffnete eine versiegelte Tür und eine hölzerne Pforte hinter einem Wandteppich öffnete sich. Er ging voran und beobachtete, dass sie ihm auch folgen konnte. Zu guter letzt kam er in einem edlen jedoch dunklen Zimmer ohne Fenster zu stehen. Der Geschmack war erlesen und der Blumenduft betörend bis atemberaubend. Der leichte Geruch von Verwesung wollte sie würgen lassen. In der Mitte des Raumes, vor einer Frisierkommode saß eine atemberaubend schöne Frau vor einem Spiegel. Liliana bemerkte sofort die unwiderstehliche anziehende Präsenz der blonden Schönheit. Sie sah das Gesicht durch den Spiegel und blickte in ihr eigenes strahlendes Lächeln.
Lilliana wartete bis Jaques mit einer Verbeugung Richtung Spiegel aus dem Raum verschwunden war, ehe sie die Person vor sich eingehender betrachtete und gerade die wenigen kaum vorhandenen Merkmale, die sie von ihrem Tagesdoppelgänger immer unterschieden hatten, suchte. "Mylady, hattet ihr eine schöne Tagesruhe gehabt?" sie klang selbst freundlich und durchaus interessiert, nicht nur an der Antwort. Rollentausch in einem Traum. Witzig Sebastian, wirklich witzig!
Ihre Doppelgängerin sah sie an und das Lächeln ließ ihr Gesicht leuchten. Das Antlitz war makellos und sah exakt aus wie ihres. Jedoch bemerkte Liliana an sich selbst, wenn sie in den Spiegel sah klitzekleine Änderungen. Winzige Lachfältchen um die Augen und einige dezente Sommersprossen von den Sonnestrahlen des frühen Sommers. Liliana verspürte tiefe Zuneigung zu dieser Frau, wusste aber nicht ob das Gefühl wirklich aus ihrem Inneren kam oder ihr aufgelegt wurde wie ein Mantel. Die Stimme der blonden Schönheit war glockehell und rein. Manch einer hatte sie sicherlich schon mit der einer Nachtigall verglichen. „Ja, meine Ruhe war ausgesprochen erquickend. Was kann ich für dich tun, mein Kind?“
Lilliana musste ein wenig glucksen. "Es ist doch etwas merkwürdig die umgekehrte Position inne zu haben und wieder ein Mensch sein zu dürfen. Verzeiht mir meine Aufdringlichkeit und Neugierde. Ich wähnte meine Doppelgängerin in euch und mich selbst in ihrem Körper, aber wie ihr mich anstrahlt ist dem nicht so. Könnt ihr mir sagen, ob in der Nachtwelt Jaques de Camarque geheilt werden konnte und ebenfalls sein Doppelgänger hier herumläuft?"
Die Frau sah Liliane an. Ihr Blick hatte sich in keinster Weise geändert aber Liliana erkannte ein winziges dunkles Funkeln. „Ich weiß nicht wovon du redest, Kind.“
"Sehr bedauerlich, so blieb mir wenigstens dieser Tag mit ihm, doch hoffe ich für ihn, so er denn erwacht, dass sein Gemüt mir gegenüber nicht das ist, was er mir heute von sich gezeigt hat." Sie schritt zurück "Ich wünsche euch eine erfolgreiche Nacht, Mylady. Die Feier ist noch im Gange und ihr werdet erwartet." Sie drehte sich um und ging zur Türe hinaus, blieb stehen und drehte sich wieder um, lächelte verschmitzt "Es tut gut sein eigenes Spiegelbild vorgehalten zu bekommen. Ich sollte mich mehr um sie kümmern, sie ist schließlich ein Teil der ganzen Scharade." Damit machte sie auf dem Absatz kehrt um auf ihr Zimmer zu gehen.
Die Frau jedoch war innerhalb von einer einzigen Sekunde neben ihr und schien vor ihr zu thronen. Auch wenn sie gleich groß waren fühlte Liliana sich winzig. „Ich weiß nicht wovon du redest, aber mir gefällt dein aufmüpfiger Ton heute Nacht nicht.“ Ihre Stimme war noch immer warm wie ein heißer Sommerregen, aber gleichzeitig schneidend wie ein aufkommender Sturm. „Ich habe keine Ahnung worum du dich kümmern willst, aber es ist mir auch gleichgültig. Ich werde nun die Gesellschaft genießen, mich an dem ein oder andern gütig tun und nach Mitternacht gedenke ich zu speisen. Du kannst, falls du es wünschst, ab Mitternacht meinen Platz wieder einnehmen. Ansonsten ruhe in deinen Gemächern und tritt mir nicht unter die Augen! Verstanden, meine Kleine?“ Ihr Lächeln war wieder bezaubernd.
Die Zuneigung war nur ein Mantel und wurde mehr und mehr zur Bürde gegenüber der Frau vor ihr und ihre Miene wurde ernster "Ich weiß nicht, wer sie sind, aber sie sind nicht die gütige Lilliana von Erzhausen." Dann blieb sie weiter stehen, stumm und wartend und ein Gedanke verfestigte sich in ihr. "Ich muss hier raus!"
Der Schlag in ihr Gesicht kam so heftig und unerwartet, dass sie zu Boden ging. Liliana sah das verzerrte und dennoch immer noch majestätische Antlitz ihrer Herrin, umrahmt von wunderschön geflochtenem blondem Haar. Sie spürte wie etwas anderes aus der Frau heraus brechen wollte und diese sich zusammenriss um die Bestie zurück zu drängen. Ihre Stimme war schneidend und drohend. „Wage ja nicht, Liliana, mich zu provozieren. Sonst wird es dir schlecht ergehen. Du hast ein wunderhübsches Gesicht, denn es ist das meinige, aber glaub mir, nicht einmal deine Mutter auf dem Sterbebett würde dich noch erkennen wenn ich einen kleinen Gefallen bei einem Mitglied der Fleischformer einfordere.“ Sie griff nach Lilians Kinn und drehte es in ihre Richtung. „Groteske Ohren, ein Stumpf statt einer Nase, leeren Augenhöhlen: Nein! Das würde meiner kleinen Liliana nicht gut zu Gesicht stehen.“ Sie schüttelte den Kopf und seufzte dann traurig. „Mein Kind, in dir steckt soviel Potential, so viel Macht und Kraft. Aber du bist nichts als eine kleine unwichtige Sterbliche: unwürdig und nur in meiner Gunst wegen deinem bezaubernden Antlitz. Verspiel meine Aufmerksamkeit und Gunst nicht! Du möchtest hier eines Tages raus? Die Herrin einer eigenen Domäne sein? Dazu benötigst du Blut! Mein Blut. Du wünschst den Kuss? Dann verdiene ihn dir! Aber mit einem solchen Betragen erzeugst du nichts als meine Missgunst. Es beweist nur, dass du noch Jahrzehnte von der Würde entfernt bist. Jaques?“ Ihre Stimme war laut und durchdringend, gleichzeitig in außergewöhnlichem Maße fröhlich als würde sie einen jungen Hund rufen. Der blonde Mann erschien wenige Augenblicke später wieder in dem dunklen Tunnel und verbeugte sich tief. Seine Herrin lächelte ihn freudestrahlend an. „Mein Teuerster? Tu mir bitte den kleinen Gefallen und geleite Liliana in ihre Gemächer. Sie ist erschöpft und benötigt Ruhe.“ Jaques fasste die blonde Frau am Arm und festigte seinen muskulösen Griff. „Jaques? Ich wünsche, dass sie ihre Gemächer gleich aufsucht und dort bleibt. Hast du verstanden?“ Der Franzose nickte. „Selbstverständlich, Herrin. Euer Wort ist mir Befehl.“ Er drehte sich Richtung Ausgang und stieß Liliana mit sich.
„Ach Liliana?“ Die Stimme der Kainitin hatte wieder einen fröhlichen Ton angenommen. „Ich möchte, dass du begreifst, dass ich meine Worte auch wirklich ernst meine. Es gibt doch im Waisenhaus diesen kleinen Jungen, fünf Jahre, wenn ich mich recht erinnere, süßer Fratz, dem du immer vorliest. Ich habe doch gerade erwähnt, dass ich ab Mitternacht zu speisen gedenke. Du kannst dir also in Zukunft die Zeit, die du vorher mit Geschichten vorlesen verbracht hast sinnvoller einteilen…“ Das Lächeln der blonden Frau war bezaubernd.

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BeitragVerfasst: So 15. Feb 2015, 00:07 
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Ein Moment der grausamen Stille verging, ehe sich Lilliana auf die Knie warf, ihren Kopf vorn über beugte und zu Boden blickend wieder sprach, dieses Mal legte sie einen unterwerfenden, einschmeichelnden Ton mit hinein. „Verzeiht mir mein aufdringliches Benehmen, ich habe etwas zuviel des guten Weines getrunken und er ist mir wohl zu Kopf gestiegen, dass ich glaubte bereits ihr zu sein. (MAN+Ausfl. gg6: 4 Erfolge). Ich danke euch Herrin für eure Güte mich wieder zur Besinnung zu bringen. Nie werde ich wie ihr sein können. Nur bitte verschont den Jungen, er soll nicht für meine Tat zahlen müssen, nehmt mich stattdessen. Mein Blut gehört euch.“ Lilliana bleibt abwartend in ihrer Position, Jaques an ihrem Arm ignoriert sie.
Die blonde Frau schüttelte leicht amüsiert den Kopf. „ja, Kinder sind etwas herziges, nicht wahr? Es freut mich, dass du endlich zur Besinnung gefunden hast. Mich dürstet aber heute nicht nach deinem Blut. Danke.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung gab sie Jaques ein Zeichen, der sie fest am Arm griff und nun endgültig zum Tunnel zog. Er flüsterte ihr zu. „Nun, komm schon.“
Lilliana ließ sich widerstandslos von Jaques mitziehen, sah jedoch ihr Ebenbild nicht einmal mehr an.
Während sie durch den Gang schritten hörte sie das eindringliche Flüstern des großen Franzosen. „Ich habe euch, liebste Liliana, doch gesagt, dass es nicht ratsam ist sie aufzusuchen. Aber Ihr wolltet leider nicht auf meine Worte hören.“ Irgendwo vor ihnen im Gang hörte sie leise hastige Schritte, die schlagartig verstummten. Jaques redete munter weiter und seine Stimme wurde lauter. „Wenn es dein Wunsch ist, werde ich dem Knaben etwas zur Betäubung geben. Dann hat er nicht soviel Angst.“ Jaques versuchte ein aufmunterndes Lächeln. „Nur für dich. Wie heißt der Junge überhaupt?“
Lilliana ging nicht auf seine ersten Worte ein, bei seinem Vorschlag konnte er sehen, dass etwas in ihr arbeitete und sie gewiss ihn gehört hatte. Sie kämpfte gegen das innere Gefühl der Verbundenheit an, ehe sie sachte den Kopf schüttelte.
Ihr Gang war aufrecht und geradeaus in Richtung ihres Zimmers vor dem sie sich mit einem "Gute Nacht Jaques" verabschiedete und die Türe schloss und sich davon entfernte und ihre Schritte in Richtung Bett richteten. Kurz davor blieb sie stehen, wartend, ehe ihr Blick sich erneut der Türe zuwandte und sie den Geräuschen lauschte. (4 Erfolge gg6) Ihre Mimik war unnormal maskenhaft und Zweifel standen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
Liliana hörte, wie die Tür ihrer Gemächer hinter ihr geschlossen wurde und der Schlüssel mehrmals umgedreht wurde. Dann die feste Stimme ihres Gemahls: „Ihr zwei da. Kommt her. Ihr bleibt hier und passt auf, dass meine Dame die Ruhe und Erholung bekommt, die ihr zusteht. Sollte irgendetwas euch in der kleinsten Weise auffällig vorkommen, habt ihr mir sofort zu berichten. Habt ihr verstanden? Ich werde in einer halben Stunde wieder hier sein. Dann seid ihr entlassen.“ „Ja, Herr. Wie ihr befielt.“ Sie konnte hören, dass sie zwei gerüstete Männer vor ihrer Tür positionierten. Bei genauerer Inspektion ihres wunderschönen Zimmers bemerkte Liliana zum ersten Mal die zierlichen Metallgitter, die vor den Fenstern angebracht waren
Lilliana überlegte, die Metallgitter würde sie nicht ohne weiteres aufbekommen, so dass die Wachen vor ihrer Tür keinen Verdacht schöpften. Einen Moment lang wünschte sie sich Gerrits Kraft, dieser brauchte nur einen kleinen Finger und schon wäre das Gitter gesprengt. Sie hatte eine halbe Stunde Zeit, vielleicht sogar weniger, wenn Jaques nun gleich den kleinen Jungen holte um ihrem zweiten Selbst als Essen zu servieren. Ihr Blick ging in Richtung Balkon mit ihren geheimen Garten, gab es dort die Möglichkeit zu fliehen
Sie rüttelte an der Balkontür aber auch diese war vorsichtshalber verschlossen worden. Plötzlich hörte sie vor der Tür ein Geräusch und Stimmen. „Ist das hier der Weg zum Abort? Nein? Wirklich nicht? Seid ihr sicher? Man hat mich aber hier lang geschickt. Könnt ihr mir dann vielleicht kurz helfen? Ja? Nach links und dann drei Mal rechts? Verstehe!“ Plötzlich vernahm sie ein etwas kräftigeres Klappern als wenn ein großer Berg Töpfe umfallen würde. Der kurze Protest einer rauen Stimme ertönte: „Hey! Du!“ Und dann erneut das laute Scheppern. Jemand sank zu Boden.
Lilliana wurde langsam aber sicher panisch, ihr Plan scheiterte schon an den Grundzügen ihr Zimmer verlassen zu wollen. Reiß dich zusammen, du hattest schon andere Situationen in deinem Leben, schalt sie sich selbst. In dem Moment vernahm sie das Scheppern und ihr Blick ging zur Tür. "Hallo? Wer ist da?" so laut das es derjenige vor der Türe vernehmen konnte. Ihre Schritte wandten sich dem regulären Ausgang ihrer Kammer zu.
Sie hörte wie sich etwas an ihrem Schloss zu schaffen machte und prüfend darin herumstocherte. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt. Vor sich erkannte sie den jungen Arzt. Er hatte seine Kleindung gewechselt, war nun etwas reicher gekleidet.
Er hielt sich den Finger an die Lippen. „Psssst. Hallo Prinzessin. Helft mir die beiden Gestalten hier rein zu ziehen, damit keiner was merkt.“ Er machte sich an dem ersten Wachmann zu schaffen. „Keine Angst. Die schlummern tief und fest. Ich bin ein Meister darin andere ins Land der Träume zu schicken.“ Er grinste breit und zog den Mann in Lilianas Zimmer, fesselte und knebelte ihn geschickt.

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Lilliana half ihm, sprachlos, überrascht, doch setzte sie keine Worte an, ehe nicht beide Wachen in ihrer Kammer gefesselt und geknebelt waren. Erst dann setzte sie an. "Wie, woher? Stop, ich meine, wie kann das sein? Ich verstehe nicht. Woher wusstet ihr, dass ich nicht vorhabe hier drin zu bleiben?" Ihr Blick glitt Richtung Tür "Jaques wird in einer halben Stunde wiederkommen und " ihr Blick glitt zu ihm zurück "Danke, ich muss dringend ein unschuldiges Leben retten."
„Hier in eurem Palast geht es wirklich turbulent zu. Die Art und Weise wie hier mit Frauen umgegangen wird, würde ich nicht gerade englisch bezeichnen.“ Er schüttelte den Kopf. „Verzeiht, dass ich hier einfach so eingebrochen bin, aber ich dachte mir, ihr könntet vielleicht Hilfe gebrauchen. Ich bin euch vorhin hinterher geschlichen. Euer Gemahl machte mir den Anschein als ob er… na ja… vergessen wir das einfach. Ich hab das Gespräch zwischen der interessanten Dame und euch mitbekommen. Wer um alles in der Welt ist denn diese Furie? Ich hab zwar nichts gesehen, aber glaubt mir, sie klingt exakt wie ihr.“
Lilliana schüttelte resignierend den Kopf und beruhigte sich wieder selbst. Furie hatte er sie genannt "Sie ist keine Furie, dies ist ein schlimmes Wort" es klang eine Spur schärfer als beabsichtigt, ehe die Stimmlage wieder normal und leise wurde "Würde ich euch dies näher erklären, würdet ihr mich im besten Fall für verrückt halten und im schlimmsten Fall würde ich noch euer Leben aufs Spiel setzen. In diesem Fall sind Mächte am Werk die euren Tod wollen, wenn ihr einmal den Schleier gelüftet habt. Ich sagte ja, ich bin nicht von einem Prinzen geküsst worden." Sie setzte ihren Schritt in Richtung Türe "Ich muss einen Knaben vor ihr retten, sie trachtete nach seinem Leben und es besteht die Möglichkeit dass Jaques ihn sogar schon aus dem Waisenhaus holt. Er ist ein guter Junge, er soll nicht für das was ich sagte bezahlen." Lilliana blieb stehen und drehte sich zu ihm um "Ihr habt etwas an euch, dass vielen hier in Brügge fehlt Mr. Adale. "Wollt ihr mich begleiten?
Er hob eine Augenbraue und kam auf sie zu, verschloss die Tür bevor sie hinaustreten konnte. „Stopp, Prinzessin. Ich weiß, dass ihr wichtigere Aufgaben zu erfüllen habt. Es geht um einen Jungen. Aber dennoch ist es wichtig, dass wir einige Minuten haben um die wichtigsten Informationen auszutauschen. Nur so kann man einen Plan machen, der vielleicht auch was taugt.“ Er griff sie eindrücklich am Arm und sah sie mit seinen grauen Augen an. Sie konnte erkennen, dass es ihm wichtig war. „Ich bin mit dabei. Unschuldige Leute retten ist nebenbei auch mein Metier, neben dem Schlösser öffnen und Leute ins Land der Träume schicken.“ Das schelmische Grinsen erhellte sein Gesicht. „Aber dafür sollte ich wissen, worauf wir uns einlassen, oder?“
Lilliana sah ihn einen langen Moment an und man konnte ihr ansehen, dass es in ihr arbeitete und mehrere Parteien gegeneinander kämpften, am Ende konnte es jedoch nur einen Sieger geben "Wie viel habt ihr bei diesem Gespräch gehört?"
Will kaute auf seiner Unterlippe. „Genug, aber nicht genug um wirklich zu verstehen.“
"Das ist der Schleier, der sie schützt. Wenn ich ihnen diesen lüfte, sind sie dann auch bereit das Risiko auf sich zu nehmen für dieses Geheimnis zu sterben?" Lilliana suchte seinen Blick, schüttelte dann merklich den Kopf "Ich stürze sie in ein Unglück und wäre für ihren Tod verantwortlich. Das möchte ich nicht."
„Prinzessin? Wenn ich mir dir diesen Jungen rette und mich gegen die gute Dame und ihren Ritter in strahlender Rüstung stelle, dann kann mir dieses Schicksal genauso blühen. Ich bevorzuge es zu wissen gegen wen ich kämpfe.“
Sie schloss kurz die Augen und nickte dann "Ihr werdet gegen Wesen kämpfen, die sich nur bei Nacht bewegen und über mystische Kräfte verfügen. Sie trinken Blut, müssen aber nicht töten um es zu bekommen. Seht es mehr als Aderlass. Die Frau ist so eines. Ihr Diener in strahlender Rüstung jedoch nicht, doch hat sie ihn unter Kontrolle. Ich gehöre ihr, soviel habe ich herausgefunden und ihr Blut zwingt mich sie zu ehren, doch meine Menschlichkeit will dies hier nicht. Die Besonderheit ist das Gesicht. Ihres ist auch meines, so bin ich die echte Lilliana von Erzhausen. Sie ist das böse, strahlende Abbild meiner selbst mit eine geringen bis kaum vorhandenen Menschlichkeit. Mir wurde ein Spiegel vorgehalten, was passiert, wenn ich ihren Weg einschlage." Wie nahm er ihre Worte auf? (WH+Emph gg6: Fehlschlag), sie musste blinzeln und sah es nicht.
Will holte tief Luft und seufzte. „Und ich hatte schon gehofft, ich wär’ die Kainiten und all diese Geschichten ein für allem Mal los. Scheinbar auch hier in dieser schönen strahlenden Welt mit Sonnenschein und Frühling nicht. Nun ja. Dann seid ihr der Ghul der Lady, oder? Das macht’s spannend. Habt ihr euch soweit unter Kontrolle, dass ihr ihr widersprechen und gegen sie handeln könnt wenn’s wirklich drauf ankommt?“ Er klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und sah sie ernst an.
Lilliana schüttelte nur ungläubig den Kopf "Ihr vermögt es eine Lady sprachlos zu machen." dann hob sie kurz ihre Arme und ließ sie wieder fallen. "ich weiß dass ich gegen sie handeln kann, denn ich tue es gerade, auch das widersprechen sollte möglich sein, sofern meine Menschlichkeit die Kontrolle über ihr Blut behält. Ich befand mich noch nie in dieser Situation. Ich bin quasi diese Nacht erwacht." sie lächelte verschmitzt. "Aber nun dürft ihr mir gerne erklären, woher ihr bereits dieses Wissen erworben habt. Normalerweise werden die Spuren verwischt."
Er nickte ihr zu. „Wir müssen erst mal aus diesem Zimmer raus und uns irgendwo mit Waffen eindecken. Euer ehrenwerter Gemahl belässt es mit Sicherheit beim nächsten Treffen nicht mit einem Faustkampf. Habt ihr eine Waffenkammer?“
Für einen Moment schlich sich ein leichtes Misstrauen in ihr Gesicht, ehe auch sie nickte. "Ja. Ich kann uns beide hinführen und hoffentlich erfahre ich dann auch eure Informationen." Damit sah sie auf den Gang vor ihrer Tür und lauschte auf Stimmen (WH+Auf gg6: 2 Erfolge), erst als sie sich sicher wähnte machte sie sich nach draußen, leider wohl nicht all zu leise (GE+Heim gg6: Patzer)
Liliana geriet als sie die Tür öffnete ins Stolpern und riss eine Blumenvase mit sich, die Will im letzen Moment auffangen konnte. „Puh. Das war knapp.“ Flüsterte er leise. „Geht voran. Ich folge euch lautlos.“
Lilliana führte sie beide auf dem kürzesten ihr bekannten Weg zur Waffenkammer, wo sie noch am Tag das von Lucien geschenkte Schwert hatte verstauen lassen. Auch sonst befanden sich noch Dolche, zwei Schwerter und ein antiker Säbel in der Kammer. Errungenschaften, Mitbringsel, eben alles was man auf den Reisen im Unleben so in die Finger bekam. Ohne zu zögern, nahm sie sich das ältere Schwert und versuchte es an ihrem Körper zu verstauen. Ihr Blick sah ihn an. "Ich bin schon sehr gespannt auf euren Teil der Geschichte."

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Der junge Arzt verschloss die Tür hinter ihnen und nahm die Waffen in Augenschein. Prüfend nahm er die Klingen in die Hand, wog sie aus und griff dann auch nach der Klinge, die sich Liliana an den Gürtel geschnallt hatte. „Die ist zu schwer für euch. Die bekommt ihr nicht hoch. Ihr solltet diese hier verwenden.“ Er reichte ihr das schlanke silberne Schwert, das sie heute Morgen ihrem Waffenmeister übergeben hatte. Er selbst band sich eine Schwertscheide um, ließ die Klinge hineingleiten und griff nach einem Bogen und einigen Pfeilen.
Er lehnte sich an einen Tisch und stütze die Arme hinter sich auf.
„Okay. Prinzessin, ihr habt mir mitgeteilt worauf wir uns einlassen werden. Ihr habt mir eure Wahrheit mitgeteilt, dann teilt auch meine. Auch wenn sie euch wahrscheinlich nicht gefallen wird. „Sein Gesicht nahm einen bedauernden Ausdruck an. „Ich habe mal zu diesen Gestalten dazu gehört. Den Kainiten. Aber das schwöre ich euch…“ er sah etwas aufgebracht aus. „… von solcher Art wie diese… nennen wir sie… Furie war ich nicht. Ich bin heute in Brügge erwacht und durfte mich glücklich schätzen wieder unter den Sterblichen zu wandeln. Ich habe keine Ahnung wie so etwas möglich ist, aber es fühlt sich verdammt gut an.“
Ohne zu zögern wechselte sie das Schwert aus "Wohl verwechselt" könnte er sie murmeln hören. Als er fortfuhr zu erzählen, gingen ihre beiden Hände an ihre Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. Sie schüttelte den Kopf. "Ich dachte es wäre nur mein Traum. Ich erwache anstatt bei Nacht bei Tag und darf zumindest für diesen Traum..." ihre Hand ging an ihre Halsschlagader und sie konnte ihren Puls dort fühlen "wieder sterblich sein. Ich dachte ich habe zumindest hier Jaques wieder, der in der Realität in Starre liegt. Stattdessen bin ich in der Haut meines Ghuls gelandet und mein eigenes selbst führt sich auf wie..." sie konnte es nicht sagen "wenn ich denjenigen erwische, der dies hier verursacht hat, werde ich ihn für seine guten wie auch seine schlechten Taten in diesem Traum zur Rede stellen." Lilliana sah Adale an "aus welcher Domäne stammt ihr?"
Will sah sie irritiert an. „Ihr wollt mir mitteilen, dass ihr eigentlich den Platz der Furie einnehmt?“ Er tat einen Schritt zurück. „Ihr seid die Kainitin?“
"Ja, ich bin die Kainitin und nein, ich bin nicht dieser Charakter, ich bin die, die ich auch jetzt bin. Habt keine Angst. Mein Ghul wird von mir auch nicht so behandelt, allerdings werde ich mich wenn ich wieder erwache mit ihr mehr beschäftigen, es scheint mir sowieso, dass in letzter Zeit meine Liebsten um mich herum leiden." Sie trat einen Schritt auf ihn zu "Wie mir scheint haben wir den gleichen Traum. Wir dürfen wieder sterblich sein und sollen uns wohl hier begegnen. Doch wirft dies mehr Fragen auf, als das wir sie beantworten können. Aber ich denke, da ihr Leif kennt, können wir gerne nach unserem Erwachen in Kontakt treten, doch jetzt würde ich gerne den Jungen retten."
Will blickte sie an und schüttelte den Kopf. „Ja, Wir sollten uns um den Jungen kümmern. Los, Prinzessin. Wo müssen wir hin?“
"Wir müssen aus dem Anwesen zum Waisenhaus in der Weststadt. Sie lauschte nochmal (WH+Aufm gg6: 7 Erfolge) und hörte das noch so kleinste Geräusch, weswegen sie beide aus dem Anwesen entkommen konnten. Auf den Straßen zum Waisenhaus war es ruhiger geworden. Die Nacht war angebrochen und die Händler und das Volk befanden sich in ihren Häusern. "Nochmal Adale, in welcher Stadt schlaft ihr unter normalen Umständen, sofern ihr nicht mit einer Fremden ein Leben rettet?"
Er schritt entschlossen neben ihr her durch die Straßen der Stadt. „Ich bin aus Wellington, einer kleinen englischen Grafschaft. Aber wie ich schon sagte, ich hatte da ein kleines Problem und Leif hat mir eine neue Zuflucht angeboten. Ich bin ihm sehr dankbar für seine Gastfreundschaft.“
"So ist Leif, er achtet immer auch auf die, denen er vertraut und die ihm Nahe stehen." ein Blick zu ihm "da ihr auch Heiler seid, verzeiht mir, aber welcher Familie gehört ihr an? Derselben wie Leif?" sie schritt weiter voran in Richtung der Weststadt, hielt sich an den Rändern der Häuser auf und achtete weiter auf mögliche Gefahren.
„Ach, Familien tun doch nichts zur Sache, oder? Es ist doch viel wichtiger wofür man eintritt und für was man kämpft als woher man kommt.“ Er seufzte. „Ist das dort das Waisenhaus?“ Er deutete auf ein großes Gebäude mit einem weißen Schild über der Eingangstür. „Wie heißt der Knabe denn nun?“
"Bei manchen entscheidet der Familienname ob sie Brügge betreten dürfen, oder ob sie besonderen Schutz von den Bewohnern Brügges erwarten müssen, damit sie nicht abgeschlachtet werden. Setzt ihn niemals auf die leichte Schulter, das hat Leif auch nie getan und wird es auch nie tun." ihr Blick blieb am Schild hängen, wie oft hatte sie das Haus bei Nacht betreten? "Hans. Ein Junge von 5 Jahren. Schwarzes, kurzes Haar, noch recht klein, aber sehr aufgeweckt."
„Da ich von Leif eingeladen wurde, wird’s schon in Ordnung gehen. Er kann ja alles mit euch besprechen. Hans heißt der Knabe. Gut. Nehmen wir die Vordertür oder wie sollen wir vorgehen?“
"Die Vordertür. Auch wenn zu meinem Bedauern wahrscheinlich kaum einer wirklich Notiz von uns nimmt, so erregen wir mehr Aufmerksamkeit wenn wir uns reinschleichen. Wenn wir gefragt werden, können wir immer noch sagen, dass ich wie üblich Hans etwas vorlese." Sie öffnete daraufhin vorsichtig die Tür des Waisenhauses, aufpassend wer sich dahinter verbarg, ehe sie weiter vordrang, zielgerichtet zum Bett des Jungen.

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BeitragVerfasst: So 15. Feb 2015, 13:56 
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Während Liliana noch nach der Klinke der Eingangstür griff hörte sie hinter sich das laute Fluchen des Heilers und das Geräusch eines Pfeils der aus dem Köcher gezogen und an den Bogen gelegt wurde. „Verdammt. War ja klar. Immer dann wenn man kurz vorm Ziel ist… Wie ich das hasse.“ Die dunkelblonde Frau sah und hörte sofort, was er meinte. Hinter ihnen stoben drei Wachleute heran, angeführt von Jaques de Camarque. Wut und Enttäuschung legten sich über sein schönes Gesicht als sie näher galoppierten und schließlich in ca. 10 Meter rabiat zum Stehen kamen. Die Wachen rissen ihre Pferde zurück, ließen sie tänzeln während sie mit gezogenen Schwertern auf den gespannten Bogen starrten.
Jaque schrie in Lilianas Richtung: „Wie kannst du mir das antun. Du, diejenige, mit der ich diese Stadt regiere, die gelobt hat mich zu ehren?“
Will konnte sich eine giftige Bemerkung nicht verkneifen: „Nun ja, Ehre wem Ehre gebührt, oder?“ Er zielte auf den blonden Franzosen. Dieser spie vor ihnen aus und wandte sich wieder an Liliana. „Du hast versprochen in deinen Gemächern zu bleiben und stattdessen läufst du mit dem erstbesten Gesetzlosen! davon, der dir über den Weg kommt?“ Will schenkte Liliana ein entschuldigendes Schulterzucken. „Nun ja, keiner ist perfekt, oder? Und ich ganz sicher nicht…“ Jaques ließ sein Pferd einige Schritte nach vorne traben, hielt dann jedoch beim Anblick des Pfeils inne. „Warte nur, Heiler, bis ich mit dir fertig bin. Es gibt nur eine Strafe für denjenigen, der mir meine Gemahlin wegnehmen will.“ Seine blauen Augen wanderten wieder zu Liliana und sein Blick wurde weich. „Überleg es dir noch einmal anders. Komm zurück in unseren Palast, begib dich auf dein Zimmer und vielleicht können wir das alles hier vergessen. Denn was soll unsere Herrin denken? Mit dem was du tust machst du alles nur schlimmer. Glaubst du, sie wird in dieser Nacht ein einziges dieser Kind verschonen wenn du dein Vorhaben in die Tat umsetzt und so offen ihre Befehle verweigerst?“
Liliana hörte Wills geflüsterte Worte: „Geh rein und lass die Kinder irgendwie über den Hinterausgang raus. Sie sollen auseinander rennen und sich aufteilen. So sind ihre Chancen am größten. Schick Hans ins Hospital zu einer Nonne namens Agatha. Ich versuch die Kerle derweil in Schach zu halten. Er ließ einen Pfeil als Warnung dicht an Jaques Ohr vorbei zischen.

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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BeitragVerfasst: Sa 21. Feb 2015, 09:48 
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Beim Anblick von Jaques war deutlich wie es in ihr arbeitete und seine Worte waren wie Stiche in ihrem schlagenden Herzen. Die Befehle der Herrin hatte sie offen verweigert, ja, doch es war es wert: kein Kind sollte wegen ihr sterben. Es war wiederum die kurze Stille, das kurze Schließen der Augen, ehe sie sie wieder öffnete, sich auf dem Absatz umdrehte und hinein in das Waisenhaus rannte. Während sie durch die Tür schritt hörte sie Jaques verzweifelte Stimme: „Das kannst du nicht machen. Du gehörst zu mir. Du bist mein, Liliana.“ Ein Pfeil brachte ihn zum Schweigen. "Aufstehen, steht auf, Gefahr von draußen! Lauft durch die Hintertür und verteilt euch die Nacht. Aufstehen, aufstehen!" Sie wiederholte ihre Sätze mehrmals, während sie an einzelnen Schultern rüttelte oder gegen ein Bett stieß, ihre Schritte führten zu Hans, auch ihn weckte sie wie die anderen "Hans, wach auf, lauf, lauf ins Hospital zur Nonne Agatha, hörst du mich? Zur Nonne Agatha, ich werde schauen, dass ich dich wiedersehe Hans. Bitte rette dich.“ Sie gab sie ihm noch einen kurzen Kuss auf die Stirn, ehe sie wieder in Richtung des Haupteinganges schritt, weiter ihre Sprüche aufsagend.
Während Liliana durch die Gänge rannte klammerten sich einige der Kinder ängstlich an ihren Rock. „Warum sollen wir denn aufstehen und weg laufen? Ich will zur Schwester. Wo ist die?“ Von draußen hörte sie heftigen Kampfeslärm.
Lilliana hielt immer kurz die Kinderhände in den eigenen. "Die Schwestern kämpfen gegen die Teufel. Ihr Engel seid die unschuldigen Seelen. Lauft durch die Hintertür und verteilt euch über die Stadt, kehrt nicht zurück, ehe der Morgen ergraut, da müssen die Teufel verschwinden. Ich werde bei euch sein, ich werde euch alle wiederfinden." Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die kleinen Hände losließ. "Los, weckt die anderen und lauft."
Die Kinder begannen heftig zu schluchzen. Ihnen waren die Worte unheimlich und einige versteckten sich lieber unterm Bett oder im Schrank als allein in die Nacht zu rennen. Einige Ältere nahmen die Kleineren an den Händen und liefen nach draußen. Es dauerte mehrere Minuten bis Liliana jedes Zimmer aufgesucht hatte. Eine aufgebrachte Nonne trat ihr entgegen. „Fürstin Liliana. Was tut ihr hier mitten in der Nacht? Warum stört ihr den Schlaf der Kinder und treibt sie allein! in die finstere Nacht?“
Lilliana blieb kurz vor ihr stehen. "Mutter Oberin, ihr müsst fliehen, Soldaten stehen vor den Türen und wollen ein Blutbad anrichten, rennt hinaus und beschützt die Kinder, die ihr auf eurem Weg findet. Kehrt erst im Morgengrauen zurück. Ich stelle mich derweil der Gefahr und verschaffe euch weiter Zeit." ihre Hände wiesen in Richtung der Hintertür "Beeilt euch, ehe sie kommen." Auch die Augen der Nonne weiteten sich bei Lilianas Worten aber sie kannte die Fürstin lange genug um ihre Worte nicht in Frage zu stellen. Sie rannte nach unten um so viele Kinder wie möglich mit nach draußen zu nehmen. Schließlich, es mussten wohl 5 Minuten vergangen sein waren die Zimmer leer. Liliana hörte keine Geräusche mehr außer dem Klirren von Schwertern vor der Hauptpforte und die wütenden Rufe von Männern.
"Auf in den Kampf!" Lilliana zog ihr eigenes Schwert aus ihrer Kleidung, spannte sich an und öffnete dann die Tür. Ein kurzer Blick mit dem sie die Lage einschätzen wollte, wer war leicht zu erreichen? Auf wessen Pferd könnte sie sich schwingen? Konnte sie eine Hand voll Sand sammeln und ebenfalls als Waffe gebrauchen? Das Getümmel war zu viel, um abschließend alle Fragen beantworten zu können.
Vor sich sah sie den blonden Franzosen und den dunkelblonden Engländer miteinander die Klingen kreuzen. Die drei Wachen lagen am Boden, ohnmächtig oder tot ließ sich nicht feststellen. Drei Pferde standen in einigem Abstand und tänzelten unruhig. Die beiden Männer warfen sich wütende Blicke zu. Jaques Stimme war ein Donnern: „Warte, bis ich mit dir fertig bin. Hast du überhaupt jemals eine Klinge geführt? Wenn du dich jetzt ergibst, mach ich es kurz und schmerzlos für dich.“ Will blutete aus einigen Wunden. Es war abzusehen, dass er deutlich weniger von Schwertkampf und ritterlichem Gebaren verstand als sein Gegner. Der Schweiß lief ihm die Stirn hinab und schränkte seine Sicht ein. Trotzdem grinste er breit. „Nein. Ich lehne Euer großzügige Angebot dankend ab.“ Als Liliana mit dem Schwert durch die Tür trat nahm Jaque die Gestalt im Augenwinkel wahr und sein Gesicht überzog sich mit einem finsteren Ausdruck. „Liliana! Wie sollen wir das je wieder gut machen? Die Herrin wird rasend vor Zorn sein. Ich will nicht, dass sie dich vernichtet. Ich brauche dich doch.“ Er war einen Moment abgelenkt. Statt den Richtung Herz gerichteten Schlag gegen Will zu führen wich dieser aus und rammte dem Ritter den Ellbogen an die Schläfe. Der Franzose ging entsetzt zu Boden und den Bruchteil einer Sekunde später drückte die Spitze des Schwertes gegen seine Kehle. Die grauen Augen des Engländers schienen Funken zu sprühen. „Jetzt zeige ich dir mal, was wir in England mit Kerlen wie dir machen.“ Er holte zum entscheidenden Schlag aus.
Lilliana schrie als sie die Szene sah "Nein Will. Verschone ihn, er ist menschlicher als du glaubst und das Blut der Herrin spricht aus ihm." Will sah sie mit großen Augen an. Sein Mund öffnete sich einen Spalt. „Verdammt Prinzessin…“ seine Augenbrauen hoben sich. „Seid ihr sicher? Die Welt wäre ein besserer Ort ohne Männer wie ihn.“


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Er schüttelte irritiert den Kopf, sah sie an. Sie näherte sich den beiden "Jaques, lass deine Klinge fallen und ergib dich. Ich liebe dich und ich möchte nicht, dass du stirbst. Und was unsere beider Herrin anbelangt…" ihre Mundwinkel schlossen sich feste und bildeten eine grade Linie. "Glaubst du wirklich, wir beide könnten noch mal zurückkehren. Ich würde sterben, du würdest sterben. Sieh es ein, Jaques, dein Leben ist auf vielfältige Weise verwirkt, aber du und ich, wir können hier weg." Sie trat noch einen Schritt näher an ihn heran. "wir können zu jemandem gehen in dessen Dienste keine kleinen Kinder auf der Speisekarte stehen." Ein weiterer Schritt. „Sag mir Jaques, dass du es nicht auch siehst. Bei all der Liebe zu der Herrin, du siehst das was in ihr steckt. Du siehst das Monster."
Will zögerte nach wie vor. Nur eine Sekunde später hielt er sich schmerzverzerrt die rechte Flanke und schrie auf. Ein langer silberner Dolch steckte in seiner Seite und sein Hemd begann sich rot zu färben. Jaques kämpfte sich vom Boden auf und griff wieder nach seinem Schwert. Will biss hasserfüllt die Zähne aufeinander und auch er fasste seine Klinge fester. Jaques ging rückwärts in Richtung der Pferde. „Wie kannst du solche Worte über unsere Herrin sagen, Liliana? Sie entscheidet was Recht und Unrecht ist. Sie ist unsterblich und ihre Weisheit übersteigt die unsere. Wir haben ihr einen Eid geleistet und sind durch unser Blut daran gebunden. Breche niemals einen Eid, den du einem wahren Herrscher geleistet hast.“ Er griff nach den Zügeln des Pferdes und sah noch einmal in Richtung des Engländers und spuckte in seine Richtung aus. „Abschaum! Viel Spaß beim Verrecken.“
Ein weiteres "Nein" entkam ihrem Mund, als sie sah, dass ein silberner Dolch in erwischt hatte, dann versuchte sie ihn davon abzuhalten das Schwert zu ergreifen, war jedoch einen Sekundenbruchteil zu spät. "Ich hoffe, Jaques, du weißt, was es bedeutet.“ Sie würde ihm noch nachsehen "Rette dich, Jaques de Camarque." Dann drehte sie sich zu Will um. Sorge war in ihrem Blick "Ihr seid schwer verwundet, ich muss euch zu Leif oder einem anderen Heiler hier in Brügge schaffen, aber Leif kann am besten eure Wunden versorgen." Ihr Blick ging in Richtung der Pferde der drei ohnmächtigen/toten Soldaten. "Nehmen wir die dort, dann geht es schneller. Wir haben wieder nur wenig Zeit und ich sollte mir eine Kopfbedeckung zulegen.“ Lilliana würde ihn stützen und sich die Wunde ansehen.
Will schloss die Augen und atmete tief ein. Doch der darauf folgende Schmerz ließ ihn inne halten und zusammen zucken. „Verdammt! Prinzessin. Verzeiht, wenn ich das jetzt sagen muss aber ihr setzt in dieser Hinsicht echt auf die Falschen.“ Er lehnte sich erschöpft mit dem Rücken gegen die Hauswand des Waisenhauses. „Ich will gar nicht wirklich wissen, was er da erwischt hat…“ Der Engländer sah an sich hinab, hob das Hemd und wurde blass. Seine Augen weiteten sich. Dann schluckte er. „Okay…“
Lilliana half ihm sein Hemd zu öffnen. "Es tut mir so leid, Will." Dann mühte sie sich zu einem traurigen Lächeln ab. "Sieh es als eine weitere sterbliche Erfahrung, als Kainit hättest du die Wunde schon geheilt." Ihre Augen gingen zur Haupteingangstüre "Warte kurz, ich hole etwas zum verbinden, dann stoppen wir zumindest deinen Blutverlust für eine kurze Weile, bleib weiter liegen und beweg dich nicht zu viel." Damit ließ sie ihn einen Moment alleine und rannte hinein und riss Stofffetzen aus den Laken damit sie ihm die umbinden konnte. Nach einigen Minuten verließ sie das Haus wieder und begann sich um seine Wunde zu kümmern, dabei ging sie äußerst vorsichtig vor, allerdings machte sie ihm vorher mit ernster Miene klar "Das wird trotzdem jetzt wehtun."
Will unterdrückte einen Schmerzensschrei als sie sich an das Abdecken der Wunde machte. „Lasst den Dolch stecken.“ Seine blau grauen Augen suchten ihren Blick. „Prinzessin. Könnt ihr mir einen Gefallen tun? Geht und sucht Leif. Er müsste noch bei Eurem Fest sein. Ich mache mich auf den Weg zum Hospital. Dort ist Medizin, Verbandszeug, Instrumente… Wir treffen uns dort…“ Er sah sie fragend an und ergriff mühsam ihre Hand. Liliana spürte bereits die Kälte, die von ihr ausging.
Sie schüttelte den Kopf "Wenn ich euch alleine lasse, werdet ihr das Hospital nicht lebend erreichen, Will. Ihr wisst das selbst. Ich verfrachte euch dorthin und dann schleiche ich mich auf das Fest zurück um Leif zu holen." Ihre Stimme klang sehr fest und der Ton ließ keine Diskussion zu. Damit begann sie ihm zu helfen sich aufzurichten und zum Pferd zu begeben. Sie ließ ihn aufsteigen, während sie sich hinter ihn setzte und ihn so abstützen konnte und gleichzeitig das Pferd am Zügel hatte.

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Egal was Will auch anführte, sie ließ sich nicht davon abhalten und ihr Griff war fest. Sie ließ das Pferd schnelleren Schrittes in Richtung des Hospitals bewegen und direkt vor dem Eingang halten. "Haltet euch nur einen Moment auf dem Rücken." Damit stieg sie schnell ab, rannte zum Eingang und rief nach den Heilern. Lilliana's Blick war ernst und voller Sorge. "Ein schwer Verwundeter nach einem Soldatenangriff. er stirbt mir unter den Händen weg." Blut befand sich auf Teilen ihrer Kleidung und unterstrich hoffentlich ihr Erscheinungsbild. "Bitte beeilt euch."
Will wurde von einer Schwester gestützt und nach drinnen geführt. Sie sah den Verwundeten an. „Will? Ihr? Was ist passiert?“ Will strich ihr mit einer kurzen Handbewegung das Wort ab. „Das tut jetzt nichts zur Sache, Agatha. Bring mich bitte nach drinnen. Ver…“ Er sah zu der Nonne und verbiss sich den Fluch. Seine Lippen waren blass. „Wenn nur Leif hier wäre…“ Seine Stimme war schwach.
Lilliana sah ihm nur noch kurz nach. Will griff noch einmal nach ihrer Hand und sein Blick war eindringlich. „Pass auf dich auf, ja?“ Sie setzte sich wie versprochen, wieder auf das Pferd, ihr Schwert in ihrer Kleidung versteckt und ritt in Richtung ihres Anwesens. Liliana machte sich auf den Weg durch die dunklen wie ausgestorben wirkenden Straßen. Leise plätscherte das Wasser der Kanäle und ein leichter Wind ließ die Blätter leise rascheln und verbreitete den Duft von Blumen in der stillen Nacht. Wäre die Situation nicht so ernst, es hätte eine wunderschöne laue Frühlingsnacht sein können. Erst als sie an die Tore ihres Anwesens trat erfüllte wieder Leben die Szenerie. Nach wie vor spielte die fröhliche Musik. Am Gelächter erkannte sie, dass drinnen nach wie vor ausgelassen gefeiert wurde. Sie erblickte zwei Wachmänner, die am Eingang Patrouille standen. Etwas davor wurde sie langsamer und setzte ab, ihr Blick galt der Umgebung und sie suchte nach verdächtigen Personen oder nach einem einzelnen Stallburschen.

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Lilliana überlegte, dann stieg sie wieder auf das Pferd und ritt im etwas schnelleren Tempo an die Patrouille heran, dabei beobachtete sie gespannt deren Reaktion. Ihre Lächelnd strahlend, doch in ihren Augen blitzte es und sie imitierte den Tonfall der Herrin als sie mit ihr gesprochen hatte. "Meine Herren, wenn euer Dienst an mir immer so schlampig ausfällt, dann werde ich euch wohl neue Ohren anbringen müssen. Ich kenne da einen Freund, der mir einen Gefallen schuldet. Nun veranlasst, dass der Heiler Leif Thorson zu mir gebracht wird, er hat mir einige Fragen zu beantworten und die werde ich ihm sicher nicht auf dem Fest stellen, wo alle mir zujubeln und mich feiern wollen."
„Herrin? Was macht ihr hier draußen? Wir dachten ihr wäret drinnen?“ Sie sahen einander und dann wieder Liliana an. Dann sahen sie die blutverschmierten Kleider und taten einen Schritt zurück. Sie hielten sich gerade. Sie hatten verstanden. „Verzeiht unser ungebührliches Fragen, Herrin…“ stotterte einer der Männer. „Ich werde mich sofort auf den Weg machen.“ Er salutierte und rannte fast Richtung Palast. Der andere Wachmann starrte gekonnt an ihr vorbei. Lilliana blieb während der ganzen Zeit auf ihren Pferd, während sie den Wachmann, der dort blieb immer wieder aus den Augenwinkeln beobachtete und auch sonst die Umgebung im Auge behielt. Es dauerte wohl an die 10 Minuten bis der Wächter mit einem dunkelblonden Mann zurück kam in dem Liliana Leif Thorson erkannte. Dieser hob nur eine Augenbraue als er sie sah. Als Leif hinauskam streckte sie ihm eine Hand hin, damit sie ihm helfen konnte auf ihr Pferd auf zu klettern. "Ich werde es euch unterwegs erklären" ihre Stimme klang fest wie zuvor. Leif sah sie kurz an als sie ihm aufs Pferd helfen wollte und schüttelte kurz den Kopf. Er wandte sich an einen der Wachen. „Mein Pferd ist der Apfelschimmel. Könnt ihr ihn bitte bringen. Satteln ist nicht notwendig.“ Es dauerte eine Minute bis der Mann mit dem Pferd zurück war. Leif schwang sich ohne Mühe auf den Rücken und ritt neben ihr her. „Verzeiht, Liliana. Aber es würde sich sofort rumsprechen, wenn ich zu euch aufs Pferd steigen würde. Das kann nicht in Eurem Sinne sein.“ Sie flüsterte ihm zu: "Will Adale stirbt und nur eure Kunst vermag ihn noch zu heilen."
Er lauschte gespannt als sie ihm von Wills Verletzungen erzählte und gab seinem Pferd die Sporen. Es dauerte nicht lang bis sie wieder am Hospital waren. Leif glitt vom Pferd ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen und rannte in die hohen grauen Mauern. Von ferne vernahm Lilianna das sanfte Plätschern des Brunnens im Garten. Leif schritt so schnell er konnte in einen großen Saal, flüsterte einige Worte zu Schwester Agatha und trat dann zu Will. Der Engländer lag auf einem niedrigen Bett, das an eine der groben Steinwände gerückt war. Die Wände waren weiß getüncht und an einigen roten Spuren konnte man erkennen, dass hier des öfteren Operationen durch geführt wurden. Er griff nach seiner Hand, fühlte den Puls, zog Will das Hemd aus um die Wunde näher inspizieren zu können. Er wechselte einige kurze Worte mit dem Verletzen.

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Dann klopfte er Will auf die Schulter und sprach leise zu ihm. „Will? Du weißt es so gut wie ich, oder? Die Milz… sobald ich den Dolch raus ziehe wird es nicht lange dauern…“ Will ließ sich in die Kissen sinken, schloss die Augen und seufzte schwer. „Ich habe gehofft, du würdest mir eine andere Nachricht bringen!?“ Leif schüttelte traurig den Kopf. „Es wird nur einige Minuten dauern. Du wirst schwächer werden, dann ohnmächtig und dann wird es vorbei sein…“
Lilliana blieb zunächst in einem höflichen Abstand zu beiden und erkundigte sich bei Schwester Agathe nach dem jungen Hans. Nach seinem Zustand, wie es ihm ergehe. Sie fragte auch nach, ob er denn für längere Zeit im Hospital bleiben könne, sein Gesicht habe Aufmerksamkeit erregt und ihr Mann sei eifersüchtig auf dem Jungen und trachte nach seinem Leben. Erst nachdem dies geklärt war, machte sich Lilliana zu Will und Leif. "Gibt es denn keine andere Möglichkeit?"
Schwester Agatha nickte nur bei Lilianas Worten. Der Junge hatte vor 20 Minuten an die Hauptpforte geklopft und war eingelassen worden. Er war nun in der Kapelle war er auf Liliana wartete. Die Nonne wandte sich nachdem Leif gesprochen hatte ab. „Ich werde dem Jungen etwas zu essen bringen.“ Das was folgen würde musste sie nicht mit ansehen.
Bei Lilianas Frage schüttelte Leif traurig den Kopf. Er schloss ebenfalls die Augen realisierte, was er bereit war zu tun: dem anderen ein kurzes und schmerzloses Ende bereiten. Er schreckte die Hand nach dem Dolch aus und schien sich selbst Mut zu zusprechen. „…alles nur ein Traum“ flüsterte er kaum hörbar. Will griff ihn am Arm und sah ihn fest an. „Leif? Was hast du eben gesagt?“ Leif schüttelte den Kopf. „Ich kann dir leider heute in dieser entscheidenden Stunde nicht helfen. In einer anderen Nacht könnte ich es mit Leichtigkeit.“ Will biss die Zähne aufeinander. „Ja, ich auch.“ Die Männer sahen sich einige Sekunden an und ein Verstehen schien sich auf den Gesichtern auszubreiten. Wills Stimme war schwach. „Das ist nur ein Traum, oder? Wie komm ich hier raus, Leif?“ Er richtete sich auf und erneut ließ der Schmerz ihn zurück sinken. Leif drückte ihn in die Kissen und sah ihn lang an, vergewisserte sich, ob er das richtige tat. „Es ist das Leben das dich durchfließt, das dich daran hindert wieder Kainit zu sein. Du weißt, wie du gemacht wurdest. Ein Kainit hat dein Blut getrunken und dir dann von seinem kainitischen Blut gegeben. Wenn du tatsächlich ein Kainit bist, dann erfülle dein Schicksal und trinke dein eigenes Blut. Niemand kann dich daran hindern und du benötigst nicht das Blut eines anderen Untoten, da du selbst längst einer bist.“ Ein trauriges Lächeln legte sich über seine Züge. „Bei mir war es so. Damals, in einer anderen Nacht…“
Lilliana schüttelte nur kurz den Kopf, ehe sie sich Leif zuwandte. "Du meinst das eigene Blut zu trinken, vermag uns alle wieder erwachen zu lassen?" sie schien einen Moment länger zu überlegen, ehe ihr Blick wieder auf Will ruhte und sie seine rechte Hand nahm. "Du weißt, in solchen Dingen vertraue ich deinem immensen Wissen und einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Aber wenn, dann machen wir es alle gemeinsam. Ich denke jeder von uns, hat nun genug erlebt und mitgenommen aus diesem Traum und wenn nicht, machen wir uns weiter Gedanken, wie wir alle wieder hier erwachen." Ihr Blick suchte nach einem scharfen Gegenstand, den sie dann auch nahm und ihn Will überreichte und dann abwartete.
Leif schüttelte nur sacht den Kopf und blickte nun auch Lilliana nachdenklich an. Es irritierte ihn scheinbar, dass sie sich ebenfalls angesprochen fühlte obwohl er mit dem englischen Heiler gesprochen hatte. „Nein. Wenn man seinem Leben ein Ende setzt indem man all seine Vitae zu sich nimmt erlangt man nur seine alten Kräfte zurück. Um wieder hier aus diesem Traum zu erwachen bedarf es etwas anderes.“ Will nickte und griff nach dem Skalpell, das die junge Fürstin ihm hinhielt. An der Art wie er den Griff hielt und gezielt die Ader seines Handgelenks öffnete erkannte sie, dass er diese Tätigkeiten kannte und regelmäßig durchführte. Das Blut floss pulsierend über seinen Arm. Will zögerte einen Moment und nahm dann seinen Arm in den Mund, begann an seinem Handgelenk zu saugen. Zwischen den Zähnen stieß er mit dem Hauch eines Grinsens hervor. „Leif? Das schmeckt scheußlich.“ Er hörte dennoch nicht auf. Liliana erkannte, dass er schwächer und schwächer wurde. Sein Gesicht nahm eine Farbe an, die dem Kalk an den Wänden glich.
Lilliana erwiderte den Blick von Leif mit einer ernsten und gefestigten Mine. Es war nicht die Zeit darüber zu reden. Dann beobachtete sie die Tätigkeit von Will und wartete eine Weile. Als er jedoch immer weißer wurde, sah sie zu Leif und prüfte seine Mimik "Das kann nicht richtig sein." ihre Hand ging an Wills Hand und sie zog sie ihm weg. "Bedenke, das Blut schmeckt niemals scheußlich. Das kann nicht richtig sein." wiederholte sie noch mal.
Leif griff nach ihrem Arm und hielt ihn fest. „Lass ihn. Er hat nicht mehr viel Zeit.“
Lilliana wehrte sich, jedoch nicht mit vollster Kraft, sie sah zwischen Leif und Will hin und her und man sah an, dass sie zerrissen war. "Er wird sich selbst damit umbringen. Das kann nicht des Rätsels Lösung sein."
„Ja, Liliana. Genau das wird er tun.“ Leifs Worte waren fest.
Der junge Engländer atmete tief ein und schloss die Augen. Es kostete ihn scheinbar alle Kraft nicht mit diesem schrecklichen Akt aufzuhören. Dann fiel der Arm schlapp hernieder. Leif tastete nach seinem Puls und nickte langsam. Will war tot. Der nordische Heiler blickte kurz in ihre Richtung, schien auf etwas zu warten, sprach ein Gebet zu seinen Göttern in einer Sprache, die sie nicht verstand.
Es schienen Ewigkeiten zu vergehen. Das Plätschern des Brunnens war zu hören, die Geräusche in der Nacht, irgendwo das Knistern eines Feuers. Liliana bemerkte zuerst das schwache Zucken um Wills Mundwinkel, dann öffnete der junge Mann die Augen. Sein Gesicht war noch immer so weiß wie vorher und Liliana bemerkte eine schwache, kaum erkennbare Narbe auf seiner Stirn. Will schloss die Augen, griff dann an seine Seite und riss den Dolch aus seinem Körper. Mit aller Wucht schmiss er das klirrende Stück Metall auf den Boden und sah Leif und Liliana an.
Lilliana musste einfach nur schlucken bei dem was sie gerade sah. Dann fasste sie sich an die Stirn und fühlte leichten Schwindel nahen. Sie setzte sich neben den gerade erwachten Will und versuchte sich wieder zu beruhigen. "Und jetzt? Sollen wir uns jetzt alle verwandeln und in unseren Träumen nun als Kainiten umherstreifen? Oder wach ich erst wieder auf indem ich mein Schwert in mein eigenes Selbst getrieben habe um das was in mir ist zu töten?" Lilliana maß Will und Leif mit einem Blick und richtete sich wieder auf. "Nun denn, euer Vorschlag hat zumindest die Verwandlung unseres sterblichen Selbst in unser unsterbliches Selbst eingeleitet." Ihr Blick blieb bei Will. "Das war sehr knapp und sah einfach nur heftig aus." Dann richtete sie wieder die Aufmerksamkeit auf Leif. "Weißt du, was mich die ganze Zeit interessiert, warum setze ich mein Leben nicht hier ein Ende. Würde ich nicht dann automatisch endlich aus diesem Traum aufwachen können?" sie schüttelte den Kopf und griff sich an die Stirn und atmete einmal tief ein und aus "Ich drück mich schon wieder vor den Problemen, die mir aufgezeigt werden. Ach, verdammt sei ich. Gut, los geht es." Damit nahm sie sich das von Will zuvor benutzte Skalpell und setzte es sich ebenfalls an ihren Arm atmete noch mal bewusst ein und aus, dann schnitt sie zu, ungeschickter als Will, aber wo die Hauptschlagader war, das wusste auch Lilliana.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
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Zuletzt geändert von Alida am Sa 21. Feb 2015, 21:26, insgesamt 2-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sa 21. Feb 2015, 13:10 
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Das Blut schmeckte zunächst widerwärtig. Süß, metallisch. Es ließ sie würgen und in ihr wuchs der Wunsch sich zu übergeben. Doch dann würde der Geschmack besser. Gut. Unvorstellbar gut. Lebendig, warm und mächtig. Es war bereit zu heilen, zu stärken aber noch floss zuviel davon durch seine Adern.
Liliana setzte an und trank aus ihren eigenen Venen bis zum letzten Tropfen...
Sie spürte wie die Kraft aus ihr heraus ran. Ihr Körper wurde schwächer und schwächer, fühlte sich unvorstellbar alt und gebrechlich an. Ihr Herz wurde schneller, raste und verlor doch immer mehr an Kraft. Ihr Atem wurde langsamer bis er plötzlich inne hielt. Es war still im Raum. Nur das leise Knistern einer Kerze war zu vernehmen. Ihre Beine hielten sie nicht mehr und sie brach zusammen.
Es dauerte lange bis sie wieder zu sich kam. Sie vernahm das Knistern der Kerze als würde sie direkt neben ihr brennen, hörte Leifs Herz schlagen und spürte den Lufthauch seines Atems. Ihre Sinne waren überirdisch geschärft. Will saß neben ihr und seine kalten Finger hielten ihre Hand. "Ich dachte schon, Ihr würdet nicht mehr aufwachen, Prinzessin." Erleichterung lag in seinem Blick als er sich erhob. Der Gegensatz zwischen den beiden Männern, die nun nebeneinander standen, war ausgesprochen stark. Leif mit geröteten Wangen, Schweiß auf der Stirn und daneben das weiße Gesicht mit den bleichen Lippen des dunkelblonden Engländers. Nur der lebendige Blick der hellen Augen war beiden inne.

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BeitragVerfasst: Do 12. Mär 2015, 20:22 
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Sie öffnete die Augen. Es fühlte sich an wie in der ersten von vielen weiteren Nächten. Ihre Hand griff fester nach seiner und zog sich so an Will hoch, bis Lilliana wieder stand, die beiden Männer im Blick. "Ich weiß, es ist ein Klischee meines Clanes und ich selbst bin nicht als malende Künstlerin bekannt, aber gerade verspüre ich den Drang diesen Augenblick festhalten zu wollen: "Vom Leben und Tode". Lilliana schüttelte lachend den Kopf und blickte dann Leif an, nachdenklich: "Ihr habt Recht behalten, bleibt die Frage ob es nicht ratsam ist euren Tod zu verzögern und so die Scharade für den Doppelgänger und Jaques ein wenig weiter aufrecht zu erhalten. Aber ich will euch nicht davon abhalten, dass zu tun, was ihr wollt."


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BeitragVerfasst: Fr 13. Mär 2015, 16:15 
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Leif begann seine medizinischen Instrumente und das Verbandsmaterial zurück in einen großen Koffer zu verstauen. Er sah sich ab und an im Raum um als wüsste er nicht recht, was er sagen, wie er sich den beiden Untoten gegenüber verhalten sollte. Will sah Liliane mit seinen hellen Augen musternd an. „Und Prinzessin? Was sollten wir als nächstes tun? Euer kleiner Freund ist in Sicherheit, die Furie… ähm, ja… ich soll sie ja nicht so nennen. Denkt euch einfach was Nettes… feiert fröhliche Feste in Eurem Palast. Da gilt es eigentlich nur noch hier aus diesem Traum wieder raus zu kommen, oder? Mal schauen wo und wie ich dann wieder erwache.“ Er lachte sie an doch konnte sie den winzigen Hauch einer Enttäuschung in seinem Blick erkennen.
Während er noch auf ihre Antwort wartete wurde die große Pforte zu dem Saal mit Wucht aufgerissen und direkt danach wieder zugeschlagen. Liliana erkannte die hochgewachsene Gestalt des Hauptmanns im Türrahmen.

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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BeitragVerfasst: Fr 13. Mär 2015, 16:15 
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Seine Stimme war laut und durchdringend. „Leif? Bist du hier?“ Ohne auf Antwort zu warten schritt er durch den Raum und erspähte den Heiler. „Wusst‘ ich’s doch, dass ich dich hier finde. Leif, du…“ Er erblickte Liliana und den Engländer und blieb abrupt stehen. Ein schiefes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Liliana von Erzhausen? Sieh einmal an! Wo habt Ihr denn euren ehrenwerten Gemahl mit der musikalischen Stimme gelassen, der euch fast nie von der Seite weicht?“ Das Grinsen zeigte seine weißen Zähne und auch ohne Raubtiergebiss hatte der Zug um seinen Mund etwas Bedrohliches. Er wartete ihre Antwort nicht ab und wandte sich stattdessen an Leif.
„Nachdem du das Fest verlassen hast, hat unsere Fürstin hier ein paar Leute zusammen trommeln lassen und ist mit ihrem Gemahl in die Stadt aufgebrochen. Mir war sofort klar, dass sie dir hinterher wollten und sich dir an die Fersen geheftet. Ich hab mich dann auch auf den Weg gemacht, da ich mir dachte, du könntest vielleicht Unterstützung oder gar ein scharfes Schwert gebrauchen. Leider hat sich Jean schon unser Pferd geschnappt. Wahrscheinlich wollte er ein Mädchen beeindrucken, oder was weiß ich. Auf jeden Fall hab ich sicher 20 Minuten bis hierher gebraucht.“ Er griff an das Schwertgehänge an seiner Seite. „Offensichtlich ist das hier ja nicht nötig, da ihr hier kleine nette Gespräche miteinander führt. Mich interessiert trotzdem wo die Soldaten und unser holder Jaques sind? Habt ihr sie in der Eingangshalle warten lassen?“

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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BeitragVerfasst: Sa 14. Mär 2015, 23:25 
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Zunächst irritiert über das Auftauchen des Hauptmannes stand Lilliana noch still, ehe sie ihre überirdischen Sinne aktivierte und sich ein wenig von der Gruppe entfernte und sich dabei ganz und gar auf das Hören konzentrierte: Pferdegetrappel, Stimmen, Klirren von mitgeführtem Stahl., eben alles was auf einen Überfall ihrer Doppelgängerin hindeutete „Wie mir scheint wird das Aufeinandertreffen noch früher stattfinden, als wir es uns ausgemalt hatten.“ Lilliana schritt wieder zurück zur Gruppe. „Aber nicht hier bei den Kranken und Verletzten, ich ziehe doch eher die freie Natur vor den Toren von Brügge vor.“ Ihr Blick ging zu Lucien und etwas tief in ihr regte sich und blickte ihn an. „Mich wundert es nur, dass ihr, Lucien Sabatier, nicht erfreut über die andere Lilliana von Erzhausen seid. Immerhin habt ihr euch doch so manches Mal gewünscht, ich wäre nicht so…menschlich und sollte mich mehr um mich selber kümmern.“ Mit jedem ihrer Worte kam sie ihm dabei näher und legte ihren Kopf schief, erst drei Schritte vor ihm blieb sie stehen und beobachtete seine Reaktion. „Ich denke ich muss nichts weiter dazu sagen, sondern nur hoffen, dass wenn ihr wieder erwacht, ihr die Begegnung mit der anderen Lilliana von Erzhausen als Lehre seht.“ Lucien tat einen Schritt auf sie zu und überragte sie fast um Haupteslänge. Er sah sie verwundert an und schüttelte den Kopf. Dann drehte er sich zu Leif. „Ist sei jetzt komplett übergeschnappt? Wovon redet sie? Doppelgänger, irgendwen vor die Tore locken?“ Sie sieht auch nicht wirklich sehr gesund aus.“ Er legte den Kopf schief und erinnerte dabei an einen Wolf, der eine Maus beobachtet und überlegt, ob er jetzt mit ihr spielen, oder sie einfach ziehen lassen soll. Leif legte ihm den Arm auf die Schulter. „Nein Lucien. Das was sie erzählt ergibt durchaus einen Sinn aber das würde jetzt zu lange dauern…“ Will griff nach Lilianas Hand. „Prinzessin. Wenn das, was der Hauptmann erzählt stimmt, dann befinden sich eure Doppelgängerin und ihre Schergen wahrscheinlich längst in diesen Mauern“ Er schluckte.
Liliana konzentrierte sich doch das laute Atmen des schwarzhaarigen Franzosen und der Herzschlag des Heilers lenkten sie ab. Sie hörte das Aneinanderschlagen von metallenen Rüstungsteilen im Erdgeschoss des Spitals.
Sie ging von Lucien weg, hin zu Will und Leif: „Gibt es außer dem offensichtlichen Haupteingang des Hospitals noch einen anderen Nebeneingang? Wenn ja, dann würde ich es bevorzugen dort hinauszugehen und sie mit euch vor die Tore zu locken.“ Lilliana holte das Schwert, aus dem Versteck ihres Kleides, betrachtete es still und sah dann wieder Lucien an. Ihr Blick wurde hart. „Ich muss es tun.“
Mit einem Mal wurde sie starr, still, ihr kleiner Finger ging an den Mund. Sie sollten still sein. Warum? Das zeigte sie mit ihrem rechten Finger auf den Boden und dann auf ihr Ohr und die Bestätigung von Will’s Worten konnte nun auch er in ihren Augen lesen. Dann drehte sie sich so, dass sie erkennen konnte wie viele Menschen hier waren und sie schüttelte resignierend den Kopf. „Nicht lügen.“ Dann sah sie zu Leif und Lucien: „Beschützt die Kranken und euch!“
Lucien ließ sein Schwert mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung aus der Scheide fahren. Er sah Leif an. „Ich hab zwar keine Ahnung wovon hier die Rede ist aber mit meiner Klinge ein paar Kranke beschützen bekomm ich zur Not noch hin. Leif, du zeigst mir, wo wir die Leute finden!“ Leif nickte ihm zu und warf dann noch einmal einen zweifelnden Blick Richtung Liliana. „Ihr wollt es mit Eurer Doppelgängerin aufnehmen? Doch bedenkt bitte eines: Ich kenne mich zwar nicht wirklich in dieser Geschichte aus, aber ich würde bei Odin schwören, dass sie mit euren Waffen kämpfen wird.“ Dann nickte er und verließ mit Lucien das Zimmer um sich Richtung Krankensaal zu begeben. „Viel Glück“.

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Dann sah sie zu Will „Ich werde nach draußen gehen, ihr müsst nur Jaques von ihr fernhalten und vielleicht könnt ihr ihm ja auch etwas von seinem Blut zu trinken geben, ihm den Kuss ermöglichen. Am Ende kommt es noch zu einem Happy End und Jaques weiß selbst welches Gift ihn in Starre gebracht hat.“
Will stand dicht neben Liliana und musterte sie skeptisch. „Verzeiht, wenn ich das jetzt fragen muss: Ihr wollt dem französischen Ritter mitteilen, wie er zum Kainiten werden kann??? Habe ich das richtig verstanden?“ Wieder schluckte er schwer.
„Mitteilen werden wir es ihm durch praktische Erfahrung, aber nach eurem eigenen Ermessen. Fragt ihn aus, wenn ihr ihn habt und wenn die Antworten euch hoffen lassen, dass er an den Höfen der Liebe war und ich ihm mein Tuch zum Zeichen meiner Gunst beim dortigen Ritterturnier gegeben habe, dann…“ Lilliana ließ es unbeantwortet, stattdessen sah sie Will direkt in die Augen „Sollte ich verlieren und ihr der Meinung sein, dass auch er nur träumt, dann gebt ihm von mir eine saftige Ohrfeige und sagt ihm, dass ich niemals einen Kainiten lieben könnte, der das menschliche Leben nicht wie ich achtet.“ Sie machte eine Pause „und Will? versucht euch nicht von ihren Augen gefangen nehmen zu lassen, wir Toreador verfügen über eine Disziplin die euch glauben machen lassen kann, ihr helfen zu müssen, aus Liebe aus Ehre oder was auch immer. Es wäre sehr schade um euch.“ Damit verfolgte sie das geschäftige Treiben von Lucien und Leif, ehe sie den Raum mit gezogenem Schwert durchschritt und sich so positionierte, dass sie alle möglichen Ausgänge im Blick behalten konnte. „Bereit sie zu rufen?“
Mit offenem Mund stand ihr der Engländer gegenüber. „Reden wir von dem gleichen netten Ritter, der mir vor kurzem noch seinen Dolch in den Leib gerammt hat als er scheinbar hilflos am Boden lag? Dem Ritter, der mich um ein Haar ins Jenseits befördert hätte?“ Er atmete tief aus und die Sekunden verstrichen wie eine Ewigkeit. „Prinzessin? Ich will, dass ihr etwas wisst: Ich habe keine Ahnung woher euer Vertrauen in diesen Mann beruht. Wahrscheinlich kennt ihr sein wahres Wesen da ihr Jahrzehnte als seine Gemahlin an seiner Seite mit ihm gestritten habt.“ Er wandte den Blick ab und verzog die Lippen zu einem gepressten Strich. Für einen Sekundenbruchteil konnte sie so etwas wie Enttäuschung in seinen Augen lesen, dann sah er sie jedoch mit festem Blick erneut an. „Liliana? Ich vertraue euch. Wenn ihr euren Glauben in Jaques de Camarque setzt und ihr ihn als Kainiten an unser Seite kämpfen seht dann… ja…kämpfe ich mit euch und auch ihm. Euer Vertrauen wird sicher nicht unbegründet sein.“ Er nickte, wie um sich selbst Zuversicht zusprechen zu wollen. „Okay. Wie gehen wir vor? Sollen wir raus in den Garten gehen und sie einfach laut rufen?“
Ein kurzes Nicken von ihr bestätigte ihm, dass sie seinen Plan für gut befand. „Ich werde mich sehr freuen euch in der Realität wiedersehen zu können. Dann wird die Zeit sein, in der ich euch wohl etwas mehr erklären muss, aber verzeiht mir, wenn ich das nun nicht hier mache.“ Mit diesen Worten schritt sie so, dass er sie mühelos einholen konnte aus dem Zimmer, dabei lauschend auf Geräusche. An der Treppe ging sie in eine geduckte, schleichende Haltung über um damit mögliche menschliche Wachen abzulenken. Die Kainitin, ja die würde sie hören könne, aber das war ja auch Teil des Planes. Sie wartete bis Will ebenfalls folgte und beide draußen ankamen, dann sah sie noch einmal zu ihm hinüber und sagte leise. „Viel Erfolg!“ ehe sich ihre Stimme erhob und sie laut „Lilliana von Erzhausen, ich bin hier.“ Rief.
Will folgte ihr hinaus in den Garten. Um einen fröhlich glucksenden Springbrunnen waren ordentliche, einem Klostergarten nachempfundene Kräuterbeete angelegt. Liliana roch den erfrischenden Duft von Pfefferminz, kräftigen Salbei und aromatischen Lavendel. Der Garten war von drei Seiten von den hohen Mauern des Spitals eingefasst und endete im Norden direkt an einem der Kanäle. Der junge Engländer trat mit gezücktem Schwert neben sie. „Ich wünschte ich hätte meinen Bogen dabei…“
Dann warteten sie. Minuten verstrichen ohne, dass sich etwas tat. Schließlich hörte Liliana kräftige Schritte, die in mit Metall verstärkten Stiefeln steckten. Sie zögerten eine Weile am Eingang zum Garten, man schien die Umgebung genau zu mustern und abzuschätzen, dann betraten zwei Wachen, dich gefolgt von Jaques de Camarque den Garten. Im Dunkeln konnte sie den blonden Franzosen kaum erkennen.
„Liliana? Ich hatte gehofft, unsere Herrin würde sich irren, als sie euch hier im Hospital vermutete. Aber wieder einmal bestätigt sich, dass sie sich wohl nie zu irren scheint. Sie wartet drinnen auf euch.“ Seine Stimme hatte einen leichten traurigen Klang. Als verkünde er etwas Endgültiges.
Lilliana blieb dort wo sie war, ihr Blick ungewöhnlich hart und fest auf Jaques gerichtet. Es verging wenige Sekunden in denen die Stille nur durch den leicht pfeifenden Wind unterbrochen wurde, der bedingt durch die unterschiedlichen Gebäude immer wieder andere Klänge annahm, dann erhob sie erneut die Stimme, laut, fest und selbstsicher: „Lilliana von Erzhausen. Komm in den Garten und stell dich mir.“
Jaques verschränkte die Arme. „Sie wird nicht kommen. Sie spielt da drin gerade mit einem kleinen Freund und dessen geistlichem Kindermädchen. Ich glaube, der Kleine heißt Hans, hat er ihr erzählt. Er hat sich sehr gefreut sie zu sehen, ist mit weit geöffneten Ärmchen auf sie zugelaufen und hat sie fest an sich gedrückt.“ Er sah den jungen Engländer an ihrer Seite und seine Augen verengten sich im Zorn. „Der gesetzlose Bastard lebt noch immer? Mir scheint, Ungeziefer vergeht nicht.“
Lilliana’s Augen verengten sich zu Schlitzen und sie fällte eine Entscheidung. Es war zu offensichtlich und natürlich eine Falle, hochzugehen und zu schauen, ob sie Hans und die Agatha finden würde. Vor allem das Kind dürfte danach gestört sein und ihre Doppelgängerin würde es im selben Augenblick in dem sie eintrat töten. „Schaffst du die Wachen?“ Die Frage war an Will gerichtet, obwohl sie ihn nicht dabei ansah. „Planänderung.“ Dann entfaltete sie ihre auf Jaques gerichtete Kraft. Sie konnte spüren dass es nicht wie bei Gareth vor vielen Jahren mehrere Tage andauerte, aber ihre Kraft müsste gewirkt haben und die wenige Zeit in der er nun wahrscheinlich das Gefühl des absoluten Verliebtseins ihr gegenüber empfand mochten genügen, dass sie ihn mit einem Wink zu sich bat.
Will schüttelte nur den Kopf. „Leider nicht, Prinzessin. Zwei Wachen und ein Ritter? Wahrscheinlich nein.“ Er hielt die Klinge fest umfasst und Liliana konnte sehen, dass er sich konzentrierte, Kräfte mobilisierte, die für einen Sterblichen unmöglich waren. Er sah mit einem Mal kräftiger, größer aus uns bewegte sich mit einer ungewohnten Gewandtheit. Bei Lilianas Wink sah der französische Ritter sie zunächst kurz misstrauisch an und gab seinen Wachen mit einem Kopfnicken ein Zeichen Will in Schach zu halten. Der Wachmann an seiner Seite stieß unter seinem Helm hervor: „Ergebt ihr euch?“ Er wartete ihre Antwort ab während Jaques langsamen Schrittes auf sie zukam.
Lilliana sprach noch einmal zu Will „Nur die zwei Wachen“. Dann sprach sie etwas lauter, aber für die Hörweite der beiden Wachen. „Wir stellen uns.“
Die Wachen überholten den französischen Adeligen und traten mit ihren Klingen näher an Will heran. Liliana wusste nicht recht wie ihr plötzlich geschah. Etwas schien in ihre Gedanken einzudringen, vorsichtig, zögernd. Sie spürte die lautlosen Worte des Engländers, die sich direkt an sie wandten. „Soll ich die beiden Wachen Außer Gefecht setzen? Es könnte euren Ritter provozieren. Oder die Klinge einstecken und uns ergeben?“ Jaques ließ sein Schwert zurück in die Scheide gleiten als er näher kam. Ein glückliches Lächeln lag auf seinen Zügen.

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Sobald Jaques ihr näher kam und das Schwert in die Scheide zurück gesteckt hatte, verwandelte sich das leichte Lächeln von Lilliana in das eines Jägers, dessen Beute im Netz zappelte. Sie trat einen Schritt vor um die Distanz zu schließen, dann griff sie nach seiner Hand und und wollte ihn mit einem Ruck zu sich ziehen. Ein Kuss von ihr auf seinen Mund, ehe sich ihr Mund abwärts zum Hals bewegte und sie ihn biss… eine gute Absicht. Das sollte als Zeichen für Will genügen.
In ihren Gedanken, in denen Will sanft und vorsichtig eingedrungen war, redete sie leise „Nur die beiden Wachen.“
Lilliana konzentrierte sich auf ihre Kräfte und ließ das Blut zirkulieren, sein Blick als er ihr immer näher kam und dann vor ihr zum stehen kam, etwas in ihr war nicht zufrieden und so packte sie zu, doch Jaques hatte anscheinend gespürt, was sie vorhatte und konnte sich dem entziehen. Auf zur nächsten Runde.
Wut legte sich auf seine Züge als er den Verrat der blonden Frau bemerkte. „Liliana. Seid keine Närrin. Gegen unsere Herrin könnt ihr nicht ankämpfen. Sie wird immer siegen.“
Aus dem Augenwinkel erkannte sei, dass Will neben ihr mit einem unvorstellbaren Geschick auf die Wachen einhieb. Seine Bewegungen waren präzise und ein kaum sichtbares Leuchten schien von ihm auszugehen. Er wusste exakt wohin er seine Schläge zu richten hatte und kämpfte fast blind.
Der pure Zorn hatte Jaques überwältigt und er versuchte mit seinen Fäusten auf Lilianas Gesicht einzudreschen. Ohne genau hinzusehen stieß er jedoch mit der Seite an einen vor Will zurückweichenden Wachmann und verlor das Gleichgewicht. Er geriet ins taumeln, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
Nach dem missglückten Packen, änderte sie ihre Strategie und zog ihr Schwert, dabei sah sie aus den Augenwinkeln seine Fäuste, wie sie versuchen wollten, ihr Gesicht zu treffen, im nächsten Augenblick lag er am Boden. Sie trat über ihm mit gezogenem Schwert und hielt die Klinge an seinen Hals. „Wo haben wir uns beide kennengelernt Jaques de Camarque? Wo haben wir uns im Mondschein zum ersten Mal geküsst?“
Er sah die Klinge an seinem ungeschützten Hals, scharf und tödlich. Er stieß die Worte kaum hörbar gepresst hervor. „Auf einem Turnier in Frankreich.“ Neben ihr konnte sie erkennen, dass Will einen der Wachen überwältigt hatte.
Lilliana ließ die Klinge dort wo sie war, ihre Aufmerksamkeit galt dem Mann vor ihm. „Korrekt. Erinnert euch an euren letzten Kampf bei den Höfen der Liebe. Was ist mit euch passiert, als ihr gegen Leif Thorson gekämpft habt?“
Sie sah die Mischung aus Wut und Panik in den Augen des Mannes. „Ich hab keine Ahnung. Er hat mit unlauteren Mitteln gekämpft um mich zu besiegen und zu schwächen. Ein Heiler bei einem Turnier? Lachhaft!!! Warum wollt ihr das jetzt wissen?“ Sie konnte erkenne, dass er sie am liebsten anspringen wollte.
Lilliana sah ihn noch einmal ganz genau an. „Korrekt, doch war es nicht Leif der euch schwächte sondern ein anderer Feind, der in euch ein Bauernopfer sah. Und jetzt zur Realität. Ihr seid ein Kainit, ein Ventrue, dessen Körper nach dem Angriff seit Monaten im Geheimversteck des Heilers liegt, weil ihr in Starre seid. Und jetzt träumt ihr, genau wie ich, wie Leif, wie jeder kainitische Bewohner Brügges. Alle die wir hier sind, haben als Menschen diesen Traum begonnen. Doch nun ist es an der Zeit eine Entscheidung zu fällen und diesen Traum zu verlassen.“ Er sah Schmerz in ihren Augen. „Ich liebe euch, seit wir uns begegneten, darum will ich euch bitten mir zu helfen, damit ich euch helfen kann, Jaques, wenigstens hier wieder ein Kainit zu werden. Was sagt ihr?“ ihre Stimme war von großem Schmerz geprägt, als erleide sie Schläge.
Er sah sie ungläubig an. Liliana erkannte, dass sie nicht verstand, was sie meinte. Dennoch lag etwas wie Verlangen in seinem Blick als er weiter sprach. „Ihr meint, die Herrin hat euch den Kuss geschenkt und ihr wollt ihn an mich weiter geben?“ Seine Augen waren groß.
Will versetzte dem anderen Wachmann einen festen Hieb gegen den Helm, der diesen taumeln und dann zu Boden sinken ließ.
Lilliana nickte leicht. „Ja, ich will dass ihr euch verwandelt, so wie ich verwandelt wurde. Werdet ihr mir Vertrauen?“ sie hatte noch immer die Schwertspitze an seinem Hals.
Er, das sah sie in seinen blauen Augen, vermutete einen Hinterhalt. Es kostete ihn alle Willenskraft als er ihr das Handgelenk entgegn streckte. „Nehmt mein Blut, Liliana. Ich vertraue euch.“ Will war neben den bewusstlosen Wachen zusammen gesunken und lehnte sich erschöpft mit dem Rücken gegen den Brunnen. Wasser tropfte herunter und durchtränkte seine Kleidung doch er schien es gar nicht zu bemerken. Er hielt die Augen geschlossen und auch das dritte Auge auf seiner Stirn schloss sich.
Lilliana nahm Jaques Handgelenk unendlich vorsichtig und ließ das Schwert sinken. „Ein Teil davon nehme ich, den anderen Teil werdet ihr nehmen müssen. Um eure Verwandlung zu vollenden, müsst ihr euer restliches, menschliches Blut selbst trinken, denn nur so vollzieht sie sich.“ Damit biss sie ihm ganz sanft hinein und nahm ihm etwas Blut, ehe sie ihm das tropfende Handgelenk an den eigenen Mund hielt, ihre Augen dabei voller Zutrauen und Sanftheit, aufmunternd. „Ja, es kostet Überwindung und es wird am Anfang nicht schmecken, doch je mehr ihr nehmt, desto mehr werdet ihr euch verwandeln und desto süßer wird es schmecken.“ Sie beobachtete sein tun und ihr Auge huschte kurz zu Will. Mit ihm würde sie sich beschäftigen, wenn sie mit Jaques fertig war.
Bei Lilianas Worten hatte Will die Augen vorsichtig wieder geöffnet. Sie konnte die Panik und Erschöpfung darin sehen. Einen weiteren Kampf würde er nicht durch stehen. Jaques sah sie irritiert an. „Ihr meint, es ist an mir selbst zu trinken? Unsere Herrin hat nie erklärt wie die Verwandlung abläuft aber an euch, Liliana erkenne ich, dass eure Worte der Wahrheit entsprechen mögen, denn nie saht ihr in solchem Maße liebreizend wie unsere Herrin aus wie in dieser heutigen Nacht.“ Er folgte ihrer Anweisung und führte die Hände an die Lippen. Gierig, hastig und schnell begann er zu trinken.
Lilliana wartete ab, bis er wohl irgendwann auch das Bewusstsein verlieren würde. Erst dann faltete sie ihm die Hände zum Gebet und wandte sich Will zu. „ Habt Dank, Will Adale. Seid ihr verletzt oder benötigt ihr Blut?“ Ihre Augen glitten über die Szenerie. Der Ritter in betender Stellung am Boden, die beiden Wachen vermutlich beide tot in der Ecke liegend und dann noch der Salubri, erschöpft aber siegreich.
Der Engländer erhob sich mit Mühe. Er trat auf sie zu und zog sie neben sich. Der sonst immer vorhandene Humor war aus seiner Stimme gewichen. „Los, wir müssen hier weg. Es wird nur wenige Minuten dauern bis er aufwacht. Falls euer Vertrauen in ihn gerechtfertigt war, werden wir das zu einem andern Zeitpunkt feststellen können. Wenn nicht, haben wir eine der größten Geißeln für diese Stadt herauf beschworen, die man sich nur vorstellen mag.“ Er zog sie näher an sich heran und sprach leiser. „Wenn ihr den Jungen befreien wollte, Prinzessin, dann müssen wir das jetzt tun. Die Fürstin erwartet mit Sicherheit nicht, dass wir hier lebend raus gekommen sind.“ Eindringlich blickte er sie mit seinen blauen Augen an.

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Lilliana nickte Will nur stumm an, ihr Blick wanderte zurück zu Jaques und dann wieder zu Will. „Ihr seid sicher, dass ihr nicht noch vorher etwas Blut zu euch nehmen wollt?“
Will nickte. Er trat an die Wachen, die beide anscheinend noch am Leben waren und nahm sich, was er brauchte. Dennoch sah er nach wie vor erschöpft aus. Leicht schwankend erhob er sich und meinte mit einem kurzen entschuldigenden Lächeln. „Diese Art des Kampfes ist unvorstellbar effektiv aber in gleichem Maße verzehrend.“ Wieder sah er sie an. „Seid ihr okay, Prinzessin?“ Sie sah ihm an, dass er nicht ihren körperlichen Zustand meinte.

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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