Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Do 11. Nov 2021, 10:23 
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Die zwei Wachmänner bedachten sie ebenfalls nur mit einem knappen Nicken. Dies mochte nicht zuletzt auch einfach daran liegen, das sie gerade bedeutend Wichtigeres zu tun hatten als sich in Etikette zu üben. Zudem wurde es unmittelbar deutlich, das die Dame sich offenbar ohnehin direkt an den Hauptmann wenden wollte. Erfreulicherweise konnte man sich dadurch still und heimlich an die Arbeit machen und rückte aus dem Fokus des Vorgesetzten. Dieser wiederum drehte langsam den von dunklen Haaren umrahmten Kopf in ihre Richtung und hob fragend eine Augenbraue. Sie riss ihn wohl gerade aus seinen Gedanken. Die grauen Augen taxierten sie von oben bis unten; unentschlossen was er von ihrem leichten Lächeln, dem Knicks und dem Neigen ihres Kopfes halten mochte. Die Arme immer noch verschränkt haltend, hörte er sich ihr Anliegen abwartend an und seuftze etwas resignierend. Sie hatte es wohl zumindest geschafft in seinen Augen als ihm unbekannte Einwohnerin von Brügge durchzugehen, die ein begründetes Interesse an seiner Aufmerksamkeit zu haben schien. Immerhin war er im Dienst. Er tat also was ein beflissener, verantwortungsvoller Wachhauptmann nun eben so tat. Deligieren.

"Diebstähle, Einbrüche, Nachbarschaftsstreit oder merkwürdige Gesellen die des nächtens hier die Runde machen meldet ihr bitte in der Hauptwachstube gegenüber des Belfrieds. Einer meiner Männer kann euch gerne den Weg weisen." Er schielte zu den beiden Wachleuten im Hintergrund. "Sie waren ohnehin gerade auf dem Weg dorthin. Ich bin überzeugt davon das unsere fähigen Leute euch bei eurem dringlichen Anliegen weiterhelfen können. Seid also unbesorgt. Wenn ihr mich nun bitte entschuldigen würdet... " Sprach er knapp, als ob er diese Worte mittlerweile viele aberhunderte Male vor sich heruntergebetet hätte und wandte sich mit einer kurzen Verbeugung zum Gehen.

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Do 11. Nov 2021, 10:23 


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BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2021, 11:19 
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Ein kaum sichtbares Lächeln ging über ihre Züge. Er mochte von seine Pflichten abgelenkt sein oder nicht – auf jeden Fall stellte es immer wieder eine Bestätigung dar, wenn selbst ein Kainit sie nicht auf den ersten Blick als Seinesgleichen erkannte. "Ich erbitte Eure Verzeihung für meine Dreistigkeit, Herr Hauptmann" erwiderte sie eingedenk der Wachen, die noch in Hörweite waren. "Aber es handelt sich um eine Angelegenheit, bei der Euer unschätzbares Können vonnöten ist. Seid versichert, ich würde mich sonst niemals erkühnen, Eure Zeit zu verschwenden. Auch ist die Dringlichkeit meines Anliegens nicht der einzige Grund, warum ich Euch zu solch ungewöhnlicher Stunde aufsuche" fügte sie mit feiner Betonung hinzu.

So er sich wieder zu ihr umdrehte, würde sie ihm einen Augenaufschlag zeigen, in dem man hinter all ihr vorgespiegelten Demut einer einfachen Bürgersfrau ein mutwilliges, fast schon amüsiertes Funkeln bemerken konnte – falls man ihr in die Augen sah. "Man versicherte mir, Ihr wäret ein Mann von ganz außergewöhnlichen Fähigkeiten, und gerade die sind es, nach welchen mein Problem verlangt" setzte sie die Neckerei fort. Als sie dieses Mal lächelte, Sabatier zu- und von den Wachen abgewandt, wurden in ihren Mundwinkeln für einen Moment die spitzen Fänge sichtbar, ehe sie wieder hinter blassen Lippen in einem noch blasseren Gesicht verschwanden. ES hätte fast eine Sinnestäuschung sein können.

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BeitragVerfasst: Mo 15. Nov 2021, 09:29 
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Sein Gesichtsausdruck veränderte sich zunächst von marginalem, eher erzwungenem Interesse, hin zu einem schiefen Lächeln und einem verständnisvollem Nicken, während die ihm unbekannte Frau sich redlich befleißigte eine besonders unterwürfige und kokettierende Etikette zu präsentieren. Man konnte nicht mit letzter Gewissheit sagen, ob es ihm schmeichelte und sein raubtierhaftes Ego streichelte, oder ob er nur abzuwarten gedachte bis sie auf den Punkt käme. Ihre Vorstellung jedenfalls schien bis dahin zumindest seine Aufmerksamkeit zu erregen. In welcher Form auch immer. Als sie ihm dann einen flüchtigen Blick auf ihre Fänge gewährte, schnaubte er kurz grinsend und meinte dann etwas monoton: "Entzückend." Er wandte sich ein letztes Mal zurück an seine Wachmannschaften und drängte sie erneut zur Eile, bevor er sich wieder ihr zuwandte.

"Gehen wir ein Stück", sprach er und machte eine einladende Geste. So sie ihm denn folgen würde, würde der Hauptmann der Brügger Nachtwache sie durch einige schmale und verworrene Gässchen und Straßen führen, vorbei an großen Handelshäusern und gutbürgerlichen Anwesen hin zu einer breiten, soliden Steinbrücke, die über einen der zahlreichen Kanäle der Stadt führte. Während dieses kurzen Spaziergangs, sprach er kein Wort und versicherte sich auch nicht darüber, ob sie ihm denn auch tatsächlich folgen mochte. Rund um sie war die unmittelbare Umgebung bis auf das gelegentliche Bellen eines Hundes, dem entfernten Gelächter der Betrunkenen und dem sanften Glucksen des Wasser unter ihnen, in gemächliche Stille gehüllt. Der dunkelhaarige Mann lehnte sich über die Brüstung der Brücke und starrte ohne zu Blinzeln in die Nacht vor sich.

"Ich denke ich muss mich nicht mehr bei euch vorstellen. Lucen Sabatier, Hautpmann der Brügger Nachtwache. Ratsmitglied und Geißel. Man hat euch zu mir geschickt, also wisst ihr bereits das Nötigste. Solltet ihr noch Fragen haben, so stellt diese wenn es euch beliebt." Sein Kopf wandte sich leicht in ihre Richtung und seine Augen verschmälerten sich etwas, als er sie eingehend prüfte. "Ihr seid mir bisher gar nicht aufgefallen, was gut oder schlecht sein kann. Aber irgendwann habe ich sicher in einer unserer Sitzungen meine Zustimmung für euer Aufenthaltsrecht gegeben. Oder auch nicht, wer weiß. Dann wurde ich überstimmt." Seine Schultern zuckten kaum merklich.

"Wie dem auch sei, ich grratuliere und hoffe unsere bescheidene Domäne sagt euch soweit zu Madame. Brügge trifft nicht jedermanns Geschmack, es sei denn man interessiert sich vorwiegend für Geld." Er verzog einen Mundwinkel zu einem abermals schiefen Lächeln, bevor er fortfuhr.

"Kurz und bündig. Wer seid ihr? Wer hat euch geschickt und das wichtigste: Was kann ich denn mit meinen so außergewöhnlichen Fähigkeiten für euch tun?" Der leichte Sarkasmus in seiner Stimme, war unüberhörbar. "Für gewöhnlich lassen sich beinahe alle Anliegen im großen oder kleinen Rat klären. Ich nehme an ihr wollt nicht der Nachtwache beitreten?"

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BeitragVerfasst: Mi 17. Nov 2021, 11:20 
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Die Brujah erwiderte sein Grinsen frech, fast ein wenig frivol, sagte aber nichts, sondern folgte ihm schweigend, bis die Wachen nicht mehr in Hörreichweite waren. Offenkundig genoss sie das kleine Versteckspiel in einer Weise, wie ein Kind ein Ballspiel genießen mochte – oder ein Wolfsjunges das spielerische Jagen in Vorbereitung auf den tödlichen Ernst. Ihre Blicke schweiften gelegentlich durch die Gassen, die sie noch nicht alle kannte, doch galt Louisas Aufmerksamkeit hauptsächlich ihrem Begleiter, der sie durch die Dunkelheit führte. Ob es ihr schwerfiel, das Schweigen so lange auszudehnen, ließ sich nicht eindeutig bestimmen, doch sie hielt den Mund, solange er sich nicht äußerte. Auf der Brücke angekommen sah sie ihm zu, wie er sich über die Brüstung lehnte, nahm dann ihre Röcke elegant hoch und setzte sich halb auf den dekorativen Stein, halb lehnte sie ihre Hüfte dagegen, ein Bein leicht angezogen wie beim Reiten im Damensitz, den Blick ihm zugewandt. "In der Tat, eine Vorstellung ist nicht vonnöten, Mijnheer" lächelte sie. "Und habt dank für Euer Angebot, ich werde sicherlich nicht zögern zu fragen, sollte es erforderlich sein."

Seine Musterung nahm sie gelassen hin: Eine Frau, die sich ihrer Schönheit, aber auch ihrer nicht offensichtlichen Stärken sehr bewusst war und ihrerseits den Mann neugierig besah, der sich ihr nun doch zugewandt hatte. "Nun, solltet Ihr gegen meinen Aufenthalt hier gewesen sein, so hoffe ich Euch noch davon überzeugen zu können, dass Ihr anders entschieden hättet, wäre ich Euch vertrauter gewesen" meinte sie scheinbar leichthin. "Indes habe ich wirklich noch keinen gesteigerten Wert darauf gelegt, Euch in Eurer Funktion näher kennenzulernen – was ich aber keineswegs auf Euch als Person gemünzt wissen möchte." Sie blickte auf den Kanal hinab und ließ offenbar in Gedanken das angewinkelte Bein baumeln, was nicht ganz zu ihrer damenhaften Haltung passen wollte und ihrer Ausstrahlung etwas eher kindliches – wäre da nicht der düstere Fluch ihres Blutes gewesen, man hätte sagen können: etwas unbeschwertes – verlieh. Sie schmunzelte, ohne den Kopf zu wenden und ihn anzuschauen. "Ich fühle mich recht wohl in dieser ungewöhnlichen Domäne, seid dessen versichert. Geld... mein Gott, ich müsste lügen, wollte ich behaupten, ich interessierte mich gar nicht dafür. Aber ich sehe es schlicht als ein Werkzeug, ein Mittel. Manchmal auch ein Schwert und einen Harnisch in einem. "

Als sie sich ihm wieder zuwandte, lächelte sie noch immer, wirkte aber nun weniger verspielt als zuvor. Ihre Augen glitzerten im schwachen Licht der Sterne. "Macht und Einfluss waren schon immer wesentlich, und die Menschen haben sich nun einmal entschlossen, sie in kleine Metallstücke zu prägen. Also sammelt ein weiser Mann sie. So sagte einer, den ich vor sehr langer Zeit kannte." Sie hob die Schultern. Dann neigte sie den Kopf. "Entschuldigt meine Unhöflichkeit, Ihr habt völlig recht. Man nennt mich Louisa van de Voort, ich bin wie Ihr ganz richtig vermutet noch nicht lange in Brügge. Vielleicht erinnert Ihr Euch doch, meinen Namen schon einmal gehört zu haben. Was mich zu Euch führt, ist recht schnell erläutert: Mevrouw van de Burse war so freundlich, mir zu raten, dass ich Eure Unterstützung suche. Es geht um ein Kind der Nacht, das sich allem Anschein nach in Brügge aufhält, ohne sich vorgestellt zu haben. Da mich verschiedene Umstände stark vermuten lassen, dass ich den Betreffenden kenne, gehe ich davon aus, dass er weder eine Gefahr darstellt noch böse Absichten jedweder Art hat. Ist es der Mann, den ich meine, möchte ich sogar für ihn bürgen, ohne zu wissen, wen oder was er genau hier sucht." Sie machte eine bedeutsame Pause nach diesen Worten.

Dann fuhr sie fort: "Sei dem jedoch, wie es wolle – es ist in jedem Falle besser, er wird rasch gefunden, damit sich die Angelegenheit regeln lässt, ohne große Beunruhigung unter die Kainiten Brügges zu tragen. Da ich vermeiden möchte, dass der Fremde – so er denn mein Bekannter ist – zu Schaden kommt oder unabsichtlich anderen schadet, bin ich darauf angewiesen, ihn möglichst bald aufzuspüren. Meine Möglichkeiten sind allerdings im Moment noch recht beschränkt, weshalb ich um Eure Hilfe – bitte." Eine erneute kleine Pause, nach der durchaus auch ein "ersuche" oder eine andere Nuancierung ihres Anliegens hätte folgen können. Doch indem sie für den Moment alle koketten Gesten ablegte, sah sie Sabatier bei dem letzten Wort offen und absolut ernst in die Augen. Der ruhige, klare Blick hielt jedoch nicht sehr lange: Alsbald stahl sich wieder ein spitzbübisches Lächeln auf ihre Lippen. "Und da wir gerade dabei sind – hättet Ihr denn Stelle bei der Nachtwache anzubieten? Als Marketenderin vielleicht, um Eure Männer in den Kampf zur Verteidigung Stadt zu begleiten? Oder gar als Offizier? Ich bin kampferprobt und weiß, dass sich der Feind stets am spitzen Ende des Schwerts befinden sollte, ich selbst dagegen am anderen." Als sie ihre Zähne dieses Mal entblößte, waren keine Fänge zu sehen – nur eine Reihe matt schimmernder weißer Perlen zwischen ihren blassen Lippen.

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BeitragVerfasst: Do 18. Nov 2021, 09:52 
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Gelassen wie ein entspanntes, sattes Tier, das aus einiger Entfernung dem ihm nach wie vor unverständlichen, aber nichtsdestotrotz interessantem Treiben der Menschen in der beschaulichen Ruhe seines Habitats zusah, beobachtete der Hauptmann wie sie sich galant neben ihm auf die Brüstung setzte. Ihre Mimik, Gestik und die kindliche Verspieltheit, hinter der sich schlussendlich auch nur der ewige Hunger des Fluches verbarg, schienen ihn ein Stück weit zu belustigen. Wie eine kleine Seltsamkeit, die Menschen nun mal so an sich hatten. Auf ihre Ausführungen zum Thema Vermögen und Geld ging er nicht weiter ein, ließ sich aber zu einem knappen Nicken hinreißen. Ergänzend zu ihrer Bestätigung, dass sie sich aktuell recht wohl hier fühle, fügte er lediglich hinzu:

„Diese Domäne ist aus dem merkwürdigen Zufall entstanden, das ehrgeizige Alte sich verkalkuliert und ein Stück zu weit aus dem Fenster gelehnt haben, ohne dass bereits der nächste einflussreiche und mächtige Domänenverweser zur Hand war, um sich sogleich am Kadaver des Vorgängers zu laben. Allein dadurch lassen sich die unüblichen Hierarchien und Gesellschaftsstrukturen von Brügge erklären.“ Die grauen Augen des dunkelhaarigen Mannes glitten kurz sinnierend in den Nachthimmel, als er tief die Nachtluft in seine Lungen einsog. „Wir sind ein Sammelsurium aus Flüchtenden, Verstoßenen, Aussätzigen, Unerwünschten und Unzufriedenen. Das ist es, was uns verbindet. Nach wie vor sind wir nicht immer einer Meinung was wir in unserer Domäne wollen, aber wir sind uns alle darüber einig, was wir ganz sicher nicht mehr wollen.“ Mit einer flüssigen Bewegung richtete er sich ein Stück auf und sah sie nun direkt an.

„Darum stellt sich hinsichtlich eures Aufenthaltes hier und ob ich für oder gegen euch gestimmt habe, unabhängig ob dies hier alles in ferner Zukunft einmal wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt oder andere Domänen uns vernichten, im Grunde nur eine essenzielle Frage für mich: Seid ihr gewillt eure eigenen Ambitionen, Wünsche, die Gier nach Macht, Einfluss und Kontrolle hintenan zu stellen, wenn es um die Aufrechterhaltung dieser Domäne geht? Bei allen persönlichen Disputen und Ambitionen, würde jeder von uns mit Freuden ins Feuer springen um das, was wir hier geschaffen haben zu schützen. Weil wir die andere Seite kennen. Weil wir wissen was das für unsere Existenz bedeutet. Weil wir es hassen und fürchten. Nennt es einen naiven Traum. Aber nur darum geht es.“ Er lächelte schief. „Als Mitglied dieser Domäne werde ich euch stets beim Wort nehmen Mademoiselle van de Voort. Aber unabhängig vom neckischen Heben eines schlanken Beines das zarte, wohlduftende Haut erkennen lässt, dem sinnlichen Lächeln voller Lippen und dem Wogen einladender Hüften, werde ich euch schlussendlich an euren Taten bemessen.“

Als sie ihm von Alida van de Burse erzählte lachte er kurz kopfschüttelnd auf. Es war ein kehliges, aber nicht boshaftes, mehr erheitertes Lachen. „Unser aller Lieblingsdrache also? Nun gut, wie hätte es anders sein können. Ihr habt wohl gut daran getan euch zunächst an sie zu wenden. Alida hat gerne alles im Überblick was sie, die Familie und ihre Domäne betrifft, sie kann da sehr… akribisch sein. Lasst euch nicht von der Erscheinung der gediegenen Händlerin täuschen, sie ist ein Drache durch und durch. So ruhig sie auf ihrem Nest aus menschlichen Bediensteten, Familie und Schätzen sitzen kann, so gnadenlos kann sie sein, wenn ihr Zorn einen trifft. Zudem verfügt sie über weitreichende familiäre Kontakte und Bande. Die sind noch schlimmer.“ Belustigt machte er eine wegwerfende Handbewegung und kam dann zügig auf ihr Anliegen zu sprechen.

„Nun gut. Bevor ihr gleich eine Bürgschaft für diesen fremden Untoten in unserer Domäne aussprecht, erzählt mir mehr über die besagte Person. Ich möchte wissen mit wem wir es zu tun haben, und warum er sich dazu entschlossen hat nach Brügge zu kommen. Und auch wenn es in meiner Funktion als Geißel dieser Stadt merkwürdig klingen mag: nicht um ihn einem möglichst raschen Ende zuzuführen, sondern um entsprechend vorbereitet zu sein.“

Knapp fügte er hinzu: „Was eine Anstellung bei der Nachtwache betrifft, so sind wir uns doch beide im Klaren das euch ein einfacher, unvorbereiteter Halunke nicht das Wasser reichen kann. Ihr seid keine Kriegsfürstin oder Strategin, ihr habt vielleicht nicht sonderlich den Schwertkampf geübt und eure üppigen Röcke mögen euch im Kampf behindern. Aber dennoch tragt ihr den Fluch in euch. Ich bin überzeugt das ihr, sollte es notwendig sein, den einen oder anderen Schädel einschlagen könnt wenn ihr müsst. Falls ihr tatsächlich Interesse habt, werde ich sehen, ob es eine Anstellung gibt, die einerseits die Stille des Blutes wahrt und andererseits euren Fähigkeiten entspricht.“

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BeitragVerfasst: Fr 19. Nov 2021, 11:54 
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Wie der Hauptmann ihre Gesten aufnahm, registrierte die Brujah sehr wohl, doch fühlte sie sich angesichts seiner Belustigung kaum beleidigt. Die ständige Lockung, das Spiel mit ihren weiblichen Reizen war eine der Grundlagen für ihre Erfolge, und sie glaubte fest daran, dass es ihrer Überzeugungs- oder wohl eher Verführungskraft nur schaden konnte, wenn sie sich erlaubte, allzu oft aus dieser Rolle fallen, die weniger Rolle als Ausdruck ihrer selbst war – ihrer selbst und der tatsächlichen lüsternen Gier, mit der das Dunkle in ihr stets ihr Herz erfüllte. So war auch ihr eigener Blick eher abschätzend, leicht interessiert an dem Mann ihr gegenüber, womöglich ebenfalls ein wenig amüsiert ob seiner Reaktionen auf ihr Spiel. Dennoch hatte sie seinen Ausführungen über die Domäne offenbar aufmerksam zugehört, denn sie lächelte leicht, zupfte ihre Röcke kokett über dem angewinkelten Bein zurecht, als sei sie immer noch darauf aus, ihn zu bezirzen, sagte aber dennoch sehr ernsthaft: "Die Unerwünschten und Unzufriedenen... man könnte fast meinen, Ihr hättet meine Blutlinie beschreiben wollen, werter Hauptmann."

Sie erwiderte nun wieder seinen Blick offen, sah zu dem stehenden Mann hinauf, das Lächeln mit einem kaum merklichen Nicken begleitend. "Wie Ihr sehr richtig erkannt habt, schlummern in uns allen Ambitionen und Gier, weil sie der Natur unseres Fluchs entsprechen. Doch ich kann Euch versichern: Wenn mir eines köstlicher als alles andere gilt, so ist das die Freiheit, welche ich hier genieße. Und sicherlich werde ich mein Teil tun, um sie zu verteidigen, denn ich kann mir sehr gut vorstellen, was geschähe, wenn die Domäne fiele. Oh ja... vielleicht kann ich das sogar noch besser als Ihr, Hauptmann?" Dann lachte sie leise. "Es ist nur recht und billig, wenn Ihr mich an meinen Taten messt. Das ist aber hoffentlich kein Grund für Euch, meine vollen Lippen und meine einladenden Hüften" In ihren Augen blitzte nun eindeutig ein Amüsement, hinter dem sich etwas leidenschaftlicheres regte wie eine erwachende Raubkatze "als Ärgernis anzusehen? Wenn Ihr Euch die Freude gönnt, sie zur Kenntnis zu nehmen – ich wage zumindest die leise Hoffnung, es sei Euch eine solche – und mir diejenige, Euren Wohlgefallen auf dem Altar meiner Eitelkeit darzubringen, so muss das keineswegs bedeuten, dass wir uns nicht ganz sachlich unterhalten könnten. Ich mag den fleischlichen Gelüsten weit stärker verhaftet sein als andere, doch die Kunst dabei ist, zu genießen, ohne seine Ziele aus dem Blick zu verlieren."

Ihr Blick verschleierte sich für Momente. "Wie Ihr Euch daher gern erlauben mögt, Euren Sinnen gelegentlich einen Hauch des Glücks zu gönnen, das die meisten von Unseresgleichen leider Gottes lange hinter sich gelassen haben, so will ich mir erlauben, Euren naiven Traum zu teilen." Etwas verließ ihre Lippen, das einem sehnsüchtigen Seufzen sehr nahe kam – ein Laut, wie man ihn wohl eher von einer verliebten oder träumerisch veranlagten Sterblichen erwartet hätte. Vielleicht war sie von ihren Leidenschaften für den Augenblick übermannt, ob diese sich nun auf die erwähnten fleischlichen Gelüste oder auf die schwerer greifbaren Träume von Freiheit bezogen, von denen sie gesprochen hatte. Zu den Erklärungen über Alida van de Burse nickte sie jedenfalls nur schweigend. Ihre schlanken Hände spielten gedankenverloren mit einer Ziernaht ihres bestickten Mieders, als sie endlich sagte: "Ist es der Mann, den ich meine, so habt Ihr es mit einem zu tun, der dem Clan der Rose angehört und Euren starken Hang zur Unabhängigkeit teilt. Einer, den man ebenfalls als Vertriebenen ansehen könnte. Warum er hier ist, weiß ich nicht genau zu sagen, doch sucht er anscheinend eine Frauensperson, die als Gelehrte gilt. Esteban de Carceres ist sein Name, und er erwies mir einen überaus wertvollen Dienst – Ihr dürft keinesfalls glauben, dass ich ohne einen triftigen Grund für einen anderen bürgen würde."

Noch ernster wurde sie, als Sabatier auf ihre Neckerei mit der Stadtwache antwortete. "Wenn ich der Domäne zu Diensten sein kann, so will ich mir gerne anhören, was Ihr Euch vorstellen könntet. Allerdings... würdet Ihr mir glauben, wenn ich Euch sagte, dass ich vor Kämpfen Angst habe? Echte, wirkliche Angst? Oh, natürlich nicht vor irgendwelchen sterblichen Schlägern, denn wie Ihr ganz richtig vermutet: Mein Bluterbe verleiht mir genug Kraft, um Schädel einzuschlagen." Ihre Miene wurde ausdruckslos, doch die Augen schienen nun wirklich Furcht widerzuspiegeln – oder ein sehr großes Unbehagen. "Es ist ebenjene Kraft, die ich zu fürchten gelernt habe. Sie kann einen aus mancher Notlage retten, aber sie hat auch ein hässliches Gesicht, ein sehr hässliches..." Dieses Mal trug ihr Lächeln eine etwas gezwungene Note. "Wenn Ihr also eine Aufgabe für mich haben solltet, so wäre ich dankbar, wenn sie eher... friedlicher Natur wäre, denn ich habe auch das eine oder andere Talent abseits dieses speziellen, das ein Schwert mit zwei gleichermaßen scharfen Schneiden ist."

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BeitragVerfasst: So 21. Nov 2021, 11:53 
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Mit einem knappen Nicken registrierte der dunkelhaarige Mann ihre Verknüpfung von Unerwünschtheit und Unzufriedenheit mit der eigenen Blutlinie. Ob er dieser bereits gewahr war, einen leisen Verdacht hatte, ob es ihn tatsächlich interessierte oder er schon darüber nachgedacht hatte blieb jedoch offen. Zufriedener schien er dann zu wirken, als sie ihm ihre eigene Einstellung und Haltung hinsichtlich der Prioritäten innerhalb der Domäne offenlegte, als auch ihre nicht näher erläuterten Erfahrungen in Bezug auf den Verlust von Freiheit. Mit einem leichten Seufzen und anschließendem Schulterzucken, wandte er sich wieder den Kanälen zu. „Ob es ein Überbleibsel eurer sterblichen Erziehung, einer sinnlich-hedonistischen Freude, dem Spaß an kleinen Neckereien, einem Jagdschema oder dem Drang einer Selbstbestätigung als Frau geschuldet sein mag…“ Der Hauptmann schnippte einen kleinen Stein auf der Brüstung in die dunklen Wasser jenseits der Brücke.

„… seid ihr eine begehrenswerte, attraktive und nicht an Reizen und Versuchungen sparende Frau die Männer schier um den Verstand bringt.“ Sein Kopf wandte sich in ihre Richtung. „Wenn ihr denn eine Frau wärt. Ich sehe euch nicht mit sterblichen Augen Madame. Wir sind Leichen. Attraktivität spielt für sich genommen da nur eine sehr untergeordnete Rolle. Aber jedem seien die kleinen Freuden und Lügen gegönnt, die einem die Unendlichkeit versüßen.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem kurzen Schmunzeln.

„Ich habe diese Diskussion schon etliche Male mit verschiedenen Mitgliedern dieser Domäne geführt. Belassen wir es also vorerst dabei. Ich nehme keinen Anstoß an euren neckenden Reizen oder offensichtlichen Versuchungen, sie irritieren mich lediglich, weil sie für mich bedeutungslos sind. Das heißt jedoch nicht, dass ihr nicht die Freiheit besitzt mit diesen zu spielen so ihr denn Gefallen daran gefunden habt. Auch das ist Freiheit.“

Er räusperte sich. „Kommen wir zu dem was uns eigentlich beschäftigen sollte euer… Freund. Eine Bürgschaft dürfte nicht notwendig sein. Über seine tatsächlichen Beweggründe werden wir wohl auch nur etwas erfahren, wenn wir ihn gefunden haben. Offen gestanden dürfte er von der hiesigen Bevölkerung an Kainiten nur wenig zu befürchten haben. Im besten Falle wird seine Ankunft bald entdeckt und gemeldet werden. Wir verteidigen unsere Gesetze und Freiheit, aber wir sind üblicherweise nicht gleich mit einem Todesurteil zur Hand. Stutzig machen würde mich viel eher, wenn er nicht bald entdeckt wird, denn das würde bedeuten er arbeitet aktiv darauf hin. Dafür mag es ebenfalls Gründe geben. Kurzum: Von Brügge sollte er vorerst nichts zu befürchten haben aber ein Freigeist, so wie ihr in beschreibt, nimmt seine Probleme gerne mit, wenn ihr versteht. Das bereitet mir weitaus mehr Sorgen. Wenn er eine Gelehrte sucht, kommen im Grunde nur wenige Personen in Frage. Diese werden wir nun aufsuchen. Begleitet mich gerne, wenn es euch beliebt.“

Der Hauptmann stieß sich von der Brüstung ab und deutete ihr ihm zu folgen. Unterwegs kam er noch einmal auf sein Angebot hinsichtlich der Stadtwache zu sprechen. „Falls ihr, aus welchen Gründen auch immer, gerne auf den Dienst an der Waffe verzichten möchtet so lässt sich gewiss auch dies arrangieren. Es wäre ohnehin etwas unüblich Frauen auf Patrouille zu schicken. Dahingehend müssen wir uns schon um die Stille des Blutes bemühen. Nicht weil ich es euch nicht zutraue, sondern um wie üblich den Schein zu wahren. Es freut mich aber zu hören, dass ihr im Zweifelsfall bereit wärt euren Worten Taten folgen zu lassen. Ich kenne da den einen oder anderen, der würde noch zur Nächstenliebe aufrufen, wenn ihm der Dolch schon zwischen den Augen steckt, damit auf seinem Grabstein stehen kann: Er hat seine friedvollen Ideale nie verraten.“

Er führte sie weiter ein paar gewundene Gassen entlang, bis sie zu einem der größeren Plätze unlängst des Belfrieds kamen. Tagsüber fanden hier an bestimmten Wochentagen freie Märkte statt, and denen abseits der großen Handelshäuser, die einfachen Bürger Waren des täglichen Bedarfs kaufen konnten. In der Mitte befand sich ein ausladender Brunnen mit Eimerkette. Zu dieser Stunde war der Platz jedoch gähnend leer. Nur hin und wieder wankten ein paar Betrunkene, auf dem nach Hause weg an ihnen vorbei oder die lumpenhafte Gestalt eines Bettlers drückte sich enger gegen eine kahle Hauswand. Ein, zwei Katzen stritten sich um die Vorherrschaft auf einem Strohbündel und wurden sogleich vom lauten Kläffen eine Hundes im Nachbarshaus vertrieben. Der Hauptmann lehnte sich an den Brunnen und legte den Kopf etwas schief, abwartend.

Es dauerte nicht lange und aus einer der Gassen schälte sich die kleine, abgemagerte Gestalt eines Kindes, das in verschmutze, abgetragene Kleidung gehüllt war. Das Gesicht wirkte ausgemergelt aber in voller Vorfreude den Hauptmann zu sehen. Mit ungelenken Bewegungen kam es näher und verbeugte sich eifrig. Lucien Sabatier griff in die Innenseite seines Wamses und fischte eine einzelne, leuchtende Münze hervor die er in gebückter Haltung vor die Augen des Kindes hielt. Er sprach nur zwei knappe Wörter: „Der Alte.“. Der Knabe nickte eifrig und ließ sich infolgedessen einige leise Worte vom Hauptmann der Nachtwache ins Ohr flüstern, um danach sogleich um eine Münze reicher in der Nacht zu verschwinden. Lucien erhob sich und deutete Louisa an ihn zu begleiten.

„Jetzt besuchen wir eine von zwei möglichen Personen, die mir spontan einfallen, wenn es um eine Gelehrte in dieser Stadt geht. Eine davon ist mir sehr gut bekannt; dürfte aber vermutlich nicht das Ziel eures Freundes sein. Wir versuchen es dennoch. Die andere ist… eher spezieller Natur. Falls er sie aufsuchen möchte, hat er wohl tatsächlich ernsthafte Probleme.“

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BeitragVerfasst: Mo 22. Nov 2021, 09:37 
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Sie seufzte ein wenig theatralisch und zeigte ihm dann einen Schmollmund. "Ihr sagt mir Wahrheiten, derer ich mir wohl bewusst bin, Mijnheer... dennoch ist es nicht angenehm zu hören, dass Ihr in mir nur eine tote Frau seht. Eine Tote kann man kaum mehr als begehrenswert bezeichnen." Dann stahl sich ein spitzbübisches Grinsen auf ihre Lippen. "Immerhin billigt Ihr mir zu, was Ihr kleine Lügen nennt, ich dagegen Weisheit. Nur wer sich tot fühlt, ist es auch." Wieder das leise, perlende Lachen. Sie drohte ihm mit dem Finger. "Versprecht mir, Herr Hauptmann, dass Ihr meinen Rat einholen werdet, solltet Ihr jemals in die Lage kommen, einer Dame gefallen zu müssen. Denn dafür fehlt Euch noch ganz entschieden die Fähigkeit, Euch schmeichelhaft zu äußern. Eine Frau wünscht, dass ihr Galanterien ins Ohr geflüstert werden, nicht Wahrheiten, glaubt mir!" Sie nahm ihrerseits einen Stein auf und drehte ihn in ihren schlanken Fingern. Unter den Wimpern hervor warf sie Sabatier einen Blick zu, wobei sie noch immer mutwillig, neckend lächelte. "Ich hoffe, Ihr verzeiht mir, wenn ich Euch weiterhin irritieren werde, denn ich sehe in Euch keinen Toten, sondern einen Mann." In einem eleganten Bogen segelte der Stein gen Wasser, wo er mit einem dumpfen Glucksen versank. "Nehmt es nicht als Affront, sondern als Kompliment meinerseits, werter Meister Sabatier."

Nach diesen Worten wandte auch Louisa sich dem wesentlicheren Thema des Gesprächs zu, wobei sie Sabatiers Worte anscheinend zum Teil beruhigten. "Dann denke ich, dass es keine allzu schlimmen Vorfälle geben sollte. Der Mann, den ich meine, ist keiner, der anderen Probleme verursachen will, denn wie ihr richtig sagt – die seinen dürften ihn bereits verfolgen, weshalb er keine weiteren braucht. Aus ebendiesem Grund hoffe auch ich, ihn möglichst bald zu finden." Sie neigte leicht den Kopf, erhob sich, strich sich die matt in der Dunkelheit schimmernde weiße Schürze glatt und folgte dem Hauptmann. Mit offenkundiger Neugier lauschte sie den Erläuterungen ihres Führers, wobei sie sich mit einem halben Schritt Abstand an seiner rechten Seite hielt. "In der Tat" bemerkte sie trocken "würde ich wohl in Waffen ein höchst befremdliches Bild abgeben, das allzu viel Aufmerksamkeit auf sich zöge. Indes seid nochmals versichert, dass ich mich im Notfall meiner Haut zu wehren weiß, da es weiß Gott nicht meine friedlichen Ideale sind, welche mich vor Schwertern und Dolchen zurückschrecken lassen." Tatsächlich bewegte sie sich mit der Selbstsicherheit einer Kainitin, obgleich sie sich den Anschein gab, sich Schutz suchend in der Nähe des wohlbewaffneten Mannes zu halten, wann immer sie Nachtschwärmern der verschiedensten Arten begegneten.

An dem Brunnen angelangt blickte sie Sabatier fragend an. Ihr Blick huschte zu dem Jungen, der sie an ihrer eigenen kleinen Augen und Ohren erinnerte, welche durch die Gassen streunten. Die Wege gleichen sich zwangsläufig zu einem gewissen Grad, wann immer das Ziel dasselbe ist, dachte sie mit einem kurzen amüsierten Schmunzeln, sprach den Gedanken aber nicht laut aus. "Der Alte?" fragte sie stattdessen leise. "Ich muss sagen, Ihr macht mich neugierig auf Eure gelehrten Damen, insbesondere auf jene andere, die so spezieller Art sein soll." Ihre Augen funkelten unternehmungslustig, als sie sich erkundigte: "Gibt es etwas, das ich in Gegenwart Eurer Bekannten beachten sollte? Weiß sie um unsere Natur, oder werde ich für sie eine achtbare Bürgersfrau sein, die den Herrn Hauptmann in der Nacht begleitet, ohne um ihren sittsamen Ruf zu fürchten – aus Gründen, bei denen Ihr mir wohl ein wenig auf die Sprünge werdet helfen müssen?" So ganz konnte die Brujah das Spiel der neckenden Worte, den uralten Tanz von Mann und Frau um einander wohl nicht lassen. Es schien ihr wahrhaftig in Fleisch und Blut übergegangen, denn sie wirkte bei ihren letzten Worten sogar, als sei sie gedanklich schon mehr bei den beiden Besuchen als bei dem spielerischen Geplänkel mit ihrem Begleiter.

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BeitragVerfasst: Fr 26. Nov 2021, 13:00 
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Weiter führte er sie durch die engen, verwinkelten Gassen der Domäne Brügge. Hie und da schien er gar einen längeren, beinahe unsinnig anmutenden Weg zu wählen aber wusste schon zu sagen, warum er dies tat. Es war wohl, unabhängig in welcher Domäne man sich befand, für jemanden der länger darin zu verweilen gedachte vermutlich unablässig nicht nur die generell wichtigen Örtlichkeiten und offensichtlichen Wege zu kennen. Noch wichtiger wurde mit den Jahren und Jahrzehnten, die vergingen, das Wissen um allerlei Abkürzungen, Routinen der sterblichen Bevölkerung und der Kunst neugierige Blicke vermeiden zu können. Selbst oder gerade, wenn man der Hauptmann der Nachtwache war. Da ihr nächtlicher Spaziergang noch etwas anzudauern schien, ließ er sich ein wenig zurückfallen, sodass sie auf gleicher Höhe nebeneinander gingen. Der Hauptmann schien seine Schritte gar den ihren anpassen zu wollen. Es machte ansonsten nicht viel Sinn sich weiterhin unterhalten zu wollen.

„Es ist reizend von euch mich als Mann zu sehen und natürlich gebe ich euch insofern recht, als das wir, zu was immer wir in der auf uns wartenden Ewigkeit werden sollten, die Anfänge unserer Existenz in dieser Welt als Mann oder Frau begannen. Wir alle haben einmal geatmet, gegessen und gevögelt wie die Karnickel. Ich zumindest.“ Er verzog keine Miene bei seinen Ausführungen. „Sollte ich also eines Nachts die nackten, bebende Brüste und den einladend-feuchten Schoß einer edlen, wohlerzogenen Dame der köstlichen Vitae der Sterblichen vorziehen, so werde ich hinsichtlich Galanterie und Etikette gerne euren Rat einholen.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem in Erinnerungen schwelgenden Lächeln und er fügte lediglich ohne weitere Erklärung hinzu: „Doch selbst in der knappen Zeit als ich selbst die große Freude hatte eine Frau zu sein, hatte ich nicht gerade das große Bedürfnis umgarnt zu werden. Brüste und gespreizte Beine machen uns nicht zu dem was wir sind. Es wäre auch eine große Enttäuschung, wenn das schon alles wäre was uns definiert oder woran wir unsere Identität festmachen. Und bitte, nennt mich Lucien. Einfach nur Lucien. Ich gebe nicht viel auf eitle Titel.“ Er schnaubte kurz grinsend, als er ihr vom ‚Alten‘ berichtete.

„Oh der Alte ja. Vielleicht habt ihr ihn schon getroffen, vielleicht werdet ihr das noch. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch eher gering, solltet ihr nicht mit Anliegen an ihn herantreten wollen welche für die Domäne insgesamt von Bedeutung sind. Aldur, ein Mitglied des großen Rates und der Älteste in dieser Stadt. Er war schon lange vor uns hier und er wird wahrscheinlich noch hier sein, wenn unsere Asche längst in alle vier Winde verstreut wurde. Er bezeichnet sich selbst als ‚Magistrat‘ der Stadt und in gewisser Weise ist er das auch. Seine Augen und Ohren sind weit gestreut. Die größte Wahrscheinlichkeit euren Freund schnell ausfindig zu machen, haben wir tatsächlich über Aldur.“ Der dunkelhaarige Mann grinste erneut. „Es gibt sogar eine kleine Art Mythenbildung bezüglich unseres Aldurs. Man hat ein Bier nach ihm benannt, das nur an Festtagen ausgeschenkt wird. Die Jahre verstreichen zwar und damit verblasst auch die Erinnerung daran wer oder was Aldur war oder vor unzähligen Jahren eigentlich für die Stadt getan hat, aber das hindert die Leute nicht daran sich regelmäßig mit Aldur Festbock zu besaufen. Der eine oder andere Steinmetz verkauft glaube ich sogar heute noch schlecht gefertigte Statuetten unseres lokalen Schutzpatrons.“

Auf die beiden gelehrten Damen angesprochen, hob Lucien Sabatier nur die Schultern. „Beide sind…“, er überlegte kurz… „mehr oder weniger vom Blute des dunklen Vaters, daher müsst ihr euch nicht weiter Sorgen um eure Rolle als Sterbliche machen. Außerdem werden wir auch nicht lange bleiben und uns mit sinnlosem Tratsch aufhalten. Wir bringen unser Anliegen vor, fragen nach, ob jemand euren Freund gesehen hat und tragen den Damen auf sich zu melden, sollte er mit ihnen in Kontakt treten wollen.“

Sie kamen an ein kleines, unscheinbares Häuschen, das sich so nahtlos und beinahe lächerlich banal zwischen all die steinernen Bürgersbauten einreihte, dass es fast unmöglich schien hier könne eine blutraubende Kreatur der Nacht hausen. Lucien klopfte ein paar Mal energisch und bestimmt gegen die schwere Eingangstür. „Gretlin. Lucien hier.“

(@Louisa: kannst noch einen post schreiben, dann wird unsere SL sich knapp einklinken)

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BeitragVerfasst: So 28. Nov 2021, 11:13 
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Mit einem leichten Nicken nahm sie Kenntnis von der Rücksichtnahme des Hauptmanns, der sich ihrem Schritttempo anpasste. "Ihr habt eine sehr nüchterne Sicht auf die Dinge" gab sie mit einem leichten Schmunzeln zurück. "Eure Wortwahl jedenfalls lässt mich stark vermuten, dass Ihr heute nicht mehr nachfühlen könnt, was Euch bewegte, dem Weiblichen zu Euren Lebzeiten so ausdauernd... zu huldigen." Sie strich sinnierend über den Ärmel ihre Bluse. "Indes, mein Angebot gilt. So ich auch nicht glaube, dass Ihr den Schoß der süßesten Jungfrau noch jemals der Vitae in ihren Adern vorziehen werdet, mag es doch sein, dass es Euch eines Nachts nach beidem gelüstet. In diesem Fall will ich gern Eure Dienerin sein und Euch beraten." Louisas Worte klangen ruhig, ein wenig geistesabwesend fast, als habe auch sie die Lüsternheit für den Moment verlassen, die man in der Gegenwart dieser Kainitin sonst fast wie die Hitze eines winzigen, ständig schwelenden Feuers spüren konnte.

Dann jedoch öffneten sich ihre Augen, die halb herabgesunkenen Lider schnellten nach oben und sie warf ihrem Begleiter einen langen Seitenblick zu. "Die Freude, eine Frau zu sein..? Das klingt höchst interessant! Hattet Ihr denn einen Zauberer, der Euch nach Wunsch zu verwandeln vermochte? Ihr müsst mir bei Gelegenheit unbedingt mehr erzählen." Sie lachte wieder das perlende Lachen. "Reine weibliche Neugier, die Euch ja dann gewiss auch bekannt ist." Darauf wurde die Brujah wieder ernst. Dieses Mal musterte sie ihn noch länger. "Mir scheint, es sind keine leeren Worte, die Ihr macht, Lucien. Ihr scheint tatsächlich einen Einblick in die weibliche Seele gehabt zu haben, so kurz er womöglich gewesen sein mag... Also wisst Ihr auch, dass ich mich nicht über dies hier allein als die verstehe, die ich bin." Sie hob ihre Brüste mit den Händen leicht an und lächelte hintergründig. Die Geste schien sie ebenso wenig in Verlegenheit zu bringen, wie sie ganz nonchalant zur Verwendung seines Vornamens wechselte. "Gleichwohl ich nicht leugnen kann, dass ich durchaus gern nutze, wie die meisten Mannsleute es anders sehen." Und da war es auch wieder, das mutwillige Grinsen.

Den Schilderungen ihres Begleiters zu dem Alten lauschte sie mit gerunzelter Stirn. "Ich muss gestehen, dass ich ein gewisses Misstrauen gegen einen hege, der schon vor allen anderen da war, über dessen Herkunft niemand etwas zu sagen vermag und der alles weiß, wo man nichts über ihn weiß..." murmelte sie und wirkte tatsächlich so, als fühlte sie sich unbehaglich. "Die Alten vermögen oftmals mit uns zu spielen, wie wir es mit den Sterblichen tun." Damit ließ sie es zu ihm bewenden, doch schien seine Beschreibung eine Saite in ihr zum Klingen gebracht zu haben, die sie sehr nachdenklich machte. Selbst zu den Damen sagte sie nichts mehr, sondern nickte nur zum Zeichen, dass sie Sabatier noch immer zuhörte. Etwas musste ihre Gedanken zum Teil in andere Bahnen gelenkt haben. Erst als sie ihr Ziel erreicht hatten, sah sie wieder auf und straffte ihre schmalen Schultern. "Nun denn... der Alte also" murmelte sie leise.

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