Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Mi 29. Jun 2016, 09:12 
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Die Sammlerin hörte dem Gangrel aufmerksam und mit gespannten Gesichtsausdruck zu. Inzwischen hatte sie sich im Schneidersitz auf den verschneiten Boden gesetzt und verschränkte ihre Finger miteinander. Die Geschichte die der Gangrel von sich gab klang ganz und gar fantastisch, aber sie schien nicht einen Moment Zweifel an dem zu haben was er von sich gab. “Ihr scheint auf ein aufregendes Unleben zurückzublicken Hauptmann.” Dann sprach sie mit ihrer dunklen Stimme weiter. “Aber das bringt euch im Moment auch nicht viel weiter wie wir beide wissen. Trotzdem kann ich euch eine Sache versichern und zwar das einiges jetzt sehr viel mehr Sinn macht, zumindest für mich. Wo beginne ich am Besten?” Die Frage war rein rhetorischer Natur, was nur dadurch unterstrichen wurde das sie gleich weiter sprach. “Ihr habt etwas aus dem Abgrund mitgebracht, etwas das sich an eure Seele geheftet hat und dort geeitert ist wie eine unbehandelte Wunde. Trotzdem hattet ihr die Situation im Griff, aber durch die aktuellen Ereignisse hat das ‘Wesen’ oder wie immer ihr es bezeichnen wollt an Kraft gewonnen. Die Dinge die hier vor sich gehen sind also nicht eure Schuld.”

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Sie suchte seinen Blick um sicher zu gehen, dass er ihren Ausführungen folgen konnte. “Die Lichter am Himmel…” Sie zeigte zu dem tanzenden grünen Leuchten am Himmel. “Die Lichter sind nur eine Folge eines Ereignisses das gerade in dieser Welt passiert. Die Magie, das Unerklärliche, und die Träume die diese Welt noch durchziehen sterben langsam aber unaufhaltsam. Um genau zu sein liegt dieses Zeitalter der Wunder in den letzten Zügen und wird einer Ära der Logik, der Wissenschaft und Vernunft weichen. Wie ein verendendes Tier das angeschossen wurde bäumt sich dieser finale Rest von Magie und Astralem aber gerade noch einmal auf und mit letzter Kraft lässt es eine Welle des Übernatürlichen über die Welt los. Ein Todesschrei vor dem unabwendbaren Ende wenn ihr so wollt. Brügge selbst ist eine Art Nexus, einer an dem diese Macht eingezogen wird, aber im Moment ist es so viel, dass es hier zu einer Art Stau dieser Energie kommt. Die Lichter sind nur die offensichtlichsten Auswirkungen dieses Überangebots. Euer Schatten profitiert von dieser zusätzlichen Fülle und gewinnt mehr und mehr Kontrolle. Aber! Und das ist wichtig - Solltet ihr wissen das all das nicht nur negative Auswirkungen hat. Die geisterhafte Frau die aussieht wie eure ehemalige Liebschaft, scheint euch beschützen zu wollen. Ich vermute sie ist auch ein Fragment eurer Selbst aber im Gegensatz zum Wanderer geboren aus Kontrolle sowie euren Überzeugungen und die durch die aktuellen Umstände hat dieser Teil ebenfalls genug Kraft gewonnen um sich zu manifestieren. Sie...Es...wie auch immer ihr es bezeichnen wollt versucht euch zu beschützten so gut es kann, selbst wenn es der Manifestation nicht gelingt euch von den Grausamkeiten abzuhalten. Der Geist hilft dem Wanderer nicht, er kämpft gegen ihn auf seine weise, zum Beispiel indem sie mögliche Zeugen mit der Melodie auf eine falsche Fährte lockt. Die beiden sind unterschiedliche Seiten derselben Medaille.”

Die Tzimisce erhob sich und ging ein paar Schritte auf und ab. “Ich habe von dieser ganzen Geschichte nur aus purem Zufall erfahren. Ich spüre die Emotionen meiner Umgebung und je stärker diese Emotionen sind, desto weiter reicht diese Gabe. Eure…” Sie schien nach einem Wort zu suchen. “Eure...Aktionen waren wie ein riesiges Leuchtfeuer in der ewigen Dunkelheit und deshalb habe ich Corvus ausgesandt die Quelle besagten Ausbruchs zu untersuchen.” Corvus flog in Richtung des Gangrel und ließ sich mit einem Krächzen vor ihm nieder. Das Tier beobachtet ihn mit neugierigen schwarzen Augen. “Mein Freund hier hat den Wanderer und eure Liebschaft gesehen, sonst wären sie nicht in seinen Erinnerungen sichtbar gewesen. Ich vermute sie waren früher nur für euch selbst sichtbar, können durch ihre gewachsene Kraft nun aber Gestalt annehmen und auch die physische Welt nach ihrem eigenen Ermessen beeinflussen. Das ist gefährlich, nicht nur für euch sondern auch für alle um euch wie ihr bereits erkannt habt. Das ganze hat im Übrigen auch schon Auswirkungen auf euch direkt. Habt ihr bereits bemerkt, dass ihr eure Disziplin der Tierhaftigkeit inzwischen auch auf Menschen anwenden könnt?” Sie schaute interessiert auf die Reaktion des Gangrel und fuhr dann fort, bleich und ein wenig anderweltlich wie zuvor während sie an Lucien vorbei in den dunklen Wald starrte..

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“Ich will euch nicht anlügen um mir eure Stimme zu sichern. Solche Spiele und Intrigen will und habe ich nicht nötig. Ich kann euch nicht helfen. Aber - und das ist es was zählt - vielleicht könnt ihr euch selbst helfen auch wenn es vielleicht nicht ganz einfach wird.” Sie schaute ernst zu dem Gangrel. “Seid ihr wirklich bereit euch einem Feind zu stellen der euch und eure Schwächen kennt wie kein Zweiter? Euch selbst?”

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Mi 29. Jun 2016, 09:12 


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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Mi 29. Jun 2016, 13:51 
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Er lachte gepresst auf; amüsierte sich in einer Art Galgenhumor über sein eigenes, dunkles Schicksal. Dass sie ihm seine Geschichte so ohne weiteres glaubte, hatte er bereits schon zuvor angenommen, selbst wenn es selten skurril, um nicht zu sagen völlig verrückt klingen mochte. Der Gangrel war in den Abgrund gesunken und war nun von etwas ‚besessen‘, das ihm nicht mehr losließ. Sie öffnete Schädel und entzog den Gedanken der Menschen die Erinnerungen, um sie in Behältnissen aufzubewahren. Die Existenz als Kainit trug zeitweise schon merkwürdige Früchte auf ihren blutigen Zweigen. „Ja, ein ‚bewegtes‘ Unleben voller Abenteuer und irrwitziger Begebenheiten“, konterte er bitter. „Ich will nicht behaupten, dass ich herausfordernden Auseinandersetzung abgeneigt bin und manches Mal tatsächlich meinen Mund weiter aufmache, als gut für mich wäre aber auf das eine oder andere ‚Heldenepos‘, kann ich gut und gerne verzichten. Ihr ahnt nicht wie schnell diese ganzen lustigen Geschichten gefährliche Ausmaße annehmen.“ Missmutig und durchaus etwas ratlos, lauschte er den abstrakten und irgendwie doch einleuchtenden Erklärungen der Sammlerin, bis sein Kopf ein sachtes Nicken andeutete. Der Hauptmann hatte offensichtlich befunden, ihre Erläuterungen als die Wahrheit hinter all diesem Wahnsinn anzuerkennen. Er unterbrach sie auch lediglich nur ein einziges Mal, um einen für ihn wichtigen Kommentar hinzuzufügen, den er sich nur schwerlich verkneifen konnte.

„Oh doch, ich habe Schuld. Nicht weil ich in den Abgrund gesogen wurde oder der Kristall mich zerteilt und wieder zusammengefügt hat. Nicht weil ich den Wanderer aus der Finsternis mitgebracht habe und auch nicht deswegen, weil die Nordlichter diesen Alptraum noch zu verstärken scheinen.“ Lucien sah sie ernst und ohne mit der Wimper zu zucken an. „Mich trifft Schuld, weil ich mich naiv wie ich war darauf verlassen hatte, ich könnte es im Zaume halten und kontrollieren, obwohl ich wusste das es stärker und präsenter wurde. Ich wusste darum aber habe ich nicht gehandelt; es sogar noch verschwiegen. Man kann mich nicht allein für diese Morde verantwortlich machen und wohlwollende Geister mögen eine ungünstige Verkettung der Ereignisse verkünden aber dennoch habe auch ich selbst Anteil daran. Und deshalb, muss ich es auch wieder in Ordnung bringen, damit zumindest kein weiteres Unheil mehr geschieht.“ Er stieß sich vom Baum ab und funkelte die mittlerweile sitzende Sammlerin entschlossen an.

„Es war ironischerweise wohl Glück, das ihr mich als Leuchtfeuer gesehen und euren Raben entsandt habt. Wie sollte der Hauptmann den Mörder fassen, wenn er selbst der Mörder ist? Das alles muss um jeden Preis aufhören. Warum die Magie im Sterben liegt, sei mir einerlei. Wichtig ist wohl nur zu wissen, dass dieses letzte Aufbäumen dieser übernatürlichen Kraft, Dinge in Bewegung setzt die zu nichts Gutem führen. Ob das eine greifbar gewordene Manifestation meiner Geliebten oder der Teufel in meiner Seele ist, tut nichts zur Sache. Auch das meine Kräfte plötzlich so sehr angeschwollen sind, dass sie selbst den Geist der Sterblichen zu kontrollieren und einzulullen vermögen, spielt keine Rolle. Was soll ich diesen kurzweiligen Machtanstieg gutheißen, wenn er mit einem unaufhaltsamen, mörderischen und vor allem unkontrollierbaren Blutdurst einhergeht? Ich bin eine Gefahr. Für euch, für mich, für alle Bürger und Kainiten in dieser Stadt.“ Lucien zog sein Schwert; drehte es leicht in seiner Hand und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen.

„Wenn diese Erscheinungen körperlich werden, so ist das natürlich äußerst schlecht. Andererseits hat es auch ein Gutes: Wenn es blutet, kann ich es töten. Und töten werde ich es, damit der Alptraum für alle endet. Mag es auch noch so schwierig sein; es ist mein Fehler den ich wieder in Ordnung bringen werde. Ein für alle Mal.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Do 30. Jun 2016, 08:01 
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Die Sammlerin nickte langsam. "An Entschlossenheit mangelt es euch nicht Hauptmann. Aber das ist erst ein Teil des Puzzles." Sie seufzte. "Ihr müsst euer Innerstes konfrontieren das ist richtig, aber erwarte nicht das es einfach wird und wenn ihr einen Teil von euch töten wollt mag das einen Preis kosten den ich nicht einschätzen kann."

Die Tzimisce sah Lucien fragend an. "Aber etwas anderes ist bei weitem wichtiger. Ihr müsst mit euch selbst wieder in Einklang kommen. Ihr habt es selbst schon angedeutet, dass euch die Kontrolle entglitten ist. Das passiert da der Schatten an den tiefen eurer Seele nagt, an den Fundamenten die euch davor bewahren zu einer willenlosen, rasenden Bestie zu werden. Ich glaube es ist Zeit für euch einem Moment der Wahrheit ins Auge zu bringen um den Schatten in euch zur Strecke zu bringen. Ihr müsst ihn jagen wie es eurer Natur entspricht und euch ihm stellen. Nur dann könnt ihr euch wirklich von ihm befreien.” Sie schaute Lucien an. Beinahe entschuldigend. “Aber seine physische Form zu töten mag nicht genügen. Er wird nur wieder und wieder kommen und seine Anstrengungen euch zu kontrollieren wahrscheinlich noch intensivieren. Ihr müsst das finden was ihm Kraft und Einfluss über euch gibt, aber was das sein kann, das vermag ich nicht zu sagen. Nur ihr kennt euch gut genug um auch nur eine Vermutung anzustellen was das sein kann.” Sie lächelte inzwischen. “Es tut mir leid das ich so viel Esoterisches von mir geben muss Hauptmann. “Aber das was euch plagt ist eine Essenz dessen was einfache Menschen Magie, Zauberei oder den Teufel nennen würden.”

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Di 9. Aug 2016, 09:58 
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Er zog den rechten Lederhandschuh strammer und spannte das gegerbte Material, sodass es leicht knirschte. Die darunterliegenden Finger, vollführten dabei einen energischen Tanz der auf nur schwer gezügelten Tatendrang hinwies. „Ich kenne mich überhaupt nicht mit magischen oder spirituellen Dingen aus. Einerseits finde ich derlei Dinge in höchstem Maße gefährlich, auf der anderen Seite fehlt mir auch einfach die Geduld und das Interesse mich damit zu befassen. Das dürfen andere gerne übernehmen. Was es mich kostet, diesen unliebsamen Teil von mir zu vernichten, kann ich genauso wenig erahnen wie ihr und noch viel weniger habe ich eine Idee, wie die Essenz dieser Wesenheit ein für alle Mal aus dieser Welt zu verbannen ist.“ Der Hauptmann lächelte grimmig. „Aber es hat körperliche Form angenommen, wie wir bereits festgestellt haben. Und dieses Schwert ist beileibe nicht mehr gewöhnlich… wurde mir gesagt. Vielleicht kann ich es damit vernichten.“ Sein Blick streifte über die düsteren Baumwipfel, die leicht im nächtlich auftischenden Wind tanzten. „Wie finde ich es? Bisher erschien es einfach aus dem sprichwörtlichen Nichts.“

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Die Sammlerin nickte. “Ich verstehe euch nur zu gut Hauptmann. Auch ich selbst hege einige Zweifel gegen Blutmagie und alles was damit einhergeht. Man möge meinen wir Kainiten sind schon verflucht genug und sollten uns nicht zusätzlich noch mit anderweltlichen Mächten und Entitäten einlassen, egal wie dunkel oder hell sie scheinen mögen.” Sie schüttelte mit dem Kopf. “Aber manchmal lässt sich das nicht vermeiden.” Sie suchte seinen Blick mit ihren stechend grünen Augen- “Vielleicht reicht eure Entschlossenheit all das zu beenden Lucien Sabatier. Man sagt in ihr liegt eine ganz eigene Form der Kraft aber wie der Kampf ausgehen wird mag ich nicht zu prophezeien. Eine Sache kann ich aber inzwischen sagen. Das Wesen ist zweifellos ein Teil von euch also könnt ihr es wahrscheinlich rufen wenn ihr nur wirklich wollt. Ich vermute ihr hattet vorher noch nie diese Art von Wunsch und deshalb ist er nur aufgetaucht wenn er stark genug war, wahrscheinlich in Situationen in welchen ihr abgelenkt gewesen seid oder gezweifelt habt. Versucht den Spieß doch einfach umzudrehen.”

ucien nickte nachdenklich und begann sich auf der Lichtung zu orientieren; hob den Blick knapp in trügerischer Vorahnung zum farbenprächtigen Lichterspiel am schwarzen Nachthimmel. „Es ist ein Teil von mir und zeigte sich nur in Momenten, da es seine Stunde gekommen war. Doch da es unweigerlich an mir haftet, wie eine langsam dahinschleichende Krankheit, wir es wohl erscheinen müssen, wenn ich es rufe. Noch hat es nicht völlig Besitz von mir ergriffen…“ Er wandte sich an die Sammlerin und deutete eine knappe Verbeugung an. „Es fällt mir nicht leicht jemanden zu danken und dennoch gebührt euch mein ehrlicher Dank Sammlerin. Wenn all dies vorüber ist, habt ihr meine Stimme für euren Verbleib. Vertrauen ist schwierig in diesen Nächten, doch mir scheint was immer euch antreibt, es gerät nicht so schnell in Konflikt mit meinen oder den Interessen der Stadt.“ Er grinste. „Ein Drache mehr oder weniger… zudem seid ihr keine Verbündete der östlichen Lande.“ Mit ein paar Schritten, wandte er sich dem finsteren Dickicht vor sich zu, um seinen Weg fortzusetzen. Es gab nur einen Ort, an dem dies alles Enden konnte. Mochte es pathetisch klingen oder nicht aber der Kampf um seine Seele, würde am Teufelsturm ausgetragen werden. Dort, wo ihm das Wesen zum ersten Mal in all seiner schrecklichen Pracht begegnet war. „Beantwortet mir nur noch eine letzte Frage, nur aus Interesse: Wie haltet ihr es mit den Tremere Sammlerin?“

“Ich nehme euren Dank an Hauptmann und ich hoffe das ihr diese Nacht übersteht. Ich bin in der Tat keine Verbündete des Ostens wie ihr bereits herausgefunden habt. Der alte Rustovich und seine Schlächter könnnen mir getrost gestohlen bleiben, denn für meinen Geschmack genießen sie den Krieg der im Osten gefochten wird ein wenig zu sehr.” Sie zuckte mit den Schultern. “Aber ich bin einfach davon überzeugt, dass Ressourcen im Frieden besser genutzt werden können als im Krieg.” Sie lächelte, beinahe wie eine Katze. “Der Osten ist ein alter Flecken Erde Hauptmann, einer in dem alte Kräfte und dunkle Mächte miteinander Ringen wie wilde Hunde um ein Stück Fleisch. Die Tremere haben ihre Wurzeln ebenso dort wie die meisten Tzimisce, weshalb sich unsere beiden Clans enger verbunden sind als irgend jemand zugeben, oder auch nur wahrhaben möchte.” Sie schien lange über ihre nächsten Worte nachzudenken. “Ich bilde meine Meinung über Individuen und nicht über ganze Clans, denn ich bin selbst anders als die meisten meiner Brüder und Schwestern. Trotzdem ist mir bis jetzt noch kein Tremere untergekommen, der vertrauswürdig wäre und dessen Kopf sich nicht besser auf einem Pfahl als auf seinen Schultern gemacht hätte.”

Langsam und bedächtig nickte der Gangrel; versuchte nicht zu viel seiner innersten Gedanken vor der Sammlerin preiszugeben. Dennoch konnte er nicht umhin ihr sein berüchtigtes, schiefes Lächeln auf ihre Worte hin zu schenken. „Es ist so einfach jemanden einfach nur anhand seiner Blutlinie und Abstammung zu beurteilen. Ich gebe zu, dass mir eine offene Meinungsbildung über jemanden auch nicht immer gelingt. Zuviel tun gewisse Mitglieder, gewisser Clans dafür, um das allgemeine Bild aufrecht zu erhalten. Und im Falle der Tremere, zeichnet sich ein eher intrigantes und verlogenes Bild. Aber trotzdem war Brügge nicht zuletzt ein Ort, an dem gerade jene Unterschlupf und Zuflucht fanden, die dem erwarteten Bild ihrer Brüder und Schwester nicht entsprochen haben. Vielleicht werde ich eure Fähigkeiten früher in Anspruch nehmen müssen als uns beiden lieb ist und möglicherweise, dürfte sich unser Vertrauen dadurch noch zusätzlich verbessern. Wie immer werden die Zeit und unsere Entscheidungen zeigen, womit wir uns in den kommenden Nächten befassen werden. Ich hoffe ihr stellt euch als Bereicherung heraus.“ Er schritt durch das Dickicht; brach dabei einige Äste ab und wirbelte das Laub auf. Vor sich selbst konnte er sich nicht verstecken; kein Grund also besonders leise oder vorsichtig zu sein. Um diese Zeit sollte sich niemand am Teufelsturm herumtreiben und das Wesen war ohnehin immer ein ‚treuer‘ Begleiter des Gangrel gewesen. Wo es ihn hintrug, da würde auch der Schatten sein. „Über euren Verbleib wird demnächst entschieden werden. Sobald wieder etwas Frieden eingekehrt ist, trage ich eure Bitte dem Rat vor und berufe eine Versammlung ein. Wünscht mir Glück, auf das eure Stimme heute Nacht nicht den endgültigen Tod erleidet.“ Lucien grinste sie an und machte sich dann auf in Richtung Teufelsturm beziehungsweise den Ruinen dessen was einst Dragas Feste gewesen war.

“Viel Glück Hauptmann.” Mehr sagte die Sammerlin nicht. Zwischen ihnen war im Moment alles gesagt. Dann machte sich der Gangrel auf den Weg. Nach einiger Zeit im Unterholz und über mondbeschienene Wege erreichte er schließlich sein Ziel. Oder besser gesagt das was nach dem Schleifen von ihm übrig war. Die Überreste der Drachenfeste, die im Volksmund auch Teufelsturm genannt wurden. Es war erschreckend wie viel Einfluss Draga noch auf das Leben in Brügge nehmen konnte, trotz der Tatsache das sie schon so lange tot war. Blätter knisterten unter den schweren Stiefeln des Hauptmanns und er spürte die Anwesenheit des anderen Mannes bevor er ihn sah. Es war der graue Wanderer. “So so jetzt rufst du also mich. Bist du endlich bereit für die Wahrheit Lucien Sabatier?” Die Gestalt stand mit verschränkten Armen vor ihm und grimmig lächelte.

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Lucien hielt inne, ließ den Blick in unbeschwerter Ruhe über die Überreste der Drachenfeste gleiten. Viel hatte der Zorn der flandrischen Bevölkerung, die Gier der Plünderer und Schatzjäger als auch der Zahn der Zeit nicht davon übriggelassen. Was noch nicht eingestürzt oder begraben worden war, hatte der Rat vor gar nicht allzu langer Zeit in Schutt und Asche gelegt. Selbst die Inquisition hatte sich des Ablebens der Teufel des Ostens in einem persönlichen Aufgebot rückversichert. Jetzt gab es in dieser Nacht nur noch ihn und den grauen Wanderer, den Schatten, das Wesen aus dem Abgrund. Zunächst überraschte es ihn, dass sein Schatten so schnell erschienen war dann aber lächelte er nur mitleidig. Natürlich war er bereits da, weil er nie woanders gewesen war. Vor seinem eigenen Schatten, konnte man nicht davonlaufen. Er hatte alles gehört und gesehen. Mit der rechten zog er das Schwert aus dem Heft und drehte sich langsam in die Richtung des Wanderers. „Die Wahrheit? Und was soll das sein? Ich habe dich seit meinem unfreiwilligen Aufenthalt in dieser endlosen Finsternis des lichtlosen Abgrundes bei mir. Gelegentlich flüsterst du mir zu, gelegentlich hinterfragst du meine Entscheidungen und seit neuestem erscheinst du auch in körperlicher Form und mordest dich durch meine Stadt; meine Domäne. Dann sag mir doch Wanderer… was ist die Wahrheit, die ich scheinbar nicht kenne?“

“Du hast es immer noch nicht richtig verstanden oder Lucien Sabatier? Ich bin du. Oder besser gesagt der Teil den du unterdrückst und verstecken willst. Zwei Seiten einer Medaille, eine plank poliert und glänzend die den Leuten zeigt was sie sehen wollen und eine dunkel und schwarz wie die Nacht in die du gehörst.” Der Schatten lief nun um Lucien herum. “Die Männer die wir ermordet haben, sind nicht von mir gewählt sondern von dir. Abschaum und Ekel der Bevölkerung die nichts besseres verdient hatten. Mörder und Schänder die dem Gesetz entkommen weil ihre Frauen zu ängstlich sind ihre Stimme zu erheben oder ein Beutel Gold alle Beweise verschwinden lässt. Leute die du wieder besseren Wissens freilassen musstest damit sie weiter wie eiternde Wunden die Gesellschaft zersetzen.” Er spuckte auf den Boden. Mehr figürlich als sprichwörtlich und sprach dann weiter. “Du hast sie ausgesucht und du hast es genossen das Gesetz in deine eigenen Hände zu nehmen, sie zu Jagen bis ihr Herz beinahe vor Angst versagt hat, sie sich bepisst haben und am Ende ihre gerechte Strafe erhalten haben. Leugne es nicht Sabatier. Du bist ein wildes Tier tief im Inneren. Eine Bestie mit Überzeugungen die das tut was getan werden muss, egal welche Maske du dir versuchst aufzusetzen oder welche Rolle du krampfhaft zu erfüllen gedenkst.” Er lächelte wieder. “Wenn du aufhören würdest gegen dich selbst zu kämpfen, dann könntest du wahrhaft mächtig sein, kannst den Platz einnehmen der dir zusteht.”

Lucien senkte den Blick und nickte bedächtig, die Augen geschlossen haltend. „So verhält es sich also demnach. Die Mörder, Schänder, Vergewaltiger und Betrüger; all dieser Abschaum der dem Gesetz entkommen ist und den Lucien Sabatier als Hauptmann der Nachtwache nicht der Gerichtsbarkeit überantworten konnte, wurden von dir… von mir…“ Er grinste spöttisch. „.. von ‚uns‘ umgebracht. Eine saubere und einfache Lösung scheint es.“ Er sah den Wanderer nun direkt an und funkelte ihn argwöhnisch an. „Diese Existenz ist vielschichtig, wahrscheinlich mehr als mir in Wahrheit lieb ist. Einst dachte ich, es wäre so einfach. Als wäre alles eine Wildnis und überall wo wir stehen und wandeln, gelte allein das Recht des Überlebens. Nichts bereitet mir mehr Vergnügen als eine Jagd, umso mehr noch, wenn es sich um clevere und verschlagene Beute handelt, die den ‚menschlichen‘ Werten von Moral und Recht Zuwider handelt. Nein, ich glaube dir, wenn du sagst ich hätte es genossen und mich in an ihren Todeszuckungen gelabt. Sie hatten es verdient, so wie ihre Opfer Frieden oder Gerechtigkeit verdient hatten. Und doch vergisst du den wesentlichen Aspekt meines Weges… unseres Weges. Die einfachen und dummen, folgen dem Weg ohne Ziel oder ohne zu verstehen was er in seinem Kern bedeutet. Wir sind frei, völlig frei von Herren und Königen, Herrschern und den Fesseln der Menschlichkeit, denn wir sind keine Menschen. Freiheit bezieht sich aber auch auf die Freiheit, seine Entscheidungen frei treffen zu können und das bleibt einem mit dem Tier verwehrt.“ Er grinste. „Mein Tier, das du so vorzüglich und mit abstoßender Freude reitest und lenkst, verführst und umgarnst. Ich bin eine Bestie und ich bin der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz, doch meine Instinkte, mein Verlangen, meine Triebe und wie ich damit umzugehen gedenke, entscheide nur ich; ich allein Wanderer. Der Weg des Tieres heißt nicht allen Forderungen des Tieres Folge zu leisten und ihm dienstbar zu sein, es heißt sich selbst verstehen und diese Wünsche anzunehmen und als Teil seiner selbst anzuerkennen. Gib dem Tier, was es verlangt, denn Tiere sind wir… doch nicht um den Preis der Kontrolle über sich selbst. Ich meistere das Tier, nicht umgekehrt.“

Er schritt ebenfalls ein wenig um den Wanderer herum; das Schwert blank gezogen in der rechten. Es sah beinahe aus wie ein kleiner Tanz, den sie da vor den Überresten des Turms vollführten. „Vielleicht hätte ich diesen Abschaum allesamt getötet und gehäutet, vielleicht hätte ich ihn aufgehängt oder gevierteilt… möglich. Aber das hatte ich nicht zu entscheiden, denn das hast du, allein du im Einvernehmen mit meinem Tier entschieden und das ist nichts, was auch nur annähernd meinen Vorstellungen entspricht. Weder als Lucien Sabatier, noch dem Schattenwolf oder als Anhänger auf dem Weg des Tieres. Dieser Körper wird schon besessen von mir und dem Fluch den man mir mit der Vitae meiner Erzeugerin eingeflößt hat und das wird so bleiben, bis ich nicht mehr bin und vergehe.“ Langsam hob er das Schwert an. „Aber du mein Freund, hast in diesem ewigen Kampf zwischen Versöhnung, Anziehung, Abstoßung, Bewunderung und Verachtung nichts verloren. Du bist weder Lucien Sabatier, noch dessen Tier… du bist lediglich ein Parasit, der sich auf mich gelegt hat und mich dem beraubt, was meinem Clan am wichtigsten ist: Meiner Freiheit. Ich fordere dich heute also zum ersten und letzten Male auf, dorthin zu verschwinden wo du hergekommen bist Wanderer, ansonsten jage ich dich persönlich wieder dorthin und eines kannst du mir glauben: Keine Jagd werde ich mehr genießen.“

Das Gesicht des grauen Wanderers verwandelte sich erst in ein hönisches Lachen und dann beinahe in eine Fratze. “Oh ja ich bin mit dir aus dem Abgrund aufgestiegen, aber nur um dich daran zu erinnern was du bist. Du hättest dort unten nicht als der überlebt der du jetzt bist, nein nicht so lange. Du warst wild, stark und kompromisslos. Ich bin was von dieser Stärke übrig ist und ich könnte dich noch stärker machen, aber du willst nicht hören.” Auch der Wanderer zückte plötzlich sein Schwert und begab sich in Position. “Du hast keine Ahnung was noch kommen wird, was noch auf euch und diese Stadt wartet. Ich alleine kann dich beschützen, aber ich sehe ich muss dich zu deinem Glück zwingen.” Er grinste beinahe ein wenig wahnsinnig. “Ich gehe nicht wieder zurück, denn was wäre denn der Schattenwolf ohne seinen Schatten?” Zum ersten Mal veränderte sich die Gestalt des Wanderers. Dunkle Schatten begannen sich zu bewegen und seine Haut brach aus der sich ebenso Schatten ergossen, wie Würmer aus der Erde.

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„Du hast da etwas verwechselt ‚Wanderer‘. Nicht du warst der Schlüssel zu dem vielbesungenen Glück, das du mir so vollmundig verheißt sondern ich war dein Glück. Ohne mich, wärst du immer noch in dieser Hölle des Nichts, zusammen mit all den anderen Kreaturen und Dingen, die nicht grundlos dort unten sind und auch besser ganz genau dort bleiben. Heute Nacht, kehrst du dorthin zurück Freund Schatten.“ Er hob die Klinge an und verzog das Gesicht zu einer entschlossenen Grimmasse; ignorierte die schattenhaften Würmer die sich über den Körper des Mannes ergossen. Er oder besser es, war noch nie auch nur annähernd menschlich gewesen.
"Wer nicht hören will muss fühlen Wolf!" Er leckte sich über die Lippen und die Schatten um ihn herum begannen sich zu verformen. Die aus Damaszenerstahl gefertigte Klinge blitzte im Lichte der sich kräuselnden Lichter am Himmel vor dem Wanderer auf und fuhr ihm entgegen. Ein Schlag an dessen Seite, der verfehlte und lediglich die Luft teilte; das zweite Mal jedoch fand das Schwert des Hauptmanns sein Ziel.
Die Klinge blitze im Mondlicht und fand schließlich ihr Ziel. Zuerst grinste der Wanderer noch süffisant doch als Luciens Schwert sich in seine Brust bohrte, verging ihm das Grinsen sofort. Anstelle von Blut schossen Schatten aus den Wunden, ein ganzer Strom davon aus Mund und Wunde die wogten und sich zu Tentakeln formten. Es waren erst wenige und schließlich aber immer mehr. Dutzende bereits nach ein paar Herzschlägen. Zwei davon griffen nach Lucien, der Rest umhüllte den grauen Wanderer. “Du Narr. Du kannst mich nicht besiegen. Die Schatten sind mit mir!”

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Luciens Augen weiteten sich, als der Schatten just genau zu dem wurde, was er eigentlich schon immer gewesen war. Eine große, finstere und ganz und gar bösartige Wolke aus schwarzem Nichts, die waberte und wogte und ihre Tentakel nach ihm ausstreckte. Sein Schwert hieb wieder auf den Wanderer ein; traf ihn dort, wo man den Bauch vermutet hätte doch die schattenhaften Arme griffen nach ihm, umschlangen ihn und hielten ihn fest. Er fühlte die eisige Kälte und bittere Umarmung des Nichts, die ihn schlagartig an die lichtlose Zeit im Abgrund erinnerte. Es war widerlich und verstörend zugleich.
Irgendwann hatte der Gangrel sich aus dem Griff befreit. Er zeriss die Tentakel wie dünnes Papier mit purer Körperkraft. Die Schatten wuchsen wie außer Kontrolle geratene Ranken dort wo er sie niedermähte, wurden aber immer wieder von neuen Exemplaren ersetzt. Überall wo sie ihn berührten spürte Lucien Kälte, so wie eine eisige Flamme. Der Gangrel hatte zwar insgesamt die Oberhand, aber es gab einfach zu viele der Arme. Er wusste nicht wie oft er auswich und sein Schwert auf das Gewaber niederfahren ließ, er hatte aufgehört zu zählen. Sie konnten ihn zwar nicht überkommen, aber Lucien fand auch keinen Angriffspunkt. Dann hörte er wieder etwas, die vertraute Melodie von zuvor und ein silbernes Licht ergoss sich über die Lichtung. Die Schatten zogen sich zurück, schienen in der überirdischen Helligkeit zu vergehen. Es war der Geist von Florine, oder zumindest was er für einen Geist hielt. Zu seinen Füßen lag der graue Wanderer der sich seine Bauchwunde hielt, aus der inzwischen keine Schatten mehr sondern rotes Blut sickerte. Er begann verzweifelt zu klingen während an den Rändern des silbrigen Kreises noch immer die Tentakel wüteten, offensichtlich aber nicht eindringen konnten. “Du weißt nicht was du tust! Dieser Weg wird dich nicht beschützen vor dem was aus der Dunkelheit geboren wurde um euch zu verschlingen! Beende es! Töte sie!” Er schrie fast vor Aufregung und Schmerz auch der Geist sprach Lucien mit seiner lieblichen Stimme an. “Ja Lucien beende es. Befreie dich. Jetzt oder nie.” Sie blickte auf den sich am Boden windenden Wanderer.

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Es war ein verzweifelter und aussichtsloser Kampf, den er da führte. Möglich das er der bessere Schwertkämpfer war, möglich, dass er treffsicherer, mutiger und einfallsreicher war. Das nützte nur nichts gegen die schwarzen Arme aus eisiger Kälte, die unablässig aus dem wabernden Konstrukt des Körpers der Wesenheit emporschossen um ihn zu umschlingen und zu zerdrücken. Als er im Moment höchster Ratlosigkeit und beginnender Zweifel, ob es eine so gute Idee gewesen war den Wanderer ganz alleine herauszufordern, über eine brennende Fackel oder dergleichen nachdachte, kam die Antwort auf all seine Überlegungen in Form des Geistes. Jenes Geistes, der nach wie vor die hell leuchtende Gestalt von Florine angenommen hatte. Das Licht tat sein Übriges und vertrieb die Finsternis; gebot ihr auf geradezu magische Art und Weise Einhalt. Die beigefügten Wunden begannen zu bluten; das Wesen lag besiegt und gebrochen vor ihm und spie ihm noch immer hasserfüllt seine Abscheu und seinen Wahnsinn entgegen. Der Gangrel hob die leuchtende Klinge an, in der sich das Licht des Geistes spiegelte und stieß sie dem Alptraum des Abgrunds mit aller Kraft mitten ins vermeintliche Herz. „Was immer noch für Schrecken und Bestien auf uns warten, du wirst keine mehr davon sein! Fahr in deine eigene Hölle und kehre nie wieder zurück!“, schrie er dem Wesen entgegen und bleckte grollend die Fangzähne.

Der nächste Schwertstreich traf sein Ziel und ließ den grauen Wanderer verstummen. Dieses Mal für immer. Lucien sah noch den Ausdruck von Entsetzten in seinem Blick, bevor er in eine schwarze, ölige Substanz zerfloss die im Boden versickerte und keinerlei Rückstände übrig ließ, ebenso wie die restlichen Schattententakel die am Rand des Lichtkreises in sich zusammen fielen. Der Geist suchte Luciens Blick “Du hast es geschafft.” Sie nickte. “Auch ich werde jetzt gehen. Du brauchst mich nicht mehr.” Sie begann langsam sich in silbernem Dunst aufzulösen der wie Morgennebel langsam verschwand.
Er sah zunächst zu dem schattenhaften Wesen, das langsam verging und in der öligen Flüssigkeit im Boden versickerte; dann jedoch gleich zu Florine oder dem Geist… oder beidem? War sie tatsächlich seine Geliebte aus sterblichen Tagen oder nur eine weitere Wesenheit, die mit den Ängsten, Hoffnungen und Sehnsüchten der Menschen und Untoten um sich herumspielte? Der Hauptmann musste zumindest dies noch in Erfahrung bringen. „Ich danke dir…“, brachte er nur mühsam hervor. „Wer immer du bist…. Du bist nicht der Geist meiner Florine… oder etwa doch?“ Hoffnungsvoll sah er den Geist sich langsam im Nichts verlieren. Diese Antwort, musste sie oder es ihm doch zumindest noch geben. Er streckte die freie Hand nach ihr aus.

Der Geist schüttelte beinahe traurig den Kopf lachte dann aber doch noch. "Nein ich bin nicht Florine. Auch ich bin du Lucien Sabatier. Zwei Seiten der gleichen Medaille. Eine dunkel wie die Nacht in die du nun durchstreifst und eine hell wie der Tag aus dem du verbannt wurdest." Sie streckte eine Hand zu ihm aus. "Das Gleichgewicht ist wieder hergestellt und jetzt kanns du einfach nur wieder Lucien sein. Deshalb muss ich gehen." Dann zerstob sie in tausende kleiner, glitzernder Silberkugeln die in der Dunkelheit verschwanden wie eine erloschene Kerze. Lucien war wieder allein, aber er war auch zum ersten Mal seit langer Zeit wieder wieder wirklich frei.
Er nickte langsam und bedächtig; ließ die Hand sinken und sah verwundert und doch fasziniert zu, wie sich der Geist vor ihm auflöste, bis nur noch schwarze Nacht ihn umgab. Er hatte seine Seele, sein Selbst wieder in Einklang gebracht, den finsteren Alptraum aus seinem Inneren wieder genau dorthin verbannt woher er ihn unfreiwillig mitgebracht hatte. Ja, Lucien Sabatier war nun einfach wieder wer er war, ohne lieb gesäuselte Stimmen und Einflüsterungen, dunkler Versprechen und anklagender Worte. Der Schattenwolf von Brügge, war jetzt nur noch der Wolf und das war hinsichtlich der damit einhergehenden, wiedergewonnen Freiheit des Gangrel, mehr wert als alle Titel und schönen Namen.

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -


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