Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Do 12. Mai 2016, 20:25 
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Er stutzte, wurde unvermittelt aus seinen Gedanken gerissen die ihn nach wie vor quälten. Der Schattenwolf hatte einen Fehler gemacht und das falsche Ziel angegriffen und fast getötet. Der Wolf tötet nicht unbeabsichtigt und doch wäre es fast so weit gekommen. Das Tier ließ ihn aus seinem Sessel hochfahren und misstrauisch eine Augenbraue hochziehen. Für gewöhnlich schickte man ihm Tauben; wenn überhaupt aber das hier war eindeutig kein Exemplar aus dem Verschlag des Alten. Mit vorsichtigen Schritten, trat er an das Fenster und öffnete es; ließ den Raben ins Zimmer. Natürlich konnte es sich auch um einen verwandelten Kainiten handeln oder jemand, der die Kontrolle über den Vogel übernommen hatte aber um was immer es sich auch handeln mochte, er würde es ohnehin gleich feststellen. Viel mehr ernüchternd Schreckliches konnte ihm heute Nacht eh nicht mehr passieren. Er lächelte etwas müde als er das Butzenfenster aufhielt. „Und was magst du wohl von mir wollen?“

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Do 12. Mai 2016, 20:25 


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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: So 15. Mai 2016, 14:01 
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Der Rabe krächzte nur während er mit einer federleichten Bewegung in die Küche des Hauptmannes sprang und diesen mit seinen großen schwarzen Augen anstarrte. Lucien sah das am Bein des Tieres ein kleiner Holzzylinder befestigt war, den der Rabe mit einer geschickt-schnellen Bewegung seines Schnabels öffnete. Ganz offensichtlich war es nicht nur Gerrit der sich bei der Übertragung von Nachrichten auf die Geschöpfe der Wildnis verließ. Mit einem weiteren Krächzen beförderte er nun einen kleine, dünne Pergamentrolle zutage die er dem Gangrel schließlich hinschob. Mit einem weiteren Laut, verließ der Vogel damit auch schon wieder den kleinen Raum durch das eben geöffnete Fenster und mit ein paar Flügelschlägen war der schwarze Bote im dunklen Nachthimmel verschwunden. Das Papier war dünn, die Nachricht in Latein. Die Buchstaben waren recht krakelig und muteten beinahe etwas archaisch an, weshalb Lucien sich ein wenig anstrengen musste die Nachricht zu entschlüsseln.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Di 17. Mai 2016, 11:34 
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Kaum hatte der Rabe das Zimmer mit ein paar schnellen Flügelschlägen verlassen, entzifferte der Hauptmann bereits mühevoll die schwierig zu lesende Nachricht. Gerrit verwendete Tauben, weil diese unauffälliger waren aber er war wohl nicht der einzige der tierische Boten auszubilden und einzusetzen wusste. Als er den Sinn der Botschaft verstanden und auch die Unterschrift gelesen hatte, zerknüllte er das Papier in seiner Hand und grunzte verächtlich. Die Sammlerin, was für eine Überraschung. Er hätte ja mit vielem gerechnet aber nicht mit der ominösen Besucherin des Ostens. Lucien selbst hatte noch nie etwas mit ihr zu tun gehabt; wusste aber das Alida sie aufgrund diverser Konflikte mit ihrer Familie und anderen Dingen abgrundtief hasste und fürchtete. Angeblich hatte sie Alyssa unermessliches Leid angetan und an Menschen ‚herumgedoktort‘. Daraufhin hatte die Händlerin sie zu ihrer persönlichen Erzfeindin auserkoren. Mit einem tiefen Seufzen, übergab er das Schreiben dem Kaminfeuer und packte seine Sachen zusammen. Alida mochte sie hassen und verabscheuen; hatte womöglich sehr guten Grund dazu. Der Gangrel selbst war ihr weder begegnet, noch bei ihren Gräueltaten dabei gewesen und zog es vor sich selbst ein Bild von der mysteriösen und zugleich grotesken Wanderin zu machen. Wenn sie ihm Antworten versprach, so war die Sammlerin zumindest einen kurzen Besuch wert. Nur kurze Zeit später hatte er Ajax gesattelt und war bereits auf dem Weg zum Speckfürst, den er nach einem relativ unspektakulären Ritt auch bald erreichte. War es eine gute Idee sich mit der Sammlerin zu treffen? Bisher war er nicht weiter gekommen und er hätte beinahe eine Unschuldige getötet, zumindest aber auf ewig gezeichnet und verunstaltet. Er musste es zumindest versuchen und dem Ganzen eine Chance geben. Misstrauisch band er Ajax bei den Stallungen fest und beäugte vorsichtig die Umgebung.

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Das Gasthaus ‘Zum Speckfürst’ war eine beliebte Herberge zwischen Gent und Brügge die es nicht nur durch saubere und bezahlbare Zimmer schaffte einen ununterbrochenen Strom von Kunden anzuziehen, sondern auch durch seine guten Lebensmittel die dem Gasthaus auch zu seinem bezeichnenden Namen verholfen hatten. Ajax kannte die Stallungen und ließ sich ohne großes Aufsehen anbinden, denn ein Stallbursche war gerade nicht zu sehen. Lucien konnte Gelächter und Gespräche aus dem Inneren der Stube hören, während die Butzenfenster in warmem Gelb strahlten und zum Verweilen einluden. Bevor der Hauptmann jedoch eintreten konnte hörte er einen lauten Pfiff aus einem der großen Nadelbäume die das Gebäude zierten. Er drehte sich verwundert um und fixierte den Waldrand, aus dem er die kurzen Pfiffe vernommen hatte. Mit einem schweren Seufzen, setzte er sich langsam in Bewegung; die Hand am Schwergriff. „Die Einladung kam unverhofft und unerwartet. Ich hoffe ihr habt die versprochenen Antworten, die ihr in Aussicht stellt. Wie ihr selbst schon bemerkt habt, ist Brügge gerade kein Ort zum längeren Verweilen.“ Misstrauisch suchte er das Gehölz nach menschlichen Umrissen ab; wagte es aber noch nicht seine Augen einzusetzen.

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Lucien konnte die Gestalt ausmachen die auf einem der unteren Äste saß. Die Frau hatte eine androgyne Gestalt und hellblondes, fast weißes Haar. Mit einer fließenden, fast lautlosen Bewegung ließ sie sich auf dem Boden fallen und landete ohne Geräusche auf ihren nackten Füßen. Sie schien nicht viel zu wiegen, war aber trotzdem groß und konnte ihm ohne Mühe in die Augen sehen. Sie verbeugte sich leicht und sprach ihn dann mit einer tiefen, dunklen Stimme an. "Guten Abend Hauptmann. Ich freue mich das ihr meiner Einladung gefolgt seid, auch wenn die Umstände einmal mehr schwierig zu sein scheinen, wie so oft in dieser, euren Stadt." Die Tzimisce neigte leicht den Kopf und beobachtete den Gangrel aus wachsamen Augen. Plötzlich schoss eine schwarze Gestalt aus dem Unterholz, die sich auf der Schulter der Frau niederließ. Das Tier, der Rabe der ihm die Nachricht überbrachte hatte wie Lucien nun erkennen konnte krächzte kurz und bildete einen intensiven Kontrast auf der bleichen Haut seiner Herrin, den man sogar in der Dunkelheit wahrnehmen konnte. Immer noch misstrauisch, beäugte der Gangrel die fahl weiße Haut der Fremden, die gemeinhin als Sammlerin bekannt war. Eine Unholdin und Tzimisce, allein dieser Fakt machte ihm die merkwürdige Frau keine Spur sympathischer. Wortlos schnaubte er kurz schief lächelnd, als sich die Gestalt des Raben aus dem Unterholz löste um auf ihrer Schulter Platz zu nehmen. „Lasst euch nicht täuschen Sammlerin. Ich selbst kenne euch nicht aber andere tun es. Und was ich bisher von euch gehört habe, mag mir nicht recht gefallen. Ihr seid ein Drache und nur der Teufel allein mag wissen, was euch in die unendlichen Weiten der Wildnis dieses Landes verschlagen hat.“ Er atmete tief ein und Aus. „Allerdings scheint ihr über die Situation, die wir momentan in der Stadt haben Bescheid zu wissen und ich bin in meinen Ermittlungen noch nicht viel weitergekommen. Es scheint also, das ich etwas Hilfe gut gebrauchen könnte, bevor noch Schlimmeres passiert.“ Mit ein paar knappen Schritten, verringerte er den Abstand zu der makabren Gestalt. „Woher wisst ihr, was ihr wisst und warum wollt ihr mir so ganz einfach helfen? Ihr werdet verzeihen, wenn ich nicht so einfach an eure Gutmütigkeit glaube.“

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"Was ihr glauben wollt oder nicht kann ich nicht beeinflussen Lucien Sabatier, aber wenigstens seid ihr interessiert an einem Gespräch bevor er beginnt mich aufgrund des Blutes das durch meine Adern fließt aufschlitzen zu wollen." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Was mich hierher führt wollt ihr wissen? Nun das kann ich euch sagen. Ich habe vor einigen Jahren in Erfahrung bringen können, dass mein alter Freund Valerius nicht mehr Prinz dieser Stadt ist und ich wollte gerne wissen ob es sich dabei um ein Gerücht handelt oder nicht." Sie ging einen Schritt auf ihn zu und senkte die Arme wieder. "Um fair zu sein Hauptmann, ich hatte die Hoffnung meine Clansschwester in dieser Domäne kennen zu lernen, auch wenn dieser Versuch leider alles andere als eine gute Idee war. Offensichtlich entsprechen die Dinge die man sich über Alida van de Burse im Osten erzählt eben doch nicht der Wahrheit und deshalb suche ich einen neuen Zugang zu eurer Domäne, weswegen ich euch auch meine Hilfe anbiete." Sie lächelte zum ersten Mal während der Rabe wie zur Zustimmung einmal krächzte.

Der Schattenwolf lachte belustigt und schüttelte den Kopf. Es war kein verhöhnendes Lachen, das sie abwertend oder geringschätzen wollte; allein ihre Worte trafen etwas in ihm das ihn zutiefst erheiterte. „Aufschlitzen? Nein, ich habe es mit den Clans immer so gehalten, dass ich jedem eine Chance gebe, wenn er sie verdient hat. Das ist sogar im Falle der Tremere so, für die der Brügger Rat ja nicht allzu viel Liebe übrig hat.“ Er schmunzelte. „Allerdings lassen sich Vorurteile nur schwer ablegen.“ Seine Hand glitt langsam von seinem Schwertknauf und er schien sich ein Stück weit zu entspannen. Was immer sie gedachte zu tun, für den Moment schien es ihr dabei nicht um eine blutige Auseinandersetzung zu gehen. „Alida van de Burse ist… speziell was ihren Clan angeht, soviel kann ich euch verraten. Sie wählte einen anderen Weg ihre Existenz zu beschreiten und gibt sich nicht dem tyrannischen Herrschaftsgebaren des Ostens hin. Wodurch ihr sie so verärgert haben könntet, das sie euch abgrundtief hasst, müsst ihr wohl selbst am beste wissen; ich war nicht zugegen.“ Seine scharfen Blicke musterten sie erneut von Kopf bis Fuß und er sog schwer die Luft in seine toten Lungen. „Valerius ist tatsächlich schon lange nicht mehr Prinz dieser Domäne, selbst vor meiner Zeit, war er schon nicht mehr anwesend. Über sein Schicksal, kann ich euch leider gar nichts berichten und was eure Hilfe angeht….“ Er zögerte. „Mir mag sie wohl recht sein aber nur weil ihr mir in dieser schwierigen Lage helfen wollt, heißt das noch nicht dass euch der Rat mit offenen Armen empfängt. Mag sein das ihr euch mit dieser Tat ein Stück meines Wohlwollens holt oder zumindest meine Meinung über euch beeinflusst aber ich kann und werde euch keinerlei Zugeständnisse machen, das muss euch klar sein Sammlerin“

"Das ist mir bereits genug Schattenwolf. Ich erwarte keine Versprechen und glaube auch nicht an solche wenn sie unter Zwang gegeben werden. Dann sind sie nämlich meistens nichts wert." Er sah ihr Gesicht nicht, denn sie ging einen Schritt weg vom Speckfürst und in Richtung Wald um in die unendlichen, dunkelgrünen Weiten zu schauebn. "Täuscht euch nicht was eure Freundin Alida angeht. Tyrannisches Herrschaftsgebaren kommt in vielen Formen aber ein paar Dinge sind immer gleich. Sie ist bis zur Torheit von dem überzeugt was sie für die Wahrheit hält, scheint erst angreifen zu wollen bevor sie mit Fremden in dem redet was sie für ihre Domäne hält und hat eine ungesund-obsessive Beziehung zu ihrer Disziplin des Fleischformens. Sie ist genau..." Das letzte Wort betonte sie mit gesonderter Intensität, in welchem man fast so etwas wie Bedauern hören konnte. "...Wie all die anderen Tzimisce im Osten, die macht euch darüber nur keine Illusionen. Es wird nur schlimmer und nicht besser. Ich wollte sie kennen lernen weil sie anders ist, so wie man im Osten sagt. Ihr könnt euch meine Enttäuschung sicherlich vorstellen, als ich erfahren musste das alles nichts als leeres Gewäsch war." Sie drehte sich um und lächelte wieder. "Bevor wir über euer ganz spezielles Problem reden schlage ich einen Ortswechsel vor Hauptmann. Habe ich die Erlaubnis in euren Wald einzutreten? Die Zivilisation ist kein guter Ort für euch im Moment. Die Wildnis ist besser."

Er lächelte großmütig und vollführte eine gespielt einladende Geste. Wer Lucien kannte, wusste dass er es mit der Etikette nicht besonders genau nahm. Madame Borlut, Caminus und noch zahlreiche andere würden das ohne Zweifel mit Freuden und gegebenenfalls missmutigen Gesichtern, nur allzu gern bestätigen. „Die Zivilisation ist nie ein besonders guter Ort um darin zu verweilen. Ich behaupte nicht, das wir Backsteinhäuser und Sitzungsräte verdammen sollten aber diese entzückenden, kleinen Städte ziehen Unheil an wie Kuhfladen die Fliegen. Hier draußen ist die Welt noch in Ordnung.“ Der Gangrel schloss zu ihr auf und ging Seite an Seite mit der fahlen Tzimisce in das dichte Dickicht seines Waldes. Sich ein grunzendes Lachen verkneifend, nickte er zustimmend. „Alida ist… merkwürdig auf ihre Art. Ihr Hang sterbliche Familienmitglieder wahllos in die Nacht zu holen und über diesen komischen Familienverband zu wachen wie eine Glucke, war mir schon immer suspekt. Aber wer bin ich, dass ich ihr da hineinreden würde? Solange sie dafür Sorge trägt, das unsere Domäne sicher ist und floriert, damit unsere Beute wohlgenährt für uns bleibt, soll es mir recht sein. Vielleicht wird sie eines Tages, zu dem wovon meine Verwandten im Osten nur im Flüsterton sprechen, vielleicht ist sie sogar wie ihr sagt auf dem besten Wege dahin. Derzeit scheint der kleine Drache in ihr aber noch zu schlafen und das finde ich… “ Der Hauptmann dachte einen Moment lang nach. „Beruhigend. Immerhin gab es da schon ganz andere, vermeintliche Freunde die sich in typischer Unhold-Manier gegen uns stellten. Wollt ihr mir nicht schildern, was aus eurer Sicht so falsch gelaufen ist bei eurem ersten Treffen? Alida tut nichts ohne einen guten Grund und wenn sie euch unverzüglich angegriffen hat, dann müsst ihr etwas getan haben das entweder ihrer Familie oder der Stadt schadet und das sie hütet wie ihren Augapfel.“

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Zum ersten Mal schien Lucien die volle Aufmerksamkeit der Sammlerin zu haben, denn sie hörte ihm gespannt zu und schien jedes Wort von ihm mit Interesse aufzusaugen. "Ich verstehe." Mehr antwortete sie anfangs nicht, dann fuhr sie jedoch fort und schien ihre Worte sehr sorgfältig zu wählen sobald wollte sie sich an jedes einzelne Detail erinnern. "Was schief gelaufen ist? Nun meine verehrte Clansschwester lag bewusstlos neben ihrem wimmernden Ghul, der sich gerade vor Verzweiflung und Scham von einem verlassenen Wachturm stürzen wollte. Alida schien, wie ihr bereits gesagt habt sehr an jenem Mitglied ihrer Wiedergängerfamilie, zu hängen so wie all die anderen Drachen die sich diesem Hobby hingeben und ich beschloss ihr einen Gefallen zu tun. Ich konnte den Schmerz von besagtem Ghul meilenweit spüren, was mich zu Beginn auch angezogen hatte. Ich habe ihr die verseuchten Erinnerungen an die Tatsache das sie wahrscheinlich das Kind ihres Bruders zur Welt gebracht hat aus ihrem Kopf geholt wie Gift aus einer Wunde. Daraufhin hat Alida mich angegriffen, nachdem sie aus ihrer kurzzeitigen Starre erwacht war." Die bleiche Frau zuckte nur mit den Schultern. "Ich kann nicht sagen ob euer Drachen schläft oder wach ist, aber das ist auch nicht mehr mein Problem, denn wenn ich angegriffen werde dann verteidige ich mich wie jeder andere unserer Art." Sie lächelte wieder und leckte sich über die Lippen, was nichts an deren Bleichheit änderte. "Ich muss euch in einer Sache leider widersprechen." Sie schien diesen Umstand weniger zu bedauern, als als eine Art von Herausforderung zu sehen. "Wenn ihr mich fragt ist Wildnis oder Zivilisation nicht die eigentliche Frage. Beides ist natürlich für den Menschen und damit zu einem gewissen Grad auch für uns. Es geht mehr um Gleichgewicht und eures ist gestört unabhängig davon wo ihr euch aufhaltet, auch wenn eure Emotionen in der Wildnis weniger unruhig zu sein scheinen als in Brügge selbst."

Misstrauisch hielt Lucien die Sammlerin in seinem Blick fixiert. Hatte er ihr am Ende zu viel erzählt? Nicht das er Alida irgendwelche Unannehmlichkeiten bereiten wollte aber die Auseinandersetzung hatte er beileibe nicht miterlebt. Nun, grundsätzlich waren dies keine Dinge, welche die Unholdin nicht ohnehin mit ein paar Erkundungen und Nachforschungen selbst herausgefunden hätte. Das Alida sehr an ihrer Familie hing und die Stadt bis zum letzten Mann verteidigte, war gängiges Wissen. Er nickte etwas unsicher. „Hm…“, kommentierte er zunächst nur knapp. „Also wollte sich einer ihrer Ghule aufgrund einer Inzest-Schwangerschaft in den Tod stürzen und ihr wolltet ihr diese Erinnerung nehmen? Alida hat so etwas Ähnliches erwähnt aber da ging es um Schädelöffnungen und andere groteske Operationen, die ihr angeblich vorgenommen habt. Vielleicht ist das aber auch nur eure bevorzugte Methode, was verstehe ich schon davon?“ Er schmunzelte. „Es war ganz sicher nett von euch gemeint, wie immer ihr der Ratsherrin auch zur Hand gehen wolltet aber… das nächste Mal würde ich sie einfach vorher fragen. Wenn schon nichts anderes, so war selbst dieser todessehnsüchtige Ghul ihr Eigentum, das ihr… beschädigt habt. Ob sich da je wieder etwas positives entwickeln wird, kann ich euch nicht sagen; nicht einmal ob sie euch jemals neutral gegenüber stehen könnte, auf mich wirkt ihr außerweltlich und merkwürdig aber das haben viele Tzimisce an sich. Gebt euch einen Ruck und versucht es mit einem offiziellen Entschuldigungsschreiben, das ihr wenn gewünscht, nachträglich mit einer persönlichen Vorstellung untermauern könntet. Mehr kann ich euch dazu aktuell nicht raten.“ Der Hauptmann hielt abrupt inne und sah die Sammlerin beinahe feindselig von der Seite an. „Mag sein das eine gesunde Balance der richtige Weg ist, einer unserer Ratsherren versucht dies schon seit Jahrzehnten mit gemischtem Erfolg aber was hat das mit mir zu tun? Was hat das mit den aktuellen Zuständen in der Stadt zu tun? Morde geschehen und ich verletzte Unschuldige, weil diese merkwürdigen Nordlichter am Himmel mir irgendwelche Fantasiegebilde vorgaukeln. Sprecht schnell: Was habt ihr mit all dem zu schaffen?“ Vorsichtig wanderten seine Finger an Brunhilds Dolch, der ja angeblich die Wahrheit enthüllte. Mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, was Realität war und was nur ein abgründiger Alptraum seines Geistes.

Die Sammlerin begab sich in eine Fluchtposition von dem Moment an als Lucien seine Finger an den Dolch legte. Das konnte er daran erkennen wie sie ihr Gewicht verlagerte und ihre Beine subtil in Richtung Wald drehte. Die Tzimisce schien auf alles vorbereitet zu sein und das leichte Lächeln verschwand wieder aus ihrer Mimik. "Ich habe ihren Ghul geheilt und dafür musste ich ihren Schädel öffnen. Leider konnte ich ihre Herrin nicht fragen, da sie sich in einer Halbstarre befand. Als Dank würde ich ohne Provokation angegriffen und konnte den Ghul nicht wieder zusammensetzten. Sie hätte keinen Schaden davongetragen. Haltet mich für stur aber ich krieche vor keinem ungehobelten, jungen Tzimisce im Staub für einen Gefallen dem ich ihm erwiesen habe. Ich habe genug Tzimisce im Osten die sich bei jedem Wort und Blinzeln in ihrem Stolz und ihren Rechten gekränkt fühlen. Das muss und werde ich mir hier nicht auch noch antun." Sie richtete sich zu voller Größe auf und schien Lucien sogar um ein paar Zentimeter zu überragen. "Ich habe Informationen für den Rat von Brügge bezüglich alter und neuer Feinde aus dem Osten und werde in Zukunft um ein Aufenthaltsrecht im Gegenzug für dieses Wissen bitten. Entweder wird es mir gewährt oder nicht, aber das ist was ich als Handel anzubieten habe und der Rat von Brügge soll entscheiden ob er es annimmt oder nicht." Die Sammlerin schien noch immer mit allem zu rechnen und Lucien konnte durch seine jahrelange Erfahrung spüren, dass sich ihre Vorsicht nur noch steigerte als sie die nächsten Worte sprach. "Ich habe mit all dem nichts zu schaffen, ich beobachte nur. Im Gegenteil ihr solltet mit euren Anschuldigungen nicht so um euch werfen, da ihr es seid der diese Morde begangen hat." Sie lächelte wieder, fast entschuldigend. "Ich spüre nun das ihr das offenbar gar nicht so sehr wolltet auch wenn ihr über Wochen Menschen in der Stadt getötet habt. Eine Sache habt ihr aber schon erkannt. Die Nordlichter haben in der Tat einen Einfluss auf euch, einen Einfluss der euch aus dem Gleichgewicht bringt und ich vermute auch das das der Grund ist wieso ihr so verwirrt über die vergangenen Ereignisse seid." Sie ließ den Gangrel nicht aus den Augen, so als fürchtete sie das er sie jeden Moment aufgrund eines falschen Wortes oder einer falschen Bewegung anspringen würde.

Lucien seufzte und seine Augen verschmälerten sich zu kleinen, einschätzenden Schlitzen als er die Sammlerin äußerst misstrauisch beäugte. Ja in der Tat, sie hatte gut daran getan seinen Griff an den Dolch durchaus als Mahnmal dessen zu sehen, wozu er jederzeit bereit war. Nun war es nicht so, dass er sich dies in irgendeiner Form wünschte oder herbeisehnte aber die Erzählungen von Alida, als auch die Andersartigkeit der Fremden, ließen ihn vorsichtig werden. Vielleicht zu vorsichtig aber konnte man es damit je wirklich übertreiben? Abwartend musterte er sie erneut von Kopf bis Fuß, um dann einen quälend langen Moment später langsam zu nicken. „Gut, das kann ich nachvollziehen und akzeptieren, seid euch nur der Tatsache gewahr, das euer Stolz vielleicht die letzte Hürde sein wird, die ihr nicht zu überwinden vermögt, wenn ihr tatsächlich um eine Aufnahme in der Stadt bemüht seid. Niemand erwartet, dass ihr vor unseren Füßen dahinkriecht, verfügt ihr doch sicher über zahlreiche, nützliche Fähigkeiten, Kenntnisse und Informationen. Es ist auch müßig darüber zu diskutieren, wer sich bei wem entschuldigen sollte: Ich gebe euch bezüglich Alida van de Burse nur die Fakten wider. Wollt ihr euch jemals wieder gut mit ihr stellen, so wäre zumindest eine Entschuldigung ein erster Schritt. Nehmt es oder lasst es, ich kenne unser Unholdin da recht gut.“ Er schmunzelte. „Kauf ihr euch gerade meine Stimme? Ich muss noch einmal betonen, dass dies hier keinen Einfluss auf euren Verbleib in Brügge hat, zumal ich mich dennoch freu die berüchtigte Sammlerin nun selbst kennenzulernen. Bitte um eure Aufnahme in die Stadt, mehr als darüber beratschlagen, können wir nicht tun.“ Dann wurde der Schattenwolf sehr aufmerksam, als sie ihm das offenbarte wovon er zwar selbst schon heimlich überzeugt gewesen war, was er aber tunlichst in die tiefsten Abgründe seiner Gedanken verschoben hatte; etwas das er nicht wahrhaben wollte. Der Mörder war niemand geringerer als er selbst. Schweigend sah er durch das Blätterdach in den Nachthimmel, schloss dabei die Augen und nickte beinahe betroffen. „Ich ahnte es bereits. Die Brutalität der Angriffe und die Art der Wunden, schlussendlich der Angriff auf meine Späherin und die Trugbilder der Schmiedin, ließen mich diesen Verdacht in Erwägung ziehen und dennoch…“ Er sah sie wieder an. „Dennoch verstehe ich nicht wie so etwas möglich ist? Warum habe ich mich nicht unter Kontrolle? Warum töte ich scheinbar wahllos und warum kann ich mich an nichts erinnern? Da muss doch mehr im Spiel sein, als simples Licht am Nachthimmel. Ist es Magie? Wie kann ich dem ein Ende setzen?“

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"Vielleicht liege ich falsch was euren Drachen angeht Hauptmann und ich danke euch für eure Einschätzung, aber ich habe es mehr als satt mich mit größenwahnsinnigen Tzimisce rumzuschlagen. Man kann seine Zeit wahrhaft besser nutzen. Vielleicht könnt ihr dieses Gefühl nachvollziehen aber es spielt im Moment auch keine Rolle." Die Sammlerin drehte sich eine wenig um und Lucien konnte einmal mehr das androgyne, bleiche Profil sehen. Zum ersten Mal sah er ihre leuchtend grünen Augen. "Dies ist vielleicht Gesprächsstoff für die Zukunft wenn wir über wirkliche Geschäfte sprechen. Seht unser Zusammentreffen hier also nicht als Bestechung sondern als Hilfestellung an, denn im Gegensatz zu dem was eure Freundin von mir denkt habe ich andere Prioritäten als Verstümmelung, Mord und Intrige." Sie lachte wieder, beinahe schelmisch auch wenn ihr geschlechtsloses Gesicht schwer zu lesen war. "Aber ich werfe ihr das nicht vor, immerhin haben wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Wie sollte sie das auch wissen?" Die Sammlerin schaute Lucien inzwischen intensiv an, schien ihn zu mustern als würde sie etwas suchen. Dann nahm sie den Raben von ihrer Schulter und streichelte ihm über den Kopf. "Das hier ist Corvus Hauptmann." Sie streichelte den Vogel weiter. "Er kann euch vielleicht helfen antworten auf seine Fragen zu finden." Plötzlich und mit einer schnellen Bewegung öffnete sie den Schädel des Tieres und im schwachen Mondlicht konnte Lucien das kleine, pochende Gehirn des Raben sehen. Sie bewegte ihre Hände und nach kurzer Zeit erschien ein pulsierender, roter Faden der die Umgebung in einem gespenstischen Scharlach erhellte. Während der ganzen Prozedur bewegte sich der Vogel keinen Millimeter. Offensichtlich war er an den Vorgang gewöhnt und beobachtete den Hauptmann weiterhin mit seinen schwarzen Augen, die wie Kohle glitzerten. Mit einer weiteren Geste befördere sie die 'Substanz' oder was immer es war in ein kleines Fläschchen das sie von irgendwo hergezaubert hatte und reichte es schließlich in Richtung Lucien. "Das hier Hauptmann ist eine Sammlung Erinnerungen. Corvus Erinnerungen um genau zu sein. Es mag euch helfen die Antworten zu finden die Ihr sucht. Falls ihr euch fürchtet vor dem was in der Flasche ist kann ich euch beruhigen. Dies ist lediglich eine Erinnerung der ich physische Form gegeben habe damit ihr sie erleben könnt und keine Vitae. Es verursacht also kein Blutsband wenn ihr den Inhalt in euch aufnehmt." Sie hielt ihm das seltsam leuchtende Glasbehältnis mit einem selbst zufrieden Lächeln hin, ganz so als wäre sie bis zum Zerreißen auf seine nächste Reaktion gespannt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Sa 21. Mai 2016, 09:58 
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Lucien nickte etwas verhalten und lächelte süffisant. „Ja das Gefühl kann ich recht gut nachvollziehen. Diese größenwahnsinnigen Unholde werden auch in Brügge nicht wirklich geschätzt, auch wenn ihr da momentan noch anderer Meinung seid.“ Einladend und abwartend, verschränkte er die Hände und fixierte das bleiche Gesicht mit den giftig-grünen Augen. Der Schattenwolf hatte Zeit und Muße, ihr die Chance zu geben sich als irgendwie nützlich, interessant oder vorteilhaft zu erweisen. Schlussendlich behauptete sie ihm Antworten auf seine Fragen geben zu können, das war zumindest den Versuch einer Unterredung allemal wert. Weniger gefiel ihm der Rabe, dem sie kurzerhand den Schädel öffnete um etwas wie einen Faden oder einen Wurm daraus zu ziehen. Es sah absolut widerlich und unmenschlich aus und auch wenn ihm solche Dinge für gewöhnlich nichts ausmachten, war doch der Vorgang an sich schon fremdartig. Jemanden zu zerteilen oder die Hand abzuhacken war eine Sache; Erinnerungen aus Vogelgehirnen saugen eine gänzlich andere. Etwas missmutig und vielleicht sogar eine Spur angeekelt, ließ er sich die leuchtend rote Flüssigkeit in dem Fläschchen überreichen. Fläschchen, Flüssigkeiten, ja da hatte er so seine Erfahrungen gemacht und von verzauberten Krügen die Blutsbänder erzwangen oder dem heiligen Geist der in Phiolen steckte, hatte er eigentlich mittlerweile genug. Allmählich konnte Lucien verstehen, warum Alida kein einziges freundliches Wort für ihre merkwürdige Clansschwester übrig hatte und sie am liebsten nur tot sehen wollte. Es hatte durchaus gewisse, nachvollziehbare Ansätze. Nachdenklich wog er die Flasche in seiner Hand und ließ die scharlachrote Flüssigkeit etwas darin herumschwappen. „Kein Blutsband also?“, fragte er grinsend. „Ihr werdet mir meine Paranoia verzeihen aber ich hab bisher immer wieder mal aus lustigen Flaschen und Phiolen getrunken, was sich bisher niemals zu meinem Vorteil auswirkte. Warum sollte es diesmal anders sein? Nennt mir einen guten Grund, warum ich euch vertrauen sollte?“

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Do 26. Mai 2016, 16:19 
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Wie zwei glühende Smaragde beobachteten die Augen der Sammlerin den Hauptmann und schienen alles in sich aufzusaugen. Sie folgte seinen Worten, studierte seine Mimik und Gestik, während sie trotzdem gelegentlich ihren Blick in die Ferne schweifen ließ. Lucien wusste aus Erfahrung das sie aller Wahrscheinlichkeit nach Fallen und Anzeichen von Aggressivität Ausschau hielt. Im Moment aber schien sie nichts verdächtiges feststellen zu können und sprach dann ein wenig zurückhaltender weiter. "Ich spüre eure Ablehnung und euren Ekel Schattenwolf. Dagegen kann ich nichts tun denn ich bin was ich bin, nicht mehr und nicht weniger, aber ich kann euch eine Sache versichern und zwar das ich Corvus nie Schmerzen zufügen würde - oder mir selbst." Mit einer schnellen Bewegung fasste sich die Sammlerin nun selber an die Schläfe und Lucien sah wie ihre Hand in ihrem Kopf verschwand. Ein geübter Griff wie es schien, der von einem magendrehenden Geräusch begleitet wurde das unmöglich zu beschreiben, in jedem Falle aber ungesund und widerlich klang. Sie zog die Hand wieder aus ihrem Kopf und dieses Mal hing daran ein grünlicher Faden der einmal mehr in einem kleinen Fläschchen verschwand, welches dann verkorkt wurde. Sie hielt ihm das Gefäß hin in welchem eine lindgrüne Flüssigkeit waberte und glühte. "Überzeugt euch selbst davon oder wenn ihr meine Erinnerungen so sehr fürchtet wie die meines Vertraugen, dann fragt Corvus direkt, immerhin versteht ihr euch auf die Tierhaftigkeit." Sie lächelte, auch wenn es inzwischen sehr vorsichtig wirkte, so als fiele es ihr schwer den Gangrel einzuschätzen. "Das was ihr in diesen Gläsern findet sind Erinnerungen, oder besser gesagt Kopien von diesen, denen mittels einer von mir entwickelten Technik eine physische Form gegeben wurde. Ich verbinde die Künste des Auspex, der Beherrschung und Fleischformens um diese Resultat zu erzielen und wie bei so vielen Disziplinen spielt bei diesem Künststück auch Vitae eine Rolle. Aber in dem Fläschchen selbst ist kein Blut sondern nur Emotionen, Gedanken und Erfahrungen die in ihrer Summe unsere Erinnerungen ausmachen." Sie schien das grünlich leuchtende Fläschchen beinahe mit ihren weißen, dünnen Fingern zu liebkosen bevor sie es vorsichtig auf den Boden stellte. "Wie ihr euer Problem lösen wollt das müsst ihr selbst entscheiden. Diese Erinnerungen können vielleicht als Werkzeuge dienen um euch zu helfen. Aber ihr entscheidet ob ihr sie benutzen wollt, denn zwingen - zwingen will und werde ich euch zu nichts." Sie lachte einmal auf. "Als ob euch irgendwer zu etwas zwingen könnte Hauptmann."

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Do 26. Mai 2016, 20:50 
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Lucien ließ sich mit zusammengekniffenen Augen auch das zweite Fläschchen mit der grün leuchtenden Flüssigkeit überreichen und schwenkte dessen Inhalt kritisch auf Augenhöhe. Nein, wie immer das funktionieren mochte und welche Disziplinen in welcher Kombination dazu nötig waren, es hatte etwas immanent Widernatürliches. Selbst für die Verhältnisse der Untoten. „Ihr habt völlig Recht, die Entscheidung liegt allein bei mir aber schon an euren Blicken entnehme ich, dass ihr euch meiner auch nicht ganz sicher seid.“ Seine Lippen kräuselten sich zu einem Schmunzeln und er nickte andächtig. „Vertrauen ist so eine schwierige Angelegenheit unter Fremden und kostbar wie geschliffene Diamanten, wo fängt man an, wo hört man auf? Nur weil ich euch und euer Wesen nicht verstehe, muss ich euch noch nicht verabscheuen oder verteufeln. Allerdings bedeutet das nicht, das wir einander mit besonderem Wohlwollen begegnen müssen.“ Er sah sie über das Glas der Flasche hinweg an und stellt zunächst die rote Flüssigkeit vor sich auf den Boden. In seinem Blick lag eine resolute Entscheidungskraft, die wohl soeben zu einem finalen Urteil gelangt war. „Niemand kann mich zu etwas zwingen, wie ihr schon so schmeichelnd bemerkt habt aber das bezieht sich wohl auch nur auf meine lästige Angewohnheit, nicht lange mit dem Schwert zu zögern. Jeder hat Makel, jeder hat Schwächen und jeder kann bezwungen oder in seine Schranken verwiesen werden. Bei mir sind es wohl keine Schwerter oder Äxte, dafür andere Dinge. Bei euch mag es etwas anderes sein, Sammlerin. Ich gebe euch diese Chance, weil ich auf euren guten Willen und eure Ehrlichkeit hoffen will. Missbraucht diese Hoffnung nicht, denn ich bin der letzte in dieser Stadt, dem man ein geduldiges und überlegtes Gemüt nachsagt. Offenbar töte ich ohne es zu wissen, wahllos Menschen. Was glaubt ihr was ich erst bei vollem Bewusstsein alles anrichten könnte, wenn mir der Sinn danach stünde?“ Mit diesen Worten, entkorkte er die Flasche und würgte die grünlich- schimmernde Flüssigkeit in einem Zug hinunter.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Fr 10. Jun 2016, 13:32 
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Die Sammlerin schien noch etwas zu sagen, aber Lucien hörte die Worte schon nicht mehr. Der Trank schmeckte nach nichts und hinterließ nur ein angenehmes Prickeln im Mund. Es handelte offensichtlich auch nicht um eine Flüssigkeit im klassischen Sinne, sondern erinnerte ihn am ehesten an das Gefühl der Kälte und des Drucks das entstand wenn man Luft schnell durch die Zähne zog. Dann war er plötzlich an einem anderen Ort. Die Dunkelheit und der frisch gefallene, so sauber duftende Schnee wichen einem saftig-grünen Wald und der Gangrel könnte das weiche Moos unter seinen nackten Füßen ebenso spüren, wie die goldenen Sonnenstrahlen die seine unbekleideten Gliedmaßen wärmten anstelle ihn sofort zu versengen. Als er an sich herunterschaute sah er schlanke, feminine Glieder und einen drahtigen, androgynen Körper der in nicht mehr als ein Kleid aus ungegerbten Leder gehüllt war. Die Tunika verströmte einen intensiv, wilden Duft und er konnte ebenso Harz und Piniennadeln sowie frischen, gesunden Schweiß riechen. Plötzlich sah er sich, oder besser gesagt die Frau von weitem als seiner Wahrnehmung sie veränderte und ihm nun erlaubte die ganze Szene wahrzunehmen, auch wenn er immer noch das Gefühl hatte selbst die Frau zu sein die er nun ganz wahrnehmen konnte. Er erkannte die Sammlerin die auch als Mensch bereits eine hochgewachse, bleiche und androgyne Gestalt mit den ihm bereits bekannten smaragdgrünen Augen war. Lediglich die Haare waren nicht weiß, sondern vielen in einer wallenden roten Mähne an ihrem dünnen Körper bis zur Hüfte hinab und sie war darüber hinaus auch lebendig wie er an dem kräftigen Herzschlag in der Brust feststellen konnte.

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Schließlich begann sie und damit auch er zu rennen. Die nachfolgende Erfahrung war gänzlich ungewohnt. Das Geschehen wirkte als würde er selbst mit nackten Füßen durch den Wald rennen, denn er konnte die warme Erde unter seinen Füßen spüren, ebenso wie den dünnen Schweißfilm der ihm den Rücken hinunterlief. Es fühlte sich komplett real an und ihn überkamen plötzlich Gefühle von Freiheit und eine Freude die unverdorben und ungetrübt von allen Sorgen oder Überlegungen der kainitischen Welt war. Objektiv wusste Lucien das dies nicht seine Gefühle sein konnten, aber das änderte nichts daran das sie und jetzt in diesem Moment völlig real waren. Der Gangrel stellte aber auch fest, dass er nicht in die Szene eingreifen konnte und alles was er sah schien einem bestimmten Muster zu folgen. Jede Biegung um einen Baum, ebenso wie kleine Sprünge und das Durchschlängeln im Unterholz. Es war eben eine fremde Erinnerung die bereits geschehen war auch wenn er sie durchlebte als würde all das gerade erst geschehen. Plötzlich blieb die Sammlerin stehen, es passierte so schnell das Lucien kurz sein Gleichgewicht ausbalancieren musste auch wenn die Erinnerung das natürlich für ihn tat. Er konnte das Herz das nicht das Seine war wild in der Brust schlagen spüren, während es mit erhöhter Geschwindigkeit Blut durch seinen Körper pumpte um der gerade getätigten Anstrengung entgegen zu wirken. Auch seine Ohren rauschten und waren heiß vom zirkulierenden Blut. Seine Aufmerksamkeit richtete sich aber schließlich auf den Boden und plötzlich sah er dort einen schwarzes Bündel Federn. Der Gangrel konnte Corvus auf dem Boden erkennen, Corvus als junger Vogel. Mitleid und Traurigkeit wallten in Lucien auf so als wären es seine ureigensten Gefühle als er den gebrochenen Flügel des Tieres sah und wie er sich das prachtvolle Tier auf dem Boden quälte. Etwas anderes mischte sich aber noch in die gerade erlebten Gefühle und zwar pure Entschlossenheit. Entschlossenheit den Raben zu retten und zu heilen bevor er seinen Verletzungen erliegen würde.

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Dann endete die Erinnerung und Lucien fand sich wieder auf der Lichtung wieder die er verlassen hatte. Es konnte nicht mehr als ein paar Sekunde vergangen sein denn er hatte das Fläschchen noch immer am Mund auch wenn die intensiven Sonnenstrahlen die gerade noch seinen Nacken gewärmt hatten zu nichts weiter als einem blassen Gedanken wurden, soweit entfernt wie die Erinnerung an einen Traum der nach dem Erwachen mehr und mehr entglitt. Die Sammlerin schaute Lucien intensiv an und sprach dann. "Das Hauptmann war die Erinnerung wie ich Corvus kennen gelernt habe. Nachdem ich in die Nacht geholt wurde machte ich ihn zu meinem Ghul und seit Jahrhunderten durchstreifen wir die Welt nun gemeinsam." Der letzte Satz hatte auch ganz leicht etwas von einer Warnung. Lucien mochte eine gewalttätige Bestie sein, aber sollte er mit dem Gedanken spielen ihr etwas antun zu wollen könnte sie sich sicherlich dank ihres hohen Alters zur Wehr setzen und für die eine oder andere Überraschung sorgen. Ihre Aussage hatte aber trotzdem nicht den Charakter einer Drohung, sondern eher den einer Feststellung oder einer Information. "Meine Künste verursachen keine Schmerzen. Ich würde Corvus nicht wehtun dafür ist mir mein Begleiter zu teuer." Sie deutete schließlich auf das rote Fläschchen. "Vielleicht hilft euch diese Wissen ja besser mit dem Ekel und der Ablehnung umzugehen die ihr mir und meinen Künsten gegenüber empfindet. So oder so die nächste Erinnerung ist anders denn sie kommt nicht von einem Menschen, oder Kainiten. Es sollte euch als Meister der Tierhaftigkeit aber keine Probleme bereiten diese Wahrnehmung zu verstehen vermute ich. Eine Frage habe ich aber vorher noch an euch Hauptmann. Wie gewandt seid ihr eigentlich in besagter Disziplin?" Die smaragdgrünen Augen funkelten in der Dunkelheit und warteten auf die nächste Reaktion des Gangrel.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Mo 27. Jun 2016, 12:37 
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Mit seinen grauen Augen, betrachtete der Gangrel das leere Fläschchen in seiner Hand, das noch immer seine Lippen berührte. Es war als wären all diese Eindrücke und Erinnerung innerhalb weniger Sekunden aus dem Nichts entstanden und ebenso schnell wieder verschwunden. Perplex senkte er die Hand und blickte kopfschüttelnd auf das leere Gefäß. „Eine sehr… intensive Erfahrung. Es fühlte sich tatsächlich so an, als wäre ich leibhaftig dort gewesen. Sterblich und verletzlich in diesem sonnendurchfluteten Wald. Ich kenne nur eine weitere Person die so… reale Welten erschaffen kann aber…“ Er lächelte grimmig. „Das sind nur fantastische Konstrukte, ihr teilt Erinnerungen mit mir. Erinnerungen sind äußerst real, wobei man für gewöhnlich nicht so direkt in denen von anderen Leuten schwelgen kann. Beeindruckend.“ Der Hauptmann schien überhaupt nicht mit dem Gedanken zu spielen die Sammlerin angreifen oder verletzten zu wollen, zumindest in diesem Moment noch nicht. Offensichtlich gab es gar keinen Grund dafür, im Gegenteil: Jetzt wurde es womöglich gerade erst spannend. Mit einem interessierten Nicken, sah er zu dem Raben. „Ihr habt gut daran getan euch einen tierischen Begleiter zu erwählen; Tiere lügen für gewöhnlich nicht und ihr Geist ist nicht vernebelt von Habsucht, Machtgelüsten oder unsterblicher Gier. Was meine Fähigkeiten in der Tierhaftigkeit betrifft…“ Seine Schultern zuckten knapp. „Ich kann mich wohl nicht damit rühmen es zur Meisterschaft gebracht zu haben aber für gewöhnlich sind meine Kenntnisse hinlänglich ausreichend. Zumindest waren sie es bis jetzt.“ Bedächtig hob er das rote Fläschchen an und prüfte mit leicht kreisenden Bewegungen seiner Hand dessen Inhalt; hielt es auf Augenhöhe. „Jeder hat eine ganz persönliche Ekelgrenze. Das mag für den einen schon der Anblick eines Nosferatu sein, für den anderen sind es Verstümmelungen, Folter oder verrückte Experimente an Sterblichen und wieder andere…“ Er sah grinsend zu ihr hoch. „Geraten schon in Panik wenn auch nur die Möglichkeit bestünde irgendjemand oder etwas könnte verletzt werden, so wie es jeden Tag und jede Nacht auf dieser Welt passiert. Das sind die ganz armen Schweine, denn diese Welt ist weit entfernt davon friedlich oder gerecht zu sein.“ Mit einer schnellen Drehung entkorkte er das Fläschchen. „Eure Kunst ist wahrlich bemerkenswert, nie zuvor habe ich so etwas gesehen aber genau da ist das Problem: Was man nicht kennt, fürchtet man auch wenn meine eigene Ekelgrenze wohl mittlerweile schon recht hoch anzusiedeln ist. Wir werden gewiss eine Zeit brauchen, um halbwegs miteinander zurecht zu kommen fürchte ich aber ich will es nicht ausschließen.“ Er wollte die Flüssigkeit schon hinunterstürzen, sah dann aber noch einmal zu der Sammlerin. „Zurechtkommen möchte ich noch einmal betonen. Das bedeutet nicht das wir dicke Freunde werden oder gar werden müssen.“ Dann setzte er erneut an und trank die Flasche in einem Zug leer.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Di 28. Jun 2016, 10:05 
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Das bereits bekannte Prickeln kehrte sofort zurück als Lucien das Fläschchen an den Mund ansetzte und er fand sich wieder an einem ganz anderen Ort wieder. Der Ausblick der ihn überraschte wäre für andere Menschen oder Kainiten vielleicht zuviel gewesen, aber er kannte den das was er sah nur zu gut. Unter ihm breitete sich das nächtliche, leicht verschneite und von Mondlicht erleuchtete Brügge aus. Die Häuser und kleinen Straßen waren winzig wie in seinem Holzmodell der Stadt, welches er über all die Jahre tief in den Katakomben der Stadt gefertigt hatte. Er flog über die Dächer und Schornsteine und konnte die Luft in seinen Flügeln ebenso spüren wie der kalte Wind der ihm entgegen schlug. Dort hörten die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf und hätte er mit Hilfe der Tierhaftigkeit, oder über sein Gestaltwandel nicht selbst schon in der Haut eines Vogels gesteckt wäre diese Erfahrung ob der anderen Wahrnehmung und Gefühlslage des Tieres wohl zutiefst einschüchternd ob der anderen tirischen Wahrnehmung gewesen.

Corvus schien ein sehr intelligenter Vogel zu sein und Lucien spürte die Neugier und Vorsicht die der Rabe empfand als er ein bestimmtes Ziel in den Wäldern nur einen Steinwurf von Brügge entfernt ansteuerte. Mit leisem Flügelschlagen ließ sich Lucien im Körper des Tieres auf einem Ast nieder und dort sah er schließlich sich selbst. Lucien Sabatier wie er mit sich selber zu reden schien. Er konnte die Worte nicht ausmachen aber das musste er auch nicht, da ihm gleich bewusst wurde zu wem er da sprach. Wie herbeigerufen erschienen plötzlich wieder die geisterhafte Frau und ein alter Bekannter. Der unbekannte Wanderer. Dieser Mann schien eine Manifestation zu sein die nur Lucien selbst wahrnehmen konnte und welche immer versuchte ihn in Gespräche über Moral zu verwickeln.

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Es war im höchsten Maße ungewöhnlich sich selbst aus der Perspektive eines Raben zu sehen auch wenn, oder vielleicht gerade weil es sich um eine Erinnerung handelte. Der Lucien vor ihm schien hin und hergerissen zwischen etwas zu sein und schließlich sah er wie ein Mann, offensichtlich gegen seinen Willen in Richtung der drei Gestalten gezogen wurde. Er kam aus dem Unterholz und schien sich gegen den Ruf wehren zu wollen, scheiterte aber gründlich. Der graue wanderer Flüsterte etwas in Luciens Ohr und schließlich sah der Gangrel wie er sich vor den mit Schrecken geöffneten Augen des Mannes in eine riesige Bestie aus Schatten und Rauch verwandelte, die noch entfernt an einen Wolf erinnerte. Der Mann ging auf das unheilige Trio zu und keine Macht der Welt schien ihn davon abhalten zu können, auch wenn in seinem Gesicht nichts mehr als pure Panik stand.

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Es dauerte nicht lange und Lucien stürzte sich in seiner Schattenwolfform auf den Mann um ihn schließlich in zwei Hälften zu zerreißen. Ganz so als wäre er nur aus dünnem Holz geschnitzt worden und nicht etwa aus Fleisch und Blut. In diesem Moment spürte Lucien wie in Corvus Überraschung und Angst vor dem Raubtier vor sich aufwallten und er musste sich mit aller Kraft zusammen reißen um nicht gleich von dem Baum zu fliehen.Das Massaker war noch im vollen Gange als die weißliche, weibliche Gestalt sich bewegte. Lucien konnte wieder die leise Melodie wahrnehmen. Jene Melodie die man inzwischen mit den Morden in Zusammenhang brachte. Auch Corvus hörte die Melodie und folgte der Gestalt neugierig und froh von dem Schauplatz des Schreckens zu entfliehen. Der Wind trug ihn wieder davon und schließlich sah er einen Mann, wohl ein Tagelöhner oder armer Wanderer wie man an seiner Kleidung erkennen konnte. Der Geist summte schließlich seine Melodie und brachte den Wanderer vom Weg ab, ein Weg der unzweifelhaft zurück zum Massaker geführt hätte. Dann war die Ernnerung vorbei und Lucien war wieder zurück. Die Sammlerin schaute ihn an und suchte seinen Blick. Schließlich sprach sie. “Etwas in euch zerreißt euch in zwei Teile Hauptmann. In etwas Reines und etwas Dunkles und wurde wohl geweckt durch durch jene Kräfte die auch die Lichter hervorbringen auch wenn ich mir nicht ausmalen mag wo der eigentlich Ursprung eures Zustandes liegt. Eure Fähigkeiten haben sich ebenso weiterentwickelt, insbesondere eure Disziplin der Tierhaftigkeit.” Die bleiche Frau verschränkte die Arme vor der Brust während Corvus wie als Zustimmung krächzte. “Die Frage die sich euch jetzt stellt ist folgende wie wird es für euch weitergehen? Umamt ihr die neuen Kräfte? Wollt ihr die Dunkelheit in euch bekämpfen oder wollte ihr abwarten bis der ganze Wahnsinn von selbst ein Ende findet? Ich vermute ihr habt viel Fragen ob der Dinge die ihr gesehen habt. Ich werde veruchen sie euch zu beantworten soweit ich kann.” In den smaragdgrünen Augen schimmerten in der Dunkelheit, ebenso wie die Nordlichter am Himmel.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Di 28. Jun 2016, 13:04 
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Als er erwachte und in der Realität des dunklen Waldes ankam, riss er die grauen Augen förmlich auf und ließ das Fläschchen keuchend fallen. Mit einer Hand stützte er sich an einen nahegelegenen Baum und fuhr sich über das fahle Gesicht. Die beschleunigte Atmung war völlig unangebracht gewesen, genauso wenig wie sein Herz wild schlagen konnte oder ihm der Schweiß im Gesicht stünde. Er hätte es in diesem Moment allerdings als zutiefst angebracht empfunden. Es war immer ein wenig seltsam die Welt durch den Geist eines Tieres wahrzunehmen, das ja den Sterblichen gleich, immer noch äußerst lebendig und doch unterschiedlich war. Eine ‚Erinnerung‘ eines solchen Tieres, war noch einmal eine ganz eigene Erfahrung. Das war aber gewiss nicht der eigentliche Grund für seine Erschöpfung und Fassungslosigkeit. Die Sammlerin schien recht zu behalten und was noch viel bedrohlicher wirkte, war die Tatsache das der merkwürdige Geist scheinbar aus den Untiefen seiner Seele etwas hervorgeholt hatte. Etwas das er seit Jahren vehement zu unterdrücken und zu bekämpfen suchte. Die Beschaffenheit des Verhältnisses zwischen Geistererscheinung, summender Melodie, den Nordlichtern und dem Wesen, das sich in ihm eingenistet hatte, war ihm völlig schleierhaft. Fest stand nur das es aufhören musste, denn der Wanderer zeigte sich zu seinem Leidwesen immer häufiger. Sein Blick traf den der Sammlerin. „Wer weiß davon?“ Im selben Atemzug wanderten seine Augen wild umher, suchten eine Antwort die er sich sofort selbst geben konnte. Niemand wusste davon, für alle waren diese Morde ein Rätsel; allein die bleiche Frau vor ihm hatte das Problem und den Mörder erkannt.

„Das ist nicht leicht zu erklären“, fasste er etwas unsicher zusammen, als er sich ein wenig angestrengt gegen den Baumstamm lehnte. „Um zu verstehen was dieses Ding sein könnte, müsst ihr wissen was mir widerfahren ist. In der kurzen Variante, war ich an dem Ort, den man bei den Schattenwandlern gerne den ‚Abgrund‘ nennt. Ein lichtloser Ort voller Schrecken und Dinge die… ich nicht in Worte fassen kann.“ Er seufzte. „Wir hatten den Verdacht übernatürlicher Umtriebe in Lille, nicht weit von hier und gingen der Sache nach; fanden dabei heraus das ein größenwahnsinniger Lasombra mithilfe eines Kristalles den ganzen Landstrich in den sprichwörtlichen und buchstäblichen Abgrund reißen wollte, um seine Macht zu nähren. Der Kristall hätte alles vernichtet, wenn wir ihn nicht zerstört hätten.“ Seine grauen Augen funkelten sie entschlossen an. „Ich habe es getan und wurde mitsamt der dunklen Präsenz, die sich bereits in der Stadt eingenistet hatten in den Abgrund gezogen; gleichsam den Splittern des Kristalls in hunderte Teile zerfetzt. Nicht physisch, sondern…. anders… seelisch vielleicht, das kann man schwerlich beschreiben. Auf jeden Fall kam ich irgendwann wieder zu Bewusstsein in der wahrhaften Definition von Finsternis und irrte wie ein Wahnsinniger umher, um einen Ausgang zu finden. Warum ich nicht tot und im Abgrund zermahlen wurde, kann ich mir nicht erklären. Glück, mehr wohl nicht. Drei Monate war ich dort unten und weg aus… dieser Welt. Dann fand ich einen Ausgang, wobei ‚Ausgang‘ leicht gesagt ist. Ich fühlte ‚Licht‘ dort wo keines war und wie eine Motte trat ich immer dieser Quelle entgegen, bis mich der Schatten eines Weinfasses im Keller eines Wirtshauses in der Nähe von Brüssel wieder ausspuckte.“

Der Hauptmann verschränkte die Arme und sah sie ernst an. „Ich dachte es wäre vorüber. Der Alptraum in Lille und auch mein eigener aber schon bald merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Die Schatten fingen an sich in meiner Gegenwart grotesk zu verformen und mein eigener, bekam nicht nur bald ein blasphemisches Eigenleben, sondern auch eine leicht säuselnde Stimme, die immer lauter wurde. Schlussendlich manifestierte sie sich als dieser Wanderer, den Corvus gesehen hat. Ob das nur eine Halluzination meinerseits ist, ein magischer Trick oder das was da in mir ist, sich tatsächlich von meinem Geist und Körper lösen kann um herumzuspazieren, kann ich euch nicht beantworten.“ Lucien schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Ich werde wohl nicht betonen müssen, dass dieses Etwas nicht besonders freundlich ist, es verführt und lockt mich mit animalischen Gelüsten und Verheißungen, stellt jeden nur allzu menschlichen Teil meines Selbst in Frage und verlangt nach der völligen Hingabe an mein Tier, bis an den Punkt wo nur noch Töten und Fressen meine einzigen Antriebe werden. Es mag zwar stimmen, dass wir alle nur Tiere sind und geleitet werden von Instinkt und Trieben aber wir kontrollieren dieses Tier, geben ihm Sinn und Daseinsberechtigung, als Teil von uns. Der Wanderer scheint sich irgendwie besonders mit dem Tier in mir angefreundet zu haben und versucht mit allen Mitteln, den einfachsten, basalen Grundbedürfnissen zum Sieg zu verhelfen. Insofern kann man ihn oder es durchaus als meine ‚dunkle‘ Seite betrachten aber ich sehe ihn eher als den Teil in mir, den man nicht kontrollieren kann. Wut und Zorn, sind genau wie Töten und Fressen Teil meiner selbst und Teil der natürlichen Auslese aber mit dem Wanderer…. verliere ich scheinbar allmählich die Kontrolle darüber. Wir bewegen uns in Extremen, denn je mehr er auf den tierischen Aspekten beharrt, desto mehr muss ich gegensteuern, auch wenn ich ihm manchmal vielleicht sogar lapidar recht geben möchte. Aber ich darf es nicht, denn was mich hinter dieser Finsternis erwartet, ist weder Tier noch Gangrel mehr. Das habt ihr mittlerweile ja auch festgestellt. Mit dem Überleben in einer wilden und stetig prüfenden Welt, hat das nichts mehr zu tun. Und je mehr mir die Schatten gehorchen wollen, desto präsenter wird der Wanderer.“

Erneut sah er sich ernst und voller Überzeugung an. „Ich kenne den Abgrund und die Geheimnisse dieses Ortes nicht, weder weiß ich wie ich dort hineinkam, zerstückelt und wieder zusammengesetzt wurde noch warum dieses Wesen in mir ist oder was es überhaupt ist. Fest steht nur das es mich ganz offensichtlich dazu bringt Dinge zu tun, die ich nicht tun will. Es hintergeht meine Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit und das ist etwas, das ich nicht akzeptieren kann. Gerade wenn, so wie ihr sagt, dieser Geist und die Nordlichter seine Kontrolle über mich noch anschwellen lassen. Bislang habe ich niemandem davon erzählt, keiner weiß davon. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass ich diesen Kampf alleine führen wollte und bis jetzt auch noch immer gewonnen habe… größtenteils. Zum anderen liegt es auch daran, dass ich nicht einmal wüsste wer mir in dieser Sache helfen könnte? Niemand in Brügge ist dazu fähig und ich habe nicht einmal eine Vorstellung davon, wer mehr wissen könnte. Um eure Frage also zu beantworten…“ Lucien atmete tief ein und wieder aus.

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„Ich will es nicht mehr in oder um mir haben. Es soll in dieses Höllenloch zurückkriechen, aus dem es gekommen ist. Mir bedeutet die Dunkelheit und die damit einhergehenden Kräfte nichts, genauso wenig wie ein etwaiges, meisterliches Verständnis der Tierhaftigkeit. Abwarten klingt nach einer oberflächlich guten Idee aber auf kurz oder lang kommt der Wanderer wieder, selbst wenn die Nordlichter abgeklungen und der Geist verschwunden ist. Was soll ich tun? Dieses Geheimnis mit den anderen Teilen und mich als unkontrollierbarer Mörder darstellen, der selbst noch die eigenen Leute töten würde, wenn ihn dieses Wesen dazu drängt? Soll ich mich pflocken lassen, bis die Lichter sich auflösen? Das erscheint mir alles nur als kurzfristige Lösung und wenig erfolgsversprechend auf lange Sicht. Wenn ihr mir also all diese quälenden Fragen beantworten könnt und einen Weg wisst, wie ich dieses Ding aus mir herausbekomme und es zurück in den Abgrund schicke, wäre ich euch sehr dankbar.“ Ein langes Seufzen erklang und er überdrehte die Augen.

„Vielleicht sogar so dankbar, dass ich bei einer möglichen Abstimmung für euren Verbleib in Brügge stimmen würde. Darüber könnte man eventuell reden.“

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