Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Mi 13. Jan 2016, 15:49 
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“Vielleicht sehen wir uns einmal bei einer anderen Gelegenheit wieder Hauptmann. Eine ohne Mord, Totschlag und Unmengen von Blut. Dann erzähle ich euch gerne mehr über die Sagen und Geschichten des Nordens.” Mit diesen letzten Worten verschwand sie aus der kleinen Hütte und ließ den Gangrel zurück. Er hatte Zeit das Feuer neu zu entfachen und sich bequem zu setzen. Schließlich wurde die kleine Holztür knarrend geöffnet und ließ die eigentliche Hausherrin zusammen mit einer Schauer an Schneeflocken eintreten. Es schien inzwischen heftiger zu schneien.

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Carla war wie immer durch ihre leuchtend rote Lockenpracht zu erkennen, die ihr während des Überfalls auf sie nach der Zerschlagung der Räuberbande zwar abgeschnitten worden, inzwischen aber waren gewachsen waren. Kleine Eiskristalle hatten sich überall auf ihr verteilt, die nun in der angenehmen Wärme des Raumes zu schmelzen begannen. “Hauptmann.” Sie nickte ihm leicht zu. Sie hielt sich selten mit viel Geplauder auf und kam gleich zur Sache. “Ich bin froh euch zu sehen.Wir müssen über die Morde reden.” Ohne sich des Mantels zu entledigen, kam sie auf den Gangrel zu und holte ein großes Stück schlecht verarbeitetes Pergament aus ihrem Mantel hervor, welches aber offensichtlich seinen Zweck erfüllte. Darauf waren grob die Umrisse der Stadt Brügge und der angrenzenden Landmarken wie die Wälder, Straßen und das Kloster eingezeichnet. Auffällig waren aber die rötlichen Kreuze die in verschiedenen Teilen der Karte angebracht waren. “Das hier sind die Orte an denen die Leichen gefunden wurden. Männer allesamt, stark, ausgerüstet und offensichtlich sind sie dem Teufel selbst begegnet.”Sie fuhr mit ihrem Finger über die sieben Kreuze. “Vier der Opfer wurde am Rand des nördlichen Waldes gefunden, drei innerhalb der Stadtmauern und alle auf die gleiche Art und Weise zu gerichtet und liegengelassen, so als würde der Täter wollen, dass jeder darüber Bescheid weiß.”

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Sie hatte die Enden des Pergaments inzwischen mit einigen Tonkrügen beschwert und richtete sich auf um den Mantel abzulegen. “Ich vermute die generellen Umstände wisst ihr schon Hauptmann, aber ich habe noch ein paar andere Dinge herausgefunden die euch sicherlich interessieren.” Noch während sie den Mantel an einen aus Holz geschnitzten Haken hängte sprach sie weiter. “Alle Opfer waren Männer die wegen verbrechen von der Stadtwache in Gewahrsam genommen worden, denen dann aber nichts nachgewiesen werden konnte. Sachen wie Diebstahl, Gewalt und Erpressung. Aber das ist noch nicht alles beim letzten Opfer, gab es sogar einen Zeugen wie ich inzwischen herausgefunden habe. Zumindest teilweise. Er hat zwar nicht die Tat selber gesehen, schwört aber eine bleiche Frau gesehen zu haben die aus der Richtung des Opfers kam und schnell wieder verschwand.” Sie machte eine dramatische Pause. “Hauptmann, ich bin mir sicher – die 'Blutige Jungfrau’ muss für diese Morde verantwortlich sein. Sie nimmt die Gerechtigkeit in ihre eigenen Hände.”

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Mi 13. Jan 2016, 15:49 


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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Mo 18. Jan 2016, 14:59 
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Lucien sah Brunhild noch hinterher, wie sie ihm ein knappes Lächeln schenkend, die beschauliche Zuflucht verließ und in die verschneite Winternacht verschwand. Nur kurz drauf betrat Clara das kleine, gut geheizte Zimmer, ihr feuerrotes Haar mittlerweile lockig gewachsen und nach wie vor eines ihrer Markenzeichen. Zumindest hatte er bei den Wachmannschaften, manchmal den Ausdruck ‚rote Clara‘ gehört und sich nicht wirklich daran gestört. Irgendwie passte es zu der resoluten Dame, die mehr oder weniger durch reinen Zufall in die Dienste der Brügger Stadtwache gekommen war. Wie nicht anders zu erwarten, begann die Späherin sogleich mit ihrem aktuellen Bericht, was ihn ebenfalls nicht weiter störte - im Gegenteil. Er schätze ihre Fähigkeiten und Kenntnisse was die Wildnis betraf, ihr geschultes Auge und ihre beständige Wachsamkeit. Außerdem verbrachte er ohnehin viel zu viel Zeit mit Leuten, die das ‚um den Brei herumreden‘, zur neuen Nationaltugend erklärt hatten. Sein formloses Nicken, war die einzige Erwiderung ihrer Begrüßung und mit der Geste einer Hand, bedeutete er ihr näher zu treten. Ein wohlwollendes: „Clara…“, fügte er knapp hinzu.

Er ließ sie die Karte der Stadt, vor sich ausbreiten und hörte ihr aufmerksam zu, während er sich die aufgemalten Kreuze, den Fundort der Toten, genauer besah. Vier in den Wäldern, drei in der Stadt. Allesamt auf dieselbe Weise zugerichtet und wohl in voller Absicht, dort für jeden ersichtlich liegen gelassen. Soweit kannte er das Ausmaß der Morde bereits und nickte nur noch, als Clara die Situation erneut zusammenfasste. Als sie dann darüber berichtete, wer die Opfer denn nun eigentlich wären, verurteilte Verbrecher nämlich, die einem Richtspruch aus Mangel an Beweisen entgangen waren, wanderte eine seiner Augenbrauen langsam nach oben. „Interessant…“, stellte er nachdenklich fest.

Als sie geendet hatte, nickte er noch einmal abschließend. Jetzt hatte er ein Gesamtbild der nächsten Katastrophe, die schleichend wie Schimmel auf Brügge zuhielt, bekommen. Vermutungen hatte er bereits viele, allein die Beweise fehlten ihm. „Ich danke dir für die sorgfältige Überprüfung der Tatorte und mysteriösen Umstände, unter denen diese Männer ermordet wurden. Dank dir habe ich mittlerweile eine detailliertere Vorstellung, von dem was uns erwarten könnte aber lass dir gesagt sein…“, er lächelte, „… wir haben es ganz sicher mit etwas sehr Lebendigem zu tun. Ich bin absolut davon überzeugt, dass hier jemand Selbstjustiz übt, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen aber die ‚Blutige Jungfrau‘, hat damit ganz sicher nichts zu tun. Wenn überhaupt, so ist sie nur ein Schutzmantel für die Taten aber nicht der wahre Grund.“ Bevor sie noch etwas sagen konnte, hob er bereits die Hand.

„Es gibt ganz sicher einen logischen Grund für das, was dein Augenzeuge da gesehen hat. Oftmals spielen unsere Augen uns einen Streich, gerade wenn wir schreckliche Dinge miterleben müssen. Allein der Anblick einer Leiche, kann den unerfahrenen Mann erschüttern und wer könnte es ihm verübeln?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, jemand benutzt diese Legende nur und bindet uns einen Bären auf. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass er keine Spuren hinterlässt und ohne Gewissen, grausam und schnell mordet, ohne gesehen oder erwischt zu werden. Wir haben es hier mit einem leidenschaftlichen Schlächter zu tun, dem der Tod nicht fremd ist.“ Er sah sie lange und eindrücklich an.

„Und genau aus diesem Grund, ziehe ich dich bis auf Weiteres von der Sache ab. Es ist zu gefährlich für dich. Nicht weil ich deine Fähigkeiten gering schätze, sondern weil in Anbetracht der Art der Morde, wir von einem Profi ausgehen müssen. Und dies wiederum ist etwas, worin du keine Erfahrung hast und weshalb ich mich nunmehr höchstpersönlich diesen Morden widmen werde. Du kannst aber nach wie vor wachsam bleiben und mir Auffälliges und Ungewöhnliches berichten, dazu möchte ich dich auch anhalten. Aber weder wirst du den Mörder, noch seine Spur alleine weiterverfolgen. Und wenn nicht anders möglich, so kannst du das getrost als einen Befehl entgegen nehmen. Gute und verlässliche Arbeit Clara, wie immer. Vielen Dank.“ Er lächelte ein wenig. Das ihr das nicht schmecken würde, war von vornherein klar gewesen aber er hatte keine andere Wahl. Diese Entscheidung war unabdingbar gewesen.

Dennoch war ihm anzusehen, das er sie nicht leichtfertig aus der Angelegenheit heraushalten wollte und er hoffte, das seine beste Kundschafterin ihm diesen notwendigen Schritt nachsehen oder zumindest irgendwann vergeben würde können. "Wo hält sich unser Augenzeuge denn im Moment auf?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Do 21. Jan 2016, 21:37 
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Carla ließ Lucien ohne Widerworte ausreden, musste sich aber zwischendurch setzen. Sie schluckte. “Hauptmann…” Sie schien nach Worten zu suchen und atmete einmal tief ein. “In Ordnung Hauptmann.” Diese wenigen Worte schienen ihr einiges abzuverlangen, sie kamen aber fest, beinahe ein wenig trotzig. “Ich halte mich zurück wenn ihr es so wünscht. Ich verstehe den Sinn von Befehlsketten.” Sie erhob sich wieder und lief ein wenig in ihrer Hütte auf und ab. “Aber ihr solltet trotzdem vorsichtig sein. Ich glaube nämlich wirklich nicht, dass ein Mensch für all das verantwortlich ist. Leichen, umhüllt von frisch gefallenen Schnee? Ohne Spuren und mit einem Gesicht, als wäre der Teufel selbst auf sie nieder gegangen.” Sie seufzte. “Aber ihr werdet wissen was richtig ist. Vielleicht solltet ihr vorher trotzdem mit unserem Zeugen reden. Es ist ein Mann namens Andros, er arbeitet am Hafen und ist momentan im Hauptquartier der Stadtwache.” Sie wandte den Blick ab. “Wenn das dann alles ist…?” Sie schaute den Hauptmann noch einmal an, dieses mal fragend.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Mo 1. Feb 2016, 21:03 
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Ihr Zögern verriet ihm eindeutig, dass er sich nicht in ihr getäuscht hatte. Ironischerweise war sie ihm sehr ähnlich, hasste es Befehle entgegen zu nehmen und Däumchen drehend herumzusitzen, möglicherweise auf einen Platz verwiesen zu werden, in welchem man sich äußert unwohl fühlte. Nein, gängeln und bevormunden wollte er sie keineswegs aber außergewöhnliche Umstände, verlangten oftmals harte Entscheidungen. Irgendetwas sagte ihm, das Clara es vielleicht eines Tages verstehen könnte, dass er sie möglicherweise einweihen würde, wenn die Zeit dafür gekommen war. Doch gerade diese Nächte, die geprägt waren durch unerklärliche, wohl übernatürliche Morde, eigneten sich ganz und gar nicht dafür allzu viel zu offenbaren. Nein, noch nicht. Nicht in dieser Nacht. Der Gangrel verfolgte ihre Schritte durch den Raum und nickte verständnisvoll zu ihren sorgenvollen Gedankengängen. Natürlich hatte sie recht… aus einer sterblichen Perspektive betrachtet. Niemand hätte ihr da widersprochen.

„Ich werde gleich als allererstes mit diesem Andros sprechen ja und sorge dich nicht Clara, ich weiß schon was ich tue.“ Sein Lächeln wurde breit, als er sich erhob um die kleine Zuflucht zu verlassen. „Oder zumindest glaube ich es zu wissen.“ Hurtig ergriff er nicht nur seine schweren Lederhandschuhe, sondern auch die fein gearbeitet Klinge Brunhilds, welche er an seinem Gürtel verstaute. „Das wäre in der Tat soweit alles. Halte mich weiterhin auf dem Laufenden soweit möglich. Und setz dich keiner unnötigen Gefahr aus.“ Der Hauptmann machte ein paar schnelle Schritte auf den Ausgang zu, öffnete die Tür und verschwand in die Nacht; Clara noch ein knappes: „Eine ruhige Nacht“, über die Schulter hinweg zuwerfend. Draußen machte er sich sogleich auf den Weg zum Hauptquartier der Stadtwache. Vermutlich würde der Zeuge ihm nichts Neues erzählen können aber dennoch würde nur er allein eventuelle Hinweise in dessen Berichten erkennen. Hinweise die über Leben und Tod entscheiden mochten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Do 4. Feb 2016, 12:34 
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Nach dem Austausch einiger letzter Höflichkeiten und der Versicherungen Carlas den Hauptmann auf dem Laufenden zu halten, schloss sich die Tür hinter dem Gangrel und die weißen Flocken verfingen sich sofort wieder in seinen Haaren. Es schneite noch immer und die Straßen waren wie leer gefegt. Den Weg zur Stadtwache kannte der Gangrel eigentlich auswendig, aber schließlich fiel ihm auf, dass er in einem ganz anderen Teil der Stadt angekommen war als er beabsichtigt hatte. Die simple Tatsache das er sich verlaufen haben sollte war irgendwie...ungewöhnlich. Dann hörte er es wieder. Die traurige Melodie, gesummt von einer Frau und so klar in seinem Kopf als würde sie neben ihm stehen.

https://www.youtube.com/watch?v=19bBGxf5k6k

Plötzlich regte sich etwas in dem Gangrel. Ein reiner Urinstinkt der wahrscheinlich sogar älter war als der Fluch Kains selbst, das Gefühl der Gefahr und des Beobachtet seins, ein Schutzmechanismus von Tier und Mensch gleichermaßen, aber so viel feiner und geschärfter in Lucien Sabatiers unsterblichem Körper durch all die Jahre an der Spitze der Nahrungskette. Er roch das Massaker bevor er es sah und als er um die nächste Ecke bog konnte er den Toten auch schon sehen. Dunkles, in der Winterkälte dampfendes Blut welches den Schnee um den grausam entstellten Körper zu scharlachroter Schlacke reduzierte. Bevor er die Leiche näher untersuchen konnte, sah er zwei Bewegungen. Beide kamen aus genau entgegen gesetzter Richtung und bewegten sich von der Leiche fort, die eine links die Straße hinauf und die andere rechts. Links schien ein Mann zu rennen, der hastige Spuren im frischem Schnee hinterließ. Doch die rechte Gestalt war gänzlich anders. Sie schien zu schweben und zu leuchten, ohne die leisesten Spuren ihrer Präsenz zu hinterlassen und doch sah Lucien sie so wirklich wie den grausam verstümmelten Körper vor sich. Sie war weiß, in aller Erscheinung nach der Geist einer jungen Frau, wie ihn alte Weiber am Ofen ersinnen würden um jungen Kindern Angst zu machen. Lucien wusste er würde sich für eine Richtung entscheiden müssen, wenn er einer der beiden Sichtungen nachgehen wollte. Inzwischen hatte es wieder aufgehört zu schneien und über ihm tauchte das Nordlicht die Szene in seinen umheimlichen Glanz.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: So 7. Feb 2016, 22:39 
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Er konnte sich nicht recht erklären, wie er in diesen Teil der Stadt gekommen war; für gewöhnlich verirrte er sich nicht. Schon gar nicht, wenn es darum ging den Weg zum Hauptquartier der Stadtwache zu finden aber irgendetwas war anders in diesen Nächten und das lag nicht nur am intensiven Grün des Nachthimmels. Es lag etwas in der Luft, mehr noch es stank förmlich danach: Allerlei Mysteriöses und… frisches Blut. Kaum hatte er die nächste Häuserzeile umrundet, sah er den Toten schon. Genauso zugerichtet wie alle anderen vor ihm, genauso zurückgelassen, damit man ihn finden würde. Keine Spuren, keine Hinweise. Doch anstatt sich einfach nur mit einer weiteren Leiche abmühen zu müssen, die ihm zweifelsfrei auch nicht mehr erzählt hätte als all die Toten vor ihm, wurde er direkter Zeuge eines Mordes. Links oder rechts, das war die Frage. Die schwebende Gestalt der weißen Frau oder der vermeintlich davonsprintende Mann? In diesem Moment erinnerte er sich an die Worte Brunhilds und an ihr vor kurzem überreichtes Geschenk. Ein magischer Dolch, der ihm die Wahrheit zwischen all den Lügen und Illusionen zeigen würde. Zwar glaubte er nicht wirklich an magischen Firlefanz aber er war mittlerweile schon zu lange tot, als das er Magie als Ganzes hätte leugnen können. An Sebastians Magie war etwas dran gewesen, an der Magie der Unholde war etwas dran, also standen die Chancen nicht schlecht das Brunhilds Magie auch einen wahren Anteil besaß. Er riss die Klinge aus der Scheide und hielt sie wie zum Angriff vor sich. Im Zweifelsfall würde er, sollte der Dolch versagen, dennoch der weißen Frau hinterher denn der männliche Flüchtige, hinterließ tiefe Abdrücke im Schnee. Und der Schneefall hatte nachgelassen; das Grün erhellte die Umgebung. Unter diesen Umständen wäre es fast schon zu leicht dem Mann zu folgen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Mo 8. Feb 2016, 15:14 
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Die reich verzierte Klinge die der Gangrel gezogen hatte tat nichts außergewöhnliches, außer das matt-grüne Licht des Himmels zu refelktieren. Inzwischen streckte die geisterhafte Gestalt eine Hand nach Lucien aus, so als wollte sie ihn berühren. Allerdings war es aus der Entfernung fast unmöglich zu sagen was diese Geste bedeuten könnte. War es eine Drohung? Ein Angriff? Oder gar eine Begrüßung? Plötzlich wurde es dunkler in der Gasse und die durchscheinende Figur verschwand ohne auch nur einen einzigen weiteren Beweis ihrer Präsenz zu hinterlassen. Es war unklar ob die Klinge oder etwas anderes dafür verantwortlich gewesen war, aber der Gangrel war wieder allein von der verstümmelten Leiche vor ihm und dem kalten Wind um ihn herum einmal abgesehen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Fr 19. Feb 2016, 23:38 
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Lucien machte ein paar knappe Schritte rückwärts, ganz so als wäre er sich unschlüssig was die Geste der geisterhaften Gestalt bedeuten mochte. Zwar hatte er nicht das Gefühl, das die Erscheinung ihm Übles wollte aber dennoch wollte er nicht unvorbereitet sein, sollte es z um Äußersten kommen. Obgleich sich ihm beinahe auf lächerliche Art und Weise die zeitgleiche Frage aufdrängte, inwiefern er einen Geist zu verwunden im Stande gewesen wäre? Die Klinge Brunhilds, eine merkwürdige Fügung des Schicksals oder der reine Zufall jedoch machten all diese Überlegungen zunichte, als sich die geisterhafte Frau vor ihm in Luft auflöste. Der Gangrel stutzte für einen Moment, verstaute dann die fein gearbeitete Dolchschneide wieder an seinem Gürtel und besah sich die frischen Fußspuren im Schnee. Ob die Frau in diesem Moment echt gewesen sein mochte oder nur eine Einbildung, möglicherweise ein unheiliger Zauber; die Spuren im Schnee waren auf jeden Fall wirklich und der Flüchtige war es ebenfalls. Den Mantel enger um sich ziehend, nahm der Hauptmann die Verfolgung auf. Geister konnte er nicht so ohne weiteres jagen aber alles andere, war willkommene Beute.

Die Verfolgung war fastlächerlich einfach. Der Mann hatte dunkles Haar, trug einen zerschlissenen Mantel und vesuchte zwar so schnell wie möglich vom Ort des Geschehens weg zu kommen, hatte den Reflexen und der Schnelligkeit des Schattenwolfes nichts entgegen zu setzen. Er stolperte durch den Schnee und Lucien hörte das schwere Keuchen des Mannes der plötzlich der Länge nach in den Schnee fiel. Er kroch noch einen Moment über den Boden und drehte sich dann schwerfällig um. Der Gangrel konnte die Angst des Mannes fast riechen. Er winselte schließlich als der Hauptmann in Hörweite kam. “Bitte, bitte bringt mich nicht um...ich...ich habe nichts getan. Ich gehe einfach nach Hause.” Der Mann schwitzte trotz der Kälte wie ein Schwein und irgendwann verfing sich sein Blick in dem des Hauptmannes. Die Unheimliche Stille nach den Worten des Mannes wurde schließlich durch das Krächtzen ein Raben unterbrochen, was diesen noch mehr zusammen zucken ließ. Ein paar Dampfwolken aus dem Schritt des Mannes verrieten Lucien nun noch etwas anderes. Der Dunkelhaarige hatte sich besudelt.

Im Verhältnis dazu, womit Lucien sich ansonsten herumschlagen musste, gestaltete diese Verfolgungsjagd sich als überraschend angenehm kurz. Der völlig verschwitzte Mann war aber tatsächlich kein Gegner für den Hauptmann, nicht einmal wenn dieser noch sterblich gewesen wäre. Die brabbelnde, winselnde Worte des Mannes vermochten dem Gangrel nur einen angewiderten Gesichtsausdruck zu entlocken; der Geruch des Urins, der dem kleinen Häufchen Elend zwischen den Beinen entlang lief, tat sein Übriges. Getragenen Schrittes ging er auf den am Boden Liegenden zu und bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick. "Und für wie dumm hälst du mich, als das ich dir diesen Schwachsinn abkaufen würde? Wir haben einen weiteren Toten, bestialisch ermordet und das beinahe vor meinen Augen." Er deutete mit dem Daumen hinter seine Schulter. "Da hinten liegt noch die frische Leiche und alles was ich gesehen habe, war eine geisterhafte Erscheinung, die sich plötzlich wieder in Luft aufgelöst hat und deine Wenigkeit." Seine Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. "Und du schienst sehr in Eile, bist ja schon der Länge nach hingefallen vor lauter Feierabendstimmung. Warum bist geflohen wenn du doch nur nach Hause wolltest? Nur vorweg: Ich hasse schlechte Lügengeschichten."

“Bitte, bitte mein Herr ich schwöre euch ich habe nichts mit all dem hier zu tun!” Es war nicht ganz klar ob das Häufchen Elend den Hauptmann der Brügger Stadtwache überhaupt erkannte. Alles was er im Moment tat war sich in Richtung der Hauptmanns zu robben und sich vor dessen Füße noch ein bisschen mehr zu erniedrigen. Er schien ob nun wissend bezüglich seiner Identität oder nicht Luciens Autorität an zu erkennen und schien daran auch keinen Zweifel lassen zu wollen. “Ich habe eine Stimme gehört. Ein Lied von einer Frau gesummt und...und ja da shat mich eben neugierig gemacht. Es war so klar und nah. Ich dachte sie wollte, nun ja sie wollte das ich sie finde.” Dann schließlich habe ich einen Schrei gehört und als ich um die nächste Ecke gebogen bin habe ich die Toten gesehen mit all dem Blut und den Geist! Den Geist den ihr auch gesehen habt. Bitte ich schwöre mein Herr. Ich könnte niemals jemandem so etwas antun ihr müsst mir glauben!”

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Der Gangrel seufzte missmutig und überdrehte angewidert die Augen, als der jämmerliche Haufen von Mensch nun auch noch auf allen Vieren auf ihn zu kroch. Nein, dieser junge Mann war gewiss nicht zu so einer Tat im Stande. Er hatte ja bereits vor Lucien Angst, ohne ihn überhaupt als Hauptmann der Nachtwache erkannt zu haben. Dem Knaben fehlte es an Brutalität, Mordlust und schlussendlich auch an der einfachen Kraft so kaltblütig Leben zu nehmen. "Mach das du davonkommst und benachrichtige ein paar Wachleute, die sollen das Gebiet hier weiträumig absperren und sich um den Leichnam kümmern." Er saß ihn schief an. "Lauf schon und falls du diese Stimme noch ein weiteres Mal hören solltest: Folge ihr auf keinen Fall. Du siehst ja, worin das alles endet." Anschließend würde er, egal ob der Junge nun die Beine in die Hand nehmen würde oder nicht, sich seinerseits ebenfalls wieder auf den Weg machen. Zwar war sein Ziel ebenfalls das Hauptquartier der Stadtwache aber das musste der Mann ja nicht unbedingt erfahren. Hier konnte er ja ohnehin nichts mehr machen.

“Jawohl mein Herr. Natürlich mein Herr. Ich tue sofort was ihr von mir verlangt.” Er stand so schnell auf wie er konnte und versuchte dabei eine halbe Verbeugung, die ihn fast wieder im Schnee landen ließ. “Ich bin schon verschwunden.” Mit schnellen Schritten verschwand er in der schwärze der Nacht. Lucien fand seinen Weg zur Wache schnell wieder und sah bald auch wieder Menschen um sich. Die Meisten von ihnen waren Betrunkene auf dem Weg in die Tavernen für einen guten Schluck und eine Schüssel warmen Eintopf oder waren bereits auf dem Weg nach Hause. Er hatte sich ganz schön verlaufen, eine Tatsache die er sich immer noch nicht ganz erklären konnte und brauchte eine Weile bis zu dem großen Steingebäude. Schließlich trat er durch die schweren Eichentüren der Stadtwache und ein paar diensthabende Wachmänner nickten ihm respektvoll zu. Der Mann den er befragen wollte würde wohl in seiner Stube auf ihn warten.

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Die Wache war sein Reich und er konnte schnell seine Anweisungen geben und ging dann weiter in seine Stube. In dieser brannten ein paar Kerzen und einige Rollen Pergament stapelten sich auf dem Tisch die darauf warteten von ihm gelesen und eventuell bearbeitet zu werden. Das Leben als Hauptmann bedeutete eben nicht nur Glanz und Glorie, sondern auch eine ganze Menge Bürokratie. Neben all dem anderen Scheiß versteht sich. Zu seiner Überraschung war der Raum leer, aber noch bevor er sich setzten konnte kam ein Junge auf Lucien zugeschossen. Der Kleine war zwar nicht nominell Teil der Wache, aber er war ein brauchbarer Bote für die Stadt. Außerdem passte er als eine Art Kammerdiener auf, dass die Unordnung in der Wachstube nicht zu sehr überhand nahm. Von den unrühmlichen Aufgaben des Leerens der Toilettentöpfe euinmal abgesehen, liebte der Junge seine Arbeit gaben sie ihm doch ein Dach über dem Kopf und einen vollen Bauch, sowie wie im Moment ein Feuer im kalten Winter. Der Junge der auf den Namen Jonas hörte räusperte sich. “Hauptmann ich bringe euch den Mann gleich. Wir haben ihn am Feuer warten lassen, weil ihr euch so verspätet habt. Wartet bitte einen Moment.” So schnell wie der Junge sprach so schnell war er auch wieder verschwunden und keine Minute später, kam er mit einem großen, breitschultrigen Mann herein. Er nickte Lucien respektvoll zu und setzte sich unaufgefordert. “Hauptmann. Andros ist mein Name. Also ich vermute ihr wollt über den Toten reden den ich gefunden habe.” Seine Stimme war dunkel, wohlklingend und wenn er sich gelangweilt hatte, schien er sich das nicht anzumerken.

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Lucien bellte ein paar Befehle an die richtigen Leute, ließ die Wachposten an den richtigen Stellen verstärken, einen Boten sowohl ins Krankenhaus zur näheren Untersuchung der Leiche, als auch zum Totengräber schicken. In die Kirche sandte er nie einen Boten aber irgendwie schafften es die Pfaffen dennoch immer wieder ein paar letzte Worte an einem hastig ausgehobenen Grab zu predigen. Das war zumindest nicht seine Aufgabe und er sah sich auch weit entfernt davon entfernt, die örtliche Kirche in derartige Dinge mit einzubeziehen. Der Klerus war eine ganze eigene Bürokratie und folgte anderen Gesetzen. Schlussendlich wurde immer jeder so beerdigt, wie es sich die Familie wünschte. Sein Blick überflog die sich häufenden Stapel aus Pergamentrollen und noch zu unterzeichnenden Schriftstücke. Ein Haftbefehl für einen kleinen Strauchdieb, eine Überstellungsgesuch ins Kloster aufgrund von geistiger Umnachtung, Genehmigungen für Wachwechsel und der Dienstplan für nächste Woche. Nein, das Leben als Hauptmann war bei weitem nicht immer nur das arrogante Herumstolzieren wie ein aufgeputzter Gockel, manchmal war es einfach nur... ein ermüdendes und langweiliges Tagwerk in der Schreibstube. Jonas mochte er. Der Junge war flink, schlau oder zumindest nicht so dumm wie die andere Hälfte der 'fleißigen' Wachleuten die ihm oftmals zur Seite standen. Er wusste was er zu tun hatte und welche Gegenleistung er zu erwarten hatte - so mochte der Gangrel das. Und wer weiß? Vielleicht würde er eines Tages einen guten Bezirks-Sergeant abgeben? Nun, das hatte wohl noch Zeit. Er sortierte einige der losen Blätter auf einem bedrohlich schwankenden Papierhaufen und nickte dem Jungen zu. "Ah, ja. Gute Idee Jonas. Bitte ihn nur gleich herein." Er wartete bis der Junge verschwand und den einzigen, lebendigen Zeugen der jüngsten Morde in das Büro des Hauptmanns geführt hatte. Lucien erhob sich und ergriff die Hand des Mannes, nickte ihm ebenfalls zu und bedeutet ihn sich auf einen soliden Holzstuhl vor den Schreibtisch zu setzen. Im Gehen rief Lucien Jonas noch kurz zu: "Schließ die Tür hinter uns Junge." Dann würde er seine Aufmerksamkeit wieder auf Andros lenken. Seine Hände verschränkend, sah er sich den Mann von oben bis unten an und nickte erneut. "Andros, gut. Ja in der Tat. Es heißt ihr wärt der einzige lebendige und somit brauchbare Zeuge den uns der Mörder übrig gelassen hat. Ich würde euch bitten, doch so genau wie möglich zu berichten, was ihr gesehen habt." Mit spitzen Fingern, zog sich Lucien die Handschuhe aus und ergriff ein leeres Stück Pergament und einen Federkiel; tauchte die Spitze in die Tinte und sah den Mann erwartungsvoll an. Das war auch einer der netten Sachen als Hauptmann: Protokolle. Wie er es hasste.

In der Stadtwache liefen zwar nicht nur die klügsten Leute von Brügge rum, aber wenigstens befolgten sie ihre Befehle und hatten das Herz doch irgendwie am rechten Fleck. Solange man ihnen genau Anweisungen gab war alles in Ordung und die meisten der Wachen konnten mit einer klaren Befehlsstruktur und Stabilität auch sehr viel mehr anfangen, als mit zu viel freier Entscheidungsgewalt. Es war immer ein Balanceakt, denn sie soltlen keine hirnlosen Drohnen werden, Korruption und Willkür brauchte aber auch niemand um die Ordnung in einer großen Stadt wie Brügge tagtäglich aufrecht zu erhalten. Andros vor ihm begann schließlich mit seiner Geschichte. “Tja Hauptmann. Ich wünschte ich könnte euch helfen das Monster dingfest zu machen, aber sehr viel habe ich im Grunde gar nicht und es wird für eure Ohren.” Er zögerte kurz. “Egal ihr werdet schon sehen was ich meine.. Also ich war auf dem Weg zum Dock um ein paar Warenankünfte für die van de Burses zu überwachen. Ich arbeite nämlich für sie. Das war in der letzten Nacht, kurz nach Mitternacht. Auf dem Weg dahin hatte ich eine weibliche Stimme gehört, eine Art von gesummter Melodie. Aber ich wollte nicht zu spät zur Arbeit kommen, weshalb ich einfach weitergegangen bin. Schließlich wurde die Melodie lauter und vor mir erschien ein...ein...Hauptmann ich weiß das hört sich jetzt ein wenig weit hergholt an, aber vor mir erschien ein Geist. Eine Frau, milchig weiß und wunderschön. ich wollte mich nicht mit dem Ding anlegen und in meiner Verwirrung bin ich einfach die Flucht nach vorne angetreten. Dort habe ich dann etwas monströsres gesehen, etwas teuflisches als ich in eine weitere Straße eingebogen bin. Es war dunkel, aber ich konnte trotzdem die riesen Ausmaße von dem Vieh sehen. Es war wage menschlich, ganz in schwarz gekleidet, riesig groß und zeriss einen Mann, der wohl schon tot war wie ein Pergament in zwei Teile. Ich konnte mich kaum bewegen, aber irgendwas in mir hielt mich bei verstand und ich habe mich umgedreht und bin durch die geisterhafte Frau gerannt bis ich nicht mehr atmen konnte. Dann als ich gemerkt habe, dass ich außer Gefahr war, habe ich die Stadtwache verständigt. ich weiß nicht ob ihr etwas aus der Geschichte machen könnt Hauptmann, aber ich weiß was ich gesehen habe.” Der Mann äußerte sich klar und ruhig, auch wenn Lucien merkte das das Erlebte ihm wohl immer noch zu schaffen machte.

Zunächst schien es noch so, als wolle Lucien sich tatsächlich Notizen zu dem Gesagten machen, als er die Ausführungen des Mannes vernommen hatte, wollte der Federkiel aber nicht mehr so recht über das dunkelbraune Papier wandern. Was hätte er schreiben sollen? 'Sah mysteriösen Geist einer Frau, bog rechts ab um einen Ungetüm aus der Hölle zu begegnen?' Nicht das es sich nicht akkurat so zugetragen haben konnte aber schon um seiner selbst Willen, musste er die Zeugenaussage ein wenig 'abschwächen', um nicht demnächst die Inquisition wieder in der Stadt zu haben. Er notierte also: 'Geist einer Frau' und 'Schwarz gekleideter Hüne', dann legte er den Federkiel neben das unfertige Schriftstück. "Habt keine Furcht Andros. Ihr seid nicht der einzige der von diesem Geist berichtete, die Sichtungen häufen sich und hängen ganz offensichtlich, tatsächlich mit diesen Morden zusammen." Er hob eine Hand um sich nachdenklich den Bart zu kratzen. "Die Sache mit dem merkwürdigen Mann oder Monster, wäre mir allerdings gänzlich neu. Davon sind bisher keine Berichte eingelangt. Und ihr könnt beschworen dieses Vieh in der Nähe des Hafens zur besagten Zeit gesehen zu haben? Seid ihr euch ganz sicher?"

Er nickte abei der Nachfrage. "Oh ja Hauptmann. Der Anblick eines Mannes der in zwei Teile gerissen wird brennt sich einfach ins Hirn. Bestimmt zwei Meter groß, schwarz wie die Hölle und von einer Wildheit die einem einfach nur die pure Angst ins Herz pflanzte." Dann schüttelte er den Kopf. "Verzeiht das ich euch nicht weiterhelfen kann Lucien Sabatier."

Lucien nickte nur nachdenklich; überlegte welche Fragen er dem Mann noch stellen könnte, die ihn vielleicht auf eine mögliche Spur brächten. Aber die Beschreibungen des Monsters würden vermutlich nicht allzu genauer werden, schließlich war Andros wohl kurz darauf um sein Leben gerannt. Ein Glück überhaupt, das er noch lebte wenn man den Berichten glauben schenken wollte. Natürlich könnte es sich einfach um eine trickreiche Täuschung handelnd, die den Geist verwirrte oder der Täter, denn nichts anderes konnte dieses Monster wohl sein, war tatsächlich über zwei Meter groß. Kurz schmunzelte der Hauptmann, als er sich an Gerrit erinnerte. Ja, das dürfte schon hinkommen allerdings war der alte Kauz schon länger nicht mehr an der Oberfläche gewesen und selbst bei all der Griesgrämigkeit, hätte er wohl niemals einfach so jemanden in zwei Hälften gerissen. Irgendetwas anderes trieb in dieser Stadt sein Unwesen. Der Geist war irgendwie nur eine Nebenerscheinung. "Das ist schon in Ordnung Andros. Jedes noch so kleine bisschen an Information hilft uns weiter. Deine Beschreibungen, gerade von dem schwarzen Monster sind von unschätzbarem wert. Ich denke mehr kann man von dir wirklich nicht verlangen. " Lucien erhob sich von seiner Sitzgelegenheit und reichte Andros die Hand. "Vielen Dank das ihr so bereitwillig ausgesagt habt. Jonas!" Lucien rief nach dem Jungen und schüttelte dem Hafenarbeiter im Dienste der van de Burse, nocheinmal knapp die Hand, bevor er ihn von Jonas hinausführen ließ. "Andros bekommt einen Schilling für seine Hilfe, füll ein Formular aus und geh mit ihm zum Zahlmeister", meinte er noch bevor er seine Handschuhe und die übrigen Gegenstände wieder an sich nahm und seine Waffen verstaute. Ein Monster? Nun, der einzige Anhaltspunkt war der Hafen und genau dorthin würde er sich nun hin aufmachen. Mit schnellen Schritten verließ er das Hauptquartier der Stadtwache und hielt auf den Hafen zu. Die geisterhafte Frau lockte mit ihrer Stimme die Menschen zu den Orten der Morde aber sie war kein Lockvogel, wies lediglich auf den Mord hin - zumindest wollte er sich das ganze auf diese Art erklären. Bisher war er noch nicht viel weitergekommen. Äußerst mysteriös.

“Ich danke euch für eure Großzügigkeit Hauptmann.” Andros erhob sich und ergriff die ihm angebotene Hand. “Ich hoffe ihr findet das Schwein welches in unserer Stadt tötet, egal ob es sich Mann oder Monster handelt.” Dann ließ er sich von Jonas aus dem Zimmer führen. Der Junge bat den Hauptmann, allerdings noch einen Moment zu bleiben bevor er sich wieder von dannen machte. Es gab noch ein paar dringende administrative Entscheidungen, die vom Hauptmann abgesegnet werden mussten. Es handelte sich nicht um Besonderheiten. Ein paar neue Lanzen für die Torwächter mussten in Auftrag gegeben werden, ein Mann sollte aus dem Gefängnis wegen Mangel an Beweisen entlassen werden und außerdem brauchte es noch eine Unterschrift für die morgige Hinrichtung eines Mörders. Täglicher Trott, aber alles Dinge die der Ordnung halber erledigt werden mussten um die Qualität der Wachmannschaft aufrecht zu erhalten. Die Garnision von Brügge war zwar sicher nicht die Beste im Land, aber sie galt als gerecht, wenig voreingenommen und gründlich. Ebenso die mit ihr zusammen hängende Gerichtsbarkeit, was sich inzwischen immer mehr herumsprach und durchaus auf seinen Führungsstil zurückgeführt werden konnte. Aber wer klopfte sich schon selber auf die Schulter? Schließlich war auch der langweilige Teil seiner Arbeit erledigt und er war bereit. Jonas meldete sich noch einmal zu Wort als er den Papierstapiel wegräumte. “Hauptmann braucht ihr noch Rüstung und weitere Waffen wenn ihr nach dem MKörder suchen geht? Oder seid ihr ausgerüstet?”

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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Di 22. Mär 2016, 18:49 
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Dafür dass der Gangrel vor gar nicht allzu langer Zeit nicht einmal ordentlich lesen und schreiben konnte, war er mittlerweile recht geübt darin. Der Hauptmann hatte überdies bereits vor vielen Jahren damit aufgehört die ganzen Papierstapel, Aktenberge und Notizen zu zählen, die er tagtäglich bzw. allnächtlich sichten, überprüfen, mit Anmerkungen versehen oder unterschreiben musste. Es war recht repetitive Routine geworden aber auch diese Dinge, gehörten zu den Aufgaben eines Wachhauptmanns. Dafür hätte er sich hingegen des Öfteren selbst geohrfeigt, anstatt sich auf die Schulter zu klopfen. Früher hätte ihm das niemand geglaubt. Der Bock wird zum Gärtner gemacht – der Räuber wird zum Gesetzeshüter. Seltsame Welt. Sein Blick streifte den jungen Jonas, als er sich den Waffengurt umschnallte und stramm zog. „Ich denke ich habe alles Notwendige bei mir, danke Jonas. Bitte richte Leutnant Gustav aus, dass er mich hier kurzfristig im Büro vertreten muss; meine Ermittlungen in diesen seltsamen Mordangelegenheiten, führen mich allem Anschein nach in den Hafen.“ Mit festem Schritt ging er durch die Tür und klopfte dem Jungen im Vorbeigehen auf die Schulter. „Du bist sehr tüchtig Junge, das schätze ich an dir. Eines Tages wirst du ein hervorragender Wachleutnant werden.“ Und das war gar nicht einmal so daher gesagt; Jonas kannte die Abläufe der Wache seiner Stadt gut und wurde bereits jetzt in alltägliche Arbeitsabläufe miteinbezogen. Beste Voraussetzungen für eine Karriere bei der Brügger Nachtwache. Wenn man so etwas denn anstrebte. „Ich bin in spätestens 3 Stunden zurück.“ Damit verließ er das Gebäude und hielt nachdenklich grübelnd auf das Hafengelände zu.

Für gewöhnlich roch es hier nach Fett, Öl, Teer, scharfem Schnaps und billigen Huren. Nun, das tat es augenblicklich immer noch und auch die Fenster der hiesigen Kneipen waren dämmrig erleuchtet aber das kreischende Johlen, wohlige Seufzen und kichernde Lachen der Liebesdienerinnen und ihrer Freier, war heute Nacht etwas verhalten. Oder anders ausgedrückt: Es war für diese Uhrzeit recht wenig Betrieb und eine dementsprechend reduzierte Lautstärke zu bemerken die wiederum… ungewöhnlich war. Wenn man jetzt noch die letzten, blutigen Ereignisse in die Rechnung mit aufnahm, bekam das Bild einen hingegen äußerst plausiblen Anstrich. Die Wache tappte nach wie vor im Dunkeln und wer wollte schon der nächste sein? Wenn es nach ihm ging, würde es keine nächsten geben aber dazu, müsste er endlich eine brauchbare Spur finden, der er nachgehen könnte. Diese ganze Geschichte war nicht nur rätselhaft, sondern was die Indizien und Beweismittel betraf, sehr ‚geisterhaft‘. Er schritt die Anlegestellen entlang, begutachtete dabei die knarrenden Frachtschiffe und Segelboote, untersuchte Kisten und Fässer, warf sogar einen Blick zu der einen oder anderen Lagerhalle. Selbst den Eingang zur Kanalisation über den Unterwassertunnel, sah er sich der Vollständigkeit halber noch einmal an. Irgendwo musste er doch etwas finden…

(Wahrnehmung + Aufmerksamkeit gg. 6 = 4 Erfolge)

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Through action, a Man becomes a Hero.
Through death, a Hero becomes a Legend.
Through time, a Legend becomes a Myth.
By learning from Myth, a Man takes action.
~Corazon~


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 Betreff des Beitrags: Re: Auferstehung (Lucien)
BeitragVerfasst: Mi 30. Mär 2016, 10:16 
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Das Hafenviertel breitete sich ruhig vor Lucien aus. Über die Jahre und mit dem zunehmenden Wohlstand von Brügge war es gewachsen wie ein Geschwür und hatte sich Stück für Stück ausgebreitet. Zugegeben, es sah hier nicht ganz so schlimm aus wie in vielen anderen Städten, was nicht zuletzt an Brügges Wachmannschaft lag die auch hier versuchte Ruhe und Frieden zu wahren, aber der Kern eines solchen Viertels blieb immer der Gleiche. Illegales Glücksspiel, billige Huren, betrunkene Seemänner und allerlei verdächtige Gestalten bildeten eine ganz eigene Welt in der auch ganz eigene Regeln herrschten, egal ob es sich dabei um Besitz, Ehre, Gerechtigkeit oder all den Graustufen dazwischen handelte. Interessanterweise war das Hafenviertel auch der erste Ort an welchem Neuigkeiten verbreitet wurden. Kräftige Matrosen brachten Gerüchte aus fernen Ländern, Halsabschneider wurde mit Gold bezahlt, ebenso wie mit pikanten Informationen und den Prostituierten in ihren bunten Gewändern wurden zum Zeitpunkt des höchsten Glücks nicht nur Geräusche der Lust sondern auch Geheimnisse ins Ohr geflüstert. Es war daher kein Zufall das man hier schon die ersten Auswirkungen der Mordserie sehen konnte. Die Straßen waren verlassen, denn seine Bewohner sammelten sich in billigen Tavernen um das rußende Feuer oder wenn man in die kalte Nacht hinaus musste, dann ging man zumindest nicht allein. Der Gangrel schaute sich um. Im Gegensatz zu Rest der Stadt war der Hafen sehr viel weniger übersichtlich und geordnet . Alte Häuser fielen von Schimmel und Feuchtigkeit zerfressen in sich zusammen nur um zwei neuen zu weichen, Tavernen aus altem Holz fingen Feuer und zogen einen ganzen Straßenzug mit sich ins scharlachrote Grab, auf welchem sich nur Tage darauf wieder neue Labyrinthe aus Holz, Fellen und allerlei anderem Stoffen erhoben. Der Gangrel hatte es deshalb auch irgendwann aufgegeben in dem wuchtigen Holzmodell welches er von Brügge gefertigt hatte und in welchem jede Straße und jedes Haus zu sehen war den Hafen detailgetreu nachzubilden. Er gab sich deshalb notgedrungen mit einer Momentaufnahme dieses Schmelztiegels zufrieden.

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Der hier breit getrampelte Schnee knirschte nur leise unter den schweren, eisenbeschlagenen Stiefeln des Hauptmannes und nach kurzer Zeit war er bis zum Kanal vorgedrungen. Der Eingang zur Kanalisation, welcher sich unter dem sichtbaren Wasserspiegel befand schien genauso unauffällig zu sein wie all die anderen Orte die er untersuchte. Ein paar Schiffe die wohl vor Einbruch der Nacht noch ausgeladen wurden ächzten in dem wogenden schwarzen Wasser und die einzigen Lichtquellen neben dem von Wolken verhangenen Mond, waren ein paar Tavernen und die Lagerhäuser der Familie van de Burse, deren wertvolle Waren wie immer gut von Fackeln und Wachmännern beschützt wurden. Schließlich hatte Lucien das Gefühl beobachtete zu werden. Er war sich sicher, dass er nicht alleine war. Aber er kannte das Spiel. Er war lange genug Jäger gewesen um zu wissen wie er sich jetzt verhalten musste. Er ging einfach weiter, gab vor nichts von seinem nächtlichen Verfolger bemerkt zu haben und bog irgendwann ab nur um sich in einen Schatten zu begeben aus dem er immer noch seine Umgebung beobachten konnte. Schließlich spürte er seinen Verfolger und sah ihn dann auch. Plötzlich war da auch wieder diese traurige Ballade, die aber dieses mal sehr viel weiter weg zu sein schien. Schließlich spürte er das Hecheln des Monsters auf seinen vier riesigen Pfoten fast. Schnüffelnd, so schien es auf der Suche nach seinem Preis und suchte die Gassen mit tiefen Atemzügen ab. Ein Räuber, keine Frage aber ungeklärt war wer jetzt Jäger und wer eigentlich die Beute war...

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