Vampire: Die Maskerade

Alida presste sich an die Wand und weiter in die Schatten. Rasch spähte sie nach links und rechts, suchte nach einem Versteck, das sie nutzen könnte. Sie überflog sogar die Decke, war ihr doch bewusst, dass ihr mehr Möglichkeiten als einem normalen Sterblichen zur Verfügung standen.
Das hier schien interessant zu werden. Was plante die Schwester von Karls zukünftiger Braut? Etwas um ihrer Schwester eins auszuweichen? Und warum? Weil die gemeinsame Mutter im kindbett verstorben war? Das erschien ihr als Grund zu einfach... Auch ihre eigene Mutter war im kindbett verstorben, aber sie hatte ihre Schwester Maria dafür nicht gehasst. Sie unterdrückte ein seufzen. Das war nun einmal das Schicksal der meisten Mütter:so lange gebären bis eine Geburt sie das Leben kostete...
Sie lauschte. Es galt zu entscheiden welcher der Frauen sie folgen würde.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri

Eine angespannte Stille folgte, in welcher Alida sich nach möglichen Verstecken umsah und ihren nicht mehr vorhandenen Atmen anhielt. In der Dunkelheit hätte sie einige Möglichkeiten gehabt vor unerwünschten Augen verborgen zu bleiben, allerdings schien dafür keine Notwendigkeit zu bestehen. Jocelyn schien zufrieden zu sein, dass auf ihre Frage keine Antwort folgte und sprach weiter. „Geh nun Adeleide und berichte mir, sobald zu zurück bist.“ Die Tzimisce vernahm eine leise, schüchterne Antwort. „Ja Herrin.“ Ohne weitere Worte trennten sich die beiden Frauen schließlich. Jocelyn Schritte führten sie langsam ins Innere des Schlosses, während die Kammerzofe Adeleide in Richtung Burghof verschwand.

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -

Alida sah sich um, versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Sie würde Adeleide zum Burghof folgen und versuchen heraus zu bekommen, was die adeligen Damen planten. Sie aktivierte ihre übernatürlichen Kräfte um einen größeren Abstand zu der Hofdame halten zu können und um vermeintlichen Stolperfallen oder nächtlichen Wanderern frühzeitig ausmache zu können. Sie wartete einen kurzen Moment und folgte dann der Kammerzofe.
Geschick und Heimlichkeit: gg 6: Fehlschlag, gg 5 2 Erfolge (7 Würfel btw)

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Dante Alighieri

Die Kammerzofe schien im Gegensatz zu Herrin sehr viel weniger vorsichtig zu sein. Alida konnte sie ohne weitere Gefahr entdeckt zu werden verfolgen, obwohl sie sich heute zugegebenermaßen recht ungeschickt angestellt. Im Burghof ging die Lady Adeleide direkt auf den einsamen Wachposten am Burgtor zu, während sie ihre Kapuze tiefer ins Gesicht zog. Seiner Gestik nach zu sprechen, schien er die einsame Besucherin bereits erwartet zu haben. Der Tzimisce wurde klar, dass sie ihr Ziel nicht einfach weiter folgen konnte, da man sie auf dem Burghof sicher entdecken würde. Sie musste sich etwas einfallen lassen.

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Alida fluchte wortlos. An der Wache käme sie nicht vorbei ohne Fragen beantworten zu müssen. Und später nicht ohne weiteres wieder hinein. Der Blick ihrer blau- grauen Augen suchte den Burghof ab, suchte nach den Schatten, die Verborgenheit versprachen. Sie hatte sich gewünscht, die Kräfte ihres Clans nicht einsetzen zu müssen, aber es war zu verheißungsvoll. Sie dachte an Lucien, der in Gestalt einer Nebelwolke oder eines Vogels seine Ziele erreichen mochte. Wie es wohl war sich in Nebel oder ein fliegendes Wesen zu verwandeln? Sie seufzte und schob den Gedanken von sich. So rasch es ihr möglich war ohne unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, näherte sie sich der Burgmauer. Ein letzter Blick wanderte nach links, rechts, in alle Richtungen. Dann löste sich ihr Körper auf nahm eine flüssige Form an.

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Alidas Wahrnehmung veränderte sich nicht viel in ihrer neuen Form und das, obwohl sie keinen echten Körper mehr hatte. Zweifelsohne waren die Kräfte der Unholde verstörend, gelegentlich aber doch ziemlich nützlich. Sie floss dahin, bewegte sich und konnte nun ohne Fragen den Hof und die Burgmauern überwinden. Sogar einen letzten Fetzen des Gesprächs nahm sie noch wahr. „...das doppelte bekommt ihr noch einmal, wenn morgen nach Sonnenuntergang alles erledigt ist. Besagte Frau wird mit dem Kind um Einlass bitten. Stellt also sicher, dass ihr Dienst habt und alleine seid, damit keine unnötigen Fragen gestellt werden.“ Ein schwerer Beutel, indem sich zweifelsohne Münzen befanden, wechselte den Besitzer. Adeleide schaute aus der Burg heraus und raffte ihre Röcke. „Ich bin in einer Stunde zurück.“ Dann, den Mantel noch enger um sich ziehend ging sie in Richtung der Zelte, die überall vor Flussfall aufgestellt waren.

(Wahrnehmung + Aufmerksamkeit gg. 5, damit du Adeleide bei der Verfolgung nicht verlierst)

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Alida musste den Ärger, der in ihr aufstieg, niederkämpfen bevor sie weiterglitt. ‚Familie, Ehre, Pflicht, die Tugenden, nach denen sie seit frühester Kindheit zu leben gelernt hatte, schienen bei der Dame in dessen Auftrag ihre Verfolgte handelte, wohl bei weitem nicht so hoch positioniert zu sein, wie bei ihr. Ihr schwante übles. Alida hielt nach den Zelten und Menschen Ausschau. Ihre derzeitige Gestalt war überaus praktisch, aber für den Fall, dass man sie erkennen würde, ein eindeutiger Verstoß gegen die Traditionen. Sie würde kein Risiko eingehen (3 Erfolge)

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Zum Glück für Alida, hatten Sturm und Regen den Boden schlammig und voller Pfützen hinterlassen. Durch die zusätzliche Dunkelheit der Nacht, konnte sie so ohne Gefahr entdeckt zu werden hinter der Kammerzofe hingleiten. Zuerst schien es, als würde sie auf die bunten Zelte und Wagen der Gefolgsleute von Familie Marquet zusteuern, aber sie bog kurz vorher ab und erreichte schließlich das Ufer der Schelde. Es war noch immer windig, auch wenn der Sturm, der zuvor gewütet hatte, vorbeigezogen war. Lediglich der Mond beschien ihren Weg, Alidas Ziel schien ihren Weg aber genau zu kennen. Adeleide blieb schließlich vor einem bescheiden Unterstand aus gefettete Tuchen stehen, die das Wasser offenbar gut abgehalten hatte. Die junge Adelige kündete sich mit autoritärer Stimme an. "Ich bin es." Eine ältliche Frau in einfacher Kleidung zog einen Vorhang beiseite und verbeugte sich tief. "Mylady." Adeleide ging an ihr vorbei ins Zelt, aber Alida konnte noch immer die Stimmen beider Frauen wahrnehmen. Sie flüsterten. "Ich möchte das du morgen, direkt nach Sonnenuntergang mit dem Kind in Flussfall um Einlass bittest. Die Herrin Isabelle wünscht ihre Tochter bei sich aufwachsen zu haben." Mit dem dicken Dialekt einer französischen Bäuerin antworte die andere Frau. "Ich verstehe. Natürlich Herrin. Was immer ihr wünscht." Noch einmal schienen Münzen den Besitzer zu wechseln. Zumindest ließ der Klang von Metall auf Metall diesen Schluss zu.

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Erneut spürte Alida Wut in sich. Ganz offensichtlich wollte die Gräfin Jocelyn ihre Schwester Isabelle bei den Gräfinnen von Flandern denunzieren und in Misskredit bringen. Sie überlegte, ob sie irgendetwas tun könnte, aber nichts erschien ihr sonderlich zielführend. Was hier geschah war eine Ungerechtigkeit, aber betrachtete man es objektiv: Es war nicht Alidas Angelegenheit. Sie kannte die beiden Schwestern kaum, wusste nicht, woher ihr Zwist herrührte, warum Jocelyn so erpicht darauf war ihre Schwester schlecht zu machen. War es wirklich an ihr sich einzumischen? Der einzige Grund, der es rechtfertigte war Karl. Und er sollte selbst überlegen, was er wollte bevor sie irgendetwas unternahm. Sollte Isabelle tatsächlich vor den beiden Gräfinnen in Ungnade fallen, würde man eine andere Braut für ihn suchen. War das so schlimm? Er kannte Isabelle nicht und war nicht für sie verantwortlich. Sie schüttelte den Kopf. Sie würde sich auf den Weg zu Karl machen. Sollte er entscheiden. Und sollte es ihr nicht gelingen, ihn anzutreffen, dann würde sie versuchen Marquet aufzusuchen. Sollte sich der Onkel der beiden jungen Frauen, der Templer, damit beschäftigen.

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Der Weg zurück in die Burg Flussfall war ereignislos. Ihr fließender Zustand gab Alida jegliche Freiheit ungesehen an den Wachen und gewöhnlichen Verteidigungsanlagen vorbeizukommen. Es war schon recht spät, aber immer noch genügend Zeit Karl oder Henri Marquet aufzusuchen. Alida musste sich jetzt lediglich entscheiden, ob sie einen Diener aufsuchen wollte, der sie zum Schlafgemach eines der Männer führen würde, oder ob sie sie sich in flüssiger Gestalt direkt dorthin begeben wollte. Letztere Variante war die schnellere, die mit dem Diener die offizielle.

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