Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Mi 28. Jun 2017, 18:06 
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Weder seine Künste aus dem Verborgenen heraus zu agieren und ungesehen zu bleiben, noch die übernatürlichen Kräfte des Blutes seiner Linie ließen den Salubri in diesem entscheidenden Moment im Stich. Der vor sich hin brummelnde Wachmann begann kurzerhand zu Gähnen und hatte nur Sekunden später kaum noch die Kraft sich von selbst auf den Beinen zu halten. An die Mauer gestützt, sank er auf den Boden und murmelte schläfrig vor sich hin, während ihm schon die Augen zufielen: „Vielleicht nur für fünf Minuten dann…“ Weiter kam er nicht mehr und war endgültig eingeschlafen. Unter sich hörte Leif noch immer die Gespräche der anderen beiden Soldaten die nach wie vor konzentriert bei der Arbeit schienen. Ein kurzer Blick durch die vorsichtig angehobene Holzklappe zeigte Leif, dass die Hexe offenbar recht gehabt hatte. Der Durchgang durch die Ablaufklappe, durch die im Angriffsfall siedendes Öl oder kochender Teer fließen konnten, war in der Tat groß genug um einen Menschen Platz zu bieten. Als er mit einer nahen Laterne in den Schacht leuchtete, er kannte er nach einiger Überlegung auch die ausgeklügelte Mechanik hinter dieser Konstruktion. Der Schacht konnte scheinbar bis zum Rand mit einer heißen Flüssigkeit gefüllt werden, und erstreckte sich über die gesamte Breite des Eingangstores. Mittels eines per Kette gesteuerten Flaschenzuges, wurden dann im Abstand von jeweils einem Meter, zeitgleich eiserne Schleusen geöffnet sodass sich ein gleichmäßiger Strom aus Tod auf den Feind ergoss. Mit einem schnellen Seitenblick, erkannte der Salubri auch bereits die Führungsläufe der Kette, die vertikal im Turm verliefen. Zog er an der rund laufenden Kette in die eine Richtung, wurden die Schleusen geöffnet - in der umgekehrten wieder geschlossen. Das Patent an und für sich war nicht nur interessant, sondern im Ernstfall auch gewiss auf todbringende Art und Weise effektiv; nur würde das Ziehen der Kette und Schaben des Metalls augenblicklich die Aufmerksamkeit der verbliebenen Wachen auf sich ziehen. Leif brauchte demnach eine Ablenkung. Ein Sprung von der Mauer wäre für die Untoten ebenso denkbar, allein die Sterblichen würden sich bei dem Sturz mit hoher Wahrscheinlichkeit verletzen. Eine Abstiegshilfe in Form eines Seiles wäre hier sicher hilfreich, aber ob man da gleich so ohne Weiteres fündig werden würde? Da der bauchige Turm ein wenig über den Wehrgang ragte, befanden sich die Wachen derzeit im toten Winkel des Heilers, was ihm ermöglichte durch die schmalen Fenster mit einer Laterne kurze Signale an seine Gefährten zu übermitteln, ohne auf Anhieb gesehen zu werden. Im trüben Dunkel der Nacht, sah er bereits die Hexe und Siegrid als undeutliche Schemen von Gasse zu Gasse schleichen, während sie sich dem Aufgang zum Turm langsam aber kontinuierlich näherten. Auch Alida hatte das Heranpirschen der beiden Frauen, wohl unter der Anleitung der Hexe, aus den Augenwinkeln bemerkt. Sie leuchteten ebenfalls wie brennende Sterne auf grauschwarzem Grund. Die ‚schwarze Flamme‘ Leif, stand offenbar mittlerweile im Turm während ein zusammengesackter Sterblicher, neben ihm an einer Mauer lehnte. All das sah Alida, und hätte es in dieser Form eigentlich nicht sehen dürfen.

(Nicole meinte ich solle gleich weiterschreiben, weil Alida jetzt sowieso nix machen kann. Wir machen jetzt Leif - Spielleiter weiter und Alida darf im Bedarf posten. Ich denke wenn es alle möglichst ungesehen in die Nähe des Turms oder rein schaffen, können wir die gewohnte Reihenfolge weiterführen)

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Mi 28. Jun 2017, 18:06 


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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Do 29. Jun 2017, 13:49 
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Leif schlich durch die Dunkelheit des Turms und versuchte sich den Kopf zu zerbrechen wie sie diese letzte Hürde nehmen würden. Er versuchte die leisen Gespräche der Wachmänner zu ignorieren und als er sich sicher war, dass die Frauen nicht gesehen werden konnten gestikulierte er ihnen in der Dunkelheit das sie zu ihm aufschließen mögen. Er wartete geduldig, was ihm ein paar Minuten Zeit ließ um eine Entscheidung zu treffen und den noch immer schlafenden Wachmann notdürftig mit ein paar Stofffetzen zu fesseln welche er sich aus dem riss. Der Heiler wartete bis er Alidas volle Aufmerksamkeit hatte. Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauch „Wir haben nicht viel Zeit, aber uns bleibt ohne Seil nur eine Möglichkeit. Alida du musst den Mechanismus betätigen, der es den beiden hier ermöglichen wird durch die Vorrichtung zu fliehen.“ Sein Blick fokussierte sich auf die Hexe und Siegrid, welche bereits ziemlich mitgenommen aussahen. „Das ganze wird eine Menge Krach machen, aber damit können wir umgehen. In der Zwischenzeit werde ich die verbliebenen Wachen ablenken bis die beiden unten angekommen seid. Dann solltest auch verschwinden und dich in Richtung Wald aufmachen. Wenn ich mich um die Wachen kümmere wird das hoffentlich sogar den Belagerungsring für einen Moment soweit ablenken, damit ihr drei durchschlüpfen könnt. Sobald ihr weit genug von allem weg seid, werde ich von der Stadtmauer springen. Das wird zwar nicht sonderlich angenehm...“ Er lächelte schwach. „… aber auszuhalten ist es allemal.“ Leif wusste das sein Plan gewagt war, aber viele Alternativen blieben nicht. „Wir treffen uns dann im Wald wieder sobald es sicher ist. Seid ihr bereit?“ Die letzte Frage war genauso an die Tzimisce wie an ihre Begleiter gerichtet. Seine Stimme und Züge wurden etwas sanfter als er Siegrid ansah. „Keine Angst Kind. Du warst bis jetzt so tapfer. Es ist bald vorbei und dann bist du mit deinem Kind in Sicherheit.“ Leif hatte wirklich Mitgefühl mit der armen Frau, aber er wollte genauso verhindern dass sie die Nerven kurz vor dem Ziel verlor. Sie musste heute wahrlich schon genug mitmachen und wahrscheinlich war es nur das junge Leben in ihrem Leib welches dafür sorgte das sie nicht einfach vor Erschöpfung und Schock zusammenbrach.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Fr 30. Jun 2017, 15:12 
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Alida sah skeptisch zu der jungen Frau als Leif sprach. Wie viel musste sie wohl in dieser Nacht noch aushalten? Ihre Augen hafteten sich auf Leif. „Sobald wir diesen Mechanismus betätigen sind die Wachen gewarnt und ich will nicht wissen, wie viele Pfeile dann möglicherweise auf uns herniedergehen… Gib mir fünf Minuten. Wenn ich dann kein Seil gefunden habe, dann betätigen wir den Mechanismus.“ Sie hastete so schnell sie konnte ohne unnötigen Lärm zu machen in die Dunkelheit davon. Wo konnte man ein Seil auftreiben? Sie versuchte es in der Nähe der Stallungen, wobei sie den Weg mit geschärften Sinnen fand, durchsuchte einen Planwagen, den Handwerker vor einem halbfertigen Wohnhaus abgestellt hatten. Vergebens. Schließlich beugte sie sich über einen Brunnen und begutachtete das Brunnendach. Tatsächlich konnte sie dort ein wohl 6 Meter langes Seil entdecken, das um einen Eimer geknotet war. Sie jubilierte innerlich, versuchte die Knoten so rasch ihre nervösen Finger es vermochten zu lösen und rannte zurück. Wieder bei den anderen angekommen hielt sie das Seil in die Höhe. „Genau so schwierig wie den Mechanismus lautlos zu öffnen wird es wahrscheinlich werden einen unbewachten Ort zu erwischen an dem wir wieder hinunter kommen. Sie sah sich bei der Burgmauer um.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Sa 1. Jul 2017, 19:27 
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Es dauerte nicht lange und der leise vor sich hin schnarchende Wachmann, war mithilfe einiger zugfester Stoffstreifen aus Leifs Mantel und dem eigenen Waffengurt, zu einem ansehnlichen Paket verschnürt worden. Mittlerweile hatten auch die beiden sterblichen Frauen zu dem Salubri aufgeschlossen und waren den kleinen Treppenaufgang zum Wehrgang nach oben geschlichen. Der Hexe und vor allem dem Mädchen waren die Anspannung und Nervosität deutlich ins Gesicht geschrieben, als auch Alida sich schlussendlich einen ungesehenen Weg zum Turm bahnen konnte. Die ermutigenden Worte Leifs, sowie der Anblick des letzten verbliebenen Hindernisses und des dahinterliegenden Waldes, ließen gar ein kleines, hoffnungsvolles Lächeln im Gesicht des Mädchens erscheinen. Noch war nicht alles verloren und bisher war der umsichtigen Flüchtlingsgruppe großes Glück beschieden gewesen. Nur noch diese letzten paar Meter, nur noch eine letzte Anstrengung trennte sie vor der rettenden Dunkelheit der undurchsichtigen Wildnis vor ihnen. Und tatsächlich wurde den Kainiten nunmehr vollends bewusst, dass sie heute Nacht im Inbegriff waren nicht nur zwei, sondern sogar drei Menschenleben vor dem sicheren Tod zu bewahren. „Habt Dank Meister Leif“, flüsterte das Mädchen hoffnungsvoll, während die Hexe mittlerweile kritisch den Mechanismus zu inspizieren schien. Allein die gedämpfte Stimme Alidas in der dämmrigen Finsternis um sie herum ließ sie unschlüssig aufhorchen. Tatsächlich, dass wusste auch der Heiler, wäre ein Seil in jedem Fall dem lärmenden Mechanismus oder irgendwelchen waghalsigen Sprungmanövern vorziehen. Schon allein wegen der Sterblichen. Doch war es mehr als riskant sich in dieser direkten Nähe zu den momentan noch scheinbar schwer beschäftigten Wachleuten umzusehen, geschweige denn überhaupt erst ein Seil von geeigneter Länge zu finden. Bevor jedoch noch irgendjemand seine Bedenken äußern konnte war die Tzimisce bereits wieder in der Dunkelheit der trügerisch stillen Häuserzeilen von Gerhardsbergen verschwunden. Der bereits bekannte Dorfbrunnen entpuppte sich dann schlussendlich als Retter in der Not, auch wenn das besagte Seil bereits bessere Zeiten erlebt haben mochte und teilweise auch etwas verschlissen anmutete. Der Blick über die Stadtmauern dieses Ort des Grauens ließ jedoch darauf schließen, dass die Gruppe ihr Glück in dieser Nacht noch nicht überstrapaziert hatte.

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Der Mauerring, welcher die Stadt umgab, war wie bei beinahe allen anderen Städten auch in annähernd runder Form errichtet worden. Vier Zugänge mit schweren Fallgittern und befestigten Türmen in den jeweiligen Himmelsrichtungen gewährten Reisenden und Bürgern Einlass. Jeweils innen und außen an den Toren hatte man offenbar nicht mehr als ein halbes Dutzend Wachen positioniert, die ob der vorherrschenden Seuche nur missmutig ihren Dienst versahen. Entlang der Außenmauer, zwischen einem Zugang zur Stadt und dem nächsten, ritten in regelmäßigen Abständen bewaffnete Belagerungskavalleristen des Fürsten von Flandern. Da der Weg selbst zu Pferde noch einiges an Zeit beanspruchte und die Soldaten dabei auch noch möglichst die Umgebung im Auge behalten sollten, erschien es den Kainiten bei genauerer Betrachtung als sinnvoll das Seil ungefähr in der Mitte dieser Wegstrecke herabzulassen.

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Zwar waren die genauen, zeitlichen Abstände in denen die Reiterpatrouillen vorbeikamen selbst nach längerer Wartezeit nicht genau festzustellen aber das war wohl auch gar nicht von Nöten. Zwei einzelne Patrouillen hintereinander wurden niemals ausgesandt und so schaffte man es das Seil an einer geeigneten Stelle fest an dem soliden Stein zu verknoten und nachdem die letzten Hufschläge der Pferde verklungen waren, den Abstieg zu wagen. Leif ging voran und prüfte die Sicherheit ihres Fluchtweges während Alida, argwöhnisch die Umgebung im Auge behaltend, ihren Rückzug deckte. Nacheinander kletterten sowohl die Hexe als auch Siegrid über die glatte Außenmauer nach unten wo der Heiler sie bereits in Empfang nahm und beobachten konnte, wie beide Frauen die kurze Distanz zum dicht bewachsenen Wald zügig überwanden. Die Sterblichen schienen bei dieser kurzen Kletterpartie noch einmal alle Kräfte und verbliebenen Energien mobilisiert zu haben. Nur Augenblicke später kam ihm Alida entgegen und gemeinsam konnten nunmehr auch die beiden Brügger Ratsmitglieder ihre Flucht in den Wald antreten. Zwar war es wenig erfolgsversprechend gewesen, aber Leif hatte dennoch einen besonders komplizierten Seemannsknoten am oberen Ende des Wehrganges angebracht. Mit der richtigen Technik konnte dieser mit einigen drehenden Bewegungen von unten her wieder gelöst werden, was keinerlei Hinweise für mögliche Verfolger mehr zurückließ. Bedauerlicherweise würde der örtliche Priester ohnehin bald schon merken, dass die vermaledeite Teufelsanbeterin nicht mehr fest verschlossen in ihrer schäbigen Zelle lag, aber immerhin würde jetzt die Richtung ihrer Flucht nicht mehr eindeutig feststehen. Es war immerhin einen Versuch wert gewesen, zumal ihm sein Wikingererbe und die Kenntnisse in der Seefahrt diesbezüglich sehr zugute gekommen waren. Nachdem sich die Gruppe einige Meter tiefer im Waldesinneren wieder gesammelt hatte machte man sich auf zur Hütte der Hexe. Eben jene schritt nunmehr beherzt voran und es erstaunte die Untoten doch über alle Maßen wie gut sie sich für ihre Verhältnisse in dieser orientierungslosen Finsternis zurechtfand. Ob es nur einfach an ihrer soliden Ortskenntnis lag oder ob doch vielleicht auch ein wenig Magie mit im Spiel war konnte man kaum sagen.

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Es mochten gut und gerne zwanzig Minuten vergangen sein, während die kleine Gruppe durch die durchwachsene Finsternis irrte, stets darauf bedacht ihrer Führerin dicht auf den Fersen zu bleiben, da erreichte man eine recht ärmlich wirkende Holzhütte umgeben von einer Ansammlung üppig gedeihender Buchen. Das Plätschern eines kleinen Baches in der Nähe deutete darauf hin, dass die Hexe wohl sogar über einen nie endenden Frischwasservorrat verfügte. Die langen Röcke und Kleider der Frauen waren an einigen Stellen mittlerweile bereits arg in Mitleidenschaft gezogen worden, was nicht allein nur an ihrem Gefängnisaufenthalt, sondern auch an dem dichten Gestrüpp lag, durch welches sie sich auf ihrem Weg hierher hatten durchkämpfen müssen. An der aus den Angeln gerissenen, geborstenen Eingangstür hing ein Anschlag mit dem Siegel der Stadt, welches wohl den Zutritt untersagte und gleichsam verkündete, dass man die Bewohnerin rechtmäßig verurteilt hatte. Zum sorgfältigen Niederbrennen ihrer Wohnstatt war man offensichtlich nicht mehr gekommen. Immerhin tobte nach wie vor eine Seuche in Gerhardsbergen. Die Hexe vergeudete keine Zeit und wandte sich an Siegrid: „Wir haben nicht mehr viel Zeit liebes Kind. Es ist sicher, dass der Priester bereits unser Fehlen bemerkt hat und auch wenn niemand aus dem Inneren der Stadt uns mehr nachstellen kann so ist es völlig klar, dass jemand die Soldaten des Fürsten auf unsere Spur bringen wird. Ich habe Reisetaschen und Proviant in meiner Hütte. Pack nur das Notwendigste ein und eile dich Liebes. Sie werden die Hunde auf uns jagen deshalb zählt jede Minute.“ Das Mädchen erbleichte und nickte benommen, machte aber keine Anstalten sich der Älteren zu widersetzen. Mit pochendem Herzen eilte sie durch die zerstörte Pforte und entzündete ein kleines Licht um zumindest marginal in der Dunkelheit sehen zu können.

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Die Kainiten aber führte die Hexe zu einem kleinen Garten der direkt an die Hütte angrenzte. Dicke Furchen durchzogen die feuchte Erde und hie und da spross neben Unkraut sogar das eine oder andere seltene Kräutlein. Eine knorrige Vogelscheuche aus klapprigem Holz, erdigen Wurzeln und zerschlissenen Stofffetzen dominierte die Szenerie. Vor dieser ging die Hexe eilig, beinahe hektisch auf die Knie und begann wie wild im Erdreich zu graben.

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Währenddessen sprach sie rasch an Alida und Leif gewandt: „Ich werde das Mädchen in ein kleines Dorf nicht weit von hier bringen. Dort sollte sie vorerst sicher sein. Einige der Bewohner dort sind mir noch einen Gefallen schuldig und würden es nicht wagen mich an die Stadt zu verraten; ich rettete einst eines ihrer Jüngsten vor einer tödlichen Infektion. Im Notfall würde man sie auch verstecken, da bin ich ohne Sorge. Was ihre Erinnerung an diese Nacht angeht, so habe ich einen Trank zur Hand der sämtliche Erinnerung daran in ihr auslöschen wird. Er wirkt allerdings erst bei Sonnenaufgang.“ Aus dem kleinen Loch welches die Hexe in die Erde unter der Vogelscheuche gegraben hatte, entnahm sie nunmehr eine kleine, hölzerne Schatulle die weder besonders wertvoll noch ausgesprochen hübsch gefertigt schien. „Ein kurzes Schreiben, dass ich gedenke ihr mitzugeben, soll ihr eine schlüssige Erklärung für ihre Flucht geben, genauso wie weitere Anweisungen. Somit sollte ihr geschundener Geist vorerst von den Schrecken des Übernatürlichen verschont bleiben. Doch gibt es kein Entrinnen vor der Wahrheit: Eines Tages werden ihre Träume ihr die Realität offenbaren. Wir vergessen nichts, wir begraben es nur tief in unseren Herzen und tragen es ein Leben lang mit uns Nachtwandler.“ Sie strich beinahe zärtlich über die Schatulle und sprach die geflüsterten Worte ‚Nebelschleier – Feuertanz‘, woraufhin sich das Kästchen wie von Zauberhand öffnete. Die Hexe entnahm einen kleinen, funkelnden Gegenstand und richtete sich mühselig auf. Nach wenigen Schritten streckte sie ihre offene Hand aus und zeigte eine große, goldene Münze von seltsamer Machart vor, die merkwürdig im kargen Licht des Waldes glitzerte. Getragen wiederholte sie die Worte welche sie schon zuvor in der Kerkerzelle an die beiden Kainiten gerichtet hatte.

„Geht weiter nach Osten bis ihr an einen alten, verfallenen Turm umrundet von verschlungenen Pfaden und dornigem Dickicht gelangt. Vor vielen Jahren war er einst als Beginn einer Stadt gedacht, die niemals das Licht der Welt erblicken sollte. Danach hatten sich weitaus schlimmeres Scheusale darin verkrochen, als ihr oder ich es uns je ausmalen könnten. Zuletzt war es eine Trutzburg der Magier aber jetzt ist es nur mehr eine verfallene Ruine. Betretet sie nicht und hört nicht auf die Stimmen, die euch locken. Sie leiten euch lediglich in euer Verderben. Stattdessen umrundet den Turm, wo ihr an einen seltsamen, gemauerten Garten gelangen werdet. Am Ende des Gartens, wird euch eine wohl duftende Blütenpracht erwarten, die sich um hohe Säulen rankt. Dort findet ihr den Wächter, welcher den Wegzoll von euch verlangen wird. Übergebt ihm die Münze und er gewährt euch Einlass. Sucht und findet Güldenglanz; nur er kann uns noch helfen. Nehmt all euren Mut zusammen und fürchtet euch nicht, egal was ihr sehen mögt.“ Dann drückte sie Leif die Münze in die Hand und schloss mit ihrer Hand seine Finger darum. Entschlossen sah sie ihn an: „Es ist die einzige die ich besitze, verliert sie also nicht oder unser aller Schicksal ist besiegelt.“ Seufzend tat die Hexe einen Schritt zurück und sah über die Schulter zurück ihrer kleinen Waldhütte aus der gerade Siegrid mit zwei leichten Reisetaschen trat und das Licht im Inneren erlöschen ließ.

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„Ich selbst sollte mich wohl auf nach Brügge machen um dort das Rätsel um den dunklen Zauber zu ergründen, der alsbald wohl auch eure Stadt ins seinem Würgegriff gefangen halten wird. Ich bin guter Dinge das Schlimmste noch verhindern zu können, wenn mir ausreichend Zeit zur Verfügung steht. Gibt es jemanden an den ich mich dort wenden kann oder soll? Habt ihr selbst noch Fragen Nachtwandler?“ Neugierig und gefasst sah die Hexe zu ihren unsterblichen Begleitern. Falls es noch drängende Fragen und Dinge zu klären gab, so wäre jetzt wohl die letzte Möglichkeit dazu.

[Ich denke in unser aller Interesse habe ich ein wenig gerafft und einen Gang zugelegt :)]

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Fr 7. Jul 2017, 22:56 
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Alida war der Hexe schweigend gefolgt. Ihr seltsames Tun war typisch für Menschen, die mit Okkultem vertraut waren. Sie selbst hatte nie großes Interesse für Mystisches und Magisches gehegt. Sie mochte das, was sie erkunden, zählen, sehen, erfahren, anfassen konnte: Heimat, Familie, Handel, fremde Waren. Leider hatten ihr all die Geschehnisse der letzten Zeit mehr als ein Mal bewiesen, dass es keinen Sinn machte die Augen vor diesen Dingen verschließen zu wollen. Das machte sie nicht ungeschehen sondern nur um so gefährlicher.
„Habt Dank für eure Hilfe. Das Schicksal der Menschen in Fladern scheint euch nicht gleichgültig zu sein und das sei euch hoch anzurechnen. Wir werden unser Bestes geben um diesen Güldenglanz zu finden. Nach allem, was ihr berichtet habt, scheint er ein gewiefter Feilscher zu sein. Gibt es eine Ware, die sein besonderes Interesse genießt?“ Sie wartete die Antwort der fremden Frau ab bevor sie hinzufügte: „In Brügge mögt ihr euch an Jan van Hauten wenden. Berichtet ihm und er wird wissen, was zu tun ist.“ Die Händlerin überlegte kurz ob sie weitere Namen nennen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Wer wusste, ob man dieser Hexe wahrlich trauen konnte?
Ein letzter Blick ging zu der jungen Frau. „Es reicht nicht aus, dass euer Trank ihre Erinnerungen für gewisse Zeit verdrängen wird. Es gibt Traditionen, denen wir verpflichtet sind, Richtlinien, die das Miteinander erst möglich machen und dazu gehört es, unvorbereitete Sterbliche nicht in unser Tun einzuweihen. Das solltet ihr bereits geahnt haben. Ihr könnt Sigrid dem Herrn Jan van Hauten vorstellen. Seine Fähigkeiten sollten helfen, die Wirkung des Trankes zu verstärken.“

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Alida sah zu Leif, der die Münze in seine Handfläche gedrückt bekommen hatte. Es gab so unendlich viel, dass sie noch besprechen müsste, so viel, was es zu entscheiden gab.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Mo 17. Jul 2017, 17:59 
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Plötzlich ging alles viel schneller als Leif gedacht hatte. Gerhardsbergen lag hinter ihnen und die dunklen, schweren Äste des Waldes boten ihnen willkommenen Schutz vor neugierigen Augen zu schützen. Alida hatte glücklicherweise eine Alternative gefunden, die es ihnen ermöglichte zu entkommen ohne weitere Aufmerksamkeit zu erregen und jetzt konnten sie sich endlich auf die Suche nach diesem Güldenglanz machen. Hexerei und Übernatürliches. Die Aussicht auf das was nun auf sie warten mochte hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in der Kehle des Salubri, auch wenn er sich inzwischen und im Gegensatz zu früher nicht mehr alle Zauberei als bewusst als verdorben und gefährlich betrachtete. Theresa hatte ihm vor langer Zeit einmal erzählt, dass sich die Tremere vor dem Verlust der Magie in der Welt fürchteten und genau deshalb ihre Zukunft mit der gestohlenen Unsterblichkeit der Kainiten sichern wollten. Ihre Blutmagie war aber nie mehr als ein schwacher Abglanz ihrer früheren Mächte und noch heute schien niemand genau zu Wissen ob Wunder und Übernatürliches diese Welt wirklich verließen, oder sich ihre Präsenz einfach verlagerte. Leif selbst zweifelte ein wenig an all dem, da er und seine Gefährten aus Brügge Zauberei und Träume bereits mehrfach angezogen hatten wie die Motten das Licht. Aber diese Gedanken halfen ihm im Moment nicht und mit einiger Mühe konzentrierte er sich wieder auf das was gerade vor seinen Augen geschah. Alida dirigierte die Hexe in die Richtung von Brügge und zu Jan van Hauten. Das war sicherlich genauso sinnvoll wie andere Lösungen und vielleicht würden sie nach all dem Wahnsinn noch einmal die Gelegenheit haben sich in Ruhe über alles zu unterhalten. Der Heiler schaute zwischen den beiden Frauen hin und her, während er die Antwort der Magierin bezüglich Guldenglanz‘ Vorlieben abwartete. Dann räusperte er sich kurz im die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ohne groß zu überlegen zog er sich den fein gearbeiteten Siegelring vom Finger. Die Figur einer Schlange war filigran darauf verewigt und im Licht und Schatten von Mondlicht und finsterstes Nacht, schien sie sich beinahe zu bewegen. „Nehmt das und zeigt es Jan van Hauten. Damit wird er euch glauben, dass wir euch geschickt haben. Passt bitte gut darauf auf. Dieses Schmuckstück mag klein sein, aber es bedeutet mir viel.“ Das Metall der Münze wog schwer und kalt in seiner Handfläche und, aber der Heiler spürte wie Entschlossenheit und Zuversicht in ihm wuchsen. Er schaute zu Alida und nickte. „Wenn wir nichts mehr zu klären haben, dann sollten wir uns auf den Weg machen.“ Seine Faust schloss sich fest um das kleine Geldstück. „Jede Minute ist kostbar und mein Bauchgefühl sagt mir, dass uns dieser Güldenglanz sicherlich noch Bauchschmerzen bereiten wird.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Mo 31. Jul 2017, 10:18 
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Die Hexe von Gerhardsbergen nickte knapp in die Richtung der blonden Händlerin und wirkte dabei kurzweilig wie um Jahre gealtert. Die bisherigen Begebnisse, die sich bis zu jenem schicksalshaften Moment ihrer Flucht aus der Stadt ereignet hatten, zehrten mittlerweile nicht mehr nur allein an den Kräften von Siegrid. Doch noch war dieser nicht enden wollenden Alptraum nicht vollends ausgestanden im Gegenteil: Jetzt erst begann der wirklich schwierige Part ihrer finsteren Odyssee, sowohl für die magisch begabte Frau selbst als auch die Brügger Kainiten.

„Mitnichten Nachtwandler. Ich bin es die euch danken muss. Auch wenn unsere Art sich für gewöhnlich nicht miteinander abgibt so muss ich doch zugeben, dass euer unverhofftes Erscheinen und eure Unterstützung mehr als willkommen ist. Es tut gut zu wissen, dass ihr etwas von dem Leben zurückgeben wollt, welches euer Dasein verschlungen hat.“ Mit einem hoffnungsvollen Blick in den schwarzen Nachthimmel fügte sie hinzu: „Zudem verlangen die Mächte des Kosmos stets nach Gleichgewicht und die Sterne stehen günstig in dieser Nacht.“ Auf Güldenglanz angesprochen, senkte sich ihre Stimme ein wenig und ihre Blicke wurden ausweichend.

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„Güldenglanz handelt, wie ich euch bereits zu verstehen gab mit außerweltlichen Dingen. Dinge, die man für gewöhnlich kaum mit Gold und Silber erwerben kann und genauso einzigartig ist der Preis den er fordert. Manches Mal wird er sich mit ein paar Truhen Gold zufriedengeben, ein anderes Mal wiegt er seine Waren in Seelen auf. Dann wieder verzehrt er sich nach einem ganz besonderen Kleinod oder einer höchst gefährlichen oder mühseligen Dienstleistung. Er hat besonderes Vergnügen daran, den Preis seiner Waren anhand dessen zu bemessen, wie ungern seine Kunden dazu bereit sind diese zu entrichten. Stellt euch auf einen Geschäftspartner ein, der nichts zu verlieren hat und der sich nur schwer umstimmen lässt. Es mag euch dienlich sein zu wissen, dass er es gelegentlich genießt hofiert zu bekommen und sei es nur um die Erniedrigung seiner Kunden miterleben zu dürfen. Güldenglanz hat wie alles an dem Ort zu dem ihr aufbrechen werdet, eine faszinierende und zugleich höchst grausame Seite.“ Beschwichtigend hob die Hexe ihre Hand, als Alida ihr den Namen ihres Ansprechpartners vor Ort, des Brügger Sheriffs und Mündels von Caminus, Jan van Hauten nannte. Offenbar war ihr augenblicklich nicht sonderlich daran gelegen, sich auf eine längere Diskussion bezüglich der geistigen Schonung der jungen Siegrid einzulassen. Dafür, so konnte man sich entsinnen, würde die Zeit wohl nicht mehr ausreichen, da die Kerkerwachen der Stadt wohl demnächst Alarm schlagen würden und eine brutale Hetzjagd beginnen würde.

„Das oder die Fähigkeiten des Herrn van Hauten werden den Geist des Mädchens unweigerlich in den bodenlosen Abgrund des Wahnsinns stürzen. Es ist nicht gut, wenn die Kräfte des Todes und des Lebens aufeinandertreffen, da sie generell gesprochen nicht miteinander kompatibel sind. Ich werde eurem Verbündeten vor Ort die Wahl überlassen. Doch solltet ihr auf die Anwendung eurer Fähigkeiten bestehen, so darf mein Trank nicht zum Einsatz kommen. Es wäre Siegrids unweigerliches Verderben soweit ich das zum derzeitigen Stand meines Wissens beurteilen kann. Ziel ist es, sie möglichst unbeschadet hinter dem Vorhang des Übernatürlichen hervor und wieder ins Licht der unschuldigen Unwissenheit zu bringen. Wie wir das bewerkstelligen, bleibt euch überlassen. Bedenkt dabei nur: Mein Trank bewirkt keine Wunder, genauso wie eure Fähigkeiten nicht über alle Mächte dieser Erde erhaben sind. Wir alle hier, sind am Ende nur ein verschwindend geringer Teil einer unermesslich größeren Welt der Dunkelheit.“

Mit bedächtigem Blick, beobachtete die Hexe wie Leif seinen offiziellen Siegelring des Brügger Rates vom Finger streifte und diesen im spiegelnden Mondlicht an sie überreichte. Interessiert begutachtete sie das funkelnde Stück Handwerkskunst, und sah dann gefasst in Richtung des Salubri. „Die Symbolik von Zeichen und Siegeln ist nicht nur in der Sprach des Weltlichen und Irdischen ein machtvolles Instrument, sondern birgt darüber hinaus auch in der Welt des schwer Greifbaren eine besondere Kraft. Die Schlange ist ein listiger Räuber und Jäger, weise und vorausschauend. Ich sehe in euch beides Nachtwandler: Das langsam-quälende Gift gepeinigter Seelen, welches jedes Leben auszulöschen vermag sowie das Wissen darum, jeglichen Makel und jegliches Leid ungeschehen werden zu lassen. Beides werdet ihr brauchen. Ich werde es eurem Verbündeten als Zeichen meiner Aufrichtigkeit überreichen und einstweilen gut darauf Acht geben. Solcherlei Dinge, sollten nie lange von ihrem Träger entfernt bleiben.“

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Mit diesen letzten Worten, drehte sich die dunkelhaarige Frau in Richtung Siegrid um und ließ sich von dieser einen alten, knorrigen Wanderstab reichen, während sie die Kapuze ihres Mantels tiefer ins Gesicht zog. „Die Mächte des Kosmos seien mit euch. Viel Glück und möge Gaya euch beschützen.“ Dann verschwand sie zusammen mit Siegrid und ihrer wenigen verbliebenen Habe im verschlungenen Unterholz des Gerhardsbergener Waldes um sich in Richtung Brügge aufzumachen. In der Ferne hörte man bereits das wilde Kläffen mehrerer Hunde.

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Eilig machten sich Alida und Leif auf den von der Hexe beschriebenen Weg, der sie zu den verlassenen Ruinen des alten Turms und den dahinterliegenden, verwilderten Gärten führen sollte. Immer noch war in der Ferne das langsam anschwellende Bellen und Kläffen der ausschwärmenden Jagdhunde zu hören, die sich wohl zusammen mit den mittlerweile wohl über die Flucht der teuflischen Hexe und ihrer Schülerin informierten Soldaten des Fürsten, an ihre Fersen geheftet hatten. Der örtliche Priester als auch die Wachmannschaften mochten derzeit zwar bei weitem gewichtigere Probleme als zwei entflohene Häftlinge haben, aber der Überzeugung des christlichen Predigers nach zu urteilen, wäre das Übel welches Gerhardsbergen in diesen Tagen befallen hatte wohl lediglich mit der unverzüglichen Hinrichtung der beiden Frauen abzuwenden. Umso wichtiger war es also der beiden Anhängerinnen Satans rasch wieder habhaft zu werden. Unerschütterlicher Glaube nahm gelegentlich wahrlich widerwärtige Ausmaße an. Für einen kurzen Moment ihrer weiteren Flucht, nahm das bedrohliche Jaulen ihrer tierischen Verfolger ein derartiges Ausmaß an, dass die beiden Kainiten bereits dachten jeden Moment einer hungrigen Meute entgegentreten zu müssen, doch dann wurde der Lärm ihrer Verfolger mit jedem Schritt kontinuierlich leiser bis er sich schlussendlich vollends im dunklen Blätterdach verlor. Tiere mieden die Untoten für gewöhnlich und mangels eines klar identifizierbaren Körpergeruchs, mussten die Hunde die beiden Brügger Ratsmitglieder wohl tatsächlich irgendwo in den Wirren dieser schwarzen Nacht verloren haben. Es blieb nur zu hoffen, dass Siegrid und der Hexe, möglicherweise sogar unter Zuhilfenahme der magischen Fähigkeiten letzterer, ebenso viel Glück beschieden wäre.

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Nach ungefähr einer Stunde rascher Wanderung durch die finstere Nacht, vorbei an knorrigen Bäumen, kleinen Bächlein und üppigen Sträuchern und Farnen, gelangten Alida und Leif an den Fuß eines kleinen Tales, welches von sanften, mondlichtbeschienen Hügeln eingeschlossen war. Und so plötzlich wie sich ihnen der Blick auf eben jenes Tal mit einem Mal dargeboten hatte, so plötzlich waren auch die bedrohlich aufgerichteten Umrisse eines hohen, verfallenen Turms in einigen hundert Metern Entfernung auszumachen gewesen. Stoisch und ewig wie der Tod, ragte die bröcklige Fassade in den Nachthimmel, durchzogen von schmalen und breiten Rissen, überwuchert von rankenden Reben und merkwürdigen Gräsern. Das Mauerwerk war schmutzig und machte den Anschein, als ob es in all den Jahren genüsslich all die Schrecken des Landes in sich aufgenommen und träge verdaut hätte, nur um Dunkelheit seiner abgründigen Geheimnisse in der kalten Fassade widerzuspiegeln. Es wirkte auf den ersten Blick fast wie eine zerklüftete Kathedrale der Christen, dann mit seinen gewundenen Treppenabsätzen und Türmchen wiederum wie das Prunkschloss eines längst besiegten Königreiches und ließ bei allen Schnörkeln dennoch keinerlei Zweifel darüber aufkommen, dass es sich sehr gut als Trutzburg eignen würde. Die nähere Umgebung des Turms war überraschenderweise frei von jeglichem Bewuchs durch Pflanzen oder Bäume - ganz so, als würde sich die ansonsten üppige Natur partout weigern dem steinernen Gebilde zu nahe kommen zu wollen. Vielmehr bildeten lediglich einige karge Sträucher und Büsche eine sporadisch sprießende Umrandung die einer natürlichen Grenze glich. Den Blick entlang der Außenfassade nach hinten schweifen lassend, konnte man bereits einen kleinen, holprigen Steinweg erkennen, der wohl zu den erwähnten Gärten führen mochte.

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Es war merkwürdig kühl in der Nähe des Turms und der dunkle Stein schien alle umliegenden Geräusche förmlich zu schlucken, sodass kaum nur auch das Zirpen der Insekten oder anderer nachtaktiver Waldbewohner zu hören war. Wie die Bevölkerung der umliegenden Städte, insbesondere vor allem Gerhardsbergen dieses riesige Ungetüm so vehement ignorieren oder ‚verleugnen‘ konnte, war nur schwerlich vorstellbar. Ganz zweifelsfrei hätte man irgendwann etwas darüber auch in den anderen flandrischen Städten gehört, auch wenn es sich nur um Gerüchte handeln mochte. Doch wenn es etwas gab, das die beiden Kainiten mittlerweile über Magie und dunkle Vorzeichen wussten, dann das die Wege der Bosheit unergründlich waren und sich gerade solche Dinge ganz besonders hervorragend vor den neugierigen Blicken der Menschen zu verstecken wussten. Womöglich hatte sich auch die Nachkommenschaft der Magier redlich darum bemüht, dieses uralte Relikt aus den Köpfen der Welt zu entfernen auf das es das bliebe, was es all die Zeit gewesen sein musste: Ein großer Steinhaufen denn man einfach ‚übersah‘ wenn man noch bei klaren, sterblichen Verstandes war. Alida und Leif war diese selige Unwissenheit jedoch offensichtlich nicht gegönnt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Mo 31. Jul 2017, 16:59 
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Ihre Reise, oder besser gesagt Flucht durch den verwachsenen Dickicht und dunklen Forst ging für Leifs Geschmack nur quälend langsam voran. Ständig hatte er die Hand am Griff seiner Axt und seine Sinne waren mit Auspex geschärft um die Hunde möglichst kommen zu sehen, bevor sie ihre messerscharfen Zähne in untotes Fleisch schlagen konnten. Aber sie hatten noch einmal Glück im Unglück gehabt und kamen schließlich ihrem Ziel näher. Die Luft begann anders zu schmecken, es war wie dunkler, bitterer Nebel der alles mit seiner Berührung zu ersticken schien. Leif hatte schon von dieser Art der Magie gehört. Schutzzauber und Runen, alte Gebete und Kräfte die es vermochten ganze Landstriche vor den Augen der Uneingeweihten, den einfachen Sterblichen zu verbergen. Die Tremere kannten solche Rituale um ihre Gildehäuser vor Feinden und allzu neugierigen Blicken zu schützen, aber auch die Blutmagier hatten diese uralten Zauber lediglich kopiert und für ihre Zwecke angepasst. Der eigentliche Wunsch sowohl physische Orte, als auch Personen, Schätze und sogar Ideen verbergen zu wollen war so alt wie die Menschheit selbst und die Mittel dafür vielleicht sogar noch älter. Leif blieb einen Moment schien und schaute zu Alida. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern die in der ewigen Dunkelheit des Waldes verschluckt wurde wie das schwache Licht der Sterne über ihnen. „Alida wir kommen unserem Ziel immer näher das spüre ich.“ Der Heiler bewegte sich inzwischen langsamer fort, beinahe schleichend und er war noch immer vorsichtig. „Hier liegt übernatürliches in der Luft, eine Kraft ähnlich der Disziplin der Verdunklung aber gespeist aus Quellen über die ich nur mutmaßen kann. Wir scheinen aufgrund unseres Blutes und des Fluchs der auf uns liegt resistent gegen das zu sein was diesen Ort schützt. Ob dies Fluch oder Segen ist, wird sich sicherlich noch herausstellen.“ Er drehte den Kopf immer wieder zur Seite und lauschte angestrengt nach dem Bellen oder Hecheln der Hunde die sie verfolgt hatten, konnte aber nichts als bedrohliche Stille wahrnehmen. „Es würde mich nicht wundern, wenn unsere Verfolger von dem abgelenkt wurden dem wir uns hier nähren.“ Der alte, vergessene Turm ragte inzwischen vor ihnen auf und Leif staunte eine ganze Weile schweigend. Schließlich sagte er mehr zu sich selber: „Wir müssen weiter.“ Dann blieb er abrupt stehen und griff kurz den Arm der Tzimisce. „Eine Sache noch. Wie sollen wir bei den Verhandlungen vorgehen? Soll ich zuerst reden damit du die Situation einschätzen kannst um ihn dann mit deinem Handelsgeschick zu überraschen? Oder welche Idee schwirrt dir im Kopf herum Alida? Du bist das Handelsgenie hier und ich möchte ungern der sein der unsere Trümpfe gegenüber Güldenglanz verschwendet, wenn wir denn überhaupt welche in der Hinterhand haben.“ Die Dunkelheit umhüllte die beiden Kainiten wie eine große Decke und lediglich durch seine Begabung in Auspex welches das dürftige Sternenlicht verstärkte war Leif in der Lage seine Begleiterin ein klein wenig zu sehen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Mo 31. Jul 2017, 19:35 
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Alida war dicht hinter Leif durch das Dickicht des Waldes geschritten. Etwas Anderes ließen die Ranken, Dornen und wie Maschenwerk gewebten Zweige nicht zu. Sie schwieg beharrlich, auch wenn sich die düsteren Gedanken in ihrem Inneren überschlugen. Als sie schließlich vor dem gigantischen, schwarzen Turm zu Stehen kamen, verharrten ihre Augen auf Leif um dann in die Höhe zu schweifen zu dem Ende des Gemäuers, dass sie nicht erblicken konnte. „Ich weiß nicht recht, wie wir vorgehen sollen… Ich wünschte, wir wüssten woher dieser Güldenglanz sein Wissen bezieht. Wir alle haben etwas, woran unser Herz hängt, das uns jede Nacht aufs Neue weiter kämpfen lässt. Was, wenn er das Leben von Hendrik fordert? Zwanzig neugeborene Kinder aus Brügge? Ein Attentat auf den Herrscher von Deutschland? Dein Augenlicht? Was sind wir bereit zu geben? Was nicht? Sind wir überhaupt in der Lage Güldenglanz irgendetwas zu verweigern, wenn es um das Wohl von ganz Flandern, zig Tausenden von Menschen geht?“ Sie schluckte und senkte den Kopf

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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 Betreff des Beitrags: Re: Deliver us from Evil
BeitragVerfasst: Mi 2. Aug 2017, 09:18 
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Der Heiler hörte jedes einzelne von Alidas Worten und dachte darüber nach. Irgendwann durchbrach er die Stille. „Wir sollten uns nicht den Kopf darüber zerbrechen was Güldenglanz vielleicht fordern mag und uns mehr auf die Verhandlungen selbst konzentrieren.“ Der alte Nordmann erzählte weiter mit überlegter Stimme, da er sich an Details erinnern musste die schon eine sehr lange Zeit zurücklagen. „Ich weiß nicht, ob ich es dir je erzählt habe Alida aber auch ich wurde in ein Handelshaus geboren. Wir waren bei weitem nicht so mächtig oder reich wie deine Familie, immerhin waren das auch noch andere Zeiten, aber mein Vater und mein Onkel hatten eine Menge Handelspartner in den nördlichen Ländern.“ Ein Bild tauchte vor dem inneren Auge des Salubri auf. Ein wettergegerbter, dunkelblonder Mann mit vollem Bart, tiefer Stimme und beeindruckender Statur. Leif konnte nicht mehr genau sagen wie viel von dieser Erinnerung echt war und was davon aufgrund der langen Zeit einfach nur von seiner Phantasie verklärt wurde. „Worauf ich eigentlich hinaus will ist folgendes. Mein Vater ließ sich nicht immer mit Geld oder anderen Waren bezahlen. Im Gegenteil. Er war immer sehr an Alternativen interessiert. Gefallen, Wissen um neue Technik, Schiffbau und manchmal auch nur Gerüchte über politische Entwicklungen im Süden und Osten. Diese Art des Vorgehens machte ihn vielleicht nicht zum reichsten Händler von Aros, ganz sicher aber zu einem der mächtigsten und einflussreichsten. Ich vermute Güldenglanz geht ganz ähnlich vor. Die Dinge die er als Bezahlung verlangt werden auch ihn irgendwie weiterbringen auch wenn sie für uns grotesk oder unsinnig wirken mögen. Die Herausforderung wird darin bestehen Güldenglanz dazu zu bringen das von uns zu verlangen, was uns und unserer Umgebung am wenigsten schadet.“ Leif ging wieder langsam in Richtung des gewaltigen Turmes bevor er sich noch ein letztes Mal kurz umdrehte. „Sei wachsam und lass dich auf deinen Handelspartner ein Alida. So wie du es immer tust.“ Er lächelte schwach, obwohl man das in der Dunkelheit sicherlich nicht sehen konnte. „Sei einfach wie immer, dann kann schon nichts schief gehen und versuche dich nicht zu sehr von Güldenglanz‘ Andersartigkeit oder Provokationen einnehmen zu lassen. Es mag ein wichtiges Detail sein welches wir immer im Hinterkopf behalten sollten, aber es darf uns nicht lähmen. Über die finale Höhe der Bezahlung machen wir uns am Ende der Verhandlungen sorgen.“

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