Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 10:52 
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‚Verdammt!‘ In Alida spannte sich alles an. Was war geschehen? Sie atmetet einmal tief ein um sich zu sammeln. Hier in Flussfall war ihr Einfluss im Vergleich zu Brügge auf ein Minimum reduziert und man würde sie wahrscheinlich für tolldreist halten, wenn sie jemandem mitteilen würde, dass sie beabsichtige sich in die Wälder aufzumachen. Ebenso würde kein Ritter auf sie hören, würde sie den Vorschlag unterbreiten an diesem oder jenem Ort zu suchen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie dann wieder mit Mühe. Sie sah die junge Magd an. „Hat die junge Fürstin einen Grund genannt aus dem sie die Suche verschoben sehen möchte?“

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Verfasst: Fr 7. Dez 2018, 10:52 


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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 17:03 
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Die Augen der jungen Dienerin weiteten sich in Furcht. Sie hatte irgendetwas falsches getan oder gesagt und würde wahrscheinlich bestraft werden. Zumindest ließ ihr devoter Tonfall dies vermuten. "Ich...ich...weiß es nicht Herrin. Verzeiht." Sie blickte hin und her, schien auf der Suche nach einem Ausweg aus ihrer offenbar misslichen Lage.

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Fr 7. Dez 2018, 19:39 
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Die Tsimiske versuchte das Mädchen ein wenig zu beruhigen. „Keine Angst. Ich werde kein Wort über unser Gespräch verlieren. Außerdem habt ihr mir wohl nichts erzählt, was nicht eh schon das ganze Schloss weiß.“ Sie versuchte die Situation durch ein Auflachen zu entspannen. „Mögt ihr mir den Weg zur Kemenate der Frauen weisen, wenn es euch nicht zu sehr von eurer Arbeit abhält? Ich weiß, ihr seid viel beschäftigt.“ Sie ließ sich kurz die Situation durch den Kopf gehen. Sie hoffte die potentielle Verlobte von Karl zu einem kurzen Gespräch unter vier Augen gewinnen zu können. Ob sie in der Kemenate fündig werden würde?

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Di 11. Dez 2018, 22:31 
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Die junge Bedienstete nickte schnell und eifrig. Ihre Erleichterung war ihr offen anzusehen. „Natürlich Herrin!“ Der energischen Antwort folgte ein plumper Knicks. „Bitte folgt mir.“ Das Mädchen führte Alida durch die weiten Hallen und Gänge von Flussfall. In der luxuriösen Einrichtung und exquisiten Architektur sah man einmal mehr den Reichtum der Herrscher, die hier gelebt und gewirkt hatten. Nach einigen Minuten, in denen sie schweigend den Weg gewiesen hatte, blieb die Begleiterin von Alida schließlich vor einer reich beschlagenen Tür stehen. Sie drehte sich um. „Verzeiht, aber wen darf ich ankündigen?“

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„Mein Name ist Alida van de Burse, Kauffrau aus Brügge. Sagt mir doch bitte noch, wer sich ansonsten noch in der Kemenate aufhält.“
"Lediglich die Frauen aus dem Gefolge des Grafen Marquet. Mehr weiß ich aber nicht, Herrin, denn sie haben ihre eigenen Dienerinnen mitgebracht, die sich um ihre Annehmlichkeiten und Bedürfnisse kümmern. Seitdem der Bürgerkrieg zu einem Ende gekommen ist, gibt es keine hochgeborenen Frauen mehr hier in Flussfall, die die Räumlichkeiten für ihre Handarbeiten und Zusammenkünfte nutzen." Sie senkte leicht den Blick. "Darf ich euch ankündigen?"
Alida nickte. „habt Dank. Ja, kündigt mich bitte an.“
Die Dienerin öffnete vorsichtig die Tür und trat ein. Ihre Stimme bebte vor Aufregung und Nervosität. „Die ehrenwerte Herrin Alida van de Burse.“ Kurz nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatte, stahl sie sich auch schon wieder davon. Vier Köpfe erwarten die Tzimisce in einem kleinen, wohlig warmen Raum, der von einer Vielzahl von Kerzen erleuchtet war. Ein Ofen oder Kamin war nicht zu sehen, aber eine runde Ausbuchtung am Ende des Raumes, schien die angenehme Wärme zu spenden. Alida konnte daraus schlussfolgern, dass der Ofen von einem anderen Zimmer aus beheizt wurde, was die Luft hier von Rauch und Ruß befreite. Eine clevere Konstruktion die in den immer feuchten und oft kühlen Räumlichkeiten von Flussfall gute Dienste zu leisten schien. Die Lokalität der Burg mochte strategisch außergewöhnlich sein, aber die Nähe zum Wasser war immer zu fühlen, insbesondere in einem solch kalten und feuchten Sommer wie diesem.
Eine Frau erhob sich als Alida eintrat und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Sie hatte dunkles, leicht lockiges Haar und feine Gesichtszüge. Flankiert wurde sie von einer älteren Matrone die mit einer Handarbeit beschäftigt war und zwei jüngeren Frauen, die ebenso devot und schüchtern auf ihre Nadelarbeit schauten. Eine mochte vielleicht Ende zwanzig sein, mit einer schiefen Nase und langen Gesichtszügen die andere Anfang zwanzig, mit stumpfem schwarzen Haar und äußerst korpulent. Die Frau die aufgestanden war sprach schließlich auf Französisch. „Ich bin Jocelyn Marqeut.“ Sie machte einen kaum wahrnehmbaren Knicks. Als dies passierte erhoben sich auch die anderen Frauen um Alida zu begrüßen. Jocelyn sprach weiter. „Ihr müsst die Krämerin sein von der mein Onkel so besessen ist. Kommt. Wenn ihr wünscht, dann schließt euch unserem dummen Pflock von Hühnern an. Ich habe so selten die Möglichkeit mich mit jemandem wie euch zu unterhalten. Welchen Klatsch bringt ihr mit euch?“
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Alida fiel in eine Reverenz, wie sie es so oft bei Lilliana gesehen hatte. Sie senkte den Blick und musterte die Adelige verhohlen ohne sie direkt anzusehen. „Es ist mir eine Ehre von euch empfangen zu werden.“ Sie verbeugte sich ebenfalls vor den anderen Frauen und trat dann ein paar Schritte näher. „Ja, ich bin die Krämerin. Euer Onkel hatte angeordnet heute Abend eine Unterredung mit mir zu führen, doch nach dem, was ich vernehmen konnte, wird diese nicht stattfinden.“ Sie hielt inne.
„Nein wahrscheinlich nicht.“ Jocelyns Antwort war kurz und knapp. „Ihr werdet euch wohl noch ein wenig gedulden müssen.“ Schließlich setzte sich die dunkelhaarige Frau und wandte sich wieder ihrer Nadelarbeit zu während sie sich an die Frau mit dem langen Gesicht wandte. „Adelaide einen Becher Wein für unseren Gast.“ Nachdem Alida einen schweren Silberbecher mit blutrotem Wein kredenzt bekommen hatte, wandte sie sich wieder Jocelyn wieder an diese. Die Frau hatte etwas strenges an sich, was von ihrem Tonfall und scharfen Gesichtszügen nur noch unterstrichen wurde.
Alida nippte an dem bittersüßen Getränk nachdem sie ein ‚Habt Dank‘ gemurmelt hatte. „Es hieß, es wäre zu einem Überfall gekommen. Ihr müsst euch sehr um euren geliebten Onkel sorgen.“ Alida musterte die Adelige genau bei dieser Bemerkung. Ganz offensichtlich sorgte sie sich keineswegs, wenn sie leichthin auf Alidas Geduld anspielen konnte.
Ein leichtes Schulterzucken begleitete die Worte der jungen Marquet. „Wer meinen Onkel kennt, weiß, dass man sich nicht um ihn Sorgen muss. Es geht nur um ein paar Banditen. Wahrscheinlich führt er sie auf eine falsche Fährte und taucht spätestens morgen früh wieder hier auf.“ Jocelyn bediente sich selbst an ihrem Weinkelch. Sie trank langsam und schien den Geschmack voll auszukosten, bevor sie weitersprach. „Sollte tatsächlich das Undenkbare passieren und er wird gefangengenommen, dann zahlen wir eben ein Sack voll Gold für seine Freilassung. Ein Lösegeld lässt sich unter Banditen besser aufteilen, als ein Pferd und ein paar Jagdwaffen.“ Sie lehnte sich zurück und schien tatsächlich nicht im Geringsten in Sorge über ihren Onkel zu sein. „Außerdem was können wir schon tun außer zu beten? Etwa mitten in der Nacht durch den Wald stampfen ohne zu wissen wo man auch nur beginnen soll?“ Sie lachte auf.
Alida verließ sich auf die Kräfte ihrer übersinnlichen Wahrnehmung um die Worte des Mädchens besser einschätzen zu können. Ihr Geist war formidabel. Ein Wall, der ihre Gedanken schützte, aber es gab immer Wege über oder unter einer solchen Barriere. Alida sah schließlich Bilder, Gedanken und Emotionen, die ihre Fragen zu einem Teil beantworten. Jocelyn schien sich tief drinnen doch ein paar Gedanken um ihren Onkel zu machen, auch wenn ihre Worte der Wahrheit entsprachen. Sie hatte Vertrauen in seine Fähigkeiten, war es doch nicht das erste Mal, dass er sich in Gefahr begeben hatte. Dennoch nagte die Ungewissheit auch an ihr, obwohl sie das, wie Alida sah, nie vor irgendjemandem zugeben würde. Nein, eine solche Handlung bedeutete den Verlust von Kontrolle.
Die Händlerin nickte nachdenklich. „Ja, euer Onkel, ein Templer, wird sicher wissen, was zu tun sein wird. Verzeiht meine Bedenken. Mögt ihr mir die Frage verzeihen, woher die Informationen stammen? Vielleicht gibt es ein paar Hinweise, die wir übersehen haben?“
Der Ausdruck ihrer Gegenüber war offenbar genervt von Alidas Frage. Sie war bestimmt, aber höflich. "Was interessiert euch das eigentlich?" Schließlich schien sie sich aber zu einer Antwort durchzuringen. "Diese ganze Aufregung facht das Feuer der Gerüchte nur noch weiter an. Der Page der entkommen ist hat uns alles erzählt. Aber auch er weiß nicht was genau passiert ist. Nur das sie getrennt wurden."
Was interessierte sie das? Sie musste schlucken. Was sollte sie der jungen Fürstin auch antworten? Etwas von familiären Gefühlen dem verhassten Verlobten Karl gegenüber, weil er als Sohn von ihrem Neffen aufgezogen worden war? Das würde diese nicht interessieren und sie selbst nur lächerlich machen. Sie wusste nicht recht, was sie antworten sollte und nuschelte etwas undeutlich. „ich frage mich nur, ob es Sinn macht, weiterhin in Flussfall zu verweilen…“ als halbherzige Ausrede.
Jocelyn wurde ein wenig sanfter, auch wenn das an ihrer recht strengen Art wenig änderte. „Soweit ich von meinem Onkel gehört habe, seid ihr eine fähige Frau, die das Glück hat eigene Entscheidung im Namen ihrer Familie treffen zu können. Also müsst ihr selbst entscheiden ob ein oder zwei Tage eurer Zeit es wert sind auf einen Hochmeister der Templer, wegen eines Handelsangebots zu warten.“
Alida senkte wieder den Blick. „Eurer Durchlaucht, ich bin mir sicher, dass es sich lohnt ein oder zwei Tage auf einen so wichtigen Mann wie euren Onkel zu warten. Allerdings frage ich mich, ob es nicht sinnvoll wäre, derweil eigene Schritte zu unternehmen.“
Sie schien interessiert, aber auch amüsiert. "Was genau denkt ihr, dass ihr tun könnt?"
Alida mied nach wie vor den Blick der Höhergestellten. „Es wäre sicher gut die Worte des Knappen bestätigt zu wissen. Es könnte hilfreich sein herauszufinden in welche Richtungen der Jagdtross auseinandergestoben ist. Und ob es sich tatsächlich um Räuber handelt oder etwas anderes?“
Sie zuckte einmal mehr mit den Schultern. "Wenn das euer Wunsch ist, werde ich euch gewiss nicht aufhalten. Ich denke ihr verschwendet eure Zeit." Sie lehnte sich wieder zurück und trank einen weiten Schluck Wein. "Bevor ihr aufbrecht, erlaubt mir aber eine weitere Frage. Ihr kennt den jetzigen Grafen von Flussfall erheblich länger als viele andere. Was könnt ihr mir über seine Mutter berichten?" Ein beinahe boshafter, herausfordernder Ausdruck trat auf ihre Züge.
Alida war sofort bewusst worauf diese Frage abzielte. Jocelyn wollte sie in die Defensive drängen und hoffte wohl auf das ein oder andere Stück Information, dass sie so vielleicht noch nicht gehört hatte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Mi 12. Dez 2018, 10:09 
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Alida straffte nun doch die Schultern, hob den Kopf und den Blick um die Adelige anzusehen. „Es tut mir leid. Ich muss euch enttäuschen. Ich kannte die Frau meines Neffen zu wenig um euch Informationen zukommen lassen zu können, die ihr nicht bereits wüsstet. Nur so viel: Als ich ihr und meinem Neffen damals bei den Anklagen, die gegen sie erhoben wurden, anbot die Familie außer Landes schaffen zu lassen und ihr unter einem anderen Namen ein neues Leben zu ermöglichen, hatte sie den Mut abzulehnen und ihre Bürde auf sich zu nehmen. Ich hätte das wohl nicht gekonnt. Sie jedoch wurde in ihrem Amt als Äbtissin zu einer der größten Stützen den Armen und Hilflosen in Brügge.“ Sie atmete mehrmals leise ein und aus. „Aber ich kann euch etwas über die Menschen erzählen, die Karl großzogen, die immer für ihn da waren: meinen Neffen, in dem Karl immer den Vater gesehen hatte, einen großartigen Arzt, der die Entscheidung seiner Frau schmerzlich bedauerte, sie aber respektierte, und das Hospital von Brügge zu dem machte, das es heute ist. Einen anderen Arzt, den wahrscheinlich besten, den Brügge je bekommen wird, der sich in jeder einzelnen Nacht … und jeden Tag… für die Belange der Stadt einsetzt… und Brunhild, die jeden einzelnen Tag für ihn da war. Eine Frau, die sich gegen allzu ignorante Männer, die ihr das Recht auf Arbeit verwehren möchten, durchzusetzen versucht und ihren eigenen Weg geht.“ Wieder hob sie den Blick. „Der Herr von Flußfall mag auf den ersten Blick nicht als der perfekte Kandidat für eine Ehe aussehen. Wer nach einer adeligen Kinderstube und einer Ahnenhalle sucht, wird bei ihm wohl nicht fündig. Doch wer einen tapferen, mutigen Gefährten schätzt, der zu kämpfen und nicht aufzugeben gelernt hat, jemanden, der bereit ist sich für andere einzusetzen, der wird in ihm den Richtigen finden. Er ist von angenehmer Gestalt, und wenn wir von Kinderstube und Ahnenhalle sprechen, mag auch das Schlafgemach nicht unerwähnt bleiben, das zumindest ich lieber mit einem attraktiven Mann als mit einem alten, bierbauchigen, rotnasigen Baron teilen würde. Durch die Menschen, die ihn umgeben haben, egal ob durch die Männer, seine Mutter Katharina, Brunhild oder die Frauen meiner Familie, ist er zu einem Mann geworden, der die Meinung der Frau an seiner Seite ebenso hoch einzuschätzen weiß wie den seiner Geschlechtsgenossen. Er würde ihren Rat schätzen, sie auf Händen tragen und sie als gleichwertige Partnerin an seiner Seite akzeptieren. Das ist das, was ich euch über seine Mutter und die anderen Menschen in seinem Umfeld zu berichten weiß.“ Sie schloss die Lippen und schwieg.

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Mi 12. Dez 2018, 12:16 
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Mit irgendeiner ihrer Aussagen musste Alida bei der Adeligen genau ins Schwarze getroffen haben. Die Maske von Gefasstheit und Anmut, welche die junge Frau so sorgsam zu kultivieren versuchte, schien bei den Worten der Tzimisce für einen Moment zu bröckeln. Ärger, Schock und Wut verzerrten ihre ebenmäßigen Züge und offenbarten in diesen Sekunden ihre echten Gefühle. Sie hatte diese Frage gestellt, um zu provozieren, ihre Gesprächspartnerin in die Defensive zu drängen und das Gespräch zu kontrollieren. Nun jedoch war es Jocelyn selbst, die sich dank Alidas Mut und wohl gewählten Worten plötzlich mit dem Rücken zur Wand wiederfand. Eine Situation, die ihr gänzlich zu missfallen schien. Sie atmete tief ein, bevor sie sprach, noch immer um Fassung bemüht. „Was für eine Schande dieser Mann doch ist. Der Bastard einer Gewöhnlichen, aufgezogen von Krämern und Handwerkern ohne Etikette und Tradition. Seine Schwestern werden den Tag noch verfluchen ihn so hoch gehoben zu haben, denn umso tiefer wird er fallen und die beiden mit sich reißen.“ Sie schnaubte, während die drei anderen Frauen inzwischen ihre Nadelarbeiten weggelegt hatten und furchtsam zu Jocelyn starrten. Etwas im Ausdruck der Begleiterinnen verriet Alida das sie ein solches Verhalten offenbar nicht zum ersten Mal gesehen hatten. Die Marquet erhob sich voller Anmut und reckte Kinn und Nase in die Höhe. Überraschenderweise drehte sie sich zu der jungen, sehr korpulenten Frau in ihrer Entourage. Unter einem dunklen Umhang trug sie ein Kleid aus rosafarbenem Stoffen, welches ihrer Figur und Komplexität wenig schmeichelte. Sie blickte starr zum Boden und schien sich offen vor Jocelyn zu fürchten. „Hör dir gut an was du bekommen wirst Isabelle. Wobei ich stark bezweifele, dass dein zukünftiger Gatte in der Lage wäre DICH auf Händen zu tragen, auch wenn er die Stärke von zehn Männern hätte.“ Sie lachte süffisant über ihren grausamen Scherz. „Aber vielleicht verdient ihr euch tatsächlich. Nach all der Schande, die du bereits über uns gebracht hast Schwester, ist dieses Exil womöglich mehr nach deinem Geschmack als du eigentlich verdient hast. Werde glücklich unter Schweinehirten und Krämern. In zehn Jahren wird man in Frankreich vergessen haben, dass du je zu unserer Familie gehört hast!“ Mit diesen letzten Worten stolzierte sie aus dem Zimmer ohne sich noch einmal umzuschauen. Zurück blieb Alida mit den anderen Frauen. Die beiden älteren schauten beschämt weg, während Isabelle sich unauffällig versuchte die bitteren Tränen aus dem Gesicht zu wischen, die ihre Wangen hinunterliefen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Mi 12. Dez 2018, 20:15 
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Alida trat mehrere Schritte zur Seite als die junge Gräfin wutentbrannt den Raum verließ. Ungläubig beobachtete sie das Schauspiel, das sich die Schwestern ablieferten. Sie wagte nicht einen Ton von sich zu geben während sich ihre Gedanken überschlugen. Was genau war es das Jocelyn so aus der Haut hatte fahren lassen? Die Anspielung darauf, dass es Männer gab, die die Meinung einer Frau schätzten, was ihr selbst wohl selten widerfahren war? Es musste mehr dahinter sein, aber sie würde es wohl nicht heraus bekommen können. Sie sah zu der jungen Frau, Isabelle, die der mordenden betrogenen Ehefrau, der sie vor ein paar Jahren das Handwerk gelegt hatte, ausgesprochen ähnlich sah ( :P ) Wäre sie nicht so korpulent, sie hätte wahrscheinlich eine anziehende Erscheinung haben können. Wie Karl wohl zu ihr stehen würde? Alida verglich die drei Frauen: Marie, Thyra, Isabelle… Auch Marie als niedere Adelige hätte nicht dem hohen Stand entsprochen, den die Schwestern vorgesehen hätten, eine Ehe wäre demnach nie zustande gekommen, wenn Karl Herr von Flussfall hätte sein wollen. Hätte er für sie auf Titel und Ländereien verzichtet? Wie stand er zu Thyra? Und wie würde er reagieren, wenn man ihm seine zukünftige Frau vorstellen würde? Alida verdrängte die Gedanken, die zu nichts führten. Sie stand abwartend da und wartete darauf, dass man sie als Fremde niedrigeren Standes des Zimmers verweisen würde um dieses Trauerspiel nicht länger mitanzusehen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Do 13. Dez 2018, 13:27 
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Das worauf Alida wartete, geschah nicht. Die ältere Frau hievte sich schwerfällig aus ihren Sitzkissen und ging Jocelyn mithilfe einer Krücke hinterher. Jene die Adeleide genannt wurde, folgte ohne langes Zögern. Zurück blieben nur Alida und Isabelle. Letztere schien sich wieder gefasst zu haben und sprach zu Alida mit schüchterner Stimme. "Bitte verzeiht meiner Schwester. Sie meint es nicht so. Sie ist nur...nun...gelegentlich ein wenig aufbrausend." Die Dunkelhaarige senkte das Haupt und erhob sich dann ebenfalls, allerdings nicht wie ihre Begleiterinnen um den Raum zu verlassen, sondern um der Tzimisce noch etwas Wein aus der schweren Karaffe nachzuschenken. Auch sich selbst gönnte sie einen Becher, aus dem sie einen tiefen Zug nahm. Offenbar suchte sie auf dem Grund des Silberpokals nach ein wenig Mut, bevor sie nach einer gefühlten Ewigkeit weitersprach. Sie klang schüchtern, beinahe ängstlich. "Sagt mir, es gibt eine Frage, die ich mir stelle, seitdem ich hier angekommen bin. Ist es hier im Sommer immer so kalt und nass? Ich weiß wir sind nicht weit in den Norden gereist, aber macht die Lage von Flandern doch einen so großen Unterschied beim Wetter?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Do 13. Dez 2018, 20:06 
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Alida blinzelte mehrmals um sich in die Situation zurück zu holen, die sich ihr gerade bot. Ganz offensichtlich war sie allein mit der potentiellen zukünftigen Braut des jungen Fürsten von Flussfall. Diese schien weniger als andere Adeligen darauf bedacht der Etikette gerecht zu werden, schenkte ihr gar ein, richtete das Wort an sie um ein Gespräch gekonnt mit den Belanglosigkeiten über das Wetter zu beginnen. Alida sah sie an. „Verzeiht mir, euer Durchlaucht, aber ich hatte nicht die Zeit mich genau mit der Herkunft eurer Familie vertraut zu machen. Wo stammt ihr her? Erst dann lässt sich ein Vergleich anstellen.“ Ihr Blick streifte die Tür hinter der die Schwester mit den Begleiterinnen verschwunden war.

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Fr 14. Dez 2018, 12:27 
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"Der Stammsitz meiner Familie findet sich in Bar-sur-Seine. Nicht weit entfernt von der großen Handelsstadt Troyes, die etwas süd-östlich von Paris, an der alten, römischen Via Agrippa liegt." Isabelle nahm einen kleinen Schluck Wein. Ihre Nervosität schien sich langsam zu legen. "Das hier war meine erste Reise weg von der Heimat." Sie senkte den Kopf demütig. "Ich habe noch nicht viel von der Welt gesehen. Nur darüber gelesen. Mein Onkel hat mir immer wieder die vielen Karten und Schriften in der großen Bibliothek der Saint-Loup Abtei gezeigt." Sie lächelte bei dem Gedanken. "Es ist aber etwas ganz anderes diese Dinge mit den eigenen Augen zu sehen und nicht nur darüber zu lesen."

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