So 18. Dez 2011, 14:41
"Unruhen in Baltimore – Vizebürgermeister Stuart in illegale Geschäfte verwickelt"Eine Katastrophe scheint in diesen Tagen der nächsten zu folgen. Nicht nur das Bürgermeister Richmond von bisher immer noch unbekannten Tätern auf dem diesjährigen Polizeiball angeschossen wurde und noch immer in Lebensgefahr schwebt (wir berichteten), nein – auch Vizebürgermeister Thomas Stuart der bis zur, hoffentlich baldigen Genesung von Richmond dessen Amtsgeschäfte übernommen hat, stet heute im Mittelpunkt negativer, öffentlicher Aufmerksamkeit.
Am vergangenen Wochenende wurden diversen namhaften Zeitungen in Baltimore unter anderem auch der Baltimore Sun, höchst belastendes Material in Form von Fotos, Video- und Telefonmitschnitten sowie Bankdaten und Kontobewegungen von Tom Stuart, durch eine bisher noch anonyme Quelle übermittelt, die den Vizebürgermeister in Verbindung mit dem organisierten Verbrechen bringen. Sämtliche Unterlagen wurden bereits den zuständigen Behörden übermittelt, die derzeit die Authentizität des Beweismaterials überprüfen. Darunter finden sich unter anderem Fotos die Stuart bei verschiedenen Lokalitäten zeigen, die verdeckten Ermittlern schon lange als mögliche Institutionen der Cosa Nostra und anderen Organisationen aufgefallen waren und unter scharfer Beobachtung liegen. Einige dieser Aufnahmen zeigen Stuart gar in guter Stimmung bei einem festlichen Abendessen mit Bernardo Provenzano, jenem italienischen Investor der bisher schon öfter ins Fadenkreuz der Ermittlungen gegen das organisierte Verbrechen geraten war aber bisher immer straffrei davonkam.
Auf verschiedenen Audiomitschnitten und kleinen Kurzfilmen ist unverkennbar Thomas Stuart zu sehen und zu hören, der noch unidentifizierten Personen geschäftliche Transaktionen vorschlägt bzw. politische Zugeständnisse tätigt. Kontodaten- und Transaktionen fördern weiteres belastendes Material zutage, so verfügt Thomas Stuart beispielsweise über nicht weniger als 3 verschiedene als Spesenkonten deklarierte Bankverbindungen die teilweise fünfstellige Summen aufweisen und noch dazu im Ausland eröffnet wurden. Besonders belastend scheint ein parteiliches Spenden- oder Unterstützungskonto in den Staaten auf dem in den letzten Jahren noch größere Summen geflossen sind – teilweise zeigt die Rückverfolgung dieser Geldflüsse große Investitionen in namhafte Unternehmen bei denen auch Provenzano als Aktionär eingestiegen war. Wieder andere Beweismaterialen sprechen von verschiedenen „Privatinvestitionen“ als Teil von politischem Werbematerial für seinen Wahlkampf – das geflossene Geld lässt sich bis zu einem gewissen Grad ebenfalls zu bestenfalls rechtlichen Grauzonen zurückverfolgen.
Weitere Recherchen waren unseren namhaften Berichterstattern nicht möglich, da wir es als unsere Pflicht ansahen die vorliegenden Dokumente, wie bereits erwähnt den zuständigen Behörden zu übergeben. Bedenkt man die aktuelle Präsenz des FBI in Baltimore die der örtlichen Polizei in Fragen des Anschlages Unterstützung leistet, so kann man wohl mutmaßen das dieses Ereignis nicht der einzige Grund für das Bureau sein mag, sich in die aktuellen Geschehnisse einzuschalten. Von Seiten der Polizei sowie des FBI war bisher keine aussagekräftige oder offizielle Stellungnahme an unsere Zeitung eingetroffen. Lediglich eine knappe Erklärung des örtlichen Chief of Department konnte via persönlichen Telefonat in Erfahrung gebracht werden, darin heißt es sinngemäß:
„Das Baltimore Police Department dankt den örtlichen Informationsmedien für die wertvolle Unterstützung bei der Verbrechensbekämpfung und dem Aufrechterhalten der Sicherheit in unserer Stadt. Die den Zeitungen von unbekannten Quellen zugespielten Beweismaterialien werden selbstverständlich vollständig und eingehend überprüft und nachverfolgt werden. Das Federal Bureau of Investigation wird gewiss ebenfalls seinen Beitrag zur Aufklärung dieser möglicherweise illegalen Aktivitäten leisten. Bis wir aber die Echtheit der Dokumente geprüft und ausgewertet haben, möchten wir sie um weitere Geduld bitten und sie dazu anhalten keine voreiligen Schlüsse zu ziehen oder ungerechtfertigte Anschuldigungen auszusprechen. Sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen wird der Fall an die zuständigen Gerichte weitergegeben und es kommt zu einer Anklage.“ Die Ermittlungen die mittlerweile in die Hände der Staatsanwaltschaft gelegt wurden, laufen in diesen Tagen an.
Unterdessen weist Vizebürgermeister Stuart, auf die Frage nach eben genannten Beweißmitteln die ihn mit illegalen politischen und geschäftlichen Aktivitäten und daraus resultierenden Amtsmissbrauch, in Verbindungen bringen entschieden zurück. Thomas Stuart selbst war zu keinem Statement zu bewegen – ließ jedoch eine kurze Stellungnahme aus seinem Büro an die Öffentlichkeit mitteilen:
„Ich habe Zeit meines politischen Lebens stets im Interesse der Bevölkerung und im Namen meiner Wählerinnen- und Wähler gehandelt. Es betrübt mich zu hören welche unhaltbaren und völlig aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen aufgrund von mehr als dürftigen Beweislagen gegen mich vorgebracht werden – vor allem in Anbetracht der momentan sehr angespannten und schockierenden Verhältnisse in Baltimore. Ziel dieser Personen, kann es doch nur sein meinen guten Namen in den Schmutz zu ziehen um eigene Vorteile daraus zu ziehen. Weder habe ich illegale Geschäfte mit jemandem getätigt noch bin ich in ein Mordkomplott gegen Mr. Richmond verwickelt, wie die Gerüchteküche der Stadt mir momentan zuschreiben will.“
Gerade letztgenannte Gerüchteküche ist es auch, welche die politisch angespannte Situation in Baltimore gerade mehr als zum Kochen bringt. Die mutmaßlichen Verbindungen von Stuart zu Bernardo Provenzano, seine scheinbar illegal abgewickelten Geschäfte und Geldtransaktionen sowie nicht zuletzt der Anschlag auf Bürgermeister Richmond ergeben für große Teile der Bevölkerung ein schlüssiges Bild. So kam es gestern und vorgestern immer wieder zu Demonstrationen und Unruhen rund um das vom Brand schwer gezeichnete Baltimore Rathaus. Demonstranten warfen mit Steinen auf die ausrückenden Sondereinsatzkräfte des BPD und große Plakate die Stuart als „Verräter“ oder „Mörder“ titulierten wurden immer wieder gesehen. Die Lage spitzte sich zu als einige Demonstranten umstehende Fahrzeuge in Brand steckten und Fensterscheiben einschlugen um das Rathaus zu stürmen; konnte aber mithilfe von Wasserwerfern und Tränengas unter Kontrolle gebracht werden. 34 Personen wurden festgenommen, zahlreiche Demonstranten aber auch Einsatzkräfte wurden in den Tumulten verletzt.
Auch andere Teile der Stadt wurden in den vergangenen Nächten zu Schauplätzen von Auseinandersetzungen zwischen Polizei und wütenden Demonstranten, so brannte das Schlachthaus von Lincoln & Stewards, nahe dem Hafenviertel, im Zuge der Ausschreitungen bis auf die Grundmauern ab. Das brachiale Aufeinandertreffen zwischen Ordnungshütern und der wütenden Bevölkerung erhielt dort eine noch nie da gewesene Intensität an Gewalt, da von seiten der Demonstranten von Schusswaffen und Sprengsätzen Gebrauch gemacht wurde. Die Polizei beruhigt aber: "Es handelte sich um einfache, sehr laienhafte Sprengkörper die mehr der Abschreckung als dem tatsächlichen Zweck der Zerstörung dienten. Alle Schützen konnten festgenommen und das Material sichergestellt werden". Eine Verbindung zwischen dem Brand im Schlachthaus, Thomas Stuart oder dem Auftreten der Rinderseuche von vor einigen Tagen (wir berichteten) sieht die Polizei nicht: "Wütende und verzweifelte Menschen suchen Flucht in der Gewalt. Das Schlachthaus war schon einmal für leichte Verfehlungen in den Medien und aufgrund seiner Lage ein recht einfaches Ziel, glücklicherweise war der Betrieb gerade eingestellt, sodass niemand ernsthaft verletzt wurde."
Da Bürgermeister Richmond noch immer in Lebensgefahr schwebt und in künstlichem Koma gehalten wird, arbeitet die Stadtverwaltung bereits an einer organisatorischen Notlösung sollte nun auch der Vizebürgermeister aufgrund einer baldigen Anklage sein Amt nicht mehr ausfüllen können. Die Staatsanwaltschaft gemahnt jedoch Ruhe zu bewahren, bis alle Beweißmaterialien gesichtet und in Zusammenarbeit mit Polizei und FBI ausgewertet wurden. Mit einer offiziellen Anklage sei vor Ablauf von sechs Monaten nicht zu rechnen, bis dahin bliebe Thomas Stuart weiter im Amt.
Es bleibt schlussendlich nur zu hoffen, das Thomas Stuarts Verweilen im Amt des Vizebürgermeisters bis zum Zeitpunkt einer möglichen Anklage, nicht noch für weiteren Zündstoff unter den Demonstranten sorgt.