Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Mo 16. Nov 2020, 22:20 
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Zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang
November 1230


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Jemand hatte ein Fenster geöffnet und warme Nachtluft strömte durch die Gänge der stets kühlen Festung. Warme Nachtluft… Es war mittlerweile Mitte November und noch immer war die ihm so vertraute Kälte in weiter Ferne. Wie es wohl derzeit um Brügge bestellt war?
Lucien wusste, dass die Stadt in den Händen von Gerrit, Rhajala, Liliane und den anderen Kainiten Brügges wahrscheinlich gut aufgehoben war. Mit Zwist und Krieg war derzeit nicht zu rechnen, aber man konnte sich natürlich irren.
Lucien wusste, es wurde Zeit… Sein Dienst würde bald beginnen. Der Herrscher des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation war durch das Geschick der Kainiten Flanderns vor einem Attentat verschont geblieben auch wenn man die Attentäter nicht hatte fassen können, war nun doch zumindest in dieser Hinsicht Ruhe eingekehrt. Der Kaiser hatte alle Hände voll zu tun die unterschiedlichen Befindlichkeiten der Ritter, die sich auf dem Kreuzzug befanden, auszubalancieren. Eine schier unmögliche Aufgabe, wie Lucien immer wieder mitbekommen konnte.

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Friedrich hatte ihm wie bereits zuvor einen Posten in seiner Leibgarde angeboten und Lucien hatte wie immer dazu tendiert abzusagen. Dem jungen Kaiser war es jedoch gelungen Lucien das Versprechen abzuringen wenigstens ein paar Monate in seine Dienste zu treten.
Nun gehörte er zur obersten nächtlichen Leibgarde des Monarchen.

Lucien sog die bereits abkühlende Nachtluft in seine toten Lungen und ließ den Blick missmutig über die steinernen Zinnen, die wehenden Fahnen, Standarten und Truppenzelte gleiten. Das Land in dem er sich augenblicklich befand war kein Segen für einen aus westlichen Ländern stammenden Sterblichen. Tagsüber war es schwül, heiß und trocken, nachts jedoch sanken die Temperaturen merklich. Gewiss würden sich die Soldaten, so wie es immer der Fall war bald an die neuen Umstände gewöhnen genauso wie die Veteranen und alten Hasen unter den Kreuzrittern, die ohnehin weitaus schlimmeres gesehen oder erlebt hatten, sodass ihnen etwas Hitze oder Kälte recht nebensächlich erscheinen musste. Der Hauptmann von Brügge hatte sich zunächst geweigert den kaiserlichen Überwurf anzulegen; bestand darauf seine verstärkte Lederrüstung mit den gegerbten Insignien Brügges zu tragen. Nach und nach war aber selbst ihm klar geworden, dass seine unnatürliche Blässe und seine für einen Kreuzzug unangemessene Erscheinung eher Unwohlsein hervorrief denn Kameradschaft und Vertrauen. Schließlich hatte er sich die Tunika übergeworfen und siehe da: Plötzlich war er gar nicht mehr so bedrohlich und fremdländisch. „Kleider machen Leute…“, flüsterte er leise vor sich hin und musste unwillkürlich an Liliane denken. Immer wieder hatte er mit seinen durchdringenden Augen die Nacht zum Tag werden lassen; hatte jedoch sorgefältig darauf geachtet dabei nicht bemerkt zu werden. Dem Kaiser waren zwar weitaus mehr Kreaturen und übernatürliche Wesenheiten zugetan, als er für möglich gehalten oder für gut befunden hätte, aber den Großteil dieser erbärmlichen Welt machten immer noch Sterbliche aus. Selbst wenn sie gepanzerte Helme, Kettenhemden und das Kreuz auf der Brust trugen. Nun, gerade weil sie das Kreuz auf der Brust trugen. Eigentlich eine selten dumme Idee von ihm sich der Leibgarde des Kaisers anzuschließen… aber über den Punkt der ‚wirklich dummen Idee‘ war er längst hinaus. Er hatte nun einmal zugesagt. Mochten es politische Überlegungen gewesen sein, die Tatsache das sein Ego sich gestreichelt fühlte dem Kaiser zu dienen oder die Vorstellung das Friedrich gut für sein Land und in weiterer Folge auch Brügge wäre. Mit einem grimmigen Grunzen zog er die ledernen Handschuhe fester und ließ die Finger über den Schwertknauf gleiten. Ein beruhigendes Gefühl.

Die restlichen Kainiten seiner Gruppe waren wieder zurück in den Westen gereist. Nur Leif war noch hier. Brunhild hatte sich im Rahmen ihrer Aufgaben einen Sonnenbrand zugezogen, der teilweise an schwere Verbrennungen erinnerte. Es war kaum vorstellbar, dass ein Sterblicher so unter den Strahlen der Sonne leiden konnte, aber wahrscheinlich hatte das kainitische Blut, das durch ihre Adern floss seinen Teil dazu beigetragen. Seit mehreren Wochen kümmerte sich Leif um die Gesundheit seiner Ghulin und entgegen seiner sonst so übernatürlichen Heilkünste gelang es ihm diesmal nicht eine rasche Besserung herbeizuführen. Das einzige Licht am Ende des Tunnels war, dass Brunhild wahrscheinlich keine Narben davontragen würde.
Lucien wusste, was von ihm erwartet wurde. Offiziell war er nur dazu abgestellt irgendwo zu stehen und zu verhindern, dass sich jemand mit einem Messer auf den Kaiser stürzen konnte. Inoffiziell jedoch ging es um so vieles mehr. Lucien analysierte die Festungsanlagen, überprüfte deren Zustand, überlegte Wege um aus dem Palast hinein- und auch hinaus zu kommen, er nahm als in der Ecke platzierte Leibwache an geheimen Audienzen teil und wurde von Friedrich um seine Meinung zu den Besprechungen gebeten. Mitunter begleitete er den jungen Mann auch auf nächtlichen Streifzügen durch die Soldatenlager und Schänken der Stadt. Friedrich hörte auf seine Berater, unterließ es jedoch nach wie vor nicht sich direkt vor Ort selbst ein Bild der Lage zu machen.
Der Kaiser war, wie man so schön sagte ‚ein Mann des Volkes‘ und der Soldaten. Das war einerseits rührend und zutiefst menschlich, andererseits aber auch ein großes, kalkuliertes Risiko das Friedrich offenbar bereit war regelmäßig einzugehen. Die Verbrüderung mit dem einfachen Soldaten am Feld, ob in Verkleidung oder in Amt und Würden, half ihm gewiss das Vertrauen und die Loyalität seiner Männer zu gewinnen bzw. aufrechtzuerhalten. Es machte diese ganze ‚Leibgarde‘ Vereinbarung aber äußerst gefährlich und angespannt für den Gangrel. Wenn der Kaiser nachts frei herumspazierte um sich das Heerlager anzusehen oder einen Eindruck der aktuellen Lage zu gewinnen, konnte man niemals sicher sein, dass nicht vielleicht doch der eine oder andere Spion die Gerüchte, der Kaiser gehe gerne inkognito zum einfachen Volk, genauer überprüfen würde. Was wiederum zwangsweise nur zu einem weiteren Attentat führen konnte. Nein, leicht hatte es der Brügger Hauptmann gerade nicht, wenn man sich seine Pflichten genauer besah. Umso erleichterter war er gerade deswegen, wenigstens Leif um sich zu wissen, auch wenn dieser die letzten Tage viel Zeit bei Brunhild verbringen musste. Die Sonne in diesem Land war auch wirklich grausam. Immerhin bekam er in seiner Tätigkeit als höchstpersönlicher Leibwächter und Vertrauter des Kaisers sehr viel von der Politik am wirklich großen Spielbrett mit; lauschte Würden- und Entscheidungsträgern, besah sich Strategien und Taktiken, bekam Einblicke in die hohe Kunst der Diplomatie und das tagtägliche Herumschwänzeln der Günstlinge und Speichellecker. Mit einem Seufzen wandte er sich von der Balustrade ab und schritt weiter die Zinnen entlang. Noch ein kurzer Blick über die Ostseite und schon würde er sich wieder ins Innere der Burg zurückziehen können.

Der Blick auf die Stadt war beeindruckend. Hier, das war Lucien klar, war der Orient.
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Er sah hinaus und spürte erneut die warme Luft und roch das Salz des Meeres darin.
Lucien bemerkte mit einem Mal, dass sich irgendetwas in seiner Umgebung verändert hatte. Irgendetwas… er sah sich um. Das Licht! Lucien bemerkte, dass sich etwas am Schein der Fackeln, die den Gang beleuchteten, anders verhielt.
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Es nahm ab und zu. Der Gangrel sah in die entsprechende Richtung und erblickte einen lautlosen Schatten, der näher und näher kam. Die absolute Stille, die die Gestalt umgab war erschien Lucien mehr als ungewöhnlich.
Der Gangrel kniff die Augen zusammen und war für einen Moment versucht die Dunkelheit vor sich zu teilen, um den vermeintlichen Angreifer besser wahrnehmen zu können. Die Tatsache, dass der Schatten kein einziges Geräusch von sich gab ließ nichts Gutes vermuten. Schlussendlich entschied er sich dagegen – womöglich hätte er dem potentiellen Angreifer damit seine Anwesenheit verraten. Eindeutig musste es sich hier um ein übernatürliches Wesen handeln, ob Magier, Kainit oder was der Teufel in diesen Gegenden so lauerte, konnte er nicht mit Gewissheit sagen. Es gab viele Möglichkeiten für die Gestalt sich zu bewegen; zahlreiche Abzweigungen, die sie wählen konnte aber der Hauptmann hoffte, dass sie an ihm vorbeihuschen würde, sodass er sie aus dem Hinterhalte stellen könne. Flinken Fußes, huschte er in einen Gang zu seiner rechten und zog langsam das Schwert aus der Scheide. Er hob die Damaszenerklinge an und machte sich bereit für einen gewagten Sprung nach vorne, der seinem Gegner mit etwas Glück den Kopf von den Schultern trennen würde. Da sich der Schatten lautlos bewegte, würde er sich auf seine Augen verlassen müssen. Er spähte um die Ecke, um abschätzen zu können wie lange der Angreifer wohl noch bis zu seiner Gabelung brauchen würde. Falls er abbiegen würde, musste er ihm selbstredend eilig hinterher.
Lucien vernahm einige Augenblicke lang nichts, dann plötzlich war das Geräusch von mit Leder beschlagenen Stiefeln um so lauter. Als würde es, plötzlich aus dem Nichts heraus, auftauchen. Einen Moment war es still, dann vermeinte Lucien etwas zu hören, dass wie ein Atemzug klang.
„Hauptmann Sabatier?“ Die Stimme klang fest, so als wüsste sie, dass er sich irgendwo hier aufhalten musste. Der Sprecher musste noch recht jung sein. Der Klang der Sprachmelodie kam ihm vertraut vor.
Lucien stutzte und senkte das Schwert. Konnte es sein, dass er den Schatten gar kannte und nur auf die Distanz nicht eindeutig zuordnen konnte? Die Stimme kam ihm merkwürdig vertraut vor obgleich äußerliche Jugend und Stimmlage kein Garant für niedriges Alter oder Lebenszeit war, wie er selbst nur allzu gut wusste. Er seufzte innerlich; ließ es aber dabei bewenden und fing nicht damit an nachzudenken, welche anderen Kainiten oder übernatürlichen Vasallen des Kaisers ihm augenblicklich die Treue geschworen hatten und zusammen mit ihm hier ‚Dienst‘ versahen. „Ich bin hier“, sagte er mit lauter Stimme und trat mit einem schweren Satz nach vorne auf den Gang.
Der Mann, der im Gang nach ihm Ausschau hielt, tat einen raschen Schritt nach hinten. Offensichtlich war er ein wenig überrascht über die Schnelligkeit, mit der der Gangrel um die Ecke preschte.
Im Licht der Fackeln konnte er eine recht hochgewachsene Gestalt erkennen. Der Mann musste um die 25 sein.
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Er verbeugte sich auf eine ihm unbekannte Weise. „Baldric la Salle ist mein Name.” Lucien merkte nun, warum ihm der Klang vertraut vorgekommen war: Die Muttersprache seines Gegenübers musste Französisch mit dem Dialekt des Languedoc sein. „Der Fürst schickt mich.“ Um welchen Fürst es sich wohl handeln musste, verschwieg er wie selbstverständlich.
Lucien besah sich den jungen Mann und nickte leicht belustigt. Ja, er war gewiss tot und in Wahrheit nur noch eine spazierengehende Leiche und dennoch, empfand er es als sehr angenehm und wohlig vertraut die Sprache seiner ursprünglichen Heimat wieder hören zu dürfen. Offenbar war er nicht der einzige Untote im Regiment des Kaisers. Es wunderte ihn im Grunde nicht weiter, wenn er an all die Magier und Werwölfe dachte mit denen der Fürst Umgang pflegte. Mit einer schwungvollen Bewegung versuchte sich der Gangrel ebenfalls an einer Verbeugung. „Lucien Sabatier, aber das dürfte euch schon bekannt sein. Es freut mich euch kennen zu lernen, Baldric. Ich nehme an, der Fürst verlangt nach meiner Anwesenheit?“ Obgleich er es ein wenig genoss ins Französische wechseln zu können, war es ihm wie üblich zuwider sich allzu lange mit Floskeln aufzuhalten. So kam er gleich auf den Punkt.
Ein Nicken war die Antwort. Der junge Mann machte einen Schritt nach hinten. Lucien schien es als wolle er einen Abstand zwischen sich und den Untoten bringen. Er redete in gleichmäßigem Tonfall weiter als schien es ihn nicht zu kümmern, ob irgendwo ein dritter möglicherweise mithören könnte. „Ja, es haben sich Dinge ergeben, die eine sofortige Besprechung nötig machen und Kaiser Friedrich will euch dabeihaben. Da ich wusste, wo ihr euch aufhaltet, habe ich mich bereit erklärt euch aufzusuchen.“
Die Augen des Gangrels verengten sich und er nickte langsam; jegliche Belustigung war aus seiner Miene gewichen. Was immer sich für neue Erkenntnisse oder Informationen aufgetan haben mochten, sie schienen derart wichtig zu sein, dass Friedrich die Kainiten zurate zog. Und nicht nur einen allein. Über die Tatsache, dass der junge Untote wohl gerne noch mehr Schritte zwischen sich und den Gangrel gebracht hätte, sah er rigoros hinweg. Stattdessen fragte er: „Auch wenn ich glaube die Antwort schon zu kennen aber – hat er näheres erwähnt, Baldric?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich selbst konnte ihm die Nachricht bringen, also weiß ich Bescheid. Aber es würde zu lange dauern, jetzt alles zu berichten. Wenn ihr gewillt seid mir zu folgen werdet ihr bald über alles informiert sein.“
Lucien nickte behäbig. „Gewillt? Ich denke da wird uns beiden nichts anderes übrigbleiben. Am besten geht ihr voran. Ich bin dieser Nächte nicht immer im Bilde wo der Fürst seine Unterredungen abzuhalten wünscht. Das wechselt aus Sicherheitsgründen auch gerne mal öfter.“ Mit einem metallischen Schaben glitt der im Fackellicht glänzende Stahl wieder zurück in die Schwertscheide. „Beeindruckende Fähigkeit, die ihr da zur Schau stellt, nebenbei bemerkt mein lieber Baldric. Ihr bewegt euch buchstäblich lautlos. Wo habt ihr so etwas nur gelernt?“

Der junge Franzose wandte sich bereits zum Gehen, warf Lucien bei seiner Frage jedoch einen kurzen Blick zu. „Ich bevorzuge es, so wie ihr auch, nicht ganz so viel Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. In diesen dunklen Gängen ist man annähernd unsichtbar, wenn man nicht gefunden werden will und dabei nicht zu laut vorgeht.“ Er ließ Lucien den Vortritt. „Fürst Friedrich befindet sich in den blauen Gemächern zur Seeseite.“
Lucien legte den Kopf leicht schief und betrachtete die Brust des Burschen, die sich gemächlich hob und wieder senkte. Er glaubte auch Atemgeräusche zu vernehmen und insgesamt wirkte er sehr rosig und allzu lebendig. Demnach wohl kein Untoter sondern ein Ghul. Seis drum. Merkwürdig nur, dass er die Kunst beherrschte sich dermaßen geschickt und lautlos fortzubewegen. Der Gangrel war überzeugt davon, dass es sich vermutlich als äußerst spannend herausstellen würde seinen Domitor kennenzulernen. Aber das würde so oder so warten müssen, der Kaiser hatte Vorrang. „Ihr geht vor Baldric, ich bestehe darauf.“ Er vollführte eine einladende Geste. Ghul oder nicht, er kannte diesen Sterblichen nicht und auch wenn alles den Eindruck erweckte völlig korrekt vonstatten zu gehen, hatte er leidlich lernen müssen diesem trügerischen Gefühle der Ruhe und Naivität nicht zu vertrauen. „Ich werde euch kein Haar krümmen, wenn ihr mir keinen Anlass dazu gebt. Wir haben dem gleichen Mann die Treue geschworen“, fügte er knapp hinzu.
Der junge Mann schien einen Moment zu überlegen, ballte die Fäuste, um sie dann wieder zu öffnen. Die letzten Worte des Gangrels hatten ganz offensichtlich den Ausschlag gegeben, dass er tatsächlich vor Lucien her schritt. Allerdings war seine Haltung angespannt und kampfbereit. Nach wenigen hundert Metern merkte Lucien wie die Geräusche um ihn herum leiser wurden. Die Schritte der beiden Männer waren kaum noch zu vernehmen.
Sie gingen zunächst durch die dunklen, engen Gänge der weitläufigen Festungsanlage. Desto näher sie den Gemächern der regierenden Fürsten im Inneren kamen umso geschmückter und schöner war das Interieur. Weißer Marmor bedeckte den Boden, verzierte Säulen stützen eine lichte Decke, zwischen denen man vereinzelte Sterne aufblitzen sehen konnte. In keinem Palast in Europa war Lucien je solche Pracht begegnet.

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Schließlich erreichten sie eine Tür, die Baldric nach kurzem Anklopfen öffnete. Der Raum dahinter war ausladend und mit allerhand Zierat versehen. Der Gangrel kannte diese Gemächer, handelte es sich doch um die Lieblingsräumlichkeiten des Kaisers.

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Verfasst: Mo 16. Nov 2020, 22:20 


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BeitragVerfasst: Di 17. Nov 2020, 17:05 
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Es fühlte sich merkwürdig an, als plötzlich alle Geräusche um sie herum verstummten und selbst das Schaben des Leders seines Wappenrocks nicht mehr zu vernehmen war. Für gewöhnlich hatte der Hauptmann reichlich Übung darin sich lautlos und unbemerkt zu bewegen aber dies hier war buchstäblich absolut geräuschlos. Wenn man sich dazu noch die Fähigkeit Gerrits vorstellte vollkommen unsichtbar zu werden, wurde einem mit einem Mal eindrücklich vor Augen geführt, warum die kainitischen Mörder und Attentäter aus dem Osten so gefürchtet waren. Die schier überwältigende Pracht, in der er sich nach kurzem, lautlosem Gang in die Privatgemächer des Kaisers befand war dazu das genaue Gegenteil, zog sie doch unweigerlich die gänzliche Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Jedes Möbelstück ein Kunstwerk, die Wände vertäfelt und verfugt, edle Wandteppiche, Kerzenleuchter und Marmor von feinster Machart. Eine üppige, goldversetzte Wonne in der sich tagsüber funkelnd die Sonne spiegeln musste, um dem Fürsten zu huldigen.

Vorsichtigen Fußes betrat der Hauptmann die weitläufigen Räumlichkeiten nach dem jungen Baldric la Salle, dessen Abstammung oder Verhältnisse zu den Geschöpfen der Nacht für ihn nach wie vor ein Rätsel waren. Locker ließ er eine Hand auf dem Schwertheft ruhen und den Blick über das geschmackvolle Interieur gleiten. „Ich dachte es wären auch noch andere zugegen Baldric. Wenn die Situation eine so dringliche Zusammenkunft erfordert, muss ich mich schon ein wenig wundern keine anderen Würdenträger hier anzutreffen“, murmelte Lucien gedankenverloren. „Es sei denn natürlich, die aktuelle Lage verlangt ein sehr… differenzierteres Vorgehen“, fügte er mit einem vielsagendem Augenaufschlag hinzu.

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BeitragVerfasst: Di 17. Nov 2020, 21:41 
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„Ich bin sehr gespannt, welche Würdenträger ihr hier anzutreffen gedenkt, Hauptmann Sabatier.“ Die Stimme war gut vernehmbar, ruhig und von angeborener Autorität.
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Lucien vermeinte fast so etwas wie ein Schmunzeln zwischen den Silben zu hören auch wenn er den Sprecher nicht erkennen konnte. „Tretet doch näher.“ Die Stimme war hinter einem Paravent zu vernehmen. Als sich die beiden Männer näherten, war eine Sitzgruppe zu erkennen, die um einen Tisch herum platziert war auf der mehrere Dokumente und Landkarten ausgebreitet lagen.
Ein Gesicht erkannte Lucien neben dem des Kaisers sofort.
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Die Garou musterts ihn mit der für sie typischen Skepsis. Daneben waren noch ein weiterer Mann zu erkennen. Lucien stutzte für einen Mann als er das Gesicht plötzlich vor sich sah.
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Lucien räusperte sich etwas und bewältigte zügigen Schrittes die kurze Distanz in Richtung der Stimme hinter dem Paravent. Es war kein Geheimnis wer ihm da gebot näherzutreten. Mittlerweile erkannte er die Stimme des deutschen Kaisers Friedrich auf Anhieb. Sein Blick fiel über die versammelten Personen, die sich rund um den großen Kartentisch versammelt hatten und blieb schließlich auf dem Fürsten heften. Der Hauptmann erwog einen Kniefall; zog es aber schließlich in Anbetracht der Umstände vor lediglich eine tiefe Verbeugung zu vollführen. Als er den Kopf hob, nickte er knapp Francesca zu bevor er sich wieder dem Kaiser zuwandte. „Ihr habt mich rufen lassen mein Fürst und soweit Baldric hier mich unterrichtet hat, geht es um weitschweifende Entscheidungen von großer Tragweite. Da überlegte ich wen ihr wohl alles zu Rate ziehen werdet“, meinte der Gangrel ebenfalls etwas schmunzelnd. „Wie ich sehe mein Fürst, ist die Angelegenheit sogar so wichtig, dass der umgekehrte Fall eingetreten ist. Je weniger darum wissen, desto besser.“ Er öffnete kurz den Mund um noch etwas hinzuzufügen; deutete dann aber nur wortlos zwischen Baldric und dessen Doppelgänger in der Sitzgruppe hin und her. „Mag mir dies einer der Herren vielleicht noch erklären? Ich nehme an eine Tarnung bei Tage nicht wahr?“
Ein Blickwechsel fand zwischen dem Kaiser und dem braunhaarigen Mann statt, der ebenfalls in der Runde Platz genommen, der von einem kurzen Nicken des Herrschers beendet wurde. Er hatte die Erlaubnis erhalten das Wort zu ergreifen. Der Doppelgänger erhob sich und verbeugte sich vor Lucien. „Mitnichten, Herr Sabatier. Eine Tarnung wäre etwas durchaus Faszinierendes, aber leider handelt es sich um nichts anderes als eine Wandlung der Natur. Baldric ist mein Zwillingsbruder. Mein Name ist Compte Henri Eduard Alois de la Salle. In den Diensten des Kaisers… Ausgesprochen erfreut eure Bekanntschaft machen zu dürfen.“ Während der andere Zwillingsbruder zuvor eher zurückhaltend, fast ängstlich vorgegangen war, strotze dieser vor Selbstbewusstsein und Neugier.
Der Gangrel hob eine Augenbraue während sich seine Miene in leichter Anerkennung verzog. Soviel zur Frage welche Würdenträger sich denn heute Abend hier versammelt hätten. Er ließ sich zu einer erneuten, knappen Verbeugung hinreißen und nickte dem Compte respektvoll zu. „Es freut mich auch eure Bekanntschaft zu machen werter Compte; wir hatten bisher noch nicht das Vergnügen.“ Sein Blick richtete sich für einen Lidschlag erneut auf dessen Zwillingsbruder Baldric um dessen Züge eingehender zu studieren. Tatsächlich, wie aus dem Gesicht geschnitten. „Ich muss sagen, ihr seid euch tatsächlich, wie wohl bei Zwillingen zu erwarten zum Verwechseln ähnlich.“ Das diese Ähnlichkeit sich jedoch lediglich auf die äußerliche Erscheinung bezog, musste und wollte er nicht extra hervorheben. Es brauchte keinen besonders scharfen Beobachter um die offensichtlichen Unterschiede in der Persönlichkeit der beiden zu erkennen. „Nun, demnach lag ich mit meiner Vermutung in Bezug auf die Anwesenheit von Würdenträgern gar nicht so falsch wie angenommen. Ich nehme an wir haben Schwierigkeiten mein Fürst?“, fragte er etwas näher an den Kaiser tretend und den Blick über die Karten schweifen lassend.
Baldric la Salle nahm ebenfalls auf einem der Stühle, recht weit von Lucien entfernt, Platz. Der Kaiser wartete bis sich Lucien gesetzt hatte. „Danke, dass ihr euch hier mit mir versammelt habt, dass ich auf euch zählen kann.“ Lucien wusste, dass der Kaiser noch andere Vertraute wie beispielsweise den Magus Meister Alleister hatte, die sich aber in unterschiedlichen Teilen des Reiches aufhielten. Offensichtlich war dieser auserlesene Kreis zum einen einer, dem der Kaiser vertraute, zum anderen die einzig verfügbaren Eingeweihten.
Friedrich begann mit einem Seufzen zu berichten. „Wir alle wissen um die derzeitige Situation im Lager, in Akkon, im heiligen Land. Wir führen einen Kreuzzug, der für alle Beteiligten, egal ob Christen oder Mauren in einem gigantischen Blutvergießen enden wird. Unsere Armeen sind groß, gut ausgerüstet derzeit noch gut genährt. Das wird sich, wie jeder weiß, irgendwann enden.“ Er pausierte kurz um Einwände geltend machen zu können und fuhr dann fort. „Es wurden schon viele Kreuzzüge geführt und die Verluste waren jedes Mal unvorstellbar. Über kurz oder lang jedoch können wir nur verlieren… Deshalb sollten wir uns unserer eigentlichen Ziele vor Augen führen: Weswegen sind wir hier? Welche Aufgaben hat uns der Mann in Rom auferlegt?- Es geht um die Rückeroberung des eroberten heiligen Landes, der heiligen Städten. Pilger sollen ungefährdet die Wege nach Jerusalem bestreiten können, am Berg Golconda beten, in der Grabeskirche auf die Knie fallen dürfen. Mächtige Männer wünschen dort zu Grabe getragen zu werden um am Tag des jüngsten Gerichts gemeinsam mit unserem Heiland wieder auferstehen zu können…“ Wieder wartete er einige Augenblicke ab. „Und das alles möchte ich ihnen geben. Dafür will ich kämpfen… Doch wenn irgendwie möglich nicht mit dem Schwert. Den Sarazenen ist genauso wenig an einem Blutvergießen gelegen wie uns. Aus diesem Grund habe ich Verhandlungen mit dem Sultan al-kamil aufgenommen. Er ist der Fürst der Ayyubiden, den Herrschern über Ägypten, Palästina, Syrien und regiert gemeinsam mit seinen jüngeren, ihm unterstellten Brüdern. Darin geht es um einen Waffenstillstand, freien Zugang durch das Heilige Land und die Übergabe der heiligen Stätten Jerusalem, Nazareth und Bethlehem an das Kreuzfahrerheer. Derzeit befindet al- Kamil sich auf dem Weg nach Damaskus, um dort gemeinsam mit ihnen mein Friedensangebot zu erörtern.“
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Lucien hatte sich in die weich gepolsterte Sitzgelegenheit fallen lassen und konnte nicht umhin Francesca mit einem leicht schiefen Lächeln zu bedenken. Bevor er es sich aber allzu bequem machen konnte begann der Kaiser bereits die aktuelle Lage zu diskutieren und seinen Verbündeten und Untergebenen sein Ansinnen zu unterbreiten. Der Hauptmann schwieg die ganze Zeit über und hörte sich das Plädoyer des deutschen Kaisers für friedliche Verhandlungen ohne Blutvergießen und freies Geleit für brave Christen aufmerksam an. Gelegentlich quittierte er die Worte des Fürsten mit einem nachdenklichen Nicken oder Zucken der Unterlippe; unterbrach diesen aber ansonsten nicht ehe Friedrich geendet hatte. Es wäre ihm auch nichts eingefallen, worin er Friedrich nicht zugestimmt hätte. Die Truppen waren gut in Schuss aber weitab der Heimat und irgendwann würde wie immer der Proviant ausgehen, die Moral einbrechen, kurzum: Irgendwann ging alles zum Teufel. Und Kreuzzüge hatten es nun mal eben an sich eine scheußliche quälend lange Zeit dahinzugehen bis eine Seite ausgemergelt und müde vom Kämpfen war. Es war, wie Friedrich so treffend bemerkte, nur eine Frage der Zeit. Von den vielen zerstückelten und verblutenden Leichen ganz zu schweigen. Nur völlig aufgeben konnte er sein Unterfangen nicht, dafür saß ihm der ach so vortreffliche, heilige Stuhl zu sehr im Nacken. Ein Schelm der Böses dachte. Der Hauptmann strich sich grübelnd über die unrasierten Bartstoppeln. „Ihr wisst mein Fürst, dass ich niemand bin der viel auf die Kirche oder den Glauben gibt. Es steht mir in meiner… Lage wohl auch nicht zu das zu tun möchte man meinen. Aber ich begrüße euer Vorhaben der Friedensverhandlungen, weil es tatsächlich Sterbliche… will sagen Leben schonen könnte. Leben die für mein Verständnis unnötig ausgehaucht werden. Wenn es also die Möglichkeit gibt Manneskraft und Blut zu schonen und gleichzeitig den Pabst zufrieden zu stellen, würde ich sie gewiss ergreifen.“ Der Gangrel lehnte sich etwas zurück und wirkte unsicher. „Im Großen und Ganzen habt ihr uns bereits euer zukünftiges, wohlüberlegtes Vorhaben unterbreitet mein Fürst. Wie also passen wir hier in die Umsetzung dieser Friedensverhandlungen? Wie können oder sollen wir euch unterstützen?“
Friedrich nickte Lucien zu und deutete auf Baldric. „Unser französischer Freund konnte uns unsagbar wichtige Hinweise beschaffen, die den Verlauf all unserer Bemühungen für immer verändern werden, wenn wir nicht einschreiten.“ Er deutete auf ein Dokument in der Mitte des Tisches. Es war feinsäuberlich mit arabischen Worten beschrieben.
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Friedrich wusste, dass einige am Tisch nicht des Arabischen mächtig waren und übersetzte. „Hierin ist genau aufgelistet wo Al-Kamil reisen wird, wie er zu ruhen gedenkt, was er am liebsten speist, wie er seine Stunden der Ruhe verbringt, seine Lieblingsverse arabischer Dichter… einfach Alles. Am Ende des Dokuments versteht man seinen Sinn. 500 Golddinare werden dem Empfänger des Dokuments angeboten, wenn es ihm gelingt Al Kamil aus dem Weg zu schaffen und es wie einen Unfall aussehen zu lassen.“
Baldric La Salle ergriff mit ruhiger Stimme das Wort.
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„Mir wurde das Dokument von einem Mann in der Gefolgschaft des Empfängers über einige geheime Wege zukommen gelassen. Al Kamil ist der Neffe des Fürsten Saladin und der gesalbte König. Einen kaltblütigen Mord kann er nicht gutheißen und so hat er sich entschlossen mit mir zusammen zu arbeiten.“
Lucien lächelte schief. „Ah jetzt wird es langsam interessant. Also haben wir jemanden der genau darüber Bescheid weiß das Friedensverhandlungen stattfinden sollen und der möchte, das diese scheitern. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil es keinen Sultan mehr gibt mit dem man verhandeln könnte, jammerschade.“ Bedächtig wog der Hauptmann den Kopf hin und her. „Es ist also ein Attentat entlang der Reiseroute angedacht, von dem wir nicht wissen wo und wie es passieren wird, nur dass es passieren wird. Dann verstehe ich unsere Aufgabe dahingehend richtig, dass wir den Sultan geleiten und sein Leben bis zu den Verhandlungen schützen sollen?“ Seine Augen verengten sich. „Haben wir denn schon eine Vorstellung davon wer uns da so übel mitspielen will? Wer will das die Verhandlungen zum Scheitern verurteilt sind? Der Pabst?“
Baldric schwieg und sah zu Friedrich, der schließlich antwortete. „Der Papst hat, so vermute ich mal, hiermit ausnahmsweise einmal nichts zu tun. Das hier ist laut dem Informanten von Baldric die Handschrift des Bruders des Sultans, al-Aschraf, der über Damaskus herrscht. Und zu diesem ist Al-Kamil aufgebrochen…“
Lucien nickte. „Also müssen wir von einem Bruderzwist ausgehen. Sein Bruder möchte den aktuellen Sultan tot sehen um möglicherweise selbst diesen Titel für sich beanspruchen zu können und womöglich streng seinen Glaubensüberzeugungen, keine Verhandlungen mit den Christen aufnehmen. Gehe ich da richtig in meiner Annahme?“ Sein fragender Blick glitt kurz zum schweigenden Compte und blieb dann wieder auf Friedrich haften.
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Friedrich nickte. „Genau das sind unsere Vermutungen. Schon seit Jahren herrscht Zwist zwischen den Brüdern, die nur im gemeinsamen Kampf gegen uns Kreuzfahrer einen Sinn in ihrem Zusammenhalt sehen. Offiziell sind die beiden Brüder Al-Kamil unterstellt, aber wenn der Herr weit weg ist, kommt man leicht auf ausschweifende Gedanken… Wie wir auch an den Heeren des Papstes erkennt, die gerade meine Ländereien in Sizilien verwüsten.“ Er knirschte zornig mit den Zähnen als Ausdruck seiner unterdrückten Wut, konzentrierte sich jedoch gleich wieder auf das derzeitige Geschehen.
Baldric entschied sich wieder zu sprechen. „Ich vermute, wenn wir Al- Kamil dieses Schreiben zukommen lassen können, vermag er selbst zu entscheiden wie er weiter vorgehen wird. Wie er seinen treuen Brüdern begegnen wird.“

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BeitragVerfasst: Mi 18. Nov 2020, 13:26 
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Lucien strich sich durch die dunklen Bartstoppeln und wirkte ein paar Augenblicke in Gedanken versunken. „Na schön“, sagte er schließlich und erhob sich. Mit ein paar knappen Schritten war er vor dem ausladenden Tisch angekommen und beugte sich mit abgestützten Händen über das vor ihm ausgebreitete Kartenmaterial. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er eine ungefähre Vorstellung davon zu bekommen, von welchen Distanzen man hier genau sprach. Dieses Land befand sich nach wie vor im Krieg, war den meisten der hier Anwesenden wohl nur marginal bekannt und sehr weitläufig. Unwirtliche Gegenden, die nur ab und an von Städten, kleinen Dörfern oder gar nur ein paar Häuseransammlungen und winzigen, verstreuten Siedlungen gesäumt waren. Wie und wer auch immer dem Sultan die Nachricht überbringen müsste, hätte einen äußerst gefährlichen Weg vor sich. „Ich könnte in kurzer Zeit große Distanzen überwinden und auch der Tag bereitet mir keine wirklichen Sorgen“, meinte der Hauptmann feststellend. „Allerdings, ist dies sehr kräftezehrend und lässt mich am Ende meines Weges ob der spärlichen Besiedelung nur mit einem Bruchteil meiner Möglichkeiten zurück. Das kann für einen einzelnen gefährlich werden. Zudem müssen wir davon ausgehen, dass unsere Widersacher ebenfalls bereits darüber informiert sind, dass wir dieses Komplott auffliegen lassen wollen, was unweigerlich dazu führt das mein Verweilen tagsüber nur eine trügerische Sicherheit verspricht. Zudem sehe ich eindeutig nicht wie ein Einheimischer aus.“ Mit einem knappen, überlegenden Kopfnicken verschränkte der Gangrel die Arme und sah in Richtung des deutschen Kaisers. „Ich kann es versuchen, aber ich werde definitiv Hilfe brauchen. Wenn ich allein reise bin ich zwar womöglich schneller aber die Chancen das dieses Schreiben den Sultan erreicht, bemessen sich einzig an den Taten eines einzelnen Mannes. Ich werde Unterstützung brauchen mein Fürst.“

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BeitragVerfasst: Fr 20. Nov 2020, 20:09 
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Friedrich nickte. „Danke, dass ihr so bereitwillig dabei wärt euch für euren Einsatz in Gefahr zu begeben, Hauptmann Sabatier. Das Unterfangen ist alles andere als ungefährlich. Und wenn es scheitert und dieses Dokument in falsche Hände gelangt, ist unser einziger Beweis für die Verschwörung der anderen Mitglieder der Familie al- Kamils dahin.“ Er legte die Handflächen auf den Kartentisch, beuget sich nach vorne und sah alle anderen eindringlich an. „Wenn das Unterfangen jedoch gelingt,…“ seine Stimme wurde fester“ …dafür könnt ich meine unsterbliche Seele verwetten, ist dieser Krieg beendet. Al- Kamil wird gar keine Wahl haben als einem Frieden zuzustimmen, denn er kann nicht an zwei Seiten Krieg führen, ohne alles zu riskieren. Denn seine Brüder, das ist allen klar, werden keine Ruhe geben, bis sie an der Spitze ihrer Dynastie regieren.
Francesca trat einen Schritt nach vorne. „Mein Kaiser, ihr wisst, dass jeder hier sofort Leib und Leben riskieren würde um für euch einzustehen?“
Es zuckte amüsiert um die Mundwinkel des braunhaarigen Herrschers. Er hatte anscheinend nur auf einen solchen Einwand der Garou gewartet. „Selbstverständlich. Deswegen habe ich euch hierher gebeten.“ Er blickte jedem in die Augen. „Wenn es jemand schaffen kann, dann ihr…“

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BeitragVerfasst: Di 24. Nov 2020, 21:11 
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Lucien lauschte den Worten des Kaisers aufmerksam und nickte als dieser ihnen allen zu verstehen gab, dass dieser so harmlos wirkende und doch so gefährliche und beschwerliche Botengang im Grunde kriegsentscheidend sein konnte. Er selbst hegte zwar noch so seine Zweifel in Bezug auf das recht eilig als selbstverständlich angenommene Ende dieser Auseinandersetzung aufgrund eines einzigen Briefes aber, dass es einen Ausschlag – womöglich gar einen wichtigen geben konnte, stand auch für den Hauptmann vollkommen fest. Und wenn es nur dazu führen mochte, dass der Kalif eher dazu bereit wäre in Verhandlungen mit dem Kaiser zu treten. Ein leichtes Lächeln huschte nun seinerseits über seine schmalen Lippen, als Friedrich seine „unsterblichen Seele“ erwähnte. Sein Körper mochte verfallen, doch die Seele war unsterblich. So erzählte man sich. Bei Lucien verhielt es sich wohl eher umgekehrt. Niemals würde sein Körper verrotten oder gebrechlich werden aber das Himmelreich würde er auch nicht blicken. Er wusste nicht zu sagen, was er für die bessere Alternative hielt; richtete dann aber den Blick in Richtung Francesca, die dem Kaiser im Namen aller ihre Loyalität zusicherte. Der Gangrel ließ die Garou und auch Friedrich diesen wohl wichtigen Moment aus gegenseitigem Lobgesängen und Zusicherungen der starken Bande untereinander noch etwas in die Länge ziehen, bevor er sich erdreistete die Hand and den Mund zu legen, um sich etwas zu räuspern.

„Wenn ich das also wiederum richtig verstehe mein Kaiser, wünscht ihr das wir alle uns gemeinsam mit dieser Aufgabe befassen. Ich schlussfolgere also daraus das euer Gnaden uns…“ Er blickte kurz in die Runde, stockte für einen Moment und sprach dann weiter als seine Augen Baldric streiften. „… uns vier hier gemeinsam auf die Reise schicken möchte, um den Brief sicher und rasch dem Kalifen zu übermitteln?“

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BeitragVerfasst: Mi 25. Nov 2020, 20:25 
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Der Kaiser legte erneut die Hände an die Tischkannten und beugte sich über die Papiere. Lucien konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der 36 Jährige Mann nicht über die Dokumente nachsann, sondern überlegte. Seine Stimme klang bemüht fest. „Diese Mission ist mehr als dringend. Wenn irgendjemand noch in der Lage ist Al Kamil zu erreichen und zu ihm durchzudringen, dann ihr.“ Er sah einen nach dem anderen an und seine Augen verweilten zu guter Letzt auf Lucien. „Dieser Auftrag wird euch in Gefahr bringen, vielleicht gar eure Existenz kosten… und ich weiß, dass ich keinerlei Recht habe, irgendetwas von euch zu fordern. Ich akzeptiere, wenn ihr ablehnt und werde es euch nicht verübeln. Darauf habt ihr mein Wort.“ Der Gangrel konnte kaum merklich hören, wie Francesca di Valle unruhig mit den Stiefeln über die edlen Fließen strich, Baldric la Salle hielt den Atem an.

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BeitragVerfasst: Do 26. Nov 2020, 21:50 
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Lucien setzte sein berühmt-berüchtigtes, schiefes Lächeln auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie oft hatte er derlei Ansprachen mittlerweile schon gehört. „Ist das denn in Wahrheit nicht immer so mein Fürst?“ Er neigte den Kopf in Richtung der Anwesenden. „Und hat uns das jemals davon abgehalten diese… potenziell tödlichen und äußerst gefährlichen Wagnisse zu unternehmen, um ein Ziel zu erreichen?“ Er machte nunmehr ebenfalls einen Schritt auf den Tisch vor ihm zu and stützte sich mit beiden Armen auf der Tischkante ab; fixierte den deutschen Kaiser mit festem Blick. „Ich habe euch zugesagt. Und das habe ich nicht in naiver Einfalt mit einem gemütlichen Ausritt in der Wüste und exotischen Gesängen in Verbindung gebracht. Wir haben eine Vereinbarung und an die halte ich mich. Dasselbe erwarte ich jedoch auch von euch euer Gnaden.“ Er erhob sich und sah erneut in die Runde. „Ich möchte dieser illustren Runde jemanden hinzufügen, wenn ihr euch damit einverstanden erklärt. Einen unserer besten Leute mit dem ich schon eine schier unüberblickbare Zeit zusammen gekämpft, geblutet und durch das Feuer gegangen bin. Ein Mann meines Vertrauens der nicht nur ein großartiger Kämpfer und Wegbegleiter ist, sondern darüber hinaus auch in vielerlei anderen Dingen eine überragende Expertise erlangt hat, die uns zum Vorteil gereichen wird. Ein Mann mit Verstand und Weitblick. Ich möchte meinen Brügger Kameraden und weithin bekannten Medicus Leif Thorson auf diese Reise mitnehmen, so er sich dazu bereit erklärt. Gibt es Einwände?“ Der Hauptmann blickte in die Runde und blickte dann erneut in Richtung Friedrich.

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BeitragVerfasst: Sa 28. Nov 2020, 14:58 
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Der Kaiser hatte Lucien aufmerksam gelauscht und warf, als der Hauptmann seine letzte Frage an alle richtete, prüfende Blicke zu den anderen als würde er versuchen in deren Minen zu lesen und sie dazu aufzufordern ihre Meinung kund zu tun.
Baldric La Salle sah skeptisch aus. „Ich vermute, es handelt sich um ein weiteres Geschöpf der Nacht?“
Sein Zwillingsbruder nickte, aber während beim ersteren Zweifel und Abneigung an den Gedanken breitmachten, stand in denjenigen des anderen helle Begeisterung. „Ja, Thorson ist ein ausgezeichneter Heiler, sagt man. Einer von den Totengräbern. Wahrscheinlich einige Jahrhunderte alt und erfahren.“ Er sah zu Baldric. „Mach nicht so ein Gesicht! Er ist keiner von den Tremerebastarden.“ Und bekräftigend und fast ein wenig lästernd: „Er hat es nicht auf dich abgesehen…“
Baldric schluckte, sprach dann jedoch mühsam weiter. „Mein Kaiser. Ich kenne eure Meinung zum Nachtvolk und ich achte sie. Trotzdem werde ich meinem Gewissen folgen und mich gegen einen weiteren Vampir aussprechen. Es geschieht immer wieder, dass der Dämon, der in ihrem Inneren wohnt, die Oberhand gewinnt und die Kontrolle an sich reißt, mögen die Absichten des Untoten vielleicht auch noch so gut sein.“
Friedrich nickte um ihm zu verstehen zu geben, dass er seine Meinung respektierte. „Compte Henri de la Salle?“
„Ich spreche mich auf jeden Fall für den Kainiten aus. Er ist Heiler, besitzt einige übermenschliche Gaben, die uns nur all zu nützlich sein können. Wir können uns geehrt fühlen.“
Friedrichs Blick wanderte zu der Garou. „Francesca?“
Francesca verzog die Lippen zu einem wölfischen Grinsen. „Der Geruch nach Wyrm wird so schon schlimm genug werden. Ich kenne diesen Mann nicht und ich vertraue lieber denjenigen, mit denen ich bereits Seite an Seite gekämpft habe.“
Wieder folgte das Nicken des Kaisers. „Gut. Damit steht es zwei gegen zwei. Meine Stimme fehlt noch: Ich spreche mich für den Heiler aus. Wenn Meister Sabatier sich so für ihn verbürgt, wird er die richtige Wahl sein.“
Damit stand es drei gegen zwei. Friedrich sprach Lucien direkt an. „Sucht euren Freund auf und bringt ihn zu einem Treffen in der dritten Morgenstunde auf dem alten römischen Friedhof vor den Toren der Stadt mit. Ich werde leider noch zu einem anderen Termin erscheinen müssen und nicht dabei sein können. Nennt Francesca alles, was ihr noch benötigt und dann brecht auf. Sie wird es besorgen. Möge das Glück mit euch allen sein.“
Er reichte jedem die Hand und zuckte auch nicht vor der kalten Faust des Kainiten zurück.

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BeitragVerfasst: Mo 30. Nov 2020, 22:14 
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Das Francesca keinen weiteren ‚Wyrm‘ mit auf die Reise nehmen wollte, war ihm im Vorhinein schon vollkommen klar gewesen. Lucien wäre fast enttäuscht gewesen, wenn sie sich wider Erwarten doch für Leif ausgesprochen hätte. Er schmunzelte belustigt und auch geschmeichelt; hatte sie ihm doch soeben indirekt ihr Vertrauen ausgesprochen. Das war viel in diesen Zeiten. Viel an diesem Ort und in dieser Situation und vor allem viel hinsichtlich der ‚kulturellen‘ Unterschiede, die sie beide trennten. Dass die Frau Feuer besaß, hatte er auch nicht zuletzt an diesen kurzen, süßen Momenten der Sterblichkeit erkannt, die er dank eines merkwürdigen Zaubertranks vor einiger Zeit mit ihr erleben durfte. Etwas sehnsüchtig dachte er an diese glücklichen Augenblicke zurück; merkte jedoch das er abschweifte und taxierte einschätzend die Zwillingsbrüder. Der eine war ein Feigling und fürchtete sich was durchaus nachvollziehbar war, der andere jedoch war entschieden zu begeistert und informiert für Luciens Geschmack. Wenn der Kaiser die beiden nicht höchstpersönlich ausgewählt hätte, so hätte er an diesem Punkt vielleicht schon nachgehakt; allein die Gelegenheit würde sich noch auf ihrer langen und beschwerlichen Reise gewiss bieten. Er ließ es also kurzerhand dabei bewenden und nickte zustimmend, als der Kaiser ihnen weitere Anweisungen erteilte. Der abschließende Händedruck fiel kräftig und bestimmt aus. Man hatte sich in dieser ernsten Sache einig werden können und es war dem Hauptmann dennoch ein Anliegen, das Friedrich nach wie vor bewusst war, dass er dies nicht alles um der ‚guten Sache‘ Willen tat. Lucien war kein kühler, raffgieriger Geschäftsmann, aber er warf sich auch nicht ohne Rückvergütung in eine sinnlosen, todbringende Schlacht. Er nannte Francesca noch einige Kleinigkeiten, die er für die Reise benötigte; vorwiegend Proviant für sein Pferd und einige nützliche Gegenstände, verabschiedete sich dann von dieser als auch dem ungleichen Brüderpaar bevor er sich noch einmal knapp vor dem Kaiser verneigte. Dann setzte er sich unverzüglich in Bewegung um Leif aufzusuchen.

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