Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: Fr 18. Dez 2020, 19:33 
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Lucien nickte und wirkte nachdenklich. „Na schön, die Idee mit der Pilgerfahrt ist gar nicht mal so übel. Natürlich birgt das auch gewisse Gefahren mit sich, aber wir hatten schon bei weitem schlechtere Ideen würde ich meinen. Auf der einen Seite ist es gewiss eine brauchbare Tarnung, auf der anderen Seite müsste ein Pilger recht dumm sein in Kriegszeiten, selbst bei so vollmundig ausgehandeltem Waffenstillstand durch diese Lande zu reisen. Ich selbst würde da noch im frommsten Mönch einen Verräter oder Spion vermuten aber gut; es ist wie gesagt ein brauchbarer Vorschlag.“ Auf Francescas neckende Worte hin, schenkte er ihr lediglich ein breites Grinsen. „Touché Mademoiselle“. Seine Augen verengten sich jedoch und wurden zu misstrauischen, schmalen Schlitzen als Baldric damit begann ihre magischen Optionen auf dieser Reise zu erläutern. Er hatte immer schon Respekt vor dieser trügerischen Macht der Magie gehabt und sie war ihm stets über alle Maßen suspekt gewesen. Er warf einen Blick zu Leif um dessen Reaktion abschätzen zu können aber er war sich im Anbetracht der Umstände beinahe sicher, das der Salubri das gleiche dachte wie er selbst. Mit einem knappen Räuspern wandte er sich an Baldric. „Gewiss habt ihr wunderbare Fähigkeiten, die euch zwar nicht die Macht der Unverwundbarkeit oder Alterslosigkeit verleihen mögen und gewiss haben diese Kräfte auch einen großen Nutzen für uns. Aber ihr werdet sicher verstehen, wenn ich persönlich euer Angebot bedauerlicherweise ablehnen muss. Als geschrumpfter Handschmeichler in den Satteltaschen eines Magiers den ich gerade einmal, wie lange? Etwa drei Stunden kenne kommt leider für mich nicht in Frage. Danke aber für das… Angebot.“

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Fr 18. Dez 2020, 19:33 


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BeitragVerfasst: Fr 18. Dez 2020, 21:10 
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Baldric zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe selbstredend nichts anderes erwartet und ich bin mir sicher, dass Signora di Valle sich euch in eurer Meinung absolut anschließen wird. Aber, es werden vielleicht Gefahren auf uns warten in denen keine Zeit für lange, klärende Gespräche sein wird. Deshalb erschien es mir wichtig, dies gleich zu erwähnen.

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Auf der anderen Seite: Ihr könnt mir glauben, ich bin auch alles andere als entzückt bei dem Gedanken euch irgendwo in meiner Nähe zu wissen, Vampyr. Solche Zauber sind außer bei langer Vorbereitungszeit innerhalb eines Wimpernschlags von euch wieder beendet und ich weiß euch zu jedem Zeitpunkt am liebsten so weit weg wie irgendwie möglich.“
Francesca unterbrach eine weitere Diskussion. „Wir sollten aufbrechen. Mit etwas Glück schaffen wir es heute Nacht noch bis zum See Genezareth. Das ist der letzte Ort an dem Kreuzfahrertruppen die Grenze kontrollieren und ich denke, da werden wir ohne Schwierigkeiten unterkommen. Ich schätze die Strecke bis Damaskus auf ungefähr 140km.“ Sie ging zu ihrem Braunen und schwang sich mühelos, trotz der Lederrüstung in den Sattel. Die beiden Magi taten es ihr, nachdem sie Bündel aufgelesen hatten, gleich

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BeitragVerfasst: Sa 19. Dez 2020, 18:33 
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Bevor sich auch Leif in den Sattel warf, um ihre Reise zu beginnen, sprach er noch einmal kurz mit Balderic. „Wenn ich die Wahl habe in der Sonne zu verbrennen, oder in einer eurer Satteltaschen Zuflucht finden zu können, bedanke ich mich bereits jetzt für dieses Angebot und nehme es dankbar an.“ Leif meinte, was er sagte. Jeder Pakt mit dem Teufel wäre besser, als den endgültigen Tod zu erleiden. Der Überlebenskünstler tief in ihm würde gar nichts anderes zulassen. Abgesehen davon, hatte er inzwischen für sich beschlossen, dass Balderic trotz all seiner Abneigungen wohl vertrauenswürdig war. Er trug sein Herz zu sehr auf der Zunge, um sich schurkischer und täuschender Methoden zu bedienen. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder. Henri war diplomatisch, wortgewandt und äußerst neugierig – Eigenschaften die den Mann nach Leifs Erfahrungen dazu prädestinierten, diesen ein wenig genauer im Auge zu behalten. Man wusste ja nie, auch wenn der Franzose ihm noch keine Gelegenheit gegeben hatte, dessen Motive zu hinterfragen und sich der Heiler daher fest vornahm erst einmal im Zweifel für den Angeklagten zu urteilen.

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BeitragVerfasst: So 20. Dez 2020, 18:49 
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Lucien nickte anerkennend in Richtung des Magiers. Verbündeter oder Feind, solche Mächte verlangten einem dennoch Respekt ab. Und gewiss hätten sie in Notsituationen ihren Nutzen, soviel stand ebenfalls unbestreitbar fest. Jetzt galt es den Nutzen gegen das Risiko gegeneinander abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen. Er hatte sich dafür entschieden das Angebot des Magiers abzulehnen – Leif hatte zugestimmt, was den Gangrel einen verwundeten Augenaufschlag und ein überraschtes Stirnrunzeln kostete. Nun, man würde vermutlich noch etwas länger Zeit haben sich über das Für und Wider dieses Angebots zu unterhalten. Vor der Sonne konnte Lucien sie ebenfalls schützen, nur waren sie auf diese Weise nicht ‚transportfähig‘. Eine 140 km Reiseroute die Francesca ihnen voraussagte, konnte ohne Zweifel bei Weitem schneller bewältigt werden, wenn sie bei Tag und soweit möglich auch bei Nacht ritten. Gut, er hatte dem Ganzen ja freiwillig zugestimmt und auch gewusst, dass er den anderen Mitreisenden Vertrauen schenken müsste. Verwunderlich jedoch das nun der ‚sture Bock‘ dankbar annahm und der ‚räudige Wolf‘ ablehnte. Lucien grinste als er sich in den Sattel schwang und Ajax kräftig im Nacken tätschelte. Man würde sehen. Ohne das er sich das gegenüber den Magiern je offen eingestanden hätte, aber wenn es hart auf hart käme, wäre er vermutlich wie gewöhnlich ohnehin bereit sich auf jegliche ‚unlebensrettende‘ Maßnahme einzulassen. Es missfiel ihm lediglich von Vornherein allzu große Bereitschaft zu signalisieren. Mit der rechten zog er am Zügel und wendete Ajax; ritt neben dem Salubri her. „Marrone ist ein gut eingerittenes, genügsames Pferd, du wirst Freude an ihr haben.“

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BeitragVerfasst: So 20. Dez 2020, 22:54 
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Der Ritt ging über trockene Ebenen und dunkelbraune Hügel im Mondschein. Vereinzelte Dörfer ließen erahnen, dass diese Gegend bewohnt und fruchtbar war. Die Gruppe mied jegliche Behausung und umritt Stall und Weide. Die beiden Magi ritten meist in der Mitte, was wohl daran lag, dass Henri immer wieder das Gespräch mit den beiden Kainiten suchte. Erst die in wütendem Ton gezischte Bemerkung von Baldric: ‚Es wäre auf der Reise wohl noch genug Zeit um sich auszutauschen‘, ließ ihn schließlich schweigen. Francesca gab ebenfalls keinen Laut von sich und behielt die Umgebung genauestens im Auge. Ab und an hatte man fast den Eindruck, sie wittere in der Luft nach Gefahr.
So vergingen die wenigen Stunden, die von der Nacht geblieben waren.
Leif und Lucien spürten den nahenden Sonnengang in den Knochen und in ihrem Blut und mit jedem Hauch an Dämmerung, die von Dunkelblau zu Grau wanderte, stieg ihre Nervosität, auch wenn die Fähigkeiten des Gangrel ein gewisses Maß an Sicherheit boten.
Schließlich lag zuallererst der leicht modrige Geruch von sumpfigem Wasser, dann das Geräusch von sanften Wellen in der Luft. Zuletzt sahen sie das dunkle Wasser, in dem sich die wenigen Wolken spiegelten.
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Wenige Meilen entfernt erhob sich ein Hügel in den Himmel auf den Francesca mit ihrem Pferd direkt darauf zuhielt. Beim Näherkommen konnten sie Burgmauern und einen Graben mit nach oben gezogener Zugbrücke ausmachen, die zu einer einfachen Festung gehörten.

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Als Francesca die Flaggen erkannte, die über dem Eingangstor befestigt waren, stieß sie einen scharfen sizilianischen Fluch aus, der jedem süditalienischen Strauchdieb zu Ehre gereicht hätte, und ritt noch härter an. Sie straffte die Schultern als würde sie sich auf einen anstehenden Kampf einstellen und setzte dann mit knirschenden Zähnen zu einer Erklärung an. „Die hätten erst nächste Woche hier Stellung beziehen dürfen.“
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Sowohl Lucien als auch Leif hatten die Flagge in den letzten Monaten zuhauf zu Gesicht bekommen: Die Fahne des Tempelordens. Ebenso wussten beide, dass der mächtige Ritterorden dem Kaiser wann immer möglich den Gehorsam verweigerte und wahrscheinlich mehr als einmal so agierte, dass die Pläne Friedrichs zum Scheitern verurteilt waren.
Baldric hüstelte leicht und zog an den Zügeln um seinen Braunen zum Halt zu zwingen. „Signore de Valle, ich schlage ein dezentes Vorgehen vor. Natürlich kennen die Generäle der Templer euer Gesicht und wissen, dass sie euch eine gewisse Art von gehorsam schuldig sind, aber wir sollten so wenig Aufsehen wie möglich auf uns ziehen.“
Baldric musterte seinen Bruder und anhand des unterdrückten Schmunzelns, das um seine Mundwinkel zuckte, konnte man ablesen, dass er bereits ahnte, was Henri vorschlagen würde.
Henri fuhr fort, hatte den Gesichtsausdruck des Anderen jedoch bemerkt. „Ich könnte mich als Graf ausgeben, der mit seiner Gattin und seinen Wachen nach Damaskus pilgern will. Wenn Ihr, Francesca, euch ein bisschen verhüllt, was in diesen Landen ja nicht untypisch ist, fallt ihr nicht weiter auf.“
Baldric wirkte amüsiert: „Du machst den hochnäsigen Baron und wir die tumben Diener?“
„Jeder das, was er am besten kann, oder?“ Henri grinste noch breiter.

Der Heiler tauschte sich auf ihre Reise gerne mit Henri aus, auch wenn er genau darauf achtete, nicht zu viel über sich oder über Kainiten im Generellen zu verraten. Leif fühlte sich grundsätzlich sicher genug, im nichtssagenden Geplänkel und höflichem Palaver. Erst als Sie an der Burg des Templerordens angekommen waren, wurde er wieder vorsichtiger. Er kannte den Orden gut genug durch Karl und ihre Unterfangen in Flandern, was für ihn bedeutete, dass man diese Ritter immer gut im Auge behalten sollte. Sie hatten einfach viel zu viel Geld, Macht und Selbstüberzeugung um sie nicht mit Vorsicht zu betrachten und nach wie vor war der Salubri mehr als unglücklich darüber, dass Karl sich mit ihnen eingelassen hatte, auch wenn er die Gründe dafür zähneknirschend nachvollziehen konnte. Der Heiler räusperte sich um seine Meinung bezüglich des Problems kundzutun. „Ich denke wir sollte Henris List versuchen, so Signorina Lavalle zustimmt. Nicht nur wir Kainitien, sondern auch die Pferde könnten sicherlich eine Rast unter guten Bedingungen nutzen, um Kräfte für den Rest dieser zehrenden Reise zu sammeln.“
Lucien hatte sich zunächst ein wenig mit Leif unterhalten und ein paar Worte mit Francesca gewechselt. Die meiste Zeit jedoch hatte er sich dabei auf das Notwendigste beschränkt. Immerhin war er es, der mit seinen Augen die Finsternis der Nacht mit beiläufiger Gewohnheit zu durchdringen vermochte und so sah er es unaufgefordert als seine Aufgabe an dies auch zu tun. Als sie vor den Festungswällen halt machten und die Dämmerung nicht mehr lange auf sich warten ließ, verdichteten sich die unangenehmen Gefühle des Gangrels noch um ein Vielfaches, als er die wehenden Fahnen der Tempelritter auf den Zinnen gestochen scharf erblickte, als würden sie im hellsten Sonnenlicht erstrahlen. Das rötliche Glimmern in seinen Augen erlosch langsam und er verzog das Gesicht. „Na schön aber ohne mich. In eine Templerfestung mit all diesen Kreuzträgern kriegen mich keine zehn Pferde. Nehmt Ajax mit, ich werde etwas abseits der Festung mit der Erde verschmelzen und morgen Abend auf euch warten.“ Mit der Gewissheit, dass ihn nun alle Augen anstarren würden, führte er weiter aus. „Es ist im Übrigen vielleicht auch gar nicht unklug das jemand sich außerhalb der Mauern aufhält, falls es da drin zu… unerwarteten Komplikationen kommt.“
Es war tatsächlich so als hätte Lucien soeben verkündet, er würde sich wieder auf den Rückweg machen. Baldric zog fragend die Augenbrauen in die Höhe.
Francesca sah zu der Festung hinüber. „Wir müssen dort nicht hinein. Es gibt vielleicht auch hier draußen einen Ort wo wir bleiben und rasten können.“
Henri zuckte mit den Schultern. „Mag sein. Vielleicht aber auch nicht. Eine Gruppe, die sich abseits einer sicheren Festung aufhält, erregt wahrscheinlich allein durch diesen Umstand die Aufmerksamkeit der Leute drum herum.“ Er deutete zur Festung. „Da drin gibt’s warme Betten, Wasser, was zu essen, Stroh für die Pferde. Hier draußen brauchen wir unsere Vorräte auf, die wir vielleicht dringend brauchen. Dafür allerdings hätten wir wohl unsere Ruhe.“
Lucien biss die Zähne zusammen und das schwere Leder seiner Handschuhe knarzte als er sich am Zügel festhielt. „Nein, wartet. Ich… habe es mir anders überlegt. Alle übrigen Optionen setzen uns noch viel größeren, unkalkulierbareren Risiken aus. Hier wissen wir zumindest, womit wir rechnen müssen. Lasst uns euren Plan versuchen.“
Leif kannte Luciens unterschwellige Ablehnung gegen religiöse Symbole, sagte aber natürlich nichts zu dem Thema und beobachte nur mit Anerkennung, wie er sich durch das Problem kämpfte.
Henri nickte. „Einer von euch sollte sprechen. Ein französischer Adeliger lässt sich eigentlich nicht dazu herab mit einfachen Soldaten zu reden.“
Baldric wirkte ernst. „Und auf mich sollte man aus naheliegenden Gründen auch nicht soviel Aufmerksamkeit legen.“

„Ich kann für Euch sprechen, Compte Henri.“ Leif meldete sich ohne Zögern zu Wort und betonte seine letzten Worte besonders, so wie es der Diener eines französischen Adeligen tun würde. Es wäre doch gelacht, wenn sie alle an ein wenig linguistischem hin und her scheitern würden.
Lucien grinste. "Gut. Ich spreche zwar ein halbwegs brauchbares Französisch, aber ich gebe zu das man mir eher den grimmigen Leibwächter als den Mundschenk des Grafen zugesteht. Von dem her halte ich mich einfach ein wenig zurück und lasse dich machen." Er nicke Leif zustimmend zu.
Henri lachte. „Ihr gebt einen wunderbaren Leibwächter ab, Meister Sabatier. Und genau den braucht ein Adeliger, der sich in die Fremde begibt. Genauso wie ein treues Weib.“ Ein herausfordernder Blick ging zu Francesca, die mit den Zähnen knirschte, sich dann aber tatsächlich fügte. Sie zog ein Gewand aus einer ihrer Satteltaschen und legte es über ihrer Rüstung. Dann zog sie den Schleier tief in ihr Gesicht.
Henri streckte die Schultern und schien um einen halben Kopf zu wachsen. Sein Gesicht nahm einen hochmütigen Gesichtsausdruck an. Eine Geste seiner weißen Hand hielt sie an, weiter zu reiten.
Leif musste sich tatsächlich ein Grinsen unterdrücken. Er hatte vermutet, dass Francesca von der Idee das devote Weibchen zu spielen nicht sonderlich angetan war. Dennoch war Leif sofort bereit, auch seine Rolle einzunehmen und begab sich an die Spitze ihrer kleinen Reisegesellschaft.
Lucien wich nicht von der Seite des 'edlen Grafen' und versuchte besonders finster, grimmig und jederzeit zu einer blutigen Auseinandersetzung bereit zu wirken. Nicht das er sich dazu besonders anstrengen musste.
Die kleine Gruppe näherte sich dem heraufgezogenen Tor. Eine laute Stimme rief von oben in donnerndem Latein herunter: „Wer da? Es ist spät.“
Leif wusste, dass der Moment sich zu beweisen gekommen war und räusperte sich kurz. Er hoffte die richtigen Worte zu finden und sprach in seinem feinsten Französisch. „Wir sind hier als einfach Pilger, ich aber spreche für den Compte de la Salle und sein Weib die hoffen auf ihrer gottgefälligen Reise zumindest für eine Nacht, Zuflucht unter einem freundlichen Dach finden zu dürfen.“ Der Salubri sprang zusätzlich von seinem Pferd und verbeugte sich tief, in der Hoffnung, dass die Torwächter diese Gäste sehen würden.
Henri zuckte trotz seiner Selbstbeherrschung bei der Erwähnung seines Namens zusammen und Leif konnte hören, wie Baldrics Pferd plötzlich zu tänzeln begann. Offenbar spürte es die Anspannung seines Trägers.
Leif konnte erneut die Stimme von oben hören, die in Latein. „Wartet einen Moment!“ rief.
Eine Minute später war ein anderer Mann zu hören. „Ich bin Franzose. Wer seid ihr und was ist euer Begehr!“
Leif spürte die aufgebaute Anspannung und wiederholte seine Worte, ohne dieses Mal aber den Namen 'de la Salle' zu erwähnen. Sollte die Brüder doch selber für sich sprechen, wenn sie sich als französische Adelige ausgeben wollen, die sie eben NICHT waren.
Die annähernd perfekte Aussprache des Heilers ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um einen Europäer und keinen Sarazenen handelte. Das Tor wurde nach wenigen Minuten hinunter gelassen und Zugriff wurde ihnen gewährt.
Der Torwächter warf einen Blick auf die Hereinkommenden. Offensichtlich war er zufrieden mit dem, was er sah.

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ER wandte sich in leiserem Ton an Leif. „Es ist keine sehr gute Idee sich derzeit auf Pilgerfahrt zu begeben. Aber ich schätze mal, dabei seid ihr genauso überzeugt vom überall anwesenden Heil des Herren, das euch beschützen wird bei eurer edlen Mission wie die vier anderen Gruppen, die heute hier vorbei gekommen sind.“ Er deutete über den Hof. „Dort drüben ist so was wie eine Herberge, später kommt ein Händler vorbei. Braucht ihr etwas?“
„Ich – und ich denke da spreche ich auch im Namen meiner Herrschaft, wenn ich meine, dass es nie einen perfekten Moment gibt, unserem Herrn im Himmel zu dienen.“ Leif lächelte den Wächter jedoch freundlich an und fügte hinzu: „Dennoch schickt er uns einfachen Männern und Frauen dankbarer Weise Leute wie Euch, die unsere Reise ein wenig einfacher machen.“ Mit einem kurzen Blick über die Schulter sprach der Heiler schließlich weiter. „Mit selbst fällt nichts ein, aber sollte meine Herrschaft noch irgendwelche wünsche haben, wende ich mich an die Herberge und werde Eure kostbare Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen. Habt Dank für Eure Hilfe Ritter.“
Lucien biss ein weiteres Mal die Zähne zusammen und versuchte sich an einem gequälten Lächeln. Paradoxerweise würde dieses ihn sogar in seiner Rolle als grobschlächtiger Wachmann unterstützen. Reden konnte Leif schon immer gut - was für ein Glück.
Erneut machte Henri eine gönnerhafte Geste mit seiner Hand als wäre eine Audienz beendet. Mit gelangweilten Augen sah er sich im Burghof um.

Die Unterkunft war ein heruntergekommener, windschiefer Bau, der vor Rauch und ranzigem Bratenfett nur so stank. Der Stall daneben sah genauso wenig vertrauenserweckend aus, allerdings schien der Stallbursche trotz seiner Jugend so motiviert zu sein, dass man ihm die Tiere anvertrauen konnte. Als sie die Stube betraten mussten sie sich durch bier- und soßenschweres Stroh kämpfen, das ihnen an den Stiefeln kleben blieb, bis sie einen Wirt erreichten. Zwei genauso schäbige Zimmer wurden ihnen schließlich überlassen. Henri protestierte selbstredend wie es seiner Rolle gebührte, aber er musste klein beigeben, da alle anderen Zimmer von Templern belegt waren.
Der Wirt führte sie selbst hinein: ein Zimmer für das edle Ehepaar, eines für die Diener.

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Baldric trat als letzter nach den beiden Kainiten in den Raum hinein und blieb im Türrahmen stehen. Er wischte sich mit der Rechten über das Gesicht und schien so etwas wie einen Nebel fortzufegen. Erst jetzt konnten Leif und Lucien bemerken, dass er irgendeine Art von Zauber angewendet haben musste, der jegliche Aufmerksamkeit von sich abgewandt hatte. Der junge Magus schluckte während er die beiden Untoten ansah. „Ihr habt eure Rollen gut gespielt. Wir sind drin! Geschafft. Allerdings hat unser Plan den Haken, dass ich um nichts in der Welt mit euch in einem Zimmer nächtigen werde.“
Die Aussage des Magiers kam für Leif nicht einmal überraschend. Er hatte bereits am eigenen Leib erfahren, dass Balderic seine Meinung über Kainiten vor langer Zeit verfestigt hatte, aber die Situation war trotzdem nicht ideal. Leif meldete sich schließlich zu Wort. „Ich verstehe Eure Beweggründe, mein Herr Balderic, und werde Euch zu nichts überreden, was Ihr nicht selber wollt. Bedenkt jedoch, dass Ihr bereits kurz nach Sonnenaufgang mehr Einfluss auf unsere Existenz habt, als wir es jemals als Eure haben könntet. Ich bin bereit mich in Eure Hände zu begeben, um dieses Unterfangen zum Erfolg zu führen. Regeneriert Euch lieber so lange wir schlafen, dann seid Ihr ausgeruht, wenn wir wieder aufwachen und Ihr könnt mich und Lucien weiterhin im Auge behalten.“ Leif wusste, dass er auf emotionaler Ebene wahrscheinlich nicht zu dem Magus durchdringen konnte, aber vielleicht war er zumindest logischen Einwänden gegenüber offen.
Der Hauptmann klopfte dem Magier auf die Schulter. „Es verhält sich genauso wie Leif es euch sagt, werter Baldric. Die Sonne ist unser Feind und tagsüber sind wir nicht zu besonders viel zu gebrauchen; verwundbar für unsere Feinde und nicht für diese. Ich muss mich darauf verlassen können, dass ihr uns hier alle in diesem Dreckloch tagsüber beschützen könnt, während wir beide euch des Nachts zur Seite stehen werden. Unser Wachrhythmus ist einfach ein anderer. Also tut mir den Gefallen und ruht euch aus so gut ihr könnt. Ihr werdet eure Kraft und Energie noch brauchen.“ Der Hauptmann schloss die Tür hinter sich und fing an das Zimmer auf sonnendichte hin zu überprüfen. „Und was eure sonstigen Befürchtungen angeht, so kann ich euch mitteilen das keiner von uns beiden schnarcht oder euch zu nahekommen wird. Ihr werdet zu eurer großen Freude feststellen, dass wir tagsüber tatsächlich kaum mehr als herumliegende Leichen sind.“
„Wunderbare Aussichten!“ Er stöhnte unwillig. Hinter ihm wurde plötzlich die Tür geöffnet und das Gesicht von Francesca spähte hindurch. „Baldric, ich denke, ihr wollt euch mit eurem Bruder besprechen. Ich halte derweil die Stellung.“ Der junge Magus sah sie an als würde er eine Falle vermuten, schlich dann aber trotzdem zögernd hinaus.
Francesca schloss die Tür und deutete in Richtung Wirtsstube. „Keine Angst. Von Frauenbesuch hat hier weder der Wirt noch seine Bediensteten was mitbekommen.“ Sie überlegte sich auf einen Stuhl sinken zu lassen, ließ es dann aber nachdem sie die bröckeligen Stuhlbeine gesehen hatte, wieder bleiben und sank ohne weiteres Aufhebens an der Wand zu Boden. „Ich denke wirklich, die beiden müssen sich beraten.“

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BeitragVerfasst: Mo 21. Dez 2020, 17:08 
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Leif überlegte das Thema unkommentiert zu lassen um sich aus den offensichtlichen Diskrepanzen der Brüder herauszuhalten, ließ sich dann jedoch zumindest zu einer kleinen Feststellung hinreißen. „Henri und Balderic sind schon sehr verschieden.“

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BeitragVerfasst: Mo 21. Dez 2020, 22:22 
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Der Gangrel war gerade dabei den modrigen Fesnterrahmen zu überprüfen, als Francesca das Zimmer betrat und Baldric zu einer privaten Unterredung mit seinem Bruder abkommandierte. Er schmunzelte bei Leifs Kommentar und deutete mit dem Daumen über seine Schulter. "Das Fenster hier wird sich auch nur schwer verdunkeln lassen, die Vorhänge sind dreckige Lumpen die genauso stinken wie der Rest dieses Rattenlochs. Möglicherweise werden wir die beiden Wunderwirker hier noch brauchen, sofern sie uns da weiterhelfen können." Mit einem Seufzen trat er die Arme verschränkend näher. "Wir sollten uns wohl auch noch ein wenig beraten, immerhin befinden wird uns geradewegs zwischen Templern die wohl nichts lieber tun würden als alles 'Widernatürliche' in die Hölle zu schicken. Wir werden extrem vorsichtig sein müssen."

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BeitragVerfasst: Mo 21. Dez 2020, 22:37 
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Francesca nickte Lucien zu. "Das bekommen wir schon hin!" Sie griff zu einigen Planken und Möbelstücken und quetschte sie mit bloßer Körperkraft in die Fenster und Ritzen bis kein Windhauch oder MOndstrahl mehr hindurchkam.

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Das Kleid, das sie trug um damit wohl besser die Rolle der adeligen Gattin einzunehmen, wurde dabei staubig und bekam einige Risse, was die junge Frau jedoch nicht im geringsten zu bemerken schien.
Dann ließ sie sich erneut auf den Lehmboden fallen. Sie musterte das winzige Zimmer und seine Ritzen und Spalten genau, schien zu lauschen, sogar kurz zu wittern bevor sie in gedämpftem Ton weiter sprach. „Ich kenne Henri und Baldric seit einer ganzen Weile. Sie wurden vor gut einem Jahrzehnt an den Hof gesandt um die Interessen der Magi in diesem seltsamen Gefüge, dass die Mächtigen für ihren Waffenstillstand ausgehandelt haben, zu vertreten. Ungefähr so wie meine Wenigkeit, aber im Gegensatz zu mir damals kamen sie motiviert und freiwillig.“ Francesca zeigte ein schiefes Grinsen, das nicht umsonst als wölfisch zu bezeichnen war. „Sie waren damals beide recht aufgeschlossen, aber die Umstände scheinen sich nach und nach zu ändern und zuzuspitzen.“ Sie sah zu Leif und Lucien und wurde ernst. „Ich kenne mich in dem ganzen Kram um eure Art und die Magi wahrscheinlich weniger aus als ihr. Beim ursprünglichen Waffenstillstand ging es hauptsächlich darum die Kämpfe zwischen Garou und Blutsaugern einzustellen um an anderen Fronten kämpfen zu können, und die Zauberer waren eher bekannt dafür sich aus den meisten Angelegenheiten heraus zu halten, wollten aber trotzdem stets informiert sein und spielten deshalb bei diesem Waffenstillstand mit. Soweit ich informiert bin, haben Henri und Baldric einige Freunde und Meister im Kampf zwischen diesen Tremere und ihrem eigenen Orden verloren. Zunächst haben die Magi Jagd auf die Blutsauger gemacht, die selbst aber mit der Zeit, da sie immer mehr Zauberer zu Dienern des Wyrm machten und so ihre Reihen verstärkten, mächtiger und mächtiger wurden. Jetzt haben sie den Spieß umgedreht und suchen Magi mit Gewalt oder Versprechungen um sie zu Blutsaugern zu machen um ihre Blutmagie zu vervollkommnen und ihre alten Rituale erneut zu lernen.“ Francesca sah Lucien und Leif fast entschuldigend an. „Baldrics letzter Meister ist, soweit mir zu Ohren gekommen ist, in einem finalen Kampf bei dem er eine halbe Festung mit allen Kainiten darin in Schutt und Asche zerlegt hat, ums Leben gekommen. Er hat lieber alle mit in den Tod gerissen als sich zu ergeben. Henris Meister dagegen wurde erwischt und ist mittlerweile selbst einer der Hexer. Henri interessiert sich Baldrics Meinung nach viel zu sehr für die Blutsauger, hat ihm sogar mal, wahrscheinlich zu recht, vorgeworfen noch Kontakt zu seinem alten Meister zu haben. Baldric ist vor ein paar Jahren als Henri das schale Leben eines Blutsaugers für sechs Monde ausprobieren wollte, schier ausgerastet. Er hat mit Henri herumgetobt, war zu kaum noch etwas zu gebrauchen und Friedrich musste ihm androhen ihn vom Hof zu verweisen um ihn wieder etwas herunter zu holen.“ Sie seufzte. „Die beiden entwickeln sich in unterschiedliche Richtungen, würde ich sagen. Henri auf der anderen Seite ist interessiert wie stets. Er vertraut sehr auf seine und die Fähigkeiten seines Bruders und sieht sich deshalb wahrscheinlich auf der sicheren Seite.“ Die Stirn der seltsamen Garou legte sich in Falten. „Beide zusammen sind wirklich Gegner, die man nicht haben möchte, denn sie ergänzen sich im Kampf und auch sonst hervorragend. Ich vermute aber, die Hauptgefahr für die beiden besteht, wenn dieses merkwürdige Zwillingsband zerbricht.“ Sie schwieg eine lange Weile bevor sie hinzufügte: „Ich weiß, dass man Henri mal darauf angesprochen hat. Er war amüsiert und hat geantwortet, dass beide in ihrer Jugend eine Vision hatten, die ihnen geweissagt hat, dass sie für alle Zeit aneinander gebunden wären. Das Schicksal des einen wäre also auch das des anderen… Vielleicht ist das auch das, was Baldric so abwehrt.“
Sie lehnte ihren Rücken an die Lehmwand und wirkte müde. „ich erzähle euch das nicht, weil ich ein großer Anhänger von höfischem Klatsch bin. Das Getuschel der duftwassergetränkten Speichellecker und vermeintlichen Berater interessiert mich kein Stück, aber ich denke, ihr sollt wissen, mit wem ihr euch bereit erklärt habt, durch die Lande zu ziehen.“ Sie sah zu Leif. „Über mich selbst gibt es wohl nicht viel zu erzählen. Ich mache halt meine Arbeit.“ Einen Moment überlegte die dunkelblonde Frau, dann erschien ein schiefes Grinsen auf ihrem Gesicht. „Ich selbst war mal davon überzeugt, dass ihr alle, jeder einzelne Blutsauger, so ziemlich der Inbegriff des Bösen darstellt, und der Gestank, den man in eurer Gegenwart für Gewöhnlich aushalten muss, mag einem Recht geben, aber der da…“ Sie zeigte mit dem Finger auf Lucien. „…hat mich eines Besseren belehrt. Wäre er nicht, dann wäre ich schon längst nicht mehr unter den Lebenden. Dass ihr mich nicht Falsch einschätzt, Leif: Ich halte eure Art nach wie vor für überwiegend intrigant, rücksichtslos und machtbesessen, aber ich lasse mich mittlerweile lieber durch das, was ihr gesunden Menschenverstand nennt, lenken, als von meiner Nase und meinen Vorurteilen.“

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BeitragVerfasst: Di 22. Dez 2020, 19:24 
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Die Einsichten, welche Francesca ihm selbst und Lucien über die beiden Magier gewährte, waren aufschlussreich und Leif dachte eine ganze Zeit über das Gesagte nach. Erst nachdem die Garou auf den Gangrel zu sprechen kam sprach er schließlich. „Ich bin nicht verwundert, dass mein alter Weggefährte Euch am Ende überzeugen konnte. Die meisten Leute, mich eingerechnet, wissen seine direkte Art und Verlässlichkeit irgendwann mehr zu schätzen als vieles Andere. Solche Vorzüge sind schon rar unter normalen Menschen und noch seltener in der Welt der Dunkelheit.“ Leif seufzte und wechselte von einer spielerisch-leichten, in eine mehr düstere Tonlage. „Aber im grundsätzlich seid Ihr nicht weit von der Wahrheit entfernt. Die meisten Kainiten sind genauso wie Ihr beschreibt und die Tremere haben es irgendwie geschafft Ränkespiel und Intrige durch ihre Magie in völlig neue Höhen zu treiben. Balderic tut gut daran auf seinen Bruder achtzugeben, gerade wenn dieser ein bisschen zu sehr von diesem Thema fasziniert zu sein scheint. Dennoch ist dies etwas, was die beiden unter sich klären müssen. Lucien oder ich wären wohl ganz besonders schlecht geeignet, hier eine vermittelnde Rolle einzunehmen.“ Der Heiler schaute zu Francesca und lächelte schwach. „Ich danke Euch dennoch für diese Informationen. Sie helfen mir tatsächlich dabei beide Männer ein wenig besser einschätzen zu können."

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BeitragVerfasst: Mi 23. Dez 2020, 21:12 
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Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
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Der Hauptmann hörte sich die Ausführungen Francescas über die beiden ungleichen Brüder und ihren offenbar nur mühsam unterdrückten Disput bezüglich der abtrünnigen Tremere aufmerksam bis zum Ende an, bevor er den Blick mit einem seufzenden Kopfschütteln wieder in Richtung Leif lenkte. „Leif hat recht. Alles was wir euch über die Tremere sagen könnten, würde Baldric nur in seinen Befürchtungen bestätigen. Ich schätze Henri als wissbegierigen und neugierigen Mann ein, dem ich keine Bösartigkeit unterstellen will. Aber der Untod verändert einen, ganz besonders wenn man seine Loyalität den Ursupatoren widmet.“ Mit einem leichten Lächeln fügte er dann etwas belustigt hinzu: „Und was mich betrifft glaube ich ein wenig zu viel des Lobes und der ehrenvollen Worte abzubekommen. Mehr als ich verdiene. Es haben auch schon andere als ich einem vermeintlichen Feind geholfen oder sich über die Differenzen unserer Art erhoben. Außerdem…“ Er fixierte kurz schelmisch Francesca. „… hatten wir nicht nur Gefahren zu bewältigen, sondern auch den einen oder anderen ganz angenehmen Moment am Kaiserhof.“ Er machte eine weit ausholende Geste. „Die Brüder werden das nur selbst lösen können und auch wenn ich sie für durchaus kompetent halte, vertraue ich in erster Linie Leif und dir Francesca. Danke im Übrigen für das Fenster. Wir wären sonst knusprig durchgebraten worden.“
„Wir werden sehen, wie alles kommen wird. Wir haben eine gemeinsame Mission und lieber hab ich euch und die beiden da drüben mit dabei als ein paar arrogante Ventrueritter oder mächtige Hermetiker, die sich in eine Luftwolke auflösen um mal schnell alleine losziehen.“ Bei Luciens Bemerkung zu dem ein oder anderen angenehmen Moment am Kaiserhof grinste sie ehrlich, aber Lucien gewann den Eindruck, dass sie das Lächeln mit etwas Mühe aufrecht halten musste. Irgendetwas schien sie doch zu beschäftigen. „Ich werde mich dann mal wieder drüben blicken lassen. Kommt ihr klar?“ Sie sah sich in dem winzigen Zimmer um, schien zu ermitteln, was einem Kainiten möglicherweise gefährlich werden konnte.
„Danke für Eure Hilfe.“ Leif meinte das aufrichtig. „Ich denke wir zwei kommen klar. Das ist nicht unsere erste gemeinsame Reise und sollte etwas schiefgehen, dann müssen wir improvisieren. Warten wir nur einmal ab, welcher der beiden Zwillinge seinen Weg zu uns findet. Habt eine gute Nacht Francesca - oder besser gesagt einen guten Tag.“
Der Gangrel nickte nur zu dem bereits gesagten. „Kümmere dich ein wenig um die beiden, die haben es vermutlich tatsächlich nötiger als wir. Leif und ich haben schon in dutzenden fauligen Löchern gelegen und hatten den Feind direkt vor der Haustür sitzen. Mach dir keine Sorgen.“ Er bemerkte das sie sein Lächeln erwiderte, aber dann offenbar an etwas erinnert wurde, das ihr diese offenbar schönen Gedanken trübte. Vorläufig würde er es dabei bewenden lassen müssen, denn der Tag nahte. Vielleicht gäbe es ja irgendwann einen guten Zeitpunkt, um diesbezüglich nachzuhaken; man würde sehen. „Schlaf gut“, meinte er noch knapp und wandte sich dann dem Rattenloch zu, in dem sie den Tag überdauern würden. Welche Ecke sah am bequemsten aus?
Francesca deutete zum nebenan liegenden Raum. „Die beiden müssen leider selbst sehen wo sie bleiben. Ich bin, glaub ich, die letzte Person unter Lunas Himmel, die sich in die Probleme von Magi einmischt. Es reicht schon, dass ich mit ihnen reisen darf.“ Ihr Grinsen entblößte recht spitze Eckzähne. „Oder mit Blutsaugern.“
Sie verschwand so leise wieder nach draußen, wie sie gekommen war. Einige Minuten später wurde sie von einem der Zwillinge abgewechselt. Am skeptischen Blick erkannten beide sofort Baldric. „In Ordnung. Ich bleibe, um keine Verwirrung zu stiften, hier. Ich werde mich etwas ausruhen und mir danach draußen etwas zu essen suchen. Ich hoffe, dass ihr wirklich eure Totenruhe genießt und mich in Ruhe lasst.“ Die Stube wäre unter normalen Umständen zu klein gewesen als dass sich 3 Männer gleichzeitig zum Schlafen niederlegen konnten. Schon allein die schmale Pritsche ließ das nicht zu. Baldric begann erneut ohne die Kainiten aus den Augen zu lassen, Runen und Kreise in den Lehmboden zu malen und vor sich hinzumurmeln. Dann ließ er sich darin im Schneidersitz nieder.
Der Heiler unterdrückte ein Schmunzeln. Welchen Schutzzauber mochte der Magier wohl gerade weben, um sich vor den bösen Blutsaugern zu schützen, mit denen er gezwungen war sich das Zimmer zu teilen. „Schaut das ihr ein wenig zum Schlafen kommt Balderic. Die Reisen durch diese Lande werden sicherlich anstrengend genug. Bis morgen.“ Leif schnappte sich seinen Mantel, und legte sich auf den Boden und bedeckte sich dann mit dem Kleidungsstück. Der Salubri konnte den nahenden Tag langsam in den Knochen spüren. Auch er begrüßte ein wenig Rast und einer seiner letzten Gedanken vor dem Schlaf war, dass diese Reise wohl noch sehr interessant werden würde.
Der Heiler unterdrückte ein Schmunzeln. Welchen Schutzzauber mochte der Magier wohl gerade weben, um sich vor den bösen Blutsaugern zu schützen, mit denen er gezwungen war sich das Zimmer zu teilen. „Schaut das ihr ein wenig zum Schlafen kommt Balderic. Die Reisen durch diese Lande werden sicherlich anstrengend genug. Bis morgen.“ Leif schnappte sich seinen Mantel, und legte sich auf den Boden und bedeckte sich dann mit dem Kleidungsstück. Der Salubri konnte den nahenden Tag langsam in den Knochen spüren. Auch er begrüßte ein wenig Rast und einer seiner letzten Gedanken vor dem Schlaf war, dass diese Reise wohl noch sehr interessant werden würde.
Lucien zog das Schwert aus der Scheide und lehnte sich in eine Ecke; drückte den Rücken etwas gegen die Wand, um es sich passabel gemütlich einzurichten und sah zu wie Leif sich mit seinem Mantel zudeckte. „Verseht lieber unsere Tür mit ein paar findigen Schutzzaubern anstatt des Fußbodens Baldric. Damit wäre uns bei Weitem mehr geholfen.“ Den Schwertknauf in der rechten, wie üblich, ließ Lucien das Kinn auf die Brust sacken und bewegte sich nicht mehr. Er wirkte tatsächlich wie irgendein unbekannter toter Soldat, den man hier sterbend zurückgelassen hatte und der nun endlich sein Ende gefunden hatte.
Baldric schien sich nicht beirren zu lassen, faltete die Handflächen nach oben und fixierte die beiden Kainiten. "Du stehst in einem Raum mit zwei Türen. Du darfst nur eine der Türen als Ausgang wählen. Ein Ausgang führt in die Freiheit, der andere zu lebenslanger Haft. Vor jedem Ausgang steht jedoch ein Wächter. Der eine der beiden sagt immer die Wahrheit, der andere lügt stets. Du darfst einem von beiden eine einzige Frage stellen." Er wartete einen Moment, schloss dann die Augen. „Heute Nacht mache ich mir keine Gedanken darüber sondern gehe einfach.“
Leif zog sich noch einmal den Mantel vom Kopf und schaute interessiert auf das sich ihm darbietende Schauspiel, sagte aber nichts weiter.
Lucien schüttelte nur zaghaft den Kopf sodass seine Haare ins Gesicht fielen und seine spitzen Ohren freigaben. "Schlaf Baldric. Du wirst es brauchen. Rätsel lösen kannst du bald wieder."
Der heranbrechende Tag legte sich schwer auf die beiden Kainiten und trieb sie in den todesähnlichen Schlaf, den ihre Art bei Tagesanbruch nicht abzuschütteln vermochte. Eine Stimme riss sie aus der Starre.
Es war nur ein eindringliches Flüstern. „Bei allen Sphären, wacht endlich auf!“ Jemand rüttelte an Leif und Lucien, doch nur Leif reagierte.
Der Nordmann brauchte einen Moment um sich zu orientieren. Gefühlt war es noch nicht an der Zeit aufzustehen. „Was ist los?“ Er schaute sich suchend um.
Er erblickte das Gesicht von Baldric, der über ihn gebeugt lehnte. „Kriegt ihr euren Freund wach? Er wacht nicht von den Toten auf.“ Rastlos sah er zur Tür. „Henri und Francesca sind schon abgeholt worden, sie erkundigen sich nur grad beim Wirt, wo die Diener untergebracht sind, dann stehen sie auch bei uns vor der Tür. Wir müssen weg hier!“
Leif fluchte, war aber sofort wach. Zumindest im Moment. Er schnappte sich seine Sachen und ging zu Lucien und zog diesen hoch. „Schnappt Euch sein Schwert, das ist wichtig.“
Bild
Baldric wickelte das Metall in seinen Umhang und befestigte es mit einer Schnalle an seinem eigenen Gürtel. Der Bannkreis, oder was auch immer es gewesen sein mochte, war längst zerstört, wahrscheinlich als Baldric sich dazu entschlossen hatte ihn zu verlassen. Als er sah wie Leif versuchte sich den schweren Gangrel auf die Schulter zu hieven, griff er ihm unter die Arme, zwängte sich an Leif vorbei und hielt die Tür nachdem er kurz hindurch gespäht hatte, offen
Leif dachte nicht mehr, sondern funktionierte nur noch. Auch er schaute sich kurz um, in der Hoffnung eine Lösung für ihr Problem zu finden. Außerdem biss er die Zähne zusammen, da er bereits jetzt die sengenden Strahlen der Sonne auf seiner Haut spüren konnte.
Leif konnte die Strahlen der Sonne, die sich wie gerade Pfeilspitzen von einer Wand zu Gegenüberliegenden bohrten, sehen. Flusen tanzten über den staubigen Boden und durch die stickige Luft. Baldric schluckte, waren doch die immer näher kommenden Schritte zu hören. Metall und Leder. „Es gibt hier einen Keller.“ Er deutete in die Richtung, die derjenigen aus der die Schritte kamen, entgegengesetzt waren.
„Dann dort lang!“ Leif sprach die Worte mit zusammengebissene Zähnen. Sie hatte keine Zeit zu verlieren, denn der Salubri wusste, dass er nicht mehr lange wach bleiben konnte. Seine Knochen wurden schon wieder schwer.
Baldric führte ihn zu einer steinernen Treppe, die nach unten führte. Sie war von oben bis unten mit alten Besen, Tonware und Gerümpel vollgestellt und unten stank es erbärmlich nach altem verrotenden Gemüse.
Dort lag ihre Chance. Ein modriger Keller und auch wenn es nur ein paar Meter waren, fühlte sich der Weg doch an, wie eine Ewigkeit. Die Zeit schien stillzustehen und er ächzte unter Luciens Gewicht. Dennoch, war das Licht und das kurze Gefühl von Wärme auf seinem Körper für einen Moment einfach nur schön. Ein Toreador wie Liliana hätte hier und heute vielleicht sein Ende gefunden, einfach nur, weil die Schönheit des Staubes in Sonnenlicht ihn für immer zum Verweilen eingeladen hätte. Leif jedoch wollte überleben und er würde Lucien nicht aufgeben. Er bewegte sich so schnell er es mit seiner Last eben konnte und spürte wie die Kräfte seines Blutes ihn unter Aufarbeitung aller Macht, die sein untoter Körper aufbringen konnte, schützte.
Der Magus sah sich besorgt um und Leif konnte sein Flüstern hören. „Geh einfach und mach dir keine Gedanken wegen diesem Gerümpel. Ich kümmer‘ mich darum!“ Er sah wie der junge Mann über das Gerümpel hinwegstieg und Teile davon die Treppe hinunterpolterten. Ein Besen wurden umgeworfen, doch kein Laut drang von oben hinauf. Unter ihm war es geradezu beängstigend totenstill
Leif sprang mit Lucien in den Keller und war sich auch nicht zu schade den Gangrel für die letzten Meter die Treppe hinunterzustoßen. Es ging Sekunden und der Salubri spürte, dass auch ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Baldric nahm Lucien entgegen und zog ihn in eine dunkle Ecke am anderen Ende. Hier unten stand alles im Dreck vergangener Jahre. Leif konnte sehen, dass es mehrere Luken gab, die Wege nach draußen verhießen, aber draußen wartete der helle Tag auf sie. „Was jetzt, flüsterte Baldric. „Wie haben Zeit gewonnen, aber ich verwette alle meine Sphären, wenn sie nicht auch hier suchen werden.“
Leifs Gedanken rasten. Verdammt. Es war zum verzweifeln. Wäre Lucien jetzt wach, könnten sie beide in der Erde versinken, aber so... . Der Heiler schaute zu Balderic und versuchte nicht allzu panisch zu klingen. „Was ist mit Eurem Angebot bezüglich der Satteltasche? Ist das unter den gegebenen Umständen noch möglich?“
„Puh.“ Baldric schnaubte. Leif konnte sehen, wie hinter seiner Stirn die Gedanken rasten. „Gibt es keine Möglichkeit ihn aufzuwecken und euch hier raus zu schaffen? Uns alle hieraus zu schaffen?“ Er sah sich um und knirschte mit den Zähnen. Schließlich schloss er für einen Moment die Augen, ballte die Fäuste, sog tief die Luft in die Lungen und ließ sie langsam wieder heraus strömen. „Wenn es einen Weg für euch hier heraus gibt, dann fällt er mir leider im Moment nicht ein. Ich werde versuchen da hinaus zu kommen. Und nach meinem Bruder und der Garou suchen und ihnen helfen.“ Er deutete zu einer der sonnenbeschienenen Luken, die nach oben führten. „Ich ändere, wenn ihr wollt, mit einem kurz andauernden Zauber eure Größe und kann euch unbeschadet mitnehmen, oder ihr könnt euch hier verbergen. Es wird wahrscheinlich nur noch eine halbe Stunde lang hell sein. Dann könnt ihr hier heraus.“ Er sah zu Lucien, dann zu Leif. „Ich wette darauf, dass der Zauber bricht, wenn er erwacht, da er nicht darauf vorbereitet ist.“

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


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