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Hector wurde still und hörte Apollonia einfach nur zu. Nach langer Überlegung antworte er. „Ganz ehrlich? Ich weiß, wie das ganze wirklich ausgehen wird. Die Zeit hat eine Tendenz dazu, sich gegen Veränderungen – auf die eine oder andere Art und Weise – zu wehren.“ Er seufzte. „Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, dass hat Bram auch getan.“ Mit einem Griff in die Jackentasche, beförderte der Ekstatiker den Brief von Bram zutage, den Mattej ihm gegeben hatte und legte ihn Apollonia hin, damit sie diesen lesen konnte. Lediglich den letzten, handgeschriebenen Teil hielt er aus Scham und Schuld zurück. “Bram hatte nicht nur einen Brief für dich zurückgelassen, sondern auch für mich.“
Während Hector den Brief hervor zog, fragte Apollonia mit überraschter und zugleich desillusionierter Stimme. „Du glaubst, es ist egal, was wir tun werden? Alles wird dazu führen, dass Simon ohne Eltern aufwächst und später frustriert in die Fänge dieser ‚wahren Magier‘ kommt, um sich irgendwann, nachdem er erkannt hat, was sie wirklich vorhaben, wieder gegen sie zu stellen? Ich hatte gehofft, das Thema wäre mit der Zerstörung des Zeitportals für immer beendet.“ Sie nahm den Brief aus Hectors Händen und begann zu lesen. Der braunhaarige Mann konnte an ihrem Gesicht lesen, dass sie das, was sie vor sich hatte, nicht begreifen konnte. Hätte sie nicht bereits gesessen, sie wäre mit Sicherheit in einen Stuhl gesunken. Schließlich reichte sie ihm den Brief mit einem ungläubigen Kopfschütteln zurück. Sie war sprachlos und blickte hilfesuchend zu Hector, während sie das Gelesene innerlich verdaute.
„Es mag immer Dinge geben, die sich ändern, wenn man mit der Zeit spielt, aber ob sie sich so verändern wie man möchte oder in dem Umfang, steht auf einem ganz anderen Blatt.“ Hector suchte Apollonias Blick. „Alles, was ich versucht habe, in diesen letzten Jahren zu tun, war mehr über Zeitmagie herauszufinden, damit ich vielleicht irgendwann etwas tun kann, um Brams Schicksal zu vermeiden.“ Die nächsten Worte hatten etwas Endgültiges. „Ich war ein Narr. Wie soll ich etwas verändern, wenn nicht einmal das Wissen seines Ablebens verändern konnte? Die Kontrolle über die Zeit ist eine Illusion. Man mag sie für sich nutzen können, aber sie wirklich verändern können? Das halte ich inzwischen für eine Illusion.“
Apollonia holte tief Luft. „Das, was Bram schreibt, erklärt nicht alles, aber vieles. Ich hätte nie auch nur im entferntesten geahnt, dass meine Tante…“ Sie verbesserte sich. „Tia hinter einem großen Teil dieser Reise gesteckt hat. Und dieser Zauber schient sie alles gekostet zu haben.“ Sie sah zu Hector. „Danke, dass du mir das gezeigt hast. Es frustriert mich auf der einen Seite, macht mir aber auch irgendwie Mut. Danke.“
„Es ist zumindest gut, dass du aus dem ganzen Irgendetwas Positives ziehen konntest.“ Hector lächelte schwach, aber ehrlich und ermutigend. „Ich werde mich jetzt auf den Weg machen.“ Der Ekstatiker erhob sich.
Sie nickte, erst schwach, dann stärker, wie um sich selbst zu vergewissern, dass es stimmte. „Da draußen sind Leute, die Bescheid wissen. Die uns, auch wenn wir keine Ahnung davon haben, keine Steine in den Weg legen werden. Uns wahrscheinlich unterstützen.“ Sie lachte und es klang weniger amüsiert als vielmehr irritiert. „Die einen vielleicht kennen, bevor man einander überhaupt kennen gelernt hat. Ich habe versprochen, dass ich nicht zulasse, dass irgendwelche Wahnsinnigen unserer Welt ihren Stempel aufdrücken. Und da bin ich froh, dass ich dabei nicht ganz allein bin. Und Bram hat Bescheid gewusst. Vielleicht war auch er nicht allein…“ Sie seufzte.
„Die Welt wäre besser dran, ohne Magie.“ Hector schüttelte mit dem Kopf. „Niemand sollte die Macht haben, mit der Zeit zu spielen, Feuersbrünste heraufzubeschwören, oder Andere mit Flüchen und Krankheiten zu belegen.“ Apollonia konnte einen kurzen Seufzer hören. „Aber das ist nun einmal die Welt, in der wir leben und jeder, der sich diesem Wahnsinn nicht komplett hingibt, ist ein wertvoller Verbündeter, da gebe ich dir recht. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, auch wenn ich wirklich nur hoffen kann, dass es irgendetwas Gutes ist.“
Apollonia stand auf und nahm ihn unerwartet in den Arm. „Ich wünschte, ich könnte, dir versprechen, dass es so ist, aber wir können dran arbeiten. Auf jeden Fall bist auch du nicht allein. Du hast diesen komischen Trupp Mitbewohner und egal, was die Zukunft bringt, wir werden jede unserer Fähigkeiten in den Ring werfen um mitzumischen.“ Sie lächelte ihm aufmunternd zu als sie ihn wieder los ließ. „Danke für deine Unterstützung.“
Hector war mehr als überrascht von Apollonias Umarmung, freute sich, nach einer kurzen Irritation, aber umso mehr über die unerwartete Nähe und erwiderte diese. Die Hermetikerin konnte die feste Umarmung des braunhaarigen Magiers spüren und ein Rasierwasser, das leicht nach Pinien und Harz roch, wahrnehmen. Die Stimme des Ekstatikers durchbrach den unerwarteten Moment der Unterstützung. „Danke für die Aufmunterung. Ich glaube, dass habe ich wirklich gebraucht." Ihr Gegenüber wirkte tatsächlich ein wenig entspannter und auch positiver. „Ich werde trotzdem Zeit brauchen, dass alles erst einmal zu verdauen, aber ich bin um mehr als in der Welt froh, dass du verstehst, durch welchen Wahnsinn wir gegangen sind.“ Mit einer letzten, herzlichen Geste berührte er Apollonias Arm, bevor er sich in Richtung Ausgang bewegte.
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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort
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