Vampire: Die Maskerade

Vaclav grinste und stieß nur allzu gerne mit Bruce an. „Tausend Dank und Cheers“, meinte er einen großzügigen Schluck nehmend und betrachtete dann das Etikett der Flasche. Eindeutig etwas das er noch nicht probiert hatte. Wahrscheinlich ein lokales Bier. Etwas das man auch im wohlsortierten Getränkeladen in Prag nur schwer erwerben konnte. Er schmunzelte in sich hinein. Natürlich war es nur Bier aber die Möglichkeiten die sich ihm auftun konnten, wenn er dazu in der Lage wäre gefahr- und mühelos zwischen Orten zu wechseln... faszinierend und einschüchternd zugleich. Der Adept lachte als Bruce etwas von Drudenfüßen erwähnte und musste, warum auch immer, schlagartig an Apollonia und ihr Pendel denken. Nun, immerhin funktionierte auch das.



„Nein keine grotesken Dämonenstatuetten oder Drudenfüße, Pentagramme, Weihrauch und der ganze Humbug. Nichts davon. Zumindest konnte ich nichts Vergleichbares entdecken. Es war womöglich auch einfach ein technisches Konstrukt das irgendwo unauffällig verbaut wurde. Im Grunde aber geb ich dir recht, wir können nichts ausschließen.“ Er nahm einen weiteren Schluck. „Sollen wir den Raum noch einmal überprüfen? Ich meine der Bischof wird demnächst ernsthafte, verdiente Probleme bekommen aber das erklärt noch nicht wie oder warum seine Privatgemächer magisch versiegelt wurden. Ist das einen zweiten Blick wert? Was meinst du?“ Nachdenklich drehte Vaclav die Flasche in seiner Hand und sah dann unschlüssig zu Bruce.

Als die Sprache dann auf das Paradox kam, schluckte Vaclav schwer. „Dieses Ding ist also zwischen Zeit und Raum, zwischen Realität und Fiktion. Schwer zu begreifen und zu erfassen aber allgegenwärtig auf uns lauernd. Keine besonders tollen Aussichten. Ich werde echt besser aufpassen müssen.“ Bemüht lächelnd fügte er hinzu: „Und ich muss mir etwas für mechanische Schlösser einfallen lassen das schnell und sauber funktioniert. Vielleicht kann mir Matej dabei helfen. Diese Art von Hardware ist eher sein Spezialgebiet. Ach übrigens...“

“... deine Prüfung habe ich jetzt also wohl bestanden? Wie geht es denn nun dann eigentlich weiter? Frontalunterricht? Fernunterricht? Ich verstehe den Begriff ‚Mentoring‘ aber wie funktioniert das bei äh... Magiern? Vor allem unserer Art von Magiern?“

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„Ich dachte mir, wir spielen ab und an eine Partie WoW oder Company of heros zusammen und schauen mal wie sich das Netz um uns herum entwickelt, gehen bowlen und freitags einen im Pub trinken“, antwortete Bruce trocken. Dann zuckte es um seine Mundwinkel. „Das und das ein oder andere mehr. Ich bin örtlich recht flexibel, wie du siehst und Prag wird von Touristenströmen ja regelrecht überrannt, hab ich gehört. Da fällt ein Ami mehr oder weniger nicht auf.“ Er sah zu Vaclav. „Das mit dem Bischof sollten wir vorerst beruhen lassen, denke ich. Du hast exzellente Arbeit geleistet, aber man muss sein Glück nicht herausfordern und noch mal in dieses Drecksnest wandern. Wie siehts aus? Soll ich die Bilder an die Presse weiterleiten oder magst du dem Scheißkerl selbst das Handwerk legen?“

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Vaclav wirkte etwas unschlüssig als die Sprache schlussendlich noch einmal auf den Bischof kam. Einerseits war er nun doch etwas neugierig geworden was seine Eminenz betraf; war es doch im Grunde sogar in gewisser Weise bedenklich, das der Prager Klerikaladel von einer magischen Barriere geschützt wurde. Andererseits hatte Bruce tatsächlich recht. Wenn erst einmal die Bilder an die Presse gingen, ihre Authentizität bestätigt waren und der Mediensturm über die Stadt fegte, war davon auszugehen das der Bischof womöglich sogar noch ein „Kopfgeld“ auf den Hacker aussetzte. Wer magisch abgeschirmt wurde, war irgendjemandem wichtig. Jemandem der erwacht war. Ein Heben der Schultern deutete Zustimmung an.

„Stechen wir nicht noch einmal in das Wespennest bevor die Königin tatsächlich am Boden liegt; hast schon recht. Und ich glaube du hast die richtigen Kanäle um die Bilder mit größtmöglicher Wirkung zu veröffentlichen. Zumindest habe ich den Eindruck, du machst das nicht zum ersten Mal.“ Der Adept grinste.

„Auf ein paar Runden WoW oder CoH habe ich immer Lust, es gibt da auch diesen neuen Shooter zu dem ich noch nicht gekommen bin. Und alles andere klingt auch nach einer perfekten Beschäftigung fürs Wochenende. Wenn der Ort keine Rolle mehr spielt, ist nur noch die Zeit unser limitierender Faktor. So oder so bin ich gern dabei und freu mich schon drauf.“ Vaclav strahlte übers ganze Gesicht. „Lass uns den Grill anwerfen Bruce.“

(je nachdem was du geplant hast, kann man es an dieser stelle eigentlich beenden. Wenn du noch small-talk möchtest nur zu )

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Wenige Tage später war Vaclav wieder in Prag unterwegs. Hector und Apollonia waren seltsamerweise noch immer nicht von dem Ausflug zurück, den sie so kurzfristig angekündigt hatten und Vaclav versorgte notgedrungen Hectors riesigen tierischen UNtermieter, der sich jedoch nur selten sehen ließ und in den Tiefen der Wohnung vergrub. Die Hitze der letzten Wochen hatte nachgelassen und graue Wolken, die wie eine schwere Decke auf den Dächern der Stadt zu liegen schienen, ließen ihre Regengüsse hinabprasseln als wollten sie als Sendboten Gottes eine neue Sintflut einläuten.
Vaclav war gerade dabei die Tür seines Ladens für eien kurze MIttagspause abzuschließen als die Postbotin mit der dicken Hornbrille aus dem letzten Jahrhundert ein Einschreiben bei ihm abgab. Es handelte sich um ein Offizielles Anschreiben von einer Behörde, die sich mit EC3 abkürzte und die ihn ohne lange ERklärungen zu einem Treffen einlud. Vaclav war etwas erstaunt, als er am genannten Datum erkannte, dass es sich um den selbigen Tag, 15h handelte.
Etwas unsicher machte sich Vaclav auf den Weg zu der genannten Adresse und stand schließlich vor einem hellen, modernen Bürogebäude mit breiten Glasfronten.

Am Empfang wurde nach einem Angestellten geklingelt nachdem er seinen Namen genannt hatte und von diesem, der sich geschickt auf belanglosen Smalltalk verstand, in eine Etage im oberen Bereich des Gebäudes gebracht. An einer dunklen Holztür klopfte er an und öffnete nach drei Atemzügen. Um einen Tisch saßen ein halbes Dutzend Männer in Anzügen und zwei Frauen, die sich erhoben, als Vaclav herein geführt wurde.
Unter den ganzen fremden Personen, die ihm zunickten, war ein Gesicht, dass er kannte. Ein älterer Mann mit streng geschnittenem Schnauzbart kam auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. "Herr Koller. Es ist uns eine Freude Sie kennen zu lernen. Ich bin Deputy-Director Troels. Herr Waine hat Sie wärmstens empfohlen." Er deutete auf Thomas Bruce Waine, den Vaclav erst vor ein paar Tagen kennen gelernt hatte und der heute ungleich seriöser wirkte als bei ihrem letzten ungezwungenen Treffen. Dieser räusperte sich disret, doch es reichte um den Deputy Director zum Verstummen zu bringen.

"Würden die Herren mich bitte kurz entschuldigen um ein paar Worte mit Herrn Koller zu wechseln?"
"Aber selbstverständlich", kam promt die Antwort.
Bruce erhob sich und kam auf Vaclav zu. "Herr Koller", begrüßte er ihn mit einem warmen, trockenen Handschlag mit der prankenartigen Rechten. Der Schalk blitzte in seinen Augen und der junge Informatiker konnte sehen wie sehr er sich insgeheim amüsierte. "Wenn Sie mir bitte kurz folgen würden?" Er machte eine einladende Handbewegung nach draußen und folgte ihm hinaus. Kurz wandte er sich an den Angestellten, der den jungen Magier hinauf gebrahct hatte. "Wären Sie bitte so gut und zwei Kaffee zu bringen. Heiß bitte!"

Als ob der Tag mit den sintflutartigen Regenfällen, dem eher schlecht laufendem Geschäft und dem merkwürdigen Einschreiben schon nicht seltsam genug erschien, fand er sich plötzlich erneut an einem Tisch mit Thomas Waine aka „Bruce“. Diesmal trug dieser allerdings einen Anzug, und war umringt von anderen Krawatte tragenden Geschäftsleuten. Director Troels schüttelte ihm die Hand; das Kollegium sah schweigend und abwartend zu. Weder kannte Vaclav das Gebäude, noch die Behörde EC3, nocht konnte er sich erkären warum er eingeladen worden war und worum es eigentlich ging. Mit Ausnahme des verschmitzten Lächeln von Bruce, das ihm tatsächlich zeigte, dass es sich wohl dennoch um dieselbe Person handeln musste, ergab gerade überhaupt nichts einen Sinn. Für was hatte Bruce ihn empfohlen? War das eine Art Vorstellungsgespräch? Wofür? Warum? Er hatte sich immerhin ein Sakko übergeworfen und die guten Schuhe angezogen, damit er seriöser wirkte. Aber auch nur deshalb, weil er meinte zu einer Behörde eingeladen worden zu sein, die ihm möglicherweise unangenehme Fragen zum Thema „Hackerangriff auf das Erzbischöfliche Palais“ befragen wollte. Kurzfristig war ihm sogar richtig mulmig bei dem Gedanken geworden. Als der Angestellte sich vor dazu beeilte den, wohlgemerkt, heißen Kaffee zuzubereiten, wandte sich der Adept an Bruce.

„Ich habe keine Ahnung wo ich hier bin und warum ich hier bin. Ich weiß noch nicht mal warum du eigentlich hier bist. Außer das du mich empfohlen hast, für eine Behörde die mir überhaupt nichts sagt. Was mache ich hier? Wer sind diese Leute? Warum trägst du eine Krawatte?“

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„Oh, gefällt sie dir nicht?“ Er zupfte gut gelaunt an der Krawatte. „Die hat mir meine Frau Liz damals zum zehnten Hochzeitstag geschenkt. Ist schon ein Weilchen her, das ist auf jeden Fall richtig…“ Man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass ‚Bruce‘ es genoss Vaclav auf die Folter zu spannen.
Er ging ein paar Schritte in einen leeren Raum und wartete darauf, dass Vaclav ihm folgte.

Dann ließ er sich in einen Stuhl fallen und bot dem jungen Mann ebenfalls einen der Ledersessel an. „Ich bin definitiv niemand, der auf so einen Kram hier groß Wert legt“, er griff sich an das Revers seines Sakkos, „aber wenn es den Chefitäten hier wichtig ist, spiel ich selbstverständlich mit.
Der Angestellte erschien mit den zwei Kaffee, passend dazu, Zucker in kleinen Päckchen und eine winzige Karaffe mit Milch und stellte alles diskret auf einem Tablett neben den Herren ab. Nach einem kurzen „Danke“ verschwand er bereits so unauffällig wie er gekommen war.
„Das hier ist das European Cybercrime Centre Prag- EC3 – eine Zweigstelle von Europol. Die Leute hier haben ein paar interessante Ermittlungen am Laufen und kommen alleine nicht weiter. Und irgendwie fiel in dem Zusammenhang mein Name. Und ich könnte definitiv Hilfe von einem jungen, ambitionierten, ehemaligen Avast Informatiker gebrauchen. Es wäre vorerst zeitlich befristet und du könntest deinen kleinen Laden weiterhin betreiben. Aber sie zahlen recht gut, vielelicht springt irgendwann was festes raus und ich denke, es wäre doch gelacht, wenn man von hier aus nicht diesen Zypris ein wenig besser im Auge behalten könnte. Denn, was immer der auch treibt, ich denke, die magische Welt wird von ihm hören.“ Er sah Vaclav fragend an und wartete auf die Meinung des jungen Adepten.

Vaclav folgte ihm immer noch merklich verwundert und unsicher. In seinen Gesichtsausdruck jedoch drängte sich zusehends die augescheinlich wachsende Neugier auf das, was Bruce ihm scheinbar mit großer Freude noch immer die ganze Zeit verschwieg ehe der Kaffee zügig und schweigend serviert wurde und der Adept in dem bequemen, vermutlich sündhaft teuren, Ledersessel Platz nahm. Die Ruhe und Gelassenheit mit der ihn Bruce ihn in ein Nebenzimmer führte waren zweifelsohne Absicht um den Moment noch einmal „voll auszukosten“. Und das, obwohl es augenscheinlich war das diese Besprechung als auch das Treffen insgesamt mehr waren als nur ein simples Gespräch in einer generischen vollverglasten Firma, die sich auf Anlageberatung spezialisiert hatte. Er hätte sich wohl genauer informieren sollen wohin er eingeladen worden war; eigentlich untypisch für ihn aber so war es nunmal. Dann ließ Bruce die Bombe platzen. Vaclavs Augen gingen über und er verschluckte sich fast am Kaffee, den er mit unruhiger Hand an die Lippen geführt hatte. Nicht das er tatsächlich hätte Kaffee trinken wollen aber der Höflichkeit halber...

Europol, European Cybercrime Centre Prague. Er saß gerade im Hauptquartier der digitalen Verbrechensbekämpfung von Europol. Und das Büro hatte Bruce als Externen mit Ermittlungen betraut für die er ihn mit an Bord haben wollte. Mit Aussicht auf Festanstellung wenn er sich gut machte. Vaclav hustete ein paar Mal, räusperte sich und holte tief Luft. „Ich...“, begann er völlig perplex. „Also ich habe ja hier mit vielem gerechnet, mitunter auch das vielleicht sogar schon die Handschellen klicken aber mit dem hier überhaupt nicht. Du hast mir erzählt das du für Firmen Informationen beschaffts und Codes knackst aber das hier...“, er machte eine überwältigte, weit ausholende Geste. „Das hier ist... irre.“ Er fand keinen besseren Ausdruck. Mit einer Bewegung seiner Hand, nahm er die Brille ab und strich sich über das Gesicht. „Und Cyprus... natürlich. Ich meine, es gibt womöglich kaum einen anderen Ort der besser dafür geeignet wäre ihn ein wenig im Auge zu behalten. Fuck, es gibt wahrscheinlich nur noch die CIA die besser ausgestattet ist als das hier. Das ist der Wahnsinn und ich bin einerseits total geehrt das du mich mit an Bord haben möchtest, aber andererseits weiß ich gar nicht ob ich diesen Anforderungen gewachsen bin. Also die Anforderungen hier sind sicher bei Weitem höher als alles was ich bisher gemacht habe. Andererseits lern ich hier wohl mit Abstand am meisten.“ Vaclav lächelte irgendwie glücklich überwältigt und unschlüssig zugleich.



„Ich wäre ein Idiot wenn ich nein sagen würde, wirklich. Selbst wenn keine Fixanstellung dabei herausschaut oder sie mich danach kein zweites Mal mehr wollen. Aber so eine Chance bekommt man nur einmal. Und im Grunde habe ich dir das zu verdanken. Also Danke. Tausend Dank. Und ja... ich bin dabei, wenn du meinst ich... bin dafür geeignet oder kann dir irgendwie behilflich sein. Du weißt, ich bin weit entfernt davon so gut zu sein wie du.“

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Bruce machte eine wegwerfende Handbewegung. „Stell dein Licht mal nicht unter den Scheffel. Du hast bei unserem Freund, dem Bischof, hervorragende Arbeit geleistet. Und obwohl du noch nicht lang von der Welt hinterm Vorhang weißt, hast du bereits jetzt enorm viel erreicht. Das alles spricht für dich und ich wär‘ froh, dich in meinem Team zu haben. Auf der anderen Seite…“ seine Hand fuhr von links nach rechts. „… ist das hier auch nur eine Behörde und hier wird auch nur mit Wasser gekocht. Und vom CIA sind wir leider in vielerlei Hinsicht noch etwas entfernt.“ Er schmunzelte und streckte Vaclav dann die Hand entgegen. „Bist du dabei?“

Vaclav grinste über beide Ohren und streckte Bruce die Hand hin um sie zu schütteln.

"Ich fühle mich sehr geehrt und du kannst auf jeden Fall mit mir rechnen. Ohne dich hätte ich diese Chance nie bekommen. Danke."

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