Der erste Atemzug der Inquisition, Spätsommer 1213Der Kampf um Brügge war gewonnen, Urteile waren vollstreckt worden während andere Schiedssprüche wohl für immer ausbleiben würden. Zu guter Letzt war es das eigene Gewissen, das Nacht für Nacht die Seele der Kainiten Brügges verurteilte oder aufs Neue frei sprach während das dunkle Wasser der Kanäle träge dahin floss
Es war schließlich Lucien, der dem kleinen Rat von der Kainitin berichtete, die er im ehemaligen Voivodat aus den Fängen der seit Jahrzehnten verhassten Tremere hatte retten können. Gretlin, so schätzte der Gangrel, schien an Amnesie zu leiden und wäre vorerst in Brügge vor ihren Verfolgern sicher. Das Mädchen erhielt ein befristetes Aufenthaltsrecht.
Schließlich entschieden sich Gerrit, Lucien, Leif, Alida und Liliana dem Treiben der Hexer auf den Grund zu gehen. Sie ritten Richtung Voivodat, doch noch am Stadttor wurden sie von einem kleinen Mädchen eingeholt, das laut nach der Toreador rief. Es handelte sich um deren Ziehtochter der Rose, Marie, die, oftmals nachts von Träumen mit kurzen Einblicken in zukünftige Begebenheiten heimgesucht, ängstlich berichtete, dass Gefahr drohe. Alida, entschloss sich das Mädchen nach Hause zu bringen und selbst bei ihrer Familie nach dem Rechten zu sehen während der Rest der Gruppe im verfluchten Wald Nachforschungen anstellte, die jedoch keinen Hinweis auf den Verbleib der Tremere ergab. Sie machten sich auf den Rückweg und durchschritten erneut das Stadttor. Während alle langsam nach Hause zurück kehrten, dämmerte jedem eine grausame Erkenntnis: Die Inquisition, die in all den Nächten ruhig gewesen war und deren kurzzeitigen Aufenthalt man ausharren wollte und darauf hoffte, dass sich die Schergen der Kirche bald wieder entscheiden würden die Stadt zu verlassen, hatte ihre Krallen tief in die kainitischen Belange gegraben, eine schwer heilende Wunde geschlagen und damit eine unübersehbare Kampfansage ausgesprochen.
Alida und die wichtigsten Mitglieder ihres Haushalts waren verhaftet, der junge Karl- Christian rief nach seinen Eltern, die man abgeführt hatte, das Anwesen derer von Erzhausen war nach Liliana durchsucht worden und auch den jungen Wachmann Jean hatte man zum Schuldturm bringen lassen. Die Schergen der Inquisition hatten nicht einmal vor den tiefen undurchdringlichen, verworrenen Gängen der dunklen Kanalisation Halt gemacht und niemand war verständlich, wie die geheimen Türen hatten geöffnet werden können.
Jeder der Kainiten machte sich daran Nachforschungen anzustellen, die der Gruppe Erkenntnisse bringen würde, die vielleicht weiter helfen konnten.
Lucien gelang es gemeinsam mit Gretlin, die mit Mühe den Inquisitoren entkommen war, Kontakt zum ehemaligen flandrischen Thronfolger Balduin aufzunehmen.
Auch im Haus seiner Familie waren Erkundigungen über ihn eingeholt worden, die nur mit Mühe hatten entkräftet werden können. Ihm ging es vor allem um das Wohl seines besten Freundes Jean.
Leif erhielt Besuch von einem Mann, den er in seinem Leben nie wieder zu sehen gehofft hatte:
Sebastian von Augsburg bat um Zuflucht bei Leif, da er beabsichtigte mit Gretlin ein klärendes Gespräch zu führen. Leif war entsetzt und wurde wieder einmal an den Vertrag erinnert, den er vor Jahrzehnten unterzeichnet hatte. Er hätte in diesem Moment alles gegeben um aus diesem mit Blut besiegelten Band zu gelangen. In einem unvorsichtigen Moment gelang es die sich heftig wehrende Gretlin zu überwältigen indem er sie so verwundete, dass sie in Starre fiel. Mit der Drohung, die junge Frau zu töte, hoffte er Sebastian zu zwingen, den Vertrag aufzulösen. Dieser war außer sich und lehnte nach einiger Bedenkzeit schweren Herzens ab. Er verließ nach einem Gespräch mit Leif die Stadt.
Gerrit erkundigte sich im Hurenhaus, das verwüstet worden war und auch bei den Mitgliedern der Diebesgilde erhielt er die Informationen, die er benötigte.
Schließlich begegnete er einem Tross der Inquisition, das gerade dabei war die Stadt zu verlassen.
Während Kardinal von Köln, der Bischof von Lüttich und deren junger römischer Kirchendiener Marzio an dem verdunkelten Nosferatu vorbeischritten, erregte etwas die Aufmerksamkeit des Jüngsten und er sandte seien Wachen in Gerrits Richtung. Die Menge stob panisch auseinander und es gelang Gerrit zu verschwinden.
Liliana nahm Kontakt zu Jaque de Camarque auf, der ihr Informationen versprach, wenn sie bereit wäre ihn am nächsten Abend wieder zu treffen. Liliana lehnte ab. Sie konnte herausfinden, dass die Inquisitoren bei der Familie Bennington untergebracht waren.
Schließlich stellte sie sich selbst als ihr Haus gestürmt wurde und verhalf ihrer Ziehtochter Marie zur Flucht.
Lucien und Leif versuchten gemeinsam die Toreador zu befreien. Leif führte heftige Wortgefechte mit den arroganten Wachleuten der Inquisition, Lucien verwandelte sich in Nebel und suchte Liliana im Gefängnis auf. Schließlich war ihr Verehrer schneller. Mit Hilfe seiner geghulten Adeligen und eines Bischofs ließ er die Gefängnistüren aufsperren und befreite seine Angebetete, die sogleich zur Familie Bennington gebracht wurde um dort auf die Rückkehr der Geistlichen warten sollte.
Schließlich war es der Gruppe gelungen herauszufinden, dass der Bischof von Brüssel wenige Nächte zuvor verstorben war und deshalb die Inquisition weiter gereist war um bei den Trauerfeierlichkeiten teil zu nehmen. Die gefangenen Kainiten Brügges waren in die Gebiete östlich der Stadt gebracht worden.
Anhand der Farbe der Augen des einen Inquisitors erhielten sie schließlich die entscheidende Information
Bei dem jungen Marzio handelte es sich um niemanden anderen als den ehemals fleischgeformten Doppelgänger des flandrischen Thronfolgers, der bittere Rache geschworen hatte.
Gerrit entschied sich dazu im Osten nach den Gefangenen zu suchen, während Leif und Lucien nach Rücksprache mit Balduin nach Brüssel aufbrachen um Martin ein Angebot zu unterbreiten, denn es gab etwas, das der Junge von einst noch mehr begehrte als Rache: Macht
Sie trafen sich mit Balduin in einem Wirtshaus und erhielten edle Gewandung von dem jungen Adeligen.
Verkleidet als Graf von Mistelberg
und Graf von Wolfsburg
suchten sie Martin auf um sich offiziell von dem jungen Geistlichen die Beichte abnehmen zu lassen. Erst im Beichtstuhl wurde ihnen das wahre Ausmaß der Katastrophe bewusst.
Man bot ihm den durch Balduins Schwester, die Gräfin Johanna, gewonnenen Bischofssitz von Brüssel im Austausch für die Freiheit der Gefangenen an.
Zwar war Martin bereit auf das Angebot einzugehen, aber durch sein Wissen und die geschickte Art wie er es einzusetzen vermochte, war er zu einer zu großen Gefahr für die Kainiten und alles, was ihnen wichtig war, geworden.
Es gelang ihnen alle zu befreien, doch allen war bewusst, dass der unermessliche Hunger des neu geweihten Bischofs nach Macht und Rache schwer zu stillen sein würde und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack auf den Gemütern der Brügger
