Di 10. Nov 2015, 22:40
Leif wusste, dass Gretlin kommen würde. Egal ob effiziente oder ineffiziente Korrespondenz. Wenn sie nicht gerade eine Verabredung vergessen hatte war sie zuverlässig, und ob dieser Zustand eintrat darauf hatte Leif keinen direkten Einfluss.
Das Mädchen erschien wenige Minuten nach dem verabredeten Zeitpunkt in einen dunkelgrauen Mantel gehüllt. Ein vorsichtiger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, der an ein Tier erinnerte, das eine mögliche Gefahr gewittert hatte und nicht sicher war, ob es schon die Flucht antreten sollte.
Beim Anblick von Leif und Charlotte huschte ein kurzes Lächeln über ihre Züge und sie senkte den Kopf wie gewohnt in einer kurzen Verbeugung.
„Willkommen Gretlin. Es freut mich das es geklappt hat.“ Leif nickte ihr kurz zu und quittierte die Aussage mit seinem schönsten Lächeln. „Ich will dich nicht lange aufhalten, aber ich habe eine paar Sachen, die du haben solltest, denn ich verlasse die Stadt morgen und ich weiß noch nicht genau wann ich zurückkehren werde.“ Mit einer schnellen Bewegung holte Leif die schwarz eingeschlagenen Pakete unter dem Tisch hervor und öffnete sie. Zu sehen waren zwei in schwarzes und blaues Leder gebundene Bücher, eine Schriftrolle aus Papyrus, die Aufzeichnungen ihrer Forschungen über den Dämon Hexor, Runensteine sowie drei schwere, schwarze Schlüssel. „Diese Sachen sind für dich, pass’ gut darauf auf und vielleicht findest du noch ein paar interessante Informationen in diesen Schriften.“ Charlotte saß neben beiden und außer der Begrüßung beobachtete sie die beiden nur aufmerksam.
Gretlin sah Leif fragend an, als wenn sie auf eine Erlaubnis warten würde, dann fuhr sie sacht mit den Fingern über die Gegenstände. „Vielen Dank.“ Sie verweilte lange bei den Büchern, musterte dann auch die Runensteine und die Schlüssel intensiv. „Das ist eine große Ehre für mich, dass du mir die Sachen während du weg bist anvertraust. Aber möchtest du sie nicht lieber jemandem aus deiner Familie überlassen?“
Leif schüttelte nur kurz den Kopf. „Die denen ich aus meiner Familie wirklich vertraue werden mit mir reisen. Die Sache ist die das auch mir Wissen und das geschriebene Wort etwas bedeuten. Ich möchte nicht das diese Dinge in die falschen Hände geraten oder noch schlimmer vergessen werden.“ Leif zeigte nacheinander auf die beiden Bücher und die Schriftrolle. „Diese Bücher hier sind noch aus dem Besitz von Orlando Oriundus. Eines ist namenlos, das andere heißt 'Der rote Orden'. Es sind dunkle Werke über Dämonen und Beschwörungen, aber sie beinhalten auch Anmerkungen ihres ehemaligen Besitzers. Diese Schriftrolle hier ist eine Zusammenfassung über den Clan der Baali. Und dieser Schlüssel hier.“ Er zeigte auf die Schlüssel. „Diese Schlüssel öffnen den Weg zu meiner bescheidenen Privatbibliothek. Sie ist nicht groß, umfangreich oder irgendwie besonders aber insbesondere was die Heilkunst angeht, gibt es einige ganz nette Stücke. Vielleicht dienen sie dir solange ich weg bin."
Gretlin griff nach den Runensteinen, nahm sie vorsichtig in die Hand und ließ sie wie bei einem Würfelwurf auf den Tisch fallen. Ihr Gesicht war nachdenklich. Sie schien über etwas nachzugrübeln.
„Du übergibst mir die Sachen weil du nicht sicher bist, ob du wieder kommen wirst, oder?“ Ihr Blick wanderte von den Steinen zu seinen Augen.
Leif nickte nur. "Charlotte hat dir erzählt wohin ich unterwegs bin." Er nickte der alten Frau zu. "Meine Zusammenkünfte mit Sebastian sind bis jetzt immer aus dem Ruder gelaufen weswegen ich gerne alles erledigt wissen möchte." Leif schwieg kurz. "Darüber hinaus hoffe ich meine Schuld von damals ein wenig aufzulockern, indem ich dir Zugang zu diesem, meinem Wissen gewähre. Ich weiß es bedeutet dir was und ich wollte wenigstens einen Schritt in die richtige Richtung unternommen haben."
Sie biss die Lippen aufeinander und schwieg. Dann nickte sie. „Alles wird auf dich warten, wenn du zurück kommst.“
"In Ordnung," Leif erklärte Gretlin noch kurz die Lokalität seiner Bibliothek. Sie war nicht in seiner Zuflucht, sondern unter einem Teil der Stadtmauer untergebracht, nahe der Kanalisation. "Gib nur gut Acht auf diese Schriften. Sie sind einzigartig und beinhalten mehr als nur Wissen. Aber ich denke das weißt du und du verstehst worauf ich hinaus will. Gute Nacht Gretlin." Leif erhob sich schließlich und nahm Charlotte mit sich, die Gretlin nur kurz zunickte und Leif nicht aus den Augen zu lassen schien.
Gretlin hielt Leif zögernd am Arm zurück. „Das hier sind Bücher und Schriften… aber…“ Sie zögerte kurz. „…In principio erat verbum. Vergiss das nicht. Menschen sind wichtiger als Bücher und geschriebene Worte. Ihr seid wichtiger. Komm heil wieder zurück und geh kein Risiko ein, das nicht für nötig hältst. Das ist es nicht wert.“ Man konnte ihr ansehen, dass ihr die Worte schwer fielen. Sie war keine Kainitin, die über private Belange zu reden pflegte.
Es war wie ein kleiner Blitz den Gretlin wahrnehmen konnte. Aber er kam nicht von leif sondern von Charlotte. Ein Blick der tiefer Schnitt als das schärfste Messer? Was war das? Eifersucht? Angst? Sorge? Sie würde es wohl nie herausfinden, wenn sie die alte Frau nicht direkt fragte aber Leif antwortete und unterbrach den Gedankengang. "Danke für eure Worte Gretlin. Sie bedeuten mir etwas. Daher habt Dank. Ich werde keine unnötigen Risiken eingehen. Aber wenn es um die Tremere geht...Nun ja eine solche Zusammenkunft mag immer für Überraschungen gut sein und ich möchte gerne vorbereitet sein." Dann verabschiedete sich der Salubri.
Es war ein kalter Septemberabend. Regen hatte nichts als kalten Matsch hinterlassen, aber dieses Wetter schien keinen Abbruch an der Stimmung in der Taverne zu tun. Der weiße Keiler war kein besonderes Etablissement, hatte aber ein selbstgebrautes, wohlschmeckendes Bier und Betten mit gutem, sauberen Stroh beides einladend genug um sich einen bescheiden-gemütlichen Ruf als letzte Raststätte vor der Reichsstadt Augsburg aufzubauen. Zumindest wenn man aus dem Norden kam. Hier wartete Leif Thorson auf seine Verabredung, zusammen mit der großen, blonden Frau Brunhild, die seit ihrer Ankunft im weißen Keiler stets an seiner Seite war, wie ein treues Eheweib. Das Innere der Taverne war bei so einem Wetter geschäftig und die verschiedensten Dialekte mischten sich zu einer wohlklingenden Symphonie und an einem der Tische, saß eine in einen grauen Mantel gehüllte Gestalt die die Tür nicht aus den Augen zu lassen schien, während sie an ihrem Bier nippte.
Leif spürte, dass der Hexer sich von irgendwo näherte bevor er ihn sah. Er hatte keine Ahnung, wo sich der hochgewachsene Deutsche aufhalten mochte, aber irgendwo war er.
Schließlich betrat ein in einen dunklen Mantel gekleidete Gestalt die Taverne, dich gefolgt von einer anderen Gestalt, die die erste noch um einen halben Kopf überragte. Der zweite Mann schlug einen dunkelroten Umhang zur Seite und Leif erkannte einen Krieger im Kettenhemd, dunkle misstrauische Augen, den Schatten eines kurzen sauber gestutzten Bartes.
Leif wusste bereits bevor der Hexer die Kapuze zurück warf, dass er den Hexer vor sich haben würde. Der braunhaarige Mann ließ seinen Blick ein Mal durch das Gasthaus wandern, verharrte eine Sekunde bei Leif und seine Augen nahmen einen harten Zug an.
Dann drehte er sich zurück zu seinem Begleiter. Obwohl kein einziger Ton zu vernehmen war hörte Leif die Stimme des Hexers als würde er direkt neben ihm stehen und zu ihm sprechen.
„Danke Matthias, dass du mitgekommen bist und mich begleitet hast.“
Die Antwort des Ritters, sofern denn eine folgte, konnte Leif nicht vernehmen.
„Du warst und bist der beste Freund, den man sich vorstellen kann. Pass auf dich auf.“
Am Gesichtsausdruck des Kämpfers, der nach wie vor nicht die Lippen bewegte konnte Leif erkennen, dass er eine heftige Erwiderung folgen ließ, doch Sebastian schüttelte nur den Kopf und wandte den Blick ab.
„Wir haben darüber geredet. Belass es dabei.“ Er klopfte dem hochgewachsenen Mann auf die Schulter und wartete auf etwas, das nicht folgen wollte. Fast eine Minute verstrich. Dann wandte sich der Ritter um und schritt hinaus. Ein heftiger Windstoß brachte die kalte feuchte Herbstluft hinein und ein Gast fluchte als ihn ein nasses Blatt traf.
Sebastian hatte sich wieder umgedreht und blickte Leif an. Er trat einige Schritte näher und blieb schließlich vor dem Tisch, an dem Brunhild und der Heiler saßen stehen.
Die Stimme war nur in Leifs Kopf zu vernehmen.
„ich bin hier.“
Leif beobachtete sowohl Sebastian als auch seinen Begleiter und nippte weiter an dem Bier das vor ihm stand. Brunhild wollte sich schon rühren, aber Leif legte ihr sanft eine Hand auf den Arm was ihre Nervosität zu beruhigen schien. Brunhild erhob sich schließlich und verließ Leif ohne Diskussion auch wenn der Blick den sie ihm zuwarf von Sorge überschattet war. Sie trat vor die Tür. Leif lächelte Sebastian aufmunternd zu als er schließlich an dessen Tisch stand. „Sebastian. Da bist du. In der Tat.“ Leif Stimme war physisch präsent im Gegensatz zu der seines Gegenübers. Er erhob sich und zeigte auf einen Platz ihm gegenüber. „Setz dich doch. Mir ist übrigens gerade aufgefallen, dass wir das Vergnügen einer Zusammenkunft hier in Deutschland noch nicht hatten.“ Leif lächelte unbekümmerte und machte der Schankmaid mit einer Geste klar, sie möge seinem Begleiter ein Bier bringen. „Erzähl Sebastian wie ist es dir ergangen in den letzten Jahren?“
Sebastian beobachtete die blonde Frau nachdenklich. Leifs Geste wurde mit einem Kopfschütteln quittiert. Wieder war die Stimme nur für Leif zu vernehmen.
‚Was auch immer du zu besprechen hast: ein Schankraum scheint mir wohl kaum der passende Ort dafür.’
Leif blieb sitzen und schüttelte nur kurz den Kopf um dann weiterzusprechen. "Warum denn Sebastian? Ich will doch nur wissen wie es einem alten Bekannten ergangen ist. Wenn du über besondere Dinge sprechen willst können wir uns immer noch einen neuen Platz für einen kleinen Plausch suchen. Mir gefällt es hier nämlich und das Bier ist wirklich gut." Leif grinste Sebastian einfach nur an.
Der Hexer atmete ein Mal lange ein. Dann nahm er am anderen Ende des Tisches Platz. Das Bier, das ihm die Schankmais hinstellte beachtete er nicht. Noch immer ruhten seine Augen auf dem Heiler. Das kurze Absenken der Lider kam einem Nicken gleich. Sebastian war bereit sich auf das Spiel des Nordmannes einzulassen.
Leif seufzte nur. Die Beziehung die die beiden pflegten war mehr als nur gestört aber so war es nun einmal. "Sebastian ich habe nicht vor dich zu langweilen. Alles was ich dir überbringen will ist eine Nachricht und darüber hinaus ein Angebot wie du zum Teil sicher aus meiner Nachricht entnehmen konntest. Aber eins nach dem anderen." Leif nahm einen tiefen Zug von seinem Bier. "Für das Erste danke ich dir das du nach unserem letzten Treffen gekommen bist. Was ich dir unabhängig von allem einmal sagen kann ist das es Gretlin gut geht. Wir arbeiten sogar an einer medizinischen Sache zusammen." Sebastian könnte merken, dass Leif diese Art von Gespräch Mühe kostete. Nicht aus Ekel oder Ablehnung, so viel war klar. Nein es ging eher in die Richtung von Unerfahrenheit.
Wieder folgten Schweigen und der misstrauische Blick. Bei der Erwähnung des Namens der Malkavianerin blitze es kurz in den Augen des Hexers und Leif spürte einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Dann nickte er erneut.
"Fein Sebastian wenn du keine Lust hast dich mit mir zu unterhalten macht es die ganze Sache zwar schwieriger aber was soll's." Leif zuckte sogar mit den Schultern. "Vielleicht sollten wir uns jetzt einen anderen Platz zum reden suchen. Es gibt sicher einen privaten Raum hier oder zumindest ein Zimmer."
‚Ich misstraue den Wänden hier, wie du dir denken kannst. Ich habe eine Zuflucht, einige Straßen entfernt von hier, aber da du mir wohl genauso misstraust, wie ich den Mauern dieses Gasthauses, ist diese Möglichkeit wohl nicht die Günstigste. Was schlägst du vor?’
Leif schaute Sebastian nachdenklich an. "Wenn du deine Zuflucht vorschlägst und sie nicht weit von hier entfernt ist, ist diese genauso gut wie jeder andere Ort. Wenn es das ist was dir hilft endlich den Mund aufzumachen können wir gerne dort hingehen." Leif stand demonstrativ auf und leerte seinen Bierkurg. "Ich bin bereit."
Sebastian erhob sich zögernd. Auch wenn es ihm niemand in diesem Schankraum ansehen mochte, da er sich mit einer ruhigen gelassenen Selbstverständlichkeit bewegte, spürte Leif die dessen Erregung.
Er legte eine Münze auf den Tisch und verließ ohne sich noch lange umzusehen das Gasthaus. Erst draußen wartete er auf den Heiler. Der braunhaarige Mann schritt durch die Straßen der kleinen Stadt, schien mehrere Umwege in Kauf zu nehmen und stand schließlich an der kleinen Seitenpforte eines alten Gutshofs. Er schloss die Tür auf und ließ Leif eintreten.
Er ging mit seinem Begleiter schließlich durch mehrere leere Gänge und betrat zu guter letzt einen größeren spartanisch eingerichteten Raum. Leif konnte an dessen Ende im Schein eines Feuers einen Tisch und eine Bank erkennen doch deutete Sebastian auf eine Gruppe Sitzmöbel, die sich rechts befanden und nahm in einem der Sessel Platz.
„Du willst also reden, Leif?“ Zum ersten Mal an diesem Abend hörte er die Stimme des Hexers nicht nur in seinem Kopf. „Du wolltest, wenn ich mich recht erinnere nichts sehnlicher als dass sich unsere Wege ein für alle Mal trenne und ich für meinen Teil habe diesem Wunsch entsprochen.“
Leif fühlte sich so äußerst unwohl so allein mit Sebastian. Zu viele grauenerregende Dinge waren in dieser Konstellation bereits passiert. „Oh diesen Wunsch hege ich noch immer alter Begleiter. Daran hat sich nichts geändert. Leider geht unsere Definition vom ‚ein für alle mal trennen unserer Wege‘ doch ein wenig auseinander. Doch darüber will ich gar nicht reden. Diese alte Leier wird mit der Zeit langweilig. Ich wollte dir aber in diesem Zusammenhang aber trotz allem etwas mitteilen. ich habe jemanden gefunden der mich von unserem Blutsvertrag erlöst. Ein uralter Blutmagier der sich der Hexerei verschrieben hatte als es deinen Clan noch nicht einmal gab Sebastian.“ Leif schaute den Tremere vor sich an. „Darüber hinaus wollte ich dir sagen das ich dich endlich ein bisschen besser verstehe und dir für die Dinge die du mir angetan hast verzeihen kann, ob du das willst oder nicht.“ Leif schien sich wahrlich sicher und was noch wichtiger, er schien wirklich ehrlich mit dem letzten Satz.
Sebastian zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ist dem so? Und wie kommt das?“
"Ich habe endlich erkannt warum du mich nicht aus dem Vertrag entlassen wolltest. Denn deine Mildtätigen Projekte machten nie Sinn, aber natürlich! - Sie waren auch nie mehr als eine Ausrede." Leif suchte Sebastians Blick. "Es ging nie um die, die du beschützt, egal wie oft du das vorgeschoben hast. Denn es hätte keinen Sinn gemacht, dass ich dich verrate und dann alle in die Hölle gerissen werden die du beschützt. Es ging um andere Salubri, meine Clansgeschwister die ich ja beschützen will, dass weißt du selbst. Außerdem kennst du mich inzwischen gut genug um zu wissen, dass ich meine Drecksarbeit selbst und von niemand anderem erledigen lasse. Denke an Gretlin. Du wusstest ich würde dich nie verraten" Leif holte unnötigerweise Luft und lächelte einfach nur. „Du hattest einfach Angst das ich dich töte wenn du mich gehen lässt- Du könntest dieses Risiko für dich – unabhängig davon ob ich in der Lage wäre dich umzubringen oder nicht – einfach nicht eingehen. Weil du eben Angst hattest. Um deine eigene Existenz“
Sebastian lächelte schwach. „Nein, mein guter Leif, du kennst mich nicht. Aber das kann ich nach all der langen Zeit und nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist auch nicht erwarten. Ich war einst so naiv es zu glauben aber auch ich lerne mitunter dazu. Es spielt keine Rolle mehr.
Der Preis für die Auflösung des Blutvetrages ist hoch für mich. Aber ich habe ihn bereits zu einem großen Teil gezahlt. Und ich bin froh, wenn wir es hinter uns haben. Und das was noch kommen wird war wahrscheinlich eh bereits von jeher vorbestimmt.“ Leif war klar, Sebastian redete mehr zu sich selbst um seine Gedanken zu sammeln als für irgendeinen anderen Zweck. Leif spürte, dass sich der Hexer zusammen zu reißen versuchte.
„Ich hatte damals keine Angst um meine Existenz, denn die hatte ich eingeplant und opfern wollen in diesem seltsamen Schachspiel, das die Kainiten mitunter spielen. Weil es soviel mehr gibt, was wichtiger ist als die eigene Existenz. Und ich bange auch heute nicht darum sonst wäre ich nicht hier. Aber es gibt andere Dinge an denen ich zu zweifeln begonnen habe… Nun ja: Das ist wohl das Schicksal, wenn man so viele Jahrzehnte Zeit zum Nachdenken hat, nicht wahr?“
Leif lachte erst nur wurde dann aber schlagartig ernst. "Und was hindert dich hier und jetzt daran unseren Vertrag aufzulösen Sebastian? Sei ein einziges, wirklich nur einziges Mal ehrlich zu mir und sag mir was eine Auflösung von deiner Seite verhindert nachdem ich schon vor dir im Staub gekrochen bin?" Keinerlei Bitterkeit oder Vorwurf war in Leifs Stimme. Lediglich pures Interesse.
Sebastian lehnte den Kopf nach hinten. Die Unterarme ruhten auf den Sessellehnen und er hatte die Finger vor seinem Gürtel verschränkt
„Beantworte mir im Gegenzug eine Frage, Leif. Was bist du bereit zu opfern um aus dem Blutvertrag entlassen zu werden. Was ist der Preis des Bluthexers für dich und für mich?“
Leif ließ enttäuscht den Kopf sinken. " Siehst du, du weichst meinen Fragen aus und versuchst mich zu betrügen - wie immer. Das ist übrigens der Grund wieso ich nach der Entdeckung wie unser Blutsvertrag funktioniert entschieden habe dass man dir nicht vertrauen kann. Aber geschenkt. Das ist nicht das Thema unserer Zusammenkunft." Leif Stimme war belegt. "Keine Angst Sebastian. Du hast keinen Preis zu entrichten. Lediglich ich selbst. Ich weiß nicht welche Wirkung der Eingriff des Meisters haben wird aber ich versichere dir hier und jetzt dass der einzige der für die Auflösung bezahlt ich bin." Leif wartete einen Moment. "Das Opfer was ich bringen werde ist eine Erinnerung. Die Erinnerung die mir am Meisten auf dieser Welt bedeutet."
Sebastians Augen verengten sich nachdenklich. „Eine Erinnerung? Welche ist das?“
Leif schaute ihn kalt an. "Du hast kein Recht diese Frage zu stellen Sebastian. Nicht wenn du auf jede meiner Fragen ausweichst."
Sebastian schüttelte den Kopf. „Da hast du Recht.“ Er schloss für einen Moment die Augen schien zu überlegen bevor er weiter sprach. „Ich entlasse dich und mich aus dem Blutvertrag, Leif. Morgen Abend, nachdem die Sonne untergegangen sind, sind wir frei. Komme danach was wolle.“
Leif schaute Sebastian an. Fassungslos und er versuchte gar nicht seine Überraschung zu verbergen. "Du lässt mich gehen?!?! Einfach so?! Warum jetzt?!" Das Gesicht welches von Überraschung geprägt war veränderte sich zu Ekel und Ablehnung. "Weil ich dir gesagt habe das ich jetzt einen Ausweg gefunden haben? Ist das der Grund Sebastian??" Leif schrie fast. Er schien beinahe den Verstand zu verlieren.
„Ach Leif.“ Sebastian schüttelte stumm den Kopf. „Nein. Ich weiß, das ist schwer zu verstehen. Es wird Zeit. Ich habe die nötigen Vorkehrungen getroffen, die ich treffen musste und von meinem lange Zeit wichtigsten Ziel Abschied genommen.“ Sein Blick wurde mit einem Mal hart. „Glaubst du es ist eine Freude an einen solchen Blutsvertrag gebunden zu sein? An jemanden wie dich? Verzeih mir diese Worte aber nach allem, was vorgefallen ist kannst du sie mir nicht verübeln. Ich war ein Narr, aber ich tat es weil ich das Beste hoffte, weil ich dachte, ein Blutsband wäre in der Lage uns loyal und solidarisch für die gleiche Sache kämpfen zu lassen: für den Schutz von den Salubri, die verfolgt werden und die vielleicht noch eine Chance haben, gegen diejenigen Tremere, die ohne Kopf und Verstand ihr eigenes Wohl über das der anderen Kainiten stellen und sich anmaßen über das Schicksal meines Clans bestimmen zu wollen. Ich dachte, du wärest der richtige Mann dafür und ja: ich wusste, wenn ihr würdet mich vernichten, wenn ich mich euch ohne Vorkehrungen zu treffen anvertrauen würde..“ Wut blitze in seinen Augen, die aber kurz darauf wieder verrauchte.
„Aber wie ich schon sagte: ich war ein Narr und hielt den Blutvertrag für eine gute Lösung und war bereit meinen Teil des Preises zu zahlen. Es ist egal. Morgen ist es vorbei.“
Leif brauchte Minuten um sich von dem tauben Gefühl zu erholen welches ihn gerade übermannen wolle. Er schüttelte den Kopf einmal, zweimal und es waren blutige Tränen die begannen an seinen Wangen in blutiger Spur hinunterzurennen. „Ich bin kein Monster.“ Die Antwort von Leif war fast ein Flüstern und Sebastian konnte sie nur mit Mühe verstehen. Ein Flüstern welches in unangenehmes Geschluchzte überging. Der Leif der der Gespräch gesucht und der der jetzt hier war waren zwei unterschiedliche Männer. Soviel konnte Sebastian sehen. Irgendwas war seinem Gesprächspartner genommen worden, so als hätte man ihm den Boden unten Füßen weggezogen. Er brachte im Moment nur einen Satz heraus der normal klang „Warum hast du nie gefragt? Warum nie mit irgendwem geredet?“ Sebastian wusste es war kein Vorwurf...Lediglich das Geplapper eines Mannes dem man alles genommen hatte ... alles woran er geglaubt hatte...