Di 28. Apr 2015, 12:34
30.Juni 1216 (Brügge)Mit leisen Schritten ging die in dunkle Gewänder gehüllte Gestalt durch Brügge in Richtung des Osttores. Die Hitze sammelte sich wie eine Glocke über der Stadt und auch die Nacht brachte keinerlei Abkühlung. Die Luft war überaus schwer und feucht fast wie in Dschungeln Indiens die Leif vor so vielen Jahrzehnten bereist hatte, einer Zeit als er noch ein anderer war. Der Nordmann rümpfte die Nase. Eigentlich hatte die Stadt ja ein gutes System um mit ihren Abwässern umzugehen, aber es hatte schon ewig nicht mehr geregnet und die Kanäle schrumpften immer mehr zusammen, was auch bedeutete, dass die Reste ehr an Kloaken als alles andere erinnerten. Sollte es nicht bald regnen würde man sich dieses Problems annehmen müssen. Schließlich erreichte er das Tor, welches noch nicht geschlossen war und schlupfte leise auf die freie Fläche vor der Stadt. Leif erschauderte kurz. Die Wunden der Belagerung konnte man noch immer in der Landschaft sehen, ausgehobene Wehrgräben, abgeholzte Bäume und wenn man den Boden auch nur einen Spann umgraben würde, könnte man die Überreste der Soldaten und vielleicht sogar noch Schlimmeres finden. Auch wenn die Stadt ihr Bestes tat, es würde noch einige weitere Jahre dauern bis alle offensichtlichen Spuren beseitigt waren und die Erinnerungen an Schlacht selbst würden wohl nie ganz verschwinden auch wenn Sterbliche und Unsterbliche ihr Möglichstes unternahmen um Brügge zu altem Glanz zurückzuführen.
Leif führte seinen Weg schließlich fort und genoss die warme Abendluft auf seiner Haut, auch wenn ihm Temperaturen eigentlich herzlich egal sein konnten. Plötzlich konnte man aber spüren wie es erheblich kälter wurde. Ebenso wurde das Gebiet durch das er reisen musste plötzlich dunkler und zeugte von jenen tiefen, spirituellen Verletzungen die der Krieg um Brügge hinterlassen hatte. Um ihn herum ragten schon bald verknöcherte Bäume und kahles Unterholz auf. Es wirkte fast als wäre der Wald abgebrannt worden, aber Es gab keine Asche, kein verbranntes Holz sondern nur Gefühl der Ablehnung und Fremdheit. Leif erinnerte sich mit dunklen Gedanken, dass im Osten, den alten Heimatländern der Tzimisce, ganze Landstriche so aussahen wie hier und er fragte sich damals und auch noch heute ernsthaft wie Menschen eigentlichen in solchen Gegenden leben konnte. Aber der Fluch hier schien sich hier inzwischen an manchen Stellen zu lüften, denn Leif hörte eine singende Nachtigall und nahm den Duft von frischem Wasser war. Er hatte noch Zeit und beschloss sich das Ganze näher anzusehen. Er kam schließlich auf einen Lichtung und sah neben einer fröhlich sprudelnden Quelle einen kleiner Apfelbaum, über und über bedeckt mit weißen Blüten. Leif wusste Alida hatte die Bäume in einem Anfall der Sentimentalität anpflanzen lassen, aber dieses Bild warf für den Medikus die Frage auf, ob die Bäume nicht noch einem zusätzlichen Zweck dienten, denn eine Sache war inzwischen zweifelsfrei klar. Das Land begann zu heilen, langsam zwar und wohl mit der Hilfe anderer übernatürlicher Kräfte aber es heilte.
Schließlich wurde das Land um den Nordmann wieder normal und nach einigen weiteren Metern auf der Straße wusste Leif schließlich, dass er sein Ziel erreicht hatte. Er konnte schon die Stimmen der Männer hören, die vor dem Schloss Male wache standen. Die Sommerresidenz der Grafen von Flandern war eine trotzige Festung, die aufgrund dieser Eigenschaften auch vom Krieg verschont wurde. Die Besatzer, entschieden wohl damals sich zuerst Brügge zuzuwenden und diese harte Nuss danach zu knacken. Sicherlich spielte es auch eine Rolle, dass die Grafenfamilie in ihrem Sitz in Gent weilte, als es zur Belagerung von Brügge kam, was die Burg zu einem recht unwichtigen militärischen Ziel machte. Leif hielt sich bedeckt und im Hintergrund. Er konnte die Männer der Gräfin Johanna von Flandern ausmachen, die nun im Alter von 16 Jahren durch die Wirrungen des Schicksals offiziell und ohne Vormund als Gräfin von Flandern anerkannt wurde. Ihr Ehemann war seit nun mehr 2 Jahren in deutscher Kriegsgefangenschaft war und es schien auch nicht so das sie daran bald sehr viel ändern würde, was bedeute das das Mädchen wirkliche und wahre Entscheidungsgewalt hatte. Vor der Festung standen auch noch einige Männer der Familie von Murnau, die ihre Präsenz in Brügge nach der Belagerung noch weiter vergrößert hatten und insbesondere beim Wiederaufbau des Nonnenklosters mit Geld und Männern geholfen hatten. Die Soldaten scherzten miteinander auch wenn keiner in irgendeiner Weise über die Stränge schlug. Sie alle taten ihre Arbeit mit Überzeugung und Innbrunst. Für Unkundige wäre es praktisch Unmöglich in die Festung einzudringen, aber Leif konnte darüber nur milde lächeln. Er hatte sich schon in dieser Festung bewegt, als die Urgroßväter dieser Männer noch nicht einmal geboren waren und kannte Geheimgänge, von denen nicht einmal mehr die Grafen von Flandern selbst wussten. Karl „Der Gute“ hatte ihm damals vor inzwischen beinahe 100 Jahren die Wege und Gänge gezeigt die sich wie Ameisengänge durch den wuchtigen Bau fraßen und heute hatte er vor dieses Wissen zu seinem Vorteil zu benutzen.
Der einfachste Eingang in das Schloss war über einen kleinen Abwassertunnel, der inzwischen nicht mehr benutzt wurde. Leif schlich deshalb um das Schloss um diesen inoffiziellen Eingang zu nutzen. Heraus kam man in den Kerkern und von dort gab es viele Wege sich unbemerkt fortzubewegen. Im Kerker angekommen, wartete Leif in absoluter Stille eine Patrouille ab und bewegte sich dann in Richtung der offiziellen Gemächer der Gräfin. Die die er suchte, würden sich dort einfinden. Mit schnellen und leisen Schritten bewegte sich Leif schließlich zu seinem Ziel und nahm Platz hinter einem alten aber für solche Zwecke präparierten Wandvorhang, durch das er die Geschehen an dem kleinen Saal mit Balkon hören und beobachten konnte. Im Thronsaal waren Johanna von Flandern, die jetzige Gräfin, ihre Tante Yolande, die nun Markgräfin von Namur war nachdem ihr Zwillingsbruder 1212 und ohne Erben überraschend an Dysenterie gestorben war, sowie einige Diener. Beide Frauen waren in kostbare Gewänder gehüllt und wirklich schön aber die größte Aufmerksamkeit legte Leif auf die beiden Nonnen die sich gerade vor Joanna verbeugten, Mutter Hildegard und seine Catherina, die jetzige Schwester Magdalena. Seine Verwandte war älter geworden, aber sie schien Frieden mit ihrem Schicksal geschlossen zu haben, denn sonst wäre sie heute nicht hier. Mutter Hildegard sah noch immer jung aus wie eh und je, die Frau schien wirklich nicht zu altern, oder zumindest nur sehr langsam. Leif hatte schon einmal vermutet, dass sie ein Ghul ist, allerdings sprach alles gegen diese Theorie und inzwischen dachte er an eine andere Erklärung auch wenn diese vielleicht eine wenig verrückt klang.
„Gräfin habt Dank das ihr uns heute empfangt und wir euch die Aufwartung machen dürfen.“ Mutter Hildegard eröffnete das Gespräch. Dann verbeugte sie sich noch einmal separat vor Yolande. Dann fuhr sie fort. „Meine Herrinnen ich habe heute meine rechte Hand mitgebracht. Ihr Name ist Schwester Magdalena und sie wurde vor kurzem zur Bursarin unseres Klosters gewählt, nachdem sie bereits als Novizenmeistern tätig war. Gott hat sie wahrlich erwählt, denn sie ist gerade erst 4 Jahre bei uns.“ Catherina die jetzt Schwester Magdalena hieß machte einen Knicks und ihr war es sichtlich peinlich, dass man sie so lobte. „Sie würde gerne ein paar Dinge mit euch besprechen, meine Herrin, denn ihre neue Position bringt alle Verantwortung bezüglich der wirtschaftlichen Angelegenheiten des Klosters mit sich.“ Johanna lächelte. „Habt dank für eure Aufwartung Schwestern. Bitte sprecht frei heraus.“ Die Gräfin schaute Schwester Magdalena ermutigend und freundlich an. Diese räusperte sich kurz und begann dann mit ihrer wunderschönen Stimme zu sprechen. Leif versetzte es einen Stich ins Herz, denn er vermisste seine Catherina auch wenn er selbst für all das verantwortlich war. „Habt Dank meine Gräfin. Nun zuerst einmal möchte ich euch mitteilen, dass der Wiederaufbau und die Erweiterung des Klosters abgeschlossen sind. Eure bereitgestellten Mittel, sowie die der von Murnaus wurden meiner Meinung nach mehr als effizient genutzt und das gilt ebenso für das Land was ihr uns gegeben habt. Wir haben darüber hinaus ein großes Gebiet in der Stadt Brügge gekauft, welches wir geweiht haben. Dort errichten wir jetzt eine Gemeinde für gottesfürchtige Frauen. All jene die Gott dienen wollen ohne den Schleier zu nehmen. Wir nennen diese Frauen Beginen. Ich aber auch Mutter Hildegard sind überzeugt, dass es nur von Vorteil sein kann wenn wir das Potential der Frauen ausschöpfen die unserem Herren dienen wollen ohne das Gelübde abzulegen. Der Ansturm und die Spenden für die Idee sind bis jetzt überwältigend. Ich empfehle deshalb, dass wir diese Idee weiter verfolgen und in ganz Flandern Beginagen gründen.“
Gräfin Johanna schaute ihr Gegenüber eine kurze Zeit an und nickte dann. „Ich sehe das Potential in eurer Idee Schwester Magdalena, aber wie wollt ihr die wirtschaftliche Versorgung dieser Gemeinschaften sicherstellen? Selbst wenn man sie am Anfang unterstützen würde, kann dies kein Dauerzustand werden. Jedes Kloster im Land würde aufschreien, bei einem solchen Arrangement.“ Auch Leif war interessiert wie das Angebot weiter aussehen sollte, aber zu seiner eigenen und Johannas Überraschung lächelte Schwester Magdalena verschmitzt. „Ihr habt Recht meine Herrin und hier kommen wir zum Punkt meines Plans. Die Beginagen sollen sich natürlich selbst versorgen und sie wären auch in der Lage dazu. Mit Handarbeit. Deswegen mache ich euch einen Vorschlag. Befreit alle Schäfer von der Grundsteuer in Flandern.“ Johanna hob eine Augenbraue, die ihrer Skepsis Ausdruck verlieh. Aber Schwester Magdalena hakte sofort ein. „Ich weiß was ihr jetzt denkt, aber stellt euch vor was auf lange Sicht passieren würde. In Flandern wird mehr und mehr Wolle produziert, diese wird von den Beginagen behandelt und gesponnen, eine Arbeit die eh fast ausschließlich von Frauen durchgeführt wird. Diese wird dann in der Tuchindustrie weiter verarbeitet. Ihr habt keine Verluste auf mittlere Sicht, denn die zusätzliche einheimische Wolle wird die Tuchindustrie noch weiter ankurbeln und auf lange Sicht werden wir so sehr viel unabhängiger von englischer Rohwolle.“
Leif durchdachte den Plan, er war riskant aber sollte es funktionieren würde lediglich England einen Nachteil davontragen und Flandern alle Vorteile ernten. Er konnte nicht anders als stolz auf die Frau sein, die nun vor der Gräfin Flanderns stand und ihren verwegenen Plan vorstellte und verteidigte. Der Nordmann war auch nicht überrascht, dass seine Verwandte eine solche Karriere im Kloster beschritten hatte. Immerhin hat sie bei der Aufsicht über das Bordell genau die gleiche Arbeit gemacht. Die Verwaltung von Geld, sowie den Unterricht und die Anweisen von mit Jüngeren auch wenn es sicherlich gewagt war ein Bordell mit einem Nonnenkloster zu vergleichen. So viel wusste auch Leif musste er mit einem Schmunzeln feststellen. Catherina war wirklich klug und wusste ihre Talente zu nutzen. Beeindruckend.
"Ein wahrlich mutiger Vorschlag!" Entfuhr es Gräfin Johanna. "Tante wir sollten diese Idee besprechen bevor ihr nach Konstantinopel abreist!" Yolande schaute ihre Nichte scharf an, aber von der Situation wurde auch abgelenkt weil Schwester Magdalena ihre Schriftrollen fallen ließ und ein wenig zu zittern begann. Die Gräfin sprach sie an. "Schwester ist euch nicht gut? So sprecht doch." Die Nonne sammelte sich wieder. "Entschuldigt meine Überraschung. Aber ich selbst war damals in Konstantinopel als nun ja als der Kreuzzug 1204 in der Stadt eintraf." Sie sagte nichts mehr und Leif wusste auch warum. Johannas eigener Vater war es, der den Kreuzzug angeführt hatte und schließlich die Stadt geplündert und seine Bevölkerung abgeschlachtet hatte. Zu sagen, dass man 1204 in Konstantinopel war und noch lebte bedeutete vor allem eines und zwar das man schreckliches gesehen hatte: Das byzantinische Reich war daraufhin vergangen und Graf Balduin wurde danach zum Kaiser von Konstantinopel gekrönt auch wenn er ein Jahr später wieder starb. Seit jenem Zeitpunkt wechselten die Kaiser dieser Stadt schneller als die Angebote auf dem Marktplatz von Brügge. Johanna erhob sich schließlich von ihrem Thron und ging zu Schwester Magdalena um ihr eine Hand auf den Arm zu legen. "Schwester ich weiß diese Vergangenheit wiegt schwer, denn auch auf mich wirft sie ihre Schatten. Geht ein Stück mit mir und wir besprechen noch ein paar weitere Details eures Plans. Ihr gefallt mir Schwester, denn es gibt viel zu wenige kluge Frauen die ihre Gedanken aussprechen und dabei ein größeres ganzes im Blick haben. Tante wir sind bald zurück ich bin mir sicher ihr nehmt euch Mutter Hildegards an.“ Yolande nickte nur und entließ noch in derselben Bewegung alle Diener. Es war sicher, dass sie alleine mit der Priorin sprechen wollte. Schließlich erhob die Fürstin ihre angenehme Stimme.
„Also ihr seid sicher nicht nur wegen dem Plan hier Mutter, nicht wahr? Ich erinnere mich, dass euer Erscheinen immer größere Umstände beinhaltet, wie die damalige Geschichte mit meinem Neffen Balduin. Gott möge seiner Seele gnädig sein.“ Sie schien kurz zu schaudern. „Ich wage es ja gar nicht zu fragen aber…“ Sie brach ab als sie das Kopfschütteln der Nonne sah, welche dann auch begann zu sprechen. „Nein ihr seid im Moment nicht in Gefahr. Aber in der Tat tun sich einige Dinge in Europa Fürstin, oder sollte ich besser sagen meine Kaiserin?“ Mutter Hildegard machte einen tiefen Knicks und fuhr dann fort. Leif hingegen spitze die Ohren und verstärkte die Wirkung zusätzlich mit Hilfe seines Auspex. Es schien gerade überaus interessant zu werden.
„Heute Morgen erreichte mich eine Nachricht seiner Heiligkeit Papst Innozents III persönlich der mich unter anderem darüber unterrichtete, dass der Kaiser von Konstantinopel einem Attentat zum Opfer gefallen war und das die Vorbereitungen für eure Krönung und die eures Ehemannes Peter von Courteney bereits begonnen haben. Ihr werdet in wenigen Monaten nach Rom und dann nach Konstantinopel abreisen nicht wahr?“ Yolande schien perplex ob all der Dinge die die Nonne wusste nickte dann aber nur mit dem Kopf. Es schien ein Band des Vertrauens zwischen den beiden Frauen zu geben, dem Leif noch nicht ganz folgen konnte. „Nun meine Kaiserin seine Heiligkeit bat mich euch zu begleiten und für euren Schutz auf der Reise zu sorgen bis wir in der ewigen Stadt angekommen sind – und dann im Vatikan zu bleiben um ihn zu beraten.“ Diese Worte schienen der Nonne schwer über die Lippen zu kommen. „Wisst ihr es fällt mir nicht leicht meinen Platz hier zu verlassen, aber es muss sein. Die Ereignisse während der Belagerung und alles was zuvor geschah haben mich überzeugt. Es gibt dunkle Kreaturen dort draußen und wir müssen uns ihnen entgegen stellen. Seine Heiligkeit möchte eine Gruppe von Gleichgesinnten gründen die sich dieser Dunkelheit in den Weg stellt. Eine Inquisition gegen Häretiker und Heiden sowie eine Schatteninquisition die sich gegen die Monster selbst durchsetzt die in der Dunkelheit lauern. Ich bin mir sicher ihr habt von der kirchlichen Untersuchung nach der Schlacht um Brügge gehört. Nun auch wenn die Beweise rar sind und öffentlich verkündet wurde, dass die Leute die Monster erträumt haben gaben sie doch den letzten Anstoß für den Papst um endlich zu handeln. Diese Entscheidung ist richtig und ich unterstütze sie, denn ich war dort meine Kaiserin. Ich habe gesehen wie sie meine eigenen Schwestern von den Kreaturen der Hölle abgeschlachtet und verstümmelt wurden.“ Die Züge der Nonne verdunkelten sich und es dauerte wohl eine Minute, bis wieder gesprochen wurde. Aber dieses Mal war es Yolande.
„Ich danke euch für euer Vertrauen Mutter, aber warum erzählt ihr mir diese Dinge? Welche Rolle soll ich dabei spielen?“ Sie schaute mit echter Neugier. „Nun es ist weil ich eure Hilfe brauche meine Kaiserin. Ich werde die Stadt verlassen um die Schatteninquisition für die Schwestern von St. John mitzugründen, ich kann dies aber nicht tun ohne sicherzugehen, dass mein Kloster in guten Händen ist. Schwester Magdalena soll mir nachfolgen und genau deshalb brauche ich euren Einfluss und den eurer Nichte. Ein Empfehlungsschreiben der Gräfin von Flandern könnte Wunder bewirken, zusammen mit einem päpstlichen Erlass der Schwester Magdalena von allen Verbrechen und Sünden ihrer Vergangenheit freispricht.“ Yolande schien fast schockiert. „Eine Absolution vom Heiligen Vater selbst? Ein solches Schreiben ist etwas besonderes. Was musstet ihr tun um ein solches Dokument zu erlangen?“ Die Antwort folgte prompt. „Nun es war meine Bedingung dem Ruf des Papstes nach Rom zu folgen.“ Yolande schien noch immer nicht überzeugt. „Aber warum diese Nonne? Dieses Mädchen? Es gibt doch sicherlich andere fähige Frauen und einen Gefallen des Papstes hättet ihr weit wertvoller einlösen können.“ Mutter Hildegard schüttelte nur leicht mit dem Kopf. „Ich verstehe eure Ansicht sehr gut, aber Gott hat mir gezeigt das dieses Mädchen noch eine Rolle zu spielen hat, ihr Schicksal ist noch nicht entschieden und sie wird die Schwestern hier in Brügge zu einer neuen glorreichen Zukunft führen und auch helfen eure Familie hier zu beschützen.“ Leif hörte die Worte und sie legten ich wie klebriger Teer über seinen Verstand. Catherina würde zur Priorin des Klosters werden? Die Implikationen dieses Umstandes waren verwirrend und er würde erst noch über all die Folgen die dies mit sich bringen würde nachdenken müssen.
Yolande schwieg eine Weile und drehte an den Ringen ihrer zarten Hände. „So soll es sein ihr sollt eure Schreiben haben. Ich vertraue eurem Urteil.“ Sie hatte diese Worte noch nicht lang gesprochen, als auch schon die Gräfin selbst und Schwester Magdalena zurückkehrten. Mit einem stillen Nicken signalisierten Yolande und Mutter Hildegard, dass sie ihr Gespräch anderer Stelle fortführen würden. Die vier Frauen beredeten aber weiterhin viele Dinge die Grafschaft betrafen und einigten sich schließlich auch darauf Schwester Magdalenas Plan zu wagen. Leif kam nicht darüber hinweg sich zu wundern wie viel Einfluss diese Frauen angesammelt hatten. Es waren wahrlich nicht immer die Männer die die Geschicke eines Landes bestimmten, oh nein und die Zukunft würde sicherlich noch viel Ereignisreiches bringen. Leif beschloss irgendwann, dass er genug gehört hatte und ging zurück durch die Gänge nur um überrascht zu werden als in einer Biegung plötzlich ein junges Mädchen vor ihm stand. Das war Margarete die jüngere Schwester der Gräfin und sie legte nur den Finger über den Mund um durch die Geheimgänge weiterzugehen. Auch sie hatte gelauscht. Er war wirklich abgelenkt von den Gesprächen gewesen und hatte das Mädchen nicht kommen hören, aber ihre Unverfrorenheit und Neugier machte Leif eins bewusste – vielleicht waren hier gerade nicht nur vier sondern fünf besondere Frauen die für Brügge, die Grafschaft Flandern und vielleicht ganz Europa noch eine Rolle zu spielen hatten…
Zuletzt geändert von Leif am Mo 20. Jul 2015, 21:48, insgesamt 1-mal geändert.