Di 14. Apr 2015, 22:24
EpilogLeif & John 25.04.1213Der Schnee fiel noch immer auch wenn es inzwischen weniger war. Schließlich hörte Leif Schritte als sich jemand mit knirschenden Geräuschen ankündigte. Der Medikus wusste wer es war und dreht sich deshalb nicht um. Schließlich stand John neben Leif und beide verbrachten eine Weile des Schweigens miteinander, immer noch auf die Tore des Klosters starrend. Schließlich erhob John seine majestätische Stimme. „Leif, Leif, Leif. Du hast es einmal mehr geschafft mich zu überraschen. Ich dachte wirklich du wärest weich geworden in den letzten Jahren. Ich meine du baust dir hier deine kleine Familie auf und lebst glücklich bis ans Ende aller Tage, zumindest wirkte es so und war bis jetzt auch wirklich überzeugend. Dabei hätte ich, gerade ich es besser wissen müssen und doch hast du es geschafft mich zu täuschen.“ Leifs Ghul verbeugte sich vor seinem Meister, halb spöttisch, halb ernst und sprach dann weiter. „Also ich äußere mal meine Gedanken bezüglich dem was hier passiert ist und wenn du möchtest kannst du mich gerne berichtigen, auch wenn ich nicht glaube das ich groß daneben liege.“
„Zuerst hast du Brunhilds Statue des Gottes gestohlen um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu verwenden, jeder würde Karl verdächtigen und sich nicht viel dabei denken. Ebenso hast du eine Strähne von Catherinas Haar an dich gebracht um sie später zu benutzen, das Gleiche gilt für die Mittel des Heilers mit denen man ein Kind abtreiben kann. Für letzteres hast dich Marias bedient und sie zu einem Gespräch geschickt, damit das arme Ding seine Seele ausschütten kann. Der alte Mann der ihr zuhört würde natürlich denken sie wäre körperlich missbraucht worden bei dem was sie unter der Stille des Blutes erzählen konnte und hätte ihr eine Hilfe angeboten, die man besser nicht in einem christlichen Haushalt finden sollte. So war aber auch sicher das dieser Beweis aus einer externen Quelle kommt und man deine Handschrift nicht darin erkennen kann, denn natürlich weißt du mit welchen Mitteln man ein Kind abtreiben kann.
Jetzt aber kommen wir zu dem wirklich kniffligen Teil, denn du brauchtest eine Zeugin mit gutem Leumund die bestätigen würde, dass Catherina Ehebruch begangen hatte, indem sie sich vom Ehemann eben jener Zeugin als Dirne kaufen ließ. Fast unmöglich, abgesehen davon man hat ein Kind das die Erinnerungen besagter Zeugin entsprechend neu anordnen kann und deren Mann verstorben ist, damit er den Ablauf nicht anzweifeln kann. Hier liegt auch die Genialität deines Plans, denn immerhin hat Catherina diese Tat wirklich begangen nur muss das ganze schon über ein Jahrzehnt her sein. Aber was sind schon 10 Jahre für einen unsterblichen Verstand wie deinen Leif, nicht wahr? Übrigens, hast du bei diesem Todesfall eigentlich selber nachgeholfen? Obwohl, es spielt eigentlich keine Rolle und ich belaste mich besser nicht mit dem Wissen.“ John winkte ab und holte kurz Luft bevor er weiter sprach.
„Dann musstest du nur noch die Haare von Catherina im Schlafzimmer der Zeugin verteilen, damit der Tatort frisch aussieht und somit alles hieb- und stichfest ist. Die perfekte Gelegenheit dafür ist natürlich, wenn die Erinnerungen der Hausherrin eh gerade neu angeordnet werden. Der Rest ist dann wiederum einfach, du versteckst die Statue des Gottes und die Kräuter für die Abtreibung in Catherinas Haus, zu dem du ja eh uneingeschränkten Zugang hast und gibst dann der Stadtwache einen ganz kleinen Tipp. Und schon ist der ganze Plan im Rollen, aber da hörst du noch nicht auf nicht wahr? Nein nicht du, nicht Leif Thorson. Denn es geht noch weiter, das ganze ist ja erst der Rahmen für den eigentlichen Plan. Du nutzt die Selbstzweifel und das schlechte Gewissen, des Ehemanns um einen Deal mit der Priorin zu schließen, da sie erkennen würde was für ein Monster du wirklich bist. Ich vermute ein paar Schätze und die Tränen der Verzweiflung von Balduin und so schnell wird Catherina vom selben Gott, gerettet, der sie zuvor angeklagt hat. Das muss eine äußerst schmerzhafte und verwirrende Situation für einen 9 Jahre alten Jungen sein, welche den vorher so geliebten Gott wohl erheblich in dessen Wertschätzung senkt und damit endlich Platz für einen anderen, sagen wir einmal bevorzugteren Glauben schafft. Schließlich haben ihm die Christen seiner Mutter beraubt. Darüber hinaus war dieser Schritt aber auch noch aus einem anderen Grund wichtig. Denn so kommt es zu keiner Verhandlung, in der deine Intrige auf Schwachstellen geprüft werden würde. Außerdem könnten sich Charlotte oder Maria unangenehme Fragen stellen, wenn sie zu viele Einzelheiten wüssten die zweifelsohne sonst ans Tageslicht kommen würden. Furchtbare Dinge, wirklich furchtbare Dinge die sich hier in Brügge ereignen und ich dachte immer England wäre schlimm gewesen.“
John schaute Leif an und ging eine Runde um ihn, der Schnee knirschte unter dessen schweren Stiefeln. „Ja ich denke so war es Leif. Und vielleicht ist es jetzt auch an der Zeit über einen kleinen Deal zu reden. Er ist einfach und wird deine Zustimmung finden ich bin mir sicher.“ Leif schaute ihn nur an und sagte schließlich. „Sprich.“ John nickte. „In Ordnung, ich behalte dein kleines Geheimnis für mich und du lässt mich im Gegenzug machen was ich will als dein Diener. So einfach ist es. Freiheit ist schließlich ein wertvolles Gut. Ach ja und falls du über irgendwelche extremen oder unüberlegten Schritte nachdenken solltest. Wenn ich gefoltert werde, verschwinde oder mir sonst etwas zustößt dann wird dein Geheimnis schnell bekannt werden. Die richtigen Person werden sich schon darum kümmern, dafür habe ich gesorgt, kein Angst.“ Der Ghul grinste nur süffisant. Leif aber schien nicht der Sinn nach großen Verhandlungen zu stehen. Er antwortete nur schlicht. „Deine Bedingungen sind fair wir haben einen Deal John. Sonst noch etwas?“ Leif schaute ihn inzwischen mit einer gewissen Langeweile in seinen Blick an, die nur ein Unsterblicher haben konnte. John nickte daraufhin.
“Erlaubst du mir noch eine Frage Leif? Denn auch wenn ich das Wie? verstanden habe, habe ich doch noch nicht das wirkliche Warum? begriffen. Verabscheust du den Gott der Christen so sehr, dass du ihnen ein Kind zum Fraß vorwirfst um ein anderes zu retten oder wie muss ich mir die Idee dahinter erklären? Versteh mich nicht falsch, es wird nichts an meiner Betrachtung an dem ganzen ändern, aber ich bin doch sehr neugierig.“ Leif schaute John lange an. Nicht hasserfüllt oder mit Berechnung, sondern lediglich mit dem müden Blick eines Besiegten. John war wirklich cleverer, als gut für ihn war, allerdings bewunderte er auch dessen Intelligenz. „Ich hasse den Gott der Christen nicht, lediglich seine Priester, aber das hat nicht viel mit dem hier zu tun. Nein. Ich erwarte nicht das du es verstehst, aber mir wurde vor langer Zeit eine Prophezeiung gemacht John.“ Schließlich erhob sich Leif von seinem Baumstumpf und begann zu rezitieren.
„Das ist es. Und Karl hätte die Prophezeiung erfüllt. Wir währen Feinde geworden. Weißt du John Prophezeiungen kann man nicht aufhalten, denn sie sind wie der Tod selbst. Irgendwann nehmen sie einfach was Ihnen rechtmäßig zusteht oder zumindest was sie glauben was ihnen zusteht. Aber man kann sie aufschieben und verspäten so dass die Prophezeiungen sich neue Ziele suchen müssen. Die ersten Vier Teile hatte Karl bereits erfüllt, aber die fünfte, oh ja die fünfte konnte ich verhindern. Er hasst den Gott der Christen jetzt nämlich. Der Gott der ihm seine Mutter genommen hat. So wird er ihm niemals dienen. Das Schicksal wird mir natürlichen einen anderen Feind schicken der die Verse erfüllt, aber es wird nicht Karl sein, niemand den ich liebe zumindest nicht dieses mal. Catherina, Catherina würde mich verstehen – sie würde das Opfer verstehen was sie bringen musste. Zum Schutz ihres Kindes.“ John blieb eine ganze Weile still, den Blick wechselnd zwischen Entsetzen und Unglauben, schließlich aber räusperte er sich. „Diese Taten sind selbst für dich extrem Leif, insbesondere wenn man bedenkt, dass du doch eigentlich nichts von Prophezeiungen hältst.“ War das eine Frage? Oder ehr eine Aussage? Wahrscheinlich wusste es John in diesem Moment selbst nicht. Schließlich antworte Leif trotzdem, ob aus dem Willen sich zu rechtfertigen oder etwas anderem konnte man nicht genau sagen. „Oh John es ist nicht das ich nicht an Prophezeiungen glaube – oh nein ich bin zutiefst geängstigt und verunsichert von Ihnen, denn sie durchsetzten das Leben der Menschen die sie betreffen wie die schlimmsten unheilbaren Krankheiten und warten nur darauf sich auf dich zu stürzen und in den Abgrund zu ziehen, denn am Ende erfüllen sie sich immer auf die eine oder andere Art und Weise."
John wechselte unbehaglich sein Gewicht zwischen seinen Beinen hin und her. Er schien unentschlossen ob Leif inzwischen wahnsinnig, einfach nur grausam oder eine Mischung aus beidem war. Schließlich erhob er noch einmal seine Stimme. „Weiß du Leif ich hoffe deine Götter werden dir gnädig sein. Denn du wirst sie brauchen. Es sind nämlich lediglich unsere Taten die bestimmen wer wir sind und nicht irgendwelche Worte oder Prophezeiungen. Die hattest immer eine Wahl ob du dir das eingestehen willst oder. Möge Gott, oder Balder oder der Teufel deiner Seele gnädig sein – oder zumindest dem Teil der noch davon übrig ist.“ Mit diesen letzten Worten verschwand John in die Winternacht und ließ Leif alleine zurück. Dieser starrte noch immer auf das Tor, aber Johns Worte richteten etwas in dem Salubri an und seine Gedanken überschlugen sich. Er wollte, nein er hatte doch nur zum Wohle Aller gehandelt - Pro Salute Omnium - da war sich Leif sicher gewesen und doch - und trotzdem, trotz allem begann er tief in seinem Inneren und das erste Mal wirklich an seinen Entscheidungen zu zweifeln.