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Re: Apostel, Feste und Feiertage

Sa 17. Nov 2018, 12:05

Karl unterbrach Alida nicht, im Gegenteil er hörte ihr aufmerksam zu. „Danke, dass du das für mich tust. Du konntest schon immer alles objektiv sehen, auch die emotionalsten Umstände. Das ist sicherlich einer der Gründe, der dich zu so einer erfolgreichen Händlerin gemacht hat und ich wäre töricht nicht auf deinen Rat zu hören, aber Brunhild werde ich nicht als meine Amme ausgeben." Karls Tonfall schien klar zu machen, dass er in dieser Hinsicht wohl nicht mit sich würde reden lassen. "Sie ist meine Mutter und der Tag, an dem ich ihr diesen Status aberkenne, um irgendwelchen französischen Adligen Honig um den Bart zu schmieren, soll der Tag sein, an dem ich auf der Stelle niedergestreckt werde.“ Ein entschuldigender Ausdruck inzwischen auf Karls Miene getreten, der seinen vorherigen Worten ein wenig ihrer Härte nahm. Er sah auf einmal sehr viel jünger aus, wie der Knabe der früher gelegentlich mit Balduin das Anwesen besucht hatte und am liebsten draußen bei den Apfelbäumen gespielt hatte. „Es tut mir ehrlich leid, das ich es dir nicht einfacher mache. Dennoch in diesem Punkt gebe ich nicht nach. Ich bin kein braver, flämischer Edelmann. Das können und sollen sie ruhig wissen. Bei dem Einäugigen, es würde mich wundern, wenn sie das nicht schon tun. Meine Vergangenheit kann ich nicht ändern, das sollte auch dem hohen Herren klar sein und genauso sollte ihn das davon überzeugen, dass ich gerade deshalb mehr tun werde als jeder andere um mich zu beweisen.“ Die Erschöpfung schien in Gesicht und Glieder des jungen Mannes zurückzukehren. „Vielleicht schaffst du es ja irgendeine Einigung mit den Marquets zu erzielen. Ich werde mich allem fügen, solange ich sehen kann das sie mein Anliegen mit Brunhild ernst nehmen. Ansonsten und das kannst du ihm genauso sagen, werde ich mich weigern die Worte vor dem Altar zu sagen und einen Skandal heraufbeschwören über den man noch in Jahren sprechen wird.“

Sa 17. Nov 2018, 12:05

Re: Apostel, Feste und Feiertage

So 18. Nov 2018, 12:06

Alida schloss für einen Moment die Augen und sammelte sich. „Du kannst dir einen solchen Skandal nicht leisten, Karl… Du wärest so schnell aus den Annalen der Adeligen getilgt, wie du dort erschienen bist und keiner deiner ‚Geschwister‘…“ Sie betonte das Wort in einer eher abwertenden Weise. „… würde auch nur einen Finger für dich krumm machen. Du bist wohl aus verschiedenen Gründen wertvoll für sie und sie setzen dich ein, weil du ihnen nutzt. Dabei hast du Glück, sofern deine Position, die du nun bekleidest, das ist, was du anstrebst, denn in der Regel bleibt solche ‚Ehre‘ den unehelichen Kindern von Königen und Fürsten niederen Ranges vorbehalten. Ich habe in all den Jahrhunderten noch nie von einem unehelichen Kind zwischen einem Fürsten und einer ‚einfachen Frau‘ gehört, das in den Rang, den du bekleidest, aufsteigen konnte. Wenn ich es direkt ausdrücken darf: Du bist Fürst aufgrund der Gnade der Gräfinnen. Wenn du weiterhin Fürst von Flussfall bleiben willst, dann ist ein Skandal das letzte, was du gebrauchen kannst und explizit darauf hinzuweisen, wo deine Wurzeln liegen, schadet dir, deiner zukünftigen Gemahlin und allen Bewohnern deiner Ländereien, die auf dich angewiesen sind. Ebenso schadet es deinen Ländereien, wenn du den französischen Onkel mit Gold aus deinen Ländern bestichst, das deine Bewohner vor allem nach dem Bürgerkrieg mehr als nötig haben. Und auf eines muss ich auch hinweisen: Wenn du tatsächlich so vieles bereit bist zu geben um deine Ziehmutter bei deiner Hochzeit in den Reihen der Kirche zu sehen, dann weiß jeder welchen Stellenwert sie wirklich für dich hat. Und damit ist sie für lange Zeit das wichtigste Druckmittel gegen dich. Du magst sie damit gar in Gefahr bringen.“ Sie seufzte. „Karl? Versteh mich bitte nicht falsch: Dein Wunsch Brunhild bei deiner Hochzeit dabei zu haben ist nachvollziehbar und ehrenhaft. Du zeigst, wo deine Prioritäten liegen und dass dir Freundschaft und Loyalität wichtiger sind als Geld und Titel. Jemanden wie dich kann man sich in der Familie nur wünschen. Aber du bist auf den Wohlwollen des Adels angewiesen und das zu leugnen wäre ungut.“ Sie sah zu dem Fenster, wo zuvor der heftige Disput statt gefunden hatte, hinauf. „Ich weiß nicht, ob ich als Fürsprecherin für dich geeignet bin. Ich kann zu dem Onkel deiner potentiellen Braut gehen und mit ihm reden. Das tue ich gerne. Aber ich kann nicht mit einem so hohen Einsatz von deiner Seite handeln. Denn ich kann es nicht gutheißen. Nicht dir gegenüber, nicht Brunhild, nicht deiner Braut, nicht deinen Leuten gegenüber.“ Sie schwieg.

Re: Apostel, Feste und Feiertage

So 18. Nov 2018, 14:43

Kurz nach ihren Worten sah Alida wie Karl den Kopf senkte. Sollte er sich so schnell geschlagen geben? Er erinnerte in diesem Moment mehr an einen gescholtenen Bengel, als an einen Erwachsenen Mann und in diesem Moment gewann die Tzimisce eine Einsicht. Sie konnte sehen, was in ihrem Gegenüber wirklich vorging. Hinter dem Bart, der Rüstung und allen Titel, die Karl nun schmückten, steckte noch immer ein kleiner Junge. Ein Junge, der Angst hatte und seine Mutter vermisste oder irgendjemanden auf den er sich vollkommen verlassen konnte. Da war aber noch mehr was unausgesprochen in seinem Kopf herumzuspuken schien. Die Hochzeit mit einer ihm Unbekannten, seine neue Position unter Geschwistern die ihn offenbar nur als Werkzeug benutzten, die Verantwortung für all die Männer und Frauen, die mit seinem Titel kamen und über allem die Furcht zu versagen, den ihn gestellten Aufgaben nicht gewachsen zu sein...Diese Situation musste wie eine hohe Welle wirken, die drohte ihn zu verschlingen und hinfortzureißen. Karl wusste, dass sein ganzer Wert im Moment in der Rolle des zukünftigen Ehemannes lag. Allianzen und Bündnisse, geschmiedet durch das heilige Versprechen der Ehe waren eine mächtige Waffe in der Welt des Adels. Leider führte er diese Erkenntnis wie einen Rammbock, ohne genau Vorstellung wie er dies zu seinem Vorteil nutzen konnte.

Karl hatte ungewöhnlich lange geschwiegen. Eine unangenehme Stille war zwischen ihnen entstanden und als ihr Gegenüber wieder sprach, war seine Stimme leise und abwesend. „Familie. Ehre. Pflicht. In dieser Reihenfolge. Das sind die Worte, die ich in meiner Kindheit gelernt habe und die mich trotz allem was das Schicksal meinte mir zugestehen zu wollen, immer begleitet haben. Diese Worte erinnern mich an viel Gutes. Meinen Vater, Äpfel im Herbst, Marie die ich unter deinem Dach kennenlernen durfte und so viel mehr. Sie waren ein Leitspruch und haben mich oft den richtigen Weg wählen lassen.“ Karl schaute sie an. In seinem Blick lag weder Herausforderung noch Bosheit oder Hohn. Lediglich ein Meer von Fragen. „Sag mir Alida bedeuten diese Worte nicht das was ich mit ihnen in Verbindung gebracht habe? Sollte meine Familie nicht immer zuerst kommen, egal was? Oder habe ich sie einfach nie richtig verstanden?“

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Re: Apostel, Feste und Feiertage

Mi 21. Nov 2018, 15:39

Alida schüttelte den Kopf. „Das ist egal, Karl. Jeder deutet die Weise auf seine Weise und du hast definitiv zu viele Familien als dass du allen gerecht werden könntest. Was zählt ist das, was du wirklich willst. Nur: Überlege es dir gut und stehe dir dann selbst nicht im Weg dabei. Du willst ein mächtiger Adeliger sein? Dann musst du das Spiel nach den Regeln der Fürsten spielen. Du willst Freiheit? Dann bleibt dir nichts übrig als auf Titel und Ämter zu verzichten. Du willst einen Aufschub? Erzähl deinen Schwestern was von Verpflichtung alles Gläubiger und nimm das Kreuz um im Heiligen Land zu kämpfen. Das darf von oberster päpstlicher Seite keinem Mann verwehrt sein.“ Erneut schüttelte sie den Kopf. „Verzeih mir. Die Situation ist schon kompliziert genug und eine einfache Lösung steht nicht in Aussicht. Deshalb muss ich meine Frage, so dumm es auch sein mag, erneut vorbringen: Was willst du? Einem adeligen Onkel Ländereien und Privilegien in den Rachen schmeißen um beides haben zu können?“ Sie wusste, ihre Worte waren herausfordernd gesprochen, aber Karl war ein Kämpfer, das hatte er oft genug bewiesen

Re: Apostel, Feste und Feiertage

Do 22. Nov 2018, 12:31

Karl zuckte bei Alidas Worten über die Anzahl seiner Familien kurz zusammen. Er wirkte, als hätte sie ihn geschlagen. Dann lehnte er sich mit versteinerter Miene zurück. „Alles was ich je wollte, war als Ritter ein kleines Stück Land zu bewirtschaften, um dort mit Marie eine Familie zu gründen. Das ist noch immer, was ich will, aber ich werde es nun einmal nie haben können.“ Karl erhob sich. „Ich habe es bereits gesagt. Ich danke dir sehr dafür, dass du hergekommen bist. Du hast mir damit einen großen Gefallen getan, den ich dir irgendwann vergelten werde, aber es war nicht richtig von mir dich um mehr zu bitten. Bitte vergiss daher worüber wir geredet haben. Ich entschuldige mich, dass ich diese Verhandlung von dir verlangt habe. Es war weder angemessen, noch richtig von mir nach etwas zu fragen, dass so offen gegen deine Prinzipien und dein Weltbild verstößt. Ich werde selbst mit meiner Schwester und Henri Marquet reden. Vielleicht lassen sie mich ja tatsächlich ins heilige Land reisen.“ Die Stimme des jungen Ritters war monoton geworden. Wahrscheinlich hatte er die höflichen Floskeln zu oft gesprochen und so waren sie zu einem einfachen Automatismus verkommen. Er zwang sich zu einem Lächeln. „Ich muss jetzt zu Bett gehen. Henri Marquet will morgen jagen gehen. Dafür brauche ich einen wachen Geist und Konzentration. Brauchst du noch irgendetwas? Ich werde dir gleich eine Dienerin schicken, die dich in dein Gemach begleitet.“

Re: Apostel, Feste und Feiertage

Do 22. Nov 2018, 20:40

Alida schüttelte erneut mit dem Kopf und griff nach seiner Hand bevor er sich weiter entfernen konnte. „Setz dich bitte wieder, Karl, und lass uns das bitte zu Ende besprechen. Es hat dich verletzt als ich gesagt habe, dass du zu viele Familien hast als dass du allen gerecht werden könntest. Du selbst warst es gewesen, der zu Beginn unseres Gesprächs gesagt hat, dass Gott dir mehr als ein Elternpaar zur Seite gestellt hat: Du hast Leif und Brunhild gehabt, meinen Neffen Balduin und Mitglieder der Familie van de Burse und nun auch die gräflichen Schwestern. Das ist nichts, was dich verletzen sollte. Wenn doch, dann tut es mir leid und ich bitte dich um Verzeihung. Wenn du dich zu dieser Hochzeit entscheidest, dann kann und werde ich dich bei den Verhandlungen gern dabei unterstützen. Ich insistiere nur darauf, dass es dir ernst ist, denn aus einmal geschlossenen Ehe lässt sich so leicht nicht ausbrechen. Egal…“ Sie holte Luft, spürte die Kühle in den toten Lungen. „Du wolltest, dass ich mit dem Onkel des Mädchens, diesem Marquet, rede, hast gesagt, dass er ein Feilscher ist und nach mir gefragt hat. Wenn es tatsächlich so ist, dass es für ihn um einen Handel geht, ein gewinnbringendes Geschäft, dann gibt es eine ausgesprochen wichtige Regel zu beachten: Mach dir vorher klar was du für das, was du willst, bereit bist zu zahlen. Deine Aussage: ‚Alles‘ ist zu weit gefasst. Damit lässt sich bei einem Geschäft nicht arbeiten. Was kannst du ihm realistischerweise anbieten? Was genau willst du? Einen kleinen Aufschub oder ein Verschieben der Hochzeit um Jahre?“

Re: Apostel, Feste und Feiertage

Sa 24. Nov 2018, 09:42

Karl kämpfte mit sich. Er schien erst widerwillig, als Alida so plötzlich seinen Arm ergriff, aber nur einen Moment später schien die Vernunft in seinem Inneren gewonnen zu haben. Er setzte sich und seufzte. „Bitte verzeih meine Reaktion. Ich hätte wissen sollen, dass du es nicht so meinst.“ Karl schloss für einen Moment die Augen, um nachzudenken. „Ich weiß selbst, dass es nicht realistisch ist um einen Aufschub zu bitten, der Jahre dauert. Ich will lediglich eine Chance haben, dass sie dabei sein kann.“ Er verstummte kurz. „Ein Jahr. Ich will ein Jahr, auch weil mich meine Verpflichtungen in nächster immer wieder an die Grenzen schicken werden.“ Sein Kettenhemd klapperte leise, als Karl die Hände auf seinem Schoß zusammenfaltete. „Dafür bin ich bereit ihn, seine Familie und seinen Orden so gut zu unterstützen wie ich irgendwie kann, solange es weder den Menschen in meiner Domäne noch meinen Geschwistern schadet.“ Er suchte den Blick der Händlerin. „Ich weiß, dass es nicht viel ist, aber von allem was ich weiß ist Marquet nicht an Geld oder wertvollen Gegenständen interessiert. Nicht das ich viel davon hätte oder in irgendeiner Art und Weise in Betracht ziehen würde Flussfall auszuplündern um so zu einer Einigung zu kommen. Seine Währung sind Gefallen und Gegengefallen und der Übergang zwischen seinem Orden und seiner Familie ist für ihn fließend. Mehr weiß ich nicht.“

Re: Apostel, Feste und Feiertage

So 25. Nov 2018, 19:49

„Nun ja, wir scheinen alle hin- und hergerissen zwischen verschiedenen Familien und Interessen.“ Alida dachte an ihre ‚Verwandten‘ im Osten und biss sich auf die Lippen, dass es fast schmerzte. Sie nickte zustimmend. „Mit den Voraussetzungen lässt sich ‚arbeiten‘. Du hast keine überzogenen Pläne und ein Jahr klingt realistisch. Schon allein weil du wirklich genug andere ‚Pläne‘ und Verpflichtungen hast. Wie hast du dir das Gespräch mit diesem Marquet ausgemalt? Soll ich allein mit ihm reden? Hältst du dich im Hintergrund auf? Ist diese potentielle Verlobte anwesend? Was weißt du denn bereits über sie?“

Re: Apostel, Feste und Feiertage

Mo 26. Nov 2018, 22:21

Karl überlegte. "Ich habe keine Vorstellung wie das Gespräch genau ablaufen soll." Er zuckte nur mit den Schultern. "Marquet ist so erpicht darauf dich zu sehen, dass ich gehofft habe du könntest das Thema währenddessen anschneiden. Bis jetzt habe ich meine zukünftige Braut nämlich noch nicht kennengelernt und wahrscheinlich wird ein Zusammentreffen nicht stattfinden, bis die Details der Mitgift und Vermählung mit meinen Schwestern ausgehandelt wurde." Karl schaute zu dem Turmzimmer hinauf, aus dem Alida zuvor die Stimmen vernommen hatte. "Die junge Grafentochter Marquet ist die jüngste Tochter des ihres Hauses und hat sechs Geschwister. Drei Jungen und drei Mädchen. Sie sollte zuerst in ein Kloster eintreten, aber schließlich hat sich ihr Onkel wohl dazu entschieden, dass die Schenkung die dafür notwendig wäre auch für eine Mitgift aufgebracht werden könnte um eine neue Allianz zu schmieden. Das weiß ich zumindest von Margarethe, aber mehr ist mir nicht bekannt."

Re: Apostel, Feste und Feiertage

Mi 28. Nov 2018, 21:58

„Das sind doch schon mal ein paar wichtige Punkte. Ich kann mir vorstellen, dass ihr die ‚Planänderung‘ nicht behagt.“ Alida überlegte. Statt das Leben einer gebildeten, angesehenen Äbtissin, das ihr wohl bevor gestanden hätte, würde sie nun als Gräfin die alles andere als ungefährliche Pflicht der Geburt von jede Menge Erben zugewiesen bekommen. Von einem Fremden, den sie wohl als ‚unter ihrem Stand‘ ansah. Armer Karl. Sie knirschte wütend mit den Zähnen bei dem Gedanken. „Ich denke, du solltest schauen, dass du deine zukünftige Braut zu Gesicht bekommst und mit ihr redest. Du bist ein gutaussehender, sympathischer Kerl und du hast genug Vorzüge, die eine junge, kluge Frau sicher zu würdigen weiß. Außerdem musst du für dich entscheiden, ob sie dir zusagt. Pflicht hin oder her- es gibt eine Grenze, die man nicht überschreiten sollte. Vielleicht kannst du die Zeit, die ich mit dem Marquet verbringe, dafür nutzen?“
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