Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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BeitragVerfasst: So 23. Okt 2016, 11:58 
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Werde fort und fort, der, der du bist — der Lehrer und Bildner deiner selbst!
(Nietzsche 1881)

Leif schritt durch die engen Straßen des Viertels. Es war Mitte Dezember und der stetig fallende Schnee der letzten Tage hatte die Stadt unter einem dicken, weichen Mantel begraben und nur die Schornsteine mit ihren rauchenden hellgrauen Wolken ließen aus der Ferne erkennen, dass sich Menschen noch immer in diesen Mauern aufhielten und mit Fäustlingen und Schal, der Wärme eines Kamins oder offenen Feuers und einem dicken, heißen Eintopf tapfer gegen die erstarrenden Kräfte des Winters ankämpften.
Mainz war eine alte Stadt, schon bei den Römern bekannt, und nach wie vor eine der mächtigen Domizile der Adeligen, Geistlichen und Reichen.
Mühsam zog der Salubri einen Fuß aus der vereisten Schneedecke in die er soeben eingebrochen war.
Leifs Ziel lag nur einen knappen Fußmarsch entfernt, doch kam er so langsam voran wie selten. Er sah die wehrhafte Festung vor sich.

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Drinnen brannte Licht und es würde warm sein.
Leif hatte sich auf den Weg aus Brügge hierher gemacht um sich mit seinem Kind Charlotte über die Geschehnisse der letzten Monate auszutauschen. Viel war geschehen und viel gab es zu bereden. Diese altaussehende Frau, die doch in Wahrheit um so vieles jünger als er war, reiste in den letzten Jahren im Gefolge einiger einflussreicher Ventrue der Lehen des schwarzen Kreuzes, zu denen auch Carminus gehörte, mit. Der Hof der wahrhaft Mächtigen des Reiches befand sich selten in einer einzelnen Stadt und genau wie die Kaiser und Könige dieser Landstriche es seit Jahrhunderten taten, reiste auch der Schwarze Regent, Hardestadt, durch das, was er sein Reich nannte. Derzeit tagte der Hof in der Reichsstadt Mainz und man hatte ursprünglich beabsichtigt ein mehrtägiges Turnier mit anschließendem Gelage abzuhalten, das nun jedoch aufgrund des eiskalten Wetters abgesagt worden war. Nun war von all dem nur das Fest geblieben, das man heute feierte.
Charlotte wollte sich dort mit ihm treffen, war doch ein Zimmer in den Mauern der Burg derzeit das ihre und das Treiben am Hofe eine mitunter amüsante Ablenkung, die vielleicht die ein oder andere politische Information mit sich brachte, die sich als nützlich erweisen konnte.
Am Tor ließ man ihn mit dem Schreiben, das er bei sich führte, rasch ein und geleitete ihn durch die gerade angelegten Gänge. Schwere Wandbehänge vor den Fenstern hielten die Kälte draußen und Kohlepfannen, die man aufgestellt hatte und die orange glühten, spendeten wohlige Wärme. Leif spürte dicke weiche Teppiche unter seinen Stiefeln und konnte die Malereien an den weißgetünchten Mauern bewundern.
Der Festsaal war reich mit Mistel, Tanne und Christrose geschmückt und die Farben Grün, Weiß und Rot fanden sich auch an den Möbeln, den Stoffbahnen, die die Decke abspannten und den Tischdekorationen wieder. Leif wusste von Charlottes Berichten, dass sich die Sterblichen in den Räumlichkeiten im vorderen Teil aufhielten während der unsterbliche Teil hier zu feiern pflegte. Leif ließ den Blick über die Umgebung schwenken und erblickte einige ihm doch bekannte Gesichter, die ihn jedoch nicht bemerkten, da sie selbst in Gespräche verwickelt waren.

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Leif mochte Schnee. Die weißen Flocken die wie schillernder Kristall leuchteten erinnerten ihn immer wieder an seine alte Heimat. So sehr man den Winter dort fürchtete, so respektierte man ihn auch für die Ruhe und die Kraft mit der er immer wieder über das Land hereinbrach. Als Junge hatte er beim ersten Schneefall oft die Nacht draußen in der Eiseskälte verbracht, um das Treiben der Flocken zu beobachtet bis er ganz kalt war. Sobald er es nicht mehr aushielt war er dann immer hereingegangen und hatte sich neben dem warmen Ofen zusammengerollt, um tief und selig zu schlafen. Heute fror er nicht mehr, aber frisch gefallener Schnee gab ihm noch immer ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit.
Er lächelte ein bisschen als er sich seinen Weg durch das Schneegestöber bahnte um dann dem Weg ins Innere der Burg folgen. Als er schließlich seinen Weg zum eigentlichen Festsaal gefunden hatte ließ er seinen Blick kurz über die Gäste gleiten. Er hatte Brügge verlassen müssen, zumindest für einen Moment und als sein Blick Charlotte streifte, spürte der Salubri einmal mehr Dankbarkeit und Erleichterung, dass sein Kind jene verhängnisvolle Nacht nicht in der Stadt verweilt hatte, auch wenn sie es so gerne gewollt hätte. Ein Fest, ähnlich wie dieses hatte sie verhindert und ihr damit das Unleben gerettet. Leif seufzte für einen Moment und folgte mit seinem Blick erst Carminus und dann Sebastian. Er war weder bei dem einen noch bei dem anderen überrascht, dass sie hier waren und für einen Moment wünschte er sich Theresa wäre mit ihm gekommen. Leif beschloss das Schauspiel noch ein wenig zu beobachten bevor er sich unter die Gesellschaft mischen würde.
Leif konnte laute Gespräche vernehmen unter die sich immer wieder heftiges Lachen und gegenseitige Zurufe mischten. Über allem lag die schwache Melodie einiger Musiker, die mit ihren perfekt gearbeiteten Instrumenten in einer Ecke musizierten. Leif erkannte auch ohen auf seine kainitischen Kräfte zurück zu greifen, dass man diesen Vampiren den Kuss geschenkt hatte um ihr Talent bis in alle Ewigkeit zu bewahren. Nach ihrem Tod hatten sie ihre Künste fast bis zum Göttlichen vervollkommnend.
Leif spürte die schwache und dennoch allgegenwärtige Präsenz dutzender Toreador, Ventrue, Brujah, die sie sich Nutze machten um ihren Einfluß zu verstärken, ihre Gespräche zu ihrem Zweck gelingen zu lassen oder einfach nur einige Augenblicke länger im Gedächtnis zu bleiben.
Der schwarze Monarch auf seinem Thron überblickte den weitläufigen Saal und besprach sich dann und wann mit Umstehenden. Die Präsenz dieses Mannes, das spürte Leif, war gewaltig und dirigierte fast unweigerlich in Gehorsam und Anerkennung, wenn man sich ihm näherte.

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Carminus griff nach einem Becher und führte eine rote Flüssigkeit an die blassen Lippen während er zustimmend in die Richtung eines breitgewachsenen Hünen nickte.
Charlotte besprach sich mit ein paar Damen und anhand des leichtes Augenrollens, das wie Entzücken wirken konnte, erkannte Leif, dass sie sich mehr als langweilte.
Sebastian hatte sich von seinem Gesprächspartner abgewandt, der sich vor einem anderen Mann zur Begrüßung verbeugte und dann das Gespräch suchte, und sah sorgenvoll zu zwei Männern, die anscheinend gerade dabei waren einen heftigen Disput miteinander zu beginnen. Beide schienen erregt, wütend und nicht gewillt, dem anderen nachzugeben.
Den deutschen Hof machten so viele Dinge einzigartig, dass man ein Leben über die Struktur der schwarzen Lehen diskutieren könnte, aber im Moment genoss Leif auf eine gewisse Art und Weise einfach nur das Schauspiel. Noch bevor die beiden Streithähne aneinandergeraten waren, hatte Leif schon seinen Weg ins Innere des Saals gefunden. Er trug für seine Verhältnisse sehr teure Kleidung, die ihm Charlotte hatte zukommen lassen. Das Hemd war mit Samt und Brokat bestickt, während seine Hose von feinen Goldfäden durchwoben war. Es war sicherlich nicht seine bevorzugte Garderobe, aber Leif wusste das Kleider eben Leute machten. Er fand sich neben Sebastian ein und beäugte den Tremere kurz bevor er ihm mit einem kurzem Seufzen ansprach. “Unsere Wege kreuzen sich wohl immer wieder, Sebastian. Deutschland also? Ich wusste schon, ihr seid nicht einfach so verschwunden.” Leif konnte sich ein kleine Spitze nicht verkneifen, auch wenn ihm die Präsenz des Tremere eigentlich herzlich egal war.
Der Hexer zuckte bei Leifs Worten kaum merkbar zusammen. Es schien ihn Überwindung zu kosten sich zu der vertrauten Stimme umzuwenden. Leif sah die aufgesetzte Beherrschung in den Zügen des braunhaarigen Mannes als sich der Angesprochene verbeugte.
„Leif Thorson, Ratsmitglied des Brügger Stadtrates. Welche Ehre.“ Die Betonung war ein wenig übertrieben, aber mit Achtung ausgesprochen. Er ließ ein kurzes Nicken in die Richtung seines vorherigen Gesprächspartners folgen, der sich sogleich auf den Weg zu den mit Blut gefüllten Kelchen machte und dabei die restlichen Mitglieder der kleinen Gesprächsgruppe dazu aufforderte ihm zu folgen. Heiler und Hexer standen allein in der Nähe einer Säule. Sebastian trat noch ein wenig näher an die Musikanten heran um sich durch die klangvollen Akkorde eindeutig zu versichern, dass kein anderer dem Gespräch folgen konnte.
„In der Tat, Leif. Unsere Wege kreuzen sich in dieser Nacht erneut. Und ja: Noch bin ich nicht verschwunden.“ Ein schiefes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.
Immer freundlich, immer verschwiegen, korrekt und ohne jede echte Aussage. Das war es, was ihm an Sebastian so sehr störte und die Reaktion von Sebastian war einmal mehr wie er sie sich ausgemalt hatte. Leif lächelte ihm trotzdem zu und senkte leicht das Haupt. Es gab keinen Grund für Streit in dieser eh schon mehr als giftigen Viperngrube. “Ich erinnere mich durchaus, dass ihr geht und kommt wie der Wind. In der Tat. Ich hoffe, ihr seid gut ausgerüstet für das kalte Wetter draußen.” Leif lenkte seinen Blick auch auf die Streithähne und suchte auch einmal nach Charlotte im Getümmel, während er sich trotzdem Sebastian zuwandte falls dieser etwas zu sagen hatte.
„Ich bin als Berater hier. Sowohl für die Belange der Tremere als auch für Fragen die Ländereien von Flandern betreffend. Wobei ich weder besonders erpicht darauf bin meinen Clansältesten als auch dem schwarzen Monarch Rede und Antwort zu stehen.“ Er machte eine umfassende Geste. „Alles was Rang und Namen hat, ist hier zugegen. Ich konnte dieses Spiel schon vor hundert Jahren, zu Lebzeiten, nicht leiden, aber man kommt wohl über Kurz oder Lang nicht drum rum, zieht man es nicht vor als Gangrel einsam die Wildnis zu durchwandern.“
Leif war ehrlich von der Offenheit, sowie Direktheit des Tremere überrascht. Er hörte Sebastian aufmerksam zu und nickte sogar zwischendurch kurz. Der Ton des Salubri kam inzwischen ohne Hohn oder Spott aus. “Ich weiß, was ihr meint. Der ganze Zirkus ist meist eh nur das Vorspiel zu den eigentlichen Gesprächen, die hinter vorgehaltener Hand stattfinden. Es ist manchmal schmerzhaft, wenn man sieht, wie die Dinge sich entwickeln und man nichts dagegen tun kann, und man muss trotzdem ruhig bleiben um seine Chance bei den nächsten Gesprächen nicht zu vergeuden.” Leif schwieg und richtete einmal mehr seinen Blick auf die Anwesenden. Dann straffte sich der Salubri. “Nun denn, ich muss weiter und entschuldigt, wenn ich das so direkt formuliere, aber mögen die Gespräche und Verhandlungen von eurem Haus und Clan immer von Pech und Panne verfolgt sein.”
Sebastian biss sich auf die Lippen. Für den Bruchteil einer Sekunde war jegliche Regung aus seinen Zügen gewichen bevor er leise antwortete: „Das wäre nicht in deinem Sinne, Leif, aber in vielem hoffe ich, wenn du so willst: bete ich, du behältst mit deinem Wunsch recht.“

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Sein Blick ging erneut zu den beiden Kontrahenten, die miteinander stritten.
Der eine trug die reiche, aber einfache Gewandung der Scholaren, der andere eine Ausgehuniform, die wohl vor 50 Jahren als modern gegolten hatte. Ging man nur nach Äußerlichkeiten, dann standen sich hier ein Tremere oder Kappadozianer und ein Brujah oder Ventrue gegenüber. Die Art und Weise wie beide ihre Standpunkte deutlich machten und ihr Gesprächsthema vertrieben jedoch Leifs Zweifel. Es mussten ein Hexer und ein Gelehrter sein.
Leif drehte sich scharf zu Sebastian um und kam ihm dann ganz nah. Nur Millimeter trennten seinen Mund von dem rechten Ohr des Tremere. “Seht ihr, Sebastian, und das ist das Problem. Ihr habt eure Geheimnisse so unendlich gern, dass ihr lieber sterben würdet, als einmal Klartext und nicht in Rätseln zu reden. Ihr wärt erheblich sympathischer, wenn ihr nicht immer denken würdet, dass die Last der Welt auf euren Schultern liegt.”
Leif vernahm deutlich die fast hohe, dünne Stimme des Tremere. „Die Einhörner sind ein Clan der Teufelsanbeter. Erst vor kurzem wurde ein Nest von ihnen in einer Festung in Spanien ausfindig gemacht und niedergebrannt. Diejenigen, die flohen, konnten meine Clansbrüder, ausforschen und ihre dämonischen Verse sollen wie Gift in unseren Ohren geklungen haben.“
Der Brujah hielt dagegen: „Das ist Schwachsinn. Wenn das wirklich Salubri gewesen sein sollen, dann sicher keine Teufelsanbeter. Ich habe Geschichten gehört, dass sie diejenigen waren, die damals in Rom am erbittertsten gegen die Baali vorgingen.“
„Ja, damals in Rom. Aber von denen ist mittlerweile keiner mehr übrig. Diejenigen, die diese Nächte durchstreifen, spucken auf Kain, beten satanische Riten und zeigen durch ihr Äußeres, das vermaledeite dritte Auge, jedem Sterblichen ihr wahres, kainitisches Wesen. Sie sind ein Fluch für diejenigen, die unbescholten durch die Sterblichen zu wandeln gedenken.“
Leif hörte wie Sebastian neben ihm schwer schluckte und einen lautlosen Fluch ausstieß. Leif konnte erkennen, dass sich auch Charlotte nach ihnen umwandte.

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Die dröhnende Antwort des Brujah folgte.
„Die Salubri sind ein tugendhafter Clan. Wenn es einen hier gäbe, der würde es euch bestätigen. Ihr könntet alten Geschichten lauschen, die…“
Der Hexer fiel ihm verächtlich lachend ins Wort: „Geschichten? Ich geb‘ nicht viel auf Geschichten. Mir ist die Wahrheit lieber. Wo sind sie denn, deine Einhörner. Verkriechen sich in den hintersten Winkeln, weil sie fürchten, dass ihren Machenschaften auf den Grund gegangen wird.“
Der Brujah baute sich bedrohlich vor dem schmalgewachsenen Hexer auf. Seine Stimme war ein eisiges Brüllen. „Du Mitglied der niederen Clans, du Usurpator, wagst es, so zu sprechen? Nach allem, was eure Ältesten getan haben?“ Er ballte die Fäuste und man sah ihm an, dass er kurz vor einer Raserei stand. Aber auch bei dem anderen schien nicht viel zu fehlen.
Leif wartete auf keine Reaktion des Tremere und sprang direkt in die Auseinandersetzung der Streithähne. “Aber, aber meine Herrn!” Er lächelte breit, zeigte seine weißen Zähne und verbeugte sich ein kleines Stück. “Welch gemeiner Streit hier doch geführt wird! Die Salubri waren schon immer Einzelgänger und eine Nacht wird niemals helfen diesen Streit mit allem, was ihr anbringt zur Gänze aufzuklären. Besinnt euch eures Ranges und vergesst nicht, dass der ehrenwerte Hardestadt dieser Versammlung beiwohnt, bevor ihr euch ganz in eurem Streit vergesst.” Leif zeigte auf den Brujah. “Ihr hoher Clan, ihr solltet es besser wissen und ihr…” jetzt zeigte Leif auf den Tremere. “Ihr solltet eine Einladung in den Lehen des Schwarzen Kreuzes ernster nehmen als euch so zu verhalten. Keines der Kinder Kains hat hier gewonnen, keines!”

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Verfasst: So 23. Okt 2016, 11:58 


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BeitragVerfasst: So 23. Okt 2016, 15:23 
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Der Tremere senkte den Kopf als hätte man ihm wie einem kleinen Jungen eine Ohrfeige versetzt, doch der hünenhafte Brujah baute sich nun vor Leif auf. Seine Augen funkelten wütend. „Und wer seid ihr, dass ihr mir, Lothar aus dem Hause der Salier, Belerhrungen erteilen wollte? Ihr wagt es…“
Eine Gestalt schob sich an Leif vorbei und verbeugte sich tief. Sebastian verharrte in dieser demütigen Position als er weiter sprach. „Verzeiht, Fürst Lothar. Die Dreistigkeit meines Clansbruders ist nicht zu entschuldigen. Er ist erst wenige Jahre unter uns und hätte nie zu einer solchen Feierlichkeit erscheinen dürfen. Er hat uns alles Schande bereitet und er wird seine Strafe für diesen Mangel an Respekt erhalten. Ebenso wie derjenige, der für seine Ausbildung verantwortlich ist. Ihr habt mein Wort.“
Leif erkannte, dass sich der Hexer zu seinem Clansbruder umwandte und ein hartes „Verschwinde!“ zischte. Dieser sah noch ein letztes Mal in die Runde als erwarte er, dass doch noch ein Angriff folgen würde, dann ging er mit den raschesten Schritten, die er zu Stande brachte ohne rennen zu müssen aus dem Saal.
Der Hüne aus dem Clan der Gelehrten brummte noch einmal missmutig, schien aber beschwichtigt. Er trat einen Schritt auf Sebastian zu, packte diesen am Kragen und zog ihn zu sich hoch. „Ihr Usurpatoren werdet hier geduldet. Das gibt euch jedoch nicht das Recht euch wie Gleichgestellte aufzuführen! Vergesst das nicht und lasst es euren Clan wissen, Sebastian!“ Er stieß den braunhaarigen Hexer von sich und griff nach einem Humpen von einem Tablett, das ein Diener durch den Raum trug und lehrte ihn in einem Zug. Er begann laut zu lachen, da er doch in gewisser Weise einen Sieg errungen hatte, und mehrere Umstehende prosteten zustimmend in seine Richtung.
Ein entschuldigendes Senken des Kopfes ging zum Thron auf dem Hardestadt noch immer saß und die beinahe Eskalation missmutig beobachtet hatte. Dann wandte sich der Herrscher wieder seinen Gesprächspartner und damit anderen Themen zu. Charlotte hatte nur den Kopf geschüttelt und kam langsam auf Leif zu um ihn endlich zu begrüßen.
Sebastian selbst blieb noch einige Sekunden in der demütig gebeugten Haltung bis er sich erhob. Er schritt ohne den Blick zu heben oder ihn weiter zu beachten an Leif vorbei. Die bekannte Stimme in seinem Kopf vernahm der Salubri jedoch deutlich und klar. ‚Leif? Verlasst unauffällig diesen Raum und trefft mich am Terrassengarten im Westen der Festung. Beeilt euch.‘

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BeitragVerfasst: So 23. Okt 2016, 16:32 
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Es ärgerte Leif maßlos das Sebastian sich in diese Situation einmische, so sehr sogar das er kurz tief einatmen musste um ihm nicht noch ein scharfe Erwiderung zu geben. Verdammter von Augsburg, immer so diplomatisch, so freundlich und wichtig. Er hätte die Situation selber entschärfen können und musste schon gar nicht von jemandem wie ihm dem Tremere an der Hand geführt werden. Leif hätte am liebsten auf den Boden gespuckt aber er wandte sich schließlich ebenfalls ab und ging in die Richtung von Charlotte. Er hatte die Stimme von Sebastian zwar sehr wohl, aber zur Hölle mit ihm. Er hatte nicht im entferntesten vor zum Terrassengarten zu gehen. Sollte er getrost warten bis er draußen irgendwo fest gefroren war.

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BeitragVerfasst: So 23. Okt 2016, 16:39 
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Nachdem Leif spürte wie er sich wieder abreagiert hatte, begann der Salubri wieder klarer zu denken und seufzte einmal tief. Verdammter Sebastian, keiner schaffte es so unter seine Haut zu fahren wie dieser Tremere, nicht einmal Alida. Er gab Charlotte ein kleines Handzeichen, dass er gleich wieder da sein würde und ihr Wiedersehen noch warten müsste und bewegte sich in Richtung des Ausgangs die hoffentlich zu den westlichen Terrassengärten führen würden. Er hatte zwar wirklich wenig Lust sich mit Sebastian zu treffen, aber es klang dringend und ein wenig interessierte ihn wohl doch was hier vor sich ging. Abgesehen davon verbrachte Sebastian genauso ungerne Zeit mit ihm wie es umgekehrt auch der Fall war, also war ihr konspiratives Treffen offenbar wichtig.

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BeitragVerfasst: So 23. Okt 2016, 17:56 
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Auch wenn sich Leif in den Mauern dieser Festung nicht auskannte, so fand er den Weg doch ohne große Schwierigkeiten.

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Draußen war es dunkel und kein Licht wurde vom hellen Schnee reflektiert. Die Terrasse erlaubte einen Überblick über den Rest der Burg und der Wind pfiff um die steinernen Zinnen. Sebastian stand, ihm den Rücken zugekehrt an der Ballustrade, wie ein Mann, der eben mal nach draußen gegangen war um frische Luft zu schnappen.
Es war Leif sofort bewusst, warum Sebastian diesen Ort für ein Gespräch gewählt hatte. Als der Nordmann neben ihm stand wandte sich der Hexer langsam zu ihm um. Schneeflocken hatten sich in seinem kalten Haar verfangen und glichen grauen Strähnen.
„Hör zu, Leif.“ Eindringlich sah er ihn an und ein erstarrter Ausdruck lag auf seinen Zügen, der an die Eiseskälte des Wetters erinnerte. „In drei Tagen wird ein Pogrom gegen die restlichen Salubri stattfinden. Es gibt einige Verstecke, die ausfindig gemacht werden konnten. Ich weiß nicht, ob du Clansbrüder oder-schwestern hast, die du warnen kannst. Ich weiß, und da bin ich mir sicher, du selbst stehst nicht unter Verdacht, ebenso kein anderes kainitisches Mitglied, das in den letzten Jahrzehnten in Brügge gelebt hat.“ Er schluckte schwer. „Ich muss in diesem vermaledeiten Spiel meine Rolle spielen. Nur so kann ich verhindern, dass diejenigen, die man fangen wird, weitere Salubri verraten. Ich habe getan, was ich tun konnte, aber das wird nur einige wenige retten.“

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BeitragVerfasst: So 23. Okt 2016, 18:34 
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Leif zückte nur mit den Schultern und starrte in die grauen Weiten. Er war weder besonders überrascht, noch erschüttert von den Informationen des Tremere. Zu viel und zu oft hatte er solche Nachrichten in den letzten Jahrzehnten erhalten und irgendwann stumpfte man einfach ab, so tragisch es auch war. Der Schnee fiel leise und dämpfte die Geräusche. Die Gedanken des Salubri kreisten um so viele Salubri die über die Zeit ihr Ende gefunden hatten. Irgendwann wandte er einen müden Blick zu dem Hexer und seufzte. "Es ist keine Überraschung für mich Sebastian. Aber so ist es nun einmal. Wir haben eh schon vor langer Zeit verloren. Der Clan ist hier in Europa schon seit langer Zeit verloren und es wäre gefährlich und töricht zu denken, dass sich diese Woge noch umkehrt." Er ging zum Geländer und schaute in die weiße Tiefe hinab, während er sich den dunklen Mantel ein wenig fester um die Schultern zog. Es war zwar nur pure Gewohnheit, aber eine die man bei diesem Wetter schlecht abstellen kann. "Also dann Sebastian. Ich danke dir für die Informationen, aber ich kenne niemanden mehr dem diese Information helfen könnte. Gibt es sonst noch etwas? Denn dann würde ich jetzt gehen, ich vermute du must dich auch noch auf deine Heldentaten vorbereiten." Leif drehte sich um und sog den Duft des frischen Schnees ein.

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Zuletzt geändert von Leif am So 23. Okt 2016, 18:50, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So 23. Okt 2016, 18:45 
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Sebastian schüttelte schwach und müde den Kopf. „Nein, es gibt nichts, was ich dir mitteilen könnte, dass dir oder einem deiner Clansbrüder in den nächsten Wochen helfen könnte. Wenn du kannst, erspar mir deinen Sarkasmus, Leif. Er schneidet tief.“ Er atmete tief ein, fuhr mit den Fingerspitzen über den reinen Schnee, der sich auf der Balustrade niedergelegt hatte, schloss die Hand zur Faust und trat dann zur Tür, die ins warme Innere führte.

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BeitragVerfasst: So 23. Okt 2016, 19:11 
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Bevor Sebastian hereingegangen war rief Leif ihm noch etwas nach. "Wenigstens zeigst du so ein paar Emotionen Sebastian. Dein beherrschtes, überlegtes und leidendes Selbst ertrage ich so schwer." Leif fühlte sich schlecht nachdem er die Worte gesprochen hatte. Sebastian war freundlich zu ihm gewesen, sich sogar in Gefahr gebracht und er hatte nichts als Hohn, Spott und Hass für ihn übrig. Er wusste nicht wieso die Präsenz des Tremere ihn immer so sehr in Rage versetze, aber die bloße Anwesenheit des Mannes machte aus Leif einen Anderen. Jemanden den er im Grunde zutiefst verabscheute. So viele Grausamkeiten hatte er während seines Kreuzzugs gegen den Blutsvertrag begangen und auch wenn es vielleicht unfair war, gab Leif Sebastian trotzdem zumindest eine Mitschuld an diesem dunklen Kapitel seiner Geschichte. Er versuchte es zwar, aber bis jetzt war es ihm noch nicht gelungen über seinen Schatten zu springen. Leif seufzte. "Es tut mir leid Sebastian. Ich danke dir wirklich für deine Warnung und ich weiß das mein Verhalten dir gegenüber alles andere als fair ist. Manche Narben heilen wohl doch langsamer als gedacht und vielleicht auch nie." Der Salubri setzte sich auf die verschneite Balustrade. Er würde noch einen Moment hier draußen bleiben, nicht nur um seine Verbindung zu Sebastian zu verschleiern, sondern auch weil er das Spiel der weißen Flocken einfach genoss. Wie unschuldig und rein die Welt in diesem Moment doch aussah.


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BeitragVerfasst: So 23. Okt 2016, 19:47 
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Sebastian nickte ihm noch ein Mal zu bevor er hinein ging. „Ich verstehe dich ja, aber es macht es irgendwie nicht besser.“
Der Schnee fiel dicht wie bereits in den Wochen zuvor. Die Geräusche der Musik wurden gedämpft und nahmen hier draußen einen weichen, fast unirdischen Klang an. Irgendwo da drin ging ein Fest weiter, doch für diesen Augenblick war Leif allein mit sich selbst und diese Einsamkeit tat gut.


Ende Kapitel I

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BeitragVerfasst: Mo 24. Okt 2016, 18:25 
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Die Minuten verstrichen so rasch und unbemerkt wie der kontinuierliche Schneefall und erst als sich bereits eine dichte Schneeschicht auf seinen Mantel gelegt hatte, bemerkte Leif die Kälte, die irgendwann auch nach dem unseligen Körper eines Untoten griff. Er spürte, wie schwer es ihm fiel sich gegen die Erstarrung zu wehren, die ruhig und sanft wie eine bleierne Müdigkeit über ihn gekommen war.
Langsam stapfte er durch die weiche Schneedecke ins warme Innere und fand mühelos seinen Weg zurück in die große Halle.

Nach wie vor herrschte reges Treiben in den königlichen Hallen. Die Musiker hatte zum Tanz aufgespielt und Paare schwebten mehr oder weniger elegant umeinander. Anhand der Kleidung und jeglicher Gestik und Mimik konnte Leif ausmachen, dass es überwiegend Mitglieder der hohen Clans waren, die sich diesem Tanz hingaben um sich gegenseitig mit Eleganz und Grazie zu übertrumpfen.

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Er sah sich um, konnte jedoch Charlotte nirgendwo ausmachen. Irgendwie fühlte sich Leif beobachtet, während er langsam durch die Halle schritt. Er verharrte einen Moment an einem der Fenster, das einen kurzen Blick in die dunkle Nacht und das Schneetreiben freigab.
Dann sah er den Mann, der reglos an einem Fenster in wohl zwanzig Metern Entfernung stand und seinen Blick auf Leif ruhen ließ. Unbeirrt musterte er den Nordmann während die Sekunden verstrichen.


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