Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
Aktuelle Zeit: Fr 29. Mär 2024, 08:37

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde





Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 108 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 7, 8, 9, 10, 11  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Do 14. Mär 2019, 19:53 
Offline
Benutzeravatar
 ICQ  Profil

Registriert: Sa 20. Okt 2018, 12:43
Beiträge: 350
Die Reaktion ihres Begleiters entlockte der Brujah ein amüsiertes Lächeln. "Ich danke Euch" nickte sie ihm zu und trat voran. Auch der Diener erhielt ein grüßendes Nicken, das allerdings nur höflich ausfiel, ohne das Zwinkern, das sie van Hauten gezeigt hatte. Als sie jedoch das Innere des Elysiums betreten hatte, stockte sie in dem souveränen, katzenartigen der Frau, die sich ihrer Wirkung bewusst ist. Louisas Blicke wanderten an der kunstvollen Verkleidung der Wände auf und ab. Man sah ihr die Wirkung an, die der Anblick auf sie hatte – sie schien sogar das Spielen mit ihren weiblichen Reizen vergessen zu haben, das ihr eben noch solch diebische Freude bereitet hatte. Sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück, eine Hand auf die Brust gelegt, die andere zu einer hilflosen Geste angehoben. Nur mühsam entrang sie sich endlich ein paar Worte: "Das ist... phantastisch! Solche Schönheit..." Sie schüttelte den Kopf mehrmals, als müsse sie sich aus einem Rausch, einem Bann befreien. Halb benommen sah sie ihren Begleiter an, atmete tief durch und versuchte sich – nun endlich – auf die übrigen Anwesenden zu konzentrieren, soweit sie sie entdecken konnte. "Als saugte es die Blicke in sich hinein..." murmelte sie dabei und griff sich an die Schläfe. Manchmal, stellte sie für sich fest, waren überscharfe Sinne nichts, dessen man sich erfreuen konnte.

Leider hatte sie aber noch nicht herausbekommen, wie man solch unerwünschte Nebenwirkungen vermied. Es war faszinierend, ein so großes Gesamtwerk von unleugbar betörender Art mit ihrer übermenschlichen Wahrnehmung voll auszukosten – aber es erschien ihr auch in der Tat wie ein tiefes Loch, in das man fiel... Dankbar für die Ablenkung folgte sie van Hauten und besah sich den Unbekannten mit den bemerkenswert schönen Augen. Sie wurde vorgestellt, deutete einen Knicks an und neigte den Kopf. "Ich grüße Euch, Mijnheer van de Burse" begann sie vorsichtig, unsicher, welches Prestige und welche – formelle oder informelle – Macht sich mit seinem Amt verbinden mochte. "Mijnheer van Hauten war so freundlich, mich in Brügge zu begrüßen und hierher einzuladen." An dieser Stelle warf sie dem Genannten unter ihren langen Wimpern hervor noch einen Blick neckischen Einverständnisses zu. Man hätte den Eindruck gewinnen können, sie seien sich bereits deutlich näher gekommen, als ihre Worte andeuteten. Eine kleine Gemeinheit vielleicht, die sie sich aber doch nicht verkneifen konnte. Es begann ihr wirklich Spaß zu machen – seine Verlegenheit war irgendwie bezaubernd.

_________________
~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Do 14. Mär 2019, 19:53 


Nach oben
  
 

 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Sa 16. Mär 2019, 11:08 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1370
Van Hauten mied ihren Blick und trat näher an die Stühle heran um ihr und dann sich selbst einen unter dem schön gedrechselten Tisch hervor zu ziehen. Währenddessen erhob sich Frederik van de Burse kurz und verbeugte sich höflich vor der jungen Frau. „Es ist mir eine Ehre euch kennenzulernen und euch in Brügge willkommen heißen zu dürfen.“ Die Worte gingen ihm so glatt von den Lippen, dass Louisa sich sicher gehen konnte, dass er genug von Aufmerksamkeit und Etikette verstand um seine Rolle als Gastgeber gut zu spielen.
Er nahm erneut Platz und grinste breit als sein Blick zu van Hauten wechselte, der sich ein wenig unwohl zu fühlen schien seit die hübsche, blonde Frau so eindeutige Avancen seinerseits kund tat. Der Hüne nahm auf seinem Stuhl Platz und legte die Ellenbogen breit auf den Tisch. Seine Stimme war so tief wie immer und man vernahm keine Emotion darin als er den braunhaarigen Mann, den er als Frederik van de Burse vorgestellt hatte, ansah und fortfuhr: „Das Bleiberecht habe ich vor Monaten für sie beantragt und es wurde vorerst gewährt. Eine offizielle Vorstellung im Rat ist demnach nicht notwendig.“ Sein Blick wanderte zu Louisa. „Natürlich mag es sein, dass der ein oder andere Bewohner von Brügge euch gerne kennen lernen würde. Ebenso mögt Ihr vielleicht Kontakt zu bestimmten Kainiten der Stadt aufnehmen. Wir werden euch, wenn ihr das wünscht, in jeder Hinsicht behilflich.“

Bild

Frederiks Mundwinkel zuckten und unterdrückten ein erneutes Grinsen. Er schien sich denken zu können, dass dieses Angebot die perfekte Vorlage für eine passende Bemerkung von der jungen Brujah abgeben würde. Auch van Hauten schien es aufzufallen und er sprach schnell weiter bevor Louisa etwas erwidern konnte. „Ihr wollt bestimmt bald eure Unterkunft beziehen und euch ein wenig ausruhen, nehme ich an?“

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Sa 16. Mär 2019, 15:07 
Offline
Benutzeravatar
 ICQ  Profil

Registriert: Sa 20. Okt 2018, 12:43
Beiträge: 350
Louisa kannte den allgemeinen Ruf der Toreador, doch war ihr durch den Prinzen Würzburgs zumindest ein Vertreter bekannt, der Schönheit und Sinn für Ästhetik mit einer Eiseskälte verband – Strenge und Furcht waren die Säulen seiner Macht. Und auch wenn der blinde Mann mit seinem sehenden Kind ein faszinierendes Tandem bildete, so war doch der wesentliche Eindruck, den Gustav von Güten in ihr hinterlassen hatte, geprägt von dem blinden und doch so durchdringenden Starren seiner milchigen Augen, das nicht das Antlitz eines Gegenüber sah, sondern direkt in die Seele zu blicken schien – nicht aber von dem weitaus sanfteren Blick Florentines, die ihm Tochter, Geliebte und Auge in einem war. Die junge Brujah genoss daher zwar die galante Art, in der sich van de Burse ihr gegenüber verhielt, und fühlte sich von seinem Äußeren angezogen, fasste aber keineswegs sofort Vertrauen zu ihm. Sie dankte seiner Verbeugung mit einem reizenden Lächeln, das für den Moment jedoch reine Floskel blieb. Wie sie ihn einzuschätzen hatte, würde sich noch erweisen. So leicht wie van Hauten schien er ihr jedenfalls nicht zu Reaktionen zu verleiten.

...dieser allerdings tat ihr den Gefallen, weiterhin verlegen zu sein. Sie schmunzelte dem Hüter kurz zu und nahm Platz. Indem sie ihre Röcke betonte langsam glättete und wieder in gefällige Falten legte, das Mieder ein wenig zurechtzupfte, kokett eine Haarsträhne wieder unter die Haube schob, gurrte sie in einem unschuldigen Ton: "Habt nochmals Dank für Eure Hilfe, Mijnheer van Hauten! Ich muss bekennen" fuhr sie an van de Burse gewendet fort, "dass ich anfangs etwas Angst hatte. Aber Mijnheer van Hauten hat sich als sehr galant erwiesen!" Ein "keuscher" Augenaufschlag in van Hautens Richtung folgte, ein dankendes Nicken ebenso. Leider war er so klug, ihr die größte Bresche in seiner Verteidigung nicht zur Attacke offen zu lassen. Doch sie entließ ihn noch nicht ganz aus ihrem Spiel: Lächelnd neigte sie den Kopf. "Ihr seht, er denkt an alles – ich fühle mich von ihm wahrhaft ritterlich umsorgt und beschützt! Sicherlich, Mijnheer, seid Ihr ein vielbeschäftigter Mann und hört bereits den Ruf Eurer Amtsgeschäfte? Denn ich bin sehr dankbar für alle Zeit und alle Ratschläge, die Ihr mir widmet."

_________________
~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: So 17. Mär 2019, 10:35 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1370
Frederik van de Burse legte den Zeigefinger an den Wangenknochen, die restlichen Finger gekrümmt ans Kinn und erwartetet neugierig und mit fast so etwas wie schalkhafter Schadenfreude im Blick die Reaktion des Ventrue.
Dieser biss die Lippen zusammen, fixierte dann jedoch Louisa. „Ich tue, was ich kann, in meiner Aufgabe als Truchsess dieser Stadt, damit jeder Kainit den Empfang erhält, der ihm zusteht.“ Er sah einen winzigen Augenblick zu dem Toreador, dann zu Louisa. „Ihr habt recht, mein Fräulein. Ich habe in dieser Nacht noch ein paar Geschäfte zu erledigen und muss alsbald aufbrechen. Wie versprochen wird ein Schneider in den nächsten Nächten bei euch vorbei kommen, der eure Röcke anpassen wird.“ Ererhob sich und verbeugte sich zu der Brujah. Dann wandte er sich zu dem braunhaarigen Mann um, der fragend eine Augenbraue hob. Anscheinend hatte er mit einer anderen Reaktion seines Gegenübers gerechnet. Der Hüne nickte ihm zu. „Frederik? Ich wünsche noch eine gute, erfolgreiche Nacht!“
Die Antwort fiel ebenso knapp aus. „Dir ebenso.“ Louisa bemerkte, dass der Toreador einige Augenblicke auf seiner Unterlippe kaute.
Jan van Hauten durchschritt den Raum und verschwand zur Eingangstür.
Der braunhaarige Toreador beugte sich interessiert etwas näher. „Verzeiht unseren Truchsess. Die Nächte erscheinen oftmals zu kurz für all die Aufgaben, denen man in der Nacht nachzukommen hat, nicht wahr?“ Auf diese rhetorische Frage erwartete er keine Antwort, sondern fuhr fort. „Er hat nicht einmal euren Namen genannt… Mögt ihr mir eine Frage gestatten? Ich weiß ausgesprochen wenig über euch. Unser Truchsess stellte euch vor ein paar Monaten als unbescholtene Kainitin, Mitglied des Clans der Gelehrten, aus Deutschland vor. Mögt ihr vielleicht ein wenig von euch erzählen?“



Bild

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: So 17. Mär 2019, 13:51 
Offline
Benutzeravatar
 ICQ  Profil

Registriert: Sa 20. Okt 2018, 12:43
Beiträge: 350
"Habt vielen Dank" nickte Louisa nochmals. Sie sah van Hauten mit einer Mischung aus Amüsement und einem leisen Hauch von Schuldgefühl nach. Womöglich war es nicht sehr nett – und auch nicht sehr klug – gewesen, ihn mit ihrem Verhalten derart in Verlegenheit zu bringen? Aber es war ihr einfach unmöglich gewesen, der Versuchung zu widerstehen! Die Mutwilligkeit bestimmte viele ihrer Handlungen, und verschiedene Dinge trugen in diesem Fall dazu bei: Veranlagung, die Erfahrung, welche Wirkung ihr Aussehen auf Männer hatte, das halb unterbewusste Empfinden, wie die Mächte in ihrem Blut ihr bei solchen Unternehmungen halfen... Mit einem leichten Schmunzeln warf sie den Kopf zurück, dann wandte sie sich an den Hüter des Elysiums. "Verzeiht meinen kleinen Schabernack, Mijnheer, er war nicht böse gemeint – Euer Truchsess hat sich in Wahrheit nicht nur galant, sondern auch sehr ehrenhaft mir gegenüber verhalten. Er ist ein Mann, dem sich jede Dame getrost anvertrauen kann, dessen bin ich sicher" erklärte sie noch immer lächelnd, aber in einem weniger verspielten Ton.

Sie musterte ihn ebenso offen wie er sie. "Mijnheer van Hauten berichtete Euch wahr. Mein Name ist Louisa Vandevoort. Zuletzt war ich in der Domäne Würzburg, von wo ich... ah... aus persönlichen Gründen nach Brügge aufbrach. Ich begegnete Arjen van Hauten, der mich dankenswerterweise dem Truchsess empfahl." Sie wählte ihre Worte vorsichtig, bewies aber die Eloquenz einer echten Dame, dank der vielen und harten Lektionen ihres Meisters. Wäre da nicht die geradezu natürliche Leichtigkeit gewesen, mit der sie ihre Reize soeben noch hatte höchst frivol spielen lassen, es wäre sicherlich schwergefallen, in der sittsam gekleideten jungen Frau etwas anderes zu sehen als eine Bürgerliche oder gar eine Angehörige des verarmten Adels. "Leider bin ich völlig unbekannt hier und darum auch auf Euer Wohlwollen angewiesen, Mijnheer, da ich sicher in vielen Dingen werde fragen müssen." Sie lächelte ihm bezaubernd zu. Eine Andeutung des lasziven Spiels mit ihrer Anziehungskraft lag dabei wiederum in ihren Augen. Doch war sie deutlich gedämpfter, verglichen mit dem, was sie zuvor bei dem Ventrue hatte wirken lassen: Louisas Stimme klang durchaus ernst, ganz so, als habe sie die Rolle der naiven Verführerin wie einen Mantel abgelegt und zeige nun ihre wahre Natur. Oder war es genau umgekehrt, und sie spielte jetzt gerade nur eine Rolle..?

_________________
~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Mi 20. Mär 2019, 20:54 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1370
„Jan van Hauten ist, ebenso wie wir alle, ein vielbeschäftigter Kainit. Verübelt es ihm nicht, dass er schon aufbricht.“ Der Toreador ließ das Thema damit bewenden, legte die Fingerspitzen aneinander und lehnte sich weiter in seinem Sessel zurück. Er lauschte ihren Ausführungen. „Vandevoort, also? Eure perfekte Aussprache des Flämischen hat mich bereits verwundert. Wenige Deutsche sind dazu in der Lage. Erlaubt mir die Frage, wenn sie nicht zu dreist ist: Woher stammt ihr?“

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Fr 22. Mär 2019, 19:25 
Offline
Benutzeravatar
 ICQ  Profil

Registriert: Sa 20. Okt 2018, 12:43
Beiträge: 350
Louisa machte eine Pause, ehe sie antwortete. Sie musste bewusst nachdenken, damit sie sich nicht verplapperte! Die wunderschönen Augen des Toreador hatten etwas an sich, das sie immer wieder hineinschauen ließ. Und sie realisierte, dass sie schon mehrere Male kurz davor gewesen war, jede Vorsicht zu vergessen und einfach zu erzählen... "Dankeschön" erwiderte sie daher erst einmal auf sein Kompliment, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Gleichzeitig setzte sie sich ein wenig zurecht und zupfte kokett an ihrer Schürze, mit einem heimlichen Blick in seine Richtung unter den Augenwimpern hervor. Er war sicherlich nicht so einfach mit weiblichen Reizen aus dem Konzept zu bringen wie van Hauten – aber gerade deshalb reizte es sie, die Wirkung ihres Aussehens auch an ihm zu versuchen. Und wenn er reagierte, würden sie zumindest mit gleichen Waffen antreten. Im Moment fühlte sich die Brujah durch das rege Interesse, das er in ihr weckte, nämlich eher benachteiligt. Denn der Hüter machte im Gegensatz zu ihr einen völlig gelassenen und konzentrierten Eindruck.
Nicht dass sie von ihm direkt böses erwartet hätte, doch sie hatte allzu oft die Erfahrung gemacht, dass Kainiten sich darauf verstanden, einem Informationen zu entlocken, deren Preisgabe man viel später noch einmal bereute. Dennoch musste und wollte sie ihm antworten. In Anbetracht seiner Position und der ihren durfte sie keinesfalls sein Wohlwollen verspielen. "Meine Familie stammt ursprünglich aus der Nähe von Mechelen. Die Mutter brachte uns Kindern das Flämische bei. Sie wollte, dass wir nie unsere Herkunft vergessen. So kam es, dass wir es viel übten, wenn wir bei ihr waren. Meine Brüder waren schon früh beim Vater, um ihm zu helfen, doch die Schwestern und ich halfen natürlich der Mutter im Haus." Wenn er der aufmerksame Zuhörer war, für den Louisa ihn hielt, würde ihm nicht die Betonung des Wortes "natürlich" entgehen – eine Betonung, in der für einen Mann mit mehr als menschlicher Erfahrung und ebenso übermenschlichen Sinnen eine ganze Geschichte aus enttäuschten Ambitionen, Frustration und trotzigem Aufbegehren lag.
Halbwegs schon wieder von dem Ärger aus dem Konzept gebracht, den die Erinnerung an ihre unterdrückte Zeit als unbezahlte Küchenmagd im eigenen Elternhaus in ihr aufkochen ließ, versucht sie nichtsdestotrotz weiter, ihre Verführungsgabe subtil bei ihm anzuwenden: Nach der Schürze war die Haube dran, scheinbar geistesabwesend gezupft und gerichtet zu werden. Und zwar so, dass er ihr herrlich glänzenden Locken gebührend bewundern konnte, obwohl sie doch so tat, als wolle sie sie nur sittsam unter dem Stoff verbergen. "So war mir als Mädchen das Flämische fast geläufiger als das Deutsche. Erst als ich aus dem Haus ging, lernte ich auch das Deutsche richtig, im Umgang mit... anderen Menschen." Nun errötete sie doch beinahe und biss sich auf die Zunge. Die Zeit als Straßendirne wollte sie nun keinesfalls erwähnen! Dass ihr ziemlich gekonntes Kokettieren womöglich auch schon darauf hinwies, kam ihr gar nicht in den Sinn. Es war ihr mit der Wandlung zur Untoten zu einer Art natürlichen Reflexes geworden, zu ihrer bevorzugten Methode der Jagd.

_________________
~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Sa 23. Mär 2019, 20:38 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1370
Der braunhaarige Toreador tat ihr nicht den Gefallen auf ihre koketten Versuche der Kontaktaufnahme einzugehen. Stattdessen musterte er sie fast als wolle er sie analysieren als sie an Mieder und Schürze zu zupfen begann. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass er bereits in diesen Gesten zu lesen versuchte, warum sie sie anwandte. Er kaute nachdenklich auf der Unterlippe. „Mechelen, also? Eine nicht unbedeutende Stadt… Derzeit wird dort an einer Kathedrale gebaut, die sich in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft sehen lassen kann. Ich weiß nicht, ob ihr in letzter Zeit ein mal dort wart?“ Eine wie beiläufig positionierte Frage. Er wartete ihre Antwort ab, bevor er fortfuhr. „Für manche ist es eine Herausforderung an die sterblichen Tage erinnert zu werden, für andere eine Quelle an positiven Erinnerungen, die das Unleben lebenswerter machen. Ich vermute, ihr habt euch dazu entschlossen, die alten Tage hinter euch zu lassen?“

Bild

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: So 24. Mär 2019, 11:15 
Offline
Benutzeravatar
 ICQ  Profil

Registriert: Sa 20. Okt 2018, 12:43
Beiträge: 350
Sie sah es schließlich ein, strich ihre Kleidung noch einmal über den Knien glatt und bedachte ihr Gegenüber mit einer Miene, die irgendwo zwischen einem lausbübischen Grinsen und dem Schmollen eines enttäuschten Kindes lag. Es war beinahe zu erwarten gewesen, dass bei einem typischen Untoten härtere Geschütze erforderlich sein würden, um irgendeine Regung zu provozieren. Ihr Meister war ganz genauso: Leidenschaftlich wurde er nur, wenn es um seine Träume ging, seine Ideale, seine Pläne – dann aber auch derart, dass ihr oftmals angst und bange geworden war! Der Toreador hatte ein, nun, gefälligeres, weicheres Verhalten an den Tag gelegt als der Hidalgo üblicherweise, doch unter der Oberfläche schien er nicht viel leichter erregbar als dieser. Oder war er nur ein guter Schauspieler, und ihm hatte doch gefallen, was er zu sehen bekam? Die Toreador waren doch eigentlich bekannt für ihren Hang zum Schönen, zum Gefühl... Mit einem leisen Seufzer beschloss die Brujah, es vorerst bei ihm aufzugeben, ehe sie sich selbst beschämte.

Die junge Frau ging daher ganz so über die Sache hinweg, als seien ihre diversen Gesten wirklich nicht gezielt, sondern rein unterbewusst gewesen. Sie zeigte ihm ein kurzes, zerstreut wirkendes Lächeln und dehnte: "Nein, in letzter Zeit nicht..." Er brauchte ja nicht zu wissen, dass sie die Stadt ihr Lebtag noch nicht gesehen hatte. In ihrer Nähe, ja, beinahe im Schatten ihrer Mauern aufgewachsen war sie – aber wann kam die Tochter eines einfachen Mannes, wie ihr Vater einer war, einmal aus Haus und Küche, wo es zu kochen galt, die kleineren Geschwister zu hüten, zu nähen, bis die Finger wund waren und was es an dergleichen Arbeiten noch mehr gab? Wann sah sie irgendetwas anderes als die vier Wände der Familie, später die ihres Mannes? Geschweige denn die große Stadt? Immerhin konnte sie, ihrem Meister mit seinen weitreichenden Verbindungen sei Dank, wahrheitsgemäß sagen: "Von dem Bau hörte ich, doch leider hatte ich noch keine Gelegenheit, mir selbst ein Bild davon zu machen." Für einen Moment nagte sie an ihrer Unterlippe und musterte ihn. Sie konnte schlecht etwas anderes als die Wahrheit behaupten, weil sie sonst sehr schnell als Schwindlerin entlarvt gewesen wäre.

Aber es interessierte sie durchaus, was es in seinen Augen bedeutet hätte, wäre sie tatsächlich vor kurzem in Mechelen gewesen. Politische Intrigen, von denen sie hätte wissen können? Wahrscheinlich! Was sonst konnte Vampire schon interessieren... sie unterdrückte einen weiteren Seufzer. Sie selbst brachte all den Machtspielen keine Geduld und kein Interesse entgegen! Doch seine nächste Frage brachte sie rasch wieder von ihren missmutigen Gedanken ab. Sie witterte wiederum irgendeine Art von Falle oder doch jedenfalls Prüfung, weshalb sie versuchte, ihre allzu rasche Zunge im Zaum zu halten und sich ihre Antwort zurechtzulegen. "Nun... ich denke selten an die Zeit zurück, da habt Ihr wohl recht. Sie war... es gab kaum interessantes, was ich erlebt hätte." Was für die Zeit ihrer Kindheit und frühen Jugend sicherlich zutraf. Und die spätere Zeit, ehe sie die Geliebte und Schülerin des Hidalgo geworden war... Louisa lächelte bemüht und versuchte eine Parade nach dem Motto, dass Angriff die beste Verteidigung ist: "Erinnert Ihr Euch denn gern zurück an Eure Zeit als Sterblicher?"

_________________
~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Di 26. Mär 2019, 21:30 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mi 17. Jun 2009, 20:52
Beiträge: 1370
Frederik van de Burse schien leicht überrascht als sie berichtete und schließlich gar mit einer Gegenfrage konterte. Ein leichtes Lächeln, das seine Lippen umspielte schien ihr zu bestätigen, dass er sich freute, dass sie aktiv am Gespräch teilnahm und nicht, wie die meisten jungen Kainiten, nur vorsichtig ausgefragt wurde. Das anerkennende Nicken schien ihren Mut zu loben. „Mechelen ist eine schöne Stadt und falls es eure nächtlichen Geschäfte erlauben, solltet ihr sie demnächst ein Mal aufsuchen. Das Zentrum der Stadt erblüht in alten und neuen Glanz.“ Er schwieg eine ganze Weile und schien über ihre Frage nachzudenken. Schließlich lächelte er erneut. „Man mag annehmen, dass ich zu Lebzeiten nicht viel anderes getan hätte als heutzutage: Geschäfte, Finanzen, das Wohl der Familie hegen, das Organisieren von Waren nach A und B, ein wenig gesellschaftliche Konversation… Aber ich vermisse die sterblichen Tage… Die sonnendurchfluteten Straßen, die lauten Rufe der Händler in ihren bunten Gewändern, das würzige Aroma von Wiese, Wasser und Stroh in der vollen Mittagshitze. Den intensiven Geschmack von Gebackenem, Wein, Obst…“ Er seufzte und im Glanz, der kurzzeitig in seine Augen trat, bemerkte Louisa durchaus die Leidenschaften, die einem Toreador des Öfteren nachgesagt wurden. Er kehrte zurück ins Hier und Jetzt. „Wahrscheinlich vermisse ich schlicht und ergreifend das, was mir nun verwehrt ist. Aber das ist nun einmal das Schicksal unserer Art.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich darf mich nicht beschweren: Ich wurde von mehreren Seiten gewarnt und habe mich dennoch für die Existenz als Kainit entschieden.“ Seine hellen Augen musterten sie interessiert. „Und ihr? Was hofft ihr hier in Brügge zu finden, das euch Mechelen verwehrt hat?“

_________________
Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 108 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 7, 8, 9, 10, 11  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde



Wer ist online?

0 Mitglieder


Ähnliche Beiträge

Tempus fugit 1228 (Luisa)
Forum: Chat & Forenplay (Solo)
Autor: Spielleiter
Antworten: 0
Tempus fugit 1228 (Luisa)
Forum: Chat & Forenplay (Solo)
Autor: Alida
Antworten: 0
Tempus fugit 1228 (Luisa)
Forum: Chat & Forenplay (Solo)
Autor: Spielleiter
Antworten: 0
Tempus fugit 1228 (Luisa)
Forum: Chat & Forenplay (Solo)
Autor: Spielleiter
Antworten: 0
Tempus fugit 1228 (Luisa)
Forum: Chat & Forenplay (Solo)
Autor: Spielleiter
Antworten: 0

Tags

Bild, Chat

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Chat, Erde, NES, Essen, USA

Impressum | Datenschutz