Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Sa 8. Dez 2018, 15:06 
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"Meine stärkste Eigenschaft? Ich weiß, was ich will!" gab sie selbstbewusst zurück. "Aber meine Leidenschaft kann auch sehr, sehr stark werden..!" Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und wisperte ihm den letzten Satz ins Ohr. Als seine Daumen so über ihren Leib glitten, leckte sie sich wieder die Zunge wie eine genießerische Katze – um zu erstarren, als er sich unvermittelt von ihr abwandte. Ihre Augen verdunkelten sich, während sie sich die Arme um den Leib schlang, als würde ihr untoter Körper noch frieren oder als sei ihr plötzlich doch die eigene Nacktheit schamvoll zu Bewusstsein gekommen. Doch es war keines von beidem: Vielmehr verspürte sie Enttäuschung, eine ärgerliche Erinnerung an den stets beherrschten, den Geist der Leidenschaft vorziehenden Hidalgo und, ganz leise, den Stich gekränkter weiblicher Eitelkeit. Louisa war es nicht mehr gewohnt, dass Männer ihr widerstehen konnten, wenn sie sie lockte...

Andererseits machte das ihren unbekannten Entführer, Retter, Beinahe-Verführer umso interessanter – wie jede Frucht, die sich nicht einfach pflücken ließ. Sie ließ es sich daher gefallen, dass er ihr den Mantel überwarf, und genoss für einen Moment das seidige Gefühl des Pelzbesatzes an dem schönen Kleidungsstück. Dann verzog sie den Mund wie ein schmollendes Kind und suchte ihn erneut zu reizen: "Habt Ihr Angst vor diesem Feuer? Ich nicht!" Das dunkle Etwas in ihr wallte auf und tauchte sie in ein Meer aus Begierde. Das Bedauern in seinem Blick stachelte es nur noch mehr an. "Es gibt Dinge, die es wert sind, sich zu verbrennen..." lockte sie mit leiser Stimme und einem verheißungsvollen Augenaufschlag. Doch, Hölle und Verdammnis, es schien, als stände der Meister vor ihr: Das Zurückschrecken vor Wollust und wundervoller, berauschender Sünde, das Errichten der verhassten Mauer aus Argumenten, Vernunft und Logik zwischen sich und dem lockenden Weib... wie sie es hasste, an dieser Mauer abzugleiten! Mit einem entnervten, ihre Enttäuschung nicht verbergenden Schnauben schlang sie den Mantel enger um sich.

"Also gut... Ihr habt sicher schon einen Plan, vorausschauend und gerissen wie ich Euch einschätze, nicht wahr?" gab sie sich widerwillig geschlagen. Ihr Blick wanderte ohne große Begeisterung zu der bürgerlichen Tracht, die für sie bereitlag. Wie bieder und reizlos! Genau, wie der Hidalgo sie am liebsten gesehen hätte. Nur nach Vernunftgründen vorgehen, niemals dem süßen Lockruf der Sünde in sich nachgeben, den das Bluterbe der Brujah so sehr viel stärker widerhallen ließ. Aber wozu in aller Welt existierte sie, verfügte sie über unerklärliche Kräfte, wenn sie ihr Dasein nicht damit verschönern durfte?! Lebte der Hidalgo überhaupt noch, und sei es nur das Leben eines Untoten? Oder war er nur mehr eine leere Hülle, die lediglich dachte und handelte, aber nicht mehr fühlte? Und warum war dieser Mann vor ihr, ein schöner Mann, ein Mann, der sie um den Finger hätte wickeln können, hätte er sich nur ein wenig Mühe gegeben, warum war er dem Hidalgo darin so ähnlich?! Sie hatte einfach Pech mit dem Mannsvolk! "Wie heißt Ihr überhaupt? Ihr seid doch wohl nicht mit meinem Erzeuger bekannt, oder?" erkundigte sie sich mit plötzlich erwachendem Misstrauen, das sich nicht unwesentlich aus ihrem gekränkten Stolz speiste, mit alle ihren Lockungen abgewiesen worden zu sein.

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Verfasst: Sa 8. Dez 2018, 15:06 


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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: So 9. Dez 2018, 13:02 
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Der braunhaarige Mann musterte sie mit nachdenklichem Blick aus seinen steingrauen Augen, schien zu überlegen wie viel er ihr anvertrauen wollte. Schließlich senkte er das Haupt um sich wie ein Edelmann vorzustellen. „Esteban de Carceres. Toreador und Kind des Diego de Toledo.“ Er suchte in ihren Augen nach einem Funken des Erkennens als er den Namen Diego aussprach, als dieser ausblieb, nickte er. „Ich habe geahnt, dass ihr von eurem Hidalgo nicht informiert wurdet. Er war wohl zu sicher, dass sich Diego weiterhin im weit entfernten Spanien aufhalten würde…?“ Er sah sie an, legte dann seine kräftigen Hände auf ihre Schultern und drückte sie sanft hinab, so dass sie sich am Fußende des Bettes hinsetzen konnte. Er selbst nahm eine Armeslänge von ihr entfernt Platz. Seine Finger strichen kurz, wieder bedauernd, über die weichen Decken, dann konzentrierte er sich erneut auf das Gespräch. „Hört mir gut zu! Eure Existenz mag davon abhängen. Ich hatte gehofft euch warnen zu können als ihr zur Insel auf der der Hoftag von Würzburg abgehalten wurde, gekommen seid. Ich habe einem Jungen auf dem Hoftag euer Aussehen genauestens beschrieben und ihn mit einer Botschaft für euch ausgestattet, aber anscheinend kam die Warnung zu spät. Diegos Männer haben euch gefangen nehmen können.“ Er senkte den Blick und fügte leiser hinzu. „Ich kann als Kind meines Erzeugers nicht offen gegen seinen Willen handeln. Diego ist einer der mächtigsten Kainiten in der See der Schatten. Vielleicht gar der mächtigste Toreador schlechthin in Iberia.“ Er wartete einige Sekunden. „Euer Erzeuger, Rodriguez d‘ Avila, hat er euch je von der Fehde erzählt, die Diego de Toledo, mein Erzeuger, mit ihm führt?“ Er sah sie fragend an. Als er in ihrem Blick nichts als Skepsis lesen konnte, fuhr er fort. „Nach allem, was ich herausbekommen konnte, geht diese Fehde seit Jahrhunderten. Mein Erzeuger hasst den euren bis aufs Blut und wahrscheinlich ist es umgekehrt genauso. Mir ist es nie gelungen die Ursache des Zwists heraus zu bekommen.“ Er verschränkte die Hände ineinander und massierte nachdenklich mit den Daumen die Fingerknöchel. „Irgendetwas verhindert, dass sie offen gegeneinander vorgehen. Mir ist es sogar ein Mal gelungen mitzuerleben wie die beiden bei einer von der See der Schatten einberufenen Versammlung den Kontakt zueinander suchten und einander wie alte Freunde behandelten. Wenn man sich jedoch genau auf die beiden konzentrierte, konnte man die Spannung und die unterschwellige Ironie in ihren Bemerkungen wie spitze Nadeln bemerken.“ Er suchte nach einer Regung in ihrem Gesicht. „Statt offen gegeneinander vorzugehen, vernichten sie dem anderen was immer ihm etwas bedeutet: reiche Kleidung, Zufluchten, Bibliotheken des Wissens und…“ Er machte eine bedeutungsschwere Pause. „… diejenigen, die der andere zum Kind erhoben hat.“ Der braunhaarige Mann, der sich als Esteban vorgestellt hatte, schloss die Augen, legte den Kopf einen Moment in den Nacken und atmete tief aus. „Wusstet ihr, dass euer Erzeuger, Rodriguez d‘ Avila, vor euch zwei andere in unseren kainitischen Stand erhoben hatte? Einen jungen Templer und die Novizin eines Klosters.“ Ein schmerzhafter Ausdruck erschien für einen kurzen Augenblick auf seinem Gesicht und er presste die Lippen aufeinander. „Beide sind nicht mehr… Soll ich es dabei belassen oder wünscht ihr weitere Ausführungen?“ Es war ihm anzusehen, dass er nicht gern über das Thema sprach.

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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Di 11. Dez 2018, 19:15 
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Sie musterte ihr Gegenüber weniger nachdenklich als herausfordernd. Der Stachel der eben erfahrenen Ablehnung saß noch tief. Louisas schlanke Arme waren um ihren Oberkörper gelegt, den Mantel gleichsam schützend um das schlingend, was von ihm verschmäht worden war – ein marmorweißer Leib von einer Vollendung, die erst der Untod ihr gebracht hatte. Die Brujah schnaubte, wobei unklar blieb, ob sie Ärger verspürte, weil ihr eigener Meister sie über etwas nicht aufgeklärt hatte, was Estebans Erzeuger ihm offenbar anvertraut hatte, oder ob sie stolze Verachtung für ebendiese Tatsache zum Ausdruck bringen wollte. Sie war jedenfalls gereizt, das konnte man ihr unschwer ansehen. Zögerlich nur ließ sie sich von ihm zum Sitzen nötigen. "Also so war das..!" murmelte sie bei den Erklärungen des Toreador zu dem Geschehenen. Eine Fehde..? Sie schüttelte stumm den Kopf. In ihren Zügen zeichnete sich Erstaunen ab. Es war überraschend, zu erfahren, dass ihr Meister solch nachdrücklichen Hasses fähig sein sollte. Das kurze, glutheiße Aufwallen des Brujah-Blutes, ein Ausbruch vernichtenden Zorns... ja. Hatte er ihr nicht in langen, einsamen Zwiegesprächen anvertraut, wie sehr ihn manches schmerzte, was er in diesem Zustand höchster Rage schon getan hatte? Hatte nicht jeder Kainit ihres Clans diese Geißel schon zu spüren bekommen?

Aber eine so unvorstellbar lang gehegte Fehde, wie sie Esteban schilderte..? Ihr Meister, der stets Vernunft und die Erhabenheit über einfache Gefühle predigte?! Der ihr gesagt hatte, die eigenen Motive hinter ein höheres Ziel zurückzustellen, sei der erste Schritt hin zur Besiegung der Leidenschaft, der Herrschaft des Gefühls über den Geist, zur letztlichen Überwindung des Blutfluchs? Unvermittelt überkam sie ein Gefühl eisiger Kälte, das sie zittern ließ. "Er hat sie beide... getötet?" fragte sie stockend. Ein uralter Vampir, so mächtig wie ihr Meister, der ihr nach dem Leben trachtete, oder dem, was sie davon noch besaß? Je klarer ihr wurde, was das für sie nun, ohne den Schutz des Hidalgos, bedeuten würde, desto stärker wuchs die Furcht. Sie war doch noch nicht annähernd lange genug zur Kainitin erhoben, um auch nur einen Bruchteil all der Freuden kennenzulernen, die ihr offenstanden! Sie wollte nicht sterben, ganz gewiss nicht..! Und doch: Wie ein grauenerregender Anblick, von dem man den Blick nicht wenden kann, so zog auch die Erklärung des Toreador ihre Gedanken unwiderstehlich auf sich. "Redet weiter... was hat er mit ihnen gemacht?" flüsterte sie. Dann sah sie ihn mit flackerndem Blick an. "Und warum... lebe ich noch? Warum handelt Ihr gegen seinen Willen?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Mi 12. Dez 2018, 16:30 
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Estebans Blick glitt bei ihrer Aufforderung weiter auszuführen auf welche Art die ‚Blutsgeschwister‘ von Louisa umgekommen waren, ins Leere. „Er hat sie gefoltert. Er wollte Informationen zu Rodriguez. Jede einzelne Kleinigkeit… Orte, Freunde, Verbündete, mit was er sich in den Nächten beschäftigt. Der junge Templer hat bereitwillig alles, was er wusste beim Anblick der Folterinstrumente, offenbart. Mit der zarten Novizin hatte er nicht so leichtes Spiel.“ Er schwieg einige Sekunden gebannt von der Erinnerung. „Sie verschwieg alles, biss sich lieber die Zunge ab. Aber mein Erzeuger verfügt über ‚stärkere‘ Möglichkeiten um das, was sie wusste, aus ihrem Geist hervor zu holen. Ich weiß nicht, welche Art der Folter grausamer ist…“ Louisa bemerkte, dass es etwas gab, das er ihr nicht erzählte, ihr nicht erzählen wollte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Do 13. Dez 2018, 20:07 
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Louisas Blick blieb an ihm hängen. Selbst überrascht von der Ruhe in ihrer Stimme – trotz der Angst, die wie eine eisige Berührung anfühlte – erwiderte sie nach einer Weile: "Also hat das zarte Mädchen sich als leidensfähiger erwiesen." Vielleicht, weil sie ihren Meister wirklich liebte? Nicht die kalte Liebe, die aus dem Blutsband entspringt, sondern die Liebe eines jungen Weibes zu einem Mann... Sie könnte ihr die Kraft gegeben haben. Das ging ihr durch den Kopf, denn sie war sich nur zu bewusst, welch starke Gefühle ihr Meister in einem Frauenherzen hervorzurufen imstande war. Doch sie ließ nichts von diesen Gedanken verlauten. "Sie war stark genug, so viel zu ertragen. Meint Ihr nicht, dass ich stark genug bin, um es anzuhören?" fragte sie beinahe sanft. "Ich weiß noch immer nicht, warum Ihr mich nicht Eurem Meister ausliefert, aber was immer Euch dazu bewogen hat, so zu handeln – kann es Euch nicht auch dazu bewegen, mir alles zu erzählen? Ich weiß, ich kann es aushalten. Und habe ich nicht ein Recht darauf?" Sie war aufgestanden und hatte sich vor den Sitzenden gekniet, um eine seiner Hände zwischen die ihren zu nehmen. "Ich bitte Euch darum. Bitte sagt es mir! Welchen Sinn hätte es, mich jetzt zu retten, wenn ich dann doch nicht weiß, was mir droht und wie ich dem entfliehen könnte?" Nach einer kleinen Pause fügte sie sehr leise hinzu: "Wenn ich mich nicht täusche und Ihr mich wirklich retten wollt, Esteban..." Ihre Augen wirkten groß und kindlich, aber es lag ein tiefer Ernst in ihrem Blick.
(5 Erfolge auf Manipulation+Empathy, um ihn zu überzeugen, dass er ihr mehr erzählt)

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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Fr 14. Dez 2018, 21:01 
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Er beließ seine Hand in der ihren ohne etwas daran zu ändern. „Ich berichte euch. Und hoffen wir, dass es zu unserem Besten sei. Seine Stirn legte sich nachdenklich in Falten. „Mein Erzeuger genießt die Folter nicht, verabscheut sie wahrscheinlich selbst zutiefst, aber für ihn ist sie Mittel zum Zweck. Ein Preis, den er bereit ist zu zahlen, auch wenn es ihn seine Seele kosten sollte. Er scheint von wenig anderem getrieben als der Rache. Ich weiß nicht, ob es bei eurem Erzeuger anders ist. Er vermag es vielleicht besser zu verbergen. Doch im Palast, in dem Diego derzeit residiert, zeugen unzählbare Relikte von Dingen, die er in dieser Fehde verlor: Die angesengten, von Feuer zerfressenen Reste von uralten Büchern, marmorne Steinfragmente von Häusern, in denen er gelebt hat, Schmuck und Asche von Kindern oder Ghulen, die nicht mehr sind.“ Etwas zu hastig wandte er ihr den Kopf zu. „Diego verfügt über genug Informanten, die ihm berichten. Einer gibt sich gar als guter Freund eures Erzeugers Rodriguez aus. Diego kennt seine Schritte meist bevor Rodriguez sie selbst tut. Als Diego von eurer Erschaffung erfuhr, war er irritiert. Ihr ‚passtet‘ nicht ins gewöhnliche, ‚anständige‘ Menschenschema, das euer Hidalgo für gewöhnlich für den Kuss auswählte. Auch darin witterte mein Erzeuger eine Falle gegen ihn.“ Er sah sie an und ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen. „Ihr würdet meinem Erzeuger, wüsste er nicht von eurer Herkunft, ausgesprochen gefallen, müsst ihr wissen…“ Er fuhr mit seinen Fingern über die helle Haut ihres Handrückens, schloss dann sacht ihre Finger mit seiner Faust. „Über seine Kontaktmänner erfuhr mein Erzeuger über die Streitigkeiten zwischen euch und eurem Hidalgo und dem Zerwürfnis. Er meinte, ‚Rodriguez wäre ein scheinheiliger Heuchler und der Streit wäre wahrscheinlich nur Mittel zum Zweck‘… Welcher auch immer das sein möge: euch in Sicherheit zu bringen, weil ihr euch ‚angeblich‘ von ihm lossagt und verschwindet? Euch eingeweiht in die Arme von Diego zu schicken um ihn auszuspionieren und schließlich zu Fall zu bringen? Was wir sicher wussten war, dass er keine Ahnung hatte, dass sich mein Erzeuger schon in den Lehen des schwarzen Kreuzes statt in der See der Schatten aufhielt.“ Esteban atmete ein Mal ein. Er schien zu wissen, dass die Informationen die blonde Brujah schier erschlagen mussten. „Wenn mein Erzeuger euch in die Finger bekommt, dann wird er wahrscheinlich mit euch ebenso vorgehen wie mit den letzten Kindern eures Hidalgos. Und mir mag er die grausame Ehre zukommen lassen, euch mit dem Schwert die Gnade der endgültigen Vernichtung zukommen zu lassen, wenn ihr darum bettelt, bevor er eine weitere Runde der qualvollen Folter einläuten kann.“ Er drückte ihre Finger erneut bevor er sie losließ. „Ihr habt mich gefragt, warum ich euch das erzähle, warum ich euch hier raushelfe… Dieser Krieg, den die beiden gegeneinander führen. Was auch immer es ist: Es ist IHRE Fehde. Ich lasse mich nicht weiter darin verwickeln und zu ihrer Marionette machen, werde nicht mehr den Henker meines Erzeugers spielen. Und das gleiche Recht habt ihr.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: So 16. Dez 2018, 13:21 
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In den Zügen der Brujah stritten viele unterschiedliche Gefühle miteinander. Sie lösten einander in so schnellem Wechsel und mit solcher Heftigkeit ab, dass sie kaum voneinander zu trennen waren. Als deutliches Zeichen dafür, wie aufgewühlt sie von dem Gehörten war, mochte ihm jedoch gelten, wie überraschend stark ihre schmalen Finger die größere Hand des Toreador drückten. "Vernichtung, Tod, Rache... warum, bei all den Möglichkeiten, die ihnen offenstehen..?!" flüsterte sie ungläubig. "Ist die Welt nicht groß genug für zwei Männer?" Sie presste die Lippen aufeinander, und die marmorne Blässe ihrer Haut schien sich im flackernden Licht zu verstärken. Verspürte sie Angst? Ja, ohne Zweifel: Angst, Entsetzen, Abscheu, Fassungslosigkeit. "Und ich wusste von alledem nicht das Geringste" stellte sie nach einer Weile tonlos fest. Aus welchem Grund hatte ihr Meister all das vor ihr verborgen? Berechnung, um sie als Werkzeug benutzen können, wie der Erzeuger ihres Gegenübers vermutete? Trotz all der moralischen Grundsätze, die er ihr unermüdlich gepredigt hatte? Etwas in ihr weigerte sich, daran zu glauben. Das Band des Blutes, vielleicht verstärkt von einer gewissen weiblichen Schwäche für den charismatischen Mann, wallte in ihrem Herzen auf. Teilnahme für den uralten Brujah, der seit Jahrhunderten einen schier aussichtslosen Kampf kämpfte. Einen edlen Kampf für höhere Ziele, die sie durchaus zu erfassen vermochte, auch wenn sie es nicht als ihre Aufgabe ansah, ihn dabei zu unterstützen. Und für die er womöglich ebenjene moralischen Grundsätze zu opfern willens war, ganz wie sein Feind. Wie ähnlich sich die beiden sein mussten – wussten sie es überhaupt?

Also andere Motive? Hatte er sie schützen wollen? Ja, das Etwas in ihr räkelte sich bei diesem Gedanken wohlig, gab seinen Widerstand auf. Diese Antwort klang nicht befriedigend, aber sie fühlte sich befriedigend an... Die scharfen, asketischen Gesichtszüge des Hidalgos tauchten vor ihrem inneren Auge auf, und sie stellte ihm stumm ihre Fragen, auf die sie keine Antwort erhielt. Dann sah sie wieder zu Esteban auf. "Ich würde ihm gefallen? Also meint Ihr, ich sei..." Dieser Gedanke ließ das Blut doch wieder in ihre Wangen schießen. "... nur eine Trophäe im Ringen zwischen den beiden? Ein schönes Schmuckstück, das dieser wie jener begehrt?" Der rote Nebel begann unmerklich um sie herum aufzusteigen. Männer..!! Diesmal durchbohrten ihre Eckzähne ihre Lippen, als sie die Zähne fest aufeinander biss, um die aufkeimende Wut zu unterdrücken. Unwillkürlich sah sie Esteban forschend ins Gesicht. Auch er war ein schöner Mann, einer, der ihr gefallen hätte. Aber wem konnte sie jetzt noch trauen, nach solchen Eröffnungen? Führte auch er sie nur an unsichtbaren Ketten in die Irre? Sie biss sich auf die Lippen. "Und würdet Ihr es tun? Würdet Ihr mir den Kopf von den Schultern schlagen, wenn er es Euch befehlen würde?" fragte sie leise. Sie sank zusammen, auf ihren Fersen hockend, die Knie auf dem kalten Boden. Der Mantel rutschte von ihren Schultern, ohne dass sie darauf achtete. "Recht? Welches Recht gilt in dieser Welt außer dem Recht des Stärkeren?" gab sie bitter zurück. "Und dass ich nicht so stark bin wie sie, das weiß ich. Wie stark seid Ihr, Esteban? Könnte Ihr Euer Recht verteidigen, zu tun, was Ihr für richtig haltet? Könnt Ihr das? Denn wenn Ihr das nicht könnt, was nutzt es Euch dann, im Recht zu sein?"

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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Mo 17. Dez 2018, 11:16 
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Ein schwaches Lächeln erschien auf den Zügen des Toreador und Anerkennung blitzte in seinem Blick auf. „Ihr seid tatsächlich eine Philosophin! Ihr macht dem Clan der Gelehrten Ehre... Ein weiser Mann hat vor langer Zeit gesagt: ‚Furcht und Haß erregt Erbitterung und Abscheu, macht nicht stark und führt zum Fall.‘ Mein Erzeuger mag mich zu einer Figur in seinem Schachspiel machen, vielleicht vermag ich die Regeln zu ändern?“ Er nahm den Mantel wieder auf und legte ihn ihr warm um weich um die Schultern, schloss ihn behutsam vor der Beuge ihres Halses.

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„Jetzt ist es an euch zu überlegen, wie ihr weiter vorgehen wollt. Ich werde euch einen Weg zeigen, der euch in die Freiheit entlässt. Danach müsst ihr fliehen und dann...? Wohin werden eure Schritte euch lenken?“

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Mi 19. Dez 2018, 19:16 
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Louisas Blick nahm bei den Worten des Kainiten den Ausdruck von Unglauben an. Sie – eine Philosophin?! Fast hätte sie aufgelacht, wäre ihr nicht so elend zumute gewesen. "Wenn Ihr wüsstet, wieviel von alledem ich in mir habe: Angst, Hass... so viel in mancher Nacht, dass mir vor mir selbst bange wird! Vielleicht würdet auch Ihr vor mir zurückschrecken, wenn Ihr es fühltet..." Sie lächelte sehr zaghaft. "Ich glaube, ich bin inwendig sehr viel weniger schön anzusehen. Weniger schön als Ihr wohl." Dabei ließ sie sich von ihm den Mantel wieder umlegen, ohne sich zu rühren. Nach einer Weile verzogen sich ihre Lippen missmutig, nachdenklich, ratlos. "Wohin? Wenn ich das wüsste..! Weit weg von meinem Erzeuger, seinen Fehden und Feinden! Aber wo könnte ich mich vor den Alten verstecken, bei all ihrer Macht, ihren Verbindungen, ihrem Einfluss? Wisst Ihr das?" Sie nagte an ihrer Unterlippe, dann musterte sie ihn. "Wisst Ihr denn wenigstens, wo Ihr Euch selbst in Sicherheit vor Eurem Meister bringen könnt, wenn er entdecken sollte, was Ihr getan habt?" Höchst verwundert über sich selbst hörte sie sich sagen: "Ich wollte nicht, dass Euch etwas zustieße, weil Ihr mich zu retten versucht habt."

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 Betreff des Beitrags: Re: Tempus fugit 1228 (Luisa)
BeitragVerfasst: Do 20. Dez 2018, 19:42 
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Esteban zog tief die Luft in die toten Lungen ein und ließ sie dann langsam wieder entweichen. Er stand auf und begann unschlüssig einige Schritte im Raum auf und ab zu gehen. Louisa konnte sich ausmalen, dass er auf ihre letzte Frage keine zufriedenstellende Antwort zu geben wusste und dass ihn diese Tatsache missmutig werden ließ. Er schien kein Mann zu sein, der Entscheidungen leichtfertig und unüberlegt zu treffen schien. Wahrscheinlich hatte er selbst dieses ‚Spiel‘ um Macht und Einfluss gut genug gelernt um seine Existenz und seine Belange mit Kopf, Verstand, Zähnen und Klauen zu verteidigen. „Lasst das meine Sorge sein, Louisa. Ich weiß mich selbst zu schützen, wenn es sein muss. Behaltet nur dieses Geheimnis zwischen uns und nennt, sobald ihr diese Mauern verlassen habt, nie wieder meinen Namen. Wenn wir uns jemals wieder über den Weg laufen werden, werden wir Fremde sein müssen.“ Er seufzte erneut und wandte sich zu ihr um. „ich weiß nicht, wo ihr euch am besten verstecken solltet. In einem anderen Land wäre es deutlich schwerer für euren oder meinen Erzeuger ihren Einfluss und ihre Macht spielen zu lassen oder ihre Gefolgsmänner zu dirigieren. Unter fremdem Namen? Mit einem anderen Gesicht?“ Er lächelte leicht. „Ihr solltet mir den Ort nicht nennen, wenn ihr einen wisst. So kann ich ihn nie Preis geben, sollte ich je dazu gezwungen werden.“

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