Vampire: Die Maskerade

Seren schüttelte nur leicht den Kopf. "Niemand aus Flandern war angekündigt, abgesehen von euch und Charlotte Erembald. Abgesehen davon hat jemand großen Wert darauf gelegt bei dem ersten Attentat keine Spuren zu hinterlassen." Die Malkavianerin schaute wieder zum Anwesen und schien dann eine Entscheidung zu treffen. "Ohne Beweise kommen wir nicht sehr viel weiter. Trotzdem werde ich eure Informationen an den Haushofmeister Lord Mithras' persönlich weiterleiten. Vielleicht kann er mehr Sinn aus all diesen Merkwürdigkeiten spinnen. Ich muss jetzt gehen. Eure Worte haben mir viel zum Nachdenken gegeben." Die Baroness hatte ihre Augen weit aufgerissen, was ihr wieder ein wildes und unberechenbares Aussehen gab. "Seid vorsichtig."

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -

Alida nickte halbherzig. Wie sollte man vorsichtig sein, wenn man nicht wusste woher die Gefahr kommen würde? Wenn es derzeit im kainitischen Umkreis von Mithras nichts gab außer Charlotte oder sie selbst, dann war es naheliegend, dass man wohl eine Verbindung zwischen dem Attentat und ihnen beiden herzustellen versuchte. Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. Wie sollte man verhindern, dass dies geschehen konnte? Die blonde Händlerin wusste wie leicht sich Beweise fälschen ließen, hatte eine grobe Ahnung, was Beherrschung vermochte und kein Sterblicher oder Unsterblicher war vor Verleumdung gefeit. Sie würde jeden ihrer Gefolgsleute, Frederik und Hendrik soweit es die Traditionen erlaubten einweihen und sie anhalten besonders vorsichtig zu sein und jederzeit über ein Alibi für die kommenden Tage zu verfügen. Auch Medwick und über ihn hoffentlich Charlottes Gefolgsleuten würde sie darum bitten..
Alida machte auf dem Absatz kehrt. Sie musste zurück zu Medwick und ihm die Vita geben, die er benötigte um sich mit Glück heilen zu können. Sein Äußeres, das war eine andere Sache... Alida schluckte kurz und versuchte den Schauer zu ignorieren, der ihr über den untoten Rücken lief: Keines, das sie nicht in den Griff bekommen konnte.

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri

Die Malkavianerin Seren verschwand schließlich mit leisen Schritten aus dem Garten, ohne sich noch einmal zu Alida umzudrehen. Die Tzimisce hatte nun Zeit in den Hain zurückzukehren um Medwick ihr Blut zu geben. Der ehemals rothaarige Ghul hatte sich einmal mehr an einem Baum abgestützt und die Augen geschlossen, die sich sofort öffneten als er die nahenden Schritte hörte. Der Moment als ihre Vitae den Mund Medwicks' erreichte, konnte Alida beinahe sehen wie das 'Leben' in den geschundenen Mann zurückkehrte. Er stand sogleich aufrechter und schien weniger Schmerzen zu haben. Es war unklar ob er schon einen Teil genutzt hatte um seine Wunden zu heilen, oder ob die simple Präsenz von Blut in seinem System ausreichte um ihm ein wenig Stärke zurückzugeben. Ihr Gegenüber seufzte schließlich erleichtert. "Ich danke euch aufrichtig für eure Güte." Er verbeugte sich leicht. "Ich glaube ihr solltet jetzt aufbrechen. Die Sonne geht bald auf." Medwick schaute in Richtung Osten, wo der Himmel bereits ein wunderschönes Farbenspiel aus verschiedensten Blautönen aufwies.

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Alida atmete unnötigerweise tief ein. Oh ja, sie musste hier verschwinden und zwar rasch. Es hatte sie viel Blut gekostet Medwick davon zu geben und sie fühlte sich geschwächt. "Kommt bitte ein Stück mit mir. Es gibt einige Fragen, die ich euch noch stellen muss." Mit einem unguten Gefühl machte sie sich auf den Rückweg.
(Fragen bzgl Beweisen und wo die Hinweise herkommen, legt ihm nahe, dass er bis morgen bitte in ihrer UNterkunft nächtigen soll wegen Unterstellung nach Brügge)

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Ihre Rückfahrt verlief ereignislos und die Privatsphäre ihrer Kutsche gab genügend Raum für ein privates Gespräch. Medwick teilte Alida das wenige mit was er wusste. "Als wir auf dem Schiff angegriffen wurden hatten wir es definitiv mit einem Kainiten zu tun. Er war schnell wie der Wind. Ich glaube er dachte nicht das ihm irgendjemand entkommen könnte, deswegen hat er sich nicht mit seinen Kräften zurückgehalten." Es war keine Einbildung gewesen, dem Ghul ging es gesundheitlich wirklich schon erheblich besser. "Er wollte ganz offensichtlich verhindern, dass jemand aus Flandern den Sol Invictus erreicht. Immerhin ist es erheblich einfacher jemanden zu diskreditieren der nicht da ist um sich zu verteidigen. Als wir erfahren haben was in Calais passiert ist hat unser Misstrauen nur noch bestärkt." Aus dem kleinen Fenster der Kutsche konnte man bereits die ersten Ausläufer von London sehen.

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Alida riss den Blick vom Fenster los und konzentrierte sich auf den Ghul. „Hast du das Gesicht des Mannes gesehen, der euch attackiert hat?“ Sie wartete seine Antwort ab bevor sie fragte: „Woher stammen die Hinweise, dass das Attentat morgen stattfinden soll, das auf Brügge hinwiesen wird?“

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"Ein solches Vorgehen währe nur logisch." Inzwischen hatten sie das Nordtor der alten römischen Stadtmauern passiert. "Charlotte hat mir einmal erzählt, dass Lord Mithras nur zum Sol Invictus überhaupt in öffentliche Erscheinung tritt. Stellt euch vor welche Konsequenzen ein Attentat auf so öffentlicher Bühne nach sich ziehen würde, ja sogar müsste. Der hohe Feiertag des Monarchen von Britannien und irgendjemand fordert ihn zu diesem Zeitpunkt heraus? Sein Zorn würde grenzenlos sein und irgendjemand müsste bestraft werden." Medwick lehnte sich in die Bank zurück. "Außerdem werden so viele Kainiten anwesend sein, dass es fast unmöglich sein wird die ganze Veranstaltung zu kontrollieren. Wenn ich ein Attentat planen würde, dann wäre das mein Vorgehen." Die ersten Londoner waren bereits auf den Beinen um ihren Tag zu beginnen, während Alida auf dem inzwischen vertrauten Weg zu ihrer Zuflucht einschlug. "Der Attentäter auf dem Schiff war ein großgewachsener Mann mit dunklen Augen, Bart und einem abschätzig-arroganten Lächeln auf seinen Lippen. Er hat sein Aussehen verändert, denn zuerst sah er aus wie einer der Matrosen. Ich glaube deshalb haben wir ihn nicht bemerkt als wir an Bord gegangen sind." Medwick schüttelte sich unbehaglich. Er schien den Reflex nicht unterdrücken zu können. Alida konnte sogar ohne Auspex spüren, dass sich der Ghul noch immer vor dem Mann fürchtete, immerhin hatte er ihm große Schmerzen zugefügt.

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„Versteht mich bitte nicht falsch, Medwick.“ Alida kaute auf ihrer Unterlippe und dachte nach. „Ihr wurdet von einem Kainiten attackiert und beinahe abgeschlachtet wie die Crew eures Schiffes. Das ist eine schlimme Angelegenheit, keine Frage. Aber es muss doch etwas Stichfesteres geben, dass Charlotte und euch vermuten lässt, dass ein Attentat auf Mitras geplant ist als diese ungute Gegebenheit. Das Attentat könnte auch andere Ursachen haben, wenn man weiter denkt.“ Als Medwick an die Geschehnisse an Bord dachte konzentrierte sich Alida auf die Gedanken des Ghuls (Auspex 4)

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"Normalerweise würde ich sagen ihr habt Recht, aber es gab bereits ein Attentat soweit wir informiert sind. Das und der zeitgleiche Angriff auf uns, unseren Kontakt in Calais eines weiteren in Dover kann kein Zufall sein. Außerdem..." Medwick verstummte, aber seine Gedanken verrieten Alida was er nicht in Worte fassen wollte. Sie sah Feuer und Rauch. Es war als wären ihre Sinne selbst beeinträchtigt, als sie in die Erinnerungen des Ghuls schaute. Sie hörte die Schreie verwirrter Männer und sah den Schmerz des Engländers, als ein brennendes Segel über ihm zusammenbrach und seine Kleidung zu brennen begann. Es war beinahe als könnte sie den stechenden Geruch versengter Haare riechen. Schließlich sah sie das Bild das auch den Ghul so sehr verunsichert hatte. Leif Thorson stand mit einem schlanken Schwert auf dem Schiff und schlachtete einen der Matrosen nach dem anderen ab. Dann veränderte sich seine Gestalt zu einem großen Mann mit dunklen Augen, Bart und einem grausamen Zug um den Mund. Er lächelte siegessicher als er mit seine Waffe auf Medwick zuging, bevor er von der plötzlich nicht mehr ganz so fragilen Gestalt von Charlotte auf ihn zustürmte um ihn mit dem ganzen Gewicht ihres Körpers zu Fall zu bringen. Dann endete der Gedanke.

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Der Mann aus der Kathedrale von Canterbury also... Wut stieg in Alida auf, die sie nieder kämpfen musste bevor sie sich wieder auf Medwick konzentrierte. Lucien hatte ihr dereinst von einem Kampf gegen einen Assamiten erzählt und sie vermutete, dass es sich um einen solchen handeln musste. Wer sonst war in der Lage systematisch, schnell und verdunkelt vorzugehen? Eine mehr als gefährliche und effiziente Mischung. Aber Assamiten, das wusste sie ebenso, waren meist im Westen Europas nicht eigenständig am Werk, sondern angeheuert. Also gab es einen Auftraggeber... Einem Assamiten ließ sich so schnell nicht auf die Schliche kommen, musste sie sich zähneknirschend eingestehen. „Die Beweise sind mehr als spärlich, aber ich gebe eurem Gefühl recht. Es wäre mehr als sinnvoll einen Angriff auf Mitras zu versuchen und es so aussehen zu lassen als stünde Flandern dahinter, wenn man uns schaden möchte.“ Sie sah zu dem Ghul hinüber. „Wie ist das für euch? Ihr seid Engländer, habt mit Flandern reichlich wenig zu tun und seid nun in einen Konflikt verstrickt, der euch Haut und Haar kostet. Ein mehr als hoher Preis, scheint mir.“

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