Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: Fr 27. Mär 2015, 16:48 
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Kapitel 1: Geburt

Die Wehen der Freifrau Maria von Hausen kamen in immer kürzeren Abständen, doch hatte sich Maria schon wie bei ihrer ersten Geburt ihres Sohnes inzwischen an die Schmerzen gewöhnt, so dass sie mit voller Konzentration den beruhigenden Worten der Frau neben ihrem Bettstaat lauschen konnte. Hilda hieß sie und Zeit ihres Lebens war sie durch den Himmel und die Hölle gegangen. Den Himmel, weil sie schon unzählige dieser Geburten gesehen und betreut hatte, zunächst als Lehrfrau ihrer eigenen Mutter und seit vielen Jahren alleine und die Hölle, weil ihr altes Wissen über die Heilkräfte der Kräuter gerade nicht bei allen Leuten, gerade den Kirchenmännern gut ankamen und schon oft musste sie aus einer Stadt, einem Dorf fliehen. Hier allerdings, hier in Hausen, wollte sie bleiben und ihren Lebensabend genießen, denn sie wusste, dass ihre Zeit bald kommen würde.

Hausen war eine kleine Siedlung unter Herrschaft und dem Schutz des Grafen Otto von Lothringen, dessen höchster und angesehenster Ritter Christian von Hausen war. Obwohl Christian von Hausen nach außen hin als starker und unbezwingbarer Mann galt, war er ein liebevoller Vater und Ehemann und unüblich, er hörte auf die Ratschläge seiner Frau und schätzte diese sehr hoch ein. Er hatte vor vielen Jahren von Otto den Auftrag erhalten Siedler in dieses unberührte Tal zu führen und mit ihnen eine neue Heimat aufzubauen. Holz zum Bauen der kleinen Katen hatten sie durch den Wald reichlich, ebenso einen angrenzenden Fluss und Waldtiere. Zusätzlich gewährte ihnen Graf Otto als Geschenk für die Gründung Saat für verschiedene Feldfrüchte und im nahegelegenen Steinbruch waren die mitgereisten Steinhauer eifrig dabei aus den großen Felsen kleine verwertbare Steine für den Bau von Burgen oder stärker befestigten Häusern zu bauen. 20 Jahre, so hatte es Graf Otto verkündet, hatten sie keine Abgaben zu zahlen und sollten sich auf den Bau, die Ernte und ihre Familie konzentrieren. Kein Wunder, dass die Gesichter und die Stimmung der Leute in Hausen stets fröhlich waren.

Als die Sonne hinter dem Horizont ihre ersten Strahlen über die Berggipfel schickte, hörte man Babygeschrei und gleichzeitig das leise glückliche Weinen der frisch gebackenen Mutter. „Prinzessin Aurora Maria Isabella von Hausen, willkommen auf der Welt.“ Als die Siedler die Nachricht bald darauf erfuhren, klatschten und tranken sie auf die erstgeborene Tochter ihres Ritters und Beschützers von Hausen.

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Doch nicht die Geburt von Aurora sollte die wichtigste Nachricht an diesem Tag werden, sondern ein simpler Stein sollte das Leben sämtlicher Bewohner von Hausen und auch von Lothringen für immer verändern.

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Hans Molder, seines Zeichens, ein Teil der Steinhauer des kleinen Steinbruches und des angrenzenden Bergbaus hatte ihn am vergangenen Tage abends aus einem großen Felsen herausgeschlagen und die unnatürliche Färbung auf Teilen des Steines, sowie die hervorkommenden glitzernde Farbe im Felsen waren ihm fremd. Wie immer, wenn Hans nicht weiterwusste, war Michel Petre, der schon in die Jahre geratene, alte Bergmensch seine erste Anlaufstelle, zumal Michel auch offiziell auf Grund seiner Erfahrung und seines Alters als Chef der Bergleute galt und ihre Ansichten bei Besprechungen vertrat. Am Morgen von Aurora’s Geburt machte sich also Hans mit dem am Abend geschlagenen Stein auf zu Michel mit der Bitte, ob dieser sich die glitzernde Farbe erklären könnte. Statt einer Antwort ließ Michel ihn die Stelle zeigen, wo er den Stein aus dem Felsen heraus geschlagen hatte, untersuchte sie und stand eine Weile danach ehrfürchtig und stumm davor, so dass es Hans Angst und Bange wurde. Dann klatschte Michel in seine alten Hände und dann Hans auf die Schulter. „Hans Molder, dieser Tag soll in die Geschichte eingehen. Wir haben Silber gefunden. Der Herr hat Hausen gesegnet und seinen Blick auf uns gerichtet“ Damit wandte er sich ab und ging mit dem Stein in den Händen in Richtung des Wohnhauses des Ritters Christian von Hausen, denn nicht er, wer sonst, sollte der nächste sein, der diese frohe Botschaft als nächster erfahren sollte.


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Verfasst: Fr 27. Mär 2015, 16:48 


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 Betreff des Beitrags: Re: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: Do 2. Apr 2015, 19:13 
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Kapitel 2: Kinderjahre

Sowie Aurora ihre ersten Schritte machte, so machte Hausen seine ersten Schritte in Richtung einer glorreichen Zukunft, zumindest dachten das am Anfang alle Bewohner. Sie verfolgten zuerst mit Erstaunen, dann mit immer mehr Jubel wie zunächst Fremde aber wichtig aussehende Männer den Felsen analysierten, dann kamen weitere Fremde und ließen sich als neue Siedler nieder und nach und nach sprach es sich herum. Die Häusener hatten eine Silberader am Geburtstag des Evangelisten Lukas am 18.Oktober 1017 gefunden und der Graf war ob dieses Fundes ganz entzückt, boten sich ihm doch durch diese neue Einnahmequelle ungeahnte Möglichkeiten am königlichen Hofe größeren Einfluss zunehmen. Doch Otto’s Frau Elsbeth war nicht dumm und so erinnerte sie ihn auf ihre Weise, dass potenzielle Reichtümer auch potenzielle Neider hervorbrächten, würde Otto mit den Neuerwerbungen angeben. Stattdessen ließ er also Hausen weiter ausbauen und stärker befestigen. Auch die Katen der Siedler veränderten sich, früher einfach und nur aus Holz kamen bei den nun besser betuchten Siedlern Steine und weitere Ausbauten hinzu. Kurzum Hausen wuchs schneller heran als man es sich am Anfang vorzustellen vermochte. Aber auch die Kirche, die ganze Zeit nur sehr klein und kaum präsent, zeigte sich nun besorgt anhand der Reichtümer und schickte mit Pater Sebastian einen ständigen Vertreter, der sich um das Wohl seiner neuen Schäfchen kümmern sollte, auf das sie nicht den Sünden erliegen und sich von der heiligen Mutter Kirche abwandten.

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Ja Pater Sebastian, ein sehr junger Priester mit einem äußerst ungesunden Talent in allem Schlechtes zu sehen und auf Grund seiner frühkindlichen Erfahrung in allen Frauen nur Sünderinnen und Verführerinnen zu sehen, deren einziger Lebensinhalt es sein sollte, dem Manne untertan zu sein und ihm Nachkommen bei abgesegneten Intimitäten zu schenken. Ein Dorn im Auge waren ihm die Frauen, deren Heilkunst für ihn pures Hexenwerk darstellten und Sonntag für Sonntag stand er zürnend ob dieser Hexenkunst auf seiner Kanzel und hielt eine Predigt nach der nächsten. Zu solchen von Pater Sebastian verachteten Frauen gehörte auch Maria, die Mutter von Aurora, die zudem entgegensetzt ihrem Stande die Arbeit einer Hebamme übernahm, wenn im Dorf ein Kind geboren wurde, seit die alte Hilda friedlich verstorben war. Ihr von Hilda weitergereichtes Wissen über heilende Kräuter war ein enormer Schatz, der viele Einheimische ob Mann oder Frau vor manchen schlimmeren Folgen ihrer Verletzungen bewahrte. Dafür wurde sie hochgeschätzt und viele in Hausen waren der Ansicht, dass Aurora, als Erstgeborene Tochter, einst wohl in ihre Fußstapfen treten mochte.
Doch es genügt nur ein einziger Mann, der einen weiteren Stein ins Rollen bringt. Dietrich, der älteste Sohn des Grafen Otto, der sich in der Ausbildung bei Christian von Hausen befand. Eine Ehre von außen betrachtet, ein übles Los wie es Christian und auch Maria es insgeheim ansahen. Dietrich trank viel, war den Frauen sehr zugeneigt und hatte ein jähzorniges Gemüt. Schon einige Knappen und Pagen hatte er wegen unsinniger Motive verdroschen, doch er war der Erstgeborene des Grafen und sein Erbe, er allein würde dann das Land regieren und sie würden ihm untertan. Maria aber erkannte seine Schwäche, eine unter Männern weit verbreitete Sitte Tollkirschen in gewissen Mengen zu sich zu nehmen, um bei der Jagd besser und schneller zu sein. Die Nebenwirkungen wie die Wahnvorstellungen und die Tobsuchtsanfälle kehrte man dagegen als männlich hervor. Aber die geweiteten Pupillen konnte Dietrich nicht vor Maria verstecken und sie warnte ihn in einem stillen Moment vor den Folgen des Verzehrs.

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Dietrich bekam es mit der Angst zu tun, sein Vater würde davon erfahren und so bedrohte er Maria es niemandem zu erzählen, ansonsten würde er sie der Hexerei bei Pater Sebastian anzeigen. Maria versprach es ihm in dem Wissen, dass Dietrich von nun an alles unternehmen würde ihr und ihrer Familie zu schaden und wie um es ihr zu bestätigen fand sie in der drauffolgenden Nacht keinen Schlaf, sondern in einem ihrer warnenden Alpträume, in der sie sich selbst unter Wasser gedrückt nach Luft japsend sah. War das etwa ihr von Gott vorbestimmtes Ende?
Aurora selbst bekam von den ersten dunkleren Wolken am blauen Himmel ihrer Heimat am Anfang nichts mit. Dietrich beachtete sie wegen ihres Alters nicht wirklich und sämtliche Besucher ihrer Eltern blieb sie eher wegen ihres hübschen Äußeren in Erinnerung. Doch das andauernde Murmeln der Dienerschaft fand auch ihr Gehör. Von Krieg war die Rede, von Aufstand, dann wieder von Urteil, von Geld, von Münzprägung. Vieles Gutes, vieles, dass ihr fremd war und sie fragte das ein ums andere Mal ihre Amme, die ihr jedoch nicht immer Antwort geben sollte oder konnte.


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 Betreff des Beitrags: Re: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: Mi 8. Apr 2015, 23:11 
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Kapitel 3: Dunkle Wolken (1028)

Sie kamen mitten am Tag. Fremde Soldaten, die unter den Schreien der Dienerschaft die Hausherrin Freifrau Maria von Hausen abführten. Diese blieb bei der ganzen Tat als einzige erstaunlich ruhig und gelassen, was jedoch den Argwohn der Soldaten verstärkte, dass die Frau wie angegeben über Hexenkraft verfügte. Darum verbanden sie ihr aus Angst neben den Händen auch die Augen mit einem schmutzigen Lappen. Maria ließ alles geschehen, hatte sie doch ihre Kinder schon am gestrigen Tag zu verschiedenen Freunden ihres Mannes geschickt, um sie in Sicherheit zu wissen.

Ich verstehe nicht Mutter, was ist passiert, dass wir alle fortmüssen? Ist etwas mit Vater?“ Ich habe meine Mutter immer und immer wieder gefragt, aber keine Antwort erhalten. Sie machte einfach weiter mit ihren Vorbereitungen, packte hier etwas zusammen, legte dort etwas hinein, scheuchte die Mägde durch das Haus in dem ich einen Großteil meiner Kindheit verbracht hatte. Noch immer erinnere ich mich an unseren großen Kamin, dessen Feuer in den Wintermonaten niemals aus ging und in dessen Nähe wir Kinder uns alle gerne in der Nacht aufhielten. Ich war gerade 11 Jahre alt geworden, meinem Stande wohl erzogen und ungewöhnlich doch durch meine Eltern insistiert, lernten ich und meine Geschwister lesen und schreiben und bei mir wurde zusätzlich meine Stimme gefördert und ich durfte als große Ehre, aber vielleicht auch weil mich der Graf als Glückskind ansah, an seinem Hof mit seinen Töchtern die Gesellschaftstänze lernen. Ja, es waren alles Kleinigkeiten, die unser Landesfürst mir und meiner Familie zukommen ließ, aber jeder in Hausen wusste, dass unsere Familie in der Gunst des alten Grafen Otto von Lothringen stand.

Aurora kam zur Familie des engsten Freundes ihres Vaters, den Hobehrn, bekannt für ihre Pferdezucht für den Grafen. Thomas und seine Frau Gertrude nahmen Aurora auf und versteckten sie noch eine Weile auf dem Dachboden des Außengebäudes ihres Pferdehofes, denn Dietrich hatte Männer nach den Kindern ausgesandt. Zusätzlich schrieben sie Briefe an die im Kreuzzug befindlichen Männer und insbesondere an den Grafen, der während seiner Abwesenheit seine Grafschaft seinem Sohn überlassen hatte. Doch all dies konnte nicht verhindern, dass Maria angestachelt von Pater Sebastian sich der Kaltwasserprobe trotz ihrer schon sichtbaren Schwangerschaft unterziehen musste. Sie sank ab und wäre beinahe ertrunken, konnte jedoch durch das gespannte Seil um ihren Körper wieder aus dem Fluss geborgen und wiederbelebt werden.

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Doch Aurora sollte sie trotzdem nicht wiedersehen. Bereits drei Tage danach starb Maria infolge einer Lungenentzündung und mit ihr das ungeborene Kind. Trauer und Wut bereiteten sich in Hausen aus und richteten sich insbesondere an Pater Sebastian, dieser sich jedoch keiner Schuld bewusst, betete nur beflissend für die Tote, während Dietrich um einen Aufruhr im Keim zu ersticken Soldaten nach Hausen schickte und einen Häusener seines eigenen Vertrauen zum Sprecher der Siedlung erklärte. Wieder einmal zeigte Dietrich seine Härte ohne Gnade oder gar Reue.

Sie kamen zu mir, es war dunkle Nacht. „Kind, du musst jetzt stark sein. Deine Mutter ist von uns gegangen und in den Himmel aufgestiegen. Wir haben noch keine weiteren Erkenntnisse über deinen Vater, aber wir werden gemeinsam für seine Rückkehr beten.“ Getrude nahm mich fest in den Arm während meine Tränen einfach nur liefen, ohne ein Schluchzen oder Jammern hielt ich mich einfach an ihr fest. Ich erfasste zunächst nicht ihre Worte, wusste nicht warum ich weinte. Erst nach einer Weile, ich weiß nicht mehr wieviel Zeit vergangen war, aber was interessiert einen in dem Moment die Zeit, ließ ich von Getrude ab. Sie nickte nur verständnisvoll und zog dann ein schon älter aussehendes, versiegeltes Pergament hervor. „Deine Mutter gab es mir zur Aufbewahrung bis zu dem Zeitpunk ihres Todes, erst dann solltest du es alleine lesen und es danach verbrennen“. Damit gab sie mir das Pergament und ließ mich fragend und voller Tränen zurück. Ich brach das Siegel und las es.



Damals verstand ich diese Worte nicht. Viele Rätsel gaben sie mir auf. Was meinte sie nur damit? Wieder und wieder las ich das Pergament durch, strich hier und dort über ein Wort, hielt es gegen das Mondlicht um eine mögliche Geheimschrift zu entdecken, aber nichts. Rein gar nichts und es machte mir Angst diese Bekenntnisse von meiner Mutter zu hören. Wer war sie und wer war mein Vater, dass ich ihm vergeben sollte? Ich habe an diesem Abend beschlossen das Pergament nicht zu verbrennen, zu sehr beschäftigten mich seine Worte…


Zuletzt geändert von Lilliana am So 17. Mai 2015, 16:16, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: Mo 4. Mai 2015, 16:59 
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Kapitel 4: Das erste Mal (1030)

Versteckt vor Pater Sebastian blieb Aurora weitere 2 Jahre auf dem Hof der Hobehrn. Zusammen mit Mathilde, der Tochter und Otto dem Erstgeborenen der Familie lernte sie reiten, verrichtete Hausarbeiten und die drei wurden eine stark eingeschworene Gesellschaft, welche kindlich durch Blut auf einem weißen Stofftuch für immer besiegelt wurde. Getrude sah diese Gemeinschaft mit Frohsinn und mit Traurigkeit. Zum einen freute sie sich, dass ihre Kinder eine Spielkameradin gefunden hatten und Aurora neue Freunde, zum anderen aber wusste sie, dass diese Blase unweigerlich platzen würde, denn um dieser heilen Welt herum kamen die Schatten. Dietrich ließ die Häusener mehr Abgaben zahlen, peitschte aus oder ließ jemanden für geringe Verbrechen bereits zur Abschreckung hängen. Es gab Korruption und Verrat und nur das Recht des Stärkeren zählte. Einer, der sich seine Sporen noch verdienen musste war Markus, der Sohn eines armen Fischers. Bereits früh kam er in die Kreise einer dieberischen Bande. Als deren Anführer geschnappt wurde schob dieser die Taten Markus als jüngstem zu. Aus Angst vor der Strafe floh er und kam in die Gegend des Reiterhofes, wo Aurora versteckt lebte.

Ich hatte schon seit einigen Tagen Schmerzen im Unterleib, ein Ziehen, ein Grummeln. Ich wurde launischer und zog mich in meine Kammer zurück. In dieser Nacht als ich endlich gepeinigt von den Schmerzen einschlief geschah es zum ersten Mal: Ich sah eine dunkelrote Flüssigkeit an der Innenseite meiner Schenkel zähflüssig entlanglaufen, die meine Hände mit einem weißen Laken auffingen. Die Szenerie wechselte, ich stand neben einer der älteren Erzminenschächte meines alten Dorfes, hörte einen Knall und sah wie ein starker Mann nach hinten geschleudert wurde, Steine, Staub in allen Farben, Formen und Größen regnete auf und neben ihn herab, ich kam näher und sah in sein totes völlig nicht erkennbares Gesicht. Wieder ein Wechsel, dieses Mal sah ich Wasser, in das Getrude hineingestoßen wurde, über ihr die blitzenden Augen des Paters. Mir wurde immer schwindeliger, ich versuchte zu schreien und mich daraus zu befreien, aber kein Ton entrann meinen Lippen und meine Beine trugen mich nicht. Ich schloss aus Angst vor weiteren Bildern die Augen und öffnete sie wieder als eine Stimme mich erreichte, so fremd und doch gleich so vertraut und sich zwei Hände unter meine Wangen legten. Das Gesicht eines Mannes, seine Haare unter einer Kapuze versteckt, aber seine Augen so wachsam und liebevoll „Hab keine Angst, es wird nur einen Moment weh tun.“

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Sein Kopf schnellte nach vorne an meinen Augen vorbei und ich spürte einen Schmerz an meinem Hals, ehe mir schwarz vor Augen wurde und durch einen Schrei, den ich als meinen eigenen erkannte, wachte ich wieder in meinem Bett auf dem Dachboden auf.

Panisch stieg ich aus dem Bett und ignorierte das Schwindelgefühl, das sich in mir weiter ausbreitete. Alles war für mich so real gewesen, der tote Mann, die Explosion, Getrude, das Wasser und die Schmerzen an meinem Hals. Ich fasste an die besagte linke Stelle meines Halses mit der rechten Hand, aber da war nichts und so langsam begann ich mich zu beruhigen. Meine Füße tapsten von alleine wieder zum Bett und ich hob die Decke an, um drunter zu steigen, als meine Augen auf dem Laken einen seltsamen roten Fleck sahen. Wie gesteuert schaute ich an mir hinunter und erkannte die Szene aus meinem Traum wieder…ich war in dieser Nacht zu einer Frau geworden.


Zuletzt geändert von Lilliana am So 17. Mai 2015, 16:16, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: Fr 15. Mai 2015, 15:46 
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Kapitel 5: Verrat (1031)

Schon von weitem erklangen die Hörner und Fanfaren, die eine Rückkehr, der in den Krieg ausgerückten Männer ankündigte. Ausrufer und Boten wurden in alle Richtungen seines Landes versandt. Ein jeder sollte die frohe Botschaft vernehmen, dass der Fürst des Landes Otto von Lothringen siegreich zurückgekehrt war. Ein dreitägiges Fest wurde organisiert und ein jeder in seiner Grafschaft begann wieder mehr zu lächeln. Außer bei Dietrich, seine Laune sank auf einen Tiefpunkt, denn natürlich waren damit seine Befugnisse und Freiheiten wieder eingeschränkter, zumindestens bis sein Vater in Gottes Himmelreich oder so aufsteigen würde. Was kümmerte es ihn wohin der Alte nach seinem Tode ging, er sollte es nur bald tun und er gedachte dem nachzuhelfen. „Mein hoher Herr, es ist alles vorbereitet.“ Markus, der Sohn des armen Fischers aus der Siedlung Hausen hatte sich hochgearbeitet und war nicht mehr wiederzuerkennen.

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Seine exzellenten Fähigkeiten Geheimnisse zu erfahren, hatten ihn in der Gunst von Dietrich aufsteigen lassen, obwohl Markus wusste, dass er von dort jederzeit wieder fallen konnte, wenn der Fürstensohn ihn für überflüssig hielt. Wie hatte doch diese Entscheidung des Bandenanführers sein Leben verändert, er sollte der skelettierten Leiche im Grab für die Hingerichteten demnächst eine Opfergabe bringen…“und was ist mit dem Mädchen, dieser von Häuserin?“ Dietrich trank einen weiteren Schluck dieses herrlichen Rotweines in seiner Hand, sodass ein Teil davon neben dem Becher an seinen Lippen vorbei auf seine Kleidung hinuntertropfte. Natürlich wusste er bereits die Details, aber für die offiziellen Verlautbarungen, wollte er sich dennoch ein weiteres Mal anhören und seinen Triumph genießen. Markus zögerte nicht einen Moment und begann flüssig zu sprechen: „Es heißt, dass die Stallungen der Familie Hobehrn ein Hurenhaus wären und sie die Kinder als Prostituierte verkaufen und die kleine Häuserin hätte sich nicht hatte wehren können, weil sie damit ihre Schuld bei der Familie abbezahlen musste. Somit hat sie das mitgemacht.“ Markus grinste nur dümmlich drein. „so schwor es jedenfalls die Mutter Getrude Hobehrn und das sie eine Hexe sei und ihren Mann und ihre eigenen Kinder vergiftet hat, damit sie alle zusammen in der Hölle wiedervereint mit dem Teufel seien. Natürlich wurde sie sofort verbrannt und Pater Sebastian war sichtlich erfreut eine Hexe ihrer gerechten Strafe zuführen zu können.“ Dietrich schaute schlecht gespielt entsetzt an die Seite und hatte sein Glas abgestellt.


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„Nein, wie furchtbar und das auf unserem Land…und was geschah mit der Hure von Hausen?“ Markus lächelte weiterhin. „Oh sie hatte Glück. Obwohl sie immer wieder beteuerte, dass dies alles eine Lüge sei, bezeugten drei Männer, dass sie bei ihr gelegen hatten und sie es…auch genossen hatte. Einer von den dreien machte ihr sogar ein Geschenk, eine Brosche, die er natürlich auch wiedererkannte.“ Dietrich nickte und genehmigte sich wieder einen Schluck. Die drei Männer waren Theodor, Johannes und Matthias gewesen, seine drei engsten Freunde und Saufkumpanen. In Wahrheit aber hatte sie keiner von dreien angerührt, nein die Ehre Aurora von Hausen als erster zu besteigen, sollte nur ihm allein gehören. Dietrich brummte in seinen Bart: „Genossen hat sie es nicht die kleine Hure, aber dafür ich umso mehr, wie sie da vor mir hing, wie ein scheues Reh…und wie sie geschrien hat.“
Dietrich schwelgte noch einen Moment in seinen Erinnerungen, stellte dann aber den leeren Becher nun endgültig ab und erhob sich von seinem Platz. „Eine Jungfrau vor sich zu haben ist immer etwas…Einzigartiges.“ Dietrich brach in schallendes sarkastisches Gelächter aus, während Markus mit kurz mit einstimmte, dann aber verstummte. Etwas hatte er noch nicht gesagt. „Sie wurde in die Obhut der Kirche überschrieben und wird den Schleier nehmen müssen.“ „NEIN!“ Dietrich’s Zorn entlud sich in einem lauten Schrei, der Markus zusammenzucken ließ. „Mit Schleier nützt sie mir nichts. Sie soll hier bleiben. Hier bei mir. Ich habe gerne Rehe in meinem Wald für die Jagd und außerdem… „und dabei sah er Markus böse an „außerdem soll sie mir als Pfand dienen, bis sie die letzte ihrer verdammten Hexenbrut ist. Überall werden sie wieder aus den Löchern gekrochen kommen, wenn ihr Vater und Ritter Christian von Hausen wieder ins Land zieht. Und DANN…“ Dietrich legte eine kunstvolle Pause ein. „Dann wirst du die Ratten aufspüren und sie davon abhalten.“ Markus nickte nur, als Zeichen, dass er verstanden hatte und begab sich rückwärtsgehend in Richtung Tür. „Mein hoher Herr!“


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 Betreff des Beitrags: Re: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: Mo 13. Jul 2015, 10:19 
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Kapitel 6: Eine Welt der Dunkelheit (1031-1036)

Meine Erinnerungen an die Zeit im Kerker von Dietrich sind begrenzt. Ich weiß nicht, wieviel Zeit verging, als ich von zwei Leuten auf der Fahrt ins Kloster des Bonifatius entführt wurde, aber es müssen mehrere Jahre gewesen. Was ich noch von meiner Entführung weiß ist, dass die Kutsche angehalten, mir ein grober Sack über den Kopf gestülpt wurde und ich auf die Schulter eines Mannes mit starken Muskeln gepackt wurde. Aufgrund dessen was ich danach in Erfahrung bringen konnte, muss zu diesem Zeitpunkt eine andere mir ähnlich aussehende Person in die Kutsche unter meinem Namen ins Kloster gefahren sein. Zu diesem Zeitpunkt im Keller war ich ein niemand, Aurora von Hausen kam stattdessen pünktlich und ohne weitere Vorkommnisse an und lange Zeit blieb sie dort im Kloster. Ich dagegen war „das Mädchen“, „die Hure“ oder „die Hexe“ aber manches Mal flüsterten manche der mir zugeteilten Wachen auch „die Auserwählte“ oder „die Mutter“. Ich dagegen schrie die Wachen an, betete, rüttelte an den Gitterstäben, aber die einzige Reaktion, die ich bei meinen Schergen mit meinem Verhalten hervorrufe, waren Schläge und ein alte, dreckiger Lappen, den sie mir grob in den Mund stopften.

Mehrere Wochen lang blieb Aurora alleine und nur mit dem nötigsten in der Zelle ausgestattet, während ein einsamer Mann immer wieder des Nachts vor den Toren der kleinen Stadt in den Himmel blickte, seine übermäßig geschärften Sinne suchten die Sternenkonstellationen ab, befragten die Stimmen der Geister und vor allen Dingen hörte der Mann auf die Stimme, die aus seinem tiefen Inneren erklang. Es war Zeit seinen Ghul darauf vorzubereiten. Zeit das Schicksal dieser Welt maßgeblich mit zu beeinflussen und so hieß er Dietrich von Lothringen zu sich kommen:
„Behandle sie als den Erlöser ihrer Qualen. Füttere sie, streichle sie und gib ihr die Hoffnung auf ein Ende, wenn sie noch so etwas wie Hoffnung verspürt. Mit ihr wirst du eine Erblinie gründen, deren Kinder zu vielem bestimmt sein werden, dies habe ich in den Sternen gesehen. Und nun geh und sei der Vater und der starke Mann, den ich dafür ausgesucht habe!“
Dietrich verschwand mit einem zustimmenden Nicken und einem teuflischen Grinsen auf den Lippen aus seinen Augen, während der fremde Mann mit einem Fingerschnipsen eine verängstigte Magd zu sich holte, ihr grob in den Nacken packte und ihren Kopf nach hinten bog, damit er ihr tief in die Augen blicken konnte: „Nicht wahr meine Liebe? Kriegsherren, Propheten, sie alle werden mir gehören, sie alle werden meine Marionetten sein. Im Namen von Kain werde ich jeden vernichten, der es sich wagen sollte, sich mir in den Weg zu stellen.“

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Die Jahreszeiten der Welt gingen auch an Aurora nicht vorbei und je länger es dauerte, desto abgestumpfter wurde sie. Die Zeit, in der sie Angst bekam, wenn Dietrich die Treppen hinunterschritt, damit er sie wieder und wieder vergewaltigte mit dem einzigen Sinn, dass sie schwanger werden sollte, diese Zeiten waren schon lange vorbei. Als sie dann endlich ein Kind unter dem Herzen trug, ließ er in dieser Zeit von ihr ab, sie bekam sogar besseres Essen bis zum Tag ihrer Entbindung und die Liebe in ihr, sie begann wieder zu erblühen, als sie die Tritte ihrer ungeborenen Kinder in ihrem Bauch spürte. Umso größer war ihr Schmerz, wenn sie nach den Geburten die Babys nicht mehr fand und man ihr lapidar zu verstehen gab, dass diese gestorben waren. Zu schwach, lautete immer das Stichwort, was aber nur auf ihr drittes Kind, einen Jungen namens Thomas zutraf. Ein Junge, der bei der Geburt das Pech hatte, dass seine eigene Nabelschnur ihn strangulierte. Aurora weinte bitterlich um den süßen Knaben und wiegte das tote Kind noch stundenlang in ihren Händen, ehe sie die Wirkung des Mohnblumensaftes übermannte.

Während ihrer Jahre im Kerker veränderte sich die Außenwelt von Lothringen maßgeblich. Der ausgezogene Tross des Marktgrafen Otto von Lothringen erreichte im Jahre 1035 wieder wohlbehalten, aber unter Verlusten die Heimat und damit endete auch, zumindest vorläufig die Herrschaft des Dietrich von Lothringen. Die Bewohner seines Landes atmeten erleichtert auf, denn Otto entließ mit sofortiger Wirkung einige der engsten Vertrauten seines Sohnes an gesetzten Schlüsselpositionen, was diesem überhaupt nicht gefiel, denn nun musste er sie alternativ mit anderem Geld bzw. anderen Positionen ruhig halten. Sein Vater war erbost über seine Leistung und seine temporäre Herrschaft und erwägte ihn zu enterben und stattdessen den zweitgeborenen Sohn zu ernennen, der ein Leben als Priesterschüler bei Pater Sebastian angetreten hatte und bald nach Rom aufbrechen würde. Der Konsum der Tollkirschen bei Dietrich erhöhte sich durch seine Niederlagen und damit auch die Anfälle seiner Wut, das Blut seines Herrn taten noch sein übriges bei, dass er einen ausgesprägten Hang zum Verfolgungswahn bekam und schließlich seinen engsten Freund einen Lügner und Spion nannte, ehe er ihn vor den Augen zweier Wachen erdolchte.

Das Blatt wendete sich, langsam aber stetig, denn die Angst schlich sich in die Gemüter. Gerüchte wurden laut, getragen von den verängstigten Stimmen. Aurora , die Morgenröte, Aurora die einsame Prinzessin. Lieder wurden von Minnesängern geschrieben über einen Namen, der so außergewöhnlich war und mit den neuen Textzeilen wuchs eine Geschichte heran. Eine schlafende Prinzessin, die von einer Spindel gestochen im tiefsten Kerker im Schloss ihres Vaters auf die Erlösung eines Kusses von einem Prinzen wartet. Doch das Schloss wird von einer hohen Dornenhecke umgeben und bislang scheiterte jeder Mann bei dem Versuch sie zu überwinden. Wer würde derjenige sein, der die schlafende Prinzessin befreit?
Den gehobenen wie auch einfachen Leuten gefiel diese Geschichte so gut, dass sie über die Grenzen des Landes getragen wurden und viele Minnesänger lieferten sich einen erbitterten Streit um die beste Version. Das Märchen selbst wurde in viele Sprachen übersetzt und je nach dem singenden Autor etwas umgestaltet, aber immer blieb eines gleich: Aurora, die Morgenröte.
Und in einer heruntergekommende Traverne auf der Reiseroute nach Rom, wohin sich ein älterer Sänger durchgeschlagene hatte und dieses Lied für ein Kanten Brot sang, bewirkte dies Applaus aller Anwesenden. Doch das Fallen ihres Namens erzeugte bei einem Mann in Mönchskutte ein Bild eines Kindes, dass erwachsen werden musste und deren Schönheit zu erblühen begann: Georg Tully der Ältere, er hatte endlich eine Spur.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: So 8. Nov 2015, 19:51 
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Kapitel 7: Der Fürst ist tot, lang lebe der Fürst. (1037) - 1.Teil

Zum ersten Mal in seinem Leben war Otto von Lothringen völlig sprach – und fassungslos. Als sein Sohn vor etlichen Jahren geboren wurde, da war er vor Glück sprachlos. Als sein zweitgeborener Sohn plötzlich und unerwartet in der Obhut des Pater Sebastians starb, da war er traurig gewesen und als er aus dem Krieg wiederkam, da war er von dem was er alles gesehen hatte, einfach nur fassunglos gewesen.
Nun mit dieser Wahrheit konfrontiert zu werden, die er mit seinen eigenen Augen sah, als er sich verkleidet in seinem eigenen Kerker, in seinem eigenen Schloss(!!!) mit dem bisherigen besten Freund seines Sohnes bewegte. Dort lag sie, schlafend, erschöpft, ihr Gesicht komplett verdreckt, ihr Haar versteckt unter einem verußten Lappen. Er hatte sie trotz ihrer heutigen Gestalt sofort wiedererkannt. Aurora von Hausen, das Mädchen, das ihm als kleines Kind mit ihrer Stimme bezaubert hat. Der Name, der seit einiger Zeit mit einem Lied verbunden wurde. Er dachte zunächst an einen Zufall, als ein Minnesänger vor kurzem mit diesem Lied in seiner Halle auftrat. Fassungslos musste er sich eingestehen, dass Dietrich, sein eigener Sohn dies alles zu verantworten hatte, nein, eigentlich war es allein seine Schuld. Er hatte versagt und ein Monster erschaffen.
„Rufe meinen Sohn, SOFORT!“

Dietrich von Lothringen wusste bereits warum er zu seinem Vater gerufen wurde. Sein Meister hatte ihn bezüglich Markus, seinem ehemaligen Freund gewarnt. Ein elender Feigling war aus ihm geworden, rannte mal eben so zu Otto und brach den Schwur, den er allen abgenommen hatte. Dabei hatte er doch auch seinen Spaß mit der Hure von Hausen gehabt, oder etwa nicht? Was war aus ihm geworden? Jetzt wollte Matthias doch tatsächlich Mönch werden und für seine Taten sündigen. Nun sein Meister wollte sich darum kümmern, immerhin könnte Markus so noch zu etwas nütze sein und wenn er nur noch dafür diente dem Meister all sein Blut zu geben und sein erbärmliches Leben auszuhauchen.
Bewusst langsam setzte sich der Erbe des Reiches in Bewegung. Er kannte seinen Vater. Gewiss würde dies keine öffentliche Sitzung sein, denn das würde ja bedeuten, das sein Reich Gefahr liefe zu verfallen, wenn er seinen einzigen männlichen Erben öffentlich demütigte. Das Blut in seinen Adern begann gefährlich zu pulsieren, je näher er sich seinem Ziel wähnte. Nützlich war das Blut seines Meisters, es verlieh ihm unglaubliche Kraft und er gedachte sie heute einzusetzen. Zu lange hatte er die Füße still halten müssen. Zu lange wollte sein Meister noch warten. Doch heute hatten ihm die Sterne das Zeichen für den Start einer neuen Ära gegeben: Seiner! Es war nun Zeit sein Erbe anzutreten.

Die Glocken ertönten im ganzen Lande Otto von Lothringens. Lange Zeit wollten sie nicht verstummen und wo die Menschen sie hörten, nahmen sie ihre Mützen, ihre Felle vom Kopf um ehrfürchtig ihres toten Herren zu gedenken und mit düsteren Mienen in eine dunklere Zukunft zu schauen. Otto von Lothringen war tot, gestorben bei einem tragischen Unfall, bei dem er seine Frau mit in den Tod gerissen hatte. Die herbeigerufenen Heiler und Bader konnten nur noch seinen Tod bestätigen und die Räder begannen sich zu drehen.

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Friedlich aufgebahrt neben seiner Ehefrau lag Otto, auf seinem Totenbett während verschiedene Menschen aller Art an ihm vorbeigingen, das Kreuz schlugen oder wie die anwesenden Mönche und der anwesende Bischof Gebete sprachen. Dietrich hatte sich nach dem offiziellen Bekanntwerden des Todes seines Vaters offiziell zum Trauern in seine Kammer zurückgezogen. Nun trat er, ganz in schwarze Gewänder gehüllt heraus und leistete stumm für die Außenwelt den Dienst an seinem Vater, bemüht kein Lachen und Lächeln über seine Lippen kommen zu lassen, ohne dabei zu ahnen, dass seine Fassade längst durchschaut worden war…

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Georg der Ältere stand in der Reihe bei seinen Brüdern, betend für die Seele des guten, verstorbenen Herrschers Otto von Lothringen, auf das seine Seele in Gottes Reich aufgenommen werde. Vor ihm stand der Erbe und jetzige Fürst Dietrich von Lothringen, leicht gebeugt vor dem toten Körper seines Vaters. Sein Gespür hatte ihn nicht getäuscht und die Leichtigkeit mit der er in den Kopf des jungen Fürsten eindrang ließ ihn stutzig werden. Georg war nie ein Schnüffler gewesen. Seit er diese Kraft immer weiter ausgebaut hatte, war seine Bestrebung immer nur gewesen das gute im Menschen zu sehen und ihnen zu helfen ihre guten Gedanken weiter fortzuführen und sie dabei zu ermutigen. Doch die Bilder Dietrichs, die er gerade in jenem Augenblick am Totenbett seines Vaters dachte waren voller Grausamkeit und Sadismus. Er wechselte in Gedanken vom Mord an seinem Vater und seiner Mutter hin zu seiner baldigen Zukunft, wie er wieder in den Kerker stieg und die Hure von Hausen wieder und wieder nehmen würde, bis sie vor Schmerzen ohnmächig würde. Das Bild der von schmerz gepeinigten und verdreckten Aurora erschütterte Georg tief in seine Seele und er schloss sie in seine Gebete mit ein.

Endlich, endlich war seine offizielle Zeit vorrüber, er konnte es kaum noch erwarten seine Geschenke zu erhalten und in den Kerker zu steigen. „Theodor, ich bin für niemanden heute Nacht mehr zu sprechen, sorge dafür das ich nicht gestört werde und…“ Dietrich grinste sadistisch seinen Freund und neuen Hauptmann der Wache an und gab ihm einen Beutel voller klingender Münzen in die Hand. „…falls du Schreie hörst, dann pfeift der Wind mal wieder sehr stark durch das alte Gemäuer des Kerkers.“ Mit einem Lied auf den Lippen stieg Dietrich hinab, sein Meister erwartete ihn erst später zum Bericht. Er hörte das Vertraute Geräusch des tropfenden Wassers nach Regenfällen hinab in die Katakomben, liebte den Klang des Echos seiner Schritte, so konnte sie ihn kommen hören. Ihr Verderben war gleich bei ihr. Nur ein Schritt und…Dietrich bog um die Ecke doch die Zelle von Aurora…sie war leer?!


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 Betreff des Beitrags: Re: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: Di 29. Dez 2015, 21:43 
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Kapitel 8: Ein neuer Abschnitt kann nicht immer das Happy End bedeuten (1037) - 2. Teil

Sie kamen in den frühen Morgenstunden. Ohne ein Wort wurden Aurora die Augen verbunden, die Hände geknebelt und ihr dann ein alter nach verfaultem Fleisch riechender Sack übergezogen. Stumm und ohne ein Wort ließ sie alles über sich ergehen. Ein Schatten ihrer selbst, des fröhlichen Mädchens, dass sie einst war. So entging ihr, wie die Hände die sie packten nicht grob, sondern beinahe zärtlich und vorsichtig waren. Es ging hinauf, immer weiter hinauf und schon bald erkannte Aurora auch unter dem Sack helles Tageslicht, dessen Strahlen sie sogar ein wenig an den Armen zu wärmen schien. Manches Mal über ihre eigenen Füße stolpernd wurde sie immer und immer wieder aufgefangen, ehe ihr endlich der Sack von den Augen genommen wurde. Sie sah fünf gesattelte Pferde im Hof vor sich. Ohne ein weiteres Wort wurde ihr auf eines der Tiere geholfen, während die Zügel des Pferdes von einem Ritter mit einem ihr unbekannten Wappen genommen wurden. Zwei weitere einfache Soldaten kletterten auf die anderen Pferde, während das letzte Pferd als Packpferd diente und von einem der Soldaten ebenfalls an der Zügelleine mitgenommen wurde.

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Sie fühlte sich wie in einem Fieberwahn während der ersten Teilstrecke, alles um sie herum begann zu verschwimmen, ihre Atmung wurde schwerer. „Wo?“ kam es schwach. Dann sackte sie nach vorne weg und wäre vom Pferd gefallen, wenn der Ritter es nicht vorausgeahnt hätte. „Immer nur Ärger mit den Weibsbildern.“
Das nächste Gefühl, dass Aurora mitbekam war Kälte und Nässe, dann wiederum etwas Wärme von einer entfernten Quelle. Sie öffnete die Augen vorsichtig um sie an die nicht vertraute Umgebung zu gewöhnen. Man hatte sie auf den Waldboden gelegt in ihrer Nähe ein kleines Feuer, das knisterte und knackte. Langsam nahm sie entferntes Wispern wahr. „Warum sollten wir dieses Weibsbild nicht einfach hier liegen lassen?“ „Das Geld ist es nicht wert.“ „Einfach Kehle durch und ab in den Fluss, wette, sie taucht eh nirgends wieder auf.“ Dietrich hat eh befohlen…“ das letzte ging in einem fürchterlichen Gegurgel unter. Angriffsschreie erklangen, ebenso das Aufeinanderstoßen von Schwerter, dann nur noch platschende Geräusche, von Gegenständen die auf Wasser trafen. Aurora hatte die Augen die ganze Zeit fest geschlossen und wurde starr vor Angst. Gleich war es auch für sie endlich vorbei und wie sehr sie sich nach dem Tode inzwischen sehnte. Er war für sie die rechte Erlösung. Aurora spürte wie der Boden in ihrer Nähe durch die Schritte eines einzelnen Mannes nachgaben, konnte seinen Atem hören, ja sie meinte sogar Blut zu riechen. Direkt hinter ihr blieb er stehen. „Wenn ihr die Güte hättet euch umzudrehen, ich bin zwar kein strahlender Ritter, aber ich werde euer zukünftiger Ehemann sein. Mit all meinen Rechten und all meinen Pflichten.“ Er zog sie grob zu sich hoch und ihre Augen erblickten eine ihr fremde Gestalt. Blondes Haar, voll gesprengt mit Blut. Sein Helm war weg, nur anhand seiner Rüstung war erkennbar, dass es sich um den Ritter handelte, der sie den Weg bis hierher begleitet hatte, während die beiden einfachen Soldaten verschwunden waren.

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„Nennt es wie ihr wollt. Begleichung meiner Schuld an euch. Sehnsucht nach einem warmen Busen. Oder einfach nur Dummheit. Ich bin mir sicher unsere Ehe wäre unter anderen Umständen harmonisch verlaufen, aber der Ritter Markus von Erzland, der gerade seinen Lehnsherren betrogen hat, kann sich nicht herausnehmen das Beste zu bekommen, sondern sich nur mit den Resten zufrieden geben. Nun ja, sei es drum.“ Seine beiden Hände nahmen ihr Gesicht als Rahmen gefangen und ihr wurde von seinem Mundgeruch übel. „Verständlich für euch gesagt. Schenkt mir Söhne, wie ihr es Dietrich getan habt und ihr werdet von mir nicht weiter behelligt werden, sondern könnt das Erbe eurer Mutter eintreten und euch als Kräuterweib hervortun. Ja, ich weiß davon und von vielem mehr. Eure Ehre ist durch die Heirat mit mir nicht komplett hergestellt, aber zumindest seit ihr wieder die Aurora von Hausen. Meine Macht reicht bis zum Kloster mit der ehemaligen Prostituierten und tja, was soll man sagen. Nonnen verschwinden nunmal und werden geraubt.“ Er grinste suffisant. „und dann kommen sie unter misteriösen Umständen in anderer, wahrer Gestalt wieder zum Vorschein, nicht wahr.“ Dann verdüsterte sich sein Gesicht und seine Kraft in den Händen nahm ihr ein wenig das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. „Verweigert euch mir oder sehe ich euch fliehen wird euer Tod nur das geringste eurer Probleme sein. Denn vorher werde ich eure Kinder aufspüren und vor euren Augen verbrennen.“ In ihren Ohren begann es zu klingeln, ihr wurde vom Mangel an Sauerstoff erneut schwindelig und ihr Körper begann sich automatisch zu wehren, wollte Leben, getrieben von einem Gedanken: Ihre Kinder waren am Leben!


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 Betreff des Beitrags: Re: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: So 27. Mär 2016, 16:05 
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Kapitel 9: Weiterkommen (1037-1038)

Markus von Erzland wusste in welcher Gefahr er und Aurora immer noch schwebten. Zwar hatte der alte Graf vor seinem Ableben eine beträchtliche Summe ihm überlassen, wohl um die jahrelange Schuld seines Sohnes mit Geld rein zu waschen, aber nichts würde das wieder gut machen, was Dietrich mit ihr getan hatte. Markus wusste es und dennoch bildete er sich noch immer ein, dass sie es mit ihm nun leichter hatte. Er dachte daran sie irgendwann in alles einzuweihen, denn er fühlte sich ihr gegenüber auch in der Schuld, schließlich war es sein Verrat gewesen, die sie erst weg von dem Hof der Familie Hobehrn und hinab in die Kerker von Dietrich gebracht hatten. An manchen Tagen jedoch war sie ihm einfach nur ein Klotz am Bein und egal was der geheime Vetrag zwischen ihm und dem alten Grafen besagte, egal dass er nur deswegen noch seinen Kopf besaß, Schläge waren das Mittel seiner Wahl. Und der alte Graf war tot, Konsequenzen gab es wenn nur, wenn er selbst in die Hölle fahren würde und dieses Ende war näher als er es eingeschätzte. Markus merkte, dass es abseits der Grafschaft immer schwieriger für sie beide wurde, denn die Boten die Dietrich ausgesandt hatte, verbreiteten die Nachricht von ihrem unerlaubten Entfernen schneller, als Markus es sich erbeten hatte.
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„Es geht weiter meine Schöne. Unsere Verfolger jagen uns noch immer, aber wir gewinnen Abstand.“ Markus hob sie auf ihr Pferd hoch und fesselte ihre Hände. In der letzten Zeit begann sie immer mehr gegen das zu rebellieren, was er ihr bot. Dabei sollte sie ihm auf Knien danken, dass sie nun freier war als dort unten in dem Rattenloch. Markus fragte sich nach all den Jahren noch immer, was Dietrich zu solchen Schritten bewogen hatte. Gewiss, sie war hübsch und eine Freifrau, das heißt von einem gewissen Rang, aber diese Brutalität und dieser absurde Plan von den Kindern… Aurora aber schwieg eisern und nur ihre Augen verrieten, was sie gegenüber ihm fühlte: Verachtung. Dabei sollte sie schnell von ihm schwanger werden. Er wollte nur einen Sohn, er wollte doch nur einen eigenen starken Stammbaum…Markus schüttelte angewiedert den Kopf. Nein, er konnte sie verstehen. Genau das, was er von ihr verlangte, dafür verachtete er sich selbst.
Die Reise dauerte nun schon vier Monate quer durch die Lande hindurch und immer weiter entfernten sie sich von der Heimat, die sie beide einst so gut gekannt hatten. Schließlich erreichten sie Argentoratum, eine der größeren Städte im heutigen Elsass in der neben altfranzösisch auch altdeutsch und latein gesprochen wurden. Es begann ihre Zeit des Innehaltens. Markus oder wie er sich nun nannte Matthäus von Erzhausen fand schnell Gefallen in seiner Stellung als Verwalter der aufsteigenden Familie Müllenheim. Er ließ Aurora oder wie sie dort hieß Maria von Erzhausen immer mehr Freiheiten, ließ sie begleitet von den Damen und den Wachen auf den Markt gehen und merkte dabei wie sie sich öffnete, erneut erblühte, obwohl die Jahre im Kerker ihre Spuren hinterlassen hatten. Und bald darauf erfüllte sich auch sein Traum: Aurora war wieder schwanger…

„Ich will sie wieder haben!“ die Stimme schrie ihn vor Zorn an, während eine ausgestreckte Hand sich um seinen Hals gelegt hatte und den Befehl durch das Zudrücken deselben untermalte. „ Ja Meister!“ Als Dietrich aus dem Raum heraustrat, fühlte er sich wie ein kleines Lamm, dessen Schlachter beschlossen hatte, es kurz vor der Schlachtung doch noch eine Weile am Leben zu lassen. Aber das Beil war bereits geschärft worden.
Aber Wochen später musste er einsehen, dass seine Worte zwar leicht über die Lippen gekommen waren, ihre Ausführung jedoch schwierig war. Ein neuer Graf, der lange seiner Grafschaft weg blieb warf einfach zu viele Fragen auf, noch dazu kamen die auch schon damaligen lästigen Anwerbungen anderer Adliger ihm ihre Töchter aufzuzwingen. Er erlangte nur ein belustiges Kopfschütteln des anderen Ghules des Meisters, der ihm mit seinem sarkastischen Lächeln schon im Schlaf verfolgte.
„Elender Christian von Hausen, soll er doch stürzen und sich das Genick brechen!“
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Georg der Ältere hatte sich mit seinen Brüdern wieder vom Hofe des neuen Grafen entfernt. Er hatte spüren können, dass Dietrich nur so lange ihre Anwesenheit erwünschte, wie er offiziell trauern musste. Dann zeigte der neue Graf sein wahres Gesicht, war aber sogleich überrascht, als das die Ordensbrüder bereits dabei waren aufzubrechen. Georg betete jeden Tag für die Seelen des alten Grafen und seiner Gatten, nebst des Mädchens, dass er bisher nicht persönlich hatte kennen lernen dürfen. Die Geschichte um ihr Schicksal war aber noch immer präsent am Hofe und wurden in den Liedern des gemeinen Volkes ausgeschmückt und weitererzählt. Offiziell galt sie als tot, allerdings hatte Georg schnell herausgefunden, dass dies nur eine List gewesen sein musste und Aurora auf der Flucht. Sein Abendgebet beendend trat Bruder John, sein Ghul an ihn heran und kniete neben ihm nieder. „Bruder, was werdet ihr tun, wenn ihr sie findet?“ Georg drehte sich zu ihm um. „Diese Frage stelle ich mir schon viele Jahre, seit ich die Stimme in meinem Kopf vernahm, dass sie mein einzigstes Kind sein möge. Du sollst nicht töten, sprach der Herr und dennoch befiehlt er mir genau das zu tun.“
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 Betreff des Beitrags: Re: Sanctus in Moll (Lilliana)
BeitragVerfasst: So 19. Mär 2017, 17:51 
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Kapitel 10: Das Ende und der Anfang (1039-1042)

Es erschien Aurora so langsam, als ob die Jahre im Kerker im stärker am verblassen waren. Zurück blieb eine Dunkelheit, die sich tief im Inneren ihrer Seele abgesetzt und gefestigt hatte. Je weiter die Monate vorangingen, umso stärker aber erstrahlte wieder das Licht um sie herum.
Aurora hatte sich inzwischen in den Jahren, in denen sie mit Markus bereits in ihrer neuen Heimat weilte ihr eigenes Reich in ihrem Zuhause errichtet. Die Ehe, welche nun auch rechtskräftig unter ihrer beiden Decknamen schriftlich festgehalten wurde, war geprägt von einem schweigsamen Respekt zueinander. Seit sie ihm seinen Sohn geboren hatte, war Markus wie ausgewechselt gewesen und schien auch nicht mehr ihre Nähe zu suchen und meidete das Bett. Stattdessen hielt er das Versprechen, dass er sich einst innerlich gegeben hatte und brachte ihr seinen Respekt und seine Achtung ein und so begann er auch ihr zu erzählen, was er alles von ihren vorherigen Kindern wusste, die sie gemeint hatte tot auf die Welt gebracht zu haben.

„Bevor der alte Graf starb, hatte er seine Kontakte spielen lassen. Ich weiß nicht was er noch bewirken konnte, aber was auch immer Dietrich mit seinen Nachkommen vorhatte. Ich bete, dass es seinem Vater gelungen ist deine Nachfahren und damit die Enkelkinder des Fürsten dem Einfluss dieses Sadisten zu entziehen.“ Markus Miene war bei dem Gespräch hart geworden, erweichte aber sofort bei dem Bild, dass sich ihm bot. Seine Frau, die Aurora zumindest vor dem Gesetz für ihn war und sein Kind, sein Blut.

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Aber so fürsorglich und rücksichtsvoll Markus auch geworden war. Der Argwohn blieb ihm. Wo seine Frau sich auch zeigte, ihre Figur, ihr Gesicht, es zog die Menschen in den Bann und das sie sehr gut zu singen vermochte, dass hatte sich schnell zunächst bei der Dienerschaft und schließlich in der Stadt herum gesprochen. Und so wurde Aurora in höhere Kreise eingeladen, um im Kreise der Frauen ihre Künste zum Besten zu geben. Doch irgendwann wurde es Markus zu viel und er verbot es ihr. Doch da war es bereits zu spät…

Ihr Ende kündigte sich durch eine ihrer Visionen an. In all den Jahren hatte sie gelernt die seltsamen Träume zu ignorieren. Gerade nach Kirchenbesuchen hielt sie sie eher für das Werk des Teufels, der sie prüfen wollte und sie peinigte. Selten fand sie Freude in den Visionen und so manche Bilder, Gefühle, Gerüche, Menschen, die ihr gezeigt wurden, erkannte sie gar nicht. Es waren fremde Städte, Kriege die dort geführt wurden, Wappen die aufstiegen und wieder fielen. Sie hatte sie alle gesehen, doch nie ein weiteres Wort darüber verloren. Im März 1042 wiederholte sich jedoch eine Vision, die sie schon viele Jahre zuvor gesehen hatte: Eine Stimme, so fremd und doch gleichsam so vertraut.

Es legten sich zwei Hände unter meineWangen. Das Gesicht eines Mannes, seine Haare unter einer Kapuze versteckt, aber seine Augen so wachsam und liebevoll „Hab keine Angst, es wird nur einen Moment weh tun.“

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