Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
Aktuelle Zeit: Fr 26. Apr 2024, 00:23

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde





Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 5 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Noblesse oblige
BeitragVerfasst: Di 6. Jun 2017, 18:00 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: So 21. Jun 2009, 20:25
Beiträge: 1397
Bild

Bild

Bild

Die Nachricht war klar, deutlich und in geschwungenen Lettern verfasst worden; keine Schnörkel, keine unnötigen Verzierungen. Wenn es sich bei dem auf erlesenem Pergament verfassten Schriftstück nicht um die hochoffizielle Einladung des Schwarzen Monarchen Hardestadt, an Liliane von Erzhausen gehandelt hätte, hätte man annehmen können der Angriffsbefehl auf die Hauptstreitmacht eines Feindes wäre hier festgehalten worden. Das Siegel unter den scharfen Buchstaben, die selbstverständlich deutsche Worte formten, glänzte wie ein leitender Stern im Halbdunkeln der Privatgemächer der Brügger Toreador. Der Monarch und Fürst über unzählige Domänen, Ländereien und dienstbare Vasallen, bat um ihr Erscheinen und das Ratsmitglied war nicht so leichtfertig gewesen, eine derartige Einladung auszuschlagen.

Bild

So war binnen eines Tages, bereits alles für die bevorstehende Reise nach Deutschland vorbereitet und unter den wachsamen Augen ihres Leibgardisten und obersten Befehlshaber der hauseigenen Wachtruppen, reisefertig gemacht worden. Die kleine Wagenkolonne, bestehend aus einer robusten und doch fein gearbeiteten Kutsche sowie einem zweiten Fuhrwerk mit der unverzichtbaren Dienerschaft und allem, was eine Dame und Politikerin von Welt bei einem derartigen Besuch benötigen könnte, hatte sich kurz darauf auf den Weg Richtung Aachen gemacht. Man hatte ihr mitgeteilt, dass der Monarch geruhte sie auf seinem Sommeranwesen auf Schloss Frankenberg zu empfangen und es war nicht zu erwarten, das Hardestadt bei dieser Gelegenheit noch andere Bittsteller, Diplomaten oder Verbündete empfing. Geschäftliches in größerem Rahmen, pflegte der Fürst andernorts zu besprechen, was für Liliane deutlich machte, dass sie sich in sehr privatem Rahmen mit ihrem Gastgeber würde austauschen können.

Die Fahrt dauerte nicht lange und führte zwei Tage und Nächte lang durch das mittlerweile sommerlich erblühte Flandern. Vorbei an gepflegten Feldern und mondbeschienenen Seen und Äckern, machte man gelegentlich in kleinen Dörfern und größeren Städten halt, um Unterkunft und Logis gegen ein kleines Salär zu erbitten. Ihre Reise führte sogar über Antwerpen, sodass Liliane die Gelegenheit bekam, sich noch vor Ort davon zu überzeugen welche Fortschritte ihre ehemalige Marionettenstadt doch mittlerweile gemacht hatte. Das Ratssystem, schien selbst noch nach all dieser langen Zeit seinen Zweck als Herrschaftssystem in Flandern zu erfüllen. Die Grenze zu Deutschland passierte man völlig unbehelligt, denn allein am Wappen Lillianes gerüsteter Begleitung, erkannte selbst der ungebildetste Grenzzöllner, dass er es hier mit einer hochoffiziellen Entourage zu tun hatte. Dem einen oder anderen, war sogar noch der dazugehörige Name geläufig, selbst wenn man sich nicht allzu häufig mit Heraldik auseinandergesetzt hatte. Am frühen Abend, erreicht man dann die Tore von Aachen und hielt sich nicht lange mit einer müßigen Stadtrundfahrt auf. Die Architektur war ähnlich wie die in Flandern und doch wurde der Toreador erst in diesem Augenblick wieder so richtig bewusst, dass sie soeben wieder heimischen, und zwar wirklich heimischen Boden, betreten hatte.

Bild

Vor den Toren von Schloss Frankenberg, erwartete man den edlen Besuch bereits mit einem tadellosen Aufgebot an Bediensteten und Dienstbeflissenheit. Die Pferde wurden umgehend in die Stallungen geführt, die Kutsche würde noch in dieser Nacht gereinigt werden und selbst die Dienerschaft, bekäme für ihre Verhältnisse gar ‚fürstliche‘ Quartiere zugesichert. Lady Liliane von Erzhausen selbst, wurde von einem hochgewachsenen Mann mit dunklen Augen und dichtem Bartwuchs in Empfang genommen, der ihr nach einer tiefen Verbeugung und einem galanten Handkuss, den Weg zu ihrem Gemach wies. Während die Mägde der Gräfin von Erzhausen, bereits die Kleider der Herrschaft säuberlich in Kommoden und Schränken verstaute, überprüfte Michel seinerseits das opulent ausgestattet aber spärlich beleuchtete Zimmer. Schloss Frankenberg wirkte innen, sowie außen sehr gepflegt und ließ keinerlei Zweifel darüber aufkommen, das der Hausherr auf die schmeichelnde Wirkung eines solchen ‚Lustschlösschens‘ bedacht war. Vermutlich waren ihm reine Bollwerke und Rüstburgen zum Einsatz an der Front, weit weniger wichtig was Ausstattung und superbes Interieur betraf. Dies hier aber war die Sommerresidenz und eine solche lud dazu ein, sich in seinem selten aber doch immer wieder gerne zur Schau gestellten Reichtum zu aalen.

Bild

Schon auf dem Weg in ihr Gemach, hatte Liliane feststellen können, dass von den Teppichen bis zu den Leuchtern und Türschlössern, den Fenstern und Schießscharten, von der Regentraufe bis zum eigentlichen Mauerwerk alles vom Besten war, dass die deutsche Handwerkskunst zu diesen Zeiten herzustellen vermochte. Der Adjutant des Fürsten, der sich ihr als Eugen vorstellte, überließ sie für einige Zeit sich selbst, und würde die Gräfin dann zum abendlichen Mahle mit dem Monarchen wieder abholen. Hardestadt freue sich schon ganz besonders und die Anwesenheit einer solchen liebreizenden und klugen Landsfrau, war ihm im allerhöchsten Maße willkommen. Die Mägde bereiteten gerade die Kämme und Bürsten, Salben und Duftfläschchen her, die sie auf die ausladende Frisierkommode, in welche ein breiter Spiegel eingelassen war, legten. Michel überprüfte einstweilen das Badezimmer auf seine Sicherheit und seufzte gelegentlich.

Bild

Lilliana überwachte die nicht immer alltäglichen Arbeiten der Mägde mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht, nickte hier und da und wechselte einige Worte mit den Personen. Erfreut nahm sie zur Kenntnis, dass die Dienerschaft selbst zufrieden war mit den eigenen Unterkünften. Nicht immer war dies gegeben oder es wurde darauf geachtet. Bevor die Mägde anfangen konnten sie für das Mahl mit Hardestadt auszustaffieren, bat sie um eine kurze Pause und richtete dann ihre Schritte in Richtung ihres Ghules und wohl baldigen Kindes. Ob er sie schon vorher hörte, oder erst als sie neben ihm stand und ihm eine Hand auf seine linke Armbeuge legte, war ihr egal gewesen, aber ganz anschleichen wollte sie sich an ihn nicht. „Ich denke hier sind mehr als nur einige wenige Lebenswerke in diesem Gebäude verewigt. Handwerkskunst von Meisterhand, verknüpft Pinselfertigkeit vieler Künstler.“ Sie hatte durchaus ein Auge für gewisse Fertigkeiten bekommen, auch wenn die Schwäche ihres Clanes sie manches Mal ein Auge zu sehr auf die Stücke werfen ließ. Auch hier auf Schloss Frankenberg spürte sie so manches Mal die Anziehungskraft, doch noch konnte sie ihr entkommen.

Lilliana musterte ihren Ghul und ein Schatten breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Sehne nicht die Nacht herbei Michel. Das hier…“ sie machte eine ausladende Handbewegung „…ist eine Art des Willkommens und oder auch des Kampfes. Du wirst bald viele solcher Dinge von anderer Seite sehen. Ich hoffe nur, du bist dann nicht ganz enttäuscht.“

Es gab wohl wenige Individuen in Brügge, die schon derart lange, ausdauernd und unbeugsam loyal das Geheimnis der Welt hinter dem Vorhang mit den Wesen der Nacht teilten, wie ihren unablässig aufmerksamen Ghul und Leibwächter Michel. Kritisch, hatte er gerade einen metallbeschlagenen Badezuber in Augenschein genommen, und aus einer in unmittelbarer Nähe platzierten Ablage ein unbenutztes Stück Seife angehoben. Auf dem kleinen Beistelltischchen, hatte man der Gräfin diverse Duft Öle, Kräuterzusätze und wohltuende Essenzen bereitgestellt; wohl um ihr zu schmeicheln und den eigenen Wohlstand zu verdeutlichen. Neben französischen und spanischen, gab es selbstredend auch deutsche und flandrische Kosmetika für die adelige und anspruchsvolle Dame. Die Geruchsintensität war beinahe schon ein wenig zu aufdringlich. Die Seife in seiner Hand, duftete schmeichelnd nach frischen Rosen und war von erstklassiger Qualität; ohne Zweifel handgeschöpft. Sein Blick glitt zunächst seufzend hinab zu ihrer Hand auf seinem Arm, und wanderte danach sachte lächelnd zu ihrem Gesicht. Vorsichtig schüttelte er den Kopf, als wolle er verneinen und gleichsam einen unliebsamen Gedanken vertreiben. „Das ist es gar nicht Herrin. Zumindest nicht direkt. Ich weiß eure Sorge zu schätzen, doch quält mich heute Nacht in erster Linie nicht die Tatsache, dass man uns federweiche Betten und edle Weine auftischen will, für die man anderswo ein ganzes Königreich kaufen könnte. Mich stimmt allein die Tatsache etwas besorgt, wer uns all diese Annehmlichkeiten beschert. Der Schwarze Monarch ist… wie soll ich sagen? Ein anderes Kaliber, als die Prinzen und Adeligen, denen wir sonst Besuche abstatten und mit denen wir zu verhandeln pflegen. Während diese sich nur auf einer eher lokalen Bühne bewegen, und gelegentlich verschämt die Hände nach größerem Ausstrecken, ist die Hand in diesem Hause jene, die ganze Heere gegen den Osten marschieren lässt. Dutzende Vasallen und Günstlinge umschmeicheln seinen Hof und ich frage mich…“ Michel biss die Zähne zusammen. „Ich frage mich Herrin, ob wir uns nicht langsam in einer Größenordnung bewegen, die wir nicht mehr überblicken können.“ Er legte die Seife zurück auf den Ablagetisch. „Noch weile ich unter den Sterblichen und muss mich mit den Schatten nicht in diesem Umfang beschäftigen. Doch bald wird dies anders sein. Hin und wieder gestehe ich, das die Möglichkeiten und Gefahren übermächtig auf mich wirken. Gerade jetzt wieder.“ Ihr Ghul räusperte sich etwas und nahm wieder Haltung an. „Verzeiht…“

Lilliana schüttelte deutlichst den Kopf, ihr Blick ruhte dabei jedoch weiter auf dem seinen und ihre Hand blieb dort wo sie war. „Es gibt nichts zu verzeihen. Deine Worte machen mich im Gegenteil froh Michel, glaube mir das.“ Der Griff um seinen Arm wurde eine Spur fester, ehe sie ihn losließ. „Wo ich dir helfen kann, werde ich es tun. Wo ich dich leiten kann, werde ich es tun.“ Sie trat nun auch wieder einen Schritt zurück. „Zeit die vergeht, Taten die der Vergangenheit angehören und dennoch Präsenz in der Gegenwart zeigen. Den Überblick zu behalten ist ein schweres Los, dass keiner der Ratsmitglieder je vorhersehen konnte, als wir nach und nach diese Stadt zu unserer machten. Es birgt immer ein gewisses Maß an Risiken, doch habe in Gott das Vertrauen. Er führte uns zu diesem Pfad und ohne den Herrn wären viele Menschen und auch Geschöpfe der Nacht bereits verloren ohne je ihren eigenen Pfad gegangen zu sein.“

Sie ließ ihren Blick nun von ihm und sah sich im Raum um. „Hardestadt muss sich nicht einschmeicheln, wenn er will, dann kann er uns überrennen, aber er wählte einen anderen Weg.“ Sie nahm ein anderes Stück Seife in die Hand, dessen Duft sie an den Pfirsichbaum in ihrem Garten erinnern ließen, als sie das Stück an die Nase hielt. „Was er möchte wird er nun sagen. Vielleicht wünscht er sich Gesellschaft fern der Vasallen und Günstlinge. Auch ein Fürst ist ein Kainit und war einst ein Mensch, der von Gott zur Erde gesandt wurde.“ Sie nahm das Stück Seife mit und verließ das Bad rückwärts, um sich zu den Mägden zu begeben.

Michel legte seine linke Hand vorsichtig auf die seiner Herrin und drückte diese zaghaft, während seine Miene sich bei ihren Worten allmählich aufhellte. Sie konnte nicht nur an seiner Mimik, sondern ebenso an der langsam nachlassenden Körperspannung bemerken, dass ihre fürsorgliche Stütze und ihr Halt dem Ghul Kraft gaben. Kraft, nicht nur weiterhin an die Rechtschaffenheit und Barmherzigkeit des Herrn, sondern auch an jene die in ihm selbst weilte zu glauben. „Ich danke euch Herrin. Es wird gewiss vieles anders werden, sollte ich in baldiger Zukunft den Kuss von euch erhalten. Doch bin ich guter Dinge in dem Wissen, das ihr stets an meiner Seite weilen werdet, um mich anzuleiten und mir Rat zu erteilen, sollte ich einmal wanken.“ Mit einem bekräftigenden Nicken, drückte er ein letztes Mal ihre Hand, bevor sie sich vollends von ihm löste. Dann nahm ihr getreuer Ghul und Leibwächter vorbildlich Haltung an. „Wenn unsere Aufgaben wachsen Gräfin, dann müssen wir mit ihnen wachsen“, fügte er mittlerweile wieder um einiges gefestigter hinzu und begleitete seine Herrin zurück in die Wohnräumlichkeiten.

„Ich bin mit Verlaub, bei Weitem nicht so bewandert wie ihr oder die anderen Ratsmitglieder in höfischer Etikette oder den gefährlichen Gratwanderungen auf dem politischen Parkett, doch habe ich eines mittlerweile recht gut gelernt: Es gibt keine Einladungen, Feste, Bälle oder knappen Gespräche, ohne dass es dabei nicht irgendeinen Hintergedanken gäbe. Und mag er auch noch so klein und unbedeutend sein.“ Die Mägde, hatten das Schlafgemach sowie den Wohnbereich der Gräfin mittlerweile ordentlich und sorgsam mit den Gegenständen des täglichen und nächtlichen Bedarfs ausgestattet, und waren gerade geneigt dies mit einem kurzen Knicks in Richtung der Herrschaft als beendet anzuzeigen, als ein lautes Klopfen an der Tür ertönte. Die Stimme Eugens hallte dumpf durch das schwere Eichenholz. „Mein Fürst Hardestadt lässt die Gräfin Liliane von Erzhausen bitten, ihn bei einem kleinen Abendessen Gesellschaft zu leisten, so sie sich denn bereits dazu in der Lage sieht. Ich werde vor der Tür warten, um euer Gnaden zu geleiten.“

Bild

Ein kurzer Blick zu Michel, nachdem das letzte Wort gesprochen war, dann ließ sich in den Stuhl sinken, während sie ihr Spiegelbild vor sich betrachtete und die Mägde mit einem kurzen Nicken anwies ihr Werk zu beginnen. Sie sollten nicht allzu lange brauchen. Man erwartete sie zum Abendessen, nicht zu einem Ball und dennoch spielten manches Mal Kleinigkeiten wie zum Beispiel der Geruch nach Pfirsich, den die Seife an ihre Hände abgab ebenso eine wichtige Rolle, wie die Zeit, die vergeht, ehe der Gast auf die Bitte des Fürsten eingeht.
Um Missverständnissen vorzubeugen, würde ihr Ghul aus der Türe treten und unter eingehaltener Etikette ihr Erscheinen in wenigen Minuten ankündigen. Als die Eichentüre sich erneut öffnete, trat Lilliana, gehüllt in ein dunkelrotes Abendkleid aus feinster flandrischer Seide. Auf den ersten Blick schien es schlicht und einfach, nur wer einen genaueren Blick darauf warf, erkannte feine geschwungene Linien, die mit Silber und Goldfäden eingelassen waren. Rosenranken mit kleinen Blüten, die den Rahmen bildete. In manchen dieser Blüten waren zusätzlich noch andere Symbole eingelassen. Jeweils einzeln, eine Schlange, ein Wolf, ein Bär und drei Geldbeutel waren so man wirklich sehr nah herantrat erkennbar. Es müssen Stunden und Tage vergangen sein, ehe die feinen Hände der Näherinnen damit fertig gewesen waren. In Kontrast dazu trug sie um den Hals ein schlichtes Holzkreuz, ein Geschenk ihres Erzeugers. Ihre Haare waren züchtig unter dem feinen ebenfalls dunkelroten Schleier, der mit dem Kleid verbunden war, verborgen.

Es dauerte nicht lange und die Gräfin war dem Abend angemessen gekleidet und zurechtgemacht. Ihre Mägde und Dienerinnen, mussten nicht oft für das penibel adrette und ansprechende Äußere ihrer Herrin sorgen und doch besaßen die emsigen und tüchtigen Frauen, mittlerweile genug Erfahrung in diesen Dingen, die in Zusammenspiel mit dem dezenten Geschmack der Toreador, ein sehr attraktives und gepflegtes Erscheinungsbild für erhabene Anlässe zauberte. Vor der Tür ließ sich Eugen zu einer tiefen Verbeugung hinreißen, als er die bezaubernde Rose in ihrem kunstvoll gefertigten Abendkleid erblickte. Ein knappes und höfliches Kompliment weiter, war man bereits auf dem Wege durch langgezogene Korridore und gut ausgeleuchtete Gänge, die von Rüstungen, Gemälden und feinen Teppichen gesäumt waren. Vor einer zweiflügeligen, hohen Tür mit filigranen Einlegearbeiten und geschnitzten Löwenmäulern, machte der Diener dann schlussendlich Halt, um behutsam anzuklopfen und sich abermals der Gräfin zuzuwenden. „Der Fürst wünscht eure Gesellschaft für sich alleine Gräfin von Erzhausen. Es wäre ihm demnach sehr daran gelegen, das euer Begleiter diesen Augenblick ebenso wenig stört, wie seine eigenen Burgwachen.“ Bei diesen Worten, bedachte er Michel, der seiner Herrin bisweilen schweigend und aufmerksam gefolgt war, mit einem leichten Nicken. Dieser wandte sich nun selbst an seine Herrin. „Ich denke, ihr werdet eine Weile ohne mich auskommen müssen. Aber ich werde hier auf euch warten.“ Der Ausdruck in seinen Augen, machte ihr deutlich das er verstand, dass ihm der Zutritt zwar offiziell versagt blieb, er jedoch sicher nicht zögern würde einzuschreiten, sollte seiner Herrin Gefahr drohen. Eugen seinerseits schmunzelte verlegen. „Es wird euch kein Leid geschehen Gräfin von Erzhausen, genauso wenig wie eurer Dienerschaft. Ihr habt das Wort meines Fürsten.“ Von drinnen klang eine gedämpfte Stimme, woraufhin Eugen die schwere Tür langsam öffnete, und Liliane mit einer einladenden Geste eintreten ließ. Als sie die Pforte passiert hatte, zog der Diener die Tür hinter ihr zu.

Vor ihr lag nunmehr, ein langgezogener Saal der zwar kaum als Veranstaltungsort für gar ungeheuerlich ausladende Feste dienen mochte aber für einen Empfand der örtlichen Aristokratie, allemal ausgereicht hätte. Er war völlig leer und unmöbliert, sodass einem der Begriff ‚Tanzsaal‘ sofort in den Sinn kam. An manchen Abenden, mochten hier große Tafeln aufgedeckt werden und ganze Hundertschaften an Bediensteten, ihren Herren eilig einschenken und auftragen. Vor ihrem geistigen Auge, hatten sich auch bereits die Musiker versammelt und unterhielten die Festgemeinschaft mit ausgelassenen Stücken. An jenem Abend aber, war der Raum mit Ausnahme der zahlreichen Öllampen und Stehleuchtern an den Wänden, gähnend leer. Sie befand sich offenbar in einem der oberen Stockwerke an der Rückseite des Gebäudes, das mit bläulich-weißem Mondlicht gefüllt war, welches durch die riesigen, sich aneinanderreihenden Fenster fiel und einen Ausblick auf die dahinterliegenden, ausgedehnten Parkanlagen freigab. Der Raum war gut und gerne fünf Meter hoch und der Boden bestand aus einer höchst präzisen, sich wiederholenden Holzeinlegearbeit, die verspielte Muster durch das Halbdunkel zog. Dicke Vorhänge, waren an den Seiten der Fenster angebracht worden und die Türen zu einem großen Balkon, mehr einer Terrasse, waren weit geöffnet. Der Wind blähte die dünnen Seidenvorhänge am Durchgang etwas auf und dahinter, sah Liliane jemanden aufrecht, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, vor einem länglichen Tisch stehen, der bereits mit kostbaren, silbernen Bestecken, fein gearbeiteten Tellern und glänzenden Gläsern gedeckt war. Eine blutrote Tischdecke, untermalte die noble Tischdekoration.

Bild

Dann hörte sie eine tiefe und durchdringende Stimme, die sie mit einer einladenden Geste aufforderte. „Bitte werte Gräfin. Ihr seid mein Gast, nur keine falsche Scheu. Ich hoffe es macht euch nichts aus, das wir unter freiem Himmel speisen. Ich empfinde es als weitaus angenehmer, als unentwegt zwischen kalten Steinen festzusitzen. Zudem erfreut der Ausblick das Gemüt. Tretet doch näher.“ Hardestadt war wie immer kerzengerade aufrecht, wirkte streng und militärisch, um nicht zu sagen befehlsgewohnt. Gekleidet war der Schwarze Monarch, in eine mitternachtsblaue Robe, darunter trug er ein schwarzes Seidenhemd und ebenso dunkel gefärbte Hosen. Polierte Reiterstiefel, bildeten den Abschluss. Er trug an Schmuck nur zwei Ringe an jeder Hand, sowie eine goldene Halskette mit Rubinen. Allein mit diesem Stück persönlichen Wohlstandes, könnte man mehrere Bauern monatelang ernähren. Zu ihrer Überraschung, musste sie feststellen, dass sie bisher überhaupt keine Wachen entdeckt hatte. Weder vor, noch im Schloss selbst. Auch der Fürst selbst trug keine sichtbaren Waffen.

Bild

Lilliana folgte der Einladung des Fürsten ohne die Spur eines Widerwillens oder Widerstandes zu zeigen. Ganz im Gegenteil. Während sie den Raum entlangschritt, den Blick auf das Ziel, aber nicht auf den Monarchen selbst gerichtet, übertrugen ihre Schritte sanfte rhythmische Schläge auf den Holzboden. Drei Meter vor dem Prinzen ging sie in eine tiefe Verbeugung und senkte den Blick, wartend auf die erlösenden Worte sich wieder zu erheben.

Bild

Der wohlwollende Blick des Monarchen ruhte lächelnd auf ihrer imposanten Erscheinung, und wenn man es nicht besser wüsste, hätte man sogar meinen können der Fürst wäre durchaus angetan von ihrer edlen und-fein gearbeiteten Abendgarderobe. Mit einem freundlichen Lächeln, trat er näher an sie heran und beugte sich zu ihr herab, um ihre Hände zu umfassen und sie vorsichtig aber doch mit sanftem Druck wieder nach oben zu ziehen. „Aber Frau Gräfin, ich bitte euch. Genug dieser überschwänglichen Höflichkeiten. Zwar mag es sich gewiss geziemen einem Fürsten die ihm zustehende Ehrerbietung angedeihen zu lassen, doch sind wir hier in einem so privaten Rahmen, dass eine derartige Etikette nicht unbedingt überbeansprucht werden sollte, findet ihr nicht auch? Wir sind hier ja nicht bei den Franzosen, die vor lauter Kniefällen kaum noch zum Regieren kommen.“ Schweigend glitt der scharfe Blick über den Stoff ihres Kleides und die Mundwinkel verzogen ich zu einem kleinen Schmunzeln. „Wie überaus Originell. Diese feinen Linien und Muster in eurem Kleid, wahrlich hinreißend anzusehen. Und wenn ich nicht falsch liege und das tue ich selten, ahmen sie wohl Tiere nach, die womöglich sinnbildlich für Personen stehen. Ihr müsst euch deshalb nicht schämen Teuerste. Ihr tragt die Insignien eures Landes und niemandem würden sie besser stehen als euch.“ Er entzog ihr eine seiner Hände, und führte sie mit der anderen gemächlichen Schrittes näher an die Balustrade heran, von der aus man den gepflegten und weitläufigen Garten, nun in all seiner Pracht bewundern konnte. Offenbar hatte die fleißige Dienerschaft, mehrere Öllaternen mit gefärbtem Pergament umwickelt, sodass unter ihnen ein hell leuchtendes, prächtiges Farbenspiel aus Grün, Rot, Blau und Gelb, abwechselnd durch das mondbeschiene Grün wanderte.

Bild

„Verzeiht meine Unhöflichkeit, aber ich konnte nicht umhin euch diesen Ausblick zu zeigen. Gewiss seid ihr nach der langen Reise erschöpft und möchtet speisen.“ Hardestadt nahm einen tiefen Zug der angewärmten Nachtluft und schloss für einen Moment die Augen. „Wisst ihr was mir daran am besten gefällt? Hört ihr es? Nichts. Es ist wunderbar ruhig. Keine Hörner und Pferdehufe, keine wispernden Speichellecker und intriganten Verbündeten. Kein Gekrakel auf Pergament und keine dröhnenden Stimmen. Wann darf sich unsereins so einen Moment überhaupt gönnen? Sagt Gräfin, unterhaltet ihr auch einen Garten?“

Das was sie bisher wispernd zu ignorierend gekonnt vermochte, schlug nun umso härter und mit voller Macht auf sie ein, umhüllte sie und ihr war als rief alles in ihr stehen zu bleiben und den Blick nicht mehr davon abzuwenden. Ihre Augen waren begeistert von den vorherrschenden Farben, welche in Kombination mit dem Mond eine einzigartige Kombination ergaben. Der sanfte wispernde Klang der Natur, der sich dazugesellte und schließlich der Geruch einer einzigartigen Kombination aus Duftnoten von Blüten in vollster Pracht, vermischt mit Pflanzen, deren Knospen sich gerade am Öffnen waren. Lilliana blickte wie erstarrt und in purer Verzückung auf die Szenerie, unfähig sich zu bewegen. Die nachfolgende Frage Hardestadts ließ sie zunächst unbeantwortet. Irgendwann schaffte sie es loszulassen, wohlwissend, dass es zu lange gedauert hatte, um unbemerkt geblieben zu sein. Sie drehte sich weg vom Garten und ließ mit einem warmen Lächeln begleitet nun ihn in ihr Blickfeld, während sich ihre Stimme erhob.

„Der Garten…ja der Garten. Mein eigener ist integriert in der Mitte meines Anwesens. Natürlich nicht zu vergleichen mit der Größe wie der eure, aber würdet ihr ihn euch vorstellen, so dominiert in seiner Mitte ein von mir vor vielen Jahren gepflanzter Pfirsichbaum, dessen einzelner Samen lange in der Erde schlummerte, bevor er sich an die Oberfläche wagte. Mittlerweile sind erste Früchte vom Baum zu ernten und die Mägde erfreuen sich. Neben dem Baum befindet sich eine Steinbank, klein gerade Platz für zwei Personen, die unter dem Schutz des Baumes ihren Frieden suchen. Umgeben wird dieser Ort des Friedens von kleinen verschlungenen Wegen und verschiedenen angelegten Feldern, bepflanzt mit Rosen, bepflanzt mit Rhododendren. Eine Blütenpracht, auch wenn die Nacht, selbst vom Mond erhellt, es nicht vermag ihre wahre Schönheit zu offenbaren.“ Ein leichtes Bedauern ging durch ihre Züge.

„Dies ist also nun euer Ort, an dem der Krieg vor den Türen innehält, an dem sich die Geschehnisse zurückziehen und ihr ausatmet?“

_________________
"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Di 6. Jun 2017, 18:00 


Nach oben
  
 

 Betreff des Beitrags: Re: Noblesse oblige
BeitragVerfasst: Mi 7. Jun 2017, 13:19 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: So 21. Jun 2009, 20:25
Beiträge: 1397
Ob der Schwarze Monarch ihre kurzweilige, tranceartige Verzückung in irgendeiner Art und Weise irritierend oder gar als störend empfand, konnte die Gräfin von Erzhausen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr feststellen, denn als sie sich schlussendlich von der beschaulichen und ergreifenden Szenerie abzuwenden vermochte, quittierte Hardestadt ihre Verträumtheit lediglich mit einem sachte, gar aufmunternden Lächeln. Das kontinuierliche Zirpen der Grillen und gelegentliche Summen anderer Insekten, war das einzige Geräusch das an ihre Ohren drang. Die Stimmung hätte nicht besser zu einem abendlichen Essen bei Kerzenschein passen können und stünde sie nicht einem der bekanntesten und mächtigsten Kainiten Europas gegenüber, hätte man sich vielleicht auch tatsächlich vollends des seligen Müßiggangs hingegen können. Geduldig lauschte der Fürst ihren Worten und nickte gelegentlich aufmerksam und interessiert.

„Es ist für viele womöglich seltsam, dass ein Mann meines Standes und meiner Position, einen Ort wie diesen zum Verweilen und Erholen auserwählte. Doch kann ich euch versichern: selbst in Zeiten wie diesen, dürfen wir Deutschen unseren Anstand und unseren Sinn für geschmackvolle Kunst und Ästhetik nicht verlieren. Wir sind schließlich keine Barbaren. Ich würde derartige Natur gerne viel öfter genießen aber bedauerlicherweise fehlt mir die Zeit dazu. Bewahrt euch euren Garten. Ich bin überzeugt davon, er ist eine Pracht die das Auge und das Herz gleichermaßen erfreut. Darf ich bitten Gräfin von Erzhausen?“ Er legte eine ihrer Hände sachte in seine und führte die Gräfin an den länglichen Tisch, an dem soeben ein eilig herangetretener Diener in tadelloser Garderobe einige Kerzen in silbernen Haltern entzündet hatte. Der Tisch selbst hatte keineswegs die Ausmaße einer großen Banketttafel, und obgleich er Liliane an das eine Kopfende führte, um danach selbst am gegenüberliegenden Platz zu nehmen, trennten die beiden Untoten keine zwei Meter voneinander. Durch das Flackern der hellen Kerzen, die sanfte Schatten auf das blutrote Tischtuch warfen, konnte sie sich den wachen Augen des Monarchen kaum entziehen.

Bild

„Ihr müsste euch übrigens ob eurer Verzückung in meiner Gegenwart niemals schämen werte Gräfin. Wie viele unserer Art haben noch die Muse oder den Blick für die Wunder und Kostbarkeiten dieser Welt? Allesamt sind wir in unsere Existenzen verstrickt und viel zu sehr mit unseren eigenen Sorgen und Konflikten beladen, um diesen Dingen die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Schloss Frankenberg und der Garten der ihn umgibt, ist eine willkommene Abwechslung von den Ratssälen und Schlachtfeldern für mich. Ich ziehe mich, um eure Frage zu beantworten, hierher nicht nur zurück um Abstand zu gewinnen, sondern in erster Linie um in Ruhe nachdenken und reflektieren zu können. Zwischen anberaumten Sitzungen, Bittstellern und Heeresschauen, kommt man schwerlich dazu die eigenen Entscheidungen im Nachhinein zu überdenken. Ob ihr es glaubt oder nicht aber Friedrich hat mich auf diese Idee gebracht. Dank seiner Affinität zur Natur- und Pflanzenwelt, gedachte ich mir ebenfalls ein wenig seiner Begeisterung für alles Blühende und Sprießende mitzunehmen.“ Hardestadt griff nach einem kleinen, goldenen Glöckchen und läutete knapp. Das helle Klingen, ließ nur Augenblicke später den Diener wieder herantreten, der sich höflich im Hintergrund aufgehalten hatte, bereits seinem Herrn jeden Wunsch unverzüglich zu erfüllen.

„Für mich das Übliche und die Frau Gräfin möchte gerne wählen“, meinte er in befehlsgewohnten Ton an den dienstbeflissenen Mann. Dieser verbeugte sich hurtig, und kehrte bald darauf mit einem kleinen Stapel von Pergamenten zurück, die ein kundiger Handwerker mit purpurnen Bindfäden, kunstvoll zu einer Art Buch zusammengebunden hatte. Der Diener reichte das kleine Büchlein an Liliane weiter, sodass sie darin blättern konnte. Was sie sah, war wohl an Dekadenz nicht zu überbieten: Es gab wohl insgesamt zehn Seiten und auf jeder einzelnen Seite, prangten die gestochen scharfen Kohlelinien, eines skizzenartigen Porträts. Frauen, Männer und sogar Kinder unterschiedlichen Alters gab es da zu sehen und unterhalb der jeweiligen Bilder, waren geschwungene Texte verfasst worden, die offenbar den Geschmack des Blutes beschreiben wollten. Es gab die „Sanfte Jungfrau“, im Alter von sechzehn Jahren die als „blumig, mild und weich im Abgang“ beschrieben wurde. Andernorts fand sie die „Offiziersspätlese“ im Alter von einundvierzig Jahren, welche offenbar „herb und vollmundig, mit kräftigem Aroma und vollem Bouquet“, Eingang in die „Weinkarte“ gefunden hatte. Hardestadt selbst, verschränkte die Finger und schien mehr als gespannt zu sein, welche der „Erfrischungen“, die Gräfin schlussendlich für den heutigen Abend erwählen würde.

Bild

„Ein Einfall eines meiner Vasallen, der wohl ein bisschen zu lange am Hofe von Paris verweilte“, fügte der Fürst schmunzelnd hinzu und unterdrückte ein höfliches Lachen. „Aber nur, weil etwas von den Franzosen kommt, muss es ja nicht unabdingbar schlecht sein nicht wahr? Wir lernen ja mindestens genauso viel voneinander, wie wir uns mit Inbrunst in wechselseitigen Intrigen ergehen.“ Der Schwarze Monarch räusperte sich. „Oder, wenn ihr euch lieber an sterblichen Speisen gütlich tun wollt: Die Schlossküche soll ganz ausgezeichnet sein, habe ich mir sagen lassen. Ein italienischer Koch, der offenbar ganz hervorragend mit Gewürzen umzugehen versteht. Früher hat er wohl unter anderem den sterblichen Bekannten der Baronessa Caravaggio, wahre Gaumenfreuden bereitet.“ Hardestadt pausierte für einen kurzen Moment, und schien offenbar mit sich selbst zu ringen, ob er die nachfolgenden Worte überhaupt aussprechen sollte; schlussendlich wagte er es dann aber doch.

„Ich für meinen Teil, finde es ja geradezu grotesk, wie manche von uns sich derlei widernatürlichen Freuden hingeben können, selbst wenn es der Aufrechterhaltung der Traditionen manches Mal recht dienlich sein mag. Aber solange ich die Lehen des Schwarzen Kreuzes führe, soll jeder Gast meines Hauses ebenfalls ein König oder eine Königin sein.“ Er rückte den Stuhl etwas zurecht, als der Diener mit einer länglichen, dunklen Glasflasche ohne Etikett erschien, und dem Monarchen in ein bauchiges, klares Trinkgefäß einschenkte. Prüfend hob er das Glas an die Lippen und roch an der roten, dickflüssigen Substanz, bei der es sich ohne Frage um Vitae handeln musste. Den Trinkpokal so schwenkend, verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. An den Diener gewandt, meinte er gut gelaunt: „Genau die richtige Temperatur. Richtet Wolfram aus, das ich sehr zufrieden bin mit seiner Arbeit.“ Interessiert, sah er dann abermals zu Liliane.

Bild

_________________
"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Noblesse oblige
BeitragVerfasst: Mi 21. Jun 2017, 21:23 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: So 21. Jun 2009, 20:25
Beiträge: 1397
Vorsichtig, um die Arbeit des Buchbinders nicht zu sehr zu beschädigen, glitten ihre Hände über die Pergamentseiten, während ihre Augen die Zeichnungen in Augenschein nahmen. Ihr war bewusst, dass Hardestadt sie im Blick hatte. Deswegen wollte sie ihm gar nicht verheimlichen, was sie von gewissen Zeichnungen hielt. Diese bekamen keine Beachtung und Liliana blätterte schnell weiter, blickte dann kurzeitig von den Pergamentseiten auf, als sie seine Frage bezüglich Schlossküche hörte. „Ich denke die zubereiteten Speisen können Menschen, die sie noch richtig essen können, erfreuen und satt machen. Ich probiere Essen nur zur Erhaltung der Tradition, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Es ist ansonsten Verschwendung und sehr teurer Dünger.“ Sie gab ein kurzes Kopfnicken in seine Richtung und widmete sich dann wieder der „Speisekarte“.

„Mein Fürst, ihr habt eine große Auswahl für eure Gäste. Zu meinem Bedauern muss ich euch mitteilen, dass meine Person nicht zu dem erlauchten Kreis gehört, welches die unterschiedlichsten Aromen wie in einem Wein herauszuschmecken vermag. Ich setze andere Maßstäbe…“ Lilliana hinterließ bewusst eine künstliche Pause, erhob dann aber wieder die Stimme…“aber ich würde gerne euch zu Ehren die Offiziersspätlese kosten.“ Das Wort Offiziersspätlese betonte sie etwas anders und vor allen eine Spur lauter als die anderen Wörter um sicher zu gehen, dass der Diener sie gehört hatte. Dann legte sie die Karte sorgsam beiseite und schaute ihn an und ein sanftes Lächeln ging über ihr Gesicht.

„So darf ich mich nun sehr geehrt fühlen, dass ihr mich an euren Rückzugsort eingelassen habt. Fern der Schlachtfelder der Politik, des Krieges und anderer Verschwörungen. Fern von Venedig, fern von Brügge, fern von aller Welt.“ Sie seufzte aus und hörte dem leisen Gesang der Nacht eine kurze Weile zu. „Euren Rat kann ich euch nur zurückgeben. Dieses Stück Erde, auch wenn ich es noch nicht zur Gänze gesehen haben mag, ist ein Teil von euch, der euch wichtig ist. Lasst ihn bestehen und hütet ihn mit eurer Erfahrung.“

Hardestadt schien überhaupt nicht verärgert oder gelangweilt zu sein, im Gegenteil. Der Monarch gewährte seinem höchst willkommenen Gast all die verdiente Ruhe und Zeit die es erfordern mochte eine passende Auswahl zu treffen, die sowohl das Herz als auch den erlesenen Gaumen erfreuen würde. Dass die Toreador dabei bestimmte Bilder rasch und ihm gegenüber recht gestenreich überblätterte, während andere Darstellungen sie wiederum einige Augenblicke länger innehalten und das Für und Wider abwägen ließen, lag in der Natur dieses Prozesses. Auf ihr Kopfnicken hin, verzogen sich seine Lippen zu einem ehrlich amüsierten Lächeln. „Teurer Dünger? Meine Güte, euer Humor ist köstlich verehrte Gräfin. Dünger, das muss ich mir wahrlich merken.“ Verhalten hielt er die Hand an den Mund und unterdrückte damit, wie es seinem hohen Amt geziemte, jegliche allzu offene Darstellung von zu erbaulicher Begeisterung. Als sie ihre Auswahl kundgetan und die Karte vorsichtig neben sich abgelegt hatte, wurde diese mit einer respektvollen Verbeugung des Dieners am Rande ihres Blickfeldes wieder eingesammelt. Besagter Bediensteter war es dann auch, welcher sich mit einer weiteren Verbeugung in Richtung seines Herren und nach dessen zustimmenden Nicken gleich wieder aufmachte der Gräfin den gewünschten Trunk aufzuwarten.

Der Schwarze Monarch behielt sein Lächeln. „Nein ganz im Gegenteil meine Liebe. Ich bin es, der sich geehrt fühlen darf eine so bezaubernde Abgesandte des Brügger Rates in meinem bescheidenen Heim willkommen heißen zu dürfen. Und ich bin der festen Überzeugung, das ihr obgleich ihr selbst betont nicht zum erlauchten Kreis der sehr wählerischen Gourmets unserer Gesellschaft zu gehören, über einen wahrhaft überdurchschnittlichen ausgeprägten, guten Geschmack verfügt. Dies ist einerseits eurer Abstammung zu eigen und andererseits seid ihr die Gräfin von Erzhausen. Jemand der sich auf Farben, Formen und die Ästhetik des Schönen versteht, hat sich keinen Geschmäckern zu beugen. So jemand definiert Geschmack Teuerste.“ Galant und weltgewandt hob er sein Glas in ihre Richtung und es mochte tatsächlich nur eine knappe Minute gedauert haben, da war der Diener auch schon wieder mit einer dicken, bauchigen Weinflasche an den Tisch getreten und schenkte Liliane routiniert in einen Silberpokal ein. Währenddessen, hielt Hardestadt sein Glas noch immer erhoben. Offenbar schien ihn diese Haltung nicht im Geringsten zu ermüden. „Es ist gewiss eines meiner größten Bestreben dieses Land für all meine Landsleute, in seiner ruhigen Beschaulichkeit und Schönheit, nach bestem Wissen und Gewissen zu führen, zu verteidigen und zu erhalten. In dieser Nacht trinke ich aber weder auf Reiche oder Nationen, noch auf Jahrgänge von Vitae oder streitbare Politik. Ich trinke auf euch Gräfin, die mir an so einem seltenen Abend der inneren Einkehr Gesellschaft leistet. Auf euch.“ Ohne das sie protestieren konnte, hob er den Pokal leicht an und nahm einen großzügigen Schluck. Nachdem das funkelnde Stück Metall wieder auf dem Tisch Platz gefunden hatte, tupfte sich der Monarch die Mundwinkel mit einer bereitgestellten, äußerst fein gearbeiteten Seidenserviette ab. „Nun erzählt mir doch werte Gräfin, was verschlägt eine so liebreizende Dame mit den Wurzeln fest in dieser kräftigen Erde verankert, in die weiten und beizeiten wenig abwechslungsreichen Ebenen und Felder des Flandernlandes? Eine Frau eures Formats wäre ein gern gesehenes und respektiertes Mitglied jedes Hofes. Viele würden dabei sogar um eure Gunst streiten. Warum erwähltet ihr gerade diesen Flecken Erde?“

Es gibt Frauen, die sich wohl geschmeichelt fühlen würden, bei dieser Art von großzügigen Geste eines hochrangigen Fürsten. Liliana saß stattdessen im Stuhl und schien weder begeistert, noch entgeistert zu sein, protestierte aber auch nicht, sondern hob stattdessen ihren Silberpokal etwas an um ihn dann zu ihrem Mund zu führen. Sie trank einen Schluck, ohne dass sie die zuvor auf den Pergamentseiten erwähnten Aromen herausschmecken konnte, allerdings hatte sie auch bewusst darauf verzichtet nach ihnen zu suchen. Es war Nahrung, um weiter in der Nacht leben zu können. Erst danach sah sie ihn für eine Weile an und überlegte sich die Antwort.

„Es ist eine sehr komplexe Frage, die ihr mir stellt. Ich denke ihr habt bereits Informationen über mich eingeholt. Dinge erfahren, die in der Vergangenheit liegen und Überlieferungen gehört, die längst vergessen sind. Wenn wir diese Dinge zusammenfassen, dann war es eine Reise. Eine Reise, die verschiedene Individuen zu einem Ort zusammengebracht hat. Zu einer Stadt. Und aus einem kurzen Aufenthalt wurde mehr. Aus losen Treffen wurden Verbindungen. Aus einer Stadt ohne Rat wurde eine Stadt mit Rat. Jeder von uns bringt etwas hinein und wir halten das Gleichgewicht. Und hier liegt wohl auch die Antwort mein Fürst weswegen meine Person sich nicht wohlfühlen würde an einem Hofe. Ich sagte euch in Venedig, dass ich nicht lüge und ihr sagtet erst vor wenigen Minuten, dass ihr euch hier wohlfühlt, da euch keine intriganten Verbündeten umgeben. Darum erhebe nun ich meinen Pokal auf euch mein Fürst, auf das ihr auch in Zukunft die rechten Entscheidungen an eurem Hofe treffen könnt und wisst, wer euer Freund ist und wer es nur vorgibt zu sein.“ Sie erhob nun ihrerseits den silbernen Pokal und führte ihn an ihre Lippen um einen Schluck zu trinken. Sie setzte ihn danach wieder geziert ab und richtete ihren Blick wieder auf Hardestadt.
„Ihr habt mich in Venedig neugierig gemacht, als ihr dieses Treffen als Bedingung genannt habt, meinen Worten Glauben zu schenken. Ihr seid der gefürchtete Fürst, Herrscher über Truppen und Ländereien. Ihr standet kurz vor einem Krieg mit Rustovich. Ich möchte nicht anmaßend erscheinen, aber es erschien mir in Venedig wie ein kleines Wunder, dass ich bei euch Gehör fand. Oder war ich nicht die einzige Stimme, die sich erhob und Zweifel ankündigte ob die Lage sich wirklich so darstellte, wie sie sich bot?“

Der Blaublütige ließ den Blick gedankenverloren über die silbernen Vertiefungen des Trinkpokals schweifen ohne tatsächlich irgendwelche Feinheiten der offenkundigen Handwerkskunst bewundern zu wollen. Sinnierend drehte er den Becher auf dem blutroten Tischtuch hin und her ohne ein gewisses Muster dabei zu verfolgen. „Hm“, meinte er daraufhin schlicht und wenig aussagekräftig. Langsam hob sich sein Kinn und die Lippen deuteten abermals ein sanftes Lächeln an. „Die spannendsten und interessantesten Geschichten sind eben jene, die man nicht in nur einer einzigen Nacht erzählen kann. Gewiss hörte ich sowohl über euch als auch über eure Ratsmitglieder das eine oder andere Gerücht. Doch wenn ich allzu viel auf solches Gerede geben würde, wäre ich jetzt nicht dort wo ich bin. Gerüchte sind wie der träge Schaum auf trübem Wasser; konsistenz- und inhaltslos. Fakten und Tatsachen sind die Werkzeuge der Wahrhaftigkeit und daher lerne ich Verbündete, Feinde und Freunde gerne persönlich kennen, um mir selbst ein Bild zu machen.“

Die Hand umschloss den Pokal, der abermals an die schmalen Lippen gesetzt wurde. Sich räuspernd fuhr der Monarch fort. „Ich kenne diese verschlungenen Wege, die einen schlussendlich an einen seltsamen Punkt brachten, an welchem man sich eigentlich selbst nie sah. Niemals klar ersichtlich, oft merkwürdig oder unsinnig bahnen sich die Fäden des Schicksals ihre Schneisen durch die kaum vorhersehbaren Wirren der Zeit. Und am Ende fragt man sich wo man gelandet ist oder vergisst mitunter sogar, wo man begonnen hat. Eins führt zum anderen. Keinem Herrscher und mag er auch noch so mächtig sein, ist es anders ergangen meine liebe Gräfin. Ich verstehe euch also gut. Euer Schicksal mag gut und gerne Flandern gewesen sein.“ Unruhig tippten dann seine Finger auf der sauberen Tischdecke, als er angestrengt nachzudenken schien. Dabei verzogen sich seine dunklen Augenbrauen leicht. „Mir scheint ihr seid der Überzeugung, ich würde euer Ratssystem geringschätzen. Das tue ich keineswegs Gräfin von Erzhausen. Es ist ein Modell, das sich am Beispiel vieler großer Nationen und Würdenträger quer durch alle Zeiten und Länder oftmals bewährt hat. Offen gestanden ist es sogar ein recht altes System, selbst für unsere Verhältnisse. Ich kritisiere nicht eure Art der Regierung, sondern frage mich lediglich, warum ihr euch dafür entschieden habt. Es hat seine Vorteile gewiss und doch kann es in entscheidenden Momenten lähmend und hinderlich sein. In Deutschland wäre dieses Modell leider undenkbar. Viel zu zerstritten sind die einzelnen Parteien und Fürsten. Bis eine Einigung erzielt wäre und jeder gleichverteilte Macht hätte, würden Wochen, wenn nicht gar Monate verstreichen.“ Hardestadt verbeugte sich leicht, die Augen dabei bescheiden schließend, als die Toreador auf seine Wohl anstieß und ihm eine möglichst lange, sorgenfreie Zeit ohne Intrigen oder speichelleckerische Günstlinge und Ursupatoren wünschte.

„Ah, ihr fragt euch warum ich der große Fürst Hardestadt, Hüter des deutschen Reiches, der ‚schwarze Monarch‘, jemandem wie euch Gehör schenkte und mich auf euren Ratschlag einließ, wo doch der immerwährende Feind zum Greifen nahe schien und der Verrat hinter jeder Tür lauern konnte?“ Er sprach diese Worte besonders überschwänglich betont und überspitzt aus, sodass Umstehende vermutlich verhalten lächeln hätten müssen. Der Fürst schien recht gut gelaunt und angenehm überrascht von ihrer Frage. „Ich tat dies, weil selbst eine Person meiner mutmaßlichen ‚Größe‘, auch nur so weit sehen kann, wie meine Augen und Ohren, mein Herz und mein Verstand reichen verehrte Gräfin von Erzhausen. Jürgen ist ein heißglühender Verfechter unserer Werte und Ziele. Er ist schnell mit dem Schwert zur Hand und genießt die Hörner des Krieges. Ich muss mich selbst rügen ab und an eher dem Zorn und seinem unkontrollierten Tatendrang den Vorzug vor der eigentlich notwendigen Vernunft zu geben. Doch in Venedig, wollte ich euch allein Gehör schenken. Euch und nur euch allein.“ Der Schwarze Monarch faltete die Hände und betrachtete sie lange und eingehend. „Ihr wart in diesem Moment meine Stimme der Vernunft Gräfin, die mich gemahnte vorsichtig und umsichtig zu planen und meine Schritte ein weiteres Mal zu überdenken. Jemand der wie ich über ausgedehnte Ländereien und Domänen herrscht, hat gewiss viele tugendhafte und fähige Berater, doch in euch sah ich jemanden, der jenseits aller lästerlichen Selbstverherrlichung, großem Verlangen nach Macht oder anderer weltlicher, sogenannter Reichtümer handelt und entscheidet. Ihr entscheidet, wie ihr es für klug und in der Situation angemessen befindet– nicht auf Basis der Höhe dessen, was es eurem eigenen Verlangen oder Schatzkammern einbringen könnte. Ihr seid in dieser Hinsicht eine unglaubliche Bereicherung und genießt bereits jetzt mehr meines Vertrauens, als die Hälfte meines ganzen, stets um mein Wohl besorgten, Führungsstabes.“ Er hob das Glas erneut lächelnd an, um ihr zuzuprosten und auf ihr Wohl zu trinken. Dann schnippte er mit den Fingern und ließ den Diener nachschenken.

„Ich glaube das Brügge ein fantastischer Ort ist, der genauso geführt werden sollte, wie ihr dies gemeinsam in eurem Rat tut. Doch frage ich mich, ob man euch nicht nach all diesen Jahren auch gelegentlich, ja vielleicht sogar vollständig entbehren könnte. Mittlerweile habt ihr eine unglaubliche Erfahrung und Souveränität erlangt verehrte Gräfin, die kaum mehr Herausforderungen in dieser Domäne für jemanden eures Standes bietet. Vor allem, wenn man bedenkt welche Individuen sich noch in eurem Rat befinden. Gewiss seid ihr stets bescheiden und zurückhaltend, doch habt ihr euch niemals gefragt ob eure Existenz nicht noch ganz andere Wege und Möglichkeiten für euch offenhält?“

So wie sie seine Aufmerksamkeit hatte und jedes Wort von ihr hörte, sowie ihre Gestiken wahrnahm, so nahm auch sie wahr was er tat und wie er es sagte. Bevor sie ihm antwortete nahm sie einen weiteren Schluck, dieses Mal ohne auf sein Wohl oder ihres anzustoßen und blickte dann auf das Gesamtbild.
„Ich muss euch für eure Worte bescheiden danken und gleichzeitig meinem Erzeuger für die Tage meiner Existenz und seiner Erziehung. Er ist bescheidener als ich es je sein werde und ein frommer Mann.“ Lilliana senkte sachte und langsam den Kopf und schloss dabei lang die Augen, wägte ab und öffnete sie wieder.
„Ich muss euch aber in zwei Punkten korrigieren, wenn ihr mir erlaubt.“ Sie wartete höflich ab, bis er durch eine Geste seine Zustimmung gab und fuhr dann fort. „Zunächst dachte ich, dass Carminus euch keine Gerüchte erzählt, schon gar nicht, da sein eigenes Kind sich in Brügge befindet und in der Vergangenheit ihm regelmäßig berichtet hat. Zum anderen bin ich in keinster Weise zu der Überzeugung gelangt, dass ihr unser Ratssystem geringschätzt. Im Gegenteil. Die Vorzüge eines Prinzen, der schwierige Entscheidungen selber und schneller treffen kann, sind uns bekannt. Doch erlebten wir es mehr als nur einmal, dass wir bei Entscheidungen egal ob sie einstimmig oder aber mit Mehrheitsentscheid ausfiel der gesamte Rat trotzdem dahinter stand und die Konsequenzen als Gruppe getragen hat. Etwas, was ich sehr hoch schätze, auch wenn es Entscheidungen gibt, die mir missfallen.“ Sie lächelte verhalten und wurde dann wieder ernst.

„Dennoch stehe ich zu jedem Mitglied unabhängig seines Clans, wie auch jedes Mitglied zu mir steht. Vielleicht ist dies das Novum, was nach außen gefürchtet wird.“ Lilliana lächelte ihn wieder an. „Aber neben der Gräfin von Erzhausen gibt es noch eine andere Person mein Fürst. Eine andere Person, die einen anderen Garten Eden sucht und gefunden hat, fern ab aller Politik der Kainiten. Diese Person hat schon längst begonnen sich eine neue Existenz aufzubauen, bewusst dort aufzubauen wo sie keiner kennt und bewusst sich dort nicht als Gräfin von Erzhausen zu erkennen zu geben. Niemand soll dort stören und keine Augen sollen sie dort erblicken.“ Sie ließ das gesagt für einen Moment sacken und betrachtete ihn genau und versuchte seine Gefühle zu ergründen. „Wie gefällt euch diese Möglichkeit für euch selber?“ sie erhob wieder das Wort, während ihr Blick höflich auf ihm weiter ruhte.“ Fern ab dorthin zu gehen und euch zu trennen von eurem Titel? Dorthin zu gehen und unter Fremden zu wandeln als Teil von ihnen? Amüsiert es euch, verärgert es euch oder habe ich euer Interesse mit meinem Vorschlag geweckt?“

Die Geste der Zustimmung war für den Fürsten und Gebieter über unzählige Vasallen, Handlanger und Heerführer mit mindestens genauso vielen Widersachern und Feinden, offenbar eine nicht näher erwähnenswerte Selbstverständlichkeit. Wortlos gab er ihr allein mit seiner offenen Körperhaltung zu verstehen, dass er sichtlich darauf brannte jede noch so unbedeutende Kleinigkeit zu vernehmen, die sie ihm zu sagen hatte. Dabei kam es nicht darauf an, ob es sich dabei um einen Vorschlag, eine Kritik oder eine Berichtigung handelte. Diese ruhige Nacht hatte überraschenderweise sehr beschaulich und geradezu erfrischend unförmlich begonnen und auch der Schwarze Monarch selbst, schien vorerst nichts daran ändern zu wollen. Zumindest nicht in diesem Augenblick. Mit jedem ihrer Worte, hoben sich seine Mundwinkel ein wenig weiter und sein Amüsement, schien eher ihrer zur Schau gestellten, scharfsinnigen Schläue als dem eigentlichen Thema geschuldet zu sein. Allein die Erwähnung des Namens des alten Römers und einstigen Sheriffs der Stadt Brügge, entlockte ihm ein bestätigendes Nicken. „Ah, Caminus ja. Natürlich ist mir mein guter Caminus mittlerweile viele Jahre lang ein äußerst verlässlicher und treuer Diener gewesen, auf dessen Rat und Tat stets Verlass war. Selbst noch in den aussichtslosesten Momenten dieser Existenz.“ Für einen Augenblick schwelgte der Fürst in kurzen Erinnerungsfetzen, dann wandte er sich weiterhin lächelnd der Gräfin zu.

„Ein guter Mann, der lange für eure Domäne in vielerlei Hinsicht gefochten hat. Man möchte annehmen, dass er allein schon aufgrund seines eigenen Kindes, welches sein Amt von ihm übernommen hat und mittlerweile auch schon eine nicht allzu geringe Zeit lang in eurer Stadt weilt, geradezu überschwänglich von euch zu berichten weiß. All die kleinen Geheimnisse und Leichen, die wir alle in unseren Kellern und Gemäuern verstecken.“ Hardestadt lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. „Caminus mag euer Sheriff gewesen sein und mir nunmehr abermals die Treue geschworen haben. Einer klugen Frau wie euch kommt natürlich sofort der Gedanken, dass alles was sein Kind in Amt und Würden über eure verschwiegene Politik erfahren könnte, sofort über ihn an mich weitergetragen werden könnte. Ich kann euch versichern, das dem nicht der Fall ist. Meine Wenigkeit ist über gewisse Umstände und die größere politische Landkarte in eurem Brügge selbstverständlich informiert aber ihr könnt mich beim Wort nehmen, dass Jan van Hauten kein Spion des Schwarzen Monarchen ist. Euer Sheriff ist in erster Linie eurer Stadt verpflichtet und wäre das nicht so, hättet ihr es längst bemerkt. Dessen könnt ihr euch sicher sein, denn ich pflege meine Ressourcen zu nutzen. So sind auch weiterführende Informationen über Brügge nicht leichter oder schwerer zu erlangen, als anderswo. Und wiederum betone ich hier mein Bedürfnis, Freunde, Feinde und Verbündete persönlich kennenzulernen. Eine Eigenart, die sich für mich über alle Spione und Geheimbotschaften hinweg immer noch am besten bewährt hat.“ Der Monarch ergriff seinen Trinkpokal und tat einen weiteren, großzügigen Schluck der den Inhalt in einem Zug leerte. Sich erneut die Mundwinkel abtupfend, rückte er mit dem ausladenden Stuhl zurück und erhob sich langsam.

„Verzeiht meine Unhöflichkeit aber ich muss diesen wunderbaren Moment gemeinsam mit euch für einen ausgedehnten Spaziergang nutzen. Selten bekomme ich gepflegte Gärten und Hecken zu Gesicht, und sobald ich diese Stadt verlasse werden es im besten Falle Gräben und Fallgruben sein, die mein Sichtfeld dominieren. Noch dazu habe ich so gut wie nie das Privileg einer solch reizenden Begleitung. Wollen wir, Geschöpfe der Nacht die wir nun einmal sind, es miteinander wagen Fräulein von Erzhausen? Ihr würdet einem alten, müden Kadaver damit einen unvergesslichen Abend bescheren.“ Er machte einige Schritte auf die Toreador zu und bot ihr charmant und formvollendet seinen Arm an.

„Was eurer Ratssystem betrifft so seid unbesorgt. Eure fast schon neutrale Haltung und allenfalls zögerlichen, diplomatischen Kontaktversuche, halten euch aus dem gröbsten Ärger und den meisten Problemen heraus. Ihr seid kein ernst zu nehmender Gegner und strebt dies auch nicht an, doch werden wie ihr selbst wisst, nur zu gern Unbeteiligte mit in diese furchtbaren Machtspiele hineingezogen. Gebt gut auf euch Acht, denn selbst ein Städtebündnis hält nur solange wie die einzelnen Partner ausreichend vom gegenseitigen Schutz und der Unterstützung des jeweils anderen profitieren. Und wenn ich euch eines als guten Rat mit auf den Weg geben kann; eine Lektion die ich selbst sehr hart erlernen musste: Es gibt immer ein besseres Angebot.“ Mit einer ausladenden Geste, deutete er auf die offene Flügeltür, in der sich die seidenen Vorhänge sachte im Wind bewegten. Offenbar musste man den Weg durch einige Räume nehmen, wollte man im Garten unter ihnen ankommen. Nicht jedes Schloss konnte wie ein edler, venezianischer Palazzo mit anschließender Prunktreppe aufwarten. Hardestadt überlegte noch eine Weile und meinte schließlich leise: „Oh, ein wundervoller Gedanke, in der Tat aber ich will offen zu euch sein. Für jemanden wie die Gräfin Erzhausen oder diese andere, mir völlig unbekannte Person, mag dies eine gute Möglichkeit sein, für einige Zeit den Wirren des ewigen Dschihad zu entfliehen und sich ganz und gar auf sich selbst und sein innerstes Selbst zu besinnen. Aber wenn man erst an den Punkt eines Schwarzen Monarchen gekommen ist, wird jeder Schritt in eine andere Richtung der Vorbote der eigenen Vernichtung. Ein Hardestadt muss Hardestadt bleiben, so sehr er es sich auch anders wünschen würde. Dieses Schicksal teilen all die Rustovichs, all die Mitrase und Saliannas dieser Erde. Wenn man einmal dort angelangt ist verehrte Gräfin, bleiben einem keine anderen Optionen obgleich der Gedanke an eure freie, sorgenlose Welt die man ganz für sich allein sein eigen nennen kann, einem immer wieder sehnsüchtig auf dem Herzen liegt. Es ist gut, wenn ihr die Kreuzung an der ihr abzubiegen gedenkt nochselbst wählen könnt und viele beneiden euch insgeheim dafür, lasst euch das gesagt sein. Mir ist dies nicht vergönnt Gräfin.“ Erneut machte er eine einladende Geste in Richtung der reich verzierten Balkontüren.

„Aber vielleicht ist es mir vergönnt heute Nacht sowohl mit der Gräfin, als auch dieser anderen bemerkenswerten Frau zu sprechen.“ Auf seine Lippen zauberte sich ein erwartungsvolles Lächeln.

_________________
"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Noblesse oblige
BeitragVerfasst: So 20. Aug 2017, 07:52 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: So 21. Jun 2009, 20:25
Beiträge: 1397
Lilliana schritt zusammen mit ihm durch die offenen Balkontüren, während sie die ganze Zeit den leichten Luftzug verspürte, der sanft ihre Haare umschmeichelte. Ein Mensch würde befreit ob der Frische tief durchatmen, ihr war dies nicht mehr vergönnt, aber dennoch tat sie es.

„Ich sagte euch schon mehr, als so manch anderer Person. Selbst in Brügge wäre diese Information für manchen eine Neuheit und außerhalb davon seid es nun ihr und mein Erzeuger.“ Sie schloss die Augen und vor ihrem geistigen Auge erschien Georg der Ältere, der sie mit seinem sanftmütigen Lächeln anblickte, was sie zu einem friedlichen Lächeln animierte. Sie öffnete wieder die Augen und blickte ihn für einen kurzen Moment direkt an, ehe sie während ihrer Worte den Blickkontakt brach und ihn nach vorne richtete. „Nun, vor seinem eigenen Erzeuger vermag man seine Geheimnisse am wenigsten zu verbergen.“ Langsam und mit Bedacht schritt sie die einzelnen Stufen hinab zum Garten und würde auch seine angebotene Hand zur Hilfestellung nicht ablehnen, ganz im Gegenteil. „Wie seht ihr das? Kann ein Hardestadt seine Geheimnisse vor seinem Erzeuger verbergen? Oder anders gefragt, können es eure Kinder vor euch?“

Bild

Der Schwarze Monarch führte sie galant an der Hand über die weit geöffneten Balkontüren eine gewundene und kunstvoll gefertigte Steintreppe in den sorgsam gepflegten Garten hinab, wo nach wie vor die mit verschiedenfarbigen Pergament überzogenen Laternen für ein sachte dahinglimmendes Farbenspiel sorgten. Zwischen gepflegten Hecken und Lauben, kleinen Sträuchern und üppig gedeihenden Blumen verschiedenster Sorten, wich er nicht von ihrer Seite und dirigierte die Gräfin ruhig und ohne Hast über die in einem verschlungenen Muster angelegten Pflastersteine. Rings um sie herum war das beständige Zirpen und Summen der Insekten zu vernehmen und hie und da verirrte sich sogar ein Glühwürmen in die nächtliche Szenerie. So friedlich wie der einsame Spaziergang durch den Lustgarten des Monarchen nunmehr anmutete, so friedlich wirkte der oftmals als berechnend-kalt und unbarmherzig geltende Blaublütige zu jener Stunde an ihrer Seite.

Bild Bild Bild

Er lachte knapp und verhalten. „Nun Gräfin, vor meinem eigenen Erzeuger muss ich meine Geheimnisse und Gedanken schon lange nicht mehr verstecken, denn bedauerlicher- oder vielleicht glücklicherweise, ist er bereits seit geraumer Zeit nicht mehr Teil der ewigen Nacht.“ Seine Lippen umspielte ein vergnügtes Lächeln, als er den zweiten, präzisierten Teil ihrer Frage beantwortete. „Die Sache mit dem Wissen ist so eine Sache meine Teure. Viele erhoffen sich dadurch Macht und Möglichkeiten und finden dennoch nur ihre Vernichtung. Die Kunst ist es andere glauben zu machen, man wäre der Dümmste unter ihnen. Denn nur ein sorgenfreier Geist, kann sich unbekümmert entfalten und seine wahren Absichten in seinen Taten zeigen. Daran werden wir schlussendlich alle gemessen werden, gleichwohl auch wir andere daran messen. Ich halte es da im Grunde mit dem sehr klugen Sinnspruch: Halte dir deine Freunde nahe aber deine Feinde noch näher.“ Er deutete zu einer kleinen, von blühenden Rosen ausstaffierten Abzweigung. „Es gibt dort hinten eine kleine Rosenzucht die mein Hofgärtner angelegt hat. Zudem einen wundervollen gefertigten Springbrunnen italienischer Machart und ich denke beides würde euren Geschmack treffen.“ Hardestadt hielt sich gar nicht erst wirklich damit auf die Gräfin um Erlaubnis zu bitten den Weg vorgeben zu dürfen, denn sein höflicher Vorschlag war selbstredend gleichsam als Anordnung zu verstehen. Dazu brauchte sie erst gar nicht lange zwischen den Zeilen zu lesen. Als der Monarch mit ihr zwischen den prachtvollen Blüten hindurch schritt, die wundervoll dufteten und geradezu königlich im schwachen Licht der Laternen schimmerten, räusperte er sich kurz um erneut ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. „Ich war euch gegenüber nicht ganz ehrlich Gräfin von Erzhausen beziehungsweise habe ich euch nicht vollständig über den Grund meiner Einladung an euch unterrichtet. Natürlich ist es mir eine wahre Freude euch endlich näher kennenlernen zu dürfen aber darüber hinaus, habe ich euch in dieser Nacht auch einen Vorschlag zu unterbreiten, wenn ihr ihn gerne hören möchtet.“ Er sah sie lächelnd von der Seite an, während im Hintergrund das Geräusch von plätscherndem Wasser etwas lauter wurde. „Dazu würde ich aber vorerst gerne von euch wissen, wie ihr ganz persönlich und unabhängig von eurer Loyalität eurer Domäne gegenüber und euren Funktionen in euer Stadt, als auch eurer Position als Ratsmitglied des Städtebunds, über Politik und Diplomatie denkt. Ganz offen und frei heraus.“ Hardestadt lächelte aufmunternd und erwartungsvoll.

Bild

„Sehr bedauerlich.“ Zwei Wörter die ihren Mund verließen und definitiv als ernst gemeint zu verstehen waren in Bezug auf seinen Erzeuger. Jemanden direkt den Tod zu wünschen und vernichten zu wollen. Diese dunklen Wünsche waren tief in ihr verborgen und nur die wenigsten Kainiten, die sie betrafen waren überhaupt noch am Unleben und hatten in Lillianas Augen genug Gräueltaten getan um in diesen Kreis aufgenommen zu werden. Flanierend mit dem Herrn an ihrer Seite schmiegten sich ihre Augen beinahe an einzelne Exemplare des Rosenstraußes, deren Knospen in vollster Blüte standen, ehe sie bereits in der morgigen Nacht ihren Zenit überschritten zu haben vermochten.

Bild

„Frei heraus…?“ sie blieb unvermittelt stehen, ihre rechte Hand spielte mit einer offenen Rosenblüte und streichelte sie vorsichtig, um die Blume nicht zu beschädigen. Und hier sind wir nun. Am Kern dieses Abends. Lilliana rief sich die kurz zuvor von Michel getätigten Worte ins Gedächtnis. Hier war sie also, zusammen mit dem Fürsten und hier zeigte er nun auch so langsam was er wirklich wollte. Andere Kainiten würden misstrauischer werden, als sie es ohnehin sind, andere ihr Geschick in genau diesen Talenten unter Beweis stellen und sie...? Lilliana’s Stimme erhob sich nach einem schier endlos langen Moment der Stille in ruhiger und sachlicher Vertonung. „Sowohl Politik als auch Diplomatie ist für mich so vielfältig. Ich nehme aber an, dass dies nicht die Antwort ist.“ Sie seufzte aus. „Politik ist etwas, was einen Charakter braucht, der verschlagen ist, seine Karten gut zu verbergen weiß um für sich, sein Land, seine Reich das Beste hinaus zu schlagen. Politik kann als einzelner betrieben werden, als auch mit mehreren in Gruppen. Generell ist Politik etwas, was nicht jeder Kainit betreiben kann und auch nicht jeder betreiben will. Politisch zu sein, heißt für mich lügen zu müssen, faule Kompromisse einzugehen, Zwangsehen zu arrangieren, …ich befürchte ich verbinde mit der Politik selten etwas Gutes und Venedig war kein positives Gegenbeispiel.“ Sie sah ihm dabei wieder in die Augen, ehe sie sich wieder abwendete und weitersprach. „Auf der anderen Seite ist Diplomatie nicht etwas was man nun als komplett positiv hinstellen sollte. Doch für mich steht die Diplomatie als der Begriff verbunden mit den Menschen die Kriege verhindern wollen, deren Dokumente nicht die Gültigkeit eines Wimpernschlages besitzen und deren Arbeit nicht für sich selbst steht…vielleicht sehe ich die Diplomatie doch etwas zu positiv…“ sie musste unwillkürlich lächeln ob ihrer eigenen Einsicht. „Beides geht Hand in Hand. Diplomatie hat seine Grenzen, ebenso wie die Politik. Mancher Diplomat muss Züge der Politik annehmen und mancher Politiker Züge des Diplomaten. Aber wer will schon aus seinen vorgefertigten Rollen und Muster fallen, aus seinem sich selbst aufgebauten Reich?“

Bild

Die Miene des Monarchen schien mit einem Mal sehr konzentriert und fokussiert als er sie stumm dabei beobachtete, wie sie eine der zarten Rosenblüten berührte und sachte die Textur der prachtvollen aber verletzlichen Blätter befühlte. Sinnbildlich hätte diese Blume auch gut und gerne für eben jenen Moment stehen können, in der ein falsches Wort, ein falsch platzierter Satz oder eine zu waghalsige Anmerkung, den Zauber und den friedvollen Augenblick dieser Zusammenkunft unweigerlich zerstören hätte können. Gleich dem politischen und diplomatischen Parkett war diese Blume filigran und musste mit größtmöglicher Sorgfalt gepflegt werden, wollte man sich länger an ihr erfreuen. Hardestadt gab ihr geduldig die Zeit sich sowohl an der Umgebung, als auch an der Rose selbst satt zu sehen und den süßlichen Duft des nächtlichen Gartens in sich aufzunehmen, ohne sie dabei in ihren Gedanken und Ausführungen zu unterbrechen. Schlussendlich lächelte er sie gleichsam dankbar und merkbar sichtlich erleichtert an, obgleich ihre Überlegungen dennoch von einer gewissen Negativität hinsichtlich des angesprochenen Themas geprägt zu sein schienen. Das Plätschern wurde lauter, als die beiden Kainiten sich einem runden, mit zahlreichen kunstvollen Pflastersteinen verzierten Platz inmitten des Gartens näherten, auf dem ein aus Marmor geschlagener Springbrunnen leise vor sich hinplätscherte. Die nahegelegenen Rosen rankten sich mehrere Spaliere entlang in schwindelerregende Höhen und erstrahlten in einer Kombination aus Mond- und Lampenlicht das es eine wahre Freude war. Unter einer kleinen Laube, befand sich eine helle Gartenbank, die aus festem Holz gefertigt war und den geneigten Besucher zum längeren Verweilen einlud. Dort nahm der Monarch Platz und bedeutete der Gräfin es ihm gleichzutun.

Bild Bild Bild

„Eure Gedanken zum Thema Politik und Diplomatie teile ich vollkommen werte Gräfin und darum war es mir auch so wichtig, eure Ansicht der Dinge zu erfahren. Schonungslos und ohne Umschweife. Vielen Dank für eure Ehrlichkeit und Offenheit.“ Hardestadt räusperte sich einen Augenblick lang und ließ den Blick über das beruhigende Ambiente schweifen. Es hatte beinahe den Anschein als wolle er noch etwas zu der lauschigen Pracht vor seinen Augen sagen, beließ es dann aber bei einem zufriedenen Nicken. „Und weil Politik und Diplomatie so vergiftet sind von Lügen, Zwietracht, Neid, Missgunst und Gier, ist es für den Herrschenden nicht leicht Loyalität und Vertrauen in diesen Nächten zu finden. Da geht es mir nicht anders wie den Drachen im Osten oder den Magistern im Süden liebe Gräfin. Was wir aber tun können, ist uns unsere Verbündeten und Freunde mit höchster Sorgfalt und erlesener Vorsicht zu erwählen, sie lange und gründlich kennenzulernen und auch andere Personen in deren näherem Umfeld zu konsultieren.“ Er lehnte sich leicht nach vorne. „In euch glaube ich eine solche vertrauenswürdige Person gefunden zu haben und daher möchte ich euch offiziell bei Hofe als Botschafterin des flandrischen Städtebundes einsetzen. Meiner Meinung nach gäbe es keine passendere Wahl aber ich kann und möchte euch nicht dazu zwingen Gräfin. Vielleicht wäre dies eine Aufgabe, die eurem Stande und euren Fähigkeiten entsprechen würde, noch dazu wo ihr eine deutsche Landesfrau seid.“ Freundlich blickte ihr der Schwarze Monarch entgegen.

Zum zweiten Mal sprach er ihr an diesem Abend ein Angebot aus, sich neue Perspektiven zu suchen. Schon wieder schmeichelte er ihr und sie konnte nicht wieder das Angebot abschlagen, zumal eine Stimme, ihre Stimme…Ein leises Platschen von etwas hartem, das auf Wasser traf, holte sie wieder aus den Gedanken und sie wusste, dass er wartete. „ Ihr schmeichelt mir mein Fürst. Wirklich. Ihr setzt Vertrauen auf eine Person, die sich nicht in Lügen und Intrigen auskennt und wünscht, dass diese Person als Botschafterin fungiert. Die Kainiten des Landes Flandern würde nicht gerade mit Begeisterung reagieren und ich bin nicht sicher, was mein…“ sie stockte kurz, als sich ihre linken Finger über die rechte Hand streiften. „mein Mann davon hält, wenn seine Frau sich auf das gefährliche Parkett der Politik und Diplomatie begibt, welches ich als Gräfin von Erzhausen ohnehin schon mit Brügge tue und das in eher begrenztem Maße. Aber, ich gestehe euch zu, dass ich euer Angebot nicht sofort ablehne. Es wäre eine Herausforderung und vielleicht vermag eine kleine ruhige Stimme manche Winde zu besänftigen. Doch erlaubt es mir euer Angebot zu überdenken und mit meinem Mann zu besprechen. Ich schätze seine Worte sehr und wir beide müssten die Konsequenzen besprechen uns noch weniger sehen zu können." Nicht zum ersten Mal an diesem Abend wollte Lilliana sehen, wie er ob dieser Neuigkeit, dass sie nicht allein entschied reagierte. Doch zwei Welten wollten in Einklang bleiben und Will hatte zumindest das Recht zu wissen, was hier vorging. [Wahrn.+Emp. gg:6 = 5 Erf.]

Die gleich darauffolgenden Reaktionen des Fürsten ihr gegenüber, waren wie zu erwarten nur schwer zu deuten oder zu erahnen gewesen. Es brauchte ein wahrlich meisterliches Gespür und solide Kenntnis im Umgang mit Menschen und Machthabern gleichermaßen, um eine Größe wie Hardestadt, den Schwarzen Monarchen auch nur annähernd richtig einschätzen zu können und die subtilen Signale in seiner beherrschten und kontrollierten Mimik und Gestik zu lesen. Die Gräfin von Erzhausen war jedoch wie niemand sonst in Flandern und den angrenzenden Gebieten darin geschult, das Offensichtliche vom Wahren und das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. In diesem Moment hätte der Teufel selbst neben ihr sitzen können und allein an der Art wie er sie ansah, hätte sie bereits erste Hinweise auf seine Machenschaften erahnen können. So war auch ihr Gastgeber ein offenes Buch für sie und das sanfte, wenngleich auch minimal abgeschwächte Lächeln, zeigte deutlich, dass er es zwar bedauerte nicht sogleich eine positive Zusage von ihr bekommen zu haben, gleichsam aber wahres und offenes Verständnis für ihre Zurückhaltung empfand, die er zudem noch als besonders zu würdigen und äußerst klug empfand. Die Gräfin hatte mit ihrer höflichen Zurückhaltung und ihren Bedenken also deutlich gemacht, das sie sehr wohl im Stande war die Folgen einer möglichen Zusage in voller Klarheit zu erfassen und auch andere Einflüsse ihre Person betreffend in ihre Entscheidung einfließen zu lassen. Das imponierte und bestätigte Hardestadt offensichtlich, der sich ihr erneut galant und bedächtig nickend zuwandte. „Mitnichten meine Teuerste, ich bin mittlerweile der vollsten Überzeugung, dass es niemanden Besseren für diesen Posten gibt gerade weil ihr euch vortrefflich mit den Lügen und Intrigen dieser Lande auskennt und sie aus tiefstem Herzen verdammt. Gerade weil ihr diese Spitzfindigkeiten und böswilligen Ränkespiele missbilligt und euch und eurem Wort dabei immer treu bleibt, gibt es niemanden dem ich mein Vertrauen in dieser Angelegenheit mehr schenken könnte.“ Er schmunzelte sinnierend. „Zudem glaube ich ganz im Gegenteil zu eurer Annahme, dass es dem Städtebund und vordergründig gerade dem Brügger Rat sehr zugute käme, wenn eine diplomatische Beziehung zwischen unseren Domänen bestehen würde. Bislang habe ich nur von eurem Nosferatu gehört, der öfter geschäftlich in Frankreich unterwegs ist. Das Heilige römische Reich deutscher Nation, musste bislang einen Vertreter aus euren Reihen entbehren und offen gestanden behagt es mir nicht sonderlich, einen der Verborgenen an meinem Hofe zu wissen. Deshalb und aus oben genannten Gründen, fiele meine Wahl nur allzu gern auf euch, so ihr euch denn bereit dazu erklären würdet.“ Hardestadt gab ihr einen Augenblick seine Worte in sich aufzunehmen und fuhr dann knapp fort.

Bild

„Ich verstehe natürlich auch, das andere Verpflichtungen auf euch warten und gerade eure… Ehe sicher einiges an Einbußen wird hinnehmen müssen, solltet ihr dieses bedeutsame Amt bekleiden wollen. Dennoch müsstet ihr ja ebenso wie euer Kollege in Frankreich nicht ständig an meinem Hof verweilen, vielmehr wäret ihr öfter auf Reisen zwischen unseren Domänen, hättet aber gewiss eine dauerhafte Zuflucht und meine wärmste Gastfreundschaft solange ihr als Botschafterin hier weilen würdet.“ Er machte eine ausladende Geste. „Nichts geringeres als dieses Schloss hier, wäre der Sitz eurer Amtstätigkeiten während eurer Geschäfte in Deutschland. Immer und jederzeit. Zudem würde euch mein immerwährender Schutz und mein Wohlwollen zuteil.“ Mit einem sanften Lächeln fügte er besonders betonend hinzu: „Und wenn nichts sonst verehrte Gräfin, würdet ihr nach so langer Zeit endlich einmal wieder in die Heimat zurückkehren. Ich glaube das würde euch womöglich ebenfalls guttun. Wann kann ich mit eurer Antwort rechnen? Versteht mich nicht falsch, ich will euch nicht zur Eile drängen aber ich habe gerne alle internen Angelegenheiten geklärt, bevor ich mich wieder andernorts der nächtlichen Politik zuwende.“

In ihrem Gesicht spiegelte sich im Funkeln ihrer Augen Freude und Anerkennung wieder, ohne dabei aber dies zu stark nach außen dringen zu lassen. Sie verbarg jedoch nicht ihre Zufriedenheit über all das was sie gesehen hatte. „Ich verstehe euch vollkommen. Wie ihr bereits sagtet, ein Hardestadt muss ein Hardestadt bleiben, aber ich habe die Ehre besessen für wenige Stunden eure Aufmerksamkeit zu haben.“ Sie machte eine kurze Pause, ehe sie informativ fortfuhr. „Ich werde direkt von hier aus zu meinem Mann aufbrechen und von dort meinen treuesten und wichtigsten Ghul und baldiges Kind mit meiner Antwort zu euch schicken. Dies dürfte weniger als 4 Tage dauern bis ihr Nachricht erhalten werdet. Während dessen werde ich nach Brügge zurück reisen und dort anzutreffen sein.“ Lilliana machte eine leichte Kopfverbeugung zur Beendigung ihrer Worte. Wiederum wollte sie, dass er Notiz davon nahm. Das warum ließ sie selbst für sich offen, aber Vorsorge zu treffen war nicht schlecht und sie hatte das Gefühl, dass Hardestadt dieses Wissen nicht ausnutzen mochte. Gleichzeitig aber sorgte sie damit für seine Zukunft vor. Er war soweit und dieses Mal sollte alles anders sein. Sie wollte nicht noch ein Kind verlieren. Und ja, diese wichtige Nachricht sollte eines der letzten Sachen sein, die Michel in seiner Position tätigen würde und die Wichtigkeit war so hoch gegeben das es zugleich eine Auszeichnung war.

Bild

Ihr Blick glitt über die Szenerie. Hier saß sie nun, allein mit ihm und fast schon paradiesisch zwischen den Sträuchern und einem gepflegten Brunnen. Ihre linke Hand ging frei mit geöffneter Handfläche nach außen, nicht nach etwas bestimmten greifen oder zeigend. „Euer Angebot dies als Amtssitz zu nehmen, ist mehr als großzügig und spendabel, aber ich bedaure, dass dies nicht als Argument für oder gegen euer Angebot betrachtet wird.“ Ein leichtes verspieltes Lachen entkam ohne pure Absicht ihrem Mund, dann wurde sie wieder ernster. „Die Heimat verehrter Hardestadt, die Heimat war nicht immer ein Ort voller Freude. Aber vielleicht vermag sie es wieder zu werden.“

_________________
"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

 Betreff des Beitrags: Re: Noblesse oblige
BeitragVerfasst: Sa 11. Nov 2017, 15:25 
Offline
Benutzeravatar
 Profil

Registriert: Mo 22. Jun 2009, 22:05
Beiträge: 196
In der Mitte der zweiten Nacht, nachdem sie sich von Hardestadt verabschiedet hatten, trafen zwei Reiter verhüllt in Umhänge auf ihren nachtschwarzen Pferden in England ein. Genauer gesagt in Barfrestone, einer kleinen Siedlung an der Südostküste in der Grafschaft Kent gelegen. Die Hütte samt Pferdestall, den beide über viele Umwege ansteuerten, war klein und etwas abseits der Siedlungen. Offiziell gehören tat er dem Schafszüchter Marley Moore und seiner Frau Charleene Moore, deren Ehe bisher kinderlos geblieben ist. Früher hatte er hier Unterkunft für Reisende angeboten, um sein kleines Einkommen aufzubessern. Susanne und Heinrich wie sich Aurora und Will hier nannten, halfen beiden dabei aus die Schafe des Nachts zusammen mit einem alten Hütehund vor gierigen Räubern zu bewachen und erledigten auch sonst einiges an arbeiten. Das beide nicht jede Nacht da waren, teilweise sogar Tage und wochenlang fern blieben, wobei dies meistens Aurora war, führte dies zwangsläufig zu einer Entscheidung betreffend der beiden Menschen. Nach einer langen Diskussion zwischen beiden Kainiten und ihren Ghulen kam es zu einer einstimmigen Entscheidung den Mann Marley mittels Blut an Will und die Schäferin Charleene an Aurora zu binden.

Bild

Nachdem beide Pferde im Stall versorgt und Will einen innigen Begrüßungskuss erhalten hatte, kam Aurora ohne Umschweife auf das Angebot des Fürsten zu sprechen. Die Zeit, die sie sich erbeten hatte, tickte gnadenlos gegen sie. „Lass uns zur Weide laufen. Drei Tiere stehen kurz vor der Geburt und gerade sie könnten heute Nacht leichte Beute werden. Ich denke unsere Anwesenheit an den Außengrenzen des Zauns wird die Wölfe zum Nachdenken bewegen “ Will Stimme klang nicht begeistert als er dies Aussprach, aber beide wussten, dass er die Düsternis nicht auf das bevorstehende Ereignis der Geburt bezog. Er zog los und Aurora folgte ihm wenig später, nachdem sie sich in einfachste Gewänder gehüllt hatte. Michel verspürte kurz den Drang beiden ebenfalls zu folgen, wurde aber von John reflexartig zurück gehalten.

Die Stunden dieser Nacht vergingen und länger als beabsichtigt blieben beide Kainiten fern der sicheren Schutzhütte vor dem Tag. Die Diskussion, die Geburt der Lämmer, wie auch ein sehr doch überraschender Angriff eines Wolfsrudels, von dem 2 Tiere des Rudels danach ihr Blut und Leben ließen, sie alle führten letztlich zu dem Ergebnis, das die Entscheidung des Für und Dagegen so weitläufig für beide wären, das sie nicht nur diese Entscheidung mit einbinden wollten, sondern alles was ihre Zukunft betraf.

So verging ein weiterer Tag und eine neue Nacht brach hinein. Der Zeitplan war nicht mehr einzuhalten, aber Aurora hatte bereits mit Will auf dem Felde bei den Lämmern beschlossen, das es ihre Zeit war, die sie sich nehmen würden und nachdem sie beide Vertrauten beieinander versammelt hatte, erhob Aurora das Wort.

„Dieser Flecken Erde vermag das Paradies der Einsamkeit zu sein. Hier herrscht keine und hier wird niemals Politik herrschen oder Rangunterschiede oder die Vergangenheit. Der Schäfer und seine Frau mit ihrem weitläufigen und guten Wesen sind uns ebenso ebenbürdig wie die Könige und Kaiser dieser Welt. Hier möge ein jeder sich ausleben, wie es ihm gefällt und nur eines möge er beachten: Das dieser Flecken Erde niemals kundgetan wird. Ihr würdet eure Freunde prüfen und das von Gott gegebene Geschenk aufs Spiel setzen.
Weg von dieser Erde erwartet uns die andere Welt, die uns braucht in unterschiedlicher Weise. Sei es als Stimme, sei es als Schwert, sei es als Arzt. Wir werden Siege wie Niederlagen erleiden, wie es der Herr in seiner Güte uns geben wird, doch jeder unserer Schritte soll zum Wohle aller dienen und helfen sie vor Gefahren zu bewahren. In dieser Nacht haben wir beide eine Entscheidung gefällt, die uns beiden schwer gefallen ist, denn sie birgt Gefahren, sie birgt Neider und sie zerrt mich in eine weitaus gefährlichere Öffentlichkeit, die auch euch ob mit oder ohne euren Willen beeinflussen möchte. Wenn aber dadurch so manches Blutvergießen ein Ende bereitet wird, so mancher Krieg nicht geführt wird, so mag diese Entscheidung gut sein. Und trotz aller Gefahren werden wir verbunden bleiben. Durch unsere Herzen, durch unser Blut und durch unsere Freundschaft und ein jeder der einem von uns böses will, wird den anderen spüren und zu Gesicht bekommen.“

(Vorteil Wahre Liebe wird dazu gekauft, ebenso besteht ab jetzt Blutsband Stufe 3 zu Will Adale und umgedreht)

Waren Michel und John zu Beginn noch etwas skeptisch und verwundert ob dieser seltsam klingenden Rede, so grub sich mit jedem Wort das sie hörten das zuvor gesagte tiefer in ihr Gedächtnis hinein. Aurora endete und ließ die Stille sich über den Ort legen, während sie einen Schritt auf beide zutrat und schließlich wieder das Wort erhob.

„Ein jeder Kainit, der in den heutigen Nächten wandelt, dessen Weg begann als Mensch. Seine Erfahrungen, die er als Mensch machte, prägen ihn auch noch in den jetzigen Nächten und keiner, ich wiederhole, keiner hat den Wunsch als Kind oder als Mensch gehabt sein Leben bei Nacht statt bei Tag zu entdecken. Stattdessen kreuzten die Wege eines jeden von uns die eines Kainiten. Und Gott sah, dass es gut war und ebnete uns den Weg in die Nacht.
Michel möchte aus freien Stücken den Schritt weiter wagen und es wurde ihm gewährt. Ebenso John, wird keiner von uns beiden etwas für oder dagegen sagen, solltest du dich irgendwann oder auch jetzt schon dazu entschieden haben deine Schritte weiter in die Nacht zu lenken oder auf deiner Stellung zufrieden zu sein. Am wenigsten ich. Dies ist eine Entscheidung, die nur du mit dir selbst ausmachen kannst. Und kein Blut möge dich dabei beeinflussen, sondern vielmehr das Band zu deinem Freund Will.“
Ihre Blicke glitten von John hin zurück zu Will und unterstrichen dabei das bereits gesagte. Aurora schritt wieder zurück und küsste den letztgenannten, dessen Liebe sie durch das Echo des Bandes tief in ihr drin verspürte.

Bild

„Wir werden noch heute Nacht aufbrechen, um eine baldige Überfahrt nach Brügge zu gewährleisten. Ferner wird uns Michel in Calais verlassen. Hardestadt erwartet noch immer sein Schriftstück mit der Antwort. Er weiß, dass du es ihm bringen wirst und er weiß um deine jetzige als auch deine baldige Stellung.“


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  

Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 5 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde



Wer ist online?

0 Mitglieder


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Chat, Erde, NES, Essen, USA

Impressum | Datenschutz