Vampire: Die Maskerade

Odric schnaubte nur amüsiert, als Louisa begann, seinem Ego streicheln zu wollen. Ein leichter Hauch von Spott und Belustigung begleiteten seine nächsten Worte, die er ihr aufgrund der gemeinsamen Nähe nur zuflüsterte. „Seid froh, dass ich nicht dort war und ihr euch auf mich verlassen musstet. Dummheit und Mut gehen oft Hand in Hand und auf beides folgen öfter Tod und Verderben, als den meisten Menschen je klar ist.“ Er trank einen tiefen Schluck aus seinem Bierkrug und schien den Geschmack außerordentlich zu genießen. Dann schenkte er Louisa wieder seine volle Aufmerksamkeit. „Nein das Leben ist zu schön und süß um es durch pure Idiotie zu verlieren.“

Das kleine Spiel, welches sich zwischen Louisa und Odric langsam entfaltete, schien, letzteren langsam aus der Reserve zu locken. Er lächelte die Brujah herausfordernd an. „Was jedoch das Rauben von jungen und schönen Frauen angeht, kann ich euch beruhigen. Ich habe normalerweise nicht das Bedürfnis mir Gesellschaft durch Gewalt oder Trickserei zu verschaffen. Die meisten verbringen ihre Zeit doch eher freiwillig und ohne Zwang mir und..." Der blonde Hühne machte eine Pause und schien sicher gehen zu wollen, dass Louisas ganze Aufmerksamkeit hatte."...insbesondere bei jemandem wie Euch gebe ich mir natürlich allergrößte Mühe. Schließlich wäre es ein Skandal euch zu...enttäuschen.“ Dann, ohne Scham oder Vorwarnung ließ er seine eine seiner sehnig-starken Hände über ihren Oberschenkel wandern. Louisa konnte die Hitze seiner Haut durch ihre Röcke spüren und so überraschend und dreist er sich auf Erkundungstour begeben hatte, so schnell zog sich der blonde Mann auch wieder zurück, lehnte sich an seinem Stuhl an und schien gespannt auf Louisas Reaktion zu warten.

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -

Dummheit und Mut als Schwestern... die unleugbare Parallel ließ die Brujah an die Ausbrüche ihres Temperaments denken, die mit dem Fluch des Bluterbes nur umso heftiger, zerstörerischer und blindwütiger geworden waren. Für einen Moment vergaß sie ihre Maske, sah den großen Mann neben sich mit weit geöffneten Augen an und murmelte: "Ja, das wird den meisten Menschen nur einmal klar – wenn es ihnen zum Verhängnis wird..." Rasch jedoch fing sie sich wieder, und als er von seinem Bier gekostet hatte, lächelte sie ihn bereits wieder keck an. Denn auch sein zweiter Ausspruch trug für Louisa mehr Wahrheit in sich, als er selbst ahnen mochte: Nie hatte sie vor dem eisigen Kuss ihres Erzeugers solches Verlangen, aber auch solche Lust und Erfüllung gekannt wie danach! Ihre Existenz hatte viele Schattenseiten, doch allein was sie durchdrang, wenn sie vom Blut der Lebenden kostete, war all die bitteren Momente wert, wie sie fand.

Sie lachte, ein helles, perlendes Lachen, und warf dabei den Kopf leicht zurück, um Odric kokett von unten herauf anzublicken. "Oh, ich bin sicher, kaum ein Mädchen oder eine Frau würde um Hilfe rufen, wolltet Ihr sie denn rauben" kicherte sie. Nein, dieser Mann hatte fürwahr etwas an sich, das sie selbst mehr als geneigt machte, diesen Auftrag sehr, sehr gründlich zu erfüllen... Sie zuckte nur kurz zusammen, als er unter dem Tisch ihre Beine streichelte, lächelte dann aber wieder und rutschte recht behaglich auf ihrem Hinterteil hin und her, bis sie ein wenig näher an ihn herangerückt war. "Ich möchte wetten, dass Ihr Euch bei so mancher Frauensperson Mühe gebt" mutmaßte sie mit einem frechen Funkeln in den Augen. Dennoch war klar erkennbar, dass sein indirektes Kompliment sie nicht unbewegt ließ. "Man sagte mir, dass Ihr für die Tugend einer Frau eine große Gefahr seid", sagte sie mit gesenkter Stimme, "und ich sehe, dass das nicht übertrieben war. Ihr habt etwas an Euch, etwas Gefährliches und Geheimnisvolles, das mich lockt..."

Womit ihre schmale Hand verstohlen unter dem Tisch zu ihm hinüber wanderte und ihrerseits über sein Knie strich, wenn auch sehr viel verschämter als sein Griff nach ihren Röcken. Immerhin war sie ihrer Rolle noch einiges an sittsamem Zögern schuldig, auch wenn es ihr schwer fiel. Die Lebenswärme des ohnehin schon attraktiven Mannes zog sie nämlich unwiderstehlich an. Louisa wandte sich ihm im Sitzen zu, so dass er ihre Körperformen wahrnehmen konnte, soweit ihre Kleidung es zuließ. "Sagt, Herr Odric... habt Ihr nicht einen Ort, an dem wir uns ungestört unterhalten könnten..? Ich bin sicher, Ihr habt so manche faszinierende Geschichte zu erzählen" flüsterte sie mit einem verheißungsvollen Augenaufschlag.

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Die folgenden Worte von Odric waren nicht mehr als ein Flüstern, welches von einer frechen Mimik begleitet wurde. „Wenn es das ist, was ihr wollt, dann wäre es doch höchst schändlich euch diesen kleinen Wunsch auszuschlagen.“ Der blonde Hüne sprach geschäftig und ohne Pause weiter und Louisa war klar, dass er die folgenden Anweisungen nicht zum ersten Mal gab. „Ich werde jetzt den Tisch verlassen und in ein paar Minuten werdet ihr dasselbe tun. Lasst euch einfach irgendeine Ausrede einfallen und verlasst den Drachenkopf in Richtung Hintertür. Bevor ihr wieder auf die Straße tretet, findet ihr eine Treppe die ins Obergeschoss. Dort werdet ihr eine Kammer mit angelehnter Tür vorfinden, wo ihr mich finden könnt.“ Odric zog sich zurück und mit ihm verließen sowohl sein markanter Geruch, als auch seine Wärme die direkte Nähe der Brujah. Ein letztes, herausforderndes Grinsen begleitete seinen Abschied und ohne ein weiteres Wort verließ der Patron des Drachenkopfes ihren Tisch, um durch eine der vielen Türen zu verschwinden. Mit dem Verschwinden des Platzhirsches schienen sich auch die anderen Männer wieder Hoffnung zu machen und rückten Louisa erneut in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit. Einer wollte ihr ein weiteres Getränk kaufen und ein zweiter bot ihr eine warme Mahlzeit aus der Küche an.

(Manipulation + Subterfuge [6] für eine gelungen Ausrede)

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Sie hätte das freche Grinsen des Mannes am liebsten mit einem ebensolchen beantwortet, besann sich aber wieder auf ihre Rolle und beließ es bei einem Lächeln, das ihn ermutigen sollte, ohne so viel Selbstbewusstsein zu zeigen, dass es ihn hätte misstrauisch stimmen können. Dann sah sie ihm nach und blieb ganz wie verlangt erst einmal allein sitzen. Louisa war nicht entgangen, dass Odric ganz seinem Ruf gemäß wohl schon viele Frauenspersonen bei sich empfangen hatte. Nun, wenn er der Meinung war, sie würde eine weitere in der langen Reihe sein, mit der er eine Weile lang seinen Spaß haben und sie danach wieder vergessen könnte, war ihr das nur recht. Gerade von Männern, die von sich selbst überzeugt waren, erlangte sie stets am leichtesten, was sie wollte. Abgesehen davon, dass eine Liebschaft mit diesem Sterblichen ihr ohnehin zusagen würde!

Im Moment allerdings hatte sie sich zunächst einmal der Avancen all der anderen Männer zu erwehren – einer der Augenblicke, in denen ihr ein unauffälligeres Äußeres lieber gewesen wäre. Doch die erotische Ausstrahlung, die ihr das Jagen so sehr erleichterte, ließ sich nicht nach Wunsch abstellen, sehr zu ihrem Leidwesen... Aus ebendiesem Grund hatte sie allerdings gelernt, sich unerwünschter Galane auf elegante Weise zu entledigen: Die junge Brujah entschuldigte sich mit einem bezaubernden Lächeln bei den Männern, indem sie Verlegenheit und das Bestreben vorschützte, keinen der Verehrer zu beleidigen oder gegenüber einem anderen zurücksetzen zu wollen. Es kam ihr ohne Zögern oder verdächtige Regungen über die Lippen ((5 Erfolge)), wie sehr sie wünschte, die nähere Bekanntschaft all der netten Herren zu machen, doch leider, leider schreckliche Angst habe, dass sie sich am Ende untereinander streiten mochten, nur wegen ihr. Das sei doch unbedingt zu vermeiden, wünsche sie doch keinem von ihnen ein Übel, weder für den Ruf noch anderer Art...

Das alles brachte sie in einer so unschuldig, aber ungeschickt wirkenden Weise vor, dass es gar nicht ausbleiben konnte, genau das zu provozieren, was sie vorgab vermeiden zu wollen. Und während die Männer, wohl auch um ihr zu imponieren, sich lautstark zu streiten begannen, schlüpfte die Kainitin in einem unbeobachteten Moment leise aus dem Gastraum, höchstens vielleicht bemerkt von einer verständnisvoll zwinkernden Schankmagd. Sodann begab sie sich eilends zu der Kammer, die Odric ihr beschrieben hatte. Dort angelangt, schob sie ihren schlanken Körper durch die Öffnung der angelehnten Tür und sah sich um, die Lippen zu einem Lächeln verzogen. Ihre Verehrer jedenfalls glaubte sie derart ausgetrickst zu haben, dass sie ihr noch nicht einmal ob der Flucht sonderlich gram sein würden.

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Louisa hatte sich im Grunde mit einer perfekten Ausrede aus ihrer aktuellen Situation befreit, lange bevor die unerwünschte Aufmerksamkeit schwierig oder gefährlich für sie hätte werden können. Mit ihrem Ziel vor Augen bewegte sie sich unauffällig zu dem ihr genannten Zimmer im ersten Stock, ohne dass weitere Überraschungen auf sie warteten. Die besagte Tür war leicht angelehnt und das Licht einer angezündeten Kerze ergoss sich in einem flackernden Spalt in den dunklen Flur. Die tiefe Stimme von Odric forderte sie auf den nächsten Schritt zu tun. „Kommt ruhig herein Mareike. Habt keine Scheu.“ Der blonde Mann wartete bereits auf sie. In der Kammer gab es ein großes Bett, ausgelegt mit weichen Fellen und Kissen sowie einen Tisch mit zwei Stühlen. Zwei Tonbecher sowie ein Krug standen ebenso bereit wie ein Platte mit Käse, Nüssen und Äpfeln. Odric lächelte Louisa mit anzüglicher Mimik an und erhob sich um einen Schritt auf sie zuzugehen. Er trug kein Hemd mehr und die Brujah konnte so bereits einen Blick auf seinen muskulösen Körper erhaschen. Ihr Gegenüber trat noch ein wenig näher auf sie zu. „Ich bin sehr gerne bereit mich heute Nacht all euren Bedürfnissen zu widmen, aber vorher sollten wir die Bezahlung klären.“ Odrics Tonfall war plötzlich sehr viel geschäftiger geworden und er nannte ihr eine hohe Summe Silber, die etwa der Hälfte dessen entsprach, was Charlotte Erembald ihr als Weggeld gegeben hatte. Der Tonfall des blonden Patrons wurde kurz danach plötzlich wieder erheblich spielerischer. „Ich kann euch versichern, dass ihr es nicht bedauern werdet. Niemand hat es je bereut sich mit mir zu treffen, dass kann ich euch versprechen.“

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Mit einem anerkennenden Lächeln und einem wohligen Schauer der Vorfreude besah sich die Brujah den Sterblichen mit seiner ansprechenden Figur. Wie vital, wie süß musste das Blut sein, das durch die Adern eines solchen Körpers floss..? Sie folgte natürlich der Aufforderung Odrics und trat langsam näher. Und je mehr die Entfernung zwischen ihnen abnahm, desto stärker wurde die Empfindung, die warme Lebenskraft direkt auf ihrer Haut zu spüren, die vom Leib des Mannes ausstrahlte. Sie bewegte sich mit leicht wiegenden Hüften auf ihn zu, unbewusst und ganz automatisch. Als sie sich Auge in Auge gegenüberstanden, schmunzelte sie äußerst angenehm berührt. Die Geldsumme, die er nannte, war zwar eine bedeutende, doch berührte sie Louisa kaum. Zum einen war sie nicht sonderlich an Geld selbst interessiert – ihre Wünsche galten viel eher den Gütern und dem Luxus, den man damit erwerben und genießen konnte. Zu diesem Luxus zählte aber für sie durchaus auch ein Mann wie Odric. Zum anderen war sie sich nur zu gut der Tatsache bewusst, dass sie nach einer Nacht mit ihm der Erfüllung ihres Auftrags bereits einen großen Schritt näher wäre. Und die Dankbarkeit Charlottes, oder doch zumindest die Aussicht, dieser positiv im Gedächtnis zu bleiben, würde die Münzen sicherlich bei weitem aufwiegen.

Bessere Verbindungen in dieser Domäne würden es ihr wiederum künftig erlauben, leichter an neue Geldmittel zu gelangen. Daher nickte sie nach kurzem Zögern, fischte den Beutel aus ihrem Ausschnitt und nestelte an dem Band, das ihn verschloss. Sie kannte dieses Spiel sehr gut, wenn auch von der anderen Seite. Und es war kein schlechtes Gefühl, ausnahmsweise nicht ihren Körper anzubieten, sondern sich selbst kaufen zu können, was ihr Freude machte. Relativ rasch zählte sie das Geld ab und gab es ihm. "Ich gehe davon aus", gurrte sie mit einer vor Begierde dunklen, vibrierenden Stimme, während sie den schlaffer gewordenen Beutel achtlos wieder an ihrem Busen versenkte, "dass ich diese Nacht nicht so bald vergessen werde..." Und vor allem ging sie davon aus, dass er sie noch viel weniger vergessen würde. Ja, wenn es nach ihren Plänen ginge, würde er beim nächsten Mal mehr als bereit sein, sie erneut zu beglücken – auch ohne eine Bezahlung. Ihr Lächeln vertiefte sich, als sie an ihn herantrat, bis ihre Röcke seine Beine umspielten und die ansehnliche Schwellung unter ihrer Bluse sich sanft gegen ihn drückte. So legte sie den Kopf in den Nacken und sah zu ihm hinauf. "Gewiss gibt es so einiges, das Ihr mir... beibringen könnt" reizte sie ihn mit einem verschmitzten Lächeln und legte ihre Hände leicht auf seine Hüften.

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Odric nahm Louisa die Silbermünzen ab, ohne diese nachzuzählen und verstaute das Geld in einer kleinen Tasche an seinem Gürtel. Dann nahm er sich ganz der blonden Brujah an und begann sie mit überraschender Geduld und Zärtlichkeit zu verführen. Der Hüne wusste definitiv, was er tat und Louisas Versuche ihn mit ihren eigenen Fähigkeiten zu beeindrucken schienen den blonden Mann nur wenig aus der Reserve zu locken oder gar zu überraschen. Die Zeit verging schnell, war angenehm und voll mit den süßesten Berührungen und Worten. Odric tat, wofür er bezahlt wurde und das ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal. Dennoch merkte Louisa unter all seiner Hingabe und Aufmerksamkeit schließlich die beinahe mechanische Falschheit die dahintersteckte. Für die wievielte, deprimierte Ehefrau eines reichen Händlers oder Handwerkers mochte er sie wohl halten? Gefangen in einem lieblosen Bund und doch frei genug, sich nach mehr zu sehnen als einem trostlosen Schicksal?

Irgendwann in einem ruhigen Moment lehnte sich der Patron des Drachenkopfes in die Felle und Kissen zurück, während er Louisa betrachtete. „Mareike ist nicht euer richtiger Name, oder? Nennt es Intuition oder Erfahrung, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass dies wahrlich euer Name ist.“ Seine tiefblauen Augen wanderten über den nackten Körper seiner Gegenüber. „Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass eine Frau, die mich besucht ihre Identität schützen möchte und dennoch finde ich es irgendwie unsinnig.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wir teilen so viel Intimität und doch bin ich nicht in der Lage euch mit eurem echten Namen anzureden. Eine wahre Schande, wenn ihr mich fragt. Hier seid ihr frei. Niemand will euch besitzen oder euch Vorschriften machen und doch versagt ihr euch diesen Moment, als die zu erleben, die ihr wirklich seid.“ Odric drehte sich und lehnte sich über sie um ganz nah an ihrem Ohr zu flüstern. „Wollt ihr nicht bei eurem echten Namen genannt werden?“

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Dass Odric nicht mit dem Herzen bei der Sache war, überraschte Louisa weder, noch konnte es ihr den Spaß verderben. Schließlich war sie älter, als sie aussah, wenn auch nicht viel. Und sie besaß weitaus mehr Erfahrung mit der käuflichen Liebe, als man ihr zugetraut hätte, wenn man sie nur in ihrer biederen Kleidung gesehen hatte. Sie wusste, wie sie auf seine Liebkosungen reagieren würde, und sie musste auch gar nicht lange warten, bis ihr kaltes Blut in Wallung geriet und sie vergessen ließ, dass ihr Körper bei aller Schönheit und scheinbaren Jugend ein eisiges, totes Gefängnis war – einzig und allein lebendig sich anfühlte, während sie in den Armen eines Mannes lag oder sein Blut kostete. Und in der Tat war die letztere auch diejenige dieser beiden Freuden, welche weitaus intensiver noch war als die erstere. Dementsprechend entwickelte die Brujah eine Wildheit und Leidenschaft beim Liebesspiel, welche selbst einen Mann wie Odric in Erstaunen versetzen mochte. Insbesondere berührten ihre ewig hungrigen Lippen küssend immer wieder seinen Hals, die Kehle, die kräftig pulsierenden Adern, während sie stöhnend vor Lust vermeinte, den köstlichen Geruch des Lebenssaftes bereits wahrzunehmen, der darin floss. Ohne sich dessen bewusst zu werden, hatte sie ihre Sinne geschärft, bis die Berührungen auf ihrer Haut, der Geruch des Sterblichen, bis alles beinahe schmerzhaft intensiv für sie wurde. Wenig fehlte, sie mit ihren spitzen Zähnen den Puls dieses süßen, warmen Lebensstroms kosten zu lassen...

...doch noch beherrschte sie sich, indem sie umso entschlossener und wilder die Vereinigung mit Odric suchte. Wahrscheinlich fiel es ihm nach dem wilden Sinnestaumel kaum auf, dass ihre Haut im Gegensatz zu seiner nicht den feinsten Tropfen Schweiß aufwies... obgleich sie sich wie eine hungrige Wölfin verhalten hatte und nun, nachher, wie eine zufriedene Katze neben ihm auf den Laken zusammengerollt lag, ihre Hand spielerisch über seine muskulöse Brust gleiten lassend. Ihrer Nacktheit schien sie sich nicht im mindesten zu schämen, einzig umgeben von dem Strahlenkranz ihres völlig aufgelösten Haars. Als er sie ansprach, schlug sie die Augen auf, atmete mit einem angetan, aber doch noch nicht ganz gesättigt wirkenden Seufzen durch und lächelte dann. "Ihr habt recht" gab sie zu. "Aber was ist schon der Name, der mir bei der Taufe gegeben wurde? Ist er der rechte?" Ihren mangelnden Respekt vor kirchlichen Gebräuchen glaubte sie hier nicht verbergen zu müssen, und so gestattete sie sich, frei heraus zu reden. Die ewigen Intrigen, die Vorsicht, das Misstrauen und ständige Vermuten von Hinterhalten unter den Kainiten langweilten und ermüdeten sie! "Was meint Ihr, Odric? Welcher Name würde am besten zu mir passen?" Ganz plötzlich begann sie der Gedanke zu amüsieren: Sie rollte sich zu ihm herum, griff nach einer seiner Hände, um sie sanft zu sich zu ziehen und auf ihre Hüfte zu liegen, und neckte ihn: "Ja, tauft mich, Herr Odric – Ihr kennt mich doch nun recht gut, sollte man meinen, oder?"

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Odric unterbrach ihre Berührung mit dem gleichen, kraftvollen Geschick, dass er auch sonst benutzte um seinen Körper zu bewegen. Der große Mann schüttelte nur kurz den Kopf, während er nach seinem Hemd auf dem nahen Boden griff und langsam begann sich anzukleiden. „Ich bin weder eurer Vater, noch euer Pate. Wenn euch Mareike recht ist, dann soll mir dieser Name genügen.“ Selbst ohne Louisas eigene, professionelle Erfahrung, hätte sie die Zeichen deuten können. Ihre erkaufte Zeit der Zweisamkeit war vorbei. Odric fischte nach seiner Hose und drehte sich noch einmal zu der blonden Brujah um. Er schenkte ihr ein beinahe umwerfend schönes Lächeln. „Ihr könnt den Drachenkopf über den Hinterausgang verlassen. Dort werdet ihr ganz sicher nicht gesehen. Abgesehen davon könnte ich es nicht verantworten euch noch länger hierzubehalten. Eine so schöne und leidenschaftliche junge Frau wie euch wird man sonst bestimmt viel zu schnell vermissen.“ Odrics Worte waren süß wie goldener Honig und wirkten galant und aufrecht, dennoch war Louisa klar, dass sie nicht mehr waren als schönes Zierwerk – ein Teil des Geschäftes eben.

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Die Brujah verzog schmollend den Mund, und in ihren Augen blitzte Unwille auf. Sie war es nicht gewohnt, dass ihre Reize zwar wahrgenommen und gewürdigt wurden, aber doch so wenig Wirkung auf ein Mannsbild zeigten. Und das noch dazu von einem Mann, der ihr gefiel! Ohne es zu bemerken, begann sie eine Begierde danach zu entwickeln, diesen Sterblichen mit seinem schönen Körper, dem umwerfenden Lächeln und der fürwahr bemerkenswerten Erfahrung in Liebesdingen aufsuchen zu können, wann immer sie den Wunsch dazu verspürte. Besitzgier vernebelte ihre Sinne allmählich. Und so rollte sie sich herum, bis sie auf dem Bauch lag, sah zu ihm hoch und schmollte: "Und wenn ich will, dass man mich vermisst – andernorts?" Aus ihren Zügen sprach recht eindeutig, dass sie bei allem Wissen um die professionelle Natur ihres Liebhabers von einer Leidenschaft beherrscht wurde, die auf einen weniger selbstbewussten Mann als Odric vielleicht sogar einschüchternd gewirkt hätte. "Einen Schluck Wein wenigstens noch" lächelte sie, goss im Liegen recht umständlich einen Becher ein** und reichte ihm diesen, nackt wie sie war und völlig unbefangen. "Auf meine Schönheit und Leidenschaft..?" Ihr Grinsen war keck und herausfordernd, als sie ihm den Becher darbot.

** Und hierbei würde sie sich, wenn sie es denn unbemerkt schafft, mit ihren langen Fingernägeln eine Wunde am Handgelenk zufügen, um einige Tropfen ihres Bluts in den Wein fallen zu lassen, die Wunde danach mit ihrer Zunge wieder schließend. Das Ganze im Schutz ihres halb aufgerichteten Oberkörpers, also ihm den Rücken zudrehend.

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