Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: So 7. Jul 2019, 20:13 
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Louisas Plan funktionierte, ohne das sie auch nur einen Hauch des Zweifels in den Zügen ihres Gegenübers wahrnehmen konnte. Der ältere Mann hing an ihren Lippen und nickte in regelmäßigen Abständen, redete der Brujah gut zu und schien ehrlich um ihr Wohlergehen besorgt zu sein. Erst als das Wort auf Odric zu sprechen kam, kroch so etwas wie Missbilligung in die Züge von Louisas Gesprächspartner. „Haltet euch nur fern von diesem Halunken junge Frau. Gott habe seine Seele gnädig, aber Walter würde sich im Grabe umdrehen, könnte er sehen, was sein Sohn aus diesem Ort gemacht hat.“ Er seufzte und schüttelte den Kopf. Irgendetwas schien ihn aber zum Nachdenken gebracht zu haben. „Vielleicht bin ich aber auch nur ein alter Narr, der zu viel in der Vergangenheit lebt.“ Mit einer leichten Bewegung seines Kopfes deute der Ältere zu einem Tische in der Nähe. Vier Männer saßen dort und spielten unter Zuhilfenahme lauter Rufe und dem ein oder anderen Krug Bier vertieft Karten. „Der blonde ist Odric, aber wie gesagt, haltet euch lieber von ihm fern Frau Marijke. Er ist kein guter Umgang.“ Der Patron des Drachenkopfes schien gerade gewonnen zu haben und warf mit einem triumphierenden Lachen seine Kartenhand auf den Tisch, während er einem grummelig dreinblickenden Tischnachbarn freundlich die Hand auf die Schulter legte. „Nächstes Mal hast du sicher mehr Glück.“ Louisa konnte Odric nun zum ersten Mal in Augenschein nehmen. Er war ein gut aussehender, muskulöser Mann, der wahrscheinlich jeden Gast in der Taverne um eine Haupteslänge überragte. Odric wirkte selbstbewusst und wahrscheinlich wusste er seine physische Erscheinung gut für seine Zwecke einzusetzen, ein Talent was Louisa selbst nicht fremd war.

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Verfasst: So 7. Jul 2019, 20:13 


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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Sa 13. Jul 2019, 13:46 
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"Aber nein", versicherte die Brujah im Brustton der Überzeugung, "Ihr seid ein erfahrener Mann, das merkt man Euch an." Sie folgte der Geste des alten Mannes mit den Augen und nahm den Tisch in Augenschein, an dem Odric saß. Hätte der Alte gewusst, auf wie taube Ohren seine Warnung stieß, er hätte wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Das Aussehen Odrics zog Louisa sofort an. Er schien vor Kraft schier zu sprühen! Und was konnte einer Kainitin lieber sein als die geballte, berauschende Lebenskraft eines Sterblichen von solch herkulischen Körpermaßen? Sie leckte sich unbewusst über die Lippen, was dem unbedarften Beobachter womöglich als Nervosität erscheinen mochte. Tatsächlich war es eine Gier, die in ihr aufwallte und sie ahnen ließ, dass dieser Auftrag nicht ganz so leicht werden würde, wie sie es sich ausgemalt hatte. Weniger Odrics möglicher Schläue oder Starrköpfigkeit wegen, die sie mit weiblichem Charme beide letztlich auszumanövrieren hoffte. Nein, eher ihre Selbstbeherrschung war es, die ihr Sorge machte. Um sie wäre es nämlich sehr rasch geschehen, wenn sie sich von dem anziehenden, appetitlichen Äußeren dieses Mannes allzu sehr gefangen nehmen ließe. Niemandem aber wäre gedient, wenn sie sich in einem Rausch zu große Mengen seines gewiss schweren, süßen Lebenssaftes einverleibte...

Sie musste nicht heucheln, von ihm beeindruckt zu sein, als sie zu ihrem Tischherrn sagte: "Gefährlich sieht er weiß Gott aus. So einen großen Mann habe ich noch selten gesehen!" Und wie es wohl auch einer Sterblichen in ihrer Situation gegangen wäre, konnte sie ihren Blick nicht von Odric wenden, während sie mit dem alten Mann sprach. Eine ihrer Hände ging zu ihrer Kehle, legte sich leicht darauf, wanderte nach unten und lüftete das Brusttuch an. Wäre sie nicht bereit tot gewesen, ihr wäre wohl wirklich ein wenig wärmer geworden. Wie eine Motte von einer flackernden, tödlichen Kerzenflamme fühlte auch sie sich unwiderstehlich angezogen von diesem Hünen, der Gefahr, aber auch Abenteuer und Sinnlichkeit verhieß. Das dunkle Etwas in ihr räkelte sich wie die babylonische Hure und erzitterte vor Wollust und Gier. "Er wird wohl allen Mädchen und Frauen gefährlich, wie?" fragte sie ihr Gegenüber, dem sie nur einen kurzen, entschuldigen Blick gönnte, ehe sie wieder zu Odric hinüber starrte und unruhig auf ihrem Hinterteil hin und her rutschte. Es war augenscheinlich, dass sie im Moment nicht in der Lage war, klar zu denken. Nur über die Gründe hierfür und über die möglichen Konsequenzen würde nicht zum rechten Schluss kommen, wer nicht wusste, dass die Brujah nicht die harmlose Bürgersfrau war, für die sie sich ausgab.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Mi 17. Jul 2019, 13:16 
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Irgendetwas schien der alte Mann in Louisa gesehen zu haben, was ihn bezüglich seiner Warnung resignieren ließ. Waren es ihre Blicke, die ein klein wenig zu lange auf Odrics massiver Gestalt zu verweilen schienen, oder die Unruhe, welche sich offensichtlich beim Anblick des Hühnen in der Brujah auszubreiten schien? Louisa konnte es nicht genau wissen, aber es spielte auch keine Rolle mehr. Ihr Gesprächspartner hatte ein solches Verhalten offenbar nicht zum ersten Mal erlebt, weshalb er das Thema fallen ließ, wusste er doch sicherlich um die Zwecklosigkeit seines Unterfangens. Wie oft mochten verliebte junge Mädchen und vielleicht auch die ein oder andere einsame Dame vom hohen Stand hier gewesen sein, in der Hoffnung das Herz des gut aussehenden und erfolgreichen Schankwirtes zu erobern – und wenn nicht sein Herz, dann doch zumindest seine Aufmerksamkeit und vielleicht ein paar süße Worte des Kompliments? Der alte Mann räusperte sich schließlich verlegen, nachdem er seinen Becher hastig geleert hatte:

„Nun denn verehrte Dame. Es ist schon spät und meine Gemahlin sieht es nicht gerne, wenn ich zu lange fortbleibe. Ihr mögt mich bitte entschuldigen.“ Er verbeugte sich tief, bezahlte ihrer beide Getränke und verabschiedete sich dann mit aller Hast, welche die gebotene Höflichkeit erlaubte. Er schien ganz offensichtlich zu fürchten, dass Louisa eine Dummheit begehen würde und wollte mit den Konsequenzen nichts weiter zu tun haben. Zurück blieb die Brujah alleine und jetzt lag es an ihr den ersten Schritt zu tun, denn Odric – das durchschaute sie dank all ihrer Erfahrungen mit Begierde und Empathie sofort – war es gewohnt, dass Freunde, Bewunder und Fremde zu ihm kamen wie die Motten zum Licht und nicht umgekehrt. Sollte sie also versuchen passiv zu sein und alleine durch ihr Aussehen hoffen seine Blicke auf sich zu ziehen, dann würde sie wohl lange warten müssen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Fr 19. Jul 2019, 18:18 
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Ein gewisses Bedauern verspürte sie für einen Moment für den alten Mann, aber im Grunde war ihr sein Rückzug ganz recht. Louisa verabschiedete sich mit einem Dank für seine Gesellschaft und sah ihm kurz nach, innerlich amüsiert über seine Sorge um die Tugend einer Frau, die wohl eher eine Verkörperung der Sünde als ein Opfer derselben war. Sie nutzte die gute Gelegenheit und füllte in einem unbeobachteten Moment einiges aus ihrem Becher in den seinen um, so dass es aussah, als hätten sie beide Teile, aber nicht alles von dem getrunken, was sie bestellt hatten. Nachdem sie auf diese Weise zu ihrem Selbstschutz ein wenig von der umsichtigen Vorsorge betrieben hatte, die der Hidalgo so gern predigte, widmete sie sich wieder ihrem eigentlichen Ziel: Odric. Die Brujah hoffte sich unauffällig genug eingeführt zu haben, so dass der Weg zum Angriff auf die Festung eigentlich frei war. Als erfahrene Verführerin begann sie ihr Vorhaben jedoch nicht zu hastig. Offenbar war Odric ein so vom Schicksal verwöhnter Mann, dass sie auf ihn würde zugehen müssen.

Aber ein zu rasches, forsches Vorgehen hätte nicht zu der braven Bürgersfrau im Zwiespalt zwischen Abenteuerlust und Sittsamkeit gepasst, die sie darstellen wollte. Also begann sie ihre Offensive damit, dass sie Odric eindeutig und lange genug interessierte Blicke zuwarf, um sicher zu gehen, dass er es bemerkte – oder doch wenigstens seine Zechkumpane. Zugleich demonstrierte sie die Scheu einer ehrsamen Bürgerin, die um ihren Ruf besorgt ist: Sobald ihr Blick erwidert wurde, schlug sie die Augen nieder, nestelte mit nervösen Fingern an ihrer Schürze herum oder hielt sich an dem halbvollen Becher fest. Dieses Spiel setzte sie eine Weile fort, bis sie glaubte, dass Odric sich seiner Wirkung auf sie sicher sei. Dann erst bot sie dem Wolf die ungeschützte Kehle als Beschwichtigungsgeste, indem sie aufstand, sich dem Tisch näherte und dann in zwei, drei Schritten Entfernung wiederum zögerte, als traute sie sich nicht recht, ihn anzusprechen. An dieser Stelle nun hoffte sie darauf, dass er sie vielleicht doch gönnerhaft zur Kenntnis nehmen würde**. Noch hatte sie nicht ihr gesamtes Pulver verschossen, aber vielleicht reichte das bisher getane ja auch schon, seinem Ego in ausreichendem Maße zu schmeicheln und ins Gespräch zu kommen.

** Das ganze würde sie (unbewusst) auch mit Presence 1 unterstreichen, wenn das etwas bringt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Mi 31. Jul 2019, 19:43 
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Das Spiel der Verführerin war Louisa tief ins Blut übergegangen und ihr passte die gewählte Rolle wie eine zweite Haut. Jeder Blick und jede Geste war berechnend und erfüllte seinen Zweck. Sie das Verlangen in den Augen von Odrics Kumpanen und auch wenn der Patron des Drachenkopfes sich weniger interessiert zeigte, hatte er sie doch zumindest wahrgenommen. Ihre Präsenz legte sich wie eine warme Decke um die Tischgesellschaft und ohne ein weiteres Wort schob der von Odric besiegte einen Stuhl für die Brujah heran. Er und ein weiterer Mann neben ihm schienen gänzlich von der Erscheinung der blonden Frau fasziniert zu sein, denn sie verbeugten sich tief und hießen sie mit allerlei höflichen Worten in ihrer Runde willkommen. Schließlich fasste sich einer der Männer ein Herz. „Selten haben wir hier so reizenden Besuch edle Herrin. Ihr macht diese bescheidene Gesellschaft mit eurer Anwesenheit zu etwas Besonderem.“ Er wurde hochrot, nachdem er die Worte gesprochen hatte, aber noch bevor Louisa antworten konnte, schaltete sich Odric in das Gespräch ein. Seine Stimme wart dunkel und stark.

„Hus!“ Die nachfolgenden Worte waren von einem gutmütigen Spott eingefärbt. „Lass nur deine Frau nicht hören, was du hier so von dir gibst.“ Er lachte und seine tiefblauen Augen fixierten sich zum ersten Mal länger als ein paar Sekunden auf die junge Brujah. Er schien sich nicht sonderlich darum wie scheren, wie schicklich ein solches Verhalten war. Schließlich fragte er sie mit einem lockenden Unterton. „Aber ich gebe zu, auch ich bin neugierig, daher spannt meine guten Freunde nicht weiter auf die Folter meine Dame. Wen hat es denn heute Nacht in den Drachenkopf verschlagen? Ich kann mich nicht entsinnen euch schon einmal gesehen zu haben.“ Seine Worte waren oberflächlich gesehen artig, ja beinahe höflich, aber die Art und Weise wie Odric sie aussprach, verrieten Louisa, dass jede einzelne Silbe mit Kalkül gewählt war – eine Fähigkeit die ihr nicht ganz fremd war. Offenbar war ihr Köder zumindest bemerkt worden, wenn auch noch nicht geschluckt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Sa 3. Aug 2019, 13:36 
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Obwohl die übrigen Männer nicht ihr Ziel waren, sonnte sich die Brujah doch in deren Blicken. Sie warf ihnen ein Lächeln zu, das um ein Haar zu lockend und selbstbewusst ausgefallen wäre – gerade noch rechtzeitig rief sie sich ihre Rolle ins Gedächtnis und ließ es durch ein Senken des Blicks eher verschämt erscheinen. Dem ersten Sprecher nur mit einem kurzen "Danke, der Herr" zu antworten, innerlich ihre Unfähigkeit zum Erröten bedauernd, und ihre Aufmerksamkeit dann ganz Odric zuzuwenden, kostete sie hingegen keine Verstellung. Der Mann hatte etwas Faszinierendes, das ihren eigenwillig ausgeprägten Jagdinstinkt selbst dann geweckt hätte, wäre sie ihm nur zufällig begegnet. Ihre Augen glänzten, als sie durchaus bewundernd an seiner kräftigen Gestalt auf und ab blickte. Wieder musste sie sich daran erinnern, wen sie hier darstellte. Daher räusperte sie sich verlegen und warf einen nervösen Blick über die Schulter, als sei es ihr peinlich, in einer so zweideutigen Situation von allen im Raum gesehen zu werden. "Oh, ich war auch noch niemals hier" erwiderte sie schließlich im leisen, bescheidenen Ton der verunsicherten Bürgersfrau, die das Gespräch zwar sucht, sich aber geniert.

Innerlich amüsierte sie die sichtlich kalkulierte Art des Sterblichen, der offenbar ein ähnliches Spiel zu spielen gewohnt war wie sie. Zugleich genoss sie es aber auch, hier auf ein Gegenüber zu treffen, das ihre Fähigkeiten zu würdigen wissen und ihr wohl hoffentlich vergleichbare entgegensetzen würde. Fast empfand sie sich wie ein Duellant, der mit einem Gegner die Klingen kreuzte... nur dass es sich hierbei um eine Art von Duell handelte, in der sie weitaus erfahrener war als im Umgang mit einem Dolch. "Bitte nennt mich einfach Marijke" bat sie eingedenk dessen, was sie auch dem alten Mann gesagt hatte. "Ich hörte aus dem Mund einer Freundin von Eurem Haus, aber... der Name ihrer Familie und der meinen würde Euch wohl nichts sagen..." Louisa ließ den Satz mit einem entschuldigenden Lächeln in der Luft hängen. Dann fügte sie rasch und scheinbar um das Wohlwollen Odrics besorgt hinzu: "Ich will damit nicht sagen, dass mir Euer Haus als nicht standesgemäß geschildert wurde, bitte glaubt mir das! Aber, nun ja, mein Mann würde es nicht gern sehen... Ihr versteht?"

Indem sie vorgab, sich auf der Suche nach den rechten Worten verlegen zu winden, erklärte sie leise: "Ich weiß, dass mein Wunsch ungewöhnlich erscheinen mag, doch habe ich für gewöhnlich das Haus zu hüten, wenn mein Mann auf langen Reisen zu seinen Geschäftsfreunden unterwegs ist. Noch nie durfte ich etwas von seinem abenteuerlichen Tagewerk hören oder gar sehen. Aber es drängt mich, auch einmal Anteil zu haben an dem Leben dort draußen. Ihr, Herr Odric, sollt ein Mann sein, der viel erlebt und große Abenteuer bestanden habt, so sagte man mir." Wieder verstummte sie, den letzten Worten einen halb fragenden Unterton gebend. Dabei strich sie sich mit gespielter Verlegenheit eine Haarsträhne hinter das Ohr, als wüsste sie nicht, wie sie nun ihre Bitte letztlich aussprechen sollte. Ihr Blick war allerdings eine gekonnte Mischung aus Scham ob ihrer gerade eingestandenen, schlichten Neugier und einer leisen Hoffnung. Noch immer stand sie vor den sitzenden Männern wie ein Schüler vor seinem gestrengen Lehrer. Ein zunehmendes Unwohlsein, weil sie so wohl viele Blicke auf sich ziehen musste, verspürte sie zwar nicht, aber ihrer leichten Ungeduld ob dieser ungewöhnlich harten Nuss vermochte sie einen solchen Anschein zu geben.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Di 6. Aug 2019, 19:12 
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Odric schnaubte nur ein wenig amüsiert, während er Louisas erste Worte vernahm und irgendetwas in seinem Blick verriet ihr, dass ihr Gegenüber nicht gänzlich von ihrer Geschichte und ihrem Vortrag überzeugt war. Dennoch schien ihm das Geheimnis zu gefallen und er hatte sich offenbar dazu entschlossen erst einmal mitzuspielen. Er schob Louisa einen Stuhl zu und verschwand dann für einige Minuten in ein Hinterzimmer, um mit einem Krug frisch gezapftem Bier zurückzukommen. An Farbe und Geruch konnte die Brujah bereits erkennen, dass es sich um Starkbier handelte. Mit einem suggestiven Grinsen setzte sich der Hühne wieder neben seinen neusten Gast und schenkte ihr ein. Während er sie bediente berührte er – nicht zufällig, soviel war sicher – ihre Hand und sie konnte seine Wärme spüren. Nachdem er auch sich selbst nach geschenkt hatte, sprach er schließlich mit Vorfreude im Ton weiter.

„Ich habe eine Idee. Wir sollten ein kleines Spiel spielen, insbesondere da ich noch so wenig über euch weiß.“ Sein Lächeln war herausfordernd. „Also ihr erzählt mir zwei kleine Geschichten über euch und ich rate dann, welche davon wahr ist. Danach bin ich an der Reihe.“ Odric lächelte ihr mit zwei Reihen ebenmäßig-heller Zähne, in einer Mimik die man fast verführerisch nennen konnte. Aber eben nur fast. „Ach ja – mogeln gilt übrigens nicht und ich lasse mich nicht mit irgendwelchen langweiligen Kindergeschichten abspeisen. Erquickt mich doch bitte mit etwas Aufregendem.“ Odrics Freunde hatten sich aus Gewohnheit oder Respekt, dass konnte die Brujah nicht genau sagen, wieder ihrem Kartenspiel gewidmet und die beiden Fremden teilten nun trotz der vollen Schankstube einen eigenartig privaten Moment miteinander.

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Sa 10. Aug 2019, 12:15 
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Dieser Mann begann die Kainitin ernsthaft zu interessieren: Sie konzentrierte sich auf ihre wachsende Neugier. Und das nicht nur aus ihrer momentanen Laune heraus, sondern auch aus Vernunftgründen: Louisa musterte nämlich Odric und fühlte die Ungeduld in ihrem Bauch sich verdichten. Sie wusste aus böser Erfahrung, dass sie allzu heftige Gefühle solcher Art meiden musste, um nicht wieder zur Sklavin des Brujah-Erbes in ihren Adern zu werden. Da war es schon besser, die Sache eher spielerisch anzupacken und sich den angenehmen Seiten ihres Auftrags zu widmen. Odric war recht gutaussehend, er hatte ein gewisses reizvolles Etwas an sich, und nun stellte er sich auch noch als ein Mann mit verborgenen Facetten heraus! Sie lächelte, diesmal ganz von allein ohne jede Schauspielerei, und nahm bei ihm Platz. Dabei registrierte sie auch, dass er verschiedenes tat, was geeignet war, sie einem Wissenden als Untote zu offenbaren. Allmählich gewann sie die klare Vorstellung, dass ihm die Natur seines Besuchs klar war. Denn das Bier machte ihr als geübter Schauspielerin wenig Sorge – aber die Kälte ihrer Hand war nun einmal nicht zu leugnen.

Bei diesem Gedanken erwachte leise die große Leere in ihr, der Durst nach dem roten Lebenssaft, der allein ihrem Körper die rosige Farbe und die Wärme für kurze Zeit wiedergeben könnte... Sie kämpfte das erste schwache Begehren nieder, sich in seine Arme zu werfen und ihre Zähne in seinem kräftigen Hals zu versenken, rieb eher der Form halber ihre Hände wie eine fröstelnde Sterbliche und lächelte erneut, diesmal wieder Verlegenheit heuchelnd. "Oh, ich fürchte, was ich zu erzählen habe, kann einen Mann wie Euch wohl kaum beeindrucken. Aber ich will mir Mühe geben... wenn ich darauf mit Geschichten aus Eurem sicherlich sehr bewegten Leben rechnen darf..?" Hier wanderten ihre Mundwinkel noch ein Stück weiter nach oben, und in ihren Augen blitzte es keck auf. Nachdem sie sich versichert hatte, dass sie so intim miteinander reden konnten, wie es in einer Schankstube nur vorstellbar war, nippte sie scheinbar an ihrem Bier, dachte kurz nach und tischte ihm dann zwei Geschichten auf, die, ihrer großen Erfahrung als Schwindlerin gemäß, beide Wahrheit mit Unwahrheit mischten.

In der ersten beschrieb sie, wie sie als kaum zehnjähriges Mädchen mitsamt ihrer Kinderfrau auf dem Weg zum Besuch einer Verwandten von Räubern entführt und von ihrem Vater nach zwei Tagen wieder freigekauft worden war. Sie genoss es, dabei ihre Phantasie spielen zu lassen und die Details etwas auszuschmücken, weil eine Sterbliche, der dies wirklich widerfahren wäre, es in ihrer Situation wohl ganz genauso gemacht hätte. Also erhielt der Räuberhauptmann einige schwärmerische Eigenschaften, die ihn zu einem beinahe edlen Charakter machten, während sie zugleich einige Bemerkungen einflocht, die darauf schließen ließen, dass ihre – unbenannt bleibende – Familie recht vermögend war. Tatsächlich hatte sie lediglich selbst von einer ähnlichen Geschichte gehört, denn wer hätte sie als Kind wohl entführen und welches Lösegeld hätte er dafür erhoffen mögen? Mit ihrer zweiten Geschichte hielt sie sich mit den Sensationen ein wenig mehr zurück, indem sie behauptete, erst vor kurzem für einen Abend ein Geschmeide getragen zu haben, das ihr – wiederum subtil als Mann mit weitreichenden Handelsbeziehungen beschriebener – Gemahl aus dem Besitz einer echten Mohrenprinzessin erworben und vor dem Weiterverkauf einige Zeit bei sich aufbewahrt habe. Den wahren Kern bildete hier, dass sie das beschriebene Geschmeide am Hals einer Edelfrau gesehen hatte, die Geschichte dazu war jedoch ihren Träumereien entsprungen.

Sie schloss ihre Flunkereien mit einem frechen Lächeln und kicherte: "Nun, was glaubt Ihr, Herr Odric? Welche Geschichte ist wahr und welche erdacht?" Louisa war in der Tat selbst gespannt, welche der beiden sie als wahr bezeichnen würde. Von Natur aus sprunghaft und spontan, hatte das Brujahblut sie noch viel launischer gemacht – wie eine Katze, die von einem Moment auf den anderen entschied, wonach ihr der Sinn gerade stand. Wenn Odric auch nur einen Hauch von Beobachtungsgabe besaß, würde er sicher sein, dass diese Frau, ganz gleich, ob sie schwindelte oder nicht und was ihre Absichten waren, gerade deutlich auftaute und das Gespräch mit ihm offenbar sehr prickelnd fand. Ihre schmalen Hände lagen nicht weit von den seinen auf der Tischplatte, und hatte sich da nicht eben ein Fuß in einem feinen Lederstiefelchen unter dem Tisch so verirrt, dass ihre Röcke leise raschelnd sein Bein streiften..?

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: So 18. Aug 2019, 11:24 
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Der blonde Mann beobachtete Louisa genau, als sie begann ihre Geschichten zu weben und seine Augen folgten abwechselnd ihrer Mimik, ihren Bewegungen und der allgemeinen Körpersprache. Auf die Zeichen der unartigen Nähe, die die Louisa so geschickt hatte einfließen zu lassen, reagierte Odric zunächst nicht, auch wenn ihm die Zuneigung seiner Gegenüber keinesfalls unangenehm zu sein. Lange ließ sich nicht sagen was genau der Patron dachte, bis sich schließlich ein beinahe jungenhaft-unschuldiges Grinsen über seinen ebenmäßigen Zügen ausbreitete. „Ich weiß welche eurer Geschichten wahr ist und welche nicht.“ Odric lehnte sich entspannt in seinen Stuhl zurück, ohne die Brujah auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Schließlich begann er seine Überlegungen zu formulieren.

„Ihr schwärmt von eurem Entführer so, als hätte der legendäre Sir Aldur euch persönlich in seine Arme geschlossen und daher glaube ich, dass ihr euch diese Geschichte ausgedacht habt. Ein einfacher Mann, auch wenn es ein Räuberprinz ist, hätte Dinge mit euch und eurer Kindfrau gemacht, die euch das Blut in den Adern gefroren hätte.“ Seine dunkle Stimme erinnerte an ein fernes Donnergrollen am Horizont. „Also sage ich die zweite Geschichte, über das Geschmeide und eine Mohrenprinzessin ist die Richtige.“ Odric beugte sich so weit zu Louisa vor, dass diese einen erdigen Ton von Wald oder Nadelbäumen an dem Hühnen wahrnehmen konnte. Schließlich fragte er spielerisch. „Und habe ich recht? Oder liege ich falsch und ihr müsst euch eine Strafe für mich ausdenken?“

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 Betreff des Beitrags: Re: Neue Horizonte (Louisa)
BeitragVerfasst: Do 22. Aug 2019, 10:49 
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Ja, Louisa genoss das Spiel mit dem gutaussehenden Mann immer mehr! Gespannt wartete sie auf seine Antwort, erwiderte seine Blicke, gelegentlich von einem schamhaften Senken der Augen unterbrochen, und machte einige weitere vorsichtige Annäherungsversuche. Da er vorläufig nicht wie gewünscht reagierte – ein wenig regte sich dabei der beleidigte weibliche Stolz – war sie schon drauf und dran, direkter vorzugehen, in ihrer Ungeduld die Brust ein wenig herauszustrecken, etwas an ihn heran zu rutschen, um ihn endlich zu einer Anerkennung ihrer körperlichen Reize zu bewegen. Da glitt doch noch ein Grinsen über seine Züge, und sie lächelte, erleichtert und ermutigt. Da er nachvollziehbar argumentierte, beschloss sie bei ihrer Rolle zu bleiben, und nickte mit einem zaghaften Schmunzeln. "Ihr habt mich ertappt – ich wusste, dass ich einem erfahrenen Mann wie Euch nichts vorflunkern kann" gab sie sich scheinbar geschlagen.

Dann fuhr sie schmeichelnd fort: "Es ist wahr, ich wurde nicht entführt, und so weiß ich auch nicht wirklich etwas über derlei Banditen. Bestimmt habt Ihr recht, ich wäre wohl ohnmächtig geworden vor Furcht... Ihr dagegen würdet über solche Gefahren gewiss nur lachen." Wobei ihre Stimme wärmer wurde, der Blick bewundernd über seine athletische Gestalt glitt. "Oder... hätte ich gar Angst haben müssen, von Euch geraubt zu werden, wäre ich Euch früher begegnet?" spielte sie auf die Gerüchte um seine bewegte Vergangenheit an. Die Brujah gab ihrer Stimme gerade den Unterton aus Keckheit und Aufregung, der ihre Worte eindeutig zweideutig machte. Und sie merkte, dass sie vorsichtig sein musste, damit aus der vorgetäuschten Begeisterung für Odric keine echte wurde: Ihr Blut geriet angesichts seiner Nähe, seiner Wärme und seines Geruchs in eine Wallung, die nur von den Gefühlen übertroffen wurde, welche sie beim Kosten seines süßen Blutes hätte... Mit einem interessierten Aufblitzen in den Augen erkundigte sie sich: "Eine Strafe? Aber wie könnte ich, eine schwache Frau, mich dazu vermessen, einen Mann wie Euch strafen zu wollen..?"

In fast demselben Maße, in dem er sich über sie beugte, bog sie den Oberkörper zurück, so dass sie sich näher und näher kamen und sie schließlich zu ihm aufsah. Beinahe berührte sein Wams ihr eng geschnürtes Mieder, und sie beeilte sich, die tatsächlich in ihrem Magen wühlende Aufregung durch einige tiefe, schnelle Atemzüge kundzutun, die ihre Brust sichtlich hoben. "Aber Herr Odric..!" hauchte sie schwach, als sei sie besorgt um die Zeugen rundum, zugleich jedoch auch begierig zu erfahren, was er vorhatte. Das letztere musste sie nicht schauspielern, das erstere schon eher. Als sie die Lehne des Stuhls im Rücken spürte und nicht mehr weiter zurück konnte, setzte sie ihre nächste Waffe ein: ein langer Wimpernschlag, zaghaftes, aber schmachtendes Seufzen, gefolgt von einem Blick aus ihren großen, klaren Augen. Die Initiative überließ sie jedoch wohlweislich Odric. In ihrem Magen rumorte es stärker, und sie ahnte, dass dieser Auftrag Gelegenheit bieten würde, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden...

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