Vampire: Die Maskerade

“Nur damit wir uns nicht falsch verstehen Frau van de Voort.“ Charlotte Erembald fixierte die Brujah mit neutraler Mine und geschäftiger Rhetorik. „Meine Worte sind nicht als Warnung gedacht. Ich bin weder Eure Amme noch Eure Anstandsdame. Was Ihr mit Odric anstellt oder nicht, geht mich nichts an und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Nein, es sind lediglich die Rahmenbedingen für eine mögliche weitere Zusammenarbeit zwischen uns beiden.“ Die Ventrue ließ Ihre Worte wirken bevor sie fortfuhr. „Alles, was ich sage ist, dass ich nicht will das dieser Mann durch seine Geschichte meine Unternehmungen gefährdet und sobald der Drachenkopf verkauft ist, hat er dort nichts mehr verloren. Dies sollte aber kein Problem darstellen, solange Ihr in der Lage seid Geschäftliches und Privates zu trennen, oder irre ich mich da Frau van de Voort?“

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -

"Ihr habt Euren Standpunkt überaus klar gemacht, und ich gedenke von Eurem Angebot Gebrauch zu machen" erwiderte die Brujah nun ohne zu zögern. "Der Drachenkopf wird in Euren Besitz übergehen. Und was Odric angeht... nun ich vermag in der Tat die Geschäfte vom Privaten zu trennen. Für ihn wird sich womöglich anderweitige Verwendung finden, bei der seine Schwächen nicht von großer Bedeutung sind." Ein Lächeln, höflich aber so undurchdringlich wie eine Maske, begleitete ihre Worte. Wenn Odric tatsächlich ein so gewalttätiger und gewissenloser Gesell war, dass er die Gefahr anzog – und hier vertraute sie auf das Urteil der Ventrue – würde ihr der Besitz des Drachenkopfs über ihn wenig einbringen als Ärger. An anderer Stelle dagegen mochten sich seine besonderen Talente sinnvoller verwenden lassen. Sowohl die der Gewalt und der Einschüchterung als auch jene, die sie selbst zu nutzen gedachte... Ganz abgesehen von dem angenehmen Nebeneffekt, sich eine einflussreiche Gönnerin gewogen gemacht zu haben. Denn so sachlich sich Charlotte Erembald auch gab: Kainiten vergaßen nie, weder Schulden noch Gefallen. "Der Handel gilt also, unter Geschäftsfrauen?" erkundigte sich die Jüngere mit einem leichten Funkeln in den Augen.

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~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~

„Wunderbar. Dann sind wir uns also einig.“ Die Ventrue nickte zufrieden. Der Handel war in der Tat besiegelt. „Bringt den unterschriebenen Vertrag bei nächster Gelegenheit zu mir und ich werde Euch die Urkunde zu Eurer neuen Bleibe übergeben. Stört Euch nicht daran, dass Ihr dort als Witwe eines verblichenen Bürgers dieser Stadt geführt werdet, aber so gehört der Besitz rechtlich Euch, ohne dass Ihr irgendeinen männlichen Verbündeten als Mittelsmann benutzen müsst.“ Charlotte schien zu überlegen und betrachtete Louisa dabei unverhohlen, bis sie offenbar eine Entscheidung getroffen hatte. „Ihr habt Euch bis jetzt als weit weniger inkompetent erwiesen, als man es bei einem Neuankömmling befürchten könnte, deshalb werde ich Euch noch ein wenig mehr über die Pläne berichten, die ich mit dem Drachenkopf habe.“ Die Brujah konnte ein Glitzern in den Augen der Ventrue sehen, welches sie nicht zur Gänze deuten mochte, aber Louisa war klar, dass Charlotte ungewöhnlich begierig bezüglich der nächsten Schritte zu sein schien. „Der Drachenkopf soll der Grund für etwas Neues in dieser Stadt werden. Ein neues Elysium um genau zu sein.“ Die grauhaarige Kainitin machte eine kurze, dramatische Pause. „Ihr natürlich die blutende Jungfrau, aber ich denke es ist Zeit für eine Alternative die weniger…nun sagen wir…einen entsprechenden Rahmen für weniger offizielle Anlässe bietet. Außerdem belebt Konkurrenz das Geschäft - zumindest habe ich das einmal gehört.“ Ein Lächeln umspielte die Lippen der Ventrue als sie Ihren Köder auslegte und die honigsüßen Worte in Louisas Ohr tropfte. „Ein Elysium, in welchem Ihr vielleicht eine Zukunft in einer offizielleren Position findet könntet, sollte Euch an mehr Verantwortung und Einflussnahme in dieser Domäne gelegen sein.“

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Louisa erwiderte das Nicken, innerlich aufatmend. Sie hatte das Gefühl, soeben erfolgreich zwischen Skylla und Charybdis hindurch gesegelt zu sein. Dass sie sich immerhin "weit weniger inkompetent, als man es bei einem Neuankömmling befürchten könnte", gezeigt hatte, schluckte sie, obwohl sich das heiße Brujahblut in ihren toten Adern bei diesen Worten wieder zu regen begann. Sie wusste sehr wohl, dass sie nicht in einer Position war, in der sie sich erlauben könnte, eine Ältere herauszufordern – wenn sie ihre Ziele letztlich erreichen wollte. Und denen war sie auf der anderen Seite ein schönes Stück näher gekommen. Dass die Ventrue sogar daran gedacht hatte, sie von der Notwendigkeit eines Strohmanns zu befreien, erfüllte die junge Kainitin mit Zufriedenheit. Ein Ehemann, Vormund oder sonstiger männlicher Besitzer wäre nur vorgeschoben gewesen, aber etwas in ihr gefiel es, auch nach außen hin als selbstständig zu gelten. Sie öffnete jedoch gerade den Mund, um sich nach der neuen "Bleibe" zu erkundigen, da wechselte Charlotte auch schon das Thema.

In den Augen Louisas blitzte Interesse auf, zumal sie auch in denen ihres Gegenübers einen Glanz wahrnahm. "Ja, das hörte auch ich" sagte sie mit einem Lächeln, das an eine hungrige Katze vor einer saftigen Maus denken ließ. "Mir scheint, Euer Plan ist sehr vielversprechend" gab sie ehrlicherweise zu und ließ sich die neuen Möglichkeiten dabei durch den Kopf gehen. Ihre Ohren zuckten bei der Andeutung eines weiteren Angebots kaum wahrnehmbar, doch spielte nun ein geradezu bezauberndes Lächeln um ihre Lippen, das zeigte: Ihr gefiel ausnehmend gut, was sie gehört hatte. "Eine... offiziellere Position. Nun... ich würde mich natürlich sehr geehrt fühlen, der Domäne auf solche Weise dienen zu können" gab sie glatt zurück. "Ihr dürft versichert sein, dass Euer Vertrauen mich aufs äußerste anspornen würde." Da die beiden Frauen offenbar mittlerweile wussten, wie sie einander einzuschätzen hatten, erlaubte sie sich eine devote Neigung des Kopfes, die Charlotte gewiss weder als gezielten Affront missverstehen würde noch als völlig aufrichtig gemeint. Sie begann sich in der Gesellschaft dieser Frau wohlzufühlen. Eine Katze, wie sie – nur mit weißen Strähnen im Fell...

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Charlotte schien die Proaktivität der Brujah zu gefallen, schien sich aber nicht weiter in Karten schauen lassen zu wollen, indem sie kryptisch antwortete. „Wir werden sehen was die Zukunft bringt, aber wir sollten nicht versuchen den zweiten Schritt vor dem dritten zu tun.“ Noch ehe Louisa die Chance hatte auf das Gesagte einzugehen, hörte sie eine weitere Person aus Richtung des Eingangs auf sie zukommen. Eine weitere Frau tauchte in dem kleinen Auditorium auf. Die stolze Haltung und der sichere Schritt der Fremden ließen irgendwie an eine Kainitin erinnern, auch wenn ihre Haut nur einen Hauch der Bleichheit zeigte, der ihre Art oft so unverwechselbar machte. Die Frau war schön mit kohlschwarzen Augen und exotischen Zügen, die verrieten, dass ihre Trägerin wohl ursprünglich nicht aus dem Norden oder Westen Europas stammte. Gekleidet war sie in scharlachrote Gewänder, die sie wie Louisa sofort bemerkte, allerdings nur wenig geschickt benutzte, um ihre natürlichen Reize zu unterstreichen.

Der Neuankömmling nickte Charlotte respektvoll zu und ließ ihre Aufmerksamkeit dann Louisa zukommen. Im selben Moment übernahm die Ventrue die Introduktion, um eine mögliche, vielleicht sogar peinliche Stille zu vermeiden. „Louisa van de Voort – ich möchte die Gelegenheit gerne nutzen, um Ihnen Theresa Kymena vom Clan Tremere vorzustellen. Eine fähige Frau die wie geboren ist, als Hüterin des neuen Elysiums zu fungieren. Frau Kymena, dies ist Louisa van de Voort vom Clan der Gelehrten und ein durchaus vielversprechendes, neues Mitglied dieser Domäne.“ Die Ventrue blickte zwischen beiden Frauen hin und her, während sie wartete, dass die beiden anderen Kainitinnen die entsprechenden Höflichkeiten ausgetauscht hatten. Schließlich fuhr sie fort. „Ich denke es wird an der Zeit, dass wir uns ein wenig besser kennenlernen und über die Zukunft sprechen...“

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Es war nicht zu erwarten gewesen, dass Charlotte ihr so rasch mehr erklären würde – Täuschung und List waren die zweite Natur der Kainiten. Dennoch lehnte sich die Brujah mit einem Gefühl der Zufriedenheit zurück, wobei sie mit einer gezierten Bewegung ihre Röcke glättete und das Gefühl des Stoffs unter ihren Fingern genoss, ja, sich sogar für einige Momente darauf konzentrierte, mit den Fingerspitzen jeden Faden der feinen Arbeit einzeln zu erspüren. Mehr und schönere Kleider noch warteten auf sie, Diener, Schmuck, sichere und behagliche Behausungen: alles das, wenn sie sich die Gunst der Alten in dieser Domäne erwarb! Eine herrliche Zukunft begann sich vor ihr aufzutun... Sie lächelte und hätte um ein Haar geschnurrt.

Noch schwelgte sie in Visionen, da betrat eine weitere Spielerin das Feld, und die Ventrue übernahm sofort die Vorstellung. Höflich setzte sich Louisa auf, um den Neuankömmling mit einem Nicken und einigen respektvollen Worten zu begrüßen, während sie die andere prüfend musterte, wie sie auch deren Blicke über sich gleiten spürte. Obwohl der Name Tremere ein gewisse Saite disharmonisch in ihr zum Schwingen brachte – der Widerwille ihres Meisters gegen die Emporkömmlinge war schon beinahe als Hass zu bezeichnen – so hatte diese Theresa etwas an sich, das ihr gefiel. Die Ungeübtheit der Tremere, das Auge zu verlocken, entlockte Louisa ein weiteres Lächeln. Immerhin, der Versuch war da, ihre Weiblichkeit zu unterstreichen, obwohl ihre Blutlinie doch als eine leidenschaftsloser blutleerer Büchernarren ohne materielle Interessen galt.

Dabei hätte diese Frau durchaus mehr aus sich machen können... nun, vielleicht mit einem wohlwollenden Rat an der einen oder anderen Stelle..? Wer mochte schon wissen, ob es nicht amüsant wäre, eine Gefährtin zu gewinnen, die den weltlichen Genüssen und der Schönheit ebenfalls nicht abhold war? Kokett strich sich Louisa eine Haarlocke hinters Ohr und neigte nochmals anmutig den Kopf. "Ich bin hocherfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Mevrouw Kymena." Nun schnurrte sie wirklich fast wie eine Katze. "Und ich stimme Mevrouw Erembald ganz und gar zu: Wir sollten uns näher kennenlernen und... miteinander reden." Wären im Raum Männer zugegen gewesen, man hätte ihren Tonfall bei diesen Worten und ihren langsamen Augenaufschlag wohl als die Lockung der Sünde bezeichnen müssen...

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