Vampire: Die Maskerade

Auf ihrem Weg zurück in Odrics Stube, konnte Louisa die feiernden Menschen in der unteren Schankstube hören. Sie grölten,sangen und schwatzen, beinahe als gäbe es kein morgen. All das hätte vor wenigen Minuten noch komplett anders enden können, doch jetzt hatte es beinahe den Anschein, als wäre nie irgendetwas geschehen. Nachdem die Brujah sich vorsichtig zurück ins Haus geschlichen hatte, konnte sie sehen, dass Odrics bereits mit triumphierender Miene auf sie wartete. Der blonde Mann schaute sie erwartungsvoll und gut gelaunt an, während er zwei Schritte auf sie zuging und sie mit einer schnellen Geste an sich zog. Er flüsterte ihr ins Ohr. „Hast du alles erledigt?“

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -

Louisa blieb stehen, um auf den Lärm der Sterblichen zu lauschen, die da lachten, liebten, lebten, ohne Gedanken an den morgigen Tag zu verwenden.. Und so unwissend, machtlos und verwundbar sie waren: Sie besaßen damit etwas, das sie verloren hatte und niemals wieder erlangen konnte... Das Gefühl zog wie eine düstere Wolke an ihrem Herzen vorüber, ehe sie sich abwandte und ihre Schritte zum Gemach Odrics lenkte, sich innerlich wärmend an der Glut von Begierde, die in ihr wieder leise aufloderte. Ihr mochte das hohe, das edle wahrer Liebe verschlossen sein – doch die Lust blieb ihr, und auch sie war in der Lage, einen Hauch von Wärme in ihren toten Leib zu bringen. Und so trat sie auch ohne zu zögern auf ihn zu und ließ sich von seinen kräftigen Armen umfangen. Indem sie sich an ihn schmiegte, ein Bein halb um seine Hüfte geschoben, knabberte sie an seinem Ohrläppchen, ehe sie zurück flüsterte: "Natürlich... dein Geheimnis ist bei mir sicher." Nur als leisen Wink, als zarten Hinweis, ehe sie sich daran machte, seinen Händen den Weg zu ihrem Hinterteil zu weisen, damit er sie fester an sich drücken möge. In diesem Moment hatte sie nur noch wenig von der biederen, gelangweilten Bürgersfrau an sich, die zu sein sie bei ihren vorigen Begegnungen vorgegeben hatte. Immerhin war ihr von Odric ihrerseits wohl schon mehr bekannt als den meisten. Sie begann seinen Hals zu küssen, wo sie unter ihren Lippen das anregende Pulsieren seiner Schlagader spüren konnte.

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~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~

Odric ließ sich ohne weiteren Widerstand von Louisa verführen, wahrscheinlich war sogar, dass er sie genauso verführte, wie sie ihn. Odric war noch immer ein herausragender Liebhaber und dieses Mal schien er sich sogar noch mehr Mühe zu geben als zuvor. Die ersten, zarten Fesseln des Blutsbandes schienen ihre Wirkung zu zeigen und vielleicht wollte er die blonde Frau auch für ihre Rolle in der Überlistung van Dinkens belohnen. Als sie sich fertig geliebt hatten, erhob sich Odric nach kurzer Rast um sich wieder anzukleiden. Er schien schon wieder Pläne zu schmieden. „Ich muss noch etwas erledigen. Van Dinken hat sich lange genug in meine Angelegenheiten eingemischt. Es wird Zeit eine permanentere Lösung für dieses Problem zu finden.“

[Dexterity + Legerdemain (5), falls du ihm noch einen Blutpunkt unterjubeln möchtest]

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Tatsächlich verschwammen Genuss und Vorteil, Gefühl und Hinterlist auch für die Kainitin miteinander, so dass es kein völlig bewusstes Handeln war, als sie im feurigen Liebesspiel begriffen irgendwann von Odrics süßem Lebenssaft kostete und ihm ihrerseits einen blutigen Kuss gab, bei dem sie sich selbst die Lippen zerbiss, ehe sie sie auf die seinen presste.** Sie wirkte nun mehr denn je wie eine zufriedene Katze, als sie sich, noch immer unbekleidet, auf dem Bett räkelte und ihm beim Ankleiden zusah. In ihren Augen schimmerte eine Glut, die allmählich gemäßigter wirkte wie Kohlen, die aus dem Feuer genommen noch sanft nachglühten. Sie wälzte sich auf den Bauch, stützte das Kinn auf die Hände und genoss den Anblick, der sich ihr bot.

Auf Odrics Worte hin lächelte sie kurz, amüsiert. Doch ihre Antwort, so samtweich ihre Stimme auch jetzt klang, war sehr selbstbewusst, als sie ihm erwiderte: "Auch ihn überlass mir. Eine Frau findet andere Wege als ihr Mannsleute, unauffälligere." Sie wusste wohl, dass ihre Vitae in seinen Adern ihm nicht nur furchtbare Kraft verleihen, sondern ihn auch den Fluch ihres Clans würde spüren lassen, und sei es auch nur zu einem Bruchteil dessen, wogegen sie stets zu kämpfen hatte... Und allzu viel Gewalt zöge nur Aufmerksamkeit an, die ihren Plänen gefährlich werden konnte. "Was hat es denn überhaupt mit dieser Fehde zwischen euch auf sich?" erkundigte sie sich und spielte mit einer Locke ihres Haars. "Ein Ehrenhandel..?" Louisa erinnerte sich sehr gut an die Vorwürfe van Dinkens gegen Odric. Und völlig aus der Luft gegriffen würden diese kaum sein.

**Nur ein Erfolg, was ich nun mal als nicht sehr subtiles Vorgehen interpretiert habe, bei dem sie selbst vor Lüsternheit die Kontrolle zum Teil verloren hat. Das Trinken von Odric wäre übrigens nur als reiner Genuss gedacht, nicht genug, um Blutpunkte daraus zu ziehen.

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Ihr Geliebter schien Louisas schroffes Vorgehen weder verdächtig, noch irritierend gefunden zu haben. Ganz im Gegenteil sogar, schien er das Feuer, welches Louisa an den Tag legte zu genießen wie einen seltenen Wein. Bezüglich ihrer Frage und ihres Vorschlags, schien Odric lange zu überlegen. Wahrscheinlich hätte er unter normalen Umständen versucht das Thema zu wechseln, aber die mystische Macht des doppelten Blutsbandes zwang den blonden Mann seiner neuen Herrin gefallen zu wollen. „Die Tochter van Dinkens war meine Ehefrau. Er hat ihren tragischen Tod nie überwunden und sucht jetzt nach einem Schuldigen.“

Odric zuckte nur mit den Schultern. Dann lächelte Louisa auf eine Art und Weise zu, die sie nur zu gut kannte. Herausfordernd, sinnlich und auch ein bisschen frech. Er wollte sie mit seinen körperlichen Vorzügen von dem Thema ablenken. „Ich kenne dich inzwischen gut genug um zu wissen, dass du eh das tust, was du für richtig hältst, nicht wahr?“ Ihn schien diese Beobachtung keinesfalls zu stören, wenn dann schien diese Eigenschaft sie wohl in seinen Augen nur noch begehrenswerter zu machen. „Aber mach dir nicht zu viele Hoffnungen. Van Dinken wird diese Sache nicht ruhen lassen bis einer von uns beiden tot ist und ich habe ganz sicher nicht vor ihn in dieser Angelegenheit gewissen zu lassen.“

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Nachdenklich tippte sich die Kainitin gegen die Lippen. "Ich verstehe" murmelte sie und verzichtete darauf, Odric selbst danach zu fragen, wie die junge Frau zu Tode gekommen war. Diese Information würde sie sich lieber anderweitig verschaffen. Immerhin mochte es doch noch dazu kommen, dass sie ihrer Auftraggeberin keinen völlig gefügigen Diener präsentieren konnte und belastendes Wissen über Odric benötigte, um ihren Teil des Handels zu leisten. Daher erwiderte sie sein Lächeln und lachte leise. "Oh ja, das tue ich stets!" Nachlässig angelte sie nach ihren eigenen Kleidern. Während sie begann, sie überzustreifen, warf sie Odric einen langen, schwer definierbaren Blick zu, ehe sie forderte: "Und dennoch... überlass diese Sache mir. Ich möchte nicht, dass du etwas tust, ehe ich mir van Dinken vorgenommen habe!"

Da sie sich des Blutsbands noch nicht völlig gewiss war, milderte sie ihren scharfen Ton nach kurzem Zögern mit einem weiteren Lächeln und fügte hinzu: "Wenn es mir auf meine Art gelingt, wird es weniger Aufsehen geben. Und ich will nicht, dass du unnötige Risiken eingehst." Damit trat sie, erst halb bekleidet, wieder zu ihm und ließ ihre Hand genießerisch überseinen wohlgeformten Leib gleiten, ganz wie eine Katze, die soeben die Krallen gezeigt hatte und nun wieder schnurrend um seine Beine strich. Man mochte Louisas Handeln als die Sorge einer Frau um ihren Geliebten verstehen, wie sie dabei zu ihm hochblickte, oder als die Angst einer Besitzerin vor einem Verlust ihres Eigentums – in jedem Fall musste Odric klarwerden, dass sie ihn in der Tat vor Schaden zu bewahren wünschte, welche Motive sie dabei auch immer leiteten.

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~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~

„In Ordnung. Ich denke du hast Recht. Schau was du erreichen kannst.“ Odric schien keine weiteren Versuche der Überzeugung zu gebrauchen und Louisa wurde einmal mehr klar, dass der blonde Mann sicherlich einige Schwächen hatte, aber eine Frau nur wegen ihres Geschlechts zu unterschätzen, oder gar als irrelevant zu betrachten, gehörte sicher nicht dazu. Er verabschiedete sich schließlich von Louisa, nicht aber ohne der Brujah noch einen letzten, leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Ich muss heute Nacht noch ein paar Dinge erledigen, aber du findest ja selber raus, sobald dir danach.“ Ein beinahe anzügliches Grinsen stahl sich über seine Mimik. „Ich erwarte dich morgen Nacht!“

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Sie ließ sich halb angezogen noch einmal auf das Bett sinken, um den Abschiedskuss Odrics zu genießen. Dann sah sie ihm nach, und in ihren Augen funkelte der Schalk neben etwas, das im Moment schwächer, aber viel düsterer war. "Wir werden sehen. Auch ich habe zu tun, doch ich werde dich zu finden wissen, wenn nicht morgen, dann in der nächsten Nacht. Aber wann es auch sein wird..." hier wurde ihr Grinsen ebenfalls anzüglich, und zwar derart, dass es einen weniger frivolen Charakter als ihren Liebhaber wohl zum Erröten gebracht hätte "...ich werde mich davon überzeugen, dass du nicht nachlässig bist, also halte dein Schwert allzeit bereit..!" Die Zweideutigkeit ihrer Worte wurde von dem erstaunlich tiefen Lachen unterstrichen, das aus ihrer Kehle aufstieg. Es begleitete ihn auf seinem Weg.

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~ Begehren ist die Triebfeder allen Handelns ~

Louisa ging gemächlich durch das nächtliche Brügge, zurück zu ihrer Zuflucht im Elysium. Mit ein wenig Abstand betrachtet, hatte die junge Brujah durchaus Grund zufrieden zu sein. Die Aufgabe, welche man ihr als Feuerprobe übertragen hatte, lag beinahe hinter ihr und es war ihr sogar gelungen, die Katastrophe zu der es durch van Dinken beinahe gekommen wäre abzuwenden. Odric stand auch beinahe komplett unter ihrem Blutsband, was bedeutet, dass sie die Situation inzwischen im Griff hatte. Alles in allem nicht schlecht für ein paar Tage Arbeit und eine solide Basis um ihre Präsenz in der Stadt weiter auszubauen.

Der Weg vom Drachenkopf zurück zum Elysium war nicht sonderlich lang, aber durch die Kanäle und verschlungenen kleinen Straßen, dauerte es doch etwas länger bis die blonde Frau ihr Ziel erreicht hatte. Wenigstens waren die Straßen gut in Schuss und teilweise mit Holzbalken ausgelegt und in den wohlhabenderen Vierteln sogar gepflastert, was dafür sorgte, dass sie ihre Kleider und Schuhe trotz des Regens der vergangenen Tage nicht unnötig beschmutzte. Dazu kam, dass die große Einwohnerzahl der Stadt eine gewisse Anonymität bot, die nur Vorteilhaft für die nächtlichen Aktivitäten eines Kainiten sein konnten.

Zurück im Elysium fand sie dieses bereits verlassen vor. Ein einziger Ghul des Wächters Frederick van de Burse hielt die Stellung und begrüßte die Brujah mit entsprechendem Respekt und Höflichkeit. Er übergab der blonden Frau einen Brief der mit ihrem Namen versehen war und empfahl sich dann, um wieder in den Hintergrund zu entschwinden. Somit war die junge Kainitin alleine. Es war ihr bereits aufgefallen, dass viele der hiesigen Kainskinder das Elysium nur recht unregelmäßig aufsuchten und dieser Ort hier weniger das Zentrum der nächtlichen Gesellschaft darstellte als anderswo. Ob dies allerdings an der generell recht geringen Anzahl an Kainiten lag, die die Stadt ihr Heim nannten, oder an der Tatsache, dass das eigentliche Machtzentrum der Stadt der Belfried war, konnte Louisa noch nicht sagen. Vielleicht gab es auch noch gänzlich andere, ihr unbekannte Gründe.

Der Brief den Louisa erhalten hatte, war auf qualitativ hochwertigem Papier geschrieben worden und ließ eine klare Handschrift erkennen. Der Ton war zwar höflich, hielt sich aber nicht mit unnötig-blumigem Gerede auf, ein Umstrand durch den die Korrespondenz mit seiner Direktheit sehr an seine Verfasserin erinnerte, Charlotte Erembald.



An Louisa van de Voort, vom Blute der Gelehrten,

Solltet Ihr es morgen Nacht einrichten können und wollen, seid Ihr hiermit zu einem kurzen Zusammentreffen, beginnend mit der mitternächtlichen Stunde eingeladen. Mich interessieren natürlich Eure aktuellen Fortschritte und im Gegenzug für Eure Zeit würde ich die Chance nutzen wollen, Euch mit einem anderen kainitischen Mitglied der hiesigen Domäne bekannt zu machen.

Ihr findet mich morgen Nacht in der Hospitalschule, ein Diener wird Euch Einlassen, so Ihr Interesse habt mir morgen Nacht beizuwohnen.

Ein Antwortschreiben ist nicht nötig.

Charlotte Erembald, vom Blute der Könige.

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Ganz allmählich ebbte das heiße Pulsieren des Blutes ab, als die Aufregung dieser ereignisreichen Nacht zu verblassen begann. Ihr war, als müsse ihre Vitae, durch Gefahr und Leidenschaft entflammt, bislang rot glühend durch ihre marmorblasse Haut zu sehen gewesen sein. Jetzt hingegen wurde die Lava zu Asche, das lodernde Rot zu einem kalten Grau, und die Kainitin fühlte sich selbst wieder zu jenem toten Ding abkühlen, das mit der Nacht verschmolz wie ein Teil der Schatten. Gleich einem Krieger, dessen Herz nach der Schlacht nicht mehr so heftig schlägt wie beim Geklirr der Schwerter, den Schreien der Verwundeten, dem Ruf der Hörner, so zogen sich der Tatendrang, die Gier auf das Leben und die düstere Lüsternheit in einen kleinen Winkel ihres kalten Herzens zurück, um dort zu schlummern, bis das Erbe ihrer Blutlinie aufs neue erwachen würde...

So glitt sie durch die Gassen, unbeachtet, eines der vielen nächtlichen Tiere, die im Schutze der Dunkelheit ihren Geschäften nachgingen. Und so nickte sie dem halbsterblichen Aufpasser des Elysiums auch nur gemessen zu, nahm von ihm den Brief entgegen und brach das Siegel, um ihn in aller Ruhe zu lesen. Die wenigen Zeilen ließen sie kurz überlegen, ehe sie den Brief wieder aufrollte und in einem Gürteltäschchen barg. Ihr Entschluss war binnen weniger Augenblicke getroffen: Die kommende Nacht sah Louisa in ihrem besten Kleid, verborgen unter einem Umhang mit weiter Kapuze, auf dem Wege in die besagte Hospitalschule. An ihrem Ziel angelangt sah sie sich nach einem Durchlass, einem Klopfer oder einer anderen Möglichkeit um, entweder das Gelände zu betreten oder auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Bewegungen waren gemessen, sie strahlte angesichts der zufriedenstellenden Ergebnisse ihrer Mission Selbstsicherheit aus, vermischt mit einem gewissen Hauch von Neugierde auf den Unbekannten, dem sie vorgestellt werden sollte.

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