Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Heiliges Land
BeitragVerfasst: Di 9. Okt 2018, 21:04 
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Lilliana

Liliana trat hinter den weißgewandeten Mann, der mit gleichmäßig monotonem Schritt vor ihr her ging. Die weiße Kleidung auf der sich das Mondlicht brach schien von innen zu leuchten. Sie hörte seinen gleichmäßigen Herzschlag, die langsamen Atemzüge, vernahm das Rauschen der Wellen und das fast ein wenig melancholische Lied des Windes, der den feinen Sand des Strandes vor sich her blies. Ihr fiel eines bereits nach Kurzem auf: Sobald sie sich von der kleinen Gruppe der Kainiten entfernte umhüllte sie eine angenehme Ruhe. Die Anspannung der Seereise fiel von ihr ab.
Gerne wäre sie stehen geblieben, um diese Ruhe in sich vollständig aufzunehmen. Zu oft war sie in letzter Zeit von einem Ort zum Nächsten gereist, nur zu selten konnte sie stehen bleiben, einfach mal die Arme um Will legen und tief ausatmen. Doch auch jetzt drängte etwas in ihr weiter, denn die Sorge um Lucien würde auch nicht vergehen, wenn sie alle hier stehen oder gar bleiben würden. So folgte die Toreador dem Mann schweigend, immer in einem gewissen Abstand. Schon bald würde sie wieder der Person gegenüberstehen, die sie vor vielen Jahren in einem ihrer Träume kennen gelernt hatte. Die Begegnung mit ihr war im Gegensatz zu vielen anderen nie vollständig verblasst. Doch war der Ort nun ein anderer.
Vor ihnen begann der Trampelpfad anzusteigen und ihr verhüllter Führer verlangsamte sein Tempo als plötzlich die Überreste von Treppen unter ihren Füßen zu spüren waren. Liliana erkannte zerbrochene, weiße Marmorfragmente mit eingearbeiteten Rosen. Einst musste diese Treppe wunderschön und wohl bedeutend gewesen sein. Es wurde immer und immer steiler und der Mann ging langsame rund langsamer. Schließlich blieb er stehen. Er begann leise vor sich hin zu murmeln, pausierte, murmelte dann weiter. Lilliana erkannte, dass es Griechisch war, verstand aber nichts.
Sie ließ den Blick schweifen, sah die Überreste einer ehemals wohl gigantischen Statue. Und plötzlich wurde ihr eines bewusst: sie war bereits hier gewesen. Damals in diesem seltsamen Wachtraum. Das hie rwar die prächtige Tempelanlage von einst- nur verfallen und zu Ruinen verkommen

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Während ihres Anstieges verringerte sie den Abstand zu dem weißgekleideten Mann um ihm bei einem möglichen Stolperer noch helfen zu können. Es passierte zum Glück nichts. „Was ist passiert? Gab es ein Erdbeben, das diese Anlage zerstörte?“ fragte sie auf Latein. Sie wusste, dass Gerrit, der mit dem Rest der Gruppe außer Hör- und Sichtweite sich mit dem Mann hätte fließend auf Griechisch unterhalten können. Vielleicht auch Leif. Sie ließ den Blick weiter schweifen und suchte nach der Ursache für die Ruinen der ehemals prächtigen Anlage. Lilliane erkannte das Gesicht des Mannes nicht, das nach wie vor unter der weiten Kappuze verborgen war, doch er schien aus einem Traum aufzuwachen als sie ihn ansprach. Seine Stimme klang rau, als würde er sie nie benützen. „Nein, keine Erdbeben… Die Zeit… Sie nagt an allem, das ist und war, außer an den Göttern selbst.“
Dann ging er weiter.
Minuten verrannen und Lilliana hatte fast den Eindruck, sie würden sich zu Stunden ausdehnen. Doch schließlich standen sie vor einer Kammer. War es ein Grab? Das Heilige Innere eines Tempels?
Der Mann fiel auf die Knie und begann zu beten. Monoton sprach er seine Psalmen in der rauen, abgehackten Sprache. Dann erhob er sich, riß mit einem Mal ein Messer aus seinem Ärmel und ritzte sich das Handgelenk auf. In dunklen Bahnen rann das dunkle Blut über den weißen Mantel, bildete einen bedrohlichen Kontrast. Er ließ das Blut in einen Kelch fließen, der auf den Überresten eines marmornen Altars stand und bereits eine dicke Staubschicht angesetzt hatte.
So schnell wie sie das Gefühl verspürte ihn korrigieren zu wollen, dass das 1. Gebot des Herrn deutlich machte, dass es keine Götter außer den einen wahren Gott gab, so schnell verflog es wieder und hinterließ wieder diese angenehme Ruhe, die ihren Körper in Besitz genommen hatte. Aber nur wenige Augenblicke später stieß sie einen kurzen, spitzen Schrei aus. „Nicht!“ Sie sprang an seine Seite und wollte schon beginnen seine Wunde zu versorgen, als sie begriff, dass er damit einen bestimmten Zweck erfüllte. So hielt sie ihn in seinem Tun nicht auf, nutzte aber schon die Zeit in der sein Blut den Kelch befüllte um nach etwas zu suchen, damit sie später seine Wunde verbinden könnte. „Ich würde euch empfehlen sich diese Wunde von unserem Heiler ansehen zu lassen. Sollten sie zu tief geschnitten haben ist ihr Leben in Gefahr!“
Er schüttelte den Kopf und etwas wie Güte lag in der dunklen Stimme. „Es wäre ein kleines Opfer, das dankbar angenommen würde. Was gibt es Besseres im Leben?“ Sie konnte an seinem Schwanken und Zittern sehen, dass er schwächer wurde so wie das Blut in den Kelch rann, aber er ließ sich bereitwillig die Wunde verbinden als Lilliana dies versuchte.
Er kämpfte mit der Balance und goss den dunkelroten Inhalt des Kelches schließlich auf die Marmorplatte des Altars. Wieder murmelte er vor sich hin- murmelte und murmelte obwohl seine Stimme brüchig war von Schwäche. Schließlich wandte sich das Haupt in ihre Richtung. „Das Opfer wurde vollbracht.“ Die Toreador hörte den nun rasch gehenden Atem des Mannes. Dann deutete die knorrige Hand des Vermummten in eine Ecke. „Seht- Sie ist gnädig. Sie erhört eure Bitte.“
Lilliana versuchte seiner Gestik zu folgen, erkannte im ersten Moment aber nichts. Dann jedoch bemerkte sie etwas. In den Bruchsteinen des marmornen Tempels hatten sich die Wurzeln einer Rose geklammert. Die Pflanze selbst war niedrig, knorrig und sah vertrocknet aus. Doch blühten einige weiße Rosenknospen, die im Mondlicht ebenso zu strahlen schienen wie das Gewand des Priesters. Als sie noch genauer hinsah, fielen ihr winzige Tropfen auf einer der Blüten auf- von einer seltsamen purpurnen Farbe

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Für einen Bruchteil des Augenblickes war sie versucht diese Rosenblüte anzusehen und sich in ihrer Schönheit zu verlieren, aber der Zustand des Mannes neben ihr hielt sie davon ab. Lilliana versuchte ihr Bestes die Wunde zu versorgen und hieß den Mann sich ebenso hinsetzen, damit sich sein Kreislauf beruhigen konnte. „Ihr habt ein großes Opfer für mich gebracht. Aber für was?“ Sie sah ihn fragend an. „Ich verstehe sie nicht. Ich sehe diese Blume, ja, ich sehe die roten Tropfen, aber ich sehe sie nicht. Ich sehe Inanna nicht.“ Lilliana schüttelte den Kopf. „Bitte mein Herr, meine Gefährten vertrauen darauf, dass diese Unterhaltung nicht zu lange dauert, denn sie vertrauen in mich, deswegen segelten wir hierher. Eine mir nahestehende Person schwebt in Gefahr.“
Die Kapuze wandte sich in ihre Richtung, ließ den Blick lange dort als begreife sie nicht, dass Lilliana nicht verstand. „Das ist ihr Leib und Blut. Koste davon und du wirst ewig leben.“
„Wenn diese Blume ewiges Leben gibt, solltet ihr die Tropfen nehmen, sofern ihr dafür seid das Leben anzunehmen. Mein ewiges Leben wurde mir bereits vor vielen Jahrzehnten geschenkt.“ Sie seufzte aus, wissend dass er nicht auf diese Worte eingehen würde. Das Geschenk, dessen Opfer neben ihr saß, war tatsächlich für sie. Aber war sie dafür auch bereit? Blut, auch nur wenige Tropfen, die von einem anderen Kainit kamen waren köstlich, aber auch mächtig. Und die Tropfen dieser Frau, deren Macht sie hierhergeführt hatte, waren gewiss sehr köstlich. Lilliana zögerte noch einen weiteren Augenblick, konnte aber keinen Grund finden, der sie misstrauisch werden ließen. Also ging sie zur Rose hin und nahm vorsichtig mit ihren Fingern die wenigen Tropfen auf und führte sie mit einem letzten prüfenden Blick auf den weißgekleideten Mann an die Lippen.

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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Di 9. Okt 2018, 21:04 


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 Betreff des Beitrags: Re: Heiliges Land
BeitragVerfasst: So 14. Okt 2018, 21:32 
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Lilliana nahm das intensive Aroma des Blutes wahr noch bevor der Tropfen auf ihre Zunge schlug. Es war als würde die Zeit langsamer vergehen, wie ein schwacher Windhauch im Abendlicht.



Der Tropfen wurde Teil von ihr, ohne dass sie ihn schlucken musste. Das Aroma war berauschend, intensiv und köstlich. Ihr erschien es wie die Essenz puren Lebens. Sie musste ein Zittern unterdrücken und schloss für einen Lidschlag die Augen.

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Als sie die Augen wieder öffnete umspielte sanftes Sonnenlicht ihre Haut und zauberte einen rosenfarbenen Schimmer auf ihr Haar.
Sie konnte eine Bewegung im Augenwinkel wahrnehmen und erkannte die Gestalt, die sich mit unmenschlicher Anmut auf sie zu bewegte.

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Es war Inanna, die ihr bereits vor Jahren im Traum erschienen war. Sie ließ ihre Augen auf Lilliana verweilen und lächelte. „Ihr seid meinem Ruf gefolgt… Das ist ein wunderbares Omen…“
Berauscht von den Eindrücken und sich der Gegenwart der anderen Frau voll bewusst, vollführte Lilliana im nächsten Moment ohne zu zögern eine tiefe Verbeugung. In dieser steckte kein Gefühl des Müssens, weil es die Etikette erforderte, eher eine aufrichtige Respektsbekundung vor einer Frau wie Inanna. In dieser Position verblieb Lilliana, erhob aber sachte und äußerst behutsam die Stimme: „Ich vernahm euren Ruf immer lauter werdend und so zog es meine Gefährten und mich hierhin, zurück an diesen Ort an dem die Zeit nicht stillstand.“
Sie half ihr sanft auf. „Erhebt euch, Lilliana, und habt dank für den Respekt, den ihr mir erweisen wollt.“ Das sanfte Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Lässt man sich mit dem Puls der Zeit davontragen erkennt man Vergangenes und Zukünftiges… sieht es vor sich, ist Teil davon. So saht ihr bei unserer letzten Begegnung die Schönheit dieses Ortes vor vielen Jahrhunderten…“
Lilliana spürte die dezenten Berührungen, die ihr ohne weitere Mühe halfen sich wieder zu ihrer vollen Größe aufzurichten und sie erzitterte leicht. Erst jetzt begann sie neben Inanna auch die Umgebung wahrzunehmen und die Erinnerung an die letzte Begegnung, kehrte stärker zurück als je zuvor. „Und nun treffen wir uns in der Gegenwart, in der die Schönheit des Ortes vergangen aber nicht vergessen ist. Es bedarf nur einer weißen Rose, geboren aus zerstörtem Stein.“
„Ja, Schönheit ist überall zu finden. In einer weißen Rose…“ Die blonde, engelsgleiche Frau ließ die Hände in einer wellenartigen Bewegung durch die Luft gleiten und ihre Umgebung änderte sich. Die Sonne schien intensiver, warm und gleichmäßig und der Tempel in dem Lilliana noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatte, war zu Ruinen zusammengefallen.

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Innana seufzte, doch klang außer Wehmut auch Ruhe in diesem Klang mit. „So wird es einst sein… Aber dennoch liegt Schönheit in diesem Anblick, oder?“
Lilliana nickte sachte. „Alles ist vergänglich und doch sehen wir in der Vergänglichkeit auch eine Schönheit und“ sie hielt inne „eine Freude. Eine Freude darauf, was der große Schöpfer aus der Vergangenheit formt für die Zukunft, was unsere Augen, unsere Hände sehen und spüren dürfen.“ Lilliana drehte sich nun etwas seitlicher, sodass sie nicht mehr neben Inanna stand sondern seitlich so, dass sie sie direkt anblicken mochte. „Verzeiht mir meine Neugier, aber ihr spracht von einem Omen. Habt ihr eine Botschaft empfangen, die für unser aller Zukunft entscheidend sein mag? Als Warnung? Als Hinweis uns dabei zu helfen einen Plan zu erkennen?“

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Ihre so melodiöse Stimme wurde eindringlich. „Lilliana? Ihr dürft niemandem je von unserem Treffen berichten. Der Ort, den ich zu meiner Zuflucht erkoren habe muss geheim bleiben! Koste es, was es wolle!“ Sie suchte in Lillianas Augen nach der Zustimmung und Gewissheit, die sie benötigte, bevor sie weiter sprach. „Ich komme mit einer Bitte zu euch. Einer Bitte von äußerster Dringlichkeit.“ Sie atmete tief ein. „Ich habe sie durchwandert- Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft… Ereignisse werden geschehen, die die Welt aus den Angeln zu reißen vermag und die dann selbst zu nichts als Geschichte werden… Ich habe das Ende von so vielen Kainiten gesehen und es war schrecklich…“ Ihr Gesicht sah von Lilliana fort in die Ferne und eine einzelne rote Träne lief über die marmorne Haut der Wange und fiel in das üppige helle Haar. Dann suchte sie wieder den Blick der Toreador. „Die Zukunft ist ein Geflecht aus Fäden, die nicht fest gezogen sind. Die Fäden liegen bereit, werden an ihre Position gebracht, aber sie sind nicht fest. Sie mag zu verändern sein…“
Die Augen der Toreador verrieten ihr Zustimmung zu ihrer Bitte, doch verblieb auch eine ungestellte Frage: Sie war nicht allein auf diese Insel gekommen. Ansonsten hörte sie weiter zu, schloss dabei jedoch die Augen. Ganz sachte und kaum wahrzunehmen, zeigte ihr Gesicht eine Form von Schmerz, hervorgerufen durch Erinnerungen and die Vergangenheit, welche längst schon zu Staub zerfallen war. „Gott, der Schöpfer, gewährt wenigen von uns diese Visionen. Wie ihr sagtet Inanna sind sie Fäden. Sie müssen nicht eintreffen, sie können. Doch manches Mal treffen sie ein, wenn der Bote versucht das Ziehen der unliebsamen Fäden zu verhindern.“ Lilliana öffnete die Augen und sah die Frau neben sich wieder an. „Wenn ich frage, was wir tun müssen, um das Ziehen des Fadens zu verhindern, den ihr gesehen habt und der euch Schmerz bereitet, dann… dann frage ich mich, ob ich fragen sollte.“
Innanas Mundwinkel verzogen sich zu einem wissenden Lächeln. „Ihr seid weise, Lilliana. So viele Schicksale erfüllten sich nur, weil man versuchte sie zu umgehen. Aber ich sehe mehr als eine einfache Priesterin in den Hallen von Delphi, die ihre Weissagungen von goldgierigen Priestern deuten lassen muss. Ich beobachte das Geflecht schon lange und ich sehe, wie es sich zu verdichten beginnt…“ Ihr Blick streifte erneut den fernen Horizont als suche sie nach etwas. „Einst, vor langer Zeit, liebte ich einen Mann. Für mich war er das schönste Geschöpf auf Gottes Erde, der vollkommenste Kainit von allen. Sein Name war Absimilard.“ Ein Gesicht erschien vor Lillianas innerem Auge. Das eines jungen, athletischen Mannes mit starken Armen, strahlenden Augen und dem erfüllensten Lächeln auf den Lippen. Die Präsenz, die von ihm ausging war gewaltig. Er lachte für sie, für Innana, und Lilliana, die es hörte, wusste, dass fast jeder Mensch den sie kannte, der hellblonden Frau zugestimmt hätten.

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Sie sog die Luft in die untoten Lungen und es klang wie das sanfte Rauschen der Wellen. „Er beging ein Verbrechen und wurde bestraft. Ihr kennt den Fluch der Verborgenen, nicht wahr? Er wurde mit so abgrundtiefer Hässlichkeit gestraft, dass niemand mehr wagte ihn anzublicken.“ Ihre Stimme wurde leise, ein kaum hörbares Flüstern. „Auch ich wandte mich von ihm ab. Ich war nicht mehr in der Lage die Schönheit in ihm zu sehen und verließ ihn. Er versuchte mich zurück zu gewinnen, doch war sein Tun vergebens. So wurde Liebe zu Hass und so unbesiegbar wie einst seine Liebe brennt nun das Feuer der Vernichtung in ihm. Er empfindet unendlichen Hass für mich, die ich ihm doch einst Liebe geschworen habe, Hass auf seine Kinder, die tapfer an seiner Seite standen als er das Verbrechen beging für das er bestraft wurde und am meisten: auf sich selbst. Er verfluchte alle- seine Kinder, mich, sein eigenes Sein…“ In ihrem Seufzen lagen ein Bedauern und eine Traurigkeit, die kaum zu ertragen waren. „Er hat sich geschworen jedes einzelne seiner Kinder und deren Abkömmlinge zu vernichten. Ein Schicksal, dass sie nicht verdient haben.“
Sie hörte aufmerksam zu, jedoch ohne eine Regung der Zustimmung oder Abneigung gegen das Gehörte von sich zu geben. Es war eine private Geschichte, doch lag in ihr ein Schmerz verborgen, den die Toreador fühlen konnte. Der Name des Mannes sagte ihr erstmal nichts, aber der drauffolgende Hinweis war deutlich genug. „Seine eigenen Abkommen und deren Abkommen zu töten? Warum hat er solch einen Hass entwickelt, obwohl sie sogar an seiner Seite standen. Wohin dachte er wird das führen? Zu seinem Frieden, wenn er alle getötet hat? Oder zu seiner Erlösung?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht gut bewandert in der Geschichte der Kainiten. Es gibt weit bessere Freunde, die diese Fähigkeit besitzen, aber ihr sprecht wohl nicht umsonst von diesem Menschen, den ihr einst liebtet und der jetzt ein Angehöriger des Clans der Nosferatu ist.“
Innana nickte Lilliana voll Wehmut zu. „Ich weiß nicht, was ihn antrieb diesen Schwur zu tun: der Wunsch nach Erlösung, die Verdammung von allem, was er schuf, die Bestrafung, weil sie an seiner Seite standen und ihn nicht aufhielten? Dieser Schwur, den er tat, ist eine schlimme Angelegenheit und ich wünschte, ich könnte etwas daran ändern… Aber es wird etwas anderes geschehen. Etwas noch viel Folgenschwereres: In diesen Nächten erheben sich Kinder Kains, die nicht länger willens sind zu akzeptieren was sie sind. Sie sind nicht willens sich selbst zu achten und respektieren. Sie streben nach Macht um ihrer Selbst willen, getrieben von Blutdurst und Gier. Sie haben von der Macht unseres Blutes erfahren und hoffen durch die Vernichtung der Älteren aufzusteigen und ihren Willen zu bekommen. Welche Toren!“ Ihre Stimme verriet eine ungemeine Abneigung. Ihr anschließendes Flüstern war kaum hörbar, nur ein Wispern im Wind und Lilliana merkte, dass sie zu sich selbst sprach. „Als ob sich Saulot vernichten ließe… oder Tsimiske…“ Ihre strahlenden Augen suchten die von Lilliana. „Zwei von ihnen haben vom Geheimnis seines Aufenthaltsortes erfahren und werden sich in das Land begeben um ihn ausfindig zu machen. Wie immer sie auch vorgehen werden- ihr Ziel ist seine Vernichtung- Diablerie.“ Innana schüttelte sacht den Kopf. „Es würde ihnen nie gelingen. Seine Mächte übersteigen die Ihren um ein zehnfaches…“ Sie ließ den Satz in der Luft schwingen und schwieg eine lange, lange Zeit. „Einen solchen Frevel, eine solche Anmaßung und Herausforderung würde er nie dulden. Er würde erwachen und sich erheben. Sein Zorn wäre so unbarmherzig und hart wie die Rache Gottes an den Ägyptern und kein Kainit, der auf mehrere Meilen seinen Weg kreuzen würde, würde das Ende der Nacht erleben.“ Wieder schwieg sie lange. „Absimilard wird seine Rache und seinen Hass nicht nur über sein eigenes Blut, sondern über jedes Kind Kains ergießen.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Heiliges Land
BeitragVerfasst: Sa 20. Okt 2018, 16:06 
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Diablerie, etwas worüber sie nicht nur schon gehört hatte. Die Schlieren in den Auren der entsprechenden Kainiten als auch die jahrelange Unruhe in ihr, wenn sie mit ihnen zu tun hatte. Sie entlarvten einen jeden Diaberlisten. Inzwischen konnte Lilliana mit den Jahren an Erfahrung sogar mutmaßen, dass emphatische Geschöpfe der Nacht, die Diableristen sogar ohne Einsatz von Auspex spüren können, auch wenn sich dies zum Glück bisher nur auf wenige Geschöpfe denen sie begegnet war bezog.

„Also wollt ihr, dass wir zwei Kainiten aufhalten, bevor durch ihr zutun ein größeres Blutbad entsteht.“ Sie schaute dabei kurz zurück aus der Richtung die sie gekommen war. „Auch wenn ich euer Anliegen verstehe, so“ Lilliana zögerte mit der Antwort…“ist dies die Zukunft, wie sie nun auch immer ausgehen möge. Ich kann euch keine Versprechungen machen, dass wir Erfolg haben werden. Ich kann euch auch keine Versprechungen machen, was meine Gruppenmitglieder dazu sagen werden. Ein jeder von ihnen ist ein Individuum und folgt anderen Wegen, doch wir vertrauen aneinander, weswegen sie ohne zu zögern das Schiff haben wenden lassen, um hierher zu gelangen.“ Sie pausierte, ehe sie in diese tiefgründigen Augen blickte, in denen sie sich zu verlieren glaubte. Die Stimme, die sich erneut erhob, wies einen anderen Tonfall auf, der abschließend klang. „Inanna, eines aber wird mit Sicherheit zuerst geschehen. Wir müssen unseren Vertrauten Lucien Sabatier, einen Gangrel befreien. Er ist ein Teil dieser Gruppe und komplettiert diese und nur so haben wir auch eine Chance die Zukunft nicht in Blut baden zu lassen. Könntet ihr uns dabei helfen?“


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 Betreff des Beitrags: Re: Heiliges Land
BeitragVerfasst: Di 23. Okt 2018, 19:51 
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Inanna atmete langsam ein. Ihre Brust hob und senkte sich. Sie schien wie das Meer zu sein, an- und abschwellend, still und gleichzeitig in permanenter Bewegung. Lilliana spürte, dass die blonde Frau neben ihr ihre Sinne ausstreckte, Strecken überwand die weit jenseits des Möglichen lagen, um zu sehen, was sie musste. Ihre Augen blickten ins Leere. Erst einige Augenblicke später schien das Bewusstsein sich erneut in ihrem Gesicht zu spiegeln. „Ich kann Euch nicht zu Hilfe kommen, LIlliana. Auch wenn ich mir wünschte, ich könnte. Er ist nicht im Blute mit mir verbunden. Ich sehe ihn nicht. Inanna griff nach Lillianas Hand und die Toreador spürte den sanften Druck der kühlen Finger. „Lilliana? Ihr müsst euch über die Wichtigkeit dieser Mission im Klaren sein. Wenn es diesen Kainiten gelingt sich Absimilard zu nähern und ihm ihre Absichten bewusst werden… Versteht ihr? Nichts wird ihn aufhalten können.“ Ein Ausdruck des Entsetzens trat auf ihre Züge und mit Mühe kämpfte sie ihn nieder bis ihr Antlitz wieder seine übernatürliche Schönheit inne hatte. „Hört in euch hinein! Hört auf euer Herz und entscheidet gut, wem ihr vertrauen mögt. Es steht so viel mehr auf dem Spiel als nur eure oder meine Existenz. Oder die eurer Gefährten.“ Wieder sah sie in den hellen Sonnenschein. „Es verbleibt Zeit. So lange Krieg herrscht und das Niltal in der Hand der Kalifen ist, werden die Kainiten, die dort die Wüsten durchwandern, niemanden passieren lassen. Kein Fremder wird einen einzigen Fuss in ihre Lande setzen ohne dass sie es merken. Doch dieser Wille wird verschwinden… durch die Niederlage der Kalifen? Durch die Vernichtung der Kreuzfahrer? Durch Frieden? Ich kann es nicht sagen. Sie werden Fremde passieren lassen.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Heiliges Land
BeitragVerfasst: Sa 3. Nov 2018, 22:05 
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Innana machte es in diesem Augenblick jeder Person sehr leicht zu erkennen, was sie fühlte. So deutlich, überdeutlich erschien es Lilliana und als Echo auf die Gefühle der anderen begann sie selbst leicht zu zittern. „Ich glaube daran, dass jeder versteht wie wichtig diese Mission ist, gerade in Bezug auf die kainitischen aber auch menschlichen Leben.“ Sie drückte fester die Hände der anderen. „So bedanke ich mich bei euch, gerade im Namen der Menschen. Ihr habt euch ein Maß an Menschlichkeit bewahrt, dass uns Abkommen im Blute als Vorbild dienen sollte.“ Sie drückte die Hände der anderen noch einmal kurz und ließ sie dann wieder los, sachte, jeden Augenblick bei dem sie die Berührung der anderen noch spüren konnte, genießend, als wäre diese eine Flamme, deren Feuer sie aber niemals verbrennen würde. „Habt ihr auch eine Beschreibung der Fremden? Ein Merkmal, etwas das sie auszeichnet?“ Inanna schien in den Wind zu lauschen, die warme Luft zu riechen, irgendetwas hinter dem Horizont erspähen wollen. „Ihre Gesichter sind wandelbar. Zwei wollen jung erscheinen, einer erfahren. Einer plant, einer handelt, einer bezeugt. Ich verstehe ihre Sprache nicht, doch sie hat den Klang des Ostens.“ Sie sah Lilliana fragend an. Fast wie eine Seherin, die ihrer eigenen Vision nicht recht Glauben zu schenken vermag.
„Sie vermögen ihre Gestalt also zu verwandeln oder anders interpretiert zu verbergen. Sie täuschen und geben etwas vor, was sie schon länger nicht mehr sind.“ Lilliana ließ das Gesagte, als reine Feststellung stehen. „Der Osten. Leider sind die meisten Vertreter, die uns aus dem Osten besucht haben, keine sehr angenehmen Zeitgenossen. Ich…verzeiht mir, ich schweife ab.“ Lilliana schüttelte kurz energischer als gewohnt den Kopf hin und her. „Zurück zu dieser Mission. Ihr sagtet solange Krieg herrscht, werden die Kalifen keine Fremden in ihr Land lassen. Aber Krieg kann niemals die Lösung sein, dafür dass Absilmilard in seinem Schlaf ungestört bleibt. In keinem Interesse.“ Lilliana ließ eine bewusste Pause entstehen. „Wie haben sie von seinem Versteck erfahren?“
„So wie auch ich, entschied sich Absimilard dazu sich zur Ruhe zu begeben. Man baute ihm einen Tempel, tief, tief im dunkelsten Gestein. Keiner, der daran baute ist noch da um davon zu bezeugen. Die Wüste begrub alles unter ihrem sandigen Atem bis nur noch die Köpfe einiger Statuen darüber hinaus blicken. Doch derjenige, der plant, hat ein Gespür für Erde, Land, Berge. Seine Kräfte sind in der Lage das darin enthaltene aufzuspüren.“
„Und so würde er ihn finden, ich verstehe. Ein Faden, der gezogen wird.“ Lilliana schaute Innana direkt in die Augen, genoss es erneut ein wenig sich darin verlieren zu können „Würde Absimilard auch erkennen, wenn Personen in friedlicher Absicht kommen und trotzdem erwachen und vor Zorn rasen? Denn würde man ihn umbetten an einen anderen Ort, kann der Planer seine Kräfte einsetzen, doch sie blieben wirkungslos.“
Inannas helle Augen suchten Lilliana. „Ich weiß es nicht. Weder weiß ich, ob er sich an einen anderen Platz bringen ließe, noch ob die Drei ihn dort finden würden. Auch weiß ich nicht, was er täte. Sein Hass auf die kainitische Welt ist so groß geworden, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagt.“
Sie nickte kurz. „Ich denke es ist nun Zeit zu gehen. Leider. Wieviel Zeit wohl vergangen sein mag?“
Inanna schüttelte sacht den Kopf. „Es reist sich angenehm hier in dieser Welt.“ Eine Handbewegung umfasste leicht die Gegend um sie herum. „Die Zeit vergeht so rasch oder langsam wie es sich für uns richtig anfühlt.“ Sie griff erneut ermutigend nach Lillianas Fingern. „Findet euren Freund! Ich wünsche euch alles Glück das Kain uns, seinen Kindern, geschenkt hat. Folgt eurem Weg und verzagt nicht. Noch sind die Nächte nicht angebrochen in denen das Tal des Nils fremden Kainiten offen steht. Noch verbleibt Zeit. Zeit, die ihr brauchen werdet für das, was vor euch liegt. Zeit zum Handeln und zum Durchatmen…“
„Durchatmen.“ Ein Geräusch entwich ihr unvermittelt, dass zwischen seufzen und schnauben erklang. „Wahrlich ist Durchatmen nicht uns vorbehalten, sondern den Menschen. Wir sind damit beschäftigt für immer und ewig niemals still zu stehen.“
Inanna lächelte sanft. „Und doch mag es für manche genau anders herum sein, Lilliana. Atme durch!“
Als Lilliana wieder zu sich kam konnte sie nicht recht sagen wie spät es wohl war. Der Mönch, den sie verbunden hatte, saß an die Wand gelehnt und sprach leise Gebete vor sich hin. Ein anderer Mönch in weißer Robe hatte sich zu ihm gesellt und wiederholte wie im Kanon seine Phrasen. Es schien nicht mehr als eine Stunde vergangen zu sein, maß sie aus dem Stand der Sterne.
Als sie sich an den Abstieg machen wollte deutete der vermummte Mann erneut zu der weißen Rose, die im Mondlicht wuchs. Ein einzelnes Blütenblatt hatte einen dunkelroten Schimmer. „Geschenk der Göttin“, murmelte er. „Achtet gut darauf.“ Er ließ ihr die Zeit das Blatt zu pflücken und an sich zu nehmen. Dann führte er sie zurück zu den anderen Gefährten, die auf sie warteten

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