Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Darksiders (Fluff)
BeitragVerfasst: Mo 19. Jun 2017, 12:29 
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Das flackernde Licht der mittlerweile beinahe zur Gänze herabgebrannten Kerze, warf bizarre Schatten und bösartige Trugbilder an die kleine Kapellenwand. Es wirkte im Zusammenspiel mit der tosenden Brandung, welche sich an den zerklüfteten Felsen der tiefschwarzen Nacht brach wie das dunkle Vorspiel zu einem weitaus finstereren Spektakel, das nicht einmal das Gotteskreuz an der fahl getünchten Wand zu vertreiben mochte. Nur wenige Gläubige, Pilger oder einsame Wanderer verirrten sich an diesen Ort und selbst die Mönche und Priester der Christenheit, kamen nur äußerst selten um ihre Gebete zu sprechen oder das ewige Licht zu erneuern. Die einzigen Zeugen dieser schweigsamen Nacht, waren die tiefen Risse im schäbigen Mauerwerk und das verhaltene Zirpen der Zikaden und Grillen.

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Milena hatte lange gebraucht um diesen Ort zu finden und es hatte noch um einiges länger gedauert, überhaupt erst dorthin zu gelangen. Zumindest wenn man sich darum bemühen wollte, möglichst unentdeckt zu bleiben und keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Unter dieser Prämisse, war es eine lästige Notwendigkeit gewesen dafür zu sorgen, das ein weiterer Bettler den vorzeitigen Weg ins Paradies gefunden hatte. Den gesprächigen Händler, hatte sie mit einem üblen Kontaktgift, das sie auf die funkelnden Münzen gestrichen hatte aus dem Weg geschafft. Im ständigen, zwielichtigen Kampf der Unterweltgeschäfte in dieser Stadt, würde es wohl nicht lange dauern und ein mindestens ebenso gieriger und ehrloser Bastard, knüpfte nahtlos an die verwerflichen Tätigkeiten seines Vorgängers an. Natürlich nur bis dieser dem nächsten Attentat, der nächsten Intrige zum Opfer fiel. So war es immer und soweit sie das beurteilen konnte, würde dieser ewige Kreislauf aus Gier, Macht und Tod so bald nicht durchbrochen werden. Missmutig wanderte ihr Blick hin zum halb verfallenen Altar, wo sie vor wenigen Augenblicken eine kleine, hölzerne und völlig schmucklose Schatulle platziert hatte. Der Auftrag war dermaßen simpel gewesen, dass selbst ein völlig ignoranter Tölpel seine Neugier nur mühsam im Zaume hätte halten können. Dennoch wagte sie es nicht, den Inhalt des unscheinbaren Kästchens näher in Augenschein zu nehmen. Geschuldet war diese Vorsicht zweierlei Dingen: Zum einen war da selbstverständlich der Wunsch, ihrem äußerst mächtigen Gebieter so gut als möglich zu dienen und sich exakt an die erhaltenen Instruktionen zu halten. Dadurch erhoffte sie sich den langersehnten Zugang zur verbotenen Bibliothek, den man ihr aus mannigfaltigen und oftmals fadenscheinigen Gründen bis jetzt vorenthalten hatte. Zum anderen war da zugegebenermaßen, auch die berechtigte Furcht vor dem Argwohn des Konsortiums, dessen Mitglieder mit wenigen Ausnahmen, bis jetzt kaum den direkten Kontakt mit ihr gesucht hatten. Sie verstand den Sinn höchster Geheimhaltung und Verschwiegenheit und Diskretion; wer tat das nicht? Aber zugleich wurde ihr je länger sie sich in den Diensten des Zirkels befand, mehr und mehr bewusst, dass nur den ranghöchsten, vertrauenswürdigsten und ganz und gar ergebensten Mitstreitern ein machtvoller und glanzvoller Aufstieg beschieden sein würde. Es gab also keinen Grund sich der naiven Illusion hinzugeben, sie selbst wäre nicht vollkommen entbehrlich oder von nur spärlicher Bedeutsamkeit. Die ehemalige Tremere musste ihren Wert mehrfach beweisen, wollte sie nicht ebenso enden wie der Kettenhund Rainer oder Tariq der Assassine. Niemand würde eine Träne an sie verschwenden oder sich auch nur an ihren Namen erinnern, wenn sie keinen bleibenden Eindruck hinterließ.

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Doch wie es schien, sollte sie in dieser Nacht keine Gelegenheit mehr dazu bekommen. Nach weiteren zwanzig, sich quälend dahinziehenden Minuten voll angespannten Wartens, Pläneschmiedens, Erwägens und gelegentlich paranoiden Aufschreckens, schien endgültig festzustehen, dass sie den Empfänger der Schatulle wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. Insgeheim hatte sie natürlich gehofft, über den hier angetroffenen Kontakt vielleicht doch ein wenig mehr über den Inhalt des verlockenden Kleinodes herausfinden zu können, wo sie doch selbst keinen noch so kleinen Blick wagen wollte. Es hätte in ihrer Vorstellung zudem auch einen guten Eindruck gemacht, wenn sie die geforderte Ware, eigenhändig übergeben hätte. Nicht irgendein beliebiger Handlanger oder Mittelsmann, nein. Sie hätte die Schatulle mit einer respektablen Verbeugung überreicht, sodass man sich an sie erinnern würde oder ihren Einsatz zumindest mit besonderem Wohlwollen bedenken konnte. Dazu würde es jetzt nicht mehr kommen und jede weitere Minute, die sie in dieser schäbigen Kapelle zubrachte, schien mit einem Mal vollkommen verschwendet. Ärgerlich und nur äußerst widerwillig, stieß sie mit ihrem solide gefertigten Stab, in den sie erst kürzlich einige, neue Runen eingearbeitet hatte, gegen ein bröckliges Stück Mauerwerk und biss die Zähne zusammen. Nein, es brächte wohl auch nichts sich wie ein Dieb zu verstecken und abzuwarten, ob ihr Kontakt sich doch noch zeigen würde. Wenn das Konsortium nicht wollte, dass sie den Empfänger zu Gesicht bekäme, dann hatte das sicher seinen Grund. Und wenn sie es sich nicht sehr schnell mit ihren neuen Gönnern und Verbündeten verscherzen wollte, dann würde sie wohl oder übel gehorchen müssen. Die linke Hand zur Faust geballt und nur mühsam ihren Zorn und ihre Enttäuschung unterdrückend, verließ sie das verfallene Bauwerk und schritt über die kleine, karg mit Grasbüscheln bewachsene Anhöhe zu ihrem klapprigen Hengst, den man ihr unlängst für einen Wucherpreis angepriesen hatte. Wenigstens war er Preis den sie für das elende Reittier gezahlt hatte, nicht annähernd so hoch gewesen wie der den der Verkäufer im Nachhinein hatte zahlen müssen. Ein Umstand, den sie als besonders amüsante, ausgleichende Gerechtigkeit empfand. Mit diesen letzten, leider nur mäßig erfreulichen Gedanken, schwang sie sich in den Sattel und zog den Mantel enger um die Schultern; warf sich die breite Kapuze über. Sie würde schlussendlich bekommen wonach es sie verlangte; komme was da wolle. Alles was sie lediglich dazu brauchte, waren ein klein wenig mehr Geduld und ein bisschen Mäßigung. Beides waren keine besonders herausragenden Tugenden der verbitterten Frau.

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Als Milena nur wenige Augenblicke später die tosende Brandung zwischen den zersplitternden Felsen und die verfallene Kapelle hinter sich gelassen hatte, erwachten die finsteren Schatten im Inneren des Gemäuers, tatsächlich zu unheiligem Leben. In einer böswilligen Agonie aus dichten, dunklen Schwaden, formten sich kleine, fingerdicke Tentakel die in zielgerichteter Vorfreude in Richtung Altar wanderten. Kurz vor dem Schmuckkästchen, stoppten die schwarzen Fäden jedoch abrupt und kräuselten sich, als ob sie davor zurückschrecken würden das hölzerne Etwas zu berühren. Eine gedämpfte, nicht eindeutig als weiblich oder männlich zuordenbare Stimme, schien sich als schwaches Echo aus den bröckelnden Steinen zu lösen. „Ich habe dich nicht erwartet Ahriman. Für gewöhnlich ziehst du es vor nur dort zu erscheinen, wo deine Anwesenheit unabdingbar ist. Dein Bote scheint nicht besonders vertrauenswürdig zu sein nehme ich an? Möchtest du dich erklären?“

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Wie aus dem Nichts, erschien mit einem Mal die eindrucksvolle, geisterhafte Erscheinung eines stattlichen Mannes in antiker, fast schon archaisch anmutender Rüstung, die persische und ägyptische Handwerkskunst, mit offenkundig magischer Symbolik zu einem makabren und ehrfurchtgebietenden Schutz aus Nieten und Stahlplatten verschmolz. Hinter einer das Antlitz des Trägers verbergebenden, respekteinflößenden Maske aus Kupfer und Gold, glühten zwei stechende Augen, die eine Art übernatürliche Energie abzusondern schienen. Die sonore Stimme des Geistes, antwortete dem Schatten ohne sichtliche Überraschung. „Deine untrügliche Schläue und Gerissenheit, hat in all dieser Zeit offenbar nicht allzu sehr unter den zahlreichen politischen Fangstricken dieses Landstrichs gelitten.“ Der geisterhafte Hüne nickte bedächtig und respektvoll. „Meine Schülerin, wenn man so will. Das Konsortium war nicht erfreut über ihre Aufnahme, doch ich erkannte ein gewisses, ungenutztes Potential in ihr, dass ich zu fördern gedenke. Bedauerlicherweise, werden ihr rastloses Streben nach Macht und ihre unbändige Gier nach Wissen, nur von ihrer Sturheit und Unüberlegtheit übertroffen. Einer der Umstände, welche dir heute Nacht meinen Besuch bescheren.“

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Die gedämpfte Schattenstimme, legte sich wie ein samtener Teppich über die Risse des halb zerstörten Mosaikbodens. „Ach, dieses Kind da war deine neueste Errungenschaft? Ich hörte bereits erste Zweifel aufkommen, was ihre Loyalität und ihre Eignung betrifft. Einige fragen sich bereits, ob sie der Sache nicht mehr schadet, als was sie ihr dienlich ist…“ Der Schatten wurde harsch vom Geist unterbrochen, der in scharfem Tonfall dazwischenfuhr. „ER hat mir seinen Segen für dieses Unterfangen gegeben. Ich habe IHN darum gebeten, nicht das Konsortium. Ich gebe gerne zu, dass wir gerade mit unseren jüngsten Operationen im Süden, ein paar ärgerliche Rückschläge hinnehmen mussten, die sich möglicherweise in baldiger Zukunft, noch als recht problematisch erweisen dürften. Dennoch habe ich das Projekt noch nicht als gescheitert eingestuft und übernehme selbstverständlich die volle Verantwortung. Sie wird entweder rasch lernen, sich dem Willen und den Wegen des Konsortiums anzupassen oder sie wird fallen. Die Aufräumarbeiten sind bereits in vollem Gange und alle losen Enden wurden beinahe vollständig beseitigt. Die Zerstrittenheit der Domänen und der anhaltende Ost-West-Konflikt spielen uns nach wie vor vortrefflich in die Hände.“ Der Hüne pausierte für einen kurzen Augenblick und seine Lid-losen Augen, verzogen sich zu schmalen Schlitzen. „Doch ich denke, dass ich darüber bereits ausführlich in der letzten Zusammenkunft berichtet habe nicht wahr?“ Die Art wie diese offenkundig rhetorische Frage gestellt worden war, machte unverkennbar deutlich das die geisterhafte Erscheinung keine Notwendigkeit verspürte sich noch eingehender mit dem Thema zu beschäftigen. Ein leicht säuselndes Seufzen des Schattens, das wie eine kleine Windböe über das umherliegende Laub fegte deutete an, dass sein in Finsternis gehüllter Gesprächspartner den leichten Wink unmissverständlich erkannt hatte.

„Das hast du in der Tat. Genauso wie deine Ausführungen über die daraus resultierenden Möglichkeiten, die Wogen fürs Erste geglättet haben Ahriman. Das Konsortium weiß was es an dir hat und wie immer liegt es nunmehr an uns allen, diese neuen Tatsachen zu akzeptieren und die Weichen für unsere nächsten Schritte gemeinsam zu stellen. Einen guten Ratschlag möchte ich dir jedoch noch mit auf den Weg geben: Sei nicht zu anhänglich mit deinen Spielzeugen großer Zauberer. Werkzeuge sind dazu da sie zu benutzen und ein unbrauchbares Werkzeug, hat noch die Arbeit der besten Meister zunichtegemacht.“ Die schattenhaften Tentakel, krochen wie die langen, dürren Zweige einer langsam in sich zerfließenden Baumkrone über den kalten, modrigen Stein und schlängelten sich dabei äußerst behutsam um die ungeöffnete Schatulle. „Genug davon. Was hast du mir mitgebracht? Ich nehme an es ist von großem Wert für dich?“

„Von großem Wert für uns“, verbesserte der Geist gelassen. „Es ist ein Überbleibsel unserer Operation in Venedig die wie du ja weißt, noch im letzten Augenblick sabotiert wurde. So wie die Dinge aktuell stehen, war es nicht ganz einfach das Objekt aus der Lagune zu extrahieren. Mehrere Wochen hat es gedauert, bis ich seine Reise über dutzende Umwege und lokale Zellen an seinen Bestimmungsort überführen konnte. Ich habe Milena geschickt, weil der letzte Teil der Reise der gefährlichste war.“ Die geisterhafte Erscheinung, machte ein paar steife Schritt in Richtung des Altars und richtete den glühenden Blick auf den Deckel der Schatulle. „Da ich mich derzeit um andere, vorrangige Dinge kümmern muss, wird dieses Unterfangen noch ein wenig warten müssen. Augenblicklich kann ich mir jedoch keinen sichereren Ort dafür vorstellen, als in deiner verantwortungsvollen Obhut. Die Schlangen im Süden werden unruhig und die Leichengräber wissen bereits genug. Der Konflikt in den Grenzlanden ist trotz des Friedensvertrages am Schwelen und stellt daher auch keine sichere Verwahrung dar. Daher war mein erster Gedanke ihn dorthin zu bringen, wo jeder viel zu sehr mit sich selbst und den örtlichen politischen Debakeln beschäftigt ist, als dass er sich ernsthaft darum kümmern oder scheren würde. Zudem sind die hiesigen Parteien in die Geschehnisse kaum involviert.“ Noch während er sprach, umschlangen einige der feineren Schattententakel den Deckel der Schatulle und hoben diesen leicht an. Mit einer dramatisch-geschwungenen Bewegung, transportierte daraufhin ein weiteres der nachtschwarzen Gebilde den kleinen, funkelnden Inhalt des Kästchens zutage.

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„Ah, vortrefflich. Ich kann deine Intention nachvollziehen Ahriman. Wenn es dein Wunsch ist, so werde ich ihn vertrauensvoll in der schwärzesten, dunkelsten Finsternis verwahren, zu derer ich fähig bin. Du könntest im Übrigen tatsächlich recht behalten, was deine Überlegungen hinsichtlich der ganz neuen Möglichkeiten für unsere Bestrebungen betrifft. Ich bin mir über deine Fähigkeiten sehr wohl im Klaren Zauberer und hoffe, dass dir dieses Spielzeug bald bessere Dienste leisten wird als deine schwer zu kontrollierende Usurpatorin.“ Die glühenden Augen des geisterhaften Hünen, hefteten sich auf den kleinen, fein gearbeiteten Ring, der von einer der in bösartiger Vorfreude zuckenden Schattententakel umschlungen war. Filigrane Stängel und Verästelungen, deuteten die Ranken von wilden Rosen an und an der Siegelkrone, prangte eine dazu passende, prachtvolle Blüte.

„Davon bin ich überzeugt.“

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"Alea iacta est." oder "Die Würfel sind gefallen." - Lateinisches Sprichwort


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