Vampire: Die Maskerade


Eine Welt der Dunkelheit
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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Sa 20. Jul 2019, 20:00 
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Alida hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht. Trotz des in vielerlei Hinsicht aufwühlenden Gespräches mit der Sammlerin in der letzten Nacht schien es Alida als würde ihr eine Last von den Schultern genommen. Wenigstens ein Problem schien sich von allein erledigt zu haben. Sie lehnte sich im Sessel zurück, faltete entspannt die Hände vor dem Gürtel ihres Gewandes und kaute sogar als Karl geendet hatte noch nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Schließlich zuckte sie mit den Schultern, eine Geste, die ihre Worte wohl unterstreichen sollten. „Schade für Jocelyn. Sie hätte ihren Stolz herunter schlucken und einfach fragen können, ob ihre Schwester bereit gewesen wäre, den Platz zu tauschen. Ich kann mir vorstellen, Isabelle hätte dem Leben im Kloster weiterhin den Vorzug gegeben. Jocelyn hat Temperament und Durchsetzungswillen, Eigenschaften, die bei Frauen in der heutigen Zeit leider selten zu finden sind. Aber die Fähigkeit zu eiskalten Intrigen selbst der eigenen Schwester gegenüber machen sie wohl definitiv nicht zu einer geeigneten Braut für dich oder sonst irgendeinen guten Mann.“

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Verfasst: Sa 20. Jul 2019, 20:00 


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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: So 28. Jul 2019, 20:04 
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Karl setzte sich mit einem kurzen Seufzer und ließ die Schultern ein wenig hängen. „Vielleicht.“ Sein Gesichtsausdruck ließ keine Zweifel daran, dass er heilfroh war nicht mit Jocelyn verheiratet zu sein. Seine nächsten Worte bestätigten diesen Verdacht nur. „Es mag sein, dass meine zukünftige Schwägerin über gewisse Talente verfügt, die am Hofe recht nützlich sind. Dennoch könnte ich mir nicht vorstellen mit einer so falschen Schlange mein Leben zu teilen. Wer weiß schon so genau, was sie sich sonst noch ausgedacht hätte.“ Karl zuckte nur mit den Schultern und wechselte dann das Thema. "Vielleicht habe ich es nicht oft genug gesagt, aber ich bin wirklich dankbar für all deine Hilfe. Ich wage nicht mir vorzustellen, wie all das hier ohne deine Silberzunge und deine Beobachtungsgabe ausgegangen wäre. Daher lass mich bitte wissen, falls ich dir in Zukunft irgendwie helfen kann."

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Mi 31. Jul 2019, 20:17 
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Auch Alida zuckte bei seiner Bemerkung Jocelyn betreffend mit den Schultern. „Wollen wir hoffen, dass sie in Zukunft von ihrem ‚Onkel‘ im Zaun gehalten wird und nicht auf die Idee kommt, weitere ‚Pläne‘ schmieden zu wollen.“ Alida hoffte inbrünstig. Jemanden wie Jocelyn brauchte man nicht als Feindin. Als er ihre vermeintlichen Fähigkeiten lobte, machte sie nur eine wegwerfende Handbewegung. „Den Erfolg deiner Bitte verdankst du vor allem einem: der Weitsicht und dem offenen Denken des Großmeisters der Templer. Er scheint ein fähiger Mann zu sein. Gebe Gott, dass ich bei meinem Urteil nicht falsch liege. Sie legte ihm für einen kurzen Moment die Hand auf den Arm. „Ich wünsche, dass du glücklich wirst. Hoffen wir, dass dir das gegeben sein mag.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: So 18. Aug 2019, 17:27 
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Mit einer letzten, galanten Bewegung verbeugte sich Karl vor Alida. „Ich danke dir für deine Worte.“ Den Blick in die Ferne gerichtet schien er zu überlegen. „Ich muss jetzt zu meinen Schwestern gehen. Sie wollen mit Marquet die Details der Hochzeit ausdiskutieren. Vor deiner Abreise werde ich mich aber noch einmal von dir verabschieden.“ Mit einem letzten Lächeln brach der junge Graf in eine, noch immer ungewisse Zukunft auf. Zum Glück sah dieser Weg, nicht zuletzt dank Alida, ein wenig freundlicher aus als vorher abzusehen war. Dennoch würde am Ende die Zeit zeigen, welche Früchte diese Ernte tragen mochte.



Einige Monate später…

Die Kooperation mit den Templern und dem Handelshaus van de Burse war angelaufen und bis jetzt konnte man eine äußerst positive Bilanz unter die Zusammenarbeit ziehen. Der Ritterorden öffnete durch seinen guten Ruf so manche Tür, die man sonst wohl nur nach langer Zeit des Verhandelns aufgestoßen hätte. Im Gegenzug profitierten die Templer von der Infrastruktur der van de Burses im Norden und Osten Europas, wo sie begannen ihre ersten eigenen, kleinen Stützpunkte aufzubauen. So oder so - Henri Marquet war mit der Kooperation mehr als zufrieden und auch Alida schon einige Vorteile für sich und die Familie einstreichen können.

Diese Woche war Alida einmal mehr nach Flussfall gereist. Der Großmeister den Templer hatte sie gebeten einige Details über die Zusammenarbeit im nächsten Jahr mit ihm zu besprechen und schließlich hatte sich die Tzimisce für ein paar Tage von ihrem üblichen Tagwerk loseisen können. Bereits auf dem Weg zur Burg konnte Alida die Veränderungen sehen, die Henri Marquet als oberster Seneschall der Grafschaft in Gang gesetzt hatte. Eine große Varianz an Feldfrüchten und Obsthainen säumten die gut instand gesetzten Straßen, da die vielen neuen Zinspächter die der Templer in den leeren Höfen angesiedelt hatte, sich nicht mehr nach vorgeschriebenen Erntefolgen richten mussten. Auch die Zeltsiedlung vor den Toren Flussfalls hatte sich offenbar durch den Zufluss von Wissen und barer Münze in ein schmuckes, kleines Dorf verwandelt. 'Weißbrück' hieß die Siedlung aufgrund der ständigen Präsenz der Templer in ihren hellen Gewändern inzwischen, sowie dem blassen Putz, mit welchem sie ihre Gebäude tünchten. Schließlich in Flussfall angekommen und noch bevor sich Alida eingerichtet hatte, kam ein Diener der die blonde Händlerin eine sofortige Einladung zu einem Gespräch überreichte…


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Einmal mehr wurde Alida im Wappenraum mit den gemütlichen Sesseln geführt, indem Karl schon auf sie warte. Der Graf von Flussfall sah gut aus. Er wirkte entspannt und trug die Haare ein wenig länger als üblich und trug einen tiefroten, teuren Schultermantel der ihm hervorragend stand. Er begrüßte Alida warm und zu ihrer Überraschung sah sie Brunhild auf einem der gepolsterten Möbel sitzen, die sie ebenfalls mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Die beiden Sterblichen waren aufwendig zurechtgemacht. Die Schmiedin trug ein tiefrotes Kleid mit kunstvollen Stickereien im nordischen Stil, während das Gewand selbst aus bester flandrischer Wolle gefertigt war. Der Händlerin fiel auf, dass Mantel und Kleid im exakt gleichen Rot gefärbt waren. Es war ein subtiles, aber nichtsdestotrotz starkes Zeichen der Verbundenheit, was die beiden so zur Schau stellten. Alida hatte gehört, dass sich die wirtschaftliche Lage von Leif's Vertrauter sehr zum Guten gebessert hatte, nachdem sie dank Karl zur Freimeisterin berufen wurde. Diese Idee hatte Alida selbst erdacht und sie hatte ganz offensichtlich ihre Wirkung nicht verfehlt, insbesondere jetzt wo sie als erfolgreiche Pilgerin aus dem heiligen Land zurückgekehrt war.

Karl sprach schließlich als erster. „Es ist sehr schön, dass wir uns wiedersehen Alida.“ Er bot der Tzimisce einen Platz an, fuhr dann aber unbeirrt und mit einer gewissen Dringlichkeit fort. „Ich weiß dir liegt nicht viel an einer formell-höflichen Begrüßung, deshalb will ich gleich zum eigentlichen Thema kommen.“ Seine Mimik verriet, dass es ihm leidtat die blonde Händlerin einmal mehr mit seinen Problemen zu belasten. „Du erinnerst dich sicherlich noch an die alte Geschichte mit der Schwester meiner Verlobten?“ Er seufzte kurz und von Brunhild war nichts als ein ablehnendes Schnauben zu hören. Karl erklärte schließlich weiter die Situation„Nun Jocelyn hat einmal mehr die Krallen ausgefahren und ich würde dich gerne um einen letzten Gefallen in dieser Sache bitten, bevor sie vielleicht doch noch Schaden anrichtet.“ Der junge Mann lächelte entschuldigend. „Bitte verzeih, dass ich dich einmal mehr mit diesem Thema belaste.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Mo 19. Aug 2019, 20:24 
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Alida hatte sowohl Karl als auch Brunhild begrüßt und schließlich auf einem der Stühle Platz genommen. Sie begrüßte die Entwicklung, die alles genommen hatte, auch wenn sie nach wie vor nicht mit Karl tauschen wollte, Adel hin, Adel her. Seine Befürchtungen, die Schwester seiner Verlobten betreffend, ließen Besorgnis und auch Ärger in Alida aufsteigen. Sie wäre aber auch erstaunt, fast ein wenig enttäuscht gewesen, hätte Jocelyn anders als von ihr erwartet, so rasch klein bei gegeben. Sie hätte allerdings vermutet, dass ihr Onkel besser in der Lage gewesen wäre sie zur Räson zu bringen als jegliche Vernunft.
Alida schüttelte rasch den Kopf um Karl noch während er sprach zu verstehen zu geben, dass seine Belange sie in keinster Weise belasteten. Sie legte nachdenklich einen Finger an die Wange. „Ich bin gespannt, was du zu berichten hast…“

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Di 20. Aug 2019, 07:25 
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Karl setzte sich ebenfalls auf einer der bequem gepolsterten Stühle und lehnte sich dankbar an. "Hochmeister Marquet hat einige Leute in Jocelyns Nähe platziert um ihr gutes Benehmen zu gewährleisten. Einer von diesen Spionen hat ihm allerdings vor kurzem eine Nachricht zukommen lassen. Darin heißt es, dass sie wohl plant ihr Wissen, um Isabelles Kind zu nutzen, um das Leben ihrer Schwester doch noch zu ruinieren, oder sich zumindest zu rächen." Brunhild regte sich kurz. "Miststück." Ablehnung und ein gewisser Ekel waren, ebenso wie die vulgäre Äußerung selbst, verbale Werkzeuge, welche die Nordfrau nicht leichtfertig gebrauchte. So gut kannte Alida die blonde Schmiedin inzwischen doch schon. Karl sprach schließlich weiter. "Ich habe das Mädchen im Moment im Dorf bei einer Kinderfrau untergebracht, aber sie ist zu nah, falls jemand beginnt etwas zu vermuten, oder anfängt die richtigen Fragen zu stellen. Henri, Isabelle und ich haben uns schließlich beraten, wie wir mit dieser Situation umgehen und letztendlich ist uns nur eine Lösung eingefallen, die sicherstellt, dass meine zukünftige Stieftochter nicht für irgendwelche üblen Spiele missbraucht wird." Der Blick des jungen Grafen richtete sich nun auf Brunhild, deren Mimik wie Alida bemerken konnte, zwischen Zweifel und Entschlossenheit hin und her wechselte. Die Wikingerin nickte Karl aber ohne weiteres Zögern bekräftigend zu und schließlich erklärte er die Situation weiter. "Die Kleine wird bei Brunhild als Ziehkind aufwachsen. Nur so können wir sichergehen, dass sie eine unbeschwerte Kindheit genießen kann." Karl schwieg für eine Weile, um Alida Zeit zu geben das Gehörte zu verarbeiten.

"Diese Lösung wird dir sicherlich ungewöhnlich erscheinen, aber was wäre ich für ein Mann, Ehegatte und vielleicht zukünftiger Vater, wenn ich das Mädchen einfach in irgendein Kloster stecken würde?" Alidas Gegenüber schüttelte energisch den Kopf. "Das Schicksal mag mir im Moment gnädig gestimmt sein, aber ich weiß was Verlust bedeutet. Ich weiß was es heißt ein Bastard zu sein und ich weiß was es heißt einer Mutter in jungen Jahren entrissen zu werden. Das Mädchen kann für ihre Situation am allerwenigsten und das mindeste was ich für sie und Isabelle tun kann, ist dafür zu sorgen, dass sie mit all der Liebe und Freiheit aufwachsen kann, die man irgendwie ermöglichen kann." Karl blickte zu Brunhild voller Zuneigung und Wärme. Es war klar, auch wenn er das Wort selbst nie benutzte, dass er sich als Sohn der Schmiedin sah. "Brügge ist nah genug damit Isabelle zumindest sehen kann, dass es ihrer Tochter gut geht und doch anonym und weit genug weg um irgendwelche politischen Spielchen zu verhindern." Jetzt, das machten Tonfall und Gestik von Karl klar, sprach er Alida direkt hat. "Damit wir das ganze erfolgreich und ohne Spuren abwickeln können, kommen du und deine Kontakte hoffentlich ins Spiel. Wir brauchen jemanden, der eine von uns erfundene Geschichte um die Herkunft des Mädchens, glaubhaft bestätigt. Vielleicht ein korrupter Priester, ein armer Bauer oder etwas dergleichen? Natürlich würde ich großzügig mit Silber nachhelfen...Fällt dir jemand ein oder bist du einer derjenigen die Kontakte ins Genter Waisenhaus pflegen?" Karl wirkte etwas verlegen. "Ich weiß, Liliana hätte vielleicht mehr Möglichkeiten in diesem speziellen Fall, aber ich hätte es sehr gerne vermieden sie irgendwie in diese Sache mit hereinzuziehen. Es wissen so schon zu viele Leute Bescheid."

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Do 22. Aug 2019, 19:57 
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Alida biss etwas zu fest auf ihre Unterlippe und spürte den unangenehmen Schmerz ihrer Anspannung. Sie ließ wohl mehrere Minuten verstreichen und öffnete erst die Lippen als sich eine erdrückende Stille auszubreiten begann. „Es wäre eine Möglichkeit das Kind bei Brunhild aufwachsen zu lassen… Allerdings…“ Sie sah entschuldigend zu der blonden Nordländerin. „… weiß ich nicht, ob das eine gute Idee ist.“ Sie begann ihren Gedankengang zu erklären. „Verzeiht, wenn ich das ausspreche, aber eure Position in Brügge und auch Flandern ist alles andere als gefestigt. Ihr lebt unter all den Gläubigern ohne regelmäßig den heiligen Messen beizuwohnen, lehnt die …‘gottgewollte‘… Dominanz eines Mannes über euch ab indem ihr die Ehe verweigert und brüskiert die ‚braven‘ Mitglieder der Schmiedegilde indem ihr ohne Mitglied in der Zunft zu sein eigenständig bessere und günstigere Waffen als sie herstellt. Ihr habt Neider und Feinde. Das sollte man nicht vergessen. Wenn ihr einen Säugling aufnehmt mag das zum Einen Fragen aufwerfen und euren Feinden Mittel in die Hände geben, die euch, sowie auch Karl, …denn jeder dritte mag sich zwei und zwei zusammen zählen…, schaden mögen.“ Sie verflocht die Finger ineinander. „Ich würde vorschlagen, ihr solltet den Großmeister des Templerordens, in dieser Hinsicht um Rat fragen. Das Kind ist nach wie vor Französin und, wenn auch ein Bastard, so doch vielleicht in den Hallen seiner Vorväter geduldet und akzeptiert? Ob als Zofe, Näherin oder in der Küche…“ Wieder ließ sie einige Zeit verstreichen. „Vielleicht weißt du, Karl, ja auch einen Gefolgsmann, der das Kind aufnehmen würde? Oder einen unserer Arbeiter im Kontor? Ein wenig Silber wird zusätzlich dafür sorgen, dass es dem Säugling gut gehen wird. Nebenbei verfüge ich tatsächlich über Kontakte zum Waisenhaus in Gent, die du nutzen könntest. Sehr diskrete Kontakte…“ Sie sah Karl fest an. Ganz offensichtlich lag ihr noch etwas anderes auf dem Herzen. „Ich denke, es ist nicht rechtens, wenn du sagst, du wüsstest, wie es wäre als Bastard aufzuwachsen. Du hattest jeden Tag deiner Kindheit einen Vater, der sich um dich gekümmert hat und auch wenn du viel erdulden musstest, hat zumindest in dieser Hinsicht nie jemand ein solches Wort in den Mund genommen.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: Fr 23. Aug 2019, 18:56 
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An seiner Stimme konnte Alida bemerken, dass sie Karl mit einer ihrer Aussagen verletzt hatte, auch wenn er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und seine folgenden Worte daher ungewohnt diplomatisch und mit Bedacht sprach. "Du hast recht. Vielleicht habe ich meinen Status als Bastard ungewöhnlich spät bekommen und das Privileg gehabt in einem Haus voller Liebe und Sicherheit aufzuwachsen." Er warf Brunhild ein kurzes Lächeln voller Dankbarkeit und Wärme zu. "Dennoch kann ich nachvollziehen, wie man sich ein Kind fühlt, dem man das Gefühl gibt, nicht dazuzugehören. Wir waren alle, nachdem wir aus dem Osten zurückgekehrt sind nichts als Fremde in diesen Landen, was man uns lange genug hat spüren lassen. Ich hatte eine Mutter die der Hexerei und Prostitution angeklagt und für schuldig befunden wurde, sowie einen Vater der seine Sorgen nur zu oft im Branntwein ertränkt hat. Das ändert nichts an meiner Liebe für beide, aber unsere Nachbarn waren nicht immer so gnädig. Fehler oder Andersartigkeit zu verzeihen liegt nicht in der Natur der meisten Menschen und dabei spielt es keine Rolle, ob man Kind, Jugendlicher oder Erwachsener ist. Also verzeih mir, wenn ich dir widersprechen muss, denn ich denke schon das ich aus Erfahrungen sprechen kann." Karl schien wieder auf das eigentliche Thema zurückkommen zu wollen.

"Aber das spielt hier eigentlich nichts zur Sache. Der Großmeister war im Übrigen mit dem Plan einverstanden. Das Kind soll nicht nach Frankreich zurückkehren, nicht solange er so viel Zeit in Flandern verbringt. Es würde viel zu lange dauern um zu reagieren, sollte es nötig sein. Was die Vasallen von Flussfall angeht, sind diese auch keine Option. Keiner von ihnen ist loyal genug um ins Vertrauen gezogen zu werden. Die meisten sehen in mir nichts als einen machthungrigen Emporkömmling der sich Flussfall unter den Nagel gerissen hat oder einen einfachen, dummen Jungen, der zu viel Glück hatte und seine Position nicht verdient hat. Das Ergebnis ist in beiden Fällen dasselbe." Karl legte für einen Moment den Kopf in den Nacken, um nachzudenken. "Also einer deiner Arbeiter sagst du? Gibt es überhaupt jemanden, den du für geeignet halten würdest sich wirklich gut, um die Kleine zu kümmern?" Brunhild hatte sich bis jetzt zurückgehalten, meldete sich nach den letzten Worten ihres Ziehsohnes allerdings zu Wort und zwar bevor Alida antworten konnte. "Ist das wirklich euer beider ernst? Was ist, wenn diese Irre Schwester irgendetwas Neues versucht? Wird ein Fremder für das Kind einstehen und es verteidigen? Oder wird er eine großzügigere Summe ablehnen, falls sie versucht ihn für zu bestechen?" Die blonde Frau schüttelte ungläubig den Kopf, beinahe als wollte sie sich selber antworten. "Manchmal hasse ich dieses Land. Die Götter wissen, dass der Norden kein Paradies ist, bei weitem nicht! Aber dort nimmt wenigstens niemand daran Anstoß, wenn man sich um ein kleines Kind kümmert, insbesondere wenn es bald zur Familie gehört." Brunhild blickte zwischen Alida und Karl hin und her. Ihr Ton wurde etwas weicher und versöhnlicher "Am Ende tut, was ihr für richtig haltet, aber Karl eine Sache solltest du bedenken: Thalia an einen Wildfremden abzugeben war nichts das Versprechen, was du deiner zukünftigen Braut gegeben hast." Die Nordfrau sagte nichts mehr und schien sich tatsächlich auch nicht mehr einmischen zu wollen. Sie hatte ihre Meinung kundgetan. Der junge Graf von Flussfall schien sich selber nicht mehr sicher zu sein und wartete was Alida zu sagen hatte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: So 25. Aug 2019, 10:41 
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Alida hatte den beiden zugehört. Sie erwiderte nichts auf Karls Ausführungen zu seiner Kindheit und auch Brunhilds Bemerkungen über Flandern und seine Bewohner ließ sie unkommentiert. Auch wenn sie sich insgeheim doch fragte ob man in Dänemark nicht genau wie hier auch jedes Mittel nutzen würde um einem Feind zu schaden, auch wenn das MIttel ein unschuldiger Säugling war.
Sie sah schließlich zu dem Sohn ihres toten Neffen. „Karl? Ich bin die letzte, die irgendeine Entscheidung über das Schicksal eines kleinen Mädchens zu treffen hat. Das ist Aufgabe der Mutter. Wenn sie nicht dazu in der Lage ist, dann wäre es meine Meinung nach Aufgabe ihrer Eltern oder desjenigen, der bis zu ihrer Vermählung die Obsorge über sie hat. Wenn sie diese Verantwortung auf dich überträgt, macht es die Sache nicht leichter. Aber das Kind ist nicht der erste und sicher auch nicht der letzte Bastard, der in Frankreich oder Flandern geboren wird und selbst wenn ein solcher Faux- pas herauskäme, würde das nach eurer Hochzeit nichts mehr an den Beziehungen zwischen den Grafen von Flandern und deinen zukünftigen Schwiegereltern ändern. Es sei denn man wünscht einen großen Eklat daraus zu spinnen, was, glaube ich, in keinerlei Interesse liegt. Mit Ausnahme von Jocelyns. Nun ja… Wohin also mit der Kleinen? Wenn du sie irgendwo in der Nähe wissen willst hast du zwei Möglichkeiten: jemand, der dir gegenüber absolut loyal ist und Bescheid weiß, oder jemanden, der keine Ahnung von gar nichts hat und den das Silber lockt. Ich bin mir sicher, man kann Erfahrungen über einige Familien anstellen, die als gut, ehrenhaft und warmherzig gelten und gerne bereit wären ein kleines Mädchen aufzunehmen, und dann wählen. Bei den hiesigen Bauern, den Arbeitern der Van de Burse, den Wachleuten… Brunhild ist selbstverständlich deine erste Wahl, aber das weiß eine Frau wie Jocelyn ebenso und so wird sie sofort wissen, wer das kleine Mädchen ist, dass deine Ziehmutter seit neuestem unter ihre Fittiche genommen hat…“ Sie seufzte kurz. „Wie gut verstehst du dich mit Mildred? Sie scheint bereits Brunhilds Tochter Thyra hilfreich zur Seite zu stehen. Sie hat selbst keine Kinder, ist ausgesprochen fähig und kennt den Wert von Geheimnissen besser als jede andere… Und wenn das Kind i ihrem Haushalt ihre Schule durchlebt, da bin ich mir sicher, wird auch eine intrigante Tante wie Jocelyn ihr nichts anhaben können…?

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 Betreff des Beitrags: Re: Apostel, Feste und Feiertage
BeitragVerfasst: So 25. Aug 2019, 14:01 
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Alidas Gesprächspartner tauschten interessierte Blicke aus, als die Unterhaltung auf Mildred zu sprechen kam. Im Gegensatz zu dem angesprochenen Karl, war es allerdings Brunhild die auf die gestellte Frage antwortete. „Nun eure Verwandte ist...sagen wir einmal...etwas eigen, allerdings hat sie gewisse Prinzipien für die sie ohne Kompromisse eintritt. Eine solche Überzeugung kann ich nur bewundern.“ Die blonde Frau schlug ihre schlanken Beine übereinander und überlegte für einen Moment. „Mildred hat Thyra in der Tat in einem Moment der Not geholfen. Kurz bevor der Bürgerkrieg ausgebrochen ist, hat man mich auf Geheiß des Gildemeisters der Schmiede festgenommen. Ich hatte bereits meinen Titel als Freimeisterin, aber man warf mir vor ohne Erlaubnis mit Thyra einen Lehrling auszubilden, ein Privileg welches der Gilde vorbehalten war, sowie ‚unlauteres Geschäftsgebahren‘ zu praktizieren.“ Brunhild seufzte und in dieser kleinen Regung war die Ablehnung und Erschöpfung zu spüren, die sie offenbar empfand wenn es um die Brügger Mitglieder ihrer Profession ging. „Mildred ist schließlich hervorgetreten und hat sich dem Gildemeister in den Weg gestellt, indem sie behauptet hat, dass Thyra nicht mein Lehrling sein kann, weil sie der ihre ist. Ich bin eurer Verwandten noch immer dankbar für ihren Einsatz, immerhin hätte sie sich dieser Willkür nicht in den Weg stellen müssen und so ist meine Tochter ihrer Verhaftung entgangen. Den Rest der Geschichte kennt ihr glaube ich. Nach Gent wurde ich trotzdem gebracht um Zeugnis abzulegen wie man so schön gesagt hat, aber es war nichts als ein Vorwand um Handwerker für die Kriegsvorbereitungen zu gewinnen und Thyra ist seitdem wirklich eine Auszubildende bei den Seidenweberinnen, unter direkter Obhut eurer Verwandten.“

Brunhilds Blick wanderte wieder zu Karl. „Ich muss sagen die Idee gefällt mir immer besser, je mehr ich darüber nachdenke. Es könnte tatsächlich die beste Lösung für Thalia sein. Es wäre nicht das erste Mal, dass Mildred eine Frau oder ein Mädchen beschützt und sie ist mehr als reich genug, um nicht einfach mit Geld gekauft zu werden. Außerdem glaube ich, dass jemand wie sie durchaus den Mehrwert erkennt, den ein Gefallen des Grafen von Flussfall und vielleicht eines Großmeisters der Templer mit sich bringen könnte.“ Alida konnte sehen, dass Karl fieberhaft überlegte. Er stand schließlich auf und nickte den beiden Frauen flüchtig zu, bevor er zum Ausgang des Raumes schritt. Er sprach hastig. „Ich muss mit Isabelle und Marquet sprechen. Bitte entschuldigt mich einen Moment.“ Die Ghulin und die Tzimisce blieben allein im Wappenzimmer zurück. Als die schwere Holztür wieder in Schloss flog, warf Brunhild Alida einen nachdenklichen Blick zu. „Ich kann mir vorstellen, dass ihr nicht viel Lust habt, Euch mit diesen Problemen die nicht Eure eigenen sind herumzuschlagen, aber Karl hat darauf bestanden Euch ins Vertrauen zu ziehen. Er schaut zu Euch auf, respektiert Euch und ihm ist sowohl Eure Akzeptanz als auch Zustimmung wichtig.“ Brunhild schwieg, schien sich dann aber doch dazu zu entschließen noch etwas hinzuzufügen. „Ich wollte Euch dies nur mitteilen, falls Euch das noch nicht bewusst ist.“

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