Vampire: Die Maskerade

Alida senkte das Haupt mit einer Geste die sowohl Dankbarkeit als auch Zustimmung ausdrückte. „Das werde ich tun. Aufgrund des zu erwartenden Widerstandes unseres Kappadozianers kann ich keine Garantie dafür aussprechen, aber wenn es nach mir geht, wäre es mir eine Ehre euch in Brügge willkommen zu heißen.“

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Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimms.
Dante Alighieri

Wie bei einem Sturm, der plötzlich und bedrohlich am Himmel aufzieht veränderte sich die Stimme der Sammlerin. Ablehnung und etwas ganz und gar wildes war wieder in ihre Worte zurückgekehrt. "Sagt eurem Salubri ruhig, er soll sich genau überlegen welche Schlachten er schlagen möchte. Er weiß welche Verbrechen er begangen hat und nur weil ich meine Hand nicht gegen ihn erheben kann, weiß er selbst, dass ein Kainit in seiner Position aufhören sollte sich unnötig Feinde zu machen."

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- Do not go gentle into that good night. Rage, rage against the dying of the light. -

Alida musste den Schritt nach hinten, den sie bei dem plötzlichen Aufwallen von Zorn, tun wollte, mühsam unterdrücken und sich zwingen an Ort und Stelle zu verharren. Die Wut, die die bloße Erwähnung des Namens des Wikingers mit sich brachte, verwunderte sie doch ein wenig, bedachte man das Alter und die Macht der Tzimiske, die ihr gegenüberstand. „Ich weiß nicht, wie viel ihr über ihn wisst… wie viel seiner Gedanken oder seines Wesens euch durch eure Fähigkeiten übermittelt werden konnten. Ich arbeite bald ein halbes Jahrhundert mit ihm gemeinsam in Brügge und weiß zumindest so viel: In der Regel ist er ein Mann der Überlegung und des Kalküls. Er weiß meist genau, wen er sich zum Feind machen kann und wen er besser nicht dazu zählen sollte, und ich bin mir sicher, dass er euch diesbezüglich in die richtige Kategorie einteilen wird.“

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Dante Alighieri

Der Zorn, welcher die Sammlerin zuvor beherrscht hatte, wich aus ihrer Stimme, so schnell er gekommen war. Die alte Tzimisce schien Alida nicht belehren zu wollen, ließ das Thema allerdings auch nicht gleich fallen. "Ihr habt natürlich ein Recht auf eure eigene Meinung und Eure eigenen Erfahrungen. Dennoch solltet ihr euch vorsehen. Ich habe die tiefsten Gedanken und Geheimnisse von Leif Thorson gesehen und dort jemanden vorgefunden der in der Lage ist alles zu tun, wenn er es für die richtige Entscheidung hält. Vertraut ihm niemals zur Gänze und hinterfragt was er tut. Er kennt nämlich keine Grenzen. Das hat bewiesen als er Andomars Herzblut gestohlen und seine Seele im Amaranth verschlungen hat."

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Alida sog tief die Luft ein und ließ sie langsam wieder zwischen den Lippen entweichen. Diablerie an einem so alten und mächtigen Malkavianer? Sie sah die Sammlerin fest an. „Macht euch keine Gedanken zu meinem Urteil. Ich gehöre mit Sicherheit nicht zu den Kainiten, denen Leif Thorson irgendeine Art von Sympathie entgegen bringt und mir wurde oft genug eingeflüstert, dass ich mein Vertrauen am besten nur so sparsam wie überhaupt möglich verteilen sollte. Er engagiert sich für das Wohl der Stadt und in vielem habe ich schlicht und ergreifend die Zusammenarbeit mit ihm schätzen gelernt.“ Sie rief sich das Bild des Nordmannes vor Augen. „Wenn ihr etwas über ihn wisst, von dem ihr annehmt, dass ich es besser wissen wollte, dann lasst es mich bitte wissen.“

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Die Sammlerin schüttelte langsam mit dem Kopf. „Nichts was euch oder Brügge angeht. Aber mein letztes Zusammentreffen mit ihm ist viele Jahre her. Seitdem kann viel passiert sein. Vergesst das nicht.“ Die alte Tzimisce lehnte sich zurück. „Mehr kann ich Euch nicht mit auf den Weg geben.“

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Alida verschränkte die Finger ineinander. „Danke für die Hilfe, die ihr mir erwiesen habt. Wenn ich kann, werde ich mich revanchieren.“ Sie drehte sich ein wenig Richtung Tür. „Ich sollte zurück zur Gesellschaft dieser Festung. Ich bin gespannt, was dort oben vonstatten gegangen ist und welche Hintergründe die Taten der Lebenden tatsächlich bewegt hat.“

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„Mögt ihr euren eigenen Weg finden, Kind des Ältesten.“ Mit diesen letzten Worten verabschiedete sich die alte Tzimisce ebenfalls, was es Alida erlaubte die dunklen Kerker hinter sich zu lassen und wieder in den wohnlicheren Teil der Burg zurückzukehren. Die Aufregung die sie dort erwartete, war keinesfalls zu übersehen. Hohe wie niedere Bewohner der Burg wussten von einem phänomenalen Wutausbruchs des Hochmeisters Marquet zu berichten, der sich wohl gegen seine ältere Nichte gewandt hatte. Noch am Nachmittag hatte sie die Festung überstürzt mit einer kleinen Leibgarde unter der Führung von Siegfried verlassen müssen und seitdem hatte sich der Templer zusammen mit dem Karl von Flandern zu Beratungen zurückgezogen. Der Skandal schien alles zu durchdringen. Alida konnte einige Küchenmädchen kichern hören, die meinten zu wissen, dass der Herr von Flussfall die hübsche Schwester der weniger ansehnlichen vorzog und selbst einige Wachleute konnte sie flüstern hören, die versuchten sich die Hintergründe zusammenzureimen. Am meisten wurde darüber gerätselt, ob die Hochzeit noch stattfinden würde. Niemand schenkte Alida besondere Aufmerksamkeit, doch spät in der Nacht wurde ihr schließlich ein Bote geschickt, der sie darum bat morgen nach Sonnenuntergang den Grafen von Flussfall aufzusuchen.

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Sie war alles andere als undankbar, dass man ihr so wenig Beachtung schenkte. Es reichte völlig aus hier und da den Gerüchten zu lauschen und in dem seltsamen Bienenstock, der eine solche Burg ja war, dem emsigen Treiben zuzuschauen. Sie war froh als sie schließlich die Nachricht von Karl erreichte. So wäre sie vielleicht zu guter letzt doch noch in der Lage die tatsächlichen Hintergründe der Zwistigkeiten zwischen den Schwestern zu verstehen. Sie wartete auf den morgigen Abend.

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Der nächste Abend brach heran und die Geschäftigkeit in Flussfall hatte nur noch zugenommen. Es schienen noch mehr Männer als zuvor durch die verwinkelten Gänge des Schlosses zu streifen und vielleicht konnte sich Alida dunkel erinnern, dass sich Johanna und Margarethe von Flandern für den heutigen Tag angekündigt hatten. Die Schwestern mussten inzwischen mit ihren Dienern und Wachen eingetroffen sein. Alida selbst wurde gleich nach ihrem Erwachen in einen etwas abgelegenen Teil der Burg geführt. Sie erinnerte sich an den Raum mit den Wappen an der Wand. Hier hatte Karl ihr damals von seiner Verwandtschaft mit dem Grafen von Flandern berichtet. Der junge Ritter hatte sich ebenfalls seinem neuen Stand entsprechend angekleidet. Das neue Kettenhemd schimmerte wie Silber und der scharlachrote Umhang war sauber und faltenfrei.

„Ich bin froh, dass du da bist.“ Der Graf von Flussfall wirkte etwas entspannter, als in den vorherigen Nächten. Die Ringe unter seinen Augen waren zwar nicht verschwunden, aber er trat sicher und entschlossen auf, insbesondere in Stimme und Gestik. „Dank deiner Warnung konnte Henri Marquet einen großen Skandal verhindern und darüber hinaus großen Schaden von meiner zukünftigen Braut abwenden. Dafür kann ich dir nur danken Alida.“ Er neigte leicht das Haupt und sprach gleich weiter, schien er doch die unausgesprochene Fragen der Händlerin gleich beantworten zu wollen. „Jocelyn wollte die Information über das Kind in der Tat dazu nutzen, die geplante Heirat zwischen mir und Isabelle zu verhindern. Sie hat nur noch auf die Ankunft meiner Schwestern gewartet und der Skandal wäre nicht mehr aufzuhalten gewesen. Allerdings...“ Karl schienen die nächsten Worte ein bisschen unangenehm zu sein. „...nun es war trotz all ihrer harschen Worte nie ihr Ziel gewesen die Verbindung unserer beiden Familien gänzlich zu verhindern. Tatsächlich wollte sie Isabelles Platz als Herrin von Flussfall einnehmen. Adeleide ihre Vertraute hat alles gebeichtet. Sie wollte als sprichwörtlicher Phoenix aus der Asche auftreten, indem sie sich unter Protest selbst anbietet und damit die Verbindung unserer Familien rettet, nachdem ihre Schwester in Ungnade gefallen war.“ Karl seufzte. „Es scheint, als hätte ihr der Reichtum von Fluss und...naja...die Aussicht auf einen jungen Ehemann mehr zugesagt als die Aussichten die in Frankreich auf sie warten.“

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